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Bauhistorische Untersuchung - dunker-architektur.de

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- Arbeitsgemeinschaft -<br />

AGA - Architekten & bauhistorische Gutachter - Dipl.-Ing. D. HAUPT - Altstadtmarkt 8, 38100 BS<br />

Dipl.-Ing. J. DUNKER - Freier Architekt, Meescheweg 11 - 31246 Lahstedt / Groß Laffer<strong>de</strong><br />

Gifhorn – Steinweg 22<br />

<strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong>en<br />

Erd-, Obergeschoß und Fassa<strong>de</strong>n<br />

Teil 2.1 - Ergebnisbericht<br />

Im Auftrag <strong>de</strong>r Eigentümer M u. S Z - Juni 2002


- Arbeitsgemeinschaft -<br />

AGA - Architekten & bauhistorische Gutachter - Dipl.-Ing. D. HAUPT - Altstadtmarkt 8, 38100 BS<br />

Dipl.-Ing. J. DUNKER - Freier Architekt, Meescheweg 11 - 31246 Lahstedt / Groß Laffer<strong>de</strong><br />

Gifhorn - Steinweg 22<br />

<strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong>en<br />

Teil 2.1 - Ergebnisbericht -<br />

Erd-, Obergeschoß und Fassa<strong>de</strong>n<br />

© 2002 - Eigentümer: M u. S Z sowie Verfasser: J. Dunker, D. Haupt, AGA


Inhalt Seite<br />

0 Vorbemerkungen 0.1<br />

1.0 Zusammenfassen<strong>de</strong> Beschreibung und Bewertung <strong>de</strong>r bauhistorischen<br />

Befun<strong>de</strong><br />

1.1 Kurzbeschreibung zum Bestand 1.1 - 1.2<br />

1.2 Zur baulichen Entwicklung 1.2 - 1.12<br />

1.3 Baualterskartierung - EG, OG und Ansichten Tafel Ba 1 u. Ba 2<br />

1.4 Rekonstruktionsskizze - Ostgiebel Tafel R 1<br />

2.0 Beschreibung und Bewertung <strong>de</strong>r baulich -/<br />

konstruktiven Schä<strong>de</strong>n 2.1 - 2.7<br />

3.0 Raumbuch mit Befunddokumentation<br />

3.1 Kellergeschoß 3.1 - 1<br />

3.2 Erdgeschoß 3.2 - 1 bis 14<br />

3.3 Obergeschoß 3.3 - 1 bis 40<br />

3.4 Dachgeschoß (ergänzte <strong>Untersuchung</strong> Dez. 01) 3.4 - 1 bis 6<br />

3.5 Nordfassa<strong>de</strong> 3.5 - 1 bis 5<br />

3.6 Ostfassa<strong>de</strong> 3.6 - 1 bis 4<br />

3.7 Südfassa<strong>de</strong> 3.7 - 1 bis 3<br />

3.8 Westfassa<strong>de</strong> 3.8 - 1 bis 3<br />

4.0 Anlagen:<br />

4.1 Befundübersichtspläne<br />

- Grundrisse, Schnitte und Ansichten - ca. M. 1:71 Tafel B 1 - B 10


0. Vorbemerkungen<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r geplanten Umnutzung und Sanierung <strong>de</strong>s Fachwerkhauses<br />

Steinweg 22 in Gifhorn erhielt die Arbeitsgemeinschaft aus Arbeitsgruppe<br />

Altstadt - Architekten & bauhistorische Gutachter, Braunschweig und Herrn<br />

Dipl.-Ing. J. Dunker - Architekt, Lahstedt von <strong>de</strong>n Eigentümern, <strong>de</strong>n Herren M<br />

und S Z im März 2002 <strong>de</strong>n Auftrag zu einer bauhistorischen <strong>Untersuchung</strong><br />

und Bewertung <strong>de</strong>s Erd- und Obergeschosses. In Ergänzung <strong>de</strong>s Gutachtens -<br />

Teil 1: <strong>Untersuchung</strong> <strong>de</strong>s Dachwerkes vom Dez. 01 wur<strong>de</strong> auch die Erfassung<br />

<strong>de</strong>r wesentlichen Scha<strong>de</strong>nsbil<strong>de</strong>r am konstruktiven Hausgefüge (Gründung / EG<br />

/ OG) fortgeschrieben. Dieser 2. Bearbeitungsschritt soll die Grundlage für die<br />

weiterführen<strong>de</strong> Sanierungsplanung <strong>de</strong>r Gesamtbaumaßnahme bil<strong>de</strong>n.<br />

Als zeichnerische Grundlage für die <strong>Untersuchung</strong>en diente eine Bauaufnahme<br />

im M. 1:50, die im Rahmen <strong>de</strong>r Diplomarbeit „Sanierung eines<br />

Fachwerkhauses“ an <strong>de</strong>r FH Hil<strong>de</strong>sheim / Holzmin<strong>de</strong>n im Jahre 1991 von Herrn<br />

H H erstellt wur<strong>de</strong>.<br />

Diese Pläne wur<strong>de</strong>n im Zuge <strong>de</strong>r Befun<strong>de</strong>rhebungen in weiten Teilen ergänzt,<br />

z.T. auch maßlich korrigiert und überwiegend neu durchgezeichnet, wobei<br />

jedoch nicht alle festgestellten Ungenauigkeiten / Fehler behoben wer<strong>de</strong>n<br />

konnten. Dies wäre auf die Erstellung einer neuen Bauaufnahme<br />

hinausgelaufen, die im Rahmen dieser <strong>Untersuchung</strong> jedoch nicht vorgesehen /<br />

zu leisten war.<br />

Eine Archivalienforschung war nicht Bestandteil dieser <strong>Untersuchung</strong>. Es<br />

wur<strong>de</strong>n jedoch zumin<strong>de</strong>st die <strong>de</strong>rzeit bekannten archivalischen Quellen /<br />

Hinweise, insbeson<strong>de</strong>re bezüglich <strong>de</strong>r baulichen Verän<strong>de</strong>rungen seit etwa 1900<br />

aus <strong>de</strong>r Bauakte <strong>de</strong>s Hauses in die Auswertung <strong>de</strong>r bauhistorischen<br />

Befun<strong>de</strong>rfassung einbezogen.<br />

Das überlieferte Hausgefüge geht im Kern auf ein rel. kleines, beschei<strong>de</strong>nes<br />

Ackerbürgerhaus <strong>de</strong>r Renaissance aus <strong>de</strong>r Zeit um 1600 zurück und ist in<br />

gleicher Kubatur und Konstruktion etwa in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 17. Jhs. hofseitig um<br />

vier Fache verlängert / erweitert wor<strong>de</strong>n. Dieser Zustand ist abgesehen von<br />

einer zwischenzeitlichen Erneuerung <strong>de</strong>s Dachwerks im wesentlichen bis heute<br />

erhalten.<br />

Die Scha<strong>de</strong>nsuntersuchung hat gezeigt, daß die tragen<strong>de</strong>n Eichenhölzer i.d.R.<br />

relativ scha<strong>de</strong>nsfrei sind. Dagegen weist die Konstruktion insgesamt jedoch z.T.<br />

erhebliche Verformungen und Schiefstellungen in Verbindung mit einer<br />

Überbeanspruchung bis zum Versagen <strong>de</strong>r Gefügeknoten auf. Diese Schä<strong>de</strong>n<br />

gehen insbeson<strong>de</strong>re auf eine weitgehend unzureichen<strong>de</strong> Gründung zurück,<br />

zusätzlich sind sie jedoch auch durch verrottete Grundschwellen und durch die<br />

jüngeren Eingriffe <strong>de</strong>s 18. - 20. Jhs., wie z.B. <strong>de</strong>n weitgehend ersatzlosen<br />

Ausbau aussteifen<strong>de</strong>r Elemente, wie Kopfbän<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r auch einzelner Streben in<br />

<strong>de</strong>n Außenwän<strong>de</strong>n verursacht wur<strong>de</strong>n. Die Schiefstellungen bzw. Neigungen<br />

treten in <strong>de</strong>n Innenräumen auf Grund entsprechend starker, ausgleichen<strong>de</strong>r<br />

Fußbo<strong>de</strong>nauffütterungen nicht in <strong>de</strong>m Maße in Erscheinung.<br />

Wir danken allen Beteiligten für die Unterstützung unserer Arbeit.<br />

Lahstedt / Braunschweig / Gifhorn, Juni 2002<br />

Vorbemerkungen - Seite 0.1


La<strong>de</strong>nfront ausgebaut, so daß diese Gasse heute <strong>de</strong>n einzigen Zugang zum<br />

Seiteneingang <strong>de</strong>s Hauses in <strong>de</strong>r Nordfassa<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n eine Treppe<br />

zur seperaten Erschließung <strong>de</strong>r Wohnung im Obergeschoß führt.<br />

Tafel B 7<br />

Abb. WF- 1<br />

Der ca. 9,85 m breite und 17,00 m lange Fachwerkbau wird von einem mit<br />

ca. 43° nur relativ flach geneigten Satteldach mit Krempziegel<strong>de</strong>ckung<br />

abgeschlossen, <strong>de</strong>ssen hofseitiger Steilgiebel nachträglich durch eine<br />

Abwalmung ersetzt und vermutlich zeitgleich die Westfassa<strong>de</strong> (Wetterseite)<br />

durch eine vertikale Holzverschalung mit Fugenleisten verklei<strong>de</strong>t.<br />

Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> hofseitig im Jahre 1976 ein mo<strong>de</strong>rner eingeschossiger<br />

Flachdachanbau als Lagerraum für die Lä<strong>de</strong>n direkt angebaut und somit <strong>de</strong>r<br />

größte Teil <strong>de</strong>r westlichen EG-Fassa<strong>de</strong> ver<strong>de</strong>ckt / überformt.<br />

Tafel Ba 1, Ba 2<br />

1.2.0 Zur baulichen Entwicklung<br />

Die bei <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit durchgeführten bauhistorischen <strong>Untersuchung</strong>en erfaßten<br />

Befun<strong>de</strong> zum Konstruktions- und Raumgefüge sowie zu <strong>de</strong>n Ausstattungen<br />

lassen erkennen, daß <strong>de</strong>r überlieferte Fachwerkbau auf zwei Hauptbauphasen<br />

zurückgeht, nämlich <strong>de</strong>n sog. Kernbau E. 16./A.17. Jh. (Perio<strong>de</strong> I) und einen<br />

„Erweiterungsbau“ in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 17. Jhs. (Perio<strong>de</strong> II).<br />

In <strong>de</strong>r Kubatur und <strong>de</strong>n Fachwerkstrukturen <strong>de</strong>s Erd- und Obergeschosses ist<br />

<strong>de</strong>r Zustand <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> II im wesentlichen noch heute erhalten. Dagegen<br />

sind jedoch die Raumstrukturen wohl erstmals durch eine Baumaßnahme in<br />

<strong>de</strong>r E. 17. / 1.H. 18. Jhs. (Perio<strong>de</strong> III) umfassend verän<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re durch die Erneuerung <strong>de</strong>s Dachwerks, <strong>de</strong>n Einbau eines<br />

hofseitig gelegenen Teilkellers sowie <strong>de</strong>n weitergehen<strong>de</strong>n Aus-/Umbau <strong>de</strong>s<br />

Obergeschosses zu Wohnzwecken.<br />

Die weiteren, jüngeren Umbauten und die Vielzahl kleinerer Verän<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>n Ausstattungen konnten <strong>de</strong>n Umbauphasen <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> IV (2. H. 18./<br />

A. 19. Jh.), <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> V (M. 19. - A. 20. Jh) und <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> VI (2. H. 20.<br />

Jh.) zugeschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

1.2.1 Zur Datierung <strong>de</strong>s Fachwerkhauses:<br />

Konkrete Datierungen zur Bauzeit <strong>de</strong>s Kernbaugefüges sind soweit <strong>de</strong>n<br />

Verfassern bekannt we<strong>de</strong>r inschriftlich noch archivalisch 1 überliefert, so daß<br />

sich die zuvor kurz umrissene zeitliche Einordnung nahezu ausschließlich an<br />

<strong>de</strong>r relativen Chronologie <strong>de</strong>r bislang erfaßten baulichen Befun<strong>de</strong> und<br />

typologische Vergleiche orientieren mußte.<br />

Gleiches gilt auch für die späteren Umbauten, wenngleich hier zu <strong>de</strong>n<br />

jüngeren und jüngsten Verän<strong>de</strong>rungen nach 1900 zumin<strong>de</strong>st einige<br />

Umbaumaßnahmen in <strong>de</strong>r Bauakte <strong>de</strong>s Bauherrn dokumentiert sind, die in<br />

<strong>de</strong>n Baualterskartierung jedoch nicht einzeln, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n v.g. Perio<strong>de</strong>n V<br />

und VI zusammengefaßt dargestellt sind.<br />

1 Eine umfassen<strong>de</strong> Archivalienforschung war nicht Bestandteil dieser <strong>Untersuchung</strong>.<br />

