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26<br />

<strong>reViews</strong><br />

<strong>reViews</strong><strong>reViews</strong><br />

65daysofstatic -<br />

One Time For All Time<br />

(Monotreme Records)<br />

Werft eure Hörgewohnheiten<br />

über Bord, 65daysofstatic sind<br />

wieder da! Knappe zwei Jahre<br />

nach dem großartigen, doch von<br />

der öffentlichen Aufmerksamkeit weitestgehend verschmähten<br />

Debütalbum "The fall of math" wollten die<br />

vier unscheinbaren Briten aus der Industriestadt Sheffield<br />

eigentlich nur eine EP aufnehmen, nun ist daraus<br />

doch ein kompletter Longplayer geworden - und was<br />

für einer! "One time for all time" ist die Fortsetzung des<br />

bahnbrechenden Debüts mit ähnlichen Mitteln: 65dos<br />

sind noch immer wie Mathematiker, die bisher unentschlüsselbare<br />

Formeln sichtbar machen; wie Biologen,<br />

die einen unbekannten Organismus erforschen; wie<br />

Neurophysiker, die ein Gehirn systematisch in Einzelteile<br />

zerlegen und in alldem ein zusammenhängendes<br />

Prinzip erkennen - eben mit genau der richtigen Portion<br />

Forschungsdrang, Wagemut, Experimentierlust<br />

und - nicht zuletzt - Talent ausgestattet, um nicht nur etwas<br />

Altbekanntes einen großen Schritt nach vorne zu<br />

bringen, sondern etwas komplett Neuartiges zu erschaffen.<br />

65dos sind die Architekten, die mit "One time<br />

for all time" ein verschachteltes Konstrukt erschaffen,<br />

das dermaßen vielschichtig ist, dass kein Raum dem<br />

anderen gleicht. Da steht epileptisch zuckender Drum<br />

& Bass neben heftigen Noise-Attacken, melodischer<br />

Postrock neben pluckernden Laptop-Beats, kühler<br />

Mathrock neben schwebenden Ambient-Soundscapes<br />

und warme Piano-Akkorde neben leisem Glockenspiel.<br />

In diesem Labyrinth muss man sich freilich erst einmal<br />

zurecht finden, doch hat man einmal den nötigen Orientierungssinn<br />

erlangt, will man diesen Ort freiwillig nicht<br />

mehr verlassen. "One time for all time" gleicht gewissermaßen<br />

einem tausendteiligen Puzzle, dessen Entschlüsselung<br />

zwar Zeit und Mühe kostet, aber ein unheimlich<br />

befriedigendes Gefühl hinterlässt. Mit den<br />

neun Songs dieser Platte vollbringen 65dos das Kunststück,<br />

gleichzeitig episch und direkt zu klingen. "One<br />

time for all time" ist ein atmosphärisch ungemein dichter<br />

Trip durch weitestgehend unbekanntes Neuland, für<br />

knappe 38 Minuten fühlt man sich wie ein Entdecker<br />

auf einer Forschungsreise. Auf begleitenden Gesang<br />

wird dabei weiterhin verzichtet, würden gesprochene<br />

Worte den Zuhörer in seiner grenzenlosen Interpretationsfreiheit<br />

doch nur einschränken. Die Songs sprechen<br />

ohnehin für sich selbst und malen Bilder im Kopf:<br />

Sie erzählen Geschichten einer hoffentlich noch fernen,<br />

düsteren Zukunftsvision. Ein bedrückendes, beklemmendes<br />

Szenario, innerhalb dessen jedoch auch Platz<br />

für Hoffnung und seltsam entrückende Erhebung bleibt.<br />

So harmonisch und versöhnlich wie im abschließenden,<br />

von einem wunderschönen Piano begleiteten "Radio<br />

protector" jedenfalls haben 65dos bisher noch nie<br />

geklungen. Einem schier unheimlichen Gespür für Dynamik<br />

und richtiges Timing ist es zu verdanken, dass<br />

sich über die gesamte Spielzeit der Platte nicht eine Sekunde<br />

lang auch nur ein Hauch von Langeweile einschleicht.<br />

Und das muss man mit einer derart ambitionierten<br />

Instrumental-Scheibe erst einmal hinkriegen.<br />

"One time for all time" ist ein Werk fern jeglicher Konventionen;<br />

der Soundtrack, den "Blade runner" einst<br />

verdient hätte und der eindrucksvolle Beweis dafür,<br />

dass sich 65dos ihren Ruf als moderne Sound-Visionäre<br />

verdient haben.<br />

Patrick<br />

www.65daysofstatic.<strong>com</strong>/<br />

www.monotremerecords.<strong>com</strong><br />

AFROPOLAR - Afropolar<br />

(Bunkhouse Records)<br />

"Rock 'n' Roll, AfroPolar weil<br />

AfroPolar, Bumm Bumm<br />

Tschack, From Bejing to Bogotá,<br />

Florida, Panama!" - ich<br />

werde mal das, was ich auf der<br />

Homepage gefunden habe, versuchen zu übersetzen<br />

... "Afro" dürfte auf die Frisuren der Herren (?) anspielen;<br />

"Bumm, Bumm, Tschack wiederum darf als Indiz<br />

für die deutlich betonte Rhythmussektion gewertet werden<br />

und "Bejing to Bogotá, Florida, Panama" …Tja, vielleicht<br />

Zeichen für die polyglotten Lyrics? Ich tu' mich<br />

schwer und verlass mich lieber auf das, was ich höre,<br />

und das ist herzhaft gut gemachter Rock'n'Roll mit Soul-<br />

Einschlägen, Disco-, Funky-Rhythmen und zappa'eskem<br />

Gesang. Insgesamt eine wirklich gelungene<br />

Sache, die ziemlich viel Spaß macht und jedem mit einem<br />

Funken Rhythmus im Arsch dringend an's Herz<br />

gelegt sei!<br />

Keule<br />

Archie Bronson Outfit -<br />

Derdang, Derdang<br />

(Domino)<br />

Franz ohne Ferdinand. Mal aus den USA, dann wieder<br />

aus Deutschland. Mal in Country, mal in Hardcore. Oder<br />

was auch immer. Ja fällt denen denn nichts mehr ein?<br />

Keine Frage, beide Platten sind gut. Beide haben<br />

Charme, beide wissen zu gefallen. Eine davon wird ein<br />

kleiner Indie-Hit - soviel ist sicher. Nur bleibt das schale<br />

Gefühl, dass die Gut-Tänzer von Domino mittlerweile<br />

so restlos alles signen, was bei drei "Darts of Pleasure"<br />

sagen kann. Und mir ist es völlig egal, wer jetzt lautstark<br />

"Referenzen!!!" schreit. Worum es mir geht, ist um<br />

die einfache Tatsache, dass Copy - The New Hit zu sein<br />

scheint. Alles macht was alle machen. Und jeder klingt<br />

auch noch so. Gleichschaltung im Endlos-Feedback-<br />

Loop. Und wer jetzt blökt, hier müsse etwas über die<br />

Musik stehen, soll einfach nur die letzte FF hören oder<br />

zur Abwechslung die Erste. Dann vielleicht noch den<br />

Man in Black, der ja gerade auch ziemlich im Trend liegt<br />

(obwohl er seit Anbeginn der Welt großartig war - die<br />

Schreihälse es nur nicht gemerkt haben) und zwei und<br />

zwei zusammenzählen.<br />

Jörg Willerscheidt<br />

www.domino.<strong>com</strong><br />

The Ashes Of Creation -<br />

First Breath After Coma<br />

(capitol east road/RADAR)<br />

Notizen aus der Provinz. Südostwestfalen<br />

hat Popkultur.<br />

Mit anderen Worten, im Nichts<br />

tut sich was. Was die niedersächsische<br />

Pampa mit Tomte kann, warum sollte das<br />

nicht auch hier funktionieren? Musikalisch hinkt dieser<br />

Vergleich natürlich, da wir es hier nicht mit Spielzeuganhängern<br />

von irgendwelchen Kettcars zu tun haben,<br />

sondern ääähhhm mit AlternativeAmericanaNeo-<br />

WaveProgNewFolkRetroMelodic CrossoverGrunge<br />

oder so ähnlich. Das fängt so eigthiesmäßig depechmodelike<br />

fett und wuchtig an, läuft über einen 70ties<br />

Thin Lizzy-Folkrockrefrain mit einer guten alten Querflöte<br />

hin zu Ryan Adams trifft Neil Young. Derweil erfreut<br />

man sich an drübergelegten Björkschen Soundtüfteleien<br />

und findet sich kurzum beim Geschichtenerzählenden<br />

frühen Peter Gabriel in der "Lamb lies down<br />

on Broadway"- Phase wieder. Hier gibt es noch Keyboardkaskaden<br />

und richtige Gitarrensoli, obwohl die<br />

sich eher nach Red Hot.. Flea als nach Hendrix anhören.<br />

Es gibt Texte, die sich in verkifften Metaphern zwischen<br />

Romantik und Todessehnsucht bewegen und<br />

ganz viel Melancholie. Langeweile gibt es nie. Auch<br />

schmeißt sich hier keiner vors Auto, weil hier mehr Fragen<br />

gestellt werden, als nur depressive Antworten zu<br />

geben. Wie sang schon damals Tom Petty "I don't hear<br />

a single." Das geht auch gar nicht, denn wenn man das<br />

Ganze über die Mainstreamschiene an unsere verseuchten<br />

Gehöhrgänge anarrangieren würde, dann<br />

hätte man mindestens 10 Singles. Aber: wer will das<br />

schon, es wäre doch schade um die vielen kleinen<br />

Schrägheiten dieses Albums, das da heißt: first breath<br />

after <strong>com</strong>a ..und ehrlich gesagt: es ist auch besser,<br />

wenn unsere Jüngsten sich mit Rolf und Tokio Hotel<br />

vergnügen, als kreative Menschen wie die Ashes von<br />

der Arbeit abzuhalten.<br />

Udo<br />

Ben Lee -<br />

Awake is the new Sleep<br />

(Blue Rose/Soulfood Music)<br />

Wahnsinn! In seiner Jugend Maienblüte hat der 26 Jährige<br />

Australier Ben Lee ein Album gezimmert, das so<br />

manchen etablierten Songwriter vor Neid erblassen<br />

lässt. Wieso Wahnsinn? Das haben Connor Oberst und<br />

Adam Green doch auch getan! Eben! Schaut mal, in<br />

welcher Liga die Beiden mittlerweile spielen! Da ist für<br />

Ben Lee noch jede Menge möglich, denn qualitativ ist<br />

das, was da gerade aus meinen Boxen klingt mit dem<br />

Oevre der erfolgreichen Altersgenossen durchaus vergleichbar.<br />

Nicht ganz so pathetisch wie in Omaha und<br />

nicht ganz so skurril wie in New York wird hier auf hohem<br />

Niveau musiziert und getextet. "Whatever it is" und<br />

"Apple candy" bekomme ich kaum noch aus dem Kopf.<br />

"Catch my disease" und "Gamble everything for love"<br />

haben deutliches Hitpotential ohne belanglos zu sein.<br />

"Ache for you" zeigt, wie viel man aus einer recht simplen<br />

Melodie herausholen kann, wenn man' s kann. In<br />

"Close I've <strong>com</strong>e" wird dann die Fuzz-Gitarre ausgepackt,<br />

bevor gleich im Anschluss "The debt collectors"<br />

zu Tränen rührt. Im "Beipackzettel" der Promo-Agentur<br />

steht, warum mir der Stil so bekannt vorkommt: Ben<br />

Lee hatte beim letzten Evan Dando Werk "Baby I'm bored"<br />

etliche Songbeiträge platziert. Wenn man dann<br />

noch liest, dass er zusammen mit Ben Kweller und Ben<br />

Folds die "Band of Bens" gegründet hat, sind alle Koordinaten<br />

zum Einordnen seiner Musik bekannt. Auch<br />

das Artwork ist sehr ansprechend gestaltet. Was man<br />

mit Blümchen und Strukturtapete alles anstellen kann!<br />

Im Digipack und mit Schubhülle ausgestattet bietet<br />

diese CD auch optisch mehr als so mancher Major-<br />

Release. Bleibt nur noch zu hoffen, dass Ihr dieses Meisterwerk<br />

im Plattenladen Eures Vertrauens überhaupt<br />

zu kaufen bekommt. Zur Not hilft amazon.de, wenn<br />

auch zu stolzem Preis …<br />

Mike<br />

Black Cab - Altamont Diary<br />

(Stickman/Indigo)<br />

Black Cab aus Melbourne, Australien, ist das gemeinschaftliche<br />

Projekt von ex-Foil Sänger Andrew Coates<br />

und Registered Nures Girarrist James Lee. Die Anregung<br />

für ihr Debütalbum "Altamont Diary" war das berühmt<br />

berüchtigte Altamont Speedway Konzert der Rolling<br />

Stones 1969 und der Dokumentationsfilm von 1970<br />

"Gimme Shelter". In Altamont wurde am 6. Dezember<br />

1969 beim Stones Konzert der 18-jährige Farbige Meredith<br />

Hunter von einem Mitglied der Hell´s Angels<br />

niedergestochen, während die Stones einfach weitergespielt<br />

haben. Für viele Leute haben dort die Hell´s<br />

Angels das Ende des "summer of love" verursacht.<br />

Demzufolge ist das Album natürlich einerseits eine musikalische<br />

Reminiszenz an den Sound der Endsechziger<br />

und Siebziger Jahre, andererseits eben nicht von<br />

hippieskem Tralala überfrachtet, da es ja eine tragische<br />

Geschichte zum Konzeptinhalt hat. Black Cab bear


eiten die Thematik mit modernem Psychedelic-Rock,<br />

der Elektronik integriert und in<br />

eine gewisse dunkle Melancholie gefärbt ist.<br />

Während der Opener "Summer of love" und<br />

das folgende "It´s o. k." noch recht positiv konnotiert<br />

sind, wird es mit "Angels arrive" merklich<br />

einige Grade kühler, düsterer, was durch<br />

den zunehmenden Einsatz des elektronischen<br />

Instrumentariums noch verstärkt wird.<br />

"Good Drugs" klingt zu Beginn wie ein düsterer<br />

Drogen-Trip, bis plötzlich orientalische<br />

Sitarklänge, echoende Keyboards und Publikumssamples<br />

einsetzen. Das kurze "A Killing"<br />

wird mit (afrikanischer) Percussion angereichert.<br />

In diesem Zusammenhang kann<br />

man, wenn man jetzt sehr analytisch an diese<br />

Sache rangeht, durchaus von positiven Rassismus<br />

sprechen, der hier musikalisch zur<br />

Sprache gebracht wird (remember Meredith<br />

Hunter war ein Farbiger). Das würde jetzt<br />

aber den Rahmen einer Rezension sprengen.<br />

Im über zehnminütigem "1970", dem<br />

Jahr als sich die Beatles trennten, geben sich<br />

Black Cab freier und erinnern versatzstükkweise<br />

an Motorpsycho ohne deren Klasse<br />

zu erreichen. Fazit. Ein mit wenigen Abstrichen<br />

solides Album mit schönen Melodien<br />

und einem interessanten Konzept, das um<br />

Abwechslung bemüht ist, allerdings nicht so<br />

richtig zünden mag.<br />

Christian Eder<br />

www.stickman-records.de<br />

www.interstate40music.<strong>com</strong>/blackcab.html<br />

Bleed The Dream - Bleed The Dream<br />

(DRT/Soulfood)<br />

Relaxte Emo/Punkrock-Songs, wie sie die mir<br />

bis dato unbekannten Bleed The Dream hier<br />

aus den Boxen jagen, findet man derzeit zwar<br />

häufiger. Die vier Flegel aus Baltimore haben<br />

aber den Bogen raus, mit ihren unbekümmert<br />

vorgetragenen Ohrenschmeichlern zum Mitsummen,<br />

Abtanzen und Ausrasten gleichzeitig<br />

einzuladen. Die großteils im moderat bis<br />

ordentlich harten Bereich angesiedelten<br />

Tracks überzeugen in erster Linie durch die<br />

omnipräsenten Harmoniebögen, mehrstimmige<br />

Arrangements und geile Melodien, die<br />

bereits beim ersten Durchgang Widerhaken<br />

in die Gehörgänge schmeißen. Ausnahmen<br />

hierzu bilden lediglich die beiden noisigen<br />

Nervtöter "Taste the change" und "Destroying<br />

something beautiful". Hier scheint die<br />

Band mit aller Gewalt bzw. hektischem Geplärre<br />

und disharmonischem Geschrubbe beweisen<br />

zu wollen, dass sie auch ganz sperrig<br />

kann. Völlig unnötig, da Bleed The Dream<br />

ihre Stärken in anderen Bereichen haben.<br />

Und wer bei Trommelfellmassagen wie dem<br />

klasse Opener "Legends die" oder "Just like<br />

I remember" nicht dahin schmilzt wie Nutella<br />

auf dem ofenwarmen Sonntagsbrötchen, ist<br />

musikalisch schwach begabt (Anm. d. Korr.:<br />

das wage ich zu bezweifeln).<br />

Heavy<br />

www.bleedthedream.<strong>com</strong><br />

Brigade S. -<br />

Menschenverachtende Untergrundmusik<br />

(Teenagerebel/Rough Trade)<br />

Der Titel mag andere Erwartungen wecken,<br />

hinter der "Menschenverachtenden Untergrundmusik"<br />

des Quartetts aus Wanne-Eikkel<br />

allerdings verbirgt sich nicht mehr oder<br />

weniger als deutschsprachiger Oi!Punk.<br />

Immerhin, an Selbstüberschätzung leiden<br />

Brigade S. nicht, "Ich habe es jetzt eingesehen...<br />

Wir sind immer noch arm, die Texte<br />

grottenschlecht". Dabei müssen sich die vier<br />

gar nicht mal unbedingt verstecken, zumindest<br />

nicht vor so manch anderer Oi!Punk-Kapelle<br />

und haben hin und wieder durchaus originelle<br />

Lichtblicke. Musikalisch beschränken<br />

sich Brigade S. auf unprätentiösen, schnör-<br />

kellosen und damit recht eingängigen Punkrock. Nichts<br />

Außergewöhnliches eben, aber durchaus hörbar.<br />

Arnulf<br />

www.punkrockpolizei.de<br />

Casiotone For The Painfully Alone - Etiquette<br />

(Tomlab/Hausmusik)<br />

Anstatt wie früher seine Songs nur auf batteriebetriebene<br />

Keyboards, Elektronik und gelegentliche Beiträge von<br />

Freunden zu beschränken, hat Owen Ashworth auf seinem<br />

vorliegenden vierten Release sein Heimstudio u. a. durch<br />

Piano, Orgeln, Streicher, Flöten, Pedal-Steel und echtes<br />

Schlagzeug erweitert. Prägnant für alle Tracks ist ein meist<br />

durchgehender programmierter Beat/Loop, über den verschiedenste<br />

Sounds gelegt werden sowie eine angenehm<br />

melancholische Grundstimmung. Ashworth mäandriert dabei<br />

zwischen Indie Lo-Fi, technoiden Tracks, Balladeskem,<br />

Synth Pop und Slide Guitar-Charme. Auf vier Tracks sind<br />

GastsängerInnen zu hören, wobei die Songs mit Katy Davidson<br />

(Dear Nora) am berückendsten sind. Produziert<br />

wurde "Etiquette" im Pan American Studio, im Keller des<br />

ehemaligen Bassisten von David Byrne und unter einem<br />

Zirkustrapez. Hieraus ergibt sich auch der etwas heterogene<br />

Sound, der aber niemals störend wirkt. Fazit: Zwölf<br />

melancholische ehrlich-authentische Indie-Elektro Miniaturen<br />

mit Low Fi Charme, bei denen die Gitarre allerdings<br />

eine sehr untergeordnete Rolle spielt.<br />

Christian Eder<br />

www.tomlab.<strong>com</strong><br />

CUBA MISSOURI -<br />

This Year's Lucky Charms<br />

(Make My Day/Alive)<br />

Cuba Missouri lassen aufhorchen.<br />

Zunächst ist da einmal die Stimme<br />

von Ingo Drescher, dann die kunstvoll<br />

verwobenen Arrangements, die<br />

stets wohlfeil auf den Höhepunkt zulaufen, sich dabei um<br />

Konventionen und Strukturen wenig bis gar nicht scheren,<br />

wohl aber um Spannungsbögen und Melodien. "Nobody<br />

Knows Me, Cause I am On The Run" heißt es in "Scared<br />

Of Being Awake" - wer so schön träumt fürchtet das Wachsein<br />

zu recht. Selbst der leicht zerrige Sound mit den wummernden<br />

Bässen - lasst doch die Beckmesser diese Welt<br />

reden! - scheint hier eher förderlich. "Dawn" ist ein Song<br />

für die Ewigkeit, "This Year's Lucky Charm" eine Platte ohne<br />

Ausfälle - und für mich die Entdeckung der Ausgabe. Großartig!<br />

Keule<br />

Danko Jones -<br />

Sleep Is The Enemy<br />

(Bad Taste Records/Soulfood)<br />

Mich fragt ja nie einer. Aus mir etwas schleierhaften Gründen<br />

werden Danko Jones mit kontinuierlich wachsender<br />

Begeisterung abgefeiert, wie 'ne Familienpackung Kölsch<br />

an 'nem trockenen Samstag Abend. Nicht, dass die Songs<br />

des Trios irgendwie schlecht wären - wahrlich nicht. Nur ist<br />

mir der Hype nicht erklärbar, der so tut, als würden die Kanadier<br />

hier das Geilste abliefern, was die Menschheit seit<br />

der Erfindung von Lila Pause erlebt hat. "First date" hebt<br />

sich mit seinem AC/DC-Riffing und dem arschcoolen Refrain<br />

dabei noch genauso von den anderen Tracks ab, wie<br />

das schwer melodische "When will I see you", dessen harmonischer<br />

Refrain einen glatt für dreieinhalb Sekunden zu<br />

verzaubern weiß. Danko Jones rocken anno 2006 zwar einen<br />

Hauch weniger metallisch, aber dennoch generell verdammt<br />

straight und ziemlich fokussiert nach vorne weg.<br />

Die Hooks gehen zumeist ohne Umweg in die Birne, und<br />

in ihrer ganzen Rastlosigkeit wird klar, warum die dritte<br />

Scheibe der Jungs aus Toronto "Sleep is the enemy" heißen<br />

musste. Wer auch sonst bei schnörkelloser, erdiger<br />

und annähernd wütender Rockmucke steil geht, sollte für<br />

"Sleep is the enemy" schon mal Platz im Regal machen.<br />

Wie gesagt, mich haut's nicht um. Aber mich fragt ja auch<br />

keiner.<br />

Heavy<br />

www.dankojones.<strong>com</strong><br />

Devin Townsend Band -<br />

Synchestra<br />

(InsideOut/SPV)<br />

<strong>reViews</strong> 27<br />

Du stehst mit Deiner E-Gitarre auf dem Dach eines Wolkenkratzers<br />

und beschallst mit 1.000.000 Watt die ganze<br />

Stadt. Das war sinngemäß der Eindruck, den Devin Townsend<br />

mit seinem Debüt "Ocean machine" 1997 bei mir<br />

hinterließ. So etwas prägt. Das lässt Dich nie wieder los.<br />

Aus diesem Grund hat die Faszination für den diplomiert<br />

Wahnsinnigen aus Kanada tatsächlich nie wirklich nachgelassen.<br />

Allzu schwer macht es einem der Brillenträger<br />

bei aller Komplexität ja auch nicht - schließlich sind die<br />

Scheiben aus dem Hause Townsend stets eine emotionale<br />

Achterbahnfahrt und gleichzeitig tiefer Einblick in Seele und<br />

Gemütsverfassung eines Besessenen. Da riskiert man<br />

schon mal einen zweiten Blick. Und wie sieht's diesmal<br />

aus? Der "Madman" scheint schwer ausgeglichen zu sein.<br />

Kein Wunder - nach der vertonten Brutalo-Abrissbirne<br />

"Alien" (von Townsend's zweitem Standbein Strapping<br />

Young Lad) musste ein Augleich her. Sonst platzt einem<br />

als Künstler vermutlich die Hirse. Verständlich also, dass<br />

die Devin Townsend Band für ihre Verhältnisse ruhig zu<br />

Werke geht auf ihrem mittlerweile sechsten Werk.<br />

Hochmelodischer Metal mit gelegentlichen Pegelausschlägen<br />

in höhere Dimensionen und jeder Menge Bombast<br />

rulet nach wie vor supreme. Alles wie immer also?<br />

Nicht ganz. Aber was rede ich - checkt den "Babysong",<br />

und ihr werdet feststellen, dass sich "Synchestra" von Devin<br />

Townsends letzten Veröffentlichungen abhebt. Einzigartig.<br />

Heavy<br />

Die Kassierer - Kunst<br />

(Blitzcore)<br />

Zum 20. Jubiläum gibt es nun nicht etwa ein neues Album<br />

oder eine läppische "Best of"-Compilation, nein, ganz im<br />

Gegenteil: die Kassierer, Deutschlands wohl seltsamste<br />

Band überhaupt, von meinen Freunden gehasst, von mir<br />

geliebt, lassen ihre größten Erfolge (?) einfach so nachspielen.<br />

Und da liegt das Problem. Was die Herren Bela B.<br />

und Rod als Zwei Fickende Hunde dort treiben, nervt. Mindestens<br />

so, wie die Herren der Donots oder fast jede andere<br />

Band, die sich hier daran versucht, derben Humor zu<br />

adaptieren. Ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt hätte<br />

funktionieren können, aber dies hier geht eben gar nicht.<br />

Wer braucht einen Mambo Kurt, der sich an "Mein Glied ist<br />

zu groß" versucht und es zwar glaubwürdig, aber eben nicht<br />

lustig "dahinlätschern" lässt? Oder gar eine drittklassige<br />

Ska-Combo, die sich nicht nur im Ska, sondern noch mehr<br />

im Lustigsein, ja, versucht? Eben. Holt eure Originale aus<br />

dem Regal und vergesst dieses Jubiläum. Bitte.<br />

Jörg Willerscheidt<br />

www.diekassierer.de<br />

DIE SCHWARZEN SCHAFE -<br />

Wir Haben Noch Lange Nicht<br />

Genug<br />

(Teenage Rebel Records)<br />

Die Düsseldorfer Deutschpunks<br />

sind Legende, und diese Legende<br />

wird nun 20 Jahre alt. Sechzehn<br />

ihrer besten Tracks haben sie nun noch mal zusammengestellt.<br />

Das Ganze gibt es als Vinyl und CD, wobei auf<br />

letzterer noch mal ganze elf "Bonustracks" sind. Der Tonträger<br />

soll weniger ein "Best of" sein als vielmehr ein repräsentativer<br />

Querschnitt der Bandgeschichte. Und man<br />

darf beim Hören konstatieren, dass DIE SCHWARZEN<br />

SCHAFE über all' die langen Jahre ihrem Stil treu geblieben<br />

sind; Songs wie "Friede Den Hütten - Krieg Den Palästen"<br />

- in jeweils einer Urversion von 1988 und einer Neuaufnahme<br />

- "Neue Rituale" (1993), "Alles Illusion" und "Der<br />

Antichrist", jeweils von 1997, zeugen ferner vom gleich bleibend<br />

hohen Niveau ihrer textlichen Darbietungen.<br />

Leo<br />

Dios (malos) - dto<br />

(Full Time Hobby/PIAS)<br />

Jedes Mal, wenn es neuen Review-Stoff gibt, stellt sich mir<br />

dieselbe Gewissenfrage: Erst Beipackzettel lesen und<br />

dann Platte hören oder doch lieber erst mal hören und dann<br />

lesen? Oder das manchmal echt öde Promo-Geschwafel


28<br />

<strong>reViews</strong><br />

lieber gleich in die bestreikte Mülltonne kloppen? Egal.<br />

Bei Dios (malos) hab ich mich jedenfalls für die Erst-lesen-dann-hören-Variante<br />

entschieden. Eine Entscheidung,<br />

die wahrhaft fiebrige Vorfreude auf das musikalische<br />

Werk der vier jungen Herren aus Hawthorne, California<br />

weckte. Mensch! Mit wem die schon alles auf<br />

Tour waren! Mit Grandaddy, den Shins, den Decemberists,<br />

den Fiery Furnances, mit Morrissey, Pretty Girls<br />

Make Graves und und und. Außerdem steht da noch<br />

geschrieben, dass Phil Ek als Produzent diente. Der<br />

Mann also, der schon mit solchen Ikonen wie Modest<br />

Mouse oder Built To Spill zusammenarbeitete und das<br />

letzte Shins-Album regelte. Diese Platte MUSS also<br />

einfach super gut und einzigartig sein, oder!? Zumal da<br />

ja auch noch was von Lofi-Wurzeln und so steht.<br />

Und.....dann.....Hausmannskost. Schnitzel mit Pommes<br />

und Jägersoße extra, wenn man welche will. Gut.<br />

Würzig-aromatisch. Sehnenfrei und ohne Knochen.<br />

Pop halt. Nett und manchmal mit 60's-Touch. Stellenweise<br />

etwas ausufernd und dann wohl am ehesten an<br />

die seligen Grandaddy erinnernd. Aber leider klingt das<br />

Ganze halt ziemlich clean und leblos; wie mit großer<br />

Geste dahingeworfen und dann mit einer grobschlächtigen<br />

Feile aller Ecken, Kanten und damit leider auch<br />

jeglicher Größe beraubt (mit Ausnahme von Song No.<br />

12 "Old field recordings"). Klar, die Songs sind schön,<br />

rund und ab und an ist man schon etwas ergriffen. Aber<br />

eben nicht in dieser Weise, wie das ergreifende Musik<br />

bewirken sollte; sondern eher so, wie wenn man den<br />

"Du-bist-Deutschland"-Clip sieht... Aber vielleicht wäre<br />

ja alles anders gelaufen, hätte ich diesen scheiß Promo-<br />

Zettel wirklich von vorne herein ignoriert. Dann wäre<br />

diese Platte wahrscheinlich um einiges besser weggekommen,<br />

weil nicht diese vermaledeite Erwartungshaltung<br />

auf ihr gelastet hätte und ich könnte sagen: "Was?<br />

Dios? Ja klar. Ganz okay'ne Band, echt!"<br />

Jochen Wörsinger<br />

www.diosmalos.<strong>com</strong><br />

Earthride - Vampire Circus<br />

(Southern/Soulfood)<br />

Place Of Skulls - The black is never far<br />

(Exile On Mainstream/Soulfood)<br />

This is Doooom as fuck! Pure Maryland Doom for the brotherhood of music!<br />

"Vampire Circus" ist Earthrides zweites Full-Length Album und ist ein<br />

wunderbar rauer, räudiger Bastard aus Saint Vitus, The Obsessed und<br />

Internal Void mit lemmyesken Vocals, bei dem jeder Urdoomer feucht im<br />

Schritt werden muss. Maryland ist ja seit längerer Zeit schon das Mekka<br />

(hoffentlich gibt das jetzt mal keine Probleme…) für alle Doomsters, hat<br />

es doch u. a. Pentagram, Internal Void, Spirit Caravan, Wretched und Unorthodox<br />

hervorgebracht. In dieser Tradition bewegen sich auch Earthride.<br />

"Vampire Circus" bietet direkte Riffs, einen schmutzigen Distortion-<br />

Bass, die so oft zitierte whiskeygetränkte Stimme, gelegentliches Uptempo,<br />

ein präzises Schlagzeug, kurze Soli, alles was ein Doomalbum<br />

braucht. Bei den Tracks "Dirtmap" und "Swamp Witch" ist als Gastmusiker<br />

Mick Schauer von Clutch an der Hammond zu hören. Insgesamt entgeht<br />

dieses Album durch diverse Sounddetails und ein kleines über den<br />

Rand blicken, wie eben der Hammond Einsatz, ein ruhiges Interlude etc.,<br />

der Einseitigkeits- und damit Langeweile-Falle, der manch andere Doom-<br />

Bands unterliegen. Das alles ist auch noch sehr optimal von Corrosion<br />

Of Conformitys Mike Dean produziert, der es neben der Rauheit nie an<br />

der nötigen Transparenz im Sound mangeln lässt. Fein.<br />

Place of Skulls ist die Band um Gitarrist Victor Griffin der legendären Pentagram.<br />

