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eiten die Thematik mit modernem Psychedelic-Rock,<br />

der Elektronik integriert und in<br />

eine gewisse dunkle Melancholie gefärbt ist.<br />

Während der Opener "Summer of love" und<br />

das folgende "It´s o. k." noch recht positiv konnotiert<br />

sind, wird es mit "Angels arrive" merklich<br />

einige Grade kühler, düsterer, was durch<br />

den zunehmenden Einsatz des elektronischen<br />

Instrumentariums noch verstärkt wird.<br />

"Good Drugs" klingt zu Beginn wie ein düsterer<br />

Drogen-Trip, bis plötzlich orientalische<br />

Sitarklänge, echoende Keyboards und Publikumssamples<br />

einsetzen. Das kurze "A Killing"<br />

wird mit (afrikanischer) Percussion angereichert.<br />

In diesem Zusammenhang kann<br />

man, wenn man jetzt sehr analytisch an diese<br />

Sache rangeht, durchaus von positiven Rassismus<br />

sprechen, der hier musikalisch zur<br />

Sprache gebracht wird (remember Meredith<br />

Hunter war ein Farbiger). Das würde jetzt<br />

aber den Rahmen einer Rezension sprengen.<br />

Im über zehnminütigem "1970", dem<br />

Jahr als sich die Beatles trennten, geben sich<br />

Black Cab freier und erinnern versatzstükkweise<br />

an Motorpsycho ohne deren Klasse<br />

zu erreichen. Fazit. Ein mit wenigen Abstrichen<br />

solides Album mit schönen Melodien<br />

und einem interessanten Konzept, das um<br />

Abwechslung bemüht ist, allerdings nicht so<br />

richtig zünden mag.<br />

Christian Eder<br />

www.stickman-records.de<br />

www.interstate40music.<strong>com</strong>/blackcab.html<br />

Bleed The Dream - Bleed The Dream<br />

(DRT/Soulfood)<br />

Relaxte Emo/Punkrock-Songs, wie sie die mir<br />

bis dato unbekannten Bleed The Dream hier<br />

aus den Boxen jagen, findet man derzeit zwar<br />

häufiger. Die vier Flegel aus Baltimore haben<br />

aber den Bogen raus, mit ihren unbekümmert<br />

vorgetragenen Ohrenschmeichlern zum Mitsummen,<br />

Abtanzen und Ausrasten gleichzeitig<br />

einzuladen. Die großteils im moderat bis<br />

ordentlich harten Bereich angesiedelten<br />

Tracks überzeugen in erster Linie durch die<br />

omnipräsenten Harmoniebögen, mehrstimmige<br />

Arrangements und geile Melodien, die<br />

bereits beim ersten Durchgang Widerhaken<br />

in die Gehörgänge schmeißen. Ausnahmen<br />

hierzu bilden lediglich die beiden noisigen<br />

Nervtöter "Taste the change" und "Destroying<br />

something beautiful". Hier scheint die<br />

Band mit aller Gewalt bzw. hektischem Geplärre<br />

und disharmonischem Geschrubbe beweisen<br />

zu wollen, dass sie auch ganz sperrig<br />

kann. Völlig unnötig, da Bleed The Dream<br />

ihre Stärken in anderen Bereichen haben.<br />

Und wer bei Trommelfellmassagen wie dem<br />

klasse Opener "Legends die" oder "Just like<br />

I remember" nicht dahin schmilzt wie Nutella<br />

auf dem ofenwarmen Sonntagsbrötchen, ist<br />

musikalisch schwach begabt (Anm. d. Korr.:<br />

das wage ich zu bezweifeln).<br />

Heavy<br />

www.bleedthedream.<strong>com</strong><br />

Brigade S. -<br />

Menschenverachtende Untergrundmusik<br />

(Teenagerebel/Rough Trade)<br />

Der Titel mag andere Erwartungen wecken,<br />

hinter der "Menschenverachtenden Untergrundmusik"<br />

des Quartetts aus Wanne-Eikkel<br />

allerdings verbirgt sich nicht mehr oder<br />

weniger als deutschsprachiger Oi!Punk.<br />

Immerhin, an Selbstüberschätzung leiden<br />

Brigade S. nicht, "Ich habe es jetzt eingesehen...<br />

Wir sind immer noch arm, die Texte<br />

grottenschlecht". Dabei müssen sich die vier<br />

gar nicht mal unbedingt verstecken, zumindest<br />

nicht vor so manch anderer Oi!Punk-Kapelle<br />

und haben hin und wieder durchaus originelle<br />

Lichtblicke. Musikalisch beschränken<br />

sich Brigade S. auf unprätentiösen, schnör-<br />

kellosen und damit recht eingängigen Punkrock. Nichts<br />

Außergewöhnliches eben, aber durchaus hörbar.<br />

Arnulf<br />

www.punkrockpolizei.de<br />

