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H., Markus

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Erfahrungsbericht: Politechnika<br />

Wroctawska Sommersemester 2007<br />

<strong>Markus</strong> H.<br />

1 Organisatorisches vor der<br />

Abfahrt<br />

Gleich vorneweg: Mein Auslandssemester<br />

in Polen zu verbringen war nicht meine erste<br />

\ahl. Eigentlich wollte ich mit einem<br />

Freund zusammen nach Helsinki in Finnland<br />

gehen. Aber dort gab es unerwartet<br />

einen kleinen Bewerbersturm auf unserer<br />

Seite und eine Reduzierung der angebotenen<br />

Plätze auf der anderen Seite. Mein<br />

Freund hat es über die Nachrückerliste<br />

nach Polen geschaft, bei mir hat es nicht<br />

geklappt. Ich hatte mich nur für die eine<br />

Uni beworben. Also hieß es für mich entweder<br />

bei Europa 2 noch zu gucken oder<br />

den ganzen Traum eines<br />

Auslandssemesters platzen zu lassen. Da<br />

ich in meinem letzten Jahr war, hatte ich<br />

nur noch diese eine Chance, daher habe<br />

ich sie ergrifen.<br />

In der Gruppe Europa 2 gab es keine<br />

Platzprobleme. Ich wurde sowohl für Breslau<br />

angenommen bei beiden Universitäten<br />

als auch für Madrid. Ich habe mich dann<br />

für Polen entschieden, da mich der Süden<br />

immer weniger gereizt hat als der Osten.<br />

Sprachen wie Französisch oder Spanisch<br />

habe ich gemieden, aber etwas Russisch<br />

und Chinesisch gelernt. Auch das heiße<br />

Sommerklima in Spanien hätte mir wohl<br />

nicht gefallen. Außerdem sollte Breslau<br />

deutlich günstiger sein als Madrid. Zudem<br />

soll man Spanien ohnejegliche Spanischkenntnisse<br />

wohl nur schwer weiterkommen,<br />

in Polen sei die Situation besser.<br />

Das Bewerben fel mir eher leicht, da ich<br />

die Prozedur ja bereits aus meiner<br />

FinnlandBewerbung kannte. Meine \ohnung<br />

hatte ich vorher gekündigt und habe<br />

daher auch keinen \ohnraum angeboten,<br />

der eh etwas teurer ausgefallen wäre. Das<br />

Sprachzeugnis hatte ich an der Uni Paderborn<br />

bei Herrn \agner gemacht, die Prüfung<br />

war relativ einfach für mich.<br />

Finanziert habe ich das Ausslandssemester<br />

aus drei Töpfen. 100 Euro<br />

pro Monat gab es aus dem Erasmusstipendium.<br />

Außerdem steuerten<br />

meine Eltern einiges dabei und zuletzt<br />

konnte ich auch auf mein Erspartes<br />

zurückgreifen. Für die<br />

Krankenversicherung habe ich wenig<br />

getan. Ich musste nur eine neue Karte<br />

bestellen, auf deren Rückseite die<br />

europäische Flagge zu sehen ist und in<br />

der EU gilt. Zwar kann man sich für<br />

längere Aufenthalte auch extra versichern,<br />

aber ich habe das nicht gemacht.<br />

Die Kursauswahl ist ohne Hilfe nicht<br />

gerade einfach, da die Internetseite der<br />

Universität nicht zu übersichtlich ist und<br />

die


2 Organisatorisches/erste Schritte nach der Ankunft<br />

wichtigsten Informationen in polnisch sind.<br />

Aber wir hatten groÿartige Unterstützung<br />

von Jarosªaw Kutyªowski, der in Paderborn<br />

seinen Doktor macht. Sein Vater ist Professor<br />

an der Politechnika und war auch<br />

unser Koordinator. Ich schreibe unser,<br />

weil ich nicht alleine gefahren bin. Martin<br />

Klose hat ebenfalls zum gleichen Zeitpunkt<br />

sein Auslandssemester an der Politechnika<br />

gemacht. Mit der Vater-Sohn Connection<br />

lief alles Formale ziemlich reibungslos für<br />

uns. Jarosªaw hat sich um fast alles gekümmert.<br />

Es konnten fünf englischsprachige<br />

Kurse angeboten werden, die wir dann alle<br />

auf unser Learning Agreement geschrieben<br />

haben.<br />

Wohnen wollten wir im Wohnheim. Es<br />

gibt ein Formular auf der Homepage der<br />

Politechnika, mit dem man sich sowohl für<br />

einen Sprachkurs als auch für einen Platz<br />

im Wohnheim bewerben konnte. Der Platz<br />

im Sprachkurs sowie der Platz im Wohnheim<br />

wird dann von der Politechnika organisiert.<br />

Leider fängt das Sommersemester in<br />

Polen bereits Mitte Februar an. Zwischen<br />

unserem Semesterende und dem Semesteranfang<br />

in Polen lag nur eine Woche. Eine<br />

halbe Woche war davon für ein Orientierungsprogramm<br />

verplant. Also mussten<br />

wir alles in wenigen Tagen ab handeln.<br />

Alles heiÿt für Prüfungen lernen, Prüfungen<br />

ablegen, Umzug, Wohnungsübergabe,<br />

letzte Aufgaben in der Projektgruppe abschlieÿen,<br />

Kontakt zum ESN (Erasmus Student<br />

Network) in Polen per eMail aufbauen,<br />

Verträge kündigen, Sachen packen<br />

und zuletzt die Verabschiedung von Freunden<br />

und Familie. Die Zeit vor der Abfahrt<br />

war so die stressigste in meinen Leben<br />

und es war fast unmöglich alles zu meiner<br />

Zufriedenheit zu bewerkstelligen. Aber irgendwie<br />

hat es geklappt.<br />

Angereist sind wir übrigens per<br />

Flugzeug. WizzAir iegt von Dortmund<br />

nach Breslau. Da wir früh gebucht<br />

haben und es Promotionsangebote gab,<br />

sind wir für 24 Euro nach Breslau geogen.<br />

Für mich wurde der Flug aber deutlich<br />

teurer, weil ich einiges an Übergepäck<br />

hatte.<br />

2 Organisatorisches/erste<br />

Schritte nach der<br />

Ankunft<br />

