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Todd - Comes to your house<br />
(Southern/Soulfood)<br />
Unglaublich! Todd hatten mit dem letzten Album "Purity pledge" ja schon ein gut brachiales<br />
Noiserockmanifest alter Schule in bester AmpRep-Manier abgeliefert. Das zu toppen<br />
würde schwer werden. Ach was! Todd lehren uns, dass sie noch viel viel abgefuckter,<br />
abgedrehter und noisiger sein können; ohne dabei ihre alten Qualitäten missen zu lassen.<br />
Todd hauen hier dermaßen auf die Kacke, dass es eine wahre Freude ist. Unglaublich.<br />
Völlig am abdrehen. Die haben echt ein Rad ab, was hier als ganz großes Kompliment<br />
gemeint ist. Sowas von auf die zwölf und in die Magengrube. Sorry, ich mutiere hier zum<br />
Wortproleten, aber es geht nicht anders. Todd reichern auf "Comes to your house" ihren<br />
ureigenen Sound noch mit brachialer Elektronik an und schaffen es wirklich ihren Sound<br />
noch zu potenzieren und alles ins Extrem zu ziehen. Von Anfang an mitten in die Fresse<br />
(sorry...). Manische Schreie am Rande des Wahnsinns, walzende Riffs, schräg bis zum<br />
Anschlag, gelegentlicher Highspeed-Wahn und dann<br />
diese Energie. Remember Zeni Geva, Butthole Sur-<br />
fers, Part Chimp. Nur besser. Waaahhhnnnsinnnnn!<br />
Und keine Sekunde langweilig. Wie viele abgedrehte<br />
Ideen kann man eigentlich haben? Wieviel Noisedichte<br />
verträgt man? Und wo führt das alles hin? Und<br />
wie ist das erst live? Ich liebe es. Ich werde ihnen<br />
nachreisen. Das absolut beste Album seit langem!!<br />
Todd definieren hier nicht weniger als eine neue<br />
Dimension des Noiserocks. Wer sich dieses Album<br />
nicht holt, den holen Todd. Sie kriegen euch alle!<br />
Christian Eder<br />
www.southern.net<br />
David Celia - Organica<br />
(Taxi Standard/Radar)<br />
Zweites Stück vorbei und schon hoffnungslos verfallen.<br />
Geht mir nicht ganz so oft so, soweit ich mich<br />
entsinnen darf. Hier ist sooooviel am Start! Das ist<br />
Pop! Das ist groß! Das ist so... ganz große 60s! Ob<br />
sich das nun nach Beatles bis hin zu Crosby, Stills,<br />
Nash & Young und anderen Vertretern/Größen<br />
anhört, ist so egal, das ist einfach eine perfekte<br />
Mischung, eben ein original David Celia... Wobei ich<br />
mich auch manchmal dabei erwisch, wie ich innehalte<br />
(wie schreibt man bitte denn jezz DAS? So nach<br />
der Reform der Reform der Rechtschreibreform?)<br />
und mich kurz frage, ob ich das überhaupt darf, das<br />
sooo toll zu finden. Manchmal ist es schon sehr "perfekt"...<br />
Aber solche Gedanken sind Quatsch. Hiermit<br />
bekennen ich meine Liebe zu dieser Platte! Diese<br />
Parts, diese Arrangements, diese Instrumentalisierung,<br />
diese Stimme, dieses unheimlich sichere Händ-<br />
Black Ox Orkestar - Nisht Azoy<br />
(Constellation/Southern/Alive)<br />
chen dafür! Alles scheint so locker und leicht dahingeworfen! Als wenn es das Natürlichste im Leben wäre, geniale<br />
Songs zu schreiben. Diese Platte werde ich all meinen Freunden schenken! Und hoffentlich bei ihr mal Liebe<br />
machen.<br />
Ähnlich Drew (jezz kennt ihr Drew aber, oder? Hatte ich ja schon im letzten noisy bemängelt bzw. euch nahegelegt,<br />
unbedingt was anzuchecken... falls (noch) nicht, habt ihr von nun an eine Hausaufgabe!) strotzt "Organica" nur so<br />
von kleinen -von feinstem Sixties-Pop durchzogenen- Songjuwelen, man mag es nicht glauben! So große Melodien!<br />
Würde man hineingreifen, man könnte gar nicht anders, als eines dieser kleinen Hit-Tierchen zu schnappen zu<br />
bekommen, so wuselt und wimmelt es da. Einer meiner neuen Lieblings-Gute-Laune-Platten! Danke David! Ich<br />
schließe jezz, zu viel Schwärmerei... ist ja schon fast peinlich. Aber nur fast.<br />
Matthias Horn<br />
www.davidcelia.<strong>com</strong><br />
Highlight2 49<br />
Teils tieftraurige Melodien und Balladen aber auch äußerst extrovertierte<br />
Lebensfreude sind die konstituierenden Elemente von jiddischem<br />
Klezmer und osteuropäischem Folk, die auch diesem Album<br />
den Rahmen geben. Wobei hier über all dem öfter eine gewisse<br />
Schwere liegt. Keine bleierne Schwere, die einen handlungsunfähig<br />
macht, mehr diese angenehme Art von matter Versunkenheit, der<br />
Zustand der Unschärfe beim aus-dem-Fenster-starren. Auf "Nisht<br />
Azoy" (Not like this) findet sich eine moderne Art des Klezmer, dessen<br />
fröhliche Melodien teils entschleunigt wurden und dem daraus eine<br />
ganz eigene Art der Melancholie erwächst. Hier wird Zeit und Platz<br />
gelassen für die wichtigen Momente, hier wurde mit Bedacht manches<br />
weggelassen um dann im nächsten Song fulminanter aufspielen zu<br />
können. Dieses fabelhafte Album kennt aber kaum folkloristische<br />
Grenzen. In dieser "New Jewish Music" werden u. a. arabische und<br />
slawische Melodien adaptiert und in den bandeigenen Sound integriert.<br />
Der melancholisch einstimmende Opener "Bukharian" basiert<br />
beispielsweise auf einem jiddischen Folk-Song, das flotte "Violin duet"<br />
bezieht Fragmente einer tschechischen Ballade und transsilvanischer<br />
Dance-Tunes mit ein. "Ratsekr grec", ein perkussiver Song, subsummiert<br />
Balkan-Tanzrhythmen. Diesem folgen mit "Tsvey taybelakh" und<br />
"Dobriden" Traditionals, die neu arrangiert wurden, wobei ersteres<br />
langsam-dramatisch beginnt und sich dann in Klezmer-Melodien und<br />
diesen stoisch-steigernden Rhythmus, der Klezmer teils zueigen ist,<br />
wendet. Fulminantester Song bleibt "Az vey dem tatn", der eine solch<br />
sehnsuchtsvolle Melancholie und subtile Tanzbarkeit transportiert,<br />
dass er sich als geheimer Lieblingssong für Jahre empfiehlt. Selten<br />
auch eine authentischere Produktion gehört, die derartig genial<br />
Soundmomente einfängt. Ein ganz großartiges Album, das angenehm<br />
aus dem Rahmen fällt.<br />
Christian Eder