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slvsh-Information Nr. 37 April 2001

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<strong>slvsh</strong>-information <strong>37</strong>/<strong>2001</strong><br />

finden, wenn ich für den honduranischen<br />

Kultusminister Berater und Forscher einkaufe.<br />

Später gehörte Dr. Dohm zu den<br />

ersten, die für die angewandte Bildungsforschung<br />

in Schleswig - Holstein internationale<br />

Dialogpartner suchten: Wir<br />

knüpften Verbindungen nach Dänemark,<br />

Finnland, Norwegen und Schweden im<br />

Rahmen des „Scandinavian-German<br />

Workshop for Curriculum Research and<br />

Development“ und nach Holland, Österreich,<br />

der Schweiz und Luxemburg im<br />

Rahmen der „Europäischen Arbeitsgemeinschaft<br />

für Schulversuchsforschung“.<br />

Ich kann und vor allem mag<br />

nicht beurteilen, was von dieser Aufbruchstimmung<br />

der siebziger Jahre in die<br />

beiden vergangenen Jahrzehnte hinübergerettet<br />

werden konnte, wie sie gar ausgebaut<br />

worden sein mag und ob sie<br />

Früchte getragen hat. Ich kann aber<br />

Zeugnis ablegen, dass es Dr. Dohm war,<br />

der mit diesen und anderen Maßnahmen<br />

die ersten Pfeiler gesetzt hat, auf denen<br />

heute die institutionelle Brücke zwischen<br />

Theorie und Praxis in der schleswigholsteinischen<br />

Bildungslandschaft ruht;<br />

und dass ich und andere von Dr. Dohm<br />

gelernt haben, vermeintliche wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse (Karl Jaspers hat diese<br />

einmal „den gegenwärtigen Stand unseres<br />

Irrtums“ genannt) etwas niedriger zu<br />

hängen und im Kontext realer Handlungsmöglichkeiten<br />

zu bewerten und vor<br />

allem missionarische Ungeduld dem<br />

Machbaren unterzuordnen.<br />

Heute nun fallen das dreißigjährige Bestehen<br />

des IPTS und die Emeritierung von<br />

Dr. Dohm mit einer Initiative der Landesregierung<br />

zusammen, die auf einen Neustrukturierungsprozess<br />

von Aufgaben und<br />

Struktur der Lehrerbildung sowie der<br />

Schul- und Unterrichtsfachberatung abzielt<br />

und das IPTS – so jedenfalls scheint es<br />

bisher – in den Mittelpunkt dieser Neustrukturierungsabsichten<br />

stellt. Das IPTS<br />

hat mir zum Problemkreis und zu dieser<br />

Initiative freundlicherweise ein Konvolut<br />

der bisher veröffentlichten Hintergrundmaterialien,<br />

Protokolle und Positionspapiere<br />

zur Verfügung gestellt. Nach<br />

deren Lektüre muss ich sagen, dass ich<br />

den Organisatoren dieses Festakts tief<br />

dankbar bin, dass sie mir nur 20 Minuten<br />

Redezeit zugestanden haben; so kann ich<br />

mir die äußerst schwierige und heikle Aufgabe<br />

einer Stellungnahme zu diesem Vorhaben<br />

ersparen und Ihnen die Marter, zu<br />

viele meiner Urteile oder Vorurteile anzuhören.<br />

Indessen, fünf kurze Kommentare eines<br />

nicht mehr direkt Betroffenen, der aber seit<br />

drei Jahrzehnten weltweit mit Lehrerbildung<br />

befasst ist, möchte ich anbieten,<br />

um Ihnen entweder beim Nachdenken zu<br />

helfen oder Sie zu erheitern; günstigenfalls<br />

beides:<br />

Mein erster Kommentar: Machen Sie nicht<br />

den Fehler, oder besser: verharren Sie<br />

nicht bei dem Fehler, die zu den Leistungsschwächen<br />

des deutschen Schulwesens<br />

aus internationalen Vergleichsuntersuchungen<br />

vorliegenden empirischen<br />

Belege – ungeachtet der Berechtigung<br />

einer Methodendiskussion in den Details –<br />

rundweg als nicht valide abzutun. Es nützt<br />

dem Zwergwüchsigen auf Dauer nicht, in<br />

einer Welt, in der Länge zählt, den möglicherweise<br />

größeren Schädelumfang zu<br />

betonen. Fragen wir uns stattdessen,<br />

welche Merkmale von Unterricht, welche<br />

Besonderheiten der Lehrerbildung in den<br />

Ländern, die deutlich und konstistent<br />

bessere Ergebnisse im Leistungsvergleich<br />

zeigen, für diesen Vorsprung verantwortlich<br />

sind, und versuchen wir, davon zu<br />

lernen.<br />

Mein zweiter Kommentar: Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass ausgerechnet das IPTS oder<br />

gar die Organisationsform des IPTS<br />

wesentlich für Modernitäts- und Leistungsschwächen<br />

des deutschen oder hier<br />

schleswig-holsteinischen Bildungswesens<br />

verantwortlich sei, ist ganz außerordentlich<br />

gering. Andere Gründe (in meinem dritten<br />

bis fünften Kommentar werde ich einige<br />

davon nennen) sind zweifellos ungleich<br />

wichtiger bei dem Versuch, das deutsche<br />

Bildungswesen wettbewerbsfähiger zu<br />

machen. Was nun aber die Funktion des<br />

IPTS im Konzert der Lehrerbildung angeht<br />

und die Erwartung, durch organisatorische<br />

Eingriffe besonders in die so genannte<br />

zweite Phase – wenn es denn schon Phasen<br />

geben soll – ließen sich maßgebliche<br />

Verbesserungen in der Unterrichtswirklichkeit<br />

erzielen, sagen mir meine Erfahrungen<br />

in anderen Teilen der Welt,<br />

dass man sich hier eher in den<br />

Universitäten um mehr Wirklichkeits- und<br />

Berufsnähe, und das heißt Schulnähe,<br />

bemühen sollte. So ist dem<br />

Außenstehenden zum Beispiel schwer

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