mit Fotos - Die Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen
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PastorenBunde.doc gedruckt 13.10.2006, gjb Seite 28<br />
Eben warten. Dann g<strong>in</strong>g die Innentür auf und me<strong>in</strong> Vater trat <strong>in</strong> den <strong>Kirche</strong>nraum e<strong>in</strong>, gefolgt vom<br />
<strong>Kirche</strong>nrat.<br />
Ihm gehörten drei Älteste und drei Diakone an. Für me<strong>in</strong> jugendliches Gefühl hatte es etwas<br />
Feierliches an sich, wenn sie so <strong>in</strong> die <strong>Kirche</strong> kamen.<br />
Da war der Älteste Freseman, e<strong>in</strong> Landwirt aus Bunder Neuland: e<strong>in</strong> Mann, dessen Gesicht<br />
gezeichnet war von e<strong>in</strong>er aufrichtigen zärtlichen Gottesfurcht. Se<strong>in</strong> Charakter zeigte e<strong>in</strong>e<br />
außergewöhnliche Langmut, aber ke<strong>in</strong>e Schwäche. Er hatte e<strong>in</strong>en großen Betrieb und konnte se<strong>in</strong>e<br />
Knechte und Arbeiter <strong>mit</strong> dem Blick se<strong>in</strong>er Augen regieren.<br />
Ihm folgte Dreesman: e<strong>in</strong> feuriger Mensch, leicht geneigt zu forschen Ausdrücken, <strong>mit</strong> rauhen<br />
L<strong>in</strong>ien im Gesicht. Wenn er mir die Hand gab, fühlte ich se<strong>in</strong>en Händedruck noch e<strong>in</strong>e Viertelstunde<br />
später. Hatte e<strong>in</strong>e Predigt ihm besonders gut gefallen, sagte er normalerweise <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er strammen<br />
Geste: „Das haben Sie auch nicht aus e<strong>in</strong>em Pferdekopf“.<br />
Der Älteste Geerdes war das Gegenbild von Dreesman. Gott hatte ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit gesegnet. Er<br />
verdiente se<strong>in</strong> Brot <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en Händen, aber er hatte auch e<strong>in</strong> Pferd und e<strong>in</strong>ige Kühe im Stall.<br />
Er war bedächtig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Reden und besaß e<strong>in</strong>e große Portion gesunden Menschenverstand. Er<br />
hatte e<strong>in</strong> weites Herz. Er wohnte auf „Weitsicht“ und se<strong>in</strong>e niedrige Wohnung war e<strong>in</strong>e Höhle<br />
Adullams für alle Heilbegierigen (1. Samuel 22,1; gjb).<br />
Das waren die drei Ältesten. Zwei der drei Diakone waren Arbeiter. Sie waren sehr<br />
unterschiedlich, wie auch der gesamte <strong>Kirche</strong>nrat. Aber während sie <strong>in</strong> die <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>traten, konnte<br />
man bei ihnen allen <strong>in</strong> ihren Gesichtern lesen, dass sie ihre Seele Jesus Christus übergeben hatten. Ich<br />
b<strong>in</strong> überzeugt, wenn es erforderlich gewesen wäre, hätten sie ihren Kopf für ihren König auf die<br />
Guillot<strong>in</strong>e gelegt.<br />
Orig<strong>in</strong>alunterschriften der fünf Mitglieder des <strong>Kirche</strong>nrates vom<br />
17.04.1859<br />
E. A. Frezeman<br />
D.M. Dreesman<br />
G.H. Geerdes<br />
Klaas. D. Wildeboer<br />
Jakob J. S<strong>mit</strong><br />
Im Gliederbuch der ev.-altref. Geme<strong>in</strong>de Bunde gehören diese fünf<br />
zu den ersten Glieder der Geme<strong>in</strong>de:<br />
„E.A. Frezemann, B. Nieuwland, overleden 10.11.1860<br />
D. Dreesman, Beschotenweg, gestorben 21.3.1891<br />
G. Geerdes, Tichgelwarf, gestorben 12.7.1896<br />
J. S<strong>mit</strong>, Beschotenweg overleden 6.8.1873<br />
K.D. Wildeboer, Wiemer gestorben“<br />
In der Bank direkt bei der des <strong>Kirche</strong>nrates saß der alte Onkel Jaap <strong>in</strong> der blauen Tuchjacke, die<br />
bessere Tage gekannt hatte und die er von e<strong>in</strong>em reicheren Bruder erhalten hatte.<br />
Se<strong>in</strong>en Nachnamen habe ich nie gekannt. <strong>Die</strong> ganze Geme<strong>in</strong>de nannte ihn Onkel Jaap und dabei<br />
blieb es.<br />
<strong>Die</strong>ser Mann, arm <strong>in</strong> der Welt, aber reich <strong>in</strong> Gott, war e<strong>in</strong> Hausfreund me<strong>in</strong>es Vaters. Oft besuchte<br />
er uns. Dann nahm ich e<strong>in</strong> Stövchen und setzte mich neben ihn, vor allem um se<strong>in</strong>e Kriegsgeschichten<br />
zu hören. Er hatte gegen Napoleon gekämpft. Er hatte als preußischer Soldat die bittere Schlacht von<br />
Ligny und die ruhmreiche Schlacht von Waterloo <strong>mit</strong>gemacht, die Europa e<strong>in</strong> neues Gesicht gegeben<br />
hatten.<br />
Er erzählte, wie er auf dem langen Marsch <strong>mit</strong> schwerem Gepäck und brennender Junisonne über<br />
se<strong>in</strong>em Kopf vor Durst fast ohnmächtig geworden sei. Er habe Gott um Hilfe angerufen. Darauf habe<br />
er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er tiefen Wagenspur Wasser gefunden, um se<strong>in</strong>en brennenden Durst zu löschen.<br />
Se<strong>in</strong>e Augen glänzten, wenn er von se<strong>in</strong>em Kriegsobersten Bülow sprach. Aber se<strong>in</strong>e Augen<br />
glänzten stärker, wenn er von se<strong>in</strong>em Kriegsobersten Jesus Christus sprach, der für ihn, den sündigen<br />
Wurm, <strong>in</strong> den Tod gegangen sei.