Casiotone For The Painfully Alone - Etiquette<br />

(Tomlab/Hausmusik)<br />

Anstatt wie früher seine Songs nur auf batteriebetriebene<br />

Keyboards, Elektronik und gelegentliche Beiträge von<br />

Freunden zu beschränken, hat Owen Ashworth auf seinem<br />

vorliegenden vierten Release sein Heimstudio u. a. durch<br />

Piano, Orgeln, Streicher, Flöten, Pedal-Steel und echtes<br />

Schlagzeug erweitert. Prägnant für alle Tracks ist ein meist<br />

durchgehender programmierter Beat/Loop, über den verschiedenste<br />

Sounds gelegt werden sowie eine angenehm<br />

melancholische Grundstimmung. Ashworth mäandriert dabei<br />

zwischen Indie Lo-Fi, technoiden Tracks, Balladeskem,<br />

Synth Pop und Slide Guitar-Charme. Auf vier Tracks sind<br />

GastsängerInnen zu hören, wobei die Songs mit Katy Davidson<br />

(Dear Nora) am berückendsten sind. Produziert<br />

wurde "Etiquette" im Pan American Studio, im Keller des<br />

ehemaligen Bassisten von David Byrne und unter einem<br />

Zirkustrapez. Hieraus ergibt sich auch der etwas heterogene<br />

Sound, der aber niemals störend wirkt. Fazit: Zwölf<br />

melancholische ehrlich-authentische Indie-Elektro Miniaturen<br />

mit Low Fi Charme, bei denen die Gitarre allerdings<br />

eine sehr untergeordnete Rolle spielt.<br />

Christian Eder<br />

www.tomlab.<strong>com</strong><br />

CUBA MISSOURI -<br />

This Year's Lucky Charms<br />

(Make My Day/Alive)<br />

Cuba Missouri lassen aufhorchen.<br />

Zunächst ist da einmal die Stimme<br />

von Ingo Drescher, dann die kunstvoll<br />

verwobenen Arrangements, die<br />

stets wohlfeil auf den Höhepunkt zulaufen, sich dabei um<br />

Konventionen und Strukturen wenig bis gar nicht scheren,<br />

wohl aber um Spannungsbögen und Melodien. "Nobody<br />

Knows Me, Cause I am On The Run" heißt es in "Scared<br />

Of Being Awake" - wer so schön träumt fürchtet das Wachsein<br />

zu recht. Selbst der leicht zerrige Sound mit den wummernden<br />

Bässen - lasst doch die Beckmesser diese Welt<br />

reden! - scheint hier eher förderlich. "Dawn" ist ein Song<br />

für die Ewigkeit, "This Year's Lucky Charm" eine Platte ohne<br />

Ausfälle - und für mich die Entdeckung der Ausgabe. Großartig!<br />

Keule<br />

Danko Jones -<br />

Sleep Is The Enemy<br />

(Bad Taste Records/Soulfood)<br />

Mich fragt ja nie einer. Aus mir etwas schleierhaften Gründen<br />

werden Danko Jones mit kontinuierlich wachsender<br />

Begeisterung abgefeiert, wie 'ne Familienpackung Kölsch<br />

an 'nem trockenen Samstag Abend. Nicht, dass die Songs<br />

des Trios irgendwie schlecht wären - wahrlich nicht. Nur ist<br />

mir der Hype nicht erklärbar, der so tut, als würden die Kanadier<br />

hier das Geilste abliefern, was die Menschheit seit<br />

der Erfindung von Lila Pause erlebt hat. "First date" hebt<br />

sich mit seinem AC/DC-Riffing und dem arschcoolen Refrain<br />

dabei noch genauso von den anderen Tracks ab, wie<br />

das schwer melodische "When will I see you", dessen harmonischer<br />

Refrain einen glatt für dreieinhalb Sekunden zu<br />

verzaubern weiß. Danko Jones rocken anno 2006 zwar einen<br />

Hauch weniger metallisch, aber dennoch generell verdammt<br />

straight und ziemlich fokussiert nach vorne weg.<br />

Die Hooks gehen zumeist ohne Umweg in die Birne, und<br />

in ihrer ganzen Rastlosigkeit wird klar, warum die dritte<br />

Scheibe der Jungs aus Toronto "Sleep is the enemy" heißen<br />

musste. Wer auch sonst bei schnörkelloser, erdiger<br />

und annähernd wütender Rockmucke steil geht, sollte für<br />

"Sleep is the enemy" schon mal Platz im Regal machen.<br />

Wie gesagt, mich haut's nicht um. Aber mich fragt ja auch<br />

keiner.<br />

Heavy<br />

www.dankojones.<strong>com</strong><br />

Devin Townsend Band -<br />

Synchestra<br />

(InsideOut/SPV)<br />

<strong>reViews</strong> 27<br />

Du stehst mit Deiner E-Gitarre auf dem Dach eines Wolkenkratzers<br />

und beschallst mit 1.000.000 Watt die ganze<br />

