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(= Fritz Olivén): Die lustigen Nibelungen - Nibelungenrezeption.de

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Vogel: Na, was man so für’s Haus braucht!<br />

[Siegfried: Sagen Sie mal, wie wird <strong>de</strong>nn morgen die Montanbörse sein?<br />

Vogel: Das kann ich Ihnen nicht sagen, Herr Siegfried!<br />

Siegfried: Na, wozu sind Sie dann Vogel?<br />

Vogel: Herr Siegfried, wenn ich das wüßte, wär ich schon lange nicht mehr Vogel!]<br />

Siegfried: Dann sagen Sie mir wenigstens, ob mir ein Unglück bevorsteht!<br />

Vogel: Na, wie man’s nimmt! Sie sollen ermor<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Siegfried: Sieh mal! Sieh mal! Ich hab’ schon gedacht, ich werd’ mein Vermögen verlieren!<br />

(doch etwas ängstlich) Werd’ ich sterben, Herr Vogel?<br />

Vogel: Ach Unsinn! In ‘ner Operette! Sie wer<strong>de</strong>n leben und gesund sein, Herr Siegfried!<br />

Siegfried: Bis 100 Jahr!<br />

Vogel: Adieu, Herr Siegfried!<br />

Siegfried: Adieu, Herr Vogel! (setzt sich wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Kaffeetisch.)<br />

Vogel: Noch einen Rat, Herr Siegfried; verkaufen Sie <strong>Nibelungen</strong>-Aktien!<br />

Siegfried (erschreckt): Wie?!<br />

Vogel: Bestens, Herr Siegfried, bestens!<br />

Siegfried: Da hab’n wirs! Ich hab’ aber <strong>de</strong>r Rheinischen Bank nie recht getraut! (Sieht das auf<br />

<strong>de</strong>m Tisch liegen<strong>de</strong> Morgenblatt nach.) Gott sei Dank, in <strong>de</strong>r Königlich privilegierten<br />

Burgundischen Zeitung*) steht noch nichts! Ein Glück übrigens, daß mir das nicht vor <strong>de</strong>r<br />

Hochzeit passiert ist! (Er fängt an zu frühstücken. Hagen<br />

*) Freien <strong>Nibelungen</strong>-Presse.<br />

schleicht von hinten mit einem Riesenschwert an, geht auf Siegfried zu, späht scharf aus, sagt verzweifelt: „Ich<br />

kann’s Fleckel nicht fin<strong>de</strong>n!“ und kehrt wie<strong>de</strong>r um. Seelenkampf. Siegfried dreht sich um, als Hagen ihm <strong>de</strong>n<br />

Rücken wen<strong>de</strong>t, und zuckt geringschätzig die Achseln. Der Himmel verfinstert sich, <strong>de</strong>r Sturm heult, <strong>de</strong>r Vogel<br />

krächzt warnend. Siegfried dreht sich, wie<strong>de</strong>r von Hagen ungesehen, zum Vogel um.) Ich danke, ich seh’<br />

schon! (Und zum Himmel.) Ich bin unterrichtet! (Hagen schleicht an ihn heran und zückt das Schwert.<br />

Siegfried dreht sich halb um und nimmt es ihm weg.)<br />

Siegfried (ungehalten): Also, laß <strong>de</strong>n Blödsinn!<br />

Hagen (fällt vor ihm auf die Knie): Gna<strong>de</strong>, Siegfried, Gna<strong>de</strong>.<br />

Siegfried (ärgerlich): Ach, Unsinn, steh’ auf! Von Uebelnehmen ist garnicht die Re<strong>de</strong>! Ich<br />

weiß, Du hast mich ermor<strong>de</strong>n wollen, aber nicht aus Blutdurst o<strong>de</strong>r aus Uebermut, son<strong>de</strong>rn<br />

meines Gel<strong>de</strong>s willen, also aus edlen, lautern und verständigen Motiven. Und so was nehm’<br />

ich nie übel. Aber geschickter hätt’st Du’s anfangen können!<br />

Hagen (erleichtert): Na, ich kann’s ja das nächste Mal nachholen.<br />

Siegfried: Nee, nee, daran liegt mir gar nichts. Ich hab’ keine Lust, wegen <strong>de</strong>r lumpigen paar<br />

Mark immer auf <strong>de</strong>m qui vive zu sitzen. Sieh’ mal, Hagen, ich werd’ Dir was sagen! Dein<br />

ganzer Groll ist umsonst. <strong>Die</strong> <strong>Nibelungen</strong>aktien sind um 200 Prozent gefallen! Ich bin ein<br />

armer Mann und das einzige Glück ist, daß ich schon verheiratet bin!<br />

Hagen: Siegfried, Du bist ein Ehrenmann!<br />

Siegfried: Und Du bist ein Galgenstrick!<br />

Hagen: Laß uns Freun<strong>de</strong> sein!<br />

(sie schütteln sich die Hän<strong>de</strong>.)<br />

Brunhild (von hinten auftretend): Ha, was seh’ ich! Siegfried, Du lebst noch immer! – Und<br />

Hagen, <strong>de</strong>r Rächer meiner Ehre, steht mit meinem Todfeind im trauten Zwiegespräch!<br />

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