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Achim Detmers, Calvin und die Juden als PDF - reformiert-info.de

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<strong>de</strong>nratschlags ablehnte o<strong>de</strong>r gar wie Capito für eine Duldung <strong>de</strong>r <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> eintrat. Für<br />

ihn stan<strong>de</strong>n aber ein<strong>de</strong>utig nicht Zwangsmaßnahmen im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>, son<strong>de</strong>rn theologische<br />

Überlegungen. Dazu gehörte <strong>die</strong> Auffassung, dass Gott <strong>die</strong> <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> mit Blindheit<br />

geschlagen habe <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb nur bei einzelnen <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> Hoffnung auf eine Bekehrung<br />

bestehen wür<strong>de</strong>. Das größte Hin<strong>de</strong>rnis für <strong>die</strong>se Bekehrung sah <strong>Calvin</strong> in<br />

<strong>de</strong>r jüdischen Schriftauslegung, durch <strong>die</strong> das christologische Verständnis <strong>de</strong>s Alten<br />

Testaments unterdrückt wür<strong>de</strong> (vgl. z.B. CR 29 CO I, 817f).<br />

Die Frage <strong>de</strong>r jüdischen Schriftauslegung blieb für <strong>Calvin</strong> zeitlebens ein kritischer<br />

Punkt. Vor allem in späteren Jahren verschärfte sich <strong>de</strong>r Ton in <strong>Calvin</strong>s Äußerungen;<br />

<strong>die</strong>s gilt insbeson<strong>de</strong>re für seine Predigten <strong>und</strong> seine alttestamentlichen Kommentare<br />

(vgl. Potter Engel 1990, Lange van Ravenswaay 2005). Die einzig erhaltene Abhandlung<br />

<strong>Calvin</strong>s, in <strong>de</strong>r er sich explizit mit <strong>de</strong>m <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>tum auseinan<strong>de</strong>rgesetzt hat, trägt<br />

<strong>de</strong>n Titel »Ad quaestiones et obiecta Iudaei cuiusdam« (CR 37 CO IX, 657-674). Sie<br />

dürfte in <strong>de</strong>n letzten Lebensjahren <strong>Calvin</strong>s entstan<strong>de</strong>n sein. <strong>Calvin</strong> beschäftigte sich<br />

darin mit jüdischen Disputationsargumenten. Seine Absicht war es, seinen christlichen<br />

Lesern für eine Disputation mit <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> <strong>die</strong> nötigen Argumente zu liefern. Dabei<br />

zeigte er insgesamt wenig Verständnis für <strong>die</strong> jüdischen Einwän<strong>de</strong>. Er benutzte eine<br />

Fülle von abschätzigen Begriffen, um <strong>die</strong> <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> <strong>und</strong> ihre »stumpfsinnige Dummheit«<br />

zu benennen.<br />

4. Resümee<br />

Diese Hinweise mögen genügen, um <strong>Calvin</strong>s Verhältnis zum <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>tum zu charakterisieren.<br />

Es wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich, dass <strong>Calvin</strong> sehr wohl Kontakte zum <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>tum gehabt<br />

hat <strong>und</strong> sich dadurch auch theologisch herausgefor<strong>de</strong>rt sah. Vor allem <strong>de</strong>n Erfahrungen<br />

<strong>de</strong>r Straßburger Zeit dürfte <strong>die</strong>sbezüglich eine Schlüsselrolle zukommen. In<br />

<strong>die</strong>ser Zeit übernahm <strong>Calvin</strong> nicht nur <strong>die</strong> ober<strong>de</strong>utsch-schweizerische B<strong>und</strong>estheologie,<br />

son<strong>de</strong>rn machte sich auch nachhaltig Gedanken über <strong>die</strong> Erwählung <strong>de</strong>s<br />

jüdischen Volkes. Hinsichtlich <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Duldung von <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> sind jedoch we<strong>de</strong>r<br />

aus <strong>die</strong>ser noch aus späterer Zeit ein<strong>de</strong>utige Äußerungen <strong>Calvin</strong>s erhalten. Einiges<br />

spricht jedoch dafür, dass er sich im Brief an Blaurer differenziert geäußert hat. Insgesamt<br />

aber gilt, dass vor allem <strong>de</strong>r späte <strong>Calvin</strong> <strong>de</strong>m <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>tum <strong>und</strong> seiner Schriftauslegung<br />

überaus ablehnend gegenüberstand. Dazu passt <strong>die</strong> anfangs zitierte Aussage<br />

im Danielkommentar von 1561, wo <strong>Calvin</strong> seine Begegnungen mit <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong>tum resümierte: »Oft habe ich mit vielen <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> gesprochen, niem<strong>als</strong> [aber]<br />

einen Tropfen Frömmigkeit, ein Körnchen Wahrheit o<strong>de</strong>r Geisteskraft [bei ihnen]<br />

wahrgenommen. Ja, ich habe sogar nichts an ges<strong>und</strong>em Menschenverstand jem<strong>als</strong><br />

bei irgen<strong>de</strong>inem <strong>Ju<strong>de</strong>n</strong> ent<strong>de</strong>ckt.«<br />

Literatur<br />

S. W. Baron, John <strong>Calvin</strong> and the Jews, in: Harry Austyn Wolfson Jubilee Volume on the occasion<br />

of his 75th birthday. Bd 1 English section, hrsg. v. L. W. Schwarz u.a., Jerusalem 1965, 141-163.

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