Ich habe während meines<br />

Aufenthalts einen Weblog<br />

(http://cyclash.blogg.de/index.php?cat=Wroclaw<br />

[Februar-Juli 2007]) geschrieben, aus dem<br />

ich Teile meines Erfahrungsbericht zusammenstellen<br />

kann. Um einen guten Einblick<br />

zu gewähren, wie ich die ersten Tage in<br />

Polen verbracht habe, kopiere ich einfach<br />

die ersten Einträge aus meinem Weblog.<br />

2.1 Meine Ankunft in Polen<br />

Ich bin in Polen pünktlich gelandet.<br />

Das Gepäck abzuholen hat etwas länger<br />

gedauert. Aber Kasia (sprich: Kaschia)<br />

hat zusammen mit ihrem Freund geduldig<br />

auf uns gewartet. Sie wollten mit dem<br />

Bus fahren, aber Martin wollte lieber mit<br />

einem Taxi zu unserem Wohnheim fahren<br />

(er hatte sich wenige Tag zuvor am Bein<br />

verletzt).<br />

Wir haben ein Taxi vor Ort genommen,<br />

der auch Euros akzeptiert hat. Aber das<br />

war wohl ein Fehler, da der uns abgezockt<br />

hat. Er ist extra Umwege gefahren und<br />

meinte, dass wir uns das als reiche deutsche<br />

Studenten leisten könnten. Wir haben ca.<br />

21 Euro für die Fahrt gezahlt, obwohl diese<br />

sonst nur 10 Euro kostet.<br />

2


2 Organisatorisches/erste Schritte nach der Ankunft<br />

Wir haben dann erstmal unser Wohnheim<br />

besichtigt. Martin wohnt im neunten<br />

Stock und ich im zehnten Stock. Aktuell<br />

wohnen wir also in getrennten Zimmern.<br />

Das kann sich aber im nächsten<br />

Monat ändern, wenn alte Erasmus Studenten<br />

Wrocªaw (polnischer Name der Stadt<br />

Breslau) wieder verlassen und aus ihren<br />

Zimmern ausziehen. In unserem Wohnheim<br />

wohnen übrigens auch alle anderen<br />

Erasmusstudenten. Die Zimmer sind keine<br />

Einzelzimmer, sondern ich teile mir mein<br />

Zimmer mit zwei Rumänen, mit denen ich<br />

bisher ziemlich gut zurecht komme. Sie<br />

sind ebenfalls Erasmusstudenten so wie ich.<br />

Aber meine Mitbewohner habe ich erst<br />

abends getroen.<br />

Wir haben nur unsere Taschen/Koer in<br />

unseren Zimmern abgestellt und sind dann<br />

mit dem Bus zur Uni gefahren. Auf dem<br />

Weg hat uns Kasia Berliner ausgegeben, die<br />

man hier an diesem Tag isst und zwar so<br />

viel man kann. Dieser Tag ist als Fetter<br />

Donnersrag (Übersetzung) bekannt und<br />

hängt damit zusammen, dass danach die<br />

Fastenzeit beginnt.<br />

In der Uni waren wir erst gegen 11-12<br />

Uhr, also viel zu spät. Die Einführung<br />

hatten wir verpasst. Aber Pjotrek (ein<br />

Erasmusbetreuer) hat uns ein wenig durch<br />

ein Unigebäude geführt. Der Dekan unseres<br />

Instituts wusste nicht, dass wir schon<br />

angekommen sind, und war daher überrascht.<br />

Er meinte, dass er dafür zuständig<br />

ist, uns alles Formale zu unterschreiben.<br />

Aber für unsere Kurse usw. sollten wir uns<br />

mit Prof. Kutyªowski zusammensetzen.<br />

Ihn haben wir aber nicht erreichen können.<br />

Erst abends hat er Martin angerufen und<br />

uns mitgeteilt, dass wir uns am Montag<br />

um 10 Uhr mit ihm treen sollen. Meinen<br />

Stundenplan bekomme ich auch erst am<br />

Montag.<br />

Es war/ist auch schwierig unsere Studentenausweise<br />

bzw. ID-Cards zu bekommen.<br />

Wir mussten in den ersten beiden<br />

Tage einige Formulare ausfüllen und auch<br />

ein Passfoto abgeben. Ich habe den Studentenausweis<br />

immer noch nicht, aber ich<br />

soll ihn wohl am Montag bekommen.<br />

Wir sind am späten Mittag mit den Erasmusstudenten<br />

und unseren Betreuern in<br />

einem Restaurant essen gegangen. Sie hatten<br />

auch eine englische Speisekarte, daher<br />

war das bestellen kein Problem. Übrigens:<br />

Man isst 'Dinner' in Polen zwischen 13 und<br />

16 Uhr und nicht zwischen 11:30-14:00 Uhr<br />

wie in Deutschland. Das Essen war übrigens<br />

sehr lecker. Nach dem Essen waren<br />

wir noch ein wenig in der Stadt. Die Stadt<br />

ist teilweise wunderschön, aber auch häug<br />

eher hässlich. Die Straÿen sind teilweise<br />

dreckig und kaputt. Aber es gefällt mir<br />

trotzdem sehr gut. Aber die Stadt ist schon<br />

um einiges gröÿer als Paderborn und ich<br />

muss mich erst einmal hier weiter einleben.<br />

In der Stadt haben wir uns polnische<br />

Telefonkarten für unsere Handys gekauft.<br />

Abends gab es ein Party. Die Erasmusbetreuer<br />

hatten in einem Club eine kleine<br />

Etage gemietet, wo man sitzen und sich<br />

unterhalten konnte. Es gab dort Berliner<br />

bis zum abwinken, hier werden sie mit<br />

Zuckerguss gegessen (eine klebrige Angelegenheit).<br />

Sie werden hier übrigens nicht<br />

Berliner genannt, die Erasmusleute haben<br />

sie uns als Donuts angepriesen.<br />

Martin, Pjotrek und ich sind dann irgendwann<br />

abgehauen, da uns Pjotrek noch<br />

den Geldautomaten der deutschen Bank<br />

zeigen wollte. Auf dem Weg dahin waren<br />

wir in einem Irish Pub, der für Polen relativ<br />

teuer aber auch relativ gut war. Vor<br />

allem, da dort zwei Musiker live gespielt<br />

haben. Um 3 Uhr war ich dann zu Hause<br />

und habe meine Mitbewohner hoentlich<br />

nicht aufgeweckt.<br />

3


2 Organisatorisches/erste Schritte nach der Ankunft<br />

2.2 Meine ersten beiden Tage<br />

