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tierten Style ab. Sehr à la mode und zugleich auch<br />

irgendwie sehr deutsch. Deutsch will er aber nicht sein:<br />

es wird ja auch hauptsächlich englisch und sogar un<br />

tout petit peu en français gesungen - man ist halt Kosmopolit.<br />

Trotzdem funktioniert das auch über die Grenzen<br />

der Zielfrisuren pardon -gruppe hinweg.<br />

Marcel v.d. Weiden<br />

www.monochromepopgroup.<strong>com</strong><br />

Moodorama -<br />

Mystery in a cup of tea<br />

(Audiopharm/SPV)<br />

Brazilectro, Café del Mar… Moodorama waren in den<br />

letzten Jahren auf jedem erdenklichen Großstadt-Sampler<br />

von Rang und Namen vertreten. Der ganz heiße<br />

Scheiß eben. Aber mal ehrlich: Moodorama sind eine<br />

Klasse für sich und umschiffen auf dem Mitte 2005 erschienenen<br />

"Mystery in a cup of tea" gewohnt gekonnt,<br />

vorsichtig sowie einfältig das Beste aus Downbeat,<br />

Lounge und NuJazz. Ganz so hitmäßig wie "Listen" fällt<br />

der Nachfolger dann zwar nicht aus, trotz alledem:<br />

"Walk on by" oder "Southward delight" sind im Bezug<br />

auf Soundauswahl und Arrangement soweit zurechtgeölt<br />

und bedacht konstruiert, dass die gesamte Downbeat-Sparte<br />

getrost geschlossen und zu den Akten gelegt<br />

werden kann. Hier krampfhaft nach irgendwelchen<br />

Schwachstellen zu suchen, erübrigt sich, denn, so ungern<br />

ich es auch gestehe, es gibt sie einfach nicht. Besser<br />

geht`s wohl nicht. Zumindest in diesem Bereich.<br />

Bleibt lediglich zu hoffen, dass sich Moodorama nun<br />

endlich einmal trauen, von der sicheren Seite abzuschweifen<br />

und etwas zu riskieren. Doch das wage ich<br />

zu bezweifeln. Leider…<br />

Torge Hüper<br />

www.audiopharm.<strong>com</strong><br />

Motorpsycho - Black Hole/Black Canvas<br />

(Stickman Records/Indigo)<br />

Von einer wirklichen Auszeit zu reden wäre wohl etwas<br />

übertrieben, deutlich ruhiger aber ließen es Motorpsycho<br />

in den vergangenen zwei, drei Jahren durchaus angehen.<br />

So brachte die Band lediglich im Rahmen der<br />

"In The Fisktank"-Serie eine Session mit der Jagga Jazzist<br />

Horn Session sowie das "Motorpsycho presents<br />

The International Tussler Society"-Album auf den Markt<br />

und kümmerte sich ansonsten um die Wiederveröffentlichung<br />

einiger älterer Werke wie der legendären<br />

"Timothy's Monster"-Vinylbox.<br />

So sind es denn annähernd vier Jahre, dass es zuletzt<br />

wirklich Neues von der Band zu hören gab, was "Black<br />

Hole/Black Canvas" allerdings schnell verschmerzen<br />

lässt. Denn die Pause, die sich die Band gegönnt hat,<br />

soviel ist schnell klar, war eine sinnvolle. Hinterließen<br />

Motorpsycho mit dem 2002 veröffentlichten "It's A Love<br />

Cult" noch einen etwas zwiespältigen Eindruck, besinnen<br />

sich die Norweger mit ihrem neuen Werk alter Stärken.<br />

Nicht nur aufgrund des Umfangs - "Black Hole-<br />

/Black Canvas" erscheint als Doppel-Album - weckt dieses<br />

Erinnerungen an alte Großtaten wie "Trust Us".<br />

Spielfreudig wie lange nicht mehr, mal ganz ruhig, mal<br />

in überraschender Geschwindigkeit und damit nicht nur<br />

äußerst abwechslungsreich, sondern völlig unberechenbar<br />

präsentieren sich Motorpsycho plötzlich wieder<br />

und ergehen sich dabei auch endlich wieder in<br />

Songs, die jeglichen zeitlichen Rahmen sprengen und<br />

seit jeher zu den besten der Band zählten. Dass Motorpsycho<br />

seit einiger Zeit zum Duo geschrumpft sind,<br />

mag zwar manchen Fan etwas traurig stimmen, dem<br />

Album ist dies aber keinesfalls anzuhören. Im Gegenteil,<br />

Sänger Bent Saether, der den Job des Schlagzeugers<br />

übernommen hat, erledigt diesen zur vollsten Zufriedenheit.<br />

Arnulf<br />

www.motorpsycho.fix.no<br />

Nadia-Maria Fischer -<br />

Talk<br />

(Double Moon/Sunny<br />

Moon)<br />

Rein zufällig habe ich auf einer<br />

Fahrt irgendwo in den Süden einen<br />

Song aus "Talk", der Debüt-<br />

LP von Nadia-Maria Fischer gehört. Ich wusste sofort,<br />

dass ich hiervon mehr hören muss, stöberte im Internet<br />