Gifhorn - Steinweg 22 - <strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong> - Zusammenfassung - Seite 1.2


Traufwän<strong>de</strong> wie auch im ehem. Dachwerk (zweitverwen<strong>de</strong>t erhalten)<br />

ausschließlich Eichenhölzer. Z.T. sind auch einzelne Stän<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

Traufwän<strong>de</strong>n, insbeson<strong>de</strong>re im Oberstock aus zweitverwen<strong>de</strong>ten, älteren<br />

Hölzern errichtet, die möglicherweise aus einem Vorgängerhauses an<br />

gleicher Stelle (?) stammen. Das bauzeitliche Gefüge umfaßte sechs Stän<strong>de</strong>r -<br />

also fünf Fache - in <strong>de</strong>n Traufwän<strong>de</strong>n (Achse 1-6, s.a. Abbundzeichen) und<br />

sieben Stän<strong>de</strong>r - also sechs Fache - in <strong>de</strong>n Giebelwän<strong>de</strong>n (Achse A-G). Eine<br />

Unterkellerung ist für diesen Kernbauteil <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s bislang nicht<br />

nachweisbar / bekannt.<br />

Tafel B 7 u. B 9<br />

NF- 4<br />

Tafel B 10<br />

Abb. WF - 2<br />

Tafel B 7, B 9<br />

Abb, NF - 2<br />

Abb. NF - 2<br />

Tafel B 9<br />

→ Die Gefüge <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Traufwän<strong>de</strong> zeigen über <strong>de</strong>n nicht mehr<br />

erhaltenen Grundschwellen ca. 2,40 bzw. 2,20 m hohe EG-Stän<strong>de</strong>r, die<br />

jedoch im Zuge <strong>de</strong>r Schwellenerneuerung an <strong>de</strong>n Fußpunkten, nord- u.<br />

südseitig offensichtlich unterschiedlich stark gekürzt wor<strong>de</strong>n sind. Obgleich<br />

die genaue bauzeitliche Höhenlage <strong>de</strong>r Grundschwelle und damit auch die<br />

ehem. Höhe <strong>de</strong>r EG-Stän<strong>de</strong>r bislang nicht ein<strong>de</strong>utig nachweisbar war, ist von<br />

einer Kürzung <strong>de</strong>r Stän<strong>de</strong>r um ca. 0,40 m auszugehen.<br />

Als ein Indiz dafür spricht insbeson<strong>de</strong>re das im Westgiebel <strong>de</strong>s sog.<br />

Erweiterungsbaus <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> II (Achse 10) offensichtlich einschließlich <strong>de</strong>r<br />

Schwelle noch weitgehend in situ erhaltene Gefüge (Achse A-C) mit ca. 2,80<br />

m hohen EG-Stän<strong>de</strong>rn. Dieses Fachwerk stellt in nahezu i<strong>de</strong>ntischer<br />

Verzimmerung ein<strong>de</strong>utig eine Erweiterung / Fortsetzung <strong>de</strong>s Kernbaugefüges<br />

nach Westen dar, so daß die Traufwandschwellen <strong>de</strong>s Kernbaues <strong>de</strong>rzeit wohl<br />

in gleicher Höhe anzunehmen sind.<br />

Die ca. 10 cm starken Unterrähme im EG sind auf <strong>de</strong>n Stän<strong>de</strong>rn holzvernagelt<br />

aufgezapft → möglicherweise greifen die Stän<strong>de</strong>rzapfen in Form sog.<br />

Stufenzapfen auch noch in die Unterseiten <strong>de</strong>r Deckenbalken (bislang nicht<br />

erkennbar).<br />

Auf <strong>de</strong>n leicht aus <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>bene vorstehen<strong>de</strong>n EG-Deckenbalken ruht <strong>de</strong>r<br />

ohne Vorkragung (in Ebene <strong>de</strong>r EG-Stän<strong>de</strong>r) aufgesetzte Oberstock mit<br />

Schwelle, holzvernagelt verzapften und ca. 2,20 m hohen Stän<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>n<br />

direkt auf die Stän<strong>de</strong>r gezapften Bundbalken, die, <strong>de</strong>n EG-Balken<br />

entsprechend, leicht aus <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>bene vorkragen (→ Vorholz). Auf <strong>de</strong>n<br />

Bundbalken sind die Rähmhölzer (in Form einer Dachschwelle) mit <strong>de</strong>r<br />

Wan<strong>de</strong>bene fluchtend und mit leichter Verkämmung aufgelegt → eine sog.<br />

Oberrähmverzimmerung.<br />

Die erdgeschossigen Wandfel<strong>de</strong>r waren in bei<strong>de</strong>n Traufwän<strong>de</strong>n durch je zwei<br />

Riegelketten geteilt. Nordseitig zeigen sich jeweils drei etwa gleich hohe<br />

Gefache von ca. 0,80 m, während sie südseitig mit ca. 0,60 m in <strong>de</strong>n oberen<br />

und 1,00 m in <strong>de</strong>n mittleren Gefachen <strong>de</strong>utlich unterschiedlichere Höhen<br />

aufweisen. Der Grund für diese unterschiedlichen Riegellagen ist bislang<br />

nicht erkennbar; möglicherweise stehen sie in Zusammenhang mit<br />

bauzeitlichen Fensteröffnungen in <strong>de</strong>r Südwand.<br />

Im OG sind die Traufwän<strong>de</strong> dagegen i<strong>de</strong>ntisch mit je einer Riegellage in zwei<br />

etwa gleich hohe Gefache von ca. 1,10 m geteilt (einschl. <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s<br />

Gifhorn - Steinweg 22 - <strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong> - Zusammenfassung - Seite 1.5


Deckenbalkens).<br />

Tafel B 7, B 9<br />

Tafel Ba 2<br />

Abb. NF - 4<br />

Zur Längsaussteifung waren die Eckstän<strong>de</strong>r sowie die mittleren Stän<strong>de</strong>r<br />

(Achse 3) mit Fußstreben ausgesteift, wobei diese im EG als 2/3-Streben über<br />

die unteren bei<strong>de</strong>n Gefache reichten und mit <strong>de</strong>n unteren Riegeln einfach<br />

holzvernagelt überblattet sind. Zu<strong>de</strong>m sind die straßenseitigen OG-<br />

Eckstän<strong>de</strong>r (Achse 1) mit je einem Kopfband zu <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>bene<br />

liegen<strong>de</strong>n Stichbalken (→ Ostgiebelvorkragung) hin ausgesteift.<br />

Die Gefache waren weitgehend mit Flechtwerkfüllungen geschlossen,<br />

wobei bauzeitliche Fenster-/o<strong>de</strong>r Lüftungsöffnungen in diesen Traufwän<strong>de</strong>n<br />

bislang nicht nachweisbar waren. In diesem Zusammenhang fällt auf, das die<br />

lichten Fachbreiten in <strong>de</strong>n jeweils drei östlichen Wandfel<strong>de</strong>rn i.M. ca. 1,75 m<br />

betragen, während die bei<strong>de</strong>n westlichen Fache jeweils nur ca. 1,25 - 1,30 m<br />

breit ausgeführt sind. Im EG-Gefüge <strong>de</strong>r Nordwand sind an <strong>de</strong>n Stän<strong>de</strong>rn in<br />

Achse 4 und 5 jeweils gegenüberliegend bislang kein Anschlüsse für einen<br />

Brüstungsriegel festzustellen → Indiz für eine mögliche bauzeitliche<br />

Türstelle (Seiteneingang ?).<br />

Tafel Ba 2<br />

Abb. NF - 1, ff.<br />

Tafel B 9<br />

Tafel Ba 2<br />

Tafel B 8<br />

Tafel R 1<br />

Abb. OF - 1<br />

Abb. OF - 2, ff.<br />

→ Das bauzeitliche Westgiebelgefüge (Achse 6) ist im Zuge <strong>de</strong>r<br />

Hausverlängerung in Perio<strong>de</strong> II wohl weitgehend ausgebaut bzw. erneuert<br />

wor<strong>de</strong>n. So sind vom Kernbaubestand nur noch einzelne holzvernagelte<br />

Stän<strong>de</strong>rzapfenlöcher unter- und oberseitig im Bundbalken in Achse 6<br />

überliefert (<strong>de</strong>r EG-Deckenbalken ist <strong>de</strong>rzeit unzugänglich), wobei die im OG<br />

in dieser Achse südseitig überlieferte Fachwerkquerwand mit<br />

Flechtwerkfüllungen ein<strong>de</strong>utig in Perio<strong>de</strong> II erneuert wor<strong>de</strong>n ist; die<br />

bauzeitlichen ZL-Anschlüsse sind von diesem Gefüge überformt.<br />

Die „Westfassa<strong>de</strong>“ war offensichtlich ohne Vorkragungen mit einem steilen<br />

Giebeldreieck verzimmert. Merkwürdig erscheint hier die Konstruktion <strong>de</strong>r<br />

obergeschossigen Eckstän<strong>de</strong>r, die in bei<strong>de</strong>n Traufwän<strong>de</strong>n um ca. ein halbe<br />

Stän<strong>de</strong>rstärke über <strong>de</strong>r Oberstockschwelle „auskragen“ (südseitig mit<br />

entsprechen<strong>de</strong>r Ausklinkung verzimmert) und so möglicherweise eine<br />

geringe Überkragung <strong>de</strong>s OG-Gefüges bil<strong>de</strong>ten; ein westseitiges Stichgebälk<br />

ist zwischen <strong>de</strong>n Achsen 5 und 6 nicht vorhan<strong>de</strong>n / erkennbar.<br />

→ Die straßenseitige Ostgiebelfassa<strong>de</strong> war dagegen mit jeweils ca. 0,30 m<br />

starken Vorkragungen über Stichgebälken (Achse 1-2) im Erd- und<br />

Obergeschoß und vermutlich einem weiteren Überhang in <strong>de</strong>r<br />

Kehlbalkenebene <strong>de</strong>s bauzeitlichen Giebeldreiecks sowie mit Schnitzwerk an<br />

<strong>de</strong>n gebauchten Knaggen, <strong>de</strong>n Füllhölzern, Stockwerkschwellen und <strong>de</strong>n<br />

ehem. Fenstersturzriegeln (nicht mehr vorhan<strong>de</strong>n) als „Schaufront“ gestaltet.<br />

Der Oberstock ist / war mit Brustriegeln, Fußwinkelhölzern und in allen<br />

Fel<strong>de</strong>rn direkt unter <strong>de</strong>m Rähm durchlaufen<strong>de</strong>n profilierten Sturzriegeln<br />

versehen (→ wohl durchgängig befenstert). Im firstmittigen Wandfeld (Achse<br />

D-E) sind jedoch we<strong>de</strong>r Riegel- noch Fußwinkelanschlüsse vorhan<strong>de</strong>n, so<br />

daß hier ein<strong>de</strong>utig die Lage einer bauzeitlichen La<strong>de</strong>luke dokumentiert ist<br />

(Sturzriegelanschluß ebenfalls erkennbar). Eine zweite La<strong>de</strong>luke befand sich<br />

zu<strong>de</strong>m achsial darüberliegend im bauzeitlichen Giebeldreieck (Steilgiebel),<br />

Gifhorn - Steinweg 22 - <strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong> - Zusammenfassung - Seite 1.6


→ an <strong>de</strong>n Stän<strong>de</strong>r- und Fußwinkelanschlüssen <strong>de</strong>r im DG in<br />

Zweitverwendung verbauten Giebelschwelle ablesbar (→ Schwelle lediglich<br />

um 180° horizontal gedreht wie<strong>de</strong>r eingebaut → Schnitzwerk im Dachbo<strong>de</strong>n<br />

sichtbar).<br />

An Hand <strong>de</strong>r v.g. Stän<strong>de</strong>ranschlüsse wird zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utlich, daß das über <strong>de</strong>r<br />

entsprechend knaggenunterstützten DG-Schwelle aufgehen<strong>de</strong> Gefüge im<br />

Giebeldreieck in sich symmetrisch und in <strong>de</strong>r Nordhälfte somit leicht<br />

abweichend vom gebun<strong>de</strong>nen System <strong>de</strong>s Oberstocks verzimmert war.<br />

Typologisch ist davon auszugehen, daß das Giebeldreieck zu<strong>de</strong>m auch in <strong>de</strong>r<br />

Kehlbalkenlage eine Vorkragung über Stichbalken besaß. Die im<br />

Bestandsgiebeldreieck überlieferte Firstsäule könnte auf Grund <strong>de</strong>r<br />

vergleichsweise kräftigen Stän<strong>de</strong>rabmessung möglicherweise ebenfalls<br />

zweitverwen<strong>de</strong>t aus <strong>de</strong>m Kernbaugefüge stammen und dort in entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Situation verbaut gewesen sein (nicht ein<strong>de</strong>utig).<br />