an der Uni<br />

2.2.1 Montag:<br />

Seit Montag habe ich zwei wichtige<br />

Sachen. Zum einen meinen Stundenplan<br />

und zum anderen meinen polnischen Studentenausweis.<br />

Wir haben uns eigentlich ja überlegt<br />

einen guten Eindruck in Polen zu hinterlassen.<br />

Aber daran müssen wir vielleicht<br />

noch arbeiten. Zum einen sind wir an einer<br />

langen Schlange wartender Studierenden<br />

vorbei direkt in unser Sekretariat gegangen<br />

(toller Tipp von einem unserer Erasmusbetreuer)<br />

und zum anderen waren wir schon<br />

mehrmals zu spät. Aber die Verspätungen<br />

liegen so bei drei Minuten oder so, also alles<br />

nicht ganz so wild. Aber die vorbildlichen<br />

Deutschen sind wir schon mal nicht mehr.<br />

Am Montag hatte ich auch meinen ersten<br />

Sportkurs. Ich habe mir Climbing (Klettern)<br />

ausgesucht. Die Kletterhalle bendet<br />

sich an einer anderen Universität. Aber<br />

dank sehr netter Hilfe von Martins Zimmernachbarn<br />

und einer guten Busverbindung<br />

habe ich da ganz gut hingefunden. Die<br />

Lehrerin konnte kaum englisch sprechen,<br />

aber ein Teilnehmer hat mir geholfen. Ich<br />

habe u.a. den Achterknoten gelernt, den<br />

man braucht, um das Seil an seinen Klettergurt<br />

zu binden. Ich bin auch an einer einsteigerfreundlichen<br />

Wand hochgeklettert.<br />

Als ich oben war, war ich aber schon ziemlich<br />

unsicher, ob ich der Person trauen<br />

kann, die mich absichert. Es ist aber alles<br />

gut gegangen und ich kenne nun drei weitere<br />

Polen. Ich muss mir diese Woche unbedingt<br />

meine Ausrüstung kaufen (spezielle<br />

Schuhe, Beutel mit Magnesiumpulver).<br />

Abends waren wir im 'Grawitazia' noch<br />

einen trinken. Dort waren viele Erasmusstudenten,<br />

auch ein paar Deutsche.<br />

Es gab dort auch einen Tischkicker, den<br />

ich natürlich direkt ausprobieren musste.<br />

Der Abend endete so gegen 4 Uhr morgens.<br />

Feucht fröhlich, versteht sich. Übrigens:<br />

Die meisten Polen trinken sehr gerne<br />

Wodka. Ein Zimmernachbar von Martin<br />

trinkt einen Wodka beim Mittagessen und<br />

einem vor dem Schlafengehen. Er ist abgeblich<br />

ein 'Advanced Wodka Trinker'.<br />

2.2.2 Dienstag<br />

Heute musste ich erst mittags zur Uni. Da<br />

hat uns Gosia ein wenig durch unser Institut<br />

geführt. Es ist eher klein, gilt aber<br />

als sehr schwer. Da es ein eher kleines Institut<br />

ist, geht es dort schon fast familiär<br />

zu. Unser Koordinator Prof. Kutyªowksi<br />

spricht von einer Elite, da fühle ich mich<br />

natürlich geehrt, dazu gehören zu dürfen.<br />

Es gibt an der Politechnika (dies ist der<br />

Name meiner Uni) kein ächendeckendes<br />

WLAN, wie ich es in Paderborn gewohnt<br />

bin. Das ist schon ziemlich schade, da<br />

das die Orte, an denen man arbeiten kann,<br />

massiv einschränkt. Zumal der Rechnerraum,<br />

den ich heute gesehen hatte, mich<br />

eher abgeschreckt hat.<br />

Ich hatte aber heute auch noch Veranstaltungen.<br />

Zuerst gab es 'Algorithms<br />

for mobile and ad hoc systems' bei Prof.<br />

Kuªylowksi. Der Vorlesungssaal war halbwegs<br />

gefüllt und Prof. Kutyªowski spricht<br />

extrem gutes Englisch. Es scheint aber eine<br />

reine Tafelvorlesung zu werden, was ich bei<br />

so einem Thema ein wenig schade nde. Ich<br />

bin gewohnt, dass Prof. Karl in Paderborn<br />

seine Folien durchfetzt und einem<br />

das Wichtigste erläutert. Es wird wohl 3<br />

Zwischentests geben und eine Klausur am<br />

Ende der Vorlesung. In Polen ist, falls ich<br />

das noch nicht erwähnt habe, die 5.5 die<br />

allerbeste Note die man bekommen kann.<br />

Mit einer 2.0 fällt man hingegen durch, ver-<br />

4


2 Organisatorisches/erste Schritte nach der Ankunft<br />

rückte Welt.<br />

Danach hatte ich meinen Sprachkurs<br />

zusammen mit den anderen Erasmusstudenten.<br />

Es waren ca. 20 Leute, die ich<br />

natürlich alle kenne. Der Polnischlehrer<br />

hat zum Entsetzen aller seinen Polnischkurs<br />

in polnisch gehalten. Also wir können<br />

fast alle kein Wort polnisch, und der<br />

Lehrer will uns das beibringen, in dem<br />

er polnisch auf uns einredet. Ab und zu<br />

fällt ein englisches oder sogar ein deutsches<br />

Wort aus ihm raus, aber das Deutsche hilft<br />

einem Portugiesen auch nicht weiter. Also<br />

dieser Kurs war heute echt ein Reinfall und<br />

ich weiÿ nicht, ob es sich lohnen wird, ihn<br />

weiter zu besuchen. Morgen gehe ich aber<br />

wahrscheinlich wieder hin. Heute haben<br />

wir das Alphabet kennen gelernt und haben<br />

ein paar Wörter laut vorgelesen, die wir<br />

nicht verstehen. Oh man, so habe ich mir<br />

das aber nicht vorgestellt. Ich dachte, der<br />

spricht englisch zu uns.<br />

Zum Abschluss war ich in der ersten Besprechung<br />

meiner Projektgruppe e-Court.<br />

Dort sollen wir uns die deutsche Zivilprozessordnung<br />

zumindest in Teilen durchlesen.<br />

Das Ganze soll sehr gut strukturiert<br />

und fast schon mathematisch sein.<br />

Wir wollen bzw. sollen die Prozessabläufe<br />

dann in UML-Diagrammen (jedem<br />

studierten Informatiker ein Begi) gebündelt<br />

und auf einer Wikipedia-ähnlichen<br />