- den Namen hatte ich mir Gott sei Dank merken<br />

können - und wurde schließlich fündig. Wenn ich jetzt<br />

sagen soll, warum ich, ein eher abgebrühter Musikkonsument,<br />

den unbedingten Willen entwickelte, die<br />

CD in mein Sammlung einreihen zu müssen, dann war<br />

es zunächst natürlich ihre Stimme - melancholisch, traurig<br />

und "hoffnungslos romatisch" (Labelinfo). In ihren<br />

Texten stolpere ich immer wieder über das Wort "waiting",<br />

und tatsächlich: "Ich war ganz lange mit anderen<br />

Dingen beschäftigt", erzählt die Mutter eines elfjährigen<br />

Sohnes über ihr spätes - sie ist Jahrgang 1964 - Debut.<br />

"Auch insofern war 'waiting' mein Thema, eine bestimmte<br />

Passivität im Umgang mit dem Leben". Aus dieser<br />

Passivität ist sie jetzt also hervorgetreten; sie wolle<br />

sich nun definieren. "Das war ich mir schuldig, deshalb<br />

wollte ich die CD aufnehmen." Ein weiser, ein guter Entschluss,<br />

denn herausgekommen ist eine hinreißend<br />

schöne CD, und wenn Sie in einem Interview mit dem<br />

"JazzThing" sagt, sie habe in ihrem Leben ständig auf<br />

etwas gewartet, dann, so scheint es, hat sich das Warten<br />

gelohnt. Wenn doch nur alle Selbstfindungsprozesse<br />

so enden würden ….<br />

Keule<br />

Ostinato -<br />

Chasing the form<br />

(Exile On Mainstream/<br />

Soulfood)<br />

Hände gleiten fahrig über die<br />

Stirn, Körper- und Gedankenwinden,<br />

das Gewissen balgt<br />

und ringt. Ein Album, das man ungehört schon apriori<br />

zum Highlight gekürt hat, es mag nicht wirklich begeistern.<br />

Suchen in der persönlichen Form, es kann nicht<br />

sein. DIE Ostinato, die mit dem Vorgänger "Left Too Far<br />

Behind" so ein feines Album zwischen schweren Gitarren,<br />

Indie und Postrock erschaffen haben, die man so<br />

gerne als Insidertip weiterempfohlen hat. Mag nicht.<br />

Warumsen. "Chasing the form" ist natürlich ein gutes<br />

Album, aber - Killerphrase - es ist eben nur gut. Feuilletonisten<br />

würden "nett" schreiben und das schlimmer<br />

meinen. Ostinato sind hier weniger schwer, reduzierter,<br />

entschlackter, haben für sich eine neue Ausdrucksform<br />

gefunden. Auch ein Vergleich der Cover legt einem<br />

nahe, dass hier Komplexität und Dichte reduziert wurden.<br />

Das wäre an sich ja zu befürworten. Es ist schön,<br />

wenn Bands nicht stagnieren und sich weiterentwikkeln.<br />

"Chasing the form" mag mich jedoch auch nach<br />

zehn Durchläufen einfach nicht richtig begeistern. Aber<br />

wir können ja Freunde bleiben.<br />

Christian Eder<br />

www.mainstreamrecords.de<br />

PETER CORETTO &<br />

VERSTÄRKER -<br />

Bandentreffen<br />

(Milchmann Records/<br />

RoughTrade)<br />

Ein Schelm, wer Arges dabei<br />

denkt … ein Bandentreffen,<br />

also - na, das bedeutet ja meist nix Gutes. Man verbindet<br />

das irgendwie mit geselligem Beisammensein in<br />

den Halbweltspelunken schmieriger Wirte; die Bedienung,<br />

eine blondierte Mitvierzigerin mit schlecht lakkierten<br />

Fingernägeln, hat die besten Jahre schon lang<br />

hinter sich, und das Klo hier benutzt man besser nicht<br />

… Doch dann wird alles besser als Du befürchtet hast:<br />

Die Kneipe entpuppt sich als formidabler Indie-Rock Alternativschuppen,<br />

und die Tussi hinter der Theke ist<br />

auch genau dein Fall. Aus den Boxen dringt "Peter Coretto"<br />

und will erstmal "Alle mit sich in den Abgrund zieh'n",<br />

ein schönes Emo-Core-Teil mit verblüffend guten<br />

Lyrics. Es dauert nicht lange und "Alles Jubelt Dir Zu" -<br />

kein Wunder, denn das hier ist ein schönes Stück "Police"-artigen<br />

Slashrocks. Drei weitere Tracks folgen, die<br />

den guten Gesamteindruck festigen; dann steigt "Verstärker"<br />

auf die Bühne, und "Naurog" erschallt - man<br />

singt Englisch, und auch sonst klingt das alles "very<br />

british" - zunächst, was ja nun wahrlich keine schlechte<br />

Marke ist. Und bevor man in allzu seichte Gefilde abdriftet,<br />

schafft man mit ein paar ambientigen und experimentellen<br />

Tönen den Übergang zu einer wunder-<br />

schönen Soundkollage ("Mogwaii"). Ich möchte mich<br />