Dagegen sind für das bauzeitliche EG-Gefüge bislang ein<strong>de</strong>utig nur die<br />

Stän<strong>de</strong>rstellungen mit vermutlich zwei Riegellagen sowie annähernd (s.o.)<br />

auch die Lage <strong>de</strong>r Grundschwelle nachzuweisen, während die Lage <strong>de</strong>s<br />

Einganges bislang nicht ein<strong>de</strong>utig nachzuweisen war (vermutlich kein<br />

Einfahrts-tor).<br />

Die <strong>de</strong>utlich asymmetrischen Fachbreiten in <strong>de</strong>r südlichen und nördlichen<br />

Giebelhälfte lassen eine straßenseitige Stube hinter <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n breiten<br />

südlichen Fachen (→ s.a. Riegellagen in <strong>de</strong>r EG-Südtraufe → ehem.<br />

Fensteröffnungen ?) und eine nordseitig anschließen<strong>de</strong> Diele mit<br />

giebelseitigem Haupteingang vermuten.<br />

Tafel Ba 1<br />

Abb. NF - 1, ff.<br />

Abb. 2.5 - 17<br />

Abb. 2.5 - 8, 9<br />

s.a. Abb. im<br />

Gutachten Teil 1 -<br />

Dez. 2001<br />

→ Die Decken- und Bundbalken (soweit <strong>de</strong>rzeit sichtbar aus Eichenholz)<br />

sind in <strong>de</strong>n Achsen 2-6 sowie in <strong>de</strong>n straßenseitigen Stichgebälken<br />

(höhengleich im Balken Achse 2 verzapft) weitgehend unverän<strong>de</strong>rt erhalten 4 .<br />

Im OG ist zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r bauzeitliche Mittelunterzug in Achse D auf etwa halber<br />

Länge (Achse 1-3) einschließlich eines Unterzugstän<strong>de</strong>rs in Achse 3<br />

überliefert; <strong>de</strong>r Stän<strong>de</strong>r besaß beidseitig (n. Ost u. West) holzvernagelt<br />

verzapfte Kopfbän<strong>de</strong>r zum Unterzug.<br />

Darüber hinaus waren nach <strong>de</strong>rzeitiger Befundlage sämtliche Trauf- und<br />

Ostgiebelstän<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n Deckenbalken durch holzvernagelt verzapfte<br />

Kopfbän<strong>de</strong>r ausgesteift.<br />

→ Das bauzeitliche Kehlbalkendachwerk ist vermutlich in <strong>de</strong>n<br />

zweitverwen<strong>de</strong>ten, rußgeschwärzten Eichenholzgespärren <strong>de</strong>r Achsen 2 - 6<br />

zum überwiegen<strong>de</strong>n Teil überliefert (s.a. Gutachten - Teil 1, Dez. 01), wobei<br />

die bauzeitlichen Gespärre jedoch <strong>de</strong>r heutigen flacheren Neigung<br />

entsprechend im Zuge <strong>de</strong>r Dacherneuerung gekürzt wor<strong>de</strong>n sind. Die<br />

bauzeitlichen ca. 53° steilen Normalgespärre waren durch eine offensichtlich<br />

relativ hoch liegen<strong>de</strong>, verblattete Hahnenbalkenlage ausgesteift, während <strong>de</strong>r<br />

Ostgiebel und das zweite Gespärre vermutlich zwei einen zweiten Kehlriegel<br />

besaßen (→ entsprechen<strong>de</strong> Blattsasse am Sparren in Achse 2a überliefert), an<br />

<strong>de</strong>m die Stichbalken <strong>de</strong>s vorkragen<strong>de</strong>n Ostgiebelgefüges anschlossen.<br />

4 Im EG bislang nur partiell sichtbar / freigelegt→ jedoch in <strong>de</strong>n Fassa<strong>de</strong>n zumin<strong>de</strong>st im<br />

Ansatz erkennbar, s.a. Tafel Ba 2.<br />

Gifhorn - Steinweg 22 - <strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong> - Zusammenfassung - Seite 1.7


Darüber hinaus sind in <strong>de</strong>n überlieferten Sparrenteilen jeweils einseitig ca. 9<br />

cm tiefe Bohrungen / Holznagellöcher (∅ 2 cm) in leicht variieren<strong>de</strong>n<br />

Abstän<strong>de</strong>n von 0,25 - 0,30 m vorhan<strong>de</strong>n, die ein<strong>de</strong>utig auf die Befestigung<br />

<strong>de</strong>r Unterkonstruktion (Lattung) für das bauzeitliche Weichdach (Stroh-/<br />

Reetdach<strong>de</strong>ckung) zurückgehen. Neben dieser Holznagellöchern sind auf <strong>de</strong>n<br />

gleichen Sparrenseiten auch noch regelmäßige Eisenvernagelungen erkennbar<br />

(ab <strong>de</strong>n verdreht wie<strong>de</strong>r eingebauten Sparren sichtbar). Somit besaß das<br />

bauzeitliche Dachwerk zuletzt / vor <strong>de</strong>m vollständigen Umbau bereits eine<br />

harte Ziegelein<strong>de</strong>ckung, vermutlich eine <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>r nördlichen<br />

Dachseite entsprechen<strong>de</strong> Krempziegel<strong>de</strong>ckung (Linkskremper).<br />

Tafel Ba 1<br />

Tafel B 3<br />

Abb. 2.4 - 9<br />

Abb. 1.8 - 1<br />

Tafel Ba 1<br />

Tafel B 3<br />

Abb. 2.7 - 1, ff.<br />

→ Raumgefüge:<br />

Im Gefüge <strong>de</strong>s Oberstocks sind keine kernbauzeitlichen<br />

Fachwerkinnenwän<strong>de</strong> nachweisbar. Das Stockwerk war somit offensichtlich<br />

als ungeteilter Lagerraum mit frei stehen<strong>de</strong>m Unterzugstän<strong>de</strong>r in Achse D/3<br />

angelegt, wobei eine Abtrennung einzelner Raumbereiche durch leichte<br />

Bretterwandkonstruktionen jedoch durchaus möglich, jedoch <strong>de</strong>rzeit nicht<br />

nachzuweisen ist. Auf diese Nutzung als Lagerbo<strong>de</strong>n weist insbeson<strong>de</strong>re auch<br />

die im Ostgiebelgefüge nachgewiesene bauzeitliche La<strong>de</strong>luke hin (s.<br />

Ostgiebel).<br />

Die Wand- und Deckengefüge im OG (und vermutlich auch im Erdgeschoß)<br />

waren bauzeitlich unverputzt holzsichtig und augenscheinlich anthrazitfarben<br />

monochrom gefaßt. Die Decke zum Dachbo<strong>de</strong>n bestand lediglich aus einer<br />

kräftigen, direkt auf <strong>de</strong>n Balken aufgenagelten Dielung → die hier<br />

überlieferten Wellerholzfüllungen sind insgesamt nachträglich auf seitlich<br />

angenagelten Leisten, vermutlich erst mit <strong>de</strong>n Umbauten in Perio<strong>de</strong> III<br />

eingebaut wor<strong>de</strong>n.<br />

Das Erdgeschoß ist im Bereich <strong>de</strong>s Kernbaues vollständig entkernt. Zu<strong>de</strong>m<br />

konnten die Außenwand- und Deckengefüge auf Grund <strong>de</strong>r hier noch<br />

vorhan<strong>de</strong>nen La<strong>de</strong>nausbauten (Verkleidungen und Unter<strong>de</strong>cken) bislang nur<br />

an wenigen Stellen direkt erfaßt / untersucht wer<strong>de</strong>n, so daß konkrete<br />

Aussagen zum bauzeitlichen Raumgefüge <strong>de</strong>rzeit nur ansatzweise möglich<br />

sind.<br />

So zeichnet sich im Bereich <strong>de</strong>s sog. Erweiterungsbaues (s.u.) ein<br />

bauzeitliches Längswandgefüge <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> II in Achse E ab. Da dieser<br />

Erweiterungsbau die kernbauzeitlichen Strukturen <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> I offensichtlich<br />

nahezu vollständig aufnahm / fortsetzte (s.a. Traufwän<strong>de</strong>), liegt die<br />

Vermutung nahe, daß auch die Anordnung <strong>de</strong>r v.g. Längswand in Achse D<br />

auf eine entsprechen<strong>de</strong> Wand im Kernbaugefüge zurückgeht.<br />

Somit besaß <strong>de</strong>r EG-Grundriß kernbauzeitlich vermutlich an <strong>de</strong>r Süd-Ost-<br />

Ecke eine von <strong>de</strong>r Diele durch Fachwerkwän<strong>de</strong> abgeteilte „Stube“,<br />

vermutlich mit dahinter / westseitig anschließen<strong>de</strong>n Küche / Herdstelle.<br />

Auf die Lage einer Herd-/Feuerstelle scheinen insbeson<strong>de</strong>re auch die starken<br />

Rußschwärzungen an <strong>de</strong>n Bundbalken <strong>de</strong>r Achsen 4 und 5 im heutigen Raum<br />

2.07 hinzu<strong>de</strong>uten.<br />

Die Lage <strong>de</strong>r bauzeitlichen Treppe war bislang nicht erkennbar.<br />

Gifhorn - Steinweg 22 - <strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong> - Zusammenfassung - Seite 1.8


Möglicherweise <strong>de</strong>utet jedoch <strong>de</strong>r vermutete Seiteneingang in <strong>de</strong>r nördlichen<br />

Traufwand indirekt auf die Lage am Westen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ehem. Diele hin (→<br />

möglicherweise an Stelle <strong>de</strong>s heutigen Treppenaufganges in Raum 1.04) 5 .<br />

Ein bauzeitlicher Keller ist für <strong>de</strong>n Kernbaubereich bislang nicht erkennbar /<br />

bekannt; in <strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Traufwän<strong>de</strong>n partiell angelegten Fundamentschürfen<br />

sind lediglich ein bis zwei Findlingslagen als wohl bauzeitliche Gründung auf<br />

lehmigem Bo<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Tafel Ba 1, Ba 2<br />

Abb. NF - 2<br />

Tafel Ba 2<br />

Abb. WF - 3<br />

Tafel B 10<br />

Tafel B 3<br />

Tafel Ba 1<br />

Tafel B 10<br />

1.2.3 Perio<strong>de</strong> II - Hauserweiterung / Umbauten 17. Jh.:<br />

Diese Baumaßnahme umfaßte, wie bereits zuvor mehrfach erwähnt, im<br />

wesentlichen die Verlängerung <strong>de</strong>r Kubatur <strong>de</strong>s Kernbaugefüges um vier<br />

Fache (Achse 6 - 10) nach Westen. Eine rel. zeitliche Nähe dieser<br />

Erweiterungsbaues <strong>de</strong>utet sich in <strong>de</strong>n weitgehend <strong>de</strong>m Kernbaugefüge<br />

entsprechend ausgeführten Konstruktions<strong>de</strong>tails (z.B. Oberrähm-<br />

Verzimmerung im Oberstock), <strong>de</strong>n Ausfachungsmaterialien (Flechtwerk) wie<br />

auch in <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Traufwän<strong>de</strong> an.<br />

Im Unterschied zum Kernbau wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r neue Westgiebel in Achse 10 jedoch<br />

mit ein<strong>de</strong>utigen Vorkragungen konzipiert. Der Oberstock kragt über einem<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Stichgebälk knapp 0,20 m knaggenunterstützt vor, wobei die<br />

Knaggen hier nur leicht gekehlt und kantengefast sind und keine weitere<br />

Schmuckformen aufweisen (→ nur zwei Knaggen - Achse A u. B freigelegt).<br />

Das bauzeitliche Giebeldreieck (→ Steilgiebel mit ca. 53° Neigung) kragte<br />

dagegen offensichtlich nicht vor → zwischen <strong>de</strong>n Bundbalken <strong>de</strong>r Achsen 9<br />

und 10 ist kein Stichgebälk vorhan<strong>de</strong>n, zumal auch <strong>de</strong>r Bundbalken in Achse<br />

10 offensichtlich unverän<strong>de</strong>rt zum Bestand <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> II gehört → Stän<strong>de</strong>r<br />

in Achse E holzvernagelt verzapft; die Oberrähme <strong>de</strong>r Traufwän<strong>de</strong> sind auf<br />

<strong>de</strong>m Balken verkämmt; im Balken unterseitig z.T. Spitznuten für<br />

Flechtwerkfüllungen; keine Kopfbandzapfenlöcher an <strong>de</strong>n bislang<br />

freigelegten Stän<strong>de</strong>rkopfbereichen.<br />

Das zugehörige Giebeldreieck ist bereits mit <strong>de</strong>r Dacherneuerung in Perio<strong>de</strong><br />

