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62 Revolt REVOLT Ganz schön umtriebig, die drei Herren aus Berlin; die EP „Live In A Dead System“ ist kaum ein halbes Jahr alt, da sind REVOLT auch schon mit Blackmail auf Tour und legen den aktuellen Longplayer nach. Abel (Gitarre, Gesang), Matze (Bass), Tobi (Drums) „arbeiten sich seit etwas mehr als einer halben Ewigkeit bedingungslos am Rock ab, ohne ein Stück Rükksicht auf sich selbst zu nehmen“ (Info der Plattenfirma). Und wer sich so plagt, der hat es nun wirklich verdient, von uns interviewt zu werden, oder? - Nicht zuletzt, weil der am 30. Juni erscheinende Longplayer „In The Face Of The Enemy“ ein echtes Sahneteil geworden ist … nN: Wo liegen Eure Wurzeln, was hört Ihr für Musik abseits dessen, was Ihr selbst macht? Abel: Ich persönlich höre irgendwie nur sehr wenig Musik, eigentlich nur, wenn ich bei jemandem zu Besuch bin oder irgendwo so „im Vorbeigehen“. Bei Tobi und Matze, meinen Bandmates, ist das ganz anders. Die beiden sind wandelnde Song-Lexika und hören ziemlich viel Musik. Aber diese Bands haben wir alle irgendwie gehört: Metallica, Guns'n'Roses, Nirvana, Black Sabbath, Portishead, die Doors, Bodycount, Life Of Agony, Type O Negative und so weiter. In letzter Zeit lauft bei uns im Proberaum öfter mal eine alte Mix-Kassette mit alten Rocksünden … nN: Was ist für Dich persönlich ansonsten interessant? Kunst? Literatur? Abel: Nichts wirklich …. In der Schule waren bei uns ständig diese kleinen, meist rosafarbenen Freundschaftsbücher im Umlauf, in die man seinen Namen, die Lieblingsfarbe, den besten Freund und solche Dinge reinschreiben musste. Irgendwie hatten diese kleinen Bücher einen gewissen Stellenwert in unserer Klasse. Mir ist aufgefallen, dass nicht jedes Kind das Angebot bekam, sich in diesen Büchern zu verewigen. Dabei fällt mir ein, dass ich „Hobbys“ immer ausgelassen habe … nN: Was für Rocksünden? Erzähl ruhig … Abel: Also zum Beispiel „Poison“ von Alice Cooper, und das ist wirklich schon ein Highlight - auf jeden Fall manchmal ziemlich „stumpf“ - aber auch sehr lustig. nN: Ein Mensch ohne Hobbys? Wie stehst Du zum Fußball, zur WM, schon „im Fieber“? Abel: Deutschland wird Weltmeister!! Das wäre doch irgendwie schön ….WM: cool! Fieber aber zum Glück nicht.
Revolt 63 nN: Wie genau würdest Du die Musik von REVOLT bezeichnen? In welcher „Schublade“ fühlst Du Dich heimisch? Abel: Also: welche Schublade kann ich nicht genau sagen. Aber für mich selbst ist das, was REVOLT machen, eine Mischung aus Heavy Metal und Punkrock mit kleinen, psychedelischen Momenten. nN: Ist es ein Problem zu sagen „wir machen auch sowas wie Heavy Metal“ - oder erntet Ihr Naserümpfen? Abel: Nee, Heavy Metal ist kein Problem. Interessanterweise aber überlegt man es sich wirklich zweimal, ob man es „zugibt“ bzw. inwiefern Heavy Metal wirklich die eigene Musik beeinflusst hat. Was vielleicht damit zusammenhängt, dass Heavy Metal irgendwann von Bands wie Nirvana und anderen Truppen „demaskiert“ wurde. So kamen mir meine einstigen Helden Iron Maiden von einem auf den anderen Tag total albern vor. Was mehr mit ihrem Aussehen und Gehabe zu tun hatte und eigentlich nicht so viel mit der Musik. Trotzdem: Ich empfand meine Musik irgendwie als „beschädigt“. Seitdem war Heavy Metal so etwas wie eine Jugendsünde. Aber wenn ich mir jetzt unsere Platte anhöre, dann erkenne ich an meinem Gesang immer mehr Gemeinsamkeiten mit den alten „Heavys“. Und das find ich heute wiederum cool. nN: Wie seid Ihr an den aktuellen Plattendeal gekommen? Abel: Wir haben eine kleine Website gebaut, von der man sich drei unglaublich schlecht aufgenommene Tracks runterladen konnte. Dann haben wir eine Email an den damaligen Chef von „Universal“ geschickt mit dem Betreff „Revolt“ - und einen ungewöhnlich langen Link zu der Seite. Später hatte ich ein Telefongespräch mit Daniel Lieberberg. Dann passierte fast ein Jahr lang gar nichts. In diesem Jahr kam Tobi zurück zur Band, und wir schrieben neue Songs wie „Life In A Dead System“ und „Three On A Mission“. Wir begannen sofort, ein neues Demo aufzunehmen, mit zwei Mikros im Proberaum im Overdub- Verfahren. Das haben wir dann, eben ein Jahr später, an besagten Daniel geschickt und bekamen prompt eine persönliche Einladung. Wir haben dann in Berlin, in Kreuzberg, ein Showcase gespielt, und danach haben sie uns angeboten, eine Platte zu machen. Es hat, ehrlich gesagt, ziemlich lange gedauert bis wir realisiert haben, was uns da wirklich „passiert“ ist. nN: Ihr seid ja im März mit Blackmail auf Tour gewesen - wie sind Deine Erinnerungen daran? Abel: Oh, Bestens; in Nürnberg stand ich gerade vor der Bühne vom „Hirsch“ und hab Tobi beim Soundcheck zugehört als plötzlich Ole, der Tourmanager von Blackmail, ernsten Blickes vor die Bühne trat und absolute Ruhe verlangte. Alle waren still. Sechs Polizisten kamen rein, in ihrer Mitte drei von den Blackmail- Jungs. Raubüberfall. Die Polizisten wollten vom Clubbesitzer die Bestätigung, dass die drei „Gefangenen“ wirklich zur Band gehören. Der Clubchef und Ole bestätigten dies zum Glück wasserdicht und die Polizei düste wieder davon, um die „Richtigen“ zu schnappen. Die drei waren auf dem Weg zum Supermarkt ein wenig spazieren gegangen, während irgendwo in der Nachbarschaft drei andere dunkel gekleidete Typen irgendeinen Autohändler überfallen haben. Es war nach dem ersten Schock natürlich alles total lustig, und ähnliche Geschichten haben wir mir Kurt und den anderen Blackmailern am laufenden Band erlebt; seit der Tour sind sie für uns richtige Rockhelden, und am letzten Tag in Köln haben wir uns von Freunden verabschiedet. Darauf sind wir echt ein bisschen stolz. Keule www.revolt.de www.universal-rock.de
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