Stadt. Das war sinngemäß der Eindruck, den Devin Townsend<br />

mit seinem Debüt "Ocean machine" 1997 bei mir<br />

hinterließ. So etwas prägt. Das lässt Dich nie wieder los.<br />

Aus diesem Grund hat die Faszination für den diplomiert<br />

Wahnsinnigen aus Kanada tatsächlich nie wirklich nachgelassen.<br />

Allzu schwer macht es einem der Brillenträger<br />

bei aller Komplexität ja auch nicht - schließlich sind die<br />

Scheiben aus dem Hause Townsend stets eine emotionale<br />

Achterbahnfahrt und gleichzeitig tiefer Einblick in Seele und<br />

Gemütsverfassung eines Besessenen. Da riskiert man<br />

schon mal einen zweiten Blick. Und wie sieht's diesmal<br />

aus? Der "Madman" scheint schwer ausgeglichen zu sein.<br />

Kein Wunder - nach der vertonten Brutalo-Abrissbirne<br />

"Alien" (von Townsend's zweitem Standbein Strapping<br />

Young Lad) musste ein Augleich her. Sonst platzt einem<br />

als Künstler vermutlich die Hirse. Verständlich also, dass<br />

die Devin Townsend Band für ihre Verhältnisse ruhig zu<br />

Werke geht auf ihrem mittlerweile sechsten Werk.<br />

Hochmelodischer Metal mit gelegentlichen Pegelausschlägen<br />

in höhere Dimensionen und jeder Menge Bombast<br />

rulet nach wie vor supreme. Alles wie immer also?<br />

Nicht ganz. Aber was rede ich - checkt den "Babysong",<br />

und ihr werdet feststellen, dass sich "Synchestra" von Devin<br />

Townsends letzten Veröffentlichungen abhebt. Einzigartig.<br />

Heavy<br />

Die Kassierer - Kunst<br />

(Blitzcore)<br />

Zum 20. Jubiläum gibt es nun nicht etwa ein neues Album<br />

oder eine läppische "Best of"-Compilation, nein, ganz im<br />

Gegenteil: die Kassierer, Deutschlands wohl seltsamste<br />

Band überhaupt, von meinen Freunden gehasst, von mir<br />

geliebt, lassen ihre größten Erfolge (?) einfach so nachspielen.<br />

Und da liegt das Problem. Was die Herren Bela B.<br />

und Rod als Zwei Fickende Hunde dort treiben, nervt. Mindestens<br />

so, wie die Herren der Donots oder fast jede andere<br />

Band, die sich hier daran versucht, derben Humor zu<br />

adaptieren. Ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt hätte<br />

funktionieren können, aber dies hier geht eben gar nicht.<br />

Wer braucht einen Mambo Kurt, der sich an "Mein Glied ist<br />

zu groß" versucht und es zwar glaubwürdig, aber eben nicht<br />

lustig "dahinlätschern" lässt? Oder gar eine drittklassige<br />

Ska-Combo, die sich nicht nur im Ska, sondern noch mehr<br />

im Lustigsein, ja, versucht? Eben. Holt eure Originale aus<br />

dem Regal und vergesst dieses Jubiläum. Bitte.<br />

Jörg Willerscheidt<br />

www.diekassierer.de<br />

DIE SCHWARZEN SCHAFE -<br />

Wir Haben Noch Lange Nicht<br />

Genug<br />

(Teenage Rebel Records)<br />

Die Düsseldorfer Deutschpunks<br />

sind Legende, und diese Legende<br />

wird nun 20 Jahre alt. Sechzehn<br />

ihrer besten Tracks haben sie nun noch mal zusammengestellt.<br />

Das Ganze gibt es als Vinyl und CD, wobei auf<br />

letzterer noch mal ganze elf "Bonustracks" sind. Der Tonträger<br />

soll weniger ein "Best of" sein als vielmehr ein repräsentativer<br />

Querschnitt der Bandgeschichte. Und man<br />

darf beim Hören konstatieren, dass DIE SCHWARZEN<br />

SCHAFE über all' die langen Jahre ihrem Stil treu geblieben<br />

sind; Songs wie "Friede Den Hütten - Krieg Den Palästen"<br />

- in jeweils einer Urversion von 1988 und einer Neuaufnahme<br />

- "Neue Rituale" (1993), "Alles Illusion" und "Der<br />

Antichrist", jeweils von 1997, zeugen ferner vom gleich bleibend<br />

hohen Niveau ihrer textlichen Darbietungen.<br />

Leo<br />

Dios (malos) - dto<br />

(Full Time Hobby/PIAS)<br />

Jedes Mal, wenn es neuen Review-Stoff gibt, stellt sich mir<br />

dieselbe Gewissenfrage: Erst Beipackzettel lesen und<br />

dann Platte hören oder doch lieber erst mal hören und dann<br />

lesen? Oder das manchmal echt öde Promo-Geschwafel

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