III erstmals verän<strong>de</strong>rt und schließlich vermutlich in Perio<strong>de</strong> IV zu <strong>de</strong>m im<br />

Bestand überlieferten Vollwalm umgebaut wor<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Oberseite <strong>de</strong>s<br />

Bundbalkens überlieferte Zapfenlöcher (bislang drei freigelegt) gehen<br />

vermutlich auf <strong>de</strong>n Bestand <strong>de</strong>s bauzeitlichen Giebelfachwerks <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> II<br />

zurück, wobei das etwa firstmittige Zapfenloch auf eine<br />

Firstsäulenkonstruktion zurückgehen könnte.<br />

5 Weitere Aufschlüsse zu <strong>de</strong>n EG-Gefügen, Herdstelle und Treppe sind nach Ausbau <strong>de</strong>r<br />

mo<strong>de</strong>rnen La<strong>de</strong>neinbauten zu erwarten.<br />

Gifhorn - Steinweg 22 - <strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong> - Zusammenfassung - Seite 1.9


Tafel Ba 1<br />

Abb. 2.6 - 2, ff.<br />

Abb. 2.9 - 6<br />

Abb. 2.5 - 11<br />

Tafel B 10<br />

Tafel Ba 1<br />

Abb. 1.7 - 1<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Hauserweiterung wur<strong>de</strong> im Oberstock <strong>de</strong>s Kernbaues vermutlich<br />

erstmals eine Fachwerklängswand in Achse E (→ über <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n<br />

Kernbaubestand vermuteten EG-Wand) eingebaut (Flechtwerkfüllungen), die<br />

zusammen mit <strong>de</strong>r ebenfalls noch im 17. Jh. / um 1700 erneuerten Querwand<br />

in Achse 6 / E-G einen längsrechteckigen Raum abteilten. Möglicherweise<br />

lief diese Längswand bauzeitlich auch bis an <strong>de</strong>n Westgiebel (Achse 10)<br />

durch; im Bestand ist <strong>de</strong>r Wandbereich zwischen Achse 6 und 10 jedoch<br />

ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>n späteren Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> III zuzuschreiben (→<br />

Fache mit Wellerholzstaken, etc.).<br />

Mit <strong>de</strong>r Erweiterung wur<strong>de</strong> offensichtlich auch <strong>de</strong>r kernbauzeitliche<br />

Mittelunterzug im Oberstock (Achse D) bis an <strong>de</strong>n Westgiebel heran<br />

fortgeführt → entsprechen<strong>de</strong> Zapfenlochanschlüsse im Stän<strong>de</strong>r D/10. Dieser<br />

Bundstän<strong>de</strong>r war mit beidseitigen Fußstreben ausgesteift; dsgl. auch <strong>de</strong>r<br />

Stän<strong>de</strong>r E/10 → möglicherweise Indiz für eine in Achse E bauzeitlich<br />

raumseitig anschließen<strong>de</strong> Längswand o<strong>de</strong>r einen Unterzuganschluß, s.o.<br />

Im Erdgeschoß ist in Achse E / 6-10 eine fragmentarisch erhaltene<br />

Längswand überliefert (Stän<strong>de</strong>rzapfenlöcher im Rähmbalken in Achse 7 u. 8,<br />

Stän<strong>de</strong>r Achse 9 erhalten). Die übrigen die erdgeschossigen Raumgefüge <strong>de</strong>r<br />

Perio<strong>de</strong> II, wie Diele, Stube und Küche entsprachen wohl weitgehend <strong>de</strong>m<br />

kernbauzeitlichen Bestand (<strong>de</strong>rzeit nicht nachweisbar, s.a. Perio<strong>de</strong> I).<br />

Tafel Ba 1, Ba 2<br />

Abb. 2.3 - 2<br />

Abb. 2.5 - 20, ff.<br />

Abb. 2.4 - 2, ff.<br />

Abb. 2.9 - 3<br />

1.2.4 - Perio<strong>de</strong> III - Umbauten E. 17. / 1. H. 18. Jh.:<br />

Die Baumaßnahmen <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> III umfaßten weitgehen<strong>de</strong> Umbauten und<br />

Ergänzungen insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n Raumgefügen <strong>de</strong>s Obergeschosses (für das<br />

EG bislang nicht nachweisbar), <strong>de</strong>n kompletten Neubau <strong>de</strong>s Dachwerkes<br />

(unter Wie<strong>de</strong>rverwendung <strong>de</strong>r älteren Hölzer) und die vollständige<br />

Erneuerung <strong>de</strong>r südlichen EG-Traufwand im Bereich <strong>de</strong>r Achsen 6 - 10 und<br />

vermutlich auch weiten Teilen <strong>de</strong>r erdgeschossigen Westgiebelwand (Achse<br />

10/C-G).<br />

Als ein wesentliches Merkmal für in dieser Perio<strong>de</strong> errichtete / erneuerte<br />

Wän<strong>de</strong> sind insbeson<strong>de</strong>re anzusprechen:<br />

→ die Gefachfüllungen aus vertikalen Wellerholzstaken mit auf-/<br />

untergenagelten Leisten an <strong>de</strong>n Riegeln befestigt,<br />

→ die Verwendung von NH-Fachwerk, das zu<strong>de</strong>m von Beginn an vollflächig<br />

mit Strohlehmmörtel überputzt war.<br />

Im Zuge dieser umfassen<strong>de</strong>n Erneuerung <strong>de</strong>r OG-Raumgefüge wur<strong>de</strong>n u.a.<br />

auch die ältere, stark geneigte / verformte Flechtwerkwand in Achse E<br />

(Perio<strong>de</strong> II) flurseitig mit einer Vorsatzschale aus verputzten Brettern und<br />

Wellerholzstaken vertikal verklei<strong>de</strong>t, sämtliche frei in <strong>de</strong>n Räumen sichtbaren<br />

Kopfbän<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r Mittelunterzug in Achse D bis auf <strong>de</strong>n überlieferten Rest<br />

(Achse 1-3) ausgebaut sowie die Ausstattungen, wie Dielenfußbö<strong>de</strong>n,<br />

Türstellen, etc. erneuert bzw. neu angelegt.<br />

So gehen u.a. die breiten Dielenbö<strong>de</strong>n (b = 25-33 cm) in Raum 2.04 und 2.09<br />

z.T. einschl. <strong>de</strong>r überlieferten Fußleisten und <strong>de</strong>r Türbekleidungen und blätter<br />

Gifhorn - Steinweg 22 - <strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong> - Zusammenfassung - Seite 1.10


auf diesen Ausbau zurück.<br />

Tafel Ba 1, Ba 2<br />

Tafel B 1<br />

Tafel Ba 2<br />

Tafel B 9<br />

Abb. OF - 1<br />

Tafel B 5<br />

Die Erneuerungen <strong>de</strong>r v.g. Außenwandbereiche (Süd und West) stehen<br />

vermutlich in direktem Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Anlage <strong>de</strong>s heute<br />

verschütteten Teilkellers unter <strong>de</strong>r westlichen Haushälfte (Achse 6-10 / D-G).<br />

Im erneuerten Teil <strong>de</strong>r Südtraufwand wird <strong>de</strong>utlich, daß das EG-Gefüge hier<br />

losgelöst vom gebun<strong>de</strong>nen System mit nur einer Riegellage verzimmert und<br />

einschließlich <strong>de</strong>r Grundschwelle auf <strong>de</strong>m rel. hoch reichen<strong>de</strong>n<br />

Findlingsmauerwerk <strong>de</strong>r südlichen Kelleraußenwand abgesetzt ist.<br />

Zu<strong>de</strong>m sind in diesem Fassa<strong>de</strong>nabschnitt offensichtlich gleichzeitig auch die<br />

EG-Deckenbalken zumin<strong>de</strong>st wohl etwa bis an die Längswand in Achse E<br />

reichend erneuert und zusätzliche Balken zur Verringerung <strong>de</strong>r<br />

Deckenfeldbreiten eingefügt wor<strong>de</strong>n.<br />

Nicht zuletzt ist nochmals auf <strong>de</strong>n kompletten Um-/Neubau <strong>de</strong>s Dachwerks<br />

hinzuweisen (s.a. Gutachten Teil 1, Dez. 01), mit <strong>de</strong>m die Dachneigung um<br />

ca. 10° <strong>de</strong>utlich reduziert und auch das Ostgiebeldreieck mit Ausnahme<br />

weniger, jedoch wesentlicher zweitverwen<strong>de</strong>ter Hölzer (wie <strong>de</strong>r<br />

kernbauzeitlchen Schwelle) komplett neu verzimmert wur<strong>de</strong>.<br />

Eine recht ungewöhnliche Konstruktion zeigt hierbei die etwa 12 cm<br />

Vorkragung <strong>de</strong>s oberen Giebeldreiecks. Sie wird ohne Stichgebälk, lediglich<br />

durch einen entsprechend stärkeren / tieferen Kehlbalkenquerschnitt (b = ca.<br />

30 cm) gebil<strong>de</strong>t. Das starke Abkippen <strong>de</strong>s Giebeldreiecks nach außen (Osten)<br />

ist zumin<strong>de</strong>st z.T. auf die asymmetrische Belastung am Überhang<br />

insbeson<strong>de</strong>re auf Grund einer nicht vorhan<strong>de</strong>nen Rückverankerung an <strong>de</strong>m<br />

innen folgen<strong>de</strong>n Gespärre zurückzuführen.<br />

Tafel Ba 1, Ba 2<br />

1.2.5 - Perio<strong>de</strong>n IV bis VI - Umbauten E. 18. Jh. bis 20. Jh.:<br />

Abgesehen von <strong>de</strong>n umfassen<strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Entkernungen und<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> VI im Erdgeschoß sind die Fassa<strong>de</strong>ngefüge und<br />

die obergeschossigen Raumstrukturen nach <strong>de</strong>n Umbauten <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> III nur<br />

noch vergleichsweise wenig verän<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n.<br />

→ Die Umbauten <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> IV geben sich in <strong>de</strong>n Wandstrukturen<br />

insbeson<strong>de</strong>re durch die Verwendung von Lehmsteinmauerwerk zu erkennen,<br />

zumeist in Verbindung mit Verän<strong>de</strong>rungen von Tür- o<strong>de</strong>r Fensteröffnungen<br />

(z.B. Absenken <strong>de</strong>r Brustriegel). Darüber hinaus sind wohl auch die<br />

hofseitige Abwalmung <strong>de</strong>s Dachwerks und <strong>de</strong>r Einbau / Neubau weiterer<br />

Schornsteine diesen Umbaumaßnahmen zuzuschreiben, wobei die<br />

Backsteinschorn-steine nicht zwangsläufig zeitgleich ausgeführt wor<strong>de</strong>n sein<br />

müssen (<strong>de</strong>rzeit nicht <strong>de</strong>taillierter untersucht).<br />

Zu<strong>de</strong>m sind auch in diesen Bauphasen (Perio<strong>de</strong> IV - VI) neben <strong>de</strong>n kleineren<br />

baulichen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Raum- und Konstruktionsgefüge (zumeist<br />

Reparaturmaßnahmen) gleichzeitig auch einzelne Raumoberflächen und /<br />

o<strong>de</strong>r Ausstattungen erneuert wor<strong>de</strong>n.<br />

Gifhorn - Steinweg 22 - <strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong> - Zusammenfassung - Seite 1.11


Abb. 2.5 - 5, ff.<br />

Tafel B 6<br />

Abb. 2.7 - 11, ff.<br />

Abb. 2.6 - 3<br />

Abb. 2.8 - 5, ff.<br />

So dokumentiert z.B. die in Raum 1.04 viertelgewen<strong>de</strong>lt antreten<strong>de</strong> einläufige<br />

Treppe zum OG einen vermutlich in Perio<strong>de</strong> V (um 1900 ?) weitgehend<br />

erneuerten Treppenlauf, wobei das überlieferte Stabgelän<strong>de</strong>r jedoch in<br />

Zweitverwendung verbaut ist und einer annähernd i<strong>de</strong>ntischen<br />

Vorgängertreppe <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> IV entstammt, die jedoch einen <strong>de</strong>utlich flacher<br />

geneigten Lauf besaß → das Gelän<strong>de</strong>r ist im steileren Bestand entsprechend<br />

nach Nor<strong>de</strong>n geneigt / schief eingebaut und am Antrittspfosten erneuert /<br />

angepaßt. Zu<strong>de</strong>m ist auch die ehem. Treppenlochumwehrung am<br />

Treppenauge im OG komplett verän<strong>de</strong>rt (geschlossen und umgesetzt)<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong>de</strong>m sind auch einzelne im Bestand überlieferte Türausstattungen, die ca.<br />

0,17 m breiten Dielenfußbö<strong>de</strong>n, ein Stockfenster in <strong>de</strong>r Südfassa<strong>de</strong> (Raum<br />

2.08) o<strong>de</strong>r auch die auf <strong>de</strong>m eingangs erwähnten historischen Fotos von um<br />

