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Bundeswahlausschuss,<br />

Bundeswahlleiter,<br />

Landeswahlausschüsse,<br />

Landeswahlleiter/‐innen<br />

Offener Brief an die Wahlorgane als Beschwerde gegen die Zulassung von Wahlvorschlägen<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

B., den 20.05.2013<br />

ich möchte mich hiermit gegen die Zulassung einzelner Landeslisten und möglichweise auch<br />

Kreiswahlvorschläge der Parteien Bündnis ‘90/die Grünen, SPD, die Linke und CDU nachfolgende<br />

Beschwerden vortragen und darlegen, dass diese nicht den gesetzlichen Normen nach § 26 und § 28<br />

BWG genügen, da die parteiinternen Regelungen zu den Kandidatenaufstellungen gegen geltendes<br />

Recht verstoßen.<br />

<strong>Übersicht</strong><br />

<strong>Inhalt</strong><br />

<strong>Übersicht</strong> ................................................................................................................................................. 1<br />

Der Sachverhalt ....................................................................................................................................... 2<br />

Anträge .................................................................................................................................................. 10<br />

Zulässigkeit ............................................................................................................................................ 10<br />

Begründung ........................................................................................................................................... 12<br />

1<br />

1. Allgemeines ............................................................................................................................... 12<br />

2. Entscheidungs‐ und Spruchpraxis des Wahlprüfungsausschusses .......................................... 14<br />

3. Über die Rechtsverstöße ........................................................................................................... 17<br />

3.1 Allgemein ........................................................................................................................... 17<br />

3.2 Art. 1 Abs. 3 GG ................................................................................................................. 17<br />

3.3 Art. 2 Abs. 1 Satz 1 GG ....................................................................................................... 18<br />

3.4 Art. 3 GG ........................................................................................................................... 18<br />

3.5 Art. 19 Abs. 1 Satz 1 ........................................................................................................... 28<br />

3.6 Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG .................................................................................................... 28<br />

3.7 Art. 33 GG .......................................................................................................................... 31<br />

3.8 Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG ..................................................................................................... 31<br />

3.8.1 Allgemeines zu den Wahlgrundsätzen .......................................................................... 31<br />

3.8.2 Allgemeinheit ................................................................................................................ 33


3.8.3 Gleichheit ...................................................................................................................... 35<br />

3.8.4 Freiheit .......................................................................................................................... 40<br />

3.8.5 Unmittelbarkeit ............................................................................................................. 41<br />

3.8.6 Geheimhaltung .............................................................................................................. 43<br />

3.8.7 Fazit ............................................................................................................................... 43<br />

3.9 § 21 und § 27 BWG ........................................................................................................... 43<br />

3.10 § 25 i.V.m. § 32 und § 40 BGB ........................................................................................... 45<br />

3.11 § 10 Abs. 2 Satz 1 PartG ..................................................................................................... 45<br />

3.12 § 15 Abs. 2 Satz 1 PartG ..................................................................................................... 46<br />

3.13 § 17 PartG .......................................................................................................................... 46<br />

4. Auswirkungen auf Parlamentswahlen ........................................................................................... 49<br />

4.1 ein Überblick .......................................................................................................................... 49<br />

4.2 Bündnis ‘90/die Grünen ........................................................................................................ 49<br />

4.3 CDU ........................................................................................................................................ 53<br />

4.4 SPD ......................................................................................................................................... 58<br />

4.5 Die Linke(PDS) ....................................................................................................................... 64<br />

4.6 Zusammenfassung ................................................................................................................. 68<br />

5. Frauenquoten in Arbeitnehmer‐ und Personalvertretungen ........................................................ 68<br />

5.1 ein Überblick .......................................................................................................................... 68<br />

5.2 Personalvertretungsgesetz des Landes Hessen(HPVG) ......................................................... 69<br />

5.3 Mitbestimmungsgesetz des Landes Schleswig‐Holstein ....................................................... 71<br />

5.4 Personalvertretungsgesetz des Landes Niedersachsen ........................................................ 73<br />

5.5 Betriebsverfassungsgesetz .................................................................................................... 73<br />

5.6 Fazit ....................................................................................................................................... 75<br />

6. Frauenquoten in der Gesetzgebung .............................................................................................. 76<br />

6.1 eine <strong>Übersicht</strong> ....................................................................................................................... 76<br />

6.2 Im Landtag von Schleswig‐Holstein ....................................................................................... 76<br />

6.3 Im Landtag von Baden‐Württemberg ................................................................................... 77<br />

6.4 Im Landtag von Rheinland‐Pfalz ............................................................................................ 78<br />

6.5 Zusammenfassend ................................................................................................................. 78<br />

7. Schlussbemerkungen ..................................................................................................................... 79<br />

Der Sachverhalt<br />

Zunächst seien hier nachfolgende Regelungen aus den einzelnen Parteien herangezogen:<br />

2


1. Bündnis ‘90/die Grünen<br />

Grundkonsens:<br />

(39) Ein Ziel der Politik von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist es, Gleichberechtigung und paritätische<br />

Beteiligung von Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen zu verwirklichen. Deshalb<br />

sollen zur Erfüllung echter Parität Frauen bevorzugt werden, z.B. durch Mindestquotierung<br />

und besondere Fördermaßnahmen.<br />

(40) Mitwirkungsrechte, die sich auf die besondere Betroffenheit von Frauen beziehen, sind dabei nur<br />

ein Ausgangspunkt für die angestrebte Umgestaltung der Gesellschaft. Deswegen sieht sich BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN verpflichtet, innerorganisatorisch die paritätische Beteiligung von Frauen herzustellen<br />

und ihnen wirksame Mittel zur echten Gleichstellung im Rahmen eines Frauenstatuts in die Hand zu<br />

geben. Herangehensweisen, Fragestellungen und Ansichten von Frauen sind konsequent und<br />

außerordentlich einzubeziehen.<br />

(41) Voraussetzungen dafür sind: Entsprechende Mitwirkungsmöglichkeiten zu schaffen, die es für<br />

Frauen attraktiv machen, sich zu beteiligen. Dazu gehören auch Rahmenbedingungen, die es<br />

Menschen mit Kindern ermöglichen, ihre Verantwortung als Erziehende ebenso wahrzunehmen wie<br />

bei der Gestaltung gesellschaftlicher Prozesse.<br />

(42) Frauenpolitik heißt für uns, alle Politikbereiche aus feministischer Perspektive zu untersuchen,<br />

überall die unterschiedliche Situation von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft zu erkennen<br />

und Veränderungen einzufordern, die über bestehende Gesellschaftsmodelle hinausweisen und<br />

Frauen ein selbstbestimmtes und selbstbewusstes Leben ermöglichen.<br />

Satzung:<br />

§ 11 ORGANE (BUNDESORGANE)<br />

…<br />

(3) Die gleiche Teilhabe von Frauen und Männern in der Politik ist ein politisches Ziel von BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN. Die Quotierung von Ämtern und Mandaten ist eines der Mittel, um dieses Ziel zu erreichen.<br />

Dies und weitere Maßnahmen regelt das Frauenstatut.<br />

(4) Alle Bundesorgane, -kommissionen und Bundesarbeitsgemeinschaften sind zu mindestens 50% mit Frauen<br />

zu besetzen. Ausgenommen von dieser Regelung ist die BAG Schwulenpolitik.<br />

(5) Wahllisten sind grundsätzlich alternierend mit Frauen und Männern zu besetzen, wobei den<br />

Frauen die ungeraden Plätze zur Verfügung stehen (Mindestparität). Frauen können auch auf den<br />

geraden Plätzen kandidieren. Reine Frauenlisten sind möglich. Sollte keine Frau für einen Frauen<br />

zustehenden Platz kandidieren bzw. gewählt werden, entscheidet die Wahlversammlung über das<br />

weitere Verfahren. Die Frauen der Wahlversammlung haben diesbezüglich ein Vetorecht<br />

entsprechend § 4 des Frauenstatuts.<br />

14 FRAUENRAT<br />

(1) Der Frauenrat beschließt über die Richtlinien der Frauenpolitik der Partei zwischen den<br />

Bundesversammlungen. Er koordiniert die Arbeit zwischen den Gremien der Bundespartei, den<br />

Fraktionen und den Landesverbänden. Er entwickelt und plant gemeinsame politische Initiativen. Er<br />

berät den Bundesvorstand und befasst sich mit Angelegenheiten, die die Bundesversammlung an ihn<br />

delegiert. Der Frauenrat kontrolliert die Einhaltung und Umsetzung des Bundesfrauenstatuts.<br />

§ 15 BUNDESVORSTAND<br />

3


(2) Dem Bundesvorstand gehören sechs Mitglieder an:<br />

1. zwei gleichberechtigte Vorsitzende, davon mindestens<br />

eine Frau,<br />

2. der/die politische GeschäftsführerIn,<br />

3. der/die BundesschatzmeisterIn,<br />

4. zwei weitere Mitglieder.<br />

Der Bundesvorstand vertritt die Bundespartei gem. §<br />

26 (2) BGB. Dem Bundesvorstand gehören mindestens<br />

zur Hälfte Frauen an.<br />

§ 24 URABSTIMMUNG<br />

….<br />

(7) Über Spitzenkandidaturen der Bundespartei aus Anlass allgemeiner Wahlen kann die Urwahl<br />

durchgeführt werden. Absätze (2) bis (5) finden entsprechende Anwendung. Es gilt dabei die<br />

Mindestquotierung. Ausnahmen beschließt eine Bundesversammlung mit einfacher Mehrheit.<br />

§ 26 FRAUENSTATUT<br />

Das Frauenstatut ist Bestandteil der Satzung.<br />

Frauenstatut:<br />

§ 1 MINDESTQUOTIERUNG<br />

Wahllisten sind grundsätzlich alternierend mit Frauen und Männern zu besetzen, wobei den Frauen<br />

die ungeraden Plätze zur Verfügung stehen (Mindestparität). Frauen können auch auf den geraden<br />

Plätzen kandidieren. Reine Frauenlisten sind möglich. Sollte keine Frau für einen Frauen zustehenden<br />

Platz kandidieren bzw. gewählt werden, entscheidet die Wahlversammlung über das weitere<br />

Verfahren. Die Frauen der Wahlversammlung haben diesbezüglich ein Vetorecht<br />

entsprechend § 4 des Frauenstatuts.<br />

§ 2 VERSAMMLUNGEN<br />

(1) Präsidien von Bundesversammlungen werden paritätisch besetzt. Die Versammlungsleitung<br />

übernehmen Frauen und Männer abwechselnd. Redelisten werden getrennt geführt, Frauen und<br />

Männer reden abwechselnd. Ist die Redeliste der Frauen erschöpft, ist die Versammlung zu befragen,<br />

ob die Debatte fortgesetzt werden soll.<br />

(2) Diese Regelungen sollen auch für sonstige Veranstaltungen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gelten.<br />

§ 3 Gremien<br />

(1) Alle Gremien von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu beschickende<br />

Gremien sind paritätisch zu besetzen.<br />

§ 4 FRAUENABSTIMMUNG UND VETORECHT<br />

(1) Eine Abstimmung unter Frauen (Frauenvotum) wird auf einer Bundesversammlung auf Antrag von<br />

mindestens 10 stimmberechtigten Frauen vor der regulären Abstimmung durchgeführt. Für ein<br />

Frauenvotum beim Länderrat sowie allen anderen Gremien genügt der Antrag einer<br />

stimmberechtigten Frau für ein Frauenvotum.<br />

4


(2) Die Mehrheit der Frauen einer Bundesversammlung, eines Länderrates und anderer Gremien hat<br />

ein Vetorecht mit aufschiebender Wirkung. Eine von den Frauen abgelehnte Vorlage kann erst auf der<br />

nächsten Bundesversammlung erneut eingebracht bzw. von der Versammlung mehrheitlich an den<br />

Länderrat überwiesen werden. Das Vetorecht kann je Beschlussvorlage nur einmal wahrgenommen<br />

werden. Die Landes‐ und Kreisverbände sind aufgefordert, analoge Regelungen in ihre Satzungen<br />

aufzunehmen.<br />

Urabstimmungsordnung<br />

§ 9 ABSTIMMUNGSVERFAHREN<br />

4) Bei Benennungen von Spitzenkandidaturen nach § 24 Absatz 7 der Satzung kann jede/r<br />

Abstimmungsberechtigte soviel JA‐Stimmen vergeben, wie Positionen zu besetzen sind. Pro KandidatIn<br />

kann nur eine Stimme vergeben werden. Der Wahlzettel kann insgesamt mit NEIN oder ENTHALTUNG<br />

gekennzeichnet werden. Die Zahl der abgegebenen Stimmen für männliche Bewerber darf die Zahl der<br />

für Männer offenstehenden Positionen nicht übersteigen; in diesem Fall ist der Stimmzettel<br />

ungültig.<br />

5) Bei Benennungen von Spitzenkandidaturen nach §24 Absatz 7 der Satzung ist gewählt, wer die<br />

meisten gültigen Stimmen auf sich vereint. Wenn mehrere KandidatInnen zur Wahl stehen, ist<br />

mindestens die Hälfte der Plätze mit Frauen entsprechend der Anzahl der auf sie entfallenen Stimmen<br />

zu besetzen. Bei Stimmengleichheit entscheidet die nächste Bundesversammlung über die Benennung<br />

in dem entsprechenden Fall.<br />

BAG‐Statut<br />

§ 6 BAG‐SprecherInnen<br />

(1) Jede BAG wählt aus ihrer Mitte für die Dauer von maximal zwei Jahren zwei SprecherInnen, die<br />

Mitglied von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und nach § 5 stimmberechtigte Mitglieder sein müssen.<br />

Wiederwahl ist zulässig.<br />

(2) Es gilt die Quotierung gemäß Frauenstatut.<br />

Aus dem Grundsatzprogramm:<br />

S 132:<br />

Aufbruch in eine geschlechtergerechte Gesellschaft<br />

Bündnisgrüne Politik steht für die Gleichberechtigung von Frau und Mann in allen Lebensbereichen.<br />

Der Feminismus, die Frauenbewegung und das persönliche Engagement vieler Frauen sind eine<br />

wesentliche Quelle bündnisgrüner Politik. Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an<br />

unserer politischen Arbeit hat unser politisches Selbstverständnis entscheidend mit geprägt.<br />

Frauenpolitik war und ist für uns ein Querschnittsthema mit dem Ziel, das Lebensumfeld von Frauen<br />

und Männern so zu gestalten, dass es der Vielfalt ihrer Lebenslagen auch entspricht. Frauenpolitik wird<br />

so zu einer gestaltenden Gesellschaftspolitik, die Machtstrukturen im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit<br />

hin analysiert und verändert. Unsere Frauenpolitik findet ihre Fortsetzung in einer neuen<br />

Frauen‐, Männer‐, Geschlechter‐ und Gesellschaftspolitik. Mit der Geschlechtergerechtigkeit setzen<br />

wir auf ein Leitbild von Demokratie, Freiheit und Gleichheit der Menschen, das weit über das heute<br />

verwirklichte Maß hinausgreift.<br />

S. 133<br />

5


Gerechtigkeit im Geschlechterverhältnis. Die Teilhabe an Bildung, Arbeit und Einkommen und<br />

Eigentum, an gesellschaftlicher und politischer Mitgestaltung muss gerecht zwischen den<br />

Geschlechtern geteilt werden. Dabei geht es nicht nur um die gerechte Teilhabe der Frauen an den<br />

gesellschaftlichen Gütern, sondern auch um die gerechte Teilnahme der Männer an den Lasten der<br />

Familienfürsorge. Auch heute sind Hierarchien und Machtunterschiede zwischen den Geschlechtern<br />

längst nicht beseitigt. Die Lebensrealitäten von Mädchen und Frauen – und vielen Männern – sind<br />

weiterhin[von einer Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit bestimmt. Aber solange politische<br />

Macht‐ und Entscheidungspositionen, bezahlte und unbezahlte Arbeit, Einkommen und Zeit nicht<br />

gerecht verteilt sind, ist unsere Gesellschaft nicht geschlechtergerecht. Diese Gerechtigkeitslücke<br />

wollen wir schließen. Verteilungsgerechtigkeit ist eine wichtige Grundlage für geschlechtergerechte<br />

Politik. Beschäftigung in Bereichen, in denen traditionell Männer beschäftigt sind, wird nach wie vor<br />

materiell besser entlohnt. Die „uralte“ Forderung nach gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit ist<br />

immer noch nicht durchgesetzt. Da Appelle hier nicht reichen, ist die Politik gefordert, durch<br />

Begleitmaßnahmen ungerechte patriarchale Strukturen zu durchbrechen.]<br />

S. 134<br />

Demokratie im Geschlechterverhältnis. Eine demokratische Gesellschaft bietet für Frauen und Männer<br />

die gleichberechtigte Chance zur Beteiligung am demokratischen Willensbildungsprozess und in der<br />

Wahrnehmung politischer Ämter. Die Geschlechterfrage ist darum eine zentrale Demo‐ kratiefrage,<br />

weil erst über die nicht nur formale Anerkennung von grundsätzlicher Gleichheit in allen<br />

gesellschaftlichen Bereichen die Anerkennung der Verschiedenheit zur Geltung kommt. Die<br />

Frauenfrage ist über alle anderen sozialen Teilungen hinweg ein elementares Bindeglied für die<br />

Demokratie und Zivilität der Gesellschaft. Eine Gesellschaft erfüllt ihren Anspruch demokratisch zu sein<br />

erst dann, wenn Männern und Frauen gleichberechtigte Gestaltungs‐ und Entscheidungsmacht<br />

zukommt. Voraussetzung hierfür sind Lebensbedingungen, die es den Bürgerinnen und Bürgern<br />

erleichtern, Erwerbsarbeit, Gesellschaftliche und politische Arbeit sinnvoll zu verbinden. Das Recht<br />

jeder und jedes Einzelnen, Demokratie gestalten zu können, schließt den gleichberechtigten Zugang zu<br />

den dafür notwendigen Ressourcen ein. Wir setzen uns für die gleiche Partizipation und Repräsentanz<br />

von Frauen und Männern aus allen gesellschaftlichen Gruppen in allen Gremien ein. Das bedeutet<br />

auch, dass Parteien und politische Institutionen ihre Strukturen geschlechtergerecht verändern<br />

müssen.<br />

S 139 – 140<br />

Gender Mainstreaming erlaubt es, einen Geschlechtervertrag als neuen Gesellschaftsvertrag<br />

durchzubuchstabieren. Deshalb wollen wir die Förderung und Durchsetzung von Gender<br />

Mainstreaming in allen Organisationsebenen. Dies ist eine Gemeinschaftsaufgabe für alle Frauen und<br />

Männer in der Partei.<br />

Schlüsselprojekt: Frauen an die Macht<br />

Frauen stellen mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Frauen wollen die Hälfte der Macht. Männer sind<br />

die andere Hälfte der Bevölkerung. Männer übernehmen die Hälfte der Verantwortung. Auch wenn<br />

durch die Emanzipation der Frauen in den letzten Jahren viel bewegt und verändert wurde und viele<br />

Mädchen und Frauen heute sehr selbstbewusst ihren Platz im Beruf und im öffentlichen Leben erobert<br />

haben, werden Wirtschafts‐ und Arbeitswelt, ebenso wie Politik und Gesellschaft nach wie vor noch<br />

sehr stark von den traditionellen Geschlechterverhältnissen bestimmt: den Männern die herrschenden<br />

Rollen, den Frauen die dienenden Aufgaben. Mit der Einführung der Frauenquote und der<br />

Mindestparität ist unsere Partei einen wichtigen Schritt vorausgegangen. Frauen haben sich bei uns<br />

erfolgreich in allen Ebenen etabliert. Durch unser Vorbild sind Quotierungen heute in kaum einer Partei<br />

6


mehr wegzudenken. Wir wollen Frauen aber nicht nur innerhalb unserer eigenen Parteistrukturen<br />

nach vorn stellen. Wir treten dafür ein, die Hälfte der Führungspositionen in Politik und in<br />

gesellschaftlichen Institutionen, in Hochschulen, Kultur und Wissenschaft, im öffentlichen Dienst und<br />

auch in der freien Wirtschaft weiblich zu besetzen. Die gerechte Teilhabe beider Geschlechter an allen<br />

wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufgaben voranzutreiben, ist Ziel bündnisgrüner Politik. Wir<br />

wollen die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass im Alltagsleben Bildung, Berufsarbeit und<br />

Sorgearbeit gleichermaßen zwischen Frauen und Männern aufgeteilt wird. Durch Gesetze, Dialog und<br />

Überzeugungsarbeit wollen wir in Politik und Gesellschaft die Weichen zur Durchsetzung von<br />

Geschlechtergerechtigkeit stellen. Wir unterstützen Mentoring‐Projekte und Frauennetzwerke, die für<br />

Mädchen und Frauen Aufstiegswege eröffnen und erleichtern.<br />

SPD<br />

§ 11 Funktions- und Mandatsträger, Quotierung<br />

(1) Funktionsträgerin oder Funktionsträger im Sinne dieses Statuts ist, wer von der zuständigen<br />

Parteikörperschaft für eine bestimmte Funktion der Partei, ihrer Arbeitsgemeinschaften und<br />

Projektgruppen gewählt oder für ein Mandat oder öffentliches Wahlamt nominiert worden ist.<br />

Mandatsträgerin oder Mandatsträger im Sinne dieses Statuts ist, wer als Parteimitglied ein Mandat oder<br />

öffentliches Wahlamt inne hat.<br />

(2) In den Funktionen und Mandaten der Partei müssen nach Maßgabe dieses Statuts und der<br />

Wahlordnung Frauen und Männer mindestens zu je 40 % vertreten sein. Die Pflicht richtet sich an das<br />

wählende oder entsendende Gremium. Die Quotierung bezieht sich insbesondere auf<br />

Mehrpersonengremien wie Vorstände, geschäftsführende Vorstände, von Vorständen eingesetzte<br />

Gremien und Delegationen.<br />

tut<br />

(3) Ein Funktionsträger oder eine Funktionsträgerin verliert<br />

seine bzw. ihre Funktion durch<br />

a) turnusmäßige Neuwahl, Erlöschen der Funktion oder Ablauf der satzungsmäßigen Amtszeit,<br />

b) Niederlegung,<br />

c) Aberkennung der Fähigkeit, eine Funktion zu bekleiden,<br />

d) Abberufung aus wichtigem Grund (§ 9 der Wahlordnung),<br />

e) Verlust der Mitgliedschaft (§ 4),<br />

f) durch Annahme einer anderen mit seiner bisherigen Funktion<br />

satzungsmäßig unverträglichen Funktion,<br />

g) Verlust der Mitgliedschaft in einem Parteiorgan, von dem die Funktion abhängig ist.<br />

(4) Gehören einem Vorstand nicht mindestens drei gewählte Mitglieder an, so hat der Vorstand der<br />

nächst höheren Gliederung unverzüglich Neuwahlen anzukündigen. Er muss die Rechte des<br />

handlungsunfähigen Vorstandes wahrnehmen oder Dritte mit der Wahrnehmung dieser Rechte<br />

kommissarisch beauftragen. Kommt es nicht in angemessener Zeit, spätestens aber binnen drei<br />

Monaten, zur Wahl eines handlungsfähigen Vorstandes, kann der Vorstand der nächsthöheren<br />

Gliederung eine Neuabgrenzung nach § 8 Abs. 2 vornehmen. Geschieht dies nicht in angemessener<br />

Zeit, so obliegt diese Pflicht wiederum der nächsthöheren Gliederung. Wurde der Vorstand nicht in<br />

jedem zweiten Kalenderjahr gewählt, so ist der Vorstand der nächsthöheren Gliederung berechtigt,<br />

unverzüglich Neuwahlen anzukündigen.<br />

(5) Als Vertreter oder Vertreterin der Partei gilt nur, wer durch die Parteiorganisation dazu beauftragt wurde.<br />

Aus der Wahlordnung<br />

7


§4 Verfahren bei Kandidatenaufstellungen<br />

(1) Für die Aufstellung der Kandidaten und Kandidatinnen zu Bundestags‐, Landtags‐ und<br />

Kommunalwahlen gelten die Bestimmungen der Wahlgesetze und des Organisationsstatuts. Um zu<br />

erreichen, dass Männer und Frauen zu mindestens je 40 % in den Parlamenten und kommunalen<br />

Vertretungskörperschaften vertreten sind, werden auf allen Organisationsebenen satzungsmäßige<br />