Plattform präsentieren. Die Abläufe sollen<br />

mit dem polnischen Recht, was sehr änhlich<br />

zu dem deutschen Recht ist, verglichen werden.<br />

Das Ziel soll unter anderem sein, einen<br />

polnischen Unternehmer die deutsche Zivilprozessordnungen<br />

mit Begrien/Abläufen<br />

aus der polnischen Prozessordnung zu erklären;<br />

und das bitteschön verständlich. In<br />

der Gruppe (ca. 20 Leute) können einige<br />

deutsch. Aber Martin und ich sind die<br />

einzigen Muttersprachler. Wir haben zum<br />

Glück auch zwei Juristen an Board. Meine<br />

Aufgabe wird es wohl sein, Teile der dt.<br />

Zivilprozessordnung zu lesen und zu verstehen.<br />

Es soll wohl viel Arbeit werden, aber<br />

es wird bestimmt auch Spaÿ machen.<br />

Ob heute abend noch was geht, ist noch<br />

nicht ganz raus. Eigentlich sollte man etwas<br />

starten, da heute ganz Polen die Sau<br />

raus lässt, da ab morgen die Fastenzeit<br />

losgeht. Die Leute sind hier schon etwas<br />

religiöser als in Deutschland. Aber die<br />

meisten Studenten halten sich wohl nicht<br />

an das Fasten, zumindest nicht im Punkte<br />

'Feiern'.<br />

2.3 Nachtrag zu meinen<br />

Einträgen<br />

Ich bin aus meinem Sportkurs schon nach<br />

dem zweiten Treen rausgeogen, weil ich<br />

nicht rechtzeitig gezahlt habe. Die polnischen<br />

Studenten hatten noch 2-3 Monaten<br />

dafür Zeit. Aber bei Doktoranten und Austauschstudierenden<br />

sind die Fristen sehr<br />

eng, da man schlechte Erfahrungen hat,<br />

dass diese ohne zu zahlen am Ende verschwinden.<br />

Aber, dass ich das Geld ca. 3<br />

Tage nach meiner Ankunft bezahlen muss,<br />

nde ich schon etwas extrem. In der Orientierungsphase<br />

waren wir auch am Sportzentrum<br />

der Politechnika. Wir sind dahin mit<br />

einem Bus der Politechnika gefahren. Dort<br />

sollten wir uns einen Sportkurs aussuchen.<br />

Dort wurde wohl auch erwähnt bis wann<br />

man bezahlen muss und vor allem auch,<br />

wo man zahlen muss. Aber wenn man<br />

am zweiten Tag da sitzt und mit ESN-<br />

Studenten über gute Kursangebote diskutiert,<br />

dann verpasst man schon mal die ein<br />

oder andere Information, vor allem wenn es<br />

dazu nichts Schriftliches gibt.<br />

Dieses Problem gibt es aber nur bei<br />

wenigen Kursen, weil die meisten kostenlos<br />

sind. Bei den Sportkursen iegt man<br />

5


3 Während des Aufenthalts<br />

auch raus, wenn man mehrfach fehlt. Der<br />

freie Platz kann dann von einem anderen<br />

Studenten eingenommen werden. Das Gleiche<br />

passierte mit meinem Platz im Kletterkurs,<br />

weil ich nicht bezahlt habe. Als<br />

ich mit einigen Tagen Verspätung zahlen<br />

wollte, sagte man mir, dass ich nicht mehr<br />

im Kurs bin. Auch Versuche, dass Ganze<br />

im ESN Büro zu klären scheiterten. Das<br />

fand ich ziemlich schade, denn der Kurs<br />

hatte mir viel Spaÿ gemacht und dort habe<br />

ich auch Studenten aus anderen Fakultäten<br />

besser kennen lernen können.<br />

Übrigens nachher hatten wir unseren<br />

Polnischkurs bei einer Lehrerin, die englisch<br />

mit uns geredet hat. Also war der<br />

Sprachkurs auch okay.<br />

3 Während des<br />

Aufenthalts<br />

3.1 Studium<br />

Die Kooperation in der Informatik ist<br />

mit der Fakultät Fundametal Problems of<br />

Technology (genannt PPT). Es gibt zweit<br />

weitere Fakultäten, an denen man Informatik<br />

studieren kann und zwar 'Computer<br />

Science and Management' und 'Electronic<br />

Engineering'. Während man bei uns in der<br />

Informatik sich später entscheiden kann,<br />

welchen Bereich der Informatik man am interessantesten<br />

ndet, muss man es hier direkt<br />

zu Anfang machen. Unsere Fakultät<br />

ist im Modelle und Algorithmen Bereich<br />

anzusiedeln und ist stark Mathe-lastig. Die<br />

Fakultät ist eher klein und bei vielen Studenten<br />

wegen der Schwierigkeit gefürchtet.<br />

Sie wurde uns von unserem Koordinator<br />

Prof. Kutyªowski als Elite angepriesen.<br />

Ich mag den MuA-Bereich zwar auch,<br />

fühle mich aber im ESS-Bereich viel eher<br />

zu Haus. Martin hatte glaube ich noch ein<br />

biÿchen weniger damit zu tun als ich. Weil<br />

wir im fünften und somit letzten Jahr ist,<br />

mussten wir in keine reine Mathematikvorlesung<br />

mehr gehen. Auch wenn wir wohl<br />

viel weniger Mathematik hatten als unsere<br />

polnischen Kommilitonen, so hatten wir<br />

dadurch kaum Probleme.<br />

Unsere Dozenten konnten ieÿend Englisch<br />

und so el es uns nicht schwer den<br />

Vorlesungen zu folgen. In unserer Fakutät<br />

scheinen Vorlesung verpönt zu sein, in dem<br />

man einen Beamer oder einen Oberlichtprojektor<br />

benutzt. Es waren also alles<br />

Tafelvorlesungen, auch wenn das Thema<br />

wie bei 'Ad hoc systems' nicht so mathematisch<br />

war.<br />

Die Vorlesungsräume waren teilweise<br />

neu und geräumig wie im neugebauten<br />

Gebäude C-13 aber teilweise auch sehr<br />

alt, in den anderen Gebäuden. Einige<br />

sahen aus wie alte Schulzimmer und die<br />

Holzstühle schienen ziemlich wacklig zu<br />

sein. Die technische Ausstattung lieÿ er<br />

zu wünschen übrig. So tolle Poolräume,<br />

