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„Nein“, sage ich. „Lass mich jetzt einfach in Ruhe. Verstanden? Es geht gleich wieder.“<br />

Ich möchte hier und jetzt mit niemandem reden. Vielleicht kann ich zu Hause darüber<br />

sprechen, aber im Moment noch nicht. Und ich möchte auch nicht, dass es die große<br />

Runde macht, dass man mich morgen oder beim nächsten Dienst vielleicht noch fragt,<br />

ob es mir wieder besser geht.<br />

„Hör mal …“, fängt er noch einmal an.<br />

Ich werde ein wenig lauter, meine Stimme klingt ungewollt aggressiv: „Nein!“, sage ich.<br />

„Jetzt passt mal alle gut auf: Ihr lasst mich hier einfach einen Moment sitzen, okay? Ich<br />

hab kein Problem, verstanden?! Und ihr kümmert euch um den Fahrer!“<br />

Der Notarzt zuckt mit den Schultern und wendet sich ab. Ich sehe, wie die Kollegen aus<br />

Fürstenfeldbruck Moritz aus einem Polizeiauto heraushelfen und zu ihrem Rettungswagen<br />

bringen. Vielleicht ein kurzes Gefühl von verzweifelter Wut, die mich streift,<br />

aber dann ist da nur wieder diese Kraftlosigkeit und Müdigkeit, die die Gedanken<br />

durchdringt. Der Notarzt und ein Polizist steigen mit ihm in den Wagen. Mo ... Hat er<br />

in meine Richtung geschaut?<br />

Ich denke nichts. Nur langsam geht es mir etwas besser. Ich stehe auf, suche unseren<br />

Notfallkoffer. Ein Feuerwehrmann kommt auf mich zu. „Suchst du den Koffer? Der ist<br />

schon wieder bei euch im Auto.“<br />

„Du kannst nichts machen. Manchmal kannst du einfach nichts machen“, sagt Sebastian,<br />

<strong>als</strong> ich kurz darauf neben ihm in unserem Rettungswagen sitze. Er redet und<br />

redet, ich höre ihm nicht zu, versuche eher Andreas‘ Schweigen zu folgen. Er schaut<br />

ins Leere, <strong>als</strong> ich mich zu ihm umdrehe.<br />

„Für uns ein Blinder“, meldet Sebastian der Leitstelle, während er langsam losrollt,<br />

Richtung Wache.<br />

Er hat recht: blinder Alarm.<br />

Wir haben nichts mehr tun können.<br />

Ich denke an das kleine Pusteblumenschirmchen.<br />

„Ich bin einmal mitgeflogen“, habe ich Connys Stimme auf einmal im Ohr. So deutlich,<br />

dass ich fast das Gefühl habe, sie muss hier neben mir sitzen.<br />

„Du fühlst dich so frei … Das gibt es in keinem Flugzeug. Du fliegst einfach so durch<br />

die Luft. Und fühlst den Luftstrom, der dich trägt in deinem Gesicht. – Und überhaupt,<br />

anderswo kann dir ja auch etwas passieren.“<br />

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