Mit "The black is never far" präsentiert er uns sehr klassischen,<br />

etwas pathetischen Doom-Metal, der mir persönlich zu sauber und klinisch<br />

produziert ist. Auch Place Of Skulls sind um Abwechslung bemüht,<br />

bei ihnen bleibt es aber oft beim ‚gut gemeint'. Hier ein paar akustische<br />

Passagen, da ein etwas bemühter Drumbreak. Auf Albumlänge orientieren<br />

sie sich doch zu sehr an altbewährten Rock-Patterns. Gegen Ende<br />

kommt mit einem kurzen Saxophoneinsatz in "Lookin´ for a reason" wieder<br />

etwas Leben in "The black is never far". Man kann es also durchaus<br />

als solide bezeichnen, ohne dass dies als Beleidigung gemeint ist. Alles<br />

in allem sind Place Of Skulls aber sehr auf eine klassische Herangehensweise<br />

fixiert. Aber genau das könnte natürlich auch notorische Genrefans<br />

ansprechen.<br />

Christian Eder<br />

www.southern.net<br />

www.mainstreamrecords.de<br />

East West Blast Test -<br />

Popular Music For Unpopular People<br />

(Ipecac/Southern/Soulfood)<br />

Grindcore war immer interessant, aber so richtig ernst<br />

nehmen konnte man ihn nie. Begründet liegt dies wohl<br />

in der ihm eigenen nahezu grotesken Radikalität bzw.<br />

der "fast schon parodistische(n) Übersteigerung des<br />

Hardcore" wie Martin Büsser es einmal genannt hat.<br />

East West Blast Test klingen auf "Popular Music…" wie<br />

eine herrlich absurde Variante von Grindcore, Schräglage<br />

inkludiert. Sind also die parodistische Übersteigerung<br />

der grotesken Radikalität. Das Duo, bestehend<br />

aus Chris Dodge und Dave Witte, klingt, als würden Melt<br />

Banana mit Mr. Bungle und einer völlig unernsten Version<br />

von Napalm Death und Phantomsmasher jammen,<br />

zwischendrin eine räudige Hardcoreband covern und<br />

das alles durch den Elektro- und Experimentalwolf drehen.<br />

Gefällt.<br />

Christian Eder<br />

www.southern.net<br />

ELIZIUM - Angel Of Mistrust<br />

(STF/M-System)<br />

Bei dem ganzen Schrott, der einem zur Zeit aus dem<br />

Bereich "Düsterrock/Gothic" über die Ohren läuft, überraschen<br />

die Niederländer von ELIZIUM positiv; schwebende<br />

Keys, Gitarren mit typischer "Metalsäge", angenehmer<br />

Gesang, Texte mit viel Poesie - "Angel Of Mistrust"<br />

ist äußerst gelungen! Zwar steht mir persönlich<br />

die getriggerte Snare ein wenig zu weit im Vordergrund,<br />

aber ich muss zugeben, dass man da auch anderer Meinung<br />

sein darf … Elizium arbeiten sound- und kompositionstechnisch<br />

auf hohem Niveau, und ich bin gespannt,<br />

zu welchen Leistungen diese Band in der Zukunft<br />

noch fähig sein wird.<br />

Leo<br />

Hall / Renaldo / Hooker -<br />

Oasis of whispers<br />

(Alien8Recordings/Hausmusik)<br />

Dieses Live-Set wurde in Buffalo, New York im September<br />

2001 aufgenommen und stellt den ersten Output<br />

dieser Formation dar. Diese besteht aus Lee Renaldo<br />

von Sonic Youth an Gitarre, Audio-Collagen und<br />

Effekten, Free-Jazz Legende William Hooker an den<br />

Drums und dem Multi-Instrumentalisten Glen Hall am<br />

Tenor- und Sopransaxophon sowie verschiedenen Flöten,<br />

Bassklarinette und Percussion. "Oasis of whispers"<br />

bringt Freien-Improv, kurz Klassisches, wilde Freak-<br />

Outs und Sax in absoluter Schräglage genauso wie verhaltene,<br />

zurückgenommene Momente, die mit wenigen<br />

Effekten verziert werden, wo das Schlagzeug "flüstert".<br />

Es beginnt pubertär wild, wird dann aber im dritten Track<br />

mit einer Coverversion des Sonny Rollins Tracks "Blue<br />

seven" fast klassisch jazzig. Im nächsten knapp 17 minütigen<br />

"Conference hall" bricht sich die Pathologie<br />

Bahn. Hall, Renaldo und Hooker zelebrieren hier eine<br />

von Soundsamples völlig verwirrte freie Improvisation.<br />

Die hintergründigen Stimmen mehren sich im Verlauf,<br />

der Sound verdichtet sich, enervierende Momente folgen<br />

Stadien von relativer Stille. Ähnlich verstörend sind<br />

die folgenden Tracks. Psychedelisches Saxquäken,<br />

freie, treibende Drums, irgendjemand skandiert unverständliche<br />

Worte, manische Introversion. Mit dem Titeltrack<br />

an achter Stelle folgt das Zurückwerfen auf die<br />

Stille, auf eine vermeintliche Normalität, ein beruhigendes<br />

Zurechtfinden, das aber fassadenhaft ist. Im Endtrack<br />

"Blow" wird uns die Wut über unsere eigene Unzufriedenheit,<br />

die wir nicht gerne zugeben wollen, um<br />

die Ohren geblasen. Ein abwechslungsreiches, anspruchsvolles,<br />

freies und energetisches Jazzalbum für<br />

aufgeschlossene Gemüter, das man aber schon wirklich<br />

mögen muss.<br />

Christian Eder


Hassle Hound - Limelight Cordial<br />

(Staubgold)<br />

Wenn einem ein Album schon im ersten Track mit einem<br />

gesampleten Pferdewiehern begegnet, muss man<br />

es einfach mögen. Mit Jane´s Addiction, die ja auch einmal<br />

recht prägnant Hundegebell eingebaut haben, haben<br />

Hassle Hound aber so gar und überhaupt nichts<br />

gemeinsam. Hassle Hound erinnern vor allem an<br />

Etienne Charry (falls den denn jemand kennt), gelegentlich<br />

Eels-Grooves, sind "Collagetronica", Why? mit<br />

einem sehr weiten Sinn für Sounds, verweisen ein klein<br />

wenig an frühe Ween oder auch an Beck, wenn er nicht<br />

immer den Loverbay-Kommerz denken würde. Man erinnere<br />

sich hierbei an seinen herrlich schrägen Track<br />

mit der Zeile "MTV makes me wanna smoke crack, flying<br />

out the window and never <strong>com</strong>ing back". Hassle<br />

Hound nehmen sich was sie brauchen oder für interessant<br />

befinden und rekonfigurieren, kontextualisieren<br />

es in ihren eigenen (Pop)Soundkosmos. Sie spielen liebevoll<br />

mit Klängen, basteln aus Kleinigkeiten Kleinode<br />

und überschreiten Genres ohne jemals zu konfrontieren.<br />

Jazzig abgestürztes Piano, Elektronik, Akustik-Gitarren,<br />

dumpfe menschliche Töne, Country-Gitarre, Telefontöne,<br />

Pluckern, Samples, alltägliche Zwischenaufnahmen.<br />

Wo auch immer sie all diese kleinen Kuriositäten<br />

gesammelt haben, wie all diese kleinen liebevollen<br />

Soundspinnereien eingewoben werden, das<br />

hat wirklich Klasse. Alles fügt sich so interessant-verwegen,<br />

leicht schief-harmonisch in ihren Sound ein.<br />

Wunderbares Alltagsklangbasteln. Sogar eine Opernsängerin<br />

passt sich in "O Baba Piano" ein. Im Sinne von<br />

Wohnzimmerbasteln und Individualcharakter strahlt<br />

"Limelight Cordial" durchaus einen Lo-Fi Charme aus,<br />

auch wenn das hier zu gut produziert ist. Das ist naiver<br />

(Pop)Sound im allerbesten Sinne, der eine immanente<br />

Neugier impliziert, einen vorbehaltlosen Umgang mit<br />

dem bestehenden, der ohne Scheuklappen und Berührungsängste<br />

auf Entdeckungsreise geht. Ein charmant-nerdiges,<br />

groovig-unaufgeregtes Indiesampletronik-Album.<br />

Christian Eder<br />

www.staubgold.<strong>com</strong><br />

James Apollo - Good Grief<br />

(Aquarium Records/RADAR)<br />

James Apollo ist Singer/Songwriter, dazu noch einer<br />

von den "Guten". Hauptnenner ist Alt.Country (das<br />

schreibt man jezz so, hab ich irgendwo gesehen), der<br />

elegisch, fein, wesentlich und auch mal schön reduziert<br />

stattfindet. Dann scheint da noch eine gehörige Portion<br />

Nick Drake durch, zumindest fühlt es sich so an. Sehr<br />

persönlich, intim und nahe an einem dran, so können<br />

des Apollos Songs charakterisiert werden. Dicht instrumentiert<br />

Songs wechseln sich mit luftigen reduzierten<br />

Stücken ab. Wer das sechste Lied "Long Rope"<br />

anhört, hat den Querschnitt der Platte vor sich: Ruhig,<br />

Steel Pedal, mit Ausbruch zum Schluss hin. Dann noch<br />

den nächsten Song ("Mercenary Tango") mitnehmen<br />

und mit dem Kopf im Tangorhythmus mitwippen. Und<br />

wer sich dann wohlfühlt, kann bedenkenlos zugreifen<br />

bzw. wird die Platte eh nicht im Regal stehen lassen.<br />

Ein lauer Abend auf der Veranda, Wüste im Sinn, Sonnenuntergang<br />

im Auge, Kippe im Mundwinkel und Whiskey<br />

den Rachen runter; so fühlt sich das hier an. Und<br />

Nick Drake auf Country, ich bleib dabei.<br />

Auch für James gilt, wie ihr es später beim Rezi zu Barzin<br />

lesen werdet: er dürfte sich mit Calexico, Iron&Wine,<br />

Friends of Dean Martinez, Giant Sand u.a. in bester Gesellschaft<br />

befinden! Alle anderen, denen diese Namen<br />

was (positives) sagen, auch!<br />

Matthias Horn<br />

www.jamesapollo.<strong>com</strong><br />

www.aquariumrecords.<strong>com</strong><br />

Kate Mosh -<br />

Breakfast Epiphanies<br />

(Nois-O-Lution/Indigo)<br />

Kate Mosh etablieren sich mit "Breakfast Epiphanies"<br />

entgültig als eine der heißesten, relevantesten und<br />

auch eigenständigsten Bands des deutschen Underground<br />

und vollziehen dabei leichten Fußes den Schritt<br />

hin zu mehr Eingängigkeit. Das soll jetzt jedoch nicht<br />

bedeuten, dass die elf Songs der Platte leichte Kost wären.<br />

Eingängigkeit meint hier vielmehr, dass Kate Mosh<br />

erkannt haben, dass Kompaktheit, Präzision und dichtes<br />

Arrangement das kleine Einmaleins des Songwritings<br />

darstellen. Also braucht "Breakfast Epiphanies"<br />

schon den ein oder anderen Hördurchlauf, damit dem<br />

geneigten Hörer die ganze Tiefe des Dargebotenen gewahr<br />

wird. Hat man sich jedoch erst mal auf die Sache<br />

eingelassen, wird man belohnt mit wunderbaren Melodien,<br />

die - einerseits getränkt mit Drive und einer unbändigen<br />

Kraft - auch von einer undefinierbaren, latent<br />

vorhanden Melancholie getragen werden. Kate Mosh<br />

haben sich ihr eigenes Universum zurechtgelegt, in<br />

dem teils derbe Breaks, Noise, Wave, klassischer Indirock<br />

und auch Pop keine Gegensätze darstellen und<br />

klingen dabei, als hätten The Notwist ganz viel The Cure<br />

gehört und dabei beschlossen, nicht nur noch Live richtig<br />

rocken zu wollen. Schon alleine wegen Songs wie<br />

"U Is The Loneliest Letter" oder "A Beautiful Mistake"<br />

müsste man den vier Berlinern einen Schrein bauen.<br />

Jochen Wörsinger<br />

KOMASUE - Insanity<br />

(STF/M-System)<br />

Der Name "Komasue" ist mir irgendwann mal auf einem<br />

der älteren FinestNoise-Sampler begegnet; ich<br />

hatte die Band allerdings deutlich poppiger in Erinnerung<br />

… das, was ich auf "Insanity" höre, kommt mit mehr<br />

Schwung daher und ist eher als klassischer "Emo" zu<br />

bezeichnen. Die CD ist gut produziert, vor allem die Gitarren<br />

und der Gesang fallen positiv auf, ohne dass der<br />

"Rest" abfiele. Besonders gelungen sind "My Time" und<br />

das baladeskere "Not Alone"; nicht, dass die Band das<br />

Ende der Fahnenstange musikalischer Entwicklung bereits<br />

erreicht hätte, da ist noch Luft nach oben. Das, was<br />

auf "Insanity" allerdings in Töne gefasst wurde, ist äußerst<br />

vielversprechend und lässt auf mehr hoffen. Da<br />

wächst was heran!<br />

Leo<br />

Merz - Loveheart<br />

(Grönland)<br />

Ok, eigentlich habe ich mir das aktuelle Merz-Album ja<br />

nur bestellt, weil Neu! auf dem gleichen Label erschienen.<br />

"Loveheart" liegt dagegen weitaus schwerer im<br />

Magen und hat mit traditionellem Krautrock herzlich wenig<br />

zu tun. Bereits Ende der 90er als ganz großes Ding<br />

gefeiert und von Chris Martin mehrfach in den Himmel<br />

gelobt, meldet sich Conrad Lambert nun mit dem düster-verhaltenen<br />

Elektro-Folk-Album "Loveheart" zurück<br />

und erinnert dabei teils an echt englischen Arbeiter-Zechenrock,<br />

wie er bei I am Kloot seit Jahren an der<br />

Tagesordnung steht, gepaart mit sperriger Elektronik<br />

und reichhaltiger Instrumentierung.<br />

Doch tatsächlich steckt wesentlich mehr dahinter: Etwas<br />

ganz Besonderes, wie es bei "Postcard from a dark<br />

star" oder dem gesanglich an Thom Yorke angelegten<br />

"My name is sad and at sea" deutlich wird, jedoch mit<br />

dem mager-einfallslosen "Warm cigarette room" kurz<br />

darauf gänzlich über Bord geht. Merz ist eben wechselhaft.<br />

Und in meinen Augen hätte man mit waghalsigen<br />

Synthie-Flächen gern etwas sparsamer umgehen<br />

können.<br />

Torge Hüper<br />

www.merz.co.uk<br />

www.gronland.co.uk<br />

Mew - …And The Glass Handed Kites<br />

(Red Ink/Rough Trade)<br />

Wir kennen uns beileibe nicht lange. Und vielleicht war<br />

es auch nur das surreal schöne "Special", das mich auf<br />

diese Reise gebracht hat, die ich mir eigentlich seit der<br />

letzten Sigur Rós nie wieder auferlegen wollte. Aber so<br />

ist es nun mal. Bist du einmal drin, kommst du nie wieder<br />

raus - es sei denn du bist Snake Plissken. Was dieses<br />

Album alles kann, was es mit dir anstellt, wenn du<br />

dich erst einmal darauf einlässt, ist schon mehr als beachtlich.<br />

Es beginnt mit den ersten Tönen dich zu tragen.<br />

Langsam aber stetig eröffnet es dir eine Welt, die<br />

von dunkel zu schwarz und von dort zum sprichwörtlichen<br />

Abgrund führt. Eine Platte voller LSD und dem<br />

<strong>reViews</strong> 29<br />

Gefühl nach dem Trip. Nur gibt es da diesen kleinen,<br />

nicht zu unterschlagenden Unterschied: Spätestens<br />

nach dem elegischen "Apocalypso" wird dir klar, dass<br />

der Trip auf gar keinen Fall zu Ende ist, sondern gerade<br />

erst beginnt. Da sind die "White Lips", die dich küssen<br />

und eine Frau namens "Louise, Louise". Ob es ihre Lippen<br />

sind, an denen man unweigerlich hängen bleibt<br />

oder doch nur die des irgendwo in den Untiefen dieser<br />

Platte herumschleichenden Monsters? Ich weiß es<br />

nicht. Vielleicht beim nächsten Mal. Press "Start"<br />

again…<br />

Jörg Willerscheidt<br />

www.rough-trade.de<br />

Mew - And the glass handed kites<br />

(Red Ink/Rough Trade)<br />

Noch in unserer letzten Ausgabe konnten ein, zwei<br />

Prog-Rock-Veröffentlichungen nur sehr schmale Begeisterung<br />

erzeugen und prompt kommt dieser komische<br />

Vogel namens Mew hier reingeflattert... Wenn man<br />

über die Band liest, erfährt man, dass sie ähnlich wie<br />

Kashmir in ihrer Heimat Dänemark und überhaupt in<br />

Skandinavien und England bereits Stars und awardverwöhnt<br />

sind. Sie macht nicht wirklich Prog-Rock; vielmehr<br />

dürfen wir eine neue Schublade beschriften und<br />

versuchen das mal mit Alternative-Prog oder Post-<br />

Prog. Immerhin ist "and the glass handed kites" ein Konzeptalbum,<br />

das ganz im Sinne der progressiven Tradition<br />

weitestgehend auf Stille zwischen den einzelnen<br />

Titeln verzichtet. Beim ersten Test entziehen sich die<br />

Strukturen der Songs dem Hörer erst mal, weil alle<br />

Songs ähnlich instrumentiert sind und sich auch charakterlich<br />

recht ähnlich sind. Es gibt ausgesprochen<br />

süßliche, gerne mit Falsett - Stimme vorgetragene Melodien,<br />

vertrackte Rhythmen und unmaskierten Bombast<br />

aus Synthies und Chören bis zum Abwinken. Als<br />

gesund und knackig fällt der Bass-Sound auf. Der Song<br />

Nummer fünf "Apocalypso" bleibt nicht nur wegen des<br />

netten Titels auch schon beim ersten Mal hängen. Diesen<br />

Refrain muss man hassen oder lieben - liebt man<br />

ihn schnappt die Schelle um das Handgelenk... So wie<br />

bei einem Kumpel, der über Wochen in der Kneipe immer<br />

mal wieder aufgestanden ist und meinte, er wäre<br />

gleich wieder da. Es ging aber nicht auf die Toilette, sondern<br />

ins Auto, wo mehrmals nacheinander dem Song<br />

gelauscht wurde, bevor die nächste Stunde Gespräch<br />

ertragen werden konnte. Dieser Ohrwurm meint es<br />

schon ernst und obwohl nicht jeder einzelne Song im<br />

Gefüge des Albums glänzen kann, kommen nach mehrmaligem<br />

Hören immer mehr dazu. Unter dem Strich<br />

bleibt eine wirklich ungewöhnliche Platte übrig, die man<br />

tatsächlich anhören muss, um sie zu mögen. Das ist<br />

nichts für nebenher.<br />

Marcel v.d. Weiden<br />

www.mewsite.<strong>com</strong><br />

Mob - We All Repeat The Past<br />

(bluNoise/Tumbleweed/Al!ve)<br />

Nachdem das zweite Album der Dänen Mob "I Believe<br />

In Bou" (siehe nN Nr.5) schon für einen ordentlichen<br />

Achtungserfolg in der Szene gesorgt hatte und sie diesen<br />

2003 als Support von Blackmail auch live in<br />

Deutschland untermauern konnten, folgt jetzt Album<br />

Nummer drei, auf dem die Band ihren Stil beibehält und<br />

zugleich verfeinert. Was Mob ungewöhnlich macht, ist<br />

der Moment, in dem mitten im melancholisch ausufernden<br />

Noise-Epos eine ungeahnte Eingängigkeit<br />

ausbricht und sich im Ohr festsetzt. Dies geschieht häufig<br />

in Form eines Pathos, der - weiß der Teufel wie - ein<br />

wenig an Placebo erinnert, was ich von der Platte an<br />

sich auf keinen Fall sagen würde. Mob sind eine Noise-Band<br />

und haben nicht Single Nummer eins und Single<br />

Nummer zwei, sondern eine tolle Platte mit tollen<br />

Songs ohne Single. Soviel zum Placebo-Vergleich.<br />

Unterschiede zu "I Believe In You" wären der deutlich<br />

zwingendere Sound - aus Dänemark ist man extra nach<br />

Troisdorf bei Köln gereist, um - Sie ahnen es schon -<br />

bei Guido Lucas in der bluBox aufzunehmen. Der hat<br />

einen Sound gedreht, der zwar dicht, aber weder altnoisig/matschig<br />

noch kalkuliert "fett" klingt. Ein Sound<br />

der sicher nicht zu jeder Band passen würde, hier aber<br />

den nach wie vor äußerst ausufernden Kompositionen<br />

einen guten Dienst tut. Auch das Songwriting an sich


30<br />

hat zugelegt: Ist auf dem Vorgänger der ein oder andere<br />

Spannungsbogen schon mal den Bach runtergegangen,<br />

kommt auf "We All Repeat The Past" auch alles<br />

an, was losgefahren ist. Wo ich sie jetzt gerade noch<br />

mal höre, bin ich regelrecht begeistert.<br />

Live haben Mob an guten Tagen schon die seelische<br />

Reinigung des Publikums hinbekommen, mit "We All<br />

Repeat The Past" ist ihnen der musikalische Vollwaschgang<br />

auch auf Konserve gelungen. Sollte man<br />

bei miesem Wetter mit Windstärke 7 bis 9 gemäß der<br />

Beaufort-Skala auf einer Luftmatratze treibend in der<br />

Mitte eines möglichst großen Ozeans genießen. Aber<br />

nicht der Versicherung erzählen!<br />

Marcel v.d. Weiden<br />

www.mobsite.dk<br />

Mogwai - Mr Beast<br />

(PIAS Recordings)<br />

<strong>reViews</strong><br />

Es tut richtig weh, dabei zuzusehen, wie sich die Guten<br />

allmählich, einer nach dem anderen, verabschieden.<br />

Mogwai gehören wohl kaum zu den Pseudointellektuellen,<br />

schwafeln nicht stundenlang über einen einzigen<br />

Ton oder die Schönheit, Weite und Ruhe der nordischen<br />

Landschaften. Sie machen einfach. Und das<br />

ist gut so. Ganz sicher ist es der richtige Weg, sich vom<br />

allseits bewährten und inzwischen massenhaft kopierten<br />

Laut-Leise-Konzept zu verabschieden. Und ganz<br />

sicher liegt der Maßstab bei dieser Band deutlich höher.<br />

Aber das hier… Es grenzt keineswegs an Unverschämtheit,<br />

mit "Glasgow mega snake" einfach mal was<br />

wegzurocken, mit "Acid flood" auf Jimmy Lavalles' letztes<br />

Album "In a safe place" anzuspielen oder mit "We-<br />

're no here" in Ansätzen dann doch wieder das eigens<br />

abgelegte Dynamikspielchen zu betreiben. Was fehlt,<br />

ist der Moment. Die Schönheit, wofür Mogwai über die<br />

Jahre ausschließlich ein gutes Händchen bewiesen und<br />

mit dem experimentell durchdachten Vorgänger "Happy<br />

songs for happy people" eine wunderbare Vorlage<br />

schufen.<br />

Das Gute an "Mr Beast" sind dann letztendlich doch<br />

wieder die Rückschritte, das getragene "Team handed",<br />

wie es beinahe auf "Come on, die young" hätte Platz<br />

finden können, das gleichermaßen melancholische wie<br />

freundlich lächelnde, vom Klavier getragene "Friend of<br />

the night", wie es in Auszügen auch auf "Happy songs<br />

for happy people" hätte erscheinen können oder der<br />

marschierende Opener "Auto rock", den Sigur Rós erst<br />

kürzlich auf "Takk" abdeckten.<br />

Ein mittelmäßiges Album für diese Band, ein Ausrutscher.<br />

Hoffentlich.<br />

Torge Hüper<br />

www.pias.<strong>com</strong><br />

MoHa! - Raus aus Stavanger<br />

(Rune Grammofon/Cargo)<br />

Chicago Underground Duo -<br />

In praise of shadows<br />

(Thrill Jokey/Rough Trade)<br />

Das Duo MoHa! besteht aus<br />

Anders Hama an der Gitarre, der u. a. noch bei Noxagt,<br />

Jaga Jazzist und Ultralyd spielt, sowie Morten Olsen,<br />

studierter Schlagzeuger, auch bei Ultralyd und umtriebiger<br />

Kollaborateur mit Größen wie Fred Frith, Axel Dörner,<br />

Didi Bruckmayr, Michael Moore etc. "Raus aus Stavanger"<br />

klingt, dem Titel folgend, wirklich wie eine Flucht<br />

nach vorne. Nach einem einleitenden knarzenden Experimental-Improv<br />

Track geht es mit "B1" (sämtliche<br />

Tracks sind ähnlich betitelt: "C7", "B5" usw.) rasend noisejazzig<br />

nach vorne los. Aufgebrachte Drums mit treibender<br />

Doublebase duellieren sich mit einer Distortion<br />

Gitarre, der man den Noise(rock)-Background anhört.<br />

Diese beiden Stücke bilden auch in etwa den Soundrahmen<br />

dieses Albums, d. h. es gibt brüchige Avant-Improv<br />

Jams und treibende, noisig-verspielte "Jazz"-<br />

Tracks, die mit Elektroversatzstücken angereichert<br />

werden. Das alles live im Studio eingespielt, ohne Overdubs.<br />

Hier zeigen zwei junge Musiker den Ausweg aus<br />

dem stagnierenden Jazzcoregenre, indem sie weit weit<br />

über den Rahmen hinausgehen und mit viel Energie<br />

und Leidenschaft an die Sache rangehen. Den interviewten<br />

Talibam! nicht ganz unähnlich.<br />

Das ehemals Chicago Underground Trio ist seit einigen<br />

Alben zum Chicago Underground Duo geschrumpft. Ein<br />

weiteres interessantes jazziges Two-Piece, das sich auf<br />

seinem neunten Release wieder mehr Freiheiten nimmt<br />

und den Fokus eher auf Improvisation und Experimente<br />

legt. Das CUD agiert dabei alles in allem aber sehr zurückgelehnt,<br />

also sanft experimentell ohne extreme atonale<br />

Konfrontationen. Mit einem vielfältigen Instrumentarium<br />

aus Drums, Cymbals, Kornett, (präpariertem) Piano,<br />

Harpsichord, Percussion, (präpariertem) Vibraphon,<br />

Celesta, Orgel u. a. schaffen sie ein interessantes<br />

und abwechslungsreiches Album, das trotz allem<br />

recht homogen wirkt.<br />

www.runegrammofon.<strong>com</strong><br />

www.thrilljockey.<strong>com</strong><br />

Monno - Error<br />

(Conspiracyrecords)<br />

Christian Eder<br />

Noise, Feedback, Elektroterror, Noise, Wolf Eyes, Noise,<br />

Ausbruch, Katharsis, Noise, Lightning Bolt, Noise,<br />

Konfrontation, akustisches Nasenbluten, Abdrehen und<br />

Straight-forward Drums, Noise. Drums, Laptop, Electric<br />

Sax, Bass und manische Schreie aus dem Off. Eigentlich<br />

ist hiermit alles gesagt. Wer Wolf Eyes geniales<br />

"Burned Mind" Album liebt, der findet mit Monno ein<br />

adäquates Surrogat bis zum nächsten Album der Band.<br />

Wäre fast zum Highlight geworden, wäre da nicht die<br />

doch verbesserungsdürftige Aufnahmequalität und<br />

wäre da nicht die neue Todd dazwischengekommen.<br />

Ein herrlich abgefucktes, brachiales Noisekonstrukt.<br />

Absolute Empfehlung!<br />

Christian Eder<br />

www.soundimplant.<strong>com</strong>/monno<br />

Monochrome - éclat<br />

(Stickman Rec./Indigo)<br />

