Blickpunkt Oktober - Dezember 2012 (pdf - 2MB) - Zum Heiligen Geist
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<strong>Oktober</strong> | November | <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
79. Ausgabe<br />
<strong>Blickpunkt</strong><br />
Heimzeitschrift des Öffentlichen Betriebes für Pflege- und<br />
Betreuungsdienste “<strong>Zum</strong> <strong>Heiligen</strong> <strong>Geist</strong>”<br />
www.altersheim-brixen.it<br />
Bürgerheim<br />
Verwaltungssitz<br />
Mozartallee 28 · 39042 Brixen<br />
Tel. 0472 255 000 · Fax 0472 255 001<br />
E-mail: info@altersheim-brixen.it<br />
Sanatorium<br />
Dante-Straße 51 · 39042 Brixen<br />
Tel. 0472 812 634 · Fax 0472 812 639<br />
Haus Eiseck<br />
Seebegg 19 · 39043 Klausen<br />
Tel. 0472 845 002 · Fax 0472 523 882<br />
Hartmannsheim<br />
Stadelgasse 1 · 39042 Brixen<br />
Tel. 0472 835 761 · Fax 0472 835 736
BLICKPUNKT <strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Mitteilung des Verwaltungsrates ................ 3<br />
Familienfreundlichkeit ............................. 4<br />
Benmuovere<br />
Auf die Frage, was auf Deutsch „benessere“<br />
heißt, bekam unser Italienischlehrer<br />
in der Volksschule St. Moritz in Ulten,<br />
1640 m.ü.d.M, von einem Klassenkameraden<br />
die prompte Antwort: „gut essen“.<br />
So ganz falsch war das wohl auch nicht.<br />
Wenn man da noch so etwas wie „benmuovere“<br />
dazu nimmt, ist für einen guten Teil<br />
von Wohlbefinden schon einmal gesorgt.<br />
Dieses „benmuovere“, man könnte, etwas<br />
nobler und fachlich vielleicht korrekter<br />
auch „Bewegungskompetenz“ sagen, beeinflusst<br />
nämlich in hohem Maße unseren<br />
Alltag, unsere Lebensqualität allgemein.<br />
Für den einen ist Bewegungskompetenz<br />
im Handstand zu gehen oder den 4. Grad<br />
zu klettern. Für den anderen bedeutet das,<br />
sich ohne fremde Hilfe von der Rückenlage<br />
auf die Seite zu drehen oder sich auch<br />
nur die Fliege von der Nase zu vertreiben.<br />
Bewegungskompetenz meint also nicht<br />
Sportlichkeit und körperliche Fitness.<br />
Sie meint vielmehr den kreativen Umgang<br />
mit den eigenen Bewegungsmöglichkeiten,<br />
angepasst an die jeweilige Situation.<br />
Am Leben sein bedeutet im Grunde in Bewegung<br />
sein. Wir Pflegenden, Therapeuten,<br />
Ärzte und Angehörigen tun deshalb<br />
gut daran unserer eigenen Bewegung viel<br />
Aufmerksamkeit zu widmen, um aus dieser<br />
Erfahrung heraus unsere anvertrauten<br />
Menschen in dem was sie noch können<br />
besser zu unterstützen und zu fördern.<br />
Im Sinne von „benmuovere“ für mehr<br />
„benessere“.<br />
Paul Berger<br />
Krankenpfleger, Kinaesthetics-Trainer<br />
Kurzzeitpflege:<br />
Atemholen für eine Langzeitaufgabe .......... 6<br />
Giacomos Abenteuer ................................. 9<br />
Rubrik: Zeitreise .................................... 10<br />
Maria Duregger feiert ihren<br />
105. Geburtstag .................................... 11<br />
Auf dich, Herr, habe ich vertraut... ......... 12<br />
Musik liegt in der Luft ............................ 13<br />
Kauf dir was Schönes - Kurzgeschichte .... 14<br />
Ausflug der Freiwilligen <strong>2012</strong> ................. 15<br />
Schnappschüsse aus dem Hartmannsheim .. 16<br />
Auf unsere Männer können wir zählen! .... 18<br />
Die lustige Seite .................................... 21<br />
2
<strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
BLICKPUNKT<br />
Mitteilung des Verwaltungsrates<br />
Liebe Heimbewohner/innen,<br />
liebe Angehörige, liebe Mitarbeiter/innen<br />
und Ehrenamtliche,<br />
sicherlich ist Ihnen aufgefallen, dass seit<br />
einiger Zeit in einer italienischen Monatszeitschrift<br />
regelmäßig sehr polemische oder sogar<br />
bösartige Artikel erscheinen, die gegen die Arbeit<br />
der Verwaltung des ÖBPB “<strong>Zum</strong> Hl. <strong>Geist</strong>“<br />
und insbesondere gegen den Herrn Direktor<br />
gerichtet sind. Eigentlich sollte man diesen<br />
Einwänden keine besondere Aufmerksamkeit<br />
und Bedeutung zumessen, handelt es sich<br />
schließlich um die persönliche Meinung des<br />
Redakteurs. Da sie aber zu Verunsicherung<br />
oder gar Besorgnis bei unseren Mitarbeiter/<br />
innen, den Senioren und deren Angehörigen<br />
führen können, ist folgende Stellungnahme<br />
angebracht.<br />
Die Beschlüsse des Verwaltungsrates und die<br />
Entscheidungen des Herrn Direktors (im Rahmen<br />
seiner Kompetenz lt. RG. Nr.7/2005)<br />
werden nach reiflichen Überlegungen und Diskussionen<br />
gefasst und vom zuständigen Rechnungsprüfer<br />
sowie von den Aufsichtsämtern<br />
der Landesbehörde geprüft und genehmigt,<br />
sie entsprechen also den einschlägigen Gesetzen<br />
und Vorschriften.<br />
Der Verwaltungsrat befindet jede der getroffenen<br />
Maßnahmen für richtig und notwendig,<br />
um das gute Funktionieren und die Weiterentwicklung<br />
des Betriebes zu gewährleisten. Er<br />
ist sich der großen Verantwortung gegenüber<br />
Heimbewohnern/innen und Personal bewusst<br />
und steht voll hinter dem Leitungsteam des<br />
Betriebes. Die Arbeit mit einer großen Anzahl<br />
von Mitarbeitern/innen, welche ihrerseits so<br />
viele Heimbewohner/innen mit unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen pflegen und betreuen, ist<br />