Vorkehrungen getroffen; sind keine Vorkehrungen getroffen, gilt Abs. 2 entsprechend. Innerparteiliche<br />

Nominierungsverfahren von Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahlen zu kommunalen<br />

Vertretungskörperschaften und Parlamenten sollen drei Monate vorher parteiöffentlich bekannt<br />

gegeben werden.<br />

(2) Für die Wahl zum Deutschen Bundestag wird die angemessene Vertretung von Frauen und<br />

Männern durch die Aufstellung der Landeslisten gesichert. Die Aufstellung der Landeslisten erfolgt<br />

alternierend; eine Frau, ein Mann, beginnend mit dem Spitzenkandidaten oder der Spitzenkandidatin.<br />

(3)Die Aufstellung der gemeinsamen Liste aller Bundesländer (Bundesliste) zur Europawahl oder die<br />

Aufstellung von Landeslisten zur Europawahl erfolgt alternierend; eine Frau, ein Mann, beginnend mit<br />

dem Spitzenkandidaten oder der Spitzenkandidatin.<br />

.Die Linke:<br />

Aus der Satzung<br />

§ 10 Geschlechterdemokratie<br />

(1) Die politische Willensbildung der Frauen in der Partei ist aktiv zu fördern. Es ist Ziel der<br />

Partei, dass Frauen weder diskriminiert noch in ihrer politischen Arbeit behindert werden.<br />

Frauen haben das Recht, innerhalb der Partei eigene Strukturen aufzubauen und Frauenplenen<br />

einzuberufen.<br />

(2) In allen Versammlungen und Gremien der Partei sprechen, unter der Voraussetzung<br />

entsprechender Wortmeldungen, Frauen und Männer abwechselnd. Redelisten werden<br />

getrennt geführt.<br />

(3) In allen Versammlungen und Gremien der Partei wird auf Antrag von mindestens einem<br />

Viertel der stimmberechtigten Frauen ein die Versammlung unterbrechendes Frauenplenum<br />

durchgeführt. Über einen in diesem Frauenplenum abgelehnten Beschluss oder<br />

Beschlussvorschlag kann erst nach erneuter Beratung der gesamten Versammlung bzw. des<br />

gesamten Gremiums abschließend entschieden werden.<br />

(4) Bei Wahlen von Vorständen, Kommissionen, Arbeitsgremien und Delegierten sind<br />

grundsätzlich mindestens zur Hälfte Frauen zu wählen. Ist dies nicht möglich, bleiben die den<br />

Frauen vorbehaltenen Mandate unbesetzt, eine Nachwahl ist jederzeit möglich. Kreis- und<br />

Ortsverbände, deren Frauenanteil bei weniger als einem Viertel liegt, können im Einzelfall<br />

Ausnahmen beschließen.<br />

(5) Bei der Aufstellung von Wahlbewerberinnen und Wahlbewerbern für Parlamente und<br />

kommunale Vertretungskörperschaften ist auf einen mindestens hälftigen Frauenanteil in der<br />

Fraktion bzw. in der Abgeordnetengruppe hinzuwirken. Bei Wahlvorschlaglisten sind einer<br />

der beiden ersten Listenplätze und im Folgenden die ungeraden Listenplätze Frauen<br />

vorbehalten, soweit Bewerberinnen zur Verfügung stehen. Hiervon unberührt bleibt die<br />

8


Möglichkeit der Versammlung, einzelne Bewerberinnen abzulehnen. Reine Frauenlisten sind<br />

möglich.<br />

Die CDU:<br />

C. Gleichstellung von Frauen und Männern<br />

§ 15 (Gleichstellung von Frauen und Männern)<br />

(1) Der Bundesvorstand und die Vorstände der Landes‐, Bezirks‐, Kreis‐, Stadt‐/Gemeinde bzw.<br />

Stadtbezirksverbände und der Ortsverbände der Partei sowie die Vorstände der entsprechenden<br />

Organisationsstufen aller Bundesvereinigungen und Sonderorganisationen der CDU sind verpflichtet,<br />

die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern in der CDU in ihrem jeweiligen<br />

Verantwortungsbereich durchzusetzen.<br />

(2) Frauen sollen an Parteiämtern in der CDU und an öffentlichen Mandaten mindestens zu einem<br />

Drittel beteiligt sein.<br />

(3) Förmliche Kandidatenvorschläge bei Wahlen für Parteiämter haben den Grundsatz nach Absatz 2<br />

zu beachten. Wahlgremien können Kandidatenvorschläge zurückweisen, die Frauen nur unzureichend<br />

berücksichtigen. Wird bei Gruppenwahlen zu Parteiämtern von der Kreisverbandsebene an aufwärts<br />

in einem ersten Wahlgang das Frauenquorum von einem Drittel nicht erreicht, ist dieser Wahlgang<br />

ungültig. Es ist ein zweiter Wahlgang vorzunehmen, zu dem weitere Vorschläge gemacht werden<br />

können. Dessen Ergebnis ist unabhängig von dem dann erreichten Frauenanteil gültig.<br />

(4) Bei Direktkandidaturen für Kommunal‐ und Landtagswahlen, für die Wahlen zum Deutschen<br />

Bundestag und zum Europäischen Parlament ist durch den Vorstand der entscheidungsberechtigten<br />

Organisationseinheit auf eine ausreichende Beteiligung von Frauen hinzuwirken. Gleiches gilt für die<br />

Vorstände mitentscheidungsberechtigter Organisationseinheiten.<br />

(5) Bei der Aufstellung von Listen für Kommunal‐ und Landtagswahlen, für die Wahlen zum Deutschen<br />

Bundestag und zum Europäischen Parlament soll das vorschlagsberechtigte Gremium unter drei<br />

aufeinander folgenden Listenplätzen jeweils mindestens eine Frau vorschlagen.<br />

Wahlkreiskandidatinnen sollen dabei vorrangig berücksichtigt werden. Das Recht der über die<br />

Listenvorschläge entscheidenden Gremien, für jeden Listenplatz Frauen oder Männer als Gegen‐ und<br />

Ergänzungsvorschläge zu benennen, bleibt unberührt. Sollte es dem vorschlagsberechtigten Gremium<br />

nicht gelungen sein, ausreichend Frauen auf dem Listenvorschlag zu berücksichtigen, so ist dies vor<br />

der entscheidungsberechtigten Versammlung darzulegen und zu begründen.<br />

(6) Der Generalsekretär erstattet dem Parteitag regelmäßig Bericht über die Gleichstellung von Frauen<br />

und Männern in der CDU.<br />

In den einzelnen Gebietsverbänden der Parteien sind ähnlich gelagerte Regelungen ausgestaltet<br />

worden.<br />

Bezüglich dieser Regelungen werden schwere Verstöße gegen<br />

9<br />

1. Art 3 GG,<br />

2. Art. 19 Abs. 1 Satz 1 GG,<br />

3. Art 21 Abs. Satz 3 GG,<br />

4. Art 33 Abs. 1 und 2 GG,<br />

5. Art. 38 Abs. Satz 1 GG,


10<br />

6. § 27 und § 21 BWG,<br />

7. § 10 Abs. 2 Satz 1 PartG,<br />

8. § 25 i.V.m. § 32, § 35 und § 40 BGB,<br />

9. § 15 Abs. 2 PartG und<br />

10. § 17 PartG<br />

geltend gemacht.<br />

Somit verstoßen sie gegen die Wahlrechtsnormen und demokratischen Grundsätze.<br />

Anträge<br />

Es wird hiermit beantragt, eine Überprüfung der satzungsmäßigen Bestimmungen nach denen die<br />

Wahlen in den Fällen des § 21 und § 27 BWG der hier genannten Parteien vorgenommen werden, auf<br />

Einhaltung der Anforderungen nach § 26 und § 28 BWG zu überprüfen, ob die Parteien bei den Wahlen<br />

zur Aufstellung von Wahlbewerbern für kommende Bundestagswahl die Wahlrechtsnormen<br />

eingehalten haben.<br />

Zulässigkeit<br />

Die hier gemachte Beschwerde ist zwar kein Rechtsmittel im Sinne des § 49 BWG, aber die Wahlorgane<br />

sind verpflichtet möglichen Vorwürfen von Wahlrechtsverstößen nachzugehen, wenn konkrete<br />

Eingaben von außen gemacht werden 1 .<br />

Hier wird auf ein Urteil des HbgVerfG 2 verwiesen:<br />

„Liegen ‐ wie hier ‐ im Wahlzulassungsverfahren Anhaltspunkte dafür vor, dass eine Partei in<br />

eklatanter und evidenter Weise bei der Kandidatenaufstellung das Gebot innerparteilicher Demokratie<br />

verletzt hat, so ist diesen Anhaltspunkten im staatlichen Zulassungsverfahren nachzugehen und<br />

zumindest eine gründliche rechtliche Prüfung der Satzung und der Protokolle über die Wahlvorgänge<br />

geboten. Das Gericht teilt die Auffassung von Wolfrum, der auf die Bedeutung der staatlichen<br />

Wahlzulassung zutreffend hinweist ("Die Bewertung innerparteilicher Vorgänge bei der Zulassung von<br />

Parteiwahlvorschlägen zu Landtags‐ und Bundestagswahlen”, ZParl 1975, 323 (334, 335)).“<br />

Auch hier der Hinweis auf dem zweiten Leitsatz „Schwere Wahlrechtsverstöße können auch auf<br />

Satzungsrecht einer Partei oder der tatsächlichen Durchführung des Wahlbewerberauswahlverfahrens<br />

beruhen.“.<br />

Auch wird hier die Rechtsprechung des BVerfG 3 herangezogen:<br />

„Halten die Parteien die ihnen vom Bundeswahlgesetz abverlangten Mindestregeln einer<br />

demokratischen Kandidatenaufstellung nicht ein, so entspricht der so zustande gekommene<br />

Wahlvorschlag nicht den Anforderungen des § 21 Abs. 1 BWahlG und muss durch den Kreis‐ oder<br />

Landeswahlausschuss gemäß §§ 26, 28 BWahlG zurückgewiesen werden. Ohne Belang hierfür ist, ob<br />

der Verstoß dem Zulassungsorgan bekannt war oder nach zumutbarer Ermittlung hätte bekannt sein<br />

können. Auf die Frage, welchen Prüfungspflichten das Wahlorgan in diesem Zusammenhang zu<br />

genügen hat, kommt es insoweit nicht an. Allein der Verstoß gegen die Wahl BVerfGE 89, 243<br />

(253)BVerfGE 89, 243 (254)rechtlichen Mindestregeln für die Kandidatenaufstellung macht die<br />

Zulassungsentscheidung fehlerhaft. Desungeachtet sind die Wahlorgane verpflichtet, im Maße des<br />

ihnen praktisch Möglichen Feststellungen darüber zu treffen, ob die eingereichten Wahlvorschläge den<br />

1<br />

Schreiber 2009, § 26, Rn 19, mit Nachweisen<br />

2<br />

HbgVerfG vom 2.6.1991; NVwZ 1993, 1083<br />

3<br />

BVerfGE 89 243, Rn 43‐44


Anforderungen des Wahlrechts genügen, um so Gefahren für den Bestand der Wahl rechtzeitig zu<br />

begegnen.<br />

c) Gleichwohl kann nicht davon ausgegangen werden, dass Verstöße der Parteien gegen sie bindende<br />

wahlrechtliche Vorschriften bei der Kandidatenaufstellung durch die Kontrolle der Wahlausschüsse<br />

regelmäßig aufgedeckt werden und dass ihre Auswirkung auf die Wahl damit stets verhindert werden<br />

kann. Dem steht schon entgegen, dass die Zulassungsentscheidungen der Wahlausschüsse innerhalb<br />

kurzer Zeit (vgl. §§ 19, 26 Abs. 1, 28 Abs. 1 BWahlG) zu treffen sind; dies lässt es nicht zu, das die<br />

Ausschüsse allen nur denkbaren wahlrechtlich relevanten Verstößen von sich aus ohne konkreten<br />

Anhalt nachgehen. Das Bundeswahlgesetz und die Bundeswahlordnung (BWO) stellen die begrenzten<br />

Prüfungsmöglichkeiten der Wahlausschüsse in Rechnung, indem sie vorsehen, dass die Einhaltung<br />

bestimmter wahlrechtlicher Vorschriften durch die Parteien urkundlich zu belegen oder eidesstattlich<br />

zu versichern ist (vgl. §§ 21 Abs. 6, 27 Abs. 5 BWahlG, 34 Abs. 5 Nr. 3, 39 Abs. 4 Nr. 3 BWO). Für den<br />

Gesetzgeber liegt es nahe, zu prüfen, ob er diese Nachweispflichten erweitert, indem er etwa<br />

eidesstattliche Versicherungen auch zur Einhaltung anderer bestimmt bezeichneter elementarer<br />

Verfahrensgrundsätze für einen demokratischen Wahlvorgang vorschreibt. Damit könnte der<br />

aufgezeigten, nicht auszuschließenden Gefahr vorgebeugt werden, das Parteien auf die Gültigkeit<br />

einer Wahl Einfluss nehmen.“<br />

Auf die weiteren Ausführungen von Schreiber 4 wird sich hiermit gestützt. Das Gleiche gilt auch für die<br />

Wahl von Delegierten 5 . Satzungsmäßige Regelungen, die gegen geltende Gesetze verstoßen, sowie<br />

deren darauf erfolgten Wahlen und Abstimmungen sind nichtig 6 . Selbiges gilt für Wahlen, die gegen<br />

die Chancengleichheit verstoßen 7 .Da den Wahlorganen noch ausreichen Zeit bis zum Ablauf der<br />

Abgabefrist der Wahlvorschläge nach § 19 BWG noch genügend Zeit für eine umfassen Prüfung<br />

verbleiben sollte, dürfte eine umfassende Prüfung der hier erhobenen Vorwürfe möglich sein. Eine<br />

Prüfung dieser Praktiken ist dringend geboten. Denn eine unrechtmäßige Zulassung einzelner<br />

Wahlvorschläge zur Wahl können zur Folge haben, dass Personen möglicherweise eine ganze<br />

Wahlperiode zu Unrecht ihr Mandat wahrnehmen während andere, die unter strikter Einhaltung der<br />

Wahlrechtsnormen gewählt worden wären von der Ausübung ihres Mandats abgehalten werden. Ein<br />

derartiger Zustand kann in einer Demokratie nicht hingenommen werden. Deshalb ist eine umfassende<br />

rechtliche Auseinandersetzung dieser Praktiken durch die Wahlorgane unumgänglich. Die Wahlorgane<br />

sind verpflichtet eine Überprüfung satzungsmäßiger Regelungen vorzunehmen.<br />

Sollten einzelne Wahlvorschläge zu Unrecht zugelassen werden, weil sie die Anforderungen von § 26<br />

und § 28 BWG nicht erfüllen, so wär dies mit dem Gerechtigkeitsgedanken und dem demokratischen<br />

Grundverständnis nicht zu vereinbaren.<br />

In welchem Rahmen diese Verstöße auch bei den kommenden Wahlen in Bayern und Hessen zu prüfen<br />

sind, muss den Wahlorganen überlassen werden.<br />

4<br />

Schreiber 2009, § 26, Rn 20‐21;Ebenso § 25, Rn 3<br />

5<br />

Ebenda, Rn 16;BVerfGE 89,243<br />

6<br />

BGB Kommentar – Prütting/Wegen/Weinreich,§ 25,Rn 3; Ebenda § 32, Rn 13;BGHZ 47,172; München NZG 08,<br />

351; BGH, 09.11.1972, II ZR 63/71;<br />

7<br />

LG Saarbrücken, Urteil v. 17.07.2007, Az. 16 O 106/07<br />

11


Begründung<br />

1. Allgemeines<br />

Frauenquote allgemein<br />

In den Parteien wurden, beginnend mit den Grünen Frauenquoten eingeführt und damit<br />

massiv in die parteiinterne Demokratie eingegriffen, um so den Anteil von Frauen in den<br />

Parlamenten zu erhöhen. So haben Parteien gezielt ins Wahlrecht, Stimmrecht und die<br />

Gleichwertigkeit der Parteimitglieder eingegriffen.<br />

Dies kann in entsprechender Literatur nachgelesen werden.<br />

Zwar sind politische Parteien in ihrer Willensbildung frei. Ebenso bestehen diese aus<br />

Aktivbürgern, die sich für eine gemeinsame politische Willensbildung zusammengeschlossen<br />

haben. Diese politische Willensbildung darf aber nicht dadurch realisiert werden, in dem in<br />

die parteiinterne Demokratie eingegriffen wird. So darf eine politische Zielstellung, nicht dazu<br />

führen, dass durch deren Verwirklichung gezielt einen Eingriff die Demokratie erfolgt. So<br />

verstoßen meiner Überzeugung derartige Eingriffe in die Demokratie. So kann es nicht dem<br />

Gehalt einer politischen Willensbildung sein, in dem man sich für die Interessen bestimmter<br />

Bevölkerungsgruppen dadurch einsetzt, in dem sie parteiintern privilegiert werden.<br />

So kann es nicht sein dass diesen bestimmte Mindestkontingente an Ämtern und Mandaten<br />

vorhält, einseitige Abstimmungen und Frauenvetos bei Wahlen und Abstimmungen regelt<br />

oder für diese gesonderte Organe (Bundesfrauenrat, Arbeitsgemeinschaft<br />

sozialdemokratischer Frauen, Frauenunion…) eingeführt werden, die diese Regelungen<br />

„überwachen“.<br />

In BVERFGE wird die Staatsfreiheit von Parteien nach Art. 21 Abs. 1 Satz 2 GG<br />

klargestellt. Somit können diese in keinster Weise Aufgaben wahrnehmen, die an den Staat<br />

gerichtet sind und eigenmächtig Eingriffe in die Grundrechte der Parteimitglieder vornehmen.<br />

Durch diese Eingriffe werden in den Parteien Frauen privilegiert. Dies erfolgt z.B. durch<br />

1. Einseitiger Abbruch von Debatten wenn Frauen sich nicht in numerisch<br />

gleicher Weise an diesen beteiligen, während bei Themen, bei sich Männer<br />

weniger stark interessieren die Debatte bis zum Ende fortgesetzt wird,<br />

2. Einseitige Frauenvetos bei Wahlen und Abstimmen,<br />

3. Kontrolle besonderer „Frauenorgane“ (Bundesfrauenrat,<br />

Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, Frauenunion…) zur<br />

Einhaltung dieser Regelungen,<br />

4. Reservierung von „Mindestkontingenten“ an Ämtern und Mandate.<br />

Sowohl aus einschlägiger Literatur als auch in der Presse ist zu entnehmen, dass es bei weitem<br />

nicht mehr um die „Beseitigung von Nachteilen, die typischer Weise Frauen treffen“ geht.<br />

Die SPD, CDU, Linke und Bündnis ‘90/die Grünen sind heterogene Parteien. Viele Mitglieder<br />

sind nicht wegen dieser Gleichstellungpolitik tätig. Dennoch haben sich alle dieser<br />

unterzuordnen. Erst kommt die Gleichstellungspolitik, dann kommt Demokratie und Gleiche<br />

Teilhabe und Bürgerrecht, Wirtschaft und Finanzen, Umwelt‐Natur und Klimaschutz, Arbeit<br />

und Soziales, Kulturpolitik, Medien und Netzpolitik, etc .<br />

12


Angesichts des Umstandes, mit welch fanatischer Besessenheit an diesen Praktiken festgehalten<br />

wird, scheinen viele Parteimitglieder, speziell die Männer, mit ihren Paripari‐Frauenförderwahn<br />

einen jämmerlichen Dachschaden zu haben. Dieser Durchsetzungswille nimmt langsam<br />

krankhafte Züge an. Die Denkweise, mit der operiert wird, erinnert sehr an einem gut situierten<br />

Mann, der Versucht eine Frau „rumzukriegen“, in dem er ihr unter massiven Ressourceneinsatz<br />

viele Annehmlichkeiten anbietet. Und viele Karriereweibchen pochen Nachvollziehbarerweise<br />

auf ihre Privilegien. Es wird Zeit, dass dieser Quotenfanatismus, männer‐ und<br />

demokratiefeindliche Paripari‐Frauenförderwahn und elendige Männerdressur einer gezielten<br />

Kontrolle staatlicher Gerichte unterzogen wird. Wenn viele Männer dermaßen masochistisch<br />

veranlagt sind, dann mögen diese doch bitte ins Sado‐Maso‐Studio rennen und sich dort von<br />

Dominas dressieren lassen, aber es bitte schön unterlassen, den übrigen Männern auf<br />

zudiktieren, dass diese speziellen Neigungen zu teilen haben. Es soll Männer geben, die auf<br />

diesem Gebiet etwas anderen Vorlieben nachgehen. Ferner muss der Eindruck entstehen, dass<br />

viele einen Amazonenstaat errichten und eine matriachische Gesellschaft etablieren zu wollen.<br />

Und wenn das mit zulässigen Mitteln wegen mangelnder Mitwirkung durch die Frauen nicht<br />

funktioniert, wird mit Brachialgewalt nachgeholfen.<br />

Ich für meinen Teil lasse mir nicht mehr eintrichtern, dass dieser Schwachsinn ein notwendiges<br />

unumgängliches Übel sein soll, da die Gleichberechtigung noch nicht hergestellt sei, nur weil die<br />

numerische Gleichverteilung nicht stimmt und sich permanent herausstellt, dass der<br />

Beteiligungswille der Frauen an demokratischen Entscheidungsprozessen speziell beim passiven<br />

Wahlrecht bei weitem nicht so ausgeprägt ist, wie bei den Männern. Immer wieder wird einem<br />

vorgehalten, dass man „Männernetzwerke“ in der Politik durchbrechen müsse, damit Frauen<br />

eine Chance hätten in die Parlamente einzuziehen. Auf anderen Gebieten des Lebens scheinen<br />

Frauen bestens „Netzwerke“ bilden zu können und es zeigt sich, dass durch höhere soziale<br />

Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit gewisse Vorzüge haben. Weshalb eine „Vernetzung“<br />

ausgerecht in Wirtschaft und Politik nicht funktionieren soll ist mir schleierhaft. Außerdem<br />

scheinen viele nicht einsehen zu wollen, dass für eine Unterrepräsentanz noch andere Faktoren<br />

und Erklärungsmodelle eine Rolle spielen könnten.<br />

Zumindest sind Sie, werte Mitglieder der Wahlorgane gehalten, diese Praktiken einer<br />

umfänglichen Prüfung auf rechtliche Zulässigkeit vorzunehmen.<br />

Soweit es um Wahlen von Delegierten geht, so dürften auch diese wegen dieser Praktiken<br />

nichtig sein. Da wahrscheinlich auch zu Wahlversammlungen zur Wahl von Direktkandidaten<br />

Delegierte zu wählen sind, könnte auch deren Wahl nicht sein, wenn ein bei einer Vielzahl dieser,<br />

in Extremfall bei allen, deren Wahl wegen Gesetzesverstößen nichtig ist. Ebenso hat der LV<br />

Bayern der Partei SPD bei Direktbewerbungen eine Quotenregelung in dessen Satzung<br />

verankert. Hierzu wäre u.U. eine Einzelfallprüfung erforderlich.<br />

Im Urteil BVERFGE 103, 89 heißt es:<br />

„Im Privatrechtsverkehr entfalten die Grundrechte ihre Wirkkraft als verfassungsrechtliche<br />

Wertentscheidungen durch das Medium der Vorschriften, die das jeweilige Rechtsgebiet<br />

unmittelbar beherrschen, damit vor allem auch durch die zivilrechtlichen Generalklauseln (vgl.<br />

BVerfGE 7, 198 [205 f.]; 42, 143 [148]). Der Staat hat auch insoweit die Grundrechte des<br />

Einzelnen zu schützen und vor Verletzung durch andere zu bewahren (vgl. BVerfGE 46, 160;<br />

49, 89; 53, 30; 56, 54; 88, 203).“ Rn 29<br />

Daraus lässt sich klar ableiten, dass auch Parteien, die Grundrechte der Mitglieder, vor das der<br />

Gleichbehandlung zu achten haben.<br />

13


Wie noch im nachfolgenden zu zeigen ist, kann die politische Zielstellung „Gleichberechtigung<br />

und paritätische Beteiligung von Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen zu<br />

verwirklichen“ schon vom Grundansatz her nicht verwirklicht werden. Ebenso dokumentieren<br />

diese Regelungen, wie einseitig die Programmatik der Parteien, insbesondere Bündnis ‘90/die<br />