Obwohl es auch im Info steht, hört man auch ohne Hinweis<br />

die Hard/Emocore Vergangenheit von Teilen dieses<br />

Stuttgarter/Baseler/Berliner Sextetts durch dessen<br />

(Indie -, Post -) Pop hindurch. Der Sänger lässt sich das<br />

gefühlige Schreien nicht gänzlich nehmen, und der<br />

Schlagzeuger scheint manchmal so richtig losdreschen<br />

zu wollen. Was nach Überdrehung klingen mag, funktioniert<br />

aber sehr gut. Die Band gibt's schon ewig mit<br />

immer neuen Gesichtern - soundmässig sowie personell.<br />

Solide Musiker, die eindeutig schon einige Generationen<br />

"weniger ist mehr" durchexerziert haben und<br />

in dieser aktuellen Generation einen ziemlichen Idealwert<br />

für ihren Style erreicht haben. "éclat" überzeugt vor<br />

allem durch die Kombination der relaxten, schlicht schönen<br />

Damen-Gesänge, die sich mit ihrem emotionalen,<br />

männlichen Gegenpol über jedes "Band mit Frauengesang"-Klischee<br />

hinwegsetzen. Nicht alle Songs können<br />

den hohen Standard der "Hits" zu Beginn des Albums<br />

halten und der Rezensent fährt persönlich nicht so ganz<br />

auf den zugegebenermaßen sehr gelungen präsen


tierten Style ab. Sehr à la mode und zugleich auch<br />

irgendwie sehr deutsch. Deutsch will er aber nicht sein:<br />

es wird ja auch hauptsächlich englisch und sogar un<br />

tout petit peu en français gesungen - man ist halt Kosmopolit.<br />

Trotzdem funktioniert das auch über die Grenzen<br />

der Zielfrisuren pardon -gruppe hinweg.<br />

Marcel v.d. Weiden<br />

www.monochromepopgroup.<strong>com</strong><br />

Moodorama -<br />

Mystery in a cup of tea<br />

(Audiopharm/SPV)<br />

Brazilectro, Café del Mar… Moodorama waren in den<br />

letzten Jahren auf jedem erdenklichen Großstadt-Sampler<br />

von Rang und Namen vertreten. Der ganz heiße<br />

Scheiß eben. Aber mal ehrlich: Moodorama sind eine<br />

Klasse für sich und umschiffen auf dem Mitte 2005 erschienenen<br />

"Mystery in a cup of tea" gewohnt gekonnt,<br />

vorsichtig sowie einfältig das Beste aus Downbeat,<br />

Lounge und NuJazz. Ganz so hitmäßig wie "Listen" fällt<br />

der Nachfolger dann zwar nicht aus, trotz alledem:<br />

"Walk on by" oder "Southward delight" sind im Bezug<br />

auf Soundauswahl und Arrangement soweit zurechtgeölt<br />

und bedacht konstruiert, dass die gesamte Downbeat-Sparte<br />

getrost geschlossen und zu den Akten gelegt<br />

werden kann. Hier krampfhaft nach irgendwelchen<br />

Schwachstellen zu suchen, erübrigt sich, denn, so ungern<br />

ich es auch gestehe, es gibt sie einfach nicht. Besser<br />

geht`s wohl nicht. Zumindest in diesem Bereich.<br />

Bleibt lediglich zu hoffen, dass sich Moodorama nun<br />

endlich einmal trauen, von der sicheren Seite abzuschweifen<br />

und etwas zu riskieren. Doch das wage ich<br />

zu bezweifeln. Leider…<br />

Torge Hüper<br />

www.audiopharm.<strong>com</strong><br />

Motorpsycho - Black Hole/Black Canvas<br />

(Stickman Records/Indigo)<br />

Von einer wirklichen Auszeit zu reden wäre wohl etwas<br />

übertrieben, deutlich ruhiger aber ließen es Motorpsycho<br />

in den vergangenen zwei, drei Jahren durchaus angehen.<br />

So brachte die Band lediglich im Rahmen der<br />

"In The Fisktank"-Serie eine Session mit der Jagga Jazzist<br />

Horn Session sowie das "Motorpsycho presents<br />

The International Tussler Society"-Album auf den Markt<br />

und kümmerte sich ansonsten um die Wiederveröffentlichung<br />

einiger älterer Werke wie der legendären<br />

"Timothy's Monster"-Vinylbox.<br />

So sind es denn annähernd vier Jahre, dass es zuletzt<br />

wirklich Neues von der Band zu hören gab, was "Black<br />

Hole/Black Canvas" allerdings schnell verschmerzen<br />

lässt. Denn die Pause, die sich die Band gegönnt hat,<br />

soviel ist schnell klar, war eine sinnvolle. Hinterließen<br />

Motorpsycho mit dem 2002 veröffentlichten "It's A Love<br />

Cult" noch einen etwas zwiespältigen Eindruck, besinnen<br />

sich die Norweger mit ihrem neuen Werk alter Stärken.<br />

Nicht nur aufgrund des Umfangs - "Black Hole-<br />

/Black Canvas" erscheint als Doppel-Album - weckt dieses<br />

Erinnerungen an alte Großtaten wie "Trust Us".<br />

Spielfreudig wie lange nicht mehr, mal ganz ruhig, mal<br />

in überraschender Geschwindigkeit und damit nicht nur<br />

äußerst abwechslungsreich, sondern völlig unberechenbar<br />

präsentieren sich Motorpsycho plötzlich wieder<br />

und ergehen sich dabei auch endlich wieder in<br />

Songs, die jeglichen zeitlichen Rahmen sprengen und<br />

seit jeher zu den besten der Band zählten. Dass Motorpsycho<br />

seit einiger Zeit zum Duo geschrumpft sind,<br />

mag zwar manchen Fan etwas traurig stimmen, dem<br />

Album ist dies aber keinesfalls anzuhören. Im Gegenteil,<br />

Sänger Bent Saether, der den Job des Schlagzeugers<br />

übernommen hat, erledigt diesen zur vollsten Zufriedenheit.<br />

Arnulf<br />

www.motorpsycho.fix.no<br />

Nadia-Maria Fischer -<br />

Talk<br />

(Double Moon/Sunny<br />

Moon)<br />

Rein zufällig habe ich auf einer<br />

Fahrt irgendwo in den Süden einen<br />

Song aus "Talk", der Debüt-<br />

LP von Nadia-Maria Fischer gehört. Ich wusste sofort,<br />

dass ich hiervon mehr hören muss, stöberte im Internet<br />

- den Namen hatte ich mir Gott sei Dank merken<br />

können - und wurde schließlich fündig. Wenn ich jetzt<br />

sagen soll, warum ich, ein eher abgebrühter Musikkonsument,<br />

den unbedingten Willen entwickelte, die<br />

CD in mein Sammlung einreihen zu müssen, dann war<br />

es zunächst natürlich ihre Stimme - melancholisch, traurig<br />

und "hoffnungslos romatisch" (Labelinfo). In ihren<br />

Texten stolpere ich immer wieder über das Wort "waiting",<br />

und tatsächlich: "Ich war ganz lange mit anderen<br />

Dingen beschäftigt", erzählt die Mutter eines elfjährigen<br />

Sohnes über ihr spätes - sie ist Jahrgang 1964 - Debut.<br />

"Auch insofern war 'waiting' mein Thema, eine bestimmte<br />

Passivität im Umgang mit dem Leben". Aus dieser<br />

Passivität ist sie jetzt also hervorgetreten; sie wolle<br />

sich nun definieren. "Das war ich mir schuldig, deshalb<br />

wollte ich die CD aufnehmen." Ein weiser, ein guter Entschluss,<br />

denn herausgekommen ist eine hinreißend<br />

schöne CD, und wenn Sie in einem Interview mit dem<br />

"JazzThing" sagt, sie habe in ihrem Leben ständig auf<br />

etwas gewartet, dann, so scheint es, hat sich das Warten<br />

gelohnt. Wenn doch nur alle Selbstfindungsprozesse<br />

so enden würden ….<br />

Keule<br />

Ostinato -<br />

Chasing the form<br />

(Exile On Mainstream/<br />

Soulfood)<br />

Hände gleiten fahrig über die<br />

Stirn, Körper- und Gedankenwinden,<br />

das Gewissen balgt<br />

und ringt. Ein Album, das man ungehört schon apriori<br />

zum Highlight gekürt hat, es mag nicht wirklich begeistern.<br />

Suchen in der persönlichen Form, es kann nicht<br />

sein. DIE Ostinato, die mit dem Vorgänger "Left Too Far<br />

Behind" so ein feines Album zwischen schweren Gitarren,<br />

Indie und Postrock erschaffen haben, die man so<br />

gerne als Insidertip weiterempfohlen hat. Mag nicht.<br />

Warumsen. "Chasing the form" ist natürlich ein gutes<br />

Album, aber - Killerphrase - es ist eben nur gut. Feuilletonisten<br />

würden "nett" schreiben und das schlimmer<br />

meinen. Ostinato sind hier weniger schwer, reduzierter,<br />

entschlackter, haben für sich eine neue Ausdrucksform<br />

gefunden. Auch ein Vergleich der Cover legt einem<br />

nahe, dass hier Komplexität und Dichte reduziert wurden.<br />

Das wäre an sich ja zu befürworten. Es ist schön,<br />

wenn Bands nicht stagnieren und sich weiterentwikkeln.<br />

"Chasing the form" mag mich jedoch auch nach<br />

zehn Durchläufen einfach nicht richtig begeistern. Aber<br />

wir können ja Freunde bleiben.<br />

Christian Eder<br />

www.mainstreamrecords.de<br />

PETER CORETTO &<br />

VERSTÄRKER -<br />

Bandentreffen<br />

(Milchmann Records/<br />

RoughTrade)<br />

Ein Schelm, wer Arges dabei<br />

denkt … ein Bandentreffen,<br />

also - na, das bedeutet ja meist nix Gutes. Man verbindet<br />

das irgendwie mit geselligem Beisammensein in<br />

den Halbweltspelunken schmieriger Wirte; die Bedienung,<br />

eine blondierte Mitvierzigerin mit schlecht lakkierten<br />

Fingernägeln, hat die besten Jahre schon lang<br />

hinter sich, und das Klo hier benutzt man besser nicht<br />

… Doch dann wird alles besser als Du befürchtet hast:<br />

Die Kneipe entpuppt sich als formidabler Indie-Rock Alternativschuppen,<br />

und die Tussi hinter der Theke ist<br />

auch genau dein Fall. Aus den Boxen dringt "Peter Coretto"<br />

und will erstmal "Alle mit sich in den Abgrund zieh'n",<br />

ein schönes Emo-Core-Teil mit verblüffend guten<br />

Lyrics. Es dauert nicht lange und "Alles Jubelt Dir Zu" -<br />

kein Wunder, denn das hier ist ein schönes Stück "Police"-artigen<br />

Slashrocks. Drei weitere Tracks folgen, die<br />

den guten Gesamteindruck festigen; dann steigt "Verstärker"<br />

auf die Bühne, und "Naurog" erschallt - man<br />

singt Englisch, und auch sonst klingt das alles "very<br />

british" - zunächst, was ja nun wahrlich keine schlechte<br />

Marke ist. Und bevor man in allzu seichte Gefilde abdriftet,<br />

schafft man mit ein paar ambientigen und experimentellen<br />

Tönen den Übergang zu einer wunder-<br />

schönen Soundkollage ("Mogwaii"). Ich möchte mich<br />

nicht auf eine der beiden Truppen festlegen, euch aber<br />

soviel mitgeben: Haltet Euch von dunklen Spelunken<br />

fern und besucht lieber ab und an mal ein "Bandentreffen".<br />

Keule<br />

POHJANNAULA -<br />

Tätä Kaikki Kaipaa<br />

(Uho Records/Humppa)<br />

POHJANNAULA heißt soviel wie "Polarstern" - ok, das<br />

habe ich bei meiner letzten Rezi zu dieser Band auch<br />

schon festgestellt - und hat mit "Tätä Kaikki Kaipaa" bereits<br />

den vierten Longplayer am Start; die finnische<br />

Sprache, der ich leider nicht mächtig bin, scheint bestens<br />

geeignet für diesen Mix aus Folk, Punk und Ska.<br />

Das Ganze klingt äußerst angenehm, es "rollt" und läuft<br />

gut rein. Irgendwie erinnert mich die Musik ein bisschen<br />

an die "Violent Femmes" oder an die Trierer Band "The<br />

Shanes", auch wenn erstere nun wirklich nicht unbedingt<br />

als Ska-Band firmierten - aber so ist das eben mit<br />

den Vergleichen. Die "Polarsterne" haben mit "Tätä<br />

Kaikki Kaipaa" jedenfalls eine wunderschöne CD geschaffen,<br />

die jede Menge gute Laune verbreitet.<br />

Leo<br />

Robert Pollard -<br />

From a <strong>com</strong>pound eye<br />

(Mustdestroymusic)<br />

Einen echten Engpass für Guided by Voices-Fans hat<br />

es in letzter Zeit ja nicht wirklich gegeben. Erst "Suitcase<br />

II", ein weiteres Boxset, die EP "Music for Bubble",<br />

eine Live-DVD und auch noch eine erste Biographie<br />

mit dem schönen und sehr treffenden Untertitel<br />

"Twenty-One Years of Hunting Accidents in the Forests<br />

of Rock And Roll". Dieser Titel sagt ja ziemlich viel über<br />

das GbV-Werk aus: Trial and Error, wobei Pollard im<br />

Gegensatz zu den meisten Kollegen den Error immer<br />

auf der Platte gelassen hat und damit irgendwie die eigentliche<br />

Platte auch immer zum "Making of..." derselben<br />

gemacht hat. Das Hinfinden zur perfekten Melodie<br />

und das dokumentierte Versagen an der (Lofi-)Hymne<br />

war nicht immer ein Hochgenuss aber oft spannend<br />

oder rührend.<br />

Der Titel des jetzt aktuellen Soloalbums "From a <strong>com</strong>pound<br />

eye" ist wieder ein recht vielsagender, wenn auch<br />

nicht mit einer überraschenden Aussage; durch sein Facettenauge<br />

betrachtet Pollard die Pop/Rock Musik. 26<br />

Songs in über 70 Minuten. Wie gehabt einiges an Ausschuss<br />

- wie gehabt einiges an grandiosen Pop -Momenten.<br />

"U.S. Mustard Company". Hier opulent instrumentiert<br />

am Hirn und am Hit kratzend (in der Mitte von<br />

"love is stronger than witchcraft"), direkt danach im<br />

R.E.M. College-Rock Sound in der wirklich totalen Belanglosigkeit<br />

versinkend ("hammer in your eyes"). Alles<br />

ist drin, alles ist drauf. Wobei der Lofi-Anteil recht überschaubar<br />

ist, und auch nicht mehr ganz so lofi-mässig<br />

wie ganz früher daherkommt. Einem diehard-GbV Fan<br />

jetzt zu erzählen, er bräuchte nicht mehr traurig zu sein,<br />

wäre wahrscheinlich vermessen, aber er wird dennoch<br />

eine ganze Menge Trost finden, denn was die Blitzanlagen<br />

auf den Strassen des Rock And Roll hier wieder<br />

so alles abgeschossen haben, sind wie gehabt ein paar<br />

prächtige Karossen und ein paar erregende Fahrerfluchten.<br />

Marcel v.d. Weiden<br />

www.robertpollard.net<br />

PROMET- Veiculo Longo<br />

(Promet/ www.promet.org)<br />

<strong>reViews</strong> 31<br />

Vom Ansatz her ist das hier so etwas wie Nu-Rock,<br />

denke ich zunächst; ordentlich produziert, mit gutem<br />

Sound ausgestattet; aber "Nu-Rock" würde dem, was<br />

hier dargeboten wird, nicht gerecht werden; denn ein<br />

absolutes Plus der Scheibe ist der hohe Grad an Abwechslungsreichtum.<br />

Das also, was man allen mit der<br />

Vorsilbe "Nu" bestückten Genres nun nicht unbedingt<br />

nachsagt. Vor allem, was man unter "Rock" zusammenfassen<br />

könnte, aber auch vor Discorhythmen<br />

(bei "Simian Gift" glüht die Schlaghose), World-Tribals<br />

("Demons"), Bar-lounge-meets-Jimmy-Hendriks-<br />

Sounds ("Lil' Love") macht man nicht halt. Das zeugt


32<br />

<strong>reViews</strong><br />

von einer musikalischen Reife, der man heute leider nur<br />

noch selten begegnet. Auf www.promet.org kann man<br />

übrigens auch mal einen Blick in das "Manifest" des Labels<br />

riskieren. Hier wird unter anderem bemängelt, dass<br />

"Musik mehr und mehr zum Produkt" und "Musiker zur<br />

inhaltsleeren Marke" verkommen. Nun: Ich will mich da<br />

nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber wenn "Veiculo<br />

Longo" hier entgegenwirken will, könnte man<br />

durchaus auf dem richtigen Weg sein. Die Scheibe gibt<br />

es über carlos@promet.org.<br />

Leo<br />

Ral Partha Vogelbacher -<br />

Shrill Falcons<br />

(Monotreme Records/Cargo Rec.)<br />

Was für ein Bandname!!! Oder<br />

besser: Was für Name generell!<br />

Aber uns wird im Info versichert,<br />

dass eben jener Ral eine Band<br />

ist und nicht das Ego-Ding von einem einzelnen; wobei<br />

jener eben doch die Songs schrieb und von seinen Buddys,<br />

der Band Thee More Shallows begleitet wird. Also<br />

ein Band-Ego-Ding? Zumindest seine Texte sind sehr<br />

persönlich, befassen sich mit dem Verlust eines Familienmitglieds,<br />

mit all den Emotionen, die bei einer solchen<br />

Sache kreisen: das Album dient wohl zur Verabreitung<br />

der Geschehnisse. Und damit steht er bei weitem<br />

nicht alleine da, man denke nur z.B. an Eel's<br />

"ElektroShockBlues". Ähnlich wie die Eels macht auch<br />

Ral nicht vor Soundexperimenten und schrägen Einlagen<br />

halt, im Geiste und Musikverständnis wird's wohl<br />

ähnlich ticken. Die ersten zwei Songs der Platte sind<br />

"stromgitarrenbetonter" mit verzerrtem Bass, einer Orgel,<br />

die an Grandaddy erinnert und unweigerlich schießen<br />

einem dazu noch die seligen Pavement in den Sinn.<br />

Schräg, gut, genehmigt! Find ich gut! Ich mag zwar<br />

keine Leute, die das Ende von Filmen verraten, aber<br />

soviel muss sein: Track3 baut eine wummernde, sich<br />

wiederholende und an PostRockGrößen erinnernde<br />

Atmosphäre auf, die später -längst glaubt man, da geht<br />

nix mehr- von so ziemlich den fiesesten Feedbacks der<br />

Musikgeschichte aufgemischt wird, fast bis zur<br />

Schmerzgrenze und drüberhinaus... Also ja nicht zu laut<br />

beim Autofahren anhören, tut weh. Und nach diesem<br />

noisigen Schnitt wird's ruhig um Herrn Vogelbacher. Die<br />

Platte marschiert in eine andere Richtung, leise Töne<br />

werden angeschlagen, die Stimmung ändert sich von<br />

melancholisch zu noch melancholischer. Auch dieses<br />

Gewand steht ihm oder ihnen richtig gut, will fast sogar<br />

noch besser passen als vor der Quietschattacke. Im<br />

weiteren Verlauf wird die Dynamikkurve langsam wieder<br />

angehoben und nach einer weiteren Feedbakknummer<br />

(scheint ihm Spaß zu machen) wiederum in<br />

Singer-/Songwritergefilden gefischt. Und wiederum andere<br />

Richtung. Mit "silver mines" findet man sich an die<br />

Presidents of the United States of America erinnert und<br />

"cdb national park" hat gar einen Bloodhound Gang-<br />

Part... geht aber voll klar! Ich schätze, hier werden sich<br />

einige wiederfinden und wohlfühlen! Absolut schöne abwechslungsreiche<br />

Platte, persönlicher Tipp von mir und<br />

unbedingt ganz oben mit dabei! Merkt Euch Monotreme<br />

Records! Nebst Barzin (siehe <strong>reViews</strong> bei Highlights!)<br />

wird's bestimmt noch einiges Großes zu entdecken geben!<br />

Matthias Horn<br />

www.monotremerecords.<strong>com</strong><br />

Revolting Cocks -<br />

Cocked & Loaded<br />

(13th Planet Records/Soulfood)<br />

Nachdem er den etwas träge gewordenen Industrialtanker<br />

Ministry mit dem letzten Studioalbum "House of<br />

the molé" und der Remix<strong>com</strong>pilation "Rantalogy" wieder<br />

richtig flott gemacht hat, lässt Al Jourgensen doch<br />

tatsächlich sein Uralt-Sideprojekt Revolting Cocks wieder<br />

auflegen. Mehr als zehn Jahre ist es her, dass diese<br />

mit "Linger Ficken Good" ein letztes Album ablieferten,<br />

und so wirklich wollte wohl niemand mehr den immerwährenden<br />

Beteuerungen Jourgensens, die Cocks eines<br />

Tages wieder aufleben zu lassen, trauen.<br />

Das Risiko, die Legende wieder zu neuem Leben zu erwecken,<br />

ist kein geringes, wessen sich Jourgensen offensichtlich<br />

durchaus bewusst ist. Und so setzt der Ministry-Frontman<br />

auf hochklassiges Personal: Neben<br />

dem bereits schon von früheren Alben bekannten Phildo<br />

Owen von den Skatenigs stehen Namen wie Billy Gibbons<br />

(ZZ Top), Gibby Haynes (Butthole Surfers), Robin<br />

Zander (Cheap Trick) und Jello Biafra auf der Besetzungs-<br />

und Gästeliste. Bei Stücken wie "Ten million<br />

ways to die", "Pole grinder" und vor allem "Evolting cock<br />

au lait", höllisch rockende, groovige und extrem tanzbare<br />

Industrialkracher, stellt sich denn auch das Revolting<br />

Cocks-Feeling wieder ein. In manchen Stücke<br />

allerdings rückt Jourgensen seiner Hauptband Ministry<br />

zu Nahe. Insbesondere die Stücke mit Jello Biafra, keinesfalls<br />

schwache Songs, hätten ihren Platz wohl besser<br />

auf einem Ministry- oder gar einem Lard-Album gefunden.<br />

Trotzdem: eine starke Leistung.<br />

Arnulf<br />

www.thirteenthplanet.<strong>com</strong>/records/revoltingcox<br />

Rosolina Mar -<br />

Before and after dinner<br />

(Wallace/Robotradio/Import)<br />

Wer Rosolina Mar mit deutschen Ergebnissen googelt,<br />

der bekommt erst mal nur diverse gleichnamige Feriendomizile<br />

in Italien geliefert. Aus jenem Ferienlande<br />

kommen auch Rosolina Mar. Bis dato gab es über Robotradio<br />

ja nur gute Alben, mit "Before and after dinner"<br />

ändert sich das leider. Es ist ein fluffiges, leichtfüßiges<br />

instrumentales Indie-(Post)Rockalbum, das allerdings<br />

öfter auch mal seltsamerweise Hardrockschemata und<br />

solcherlei geartete Soli einbaut. Genau hier ergeben<br />

sich große Reibungspunkte, z. B. bei "Flesh dance", da<br />

sie an solchen Punkten schwer erträglich werden. Musikalisch<br />

bzw. handwerklich ist das gut gemacht, aber<br />

insgesamt doch nicht so meine Baustelle.<br />

Christian Eder<br />

www.rosolinamar.<strong>com</strong><br />

Sepultura - Dante XXI<br />

(Steamhammer/SPV)<br />

Soso… Oberstufenunterricht im Metal-Land. Und noch<br />

dazu mit den seit seligen Max Cavalera-Zeiten immer<br />

unbedeutender werdenden Sepultura. Da nimmt man<br />

sich dann auch einfach mal Aligheries Epos der "Göttlich<br />

Komödie" an und zaubert… voila, eine ebensolche.<br />

Und das ist bei weitem nicht negativ gemeint. Derek<br />

Green, für mich seit jeher "nur" der Ersatzmann am<br />

Mikrophon der Roots-Metaller, wagt sich zum ersten<br />

Mal auf ein Terrain, auf dem auch Max hätte lustwandeln<br />

können. Und plötzlich kommt da so etwas hoch,<br />

das mich an die unglaublichen Nailbomb erinnert, die<br />

ja mal einen Sommer das transportierten, was man unglaubliche<br />

Wut nennen konnte. Green geht Hardcore.<br />

Unbeirrbar und mit einer so furztrockenen Backingband<br />

im Rücken, dass es eine helle Freude ist. Durch die<br />

Welten des Fegefeuers marschiert er in Perfektion, den<br />

Rest, die Hölle, erledigen seine Kollegen. Allen voran<br />

der beste Andreas Kisser seit Arise. Ganz egal ob die<br />

langhaarige Oberstufe je einen Cent darauf gibt, dass<br />

das hier Hochkultur ist, Sepultura schaffen es zu lehren<br />

ohne zu belehren.<br />

Jörg Willerscheidt<br />

www.spv.de<br />

Shora - Malval<br />

(Conspiracyrecords)<br />

Was für ein Quantensprung! Shora sind mir noch bekannt<br />

von der radikal-noisigen "Switching rhetorics"<br />

Split mit Merzbow, als sie in bester Noisecore Manier<br />

hochpräzise losgebolzt haben. Auf "Malval" ist keine<br />

Note Noise mehr zu hören, kein Gebolze, nichts dergleichen.<br />

"Malval", das sind hypnotische, subtile Melodien<br />

und instrumentale Epen, die an Isis oder Neurosis<br />

erinnern, nur ohne deren Gitarrenwände. Eher als ob<br />

jene zuviel Pink Floyd und Postrock gehört hätten. "Malval"<br />

ist dunkel und mysteriös. Das vielbeschworene<br />

Kopfkino hat hier eine ernsthafte Berechtigung. Ein abgründiger,<br />

nocturner Soundtrack mit pulsierenden<br />

Drumflächen, der eine seltsame Kühle und Distanziertheit<br />

aufweist, die einen aber nicht vom Abtauchen<br />

abhält. Eine vertonte bizarre Schönheit, wie man sie<br />

viel zu selten zu hören bekommt.<br />

Christian Eder<br />

www.shora.<strong>com</strong><br />

SUICIDE BID - This Is The Generation<br />

(Household Name Records)<br />

Dub und Punk? Geht das? Das Musikkollektiv SUICIDE<br />

BID jedenfalls will uns dies beweisen. Auf "This Is The<br />

Generation" hat sich die Gruppe um die insgesamt elf<br />

Musiker aufgemacht, schwere Punkriffs mit Dubelementen<br />

zu verzieren. Schon "Sublime" haben ja mit ein<br />

paar Tracks gezeigt, dass man beide Elemente durchaus<br />

verbinden kann - die Sache ist also nicht völlig neu;<br />

die Musiker, unter anderem von den Filaments, Operation<br />

Nailbomb oder King Prawn, legen allerdings einen<br />

besonderen Wert auf ihre politischen und sozialkritischen<br />

Lyrics, die der ganzen Aktion zusätzlich jede<br />

Menge Coolness verleihen. Feine Arbeit!<br />

Mao<br />

Sunburn - Loose yourself<br />

(Zero2Records/Alive)<br />

Ein dreifach Hoch der Kreativität. Auf den Gedanken,<br />

seine Band "Sonnenbrand" zu nennen, muss man erstmal<br />

kommen. Egal, der Inhalt zählt, und der kann sich<br />

im Falle von Sunburn durchaus hören lassen. Melodischer,<br />

grooviger Rock zwischen relaxten Alternativebzw.<br />

New Rock-Sounds und atmosphärischen Audioslave-<br />

oder Alice In Chains-Dimensionen lädt hier durchweg<br />

zum dezenten Rübe-Wippen ein. Die zweite<br />

Scheibe der Jungs aus Oberfranken kommt durchweg<br />