1900 erkennbaren, nicht mehr erhaltenen Kreuzstockfenster <strong>de</strong>n<br />

Baumaßnahmen <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> IV und V zuzuschreiben.<br />

→ Schlußbemerkung:<br />

Die überlieferte Gebäu<strong>de</strong>kubatur dokumentiert, trotz <strong>de</strong>r vielfachen<br />

Überformungen und Umbauten, mit <strong>de</strong>m kernbauzeitlichen Hausgefüge in<br />

<strong>de</strong>r östlichen Hälfte und <strong>de</strong>r hofseitigen Verlängerung <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> II im<br />

wesentlichen noch <strong>de</strong>n Zustand aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 17. Jhs.<br />

Das Gebäu<strong>de</strong> wirkt jedoch insbeson<strong>de</strong>re im Ostgiebel durch das erneuerte<br />

Dachwerk <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> III und die dabei stark reduzierte Dachneigung sehr<br />

gedrückt / geduckt. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wird dies in Anbetracht <strong>de</strong>r<br />

Rekonstruktionsskizze <strong>de</strong>s Ostgiebels.<br />

Als kleine Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>s Hausgerüstes ist hier nochmals auf die sog.<br />

Oberrähm-Verzimmerung <strong>de</strong>r Traufwän<strong>de</strong> im Oberstock hinzuweisen, die<br />

zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n Kleinstädten <strong>de</strong>r Region nicht mehr sehr häufig anzutreffen<br />

ist.<br />

Gifhorn - Steinweg 22 - <strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong> - Zusammenfassung - Seite 1.12


1.3 Baualterskartierungen<br />

Tafel Ba 1 - Ba 2


1.4 Rekonstruktionsskizzen<br />

Tafel R 1


2.0 Beschreibung und Bewertung <strong>de</strong>r baulich -/ konstruktiven Schä<strong>de</strong>n<br />

2.1 Zusammenfassung <strong>de</strong>r wesentlichen Mängel<br />

Das Gebäu<strong>de</strong> hat sich im Laufe seiner Geschichte mehrfach verformt. Der<br />

Kernbau (Achse 1-6) sackte im Sü<strong>de</strong>n und Westen stark ab, was<br />

möglicherweise bereits relativ früh zum Verlust <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Westgiebelwand in Achse 6 führte, von <strong>de</strong>r bis auf die Decken- und<br />

Bundbalken keinerlei Reste überliefert sind.<br />

Die Erweiterung <strong>de</strong>s Kernbaues um vier Achsen nach Westen (um 1650) wur<strong>de</strong><br />

an das vermutlich bereits verformte Kernbaugefüge wohl horizontal<br />

angeschlossen. Auch <strong>de</strong>r Erweiterungsbau (Achse 6-10) zeigt jedoch im<br />

gesamten westlichen Bereich und in <strong>de</strong>n Traufwän<strong>de</strong>n starke Setzungen.<br />

Tafel B 6<br />

Das führte u.a. auch zu <strong>de</strong>n z.T. extremen Verformungen / beidseitige<br />

Absenkungen <strong>de</strong>r Deckenbalkenen<strong>de</strong>n im EG bzw. 0,20 bis 0,30 m bezogen auf<br />

die Hausmitte.<br />

Damit verbun<strong>de</strong>n senkten sich auch die z.T. bereits aufgefütterten Dielenbö<strong>de</strong>n<br />

im OG zu <strong>de</strong>n Traufseiten und nach Westen hin nochmals ab. Die Außenwän<strong>de</strong><br />

haben sich im Erdgeschoß nach Nor<strong>de</strong>n und Westen, im Obergeschoß nach<br />

Sü<strong>de</strong>n und Westen geneigt.<br />

Die starken Verformungen im westlichen Bereich kamen offensichtlich erst mit<br />

<strong>de</strong>m nachträglichen Einbau <strong>de</strong>s Kellers zum Stillstand.<br />

Zu <strong>de</strong>n akuten Schä<strong>de</strong>n:<br />

→ Die überlieferten Findlingsfundamente reichen mit Ausnahme <strong>de</strong>s<br />

unterkellerten Bereiches nicht bis in frostsichere Tiefe und sind auf Lehmbo<strong>de</strong>n<br />

gesetzt.<br />

→ Die Schwellen liegen z.T. im Spritzwasserbereich, besitzen keine<br />

Horizontalsperre gegen aufsteigen<strong>de</strong> Feuchtigkeit und sind <strong>de</strong>mentsprechend<br />

überwiegend morsch / abgängig.<br />

→ Die durch Verformungen aufgerissenen Anschlußfugen führten in<br />

Verbindung mit Feuchteschä<strong>de</strong>n zur Zerstörung etlicher Gefügeknoten in <strong>de</strong>n<br />

Fassa<strong>de</strong>n (nicht mehr funktionsfähig), was sich insbeson<strong>de</strong>re auf die<br />

Aussteifung <strong>de</strong>s gesamten Gebäu<strong>de</strong>s auswirkt, die zusätzlich durch das<br />

Entfernen nahezu sämtlicher Kopfbän<strong>de</strong>r sowie etlicher Streben erheblich<br />

beeinträchtigt / reduziert ist.<br />

→ Die mangelhafte und funktionslose Aussteifung <strong>de</strong>s Dachwerkes hat zu einer<br />

Neigung <strong>de</strong>s Ostgiebels um 0,50 m nach Osten geführt, verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r<br />

akuten Gefahr, daß Teile <strong>de</strong>r Backsteinausfachung o<strong>de</strong>r weitere Teile <strong>de</strong>s Putzes<br />

herabfallen.<br />

→ Die Sparrenschwellen sind unsachgemäß eingebaut / unzureichend befestigt.<br />

Sie konnten <strong>de</strong>n Schub aus <strong>de</strong>n Dachgebin<strong>de</strong>n nicht aufnehmen was zu<br />

Schä<strong>de</strong>n - Zusammenfassung - Seite 2.1


erheblichen Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Dachkonstruktion aber auch zu entsprechen<strong>de</strong>n<br />

„Aus-beulungen“ in <strong>de</strong>n Traufwän<strong>de</strong>n geführt hat.<br />

→ Der Schub aus <strong>de</strong>n westseitigen Walmsparren wird durch keine Konstruktion<br />

aufgefangen (→ fehlen<strong>de</strong> Längsaussteifung) und drückt so die Dachgespärre<br />

nach Osten.<br />

→ Die Tragfähigkeit <strong>de</strong>r EG-Decke muß durch eine weitergehen<strong>de</strong> statische<br />

<strong>Untersuchung</strong> überprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

→ Die Dachentwässerung ist <strong>de</strong>solat und muß insgesamt erneuert wer<strong>de</strong>n.<br />

→ Die Staken und Ruten <strong>de</strong>r Flechtwerkausfachungen sind durch die<br />

Verformungen teilweise aus <strong>de</strong>n Nuten gerutscht und somit locker. Die<br />

Putzoberflächen müssen insgesamt überarbeitet, ergänzt o<strong>de</strong>r erneuert wer<strong>de</strong>n.<br />

→ Die Befensterung mit einscheibigen Drehkippfenstern ist sowohl bezüglich<br />

<strong>de</strong>s Schall- und Wärmeschutzes als auch in <strong>de</strong>nkmalpflegerischer Hinsicht<br />

unbefriedigend.<br />

→ Die Elektroinstallation ist im Ober- und Dachgeschoß, die Gas-, Wasser-,<br />

Heizungs-, Sanitärinstallationen sind im gesamten Gebäu<strong>de</strong> unzureichend und /<br />

o<strong>de</strong>r überaltert und zu erneuern.<br />

Schä<strong>de</strong>n - Zusammenfassung - Seite 2.2


- Arbeitsgemeinschaft -<br />

AGA - Architekten & bauhistorische Gutachter - Dipl.-Ing. D. HAUPT - Altstadtmarkt 8, 38100 BS<br />

Dipl.-Ing. J. DUNKER - Freier Architekt, Meescheweg 11 - 31246 Lahstedt / Groß Laffer<strong>de</strong><br />

Gifhorn – Steinweg 22<br />

Scha<strong>de</strong>nsbeschreibung<br />

2.2 Beschreibung <strong>de</strong>r sichtbaren Schä<strong>de</strong>n am konstruktiven Gefüge Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

3.1 Gründung → Das Findlingsfundament unter <strong>de</strong>n Nord-, West- und Südfassa<strong>de</strong>n reicht<br />

- mit Ausnahme <strong>de</strong>s unterkellerten Bereiches - mit ca. 0,40 m Tiefe nicht bis<br />

auf frostfreien Bo<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong>de</strong>m ruht es auf einer ca. 50 cm hohen Tonschicht (s.a. Bo<strong>de</strong>ngutachten,<br />

Wo<strong>de</strong>, 2002), die proportional zu ihrem Feuchtegehalt quillt und schrumpft<br />

und somit keine geeignete Gründung darstellt.<br />

→ Insgesamt sind die erheblichen Setzungen <strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong>nteile auf<br />

verschie<strong>de</strong>ne Ursachen zurückzuführen: Einerseits sind die Verformungen<br />

aus morschen Schwellen und Stän<strong>de</strong>rfüßen im Zuge von möglicherweise<br />

mehrfachen Sanierungen nicht zurückgedrückt wor<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits dürften<br />

Bewegungen <strong>de</strong>s tonigen Untergrun<strong>de</strong>s gera<strong>de</strong> im Bereich <strong>de</strong>r Traufen in<br />

Verbindung mit Nie<strong>de</strong>rschlagswassern zu Setzungen geführt haben.<br />

Torflinsen wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n erfolgten Sondierungsbohrungen nicht<br />

angetroffen.<br />

→ s.a. Tafel B 1<br />

Abb. WF - 2<br />

Abb. NF - 4<br />

→ Risse in <strong>de</strong>r Ostfassa<strong>de</strong> im Bereich <strong>de</strong>s nördlichen Stieles A / 1 <strong>de</strong>uten<br />

auf aktuelle Setzungen <strong>de</strong>r Fundamentierung (vgl. Statik Pahlmann 1968)<br />

hin.<br />

→ s.a. Tafel B 8<br />

→ keine Wärmedämmung in <strong>de</strong>r Sohle.<br />

3.2 Außenwän<strong>de</strong> /<br />

Fassa<strong>de</strong>n<br />

3.2.1 Ostfassa<strong>de</strong> → Gefälle <strong>de</strong>s Obergeschosses und <strong>de</strong>s Giebels um 11 cm nach Sü<strong>de</strong>n;<br />

→ Auslenkung <strong>de</strong>r Stichbalken in <strong>de</strong>n Achsen A und G <strong>de</strong>s Obergeschosses<br />

jeweils nach außen durch Schub aus <strong>de</strong>n Dach- bzw. Giebelsparren.<br />

Dadurch Auslenkung <strong>de</strong>r Eckstän<strong>de</strong>r nach außen → Gefügeknoten nicht<br />

mehr intakt;<br />

→ s.a. Tafel B 8<br />

Abb. OF - 1<br />

Abb. OF - 2 + 6<br />

→ Schrägstellung <strong>de</strong>s Giebeldreiecks um 50 cm nach Osten, hervorgerufen<br />

durch eine mangelhafte Aussteifung <strong>de</strong>r Dachkonstruktion in Verbindung<br />

mit Schub aus <strong>de</strong>m Walm <strong>de</strong>r Westfassa<strong>de</strong>; dadurch Gefahr <strong>de</strong>s<br />

Herausfallens von Backsteinausfachungen und weiterer<br />

Kalkzementputzplatten.<br />

→ s.a. Tafel B 5<br />

Abb. OF - 1<br />

→ Schwammscha<strong>de</strong>n in Sparren, Stän<strong>de</strong>rn und Riegeln im Bereich Achse<br />

F, dadurch auch angrenzen<strong>de</strong> Ausfachungen abgängig;<br />

→ Optischer Mangel: Das Gebäu<strong>de</strong> besaß ursprünglich ein Dach mit ca.<br />

55° Dachneigung. Mit <strong>de</strong>r barocken Dachkonstruktion von ca. 43° „duckt“<br />

sich das Haus im Vergleich zu <strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Nachbargebäu<strong>de</strong>n.<br />

→ s.a. Tafel B 8<br />

Abb. OF - 1<br />

Scha<strong>de</strong>nsbeschreibung - Seite 2.3


- Arbeitsgemeinschaft -<br />

AGA - Architekten & bauhistorische Gutachter - Dipl.-Ing. D. HAUPT - Altstadtmarkt 8, 38100 BS<br />

Dipl.-Ing. J. DUNKER - Freier Architekt, Meescheweg 11 - 31246 Lahstedt / Groß Laffer<strong>de</strong><br />

