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Am ersten Morgen des neuen Jahres war der Bereich vor dem Tor wie angekündigt<br />
geräumt worden. In die Nähe des Eingangs durfte nur gehen, wer sich zuvor auf Waffen<br />
durchsuchen ließ. Es würde schon genug Unfälle geben, so eine der Wachen, da wollten die<br />
Herren der Stadt nicht auch noch Kampfverletzte hinnehmen. Rüstungen dagegen waren<br />
nicht verboten, und viele trugen Lederrüstungen und Arm und Beinschienen, um bei<br />
Stürzen glimpflicher davon zu kommen. Ich denke, dass solche Dinge beim Rennen hinderlich<br />
sind, aber ich hätte sie mir ja ohnehin nicht leisten können. Ich erwartete auch, dass<br />
es ohnehin nicht zu Kämpfen kommen würde. Die Wachmannschaft der Stadt ist bereits<br />
aufgestellt, insbesondere viele Tauren mit besonders fein gearbeiteten Keulen. Der Hauptmann<br />
der Wache scheint sogar eine magische Keule zu haben, das kann aber auch nur ein<br />
Gerücht sein. Eingesetzt haben sie ihre Waffen noch nicht, schon ein lautes Knurren der<br />
Tauren hat bisher noch jeden Störenfried zur Besinnung gebracht.<br />
Dann trat ein Gar auf das Podest, stellte sich als Nellar vor. Er sei von den Lehnsherren<br />
der Stadt als Verwalter eingesetzt worden. Er und seine Schreiber würden später durch die<br />
Stadt gehen und die in Besitz genommenen Häuser beurkunden. Bis dahin müsse ein jeder,<br />
der ein Haus beanspruchen wolle, im Türrahmen stehen bleiben und es so als das seinige<br />
kennzeichnen. Häuser, deren Türen mit dem Siegel von Buta Samui markiert seien, stünden<br />
nicht für die Besiedlung zur Verfügung, sondern seien bereits verkauft, so erinnerte er.<br />
Schließlich kamen noch zwei der drei Herren der Stadt. Nein, eigentlich kamen sie nicht,<br />
sie waren einfach da. Niemand hat sie kommen sehen, sie standen einfach plötzlich auf der<br />
Bühne. Eine durchscheinende Gestalt, die als Serkes vorgestellt wurde, stand mit einem<br />
ebenso durchscheinenden Bierkrug auf der Bühne und blickte ins Leere, aber dennoch wirkte<br />
er nicht gespenstisch, sondern fröhlich. Der andere hatte eine Tür mitten in der Luft geöffnet,<br />
trat hindurch, schloss die Türe und hinter ihm war nur noch der Wind, als wenn dort<br />
auch noch nie ein Durchgang gewesen wäre. Letzterer stellte sich als Totoro vor, und hielt<br />
auch noch eine Rede über die großen wirtschaftlichen Perspektiven der Stadt. Ich habe<br />
nicht so genau hingehört, denn einige Siedler versuchten, sich so nah an den Eingang zu<br />
drängeln wie möglich, und von den Typen mit Rüstung waren viele sehr kräftig und schoben<br />
mich einfachen Kürschnergesellen zur Seite. Die Wachen am Tor zur Stadt schauten<br />
fragend zur Bühne, ihnen wurde aber bedeutet, nicht einzugreifen. Schon bald konnten die<br />
ersten Siedler die eisernen Türflügel berühren, wurden die Wachen gezwungen, beiseite zu<br />
gehen.<br />
Die auf der Bühne beobachteten das Treiben von oben, wie Eltern, die ihren Kindern beim<br />
Spielen zusehen. Ich habe nicht verstanden, wie genau es geschah – aber plötzlich war da<br />
eine riesige Öffnung im Eiswall neben dem Tor zu Buta Samui. Die meisten achteten<br />
nicht darauf und schoben weiter gegen das Tor, aber die, die wie ich am Rand standen, erfassten<br />
die Lage schnell und rannten auf den neuen Durchgang zu und von dort aus hinein<br />
in die Vorhalle. Der Durchgang soll sich nach einigen Momenten wieder geschlossen haben,<br />
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