hochklassig um die Ecke, weiß sowohl durch akzentuiertes<br />

Gitarrenspiel, eine drückende Rhythmussektion<br />

als auch erstklassige Vocals zu überzeugen, ist zudem<br />

richtig ordentlich produziert und weist somit keinerlei<br />

Anlässe zum Nörgeln auf. Sunburn? Pah, die Scheibe<br />

is so cool, daran kann man sich gar nicht verbrennen.<br />

Heavy<br />

www.sunburn-net.de<br />

THE LAWRENCE ARMS -<br />

Oh! Calcutta!<br />

(FatWreck)<br />

Brendan Kelly, Chris MacCaughan<br />

und Neil Hennessy sind<br />

THE LAWRENCE ARMS; und<br />

der sechste Longplayer, der dieser<br />

Tage bei FatWreck erscheint, ist der bis dato beste!<br />

Punkt! Liegt es an der gewachsenen Freundschaft der<br />

Bandmitglieder, daran, dass man zu zweit in deutlich<br />

voneinander zu unterscheidenden Tonlagen singt,<br />

daran, dass man seine "Einflüsse auf den Shirts trägt,<br />

da sie starke Anleihen der frühen Bay Area Punks wie<br />

Jawbreaker und Crimpshrine verwendet und sie mit einem<br />

dunklen, innerlichen Midwestern Sound mischt"<br />

(Bandinfo)? Oder liegt es an der besonderen und arg<br />

"un-punkigen" Vorliebe für den Zirkus, der diese Band<br />

so einzigartig macht. Die letzten Jahre wurden damit<br />

verbracht, mit Bands wie Alkaline Trio, Taking Back Sunday<br />

und Dillinger Four zu touren - da bleibt zu hoffen,<br />

dass die Jungs sich auch bei uns den Arsch abspielen,<br />

damit möglichst viele Menschen von "Oh! Calcutta" erfahren.<br />

Tolle<br />

The Loved Ones - Keep Your Heart<br />

(Fat Wreck Chords)<br />

Hinter The Loved Ones verbergen sich keine blutigen<br />

Anfänger, sondern der Phönix, der sich vor drei Jahren<br />

aus der Asche von Trial By Fire, The Curse und den legendären<br />

Kid Dynamite erhob. Wenn man jetzt noch<br />

berücksichtigt, dass Sänger/Gitarrist Dave Hause einst<br />

als Tourmanager für die Bouncing Souls arbeitete, ist<br />

die Standortbestimmung für die Loved Ones leicht abgeleitet:<br />

Einerseits steht das Trio in der Tradition des<br />

energetischen Hochgeschwindigkeits-Hardcorepunks<br />

der New Jersey-Bands wie Lifetime oder eben Kid Dynamite,<br />

andererseits kombiniert die Band diesen mit<br />

dem gutgelaunten Melodycore der Bouncing Souls.<br />

Nach der letztjährigen EP erscheint nun also das Debütalbum,<br />

das allerdings ein wenig enttäuscht. Denn<br />

anders als noch auf dem Kleinformat erlauben sich die<br />

Loved Ones mit "Keep your heart" auf Albumlänge den<br />

ein oder anderen Hänger. Bezeichnend, dass mit<br />

"Jane", "100k" und "Arsenic" die drei besten Stücke der


Platte schon altbekannt sind und für´s Debütalbum lediglich<br />

neu eingespielt wurden. Was nicht heißen soll,<br />

dass die Band nicht hin und wieder voll ins Schwarze<br />

trifft: Der feine Opener "Suture Self" und das locker und<br />

lässig aus der Hüfte geschossene "Player Hater Anthem"<br />

halten das vorgegebene Niveau und mit dem<br />

frappierend an Hot Water Music erinnernden, getragenen<br />

"Sickening" gelingt auch der Ausflug in ruhigere<br />

Fahrwasser. Doch beim Rest überwiegt die Langeweile.<br />

Standard-Melodycore wie "The Odds" lockt heute jedenfalls<br />

niemandem mehr als ein müdes Lächeln hervor.<br />

Für eine Runde gepflegten, unkomplizierten Punkrock<br />

der gehobenen Sorte ist "Keep your heart" dennoch<br />

allemal gut, aber man wird das Gefühl nicht los,<br />

dass da noch viel mehr hätte gehen können…<br />

Patrick<br />

www.thelovedonesband.<strong>com</strong><br />

www.fatwreck.<strong>com</strong><br />

Thoma Strønen - Pohlitz<br />

(Rune Grammofon/Cargo)<br />

"Pohlitz" ist das Solo-Projekt des norwegischen Drummers<br />

Thomas Strønen, der ansonsten noch in den<br />

Bands/Projekten FOOD, HUMCRUSH, PARISH, MA-<br />

RIA KANNEGARD TRIO aktiv ist. Hier verarbeitet Strønen<br />

Einflüsse des Minimalismus und der Gamelanmusik<br />

und konstruiert daraus perkussiv improvisierte<br />

Elektronika. "Pohlitz" ist ein Percussion-Album, das auf<br />

herkömmliches Schlagzeuginstrumentarium verzichtet<br />

und neben "beatable items" auch Live-Electronica miteinbezieht.<br />

Über weite Strecken bilden eine Art elektronische<br />

Tablas den Kernsound. Prinzipiell interessant<br />

gemacht, jedoch ohne konkrete Höhepunkte und für ein<br />

Percussion-Album merkwürdig unterkühlt.<br />

Christian Eder<br />

www.runegrammofon.<strong>com</strong><br />

The Barbiecuties - Showdown D'Amour<br />

(Eigenvertrieb)<br />

Punk! Ziert die Schlachtfahnen der Barbiecuties, mit einer<br />

großen Portion Pop im Beiboot. MelodyCore, um<br />

genau zu sein. Und wieder eine Band, die mich während<br />

meiner Zivizeit vor 10 Jahren zu wahren Verzükkungsstürmen<br />

gedrängt hätte. Heute ist die Sturm-Verzückung<br />

zwar ein bisschen gewichen, aber meine Füße<br />

zucken gerade im Takt von "anastasia", Song drei von<br />

"Showdown D'Amour" - das muss wohl am Alter liegen.<br />

Mid- bis Up-Tempo-Songs, unbedingt verzerrte Drei-<br />

Akkorde-Gitarren, zweistimmiger Chorus an den richtigen<br />

Stellen, auch mal "bab bab ba bab bab ba"-, "Scha-<br />

nananananaaaa"- und "uuuuuuuuh"-Chöre im Hintergrund.<br />

Dazu eine klare Stimme, eine "versoffene" kehlige<br />

Stimme (das "good singer/bad singer"-Syndrom...),<br />

viele Texte über Frauen und in diesem Zuge vorherrschende<br />

Gefühle von Liebe bis hin zu Hass. Plus alle<br />

Songs in der richtigen knackigen Länge und perfekt ist<br />

das Pop-Punk-Süppchen. Und schmeckt wahrhaftig!<br />

Auch wenn das nicht mehr ganz meine Welt zu sein<br />

scheint - The Barbiecuties rocken. Alles wird mit einem<br />

Augenzwinkern und Sich-nicht-so-ganz-ernst-nehmen<br />

vorgetragen und man spürt regelrecht den Spaß der<br />

Musizierenden, der unweigerlich auf den Zuhörenden<br />

überschwappt. Und wenn nicht, spätestens auf einer<br />

Party mit viel Alkohol und möglichst schönen Menschen<br />

springt der Fun(ke) über! Weiter so.<br />

Matthias Horn<br />

www.thebarbiecuties.de.vu<br />

www.myspace.<strong>com</strong>/thebarbiecuties<br />

The Black Heart Procession - The Spell<br />

(Touch And Go/Soulfood)<br />

Einst als Ableger von Three Mile Pilot gestartet, haben<br />

sich The Black Heart Procession längst zu einer ganz<br />

eigenen, unverwechselbaren, mit einer unglaublichen<br />

Dynamik ausgestatten Band entwickelt, die das Wirken<br />

der eigentlichen Hauptband längst in den Schatten gestellt<br />

hat. Bereits mit dem 2002 veröffentlichten "Amore<br />

Del Tropico" gab sich die Band aus San Diego lange<br />

nicht mehr so düster, minimalistisch und unzugänglich<br />

wie noch auf den ersten Veröffentlichungen "1" und "2".<br />

Eben jenen vor vier Jahren eingeschlagenen Weg setzt<br />

das Quintett nun mit "The Spell" fort. Nach wie vor sind<br />

die oft nur spärlich instrumentierten Stücke dabei zwar<br />

von einer tiefen Trübsal geprägt, Stücke wie "Not Just<br />

Words" aber lassen plötzlich auch den einen oder anderen<br />

Sonnestrahl zu, was der Qualität des vierten Albums<br />

der Band durchaus zuträglich ist. Dass "The<br />

Spell" auch damit aber weit entfernt davon ist, ein fröhliches<br />

Album zu sein, dafür sorgt die tiefe Stimme von<br />

Paolo Zoppoli, der sein Spektrum gegenüber früheren<br />

Werken aber ebenfalls, wenngleich dezent, ausgebaut<br />

hat. So gelingt es der Band denn auch geradezu perfekt,<br />

sich in kleinen Schritten weiterzuentwickeln, ohne<br />

dabei ihrer Unverwechselbarkeit verlustig zu gehen.<br />

Arnulf<br />

www.blackheartprocession.<strong>com</strong><br />

The Bones - Partners in Crime Vol. 1<br />

(People Like You/SPV)<br />

Mit vier Coverversionen wartet das schwedische Rock-<br />

'n'Roll-Quartett auf seiner jüngsten EP auf: Ramones "I<br />

wanna be sedated", "Yesterday's heroes" von John<br />

<strong>reViews</strong> 33<br />

Paul Young und den Bay City Rollers, "It's my life", einst<br />

von Gene Simmons und Paul Stanley Wendy O'Williams<br />

quasi auf den Leib geschrieben sowie Social Ds<br />

"King of fools". Eine Reminiszenz an die eigenen Wurzeln<br />

quasi, die mit zwei eigenen, bisher unveröffentlichten<br />

Stücken aufgepeppt wird. Und um das Ganze<br />

richtig rund zu machen, hat man sich dazu einige illustre<br />

Gäste wie Roger Miret (Agnostic Front), Lou Koller<br />

(Sick Of It All) oder Nicke Borg (Backyard Babies) ins<br />

Studio geholt. Und die Planung geht auf: Die Coverversionen,<br />

allen voran "I wanna be sedated" funktionieren<br />

perfekt und auch die eigenen B-Seiten sind alles andere<br />

als Füllmaterial. Der zweite Teil mag kommen.<br />

Arnulf<br />

Tone - Solidarity<br />

(Neurot/Southern/Cargo)<br />

Tone sind bitte nicht zu verwechseln<br />

mit dem gleichnamigen<br />

Frankfurter Battlerapper.<br />

Vielmehr findet man hier instrumentalen<br />

Postrock ähnlich Explosions<br />

In The Sky, der sich langsam aufbaut, leicht<br />

dynamisch steigert und meist über weite Strecken ruhig<br />

entfaltet, jedoch ohne sich in Brachialgitarrengewittern<br />

zu entladen. Interessant dabei ist ein sehr melodiöser,<br />

prägnanter Bass - was man ja relativ selten zu<br />

hören bekommt. Nach gutem Beginn versandet "Solidarity"<br />

allerdings, es versackt in langatmig-repetitivem,<br />

uninspiriertem Geplänkel. Die Spannungsbögen schaffen<br />

es nicht spannend zu bleiben, der Dynamik geht die<br />

Kondition aus. Das reine Slow-/Midtempo wäre dabei<br />

nicht das Problem, andere Bands schaffen es auch bei<br />

fast gleich bleibender Geschwindigkeit spannend und<br />

dynamisch zu sein, zu bleiben. Tone bräuchten allerdings<br />

nach den ersten paar Tracks eine Belebungskur<br />

im Sauerstoffzelt. Schade, was viel versprechend beginnt,<br />

langweilt spätestens nach der Hälfte der Tracks.<br />

Christian Eder<br />

www.southern.net<br />

Two Gallants -<br />

What The Toll Tells<br />

(Saddle Creek/Indigo)<br />

Dieses Album ist das wichtigste Album deines Lebens.<br />

Punkt. Vergiss die White Stripes. Dieses Album ist das<br />

wichtigste Album deines Lebens. Vergiss sogar die<br />

Bright Eyes.<br />

Denn: Dieses Album ist das wichtigste Album deines<br />

Lebens. Hör dir "Steady Rollin" an. Am besten direkt<br />

zehn Mal. Dieser Track ist der wichtigste deines Lebens.<br />

Mindestens. Und dann den "Long Summer Day".


34<br />

<strong>reViews</strong><br />

Oder "Threnody in Minor b". Das sind die größten Abfahrten<br />

deines Lebens. Fasse die essentiellen Sätze<br />

der eben genannten Songs zusammen: " I loose you<br />

once again… and a summer day makes a wild man<br />

lazy…too late for you, to save me." Das ist die Essenz.<br />

Und dies das wichtigste Album deines Lebens.<br />

(Anschluß meinerseits! - Anm .d. Layouters)<br />

Jörg Willerscheidt<br />

www.indigo.de<br />

US BOMBS -<br />

We Are The Problem<br />

(PeoplyLikeYou/SPV)<br />

Da ist es also, Album Nummer<br />

sechs der Band um Skateboardlegende<br />

Duane Peters. Und<br />

übel muss es ihnen ergangen<br />

sein, von bandinternen Prügelorgien ist ebenso die<br />

Rede wie von Beinahe-Splitts und von gebrochenen<br />

Herzen - als laste ein Fluch über ihren Köpfen. Aber sie<br />

scheinen all' das bestens weggesteckt zu haben, denn<br />

munterer denn je kommt "We Are The Problem" aus<br />

den Boxen. Und Titel wie "Revolution Weekend" oder<br />

"Destroy The Nations" zeigen, dass die fünf Herren trotz<br />

der Erfolge und ihres fortgeschrittenen Alters - Peter<br />

windelt inzwischen ein kleines Söhnchen mit Namen<br />

"Clash" - noch nicht satt und müde geworden sind und<br />

weiterhin gewillt, denjenigen den Stinkefinger entgegenzurecken,<br />

die es wahrlich nicht besser verdient<br />

haben. DIE CD für werdende Väter!<br />

Mao<br />

John Vanderslice -<br />

Pixel Revolt<br />

(Barsuk Records/Indigo)<br />

John Vanderslice konnte kürzlich als Opener bei der gerade<br />

vergangenen und allerorts ausverkauften Death<br />

Cab For Cuties-Tour glänzen - so zumindest meine Annahme<br />

nach mehrmaligem Hören von "Pixel revolt".<br />

Denn Live davon überzeugen konnte ich mich leider<br />

nicht, da ich einfach zu langsam war, eine Karte zu ergattern<br />

und Gästelisteplätze für poplige Fanzine-<br />

Schreiber in dieser Stadt ja nur im Ausnahmefall zu bekommen<br />

sind. Ein wenig wurmt mich meine Trägheit<br />

jetzt ja schon, denn sein fünftes Werk hat es mir angetan.<br />

Ganz ehrlich. Vanderslice hat dieses seltene Talent,<br />

einfache Songs in schwerwiegende Melancholie<br />

zu verpacken, ohne dabei zu vergessen, auch immer<br />

einen kleinen Schimmer Hoffnung als buntes Schleifchen<br />

darum zu binden. "Pixel revolt" klingt dabei wie<br />

eine etwas weniger gitarrenlastige Version der letzten<br />

Eels-Doppel-LP "Blinking lights and other revelations".<br />

Denn was an Vanderslices Art Songs zu schreiben wirklich<br />

gefällt, ist, dass er aus dem genrespezifischen Stereotyp<br />

"Mann singt mit wunderschöner Stimme zu wunderschönen<br />

Akustikgitarren" ausbricht und sehr großen<br />

Wert auf abwechslungsreiche und vor allem reichhaltige<br />

Instrumentierung legt. Natürlich werden die Songs<br />

vor allem von seiner Stimme getragen, aber was darüber<br />

hinaus noch passiert ist aller Ehren wert. Dort ein<br />

Glockenspiel, da ein kleine verträumte Pianomelodie<br />

und natürlich dezente Elektronik an zahlreichen Ecke<br />

und Enden. Somit gelingt es Vanderslice auf "Pixel revolt"<br />

so zu klingen, als hätten es die Bright Eyes seinerzeit<br />

geschafft, die beiden grundverschiedenen Konzepte<br />

von "I'm wide awake it's morning" und "Digital ash<br />

in a digital urn" auf nur eine Scheibe zu packen. Respekt<br />

dafür.<br />

Jochen Wörsinger<br />

www.johnvanderslice.<strong>com</strong><br />

Van Helsing - Celestial Beggar<br />

(Swamp Room Records)<br />

Nein, natürlich ist das nicht Lemmy Kilmister, der sich<br />

da auf der 7" "Celestial Beggar" die Seele aus dem Leib<br />

kotzt. Könnte er aber durchaus sein, klingt doch der<br />

Sänger von Van Helsing tatsächlich - wenn das denn<br />

überhaupt geht- wie eine dreckige Variante des Motörhead-Frontmannes.<br />

Dementsprechend rotzig rockend<br />

fällt natürlich auch der musikalische Teil der vier Songs<br />

aus, die, inklusive Sixties-Orgel, herrlich schmutzig da-<br />

herrocken. Das noch mit einem grandiosen Cover versehen<br />

auf feinem Vinylkleinformat. Was kann man sich<br />

Schöneres wünschen?<br />

Arnulf<br />

Vernon Reid & Masque -<br />

Other True Self<br />

(Favored Nations/Rough Trade)<br />

Der Comebackversuch, den Vernon Reid mit seiner<br />

Stammband Living Colour vor drei Jahren startete, war<br />

ein alles andere als erfolgreicher. So verwundert es<br />

denn auch nicht, dass die Formation vorerst wieder auf<br />

Eis gelegt scheint und Vernon Reid sich um die Fortsetzung<br />

seiner Solokarriere bemüht. Mit seinen bisherigen<br />

Soloalben "Mistaken Identity" und "Known Unknown"<br />

allerdings zog der Gitarrist nur wenige Anhänger<br />

von Living Colour auf seine Seite, sondern bediente<br />

damit vorrangig die Jazz-Klientel, die Reid seit jeher in<br />

höchsten Tönen lobt.<br />

Dementsprechend schlägt der 48-jährige auch mit seinem<br />

neuen, rein instrumentalen Album eher jazzige<br />

Töne an, wenngleich das nach wie vor unverwechselbare<br />

Gitarrenspiel des New Yorkers immer wieder an<br />

Living Colour gemahnt. Damit bewegt sich Reid allerdings<br />

beständig gefährlich nah an der Grenze zum frikkeligen<br />

Rockjazz, der sich mehr im selbstverliebten Saitenspiel<br />

ergeht denn auf nachvollziehbare Songstrukturen<br />

zu setzen. Besonders auffällig wird dies bei den<br />

beiden Coverversionen des Albums, die sich nur mit<br />

Mühe erkennen lassen: Depeche Modes "Enjoy the silence"<br />

und "National anthem" von Radiohead, denen<br />

Reid ein völlig neues Gesicht verpasst. Das ist durchaus<br />

positiv zu bewerten, allerdings mangelt es den beiden<br />

Stücken, wie auch dem Rest des Albums, ein wenig<br />

an Lockerheit - im Gegenteil, "Other true self" klingt<br />

über weite Strecken äußerst angestrengt und lässt daher<br />

entspanntes Hören bedauerlicherweise nur in wenigen<br />

Momenten zu.<br />

Arnulf<br />

www.vernon-reid.<strong>com</strong><br />

Voltaire - Heute ist jeder Tag<br />

(Vertigo/Universal)<br />

Booooh. Diese Band wird spalten, diese Platte wird kanalisieren.<br />

Sie wird die Indie-Crowd in zwei Lager teilen,<br />

(Kommerz) DeutschPop-Anhänger in Richtung Indie<br />

schielen lassen, Jazz-Fiends verwirren, Poeten auf<br />

Musik stoßen, Mucker auf Poesie schubsen. Poetisch.<br />

Dann wieder banal. Da fast zu perfekt. Zu intellektuell.<br />

Dann wieder schön angenehm. Manchmal genau richtig.<br />

Vertrackt. Genau im richtigen Moment ein Ausbruch.<br />

Dann wartet man wieder auf jenen, es passiert nichts.<br />

Aber doch wieder vorhergesehen. Und auch nicht. Rebellisch.<br />

Doch wieder mitschwimmend. Diese Platte...<br />

spaltet mich. Der erste Song ist Programm. "Was ist<br />

gut? Was ist schlecht? Was ist richtig? Was ist falsch?"<br />

- das frag ich mich auch. Dürfen die das? Nach einem<br />

"Jazzintro" setzt die Stimme ein, die einen erst mal erschaudern<br />

lässt. Häh? Dachte doch, das ist'n Jung, der<br />

da singt... Man grübelt noch darüber, dann bemerkt man<br />

diese unwiderstehliche Gitarrenmelodie an die Oberfläche<br />

treten... diese wiederum später wieder in einem<br />

fast unausstehlichen Pop-Part mündet, mit unglaublicher<br />

Über-Kopf-Stimme und gehalltem Pathos. Das<br />

trieft aber. Und darf es. Oder doch nicht? Hach, Ratlosigkeit.<br />

AufjedenFall kann ich anmerken, dass es gut<br />

ist, dass nicht immer die sich doch ziemlich in die Höhe<br />

schraubende Kopfstimme regiert. Herr de Voltaire hat<br />

auch eine sehr schöne Stimme in den mittleren Tonhöhen!<br />

Wie z.B. bei meinem Lieblingssong "Tür". Mal nicht<br />

ganz so kryptisch (bis auf den gläsernen Sarg... hihi!).<br />

Dafür fett pumpend, tanzbar und sich im Ohr festfressend.<br />

Voltaire sind da irgendwo. Da irgendwo mitten<br />

drin. Sitzen zwischen Stühlen. Und spalten! Kann ich<br />

gar nicht oft genug erwähnen. Spalten. Spalten. Da sind<br />

frühere und spätere Blumfeld, als zarter, durchsichtiger<br />

großer Vorhang über allem. Da ist ein Tacken Selig. Da<br />

ist manchmal auch ein Xavier Sohn Mannheims, der<br />

hinter der Ecke hervorlugt. Da ist Radiohead. Da sind<br />

Muse. Da sind noch viele andere. Aber nie auf den<br />

Punkt. Die Musik schon, manchmal sogar fast zu perfekt,<br />

aber das hatten wir schon... Nie auf den Punkt einer<br />

der Genannten. Man hört zumindest die klassische<br />

Ausbildung der Protagonisten. Man merkt, dass da Können<br />

dahinter steckt. Multiinstrumentalisten, die mit offenen<br />

Augen durchs Leben gehen. Manchmal ein bisschen<br />

zu geplant. Zu viel Kopf gemacht. Zu viel hinterfragt.<br />

Anderseits doch wieder gut so. Zwar nicht ganz<br />

so die Offenbarung und etwas neues - wie im Info im<br />

wahrsten Sinne abgefeiert und abgefeuert - aber schon<br />

da in die Richtung stolpernd. Schon dran. "Stille" ist ja<br />

doch auch sehr gut. Wobei "Vampir" mit seinen Vergleichen<br />

und Bildmalereien ein bisschen zu -naja- mir<br />

zu weit weg ist. Und der Song klingt schon sehr nach<br />

spätere Blumfeld... Eigentlich sollte ich viel mehr Worte<br />

hier verwenden, die ich im Duden nachschlagen müsste.<br />

Dieses Gefühl wird zumindest gerade bei mir geweckt;<br />

Voltaire läuft im Hintergrund. Ob das jezz gut ist,<br />

sei mal dahingestellt. "Kaputt" ist ein Hitkandidat, das<br />

mal kurz als Einwurf. Letztens wurde ich wegen "unangebrachten<br />

bis peinlichen Anmerkungen des Verfassers"<br />

gerügt. Das ist mir aber egal. Es geht um verschiedene<br />

Ebenen, um Subjektivität. Alles geht darum.<br />

So auch bei Voltaire. Alles auf Ebenen und Subebenen.<br />

Mehr dahinter und vor allem darunter, als man am Anfang<br />

zu denken vermag. Man müsste sich allerdings auf<br />

Voltaire einlassen. Und das könnte gefährlich werden.<br />

Für Geist und Körper. Die werden spalten. Find ich die<br />

jezz gut? Ja... Und das war jezz nicht zögernd. Oder<br />

doch?<br />

Abdruck ohne Namensnennung (wie aufm Info unterm<br />

Text drunter steht...) Ach ne, doch... Matthias Horn<br />

www.verstaerker.<strong>com</strong><br />

Warrant - Born Again<br />

(MTM Music/SPV)<br />

Condition critical. Warrant haben das Kunststück vollbracht,<br />

zuletzt zur eigenen Persiflage zu verkommen.<br />

Als Ursache wurde zwischenzeitlich Ex-Sänger Jani<br />

Lane ausgemacht, den man nun durch die ehemalige<br />

Black'n Blue-Röhre Jaime St. James ersetzt hat. Der<br />

macht seine Sache unspektakulär aber gut (wenn auch<br />

ungewohnt tiefstimmig), und so dürften Warrant auf ihrem<br />

siebten Album sicher erneut die Königspudel unter<br />

Euch zum Matte-Schütteln bewegen. Obwohl die<br />

Songs unterm Strich als ordentliche Hardrock-/Hair Metal-Kost<br />

durchgehen, fehlt insgesamt das für eine wirklich<br />

überzeugende Gitarrenarbeit notwendige Quäntchen<br />

Finesse - hier belassen es Warrant bei einem gelegentlichen<br />

Solo, wo sie früher noch durch technische<br />

Kabinettstückchen aufhören ließen. Und ein Wechsel<br />

am Mikro hinterlässt immer Spuren, so dass auch bei<br />

Warrant bezweifelt werden darf, dass "Born again" einer<br />

tatsächlichen Widergeburt entspricht. Eine gelungene<br />

Wiederbelebung ist es aber allemal. No more condition<br />

critical.<br />

Heavy<br />

www.warrantweb.net<br />

Waterdown - All Riot<br />

(Victory/Soulfood)<br />

Deutschlands einzige Victory-Band mit ihrem Comebackalbum.<br />

Und was für eins. Mit gewisser Skepsis beginnt<br />

mein Weg durch dieses Album, mit dem ja keiner<br />

so wirklich mehr gerechnet hatte. Da wäre zunächst die<br />

Tatsache, dass Donots-Frontmann Ingo Knollmann hier<br />

an den Reglern saß - was zumindest im Waterdown-<br />

Kontext so einiges an Angst aufkommen ließ. Denn<br />

Freundschaft unter den Bands hin oder her, was ich auf<br />

gar keinen Fall hören wollte, sind auf Pop geschliffene<br />

Songs, die jede Teenieparty zum Platzen bringen würden,<br />

nur eben mich nicht. Und dann kommt diese Wut,<br />

diese Twenty-Something-Angst, dieses Aufbrechen<br />

und Zerfließen in Melodien, die ja in der Tat sogar Maiden-Anklänge<br />

haben. Und am Ende, nach all dem<br />

Schmerz, der sich in Tracks wie dem ultrabösen "Disassembled"<br />

breitgemacht hat, gibt dir und mir das unglaubliche,<br />

und ich neige sogar es als schön zu bezeichnende,<br />

"Til the very end" den Frieden, den du<br />

brauchst, wenn du nichts erwartet und doch alles bekommen<br />

hast.<br />

Jörg Willerscheidt<br />

www.victory.<strong>com</strong>


Why? - Rubber Traits EP<br />

(Anticon/Southern)<br />

Yoni Wolfs dritter Output innerhalb kurzer Zeit. Nach der<br />

"Sanddollars"-EP und dem fabelhaften "Elephant Eyelash"<br />

Album (siehe nN # 14), hier nun eine Songauskoppelung<br />

aus letzterem. Mit "Rubber Traits" hat man einen<br />

sehr zurückgelehnten, leicht spacigen Akustik-Pop<br />

Song gewählt. Dazu gibt es drei unveröffentlichte Stücke sowie das Video zum<br />

