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2.4. Konstruktionen: Sprechakte und kommunikatives Handeln ...

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Was bedeuten diese Festlegungen des kommunikativen <strong>Handeln</strong>s für eine konstruktivistisch<br />

orientierte Beobachter-, Teilnehmer <strong>und</strong> Akteurstheorie?<br />

Zu (1) Verständigungs- gegen Erfolgsorientierung: Habermas unterscheidet, dass<br />

die Aktoren in der Zwecktätigkeit Ziele verfolgen, Erfolge haben <strong>und</strong> Handlungsergebnisse<br />

hervorbringen wollen, die in der Handlungstheorie des Verständigungshandelns<br />

einen anderen Sinn einnehmen. Die Zwecktätigkeit selegiert<br />

unter Wertungsgesichtspunkten <strong>und</strong> entwickelt sich als ein kausaler <strong>und</strong> zielgerichteter<br />

Eingriff in die – objektive – Welt. Nach einem Handlungsplan wird<br />

das Handlungsziel „(a) unabhängig von den intervenierenden Mitteln (b) als ein<br />

kausal zu bewirkender Zustand (c) in der objektiven Welt bestimmt“ (Habermas<br />

1992 a, 66). Bei Sprechhandlungen ist dies nach Habermas nicht in gleicher<br />

Weise möglich. „Wenn wir Sprechhandlungen als Mittel zum Zwecke der Verständigung<br />

auffassen <strong>und</strong> das allgemeine Ziel der Verständigung in die Unterzwecke<br />

aufspalten, dass der Hörer die Bedeutung des Gesagten verstehen <strong>und</strong> die<br />

Äußerung als gültig anerkennen möge, dann erfüllt die Beschreibung, unter der<br />

ein Sprecher diese Ziele verfolgen kann, keine der drei genannten Bedingungen.“<br />

(Ebd.) Dies begründet sich wie folgt:<br />

Zu (a): Das Sprachhandeln selbst verhält sich rekursiv zu Ziel <strong>und</strong> Mittel, denn<br />

die Verständigungsziele können nicht unabhängig von den linguistischen Mitteln<br />

der Verständigung selbst erreicht werden.<br />

Habermas verweist hier darauf, dass grammatische Äußerungen nicht in gleicher<br />

Weise Instrumente der Verständigung sind, wie z.B. die Operationen eines Kochs<br />

für diesen Mittel für die Herstellung von Speisen darstellen. Bei dem Koch erscheint,<br />

so meint er, die Zwecktätigkeit des Herstellens genießbarer Speisen damit<br />

in einer Beliebigkeit der Mittel, die für die Verständigungshandlung so nicht<br />

gesetzt werden kann.<br />

Aber dieses Beispiel ist bereits trügerisch. Es unterstellt dem Koch ein Zweckhandeln,<br />

das den Rekurs von genießbarer Speise <strong>und</strong> einsetzbaren Mitteln aus der<br />

Beobachtungsperspektive herausnimmt. Habermas argumentiert hier recht willkürlich.<br />

Nur aus der Verkürzung der Beobachtung der Tätigkeiten des Koches auf<br />

eine lineare Handlung mit bestimmten Gegenständen erwächst die Annahme, dass<br />

das Ziel des Genusses mit beliebigen Mitteln erreichbar erscheint. Jeder Koch<br />

weiß in seiner Bedeutungswelt, dass dies nicht gelingen kann. Auch seinen<br />

Mitteln wohnt, wenn man so will, eine innere Sprache inne, die den Rekurs auf<br />

den Genuss jeweils schon impliziert. So, wie es eine Sprachkultur gibt, so gibt es<br />

auch eine Esskultur. Und wenn der Koch auch nicht direkt im Vorgang des<br />

Kochens in einer Beziehung zu anderen Menschen steht, so befindet er sich zumindest<br />

imaginativ im Motiv seines Tuns in einer Essgemeinschaft, deren<br />

Genussgemeinschaft seine Zwecktätigkeit zirkulär auf eine implizite Verständigung<br />

immer schon rückbezogen hat. Ist damit die Trennung von Zwecken <strong>und</strong><br />

Verständigung im Sprechhandeln sinnvoll begründet? Entsteht so nicht ein<br />

reduktives Verständnis von Zwecken <strong>und</strong> Sprechhandeln?<br />

Aus einer kulturbezogenen konstruktivistischen Sicht scheint es mir günstiger,<br />

hier bei den konkreten Handlungen anzusetzen, wie es John Dewey (vgl. auch<br />

Kap. II.1.2) in seinem Pragmatismus entwickelt hat. Dann kann man durchaus<br />

nach Zweck <strong>und</strong> Verständigung oder anderen Kategorien Momente von Handlung<br />

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