ein sehr sensibler Bereich, der die bisher angewandte<br />
Sorgfalt auch zukünftig erfordert.<br />
In den bisherigen periodischen Befragungen<br />
haben dies unsere Heimbewohner und die Angehörigen<br />
auch eindrucksvoll bestätigt.<br />
Die wichtigen und großen Anforderungen für die<br />
Verantwortlichen, liegen in der Zukunft aber in<br />
der Entwicklung der stationären und teilstationären<br />
Altenarbeit im Allgemeinen: Gestaltung<br />
von Wohngemeinschaften und damit Neubzw.<br />
Umbau von Wohnheimen, Strukturen für<br />
das betreute Wohnen, der Tagesaufenthalt, die<br />
Zusammenlegung von Diensten und Strukturen,<br />
Rationalisierungs- und Sparmaßnahmen<br />
im Rahmen der veränderten Situation, u.a.m.<br />
Dies sind also die vordringlichen Themen, welchen<br />
die Verwaltung nach Möglichkeit einer<br />
Lösung zuführen muss. Vor allem über solche<br />
Schwerpunkte wäre es wohl angebracht öffentlich<br />
zu schreiben und zu diskutieren.<br />
Die Zukunft der vier Seniorenwohnheime ist<br />
dem Verwaltungsrat ein großes Anliegen. Zuversichtlich<br />
arbeiten wir gemeinsam an der<br />
Weiterentwicklung unseres Betriebes.<br />
Der Präsident Dr. Zeno Giacomuzzi und<br />
die Verwaltungsratsmitglieder<br />
3
BLICKPUNKT <strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
Familienfreundlichkeit<br />
Chance und Auftrag für unseren Betrieb<br />
„Familienfreundliche Unternehmen sind<br />
wichtige Bausteine für Gesellschaft und<br />
Wirtschaft.“<br />
So zu lesen im Handbuch „Erfolgsfaktor<br />
Familienfreundlichkeit“ der Handelskammer<br />
Bozen. Offenkundig liegt dieser Körperschaft<br />
viel an der familienfreundlichen<br />
Personalpolitik in den Unternehmen und<br />
sie fördert und unterstützt diese bei der<br />
Umsetzung entsprechender Rahmenbedingungen.<br />
Den Anspruch auf Familienfreundlichkeit<br />
erhebt seit längerem auch der ÖBPB “<strong>Zum</strong><br />
<strong>Heiligen</strong> <strong>Geist</strong>“ in der Überzeugung, dass<br />
damit ein sozialer und ein betriebswirtschaftlicher<br />
Nutzen verbunden ist.<br />
Familienfreundlichkeit lohnt sich, weil Mitarbeiter<br />
dem Betrieb länger treu bleiben,<br />
weil der Betrieb für Mitarbeiter attraktiver<br />
wird, weil sie Stressbelastung und Fehlzeiten<br />
reduziert und weil eine höhere Motivation<br />
die Folge ist.<br />
Was sind nun konkrete Maßnahmen des<br />
ÖBPB in Sachen Familienfreundlichkeit?<br />
Teilzeitarbeit<br />
An erster Stelle steht hier das Angebot an<br />
Teilzeitarbeit. 58,87% der im Jahr 2011<br />
bediensteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des Betriebes arbeiteten in einem<br />
Teilzeitverhältnis von 50, 60, 75 oder 90<br />
Prozent. Die Teilzeit kann zudem noch in<br />
verschiedenen Formen erfolgen und zwar<br />
in horizontaler, vertikaler und alternierender<br />
Teilzeit. Solcherart Teilzeittypologien<br />
erleichtern die Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie.<br />
Gleitzeit<br />
Eine weitere Maßnahme zu mehr Familienfreundlichkeit<br />
besteht in der Flexibilisierung<br />
der Arbeitszeiten und zwar im Instrument<br />
der Gleitzeit. Nicht in allen Funktionsbereichen<br />
ist es wichtig, dass sämtliche<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
gleichzeitig anwesend sind. So sind im Bereich<br />
Verwaltung und zum Teil auch in der<br />
Hauswirtschaft Kernzeiten fest gelegt, innerhalb<br />
welcher die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter anwesend sein müssen. Die<br />
restliche Arbeitszeit ist frei einteilbar und<br />
die Bediensteten können flexibler auf per-<br />
4
<strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
BLICKPUNKT<br />
sönliche Bedürfnisse reagieren und auch<br />
je nach Bedarf mal mehr und mal weniger<br />
arbeiten.<br />
Wartestände und Freistellungen<br />
Wartestände und Freistellungen aus persönlichen<br />
und familiären Gründen sind<br />
weitere konkrete Möglichkeiten, die der<br />
Betrieb zugesteht, um es berufstätigen<br />
Eltern zu ermöglichen, unvorhergesehene<br />
Ereignisse zu bewältigen.<br />
Arbeitszeitkonto<br />
Das Arbeitszeitkonto soll ebenso dazu beitragen,<br />
dass einerseits Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter über mehr Flexibilität verfügen,<br />
andererseits der Betrieb in die Lage<br />
versetzt wird, außerordentlichen Anforderungen<br />
besser gerecht zu werden. Auf diese<br />
Weise wird ein Kompromiss zwischen<br />
Anforderungen des Betriebes und Zeitwünschen<br />
des Bediensteten angestrebt. Das Arbeitszeitkonto<br />
ist im Betrieb unterschiedlich<br />
umgesetzt und wird einmal mehr und<br />
einmal weniger praktiziert. Es beruht auf<br />
dem einfachen Prinzip, dass gemeinsam<br />
realistische Grenzen von Plus- und Minusstunden<br />
bestimmt und der Zeitrahmen für<br />
den Stundenausgleich festgelegt werden.<br />
Betreuung von Kindern<br />
Zur Unterstützung der Betreuung von Kindern<br />
besteht für Bedienstete die Möglichkeit,<br />
im Kinderhort des Gesundheitsbezirkes<br />
beim Krankenhaus Brixen Kinder im<br />
Alter von 9 Monaten bis zu 12 Jahren unterzubringen.<br />
Eine entsprechende Konvention<br />
des ÖBPB mit dem Gesundheitsbezirk<br />
wurde bereits seit längerem abgeschlossen<br />