Titelsong. Insgesamt entsprechen auch diese Songs dem zurückgelehnten<br />

Charakter und spiegeln so eher die Psych-Pop Seite Wolfs wider. Seine Hip<br />

Hop-Roots sind hier allenfalls marginal in "Pick Fights" zu finden, was diese<br />

angenehme EP allerdings keineswegs schmälert. Eine ruhige, wiederum gelungene<br />

Veröffentlichung, die allerdings ohne Hits wie "Sanddollars" auskommt.<br />

Christian Eder<br />

www.anticon.<strong>com</strong><br />

Wilson Jr. - Introinvasion<br />

(Consolidate Records/Rough Trade)<br />

Wilson Jr. sind irgendwie wütend. Freundlich, und trotzdem unzufrieden.<br />

Deutsch, geschliffen, nun ja, wirklich viel kommt eben nicht dabei rum. Nur das<br />

Info, das geht so gar nicht. Ich weigere mich wirklich, weiterzuschreiben. Eine<br />

Unverschämtheit. So.<br />

Torge Hüper<br />

www.consolidate-rec.de<br />

Zamarro - The beast is on your track<br />

(Supermodern/Indigo)<br />

Wirklich bestürzend langweilig, was hier geboten wird. Man hat es schon geahnt,<br />

wenn von "rotzig stampfenden, kompromisslosen Rockhymnen voller Melodie,<br />

Frische und Sexappeal" und einem "tighten Meisterwerk voller Speed,<br />

Highwayfeeling und Leidenschaft" die Rede ist. Doch dann springt einem der<br />

Name Jack Endino, der ja immerhin Mudhoney, Zeke, Nirvana u. a., produziert<br />

hat ins Auge. Wird vielleicht doch nicht so schlimm? Nein! Es kommt sogar<br />

noch schlimmer. Unbeschreiblich schlimm. Man sammle sämtliche Superlative<br />

zu langweilig, uninspiriert, klischeehaft etc. und man bekommt ein sehr genaues<br />

Bild von "The beast…". Bestürzend, dass Endino sich für so ein Fäkalprodukt<br />

hergibt. Ich weigere mich diese Platte zu Ende zu hören und hier noch<br />

mehr Platz zu verschwenden. So eine Zumutung aber auch.<br />

Christian Eder<br />

www.zamarro.<strong>com</strong><br />

Berichtigungen<br />

Wahrscheinlich hat es eh jeder selbst bemerkt. Der Rezension zu G. I. Joe<br />

steht natürlich eine Besprechung von Hell Demonio und deren Album<br />

"Greatest Hits" voran, um deren Album es auch hauptsächlich gehen sollte.<br />

Volt waren bis dato noch nicht Support von Unsane. Da sind wir leider einer<br />

Fehlinformation des Labels aufgesessen. Southern hat da vielleicht einfach in<br />

der Alltagshektik etwas verwechselt. Nichtsdestotrotz würden Volt dort sehr gut<br />

hinpassen, und die alten Herren dürfen sich nach wie vor warm anziehen.<br />

Ups, wasn Legendenfrevel…<br />

Zum HellfueledAlbum wurde versehentlich das Hell Demonio Cover abgebildet.<br />

<strong>reViews</strong><br />

35


36<br />

<strong>reViews</strong><br />

SCHNELLDURCHLAUF mit Keule<br />

FAST FRIDAY - The Sweeter The Sin, The Bitter The Taste (www.fast-friday.net) ist definitv der<br />

Geheimtipp aus der umtriebigen Luxemburger Emo-/Noise-Szene; brutale Gitarren, hartzart Gesang<br />

mit großartigen Hooks heben diese Scheibe ganz, ganz weit über den Standard. Leider ist<br />

die CD zur Zeit noch in keinem deutschen Vertrieb, so dass sie nur über die Bandhomepage bezogen<br />

werden kann. Unbedingt zugreifen! ***<br />

FILTHY THIEVING BASTARDS - My Pappa Was A Pistol (BYO) klingen irgendwie nach den<br />

Pogues. Ist klar, dass das ein Kompliment ist, oder? Die Band, eigentlich aus einem Sideproject<br />

der "Swinging Utters" und weiterer Bands hervorgegangen, mischen Folk, Contry, Rock und<br />

Punk zu einer stimmigen Mischung. ***<br />

KIMONO - Arctic Death Ship (Bad Taste/Rough Trade) machen laut Bandinfo irgendwas<br />

"zwischen Can, Neu!" und isländischer Avantgarde; kommt alles recht düster und eckig daher.<br />

Nicht schlecht, hat aber mit Krautrock ungefähr soviel zu tun, wie Weihnachten mit dem Osterhasen.<br />

***<br />

MALAISE - Hypnotized By Forgotten Lies<br />

(Ultrachrome/Rough Trade) kommen aus Schweden, was mir zunächst ein zuversichtliches Grinsen<br />

ins Gesicht treibt; leider verflüchtigt sich Nämliches beim Hören; die sehr runde Produktion<br />

kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Scheibe mit ihren C-D-E- resp. F-G-A-Akkordfolgen<br />

kaum weniger langweilig ist als ein Ü-60-Tanztee. ***<br />

MARY SLIM - My Time EP (Wild Kingdom/Rough Trade) machen ziemlich rotzigen Rock'n'Roll,<br />

der mächtig Spaß macht; die richtiges Mucke für eine coole BBQ-Party mit viel Bier vom Fass.<br />

MEDLEY JUKEBOX - Tinki Winki Was A Pornstar (Charel Stoltz Productions/ http://www.medleyjukebox.tk)<br />

haben sich dem, was ich mal "Frickelcore" nennen möchte, verschrieben; zwischen<br />

Noise, Jazz, Rock und Klangkollagen tummeln sich die Luxemburger um Keyboarder<br />

Charel Stolz. Und sie machen ihre Sache derart gut, dass es einem glatt die Sprache verschlägt.<br />

Kein egomanisches Gedudel selbstverliebter Instrumentalisten - Teamarbeit ist angesagt, das<br />

Kollektiv macht diese Band so stark. Klasse Scheibe, und immer wieder erstaunlich, was dieses<br />

kleine Land so hervorbringt. Und das mit Tinki Winki habe ich ja schon immer geahnt …. ***<br />

OHL - Wir Sind Die Türken Von Morgen (Teenage Rebel/Rough Trade) ist ein Re-Release, die<br />

Scheibe kam bereits vor vier Jahren als Vinyl raus, nun also mit einigen zusätzlichen Tracks als<br />

CD. Das Ganze ist eher was für die hardcore-OHL-Fans, fast alles Songs sind schon gut 25<br />

Jahre alt und stammen aus dem Jahr 1981. Was die Sache eventuell spannend macht: Das was<br />

hier drauf ist, wird man kaum woanders finden, sind doch die Originale meines Wissens indiziert.<br />

***<br />

RAM - Forced Entry (Black Path /www.ram-metal.<strong>com</strong>) lassen das Metal-Heart höher schlagen,<br />

und da ein solches noch ab und an in meiner Brust tobt, bin ich ganz aus dem Häuschen! Judas<br />

Priest mit einen Sänger, der aber so was nach Midnight von "Crimson Glory" klingt - so<br />

könnte man das beschreiben. Und da die Jungs aus Schweden kommen, muss das mit dem<br />

guten Sound wohl gar nicht erwähnt werden - klasse! Leider zur Zeit nur über die Homepage<br />

der Band, siehe oben, zu bekommen. ***<br />

SOME GILRS - Heaven's Pregnant Teens (Epitaph/SPV) - aha,<br />

wieder so eine "Allstar-Band"; ist ja immer so 'ne Sache. Man<br />

könnte glatt meinen, derlei Scheiben verkaufen sich hauptsächlich<br />

durch ein verkaufsförderndes Namedropping; Mitglieder<br />

von Bands wie UNBROKEN, AMERICAN NIGHTMARE,<br />

THE LOCUST kloppen uns hier die Tracks um die Ohren, dass<br />

es sich gewaschen hat. Viel Krach, also, wenig Melodien, das<br />

wird kein großes Ding, trotz der Namen - schade, da wäre mehr<br />

drin gewesen, zumal leider auch am Sound gespart wurde. ***<br />

THE BUCKSHOTS - s/t (Frankie Boy Records/Soulfood). Die<br />

Band haben wir ja schon in einem Interview in dieser Ausgabe<br />

gewürdigt, und eigentlich mag ich es nicht, eine Interview zu<br />

machen und dann noch gleich selbst die CD zu besprechen -<br />

die ich natürlich mag, sonst würde ich ja kein Interview führen,<br />

oder?! Daher nur noch mal kurz: THE BUCKSHOTS sind die<br />

Band um "Psychotic Youth" Sänger Jorgen; cooler Rockabilly<br />

mit Surf, Country und Rock'n'Roll-Anleihen! die CD wird Ende<br />

März beim Wolverine-Sub Frankie Boy Records erscheinen.<br />

THE FILAMENTS - … What's Next (Householdnamerecords)<br />

bringen nicht weniger als sechs Leute auf die Bühne und<br />

scheuen auch vor dem Gebrauch von Blasinstrumenten wie<br />

Sax und Trompete nicht zurück; das verleiht dem Punk der Engländer<br />

einen Anzug, der gut sitzt, farblich aber etwas gewagt<br />

daherkommt. ***<br />

THE GEE STRINGS - 16 Songs Of Nonstop Punkrock (Revel<br />

Yell Music/RADAR) - so und nicht anders muss Punk sein:<br />

Kämpferisch, mit aggressiven Melodien, geläufige Akkordfolge<br />

mit trotzdem - oder gerade deshalb - hohem Widererkennungswert;<br />

die vier Aachener um Sängering Ingi Pop und Basser<br />

Nik Nasty, aka Dominik Schetting, der auch bei "Molotow<br />

Soda" mitwerkelt, machen zeitlosen Britpunk vom Feinsten. Einen<br />

Blick sollte man auch auf das Label werfen: "Revel Yell"<br />

heißt die Schmiede und ist im Norden Japans angesiedelt - gut<br />

möglich, dass wir in einer der nächsten Ausgaben mal ein Special<br />

machen … ***<br />

THE QUILL - In Triumph (Steamhammer/SPV)<br />

entstammen der untoten Stoner-Gemeinde und gehen<br />

schweinsgeil ab; es drückt, es rockt und treibt, ist ziemlich in<br />

der 70ern verwurzelt und besticht durch astreinen Sound - sind<br />

eben Schweden. Mit Sicherheit eine des besten Releases dieser<br />

Kategorie in letzter Zeit - die sollen ja demnächst live kommen<br />

- würde ich mir an Eurer Stelle unbedingt mal geben.<br />

THE SCOTCH GREENS -<br />

Professional (DRT/Soulfood)<br />

sorgen für fröhlich sprudelnde<br />

Stimmung, mit Songs denen<br />

mitunter sogar ein Country-<br />

Anstrich verpasst wurde; das<br />

sprengt Hörgewohnheiten und<br />

ist - weil's gut funktioniert - lobenswert;<br />

da derlei nach einer<br />

dreiviertel Stunde aber auch<br />

schon mal langweilig werden<br />

könnte, beeilen sich die Herren<br />

und machen deutlich vorher<br />

Schluss. ***<br />

TOPPER - No. 1 (Wild Kingdom/Rough<br />

Trade) behaupten,<br />

dass Punk "nicht deshalb<br />

schon tot" ist, weil es die<br />

"Clash oder die Stiff Little Fingers"<br />

nicht mehr gibt - und sehen<br />

sich als Beweis hierfür.<br />

Dem muss ich nix hinzufügen,<br />

recht haben sie, sauber gerockt<br />

und gut produziert - Punk<br />

zum Mitsingen. ***


Barzin - My Life In Rooms<br />

(Monotreme Records/Cargo Rec.)<br />

Highlight1<br />

Diese Wärme, dieses Vibraphone, dieses Steel Pedal, diese sanfte Stimme, diese intime Atmosphäre. Nach<br />

ein paar Sekunden ist man umgarnt und wiegt sich wohlig in dieser hörbaren Decke. Ein sanftes Eintauchen,<br />

vorsichtig erst mit den Ohren, die Flächen teilen sich und schließen sich wieder nach dem Eintritt. Dann folgt der restliche<br />

Körper. Alles geschieht ganz langsam und behutsam. Man schwimmt davon, man schwebt. Keine Berührungsängste, alle sind da:<br />

Piano, Gitarre, Bass, Jazzbesendrums - eine Fläche French Horn, und vieles anderes. Ineinander verwebt, einfach nur warm und sanft.<br />

Das hört sich vielleicht jezz sehr nach verdammtem Hippie an, aber würden alle Barzin hören, es würden keine Unstimmigkeiten, kein<br />

Krieg mehr geben. Auch wenn das hier alles -natürlich- mit einer gehauchten Melancholie durchzogen ist, es nicht anders sein kann, zieht<br />

und strömt alles nach oben. Vor allem ist diese Vertrautheit, dieses Gefühl der Verbundenheit nicht mehr wegzukriegen. Barzin wissen,<br />

wie es einem geht, wissen, wie das Leben so spielt, wissen, nach was man sich sehnt, wissen, wohin man drängt. Vertonte Nähe. Wissende<br />

Töne. "It's leaving time - it's always leaving time", selten war Aufbrechen so voller Ruhe, Gewissheit und dennoch Elan… Barzin<br />

motivieren zum Kopfkino, zum Sich-bewußt-werden, zum Sich-öffnen.<br />

Iron&Wine, Calexico, Dakota Suite, Mojave3, die Great Lake Swimmers, alles Verwandte; Tony Dekker von letzteren ist sogar teilweise<br />

aktiv am Songwriting und beim Instrumentieren beteiligt. Und das ist gut so. Der Soundtrack zum Wohlfühlen. Und für alles weitere auch.<br />

Matthias Horn<br />

www.barzinh.<strong>com</strong><br />

www.monotremerecords.<strong>com</strong><br />

37


38<br />

Kate Mosh<br />

Kate Mosh über...<br />

Man hat ja viel Verheißungsvolles gehört aus dem<br />

Hause Nois-O-Lution. Sagenhafte Dinge über das<br />

im April erscheinende neue Album von KATE<br />

MOSH, das da heißt "Breakfast Epiphanies". Labelchef<br />

Arne Gesemann faselte in scheinbar wirr<br />

dahingeschriebenen eMails irgendwas von "auf<br />

einem Level mit Notwist" und auch der ein oder<br />

andere Label-Newsletter versprach für das da Kommende<br />

eine ganz große Show. Dann der erste Vorgeschmack<br />

in Form der "4 a.m. And It's Already<br />

Hell"-EP, der sicherlich Appetit auf mehr machte.<br />

Beim ersten Hören von "Breakfast Epiphanies", galt<br />

es dann natürlich zunächst die Frage zu klären, ob<br />

die Platte den Vorschusslorbeeren auch wirklich<br />

gerecht wird, denn als schwäbelnder Musikkritiker<br />

ist man natürlich nicht so leicht von Worten zu<br />

blenden. Und was soll ich sagen?! Schon nach<br />

zwei, drei Hördurchgängen war mir klar, dass es<br />

sich hier um eine kleine Erschütterung der Hörge-<br />

.... DAS prägendste Ereignis in den zurückliegenden zwei<br />

Bandjahren.<br />

Thom: Wahrscheinlich das Immergut Festival 2005. Da hat bei<br />

unserem Auftritt alles geklappt, trotz 50 Grad Celsius im Zelt und<br />

vorhergehender Allergieattacken. Und außerdem: Sn Cleemann<br />

und Jens Gathemann als Mitspieler gefunden zu haben.<br />

wohnheiten handelt, deren Epizentrum hoffentlich<br />

nicht nur in kleinen, verrauchten Musikfreak-Zimmerchen<br />

zu spüren sein wird. "Breakfast Epiphanies"<br />

ist eine intelligente Mischung aus Noise, Neo-<br />

Wave, Pop und ganz viel Eigensinn. Soviel kreatives<br />

Potential lässt sich auch interviewtechnisch<br />

nicht in ein Korsett zwängen, dache ich da, und verzichtete<br />

deshalb auf ein konventionelles Frage/Antwort-Spiel,<br />

bei dem der Interviewer trotz all der<br />

gewollten Objektivität dennoch immer in die von<br />

ihm erdachte und im Vorfeld geplante subjektive<br />

Richtung lenkt. Die Idee dahinter ist die, dass es der<br />

Band selbst überlassen sein soll, was sie antwortet<br />

bzw. was eben nicht. Kurze, interpretierbare Fragen<br />

sollten es sein; unpersönlich via eMail übermittelt,<br />

um das Ergebnis so empirisch-objektiv wie möglich<br />

zu halten. Real existierende Demokratie sozusagen.<br />

Zur Verfügung stellten sich Thom (Voc/Git) und Sn<br />

(Git/Key/Voc). In diesem Sinne.<br />

... Nois-o-Lution-Records.<br />

Thom: Ein Label mit guter Geschichte und wahnsinnig produktiver<br />

und freundschaftlicher Atmosphäre. Arne Gesemann ist mit<br />

seiner Arbeitsweise und persönlichen Art ein ausschlaggebender<br />

Grund für unsere Entscheidung gewesen, das Angebot von Noisolution<br />

anzunehmen. Obwohl er ein verdammter Bayern-Fan<br />

ist... Und morgen ist die Stimmung bestimmt wieder schlecht,<br />

weil sie in Mailand 4:1 verloren haben. Gut , dass das nicht so


häufig vorkommt.<br />

Sn: Hier wird uns Arbeit abgenommen, hier müssen wir uns aber<br />

auch jenseits von freundschaftlicher Nachsicht behaupten können.<br />

Das fordert und fördert und ist recht angenehm. Dass wir<br />

die Verbindung zu Sinnbus trotzdem weiter pflegen können,<br />

spricht dabei noch einmal besonders für Arne, sein Label und<br />

seine schöne Praktikantin.<br />

... Sinnbus.<br />

Sn:Freunde, Partner, Label und Veranstalter mit Stil und<br />

Geschmack. Wie hier musikalische Vielfalt und doch stets spürbare<br />

Konsequenz im Umgang mit Musik und Individualität Hand<br />

in Hand gehen, das hat man nicht oft. So sind wir denn auch gern<br />

dort zuhause und arbeiten immer gern mit Sinnbus zusammen.<br />

Daran haben auch der Wechsel zu Noisolution und die Weitergabe<br />

von Verantwortlichkeiten nichts geändert; und es war auch<br />

nicht etwa Unzufriedenheit mit Sinnbus, die uns zum Wechsel<br />

bewegt hat.<br />

... Sinnbussignale.<br />

Sn:Der Sinnbus zu Grunde liegende Netzwerkgedanke in Veranstaltungsform.<br />

Signale ist eine Konzertreihe, mit der wir befreundeten<br />

Bands und Labels eine Plattform in unserer Stadt geben,<br />

bei der wir Bands aus Berlin und von außerhalb bestmöglich<br />

kombinieren und Berlin ein paar gute Abende verschaffen. Sinnbus<br />

ist nie nur ein Label gewesen, und diese Reihe ist ein<br />

schneller und unkomplizierter Weg, dieser Tatsache auch mal<br />

wieder Rechnung zu tragen.<br />

... Idealismus.<br />

Sn:Ist eine super Sache, wenn man voll dabei ist. Machen um<br />

des Machens willen, Selbstausbeutung, Leidenschaft, das ganze<br />

große rauschähnliche Ding. Kann einen aber auch ziemlich in die<br />

eine oder andere Scheiße reiten und ist deshalb verschiedenen<br />

Menschen verschieden wichtig. Kate Mosh sind verschiedene<br />

Menschen, aber am Ende ist für alle Beteiligten das Beste an der<br />

Musik die Musik. Und wir haben das Glück, mit Leuten<br />

zusammenarbeiten zu können, die das ähnlich sehen.<br />

... Breakfast Epiphanies.<br />

Thom: Damit meinen wir die in alltäglichen, unscheinbaren Situationen<br />

aufkommenden Erkenntnisse; Momente der Klarheit, die<br />

einen dazu antreiben, etwas zu ändern. In anderen Zusammenhängen<br />

der Titel unseres zweiten Albums. Ein Einblick in das,<br />

was Kate Mosh momentan bewegt und ausmacht.<br />

Am 07.04.2006 ist die Veröffentlichung, wir zählen die Tage und<br />

die Spannung steigt. Wird das Album gut aufgenommen? Erfüllen<br />

sich unsere Erwartungen? Unser momentanes Gefühl ähnelt<br />

der Vorfreude, die man als Kind vor seinem Geburtstag empfunden<br />

hat. So ein Gefühl noch mal zu haben ist schon etwas<br />

Besonderes.<br />

... die Vorstellung vom perfekten Song.<br />

Thom: Sogenannte perfekte Songs leben, soweit ich meine Lieblingslieder<br />

als Referenz anführe, wohl davon, eben nicht perfekt<br />

zu sein. Sie beinhalten Momente und Wendungen, die sich aus<br />

mannigfaltigen und oftmals unerklärlichen Gründen in Körper<br />

und Kopf fressen. Deshalb ist es auch müßig, den perfekten<br />

Song zu suchen.<br />

Sn: Er ignoriert alle Erwartungen. Er lebt von Verweigerung und<br />

Eigensinn und lässt einen dann doch einfach nicht los. Perfekte<br />

Songs sind deshalb "Particle man" von They Might Be Giants,<br />

"American motor over smoldered field" von ASMZ und alle Stükke<br />

von "Misery is a butterfly".<br />

... die Vorstellung von der perfekten Platte.<br />

Thom: Das ist schon etwas einfacher. Sie muss in ihrer Gesamt-<br />

heitfunktionieren, ein roter Faden sollte sich durch die Titel ziehen und nach<br />

dem Hören dreht man wieder um - oder stellt den Ordner auf<br />

"Repeat" - und es geht von vorne los.<br />

Sn:Auch hier wieder: Überraschungen, Brüche und Umwege, die<br />

dann doch wieder und wieder an ein Ziel führen.<br />

... den schmalen Grad zwischen Eingängigkeit und Vertracktheit.<br />

Thom: Du meinst wohl Grat? Entschuldige... J (..Oh..! Ja..! Klar..!<br />

Anm. d. Verf.) Ich hoffe, dass wir genau auf diesem entlang wandern.<br />

Beide Seiten haben ihre Wichtigkeit und Anziehungspunkte.<br />

Es ist auch nicht allzu schwer, die Mitte zu finden, wenn man<br />

beides in seiner Musik zulässt, weder verbohrt noch käsig ist.<br />

... die Beatles.<br />

Thom: Hab ich mit elf Jahren auf Papas Walkman gehört, den<br />

eigentlich nur ich benutzt habe. Ich fand natürlich die Stones besser,<br />

da Papa die auch besser fand. Tendenziell ist das jetzt auch<br />

noch so. Wenn es den Streit Beatles/Stones, Popper/Rocker,<br />

usw. heute noch geben würde, wäre ich wohl auf der letzteren<br />

Seite vertreten. Des Weiteren haben die Beatles ja auch so<br />

einen komischen Namen wie wir.<br />

Sn:<br />

Dann bin ich wohl der Beatles-Futzi. Aber ich habe ja auch nie<br />

AC/DC gehört.<br />

.... die aktuelle Relevanz des Pop.<br />

Thom: In meinem Leben nimmt Pop für mich als Musiker natürlich<br />

eine tragende Rolle ein. Er spiegelt die junge und frische Kultur<br />

ebenso wie die aktuelle Gemütslage der Gesellschaft wider.<br />

Momentan ist die Flut an Informationen und Veröffentlichungen<br />

aufgepumpt wie nie zuvor, doch diese Entwicklung wird sich fortführen,<br />

es wird immer mehr als je zuvor sein. Man wird sich dran<br />

gewöhnen. Es gibt viel Bedeutsames zu entdecken, man muss<br />

dafür aber Kraft und Mühe aufwenden und wird dadurch bedingt<br />

auch einiges Interessantes verpassen. In Verbindung mit dem<br />

mit Pop symbiotisch verbundenen Wort Masse, wird es jetzt und<br />

zukünftig wohl wenig Relevanz geben, da die die Masse erreichenden<br />

Institutionen zwangsläufig keinen Wert auf Bedeutsames<br />

legen. Ansprechendes wird von vielen, Anspruchsvolles nur<br />

von wenigen gekauft.<br />

... die zukünftige Relevanz des Pop.<br />

Sn: Es wäre schön, wenn sich die aktuell hohe Drehzahl der<br />

Popmaschine auch mal wieder in Bewegung niederschlagenwürde,<br />

die nicht ausschließlich Tanz ist. Ansonsten siehe oben.<br />

.... das Dasein als Vorband<br />

von Aereogramme.<br />

Thom: Eine gute Erfahrung<br />

mit einer sehr guten<br />

Band. Bei unserm Auftritt<br />

in Glasgow im Januar ist<br />

die ganze Band (bis auf<br />

Schlagzeuger Martin,<br />

den wir ein paar Tage<br />

später in London getroffen<br />

haben) und ihr Tourbegleitervorbeigekommen.<br />

Das war schon ein<br />

besonderes and angenehmes<br />

Wiedersehen.<br />

Kate Mosh 39


40<br />

Kate Mosh<br />

Auf der Tour mit Aereogramme<br />

haben wir natürlich auch Menschen<br />

erreichen können, die vorher<br />

noch nichts von uns gehört<br />

haben. Wer Aereogramme hört ist<br />

auch sicherlich ein aufgeschlossener<br />

Musikhörer, das hat das Ganze<br />

natürlich wesentlich vereinfacht.<br />

Immer gerne wieder. Dann werden<br />

wir auch vielleicht den Typen finden,<br />

der uns in Stuttgart den Mietwagen<br />

mit einem Schlüssel zerkratzt<br />

und uns fast in den finanziellen Ruin getrieben hat.<br />

Sn: Vier Aereogramme-Konzerte am Stück gesehen. Wie geil ist<br />

das denn?<br />

... das Leben auf Tour.<br />

Thom: Unterwegs sein ist eines der schönsten Dinge, die ich mir<br />

vorstellen kann. Ist eine Art Paralleluniversum, in dem man sich<br />

auf Tour befindet. Auch wenn man viel Zeit auf Autobahnen verbringt,<br />

manchmal gerne mehr von den Orten, die man besucht<br />

sehen würde. Man trifft überall auf interessante und freundliche<br />

Menschen, denen Musik viel bedeutet, die einem ihre Wohnung<br />

zum Schlafen anbieten. Aber auch auf oben beschriebene<br />

Schlüsselkratzer. Also doch nicht viel anders als in der normalen<br />

Welt.<br />

Sn: Man muss manchmal aufpassen, dass man abseits der Konzertspektakel<br />

nicht im Autobahnstumpfsinn versinkt. Wenn das<br />

klappt, kann so eine Tour der großartigste Klassenfahrt-Bildungsurlaub-Expedition-Geschäftsreise-Crossover<br />

