reViews 41 - Noisy-neighbours.com
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<strong>reViews</strong><br />
Barry Adamson - Stranger On The Sofa<br />
(Central Control)<br />
Ein weißes Rauschen macht den Anfang, eine<br />
sanfte Stimme ertönt praktisch aus dem Off -<br />
auch das neue Album Barry Adamsons verströmt<br />
vom ersten Moment an, wie sollte es auch anders<br />
sein, cineastische Atmosphäre. Doch<br />
„Stranger On The Sofa“ ist keine schlichte Kopie<br />
des grandiosen Vorgängers „The King Of Nothing<br />
Hill“. Gleich Track Nummer zwei („The Long<br />
Way Back Again“) hält eine Überraschung bereit:<br />
folkig geht es da zur Sache, sogar die Mundharmonika<br />
darf dabei nicht fehlen. Im weiteren<br />
Verlauf des Albums aber greift Adamson auf die<br />
bewährte Mischung aus Jazz, Soul, Elektronik<br />
und düsteren Soundscapes zurück, und beweist<br />
darin wieder einmal sein außergewöhnliches Talent,<br />
seine Musik mit Bildern zu versehen. Fallen<br />
die meisten Stücke gewohnt dunkel aus, ist<br />
der Gesamteindruck, den „Stranger On The<br />
Sofa“ verströmt, trotz allem bei weitem nicht derart<br />
düster, wie noch beim Vorgänger, wirkt so<br />
manches Stück doch überraschend positiv - und<br />
das nicht zum Nachteil des Albums.<br />
Arnulf<br />
Alexa - Alexa<br />
(MTM Classix/SPV)<br />
Irgendwo zwischen Heart zu „Animals“-Zeiten<br />
und der späten (=zahmen) Lee Aaron bewegen<br />
sich ALEXA. Bedeutet: Hier gibt's AOR bzw. Melodic<br />
Rock mit massig Keyboards und weiblichem<br />
Gesang auf die Lauscher, ohrenfreundlich<br />
intoniert und chartkompatibel arrangiert. Chartkompatibel?<br />
Naja, zumindest 1989, als dieses<br />
Album ursprünglich erschien, hätte man es<br />
durchaus zu etwas Airplay bringen können -<br />
wahrscheinlich liegt die Plattenfirma aber mit ihrer<br />
Vermutung richtig, dass die Konkurrenz in<br />
diesem Sektor damals mit u.a. Lita Ford, Vixen<br />
oder den o.g. Bands einfach zu groß war. Deshalb<br />
gibt's anno 2006 eine Neuauflage dieser<br />
längst vergriffenen Scheibe. Da wird es die<br />
Freunde seltener weiblicher Power-Vocals unter<br />
Euch auch kaum stören, dass man dem von Paul<br />
Sabu produzierte Teil die 17 Lenze ein kleines<br />
bisschen anhört. Für 'ne Neuauflage trotzdem<br />
nett.<br />
Heavy<br />
www.mtm-music.<strong>com</strong><br />
Android Love Caravan - s/t<br />
(Scream Records / Huge Music)<br />
Hinter dem Bandnamen, der sich hier zunächst<br />
liest wie Stoner-Rock, die 1093ste verbirgt sich<br />
ein ziemlich eigensinniger Mix aus etwas dunklerem<br />
Wave, Indie und Psychedelic. Die<br />
Stimme des Wahllondoners Markus Weitgasser<br />
lässt dabei teilweise tief blicken in seelische Abgründe,<br />
Verderben und Desillusion. Musikalisch<br />
äußert sich das teils ziemlich elektronisch<br />
(„Time“, „No last dance“), teils relativ poppig („No<br />
happy“) aber zumeist dunkel, unnahbar, distanziert<br />
und leicht unterkühlt. Android Love Caravan<br />
verstehen es zu bedrücken, den Raum auszufüllen,<br />
bleiben dabei aber dennoch immer<br />
irgendwie ungreifbar und fern. So als würden die<br />
frühen Suede ohne Kehlchenstimme und etwas<br />
eingängigere Pixies gemeinsame Sache machen.<br />
Und in einem Punkt bin ich mir jetzt relativ<br />
sicher: Wenn ich jemals einen Film drehen<br />
sollte und in diesem eine Szene in einer Opiumhöhle<br />
vorkommen sollte, dann hätte ich nun<br />
auf jeden Fall eine musikalische Untermalung<br />
dafür gefunden.<br />
Jochen Wörsinger<br />
Andy Timmons Band - Resolution<br />
(Favoured Nations/Rough Trade)<br />
Stichwort Gitarrenhelden. Da gibt es Instrumental-Alben,<br />
da langweilt man sich schon nach dem<br />
ersten Lied. Nichts passiert so richtig, und wenn<br />
mal was passiert, dann war's vorhersehbar. Es<br />
gibt Instrumental-Alben, da passiert wiederum<br />
so dermaßen viel, dass einem schon nach dem<br />
zweiten Song der Helm auf links steht, und man<br />
vor lauter Griffbrett-Gewichse nicht mehr weiß,<br />
was Arsch und was Hose ist. Und dann gibt es<br />
Instrumental-Alben wie das der ANDY TIM-<br />
MONS BAND: Innovativ, abwechslungsreich<br />
und unterhaltsam. Und dabei niemals nervig.<br />
Einfach hochklassig. Wenn der ehemalige<br />
