20.11.2013 Aufrufe

Kinder auf dem Weg - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

Kinder auf dem Weg - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

Kinder auf dem Weg - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Schulweg beginnt beim Kleinkind<br />

vor <strong>der</strong> Haustüre.<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

Statistiken wahrhaben wollen. (15) Schaut man genauer<br />

hin und glie<strong>der</strong>t die Unfälle nach kleineren Altersgruppen<br />

und verschiedenen Arten <strong>der</strong> Mobilität <strong>auf</strong> (16), so zeigt<br />

sich, dass ein deutlicher Rückgang <strong>der</strong> Unfälle fast ausschliesslich<br />

die Gruppe <strong>der</strong> fünf- bis neunjährigen <strong>Kin<strong>der</strong></strong><br />

betrifft, sofern diese zu Fuss untrewegs sind. Es sind jene<br />

<strong>Kin<strong>der</strong></strong>, die nicht mehr im Freien spielen dürfen. Es gibt<br />

keine <strong>Verkehrs</strong>sicherheitsmassnahme, die sich in<br />

ihren Auswirkungen <strong>der</strong>art einseitig <strong>auf</strong> die jüngeren<br />

<strong>Kin<strong>der</strong></strong> auswirken würde. Einen Nachweis für die These,<br />

dass <strong>der</strong> deutliche Unfallrückgang wesentlich <strong>auf</strong> einer<br />

Verdrängung aus <strong>dem</strong> Strassenraum beruht, lässt sich<br />

auch den Velofahrern finden (gepunktete Linie). Seit den<br />

frühen 90er Jahren stellen wir einen deutlichen Rückgang<br />

<strong>der</strong> Unfälle von Fahrradfahrern fest. Die <strong>Verkehrs</strong>organisationen<br />

hoben dies jeweils lobend hervor, allen voran die<br />

BFU. Dies obwohl <strong>der</strong> Mikrozensus <strong>auf</strong>gezeigt hat, dass<br />

im gleichen Zeitraum das Velofahren massiv zurückging!<br />

(Die <strong>Kin<strong>der</strong></strong> haben es jedoch in ihren Zeichnungen längst<br />

begriffen:17)<br />

Seit über zehn Jahren versuche ich den offiziellen Organisationen<br />

klar zu machen, dass nur überfahren werden<br />

kann, was sich auch <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Strasse bewegt. Man<br />

wollte davon aber nichts wissen und lobte den jeweiligen<br />

Unfallrückgang weiterhin übers Kraut. Das könnte sich<br />

möglicherweise än<strong>der</strong>n. In ihrem neuesten SINUS Report<br />

2010,(S. 36). Dort heisst es : „Ob diese (günstigen) Entwicklungen<br />

<strong>auf</strong> eine rückläufige Exposition bei<strong>der</strong> Altersgruppen<br />

- bei <strong>Kin<strong>der</strong></strong>n/Jugendlichen und Senioren – <strong>auf</strong><br />

eine rückläufige Exposition zurückzuführen sind, kann<br />

angesichts <strong>der</strong> fehlenden Mikrozensus-Daten seit 2005…<br />

zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilt werden“.<br />

Aus <strong>dem</strong> Strassenraum verdrängt werden die schwächeren<br />

<strong>Verkehrs</strong>teilnehmer, insbeson<strong>der</strong>e die <strong>Kin<strong>der</strong></strong> nicht nur<br />

vom fahrenden, son<strong>der</strong>n auch vom stehenden Strassenverkehr.<br />

(18,19,20)<br />

Die Folgen <strong>der</strong> Verdrängung und <strong>der</strong> Schulweg<br />

70 Prozent <strong>der</strong> Eltern fünfjähriger <strong>Kin<strong>der</strong></strong> in <strong>der</strong> Stadt, 80<br />

sind es <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Land, geben an, dass <strong>der</strong> Strassenverkehr<br />

die Hauptursache dafür sei, dass ihre <strong>Kin<strong>der</strong></strong> nicht<br />

mehr im Freien spielen dürfen. Die daraus resultierenden<br />

Defizite bezüglich motorischer und sozialer Entwicklung<br />

sowie in Bezug <strong>auf</strong> die Selbstständigkeit habe ich erwähnt.<br />