wie Paderborn sie hat, kann man sich<br />

abschminken. Es gibt zwar Poolräume,<br />

aber die Rechner dort sind schon mindestens<br />

eine Generation älter und sehen<br />

auch so aus. Ein eigenes Prol an den<br />

Rechnern sucht man ebenfalls vergeblich.<br />

Kein Wunder das fast jeder Student einen<br />

Laptop hat. Dabei hat die Politechnika<br />

kein ächendeckendes WLan. Ins Internet<br />

kommt man nur an einigen Plätzen. Interessanterweise<br />

aber auch in dem Unipub<br />

'Tawerna', der einen herrlichen Biergarten<br />

hat.<br />

Die Lehre ist ziemlich gut und die Studenten<br />

werden im Semester mehr gefordert<br />

als in Paderborn. So müssen viele Aufgaben<br />

im Semester gelöst werden, die oft<br />

verpichtend sind. Die Prüfungsphase<br />

hingegen ist ziemlich kurz, nicht viel länger<br />

als eine oder vielleicht zwei Wochen. Zwis-<br />

6


3 Während des Aufenthalts<br />

chen Winter und Sommersemester gibt es<br />

keine wirklichen Ferien. Dafür sind die<br />

Ferien nach dem Sommersemester umso<br />

länger. In den langen Ferien verlassen viele<br />

Polen das Land und woanders z.B. in England<br />

gutes Geld zu verdienen. Von diesem<br />

Geld können sie oft den Rest des Jahres<br />

in Polen leben. daher wird es nach dem<br />

Sommersemester leer in den Wohnheimen<br />

und auch in einigen Clubs bzw. Kneipen.<br />

Es gibt immerhin 140.000 Studenten in der<br />

Stadt.<br />

Die Prüfungen selber kann man mit<br />

denen in Paderborn vergleichen. Einige<br />

Dozenten wollen den Studenten in deren<br />

letzten Jahr keine Steine in den Weg werfen<br />

und machen bestehbare Klausuren. Das<br />

Notensystem in Polen ist übrigens invers zu<br />

unserem. Eine 5.0 ist sehr gut, eine 2.0 bedeutet<br />

durhgefallen. Bei besonders guten<br />

Leistungen bekommt man die 5.5, die eher<br />

selten vergeben wird. Aber als Erasmusstudent<br />

kann man diese Note auch mit normalem<br />

Aufwand bekommen.<br />

Was mich an der Politechnika ein wenig<br />

gestört hat, war die Organisation. In<br />

den Vorlesungen gab es fast nie Kapitel,<br />

in welche die Vorlesung unterteilt ist.<br />

Das eine Amt weiÿ nicht, was das andere<br />

tut. Und so muss man oft die selben<br />

Informationen erneut ausfüllen, die man<br />

schon vor Wochen an die Uni geschickt<br />

hat. Glücklicherweise hatten wir kompetente<br />

und hoch motivierte Leute, die uns<br />

immer geholfen haben, falls wir einmal etwas<br />

nicht verstanden haben. Für mich<br />

war es allerdings komisch, dass in unserer<br />

Fakultät nur zwei Professoren unterrichtet<br />

haben.<br />

3.2 Kontakt zu polnischen<br />

Studenten<br />

Der Kontakt zu polnischen Studenten ist<br />

teils schwer, teil sehr einfach. Eigentlich<br />

sind alle Polen und auch alle Polinnen sehr<br />

nett. Was aber manchmal kompliziert ist,<br />

ist die Verständigung. Einige scheuen sich<br />

davor ihre Fremdsprachenkenntnisse zu offenbaren.<br />

Teilweise sind diese auch ziemlich<br />

schwach. Mit einigen Leuten konnte<br />

ich nur über Dritte oder gar nicht reden.<br />

Dabei sieht man an jeder Ecke der Stadt<br />

Auorderungen deutsch und englisch zu<br />

lernen. Wrocªaws Lage nahe der deutschen<br />

Grenze trägt dazu bei, dass viele Studenten<br />

deutsch gelernt haben. Wie in vielen<br />

Ländern lernt man in Sprachkursen<br />

vor allem Grammatik. Wenn man jahrelang<br />

immer nur Wert auf Grammatik legt,<br />

dann geniert man sich vor einem Muttersprachler<br />

Fehler zu machen. Auch<br />

wenn die Deutschen alles andere als korrektes<br />

Deutsch sprechen. Daher gibt es<br />

Studenten, die 10 Jahre Deutsch gelernt<br />

haben, aber nach einer kurzen Vorstellung<br />

ihrer Person beschämt abbrechen. Ich<br />

glaube, dass Fremdsprachen fast immer<br />

falsch unterrichtet werden. Die Muttersprache<br />

spricht man ja bevor man sich mit<br />

Grammatik, Satzstruktur usw. auseinander<br />

setzt. Bei Fremdsprachen beginnt man<br />

mit ein paar Vokabeln und viel Grammatik.<br />

Aber sprechen und verstehen fällt vielen<br />

sehr schwer.<br />

Andere hingegen sprechen ieÿend englisch<br />

oder deutsch. Die Leute, die ieÿend<br />

deutsch sprechen haben teilweise eine Zeit<br />

in Deutschland gelebt oder nehmen an<br />

Intensivkursen teil. Informatiker können<br />

aber alle ziemlich ieÿend englisch und<br />

einige auch ieÿend deutsch. In einem Kurs<br />

habe ich erst gegen Ende des Semesters<br />

mitbekommen, dass dort mehrere ieÿend<br />

7


3 Während des Aufenthalts<br />

deutsch sprechen. Das hat sich oft aus Zufall<br />

ergeben.<br />

Meine Fakultät ist eher klein und fast<br />

schon familär. Trotzdem kamen fast nie<br />

das Angebot, einmal etwas zusammen zu<br />

unternehmen. Ich hatte eine Vorlesung bei<br />

einer anderen Fakultät (Elektrotechnik).<br />

Dort war der Dozent schon total begeistert<br />

Erasmusstudenten unterrichten zu können.<br />

Der Kurs wurde extra für uns in Englisch<br />

angeboten, obwohl es ihn schon in polnisch<br />

gab. Ein paar polnische Studenten haben<br />

sich dann auch den englischsprachigen Kurs<br />

angeschlossen. Anschlieÿend waren wir oft<br />