sein.<br />

... Live-Auftritte auf größeren (Festival-)Bühnen.<br />

Thom: Sie sind manchmal neu und aufregend, manchmal durchorganisiert<br />

und unpersönlich. Genauso verhält es sich mit dem<br />

dadurch Erzielbarem. Man kann viele Leute erreichen oder sie<br />

stehen alle an den Bierzelten, haken den nächsten Namen von<br />

ihrer "die-will-ich-mal-sehen"-Liste oder schlafen noch ihren<br />

Rausch im Zelt aus.<br />

... Live-Auftritte in kleinen Clubs.<br />

Thom: Es macht natürlich mehr Spaß, das Publikum näher an<br />

sich dran zu haben und vor gefülltem Haus zu spielen. Es ist<br />

aber auch angenehm, eine gute Anlage - und viel wichtiger einen<br />

guten Techniker - zu haben, was in manchen Läden eher nicht<br />

der Fall ist. Grundsätzlich hilft es natürlich am meisten, wenn<br />

sich der Veranstalter bemüht und kümmert und freundlich ist.<br />

... Top-Models.<br />

Thom: Haben mich in der Zeit von Claudia Schiffer, Naomi<br />

Campbell, Christy Turlington oder eben Kate Moss mehr interessiert.<br />

Heute kenn ich keine Namen mehr.<br />

Sn: Anfangs-, Höhe- und Schlusspunkt meiner Topmodelmanie<br />

markierte das famos sinnfreie "Toofunky"-Video. Heute wird lieber<br />

noch einmal "Glamorama" gelesen.<br />

... koksende Top-Models.<br />

Thom: Dass ich mich früher mehr dafür begeistern konnte (... für<br />

was? Anm. d. Verf.), lag wahrscheinlich auch daran, dass ich<br />

noch zu einem kleinen Teil daran geglaubt habe, dass das kein<br />

Knochenjob und alles total verkorkst (ha,ha) ist. Wer als Top-<br />

Model kokst ist mir aber auch ziemlich egal.<br />

Sn: Sind bestimmt voll gut drauf.<br />

.... England.<br />

Sn: ...ist schön und arm an Wäldern. Unser erweitertes Auswärtsspiel<br />

mit Sometree war ein ziemliches Fest, da wir wenig<br />

erwartet hatten und dafür eine Menge bekamen: Zuspruch,<br />

Bekanntschaften, witzige bis sehr gute Dritt- und Viertbands,<br />

viel gute Zeit. Wir haben uns sehr willkommen<br />

gefühlt und niemals einen schweren Stand gehabt, jedenfalls<br />

nicht jenseits dessen, was völlig unbekannte Bands<br />

nun einmal zu erwarten haben.<br />

... Fierce Panda und den Fandango Club.<br />

Thom: Es war schon komisch, bis nach London zu kommen,<br />

um dann um 20 Uhr als erste Band zu spielen. Das<br />

stelle man sich mal andersherum vor: Band kommt aus<br />

London und spielt dann um 21 Uhr, da danach die lokalen<br />

Bands spielen. Am Anfang unseres Konzerts waren genau drei<br />

Leute im Raum vor uns, Martin von Aereogramme, der zufälligerweise<br />

an jenem Abend Techniker gewesen ist, der Lichtmensch<br />

und unsere Freundin Anna, die in London wohnt und bei<br />

der wir übernachtet haben. Doch schon nach dem ersten Song<br />

füllte sich der Saal und es war ein sehr angenehmes und gutes<br />

Konzert. Wir stehen seit dem weiter mit Simon von Fierce Panda<br />

in Kontakt. Mal sehen, was da noch passiert.<br />

... für die Subkultur wirklich relevante Bands aus<br />

Deutschland.<br />

Sn: The Notwist, Delbo, Tocotronic, TSS, Oval - sage ich als Ein-<br />

Mann-Subkultur. Meine ostwestfälischen Mitsubkulturen werden<br />

wohl Tuesday Weld und Sharon Stoned ergänzen. Und<br />

Zusammenrottungen mit Subkulturgeschmack brauchen keine<br />

relevanten Bands, die haben sich selber.<br />

... die 80er Jahre.<br />

Sn: Ein sehr ergiebiges Jahrzehnt, in dem ich Sprache und aufrechten<br />

Gang für mich entdeckte und unter anderem im Rostokker<br />

Zoo Betonschildkröten zuritt. Der Rest der Welt zu dieser Zeit<br />

erschließt sich mir nur langsam, da ja jeder etwas anderes<br />

erzählt und für wichtig hält. An das gleichmacherische Ablehnen<br />

oder Feiern von Dekaden glaube ich nicht.<br />

... das letzte als Gast besuchte Live-Konzert.<br />

Sn: Beach und 3Moonboys im immertollen Schokoladen. Letztere<br />

ziemlich gut, aber dann doch ein bisschen arg ereignisarm,<br />

Beach ein ziemlicher Knaller mit wuchtigen neuen Songs, auf<br />

deren Leben als neue Platte ich mich schon sehr freue.<br />

... den eigenen Plattenschrank.<br />

Thom: Den habe ich seit geraumer Zeit unglaublich vernachlässigt.<br />

Seit geraumer Zeit habe ich aber auch kein Geld mehr, um<br />

mir mehr CDs zu kaufen, andererseits bekommt man aber auch<br />

mehr Material in die Hände, das von noch unbekannten Bands<br />

stammt, Demos, etc. Und da ist immer mal wieder was Interessantes<br />

dabei.<br />

Sn: Durch die Arbeit bei Tonspion.de größer geworden, aber<br />

nicht nur besser. Alphabetisch geordnet, der Übersicht halber.<br />

Überwiegend CDs.<br />

... die letzte selbst gekaufte Platte.<br />

Thom: Electrelane - "The Power Out"<br />

Eine tolle Band, die jahrelang dabei war und ein sehr eigenständiges<br />

Werk geschaffen hat. Haben hier auf dem europäischen<br />

Festland viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Bei der<br />

neuen Platte "Axes" wollten sie wohl zu viel und haben sich verzettelt.<br />

Schade, gerade weil es mich immer sehr freut, wenn<br />

Frauen sich mit ihrer Musik durchsetzen können.<br />

Sn: Die Goldenen Zitronen - Wenn ich ein Turnschuh wär'. Und<br />

Mogwais "Mr Beast". Beide super.


... Hype und das schnelle Vergessen.<br />

Sn: Beim Hype will es am Ende immer keiner gewesen sein, was<br />

wohl auch das schnelle Vergessen erklärt. Beide sind eher unangenehme<br />

Erscheinungen, die nur selten den richtigen Leuten im<br />

richtigen Maße zuteil werden. Schöne Ausnahmen wie Maximo<br />

Park bestätigen diese Regel eher. Als Schimpfwort oder Beitrag<br />

zu musikalischer Diskussion jedoch ist "Hype" genauso selbstdisqualifizierend<br />

wie "überbewertet".<br />

... die neue Platte von Franz Ferdinand.<br />

Thom: Hab ich noch nichts von gehört.<br />

Sn: Kann man gut zu tanzen. Kann man gut angucken. In allen<br />

anderen Punkten eher nicht so meins, aber alle anderen Punkte<br />

sind denen wohl auch gar nicht so wichtig. Geht klar.<br />

Kate Mosh 41<br />

... die neue Platte von den Strokes.<br />

Thom: Ich kenne nur die Single, die original wie Barry Manilows<br />

"Mandy" klingt. Aber das zieht sich ja momentan durch die aktuelle<br />

Musik wie nichts Gutes. Man denke nur an The Killers "Mr.<br />

Brightside" mit dem Gitarrensolo, das die "Ode An Die Freude"<br />

kopiert oder an Jets "Are you gonna be my girl" nachdem man<br />

als DJ immer sofort "Lust for life" von Iggy Pop spielen sollte.<br />

Sn: ...oder "You can't hurry love", nicht wahr.<br />

... die Zukunft.<br />

Sn:...soll jeder bitteschön selbst mitgestalten. Mir macht sie eher<br />

Sorgen.<br />

... die Zukunft der Band.<br />

Sn: Genau, halten wir die Bälle doch etwas flacher. Wir bringen<br />

ein neues Album heraus, wir werden damit touren, wir werden<br />

immer an neuen Stücken und guter Musik arbeiten. Auf den Rest<br />

sind wir sehr gespannt.<br />

Jochen Wörsinger


42<br />

einBlick: whosbrain Recs.<br />

nN: Who´s Brain ist…<br />

WB: … ein französisches<br />

Independent-Label, dass<br />

derzeit sieben Bands produziert.<br />

Wir sind fokussiert auf<br />

jedwede Independent-Sounds<br />

wie Post-Rock, Noise, Low-Fi, Electronica.<br />

Who´s Brain Records produziert und vertreibt alle Alben<br />

selbst. Wir sind vier Personen, die das Ganze leiten, zwei davon<br />

in Deutschland und zwei in Frankreich.<br />

nN: Unsere Geschichte hat begonnen…<br />

WB: … im April 2004 in Cherbourg in der Normandie. Nach der<br />

musikalischen Konzeptionierung von KruteKruth benötigten wir<br />

eigene Strukturen, um diese Musik anderen zugänglich zu<br />

machen. Daraufhin hat Who´s Brain die erste CD von KruteKruth<br />

veröffentlicht und ein Mini-Festival mit Spinoza Project, Al Wen<br />

Tio und Moller Plesset in Cherbourg organisiert. Spinoza Projekt<br />

und Al Wen Tio haben sich uns daraufhin angeschlossen, und so<br />

ist das Label Schritt für Schritt gewachsen.<br />

nN: Wir haben Who´s Brain Records ins Leben<br />

gerufen weil…<br />

WB: … Cherbourg eine wirklich gute Stadt für solche<br />

Sounds ist und es eine Menge Bands ohne weitergehende<br />

Strukturen gibt. Wir wollten verschiedene Bands<br />

zusammenbringen und später ihre Musik verbreiten.<br />

Die meisten dieser Bands waren Freunde von uns<br />

oder von KruteKruth. Who´s Brain war dabei die gute<br />

Mitte, um beim Produzieren und dem Organisieren<br />

von Konzerten zu helfen.<br />

nN: Unsere Philosopie ist…<br />

WB: … inhaltsorientiert mit Do-it-yourself Attitüde. Wir<br />

möchten gerne mit anderen Independent-Labels kollaborieren.<br />

Wir haben eine unkommerzielle Non-Profit Philosophie.<br />

Auch wenn wir unsere Alben verkaufen, jeder Gewinn wird dazu<br />

Guten Tag sehr geehrte Rammeherren! Die Aktualität von<br />

WHOSBRAIN RECORDS dieser Monat ist es sich vorzustellen.<br />

Man wünscht Ihnen eine sehr gute musikalische Aktivität!!!!!!!<br />

genutzt, um Neues zu produzieren. Wir kreieren und produzieren<br />

dabei alles selbst: CD-Cover, Poster, Merchandising etc.<br />

nN: Wir verstehen unter Independent…<br />

WB: … die Hauptdefinition der amerikanischen "free culture" der<br />

60er und 70er. Dem entgegen ist die USA aber das Land des<br />

Turbokapitalismus und kommerzieller und vorformatierter Produkte.<br />

Independent ist für uns das Gegenteil von Kommerz. Wir<br />

sind unabhängig und wollen nicht vom Geld getrieben sein.<br />

nN: Wir machen es, weil…<br />

WB: …wir es einfach gerne machen. Und seit 2004 ist es wirklich<br />

ermutigend mitzubekommen, dass wir zwar langsam aber<br />

sicher wachsen. Deswegen werden wir beharrlich weitermachen,<br />

um Who´s Brain weiter voranzubringen.<br />

nN: Wir verdienen selbst Geld in Höhe von…<br />

WB: … Null Euro.<br />

nN: Who´s Brain als<br />

politisches Projekt zu<br />

verstehen ist…<br />

WB: Wir können<br />

nicht wirklich klar<br />

sagen, dass<br />

Who's Brain<br />

Records ein<br />

politisches Projekt<br />

ist. Jeder<br />

von uns hat<br />

seine eigenen<br />

Präferenzen,<br />

auch wenn sie<br />

recht ähnlich sind.<br />

Aber wir sind eben<br />

DIY und Non-Profit und<br />

versuchen Menschen für


unkommerzielle Musik zu begeistern.<br />

nN: Unsere Kriterien eine Band zu signen sind…<br />

WB: Am allerwichtigsten ist erstmal die Musik. Diese muss<br />

dann von allen vier Mitgliedern von Who´s Brain gebilligt<br />

werden. Daraufhin analysieren wir unsere finanzielle<br />

Situation. Ein wichtiger Punkt ist natürlich auch die<br />

Motivation der Band.<br />

nN: Folgende Bands würden wir gerne<br />

signen…<br />

WB: Im Moment sind wir genug mit "unseren"<br />

Bands beschäftigt. Es gibt schon eine Idee<br />

für die nächste Band, aber das ist noch ein<br />

großes Geheimnis.<br />

nN: Unsere absoluten Faves, die wir<br />

gerne signen würden wären…<br />

WB: … Shellac, Shipping News, Herman Düne,<br />

Tortoise, Cheval de Frise, aber das ist natürlich<br />

leider nicht möglich. Wir haben dafür nicht genügend<br />

Geld und in Bezug auf Letztgenannte ist es<br />

unglücklicherweise zu spät.<br />

nN: Wir verehren…<br />

WB: ... Skingraft Records für ihre Mannigfaltigkeit (Comics,<br />

Musik, TV) und ihre Langlebigkeit. Dischord als politisches Projekt<br />

und deren Unabhängigkeit. Und in Frankreich "Les potagers<br />

natures" für ihre Offenheit.<br />

einBlick: whosbrain Recs. 43<br />

nN: Über Fanzines in Frankreich können wir sagen, dass<br />

WB: … sie alle zu Webzines werden, da das billiger ist.<br />

nN: Das spezielle Problem<br />

französischer Independent-<br />

Sounds ist…<br />

WB: … von der Independent-Szenewahrgenommen<br />

zu werden.<br />

Es gibt schon viele<br />

kleine Strukturen<br />

diesbezüglich, zwischen<br />

denen aber<br />

kein Austausch<br />

stattfindet. Inzwischen<br />

bessert<br />

sich das aber allmählich.Problematisch<br />

ist aber vor<br />

allem, dass es immer<br />

weniger Clubs für<br />

Indie-Konzerte gibt. Das<br />

ist wirklich schlimm, da<br />

ohne Konzerte alles ausstirbt.<br />

Da hängt viel von politischen Entscheidungen<br />

ab. Die Regierung will<br />

aber alternativer Kultur keinen Raum geben.<br />

Christian Eder<br />

http://whosbrain.free.fr


44<br />

Cor<br />

CORVom Schmerz in der Musik<br />

Nein, ich werde mich nicht darauf einlassen, schon in den Einleitungszeilen eines Interviews mit einer Rügener Band, das<br />

- ich sehe das jetzt mal so voraus - Unwort des Jahres 2006 zu benutzen oder hier in irgendeiner Form auf malade oder gar<br />

tote Federtiere anspielen. Lieber lasse ich meine altphilologische Schulbildung mal so richtig raushängen und bezeichne<br />

den Begriff "Rügencore" als "Paradoxon", will doch die idyllische, ruhige Insel irgendwie nicht in einem Atemzug mit etwas<br />

genannt sein, das nun für Ruhe, Frieden und Idylle so gar nicht steht: "Rügencore" - so bezeichnen die Insulaner um<br />

Sänger Friedemann Hinz ihre Musik. Was mich irgendwie gleich auf die erste Frage bringt …<br />

nN: Was bedeutet "Rügencore" und was kannst Du uns zur Band sagen?<br />

Friedemann: Rügen ist unsere Heimat, "Core" ist für mich ein Kürzel für aggressive und<br />

harte Musik! Also für genau die Art von Musik, die wir machen und hören! Die Band wurde<br />

2002 gegründet und macht seither in der klassischen Gitarre-Bass-Drums-Gesang-<br />

Besetzung die Gegend unsicher. In dieser Zeit haben wir drei Alben raus gebracht, "Viva<br />

la homo sapiens", "Flüstern und Schreien", "Freistil - Kampfstil - Lebensstil" …<br />

nN: Wie würdest Du das stilistisch einordnen?<br />

Friedemann: Wir nennen unseren Stil "Trashrock", soll heißen : alle guten Zutaten aus<br />

Punkrock, Trashmetal und Rock'n'Roll in einen Topf - und ab die Post! Dazu Texte, die<br />

Aussagen treffen ….<br />

nN: … was bedeutet?<br />

Friedemann: Wir machen im Endeffekt das, was meiner Meinung nach auch der Sinn<br />

einer Undergroundband und einer Undergroundscheibe sein sollte - sich äußern, seine<br />

Meinung sagen! Sinnloses Geschwafel ist der Popmusik vorbehalten. Wir leben unser<br />

Leben und suchen einen alternativen Weg …<br />

nN: Auch da bitte ich um Erläuterung …<br />

Friedemann: Naja, wir wollen nicht wie eine Masse von Hirnlosen irgendwem hinterherlaufen,<br />

und die Musik die wir hören, machen und lieben wir, es ist unser Lebenssoundtrack,<br />

keine Massenware zur allgemeinen Berieselung! Musik muss auch mal<br />

wehtun und die Leute zum Aufschreien bringen - dann wird auch über ein Lied nachgedacht,<br />

dann hat es auch eine Berechtigung.<br />

nN: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Label und<br />

Vertrieb gemacht?<br />

Friedemann: Da wir noch nicht so lang mit Label und Vertrieb arbeiten, sind unsere Erfahrungen<br />

auch nicht besonders umfangreich! Labeltechnisch hatten wir bisher nur mit Puke<br />

Music und Coretex zu tun, die jeweils einen sehr guten Job gemacht und uns extrem geholfen<br />

haben, die Platten unters Volk zu bringen. Ich denke, wenn man sich nach einem Label<br />

umschaut, sollte man nicht gleich beim erst Besten unterschreiben, nur um sagen zu können<br />

"Hey Leute, ich hab jetzt einen Plattenvertrag". Das ist ziemlicher Dünnschiss.