und das Angebot ist auch weiterhin<br />
aufrecht.<br />
den Kindern der Bediensteten genutzt werden.<br />
Eltern und Kinder können somit zusammen<br />
ihre Mahlzeiten einnehmen und<br />
dieser Umstand soll die Familienfreundlichkeit<br />
des Betriebes für alle erlebbar<br />
machen.<br />
Eine Reihe, wie ich meine, familienfreundliche<br />
Bedingungen und Maßnahmen, welche<br />
der ÖBPB “<strong>Zum</strong> <strong>Heiligen</strong> <strong>Geist</strong>“ gesetzt<br />
hat, um Familie und Beruf besser<br />
vereinbaren zu können.<br />
Bei allen Bemühungen zur Einführung und<br />
Aufrechterhaltung familien- und in unserem<br />
Falle vor allem frauenfreundlicher<br />
Rahmenbedingungen, sind die Interessen<br />
und Bedürfnisse unserer betreuten Bewohnerinnen<br />
und Bewohner nicht außer Acht<br />
zu lassen. Eine gute Balance zwischen beiderlei<br />
Interessen ist hier wohl anzustreben<br />
und zu realisieren.<br />
Direktor Helmut Pranter<br />
Betriebsinterne Mensa<br />
Schließlich verfügt der ÖBPB über eine betriebsinterne<br />
Mensa. Diese kann auch von<br />
5
BLICKPUNKT <strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
Kurzzeitpflege: Atemholen für<br />
eine Langzeitaufgabe<br />
Betrieb “<strong>Zum</strong> <strong>Heiligen</strong> <strong>Geist</strong>“ organisiert Kurs für pflegende Angehörige<br />
146 Senioren aus Brixen und Umgebung<br />
haben im Jahr 2011 einen Kurzzeitaufenthalt<br />
in einem der Heime unseres Betriebes<br />
in Anspruch genommen. Ein Kurzzeitpflegeaufenthalt<br />
beträgt in der Regel<br />
4 bis maximal 6 Wochen, in besonderen<br />
Situationen bis zu 3 Monaten, und hat zum<br />
vorrangigen Ziel, pflegende Angehörige für<br />
eine Zeit lang zu entlasten bzw. Nachsorge<br />
nach einem Krankenhausaufenthalt zu gewährleisten.<br />
Pflegende Angehörige stehen im Alltag<br />
vor der täglichen Herausforderung für die<br />
Lebensqualität des Betreuten, aber auch<br />
für das eigene Wohlbefinden zu sorgen.<br />
Sie haben die Aufgabe einem pflegebedürftigen<br />
Menschen bei der Verrichtung<br />
alltäglicher Aktivitäten wie z.B. beim Aufstehen,<br />
Waschen, Ankleiden und Essen zu<br />
helfen und gleichzeitig ihr eigenes Leben<br />
zu führen.<br />
Teilstationäre Angebote wie die Kurzzeitpflege,<br />
können einen willkommenen Ausgleich<br />
für die Pflege zu Hause darstellen.<br />
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass<br />
Angehörige zeitbefristete Betreuungsangebote<br />
als wichtige Entlastung empfinden.<br />
Die Anfragen sind seit Jahren im Steigen“,<br />
erklärt Direktor Helmut Pranter.<br />
Um nach einem Kurzzeitpflegeaufenthalt<br />
die erneute Übernahme des pflegebedürftigen<br />
Angehörigen und die damit verbundenen<br />
Anforderungen möglichst kräfteschonend<br />
zu gestalten, organisierte der ÖBPB<br />
“<strong>Zum</strong> <strong>Heiligen</strong> <strong>Geist</strong>“ heuer erstmals eine<br />
Fortbildungsveranstaltung mit dem Titel<br />
„Vom pfleglichen Umgang mit sich selbst<br />
zum Pflegeverständnis für den anderen“.<br />
Paul Berger, Krankenpfleger und Kinaestheticstrainer<br />
im Betrieb, leitete den<br />
Kurs, dessen Grundlage Kinaesthetics<br />
bildete. „Kinaesthetics heißt Bewegungswahrnehmung<br />
und hat zum Ziel, die eigene<br />
Bewegung differenziert wahrzunehmen,<br />
zu steuern und anzupassen. Dadurch entstehen<br />
neue Möglichkeiten, den Betreuten<br />
in seinen alltäglichen Aktivitäten zu<br />
unterstützen und gleichzeitig dessen Bewegungsmöglichkeiten<br />
zu fördern, ohne<br />
sich dabei selbst zu überlasten“, erklärt<br />
Berger. Ziel der Fortbildung sei es, Angehörigen<br />
Anhaltspunkte zu geben, wie sie<br />
gezielt auf ihre eigene Gesundheit achten<br />
und ebenso die Eigenaktivität, Mobilität<br />
Paul Berger mit Kursteilnehmer Daniel<br />
6
<strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
BLICKPUNKT<br />
und Selbständigkeit der betreuten Person<br />
fördern können.<br />
Der Kurs, zu dem Angehörige von Kurzzeitpflegegästen<br />
eingeladen worden waren,<br />
fand in den Monaten April bis Juni <strong>2012</strong><br />
in sechs Einheiten im Hartmannsheim in<br />
Brixen statt. Gekommen waren vor allem<br />
Angehörige von Menschen mit Demenz,<br />
aber auch, auf spezielle Anfrage, ein Jugendlicher<br />
mit Behinderung und seine<br />
Mutter. „Die Tatsache, dass auch die Betreuten<br />
selbst am Kurs teilnehmen konnten,<br />
war für die praktische Umsetzung der<br />
Inhalte sehr förderlich“, unterstreicht Paul<br />
Berger. Jedes Treffen sei unter einem bestimmten<br />
Thema gestanden wie: Sensibel<br />
werden für die eigene Bewegung, das Erkennen<br />
von Bewegungsmustern, der Lernprozess<br />
in der Familie, Unterstützen als<br />
Lernangebot, der Umgang mit Gewicht und<br />
der angepasste Gebrauch von Hilfsmitteln.<br />
Der rege Austausch in der Gruppe, welcher<br />
weniger von der Sprache als viel mehr von<br />
der gemeinsamen Bewegung gekennzeichnet<br />
war, sei für alle eine Bereicherung gewesen.<br />
Die Beschäftigung mit sich selbst,<br />
insbesondere mit der eigenen Bewegung<br />
als Basis für das Tun mit dem anderen, haben<br />
viele als neue, schöne und brauchbare<br />
Erfahrung erlebt. Ganz nach dem Motto:<br />
„Wie ich mir so ich dir“. Im Herbst wird<br />
