Hauteffloreszenzen bei Infektionskranklheiten, Teil II, H. Klinker, P ...
Hauteffloreszenzen bei Infektionskranklheiten, Teil II, H. Klinker, P ...
Hauteffloreszenzen bei Infektionskranklheiten, Teil II, H. Klinker, P ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Infiltrationen im Gesicht und Keratokonjunktivitis kommt es zum „Löwengesicht“,<br />
später tritt ein Schleimhautbefall mit chronischem Schupfen und Heiserkeit auf.<br />
Die ►tuberkuloide Lepra betrifft Haut und periphere Nerven. Auf der Haut zeigen<br />
sich Papeln oder Makulae, die nach Abheilung depigmentierte Herde hinterlassen,<br />
die gegen Berührung oder Hitze unempfindlich sind. Periphere Nerven sind später<br />
als verdickte Stränge tastbar, es treten Nervenschmerzen und an den Extremitäten<br />
trophische Ulcera und Verstümmelungen auf.<br />
Die Diagnosestellung erfolgt zunächst klinisch, wo<strong>bei</strong> ein großes Spektrum an<br />
Differenzialdiagnosen zu berücksichtigen ist. Erwogen werden sollte eine Lepra <strong>bei</strong><br />
Patienten mit einem langen Auslandsaufenthalt in entsprechenden Gebieten.<br />
Der mikroskopische Nachweis säurefester Bakterien erfolgt <strong>bei</strong> der lepromatösen<br />
Form in Hautläsionen oder im Nasenschleim (multibazilläre Lepra). Bei der<br />
tuberkuloiden Lepra ist M. leprae in Ausstrichpräparaten skarifizierter Haut nicht<br />
nachweisbar (paucibazilläre Lepra). Die histologische Untersuchung gestattet eine<br />
Klassifikation der Krankheit und eine Aussage zur Prognose.<br />
Die Behandlung erfolgt, nach Empfehlung der WHO, als kombinierte Therapie mit<br />
Dapson plus Rifampicin (paucibazilläre Lepra), zusätzlich mit Clofazimin <strong>bei</strong> der<br />
multibazillären Lepra (6).<br />
Hautmilzbrand<br />
Nachdem Milzbrand über viele Jahre fast ausschließlich eine Erkrankung in<br />
Entwicklungsgebieten war, ist das Interesse an dieser Erkrankung durch die<br />
Ereignisse der letzten Monate im Zusammenhang mit Bioterrorismus auch in den<br />
Industrienationen sprunghaft gestiegen.<br />
Erreger des Milzbrandes ist Bacillus anthracis, ein grampositives, aerobes,<br />
sporenbildendes Stäbchenbakterium. Die Sporen sind sehr widerstandsfähig und<br />
können über Jahrzehnte persistieren. ►Bacillus anthracis kommt ubiquitär vor.<br />
Anthrax ist primär eine Zoonose, betroffen sind pflanzenfressende Tiere, vor allem<br />
Ziegen, Schafe, Schweine und Rinder.<br />
Menschen sind nur sehr selten betroffen, ein gewisses Risiko besteht für Personen,<br />
die mit Tierhäuten, Fellen oder tierischen Knochen in Berührung kommen. Eine<br />
direkte Infektionsübertragung von Mensch zu Mensch findet nicht statt. Eine Infektion<br />
vieler Menschen kann nur stattfinden, wenn Milzbrandsporen in großer Menge als<br />
Aerosol verbreitet werden. Die für eine Infektion notwendige Erregermenge ist<br />
vergleichsweise hoch, die Infektionsdosis beträgt ca. 8.000-50.000 Keime.<br />
Die Übertragung von Milzbrand kann über die Haut, die Atemwege oder den<br />
Verdauungstrakt erfolgen. Die Inkubationszeit beträgt 2 –7 Tage, in seltenen Fällen<br />
bis zu 60 Tagen.<br />
Entsprechend der Übertragungswege kommt es zu drei verschiedenen klinischen<br />
Manifestationen.<br />
Mit Abstand am häufigsten ist der ►Hautmilzbrand nach direktem Kontakt mit<br />
erregerhaltigen tierischen Materialien über winzige Hautverletzungen. An der<br />
Eintrittsstelle entsteht zunächst eine Papel, die sich im Verlauf von wenigen Tagen<br />
zu einer Pustel mit später schwärzlichem Schorf und entzündlicher<br />
Umgebungsreaktion entwickelt (Pustula maligna). Die nicht schmerzhaften Läsionen<br />
haben einen Durchmesser von 1-3 cm, neben der Primärläsion können<br />
Tochtervesikel entstehen. In bis zu 80% der Fälle heilt die Effloreszenz innerhalb von<br />
2-3 Wochen unter Narbenbildung ab.<br />
14