Es gilt einen Partner zu finden, der ähnlich tickt und auch Bock<br />

auf deine Musik hat!<br />

nN: Du hast erzählt, dass Ihr von Eurer Musik lebt -<br />

ist das wirklich realistisch? Wenn immer ich einem<br />

Künstler in Deutschland diese Frage stelle, ernte<br />

ich nur Kopfschütteln ….<br />

Friedemann: Ich finde, es kommt immer drauf an, wie du dein<br />

Leben führen willst. Wenn du einen fetten Wagen brauchst,<br />

eine riesige Wohnung, Urlaubsreisen etc., dann wird es nichts<br />

werden! Wir haben unseren Lebensstandart so runterge-<br />

Cor<br />

schraubt, dass wir auf den ganzen Krempel verzichten und wirklich<br />

alles der Band unterordnen! Und abgesehen davon: Auch wir<br />

haben alle einen Wagen - den Bandbus - und viele Urlaubsreisen<br />

im Jahr, nämlich die zu unseren Gigs. So brauchst du auch<br />

nicht allzu viel Geld - ich komm mit ca. 600 € hin, die ich halt<br />

durch kleinere Jobs rein bekomme! Dafür bin ich glücklich mit<br />

dem was ich tue!<br />

nN: Du hast vorhin gesagt, dass "Musik wehtun muss".<br />

Friedemann: Punkrock - HC muss provozieren, muss anecken!<br />

Wenn du einen Text schreibst, der Leute dazu bringst über ihn zu<br />

reden und ihre Meinung zu äußern, hast du dein Ziel erreicht - es<br />

wird nachgedacht. Dadurch zeichnet sich unsere Szene aus,<br />

dadurch heben wir uns doch von dieser ganzen Popscheiße ab!<br />

Wir denken über bestimmte Sachen nach, nehmen nicht alles<br />

hin, stellen Fragen, bohren Löcher, und wenn etwas faul ist,<br />

haken wir nach und klopfen auch mal auf die Finger! Für mich<br />

definiert sich dieser ganze Undergroundstyle über eine ganz<br />

bestimmte Lebensführung, die von der herkömmlichen abweicht<br />

und nach neuen Möglichkeiten sucht.<br />

nN: Inwieweit kann man mit Musik und ihren Texten<br />

Einfluss nehmen, etwa auf die "Tagespolitik" -<br />

glaubst Du, dass das funktioniert?<br />

Friedemann: Ich denke, dass das nicht auf direkte Weise funktioniert,<br />

aber auch nicht Sinn und Zweck unserer Musik ist, auch<br />

wenn das zunächst im Widerspruch zu dem zu stehen<br />

scheint, was sich vorhin gesagt habe … Wir beschreiben in<br />

unseren Texten Dinge, die um uns herum passieren und<br />

bewerten sie nach unserem Ermessen. Dazu gehören politische<br />

Themen genau so wie persönliche Erlebnisse! Wir<br />

sagen nicht: " Macht es so oder so, nur wenn ihr euch wie<br />

wir verhaltet, ist es korrekt!", sondern beschreiben wie die<br />

Dinge aussehen und welche Meinung wir dazu haben!<br />

Jeder sollte seinen Grips einsetzen und nachdenken! Vielleicht<br />

stimmt er mit uns in der einen oder anderen Sache<br />

überein, vielleicht lehnt er unsere Sicht ab oder hat einen<br />

besseren Vorschlag, dem wir folgen können. Das schönste<br />

für uns ist, wenn Leute sich mit unseren<br />

Aussagen auseinandersetzen und<br />

identifizieren können. Aber auch wenn<br />

wir uns darüber streiten haben wir ein<br />

wichtiges Ziel erreicht …<br />

45<br />

Auf der Homepage der Band<br />

http://ruegencore.de gibt es weitere<br />

Infos. Außerdem kann man sich den<br />

brandaktuellen Track "MEIN HUHN hat<br />

Grippe" runterladen.<br />

Keule


46<br />

Klez.E<br />

Auf Klez.E liegt ein<br />

Druck. Eine Erwartungshaltung,<br />

mit der<br />

viele Reviews zu Ihrer<br />

letzten und ersten Platte<br />

schlossen. Well done, mal was anderes. Eindrucksvoll<br />

für den Anfang. Doch mal gucken, in<br />

welche Richtung das weiter geht. Es ist knapp<br />

eineinhalb Jahre her, dass ich Tobias (Siebert -<br />

Kopf, Sänger und Gitarrist hinter Klez.E) an der<br />

Strippe hatte, um ihn zu "Leben daneben" auszuquetschen.<br />

Diesmal wollte ich nur ein kurzes Gespräch<br />

für eine kurze Situationsanalyse. Klez.E<br />

stehen immerhin vor der Veröffentlichung ihres<br />

neuen Albums; ok, noch ein bisschen hin bis da-<br />

Tobias: das heißt, das alles bis auf ein paar Kleinigkeiten im Kasten<br />

ist... und dann muss die ganze Sache noch gemischt werden;<br />

passiert alles Anfang Mai.<br />

nN: And what took you so long? Der Release wurde jezz<br />

nochmals nach hinten korrigiert. Als ob das in diesem<br />

Biz Gang und Gäbe wäre...<br />

T: Unser Standpunkt war immer die Garage in Berlin-Pankow.<br />

Eine Art Jugendzentrum-Areal (mit viel Platz zur Selbstverwirklichung<br />

- Anm. d. Verf.), auf dem mein Studio war, wir Partys, Festivals,<br />

Gigs und vieles mehr veranstalteten... und dieser Ort<br />

wurde uns weggenommen bzw. hat sich der Stil dort umorientiert...<br />

und da wollten wir nicht mehr bleiben. Wir haben einiges<br />

versucht, haben ein Konzept verfasst, warum das wichtig ist.<br />

Aber das wurde nicht akzeptiert und das Areal uns aus der Hand<br />

genommen und wieder als eine Art offenes Jugendhaus freige-<br />

Klez.E jetzt<br />

Eine Bestandsaufnahme.<br />

hin, genauer: Anfang August 2006. Trotzdem<br />

oder gerade deswegen höchste Zeit für ein Statement:<br />

Wie wurde die Platte und Band jetzt rückblickend<br />

aufgenommen bzw. mit Feedback versehen?<br />

Wie war die eben beendete Tour mit<br />

Kashmir? Und wie zur Hölle werden die Vertreter<br />

des neuen deutschen Indies den Erwartungen<br />

gerecht? Und warum dauerte das nur so lange?<br />

Aus dem für 20 bis 30 Minuten angesetzten Gesprächs<br />

(das hab ich aber nicht verraten...! -<br />

Anm. d. Verf.) wurde ein etwas längeres - wegen<br />

und auch Dank des Sympathen Tobias. Wo ist<br />

Klez.E gerade? Am Ende eines langen Prozesses,<br />

der viel Zeit und Kraft gekostet hat, so wird<br />

mir versichert. Und das heißt dann?<br />

geben... Hat ein bisschen gedauert,<br />

bis wir etwas neues<br />

gefunden hatten. Annette (die<br />

Labelchefin von Loob-Musik<br />

- Anm. d. Verf.) suchte zu<br />

der Zeit auch ein neues<br />

Büro und da haben wir<br />

dann eine Label-Studio-<br />

Proberaum-Loft in einer<br />

alten Fabrikhalle gefunden.<br />

Der Umzug, das Renovieren,<br />

Bauen und Einrichten<br />

hat halt ein<br />

bisschen länger gedauert<br />

als geplant. Dazu kommt<br />

noch, dass die erste


Band zum Aufnehmen schon quasi vor der Tür stand.<br />

Tobias Haupteinkommen bestreitet er mit seinem Studio, dass<br />

gerade sehr gut läuft. Der Rest vom Jahr ist schon verplant bzw.<br />

gut ausgebucht... Nachdem das Debüt eineinhalb Jahre "reifen"<br />

konnte, wie war rückblickend das Feedback auf die Platte? Wie<br />

wurde sie aufgenommen?<br />

T: Durchweg total gutes Feedback. Alle waren relativ überrascht.<br />

Das war Wahnsinn, so etwas bei einer ersten Platte zu hören; bei<br />

der noch viel ausprobiert wurde, alte und neue Stücke vereint<br />

waren... Klar, es kamen auch ein paar negative Kommentare,<br />

aber hauptsächlich von Punk- und Metalzines.<br />

nN: Gab es eine Erwartungshaltung bei euch, als die<br />

Platte rauskam?<br />

T: Wir hatten eine Premieren-Tour damals und dafür, dass wir<br />

durchweg gute Rezis in den auflagestarken Zines hatten, waren<br />

die Besucherzahlen doch sehr gering. Das ging aber klar für uns,<br />

da wir eh nicht mit so viel gerechnet hatten. Aber es war eine<br />

gute Gelegenheit, herauszufinden und zu vergleichen, was geht.<br />

Bei Delbo (da spielt Tobias Gitarre - Anm. d. Verf.) gab es nur<br />

halb so viel Berichterstattung. Und da wollte ich rausfinden, ob<br />

sich das auf die Zuschauerzahlen und Plattenverkäufe niederschlägt.<br />

Von den Verkäufen her sind wir zufrieden, die Tour... na<br />

ja. Für uns war's echt gut, immer sehr schöne Abende, aber für<br />

die Veranstalter teilweise nicht ganz so der Bringer. Das ist jezz<br />

auch'n Problem für eine neue Tour. Die könnten da ein bisschen<br />

vorsichtig reagieren. Und natürlich sind wir echt gespannt,<br />

wie die neuen Songs ankommen werden, wie wird darauf<br />

reagiert? Da steckt schon ein Druck dahinter...<br />

Da war fast in jeder Rezi als Schlusssatz: "Wie geht<br />

es weiter?". Ob wir versagen? Jezz werden wir<br />

uns auch zusammensetzen, was es für Ideen um<br />

die Platte herum gibt... Video, Artwork undsoweiter.<br />

Wobei ich schon sagen kann, dass das Cover<br />

sehr spannend und speziell wird. Und teuer für die<br />

Plattenfirma in der Herstellung. Wir sind gespannt,<br />

ob das gefällt. Und ihr dürft es auch sein.<br />

Gerade Klez.E bringen eine voll entwickelte "Gesamtheit" an den<br />

Tag, die in Musik, ausgefallenem Artwork, sehr schönen Videos<br />

und einer nicht minder hübschen Homepage zu tragen kommt.<br />

Abgerundet wird das mit der Tatsache, dass es die neue Platte<br />

auch komplett als elektronische Version geben wird, ein Bandmitglied<br />

(Fisch, in Tobias' Aussage ein "80er Jahre Soundtüftler")<br />

bastelt schon daran. Alle Instrumente werden noch mal elektronisch<br />

simuliert, alle Songs nochmals anders interpretiert. Ein Remix<br />

quasi, jedoch von der Band selbst angefertigt. Wobei sie<br />

noch nicht wissen, was genau mit dieser zweiten Platte geschieht,<br />

zumindest kommt sie nicht mit der "normalen" Version<br />

gleichzeitig heraus. Vielleicht auch auf einem Elektronik-Label...<br />

wir werden sehen.<br />

T: Auf der neuen Platte haben wir auch ein paar nicht so ganz<br />

"herkömmliche" Instrumente benutzt. Weingläser, ein Akkordeon,<br />

und anderes, das wird sehr witzig. Bevor unser Bassist seinen<br />

Akkordeon-Part aufnahm, hat er uns noch kurz eine Bachsonate<br />

vorgespielt; er studiert das.<br />

Wir schweifen ab, reden über Generationskonflikte (Tobias und<br />

ich befinden uns vor unserem 30.), über Für und Wider der Technik<br />

und dem Phänomen Mp3 im Speziellen, über Jamba!-Kids<br />

und Synthies, die älter sind als wir. Alles in allem ein sehr sehr<br />

angenehmer Gesprächspartner mit sehr ähnlichen Ansichten.<br />

Somit ist zumindest bei mir das Identifikationspotenzial auch im<br />

ganz oberen Pegelbereich. Wir philosophieren über Ebay und<br />

die dortige Möglichkeit auf Schnäppchenjagd und wie sich das<br />

Klez.E 47<br />

alles geändert hat, über Musikinstrumente und Platten-Raritätenkäufen...<br />

nN: Wie war die Tour mit Kashmir?<br />

T: Das war Wahnsinn... Als ich das erste mal "Zitilites" hörte, war<br />

ich sofort hin und weg. Und da gibt's ein Film zur Entstehung der<br />

Platte... die sind da einfach so nett und normal. Ich hab mal beim<br />

Label erwähnt, dass das doch toll wäre, mit denen zu spielen und<br />

so kurz vor Weihnachten kam auf einmal die Nachricht, dass wir<br />

bei den Deutschlandterminen dabei sind. Konnt ich erst gar nicht<br />

glauben. Beim ersten Konzert waren wir noch alle sehr schüchtern,<br />

die auch, und am Ende der Tour lagen wir uns alle in den Armen.<br />

Wahnsinn. Und so eine gute Band. Das war ein Erlebnis.<br />

Aber leider auch nur sechs Gigs lang...<br />

nN: Und Eure längste Tour bis dato? Touren macht noch<br />

Spaß, oder? Da gibt es ja ganz andere Meinungen übers<br />

Touren...<br />

T: Ne, das macht schon noch Spaß. Wir sind jezz aber auch nicht<br />

so dem Mythos Sex, Drugs and Rock'n Roll zugeneigt, eher gemäßigt.<br />

Die längste Tour war 3 Wochen... Also schon noch im<br />

Rahmen, dass es nicht auf die Nerven geht. Das einzige komische<br />

danach war die Tatsache, sein Essen wieder selbst organisieren<br />

zu müssen. Ich bin immer wieder froh, zurück zu sein,<br />

aber irgendwie ist es jedes Mal eine Umgewöhnung.<br />

nN: Kurze Zwischenfrage, um zu beweisen, dass wir<br />

am Puls der Zeit sind. Glaubst Du an eine drohende<br />

Pandemie?<br />

T: Neee, glaub ich nicht. Ich denke, dass ist Panikmache.<br />

Das passiert einfach so, es gibt immer solche Dinge, die<br />

ausbrechen. Einfach mal abwarten. Gefährlich ist das<br />

noch nicht. Es gibt wahrscheinlich gerade mal wieder<br />

nichts zu berichten. Ja, die Medien... und die Berichterstattung.<br />

DAS ist so ein Thema. Nur soviel kurz:<br />

Auf der alten wie auch neuen Platte von Klez.E befinden<br />

sich Texte, die sich kritisch mit der Alltagssituation,<br />

dem Leben und auch der Funktion der Medien auseinandersetzen.<br />

Und das ist auch gut so. Darüber hinaus ist<br />

es erstaunlicherweise ein leichtes, sich in der textlichen Welt<br />

von Klez.E wieder zu finden, sich zu Hause zu fühlen.<br />

T: Das find ich spannend, das haben mir einige gesagt. Vielleicht<br />

ist es auch so ein Generationsding, das gleiche Gefühl irgendwie.<br />

nN: 30 zu werden verbindet... Okay, wie schaut es mit<br />

Plänen für die Zukunft? Da sind die Weichen wohl schon<br />

ein bisschen gestellt...<br />

T: Ja, 4. August ist die Veröffentlichung, die Platte wird kommen,<br />

das ist klar. Und all die Dinge, die in diesem Zuge mitkommen.<br />

Das ganze Jahr ist zudem voll mit Bandaufnahmen. Und Urlaubmachen.<br />

Dieses Jahr hab ich mir endlich vorgenommen, mal im<br />

Sommer so zwei Monate freizuschaufeln... Das gab es bis jezz<br />

auch noch nie, sonst hab ich da immer gearbeitet. Wobei ich gespannt<br />

bin, ob das klappt. Diesmal muss es sein. Sonst killt mich<br />

meine Freundin...<br />

nN: Hat sich was beim Songwriting geändert? Du hattest<br />

zur ersten Platte schon einige Songs richtig fertig...<br />

T: Nach der ersten Tour ist die Band ein bisschen zusammengewachsen,<br />

hat sich quasi miteinander vertraut gemacht. Diesmal<br />

ist wirklich der größte Teil bis auf ein/zwei Ausnahmen mit der<br />

Band im Proberaum geschrieben worden. Das ist auch wichtig.<br />

Wobei es diesmal auch einige Songs gab, die sehr spontan entstanden<br />

sind. Da lief einfach der Rechner auf Aufnahme und wir<br />

haben einfach gespielt, was wir wollten... War auch eine neue Art<br />

für uns, hat aber sehr gut geklappt. Einfach drauflosspielen... Natürlich<br />

gab es irgendwann den Zeitpunkt, an dem mir alles zum


48<br />

Klez.E<br />

Halse raushing. Ich höre die Lieder aber<br />

auch immer sehr oft, täglich, bei jeder<br />

Gelegenheit, um zu hören, was man<br />

noch verbessern kann usw... Und<br />

irgendwann gings dann nicht mehr.<br />

Aber mal zwei Wochen ruhen lassen<br />

und dann merkt man doch wieder, wie<br />

es rockt!<br />

nN: Evtl. auch wieder ein Generationsding.<br />

Das Zweifeln und Hinterfragen...<br />

T: ...was ja auch gut ist! Viele zweifeln und hinterfragen<br />

ja gar nicht mehr. Und das hört man dann ja auch. Aber<br />

es ist ja im Endeffekt alles Geschmackssache.<br />

nN: Sooo, jezz die Endfrage. Was ist Deine<br />

Lieblings farbe?<br />

T: Grün. NEIN, gelb... ich bin doch farbenblind! (Verschwindet im<br />

tiefen Schlund, aus dem es keine Wiederkehr gibt. Wer das jezz<br />

verstanden hat, darf sich zu unserer Generation zählen...)<br />

nN: ... Das Monster von Aaaaaaarrrrhh...<br />

Ne, hast Du irgendwas, was Du unseren Lesern mitteilen<br />

möchtest? Eine Weisheit? Was Du schon immer loswer -<br />

den wolltest?<br />

T: Oh Gott. Das hatten wir auch schon das letzte Mal, da wusste<br />

ich was. Ich bin gerade stundenlang in diesem Studio gewesen,<br />

kipp mir während unseres Gesprächs ein Bier nach dem anderen<br />

weg... und ...oh neee, so eine Frage jetzt? Oh Mann...<br />

nN: Ist gerade ähnlich wie mit "Dein bestes<br />

Lied?" oder "Deine Lieblingsband?",<br />

manchmal auf dem falschen Fuß erwischt,<br />

kann man nur noch stammeln... und es fällt<br />

einfach nix ein. Ok, machen wir's ein bisschen<br />

einfacher: Deine Lieblingsband?<br />

T: ...und später denkt man dann immer: Oh<br />

Mann, Du hättest genau dies oder jenes sagen<br />

sollen... Meine Lieblingsband? Das kann<br />

ich sagen: The Cure. Letztes Jahr im Sommer<br />

konnte ich bei einem Cure-Konzert in<br />

Berlin Robert Smith unsere Platte in die Hand<br />

drücken und ihm für seine Musik danken...<br />

Hoffentlich hat er sie auch gehört! Ansonsten hat er<br />

ein großes Stück Musik verpasst! Danke an Tobias<br />

für das nette Gespräch, man sieht sich Ende März<br />

auf einem Delbo-Konzert. Und bei der Gelegenheit<br />

gibt's dann auch ein Interview fürs nächste noisy! Ich<br />

bin aufjedenFall sooo gespannt, wie die neue Klez.E<br />

wird! Anchecken, sonst verpasst ihr was großartiges.<br />

Klez.E werden sicher zur neuen Platte noch mal kurz<br />

hier zu Wort kommen, da bin ich mir im übrigen sehr<br />

sehr sicher...<br />

Wie, ihr seid immer noch da? Na dann mal abschalten!<br />

Da oben rechts ist irgendwo der Knopf...!<br />

www.klez-e.de<br />

www.loobmusik.de<br />

Matthias "Lustich" Horn


Todd - Comes to your house<br />

(Southern/Soulfood)<br />

Unglaublich! Todd hatten mit dem letzten Album "Purity pledge" ja schon ein gut brachiales<br />

Noiserockmanifest alter Schule in bester AmpRep-Manier abgeliefert. Das zu toppen<br />

würde schwer werden. Ach was! Todd lehren uns, dass sie noch viel viel abgefuckter,<br />

abgedrehter und noisiger sein können; ohne dabei ihre alten Qualitäten missen zu lassen.<br />

Todd hauen hier dermaßen auf die Kacke, dass es eine wahre Freude ist. Unglaublich.<br />

Völlig am abdrehen. Die haben echt ein Rad ab, was hier als ganz großes Kompliment<br />

gemeint ist. Sowas von auf die zwölf und in die Magengrube. Sorry, ich mutiere hier zum<br />

Wortproleten, aber es geht nicht anders. Todd reichern auf "Comes to your house" ihren<br />

ureigenen Sound noch mit brachialer Elektronik an und schaffen es wirklich ihren Sound<br />

noch zu potenzieren und alles ins Extrem zu ziehen. Von Anfang an mitten in die Fresse<br />

(sorry...). Manische Schreie am Rande des Wahnsinns, walzende Riffs, schräg bis zum<br />

Anschlag, gelegentlicher Highspeed-Wahn und dann<br />

diese Energie. Remember Zeni Geva, Butthole Sur-<br />

fers, Part Chimp. Nur besser. Waaahhhnnnsinnnnn!<br />

Und keine Sekunde langweilig. Wie viele abgedrehte<br />

Ideen kann man eigentlich haben? Wieviel Noisedichte<br />

verträgt man? Und wo führt das alles hin? Und<br />

wie ist das erst live? Ich liebe es. Ich werde ihnen<br />

nachreisen. Das absolut beste Album seit langem!!<br />

Todd definieren hier nicht weniger als eine neue<br />

Dimension des Noiserocks. Wer sich dieses Album<br />

nicht holt, den holen Todd. Sie kriegen euch alle!<br />

Christian Eder<br />

www.southern.net<br />

David Celia - Organica<br />

(Taxi Standard/Radar)<br />

Zweites Stück vorbei und schon hoffnungslos verfallen.<br />

Geht mir nicht ganz so oft so, soweit ich mich<br />

entsinnen darf. Hier ist sooooviel am Start! Das ist<br />

Pop! Das ist groß! Das ist so... ganz große 60s! Ob<br />

sich das nun nach Beatles bis hin zu Crosby, Stills,<br />

Nash & Young und anderen Vertretern/Größen<br />

anhört, ist so egal, das ist einfach eine perfekte<br />

Mischung, eben ein original David Celia... Wobei ich<br />

mich auch manchmal dabei erwisch, wie ich innehalte<br />

(wie schreibt man bitte denn jezz DAS? So nach<br />

der Reform der Reform der Rechtschreibreform?)<br />

und mich kurz frage, ob ich das überhaupt darf, das<br />

sooo toll zu finden. Manchmal ist es schon sehr "perfekt"...<br />

Aber solche Gedanken sind Quatsch. Hiermit<br />

bekennen ich meine Liebe zu dieser Platte! Diese<br />

Parts, diese Arrangements, diese Instrumentalisierung,<br />

diese Stimme, dieses unheimlich sichere Händ-<br />

Black Ox Orkestar - Nisht Azoy<br />

(Constellation/Southern/Alive)<br />

chen dafür! Alles scheint so locker und leicht dahingeworfen! Als wenn es das Natürlichste im Leben wäre, geniale<br />

Songs zu schreiben. Diese Platte werde ich all meinen Freunden schenken! Und hoffentlich bei ihr mal Liebe<br />

machen.<br />

Ähnlich Drew (jezz kennt ihr Drew aber, oder? Hatte ich ja schon im letzten noisy bemängelt bzw. euch nahegelegt,<br />

unbedingt was anzuchecken... falls (noch) nicht, habt ihr von nun an eine Hausaufgabe!) strotzt "Organica" nur so<br />

von kleinen -von feinstem Sixties-Pop durchzogenen- Songjuwelen, man mag es nicht glauben! So große Melodien!<br />

Würde man hineingreifen, man könnte gar nicht anders, als eines dieser kleinen Hit-Tierchen zu schnappen zu<br />

bekommen, so wuselt und wimmelt es da. Einer meiner neuen Lieblings-Gute-Laune-Platten! Danke David! Ich<br />

schließe jezz, zu viel Schwärmerei... ist ja schon fast peinlich. Aber nur fast.<br />

Matthias Horn<br />

www.davidcelia.<strong>com</strong><br />

Highlight2 49<br />

Teils tieftraurige Melodien und Balladen aber auch äußerst extrovertierte<br />

Lebensfreude sind die konstituierenden Elemente von jiddischem<br />

Klezmer und osteuropäischem Folk, die auch diesem Album<br />

den Rahmen geben. Wobei hier über all dem öfter eine gewisse<br />

Schwere liegt. Keine bleierne Schwere, die einen handlungsunfähig<br />

macht, mehr diese angenehme Art von matter Versunkenheit, der<br />

Zustand der Unschärfe beim aus-dem-Fenster-starren. Auf "Nisht<br />

Azoy" (Not like this) findet sich eine moderne Art des Klezmer, dessen<br />

fröhliche Melodien teils entschleunigt wurden und dem daraus eine<br />

ganz eigene Art der Melancholie erwächst. Hier wird Zeit und Platz<br />

gelassen für die wichtigen Momente, hier wurde mit Bedacht manches<br />

weggelassen um dann im nächsten Song fulminanter aufspielen zu<br />

können. Dieses fabelhafte Album kennt aber kaum folkloristische<br />

Grenzen. In dieser "New Jewish Music" werden u. a. arabische und<br />

slawische Melodien adaptiert und in den bandeigenen Sound integriert.<br />

Der melancholisch einstimmende Opener "Bukharian" basiert<br />

beispielsweise auf einem jiddischen Folk-Song, das flotte "Violin duet"<br />

bezieht Fragmente einer tschechischen Ballade und transsilvanischer<br />

Dance-Tunes mit ein. "Ratsekr grec", ein perkussiver Song, subsummiert<br />

Balkan-Tanzrhythmen. Diesem folgen mit "Tsvey taybelakh" und<br />

"Dobriden" Traditionals, die neu arrangiert wurden, wobei ersteres<br />

langsam-dramatisch beginnt und sich dann in Klezmer-Melodien und<br />

diesen stoisch-steigernden Rhythmus, der Klezmer teils zueigen ist,<br />

wendet. Fulminantester Song bleibt "Az vey dem tatn", der eine solch<br />

sehnsuchtsvolle Melancholie und subtile Tanzbarkeit transportiert,<br />

dass er sich als geheimer Lieblingssong für Jahre empfiehlt. Selten<br />

auch eine authentischere Produktion gehört, die derartig genial<br />

Soundmomente einfängt. Ein ganz großartiges Album, das angenehm<br />

aus dem Rahmen fällt.<br />

Christian Eder


50<br />

videoThek<br />

Atanarjuat - Die Legende vom schnellen Läufer<br />

("Atanarjuat, The Fast Runner")<br />

CND, 2000<br />

Regie: Zacharias Kunuk<br />

Länge: 172 Min.<br />

Sunfilm Entertainment, www.sunfilm.de<br />

Beginn des 1. Jahrtausend nach Christus: Ein unbekannter Schamane erscheint<br />

in einem kleinen Inuit- Dorf in der Arktis Kanadas. Das zuvor einträchtige Sozial-Gefüge<br />

der Menschen, in dem jeder für den anderen sorgte, weicht durch den<br />

Fluch des Zauberers der Gier nach Macht und Ansehen. Zwei Brüder, Amaqjuaq<br />

und Atanarjuat wachsen in dieser nun auch menschlich kalten Atmosphäre<br />

auf, benachteiligt durch die Unfähigkeit ihres Vaters, für die Familie zu sorgen.<br />

Dem Spott der Gemeinschaft ausgesetzt, lernen die Brüder, sich durchzusetzen<br />

und erlangen einen gewissen Status. Atanarjuat, der Jüngere, bekannt als<br />

besonders schneller Läufer, wirbt um Atuat, die seit ihrer Kindheit dem bösen<br />

Häuptlingssohn Oki versprochen ist. Damit nimmt das Unheil seinen Lauf, und<br />

eine Schlinge aus Eifersucht, Hass und Mord zieht sich immer enger um die beiden<br />

Brüder und ihre Familie. Nachdem Amaqjuaq einem Racheakt Okis zum<br />

Opfer fällt, muss sich der<br />

schnelle Läufer entscheiden:<br />

Nimmt er Rache am<br />

Clan des Häuptlings oder<br />

soll der Kreislauf des Hasses,<br />

ausgelöst durch<br />

den Schamanenfluch<br />

unterbrochen werden?<br />

Beides liegt in<br />

seiner Hand. Eine<br />

uralte Legende aus<br />

der kanadischen Arktis,<br />

umgesetzt von<br />

Inuit- Schauspielern, in<br />

Original- Sprache mit teilweise<br />

verwackelter Kameraführung.<br />

Ach ja, und drei Stunden Laufzeit.<br />

Um diesen Film zu sehen<br />

und zu verstehen, muss man es schon<br />

wirklich wollen, so sehr, dass man in der<br />

dem Booklet beigefügten Legende Inuit-<br />

Wörter nachschlägt, die Specials nach<br />

Erklärungen zur Handlung durchforstet,<br />

und sich mit einiger Verwunderung auf die Eigenheiten dieser unbekannten und<br />

manchmal höchst eigenartigen Welt einlässt.<br />

Ich muss zugeben, dass ich drei Anläufe gebraucht habe, um den Film anzuschauen.<br />

Beim ersten Mal fühlte ich mich wie vor dem Schulfernsehen, beim<br />

zweiten Anlauf wurde mir mit diesem ewigen Eis einfach nur kalt, und beim dritten<br />

Versuch wollte ich doch wissen, wie der Film ausgeht. Meine Meinung?<br />

Ohne banausig klingen zu wollen und als eskimo- feindlich zu gelten - dieser<br />

sicherlich auf seine Weise faszinierende Film gibt zwar einen bisher nie gesehen<br />

Einblick in das Leben der nordamerikanischen Ureinwohner- ist aber definitiv<br />

eine Abendunterhaltung für Realschullehrer und evangelische Pastorenfamilien.<br />

Ein spannender, lehrreicher Film.<br />

Neil Peart - Anatomy Of A Drum Solo<br />

Doppel-DVD<br />

Hudson; Erscheinungsjahr: 2005<br />

ASIN: B000C4BBZ2<br />

Preis: ca. 60 Euro<br />

Das Solo von Neil Peart war schon immer einer der Höhepunkte eines RUSH-<br />

Konzertes; was bei vielen Trommler-Kollegen eher eine Garant für Langeweile<br />

ist und vom Publikum als Möglichkeit wahrgenommen wird, mal eben in die Pinkelpause<br />

zu verschwinden oder ein frisches Bier zu besorgen, ist bei Peart<br />

immer Ausdruck einer wohl einzigartigen Verschmelzung mit<br />

seinem Instrument und des Versuchs eines möglichst vieldimensionalen<br />

Zuganges zum Schlagzeug als Soloistrument.<br />

Was lag also näher, dem großen Meister einmal mit der Kamera<br />

zu Leibe zu rücken, um ihm ein paar Geheimnisse zu entlokken.<br />

Und mit der Auskunft war er dann auch überaus großzügig.<br />

Sehr aufwändig auch die Produktion der gesamten DVD. Vom<br />

Aufbau seines speziell designten Drum-Kits über die genauen<br />

Beschreibungen und Erklärungen aller Solo-Parts bis hin zum<br />

transkribierten Solo "Der Trommler" ist diese Doppel-DVD voll<br />

gepackt mit ausführlichsten Informationen, schönen Bildern, tollen<br />

Sounds - diese DVD ist auch ihren gewiss recht hohen Preis<br />

absolut wert!<br />

Dedales<br />

"Dédales", Frankreich/Belgien 2003<br />

Regie: Rene Manzor<br />

Darsteller: Lambert Wilson, Sylvie Testud, Frederic Diefenthal,<br />

Michel Duchaussoy, Edouard Montoute<br />

Länge: 94 Min.<br />

EMS, www.e-m-s.de<br />

Die 25-jährige Claude, eine schizophrene Serienkillerin, die für<br />

den Tod von 27 Menschen verantwortlich<br />

ist, soll auf ihre<br />

Schuldfähigkeit untersucht werden.<br />

Dr. Karl Freud, der Leiter der<br />

Hochsicherheitsanstalt, beauftragt<br />

den Psychiater Brennac<br />

damit, die einzelnen Persönlichkeiten<br />

herauszuarbeiten und<br />

somit den Grund, der Claude<br />

letztendlich zu dieser grausamen<br />

Mordserie getrieben hat, festzustellen.<br />

Brennac dringt in das<br />

mythologische "Labyrinth von<br />

Knossos" ein, in dem sämtliche<br />

Protagonisten der Psyche Claudes<br />

umherirren, verliert sich in den Windungen, während er<br />

mehr und mehr die schrecklichen Taten seiner Patientin nacherlebt,<br />

und stößt auf das grauenvolle Motiv. Doch erst als Dr.<br />

Freud sich die Videoaufzeichnungen der Sitzungen anschaut,<br />

wird ihm klar, welches fürchterliche Geheimnis wirklich hinter<br />

der Mordserie steckt... Das Spiel mit dem Phänomen der "multiplen<br />

Persönlichkeit" im Film ist nicht neu; schon "Identität"<br />

(USA 2003, Regie James Mangold) spielte eindrucksvoll mit<br />

diesem Thema; Dédales ist nicht minder spannend, bisweilen<br />

allerdings etwas konfus, was dem Betrachter das am-Ball-bleiben<br />

nicht einfach macht. Gelingt es ihm, wird er durch die ein<br />

oder andere Überraschung und eine faszinierende Auflösung<br />

belohnt. Herausragend vor allem die darstellerische Leistung<br />

der beiden Protagonisten Lambert Wilson und Sylvie Testud.<br />

Alles in allem ein klasse Film für eine schönen Thriller-Abend.<br />

Keule<br />

Killing Game Show - Planet End DVD<br />

Laufzeit: ca. 120 Minuten<br />

Die Schnellsten sind die Jungs von der Killing Game Show nun<br />

wirklich nicht. Fast vier Jahre wartet man nun schon auf neues<br />

Material des Prog-Quartetts aus dem Hochtaunus. Etwas über<br />

die Zeit helfen könnte da die "Planet end"-DVD, die genau wie<br />

schon der letzte Alben-Doppelpack komplett in Eigenregie ent-


standen ist. Herzstück der Scheibe ist der Videoclip zu "Planet<br />

End", jenem ätherisch fließenden, entspannt balladesken Titeltrack.<br />

Sänger Marian erfährt hier in einem Asia-Tempel eine<br />

Akupunktur-Behandlung und jeder Nadelstich bringt die Erinnerung<br />

an umjubelte Live-Konzerte hervor. Eine nette Mischung<br />

aus ästhetisch in Szene gesetzten Live-Bildern und kunstvollem<br />

Konzept-Video also. Im dazugehörigen, mit humorvollen<br />

Zwischentiteln versehenen Making of wird neben einigen<br />

Lachern und Outtakes auch gezeigt, dass die scheinbar so<br />

angenehme Nadel-Behandlung für den Protagonisten zur reinsten<br />

Qual wurde, denn wegen der Kälte des Drehorts konnte<br />

sich Marians Muskulatur nicht entspannen und so mündete das<br />

vermeintlich schmerzlose Nadelstechen in ein heiteres Blutvergießen.<br />

File under: Dumm gelaufen. Neben Video und Making<br />

of hält die mit ca. zwei Stunden Laufzeit ordentlich ausgestattete<br />

DVD noch diverse Bonusmaterialien. Da sieht man die Jungs<br />

dann im eigenen Bandfilm in einer Luxus-Limousine mit zig<br />

Mädels im Arm, im zum Proberaum gehörenden Pool oder auch<br />

im bandeigenen Kino. Alkohol- und Drogenexzesse inklusive,<br />

nackte Leiber sowieso, alles durch den psychedelischen Effekt-<br />

Fleischwolf gedreht. Fertig ist die Rockstar-Parodie, das Spinal<br />

Tap der Killing Game Show. Als weiteren Bonus gibt es noch<br />

drei Beiträge aus der Fernseh-Sendung "New<strong>com</strong>er TV", diverse<br />

Bilder-Slideshows und sechs Live-Mitschnitte aus dem Jahr<br />

2002, in denen sich das Quartett als tighte Live-Band präsentiert.<br />

Auf ein komplettes Live-Konzert muss man leider verzichten.<br />

Geordert werden kann dieses dennoch lohnenswerte Teil<br />

über die Bandhomepage!<br />

Patrick<br />

www.killing-game-show.de<br />

Kwaidan - Das Herz Des Samurai<br />

"Eternal Love" ("Warau Iemon"), Japan 2003<br />

Regie: Yukio Ninagawa<br />

Darsteller: Toshiaki Karasawa, Koyuki u. a.<br />

Länge: 123 Minuten<br />

EMS, www.e-m-s.de<br />

Der junge Samurai Iemon (Toshiaki Karasawa) trägt schwer an<br />

dem Selbstmord seines Vaters und hat sich aus dem öffentlichen<br />

Leben zurückgezogen. Als er der nach einer Krankheit<br />

schwer entstellten Iwa, die einst wegen ihrer unglaublichen<br />

Schönheit und ihrem starken Charakter geliebt und geachtet<br />

wurde, vorgestellt wird, scheint zwischen ihnen zunächst eine<br />

unüberbrückbare Kluft zu existieren. Nach der Hochzeit der Beiden<br />

ist Iwa zunächst unglücklich. Sie erkennt die Aufrichtigkeit<br />

ihres Mannes nicht und deutet seine Zurückhaltung als Desinteresse.<br />

Doch mit der Zeit beginnen sie, sich zu verstehen und<br />

verlieben sich schließlich. Kihei, ein ehemaliger Bewunderer<br />

Iwas, intrigiert nun eifersüchtig gegen Iwas Ehemann. Sie verlässt<br />

schließlich, in dem Glauben, ihrem Gatten einen Gefallen<br />

zu tun, das Haus. Iemon heiratet daraufhin erneut. Als Iwa entdeckt,<br />

dass sie Opfer eines Komplottes wurde, schwört sie<br />

Rache und Ihr Ex-Mann wird durch die immer noch starke Liebe<br />

zu Iwa zu einer Verzweifelungstat getrieben … KWAIDAN ist<br />

kein typischer "Samurai Action-Film", und wer das nach dem<br />

Lesen des Klappentextes erwartet hatte, der dürfte enttäuscht<br />

werden; "Warau Iemon", so der japanische Originaltitel, ist ein<br />

Sittengemälde mit überwiegend ruhigen Sequenzen. Regisseur<br />

Yuki Ninagawa möchte uns deutlich machen, mit wem wir es zu<br />

tun haben, möchte uns einen Einblick in die Charaktere erlauben<br />

- vielleicht stört da allzu viel Action nur. Der Regisseur<br />

benutzt die Mittel der klassischen Tragödie, große Gefühle wie<br />

Liebe und Loyalität werden von Hass, Neid und Intrige zerstört.<br />

Am Ende gibt es nur Verlierer. Ein leiser, aber ein großer Film.<br />

Keule<br />

Made in Britain<br />

"Made in Britain" GB 1982<br />

Regie: Alan Clarke<br />

Drehbuch: David Leland<br />

Schauspieler: Tim Roth u.a.<br />

Trevor, der wiederholt kleinkriminelle, jugendliche Skinhead ist<br />

randvoll mit Hass auf Alles im Allgemeinen und auf die Gesellschaft und ihre<br />

Autoritäten im Speziellen. Made in Britain beginnt im Gerichts-Saal zu The<br />

Exploited-Klängen. Der Film beobachtet Trevor auf seinem sicheren und völlig<br />

konsequent beschrittenen Weg in den Knast. Kaum im "Jugend-Wohn und -<br />

Beobachtungs-Heim" zur vorläufigen Verwahrung angekommen lässt<br />

Trevor keine Gelegenheit aus seine "letzte Chance" wegzuwerfen. Von Anfang<br />

an bleibt klar, dass Trevor gar keine Chance will - mit einer Hakenkreuz-Tätowierung<br />

zwischen den Augenbrauen hat man ja auch erstens schon mal ein<br />

relativ unmissverständliches Signal abgeben und zweitens seine Chancen<br />

etwas eingekreist. Trevor WILL nicht, unter keinen Umständen. In der Zelle im<br />