der Betrieb “<strong>Zum</strong> <strong>Heiligen</strong> <strong>Geist</strong>“ den Kurs<br />
für Angehörige italienischer Muttersprache<br />
anbieten.<br />
Paul Berger hat mit C.S., einer Angehörigen,<br />
die den Kurs besucht hat, ein<br />
Gespräch geführt.<br />
Paul Berger: Frau S., wie sind Sie auf den<br />
Kurs aufmerksam geworden?<br />
C.S.: Meine Mutter war auf Kurzzeitpflege<br />
im Hartmannsheim. Mein Vater, der sie<br />
täglich besuchte, berichtete von einem<br />
Kurs über Kinaesthetics, den er besuchen<br />
wollte, um mit meiner Mutter besser umgehen<br />
zu können. Zuerst dachte ich, das<br />
sei nichts für mich, ich weiß schon einiges<br />
von dieser Bewegungstheorie, da kann ich<br />
nicht viel lernen. Als dann gesagt wurde,<br />
dass auch meine Mutter mit dabei sein<br />
kann und an ihr konkret geübt werden<br />
kann, habe ich mir gedacht, das schaue<br />
ich mir an. Und so bin ich zum Kurs gekommen.<br />
Paul Berger: Hat sich durch den Kurs Ihr<br />
Pflegeverständnis geändert? Inwieweit haben<br />
Sie ganz persönlich aus der Teilnahme<br />
an diesem Kurs profitiert?<br />
C.S.: Seit dem Kurs achte ich mehr darauf,<br />
dass ich weniger tue, gebe mehr Impulse,<br />
dass sich meine Mutter selbst bewegt und<br />
ich warte, wie sie darauf reagiert. Ich greife<br />
nicht mehr so schnell ein und lasse mehr<br />
sie tun. Ich versuche, ihr mehr Sicherheit<br />
zu geben, indem ich ihr für die Hände ein<br />
Angebot mache, dass sie sich selbst halten<br />
7
BLICKPUNKT <strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
Erkennen von Bewegungsmustern<br />
kann und schaue darauf, dass ihre Füße<br />
aufliegen, sodass sie sich abstützen kann.<br />
Auch eine Bewegung nach der anderen zu<br />
machen, ist mir wichtiger geworden. Insgesamt<br />
achte ich mehr auf die Beweglichkeit.<br />
Paul Berger: Welchen Rat geben Sie anderen<br />
pflegenden Angehörigen aus Ihrer<br />
jetzigen Perspektive?<br />
Die eigene Bewegung als Basis für das Tun<br />
mit anderen<br />
C.S.: Ich wünschte mir, dass Angehörige<br />
nicht erst dann bereit sind, Hilfe anzunehmen,<br />
wenn sie selbst nicht mehr können<br />
oder wenn es nicht mehr anders geht.<br />
Einen solchen Kurs zu besuchen ist sehr<br />
hilfreich, weil man Dinge lernt, die man<br />
ganz konkret braucht und schnell umsetzen<br />
kann, und auch der Austausch unter<br />
den Angehörigen ist wichtig, dass man<br />
weiß, man ist nicht allein, es gibt viele andere<br />
in einer ähnlichen Situation. Zudem<br />
gibt es ein Leben außerhalb der Pflege, das<br />
es zu pflegen gilt.<br />
Paul Berger: Hat der Kurs Ihre Einstellung<br />
bezüglich Gesundheit und Lebensqualität<br />
beeinflusst bzw. verändert?<br />
C.S.: Der Kurs hat mir wieder einmal bewusst<br />
gemacht, dass es wichtig ist in Bewegung<br />
zu bleiben, sowohl geistig wie körperlich.<br />
Schmerzen oder Verspannungen<br />
sollen dazu führen, neue Bewegungsmuster<br />
zu entdecken und zu probieren, wie es<br />
anders besser gehen könnte. In der Pflege<br />
bei sich selbst zu bleiben und auf sich zu<br />
achten, ist wohl das Um und Auf.<br />
Paul Berger: Danke für das Gespräch,<br />
Frau S.!<br />
Paul Berger, Magdalena Ralser<br />
8
<strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
BLICKPUNKT<br />
Giacomos Abenteuer<br />
Es war genau an einem Freitag, dem 13.,<br />
als im Juli dieses Jahres im Sanatorium 2<br />
unsere Katze Giacomo auf einmal nicht<br />
mehr im Wohnbereich aufzufinden war. Am<br />
Anfang dachten wir noch an eines seiner<br />
Versteckspielchen, doch als er länger nicht<br />
mehr auftauchte, begannen wir uns dann<br />
doch Sorgen zu machen.<br />
Wir starteten eine regelrechte Suchaktion,<br />
an der sich Mitarbeiter, Heimbewohner und<br />
Angehörige auf rührende Weise beteiligten.<br />
Jeder Schlupfwinkel wurde abgesucht,<br />
Tierärzte und Tierheime wurden angerufen<br />
und sogar ein Steckbrief erstellt, der an<br />
allen möglichen Orten aufgehängt wurde.<br />
Man muss dazu sagen, dass uns der kleine<br />
Vierbeiner in mittlerweile 7 Jahren sehr<br />
ans Herz gewachsen ist und einfach zum<br />
Team dazu gehört.<br />
Leider passierte nichts, 6 lange Tage<br />
lang, bis plötzlich die Nichte einer Heimbewohnerin<br />
Giacomo vom Balkon aus im<br />
Park erspähte. Die Freude war groß, doch<br />
das Einfangen erwies sich als nicht sehr<br />
einfach, da er nach dieser aufregenden<br />
Streuner-Tour sichtlich verschreckt war<br />
und so entwischte er uns durch ein gekipptes<br />
Fenster in den Keller, wo sich die<br />
Magazine befinden. Letztendlich konnten<br />
wir ihn dann beim Tapezierer, wo er wahrscheinlich<br />
auch die vergangenen Nächte in<br />
einem Korb voll weicher Stoffen verbracht<br />
hatte, wieder einfangen und, wenn auch<br />
etwas verängstigt und ausgehungert, in<br />
den Wohnbereich zurückbringen.<br />
Seitdem geht Giacomo wieder glücklich<br />
und zufrieden seinem Sanatorium-Alltag<br />
nach J.<br />
Michaela Mussner<br />
9
BLICKPUNKT <strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
Zeitreise<br />
Traditionen und Rezepte aus dem Leben der Heimbewohner<br />
Frau Veronika Raifer<br />
wuchs auf dem „Stoaner<br />
Hof“ in Latzfons auf. Gemeinsam<br />
