Hauteffloreszenzen bei Infektionskranklheiten, Teil II, H. Klinker, P ...
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(Penicillin G 10 Mio.E. 2mal /Tag). Bei Lues <strong>II</strong>I und Neurolues muß intravenös<br />
(Penicillin G 10 Mio.E 2mal /Tag) behandelt werden.<br />
Bei Penicillinallergie gibt man Ceftriaxon (2g 1mal/Tag für 2 Wochen), <strong>bei</strong><br />
gleichzeitiger Cephalosporin-Allergie kann Doxycylin oder Minocyclin gegeben<br />
werden. Gyrase-Hemmer sind <strong>bei</strong> Lues unwirksam.<br />
Am 1. Behandlungstag, meist wenige Stunden nach Therapiebeginn, kann eine<br />
►Herxheimer- Reaktion (Fieber, Schüttelfrost, Zunahme der syphilitischen<br />
Läsionen) auftreten, die nicht mit einer Penicillinallergie verwechselt werden darf.<br />
Ausgelöst wird diese Reaktion durch bakterielle Zerfallsprodukte (Toxine). Eine<br />
Therapieunterbrechung ist nicht notwendig. Sie wird mit Antipyretika, <strong>bei</strong> schweren<br />
Manifestationen mit Prednisolon, behandelt.<br />
Tuberkulose<br />
Die Inzidenz der Tuberkulose hat sich in Deutschland zwar seit 1985 halbiert und<br />
beträgt mit 12,7 pro 100.000 Einwohner nur noch ein Zehntel der Inzidenz von 1960,<br />
alarmierend ist jedoch der Anstieg der Tuberkulose und der Erregerresistenz in<br />
einzelnen Staaten Osteuropas.<br />
Die primäre Infektion mit Mycobakterium tuberculosis erfolgt in den allermeisten<br />
Fällen durch Exspirationströpfchen, die <strong>bei</strong>m Husten und Niesen freigesetzt werden.<br />
Von extrapulmonalen Tuberkulosen (Lymphknoten, Urogenitalsystem, Knochen,<br />
Gelenke, Verdauungsorgane) geht ohne direkten Kontakt kein Infektionsrisiko aus.<br />
Gefährdet sind hier ggf. Metzger oder Tierärzte.<br />
Entsprechend der häufigsten Primärlokalisation einer Tuberkulose entsteht zunächst<br />
ein ►pulmonaler Primärkomplex mit einem radiologisch fassbaren, peripheren,<br />
nicht einschmelzenden Rundherd sowie unilateraler Vergrößerung von<br />
Hiluslymphknoten. Die Initialsymptomatik ist in der Regel mild und unspezifisch,<br />
weshalb länger als 3 Wochen bestehender Husten unbedingt, <strong>bei</strong> blutigem Auswurf<br />
sofort, abgeklärt werden sollte. Bei den meisten Infizierten ist die Erkrankung mit der<br />
Abheilung des Primärherdes beendet. Die Erreger persistieren allerdings in<br />
„abgekapselter“ Form. Eine positive Tuberkulinreaktion findet man 4-12 Wochen<br />
nach einer Neuinfektion.<br />
Eine ►Reaktivierung latenter Herde kann auch noch nach Jahrzehnten auftreten.<br />
Auch <strong>bei</strong> der postprimären Tuberkulose ist der häufigste Manifestationsort mit 60-<br />
80% die Lunge, die Erkrankung kann prinzipiell aber jedes Organsystem befallen und<br />
präsentiert sich dementsprechend vielgestaltig.<br />
Relativ häufig sind das Skelettsystem, Lymphknoten oder das Urogenitalsystem<br />
betroffen.<br />
Die Haut ist insgesamt ein seltener Manifestationsort einer Tuberkulose. Am relativ<br />
häufigsten tritt sie noch als ►Lupus vulgaris auf. Es entwickeln sich zunächst<br />
rötlich-bräunliche Lupusknötchen, die allmählich an Größe zunehmen. Das sog.<br />
„Sondenphänomen“, d. h. das Einbrechen einer Knopfsonde <strong>bei</strong> Druck auf das<br />
betroffene Hautareal (Einbruch in das zentral nekrotische Granulom), ist typisch für<br />
das Vorliegen einer Lupusläsion. Bei gewöhnlich chronischem Verlauf ist eine<br />
Ulzeration und auch die Zerstörung des darunterliegenden Gewebes möglich (Lupus<br />
ulcerosus bzw. mutilans).<br />
Sehr viel seltener als ein Lupus vulgaris ist ein tuberkulöser Primärkomplex der Haut<br />
oder eine Tuberculosis cutis miliaris disseminata <strong>bei</strong> schwerer Immunsuppression.<br />
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