Grußwort von Herrn Staatssekretär Dr. Thomas Griese anlässlich ...

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- 4 - Und das auf allen Ebenen der Hierarchie und in allen Fachbereichen. Zu den Fachbereichen im Umweltministerium, die mit Planungen im Raum zu tun haben, möchte ich neben dem Naturschutz z.B. die Wasserwirtschaft, die Forstwirtschaft und die Landwirtschaft zählen. Auch sie können sich entsprechende Fragen stellen. 3. Verschweigen als Stärke? Und: Wer meint, dass er mit dem Verschweigen einer belastenden Vergangenheit Stärke zeigt oder Stärke gewinnt, täuscht sich. Gerade die Geschichte meines Berufsstandes, der Juristenschaft, zeigt dies hinlänglich. In den ersten 25 Jahren der Bundesrepublik Deutschland war einem großen Teil meines Berufsstandes bedingungslose Solidarität zu den eigenen Berufsmitgliedern wichtiger als die Aufarbeitung ihrer Rolle im NS-Staat. Kaum jemand distanzierte sich von Kollegen, die sich am Unrechtsregime des Nationalsozialismus beteiligt hatten, von ihrer Verurteilung ganz zu schweigen. Zwischen 1945 und 1946 wurde in der amerikanischen und britischen Zone das sogenannte „Reißverschlussverfahren“ eingeführt, wonach für jeden
- 5 - nicht belasteten Richter ein belasteter eingestellt werden durfte. Ab 1946 durften in beiden Zonen alle ehemaligen Richter, die das Entnazifizierungsverfahren durchlaufen hatten, in den Dienst zurückkehren. Es ist die Rede von 80 % des ehemaligen Justizpersonals, das hier „den Weg zurück“ in die Gerichte fand. 2 Die Freisprüche für NS-Juristen werden heute zu den größten Defiziten bei der Ahndung von NS-Verbrechen gezählt. 3 Eugen Gerstenmaier, damals Bundestagspräsident, sprach bzgl. des Umgangs mit den Versorgungsansprüchen belasteter Richter und Beamter von „frevelhafte(m) Zynismus“. 4 Es war u.a. der Spielfilm „Rosen für den Staatsanwalt“, der im Herbst 1959 die Öffentlichkeit für das Thema der ungesühnten NS-Justiz sensibilisierte. 5 Für meinen Berufsstand hat sich das in der Folge als Legitimations- und Ansehensverlust niedergeschlagen. 6 2 Miquel, M. von 2001: Juristen: Richter in eigener Sache. In: Frei, N. (Hrsg.): Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945. Campus. Frankfurt/New York. 181- 240, (188) 3 Ebenda, 197 4 Frei, N. 1999:Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS- Vergangenheit. Dtv. München. 92 5 Miquel, M. von 2001: Juristen: Richter in eigener Sache. In: Frei, N. (Hrsg.): Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945. Campus. Frankfurt/New York. 181- 240, (207-209) 6 Frei, N. 2001: Hitlers Eliten nach 1945 – eine Bilanz. In: Norbert Frei (Hrsg.): Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945. Campus. Frankfurt/New York. 303- 335/Ders. 1999: Vergangenheitspolitik. dtv. München
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