mit ihren Geschwistern<br />
arbeitete Frau<br />
Raifer viel auf dem Hof.<br />
Heu mähen, Holz hacken,<br />
kochen, putzen und die<br />
Kühe versorgen, fast alles<br />
hat Frau Raifer gemacht.<br />
In den Sommermonaten<br />
wurden die Kühe, Ziegen und Schafe immer<br />
auf die Alm gebracht. Die Milch, die dort gemolken<br />
wurde, wurde zur Käserei gebracht,<br />
wo sie zu Käse und Butter weiter verarbeitet<br />
wurde. Besonders gerne erinnert sich<br />
Frau Raifer an den jährlichen Almabtrieb in<br />
Latzfons. Nachdem die Kühe, Schafe und<br />
Ziegen den ganzen Sommer auf den Almen<br />
verbracht haben, wird jährlich im September<br />
zu <strong>Heiligen</strong> Kreuz der Almabtrieb gefeiert.<br />
Die Kühe werden festlich mit Kränzen<br />
und Gestecken geschmückt und auch die<br />
Glocken dürfen natürlich nicht fehlen. Von<br />
den Almwiesen geht es dann Richtung Dorf.<br />
Die Bauern leiten die Tiere geschickt auf<br />
den richtigen Weg. Starke Männer lassen<br />
die so genannte „Goasl“ krachen. Im Dorf<br />
angekommen, werden die Tiere in eine abgezäunte<br />
Wiese gebracht. Die Musikkapelle<br />
spielt und es gibt Speis und Trank. Ein traditionelles<br />
Gericht sind die „grianen Kropfen“,<br />
die sehr beliebt sind. Frau Raifer hat<br />
selbst immer zu den Festtagen grüne Krapfen<br />
gemacht. Die Krapfen sind aus Kartoffelteig<br />
und mit Spinat gefüllt und werden in<br />
heißem Fett gebacken.<br />
Rezept „Griane Kropfn“<br />
Zutaten Kartoffelteig:<br />
600 g Kartoffeln<br />
1 Ei<br />
2 EL Butter (zerlassen)<br />
100 g Weizenmehl<br />
150 g Roggenmehl<br />
Backfett<br />
Salz<br />
Zutaten Spinatfüllung:<br />
150 g Spinat (gekocht)<br />
50 g Zwiebel<br />
½ Knoblauchzehe<br />
1 EL Schnittlauch<br />
Salz<br />
Die Kartoffeln kochen und noch warm<br />
passieren. Das Ei dazu geben und die<br />
Masse abkühlen lassen. Danach das<br />
Weizenmehl und das Roggenmehl mit<br />
Salz unterheben und alles gut kneten.<br />
Der Teig sollte nicht zu hart oder zu<br />
weich sein.<br />
Den Teig ausrollen und zu einer ovalen<br />
Form ausrollen. Die Spinatfüllung mittig<br />
drauf geben und halbmondförmig<br />
zusammendrücken. Die Krapfen dann<br />
im heißen Fett backen.<br />
Füllung:<br />
Den gekochten Spinat fein hacken und<br />
die Zwiebel und den Knoblauch in Butter<br />
dünsten. Den Spinat dazugeben und<br />
mit Schnittlauch und Salz würzen und<br />
auskühlen lassen.<br />
Guten Appettit!<br />
Sandra Kusstatscher<br />
10
<strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
BLICKPUNKT<br />
Maria Duregger feiert ihren 105. Geburtstag<br />
Das war ein kalter Morgen, oder vielleicht<br />
ein früher Abend. Die Sonne legt<br />
lange Schatten am Boden, erste Blätter<br />
fliegen durch die Luft. Auf dem Kalenderblatt<br />
steht 30. September 1907. Maria<br />
ist in Sankt Peter im Ahrntal als erste von<br />
fünf Geschwistern der Familie Duregger<br />
ge boren.<br />
Von den Bergen umgeben in der rauen<br />
Natur wächst sie auf. Sie ist gerade sieben<br />
Jahre alt, als der Erste Weltkrieg beginnt.<br />
Die Geschichte nimmt ihren Lauf<br />
und damit auch die Teilung Tirols. Noch<br />
vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges<br />
wird der Sohn Fritz geboren. Der Bruder<br />
Michael wird eingezogen – sein Leben war<br />
so kurz. Auf der Gedenktafel in Sankt Peter<br />
steht: 1942 – Vermisst in Frankreich. Die<br />
Schwestern Anna und Rosa heiraten und<br />
gehen aus dem elterlichen Haus.<br />
Den jüngsten Bruder Luis hat der Krieg verschont,<br />
er studiert und sorgt um das Wohl<br />
von seinem Vater, Maria und dem kleinen<br />
Fritz. 1950 ziehen alle nach Brixen um.<br />
Maria besorgt den Haushalt des Bruders<br />
und der Fritz wird an das Antonianum nach<br />
Bozen geschickt.<br />
Der kleine Fritz wird inzwischen erwachsen.<br />
Seine Träume oder nur die Neugier,<br />
führen ihn 1957 nach Deutschland.<br />
Marias Schicksal kann damals noch keiner<br />
ahnen. So lange sie bei Kräften war, sorgte<br />
sie für das Wohlbefinden der Bewohner<br />
im Hartmannsheim. Heute ist das auch ihr<br />
Zu hause.<br />
Frau Duregger mit dem Fritz damals und heute<br />
Frau Duregger mit 100 (re.) und 105 Jahren (li.)<br />
Die ganze Familie, Freunde und Bekannte<br />
wünschen Maria Duregger alles Gute zum<br />
Geburtstag und noch ein langes Leben bei<br />
guter Gesundheit…<br />
Fritz Duregger<br />
11
BLICKPUNKT <strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
Auf dich, Herr, habe ich vertraut ...<br />
Alt-Domdekan Johannes Messner erzählt aus seinem Leben<br />
Ich bin am<br />
11. Februar 1930<br />
als Ältester von<br />
acht Kindern am<br />
Aberlehof in Niederrasen<br />
im Pustertal<br />
geboren.<br />
Wie die Bauernkinder<br />
im Allgemeinen,<br />
habe<br />
auch ich am heimatlichen<br />
Hof mit<br />
gearbeitet und als<br />
Erstgeborener bei<br />
der Almabfahrt eine weiße Schürze getragen.<br />
Ich habe mit Freunden ministriert<br />
und mich beim Schafe hüten privat auf<br />
die Prüfung über die 3. und 4. Klasse des<br />
Gymnasiums vorbereitet. Nach der Matura<br />
am Vinzentinum und in Meran trat ich<br />
ins Brixner Priesterseminar ein und wurde<br />
1953 von Bischof Joseph Gargitter zum<br />
Priester geweiht. Dann folgten drei Kooperatorenjahre,<br />