in der Studentenkneipe 'Tawerna'. Gegen<br />

Ende des Semesters haben wir auch zusammen<br />

vor unserem Wohnheim gegrillt. Auch<br />

zu den Studenten hatten wir auÿerhalb der<br />

Universität engeren Kontakt. Irgendwie<br />

hat sich der Kontakt zu den Studenten unserer<br />

Fakutltät vor allem auf das Studium<br />

beschränkt. Man hat sich zwar auch privat<br />

unterhalten, aber nur am Campus. Es gab<br />

aber auch wenige Ausnahmen, zu wenige<br />

meiner Meinung nach. Aber das lag vielleicht<br />

auch an mir.<br />

Im Wohnheim kann man auch viele polnische<br />

Studenten, mit denen man viel Spaÿ<br />

haben kann und mit denen man auch<br />

einiges erleben kann. Hier ist es deutlich<br />

einfach jemanden zu nden, mit dem man<br />

auch privat etwas unternimmt. Das Interesse<br />

an ausländischen Studenten ist teilweise<br />

riesengroÿ. Auch wenn es hier erneut<br />

zur Sprachbarriere kommen kann (falls man<br />

kein polnisch spricht). Eigentlich bin ich<br />

davon ausgegangen, dass Englisch bei Studenten<br />

halbwegs sitzt. Aber vielleicht ist<br />

das für Polen auch schwieriger, weil sich<br />

die Sprache mehr vom Englisch unterscheidet<br />

als es bei Deutsch der Fall ist. Es ist<br />

also schon sehr ratsam polnisch zu können,<br />

aber mit Einschränkungen kann man auch<br />

mit Englisch sehr gut durchkommen.<br />

Dadurch dass man im Wohnheim alle<br />

Erasmusstudenten auf einen Flur steckt,<br />

hat man viel Kontakt zu den Erasmusstudenten.<br />

Da diese auch viel mehr Zeit und<br />

Lust haben, etwas zu unternehmen, besteht<br />

die Gefahr, dass man fast nur zusammen<br />

rumhängt. Ich habe ziemlich viel Zeit mit<br />

Erasmusstudenten verbracht, weil man mit<br />

ihnen viel schneller und unkomplizierter etwas<br />

zusammen erleben kann. Trotzdem<br />

habe ich auch versucht mit polnischen Studenten<br />

etwas zu unternehmen. Denn nur<br />

so kann man Polen kennen und verstehen<br />

lernen.<br />

3.3 Das Wohnheim T-19<br />

Ich musste mein Zimmer mit zwei anderen<br />

teilen, was ziemlich gewöhnungsbedürftig<br />

ist. Gerade nachts, wenn man<br />

schlafen will, stören Zimmermitbewohner<br />

schon. Ich musste die Erfahrung machen,<br />

dass die meisten Männer schnarchen und<br />

einige nicht zu knapp. Das Bad teilt man<br />

sich zu zehnt. Einen Waschraum mit 2<br />

Waschmaschinen und die Küche mit 2 Herden,<br />

4 Waschbecken und einen groÿen Tisch<br />

teilt man sich mit dem ganzen Flur (ca.<br />

60 Leute). Wenn man sich mit 59 anderen<br />

einen Waschraum teilt, dann lernt man erst<br />

einmal wie toll es sein kann, seine Wäsche<br />

zu waschen. Aber ich konnte immer meine<br />

Wäsche waschen.<br />

Insgesamt stehen fünf Wohnheime an der<br />

Wittiga Straÿe. Pro Stockwerk wohnen<br />

jeweils 60 Personen. Es gibt 2- und 3-<br />

Bettzimmer. Die Wohnheime haben 10<br />

Etagen und in 9 von ihnen wird gewohnt.<br />

Im ersten Stockwerk gibt es manchmal Imbisse,<br />

einmal sogar einen Billiardraum. Zudem<br />

gibt es eine Administration, einen<br />

Raum, in dem man lernen kann, und<br />

ein Fernsehzimmer. Die letzten beiden<br />

Räume sind verschlossen, aber man kann<br />

8


3 Während des Aufenthalts<br />

an der Rezeption den Schlüssel bekommen.<br />

Im Wohnheim T-19 kann man 24 Stunden<br />

durchgehend rein und raus, ohne sich<br />

ausweisen zu müssen. Auÿerdem kann man<br />

ohne Probleme Besuch mitbringen (auch<br />

über Nacht ;) ). In anderen Wohnheimein<br />

in der Stadt gibt es dort schon einmal Probleme,<br />

aber nicht in T-19.<br />

3.4 Freizeit und Kultur<br />

Das Nachtleben in Wrocªaw ist einfach<br />

phänomenal. Am Rynek (= Marktplatz)<br />

gibt es viele Clubs, Kneipen und<br />

Biergärten. Auch im Gebiet um den Rynek<br />

ndet man viele Clubs, Keipen etc. Es ist<br />

aber fast alles ziemlich zentral und wenn<br />

man erst einmal im Zentrum ist, dann kann<br />

man alles zu Fuÿ erreichen.<br />

Wer über Freizeit und teilweise auch kulturelle<br />

Ereignisse informiert werden will,<br />

der sollte sich bei Yahoo in die zwei<br />

Verteiler eintragen 'Exchange-In-Wroclaw'<br />

und 'wroclaw2'. Dort werden viele informationen<br />

direkt an die Erasmusstudenten der<br />

Politechniker sowie der Breslauer Universität<br />

verschickt. Dort ndet man auch Einladungen<br />

zu Partys oder Ausügen. Man<br />

kann auch selber dort Nachrichten an alle<br />

Erasmusstudenten und Betreuer schicken.<br />

Kulturelle Angebote gibt es ziemlich<br />

oft vom Willy Brandt Zentrum für<br />

Deutschland-und Europastudien. Auÿerdem<br />

sollte man einfach seine Augen und<br />

Ohren oen lassen, weil in Wrocªaw alle<br />

Nase lang etwas kulturelles stattndet.<br />

Orte zu den man unbedingt gehen sollte<br />

sind das Panorama von Racªawice (360-<br />

Grad Rundgemälde, 15mx114m), den Zoologischen<br />

Garten, den Japanischen Garten,<br />

die Universität (Aula Leopoldina), den<br />

Breslauer Dom, das Rathaus, Turmspitze<br />

der St. Elisabethkirche (herrlicher Ausblick)<br />

und die Jahrhunderthalle. Wer polnisch<br />

versteht sollte auch einmal in die<br />

Oper gehen, ich war nicht dort.<br />