Heim verkündet er, dass er genau der richtige Mann am richtigen Ort sei. Er ist<br />

rassistisch, gewalttätig, vollständig asozial - und jetzt kommt das - in diesem<br />

Zusammenhang - Überraschende: nicht dumm. Im Gegenteil, er ist sogar eindeutig<br />

intelligent, auch wenn diese Intelligenz ausschließlich destruktiv funktioniert.<br />

Trevor führt allen, die ihm helfen wollen, ihr Versagen<br />

an ihm vor.<br />

Tim Roth brilliert schon in dieser seiner<br />

ersten Rolle. Man kann mit gutem<br />

Gewissen sagen, dass eine bessere<br />

Besetzung undenkbar ist.<br />

Mit fanatischem, stets von<br />

Hass und Ablehnung beseeltem<br />

Gesichtsausdruck spielt<br />

Roth den Aussenseiter so<br />

intensiv, dass man glauben<br />

mag, man sehe eine Dokumentation<br />

und keinen Spielfilm.<br />

Und um den - den<br />

Außenseiter an sich in bzw.<br />

neben der - ja nicht gerade für<br />

ihre Warmherzigkeit bekannten<br />

Thatcher Gesellschaft - geht es<br />

in Made in Britain - nicht um Rassismus,<br />

was unter anderem die Figur<br />

des leider nicht so cleveren Errol belegt.<br />

Als Bonus gibt es eine etwas beschnittene Original-Version,<br />

die in englischen Schulen vorgeführt wurde. Warum gibt es nicht<br />

den ganzen englischen Film im Original? Zitat Trevor: "bollocks!"<br />

Für gewaltgeile, oder nach Spektakulärem lechzende Zuschauer ist der Film<br />

übrigens nicht geeignet.<br />

Marcel v.d. Weiden<br />

www.sunnybastards.de<br />

Piebald - Killa Bros And Killa Bees DVD<br />

Laufzeit: ca. 80 Minuten DVD + ca. 58 Minuten Audio-CD<br />

videoThek<br />

Nun ist sie also da, die erste Piebald-DVD - nach vier Alben und gut 12 Jahren<br />

Bandgeschichte ein längst überfälliger Schritt. Was genau hat uns "Killa bros<br />

and killa bees" also zu bieten? Der Vierer aus Boston, Massachusetts hat sich<br />

nicht lumpen lassen und dem geneigten Käufer ein audiovisuelles Packet auf<br />

gleich zwei Silberlinge geschnürt. Denn neben der DVD, die neben 17 Live-<br />

Songs auch eine On The Road-Dokumentation beinhaltet, liegt dem Package<br />

auch noch eine separate Audio-CD bei, die mit ebenfalls 17 unveröffentlichten<br />

B-Seiten und Demos aufwarten kann. Wie es bei einer Ansammlung von sympathischen<br />

Spaßvögeln wie Piebald wohl kaum anders zu erwarten war, handelt<br />

es sich bei der Doku in erster Linie einfach nur um eine Ansammlung witziger<br />

Szenen in preiswerter Low-Budget-Optik. Da wird die Bandhistorie halb gesungen<br />

vorgetragen. Oder man erfährt, dass sich das Quartett auf Tour im wohl<br />

weltweit einzigen, durch Fett und pflanzliches Öl angetriebenen Band-Van fortbewegt.<br />

Oder man schmunzelt über die arg grobkörnige Aufnahme des ersten<br />

Auftritts der Band aus dem Jahr 1993, bei dem die Jungs als Basecaps tragende<br />

Dreikäsehochs ihr Liedgut noch in der Schulaula vortrugen. Auch sonst wird<br />

allerhand Mist verzapft, alberner Klamauk veranstaltet und der Sonnenseite des<br />

Tourlebens gefrönt. Allein der debil grinsende Frontmann Travis Shettel - der mit<br />

Tom Petty-Shirt, Streberbrille und ständig wechselnder Haarpracht den uncoolen<br />

Nerd verkörpert, wie er im Buche steht - ist schon ein Garant für anstecken<br />

gute Laune. So weit so gut, doch der wichtigste Teil der DVD, nämlich der, in<br />

dem sich die Band live beweisen muss, ist den Machern leider missglückt. Dabei<br />

enttäuscht nicht einmal die Performance der Band, sondern eher das Konzept,<br />

das sich die Macher für die Präsentation der Live-Bilder ausgedacht haben. So<br />

wird zu den Live-Songs nicht etwa ein durchgehender Mitschnitt gezeigt, sondern<br />

Bilder von verschiedenen Auftritten mit Tour-Impressionen vermischt.<br />

Keine schlechte Idee für einen Videoclip, doch in dem Live-Teil einer DVD hat<br />

so etwas meiner Meinung nach nichts zu suchen. Wenn man ein Live-Konzert<br />

sehen möchte, hätte man doch gerne auch die passenden Live-Bilder dazu und<br />

51


52<br />

videoThek<br />

keinen Zusammenschnitt in Videoclip-Ästhetik, oder? So allerdings geht leider<br />

viel Live-Feeling flöten. Auch die Soundqualität ist allenfalls als durchschnittlich<br />

zu bezeichnen. Schade, denn das trübt den Gesamteindruck dieser DVD, die<br />

ansonsten mit anständigen Darbietungen des gut gefüllten Hit-Fundus dieser<br />

Combo zu gefallen weiß. Vor allem die Lieder des feinen "We are the only<br />

friends we have"-Longplayers sind live absolute Stimmungsmacher und die vier<br />

jungen Herren dieser Band sowieso Entertainer vor´m Herrn, die sich für keinen<br />

Scherz zu schade sind. Besonders nett für deutsche Fans: Ein Großteil der Live-<br />

Mitschnitte wurde in deutschen Clubs wie dem Kölner Underground oder dem<br />

Wild At Heart in Berlin gefilmt. Die beigelegte Bonus-CD enthält fast eine Stunde<br />

Musik und zeigt eine andere, seltener beleuchtete Seite der Band, die sich<br />

dort weniger gitarrenlastig, oft akustisch reduziert und generell nachdenklicher<br />

zeigt. Was beweist: Auch Vollspacken haben Gefühle.<br />

Patrick<br />

Suburbia - Rebellen der Strasse<br />

"Suburbia", USA 1983<br />

Regie: Penelope Spheeris<br />

Drehbuch: Penelope Spheeris<br />

Darsteller: Chris Pedersen, Bill Coyne, Jennifer Clay, Flea u.a.<br />

Wenn man diesen Film sieht, muss man sich zwei Dinge vergegenwärtigen: In<br />

den frühen achtziger Jahren war einiges nicht so wie es heute ist und in einem<br />

amerikanischen Vorort ist einiges anders als Anderswo. Das muss klar sein,<br />

bevor man sich an diesen Film macht. Zur Schau gestelltes Anderssein war dem<br />

braven Bürger ein grosser Dorn im Auge, der gerne auch mit Gewalt entfernt<br />

werden sollte. Mike Ness erzählt auf der Social D. Live-CD von prügelnden Bauarbeitern,<br />

die keine bunten Haare mögen, Jello Biafra berichtet von den absurden<br />

Verdrehungen der amerikanischen Medien, die in Jugendlichen mit abweichenden<br />

Meinungen und Geschmäckern die Horden des Satans ausmachen.<br />

Obwohl beide Beispiele sicher auch heute noch zutreffen, gab es damals einfach<br />

weniger Verständnis, keine Lobby und weniger "Netzwerk".<br />

Penelope Spheeris hatte sich ein paar Jahre vor diesem Film monatelang in der<br />

Punk-Szene L.A.s aufgehalten, um einen Dokumentarfilm zu drehen. Sie wusste<br />

also um was es geht, als sie Suburbia drehte, was sich ausgezahlt hat: der<br />

Film gilt als Kultfilm der Szene. Die Punks und Skins in Suburbia sind bis auf<br />

wenige Ausnahmen "echt" - keine Schauspieler. Red Hot Chili Pepper Michael<br />

Balzary, besser bekannt als Flea, macht da keine große Ausnahme - wer die<br />

RHCP aus ihren Anfangstagen kennt, ahnt, dass der sich nicht sonderlich verstellen<br />

musste, um einen glaubhaften Ratten-Punk abzugeben.<br />

Dass die Kombination aus völlig perspektivlosen, saufenden und klauenden<br />

Hausbesetzern und völlig perspektivlosen, saufenden und frustrierten Ex-Army<br />

Spiessern keine ist, die lange gut gehen kann, ist klar. Es macht nicht viel Sinn<br />

sich hier über die Handlung des Films auszulassen, da die sich ja bei diesem<br />

Setting letztlich selbst diktiert.<br />

Das Schöne an dem Punk-Film ist eben das Unspektakuläre und Echte. Selbst<br />

die Drehorte sind echt und ohne künstliche Kulissen - die besetzte Hütte ist eine<br />

besetzte Hütte. Klar, dass bei einem solchen Projekt das entsprechend niedrige<br />

Budget und eben die Ungekünsteltheit ein paar etwas peinliche Spuren hinterlassen,<br />

wie beispielsweise die doch sehr trashige Szene mit der Hundeattacke...<br />

Aber halt! Wenn wir uns Hollywood-Produktionen aus denselben Jahren ansehen,<br />

kriegen wir eigentlich noch viel Peinlicheres an einem Streifen serviert.<br />

Wäre dieser Kritikpunkt getilgt, bleibt für mich nur noch einer: Man kann in der<br />

Original-Fassung die deutschen Untertitel kaum ertragen; die sind echt mies;<br />

und ich hab's nicht gepackt sie auszuschalten. Musik (auch in Form von Auftritten)<br />

gibt es natürlich auch: T.S.O.L., The Vandals und D.I. u.a. Abgerundet wird<br />

das Ganze mit einem sehr informativen achtseitigen Booklet.<br />

Marcel v.d. Weiden<br />

www.sunnybastards.de<br />

TEARS OF THE BLACK TIGER<br />

REGIE: WISIT SASANATIENG, THAILAND 2001<br />

Darsteller: Chartchai Ngamsan, Stella Malucchi,<br />

Suppakorn Kitsuwan, Arawat Ruangvuth, Sombat<br />

Metanee, Phairoj Jaisingha, Santisuk Promsiri<br />

Länge: 110 Minuten<br />

Rapid Eye Movies, www.rapideyemovies.de<br />

Die schöne Rumpoey (Stella Malucchi) steht im<br />

Regen und weint: Ihre Jugendliebe Dum (Chartchai<br />

Ngamsam) ist nicht gekommen, um mit ihr zu<br />

fliehen. Nun muss sie den Wunschkandidaten ihres<br />

Vaters, den ehrgeizigen Polizeioffizier Kumjorn<br />

(Arawat Ruangvuth), heiraten. Gleichzeitig erledigt<br />

Dum, in der Welt der Banditen besser bekannt als Revolverheld<br />

Black Tiger, stilsicher eine Bande von Verrätern.<br />

Rumpoeys und Dums Romanze ist hoffnungslos, denn sie<br />

leben in völlig unterschiedlichen Welten. Während Dum, ein einfacher<br />

Bauernjunge, nach der Rache an den Mördern seiner<br />

Familie, zum gefürchteten Outlaw wird, entwickelt sich der verwöhnte<br />

Fratz Rumpoey zu einer feinen Dame. Der thailändische<br />

Werbefilmer Wisit Sasanatieng hat die Genres des Western,<br />

des Action-Films, der Romanze und des Melodrams geschickt<br />

verschnitten; dabei scheint er sich und seine Protagonisten<br />

nicht immer vollkommen ernst zu nehmen und zwinkert seinem<br />

Publikum ab und an zu, etwa dann, wenn aus dem "Off" süßliche<br />

Thai-Melodien tröpfeln. Das alles artet aber nicht in "Trash"<br />

aus, und Sasanatieng erweist sich als bester Thai-Tarantino.<br />

Dazu werden die Bilder knallbunt koloriert, wie in einem Werbefilm<br />

eben. Dies führt zwar zu einer gewissen Abnutzung, dann<br />

nämlich, wenn sich das Auge an das zunächst Neue gewöhnt<br />

hat; dem Film, den man in dieser Form wohl kaum schon einmal<br />

gesehen haben dürfte, tut das jedoch keinen Abbruch.<br />

Wasser - Der Film (2 DVDs)<br />

"Water", Großbritannien 1985<br />

Regie: Dick Clement<br />

Darsteller: Michael Caine, Billy Connolly, Valerie Perrine, Brenda<br />

Vaccaro, Leonard Rossiter<br />

Länge: 94 Min.<br />

Sunfilm, www.sunfilm.de<br />

Baxter Thwaites, Gouverneur auf der britischen Karibikinsel<br />

Cascara, führt ein friedliches Leben, zieht ab und an mit seinen<br />

Kumpels einen Joint durch und lässt den lieben Gott einen<br />

guten Mann sein - bis eines Tages aus einem alten Ölbohrturm<br />

wertvolles Mineralwasser sprudelt. Plötzlich haben es vor allem<br />

Amerikaner und Franzosen auf die Insel abgesehen. In seiner<br />

Ruhe empfindlich gestört, entwickelt Thwaites einen Plan, der<br />

der Insel letztlich die Unabhängigkeit bringen soll: Er schickt<br />

den singenden Revoluzzer Delgado in die UN-Vollversammlung,<br />

wo dieser mit prominenter Unterstützung - unter anderem<br />

sind Georg Harrison, Ringo Star und<br />

Eric Clapton dabei - einen Freiheitssong<br />

zum Besten geben soll. Endlich,<br />

also! Endlich "Wasser" auf DVD,<br />

vielleicht nicht die Mutter aller Kultkomödien,<br />

so doch zumindest die Tante<br />

derselben! Kiffende Inselchefs, notgeile<br />

Ehefrauen, eine Priester, der<br />

durch ein paar "schwache Momente"<br />

für mindestens die Hälfte der Nachkommenschaft<br />

des Eilandes verantwortlich<br />

zeichnet, ein ausgeflippter<br />

DJ - "Und noch ein Blick auf das Wetter:<br />

ES IST HEISS!" - eine Umweltaktivistin,<br />

die den Kot seltener Fledermäuse sammelt und ein verschlagener<br />

Staatssekretär, der sich nichts sehnlicher wünscht,<br />

als den Klotz am Bein des Commonwealth - Cascara - endlich<br />

loszuwerden … der Stoff, aus dem große Filme sind! Vierundneunzig<br />

Minuten lang werdet Ihr Euer Jointgrinsen nicht mehr<br />

loswerden!<br />

Keule


Tourdaten Frühjahr 2006<br />

31 KNOTS<br />

22.03. Leipzig - Frühauf<br />

23.03. Berlin - Magnet Club<br />

24.03. Dresden - Scheune<br />

25.03. Münster - Gleis 22<br />

26.03. Offenbach - Hafen 2<br />

27.03. Magdeburg - Mikrokosmos<br />

03.04. Hamburg - Hafenklang<br />

07.04. Köln - Gebäude 9*<br />

* + Deerhoof<br />

AHEAD TO THE SEA<br />

23.03. Karlsruhe - Substage*<br />

24.03. Fulda*<br />

25.03. Dresden - Alter Schlachthof*<br />

20.04. Kassel - Witzenhausen Uni<br />

21.04. Köln - MTC**<br />

29.04. Reutlingen - Kulturschock<br />

Zelle<br />

30.04. Heidelberg - Uni<br />

01.05. Siegen - Mai Demo<br />

02./03.06. Idar Oberstein -<br />

Kama Festival<br />

30.06. Bad Wildbad - Polterplatz<br />

Open Air<br />

15.07. Wiesenfest Keltern<br />

* + Letzte Instanz<br />

** + Calamities<br />

ART OF FIGHTING<br />

24.03. Essen - Grend<br />

25.03. Münster - Gleis 22<br />

26.03. Dresden - Scheune<br />

27.03. Berlin - Bastard<br />

29.03. Nürnberg - K4<br />

30.03. Darmstadt - Oetinger Villa<br />

09.04. Köln - Kulturbunker Mülheim<br />

BENUTS<br />

29.04. Murnau - Westtor<br />

01.05. München - Marienplatz<br />

24.05. Landsberg/Lech - JUZ<br />

08.07. Moosburg - Red Corner<br />

Open Air<br />

BIG JOHN BATES<br />

17.05. München - Monofaktur<br />

18.05. Raum Nürnberg/Würzburg<br />

19.05. Witten - Haus Witten<br />

20.05. Hildesheim - Kulturfabrik<br />

23.05. Köln - Sonic Ballroom<br />

24.05. Dresden - tbc<br />

25.05. Berlin - White Trash<br />

26.05. Leipzig - UT Connewitz<br />

27.05. Osnabrück - Westwerk<br />

01.06. Bremen - Römer<br />

04.06. Wilhelmshaven - tbc<br />

09.06. Flensburg - Volksbad<br />

BOYSETSFIRE /<br />

HELL IS FOR HEROES /<br />

TRIBUTE TO NOTHING<br />

24.03. München - Backstage<br />

26.03. Schweinfurt -<br />

Alter Stattbahnhof<br />

27.03. Dresden - Reithalle<br />

28.03. Berlin - SO36<br />

29.03. Bremen - Schlachthof<br />

30.03. Hamburg - Logo<br />

CALEXICO/IRON & WINE<br />

08.04. Hamburg - Fabrik*<br />

09.04. Köln - Palladium*<br />

25.04. Frankfurt - Mousonturm<br />

04.05. Berlin - Columbiahalle<br />

05.05. München - Tonhalle<br />

15.05. Krefeld - Kulturfabrik<br />

* ohne Iron & Wine!<br />

CHARLOTTEFIELD<br />

11.04. Hamburg, Hafenklang<br />

THE CHRIS BROKAW<br />

ROCK BAND<br />

(mit Ex-Mitgliedern<br />

von Karate und Come)<br />

21.04. Berlin - Knaack<br />

23.04. Dresden - Scheune<br />

24.04. Hamburg - Knust<br />

25.04. Karlsruhe - Jubez<br />

27.04. Nürnberg - K4<br />

JASON COLLETT<br />

(Broken Social Scene)<br />

09.05. Köln - Gebäude 9<br />

10.05. Duisburg - Hundertmeister<br />

20.05. Geislingen - Rätschenmühle<br />

21.05. Frankfurt - Brotfabrik<br />

23.05. Dresden - Star-Club<br />

24.05. Hamburg - Tanzhalle<br />

26.05. Berlin - Postbahnhof<br />

27.05. Neustrelitz -<br />

Immergut Festival<br />

weitere Daten in Vorbereitung<br />

THE CLERKS<br />

31.03. Essen - Zeche Carl*,<br />

22.04. Wuppertal - LCB**<br />

30.04. Moers - Volksschule<br />

03.06. Viersen - Connys Come In<br />

* + Mark Foggo, Sondaschule, Slapstickers<br />

** + Slapstickers<br />

DEERHOOF<br />

02.04. Berlin - Magnet Club<br />

03.04. Stuttgart - Schocken<br />

07.04. Köln - Gebäude 9*<br />

* + 31 Knots<br />

DOSH<br />

08.05. Hamburg - Knust (tbc)<br />

09.05. Berlin - Knaack (tbc)<br />

ENABLERS (Neurot Recordings)<br />

24.04. Chemnitz - Subway To Peter<br />

25.04. Halle/Saale - Reilstraße 78<br />

26.04. Leipzig - Zoro*<br />

28.04. Bischofswerda - East Club*<br />

29.04. Köln - Kulturbunker Mülheim*<br />

30.04. Berlin - Bastard**<br />

* + Todd<br />

** + Todd, Volt, Two Lane Blacktop<br />

END OF LEVEL BOSS<br />

19.04. Leipzig - Zoro<br />

20.04. Siegen - Vortex<br />

THE EPOXIES / THE BRIEFS<br />

27.03. Hannover - Bei Chez Heinz<br />

28.03. Chemnitz - AJZ*<br />

30.03. Berlin - Kato<br />

31.03. Leipzig - Conne Island<br />

01.04. Solingen - Cobra<br />

* ohne The Briefs<br />

THE EX<br />

20.04. Köln - Kulturbunker Mülheim<br />

21.04. Bremen - Schlachthof*<br />

22.04. Braunschweig - Drachenflug<br />

* + Chumbawamba<br />

FANTOMAS MELVINS BIG BAND<br />

24.04. München - Backstage<br />

GANG GANG DANCE<br />

07.05. Schorndorf - Manufaktur<br />

GOB SQUAD<br />

24.03. Bergkamen - Yellowstone<br />

25.03. Erfurt - Spring Attack Festival<br />

08.04. Rendsburg - T-Stube<br />

GOGOGO AIRHEART<br />

15.04. Stuttgart - Romeos Kiste<br />

16.04. Dortmund - Ex-Cosmotopia<br />

17.04. Trier - Exhaus<br />

18.04. München - Kafe Kult<br />

19.04. Nürnberg - K4<br />

17.05. Hamburg - Hafenklang<br />

18.05. Berlin - Schokoladen<br />

19.05. Leipzig - PopUp Festival*<br />

terMine<br />

* + Ostinato & Diario<br />

GRAILS / SPAROWES<br />

02.04. Leipzig - UT Connewitz*<br />

04.04. Münster - Gleis 22<br />

05.04. Köln - Gebäude 9<br />

* ohne Red Sparowes<br />

THE GREAT CRUSADES /<br />

RICHMOND FONTAINE<br />

02.06 Langenau - Pfleghofsaal<br />

HELLDRIVER<br />

01.04. Cottbus - U-Boot<br />

07.04. Greifswald - Klex*<br />

* + Typhoon Motor Dudes<br />

THE HEROINES<br />

31.03. Pfarrkirchen - Club Bogaloo<br />

21.04. Backnang - JuZ<br />

07.07. Lingen - Abi-Festival<br />

23.09. Coburg - Oyle<br />

HUGO RACE & TRUE SPIRIT<br />

25.03. Berlin - Kulturbrauerei/<br />

Kesselhaus<br />

26.03. Hannover - Swamproom<br />

28.03. Wetzlar - Francis<br />

29.03. Duisburg - Hundertmeister<br />

30.03. Dortmund - FZW<br />

31.03. Plauen - Malzhaus<br />

01.04. Halle - Objekt 5<br />

02.04. Dresden - Tante Ju tbc<br />

03.04. Potsdam - Waschhaus<br />

04.04. Erfurt - Stadtgarten<br />

05.04. Jena - Rosenkeller<br />

06.04. Nürnberg - Rakete<br />

07.04. Augsburg - Junges Theater<br />

08.04. Geislingen - Rätschenmühle<br />

09.04. Stuttgart - Laboratorium<br />

12.04. Karlsruhe - Jubez<br />

13.04. München - Substanz<br />

15.04. Köln - Blue Shell<br />

THE (INTERNATIONAL) NOISE<br />

CONSPIRACY<br />

31.03. Düsseldorf - Stahlwerk<br />

JEL (Anticon) / MS. JOHN SODA<br />

25.03. Erlangen - E-Werk<br />

26.03. Stuttgart - Schocken<br />

27.03. München - Ampere<br />

LAMPSHADE<br />

25.03. Offenbach - Hafen 2<br />

26.03. Bielefeld - Forum<br />

27.03. Dortmund - FZW<br />

28.03. Marburg - KFZ<br />

53


54<br />

terMine<br />

29.03. Köln - Gebäude 9<br />

03.04. Hamburg - Knust<br />

24.04. Kassel - Schlachthof<br />

25.04. Karlsruhe - Jubez<br />

LES TAMBOURS DU BRONX<br />

19.5. Peine - Gebläsehalle<br />

MESSER CHUPS (Ipecac)<br />

24.03. Lübeck - Treibsand<br />

25.03. Berlin - Supamolly<br />

MI AND L'AU<br />

11.04. Hamburg - Astrastube<br />

03.05. Schorndorf - Manufaktur*<br />

05.05. Köln -<br />

Kulturbunker Mülheim<br />

06.05. Dresden - Wohnzimmer<br />

07.05. Berlin - Ausland<br />

* + No Neck Blues Band<br />

MOHA!<br />

26.04. Berlin - Ausland, N-Event<br />

BARBARA MORGENSTERN<br />

05.05. Berlin - Maria<br />

06.05. Leipzig - Ilses Erika<br />

07.05. Oldenburg - Amadeus<br />

09.05. Hamburg - Tanzhalle<br />

10.05. Köln - Gebäude 9<br />

11.05. Bielefeld - Forum<br />

12.05. Duisburg - Hundertmeister<br />

15.05. Frankfurt - Mousonturm<br />

16.05. München - Orange House<br />

19.05. Weinheim - Cafe Zentral<br />

29.07. Ribnitz-Damgarten -<br />

Rock die Disko-Festival<br />

DAVID MUNYON<br />

24.06. Hennef - Kurtheater<br />

NEKO CASE<br />

11.05. München, Orange House<br />

12.05. Berlin, Cafe Zapata<br />

(Tacheles)<br />

18.05. Hamburg, Fabrik<br />

NO-NECK BLUES BAND UND<br />

EMBRYO<br />

01.05.06 Berlin - Volksbühne<br />

+ Kammerflimmer Kollektief,<br />

Ekkehard Ehlers Quartett<br />

ORTHRELM<br />

02.05. Berlin, Club Transmediale<br />

Festival<br />

OSTINATO<br />

05.05. Bielefeld - Forum<br />

06.05. Dortmund - Soundgarden<br />

08.05. Hamburg - Fundbüro<br />

09.05. Offenbach - Hafen 2<br />

10.05. Köln -<br />

Kulturbunker Mülheim<br />

12.05. Düdingen - Café Bad Bonn<br />

13.05. Regensburg - Alte Mälzerei<br />

14.05. München - Cafe Kult<br />

18.05. Stuttgart, tba*<br />

19.05. Leipzig, Frühauf -<br />

PopUp Messe*<br />

20.05. Berlin, Bastard*<br />

* + Diario<br />

wird fortgesetzt<br />

THE POPZILLAS<br />

07.04. Wertheim - Halle 115*<br />

05.05. Stuttgart - Zwölfzehn<br />

06.05. Berlin - Insel-Berlin,<br />

Monophobia<br />

08.05. Köln - Mtc (tbc)<br />

01.07. Tübingen -<br />

Rock am Waldeck (tbc)<br />

15.07. Meschede -<br />

Heimspiel-Festival<br />

29.07. Kronach -<br />

Inge rockt Open Air (tbc)<br />

28.-30.7. Tauberbischoffsheim -<br />

Umsonst und Draußen<br />

(tbc)<br />

04./05.08. Stuttgart, Henkersfest-<br />

Open Air (tbc)<br />

18./19.08. Bad Sooden -<br />

Salmünster Open Air<br />

* Skin Of Tears<br />

RAISED FIST / COMEBACK KID /<br />

BRIDGE TO SOLACE<br />

28.04. Berlin - Magnet<br />

30.04. Trier - Deconstruction<br />

Featival<br />

05.05. Leipzig - Conne Island<br />

06.05. Münster - Sputnikhalle<br />

08.05. Hamburg - Molotov<br />

09.05. Minden - Anne-Frank-Haus<br />

10.05. Wiesbaden - Schlachthof<br />

11.05. München - Backstage<br />

RED SPAROWES (Neurot)<br />

28.03. Leipzig - UT Connewitz<br />

30.03. Berlin - Magnet<br />

04.04. Münster -<br />

Gleis 22 + GRAILS<br />

05.04. Köln - Gebäude 9+ GRAILS<br />

SEPULTURA / IN FLAMES<br />

12.04. München -<br />

Georg-Elser-Halle<br />

13.04. Stuttgart - Philharmonie<br />

TODD / ENABLERS<br />

26.04. Leipzig - Zoro*<br />

27.04. Wien - Chelsea<br />

28.04. Bischofswerda - East Club<br />

29.04. Köln - Gebäude 9<br />

30.04. Berlin - Bastard<br />

*+ Volt<br />

**Volt/Two Lane Blacktop<br />

VOLT / ENABLERS / TODD<br />

26.04. Leipzig, Zoro<br />

30.04. Berlin, Bastard*<br />

* + Two Lane Blacktop<br />

THE WHITE BIRCH<br />

02.04. Stuttgart - Merlin<br />

04.04. Marburg - KFZ<br />

Sonstiges<br />

11th ROADBURN FESTIVAL<br />

Samstag, den 22.04.2006,<br />

Tilburg (NL) - 013 Club<br />

mit Hawkwind, Ozric Tentacles,<br />

Bevis Frond, Leaf Hound, Spacehead,<br />

Solace, Brant Bjork & The<br />

Bros, Colour Haze, Orange Goblin,<br />

Capricorns, Ufomammut, The<br />

Heads, Orange Sunshine, Gorilla,<br />

Abramis Brama, Trancient Dreams<br />

Freitag, 21.04.2006 Pre Party mit<br />

Spaceship Landing, Toner Low,<br />

End of Level Boss, Astrosoniq<br />

www.roadburn.<strong>com</strong>

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