Klampfer der Millionenseller DANGER DANGER<br />
z.B. das Gefühl hat, genug seiner Highspeed-<br />
Soli zum Besten gegeben zu haben, streut er<br />
eben einen lockeren Blues zum Durchatmen aus<br />
dem Ärmel. Die Stärke der Scheibe liegt zudem<br />
in der Fähigkeit Herrn Timmons', Songs zu<br />
schreiben, zu denen man trotz des fehlenden<br />
Gesangs schnell Zugang finden kann. Und so<br />
rauscht „Resolution“ (immerhin auch schon der<br />
achte Output der Nach-Danger Danger-Ära)<br />
nicht wie so viele Genre-‚Kollegen' links rein und<br />
rechts wieder raus - und das heißt schon 'ne<br />
Menge. Für Satriani-Fans ein Must-have.<br />
Heavy<br />
www.andytimmons.<strong>com</strong><br />
Angel City Outcasts -<br />
Deadrose Junction<br />
(People Like You/SPV)<br />
Vor einiger Zeit habe ich mal<br />
eine Rezi zum Vorgängeralbum<br />
der Angel City Outcast gelesen, die war<br />
ziemlich mau; keine Ahnung, ob der Rezensent<br />
damals einen schlechten Tag erwischt hatte oder<br />
diese Scheibe, die ich nie gehört habe, tatsächlich<br />
so schlecht gewesen ist - sollte es so gewesen<br />
sein, müssen sich die Jungs ziemlich gesteigert<br />
haben, denn „Deadrose Junction“ ist ein<br />
richtig klasse Teil, feiner Rock'n'Roll mit leichtem<br />
Guns'n'Roses-Touch, hier und da meine ich sogar<br />
ein Honky-Tonk-Klavier hören zu können -<br />
da lassen die Stones grüßen! Meine persönlichen<br />
Highlights sind eindeutig „Outcast Rock'-<br />
n'Roll“ und der Opener „Made For This“ - rockt<br />
wie Sau!<br />
Leo<br />
Atargatis - Wasteland<br />
(Massacre/Soulfood)<br />
Dem Gothic Metal von ATARGATIS geht die Puste<br />
schon aus, bevor alles richtig angefangen<br />
hat. Obwohl die Scheibe von Alexander Krull<br />
(Crematory) amtlich gemastert aus den Speakern<br />
ballert, heißt es für Funken „Überspringen<br />
verboten!“. Schuld daran sind in erster Linie die<br />
zumeist fehlenden Hooks der Sorte, die sich unauslöschlich<br />
in die Hirnaußenrinde fräsen und<br />
einen nicht mehr los lassen - bis auf einige helle<br />
Momente am Anfang von „Wasteland“ Fehlanzeige.<br />
Und bei aller Liebe zum klassisch-etablierten<br />
Gut/Böse-Aufbau vieler Gothic-Gesangslinien:<br />
Die klassische Stimme von Stephanie<br />
Luzie erscheint allem technischen Können<br />
zum Trotz nach spätestens einer halben Stunde<br />
limitiert und nervig; da können auch die gelegentlich<br />
eingestreuten männlichen Vocals von<br />
Gastsänger Stefan Hetrich (Darkseed) nichts<br />
mehr raus reißen. Unterm Strich bleiben also<br />
kaum ergreifende Songs, wenig fesselnder Gesang,<br />
ein ambitioniertes inhaltliches Konzept<br />
und eine ordentliche Produktion. Vermutlich zu<br />
wenig, um sich auf Dauer in der Szene zu etablieren.<br />
Heavy<br />
www.massacre-records.<strong>com</strong><br />
Beyond Fear - Beyond Fear<br />
(SPV/Steamhammer)<br />
Millionen Headbanger konnten sich in den vergangenen<br />
knapp zehn Jahren bereits davon<br />
überzeugen, dass der Mann eine Metal-Vorzeige-Röhre<br />
hat, wie sie im Buche steht. BE-<br />
YOND FEAR ist das neue Betätigungsfeld des<br />
ex-Judas Priest- und inzwischen Iced Earth-<br />
Frontmanns Tim 'Ripper' Owens, und er knüpft<br />
damit ziemlich exakt da an, wo man es erwartet<br />
hat: Owens, der über die Hälfte der Songs der<br />
Scheibe selbst komponiert hat, liefert z.B. mit<br />
dem Opener „Scream Machine“ eine Power Metal-Salve<br />
ab, die selbst dem Priest-Klassiker<br />
„Painkiller“ in kaum etwas nachsteht. Die weiteren<br />
elf Tracks können dieses sehr hohe Niveau<br />
zwar trotz gelegentlicher Highlights nicht mehr<br />
halten, dennoch ist „Beyond Fear“ grundsolideguter<br />
Stoff für alle nackenmuskelgestärkten<br />
Langhaardackel und Fans der o.g. Bands, die<br />
neues Echtmetall-Material brauchen, um sich ins<br />
Nirvana zu bangen.<br />
Heavy<br />
www.timripperowens.<strong>com</strong><br />
Big John Bates -<br />
Take Your Medicine<br />
(Wolverine/Soulfood)<br />
Big John Bates verschreiben<br />
uns ihre Pillen, und was wir da einnehmen müssen,<br />
ist lockerer Trio Rockabilly im Stile der Stray<br />
Cats oder der Cramps. Live ist die Band mit den<br />
Voodoo Dollz unterwegs, da gibt es dann Bauchtanz,<br />
den Bassistin sCare oline (wenn das mal