Grünen, auf die Frauen ausgelegt ist und die Männer nahezu unberücksichtigt bleiben. Zwar<br />

ist es mit dem Grundgesetz und der politischen Willensbildung vereinbar, sich nur mit den<br />

Belangen bestimmter Personengruppen, hier Frauen, zu befassen, zur Verwirklichung<br />

derartiger politischer Zielstellung ist aber ein derart massiver Eingriff ins Wahlrecht und die<br />

parteiinterne Demokratie dagegen nicht zulässig. Hinzukommt, dass die Partei bislang keine<br />

Anstalten gemacht hat, „Frauenförderung“ für den sogenannten „gläsernen Keller“ zu<br />

betreiben. So gibt es bislang keine Quotenregelungen für die Bundeswehr, die Feuerwehr, den<br />

Kampfmittelräumdienst, den Sprengberechtigten, Polizeidienst, dem Sondereinsatzkommando<br />

etc. pp. Ebenso treffen 93 % aller tödlichen Arbeitsunfälle Männer, weil<br />

hauptsächlich Männer diejenigen sind, die Tätigkeiten ausüben, die mit hohen Risiken für das<br />

Leben und der körperlichen Unversehrtheit verbunden sind. Ebenso sind unter den<br />

Bundeswehrangehörigen, die bei Auslandseinsätzen umgekommen sind, fast alles Männer.<br />

Eine Debatte um eine Frauenförderung, damit die Frauen nicht nur die gläserne Decke<br />

durchstoßen, sondern auch noch in den gläsernen Keller eindringen können, findet nicht statt.<br />

Selbiges gilt auch für die Rechte der Männer im Allgemeinen und im Speziellen für die Väter<br />

und die Jungen im Bildungssystem. Jetzt kann sich mal die Politik mit faktischen Nachteilen,<br />

die typischer Weise Männer treffen, befassen.<br />

Soweit ich es bezeugen kann, ging bei den parteiinternen Debatten u.a. zur Satzungsänderung<br />

auch um die Außendarstellung. Anhand der Statistiken, lässt darlegen, dass speziell bei<br />

Bündnis ‘90/die Grünen, die Außendarstellung dieser Praktiken eine große Rolle spielt, da der<br />

Zuspruch unter den weiblichen Wahlberechtigten mit am größten ist. Tatsächlich ist bei<br />

Bündnis ‘90/die Grünen der Zuspruch unter den Frauen deutlich höher, als bei den Männern.<br />

Somit kann dargelegt werden dass es bei dieser Regelung, die eine bestimmte<br />

Zusammensetzung der Landesliste herbeiführen soll, auch um den Zuspruch gegenüber einer<br />

bestimmten Gruppe von Wahlberechtigten geht. Eingriffe in die Wahlrechtsnormen aus<br />

derartigen Motiven sind aber unzulässig. Es muss sich der Wille der Wahlberechtigten in einer<br />

direkten Wahlentscheidung niederschlagen und nicht in dem ihnen durch satzungsmäßige<br />

Vorgaben vorgeschrieben wird, wie sie ihren Willen wiederzugeben haben.<br />

2. Entscheidungs‐ und Spruchpraxis des Wahlprüfungsausschusses<br />

Zunächst sei auf die Entscheidungs‐ und Spruchpraxis des Wahlprüfungsausschusses (Drucksache<br />

13/3927, Anlagen 15 und 21; 14/1560, Anlage 82; 15/2400, Anlage 14; 15/4750, Anlage 19;<br />

16/3600, Anlage 6) eingegangen.<br />

a) Der WPA behauptet:<br />

„Der Gesetzgeber schreibt keine geschlechtsbezogenen Quoten für Listenbewerber bei<br />

öffentlichen Wahlen vor und hat die Regelungskompetenz für diese Materie ausdrücklich dem<br />

autonomen Parteisatzungsgeber überlassen.“<br />

Diese Logik des WPA ist äußerst bemerkenswert. Der Gesetzgeber hat möglicherweise deshalb<br />

keine Quotenregelung vorgesehen, weil dies möglicherweise gegen die Wahlgrundsätze<br />

verstoßen oder in unzulässiger Weise in die Parteienfreiheit eingreifen könnte(siehe 6.). Allein<br />

daraus kann aber nicht der Schluss gezogen werden, dass diese das Recht haben derart mehr<br />

oder weniger massiv ins Wahlrecht der Parteimitglieder einzugreifen.<br />

14


) Der WPA behauptet, dass in Schreiber 7. Auflage festgeschrieben sei, dass es gegen die<br />

Frauenquote „keine durchschlagenen Bedenken“ gäbe. Die Verweise aber auf entsprechende<br />

Gutachten sind überaltert. D.h. diese Gutachten entsprechen nicht mehr der aktuellen<br />

Rechtsprechung des BVerfG und sind auf die auf die damalige Quote der SPD(40%:40%)<br />

gemünzt. Insoweit ist diese Behauptung nicht mehr haltbar.<br />

Weitere anderslautende Meinungen berufen sich im Wesentlichen darauf, dass derartige<br />

Frauenquoten zu einer ungerechtfertigten Benachteiligung der Wahlchancen von männlichen<br />

Wahlbewerbern und damit zwangsläufig zu einer den demokratischen Grundsätzen einer<br />

allgemeinen, freien und gleichen Wahl nicht entsprechenden Verzerrung der Ergebnisse von<br />

öffentlichen Wahl führten (vgl. Heyen, DÖV 1989, S. 649, 652 f.; lpsen, DVBI. 2004, S.532, 535;<br />

ders., Kommentar zum Parteiengesetz, 2008, § 17, Rn. 21 ff.). Insoweit kann sich der WPA nicht<br />

mehr auf diese Verweise stützen.<br />

c) Unter Rekurs auf BVerfGE 11 266 hat der WPA die Zulässigkeit der Quotenregelung bejaht,<br />

da das BVerFG eine Ausdifferenzierung Wahlrechts zugelassen hätte. Die ist aber nur bedingt<br />

richtig.<br />

Es hat eine Ausdifferenzierungsfähigkeit nur<br />

1. In der Vertikalen zwischen Bund, Länder und Kommunen,<br />

2. In der Horizontalen zwischen Parteien, Wählervereinigungen und EinzelbewerberInnen<br />

und<br />

3. In der Diagonalen zwischen Mehrheitswahl und Verhältniswahl zugelassen und dies auf<br />

die verfassungsrechtliche Sonderstellung zwischen den juristischen Personen und den<br />

Besonderheiten der Wahlverfahren abgestellt.<br />

Eine Unterscheidung des Wahlrechts zwischen den natürlichen Personen hat das BVerfG seit<br />

BVerfGE 6 84 untersagt und dies auf die Egalität der BürgerInnen abgestellt. Selbst in BVerfGE<br />

11 266 steht „Für den Sachbereich der Wahlen ist nach der historischen Entwicklung zum<br />

Demokratisch‐Egalitären hin, die im Grundgesetz für das Bundestagswahlrecht in Art. 38 Abs.<br />

1 Satz 1 GG und für das Wahlrecht in den Ländern, Kreisen und Gemeinden in Art. 28 Abs. 1<br />

Satz 2 GG ihren verfassungsrechtlich verbindlichen Ausdruck gefunden hat, davon auszugehen,<br />

dass jedermann seine staatsbürgerlichen Rechte in formal möglichst gleicher Weise soll<br />

ausüben können (vgl. BVerfGE 6, 84 [91]).“ Damit ist bereits klargestellt, dass zwischen den<br />

Wahlberechtigten nicht unterschieden werden darf. Anderslautende Aussagen hat der WPA<br />

nicht genannt. Hinzukommt, dass der WPA behauptet, dass speziell im Falle Bündnis ‘90/die<br />

Grünen, noch eine ausgewogene Auswahl vorhanden soll. Er hat aber bislang nicht erklärt,<br />

worin den „Ausgewogenheit“ bestehen soll, wenn in etlichen Landesverbänden Männer<br />

Jahrzehnte warten müssen, bis sie vielleicht mal die Chance bekommen in den Bundestag<br />

gewählt zu werden. Ebenso sollte doch mal der WPA öffentlich erklären, ab welcher Schwere<br />

in die Eingriffe der Wahlgrundsätze keine „ausgewogene“ Auswahl mehr und somit die<br />

Wahlverfahren ein Wahlfehler darstellen und entsprechende Einsprüche als begründet<br />

anzusehen sind.<br />

d) Weiterhin behauptet der WPA unter Rekurs auf BVERFGE 47 253 Rn 84 Satz 2, dass eine<br />

derartige Beschränkung der Wahlfreiheit in Bezug auf aktives, passives Wahlrecht und<br />

Wahlvorschlagsrecht zugelassen sei. Dies hat aber das BVerfG niemals ausgesagt. Dort wurde<br />

die Beschränkung der Unmittelbarkeit(Mediatisierung) nur auf gebundene Listen als zulässig<br />

angesehen. Auch hier möge doch der WPA Beispiele benennen, in denen das BVerfG derartige<br />

Eingriffe in die Wahlfreiheit und Unmittelbarkeit zwischen natürlichen Personen als<br />

verfassungsgemäß angesehen hat. Weiterhin hat das BVerfG die dort beanstandete GO NRW<br />

wegen Verstöße gegen die Wahlfreiheit und Unmittelbarkeit für verfassungswidrig erklärt.<br />

15


e) Weiterhin behauptet der WPA „Im Ergebnis der gebotenen umfassenden<br />

verfassungsrechtlichen Abwägung ist jedoch festzustellen, dass diese Quotenregelung im<br />

Sinne der nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes notwendigen<br />

Differenzierung zu rechtfertigen und damit zulässig ist.“ So ? Wo hat das BVerfG derartige<br />

Eingriffe den Zugelassen? Hierüber besteht großer Erklärungsbedarf (Siehe. 3.4 und 3.8.3). Das<br />

BVerfG hat<br />

1. in der Vertikalen zwischen Bund, Länder und Kommunen,<br />

2. in der Horizontalen zwischen Parteien, Wählervereinigungen und<br />

EinzelbewerberInnen und<br />

3. in der Diagonalen zwischen den Wahlverfahren Mehrheitswahlen und<br />

Verhältniswahl<br />

eingeschränkte Differenzierungen zugelassen, aber niemals zwischen den Wahlberechtigten<br />

als natürliche Personen (siehe BVERFGE 6 84 Rn 26 und 27). Analog hierzu zu der Behauptung<br />

des WPA „Angesichts der Ergänzung des Artikels 3 GG durch Absatz 2 Satz 2, der eine<br />

bevorzugte Ungleichbehandlung von Frauen unter bestimmten Voraussetzungen rechtfertigt<br />

(siehe unten), sowie bestimmter Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts kann im<br />

Ergebnis nicht festgestellt werden, dass von der Unanwendbarkeit der Quotenregelung<br />

auszugehen ist.“ besteht hoher Erklärungsbedarf in welchen Urteilen das BVerfG derartige<br />

Aussagen getätigt haben will. Solche Aussagen das BVerfG nie getätigt. In BVerfGE 11 266, auf<br />

dass sich der WPA stützt hat das BVerfG eine nur Ausdifferenzierung zwischen Parteien und<br />

Wählervereinigungen zugelassen aber nicht zwischen natürlichen Personen. Insoweit kann<br />

auch hier nicht auf dieses Urteil rekurriert werden.<br />

f) Ferner behauptet der WPA, dass das Vorgehen der Parteien, speziell Bündnis ‘90/die Grünen,<br />

unter Rekurs auf Art 3 Abs. 2 Satz 2 GG mit dem GG vereinbar sei, da dies ein „Beitrag zur<br />

Verstärkung der Beteiligung der Frauen in der Politik und zur Verwirklichung der<br />

Gleichberechtigung von Mann und Frau“ darstelle, da die Frauen in den Parlamenten<br />

unterrepräsentiert seien.<br />

Das BVerfG hat niemals entschieden, dass<br />

1. eine reine Unterrepräsentanz eine Benachteiligung darstellt,<br />

2. zur Beseitigung von Nachteilen, die „typischer Weise Frauen treffen“, dermaßen<br />

ins Wahlrecht sowohl von Seiten des Staates als auch von Parteien ins Wahlrecht<br />

eingegriffen werden darf und<br />

3. aus „den Auftrag an des Staat“ nach Art. 3 Abs. 2 Satz 2 den Parteien, die<br />

privatrechtliche Vereinigungen sind, eine Berechtigung erwächst dermaßen und<br />

die parteiinterne Demokratie und Rechte der ihre Mitglieder nach Art 21 Abs. 1<br />

Satz 3 GG einzugreifen.<br />

Insoweit besteht auch hier hoher Klärungsbedarf auf welcher Grund in der Rechtsprechung<br />

des BVerfG derartige Praktiken verfassungskonform sein sollen.<br />

Sollte man behaupten, dass eine reine Unterrepräsentanz in den Parlamenten eine<br />

Benachteiligung darstelle, so könnte man derartige Behauptungen auch für andere Gruppen<br />

von Normadressaten behaupten.<br />

* So sind Homo‐, Bi‐,Trans‐ und Intersexuelle unterrepräsentiert<br />

=> es muss eine Homo‐, Bi‐, Trans‐ und Intersexuellenmindestquote zur Beseitigung von<br />

Nachteilen, die typischer Weise Homo‐, Bi‐, Trans‐ und Intersexuelle treffen eingeführt<br />

werden,<br />

* Angehörige bestimmter Religionen sind unterrepräsentiert<br />

16


=> es muss eine Mindestquote für Angehörige bestimmter Religionen zur Beseitigung von<br />

Nachteilen, die typischer Weise treffen eingeführt werden<br />

In ähnlicher Weise kann man auch über Nichtakademiker/‐innen, Migrant/‐innen,<br />

Arbeitslose und Geringverdiener( von denen ist ebenfalls niemand in den Bundestag gewählt<br />

worden), nicht im öffentlichen Dienst stehende, Nichtjurist/‐innen,…. argumentieren.<br />

Warum das nur für Frauen gelten soll, hat der WPA bislang nicht erklärt.<br />

g) Der WPA erklärt, dass der Gesetzgeber keine geschlechtsbezogenen Quoten für<br />

Listenbewerber bei öffentlichen Wahlen vorschreibe 8 und überlässt diese Materie den<br />

Parteien. Aus dem PartG geht derartiges aber nicht hervor.<br />

h) Weiter erklärt der WPA „Angesichts der Ergänzung des Artikels 3 GG durch Absatz 2 Satz 2, der<br />

eine bevorzugte Ungleichbehandlung von Frauen unter bestimmten Voraussetzungen<br />

rechtfertigt“.<br />

Hier gibt der WPA zu, dass es sich um eine frauenbevorzugende Ungleichbehandlung handelt.<br />

Auch erklärt der WPA nicht, an welcher Stelle das BVerfG geurteilt habe, dass eine<br />

Unterrepräsentanz eine „faktische Benachteiligung, die typischer Weise Frauen trifft“ darstellt<br />

und ein Rekurs auch Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG eine Durchbrechung von Wahlgrundsätzen<br />

rechtfertigt. Ferner wird darauf hingewiesen, dass für Parteien weder ein Recht noch die<br />

Pflicht erwächst, dermaßen im Binnenraum in die Demokratie einzugreifen. Diese trifft den<br />

Staat und nicht die Parteien. Vielmehr entfaltet Art. 3 Abs. 1 GG seine Drittwirkung auf den<br />

Binnenraum von Parteien und verpflichtet diese, speziell bei demokratischen<br />

Entscheidungsprozessen deren Mitglieder gleich zu behandeln.<br />

Es ist schon sehr erstaunlich, mit welch höchst fragwürdigen Argumenten der WPA Einsprüche mit<br />

den schwersten Vorwürfen als unbegründet abkanzelt und alles auf die Wahlprüfungsbeschwerde<br />

abwälzt. So sollte der WPA Leitlinien festsetzen, aus denen klar hervorgeht, ab wann Einsprüche<br />

als Begründet angesehen werden können.<br />

3. Über die Rechtsverstöße<br />

3.1 Allgemein<br />

Durch die Rechtsverstöße werden mit unterschiedlicher Intensität Eingriffe in die<br />

Demokratie vorgenommen und Ungleichbehandlungen der Parteimitglieder<br />

vorgenommen. Dies führt dazu, dass bereits seit Jahrzehnten Parteien dieser<br />

„Frauenförderung“ nachgehen können, ohne dass jemals hierzu eine<br />

verfassungsrechtliche Überprüfung durch das BVerfG stattgefunden hat.<br />

3.2 Art. 1 Abs. 3 GG<br />

Zwar gehören Parteien nicht zur staatlichen Gewalt, aber da die Parteien an die Gesetze,<br />

insbesondere an das PartG und dem BWG, gebunden sind, dürfen Sie nicht die<br />

Grundrechte der Parteimitglieder einschränken. Die Grundrechtrechte sind individuelle<br />

Abwehrrechte, die i.d.R. nicht ins Privatrecht eingreifen. Grundrechtliche<br />

Gewährleistungen – von ausdrücklichen Ausnahmen abgesehen – entfalten nach heute<br />

fast unbestrittener Meinung keine unmittelbaren Rechtswirkungen im Privatbereich. Sie<br />

können jedoch (mittelbar) in den Rechtskreis Privater ausstrahlen 9 . So können<br />

8<br />

Saar‐VerfGH LV‐1/95, S 16<br />

9<br />

Sachs, in: ders., GG, Komm., 6. Aufl. 2011, Vor Art. 1 Rn. 32 m.w.N.<br />

17


insbesondere strikte Diskriminierungsverbote, wie in Art. 3 Abs. 3 GG, auch in<br />

Privatrechtsbeziehungen in gewissem Umfang wirksam werden 10 . Somit kommt denen in<br />

bestimmten Fällen, auch in Parteien und privatrechtlichen Vereinigungen eine mittelbare<br />

Drittwirkung zu, die aber nur der Staat durch Gesetze beschränken darf. Wie das BVerfG 11<br />

betont „Parteien sind nicht Teil des Staates (vgl. BVerfGE 85, 264 [287 f.]; 107, 339 [361]).<br />

Zwar kommt ihnen aufgrund ihrer spezifischen verfassungsrechtlich abgesicherten<br />

Vermittlungsfunktion zwischen Staat und Gesellschaft eine besondere Stellung zu; sie<br />

wirken in den Bereich der Staatlichkeit aber lediglich hinein, ohne ihm anzugehören (vgl.<br />

BVerfGE 20, 56 [100 f.]; 73, 40 [85]; 85, 264 [287]). Parteien sind die politischen<br />

Handlungseinheiten, derer die Demokratie bedarf, um die Wähler zu politisch<br />

aktionsfähigen Gruppen zusammenzuschließen und ihnen so überhaupt BVerfGE 121, 30<br />

(53) BVerfGE 121, 30 (54)einen Einfluss auf das staatliche Geschehen zu ermöglichen (vgl.<br />

BVerfGE 11, 266 [273]; 44, 125 [145 f.]; 52, 63 [83]; 107, 339 [358 f.]).Dass die Parteien<br />

nicht mit dem Staat in eins zu setzen sind, hat das Bundesverfassungsgericht vor allem im<br />

Zusammenhang mit Verfassungsfragen der Parteienfinanzierung betont (vgl. BVerfGE 85,<br />

264 [283, 287 f.] sowie BVerfGE 107, 339 [361]). Art. 21 GG hat die Parteien zwar als<br />

verfassungsrechtlich notwendige Instrumente für die politische Willensbildung des Volkes<br />

anerkannt und sie in den Rang einer verfassungsrechtlichen Institution erhoben (vgl.<br />

BVerfGE 20, 56 [100]; 73, 40 [85]). Die Garantie einer grundsätzlich staatsfreien und<br />

offenen Meinungs‐ und Willensbildung vom Volk zu den Staatsorganen wehrt jedoch<br />

wegen der verfassungsrechtlich vorgesehenen Tätigkeit der politischen Parteien jede<br />

staatlich‐institutionelle Verfestigung der Parteien ab und verbietet ihre Einfügung in den<br />

Bereich der organisierten Staatlichkeit (vgl. BVerfGE 107, 339 [361]).“ Daraus geht<br />

eindeutig hervor, dass sie nicht Teil des Staates sind und daher weder berechtigt sind<br />

Grundrechte einzuschränken noch dazu angehalten sind aus diesen erwachsene<br />

Schutzpflichten des Staates gegenüber dessen Bürger/‐innen zu erfüllen.<br />

3.3 Art. 2 Abs. 1 Satz 1 GG<br />

18<br />

Parteien sind zwar nach Art. 19 Abs. 3 Träger von Grundrechten, aber deren Mitglieder<br />

ebenfalls. So dürfen Parteien „zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit“ im Rahmen ihrer<br />

politischen Willensbildung und Betätigung nach Art. 9 Abs. 1 i.V. m Art. 21 Abs. 1 Satz 2<br />

Aktivitäten entfalten. In die Grundrechte, insbesondere das auf Gleichberechtigung und<br />

–behandlung dagegen nicht eingreifen, da sie an die mittelbare Drittwirkung dieser<br />

gebunden sind.<br />

3.4 Art. 3 GG<br />

Bezüglich des Rekurses auf Artikel 3 werden nachfolgende Problemstellungen erörtert.<br />

1. Die Prüfungsmaßstäbe des BVerfG<br />

Zu Abs. 1<br />

BVerfGE 124 199<br />

„Wird durch eine Norm eine Gruppe von Normadressaten im Vergleich zu anderen<br />

Normadressaten verschieden behandelt, obwohl zwischen beiden Gruppen keine<br />

Unterschiede von solcher Art und solchem Gewicht bestehen, dass sie die ungleiche<br />

10<br />

Vgl. Hufen, StaatsR II, 3. Aufl. 2011, § 7 Rn. 8 ff.; Stern, StaatsR III/1, 1988, § 76 IV 3 (S. 1569) jew. m.w.N.<br />

11<br />

BVerfGE 121 30, Rn 99‐100


Behandlung rechtfertigen könnten, verletzt sie den allgemeinen Gleichheitssatz des Art. 3<br />

Abs. 1 GG (vgl. BVerfGE 55, 72 [88]; 84, 197 [199]; 100, 195 [205]; 107, 205 [213]; 109, 96<br />

[123]; stRspr). Art. 3 Abs. 1 GG gebietet, dass hinsichtlich der Ungleichbehandlung an ein<br />

sachlich gerechtfertigtes Unterscheidungsmerkmal angeknüpft wird. Zur Begründung<br />

einer Ungleichbehandlung von Personengruppen reicht es nicht aus, dass der Normgeber<br />

ein seiner Art nach geeignetes Unterscheidungsmerkmal berücksichtigt hat. Vielmehr<br />

muss auch für das Maß der Differenzierung ein innerer Zusammenhang zwischen den<br />

vorgefundenen Verschiedenheiten und der differenzierenden Regelung bestehen, der sich<br />

als sachlich vertretbarer Unterscheidungsgesichtspunkt von hinreichendem Gewicht<br />

anführen lässt (vgl. BVerfGE 81, 208 [224]; 88, 87 [97]; 93, 386 [401]).“ Rn 86<br />

In der Demokratie ist diese Verschiedenheit zwischen den Geschlechtern aber nicht<br />

gegeben. Respektive hat niemand begründen können wie die Unterschiedliche<br />

Geschlechterverteilung in den Parteien und Parlamenten eine Ungleichbehandlung<br />

rechtfertigen kann.<br />

BVerfGE 88 87<br />

„Aus dem allgemeinen Gleichheitssatz ergeben sich je nach Regelungsgegenstand und<br />

Differenzierungsmerkmalen unterschiedliche Grenzen für den Gesetzgeber, die vom<br />

bloßen Willkürverbot bis zu einer strengen Bindung an Verhältnismäßigkeitserfordernisse<br />

reichen. Die Abstufung der Anforderungen folgt aus Wortlaut und Sinn des Art. 3 Abs. 1<br />

GG sowie aus seinem Zusammenhang mit anderen Verfassungsnormen.<br />

Da der Grundsatz, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, in erster Linie eine<br />

ungerechtfertigte Verschiedenbehandlung von Personen verhindern soll, unterliegt der<br />

Gesetzgeber bei einer Ungleichbehandlung von Personengruppen regelmäßig einer<br />

strengen Bindung (vgl. BVerfGE 55, 72 [88]). Diese Bindung ist umso enger, je mehr sich<br />

die personenbezogenen Merkmale den in Art. 3 Abs. 3 GG genannten annähern und je<br />

größer deshalb die Gefahr ist, das eine an sie anknüpfende Ungleichbehandlung zur<br />

