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Lernen in den Religionen. Vom Lehren und Lernen religiöser Texte

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<strong>Lernen</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Religionen</strong><br />

253<br />

Buddha als Lehrer<br />

Buddha (»der Erwachte, Erleuchtete«) gilt als »Erhabener, Heiliger, Vollkommen-Erwachter«,<br />

als »Tathâgata« (»So-Gegangener«), als Arzt, aber auch als<br />

Lehrer. Bei se<strong>in</strong>er Verkündigung bediente er sich der »Lehrre<strong>den</strong>« (Sßtra). Sie<br />

enthalten Gleichnisse, mit <strong>den</strong>en Buddha die abstrakte Lehre verdeutlichte.<br />

Wenn <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Texte</strong>n vom »W<strong>und</strong>er der Lehre« die Rede ist, so »ist das Moment<br />

geheimnisvoller H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>bezogenheit der Predigt Buddhas deutlich<br />

ausgesprochen; <strong>den</strong>n Buddha steht mit dem Num<strong>in</strong>osen <strong>in</strong> Gestalt des Nirvâna<br />

<strong>in</strong> unmittelbarster Verb<strong>in</strong>dung. Das W<strong>und</strong>er der Erleuchtung stellt jene<br />

Verb<strong>in</strong>dung her; <strong>den</strong>n <strong>in</strong> ihr handelt es sich ja nicht um rationale E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong><br />

gewisse metaphysische Sachverhalte, sondern e<strong>in</strong>e num<strong>in</strong>ose, impersonale<br />

Wirklichkeit wurde im Akt der Erleuchtung im Buddha real« (Mensch<strong>in</strong>g<br />

2001, 79 f.). Buddha überredete nieman<strong>den</strong> zur Lehre, warnte gar vor voreiligen<br />

Übertritten. Er besaû die Gabe, andere Menschen zur E<strong>in</strong>sicht zu führen,<br />

sie also zu überzeugen. Je nachdem, welche Zuhörer er vor sich hatte, passte<br />

er se<strong>in</strong>e Lehre ihrem Verständnis an. Wenn Buddha »unterwies«, so war dies<br />

e<strong>in</strong>e Vorbereitung auf die verkündigende »Predigt«, bei der die Befreiung aus<br />

dem Lei<strong>den</strong> im Mittelpunkt stand. 2<br />

<strong>Lernen</strong> im Or<strong>den</strong> 3<br />

Dass Buddha selbst e<strong>in</strong>en Mönchsor<strong>den</strong> gründete, um <strong>den</strong> herum e<strong>in</strong>e Laienbewegung<br />

entstand, ist nach der Quellenlage zwar nicht sicher zu entschei<strong>den</strong>,<br />

doch spricht e<strong>in</strong>iges dafür. Der Sangha, die buddhistische »Geme<strong>in</strong>de«<br />

im weitesten S<strong>in</strong>ne, setzt sich aus Mönchen, Nonnen sowie männlichen <strong>und</strong><br />

weiblichen Laienanhängern zusammen. Eng gefasst, bezeichnet Sangha nur<br />

die Geme<strong>in</strong>schaft der nach <strong>den</strong> Or<strong>den</strong>sregeln leben<strong>den</strong> Mönche <strong>und</strong> Nonnen.<br />

Die Aufnahme <strong>in</strong> <strong>den</strong> Mönchsor<strong>den</strong> vollzog sich <strong>in</strong> zwei Stufen: Auf die<br />

Phase des »aus dem Haus <strong>in</strong> die Hauslosigkeit« gezogenen Novizen folgte die<br />

Vollord<strong>in</strong>ation als Bhikkhu (»Mönch«). 10 Jahre blieb der Neuord<strong>in</strong>ierte von<br />

se<strong>in</strong>en Lehrern abhängig. Der Upâdhyâya (»Unterweiser«) belehrte <strong>den</strong> Ord<strong>in</strong>ierten<br />

persönlich, während der €cârya (»Lehrer«) ihm die Regeln <strong>und</strong> Zeremonien<br />

beibrachte, ihn über »die Liste der von <strong>den</strong> Mönchen zu befolgen<strong>den</strong><br />

Regeln« <strong>in</strong>struierte. Neben dem V<strong>in</strong>aya-Pitaka (»Korb der Or<strong>den</strong>sregeln«) gehörten<br />

auch Sßtras (Buddha-»Lehrre<strong>den</strong>«) <strong>und</strong> weltliche Wissenschaften<br />

zum Lehrstoff. Vor allem <strong>in</strong> <strong>den</strong> Klosteruniversitäten, die man erst nach e<strong>in</strong>er<br />

Aufnahmeprüfung besuchen konnte, war dies der Fall. In Nâlanda (heutiger<br />

B<strong>und</strong>esstaat Bihar), der gröûten Klosteruniversität des Mahâyâna-Buddhismus<br />

aus dem 5. Jahrh<strong>und</strong>ert u. Z., gab es Schulen, Vorlesungshallen, Wohnquartiere<br />

<strong>und</strong> vielstöckige Bibliotheksgebäude. Die Schüler studierten nicht<br />

2 Mensch<strong>in</strong>g weist darauf h<strong>in</strong>, dass Buddha <strong>und</strong> Jesus zwischen »Unterweisung<br />

<strong>und</strong> Verkündigung« (bzw. didaske<strong>in</strong> <strong>und</strong> kerysse<strong>in</strong>) unterschie<strong>den</strong> (Mensch<strong>in</strong>g<br />

2001, 85ff.).<br />

3 Kieffer-Pülz 2000, 348f.

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