Gifhorn – Steinweg 22<br />

Scha<strong>de</strong>nsbeschreibung<br />

2.2 Beschreibung <strong>de</strong>r sichtbaren Schä<strong>de</strong>n am konstruktiven Gefüge Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

3.2.2 Nordfassa<strong>de</strong> → Gefüge insgesamt stark und unregelmäßig ausgebeult, insbeson<strong>de</strong>re in<br />

Traufhöhe;<br />

→ Aufsteigen<strong>de</strong> Feuchtigkeit aufgrund fehlen<strong>de</strong>r Horizontalsperre;<br />

→ Tafel B 7<br />

Abb. NF - 1 + 2<br />

→ Na<strong>de</strong>lholzschwelle und z.T. auch Eichenstän<strong>de</strong>rfüße morsch, dadurch<br />

auch untere Ausfachungen abgängig;<br />

Abb. NF - 4 + 9<br />

→ Stichbalken und Dachschwelle / Oberrähm nicht mehr lagesicher,<br />

verschoben und teilweise morsch; durch die konstruktive Verbindung <strong>de</strong>r<br />

Flechtwerkausfachungen mit <strong>de</strong>r Sparrenschwelle sind beim Ausrichten<br />

bzw. Einbau einer fluchtgerechten Dachschwelle auch die oberen<br />

Ausfachungen abgängig;<br />

→ Absenkung <strong>de</strong>r westlichen Fassa<strong>de</strong>nteile gegenüber <strong>de</strong>n östlichen um 50<br />

(!) cm;<br />

→ Neigung <strong>de</strong>r Stän<strong>de</strong>r im westlichen Fassa<strong>de</strong>nteil nach Westen:<br />

Erdgeschoß um 12 cm, Obergeschoß um 15 cm;<br />

→ Vorholz <strong>de</strong>r EG-Deckenbalken abgewittert, dadurch Gefügeknoten<br />

instabil;<br />

→ Verputz teilweise verwittert und abgeplatzt / hohl liegend.<br />

Abb. NF - 5<br />

Abb. NF - 10<br />

3.2.3 Westfassa<strong>de</strong> → Aufsteigen<strong>de</strong> Feuchtigkeit aufgrund fehlen<strong>de</strong>r Horizontalsperre;<br />

→ Achse A bis C: Eichenschwelle und Stän<strong>de</strong>rfüße im Spritzwasserbereich,<br />

daher verwittert;<br />

→ Achse C bis G: Schwelle durch Anbaues nicht zugänglich, vermutlich<br />

aber morsch, da im OG entsprechend starke Setzungen <strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong><br />

festzustellen sind;<br />

→ Stichbalkenkopf Achse A abgewittert → Gefügeknoten <strong>de</strong>fekt;<br />

→ Fußstreben überwiegend entfernt → Fassa<strong>de</strong> mangelhaft ausgesteift;<br />

→ s.a. Tafel B 10<br />

Abb. WF - 2 + 4<br />

Abb. WF - 3<br />

3.2.4 Südfassa<strong>de</strong> → Aufsteigen<strong>de</strong> Feuchtigkeit aufgrund fehlen<strong>de</strong>r Horizontalsperre;<br />

→ s.a. Tafel B 9<br />

→ Barocke Eichenschwelle im Bereich um Achse 3 vermutlich morsch;<br />

→ Gefüge insgesamt stark und unregelmäßig ausgebeult, insbeson<strong>de</strong>re in<br />

Traufhöhe;<br />

→ EG-Rähm in Achse 5 morsch und nicht mehr kraftschlüssig;<br />

→ Bruch <strong>de</strong>r OG-Schwelle in Achse 5;<br />

→ OG-Schwelle in Bereich Achse 5-9 weicht auf <strong>de</strong>n Deckenbalken nach<br />

außen aus;<br />

→ Bundbalkenköpfe teilweise morsch, teilweise unsachgemäß /<br />

unzureichend saniert;<br />

Abb. SF - 3 + 4<br />

Scha<strong>de</strong>nsbeschreibung - Seite 2.4


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Gifhorn – Steinweg 22<br />

Scha<strong>de</strong>nsbeschreibung<br />

2.2 Beschreibung <strong>de</strong>r sichtbaren Schä<strong>de</strong>n am konstruktiven Gefüge Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

3.3.0 Decken<br />

→ Stichbalken und Dachschwelle / Oberrähm nicht mehr lagesicher, bis 15<br />

cm nach außen verschoben und teilweise morsch; durch die konstruktive<br />

Verbindung <strong>de</strong>r Flechtwerkausfachungen mit <strong>de</strong>r Dachschwelle sind beim<br />

Ausrichten bzw. Einbau einer fluchtgerechten neuen Dachschwelle auch die<br />

oberen Ausfachungen abgängig;<br />

→ Flechtwerkausfachungen teilweise nicht mehr lagesicher, Putz teilweise<br />

abgewittert.<br />

analog Abb. NF - 5<br />

3.3.1 EG-Decke: → Die EG-Decke genügt <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen einer Wohnnutzung nur<br />

<strong>de</strong>shalb, weil die großen bauzeitlichen Spannweiten / Balkenabstän<strong>de</strong><br />

bereits durch <strong>de</strong>n nachträglichen Einzug zusätzlicher Deckenbalken und<br />

Unterzüge reduziert / halbiert wor<strong>de</strong>n sind;<br />

→ s.a. Tafel B 2 + 6<br />

→ Schwächungen in <strong>de</strong>n tragen<strong>de</strong>n Querschnitten durch gezapfte und<br />

überblattete Deckenbalkenanschlüsse;<br />

→ starke Durchbiegungen <strong>de</strong>r Deckenbalken zu <strong>de</strong>n Traufseiten;<br />

→ Tragfähigkeit <strong>de</strong>r Decke kann erst nach weiteren Freilegungen in <strong>de</strong>n<br />

z.Zt. genutzten Geschäftsräumen endgültig beurteilt wer<strong>de</strong>n;<br />

→ Einschub in Feld D/ 6-7 <strong>de</strong>fekt, dadurch Brandsicherheit nicht<br />

gewährleistet;<br />

→ insgesamt starke Neigungen in <strong>de</strong>n bereits aufgefütterten Dielenbö<strong>de</strong>n;<br />

→ Insbeson<strong>de</strong>re im Flurbereich: breite Fugen bis 1 cm zwischen <strong>de</strong>n stumpf<br />

gestoßenen Dielen.<br />

3.3.2 OG-Decke → Durchbiegungen <strong>de</strong>r Deckenbalken zu <strong>de</strong>n Traufseiten;<br />

→ Niveauunterschied <strong>de</strong>r Deckenbalken bis zu 50 cm;<br />

→ s.a. Tafel B 3<br />

und B 6<br />

→ unterschiedliche Verformungen von EG- und OG-Decke (Verformung<br />

nicht parallel, vgl. Querschnitt); dadurch notwendige<br />

Fußbo<strong>de</strong>nauffütterungen schränken die Raumhöhen erheblich ein;<br />

→ westliches Wellerholzauflager am Bundbalken in Achse 6 im Flurbereich<br />

nicht mehr tragfähig;<br />

Abb. 2.2 - 2<br />

→ Wellerholzeinschub in Raum 2.3 aufgrund eines alten Wasserscha<strong>de</strong>ns<br />

abgängig;<br />

→ starke Schiefstellung <strong>de</strong>s Deckenfel<strong>de</strong>s in Bereich<br />

<strong>de</strong>r Achsen 6-7 / A-E.<br />

Abb. 2.2 - 1<br />

Scha<strong>de</strong>nsbeschreibung - Seite 2.5


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Gifhorn – Steinweg 22<br />

Scha<strong>de</strong>nsbeschreibung<br />

2.2 Beschreibung <strong>de</strong>r sichtbaren Schä<strong>de</strong>n am konstruktiven Gefüge Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

3.4 Aussteifung: → Die bauzeitliche Aussteifung <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s über Lang- und Fußstreben<br />

in <strong>de</strong>n Fassa<strong>de</strong>n, innere Kopfbän<strong>de</strong>r und über Innenwän<strong>de</strong> ist durch<br />

Umbaumaßnahmen weitgehend funktionslos gewor<strong>de</strong>n bzw. es sind<br />

aussteifen<strong>de</strong> Bauteile entfernt wor<strong>de</strong>n.<br />

→ Die Aussteifung <strong>de</strong>s entkernten EG-Gefüges erfolgt heute lt. Statik<br />

(Pahlmann, 1974) über drei eingespannte Stiele; die Umsetzung dieser<br />

Statik und die grundsätzliche Frage, ob diese Maßnahmen ausreichen, ist zu<br />

noch zu prüfen.<br />

→ Die Aussteifung <strong>de</strong>s Obergeschosses über strebenlose und nur in<br />

Ausnahmefällen kraftschlüssig verbun<strong>de</strong>nen Inenwän<strong>de</strong> ist als nicht<br />

ausreichend zu bewerten.<br />

3.5 Dach: In <strong>de</strong>r Dachhaut sind die verstrichenen Linkskremper und Hohlpfannen<br />

insgesamt geringfügig schadhaft, stellenweise gibt es Undichtigkeiten durch<br />

fehlen<strong>de</strong> Pfannen und herausgefallenen Verstrich.<br />

→ s.a. Tafel B 7-10<br />

→ s.a. Tafel B 2<br />

→ s.a. Tafel B 3<br />

→ s.a. Tafel B 4<br />

→ Akuter Schwammscha<strong>de</strong>n aufgrund einer Undichtigkeit in <strong>de</strong>r südlichen<br />

Dachhaut am Ostgiebel im Bereich <strong>de</strong>r Achsen E bis F.<br />

→ Die Gespärre weisen zu große Abstän<strong>de</strong> (bis zu 1,90 m) bei<br />

Sparrenquerschnitten von 16/18 bis 18/20 cm bei <strong>de</strong>n Eichensparren und<br />

14/18 bis 16/20 bei <strong>de</strong>n Na<strong>de</strong>lholzsparren auf.<br />

→ Die Sparrenschwelle / Aufrähm erfüllt in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n, etwa<br />

quadratischen Dimensionierung und ohne sichere Fixierung an <strong>de</strong>n<br />

Bundbalken nicht ihre Funktion als lagesicherer Fußpunkt für die<br />

Dachsparren.<br />

→ Aufgrund <strong>de</strong>s Ausweichens <strong>de</strong>r Sparrenschwelle nach außen haben die<br />

Sparrenfüße <strong>de</strong>n für Kehlbalkendächer notwendigen Zusammenhalt<br />

verloren. Die Sparren haben sich durch diese Bewegung kielbogenartig<br />

verformt (vgl. Querschnitt). Das führt dazu, daß die eigentlich auf Druck<br />

ausgelegten, verzapft- und vernagelten Kehlbalkenanschlüsse unzulässig auf<br />

Zug belastet wer<strong>de</strong>n.<br />

Durch diese Verformung sind einzelne Sparren am Kehlbalkenanschluß<br />

angebrochen (Achse 1a, südl. Dachseite und Achse 7, nördl. Dachseite).<br />

→ Akuter Anobienbefall ist am gesamten Dachwerk bislang nicht<br />

erkennbar.<br />

→ An <strong>de</strong>r Südfassa<strong>de</strong> sind teilweise bereits Sanierungen an <strong>de</strong>n<br />

Bundbalkenköpfen vorgenommen wor<strong>de</strong>n, die jedoch auf Dauer<br />

unzureichend sind.<br />

→ Der südliche Dachüberstand ist als Witterungsschutz für die<br />

vorkragen<strong>de</strong>n Bundbalkenköpfe zu gering.<br />

Abb. SF - 3<br />

Abb. SF - 1 ff<br />

→ Regenrinnen und -fallrohre partiell schadhaft, insgesamt überalterte<br />

Dachentwässerung.<br />

Scha<strong>de</strong>nsbeschreibung - Seite 2.6


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Gifhorn – Steinweg 22<br />

Scha<strong>de</strong>nsbeschreibung<br />

2.2 Beschreibung <strong>de</strong>r sichtbaren Schä<strong>de</strong>n am konstruktiven Gefüge Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

→ Die Aussteifung <strong>de</strong>s Dachwerkes bestand aus diagonal unter die Sparren<br />

genagelten schwartenförmigen Windrispen. Dieses System ist weitgehend<br />

funktionslos, da die Vernagelungen <strong>de</strong>n Belastungen nicht standgehalten<br />

haben.<br />

→ Die Sparren <strong>de</strong>s Walmes sind ohne weitere Aussteifung an das<br />

Kehlbalkengespärre <strong>de</strong>r Achse 9 angelehnt. Der Walm schiebt somit das<br />

gesamte Dachgefüge nach Osten.<br />

→ Schrägstellungen <strong>de</strong>r Gespärre von 0,20 bis 0,60 m, <strong>de</strong>s östlichen<br />