Diskriminierung einer Minderheit führt. Die engere Bindung ist jedoch nicht auf<br />

personenbezogene Differenzierungen beschränkt. Sie gilt vielmehr auch, wenn eine<br />

Ungleichbehandlung von Sachverhalten mittelbar eine Ungleichbehandlung von<br />

Personengruppen bewirkt. Bei lediglich verhaltensbezogenen Unterscheidungen hängt<br />

das Maß der Bindung davon ab, inwieweit die Betroffenen in der Lage sind, durch ihr<br />

Verhalten die Verwirklichung der Merkmale zu beeinflussen, nach denen unterschieden<br />

wird (vgl. BVerfGE 55, 72 [89]). Überdies sind dem Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers<br />

umso engere Grenzen gesetzt, je stärker sich die Ungleichbehandlung von Personen oder<br />

Sachverhalten auf die Ausübung grundrechtlich geschützter Freiheiten nachteilig<br />

auswirken kann (vgl. BVerfGE 60, 123 [134]; 82, 126 [146]). “ Rn 34‐35<br />

Hier geht klar hervor, dass der „Gesetzgeber“ einer strengen Bindung der Erfordernisse an<br />

die Verhältnismäßigkeit geknüpft ist. Insoweit steht hier bereits die Frage im Raum, wo<br />

diese Verhältnismäßigkeit für derartige Eingriffe noch gegeben ist. Ferner hat das BVERFG<br />

klar diese an die Möglichkeit der Betroffen geknüpft, Ungleichbehandlungen durch<br />

eigenes Verhalten zu begegnen. So kann konstatiert, dass Frauen durch Ihr eigenes<br />

Verhalten die Möglichkeit haben diese Unterrepräsentanz in den Parlamenten zu<br />

begegnen. Diese brauchen nur in den Parteien einzutreten und sich an der politischen<br />

Willensbildung zu beteiligen sowie entsprechend ihr passives Wahlrecht wahrnehmen.<br />

Wenn es ihnen in den männerdominanten Parteien nicht gefällt, können sie auch eigene<br />

Parteien Gründen und auf kommunaler Ebene mit feinen Frauenwahlvorschlägen zur Wahl<br />

19


antreten. Im Gegensatz dazu haben Männer beim passiven Wahlrecht und alle<br />

wahlberechtigten Delegierten keine Möglichkeit mögliche Ungleichbehandlungen in den<br />

Wahlentscheidungen durch eigenes Verhalten zu begegnen, da sie keine Möglichkeit<br />

haben diese durch Ihr eigenes Verhalten diesen Einschränkungen im Wahlrecht zu<br />

begegnen. Insoweit hat hier das Verhalten der einzelnen Akteure einen großen Einfluss<br />

auf die Auswirkungen und Rechtfertigung derartiger Eingriffe ins Wahlrecht. Da durch die<br />

Ungleichbehandlung eine massive Beeinträchtigung in Wahlfreiheit erfolgt, dürften die<br />

Grenzen der Eingriffe massiv Überschritten sein.<br />

BVerfGE 100 195<br />

„Prüfungsmaßstab ist der allgemeine Gleichheitssatz (Art. 3 Abs. 1 GG). Dieser gebietet,<br />

alle Menschen vor dem Gesetz gleich zu behandeln. Damit ist dem Gesetzgeber allerdings<br />

nicht jede Differenzierung verwehrt. Der Gleichheitssatz ist vor allem dann verletzt, wenn<br />

eine Gruppe von Normadressaten im Vergleich zu anderen Normadressaten anders<br />

behandelt wird, obwohl zwischen beiden Gruppen keine Unterschiede von solcher Art und<br />

von solchem Gewicht bestehen, daß sie die ungleiche Behandlung rechtfertigen könnten<br />

(vgl. BVerfGE 87, 1 [36]; stRspr).“ Rn 28<br />

In BVerfGE 71,81 heißt es „Der Gesetzgeber hat die Grenzen der ihm zustehenden weiten<br />

Gestaltungsfreiheit ‐ mit der Folge einer Verletzung des Art. 3 Abs. 1 GG ‐ überschritten,<br />

wenn die ungleiche Behandlung der geregelten Sachverhalte mit Gesetzlichkeiten, die in<br />

der Natur der Sache selbst liegen, und mit einer am Gerechtigkeitsgedanken orientierten<br />

Betrachtungsweise nicht mehr vereinbar ist, m. a. W., wo ein vernünftiger, einleuchtender<br />

Grund für die gesetzliche Differenzierung fehlt (vgl. BVerfGE 54, 11 (26); 55, 72 (90), 114<br />

(128), 261 (269 f.); 57, 107 (115); 58, 68 (79); 64, 158 (168 f.)), es sich also um Regelungen<br />

handelt, die unter keinem sachlich vertretbaren Gesichtspunkt gerechtfertigt erscheinen<br />

(vgl. BVerfGE 9, 338 (349); 13, 225 (228); 14, 221 (238); 32, 157 (167); 49, 382 (396)), so<br />

dass die Unsachlichkeit der getroffenen Regelung evident ist (vgl. BVerfGE 18, 121 (124);<br />

23, 50 (60), 135 (143); 52, 277 (281)). Ein solcher Fall liegt z. B. vor, wenn eine Gruppe von<br />

Normadressaten im Vergleich zu einer anderen anders behandelt wird, obwohl zwischen<br />

beiden Gruppen keine Unterschiede von solcher Art und solchem Gewicht bestehen, dass<br />

sie die ungleiche Behandlung rechtfertigen könnten (vgl. BVerfGE 55, 72 (88); 58, 369 (373<br />

f.); 59, 52 (59); 60, 123 (133 f.), 329 (346); 62, 256 (274); 63, 255 (261 f.); 64, 229 (239); 65,<br />

104 (112 f.)).“<br />

Auch hier geht das BVerfG davon aus, dass sich Ungleichbehandlungen an einem gewissen<br />

Maß an Gerechtigkeitsgedanken zu orientieren haben. Im Sachbereich Wahlen,<br />

Demokratie und politischer Willensbildung hat das BVerfG klargestellt, dass alle Menschen<br />

ungeachtet nach Geschlecht, Religion und sonstigen personenbezogen Merkmalen gleich<br />

zu behandeln sind und sie zu eine Gruppe von Normadressaten zusammengefasst. Somit<br />

bemisst sich der Gerechtigkeitsgedanke an den Ausgangschancen, den Zugang zu<br />

Wahlämtern, der Einhaltung der Wahlgrundsätze und den Möglichkeiten zur Mitwirkung<br />

an der politischen Willensbildung und sonstigen demokratischen Entscheidungsprozessen,<br />

sowie an der Widerspiegelung politischer Meinungen und nicht am Ergebnis dieser, der<br />

numerischen Verteilung aller oder bestimmter Gruppen von Normadressaten oder deren<br />

Beteiligungswillen. Aus diesem Gesichtspunkt heraus kann eine Durchbrechung der<br />

Wahlgrundsätze und demokratischer Grundprinzipien, sowie eine daraus resultierende<br />

Ungleichbehandlung nicht gerechtfertigt werden.<br />

In BVerfGE 102 68 heißt es „Art. 3 Abs. 1 GG gebietet, alle Menschen vor dem Gesetz<br />

gleich zu behandeln. Damit ist dem Gesetzgeber allerdings nicht jede Differenzierung<br />

20


verwehrt. Der Gleichheitssatz will in erster Linie eine ungerechtfertigte<br />

Verschiedenbehandlung von Personen verhindern. Daher unterliegt der Gesetzgeber bei<br />

einer Ungleichbehandlung von Personengruppen regelmäßig einer strengen Bindung.<br />

Zwar kann er grundsätzlich frei entscheiden, welche Merkmale er als maßgebend für eine<br />

Gleich‐ oder Ungleichbehandlung ansieht. Eine Grenze ist jedoch dann erreicht, wenn sich<br />

für eine Ungleichbehandlung kein in angemessenem Verhältnis zu dem Grad der<br />

Ungleichbehandlung stehender Rechtfertigungsgrund finden lässt (vgl. BVerfGE 99, 165<br />

[178]; stRspr).“ Rn 73<br />

Gemessen an den Maßstäben des BVerfG auf dem Gehalt von Art. 3 Abs. 1 sind folgende<br />

Unterscheidungen vorzunehmen:<br />

a) Nimmt man an, dass eine Unterrepräsentanz eine Benachteiligung darstelle, so stellt<br />

sich die Frage, wieso denn nicht auch noch andere Gruppen von Normadressaten wie<br />

in den in Abs. 3 genannten Fällen, sowie für Nichtakademiker/‐innen, nicht im<br />

öffentlichen Dienst Stehende, Arbeitslose und Geringverdiener/‐innen ebenfalls ein<br />

Mindestkontingent an Mandaten vorgehalten wird. Obwohl diese von der<br />

„Benachteiligung“ oder „strukturellen Diskriminierung“ genauso betroffen sind.<br />

Insoweit findet eine Ungleichbehandlung zwischen den Normadressaten statt, in dem<br />

den Einen ein Mindestkontingent an Mandaten vorgehalten wird und den Anderen<br />

nicht, obwohl zwischen denen keinen Unterschied von solcher Art und Gewicht<br />

besteht, dass eine Ungleichbehandlung gerechtfertigt sein könnte.<br />

b) Als nächstes sein die Parteimitglieder in Ihrer Gesamtheit betroffen. Während die<br />

einen in bestimmten Parteien keine derartigen Eingriffe ausgesetzt sind, während bei<br />

anderen es mit Unterschiedlicher Intensität erfolgt. Während in der CDU nur ein 1/3‐<br />

Quorum festgehalten wird, wird bei der Linke und B‘90/die Grünen eine Mindestquote<br />

von 50 % festgesetzt und in der SPD eine 50%:50% Quote. Ebenso wird in den<br />

Gliederungen der Parteien unterschieden. So hat die SPD LV BW eine Quote von<br />

50%:50% und Sachsen‐Anhalt von 2/5:2/5. Ebenso bei B‘90/die Grünen, wo beim LV<br />

Saarland auch Männer für die ungeraden Listenplätze kandidieren dürfen, dürfen<br />

diese in anderen Landesverbänden nur auf geraden. Hinzukommt, dass in Ländern in<br />

denen üblicherweise viele Personen von der Liste gewählt werden, die Männer noch<br />

eine einigermaßen adäquate Wahlchance haben, ist es bei Landeslisten, bei denen<br />

übelicherweise nur einer gewählt wird, für Männer fast nicht möglich in den<br />

Bundestag gewählt zu werden. Damit findet eine Ungleichbehandlung nach<br />

Parteizugehörigkeit und Gliederung statt.<br />

In Anbetracht dieser Ungleichbehandlungen dürften derartige Eingriffe ins Wahlrecht<br />

weder verhältnismäßig noch gerechtfertigt sein.<br />

Abs. 2<br />

Unter Rekurs auf Artikel 3 Abs. 2 kann auch kein Eingriff ins Wahlrecht gerechtfertigt<br />

werden. Bereits in der Beratung 12 zur Einführung von Satz 2 in Abs. 2 war keine Rede von<br />

der Erhöhung von Frauenanteilen in Parlamenten. Dabei wurde bereits folgende Kritik<br />

geäußert „Kritik an diesem Vorschlag wurde auch insoweit geäußert, als damit eine zu weit<br />

gehende Formulierung gewählt würde, da diese auf alle gesellschaftlichen Bereiche<br />

rekurriere. Es könne nicht ernsthaft in Betracht gezogen werden, dass der Staat in alle<br />

Bereiche einwirken dürfe oder gar müsse. Darüber hinaus sei der Staat keinesfalls in der<br />

12<br />

BT‐Drucksache 12/6000, S. 49 ff<br />

21


Lage, dies verbindlich für alle Lebensbereiche zu „gewährleisten", da er dann in die<br />

Freiheitsrechte anderer Bürger eingreifen würde. Es wäre eine Form sachlich<br />

ungerechtfertigten Dirigismus, wenn der Staat festlegen würde, dass in allen<br />

gesellschaftlichen Bereichen ein Anteil von 50 v. H. Frauen vorhanden sein müsste.“ Damit<br />

wird klargestellt, dass weder der Staat die Möglichkeit hat noch dessen Ausgabe sein kann,<br />

in allen Gesellschaftsbereichen eine numerische Gleichverteilung der Geschlechter<br />

herbeizuführen. Somit war es nicht im Sinne des Gesetzgebers sich durch diese Regelung<br />

eine Legitimation zu verschaffen, Maßnahmen einzuführen, die allen oder bestimmten<br />

Lebensbereichen dauerhaft eine numerische Gleichverteilung sicherstellen sollen. Noch<br />

weniger, dass der Staat zu derartigen Eingriffen ins Wahlrecht ermächtigt werden soll.<br />

Ferner geht aus den Beratungen 13 hervor „Die neue Verfassungsbestimmung soll auf<br />

Bundes‐, Landes‐ und kommunaler Ebene eine sachgerechte Förderungspolitik zur<br />

Erreichung der tatsächlichen Gleichberechtigung bewirken. Es bestand Übereinstimmung<br />

darüber, dass diese Bestimmung eine Frauenförderung in Gestalt sog. starrer Quoten nicht<br />

gestattet. […]Von anderer Seite wurde dies bestritten und hervorgehoben, dass die<br />

vorgeschlagene Formulierung nur die Chancengleichheit ‐ die Gleichheit der<br />

Ausgangschancen ‐ einräume, aber keine Ergebnisgleichheit vorgebe. Deshalb sei das Wort<br />

.Gleichstellung bewusst vermieden worden. Sinn der Neuregelung sei es, die Wirksamkeit<br />

des Grundrechts der Gleichberechtigung der Geschlechter zu stärken, nicht aber dieses<br />

Grundrecht einzuschränken. […] Die Beseitigung eines bestehenden Nachteils selbst soll<br />

dabei das Ziel des staatlichen Handelns darstellen. Eine vom Nachteil losgelöste<br />

Kompensation durch einen mit der konkreten Benachteiligung sachlich nicht verbundenen<br />

Vorteil soll hingegen nicht zulässig sein. Der Staat soll vielmehr auf die Beseitigung von<br />

Nachteilen hinwirken, also etwa berufliche Nachteile durch berufliche Vorteile<br />

ausgleichen. Diesem Ziel würde er nicht gerecht, wenn Kompensationen ermöglicht<br />

würden, die mit dem eigentlichen Nachteil nicht in unmittelbarem Zusammenhang<br />

stünden.“. In einer Stellungnahme der Bundesregierung 14 heißt es „Das Grundgesetz<br />

garantiert in Artikel 3 Abs. 2 die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Es ist<br />

jedoch unbestreitbar, dass Frauen in der gesellschaftlichen Wirklichkeit noch immer<br />

Nachteile erleiden. Die Bundesregierung teilt das verfassungspolitische Anliegen, in<br />

diesem Zusammenhang zum Ausdruck zu bringen, dass dem Staat bei der tatsächlichen<br />

Durchsetzung der Gleichberechtigung eine aktive Rolle zukommt. Vor diesem Hintergrund<br />

versteht die Bundesregierung die vorgeschlagene Ergänzung des Gleichberechtigungsgebotes<br />

(Artikel 3 Abs. 2 Satz 2 GG) als Auftrag an die zuständigen staatlichen Organe,<br />

geeignete Maßnahmen zur tatsächlichen Verwirklichung der Gleichberechtigung zu<br />

ergreifen. Sie sieht sich darin im Einklang mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />

vom 28. Januar 1992 (BVerfGE 85, 191, 207). Die in dem Gesetzentwurf<br />

vorgeschlagene Formulierung ist das Ergebnis eines schwierigen Abstimmungsprozesses<br />

innerhalb der Gemeinsamen Verfassungskommission, das ausweislich der<br />

Gesetzesbegründung unterschiedlich verstanden wird. Die Bundesregierung weist darauf<br />

hin, dass nach einer Interpretation eine bevorzugende, den speziellen Gleichheitssatz<br />

(Artikel 3 Abs. 3 GG) durchbrechende, Ungleichbehandlung möglich scheint. Sie geht<br />

davon aus, dass der Vorschlag kein — dem Grundgesetz fremdes — Gruppenrecht enthält.<br />

Der Verpflichtung, auf die Beseitigung bestehender Nachteile hinzuwirken, ist in jedem<br />

Falle mit Mitteln nachzukommen, die ihrerseits das Diskriminierungsverbot des Artikels 3<br />

Abs. 2 und 3 GG beachten.“. Hier geht klar hervor, dass starre Quotenregelungen zur<br />

Beseitigung von Nachteilen bereits vom Gesetzgeber abgelehnt wurden, ebenso wie<br />

Eingriffe, die eine Ergebnisgleichheit herbeiführen sollen, sowie eine entsprechende<br />

Bevorteilung der Personengruppe. starre Quotenregelungen bewirken eine unzulässige<br />

13<br />

BT‐Drucksache 800/93, S. 50<br />

14<br />

BT‐Drucksache 12/7109 S. 13<br />

22


Durchbrechung des Diskriminierungsverbots 15 . Es geht um gleiche Ausgangschancen.<br />

Diese sind aber in der Demokratie grundsätzlich gewährleistet, wenn die Egalität der<br />

Wahlberechtigten sichergestellt ist. Auch wird klargestellt, dass die Grundrechte<br />

ausschließlich als individuelle Abwehrrechte durchnormiert sind und nicht als<br />

Gruppenrechte dienen dürfen. Ebenso dürfen nur solche Maßnahmen zulässig sein, die<br />

keine Durchbrechung des Diskriminierungsverbotes nach Abs. 3 bewirken. Insoweit darf<br />

Satz 2 nicht zu einem Gruppenrecht umgedeutet werden und dazu dienen, dass einem<br />

Gruppenrecht Vorrang vor individuellen Abwehrrechten eingeräumt werde 16 .<br />

Auch die Rechtsprechung 17 stellt klar, dass starre Quotenregelungen, die eine<br />

automatische Erhöhung von Frauenanteilen bewirken sollen, unzulässig sind. 50%‐Quoten<br />

sprengen den Rahmen zulässiger Chancengleichheit, soweit sie erkennbar das Ziel<br />

paritätischer Repräsentanz und nicht den Schutz vor Diskriminierung verfolgen 18 .<br />

Vielmehr geht es in Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG um die Klarstellung eines Handlungsauftrags für<br />

den Staat zur Förderung der Gleichberechtigung und zum Hinwirken auf die Beseitigung<br />

faktisch bestehender Nachteile auf zahlreichen Gebieten wie Arbeitsrecht, Zivilrecht,<br />

Sozialrecht, öffentliches Dienstrecht u. a.. Eine generelle Zielsetzung „paritätischer“<br />

Repräsentanz von Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen,<br />

insbesondere bei Parlaments‐ und Kommunalwahlen, findet somit jedoch weder in Art. 3<br />

Abs. 2 Satz 2 GG noch an anderer Stelle im geltenden Verfassungsrecht eine<br />

eingriffslegitimierende Grundlage. 19<br />

Somit ist Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG ist auf die Herstellung tatsächlicher Chancengleichheit des<br />

Individuums unabhängig vom Geschlecht gerichtet und nicht auf die Herstellung einer<br />

bestimmten Geschlechterverteilung in unterschiedlichen Lebensbereichen. 20<br />

Bezüglich Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG besteht zwar ein gesetzgeberischer Spielraum, dieser darf<br />

das individuelle Grundrecht auf Gleichberechtigung aber nicht inhaltlich aushöhlen. Denn<br />

als Staatsziel ist Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG nicht geeignet, das gem. Art. 1 Abs. 3 GG<br />

unmittelbar bindende Grundrecht auf Gleichberechtigung einzuschränken. 21<br />

Weiterhin stellen Quotenregelungen unter Rekurs auf Satz 2 nicht rechtspolitische<br />

Bedenken(Bevorzugung von Frauen, Behinderung der Qualitätsauslese, Parität um jeden<br />

Preis, Parlament muss nicht Spiegelbild der Gesellschaft sein), sonders ist<br />

Verfassungsrechtlich höchst fragwürdig. Im Hinblick auf die strenge Formalisierung der<br />

Wahlrechtsprinzipien ist für derartige Maßnahmen kein Platz. Faktisch gegebene<br />

numerische Ungleichheiten stellt grundsätzlich keine Benachteiligung im Sinne Abs. 2 Satz<br />

2 dar, die eine Differierung des Wahlrechts in diesen Sinne rechtfertigen können. Eine<br />

Rechtfertigung scheitert am Verhältnismäßigkeitsprinzip, da männliche Bewerber<br />

benachteiligt werden. Ein besonderer, verfassungsrechtlicher zwingender Grund zur<br />

Ausdifferenzierung des Wahlrechts ist nicht ersichtlich. 22<br />

In BVerfGE 92 91 :<br />

„Nach der neueren Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts sind an das<br />

Geschlecht anknüpfende differenzierende Regelungen mit Art. 3 Abs. 3 GG nur vereinbar,<br />

15<br />

Münch/Kunig, GG Kommentar, Art. 3, Rn 93 f, EuGH vom 17.10.1995,NJW 1995 3109;BAG, NJW 1996,2529;<br />

BAG, 21.01.2003 ‐ 9 AZR 307/02;Maunz/Dürig, Art. 3 Abs. 2 Satz 2, Rn 65;Starck,Mangold,Klein, Art. 3, Rn 111;<br />

16<br />

Maunz/Dürig, GG Kommentar, Art. 3 Abs. 2 Satz 2, Rn 68<br />

17<br />

EuGH, 17.10.1995 ‐ C‐450/93;BAG BAG, 05.03.1996 ‐ 1 AZR 590/92 (A); BAG, 21.01.2003 ‐ 9 AZR<br />

307/02;Münch/Kunig, GG Kommentar, Rn 93f;Maunz/Dürig, Art. 3 Abs. 2 Satz 2, Rn 65<br />

18<br />

Sachs,GG Kommentar, Art. 3 Rn 288,Osterloh<br />

19<br />

vgl. Osterloh, in: Sachs, Grundgesetz, 4. Aufl. 2007, Art. 3 Rn. 283; Jarass, in Jarass/<br />

Pieroth, Art. 3 Rn. 97.<br />

20<br />

Stern, Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. IV/2 (2011), S. 1680f..<br />

21<br />

Scholz, in: Maunz/Dürig, Art. 3 Abs. 2 Rn 62.<br />

22<br />

Schreiber, Handbuch des Wahlrechts, 2009,8. Auflage ,§ 27 Fn 14, S. 535,536<br />

23


soweit sie zur Lösung von Problemen, die ihrer Natur nach nur entweder bei Männern oder<br />

bei Frauen auftreten können, zwingend erforderlich sind (vgl. BVerfGE 85, 191 [207]). Art.<br />

3 Abs. 2 GG enthält daneben keine weitergehenden oder speziellen Anforderungen. Sein<br />

über das Diskriminierungsverbot des Art. 3 Abs. 3 GG hinausreichender Regelungsgehalt<br />

besteht darin, dass er ein Gleichberechtigungsgebot aufstellt und dieses auch auf die<br />

gesellschaftliche Wirklichkeit erstreckt (vgl. BVerfG, a.a.O.). Das ist inzwischen durch die<br />

Anfügung von Satz 2 in Art. 3 Abs. 2 GG ausdrücklich klargestellt worden. Fehlt es an<br />

zwingenden Gründen für eine Ungleichbehandlung, lässt sich diese nur noch im Wege<br />

einer Abwägung mit kollidierendem Verfassungsrecht legitimieren (vgl. BVerfGE 85, 191<br />

[209]). Insoweit kommt vor allem das erwähnte Gleichberechtigungsgebot des Art. 3 Abs.<br />

2 GG in Betracht, das den Gesetzgeber berechtigt, faktische Nachteile, die typischerweise<br />

Frauen treffen, durch begünstigende Regelungen auszugleichen (vgl. BVerfGE 74, 163<br />

[180]; 85, 191 [207]).“ Rn 65<br />

Hier geht bereits klar hervor, dass sich Ungleichbehandlungen und damit Eingriffe in das<br />

Diskriminierungsverbot nur mit rein biologisch‐funktionalen Geschlechtsmerkmalen<br />

begründen lassen. Da aber durch eine Unterrepräsentanz auch andere Gruppen von<br />

Normadressaten genauso betroffen sind oder sein können, dürften sich derartige Eingriffe<br />

mit Nachteilen, „die typischerweise Frauen treffen“ könnten, nicht mehr begründen<br />

lassen. Demzufolge kann diesen Prüfungsmaßstab zufolge eine Rechtfertigung zur<br />