zuerst in Abtei und Wengen<br />
und dann in Toblach. Dann schickte mich<br />
der Bischof zum Studium der Christlichen<br />
Gesellschaftslehre nach Rom. Zurückgekehrt,<br />
ernannte mich Bischof Gargitter zum<br />
Diözesanassistenten des KVW. Als solcher<br />
lernte ich viel menschliche Not kennen. Ich<br />
konnte vielen Einzelnen und Familien helfen<br />
und bin in alle Gemeinden Südtirols gekommen,<br />
um Vorträge zu halten, zu beraten<br />
und zum sozialen Einsatz aufzumuntern.<br />
Dabei habe ich auch viel Freude erlebt. Ich<br />
konnte erfahren, wie groß die Bereitschaft<br />
unter den Menschen ist, einander zu helfen,<br />
aber auch, wie viel Bedarf an Hilfe damals<br />
bestand und wohl auch heute noch<br />
besteht.<br />
Gleichzeitig habe ich von 1963 bis zum<br />
Jahr 2000 an der Philosophisch-Theologischen<br />
Hochschule am Priesterseminar<br />
in Brixen, Katholische Soziallehre unterrichtet.<br />
Ich konnte in Zusammenarbeit mit<br />
der Theologischen Fakultät der Universität<br />
Innsbruck die Philosophisch-Theologische<br />
Hochschule Brixen aufbauen und ebenso<br />
das Studium für Laien, die Brixner Theologischen<br />
Kurse. Für einige Jahre habe ich<br />
auch an der Krankenpflegeschule Brixen<br />
Sozialethik unterrichtet.<br />
In allen Bereichen habe ich stets Freunde<br />
gefunden, die mit Rat und Tat zu helfen bereit<br />
waren. 1976 bekam ich einen zusätzlichen<br />
Auftrag am Dom zu Brixen, zuerst<br />
als Dombenefiziat und dann als Kanonikus<br />
und Domdekan bis zum Jahr 2005. Jetzt<br />
werde ich dort noch gebraucht im Beichtstuhl,<br />
am Altar und am Ambo und erkläre<br />
in Führungen Einheimischen und Touristen<br />
Dom und Kreuzgang. Mich freut, dass ich<br />
mehrere Jahre im Bürgerheim am Samstag<br />
die Heilige Messe feiern durfte und jetzt<br />
noch jeden Dienstag die Heilige Messe im<br />
Sanatorium feiern kann.<br />
Für alles, was ich in meinen Priesterjahren<br />
tun durfte, danke ich dem Herrgott und<br />
den Menschen, die mir geholfen haben. Ich<br />
danke für jedes gute Wort, jeden aufmerksamen<br />
Blick, jeden guten Rat und jede<br />
helfende Tat. Ich habe mein Leben immer<br />
wieder als Geschenk Gottes erleben dürfen,<br />
getragen vom guten Wort und der helfenden<br />
Tat vieler Mitmenschen. Zurückblickend<br />
auf 82 Lebensjahre möchte ich sagen: Auf<br />
dich, Herr, habe ich vertraut, darum werde<br />
ich in Ewigkeit nicht zuschanden.<br />
Johannes Messner<br />
12
<strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
BLICKPUNKT<br />
Wir Freizeitgestalterinnen des Sanatoriums<br />
bedanken uns, auch im Namen der<br />
Wohnbereichsleitungen, aller Mitarbeiter<br />
und Heimbewohner, ganz herzlich<br />
bei Alt-Domdekan Johannes Messner,<br />
dass er sich jeden Dienstag die Zeit<br />
nimmt, mit uns die Heilige Messe zu<br />
feiern und immer gerne auf besondere<br />
Anliegen und Wünsche eingeht.<br />
Vielen Dank!<br />
Irmgard Huber, Sara Marmsoler<br />
und Erna Stoffner<br />
Musik liegt in der Luft<br />
Schüler berichten von einem kleinen Konzert im Hartmannsheim<br />
Um viertel vor drei starteten wir, die Klasse<br />
2E des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums<br />
Brixen, gemeinsam mit unserer Musiklehrerin<br />
Verena Palfrader, vom Rosslauf<br />
Richtung Hartmannsheim. Das Keyboard<br />
transportierte unser Mitschüler Ivan auf<br />
dem Gepäckträger seines Fahrrades. Wir<br />
waren ein kleines bisschen aufgeregt, war<br />
doch dieser Besuch im Hartmannsheim<br />
schon lange heiß ersehnt. Schon öfters<br />
hatte unsere Lehrerin mit verschiedenen<br />
Schulklassen die Brixner Heime besucht<br />
und jetzt waren endlich wir an der Reihe!<br />
Wir hatten eine Menge Lieder, vom Volkslied<br />
bis zum italienischen Schlager und<br />
englischen Pop-Song, eingelernt. Unser<br />
kleines Konzert konnten wir im Freien, geschützt<br />
zwischen den Mauern der Heilig<br />
<strong>Geist</strong> - Kirche und des Hartmannsheims,<br />
vortragen. Es war ein recht schwüler Tag<br />
und so waren wir über die erfrischenden<br />
Getränke, die uns im Anschluss an unseren<br />
Gesang angeboten wurden, sehr er-<br />
freut. Nach dieser Stärkung durften wir<br />
noch mit den Senioren und Seniorinnen<br />
„Die gute alte Zeit“ und „Mensch ärgere<br />
dich nicht“ spielen oder eine Runde „watten“.<br />
Das war für uns ein sehr angenehmer<br />
Schulnachmittag, den wir sicher über unsere<br />
Schulzeit hinaus in Erinnerung behalten<br />
werden und wer weiß, vielleicht werden<br />
wir in einem unserer Praktika sogar wieder<br />
zurückkehren dürfen...<br />
13
BLICKPUNKT <strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
Kauf dir was Schönes<br />
Kurzgeschichte<br />
Die Frau stand am Fenster und schaute<br />
auf die Straße hinunter. Es war der Tag<br />
vor Heiligabend, und sie hatte sich darauf<br />
gefreut, endlich ihre Kinder und ihre Enkel<br />
wieder einmal bei sich zu haben. Doch<br />
am Morgen hatte sie einen Brief von ihrem<br />
Sohn erhalten, in dem stand, dass er und<br />
seine Familie an diesem Weihnachten nicht<br />
kommen würden. Am Ende dieses Briefes<br />
stand: „Kauf dir was Schönes“, und ein<br />
großer Geldschein lag im Umschlag. Wie<br />