– Der Schulweg beginnt nun aber vor <strong>der</strong> Haustüre<br />

und er verlangt, soll er selbstständig unter die<br />

Füsse genommen werden, ein gutes Mass an Selbstständigkeit<br />

und Übung im Sozialverhalten.<br />

Dauer <strong>der</strong> Begleitung in den <strong>Kin<strong>der</strong></strong>garten<br />

und Spiel im Wohnumfeld (N: A = 483/B = 93)<br />

ganze <strong>Kin<strong>der</strong></strong>gartenzeit und<br />

länger<br />

ein Jahr<br />

einige Monate<br />

max. 1 Monat<br />

keine Begleitung<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

B: kein Spiel im Freien<br />

A: Spiel im Freien<br />

Die wichtigsten Qualitäten des<br />

Schulweges liegen, sofern man ihn<br />

selbstständig zu Fuss geht,<br />

im sozialen und emotionalen Bereich<br />

sowie in <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong><br />

Umwelt.<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

Wer seine Kindheit weitgehend als Batteriehuhn in <strong>der</strong><br />

Wohnung verbringt – wie das Kind, das diese Zeichnung<br />

gemacht hat (22), für das wird <strong>der</strong> <strong>Weg</strong> in die Schule zum<br />

schmalen Pfad umwogt von wild gewordenen Strassen mit<br />

ebenso wild in sie verwobenen Zebrastreifen.<br />

Tatsächlich vertreten jene Eltern, <strong>der</strong>en <strong>Kin<strong>der</strong></strong> nicht im<br />

Freien spielen dürfen, die Meinung, dass sie ihre <strong>Kin<strong>der</strong></strong><br />

noch lange nicht allein in den <strong>Kin<strong>der</strong></strong>garten und möglicherweise<br />

auch nicht in die Schule gegen lassen. (23) Ganz im<br />

Gegenteil zu jenen Eltern, <strong>der</strong>en <strong>Kin<strong>der</strong></strong> in guten Wohnumfel<strong>der</strong>n<br />

<strong>auf</strong>gewachsen sind. Diese konnten dort nicht nur<br />

ihre Selbstständigkeit entfalten, son<strong>der</strong>n auch frühe Erfahrungen<br />

mit einem gemässigten und rücksichtsvollen Strassenverkehr<br />

machen.<br />

Wo liegt nun die grosse Bedeutung des Schulweges?<br />

Die <strong>der</strong>zeit l<strong>auf</strong>ende För<strong>der</strong>ung des Schulweges durch<br />

Swissbalance und die Übernahme entsprechen<strong>der</strong> Programme<br />

durch zahlreiche Kantone beruht vor allem <strong>auf</strong><br />

<strong>der</strong> Angst vor Übergewicht bei <strong>Kin<strong>der</strong></strong>n. Dazu ist beizufügen,<br />

dass die Bedeutung des Schulweges, was die Bewegungsför<strong>der</strong>ung<br />

betrifft, weit überbewertet wird. Natürlich<br />

ist nichts dagegen einzuwenden, wenn die <strong>Kin<strong>der</strong></strong> zu Fuss<br />

in die Schule gehen, aber sie werden dabei wohl kein<br />

Gramm an Gewicht verlieren. 10 Minuten o<strong>der</strong> auch etwas<br />

mehr gemütlich in die Schule trotteln bringt kaum etwas.<br />

Bezeichnend dabei ist, dass dort, wo am meisten gegen<br />

Bewegungsmangel und Übergewicht getan werden kann,<br />

nämlich durch die För<strong>der</strong>ung guter Wohnumfel<strong>der</strong> und<br />

Begegnungszonen nichts, o<strong>der</strong> fast nicht geschieht. Die<br />

Politiker und Politikerinnen scheuen sich, Massnahmen<br />

zu ergreifen, die sich gegen den Strassenverkehr<br />

richten, obwohl dieser die wichtigste Ursache des<br />

grassierenden Bewegungsmangels darstellt.<br />

Dass ein gutes Wohnumfeld die Bewegungszeit <strong>der</strong> <strong>Kin<strong>der</strong></strong><br />

im Vergleich zum Schulweg massiv för<strong>der</strong>n könnte,<br />

zeigt etwa eine Befragung, die wir in Zürich-Leimbach<br />

durchgeführt haben. In Leimbach können praktisch alle<br />

<strong>Kin<strong>der</strong></strong> ab drei Jahren im Freien spielen und sich tun dies,<br />

wie die folgende GRAFIK (25) zeigt, auch ausgiebig. Bereits<br />

bei den 3-5jährigen <strong>Kin<strong>der</strong></strong> spielen über 20 Prozent<br />

<strong>der</strong> <strong>Kin<strong>der</strong></strong> 1 bis vier Stunden im Freien, da sich die Umgebung<br />

dazu anbietet.<br />

Die grosse Bedeutung des Schulweges liegt im sozialen<br />

Bereich sowie den Möglichkeiten selbstständig die nähere<br />

und weitere Umwelt besser kennen zu lernen und zu<br />

erforschen. Beobachtet man <strong>Kin<strong>der</strong></strong>, wenn sie in kleinen<br />

Gruppen unterwegs sind, so stellt man ständig wechselnde

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!