Giebeldreiecks von ca. 0,50 m nach Ost;<br />

Das zur Sicherung <strong>de</strong>r Schrägstellung <strong>de</strong>s Ostgiebels in jüngster Zeit<br />

eingebaute Lochband (als Zugband) ist auf Dauer unzureichend.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re ist zur Zeit nicht sicher auszuschließen, daß die<br />

Backsteinausfachungen o<strong>de</strong>r Kalkzementputzscheiben <strong>de</strong>s schrägen Giebels<br />

herabfallen.<br />

→ s.a. Tafel B 5<br />

→ Die Dielenbö<strong>de</strong>n im gesamten Dachbereich sind schadhaft: die Nut- und<br />

Fe<strong>de</strong>rverbindungen haben sich gelöst (auseinan<strong>de</strong>r-gezogen), Nuten sind<br />

abgenutzt und ausgebrochen. Partiell sind die Dielen ohne Spundung<br />

(stumpf gestoßen) verlegt. Daraus resultieren Schüsselungen,<br />

Verwerfungen, Höhenversprünge und entsprechend starke Fugen zwischen<br />

<strong>de</strong>n Dielen.<br />

→ Der Schornsteinkopf ist vollständig versottet.<br />

3.6 Innenwän<strong>de</strong><br />

3.6.1 Erdgeschoß → Aufsteigen<strong>de</strong> Feuchtigkeit in <strong>de</strong>r Querwän<strong>de</strong>n Raum 1.2 W4;<br />

→ starke Schiefstellung <strong>de</strong>r bauzeitlichen Längswand in Achse E / 8-10<br />

nach Nor<strong>de</strong>n.<br />

Abb. 1.7 - 1<br />

3.6.2 Obergeschoß → starke Schiefstellungen <strong>de</strong>r Längswän<strong>de</strong> nach Sü<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Querwän<strong>de</strong><br />

nach Westen, z.T. begradigt.<br />

3.7 sonstige Mängel Installationen (Heizung, Sanitär, Elektro, Gas, Wasser):<br />

→ insgesamt überaltert und abgängig;<br />

Erschließung:<br />

→ Treppe mit einem Steigungsverhältnis von 19/20 cm für die<br />

Erschließung von Wohnungen zu steil.<br />

→ s.a. Tafel B 6<br />

Scha<strong>de</strong>nsbeschreibung - Seite 2.7


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Gifhorn – Steinweg 22<br />

<strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong>en<br />

Erd-, Obergeschoß und Fassa<strong>de</strong>n<br />

Teil 2.2 - Raumbuch<br />

Im Auftrag <strong>de</strong>r Eigentümer M u. S Z - Juni 2002


- Arbeitsgemeinschaft -<br />

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Dipl.-Ing. J. DUNKER - Freier Architekt, Meescheweg 11 - 31246 Lahstedt / Groß Laffer<strong>de</strong><br />

Gifhorn - Steinweg 22<br />

<strong>Bauhistorische</strong> <strong>Untersuchung</strong>en<br />

Teil 2.1 - Ergebnisbericht -<br />

Erd-, Obergeschoß und Fassa<strong>de</strong>n<br />

© 2002 - Eigentümer: Mark u. Sascha Zierold sowie Verfasser: J. Dunker, D. Haupt, AGA


3.0 Raumbuch mit Befundbeschreibungen<br />

3.1 Kellergeschoß


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Gifhorn – Steinweg 22<br />

Keller<br />

Raum 0.1 + 0.2<br />

Nutzung Bestand: Keller zugeschüttet historisch: Kellerräume geplant:<br />

Kurzbeschreibung zu <strong>de</strong>n Oberflächen, Materialien, Konstruktionen und Ausstattungen Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Historischer Bestand / Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

1. Fußbo<strong>de</strong>n - (Fb): → unbekannt<br />

2. Wän<strong>de</strong>:<br />

2.1 Nordwand - (W 1):<br />

Achse D / 6-10<br />

2.2 Ostwand - (W 2):<br />

Achse D-G / 6<br />

2.3 Südwand - (W 3):<br />

Achse G / 6-10<br />

2.4 Westwand - (W 4):<br />

Achse D-G / 10<br />

2.5 Querwand - (W 5):<br />

Achse D-G / 6<br />

→ Außenwand, zweischalig, Gesamtstärke d = 0,61 m;<br />

→ Außenschale: Findlingsmauerwerk, trocken (?) versetzt;<br />

→ Innenschale: Backsteinmauerwerk?<br />

→ Außenwand, zweischalig, Gesamtstärke d = 0,61 m;<br />

→ Außenschale: Findlingsmauerwerk, trocken (?) versetzt;<br />

→ Innenschale: Backsteinmauerwerk?<br />

→ Außenwand, zweischalig, Gesamtstärke d = 0,61 m;<br />

→ Außenschale: Findlingsmauerwerk, trocken (?) versetzt;<br />

→ Innenschale: Backsteinmauerwerk?<br />

→ Außenwand, zweischalig, Gesamtstärke d = 0,61 m;<br />

→ Außenschale: Findlingsmauerwerk, trocken (?) versetzt;<br />

→ Innenschale: Backsteinmauerwerk?<br />

→ Innenquerwand, d = 0,30 m (?), vermutlich Backsteinmauerwerk.<br />

Alle Angaben: lt.<br />

Bauaufmaß von<br />

Döhring, 1961.<br />

3. Decke (D): → ursprünglich vermutlich Holzbalken<strong>de</strong>cke.<br />

4. Fenster (F): → W 4: eine Fensteröffnungen (b = ca. 0,50 m).<br />

5. Türen (T): → W 1: vermutlich Bo<strong>de</strong>nklappe in Feld D-E / 7-8.<br />

6. Sonstiges: → Treppe 10 STG, 25/20 in Feld D-E / 7-8.<br />

Raumbuch mit Befundbeschreibung - Keller - Seite 3.1 - 1


3.2 Erdgeschoß<br />

Raum 1.01 - 1.09


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Gifhorn – Steinweg 22<br />

Erdgeschoß<br />

Raum 1.01<br />

Nutzung Bestand: Lagerraum historisch: wohl Wohnraum geplant:<br />

Kurzbeschreibung zu <strong>de</strong>n Oberflächen, Materialien, Konstruktionen und Ausstattungen Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Historischer Bestand / Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

1. Fußbo<strong>de</strong>n - (Fb): → Teppichbo<strong>de</strong>n auf Terrazzofliesen mit umlaufen<strong>de</strong>m Randfries.<br />

2. Wän<strong>de</strong>:<br />

2.1 Nordwand - (W 1):<br />

Achse A / 8-10<br />

2.2 Ostwand - (W 2):<br />

Achse A-C / 8<br />

2.3 Südwand - (W 3):<br />

Achse C / 8-10<br />

2.4 Westwand - (W 4):<br />

Achse A-C / 10<br />

→ Außenwand, eichenes Fachwerkgefüge, ursprünglich Flechtwerkausfachung<br />

überwiegend durch Lehmsteinausfachungen ersetzt;<br />

Wandgefüge urspr. fachwerksichtig;<br />

→ gemauerte Innenschale zur Wandbegradigung (d = ca. 12 cm); Putz mit<br />

Rauhfasertapete, weißer Anstrich.<br />

→ innere Querwand aus Na<strong>de</strong>lholzfachwerk; Gefache mit Lehmsteinen<br />

ausgemauert; verputzt; Rauhfasertapete, weißer Anstrich.<br />

→ innere Längswand mit Türstelle zum Flur, vermutlich<br />

Na<strong>de</strong>lholzfachwerk mit Lehmsteinausfachungen; s.w. vor.<br />

→ Außenwand, eichenes Fachwerkgefüge, mit zwei Fensteröffnungen;<br />

→ zur Vergrößerung <strong>de</strong>r Fensteröffnungen wur<strong>de</strong>n die Stän<strong>de</strong>r und<br />

Brustriegel unter Verwendung bauzeitlicher Eichenhölzer verän<strong>de</strong>rt;<br />

Brüstungsgefache mit Backsteinausmauerungen in Kalkmörtel;<br />

Putz, Rauhfasertapete, weißer Anstrich.<br />

s.a. Tafel B 2<br />

Abb. 1.1 - 1<br />

→ wohl Bauphase<br />

um 1800.<br />

→ wohl Bauphase<br />

um 1800.<br />

3. Decke (D): → Holzbalken<strong>de</strong>cke, abgehängt / glatte Unter<strong>de</strong>cke, lichte Höhe: 2,62 m.<br />

4. Fenster (F): → in W 4: zwei Fensteröffnungen, einflügelig, einfach verglaste, mo<strong>de</strong>rne<br />

Drehkippflügel.<br />

→ ältere Holzbekleidung am Stän<strong>de</strong>r in Achse B mit Kantenprofilierung.<br />

s.a. Abb. 1.1<br />

5. Türen (T): → in W 3: Türbekleidung mit Karniesprofil, 13 cm breit; Türblatt mo<strong>de</strong>rn<br />

erneuert.<br />

6. Sonstiges: -<br />

Raumbuch mit Befundbeschreibungen - Erdgeschoß - Seite 3.2 - 1


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Gifhorn – Steinweg 22<br />

Erdgeschoß<br />

Raum 1.02<br />

Nutzung: Bestand: Heizraum historisch: geplant:<br />

Kurzbeschreibung zu <strong>de</strong>n Oberflächen, Materialien, Konstruktionen und Ausstattungen Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Historischer Bestand / Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

1. Fußbo<strong>de</strong>n - (Fb): → Zementestrich.<br />

2. Wän<strong>de</strong>: s.a. Tafel B 2<br />

2.1 Nordwand - (W 1): → Außenwand - eichenes Fachwerkgefüge, ursprünglich mit Abb. 1.2 - 1<br />

Achse A / 6-8 Flechtwerkausfachung, überwiegend durch Lehmsteinausmauerungen<br />

ersetzt; verputzt, Rauhfasertapete, weißer Anstrich.<br />

→ Innenschale, d = ca. 12 cm, zur Wandbegradigung;<br />

→ Wandgefüge urspr. fachwerksichtig;<br />

2.2 Ostwand - (W 2):<br />

Achse A-C / 7<br />

2.3 Südwand - (W 3):<br />

Achse C / 7-8<br />

2.4 Westwand - (W 4):<br />

Achse A-C / 8<br />

→ innere Querwand aus Backsteinen, hochkant vermauert; verputzt;<br />

Rauhfasertapete, weißer Anstrich;<br />

→ durch diesen Wan<strong>de</strong>inbau wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ehem. Raum 1.02/1.03 nachträglich<br />

unterteilt.<br />

→ innere Längswand aus Backsteinen, Lehmstrohputz; Rauhfasertapete,<br />

weißer Anstrich; mit Türstelle zum Flur.<br />

→ innere Querwand aus Na<strong>de</strong>lholzfachwerk mit Lehmsteinausfachungen;<br />

→ nördliche Hälfte mit Versprung / Vorsatzschale mit Lehmsteinmwk.;<br />

verputzt; Rauhfasertapete, weißer Anstrich.<br />

→ wohl Bauphase<br />

um 1800<br />

3. Decke (D): → Holzbalken<strong>de</strong>cke abgehängt / glatte Unter<strong>de</strong>cke.<br />

4. Fenster (F): → in W 1: mo<strong>de</strong>rne Fensteröffnung als Oberlicht mit einfach verglastem,<br />

einscheibigen Schiebeflügel.<br />

s.a. Abb. 1.2 - 1<br />

5. Türen (T): → in W 3: mo<strong>de</strong>rne glatte Tür aus Holzwerkstoff.<br />

6. Sonstiges: → in NW-Ecke: einzügiger Schornstein aus Backsteinen (Formate: 26/13/6<br />

cm) in Kalkmörtel; verputzt<br />

Raumbuch mit Befundbeschreibungen - Erdgeschoß - Seite 3.2 - 2


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Gifhorn – Steinweg 22<br />

Erdgeschoß<br />

Raum 1.03<br />

Nutzung Bestand: Personal-WC historisch: ein Raum mit 1.02 geplant:<br />

Kurzbeschreibung zu <strong>de</strong>n Oberflächen, Materialien, Konstruktionen und Ausstattungen Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Historischer Bestand / Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

1. Fußbo<strong>de</strong>n - (Fb): → Zementestrich.<br />

2. Wän<strong>de</strong>: s.a. Tafel B 2<br />

2.1 Nordwand - (W 1):<br />

Achse A / 6-7<br />

2.2 Ostwand - (W 2):<br />

Achse A-C / 6<br />

2.3 Südwand - (W 3):<br />

Achse C / 6-7<br />

2.4 Westwand - (W 4):<br />

Achse A-C / 7<br />

→ Außenwand - eichenes Fachwerkgefüge, Riegelhöhen verän<strong>de</strong>rt,<br />

ursprüngliche Flechtwerkausfachung durch Lehmsteinausmauerungen<br />

ersetzt; mo<strong>de</strong>rn holzvertäfelt;<br />

→ Wandgefüge kernbauzeitlich fachwerksichtig.<br />

→ innere Querwand mit wandmittigem Versprung; mo<strong>de</strong>rn holzvertäfelt;<br />