hatte sie sich auf ein Wiedersehn gefreut.<br />
Der Weihnachtsbaum stand bereits in der<br />
Stube, die Geschenke waren liebevoll ausgesucht<br />
und eingepackt und die Einkäufe<br />
für das festliche Essen hatte sie schon<br />
gemacht. Und nun kam dieser Brief, was<br />
nützte ihr dieses Geld - sie brauchte es<br />
nicht. Ihr fehlten menschliche Nähe und<br />
Zuneigung, und beides konnte man nicht<br />
kaufen.<br />
Sie sah zu den Häusern auf der anderen<br />
Straßenseite, dort würde man wohl Weihnachten<br />
mit der Familie feiern. Und plötzlich<br />
sah sie die junge Frau aus dem Nachbarhaus<br />
über die Straße laufen. Sie war im-<br />
mer alleine mit den Kindern - wahrscheinlich<br />
auch am <strong>Heiligen</strong> Abend. „Doch an<br />
so einem Tag sollte niemand alleine sein“,<br />
dachte die ältere Frau. Und dann gab sie<br />
sich einen Ruck, ging zur Haustür und rief<br />
die junge Frau. Als die junge Frau näher<br />
kam, lud die ältere Frau sie und ihre beiden<br />
Kinder ein, den <strong>Heiligen</strong> Abend bei ihr<br />
zu verbringen. „Wir werden kommen, ich<br />
freue mich darauf“, sagte die junge Frau<br />
und lächelte.<br />
Und so wurde der Heilige Abend ein ganz<br />
besonderer Abend. Der Weihnachtsbaum<br />
leuchtete, Weihnachtsmusik klang durch<br />
den Raum, die beiden Kinder spielten mit<br />
ihren Geschenken, die beiden Frauen erzählten<br />
sich voneinander. Sie spürten Zuneigung<br />
füreinander und hatten das Gefühl,<br />
dass dieser Abend der Beginn einer<br />
langen Freundschaft war. Als die junge<br />
Frau gegangen war, blieb die ältere Frau<br />
noch eine Weile zufrieden in ihrem Sessel<br />
sitzen und dachte über diesen <strong>Heiligen</strong><br />
Abend nach. Sie hatte Freude geschenkt<br />
und dabei selber das große Geschenk der<br />
Zuneigung bekommen. Sie war so glücklich<br />
wie schon lange nicht mehr.<br />
Autor unbekannt<br />
14
<strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
BLICKPUNKT<br />
Ausflug der Freiwilligen <strong>2012</strong><br />
Als Dankeschön an unsere Freiwilligen, ging es am 14. September nach Bruneck zur<br />
Besichtigung des Messner Mountain Museum Ripa und nach einem gemeinsamen Mittagessen<br />
zur Besichtigung des Kräutergartens und der Latschenölbrennerei Bergila in Issing.<br />
15
BLICKPUNKT <strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
Schnappschüsse aus dem Hartmannsheim<br />
Die Heimbewohner genießen das Mittagessen<br />
im Freien.<br />
Ein Gläschen in Ehren, kann niemand verwehren.<br />
Sommerausflug zum Flötscher Weiher.<br />
Essen und Trinken hält Leib und Seele<br />
zusammen.<br />
Ordnung ist das<br />
halbe Leben.<br />
16
Viele Hände machen der Arbeit ein Ende.<br />
<strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
BLICKPUNKT<br />
Schnappschüsse aus dem Hartmannsheim<br />
Ein Karterle in geselliger Runde.<br />
Lachen ist gesund<br />
und hält jung.<br />
Wir gratulieren unseren Mitarbeiterinnen...<br />
Margareth Rieder, Pflegerin im 3. Wohnbereich/Bürgerheim,<br />
zum Maturaabschluss der Oberschule für Soziales.<br />
Christine Kusstatscher, Pflegerin im Haus Eiseck, zum Abschluss<br />
der Sozialbetreuerausbildung in Bozen.<br />
Alles, was uns begegnet, lässt Spuren zurück.<br />
Alles trägt unmerklich zu unserer Bildung bei.<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
17
BLICKPUNKT <strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
Auf unsere Männer können wir zählen!<br />
Unsere freiwilligen „Chaffeure“<br />
Seit dem Jahr 2003 sorgt eine Gruppe von Freiwilligen für den Transport von<br />
Mahlzeiten und Wäsche vom Bürgerheim in die Außenstrukturen. 2x täglich,<br />
365 Tage im Jahr, fahren die 12 Freiwilligen mit Betriebsautos Mahlzeiten und<br />
Wäsche aus. Die Gruppe entstand auf Initiative der Verwaltungsrätin Margareth<br />
Mussner und ist seit mittlerweile fast 10 Jahren mit großem Engagement im<br />
Einsatz.<br />
Momentan sind für diesen Dienst folgende Freiwillige im Einsatz: Campidell<br />
Heinrich, Dallago Adolf, Ellecosta Siegfried, Fischnaller Paul, Mantinger Heinrich,<br />
Mitterrutzner Albin, Pfattner Albin, Schrott Hans, Thaler Alois, Tisot Alfred,<br />
Wierer Walter und Zöll Kurt.<br />
Hans Schrott ist seit 2004 Freiwilliger<br />
der Transportgruppe und erzählt von seiner<br />
Tätigkeit:<br />
So fing alles an...<br />
„Am Anfang hat mich Margareth Mussner<br />
gefragt und ich war gerade beim Umzug<br />
und habe gesagt: Nein momentan geht<br />
das nicht. Das war 2003. 2004 habe ich<br />
dann angefangen. Ich bräuchte diesen freiwilligen<br />
Dienst nicht zu machen, weil mir<br />
langweilig ist. Mir ist es nicht langweilig,<br />
ist es nie gewesen seit ich in Pension gegangen<br />
bin. Ich habe immer etwas zu tun,<br />
weil ich keine verkehrten Hände habe. Ich<br />
habe auch daheim einen Garten, dann sind<br />
wieder mal die Geschwister zu besuchen<br />
oder eine Beerdigung, wie heute zum Beispiel<br />
auch. Ich habe dann noch zwei Töchter,<br />
die mich nur anrufen können, wenn sie<br />
mich brauche und denen ich jederzeit gerne<br />
zur Verfügung stehe.“<br />
Die Tätigkeit...<br />
„Wir haben einen Plan, dort sind alle aufgeschrieben<br />
und so weiß man genau, wann<br />
man im Dienst ist. Sollte man nicht Zeit<br />