nicht auf eine der beiden Truppen festlegen, euch aber<br />

soviel mitgeben: Haltet Euch von dunklen Spelunken<br />

fern und besucht lieber ab und an mal ein "Bandentreffen".<br />

Keule<br />

POHJANNAULA -<br />

Tätä Kaikki Kaipaa<br />

(Uho Records/Humppa)<br />

POHJANNAULA heißt soviel wie "Polarstern" - ok, das<br />

habe ich bei meiner letzten Rezi zu dieser Band auch<br />

schon festgestellt - und hat mit "Tätä Kaikki Kaipaa" bereits<br />

den vierten Longplayer am Start; die finnische<br />

Sprache, der ich leider nicht mächtig bin, scheint bestens<br />

geeignet für diesen Mix aus Folk, Punk und Ska.<br />

Das Ganze klingt äußerst angenehm, es "rollt" und läuft<br />

gut rein. Irgendwie erinnert mich die Musik ein bisschen<br />

an die "Violent Femmes" oder an die Trierer Band "The<br />

Shanes", auch wenn erstere nun wirklich nicht unbedingt<br />

als Ska-Band firmierten - aber so ist das eben mit<br />

den Vergleichen. Die "Polarsterne" haben mit "Tätä<br />

Kaikki Kaipaa" jedenfalls eine wunderschöne CD geschaffen,<br />

die jede Menge gute Laune verbreitet.<br />

Leo<br />

Robert Pollard -<br />

From a <strong>com</strong>pound eye<br />

(Mustdestroymusic)<br />

Einen echten Engpass für Guided by Voices-Fans hat<br />

es in letzter Zeit ja nicht wirklich gegeben. Erst "Suitcase<br />

II", ein weiteres Boxset, die EP "Music for Bubble",<br />

eine Live-DVD und auch noch eine erste Biographie<br />

mit dem schönen und sehr treffenden Untertitel<br />

"Twenty-One Years of Hunting Accidents in the Forests<br />

of Rock And Roll". Dieser Titel sagt ja ziemlich viel über<br />

das GbV-Werk aus: Trial and Error, wobei Pollard im<br />

Gegensatz zu den meisten Kollegen den Error immer<br />

auf der Platte gelassen hat und damit irgendwie die eigentliche<br />

Platte auch immer zum "Making of..." derselben<br />

gemacht hat. Das Hinfinden zur perfekten Melodie<br />

und das dokumentierte Versagen an der (Lofi-)Hymne<br />

war nicht immer ein Hochgenuss aber oft spannend<br />

oder rührend.<br />

Der Titel des jetzt aktuellen Soloalbums "From a <strong>com</strong>pound<br />

eye" ist wieder ein recht vielsagender, wenn auch<br />

nicht mit einer überraschenden Aussage; durch sein Facettenauge<br />

betrachtet Pollard die Pop/Rock Musik. 26<br />

Songs in über 70 Minuten. Wie gehabt einiges an Ausschuss<br />

- wie gehabt einiges an grandiosen Pop -Momenten.<br />

"U.S. Mustard Company". Hier opulent instrumentiert<br />

am Hirn und am Hit kratzend (in der Mitte von<br />

"love is stronger than witchcraft"), direkt danach im<br />

R.E.M. College-Rock Sound in der wirklich totalen Belanglosigkeit<br />

versinkend ("hammer in your eyes"). Alles<br />

ist drin, alles ist drauf. Wobei der Lofi-Anteil recht überschaubar<br />

ist, und auch nicht mehr ganz so lofi-mässig<br />

wie ganz früher daherkommt. Einem diehard-GbV Fan<br />

jetzt zu erzählen, er bräuchte nicht mehr traurig zu sein,<br />

wäre wahrscheinlich vermessen, aber er wird dennoch<br />

eine ganze Menge Trost finden, denn was die Blitzanlagen<br />

auf den Strassen des Rock And Roll hier wieder<br />

so alles abgeschossen haben, sind wie gehabt ein paar<br />

prächtige Karossen und ein paar erregende Fahrerfluchten.<br />

Marcel v.d. Weiden<br />

www.robertpollard.net<br />

PROMET- Veiculo Longo<br />

(Promet/ www.promet.org)<br />

<strong>reViews</strong> 31<br />

Vom Ansatz her ist das hier so etwas wie Nu-Rock,<br />

denke ich zunächst; ordentlich produziert, mit gutem<br />

Sound ausgestattet; aber "Nu-Rock" würde dem, was<br />

hier dargeboten wird, nicht gerecht werden; denn ein<br />

absolutes Plus der Scheibe ist der hohe Grad an Abwechslungsreichtum.<br />

Das also, was man allen mit der<br />

Vorsilbe "Nu" bestückten Genres nun nicht unbedingt<br />

nachsagt. Vor allem, was man unter "Rock" zusammenfassen<br />

könnte, aber auch vor Discorhythmen<br />

(bei "Simian Gift" glüht die Schlaghose), World-Tribals<br />

("Demons"), Bar-lounge-meets-Jimmy-Hendriks-<br />

Sounds ("Lil' Love") macht man nicht halt. Das zeugt

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