Ausdifferenzierung des Wahlrechts unter Rekurs auf Abs. 2 Satz 2 eine Prüfung nicht mehr<br />

standhalten. Somit scheidet dieser Rechtfertigungsgrund aus.<br />

Die Wahlrechtsgleichheit ist streng und kann nicht ohne weiteres durch Heranziehung von<br />

Gedanken, die für den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz entwickelt wurden, außer Kraft<br />

gesetzt bzw. modifiziert werden. Dem Begriff „demokratische Wahlen“ ist jede<br />

kompensatorische Ungleichbehandlung oder positive Diskriminierung angeblich<br />

benachteiligter Gruppen wesensfremd. 23 Zumal hierauf hinzuweisen wäre, dass auch eine<br />

„positive Diskriminierung“ eine Diskriminierung ist und ein Verstoß gegen das<br />

Diskriminierungsverbot nach Art. 3 GG darstellt, da nicht nur niemand benachteiligt,<br />

sondern auch niemand bevorzugt werden darf. Weiterhin ist es Parteien verwehrt, unter<br />

Rekurs auf Satz 2 derart in die Demokratie einzugreifen, da der Normadressat für diese<br />

Regelungen der Staat ist, während Parteien privatrechtliche Vereinigungen sind. 24<br />

Abs. 3<br />

BVerfG vom 07.11.2007<br />

„Art. 3 Abs. 3 Satz 1 GG verbietet jede Benachteiligung unter anderem wegen des<br />

Geschlechts. Der allgemeine Gleichbehandlungsanspruch aus Art. 3 Abs. 1 GG, der hinter<br />

den spezielleren Gewährleistungen des Art. 3 Abs. 3 Satz 1 GG zurücktritt (vgl. BVerfGE 9,<br />

124 ; 59, 128 , stRspr), wird durch dieses Verbot dahingehend konkretisiert,<br />

dass das Geschlecht grundsätzlich nicht zu den sachlichen Gründen zählt, die eine<br />

Differenzierung rechtfertigen können. Das Geschlecht ist nach Art. 3 Abs. 3 GG<br />

grundsätzlich kein zulässiger rechtlicher Anknüpfungspunkt für rechtlich unterschiedliche<br />

Behandlung. An das Geschlecht anknüpfende differenzierende Regelungen sind mit Art. 3<br />

Abs. 3 Satz 1 GG nur vereinbar, soweit sie zur Lösung von Problemen, die ihrer Natur nach<br />

nur entweder bei Männern oder bei Frauen auftreten können, zwingend erforderlich sind,<br />

23<br />

vgl. von Nieding, NVwZ 1994, 1177.<br />

24<br />

Ipsen,Parteiengesetz,2008 § 17, Rn 18<br />

24


oder eine Abwägung mit kollidierendem Verfassungsrecht sie ausnahmsweise legitimiert<br />

(vgl. BVerfGE 85, 191 ; 92, 91 ; 114, 357 ; BVerfG, Beschluss der 3.<br />

Kammer des Zweiten Senats vom 7. Oktober 2003 ‐ 2 BvR 2118/01 ‐, juris).<br />

Geschlechtsbezogene Zuschreibungen, die allenfalls als statistische eine Berechtigung<br />

haben mögen (Geschlechterstereotype), und tradierte Rollenerwartungen können danach<br />

zur Rechtfertigung von Ungleichbehandlungen nicht dienen (vgl. BVerfGE 85, 191 ).<br />

Das aus Art. 3 Abs. 3 Satz 1 GG folgende Differenzierungsverbot gilt auch dann, wenn eine<br />

Regelung nicht auf eine nach Art. 3 Abs. 3 GG verbotene Ungleichbehandlung angelegt ist,<br />

sondern in erster Linie andere Ziele verfolgt (vgl. BVerfGE 114, 357 , m.w.N., stRspr).<br />

Eine ‐ mittelbare ‐ Benachteiligung wegen des Geschlechts kann auch vorliegen, wenn eine<br />

geschlechtsneutral formulierte Regelung im Ergebnis überwiegend Angehörige eines<br />

Geschlechts betrifft und dies auf natürliche oder gesellschaftliche Unterschiede zwischen<br />

den Geschlechtern zurückzuführen ist (vgl. BVerfGE 104, 373 ; BVerfG, Beschluss des<br />

Zweiten Senats vom 18. Juni 2008 ‐ 2 BvL 6/07 ‐ juris, stRspr).“ Rn 18‐19<br />

Auch hier hat das BVerfG klar geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung ausgeschlossen.<br />

Selbiges gilt auch wenn durch Maßnahmen andere Ziele (z.B. Erhöhung der Frauenanteile<br />

in den Parlamenten) verfolgt werden, aber diese eine Ungleichbehandlung bewirken. Auch<br />

hier halten die Rechtfertigungsgründe den hier gemachten Prüfungsmaßstäben nicht<br />

stand.<br />

Damit blieb nur noch der Abgleich mit kollidierenden Verfassungsrecht. Diesen stehen<br />

dem Recht der Vereinigungs‐ und Betätigungsfreiheit der Parteien nach Art. 9 Abs. GG i.V.<br />

m. Art. 21 Abs. 1 den Gleichbehandlungsgebot der Parteimitglieder nach Art 3 und den<br />

Demokratiegebot nach Art. 38 Abs. 1 Satz 1 gegenüber. Mit Rückgriff auf Art. 2 Abs. 1 GG<br />

und dem Verbot nach BVerfGE 6 84 und BGHZ oder NJW 1974 183 im Wahlrecht<br />

nach Geschlecht, Rasse, Religion etc. pp im Wahlrecht zu unterscheiden, ist dieses aber<br />

aufgelöst worden. Insoweit lässt sich diese Ungleichbehandlung auch nicht mit<br />

kollidierendem Verfassungsrecht legitimieren.<br />

2. Der statistische Ansatz<br />

Als einen wesentlichen Rechtfertigungsgrund wird regelmäßig die Mehrheit der Frauen in<br />

der Bevölkerung. Doch diese These ist so nicht haltbar. Betrachtet man die Verteilung<br />

gestaffelt, so ist die Geschlechterverteilung unterschiedlich.<br />

Hier ist eine Grafik 25 die den Männer‐/Frauenüberschuss darstellt.<br />

25<br />

Quelle: http://haetten‐sie‐gewusst.blogspot.de/2011/01/bevolkerungspyramide‐deutschland‐mit.html<br />

25


Hier die Anzahl der Wahlberechtigten 26 :<br />

Anhand der Grafiken lässt sich darstellen, dass im rekrutier fähigem Alter(18‐65 Jahre)<br />

die Männer in der Überzahl sind, während in den höheren Altersklassen die Frauen in<br />

der Überzahl sind. Würde man also den Frauen „die Hälfte der Macht“ vorhalten<br />

würden die Wahlchancen der Frauen gegenüber den Männern höher sein, da weniger<br />

Bewerberinnen sich zur Wahl stellen.<br />

26<br />

Quelle: http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen‐und‐fakten/wahlen‐indeutschland/55601/wahlberechtigte‐2009<br />

26


Als weiter ist Regionale Betrachtung. So gibt es in Ostdeutschland deutlich mehr<br />

Männer. 27 Ebenso lässt sich das auf das Bildungssystem reduzieren. Aufgrund des<br />

Umstandes, dass Frauen den höheren Bildungsabschluss machen, wandern diese in<br />

die Unistädte aus und erhöhen so den Frauenanteil in diesen in bestimmten<br />

Altersschichten während in den ländlichen Regionen der Männeranteil ansteigt.<br />

Somit wär der Rekurs auf die Geschlechterverteilung in der Gesamtbevölkerung nur<br />

dann haltbar, wenn allen Regionen und in allen Altersschichten gleichermaßen wär.<br />

Dies ist aber nicht Fall. Würde man einheitlich in allen Parlamenten auf Bundes‐,<br />

Landes‐ und kommunaler Ebene eine einheitliche Geschlechterverteilung<br />

festschreiben, so würde die Zahl der Bewerberinnen aufgrund der unterschiedlichen<br />

Größe der Rekrutierungspools unterschlich ausfallen. Da würden sich sowohl die<br />

Stimmengewichtung als auch die Wahlchancen je nach Region für Männer und Frauen<br />

unterschiedlich ausfallen. Was wohl klar eine Verletzung der Wahlgleichheit darstellen<br />

dürfte.<br />

Ebenso hat niemand bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine statistische Analyse<br />

nennen können, aus den hervorgeht, dass Männer in Frauendominanten<br />

Wählergruppen und Frauen in Männerdominanten Wählgruppen schlechter<br />

Wahlchancen haben, wenn die Egalität der Wahlberechtigten sichergestellt ist. Das<br />

einzige was festgestellt werden kann ist, dass die Männer in deutlich stärkeren<br />

Ausmaß von ihrem passiven Wahlrecht Gebrauch machen als die Frauen.<br />

Somit kann auch aus statistischer Sicht ein derartiger Eingriff ins Wahlrecht nicht<br />

gerechtfertigt werden.<br />

3. Der evolutionärspsychologische Ansatz<br />

Aufgrund der Unterschiedlichen Rollenverteilung seit der Urgesellschaft und der<br />

unterschiedlichen Biologischen Gegebenheiten haben die Geschlechter<br />

Unterschiedliche Interessenslagen Entwickelt. Die Männer interessieren sich stärker<br />

für Politik als die Frauen um Macht zu kämpfen und sich so für die Frauen attraktiver<br />

zu machen. So kann durchaus erklärt werden, dass Männer und Frauen<br />

unterschiedliche Interessenslagen entwickelt haben. Das fängt bei der Berufswahl an<br />

und geht weiter mit der Wahrnehmung von Hobbys und Interessen. So ist es auch in<br />

der Politik. Neben den Umstand sich Männer stärker für Politik interessieren und<br />

deshalb in größere Anzahl in den Parteien Mitglied sind, ist auch in den einzelnen<br />

Politikfelder eine unterschiedliche Geschlechterverteilung festzustellen.<br />

So machen Männer und Frauen in unterschiedlicher Weise von ihren Freiheiten,<br />

Rechten und Möglichkeiten Gebrauch.<br />

Nur dieser Umstand rechtfertigt aber keinen derartigen Eingriff ins Wahlrecht und in<br />

das Grundrecht nach Art. 3 GG.<br />

4. Fazit<br />

Sowohl in statistischer als auch in evolutionärspsychologischer Hinsicht lässt sich eine<br />

derartige Ungleichbehandlung nicht rechtfertigen. Sowohl in der Kohorte als auch in<br />

den Regionen sind die Geschlechter ungleich verteilt. Ebenso nehmen Männer und<br />

Frauen unterschiedlich ihre Freiheiten, Rechte und Möglichkeiten wahr. Allein schon<br />

aus der Perspektive betrachtet ist es nicht möglich durch „Frauenförderung“ eine<br />

dauerhafte numerische Gleichverteilung in allen oder bestimmten Lebenslagen<br />

27<br />

Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article906286/Im‐Osten‐fehlen‐die‐Frauen.html<br />

27


herbeizuführen. Ebenso wenig ist es statistisch erwiesen, dass Individuen, die unter<br />

einzelnen Wählgruppen Minderheiten angehören, schlechtere Wahlchancen haben,<br />

als Angehörige der Mehrheiten. Gemäß Art. 20 Abs. 2 Satz 1 GG geht alle Staatsgewalt<br />

vom Volke aus. In diesen sind die Frauen explizit mit eingeschlossen. Damit haben sie<br />

es selber in der Hand durch aktive Mitwirkung an der politischen Willensbildung zur<br />

Erhöhung von Frauenanteilen in den Parlamenten beizutragen. Sie können in<br />

bestehende Parteien eintreten oder eigene Gründen. Daran sind sie nicht gehindert.<br />

Ein Rechtfertigungsgrund ist daher nicht gegeben.<br />

3.5 Art. 19 Abs. 1 Satz 1<br />

BVERFGE 99 367<br />

„Art. 19 Abs. 1 Satz 1 GG verbietet grundrechtseinschränkende Gesetze, die nicht<br />

allgemein sind, sondern nur für den Einzelfall gelten. Die Anforderung, dass das Gesetz<br />

allgemein zu sein hat, ist dann erfüllt, wenn sich wegen der abstrakten Fassung der<br />

gesetzlichen Tatbestände nicht absehen lässt, auf wie viele und welche Fälle das Gesetz<br />

Anwendung findet (vgl. BVerfGE 10, 234 [242]; stRspr), wenn also nicht nur ein einmaliger<br />

Eintritt der vorgesehenen Rechtsfolgen möglich ist (vgl. BVerfGE 25, 371 [396]). Dass der<br />

Gesetzgeber eine Anzahl konkreter Fälle vor Augen hat, die er zum Anlass seiner Regelung<br />

nimmt, verleiht dieser nicht den Charakter eines Einzelfallgesetzes, wenn sie nach der Art<br />

der in Betracht kommenden Sachverhalte geeignet ist, unbestimmt viele weitere Fälle zu<br />

regeln (vgl. BVerfGE 10, 234 [243 f.]). Die abstrakt‐generelle Formulierung darf mithin<br />

nicht zur Verschleierung einer einzelfallbezogenen Regelung dienen (vgl. BVerfGE 24, 33<br />

[52]).“ Rn 109<br />

In diesen Maßstab wird klar, dass die Eingriffe in die Grundrechte, allgemein und nicht nur<br />

für bestimmte Fälle zu sein haben. Dieses Recht trifft aber ausschließlich den Staat als<br />

Normadressat und nicht Parteien sonstige privatrechtliche Vereinigungen. Insoweit sind<br />

die Parteien nicht berechtigt derartige Eingriffe in die Grundrechte vorzunehmen.<br />

Art. 3 Abs. 1 GG entfaltet seine mittelbare Drittwirkung in den, dem Demokratiegebot nach<br />

Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG, zugrunde liegenden Gleichwertigkeit der Mitglieder, Gleichheit<br />

des Stimmrechts nach § 10 Abs. 2 Satz 1 PartG und der Anwendung der Wahlgrundsätze,<br />

insbesondere der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl, in den Fällen von § 15 und § 17<br />

PartG, Binnenraum der Parteien. Weiterhin erstrecken sich diese Eingriffe nur auf<br />

Mitglieder bestimmter Parteien und erfolgen auch noch in unterschiedlicher Intensität je<br />

nach Partei und Gliederung. Damit sind die Voraussetzungen zur Allgemeinheit und<br />

Gleichheit der Eingriffe nicht erfüllt. Insoweit liegt ein Verstoß nach Art. 19 Abs.1 Satz 1<br />

GG vor.<br />

3.6 Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG<br />

In einer Entscheidung des BGH 28 heißt es:<br />

„1. […]<br />

a) Die im Grundgesetz gewährleistete Wahlfreiheit bedeutet, dass jeder Wahlberechtigte<br />

sein Wahlrecht ohne Zwang und sonstige Beeinflussung von außen ausüben kann und<br />

dadurch instand gesetzt wird, eine seiner Überzeugung entsprechende Wahlentscheidung<br />

zu treffen. Dagegen hat der Wählende grundsätzlich keinen Anspruch, auch von solchen<br />

28<br />

NJW 1974, 183, Entscheidung des BGH vom 17. Dezember 1973<br />

28


Einschränkungen und Sachzwängen frei zu sein, die sich aus dem Wahlsystem ergeben,<br />

welches der Gesetzgeber ‐ im vorliegenden Fall: das zuständige Parteiorgan ‐ vorgesehen<br />

hat. Diese Auffassung, die das BVerfG für den Fall der sog. Listenwahl im Rahmen von<br />

Staatswahlen vertreten hat (BVerfGE 7, 63, 69 = NJW 57, 1313; vgl. auch BVerfGE 15, 165,<br />

166), gilt in gleicher Weise für innerparteiliche Wahlen. Auch bei diesen können die<br />

Prinzipien des Wahlsystems und ‐verfahrens ‐ die zur Abstimmung gestellte Wahlfrage, die<br />

Modalitäten des Wahlgangs und der Stimmenverrechnung ‐ nur einheitlich festgelegt<br />

werden, was eine Freiheit des einzelnen Wählers insoweit ausschließt.<br />

b) Ähnliche Erwägungen gelten grundsätzlich für das Gebot der Wahlrechtsgleichheit.<br />

Auch unter diesem Gesichtspunkt steht es dem Gesetzgeber bzw. dem zuständigen<br />

Parteiorgan frei, innerhalb welchen Wahlsystems sie die Wahlrechtsgleichheit<br />

verwirklichen wollen (vgl. BVerfGE 6, 84, 89 = NJW 57, 377; BVerfGE 11, 351, 360 = NJW<br />

60, 2283). Durch den wahlrechtlichen Gleichheitsgrundsatz sind sie nur dahingehend<br />

gebunden, dass alle abgegebenen Stimmen den gleichen Zählwert und ‐ soweit das<br />

Verhältniswahlsystem angewandt wird ‐ den gleichen Erfolgswert haben müssen (BVerfGE<br />

1, 208, 244 ff.; 7, 63, 70 = NJW 57, 1313; BVerfGE 13, 243, 246; 16, 130, 139 = NJW 63,<br />

1600; für innerparteiliche Wahlen vgl. Maunz‐Dürig, GG, Art. 21 Rdnr. 58 i.V.m. Art. 20<br />

Rdnr. 34 sowie § 10 Abs. 2 PartG). Ferner verbietet die Gleichheit der Wahl, bestimmte<br />

Wählergruppen nach Bildung, Religion, Vermögen, Klasse, Rasse oder Geschlecht, nach<br />

der Art der politischen Meinung, für die sich der Wählende entschieden hat, oder nach<br />

sonstigen Kriterien, die außerhalb des Wahlsystems liegen und sich auch nicht aus<br />

zwingenden Erfordernissen eines geordneten Wahlverfahrens ergeben, unterschiedlich zu<br />

behandeln (BVerfGE 6, 84, 91 = NJW 57, 377; BVerfGE 15, 165, 166 f.; für die<br />

innerparteilichen Wahlen vgl. Hencke, Recht der politischen Parteien 2. Aufl. S. 87 f.).<br />

Ungleichbehandlungen dagegen, die unmittelbare Folge des Wahlsystems sind, sind mit<br />

dem wahlrechtlichen Gleichheitsprinzip grundsätzlich vereinbar.<br />

2. […]<br />

Auszugehen ist hierbei von dem im Staatsrecht anerkannten Grundsatz, dass die Auswahl<br />

des Wahlsystems und die Festlegung der Wahlrechtsgrundsätze im einzelnen im Ermessen<br />

des Gesetzgebers steht (BVerfGE 3, 19, 24 = NJW 53, 1341; BVerfGE 3, 383, 394; 5, 77, 81;<br />

6, 84, 89 = NJW 57, 377). Das gilt für innerparteiliche Wahlen entsprechend: Da das Ziel<br />

jeder demokratischen Wahlrechtsgestaltung, den wirklichen Wählerwillen unverfälscht<br />

zur Geltung zu bringen, hier ebenso wie im staatlichen Bereich von keinem der möglichen<br />

Wahlsysteme voll erreicht werden kann, hat das satzungsmäßig hierzu berufene<br />

Parteiorgan die Vor‐ und Nachteile, die jedes Wahlsystem zwangsläufig mit sich bringt,<br />

gegeneinander abzuwägen und sich für eines der in Betracht kommenden Systeme zu<br />

entscheiden. Den Gerichten steht insofern nur ein beschränktes Prüfungsrecht zu.<br />

Nachprüfbar ist nur die Frage, ob die Gestaltung des Wahlrechts ermessensfehlerhaft ist,<br />

insbesondere ob bei dem betreffenden Wahlsystem das Ausmaß, in dem der Wählerwille<br />

ungenügend oder verfälscht zum Ausdruck kommt, unverhältnismäßig groß ist, ohne dass<br />

dafür ein anderer, unter demokratischen Gesichtspunkten zu billigender und zum<br />

Ausgleich geeigneter Grund angeführt werden kann.“<br />

In einem weiteren Urteil des BGH 29 lautet es:<br />

„Wie der Senat bereits in seiner Entscheidung vom 17. Dezember 1973 (II ZR 47/71, NJW<br />

1974, 183) ausgeführt hat, bedeutet die im Grundgesetz gewährleistete, auch bei<br />

29<br />

BGH, 28.11.1988 ‐ II ZR 96/88, BGHZ 106, 67, NJW 1989, 1212, MDR 1989, 327, WM 1989, 366, NVwZ 1989,<br />

596 (Ls.)<br />

29


innerparteilichen Wahlen sicherzustellende Wahlfreiheit, dass jeder Wahlberechtigte die<br />

Möglichkeit haben muss, seine Wahlentscheidung ohne Zwang oder sonstige<br />

Beeinflussung entsprechend seiner eigenen Überzeugung zu treffen. Dagegen hat der<br />

einzelne Wähler, wie auch das Bundesverfassungsgericht für eine Listenwahl im Rahmen<br />

staatlicher Wahlen ausgesprochen hat (vgl. BVerfGE 7, 63, 69 [BVerfG 03.07.1957 ‐ 2 BvR<br />

9/56]; vgl. ferner BVerfGE 15, 165 f.), keinen Anspruch, auch von solchen Einschränkungen<br />

frei zu sein, die sich aus dem Wahlsystem, das der Gesetzgeber ‐ im vorliegenden Fall das<br />

als Satzungsgeber fungierende Parteiorgan ‐ zulässigerweise vorgesehen hat. Dies folgt<br />

aus der Notwendigkeit, die Prinzipien des Wahlsystems und ‐ verfahrens, die zur<br />

Abstimmung gestellte Wahlfrage sowie die Modalitäten des Wahlgangs und der<br />

Stimmenverrechnung einheitlich festzulegen, was eine Freiheit des einzelnen Wählers<br />

insoweit ausschließt.<br />

Ähnliches gilt für das Gebot der Wahlrechtsgleichheit. Der Grundsatz der Gleichheit der<br />

Wahl bedeutet, dass alle Wähler unabhängig von Bildung, Religion, Rasse oder ähnlichen<br />

sachfremden Merkmalen gleichzubehandeln sind und jede abgegebene Stimme den<br />

gleichen Zählwert ‐ bei Anwendung des Verhältniswahlrechts auch den gleichen<br />

Erfolgswert ‐ haben muß (BVerfGE 1, 209, 244; 7, 63, 70; 13, 243, 246 für innerparteiliche<br />

Wahlen vgl. Maunz/Dürig/Herzog, GG Art. 21 Rdnr. 58). Die Entscheidung, innerhalb<br />

welchen Wahlsystems die Gleichheit verwirklicht werden soll, steht jedoch auch hier dem<br />

zur Normsetzung berufenen Organ zu (vgl. BVerfGE 6, 84, 89 [BVerfG 23.01.1957 ‐ 2 BvE<br />

2/56]; 11, 351, 360). Aus der Natur des vorgesehenen Wahlsystems und den<br />

Erfordernissen eines geordneten Wahlverfahrens folgende Einschränkungen sind von den<br />

Wählern hinzunehmen.“<br />

Damit hat der BGH bereits in mindestens 2 Fällen entschieden, dass die Wahlgrundsätze<br />

in dem Gehalt wie es das BVerfG in seiner Rechtsprechung in Bezug auf Art. 38 Abs. 1 Satz<br />

1 GG festgesetzt hat auch für Wahlen innerhalb von Parteien gelten. Daraus folgt, dass den<br />

wahlberechtigen Parteimitgliedern nicht vorgeschrieben werden darf, wie und in welcher<br />

personellen Zusammensetzung sie die Organe und Wahlbewerber/‐innen zu wählen<br />

haben. Hier stellt der BGH klar, dass unter Rekurs auf BVerfGE 6 84 auch bei parteiinternen<br />

Wahlen nicht nach Geschlecht, Rasse, Religion etc. pp unterschieden werden darf. Dem<br />

zuwiderhandelt aber jedwede Quotenregelung.<br />

Auch vom WPA 30 heißt es:<br />

„Die parteiinterne Kandidatenaufstellung ist ein wesentlicher Aspekt der<br />

verfassungsrechtlichen Funktion der politischen Parteien (Art. 21 Abs. 1 Satz 1, Art. 20 Abs.<br />

2 GG; § 1 Abs. 2 Parteiengesetz‐Anhang Nr. 5) und eine Angelegenheit der „inneren<br />

Ordnung" der Parteien im Sinne des Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG. Als innerparteiliche<br />

Angelegenheit ist die Kandidatenaufstellung grundsätzlich der Satzungsautonomie der<br />

Parteien zuzuordnen; dies kommt auch in § 17 Parteiengesetz zum Ausdruck. Die<br />