Zur Kultur gehört wohl auch Juwenalia,<br />

ein Studentenfest, dass in ganz Polen,<br />

so auch in Wrocªaw gefeiert wird. In den<br />

unterschiedlichen Universitätsstadten auch<br />

an unterschiedlichen Tagen/Wochen. Dort<br />

gibt es neben Vorlesungsfrei einen Marsch,<br />

der ein wenig an Karneval erinntert, wo<br />

die Studenten am Ende am Rathaus symbolisch<br />

den Schlüssel der Stadt bekommen.<br />

Zudem gibt es noch Konzerte bei denen<br />

namenhafte polnische Bands für einen<br />

sehr geringen Eintritt (< 2 Euro) spielen.<br />

Auÿerdem gibt es noch weitere Aktivitäten<br />

wie ein riesiges Grillfest. Wer im<br />

Sommersemester kommt darf diesen Event<br />

nicht verpassen, er geht knapp eine Woche.<br />

3.5 Essen und Trinken<br />

An der Politechnika gibt es viele Plätze,<br />

an denen man zu Mittag essen kann. Die<br />

Preise sind ziemlich günstig, aber nicht<br />

deutlich günstiger als in der Paderborner<br />

Mensa. Das Essen in Polen kann man auch<br />

mit guter deutscher Hausmannskost vergleichen,<br />

die Umstellungen sind eher gering.<br />

Typische Gerichte sind zum Beispiel Bigos<br />

(Eintopf mit Sauerkraut¡, Weiÿkohl und<br />

Fleisch), Piroggen (Teigtaschen mit verschiedenen<br />

Füllungen) oder Barszcz (Rote-<br />

Beete-Suppe).<br />

Bei Getränken gibt es schon ein bis<br />

zwei Besonderheiten. So gibt es wirklich<br />

komische Saftmischungen. Apfelsaft<br />

mit Minzgeschmack kam bei den meisten<br />

Erasmusstudenten eher schlecht an. Die<br />

meisten anderen Mischungen waren dagegen<br />

sehr lecker. Das man Bier mit Cola<br />

oder Limonade mischt, ist in Polen eher<br />

unbekannt. Dafür trinkt man Bier mit<br />

Fruchtsirup, was ich persönlich ziemlich<br />

grausam nde. Na ja, wenigstens hat<br />

9


3 Während des Aufenthalts<br />

das Bier so noch die gleiche Anzahl an<br />

Promille. Tee ist in Polen beliebter als<br />

bei uns. Ich habe in einem Wohnheimzimmer,<br />

in dem 3 polnische Studentinnen<br />

gewohnt haben, gerne die eine oder andere<br />

Teestunde gemacht.<br />

Die Polen trinken gerne und viel, vor<br />

allem Wodka. Den trinken sie nicht aus<br />

den kleinen Pinnchen, die man hierzulande<br />

kennt. Man trinkt sie aus 50-<br />

oder 100-Mililiter. In einigen Kneipen ist<br />

es auch nicht ungewöhnlich, eine Flasche<br />

Wodka in einem mit Eis gefüllten Eimer zu<br />

bestellen. Wenn damit angefangen wird.<br />

Sollte man wirklich aufpassen, dass man<br />

es nicht übertreibt. Denn wie gesagt, die<br />

Polen trinken viel und vertragen auch viel.<br />

Es gibt in Polen keinen Dosenpfand, daher<br />

kann man wieder Dosenbier trinken.<br />

Um die leeren Dosen braucht man sich<br />

keine Sorgen machen. Die kann man überall<br />

stehen lassen, denn sie werden aufgesammelt.<br />

Die Dosensammler sammeln wegen<br />

dem Metal, auch wenn dies fast nichts<br />

wert ist. Die bekannstest Biermarken<br />

sind Żywiec,Tyskie, Piast (das Lokalbier),<br />

Okocim, Warka (auch lecker Warka Strong)<br />

und Lech. Bis auf Lech haben mir alle Biere<br />

gut geschmeckt. In den Biergärten Spisz<br />

und Schweidnitzer Bierkeller gibt es auch<br />

leckeres selbstgemachtes Bier. Das Bier in<br />

den Kneipen und Clubs wird oft mit Wasser<br />

gestreckt, daher sollte man eher Flaschenbier<br />

bestellen.<br />

3.6 Ausüge und Reisen<br />

Von den ESN Netzwerk werden einige Aus-<br />

üge angeboten, wie zum Beispiel Skifahren,<br />

Boottrip auf der Oder, Tramparty<br />

(Feiern in einer Straÿenbahn, die durch<br />

die Stadt fährt). Auÿerdem auch einige<br />

Reisen nach Krakau, Posen, Warschau und<br />

Danzig. Wenn es zu geringe Nachfrage<br />

gibt, dann ndet die Reise allerdings nicht<br />

statt. Als ich da war gab es Angebote<br />

für Krakau (inklusive Auschwitz und Zakopane)<br />

sowie Posen (inklusive Gnesen),<br />

die ich auch beide besucht habe und mir<br />

viel Spaÿ gemacht haben. Der Ausug nach<br />

Danzig musste wegen zu geringer Nachfrage<br />

leider abgesagt werden.<br />

Reisen auÿerhalb Polens sollte man<br />

lieber selber organisieren. Ich bin mit<br />

anderen Erasmusstudenten nach Prag mit<br />

dem Zug gefahren (7-stündige Direktverbindung).<br />

Wir haben auch zwei kurze<br />

Reisen mit gemieteten Autos von miCar<br />

gemacht. Die erste ging nach Deutschland<br />

(Berlin und Dresden). Die andere<br />

ging nach Wien, Bratislava und Budapest.<br />

Die selbstorganisierten Ausüge waren die<br />

besseren.<br />

3.7 öentliche Transportmittel<br />

Die öentlichen Transportmittel in Wroªaw<br />

sind ziemlich gut. Vom Wohnheim kann<br />

man sowohl per Bus als auch per Straÿenbahn<br />

zur Politechnika kommen. Das Gleiche<br />

gilt von der Politechnika bis zum<br />

Stadtzentrum. Direkte Verbindungen vom<br />

Wohnheim zum Stadtzentrum gibt es auch,<br />

sind aber etwas weniger. Es gibt auch<br />

Nachtbusse, die zwischen 23 und 4 Uhr jede<br />

halbe Stunde fahren. Nach 4 Uhr fahren<br />

schon wieder Straÿenbahnen.<br />

Man muss zwar manchmal etwas<br />

warten, aber im Groÿen und Ganzen<br />

sind die Verbindungen sehr gut und<br />

die Busse und Straÿenbahnen sind auch<br />

ziemlich pünktlich. Auf der Homepage<br />