haben, kann man mit jemandem tauschen.<br />
18
<strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
BLICKPUNKT<br />
Das läuft eigentlich ganz reibungslos. Als<br />
ich das erste Mal im Dienst war im Sanatorium,<br />
das sehr groß ist, verschiedene<br />
Stöcke hat und man in drei Orte hingehen<br />
muss - mit der Wäsche muss man<br />
den Aufzug hinauf nehmen, in einen Gang<br />
gehen und mit dem nächsten Aufzug hinunter<br />
fahren - so ist es ein bisschen<br />
durcheinander gegangen. Da sind schon<br />
mehrere nicht zurecht gekommen. Das erste<br />
Mal hatte ich schon ein wenig Schwierigkeiten.<br />
Das zweite Mal ist das dann<br />
eigentlich ganz reibungslos gegangen.<br />
Wir haben unser Auto zur Verfügung, legen<br />
dort die Sachen auf. Wir müssen zum Beispiel<br />
die schmutzige Wäsche holen und die<br />
saubere Wäsche wieder zurück bringen.<br />
Mit dem Essen haben wir im Sanatorium<br />
nichts zu tun (wird von Krankenhausküche<br />
gestellt). Nur im Hartmannsheim und<br />
im Haus Eiseck sind die Wäsche und das<br />
Essen zu liefern, im Haus Eiseck aber nur<br />
abends und am Wochenende, da es dort<br />
auch eine eigene Küche gibt. Geregelt wird<br />
das alles von hier, vom Bürgerheim aus.<br />
Hoppala...<br />
„Einmal ist mir ein Gefäß mit Tiramisù<br />
verrutscht, als ich bei der Ampel etwas<br />
schneller losgefahren bin und in der Kurve<br />
auf die Seite hinunter gefallen. <strong>Zum</strong> Glück<br />
ist der Deckel nicht aufgegangen, so dass<br />
noch alles beieinander geblieben ist. Er<br />
war nur ein bisschen dermatscht...“<br />
Sich binden lassen...<br />
„Bei den Freiwilligen sind, das habe ich<br />
selber beim Ausflug gesehen, viel mehr<br />
Frauen. Bei den Männern ist es vielleicht<br />
so, dass sie lieber das Bequeme suchen.<br />
Viele lassen sich nicht binden, wollen ihre<br />
Wege gehen. Ich kenne viele, habe auch<br />
den einen oder anderen gefragt. Ein Teil hat<br />
schon auch eine Beschäftigung und schon<br />
vielleicht deswegen keine Zeit. Aber mehr<br />
trifft es schon auf die Männer zu, dass sie<br />
sich nicht binden lassen wollen und lieber<br />
ins Gasthaus gehen, obwohl das nicht das<br />
Beste ist. Ich habe mir oft gedacht: Besser<br />
als dass er immer nur ins Gasthaus geht,<br />
wäre wenn er so einen Dienst verrichten würden.<br />
Was wäre denn schon dabei, wenn er<br />
alle 14 Tage diesen Dienst machen würde.<br />
Ich komme alle 14 Tage einmal dran, ist<br />
doch nicht viel. Zwei Stunde am Vormittag<br />
und zwei Stunden am Nachmittag, da<br />
ist man nicht so sehr gebunden. Wenn ich<br />
wirklich nicht Zeit habe, dann kann ich immer<br />
noch mit jemandem tauschen. Auch<br />
am Sonntag, wenn einmal jemand ausfällt,<br />
19
BLICKPUNKT <strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
rufen sie mich an, dann mache ich eben<br />
Dienst, wenn ich gerade frei bin. Mittagessen<br />
kann ich auch hier.“<br />
Motivation...<br />
„Mir macht das Autofahren Spaß. Man<br />
kommt mit Leuten zusammen, mit denen<br />
man ein wenig reden kann. Zwischendurch<br />
kommen wir alle mal zusammen,<br />
z.B. beim Ausflug oder der Weihnachtsfeier.<br />
Sich gegenseitig kennen zu lernen,<br />
das ist ganz interessant. Früher oder später<br />
trifft man immer wieder den einen oder<br />
den anderen. Das ist ganz nett so. Etwas<br />
freiwillig für die Allgemeinheit leisten und<br />
Gesellschaft haben, das ist mir wichtig.<br />
Erst letztens habe ich jemanden angesprochen.<br />
Der ist auch in Pension und hat gemeint,<br />
er würde eine solche Arbeit schon<br />
auch machen. Da habe ich gesagt, ich würde<br />
ihn einmal mitnehmen. Machen wir einmal<br />
eine Runde. Dann sieht er wie es geht.<br />
Er ist nicht abgeneigt. Er ist noch jünger<br />
als ich, mindestens 10 Jahre jünger. Für so<br />
jemanden, wäre das schon etwas. So wäre<br />
der Dienst wieder für 10 Jahre gesichert.“<br />
Ein herzliches Dankeschön an unsere<br />
fleißigen Männer und an alle Freiwilligen<br />
Helferinnen und Helfer!<br />
Magdalena Ralser<br />
(Interview mit Hans Schrott durchgeführt von Frau<br />
Karin Hofer im Rahmen einer Laureatsarbeit)<br />
IMPRESSUM:<br />
Redaktionsteam: Martha Kofler, Sandra Kusstatscher,<br />
Annemarie Lanz, Michaela Mussner, Helmut Pranter,<br />
Magdalena Ralser, Anneliese Rigger, Nadia Vivaldo,<br />
Sonja Wiedenhofer<br />
Redaktionelle Leitung: Sara Marmsoler<br />
Übersetzung: Herta Anvidalfarei, Cinzia Brunialti,<br />
Claudio De Nigro, Laura Martinelli, Natalie Aquila,<br />
Nadia Vivaldo, Manuela Barbara Hentrich,<br />
Magdalena Ralser<br />
Titelbild: Fritz Duregger<br />
Herausgeber: ÖBPB “<strong>Zum</strong> <strong>Heiligen</strong> <strong>Geist</strong>”<br />
Gestaltung und Druck: Kraler Druck, Brixen/Vahrn<br />
Frau Maria Duregger<br />
HINWEIS:<br />
Um den Text flüssiger lesen zu können und Schwierigkeiten sprachlicher Art zu vermeiden, haben wir die<br />
grammatikalisch männliche Form gewählt. Selbstverständlich ist bei den Ausführungen auch die weibliche<br />
Form gemeint.<br />
20
<strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
BLICKPUNKT<br />
Die lustige Seite<br />
21
22<br />
BLICKPUNKT <strong>Oktober</strong> - November - <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>