Aufstellung der Wahlkandidaten ist aber auch eine Angelegenheit des Wahlrechts, und<br />

zwar ein für die Wahl ganz entscheidender Vorgang. Das Recht, an der Aufstellung der<br />

Kandidaten mitwirken zu können, ist Bestandteil des parlamentarischen Wahlrechts und<br />

des Wahlverfahrens. Mitwirkungsberechtigt bei der Aufstellung der Kandidaten der<br />

politischen Parteien sind ausschließlich die jeweiligen Parteimitglieder. Als Angelegenheit<br />

der „inneren Ordnung" einer Partei gemäß Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG und zugleich als Teil<br />

der Wahl im Sinne des Art. 38 Abs. 1 GG hat das Aufstellungsverfahren nach zwingendem<br />

Verfassungsrecht „demokratischen Grundsätzen" und den Verfassungsprinzipien des Art.<br />

30<br />

BT‐Drucksache 13/3531 Anlage 34, S.76<br />

30


31<br />

38 Abs. 1 Satz 1 GG (§ 1 Abs. 1 Satz 2 BWG) zu entsprechen. Zwar finden die<br />

Wahlrechtsgrundsätze des Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG nur bei staatlichen Wahlen<br />

unmittelbare Anwendung. Sie strahlen aber auf die innerparteiliche<br />

Wahlbewerberaufstellung aus, weil diese neben einer inneren Angelegenheit der Parteien<br />

auch eine Angelegenheit des Wahlrechts ist. Da das innerparteiliche<br />

Wahlbewerberaufstellungsverfahren demokratischen Grundsätzen genügen muss, sind<br />

zur Konkretisierung dieses innerparteilichen demokratischen Prozesses die<br />

verfassungsrechtlich verbürgten Wahlgrundsätze als ungeschriebenes Verfassungsrecht in<br />

entsprechender Anwendung heranzuziehen.“<br />

Die Ausgestaltung des innerparteilichen Wahlsystems, die nach Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG<br />

muss demokratischen Grundsätzen entsprechen. In diesem Zusammenhang<br />

beanspruchen wiederum die Wahlgrundsätze des Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG Geltung 31 . Hier<br />

besteht ein wechselseitiger Bezug. Auch hieraus darf aus Gründen, der Freiheit und<br />

Gleichheit der Wahl nicht nach Geschlecht, Rasse, Religion etc. pp unterschieden werden 32<br />

damit sind auch Quotenregelungen unzulässig 33 . Ebenso wird nach BVerfGE gegen<br />

die Erfordernis des Aufbaus von unten nach oben und der Gleichwertigkeit der Mitglieder<br />

verstoßen. So verstoßen durch den Umstand, dass „Frauenorgane“ (Bundesfrauenrat bei<br />

B‘90/die Grünen oder die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen(ASF) ) für die<br />

Einhaltung von Quotenregelungen in den Gliederungen sorgen sollen gegen das Gebot des<br />

Aufbaus von unten nach oben. Auch die Gleichwertigkeit der Mitglieder ist nicht<br />

gewährleistet. Gleichwertigkeit bedeutet, dass auch die innerparteiliche Opposition und<br />

Meinungsminderheiten gleichermaßen ihren Einfluss geltend machen können müssen.<br />

Wer also mit dem „feministischen Denken“ der Parteien nicht einverstanden ist, kann<br />

seinen Willen nicht im selben Maße zur Geltung bringen, wie die Mehrheit. Das<br />

zuwiderläuft den Demokratischen Grundsätzen.<br />

3.7 Art. 33 GG<br />

Nach Abs. 1 hat jeder die gleichen staatsbürgerlichen Reche. So auch das Wahlrecht. Dies<br />

haben auch die Parteien beim Wahlrecht sicherzustellen. So muss gemäß Abs. 2 das<br />

Leistungsprinzip, d.h. Überzeugungskraft und Wählbarkeit gelten und nicht die<br />

Geschlechtszugehörigkeit. Demnach wird auch gegen Art. 33 Abs. 1 und 2 Verstoßen.<br />

3.8 Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG<br />

3.8.1 Allgemeines zu den Wahlgrundsätzen<br />

Das Bundesverfassungsgericht hat bezüglich der Wahlgrundsätze folgende Urteile gefällt.<br />

BVerfG vom 25.07.2012:<br />

„Die gesetzgeberische Gestaltungsmacht findet ihre Grenzen aber dort, wo das jedem<br />

Bürger zustehende Recht auf freie und gleiche Teilhabe an der demokratischen<br />

Selbstbestimmung (vgl. BVerfGE 123, 267 ) beeinträchtigt wird. Aus der<br />

Gewährleistung allgemeiner, unmittelbarer, freier und gleicher Wahl in Art. 38 Abs. 1 GG<br />

folgt die verfassungsrechtliche Verpflichtung des Gesetzgebers, ein Wahlverfahren zu<br />

schaffen, in dem der Wähler vor dem Wahlakt erkennen kann, welche Personen sich um<br />

31<br />

Pieroth, in: Jarass/Pieroth, GG, Kommentar, 10. Aufl. 2009, Art. 21 Rn. 23 f.;<br />

32<br />

Kommentar zum Grundgesetz,Bleibtreu‐Schmidt, Hofmann,Hopfauf, Brockmeyer,12.Auflage,Art. 21 Abs. 3<br />

Rn 85a<br />

33<br />

Ebenda Rn 81


ein Abgeordnetenmandat bewerben und wie sich die eigene Stimmabgabe auf Erfolg oder<br />

Misserfolg der Wahlbewerber auswirken kann (BVerfGE 47, 253 ; 95, 335 ;<br />

121, 266 ). Das Verfahren der Mandatszuteilung muss deshalb grundsätzlich frei von<br />

willkürlichen oder widersinnigen Effekten sein (vgl. BVerfGE 121, 266 ). Zudem<br />

verbietet der Grundsatz der Wahlfreiheit eine Gestaltung des Wahlverfahrens, die die<br />

Entschließungsfreiheit des Wählers in einer innerhalb des gewählten Wahlsystems<br />

vermeidbaren Weise verengt (vgl. BVerfGE 47, 253 ; 95, 335 ).<br />

Weitere Grundanforderungen an alle Wahlsysteme ergeben sich insbesondere aus dem<br />

Grundsatz der Wahlrechtsgleichheit. Danach sind unabhängig von der jeweiligen<br />

Ausgestaltung des Wahlverfahrens alle Wähler bei der Art und Weise der<br />

Mandatszuteilung strikt gleich zu behandeln (vgl. BVerfGE 11, 351 ; 95, 335 ).<br />

Die Stimme eines jeden Wahlberechtigten muss grundsätzlich den gleichen Zählwert und<br />

die gleiche rechtliche Erfolgschance haben (vgl. BVerfGE 95, 335 ; 121, 266<br />

; 124, 1 ). Alle Wähler sollen mit der Stimme, die sie abgeben, den gleichen<br />

Einfluss auf das Wahlergebnis nehmen können (BVerfGE 121, 266 ).“ Rn 57‐58<br />

Die Freiheit bei der „Mandatszuteilung“ von willkürlichen Effekten ist nicht gegeben. Im<br />

Gegenteil. Es ist ein willkürlicher Effekt dahingehend vorgesehen, dass sowohl bei der<br />

Wahl der Delegierten zu den Wahlparteitagen und Wahlversammlungen, als auch unter<br />

den Wahlbewerber/‐innen und am Ende unter den gewählten Bundestagsabgeordneten<br />

gezielt eine bestimmte Geschlechterverteilung herbeigeführt werden soll. Ebenso beinhalt<br />

das Wahlverfahren des LV Thüringen von B‘90/die Grünen auch noch widersinnige Effekte.<br />

Bei diesen können die wahlberechtigten Delegierten nicht erkennen, wie sich das<br />

Wahlverhalten auf das Ergebnis auswirkt. Ebenso verstößt das Verfahren, gegen das<br />

Verbot der vermeidbaren Entschließungsfreiheit der Wähler/‐innen innerhalb des<br />

Wahlsystems. Dies ist, dass eine bestimmte Anzahl an Plätzen als Einzel‐ oder Blockwahl<br />

nach den Verfahren der Mehrheits‐ oder Verhältniswahl zu bewählen ist. Eine<br />

Vorfestlegung auf die personelle Zusammensetzung der Parteiorgane und der<br />

Wahlvorschläge engt die Entschließungsfreiheit ein. Ebenso werden die Wahlberechtigten<br />

nicht gleich behandelt und es kann nicht jeder seinen Einfluss in gleicher Weise geltend<br />

machen.<br />

BVerfGE 11 266:<br />

„Im einzelnen beziehen sich diese Grundsätze auf das aktive und das passive Wahlrecht<br />

der Staatsbürger. Sie beziehen sich darüber hinaus, wie schon der Staatsgerichtshof für<br />

das Deutsche Reich und der Bayerische Verfassungsgerichtshof in ständiger<br />

Rechtsprechung angenommen haben, auch auf das Wahlvorschlagsrecht (vgl.<br />

Lammers/Simons I, 336 ff., 347 ff., 405 ff.; BayVerfGH VGHE NF Teil II 3,124 f.,6,65 ff., Pohl,<br />

HdbDStR I, 388).“ Rn 21<br />

Dies auch beim Wahlvorschlagsrecht nicht gegeben. So kann in den Fällen der SPD, die<br />

Linke und B‘90/die Grünen nicht jeder nach Belieben jeden für jeden Listenplatz<br />

vorschlagen. Damit werden auch die Wahlgrundsätze für das Wahlvorschlagsrecht<br />

verletzt.<br />

BVerfGE 41 399:<br />

„Die Möglichkeit, Wahlvorschläge zu machen, ist ein Kernstück des Bürgerrechts auf aktive<br />

Teilnahme an der Wahl. Deshalb beziehen sich die Grundsätze der Allgemeinheit und<br />

32


Gleichheit der Wahl auch auf das Wahlvorschlagsrecht (BVerfGE 11, 266 [272] mit<br />

Nachweisen).“ Rn 48<br />

Wie bereits dargestellt ist auch hier die Allgemeinheit und Freiheit beim<br />

Wahlvorschlagsrecht verletzt. Wer im Falle von B‘90/die Grünen oder der Linken alles<br />

Männer vorschlagen möchte hat nicht dieselbe Möglichkeit dazu, wie jene die alles Frauen<br />

oder ein bestimmtes Mischverhältnis vorschlagen wollen. Im Falle der SPD können auch<br />

nicht Frauen für alle Mandate vorgeschlagen werden.<br />

BVerfGE 47 253<br />

„Die verfassungsrechtlich notwendige demokratische Legitimation erfordert eine<br />

ununterbrochene Legitimationskette vom Volk zu den mit staatlichen Aufgaben betrauten<br />

Organen und Amtswaltern. Die Legitimation muss allerdings nicht in jedem Fall durch<br />

unmittelbare Volkswahl erfolgen. In aller Regel genügt es, dass sie sich mittelbar auf das<br />

Volk als Träger der Staatsgewalt zurückführen lässt.“ Rn 65<br />

Das bedeutet, dass die demokratischen Grundsätze bei parteiinternen Wahlen, auch bei<br />

den Delegierten strikt einzuhalten sind. Durch Verletzung dieser Grundsätze ist die<br />

Legitimation nicht mehr gegeben. Auch die Wahl von Delegierten ist von Mandatsrelevanz.<br />

Personen, die unter Einhaltung der Wahlgrundsätze gewählt worden wären, hätten<br />

Personen vorschlagen können, die möglicherweise gewählt worden wären. Insoweit<br />

erstreckt sich die Relevanz nicht nur auf das aktive Wahlrecht und damit die Zahl der<br />

abgegeben gültigen Stimmen. Auch hierdurch ist dir ununterbrochene Legitimationskette<br />

nicht mehr gewährleistet, wenn die Wahlgrundsätze bereits bei der Wahl von Delegierten<br />

missachtet werden.<br />

In BVerfGE 40 , 296 heißt es „Die Demokratie des Grundgesetzes ist eine grundsätzlich<br />

privilegienfeindliche Demokratie. Zwar fordert der Gleichheitssatz nicht, dass der<br />

Gesetzgeber die Einzelnen und ihre relevanten gesellschaftlichen Gruppen unbedingt<br />

gleichmäßig behandelt; er lässt Differenzierungen zu, die durch sachliche Erwägungen<br />

gerechtfertigt sind. Ob und in welchem Ausmaß der Gleichheitssatz bei der Ordnung<br />

bestimmter Materien dem Gesetzgeber Differenzierungen erlaubt, richtet sich nach der<br />

Natur des jeweiligen Sachbereichs (BVerfGE 6, 84 [91]; 32, 157 [167]; ständige<br />

Rechtsprechung). Für den Sachbereich der Wahlen ist nach der historischen Entwicklung<br />

zum Demokratisch‐Egalitären hin, die im Grundgesetz für das Bundestagswahlrecht in Art.<br />

38 Abs. 1 Satz 1 und für das Wahlrecht in den Ländern, Kreisen und Gemeinden in Art. 28<br />

Abs. 1 Satz 2 ihren verfassungsrechtlich verbindlichen Ausdruck gefunden hat, davon<br />

auszugehen, dass jedermann seine staatsbürgerlichen Rechte in formal möglichst gleicher<br />

Weise soll ausüben können (BVerfGE 11, 266 [272]; 34, 81 [98] mit weiteren Hinweisen;<br />

ständige Rechtsprechung).“<br />

Hier geht glasklar hervor, dass es in der Demokratie keine Privilegierungen geben darf und<br />

dass alle gleich zu behandeln sind. Demnach sind alle Privilegien unzulässig. Ein solche<br />

Privilegierung ist z.B. dann gegeben, wenn einzelnen Gruppen oder Personen ein<br />

Mindestkontingent oder ein bestimmtes Kontingent an Wahlämtern zugesichert wird oder<br />

bei Wahlen bestimmte Konsequenzen(z.B. Ungültigkeit einer Wahl oder eines Wahlganges)<br />

„angedroht“ werden, wenn nicht ein bestimmtes Wahlergebnis im Hinblick auf die<br />

personelle Zusammensetzung der Wahlämter nicht herbeigeführt wird .<br />

3.8.2 Allgemeinheit<br />

33


34<br />

Die Allgemeinheit der Wahl verlangt, dass niemand wegen seines Geschlechts, Rasse,<br />

Religion oder anderen personenbezogenen Merkmalen von einer Wahl ausgeschlossen<br />

wird 34 . So darf jemanden der Zugang zum Wahlvorgang nicht sachwidrig erschwert<br />

werden 35 .<br />

Zur Allgemeinheit der Wahl werden nachfolgende Entscheidungen des BVerfG<br />

herangezogen:<br />

BVerfGE 15 165<br />

„Der Grundsatz der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl in seiner gegenüber dem<br />

allgemeinen Gleichheitssatz formalisierten Bedeutung verbietet dem Gesetzgeber,<br />

bestimmte Bevölkerungsgruppen aus politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Gründen<br />

von der Ausübung des Wahlrechts auszuschließen oder das Stimmgewicht dieser Gruppen<br />

verschieden zu bewerten.“ Rn 6<br />

BVerfGE 36 139<br />

„Der Grundsatz der Allgemeinheit der Wahl (Art. 38 Abs. 1 GG), der durch die von den<br />

Beschwerdeführern beanstandete Norm berührt sein könnte, untersagt den<br />

unberechtigten Ausschluss von Staatsbürgern von der Teilnahme an der Wahl überhaupt.<br />

Er verbietet dem Gesetzgeber, bestimmte Bevölkerungsgruppen aus politischen,<br />

wirtschaftlichen oder sozialen Gründen von der Ausübung des Wahlrechts auszuschließen<br />

(BVerfGE 15, 165 [166 f.]). Der Grundsatz der Allgemeinheit der Wahl ist ‐‐ ebenso wie der<br />

Grundsatz der Gleichheit der Wahl ‐‐ ein Anwendungsfall des Art. 3 GG. Er unterscheidet<br />

sich von dem allgemeinen Gleichheitssatz durch seinen formalen Charakter und fordert,<br />

dass jeder sein staatsbürgerliches Recht zum Wählen in formal möglichst gleicher Weise<br />

ausüben kann. Diese Formalisierung im Bereich des Wahlrechts ist allerdings nicht von<br />

einem Verbot jeglicher Differenzierung verbunden. Begrenzungen der Allgemeinheit der<br />

Wahl sind zulässig, sofern für sie ein zwingender Grund besteht (BVerfGE 28, 220 [225]).“<br />

Rn 11.<br />

Hier sagt das BVerfG aus, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen aus politischen,<br />

wirtschaftlichen oder sozialen Gründen von einer Wahl ausgeschlossen werden dürfen.<br />

Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um die Gesamtheit der Wahl (z.B. Bundestagswahl)<br />

oder um einzelne zu besetzende freie Stellen(z.B. Listenplätze) handelt.<br />

Anhand dieser Beispiele kann dargelegt werden, wie dermaßen gegen den Grundsatz der<br />

Allgemeinheit verstoßen wird. So werden bei B‘90/die Grünen und die Linke Männer und<br />

in Einzelfällen bei der SPD außerdem auch Frauen von der Wahl für einzelne Listenplätze<br />

ausgeschlossen. Bei Bündnis‘90/die Grünen und die Linke erfolgt diese für Männer für die<br />

ungeraden Plätze auf unbestimmte Dauer und bei der SPD und CDU wird die Allgemeinheit<br />

von bestimmten Wahlergebnissen(Listenplatz 1 SPD oder 1.Wahlgang bei der CDU)<br />

abhängig gemacht. Dies geschieht aus politischen (Erhöhung der Frauenanteile in den<br />

Parlamenten und der Attraktivität gegenüber einzelnen Gruppen von Wahlberechtigten)<br />

und sozialen (Beseitigung von Nachteilen, die „typischer Weise Frauen treffen“ unter<br />

Rekurs auf Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG und dem Sozialstaatsprinzip nach Art 20 Abs. 2 GG)<br />

Gründen. Damit wird bereits dem Grundrecht auf Gleichbehandlung und dem<br />

Diskriminierungsverbot nach Art. 3 GG zuwiderhandelt.<br />

34<br />

Heyen, DÖV, 1989, 632 mit Nachweisen.; Dennis Adler Wahlsysteme im Vergleich: Mehrheits‐ und<br />

Verhältniswahl, S. 7; Dieter Nohlen, Wahlrecht und Parteiensysteme,5.Auflage S.41<br />

35<br />

BVerfGE 13 19


In einem weiteren Urteil erklärt das BVerfG 36 „ a) Die Allgemeinheit der Wahl sichert, wie<br />

die Gleichheit der Wahl, die vom Demokratieprinzip vorausgesetzte Egalität der<br />

Staatsbürger (BVerfGE 99, 1 ). Die Gleichbehandlung aller Staatsbürger bezüglich der<br />

Fähigkeit, zu wählen und gewählt zu werden, ist eine der wesentlichen Grundlagen der<br />

Staatsordnung (vgl. BVerfGE 6, 84 ; 11, 351 ). Der Grundsatz der Allgemeinheit<br />

der Wahl verbürgt die aktive und passive Wahlberechtigung aller Staatsbürger (vgl.<br />

BVerfGE 36, 139 ; 58, 202 ). Er ist ‐ nicht anders als der Grundsatz der<br />

Wahlrechtsgleichheit ‐ im Sinne einer strengen und formalen Gleichheit bei der Zulassung<br />

zur Wahl des Deutschen Bundestages zu verstehen (vgl. BVerfGE 28, 220 ; 36, 139<br />

; BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 9. November 2011 ‐ 2 BvC 4/10 u.a. ‐, NVwZ<br />

2012, S. 33 ).<br />

b) Der Grundsatz der Allgemeinheit der Wahl unterliegt aber keinem absoluten<br />

Differenzierungsverbot. Aus Art. 38 Abs. 2 GG, der für das aktive und passive Wahlrecht<br />

Altersgrenzen festlegt, ergibt sich nicht, dass der Gesetzgeber in Wahrnehmung seiner<br />

Regelungsbefugnis gemäß Art. 38 Abs. 3 GG nicht weitere Bestimmungen über die<br />

Zulassung zur Wahl treffen dürfte. Allerdings folgt aus dem formalen Charakter des<br />

Grundsatzes, dass dem Gesetzgeber bei der Ausgestaltung der aktiven und passiven<br />

Wahlberechtigung nur ein eng bemessener Spielraum für Beschränkungen verbleibt. Bei<br />

der Prüfung, ob eine Beschränkung gerechtfertigt ist, ist grundsätzlich ein strenger<br />

Maßstab anzulegen (vgl. zur Gleichheit der Wahl BVerfGE 120, 82 ; BVerfG, Urteil<br />

des Zweiten Senats vom 9. November 2011, a.a.O., S. 33 ). Differenzierungen<br />

hinsichtlich der aktiven oder passiven Wahlberechtigung bedürfen zu ihrer Rechtfertigung<br />

stets eines besonderen, sachlich legitimierten Grundes (vgl. BVerfGE 28, 220 ; 36,<br />

139 ; 42, 312 ). Sie können nur durch Gründe gerechtfertigt werden, die<br />

durch die Verfassung legitimiert und von mindestens gleichem Gewicht wie die<br />

Allgemeinheit der Wahl sind (vgl. BVerfGE 42, 312 ; BVerfG, Beschluss der 3.<br />

Kammer des Zweiten Senats vom 25. Juli 1997 ‐ 2 BvR 1088/97 ‐, NVwZ 1997, S. 1207;<br />

ebenso zur Gleichheit der Wahl BVerfGE 95, 408 ; 120, 82 ; BVerfG, Urteil des<br />

Zweiten Senats vom 9. November 2011, a.a.O., S. 33 ; Beschluss des Zweiten Senats<br />

vom 31. Januar 2012 ‐ 2 BvC 3/11 ‐, NVwZ 2012, S. 622 ).“ Rn 32‐33.<br />

Hier hat das BVerfG klar entschieden, dass nicht nach unzulässigen Merkmalen bei der<br />

Allgemeinheit des Wahlrechts ausdifferenziert werden darf.<br />

3.8.3 Gleichheit<br />

Ebenso wie bei der Allgemeinheit der Wahl darf auch bei der Gleichheit der Wahl nicht<br />

nach personenbezogenen Merkmalen ausdifferenziert werden 37 .<br />

BVerfGE 6 84 38 :<br />

„Der Grundsatz der gleichen Wahl ist ein Anwendungsfall des allgemeinen<br />

Gleichheitssatzes (vgl. BVerfGE 1, 2.42; 3, 391; 4, 39), der als Grundrecht des Einzelnen in<br />

Art. 3 Abs. 1 GG garantiert ist, aber darüber hinaus als selbstverständlicher<br />

ungeschriebener Verfassungsgrundsatz in allen Bereichen und für alle<br />

Personengemeinschaften gilt (vgl. BVerfGE 1, 233, 242; 3, 391 f.).<br />

36<br />

BVerfG 2 BvC 1/11 und 2/11 vom 4.7.20012<br />

37<br />

Heyen,a.a.O.; Adler a.a.O.<br />

38<br />

Dazu auch BT‐Drucks. 2/3170,S. 5‐6<br />

35


Der Gleichheitssatz fordert nicht, dass der Gesetzgeber die Einzelnen und ihre relevanten<br />

gesellschaftlichen Gruppen unbedingt gleichmäßig behandelt; er lässt Differenzierungen<br />

zu, die durch sachliche Erwägungen gerechtfertigt sind. Ob und in welchem Ausmaß der<br />

Gleichheitssatz bei der Ordnung bestimmter Materien dem Gesetzgeber<br />

Differenzierungen erlaubt, richtet sich nach der Natur des jeweils in Frage stehenden<br />

Sachbereichs. Für den Sachbereich der Wahlen ist nach der geschichtlichen Entwicklung<br />

und der demokratisch‐egalitären Grundlage des Grundgesetzes davon auszugehen, dass<br />

jeder Staatsbürger, der eine in derselben Weise wie der andere, nach seinem individuellen<br />

Willen soll bestimmen können, wen er als Volksvertreter wünscht, so dass grundsätzlich<br />

die eine Stimme auf das Wahlergebnis rechtlich denselben Einfluss ausüben muss wie die<br />

andere. Für eine freiheitlich‐demokratische Grundordnung, wie das Grundgesetz sie<br />

geschaffen hat, ist die Gleichbewertung aller Staatsbürger bei der Ausübung des<br />

Wahlrechts eine der wesentlichen Grundlagen der Staatsordnung. Es darf darum das<br />

