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Ueber Begriff und Gegenstand - Académie de Nancy-Metz

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Gottlob Frege - <strong>Ueber</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>und</strong> <strong>Gegenstand</strong><br />

dass die Sprache manchmal dasselbe Wort theils als Eigennamen, theils als<br />

<strong>Begriff</strong>swort gebraucht. Das Zahlwort <strong>de</strong>utet hier an, dass <strong>de</strong>r letzte Fall vorliegt.<br />

„Wien“ ist hier ebenso <strong>Begriff</strong>swort wie „Kaiserstadt“. Man kann in diesem Sinne<br />

sagen „Triest ist kein Wien“. Wenn wir dagegen in <strong>de</strong>m Satze „<strong>de</strong>r <strong>Begriff</strong><br />

Quadratwurzel aus [201] Vier ist erfüllt“ <strong>de</strong>n durch die ersten fünf Worte<br />

gebil<strong>de</strong>ten Eigennamen durch „Julius Cäsar“ ersetzen, so erhalten wir einen Satz,<br />

<strong>de</strong>r einen Sinn hat, aber falsch ist; <strong>de</strong>nn das Erfülltsein, wie das Wort hier<br />

verstan<strong>de</strong>n wird, kann in Wahrheit nur von Gegenstän<strong>de</strong>n ganz beson<strong>de</strong>rer Art<br />

ausgesagt wer<strong>de</strong>n, solchen nämlich, welche durch Eigennamen von <strong>de</strong>r Form „<strong>de</strong>r<br />

<strong>Begriff</strong> F“ bezeichnet wer<strong>de</strong>n können. Die Worte „<strong>de</strong>r <strong>Begriff</strong> Quadratwurzel aus<br />

Vier“ verhalten sich aber in Hinsicht auf ihre Ersetzbarkeit wesentlich an<strong>de</strong>rs als<br />

die Worte „eine Quadratwurzel aus Vier“ in unserm ursprünglichen Sätze, d. h. die<br />

Be<strong>de</strong>utungen dieser bei<strong>de</strong>n Wortverbindungen sind wesentlich verschie<strong>de</strong>n.<br />

Was hier an einem Beispiele gezeigt ist, gilt allgemein: <strong>de</strong>r <strong>Begriff</strong> verhält sich<br />

wesentlich prädicativ auch da, wo etwas von ihm ausgesagt wird; folglich kann er<br />

dort nur wie<strong>de</strong>r durch einen <strong>Begriff</strong>, niemals durch einen <strong>Gegenstand</strong> ersetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Aussage also, welche von einem <strong>Begriff</strong>e gemacht wird, passt gar nicht<br />

auf einen <strong>Gegenstand</strong>. Die <strong>Begriff</strong>e zweiter Stufe, unter welche <strong>Begriff</strong>e fallen, sind<br />

wesentlich verschie<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n <strong>Begriff</strong>en erster Stufe, unter welche Gegenstän<strong>de</strong><br />

fallen. Die Beziehung eines <strong>Gegenstand</strong>es zu einem <strong>Begriff</strong>e erster Stufe, unter <strong>de</strong>n<br />

er fällt, ist verschie<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r allerdings ähnlichen eines <strong>Begriff</strong>es erster Stufe zu<br />

einem <strong>Begriff</strong>e zweiter Stufe. Man könnte vielleicht, um <strong>de</strong>m Unterschie<strong>de</strong> zugleich<br />

mit <strong>de</strong>r Aehnlichkeit gerecht zu wor<strong>de</strong>n, engen, ein <strong>Gegenstand</strong> falle unter einen<br />

<strong>Begriff</strong> erster Stufe, <strong>und</strong> ein <strong>Begriff</strong> falle in einen <strong>Begriff</strong> zweiter Stufe. Der<br />

Unterschied von <strong>Begriff</strong> <strong>und</strong> <strong>Gegenstand</strong> bleibt also in ganzer Schroffheit<br />

bestehen.<br />

Hiermit hängt zusammen, was ich im § 63 meiner Gr<strong>und</strong>lagen aber meine<br />

Gebrauchsweise <strong>de</strong>r Wörter „Eigenschaft“, <strong>und</strong> „Merkmal“ gesagt habe. Kerry’s<br />

Ausführungen veranlassen mich, noch einmal darauf zurückzukommen. Jene<br />

Wörter dienen zur Bezeichnung von Beziehungen in Sätzen wie „ ist Eigenschaft<br />

von “ <strong>und</strong> „ ist Merkmal von “. Nach meiner Re<strong>de</strong>weise kann etwas zugleich<br />

Eigenschaft <strong>und</strong> Merkmal sein, aber nicht von <strong>de</strong>mselben. Ich nenne die <strong>Begriff</strong>e,<br />

unter die ein <strong>Gegenstand</strong> fällt, seine Eigenschaften, sodass<br />

„ zu sein ist eine Eigenschaft von “<br />

nur eine an<strong>de</strong>re Wendung ist für<br />

„ fällt unter <strong>de</strong>n <strong>Begriff</strong> <strong>de</strong>s “.<br />

Wenn <strong>de</strong>r <strong>Gegenstand</strong> die Eigenschaften , <strong>und</strong> hat, so kann ich diese in<br />

zusammenfasse, so dass es dasselbe ist, ob ich sage, habe die Eigenschaft , o<strong>de</strong>r<br />

ob ich sage, [202] habe die Eigenschaften <strong>und</strong> <strong>und</strong> . Ich nenne dann ,<br />

<strong>und</strong> Merkmale <strong>de</strong>s <strong>Begriff</strong>es <strong>und</strong> zugleich Eigenschaften von . Es ist klar,<br />

dass die Beziehung von zu ganz verschie<strong>de</strong>n ist von <strong>de</strong>r zu , <strong>und</strong> dass darum<br />

eine verschie<strong>de</strong>ne Benennung geboten ist. fällt unter <strong>de</strong>n <strong>Begriff</strong> ; aber , das<br />

selber ein <strong>Begriff</strong> ist, kann nicht unter <strong>de</strong>n <strong>Begriff</strong> erster Stufe fallen, son<strong>de</strong>rn<br />

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