http://www.wroclaw.pl/m3301/ kann<br />

man sich eine passende Verbindung<br />

zwischen zwei Haltestellen raussuchen<br />

lassen. Auf der Seite ndet<br />

man auch die Fahrpläne aller Linien<br />

(http://www.wroclaw.pl/m3298/) - allerd-<br />

10


4 Anerkennung von Studienleistungen<br />

ings wie so vieles ausschlieÿlich in polnisch.<br />

Aber man ndet sich auch mit geringem<br />

Sprachkenntnissen dort schnell zurecht.<br />

Die Nachtbusse vom Stadtzentrum (Haltestelle<br />

an der Galeria Dominikanska,<br />

einem Einkaufszentrum) zum Wohnheim<br />

sind die Linien 253 und die 255. Tagsüber<br />

fahren die Linien 145, 146 und die E-Linie,<br />

welche Sonntags leider nicht fährt. Die<br />

Straÿenbahnen 2 und 10 fahren ebenfalls<br />

von der Stadt zum Wohnheim und halten<br />

auch an der Politechnika. Weitere Details<br />

erspare ich mir und dem Leser an dieser<br />

Stelle.<br />

Wenn man vom Flughafen zum Wohnheim<br />

fahren will, dann nimmt man zuerst<br />

den Bus der Linie 406. Es gibt eh<br />

keinen anderen Bus, also kann man auch<br />

nichts verkehrt machen. An der Zielstation<br />

'DWORCOWA' steigt man aus und<br />

geht die Straÿe ein wenig zurück. Man<br />

wird dann schnell den Hauptbahnhof sehen<br />

(eher rechts). rechts nebem dem Bahnhof<br />

ist eine Haltestelle, wo man mit den Linien<br />

145 und 146 zum Wohnheim an der<br />

Haltestelle 'Tramwajowa' fahren kann. Die<br />

Wohnheime benden sich rechts von der<br />

Haltestelle. Das Wohnheim hinten rechts<br />

heiÿt T-19, wo eigentlich immer alle Erasmusstudenten<br />

wohnen.<br />

Das Umsteigen bei 'DWORCOWA' ist<br />

leider ein biÿchen komplizierter, da die Haltestelle<br />

an einer Einbahnstraÿe liegt. Wenn<br />

man vom Wohnheim also zum Flughafen<br />

will, kann man an der gleichen Stelle den<br />

Bus wechseln. Falls man einmal doch zu<br />

lange auf einen Bus oder eine Straÿenbahn<br />

wartet, ist es auch immer möglich alles zu<br />

Fuÿ zu erreichen. Die Politechnika erreicht<br />

man vom Wohnheim in 15-20 Minuten.<br />

Von der Politechnika ist man in weniger als<br />

einer halben Stunde in der Stadt.<br />

4 Anerkennung von<br />

Studienleistungen<br />

Bisher weiÿ ich noch nicht, inwieweit die<br />

Studienleistungen angerechnet werden können.<br />

Ich persönlich brauchte nur noch ein<br />

paar Punkte für mein Studium Generale im<br />

Masterbereich. Ich gehe davon aus, dass<br />

ich dabei keine Probleme haben werde. Die<br />

Erfahrungsberichte müssen ziemlich schnell<br />

abgegeben werden, daher bin ich zu der Anerkennung<br />

noch gar nicht gekommen.<br />

5 Fazit und Tipps<br />

Die Entscheidung ein Auslandssemester in<br />

Wrocªaw zu machen habe ich zu keiner<br />

Sekunde bereut. Die Stadt ist vor allem<br />

nachts wunderschön, auch wenn mein erster<br />

Eindruck der Stadt etwas zwiespältig<br />

war. Die Stadt, die Polen und vor allem die<br />

Polinnen, das Nachtleben, die Oder, die Politechnika,<br />

das unbeschwerte Erasmusleben<br />

... ich glaube ich werde fast alles vermissen.<br />

Nach meinem Auslandssemester bin ich<br />

um viele Erfahrungen reicher. Auÿerdem<br />

habe ich viele andere internationale Studenten<br />

kennen gelernt, die ich in den nächsten<br />

Jahren besuchen kann. Aber auch<br />

nach Wrocªaw werde ich bald wieder fahren<br />

müssen, um einige Bekannte wiederzusehen.<br />

Die Zeit als Erasmusstudent ist einfach<br />

unvergesslich und man sollte nicht die<br />

Chance verpassen so etwas Einzigartiges zu<br />

erleben. Daher geht nach Polen, geht nach<br />

Wrocªaw. Ihr werdet mit oenen Armen<br />

empfangen.<br />

Auÿerdem sind die Lebenskosten relativ<br />

günstig. 60 Euro Miete pro Monat inklusive<br />

aller Nebenkosten. Internet gibt es<br />

für 25 Euro pro Semester. Das Bier in<br />

den Kneipen sowie fast jeder Einkauf im<br />

Supermarkt kostet nur die Hälfte. Eine<br />

11


5 Fazit und Tipps<br />

Monatskarte für Bus und Straÿenbahn<br />

kostet ca. 15 Euro. Günstiger wird<br />

es, wenn man ein 3-Monatsticket nimmt.<br />

Trotzdem habe ich durch die Trips einiges<br />

Geld ausgegeben. Aber ich habe nicht so<br />

sehr aufs Geld geachtet.<br />

Von den wunderschönen Frauen möchte<br />

ich gar nicht erst anfangen. In Polen sind<br />

deutlich weniger Leute übergewichtig und<br />

die Frauen zeigen eher was sie haben, ein<br />

Traum für deutsche Männer. Aber eins sei<br />

gesagt, die Frauen erwarten von den Männern<br />

die alte Schule wie Türaufhalten usw.<br />

Zuletzt ein paar Tipps. Seid gewarnt,<br />

falls ihr Probleme mit dem katholischen<br />

Glauben habt. Denn in Polen sind über<br />

90% Katholiken, die meisten praktizieren<br />

ihren Glauben auch. Zuletzt noch eine<br />

weitere kleine Warnung. Die Polen sind<br />

ziemlich homophob. Man sollte also nie<br />

einen polnischen Mann fragen, ob er schwul<br />

sei.<br />

Aber ansonsten kann man wenig<br />

verkehrt machen. Und ich habe mich in<br />

Wrocªaw sehr sicher gefühlt und mir wurde<br />

auch nichts gestohlen. Das zu einigen<br />

Vorurteilen die es leider in Deutschland<br />

gibt.<br />

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