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Achim Detmers, Calvin und die Juden als PDF - reformiert-info.de

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<strong>de</strong>ren Inhalt <strong>info</strong>rmiert wur<strong>de</strong>. Er konnte Luthers späte <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>schriften in Straßburg<br />

aber nicht stu<strong>die</strong>ren, da erst im darauffolgen<strong>de</strong>n Jahr eine lateinische Übersetzung zu<br />

Luthers Von <strong>de</strong>n Jü<strong>de</strong>n <strong>und</strong> iren Lügen erschien. Auch ist von <strong>Calvin</strong> keine Äußerung<br />

erhalten, <strong>die</strong> Auskunft darüber gäbe, wie er <strong>die</strong> Ansichten Luthers einschätzte.<br />

Gekannt hat er sie aber auf je<strong>de</strong>n Fall; <strong>die</strong>s geht aus einem Brief hervor, <strong>de</strong>n Ambrosius<br />

Blaurer 1561 an <strong>Calvin</strong> richtete. Darin bat Blaurer <strong>de</strong>n Genfer Reformator um<br />

eine Stellungnahme zur Duldung von <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> <strong>und</strong> bemerkte: »Ich weiß, Dir ist nicht<br />

unbekannt, was Luther im Jahr 1543 in überaus scharfer Weise gegen <strong>die</strong> <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> geschrieben<br />

hat, wo er mit zahlreichen Argumenten verlangt hat, dass man sie unter<br />

<strong>de</strong>n Christen keinesfalls dul<strong>de</strong>n dürfe, es sei <strong>de</strong>nn, sie wären einer äußerst harten Erniedrigung<br />

ausgesetzt«. (CR 46 CO XVIII, 421).<br />

Im weiteren <strong>de</strong>s Briefes skizzierte Blaurer <strong>die</strong> Auffassung Luthers, dabei fiel ihm jedoch<br />

ein, dass Luthers <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>schriften auf <strong>de</strong>utsch erschienen waren, <strong>und</strong> er fügte am<br />

Briefrand folgen<strong>de</strong>s hinzu: »[Mir] ist nicht mehr in Erinnerung gewesen, dass all <strong>die</strong>s<br />

von Luther auf <strong>de</strong>utsch geschrieben wur<strong>de</strong>, <strong>und</strong> ich entsinne mich nicht, es von irgend<br />

jeman<strong>de</strong>m ins Lateinische übersetzt gesehen zu haben, so dass Du es möglicherweise<br />

niem<strong>als</strong> selbst gelesen hast.« (CR 46 CO XVIII, 422).<br />

Blaurer war sich <strong>als</strong>o im Unklaren darüber, woher <strong>Calvin</strong> von <strong>de</strong>n Ansichten Luthers<br />

wusste <strong>und</strong> wie genau er sie kannte. Lei<strong>de</strong>r ist <strong>die</strong> Antwort <strong>Calvin</strong>s auf <strong>die</strong>ses<br />

Schreiben nicht mehr erhalten, so dass nicht gesagt wer<strong>de</strong>n kann, ob <strong>Calvin</strong> jem<strong>als</strong><br />

eine lateinische Übersetzung <strong>de</strong>r <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>schriften Luthers gelesen hat o<strong>de</strong>r auf<br />

an<strong>de</strong>rem Wege von Luthers Auffassungen in Kenntnis gesetzt wur<strong>de</strong>. Gleichwohl<br />

zeigt <strong>de</strong>r Brief Blaurers, dass <strong>Calvin</strong> spätestens durch Blaurer über Luthers Ansichten<br />

<strong>info</strong>rmiert war, sehr wahrscheinlich aber schon vorher – etwa 1543 in Straßburg<br />

– von ihnen erfahren hatte. Beson<strong>de</strong>rs zu bedauern ist, dass <strong>Calvin</strong>s Stellungnahme<br />

zur Duldung von <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> nicht erhalten ist. Dennoch lässt sich <strong>de</strong>m Folgebrief Blaurers<br />

zumin<strong>de</strong>st entnehmen, dass <strong>Calvin</strong> <strong>die</strong> Frage nach <strong>de</strong>r Duldung von <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> differenziert<br />

beantwortet hat. Blaurer bedankte sich nämlich bei <strong>Calvin</strong> für <strong>de</strong>ssen »Meinung<br />

zur Duldung bzw. Nichtduldung von <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>« (CR 46 CO XVIII, 537f.).<br />

2. <strong>Calvin</strong>s theologische Äußerungen über das <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>tum<br />

In <strong>Calvin</strong>s Schriften ist nicht immer ein<strong>de</strong>utig zu erkennen, wen er gera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m<br />

Begriff ›<strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>‹ meint. Sowohl für das biblische Israel <strong>als</strong> auch für das nachbiblische<br />

<strong>und</strong> zeitgenössische <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>tum konnte er <strong>die</strong> Bezeichnung Iudaei gebrauchen. Er<br />

brachte damit zum Ausdruck, dass er zwischen <strong>die</strong>sen drei Größen einen Zusammenhang<br />

sah. Zugleich aber differenzierte er <strong>de</strong>utlich zwischen einem Israel Dei <strong>und</strong><br />

einem Israel carnis. Zum ›Israel Gottes‹ zählte <strong>Calvin</strong> das alttestamentliche Israel<br />

(sowie <strong>die</strong> Kirche aus <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> <strong>und</strong> Hei<strong>de</strong>n), das ›Israel <strong>de</strong>s Fleisches‹ hingegen sah er<br />

repräsentiert durch das post Christum <strong>als</strong> solches fortbestehen<strong>de</strong> <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>tum.<br />

Diese terminologische Differenzierung <strong>Calvin</strong>s ist jeweils zu beachten, um nicht –

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