→ innere Längswand - Backsteinmwk., hochkant versetzt, mo<strong>de</strong>rn<br />

holzvertäfelt; mit Türstelle zum Flur.<br />

→ innere Querwand - Backstein, wie Raum 1.02 - W 2; mo<strong>de</strong>rn<br />

holzvertäfelt.<br />

s.a. Nordfassa<strong>de</strong><br />

Abb. 1.3 - 1<br />

3. Decke (D): → Holzbalken<strong>de</strong>cke mit glatter Unter<strong>de</strong>cke.<br />

4. Fenster (F): → in W 1: mo<strong>de</strong>rnes zweiflügeliges Fenster, einfach verglast.<br />

5. Türen (T): → in W 3: Rahmenfüllungstür mit abgeplatteten Füllungen,<br />

Hirschbandbeschlägen auf Stützkloben und eingestemmtem Schloß;<br />

Türbekleidung mit Karniesprofil.<br />

Abb. 1.3 - 1, 2<br />

6. Sonstiges: -<br />

Raumbuch mit Befundbeschreibungen - Erdgeschoß - Seite 3.2 - 4


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Gifhorn – Steinweg 22<br />

Erdgeschoß<br />

Raum 1.04<br />

Nutzung Bestand: Eingangsflur/Treppe historisch: geplant:<br />

Kurzbeschreibung zu <strong>de</strong>n Oberflächen, Materialien, Konstruktionen und Ausstattungen Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Historischer Bestand / Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

1. Fußbo<strong>de</strong>n - (Fb): → Terrazzofliesen mit Randfries.<br />

2. Wän<strong>de</strong>: s.a. Tafel B 2 u. B 6<br />

2.1 Nordwand - (W 1):<br />

Achse A / 5-6<br />

→ Außenwand, eichenes Fachwerkgefüge; verputzt; Rauhfasertapete mit<br />

grünweißem Anstrich.<br />

Abb. 1.4 -1<br />

→ in Achse 6: wohl bauzeitliches Kopfband aus Eichenholz erhalten;<br />

2.2 Ostwand - (W 2):<br />

Achse A-C / 5<br />

2.3 Südwand - (W 3):<br />

Achse C / 5-6<br />

2.4 Westwand - (W 4):<br />

Achse A-C / 6<br />

→ innere Querwand - Eichen- und Na<strong>de</strong>lholzfachwerk<br />

mit Ausfachungen in Lehmsteinmauerwerk; ca. 4 cm dicker mo<strong>de</strong>rner<br />

Ausgleichsputz aus Kalkmörtel; Rauhfasertapete mit grünweißem Anstrich.<br />

→ Innenwand - mo<strong>de</strong>rne Holzrahmenkonstruktion mit Türstelle, einseitig<br />

mit Hartfaserplatte beplankt; Rauhfasertapete mit grünweißem Anstrich.<br />

→ innere Querwand - wohl Fachwerk mit Lehmputz auf vertikaler<br />

Vebretterung, wohl als Vorsatzschale;<br />

Rauhfasertapete mit grünweißem Anstrich.<br />

3. Decke (D): → Treppenloch zum OG auf ganzer Raumfläche.<br />

4. Fenster (F): -<br />

5. Türen (T): → in W 1: gestemmte Hauseingangstür mit Oberlicht; Fischbandbeschläge;<br />

Bekleidungen mit Stabprofil.<br />

Abb. 1.4 - 1<br />

6. Sonstiges: → einläufige Na<strong>de</strong>lholztreppe mit viertelgewen<strong>de</strong>ltem Antritt (17 STG,<br />

19/20 cm); eingeschobene Tritt- und Setzstufen, beklebt mit Teppichbo<strong>de</strong>n.<br />

→ wandseitig: run<strong>de</strong>r Handlauf auf gußeisernen Konsolen mit Rosette;<br />

→ Treppengelän<strong>de</strong>r: mit schlichten quadratischen Pfosten im OG;<br />

Gelän<strong>de</strong>rstäbe vierkantig übereck gestellt, gitterartig geglie<strong>de</strong>rt mit zwei<br />

parallel zum Gelän<strong>de</strong>r durchlaufen<strong>de</strong>n Stableisten, die mit seitlich<br />

aufgesetzten Halbrundstäben profiliert sind.<br />

→ die Stäbe sind auf 80 cm Höhe um 5 cm nach Nor<strong>de</strong>n geneigt angebracht<br />

und an <strong>de</strong>m unteren senkrechten Pfosten konisch angearbeitet.<br />

→ Treppengelän<strong>de</strong>r zweitverwen<strong>de</strong>t → stammt von einer flacher geneigten<br />

Treppe, s.a. OG- Raum 2.05 - Brüstungsgelän<strong>de</strong>r.<br />

→ wohl E. 19. Jh.<br />

→ E. 18./A. 19. Jh.<br />

s.a. Abb. 2.5 - 5, ff.<br />

Raumbuch mit Befundbeschreibungen - Erdgeschoß - Seite 3.2 - 5


3.3 Obergeschoß<br />

Raum 2.01 - 2.09


3.6 Ostfassa<strong>de</strong>


- Arbeitsgemeinschaft -<br />

AGA - Architekten & bauhistorische Gutachter - Dipl.-Ing. D. HAUPT - Altstadtmarkt 8, 38100 BS<br />

Dipl.-Ing. J. DUNKER - Freier Architekt, Meescheweg 11 - 31246 Lahstedt / Groß Laffer<strong>de</strong><br />

Gifhorn – Steinweg 22<br />

Ostgiebel<br />

Kurzbeschreibung zu <strong>de</strong>n Oberflächen, Materialien und Konstruktionen Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Historischer Bestand / Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

1. Gründung: → ursprüngliches Findlingsfundament vermutlich durch Einzelfundamente<br />

110/110/90 in B 160 unter <strong>de</strong>n Profilstahlsäulen ergänzt bzw. ersetzt → lt.<br />

Statik Pahlmann (1968);<br />

→ s.a. Bo<strong>de</strong>ngutachten Wo<strong>de</strong> (2002).<br />

2. Erdgeschoß: → das ursprüngliche Fachwerkgefüge mit Stän<strong>de</strong>rstellungen analog zum<br />

Obergeschoß wur<strong>de</strong> weitestgehend durch ein Stahlkonstruktion ersetzt (IPB<br />

240 auf 5 Stück Ø 133 mm Profilstahlsäulen), lt. Statik Pahlmann (1968);<br />

dabei wur<strong>de</strong> die ursprüngliche Vorkragung aufgegeben;<br />

Die v.g. Stahlkonstruktion ist mit Eichenbrettern (b/d: 22/3 cm) umklei<strong>de</strong>t;<br />

die Fensterstiele sind aus Eiche, b/d = 13/13 cm;<br />

→ Schaufenster über gemauertem Sockel (h/d: 40-50/30 cm) mit einfach<br />

verglasten Holzrahmen, die La<strong>de</strong>neingangstüren als Ganzglastüren;<br />

→ vierteiliges verglastes Vordach aus weiß beschichteten Metallprofilen,<br />

1,14 m auskragend.<br />

s.a. Tafel B 8<br />

Abb. OF - 1<br />

3. Obergeschoß: → eichenes verzapftes und holzvernageltes Fachwerkgefüge mit sieben<br />

Stän<strong>de</strong>rn über Schwelle auf ehemals vorkragen<strong>de</strong>m bauzeitlichen<br />

Stichgebälk mit Füllhölzern; eine Brustriegelkette → bis auf das nördliche<br />

Endfeld (Achse A-B) alle Riegel tiefer gelegt.<br />

Fußwinkelhölzer mit Ausnahme <strong>de</strong>s mittleren Wandfel<strong>de</strong>s (Achse D-E) →<br />

hier bauzeitliche La<strong>de</strong>luke → keine Riegel- und Fußwinkelanschlüsse /<br />

Holznagellöcher in <strong>de</strong>n Stän<strong>de</strong>rn.<br />

Abb. OF - 1 bis 6<br />

→ Schiefstellung / Neigung <strong>de</strong>r OG-Fassa<strong>de</strong> nach Westen ca 5cm auf 80 cm<br />

Höhe.<br />

→ Zierformen:<br />

- Schwelle mit mehrteiligem Schiffskehlenmotiv profiliert / verziert, die<br />

Unterkante ist zwischen <strong>de</strong>n unterseitig gerun<strong>de</strong>ten und mit abgesetztem<br />

Stab profilierten Balkenköpfen ausgekehlt; über <strong>de</strong>n Balkenköpfen sind<br />

kreisförmige Rosetten eingearbeitet (nur schwach erkennbar).<br />

- kurz unter <strong>de</strong>m Rähmholz sind an <strong>de</strong>n bauzeitlichen Stockwerkstän<strong>de</strong>rn<br />

(seitlich <strong>de</strong>r Knaggen) die Profilansätze und teilweise auch die Holznagellöcher<br />

<strong>de</strong>r bauzeitlichen Sturzriegel über <strong>de</strong>n ehem. Fensteröffnungen<br />

erkennbar.<br />

- die Stichbalkenköpfe <strong>de</strong>r Vorkragung <strong>de</strong>s Giebeldreiecks wer<strong>de</strong>n durch<br />

gebauchte Knaggen unterstützt, die stirnseitig mit fischgrätförmigen<br />

Ornamenten und abgesetzten Perlstäben oben und unter verziert sind.<br />

→ sämtliche Fensteröffnungen sind mehrfach verän<strong>de</strong>rt und dabei<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Brustriegel um eine halbe bis eine Riegelhöhe tiefer<br />

gesetzt wor<strong>de</strong>n. Die Fenster selbst sind insgesamt mo<strong>de</strong>rn erneuert (Drehkippfenster).<br />

Raumbuch mit Befundbeschreibung - Ostfassa<strong>de</strong> - Seite 3.6 - 1


- Arbeitsgemeinschaft -<br />

AGA - Architekten & bauhistorische Gutachter - Dipl.-Ing. D. HAUPT - Altstadtmarkt 8, 38100 BS<br />

Dipl.-Ing. J. DUNKER - Freier Architekt, Meescheweg 11 - 31246 Lahstedt / Groß Laffer<strong>de</strong><br />

Gifhorn – Steinweg 22<br />

Ostgiebel<br />

Kurzbeschreibung zu <strong>de</strong>n Oberflächen, Materialien und Konstruktionen Stand: Juni 2002<br />

Bauteil Historischer Bestand / Befun<strong>de</strong> Anmerkungen/<br />

Abb. - Hinweise<br />

4. Giebeldreieck: → vollständig erneuertes Fachwerkgefüge mit Dach-/Giebelsparrenneigung<br />

von ca. 43°, partiell unter Zweitverwendung älterer, kernbauzeitlicher<br />

Hölzer (s.a. Gutachten Teil 1 - <strong>Untersuchung</strong> DG) mit holzvernagelten<br />

Verzapfungen jedoch nicht im gebun<strong>de</strong>nen System mit <strong>de</strong>m OG-Fachwerk<br />

verzimmert. Eine knaggenlose Vorkragung von ca. 10 cm befin<strong>de</strong>t sich in<br />

Höhe <strong>de</strong>r Kehlbalkenlage.<br />

→ das Giebeldreieck ist insgesamt schmucklos / ohne Schnitzwerk.<br />

s.a. Tafel B 8<br />

Abb. OF - 1<br />

→ die verputzten Gefache sind i.d.R. mit Backsteinen in Kalkmörtel<br />

ausgemauert.<br />

Abb. OF - 7<br />

5. Sonstiges: -<br />

→ am Firststän<strong>de</strong>r sind zwei abge<strong>de</strong>ckte Zapfenlöcher als Anschluß einer<br />

ehem. vorgesetzten Dachspitze (Giebelpfahl) erkennbar, s.a. DG<br />

→ Die überlieferte Schwelle <strong>de</strong>s Giebeldreiecks ist kernbauzeitlich und<br />

lediglich um 180° horizontal gedreht wie<strong>de</strong>r eingebaut wor<strong>de</strong>n, so daß die<br />

Zierformen (→ Schiffskehlenmotive und Rosetten wie an OGH-Schwelle)<br />

heute innenseitig im Dachbo<strong>de</strong>n sichtbar sind (s.a. DG).<br />

→ Schiefstellung / Neigung <strong>de</strong>s Giebeldreiecks um ca. 0,50 m nach Osten,<br />

zuzüglich 10 cm Vorkragung in Kehlbalkenebene, s.a. Längsschnitt - Tafel<br />

B 5.<br />

Raumbuch mit Befundbeschreibung - Ostfassa<strong>de</strong> - Seite 3.6 - 2


4.0 Anlagen<br />

4.1 Befundübersichtspläne<br />

Tafel B 1 - B 10

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