Stimmgewicht nach Zähl‐ und Erfolgswert sicher nicht differenziert werden nach Bildung,<br />

Religion, Vermögen, Klasse, Rasse oder Geschlecht (vgl. auch Art. 3 Abs. 2, 3 GG). Es darf<br />

auch nicht der Erfolgswert der Stimmen unterschiedlich gestaltet werden, je nach der Art<br />

der politischen Meinung, für die der Wähler sich entschieden hat. Da die Aufgabe der<br />

politischen Parteien nach Art. 21 Abs. 1 GG gerade darin besteht, bei der politischen<br />

Willensbildung des Volkes mitzuwirken, ist mit der verfassungsrechtlich gesicherten<br />

Freiheit der Gründung im Grundsatz auch die freie Auswirkung bei der Wahl, d. h. die volle<br />

Gleichberechtigung aller Parteien notwendig verbunden (vgl. BVerfGE 1, 255). Für das<br />

Staatsleben "gefährliche" Parteien können nur nach Art. 21 Abs. 2 GG ausgeschieden<br />

werden.<br />

Die Wahl hat aber nicht nur das Ziel, den politischen Willen der Wähler als einzelner zur<br />

Geltung zu bringen, also eine Volksrepräsentation zu schaffen, die ein Spiegelbild der im<br />

Volk vorhandenen politischen Meinungen darstellt, sondern sie soll auch ein Parlament als<br />

funktionsfähiges Staatsorgan hervorbringen.“ Rn 25‐27<br />

In einem weiteren Urteil des BVerfG 39 heißt es „Differenzierungen des Zählwertes<br />

beispielsweise nach Geschlecht, Familienstand oder KonfessionBVerfGE 129, 300 (347)<br />

BVerfGE 129, 300 (348)untersagt der Grundsatz der Gleichheit der Wahl generell, während<br />

er andere Differenzierungen, etwa nach dem Alter im Hinblick auf die Reife und<br />

Einsichtsfähigkeit von Heranwachsenden, erlaubt oder sogar gebietet (Art. 38 Abs. 2<br />

Halbsatz 1 GG).“ Rn 149<br />

Das LVerfG SH 40 erklärt „Der Grundsatz der Gleichheit der Wahl sichert die vom<br />

Demokratieprinzip vorausgesetzte Egalität der Staatsbürger und gebietet, dass alle<br />

Staatsbürger das aktive und passive Wahlrecht in möglichst gleicher Weise ausüben<br />

können. Historisch betrachtet verbietet er für das aktive Wahlrecht eine unterschiedliche<br />

Gewichtung der Stimmen etwa nach Vermögensverhältnissen, Klassenzugehörigkeit, nach<br />

Bildung, Religion oder Geschlecht.“ Rn 45<br />

Hier hat das BVerfG und das LVerfG SH bereits entschieden, dass im Wahlrecht unter den<br />

natürlichen Personen, insbesondere nach Geschlecht, Rasse, Religion etc. pp nicht<br />

ausdifferenziert werden darf. Im Falle des Wahlverfahrens von Bündnis‘90/die Grünen<br />

und die Linke wird der Erfolgswert dahingehend unterschieden, dass jene die alles Männer<br />

wählen wollen, nicht dieselbe Anzahl an Mandaten bewählen können, wie jene die alles<br />

Frauen oder bestimmtes Mischverhältnis wählen möchten. Selbiges trifft auf bei der SPD,<br />

39<br />

BVerfGE 129,300<br />

40<br />

Schleswig‐Holsteinisches Landesverfassungsgericht , LVerfG‐ 3/09, vom 30.08.2010<br />

36


wenn jemand alles Männer oder alles Frauen wählen möchte zu. Auch diesem Fall können<br />

die Wahlberechtigten ihren Wählerwillen nicht umsetzen. Die Vorstellung alles Männer<br />

oder alles Frauen oder ein bestimmtes Mischverhältnis in den Parlamenten haben zu<br />

wollen, ist eine durchaus mit dem GG vereinbare politische Meinungsäußerung. Damit<br />

wird sowohl nach Geschlecht als auch nach politischer Meinung der Erfolgswert<br />

unterschieden. Im Falle der CDU kommt auch noch der unterschiedliche Zählwert<br />

einzelner Stimmen dazu. Wird auf den Wahlvorschlägen im ersten Wahlgang nicht die<br />

vorgegebene Geschlechterverteilung erreicht, so nehmen die einzelnen Stimmen den<br />

Zählwert ungültig ein, ansonsten den Zählwert gültig. Selbiges gilt auch für die<br />

Spitzenkandidaten bei B‘90/die Grünen. Werden von einzelnen Mitgliedern zwei Männer<br />

gewählt, so nehmen deren Stimmen den Zählwert ungültig ein ansonsten den Zählwert<br />

gültig an. Den einzelnen Angehörigen des jeweiligen Geschlechts, insbesondere der<br />

Frauen, wird ein bestimmter Wahlerfolg garantiert. Das entspricht nicht der<br />

Rechtsprechung des BVerfG. Außerdem hat das BVerfG klar entschieden, dass sich in den<br />

Parlamenten der Wille der Wahlberechtigten widerzuspiegeln hat und nicht deren<br />

Querschnitt. Da das BVerfG unter Rekurs auf Artikel 3 Abs. 2 und 3 GG eine<br />

Ausdifferenzierung zwischen den natürlichen Personen verboten hat, kann daraus kein<br />

„Auftrag an den Staat zur Beseitigung Nachteilen, die typische Weise Frauen treffen“<br />

konstruiert werden.<br />

Ferner sind entsprechende Erläuterungen zur Wahlgleichheit auch unter der Seite des<br />

Bundeswahlleiters, der Landeswahler/‐innen oder an den entsprechenden Stellen auf<br />

kommunaler Ebene zu finden.<br />

Der WPA 41 erklärt hierzu „Der Grundsatz der Wahlrechtsgleichheit ist nicht verletzt.<br />

Frauen und Männer besitzen nach dem Wahlrecht zum Europäischen Parlament die<br />

gleichen Rechte und Chancen bei der Stimmabgabe und bei der Kandidatur. […] Die<br />

Behauptung der Einspruchsführerin, Artikel 3 Abs. 3 GG werde im Hinblick auf die<br />

Gleichheit der Geschlechter falsch ausgelegt, weil diese Vorschrift nicht als Gebot<br />

verstanden werde, die Gleichheit der Frauen herzustellen, verkennt sowohl die<br />

rechtstheoretische Auslegung der zitierten Verfassungsvorschrift als auch deren<br />

rechtstatsächliche Auswirkungen im allgemeinen und im geltenden Wahlrecht im<br />

Besonderen. Weder Männer noch Frauen werden bei der Wahlvorbereitung,<br />

Stimmabgabe und Ermittlung des Wahlergebnisses bevorzugt. Eine Trennung des<br />

Wahlrechts nach Männern und Frauen sowohl bei der Wahlberechtigung als auch bei der<br />

Wählbarkeit würde demgegenüber die Rechtsgleichheit der Geschlechter auflösen.<br />

Wahlrechtsvorschriften solcher Art wären deshalb gleichheitswidrig im Sinne des Artikels<br />

3 Abs. 3 GG.“. Erstaunlicher Weise hat der WPA bei den Wahleinsprüchen der<br />

nachfolgenden Wahlen, wie bereits geschildert, das Gegenteil behauptet.<br />

In ein ähnliches Horn stößt die Aussage des WPA 42 „Mit dem Grundsatz einer<br />

demokratischen Kandidatenaufstellung, wie er in § 21 BWG verankert ist, wäre es<br />

unvereinbar, wenn den Versammlungsteilnehmem eine starre, die verschiedenen sozialen<br />

Schichten und Berufsgruppen in der Bevölkerung exakt repräsentierende Liste zur<br />

Abstimmung vorgelegt würde, ohne dass sie die Möglichkeit hätten, dazu<br />

Änderungswünsche (sei es zu den Personen oder zur Reihenfolge auf der Liste) zu äußern<br />

und hierüber eine Diskussion und Abstimmung herbeizuführen. Im Übrigen lehrt die<br />

historische Erfahrung, dass eine exakte oder annähernd zutreffende Repräsentation der<br />

41<br />

BT‐Drucks. 11/7209,S.6<br />

42<br />

BT‐Drucks. 13/3531,S. 94<br />

37


sozialen Schichten, Berufsgruppen und Geschlechter in der Bevölkerung bislang nur in<br />

totalitären Systemen erreicht wurde. Überall dort, wo die Auswahl der Kandidaten dem<br />

Wettbewerb innerhalb der Parteien und der freien Entscheidung der Wähler überlassen<br />

bleibt, kommt es zu einer erheblichen Überrepräsentanz bestimmter Berufsgruppen bzw.<br />

sozialer Schichten. Damit geht unvermeidlich die zu geringe Vertretung anderer<br />

Bevölkerungskreise und Berufe einher. Sie muss demnach hingenommen werden.“ Auch<br />

hier hat der WPA in einer anderen Beschlussempfehlung gegen weitere Einsprüche 43<br />

derselben Wahl gegenteiliges behauptet.<br />

BVERFGE 95 335 :<br />

„Aus dem Grundsatz der Wahlgleichheit (Art. 38 Abs. 1 GG) folgt für das Wahlgesetz, dass<br />

die Stimme eines jeden Wahlberechtigten den gleichen Zählwert und die gleiche rechtliche<br />

Erfolgschance haben muss. Maßgeblich ist hierbei eine Betrachtung ex ante. Dieses<br />

Gleichheitserfordernis wendet sich historisch gegen eine unterschiedliche Gewichtung der<br />

Stimmen nach der Person des Wählers, seiner Zugehörigkeit zu einer Klasse oder seinen<br />

Vermögensverhältnissen (vgl. BVerfGE 6, 84 [91]); es wahrt heute eine Chancengleichheit<br />

im strengen und formalen Sinne (vgl. zuletzt BVerfGE 82, 322 [337]; stRspr).“ Rn 78<br />

Entgegen dieser Rechtsprechung haben die Parteien das 2‐Klassen Wahlrecht wieder<br />

eingeführt. In diesen „Klassenwahlrecht“ wird in Bezug auf das passive Wahlrecht<br />

zwischen Geschlecht und beim Wahlvorschlagsrecht und beim aktiven Wahlrecht nach<br />

politischer Meinung unterschieden. Beim Wahlvorschlagsrecht und beim aktiven<br />

Wahlrecht trifft es Männer und Frauen gleichermaßen, alle nicht ihren Willen<br />

gleichermaßen umsetzen können.<br />

Bezüglich der weiteren Wahlgleichheit wird auf folgende Urteile Bezug genommen:<br />

BVerfGE 82 322<br />

„Der für die Wahl zum Deutschen Bundestag in Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG gewährleistete<br />

Grundsatz der gleichen Wahl ist nach der ständigen Rechtsprechung des<br />

Bundesverfassungsgerichts wegen des Zusammenhangs mit dem egalitären<br />

demokratischen Prinzip im Sinne einer strengen und formalen Gleichheit zu verstehen (vgl.<br />

insbesondere BVerfGE 51, 222 [234] m.w.N.; 78, 350 [357 f.]). Die durch das Grundgesetz<br />

errichtete demokratische Ordnung gewichtet also im Bereich der Wahlen die Stimmen<br />

aller Staatsbürger unbeschadet der zwischen ihnen bestehenden Unterschiede gleich.<br />

Daher ist eine Differenzierung des Zählwertes und grundsätzlich auch ‐ bei der<br />

Verhältniswahl ‐ des Erfolgswertes der Wählerstimmen ausgeschlossen.“ Rn 48<br />

BVerfGE 11 266:<br />

„Die Grundsätze der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl sind Anwendungsfälle des<br />

allgemeinen Gleichheitssatzes, der als Grundrecht des Einzelnen in Art. 3 Abs. 1 GG<br />

garantiert ist. Deshalb enthält ein Verstoß gegen die Grundsätze der Allgemeinheit und<br />

Gleichheit der Wahl zugleich auch eine Verletzung des Art. 3 Abs. 1 GG (BVerfGE 1, 208<br />

[242]; 3, 383 [390 ff.]; 6, 84 [91]; Bericht der vom Bundesminister des Innern eingesetzten<br />

Wahlrechtskommission, Grundlagen eines deutschen Wahlrechts, Bonn, 1955, S. 27 f.).<br />

Nur auf Art. 3 GG kann gemäß § 90 BVerfGG eine Verfassungsbeschwerde gegen ein<br />

Kommunalwahlgesetz gestützt werden.<br />

43<br />

BT‐Drucks. 13/3927,Anlage 15 und 21<br />

38


Im einzelnen beziehen sich diese Grundsätze auf das aktive und das passive Wahlrecht der<br />

Staatsbürger. Sie beziehen sich darüber hinaus, wie schon der Staatsgerichtshof für das<br />

Deutsche Reich und der Bayerische Verfassungsgerichtshof in ständiger Rechtsprechung<br />

angenommen haben, auch auf das Wahlvorschlagsrecht (vgl. Lammers/Simons I, 336 ff.,<br />

347 ff., 405 ff.; BayVerfGH VGHE NF Teil II 3,124 f.,6,65 ff., Pohl, HdbDStR I, 388). “ Rn 20‐<br />

21<br />

BVerfGE 51 222<br />

„Die durch das Grundgesetz errichtete demokratische Ordnung trägt insoweit einen<br />

formalen Charakter, als sie unbeschadet der bestehenden sozialen Unterschiede im<br />

Bereich der politischen Willensbildung alle Staatsbürger grundsätzlich gleich bewertet<br />

(BVerfGE 8, 51 [69]; 14, 121 [132]; 41, 1 [12]). Für eine freiheitliche demokratische<br />

Grundordnung, wie das Grundgesetz sie geschaffen hat, ist die Gleichbewertung aller<br />

Staatsbürger bei der Ausübung des Wahlrechtes eine der wesentlichen Grundlagen der<br />

Staatsordnung (BVerfGE 6, 84 [91]; 11, 351 [360]; 41, 399 [413]). Der Grundsatz der<br />

formalen Wahlgleichheit gilt deshalb nicht nur für das Bundestagswahlrecht und für das<br />

Wahlrecht in den Ländern, Kreisen und Gemeinden, sondern darüber hinaus als<br />

ungeschriebenes Verfassungsrecht auch für sonstige politische Abstimmungen (BVerfGE<br />

41, 1 [12]; vlg ferner BVerfGE 13, 54 [91f]; 28 220 [224]; 47, 253 [276f]);“ Rn 49<br />

Die Gleichheit des Wahlverfahrens wird in folgender Weise verletzt:<br />

Wahlchancen:<br />

Die Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes ist in doppelter Hinsicht auszumachen. Dies<br />

betrifft zum einen die Chance überhaupt auf die Landesliste gewählt zu werden und zum<br />

anderen die Wahl in den Bundestag. In den Fällen der SPD haben zwar beide Geschlechter<br />

zunächst dieselben Wahlchancen. Wenn aber bedenkt, dass der Frauenanteil geringer ist<br />

und deshalb auch weniger Bewerberinnen zu erwarten sind, ist unter den möglicherweise<br />

wenigen Bewerberinnen die Wahlchance auf einen Listenplatz gewählt zu werden größer<br />

als bei den Männern. In Falle der CDU wird die Chancengleichheit insoweit verletzt, dass<br />

im Falle, dass der 1.Wahlgang für gültig erklärt wird, höhere Wahlchancen ca. (33‐100%<br />

der Mandate stünden ihnen zu) als die Männer. Wird die gewünschte<br />

Geschlechterverteilung nicht erreicht, findet ein zweiter Wahlgang statt. In diesen werden<br />

Personen nicht gewählt, die im ersten Wahlgang im Falle einer Gültigkeit gewählt worden<br />

wären oder Personen gewählt die nicht gewählt worden wären. Demnach werden die<br />

Wahlchancen abhängig gemacht von der Geschlechtszugehörigkeit der Bewerber/‐innen<br />

und deren Verteilung auf der Landesliste. Das ist unzulässiger Eingriff in die<br />

Wahlgleichheit.<br />

Passives Wahlrecht:<br />

Den Frauen werden, durch den Umstand, dass sie in den von B‘90/die Grünen und die<br />

Linken auf allen Listenplätzen kandidieren, während Männer nur auf bestimmte Plätze<br />

kandidieren dürfen, mehr Rechte beim passiven Wahlrecht zugebilligt als den Männern.<br />

In der Fällen von CDU und SPD können alle Gleichermaßen für jeden Listenplatz<br />

kandidieren, insoweit wäre diese Recht nicht beeinträchtigt.<br />

39


Aktives Wahlrecht:<br />

Auch bei der Ausübung des aktiven Wahlrechts ist keine Gleichheit vorhanden. Die<br />

Wahlberechtigten Delegierten im Falle Bündnis ‘90/die Grünen, die mehr Frauen auf die<br />

Liste insbesondere aus Listenplatz 1 wählen möchten, bekommen Grundsätzlichen die<br />

Gelegenheit dazu während diejenigen, die lieber einen Mann auf Listenplatz 1 oder ein<br />

Übergewicht an Männer wählen möchten(wie bei Bündnis ‘90/die Grünen und die Linke),<br />

diese Gelegenheit fast nicht zugestanden bekommen. In der SPD gibt es zwar eine<br />

„gegenseitige Mindestabsicherung“, aber wer von dieser abweichen möchte, kann<br />

ebenfalls nicht in dieser Weise von seinem aktiven Wahlrecht Gebrauch machen. Bei der<br />

Regelung der CDU ist zwar das aktive Wahlrecht theoretisch unbeschränkt. Wenn aber ein<br />

Mitglied weiß, dass dessen Wahl für ungültig erklärt wird, wenn eine Wahl nicht in der<br />

vorgegeben Geschlechterverteilung zu Stande kommt, dann ist auch de Facto eine<br />

Einschränkung im aktiven Wahlrecht gegeben, zumal eine Wahl nur mit Frauen gültig<br />

wäre, nur mit Männern dagegen nicht.<br />

Einflussmöglichkeiten<br />

So sind auch die Einflussmöglichkeiten nicht gleich. Die, die auf alle Listenplätzen Frauen<br />

oder ein Bestimmtes Mischverhältnis vorschlagen und möchten, können dies tun,<br />

während die die alles Männer vorschlagen und wählen möchten, ist es ihnen verwehrt.<br />

Selbiges gilt im Falle der SPD. Wer auf alle Plätze Frauen wählen möchte, hat ebenfalls<br />

nicht die Möglichkeit dazu. Und im Falle der CDU kommt dazu, dass diejenigen die alles<br />

Männer wählen, diesen Umstand als taktisches Mittel einsetzen könnte um einen<br />

Wahlgang ungültig zu machen, bleibt bei der Wahl von Frauen auf allen Plätzen, der<br />

Wahlgang gültig. Damit kann nicht jeder seine Einflussmöglichkeiten gleichermaßen<br />

geltend machen.<br />

Somit wird aufgrund der sozialen Unterschiede der Geschlechter gezielt eine<br />

Unterscheidung im Wahlrecht gemacht, obwohl das BVerfG das verboten hat.<br />

In BVerfGE 71 81 urteilt das BVerfG „Der Grundsatz der Chancengleichheit aller<br />

Wahlbewerber darf dabei nur durchbrochen werden, wenn sich dies durch einen<br />

besonderen, zwingenden Grund rechtfertigen läßt (vgl. BVerfGE 24, 300 [341]; 51, 222<br />

[235]; 60, 162 [168] m.w.N.; st. Rspr.).“ Rn 47. Eine Rechtfertigung zur Unterscheidung<br />

nach Geschlecht hat aber das verboten.<br />

3.8.4 Freiheit<br />

Die Männer werden in massiver Weise in ihrem Recht, sich frei für einen Listenplatz zu<br />

entscheiden, für den Sie kandidieren wollen, verletzt. Ebenso wird in unzulässiger Weise<br />

den wahlberechtigten Delegierten, das Recht beschnitten, sich frei für eine Bewerberin<br />

oder einen Bewerber für den jeweiligen Listenplatz zu entscheiden, die oder den Sie für<br />

am geeignetsten und am wählbarsten halten. Auch werden Parteimitglieder in Ihren<br />

Rechten eingeschränkt, für die jeweiligen Listenplätze Bewerberinnen und Bewerber<br />

vorzuschlagen. Hinzukommt, dass die Delegierten ebenfalls bei der Frage, wie zu<br />

verfahren ist, wenn in Einzelfällen nicht genügend Männer oder Frauen gewählten<br />

werden. So haben die Delegierten das Recht und die Freiheit, im Falle, dass auf den<br />

„Frauenplätzen“ nicht genügend Bewerberinnen gewählt werden, einzelne Listenplätze zu<br />

sperren. Während im Falle, dass einzelne „offenen Plätzen“ nicht mit Männern besetzt<br />

werden, diese Wahlfreiheit nicht besteht.<br />

40


BVerfGE 66, 369<br />

„Die von Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG gewährleistete Freiheit der Wahl besteht u.a. darin, dass<br />

jeder Wähler sein Wahlrecht ohne Zwang oder sonstige unzulässige Beeinflussung<br />

ausüben kann. Der Wähler soll sein Urteil in einem freien, offenen Prozess der<br />

Meinungsbildung gewinnen können (BVerfGE 44, S. 125, 139). Zwar gewährleistet das<br />

Wahlgeheimnis, dass an die individuelle Wahlentscheidung Sanktionen nicht geknüpft<br />

werden können. Der Wähler soll aber nach dem Grundsatz der Freiheit der Wahl schon<br />

vor Beeinflussungen geschützt werden die geeignet sind, eine Entscheidungsfreiheit trotz<br />

bestehenden Wahlgeheimnisses ernstlich zu beeinträchtigen (BVerfGE 40, S.11, 41).“<br />

In BVerfGE 7, 63 steht<br />

„In Die Wahlfreiheit besteht zunächst darin, dass jeder Wähler sein Wahlrecht frei, d. h.<br />

ohne Zwang oder sonstige unzulässige Beeinflussung von außen ausüben kann. Durch sie<br />

soll vor allem die freie Wahlbetätigung geschützt werden.“<br />

BVerfGE 47 253:<br />

„Die Wahlfreiheit besteht zunächst darin, dass jeder Wähler sein Wahlrecht frei, d.h. ohne<br />

Zwang oder sonstige unzulässige Beeinflussung von außen ausüben kann (BVerfGE 7, 63<br />

[69]). Sie schützt jedoch nicht nur die freie Wahlbetätigung bei der Stimmabgabe. Zur<br />

Wahlfreiheit gehört auch ein grundsätzlich freies Wahlvorschlagsrecht für alle<br />

Wahlberechtigten (BVerfGE 41, 399 [417]). Es setzt seinerseits eine freie<br />

Kandidatenaufstellung unter Beteiligung der Mitglieder der Parteien und Wählergruppen<br />

voraus.“ Rn 82<br />

Dem wird in eklatanter Weise verstoßen.<br />

1. Zwang an die Männer und bei der SPD auch für Frauen, nicht für jeden<br />

Listenplatz ihr passives Wahlrecht wahrnehmen zu können.<br />

2. Zwang an die Delegierten nicht jeden für jeden Listenplatz vorzuschlagen oder<br />

wählen zu können.<br />

3. Zwang an die Delegierten, bestimmte Listenplätze in Abhängigkeit mit der<br />

Besetzung von Personen bestimmter Personengruppen zu wählen und die Wahl<br />

anderer Personen wird von eine entsprechenden Entscheidung durch den<br />

Parteitag abhängig gemacht.<br />

4. Beeinflussung durch den satzungsgebenden Parteitag, wonach die Delegierten<br />

eine bestimmte Geschlechterverteilung zu wählen haben.<br />

Bei der Linken dürfen zwar Männer auf Listenplatz 1 aber nicht an Übergewicht gewählt<br />

werden. Ebenso werden nicht so ohne weiteres unbesetzte „Frauenplätze“ für Männer<br />

freigegeben sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt besetzt. In der SPD dürfen zwar<br />

jeder auf Listenplatz1 und an Übergewicht gewählt aber nicht in beliebiger Verteilung. In<br />

der CDU darf zwar in beliebiger Verteilung eine Wahl erfolgen, da aber jemand, der nur<br />

Männer wählen möchte, Gefahr läuft einen ungültigen Wahlgang herbeizuführen, ist die<br />

Wahl nicht völlig frei von unzulässiger Beeinflussung.<br />

3.8.5 Unmittelbarkeit<br />

41<br />

Die Unmittelbarkeit des beinhaltet auch, dass man als Wählerin und Wähler auch direkten<br />

