Vortragsmanuskript - StrickRausch
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Das Fleißpostulat und der demonstrativer Müßiggang<br />
Wohlhabende Frauen des Großbürgertums hatten das unaufhörliche Beschäftigtsein so<br />
verinnerlicht, dass sie das Nichtstun weder bei sich noch bei anderen duldeten.<br />
Mit einer Handarbeit konnten die Damen fortwährend geschäftig aussehen, konnten aber auch<br />
gleichzeitig den Müßiggang demonstrieren.<br />
Stricken galt – vermutlich wegen seines zugleich nützlichen Charakters - oft als Arbeit.<br />
Anfang des 19.JH kamen die ersten Strickbücher auf.<br />
Die Damen strickten<br />
Damenbeuteltaschen,<br />
Niedliche Babyjäckchen und Häubchen mit Spitzenstrickerei<br />
Gemusterte Handtaschen und Brillenetuis in Perlstrickerei.<br />
Stricken zur Disziplinierung<br />
Hedwig Dorn beschreibt das Familienleben als brav und bieder:<br />
„Die Mädchen saßen möglichst still, sittsam, machten Handarbeiten in den Freistunden, von der<br />
mühsamen Perlen- und petitpoint-Stickerei bis zum ekligen Strumpfstopfen herunter.“<br />
Bei den regelmäßigen Beschäftigungen ging es auch darum, die Triebe unter Kontrolle zu halten.<br />
„Rastlose Tätigkeit ist das beste Mittel, sündige Lüsternheit zu ersticken.“<br />
Äußerlich sauber ausgeführte Handarbeiten sollten zur inneren Reinheit führen.<br />
Handarbeiten hatten nicht nur in der Mädchenerziehung die Funktion zum Stillsitzen anzuhalten.<br />
Sie bewirkten auch bei den Damen eine „Fesselung von Kopf-Herz-Hand“<br />
Es ging auch um die Beherrschung der – vor allem sexuellen – Triebe.<br />
Stricken für die Aussteuer<br />
Für junge Mädchen nach der Töchterschule oder dem Pensionat begann das Warten auf einen<br />
Freier. Den Mädchen blieb nun viel Zeit, sich mit häuslichen Arbeiten zu befassen.<br />
Darunter Arbeiten, die den „Charakter des bloßen Zeitvertreibs“ zu wahren hatten. Hierzu<br />
gehörten repräsentative Tätigkeiten wie französische Konversation, Stricken, Klavierspielen,