Einfluss auf die Geschlechterverteilung bei direkter Ausübung des Wahlrechts haben


muss. Dieses Recht wird missachtet, da durch die Vorgabe, dass für bestimmte Sitze<br />

einzelne Personengruppen nicht wählbar sind und bei anderen eine „volle“ Besetzung“ des<br />

Wahlvorschlages uneingeschränkt zugelassen ist, nimmt die satzungsgebende<br />

Delegiertenversammlung maßgeblich in nicht mehr gerechtfertigter Weise mittelbar<br />

Einfluss auf dem Wähler/‐innenwillen, z.B. sich für einen Mann für Listenplatz 1 oder für<br />

ein Übergewicht an Männern unter den auf dem Wahlvorschlag vertretenen<br />

Bewerberinnen und Bewerber entscheiden zu können, genommen. Diese Bindung an die<br />

einzelnen Wahlberechtigten, sich den „Mehrheitswillen“ des Landesverbandes zu beugen<br />

kommt einen „imperativen Mandat“ sehr nahe. Daran ändert der Umstand, dass die<br />

Delegierten durch die Kreisverbände das Mandat erhalten und dies dejure frei ist, nichts.<br />

Folglich wird auch durch diese Regelung auch die Unmittelbarkeit des Wahlrechtes<br />

verletzt.<br />

Hierzu wird ebenfalls auf folgende Urteile des BVerfG Bezug genommen:<br />

BVerfGE 7 63<br />

„Der Grundsatz der Unmittelbarkeit lässt sich aber, wie bereits unter der Weimarer<br />

Verfassung anerkannt worden ist, schon seinem Wortlaut nach nicht darauf beschränken,<br />

dass er nur eine indirekte Wahl durch Wahlmänner verbiete (vgl. dazu BayerStGH in<br />

BayerGVBl. 1930 S. 77 = Lammers‐Simons, Rechtspr. d. StGH Bd. III S. 111 ;<br />

Wenzel in HDStR Bd. 1 S. 613; Leibholz in Veröff. d. Verein, d. Dt. Staatsrechtsl. Heft 7 [1932]<br />

S. 167 ff.). Er schließt darüber hinaus jedes Wahlverfahren aus, bei dem sich zwischen<br />

Wähler und Wahlbewerber nach der Wahlhandlung eine Instanz einschiebt, die nach ihrem<br />

Ermessen die Abgeordneten auswählt und damit dem einzelnen Wähler die Möglichkeit<br />

nimmt, die zukünftigen Abgeordneten durch die Stimmabgabe selbsttätig zu bestimmen.<br />

Unmittelbarkeit der Wahl i. S. des Art. 38 Abs. 1 GG verlangt, dass auch heute im<br />

Parteienstaat des Bonner Grundgesetzes die Abgeordneten direkt gewählt werden. Sie<br />

garantiert die Personenwahl im Parteienstaat. Dem Grundsatz der unmittelbaren Wahl ist<br />

mithin dann Genüge getan, wenn das Wahlverfahren so geregelt ist, dass jede abgegebene<br />

Stimme bestimmten oder bestimmbaren Wahlbewerbern zugerechnet werden muss, ohne<br />

dass erst nach der Stimmabgabe noch eine Zwischeninstanz nach ihrem Ermessen die<br />

Abgeordneten endgültig auswählt. Nur wenn die Wähler das letzte Wort haben, haben sie<br />

auch das entscheidende Wort; nur dann wählen sie unmittelbar.“ Rn 16.<br />

BVerfGE 47 253<br />

„Der Grundsatz der Unmittelbarkeit der Wahl verlangt, dass die Mitglieder einer<br />

Volksvertretung direkt ohne die Einschaltung von Wahlmännern gewählt werden. Er<br />

schließt jedes Wahlverfahren aus, bei denen zwischen Wähler und Wahlbewerber nach der<br />

Wahlhandlung eine Instanz eingeschaltet ist, die nach ihrem Ermessen den Vertreter<br />

auswählt und damit dem einzelnen Wähler die Möglichkeit nimmt, die zukünftigen<br />

Mitglieder der Volksvertretung durch die Stimmabgabe selbständig zu bestimmen.“ Rn 77<br />

Zwar kann hier keine Instanz dargelegt werden, die nach Stimmabgabe nach eigenem<br />

Ermessen auswählt, wohl aber dahingehend, die den Parteimitgliedern vorschreibt, in<br />

welcher Personellen Zusammensetzung die Landeslisten zu besetzen sind. Damit haben die<br />

wahlberechtigten Parteimitglieder nicht mehr „das letzte Wort“.<br />

42


3.8.6 Geheimhaltung<br />

Da der Grundsatz der Geheimhaltung nicht verletzt wird, kann hier keine Beanstandung<br />

dargelegt werden.<br />

3.8.7 Fazit<br />

Anhand der Rechtsprechung dürfen weder aus politischen, wirtschaftlichen oder sozialen<br />

Gründen, sowie in Bezug auf den in Art 3 Abs. 2 und 3 genannten Fällen ebenso auf<br />

Bildung, Vermögen, persönliche und soziale Verhältnisse der Wahlberechtigten die<br />

Wahlgrundsätze durchbrochen werden. Wie das BVerfG in seiner ständigen<br />

Rechtsprechung stets betont, dass alle Wahlberechtigen gleich zu behandeln sind und<br />

jeder gleichermaßen Einfluss auf die Wahl nehmen können muss. Ebenso muss jeder seine<br />

staatsbürgerlichen Rechte gleichermaßen wahrnehmen können. Dies gilt auch für<br />

Parteimitglieder. Zwar hat das BVerfG in BVerfGE einen Rückgriff auf Art 3 Abs. 1<br />

GG ausgeschlossen. Dies gilt aber nur für Verfassungsbeschwerden bei Wahlprüfungen in<br />

den Fällen von Art. 28 Abs. 1 Satz 2 GG. In anderen Fällen hat das BVerfG einen Rückgriff<br />

auf Art. 3 Abs. 1 GG offen gelassen. Dieses führt hierzu aus „Mit dieser Qualifizierung als<br />

Spezialregelungen stehen aber die Rechtsfolgen für die Anwendbarkeit des allgemeinen<br />

Gleichheitssatzes noch nicht fest. Die Rechtsordnung kennt zur Auflösung derartiger<br />

Konkurrenzlagen keine allgemeinen Regeln (vgl. BleckBVerfGE 99, 1 (10)BVerfGE 99, 1<br />

(11)mann/Wiethoff, DÖV 1991, S. 722 [724 f. u. 729]; ferner Hillgruber, MedR 1998, S. 201<br />

[204]). Es mag zwar naheliegen, daß den besonderen Gleichheitssätzen des Grundgesetzes<br />

eine je eigenständige normative Funktion zukommt, weil der Verfassunggeber<br />

anderenfalls eine überflüssige Regelung getroffen hätte (vgl. Sachs in: Isensee/Kirchhof,<br />

Handbuch des Staatsrechts, Bd. V, § 126 Rn. 16). Gleichwohl kann die Frage, ob im<br />

Sachbereich eines speziellen Gleichheitssatzes ein Rückgriff auf Art. 3 Abs. 1 GG zulässig<br />

ist, jeweils nur durch Auslegung geklärt werden. Dabei darf eine Verfassungsnorm nicht<br />

isoliert betrachtet und allein aus sich heraus ausgelegt werden; sie steht in einem<br />

Sinnzusammenhang mit den übrigen Vorschriften der Verfassung (BVerfGE 1, 14 [32]).“.<br />

Zumindest hat das BVerfG dies in nachfolgenden Entscheidungen(BVerfGE 120,82; 121,<br />

266; 123, 267; 129, 300) indirekt unter Rekurs auf BVerfGE zur Gleichbewertung<br />

aller Wahlberechtigten gemacht. In anderen (z.B. BVerfGE 111,382;104,114) hat es auf Art<br />

3. Abs. GG zurückgegriffen. Damit sollte nach wie vor ein Verstoß gegen das Grundrecht<br />

auf Gleichbehandlung und Diskriminierungsverbot geltend gemacht werden können.<br />

3.9 § 21 und § 27 BWG<br />

Aus dem Gebot der inneren Ordnung und der Teil der Wahlvorbereitung muss die Wahl<br />

der Bewerber/‐innen den demokratischen Grundsätzen nach zwingenden Verfassung<br />

gemäß Art. 38 Abs. Satz 1 entsprechen. 44<br />

Dies bezüglich hat das BVerfG geurteilt:<br />

BVerfGE 89 243<br />

„Die Aufstellung der Wahlkreis‐ und Listenkandidaten durch die Parteien ist damit ein<br />

wesentlicher Bereich der Wahlvorbereitung; hierdurch wird eine notwendige<br />

Voraussetzung für die Wahl selbst geschaffen und das aktive und passive Wahlrecht<br />

44<br />

Schreiber, Handbuch des Wahlrechts 2009, § 21 Fn 7, S. 458<br />

43


unmittelbar berührt. Zum Bürgerrecht auf Teilnahme an der Wahl (vgl. Art. 38 GG) gehört<br />

auch die Möglichkeit, Wahlvorschläge zu machen; die Grundsätze der Allgemeinheit,<br />

Gleichheit und Freiheit der Wahl beziehen sich auch auf dieses Wahlvorschlagsrecht (vgl.<br />

BVerfGE 41, 399 [417]; 47, 253 [282]).<br />

Ein freies Wahlvorschlagsrecht der Wahlberechtigten ist nicht schon dann gewährleistet,<br />

wenn die Parteien in der Auswahl ihrer Kandidaten den Anforderungen unterworfen sind,<br />

die sie kraft ihrer Autonomie und im Rahmen ihrer ‐ an demokratische Grundsätze<br />

gebundenen ‐ inneren Ordnung selbst gesetzt haben. Wahlrechtlich unterliegen sie auch<br />

Bindungen, die der Gesetzgeber zur Sicherung des freien Wahlvorschlagsrechts der<br />

Stimmberechtigten normiert hat und für deren Einhaltung er eine Kontrolle vorsieht (vgl.<br />

auch BVerfGE 47, 253 [283]). § 17 Parteiengesetz (PartG) schreibt den Parteien bei der<br />

Aufstellung von Bewerbern für Wahlen zu Volksvertretungen geheime Abstimmung vor<br />

und überträgt die weitere Regelung an erster Stelle den Wahlgesetzen, also nicht nur den<br />

Parteisatzungen. Für das Bundestagswahlrecht enthalten die §§ 21 Abs. 1 bis 4 und 6, 27<br />

BWahlG Regelungen, die gewährleisten sollen, dass die Kandidatenaufstellung die<br />

personale Grundlage für eine demokratische Wahl legen kann. Der Gesamtinhalt dieser<br />

Regelungen wirkt darauf hin, dass jedes wahlberechtigte Parteimitglied auf der untersten<br />

Gebietsstufe der Parteiorganisation die rechtliche Möglichkeit hat ‐ jedenfalls mittelbar<br />

durch die Wahl von Vertretern ‐, auf die Auswahl der Kandidaten Einfluss zu nehmen.<br />

Die Aufstellung der Wahlkandidaten bildet die Nahtstelle zwischen den von den Parteien<br />

weitgehend autonom zu gestaltenden Angelegenheiten ihrer inneren Ordnung und dem<br />

auf die Staatsbürger bezogenen Wahlrecht. Nicht allen Maßnahmen der Parteien im<br />

Zusammenhang mit der Kandidatenaufstellung kommt wahlrechtliche Bedeutung zu. So ist<br />

die Beachtung der in den §§ 21 Abs. 1 bis 4 und 6, 27 BWahlG enthaltenen Vorschriften<br />

wahlrechtlich erheblich, nicht aber die Einhaltung der daneben nur nach der Parteisatzung<br />

für die Kandidatenaufstellung geltenden Bestimmungen (vgl. § 21 Abs. 5 BWahlG). Die §§<br />

21 Abs. 1, 27 Abs. 5 BWahlG sehen vor, dass die Kandidaten in einer Mitglieder‐ oder<br />

Vertreterversammlung gewählt werden und die Vertreterversammlung eine Versammlung<br />

der von einer Mitgliederversammlung aus ihrer Mitte gewählten Vertreter zu sein hat.<br />

Dabei fordert § 21 Abs. 3 BWahlG in Anknüpfung an § 17 PartG ausdrücklich allerdings nur<br />

eine geheime Abstimmung. Aus der Funktion der wahlrechtlichen Regelung in den §§ 21,<br />

27 BWahlG, die personale Grundlage einer demokratischen Wahl zu schaffen, ergibt sich<br />

jedoch, daß § 21 Abs. 1 BWahlG mit der Anforderung einer "Wahl" nicht allein die geheime<br />

Abstimmung verlangt, sondern weiter die Einhaltung eines Kernbestandes an<br />

Verfahrensgrundsätzen, ohne den ein Kandidatenvorschlag schlechterdings nicht<br />

Grundlage eines demokratischen Wahlvorgangs sein kann. Hieraus folgt: Halten die<br />

Parteien bei der Wahl der Vertreterversammlung oder der Wahlkreis‐ und Listenkandidaten<br />

diese elementaren Regeln nicht ein, so begründet das die Gefahr der Verfälschung des<br />

demokratischen Charakters der Wahl bereits in ihrer Grundlage und damit einen<br />

Wahlfehler. Ereignen sich hingegen bei der Kandidatenaufstellung der Parteien Verstöße<br />

gegen Regeln, die nach diesem Maßstab nicht elementar sind, so berührt dies die<br />

Voraussetzung einer "Wahl" im Sinne des § 21 Abs. 1 BWahlG nicht und scheidet daher von<br />

vornherein als Wahlfehler aus. “ Rn 39‐41<br />

Damit bereits deutlich, dass die Wahlgrundsätze einzuhalten sind. Dieser Kernbestand ist<br />

auch für das Wahlvorschlagrecht einzuhalten. 45 Damit muss jeder für jeden Listenplatz<br />

vorgeschlagen werden können. Auch die Wahl von Delegierten zur Wahlversammlung<br />

45<br />

Ebenda Rn 28, S. 477 ff mit Nachweisen<br />

44


gehört zur Wahlvorbereitung und damit auch die Einhaltung der Wahlgrundätze. 46<br />

Demnach sind auch Quotierungen bei der Wahl von Delegierten verboten.<br />

3.10 § 25 i.V.m. § 32, § 35 und § 40 BGB<br />

Als rechtliche Grundordnung des Vereins enthält die Verfassung die Grundentscheidungen,<br />

die das Vereinsleben bestimmen, insb. die Mindesterfordernisse und den Sollinhalt der<br />

Satzung nach §§ 57, 58. Rechtsgrundlagen der Verfassung sind die zwingenden<br />

vereinsrechtlichen Vorschriften, die nicht nach § 40 zur Disposition der Satzung stehen.<br />

Zwingend sind auch § 26 Abs. 1 und § 39 sowie der ungeschriebene Gleichbehandlungsgrundsatz.<br />

47 Das heißt klar, dass Vereine und erst recht Parteien verpflichtet sind ihre<br />

Mitglieder gleich zu behandeln. Beschlüsse, die gegen den Grundsatz auf Gleichbehandlung<br />

verstoßen, sind nichtig. 48 Ebenso muss bei Wahlen die Chancengleichheit sichergestellt<br />

werden 49 . Das LG Saarbrücken 50 führt hierzu aus „Da ein Verein bereits von Gesetzes wegen<br />

ein demokratisch organisierter Verband ist, ist er und damit auch seine interne<br />

Willensbildung den Grundsätzen der Demokratie unterworfen. Einer der Grundpfeiler des<br />

Demokratieprinzips sind die allgemeinen Wahlrechtsgrundsätze. Die allgemeinen<br />

Grundsätze des Wahlrechts sind bereits im Vorfeld einer Wahl zu beachten. Zu diesen<br />

Grundsätzen gehört unter anderem auch der Grundsatz der Gleichheit der Wahl, der<br />

seinerseits den Begriff der Chancengleichheit mit umfasst. Diese Chancengleichheit wirkt<br />

dabei sowohl auf das passive als auch auf das aktive Wahlrecht.[…] Die formalen<br />

Wahlrechtsgrundsätze ‐ u.a. die Gewährung von Chancengleichheit ‐stellen keinen<br />

Selbstzweck dar, sondern dienen vielmehr dazu, dass die Wähler das Wahlergebnis als<br />

Folge einer Entscheidung der Mehrheit akzeptieren (VG des Saarlandes a.a.O.).“ Hier geht<br />

klar hervor, dass bei Wahlen die Chancengleichheit aller Bewerber/‐innen sicherzustellen<br />

ist. Ferner müssen alle Bewerber/‐innen denselben Zugang zu allen Wahlämtern haben.<br />

Das ist hier aber nicht der Fall. Somit sind bei Verstößen gegen die Gesetze Wahlen und<br />

Abstimmungen nichtig 51 .<br />

3.11 § 10 Abs. 2 Satz 1 PartG<br />

Die Gleichheit des Stimmrechts schließt u.a. ein gestuftes Stimmrecht aus. Die gilt auch für<br />

das Antrags‐ und Rederecht, sowie für die sonstige Beteiligung der Mitglieder in den<br />

Organen. 52 Mit dieser Bestimmung enthält diese Norm das Gebot der Stimm‐ und<br />

Wahlrechtsgleichheit als Ausfluss von Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG. Somit muss jedes<br />

Parteimitglied sein Stimmrecht in gleicher Weise ausüben können. 53 Somit muss jedes<br />

Parteimitglied seinen Einfluss bei Abstimmungen in gleicher Weise geltend machen<br />

können. Damit ist eine einseitige Freigabe von „Frauenplätzen“ für Männer, deren Sperren<br />

oder Neubesetzung zu einem späteren Zeitpunkt, wenn auf diese keine Frauen gewählt<br />

werden oder gewählt werden können durch Beschluss der Delegierten,<br />

Satzungsregelungen oder Frauenvetos unzulässig. Selbiges gilt auch für „quotierte<br />

46<br />

Ebenda Rn 16, S. 470 ff mit Nachweisen<br />

47<br />

BGB Kommentar, Prütting/Wegen/Weinreich, 6. Auflage 2011,§ 25, Rn 1<br />

48<br />

BGB Kommentar, Erman, 12. Auflage, Band 1,Rn 2;Palandt,BGB Kommentar,64.Auflage,§ 35, § 32,Rn 7<br />

49<br />

Ebenda, § 32, Rn 11; Stöber, Handbuch zum Vereinsrecht, 9. Aufl. 2004, (Fn. 18), S. 261 Rn. 4 70a<br />

50<br />

Urteil v. 17.07.2007, Az. 16 O 106/07<br />

51<br />

Palandt, Rn 7; dazu auch Prütting/Wegen/Weinreich,§ 32,Rn 13<br />

52<br />

Parteiengesetz, Kersten/Rixen, 2009 § 10, Rn 13 mit Nachweisen<br />

53<br />

Parteiengesetz und Recht der Kandidatenaufstellung : Handkommentar, Sophie‐Charlotte Lenski,2011, § 10<br />

Rn 19<br />

45


Redelisten“. Damit verstoßen B‘90 /die Grünen und die Linken gegen das PartG. Zwar ist<br />

das Normalerweise in diesem Fall nicht von Relevanz, da sich diese Regelungen aber auch<br />

auf Wahlen und Abstimmungen erstrecken, stellt das auch einen unzulässigen Eingriff ins<br />

Wahlrecht dar. Es wird somit auch im Stimmrecht nach politischer Meinung<br />

unterschieden. Auch unter den Gehalt des § 10 muss bei der Ausübung des Wahl‐ und<br />

Stimmrechts jeder mit seiner Stimme die gleiche rechtliche Erfolgschance haben. Dies ist<br />

aber mit einer derart einseitigen Ausgestaltung des Stimmrechts nicht möglich. Ebenso<br />

muss jeder Bewerber, bei der Wahrnehmung des passiven Wahlrechts, die<br />

Voraussetzungen für jeden Wahlgang, Amt und auch Listenplatz hierfür erfüllen können.<br />

Dies ist aber bei Ausschluss wegen der Geschlechtszugehörigkeit für bestimmte<br />

Listenplätze nicht möglich. Damit verstößt die Frauenquote auch unter dem Gesichtspunkt<br />

des § 10 gegen geltende Gesetze 54 .<br />

3.12 § 15 Abs. 2 Satz 1 PartG<br />

Gemäß den Urteilen des BGH müssen die Wahlgrundsätze auch bei parteiinternen Wahlen<br />

ihren Gehalt zur Geltung bringen. Somit darf Grundsätzlich nicht in der Demokratie<br />

zwischen Geschlecht etc. unterschieden werden. Mit dem Verstoß gegen Art. 21 Abs. 1<br />

Satz 3 GG wird auch gegen § 15 Abs. 2 Satz 1 verstoßen. Da zu allen Organen die Mitglieder<br />

das freie Wahlvorschlagsrecht haben und bei der Ausübung des Wahlrechts alle<br />

Parteimitglieder gleich zu behandeln sind und nicht nach sachfremden Merkmalen wie<br />

Geschlecht, Rasse Religion, etc. ausdifferenziert werden darf 55 . So ist bereits nach Abs. 1<br />

geregelt, das nach Mehrheitsprinzip Beschlüsse mit einfacher oder ggf. auch mit höherer<br />

qualifizierter Mehrheit getroffen werden können. 56 Dieses Mehrheitsprinzip wird durch<br />

einseitige „Frauenvetos“ gegen Wahlen und Abstimmungen verletzt, da die Männer nicht<br />

an diesen Abstimmungen mitwirken können. Das gilt auch für Delegiertenwahlen.<br />

Immerhin werden Personen nicht gewählt, die Wahlvorschläge machen und so Einfluss auf<br />

das Wahlergebnis nehmen. Somit sind Quotenreglungen zu allen Wahlen, auch bei denen<br />

von Delegierten unzulässig.<br />

3.13 § 17 PartG<br />

Die Nominierung von Bewerber/‐innen zu öffentlichen Wahlen steht im engen<br />

Zusammenhang mit dem Wahlrecht. Damit erstreckt sich die Verpflichtung zur Einhaltung<br />

der Wahlgrundsätze auch auf die Wahlvorbereitung und der strikten und formalen<br />

Gleichbehandlung. Die schließt die innerparteiliche Wahl von Wahlbewerber/‐innen mit<br />

ein. 57<br />

Hierzu sei zunächst auf folgende Urteile von Gerichten auf Länderebene eingegangen.<br />

HVerfG 58<br />

„Die Grundsätze der Allgemeinheit, Freiheit und Gleichheit der Wahl gelten ‐ insoweit als<br />

ungeschriebenes Verfassungsrecht ‐ auch für sonstige politische Abstimmungen,<br />

insbesondere auch für Wahlvorbereitungen und das Wahlvorschlagsrecht der Parteien<br />

54<br />

Ebenda Rn 27<br />

55<br />

Kersten/Rixen, Parteiengesetz § 15. Rn 19<br />

56<br />

Lenski, § 15, Rn 3<br />

57<br />

Parteiengesetz,Ipsen,§ 17 Rn 5 mit Nachweisen<br />

58<br />

DVBL 1993, S.1070 ff ,2.6.1991,Urteil des Hamburger Verfassungsgerichtes<br />

46


(Leibholz‐Rinck‐Hesselberger, GG, Art. 38 Rdnrn. 2, 11 m. w. Nachw. aus der Rspr. des<br />

BVerfG)[…]<br />

Denn dem hier praktizierten Auswahlverfahren fehlt neben der Freiheit der Wahl ein<br />

weiteres elementares Wesenselement einer Wahl, nämlich die Gleichheit der Wahl. Dieses<br />

ist Ausfluss des allgemeinen Gleichheitssatzes und des Demokratieprinzips schlechthin<br />

(BVerfGE 78, 350 (357) = NJW 1989, 285 = NVwZ 1989, 243 L) und gilt auch für das<br />

Wahlvorschlagsrecht (BVerfGE 11, 266 (272) = NJW 1960, 1755; BVerfGE 60, 162 (167) =<br />

NVwZ 1982, 673) “ Ziffer 1 Nr. 1<br />

„Wahlrechtswidrig, weil undemokratisch, sind nur Wahlsysteme, die Minderheiten<br />

zusätzlich benachteiligen oder bestimmten Einzelbewerbern oder Gruppierungen einen<br />

Vorteil bei den Wahlchancen verschaffen.“ Nr. 2.2.2.<br />

„Die Wahlfreiheit schützt nicht nur die freie Wahlbetätigung bei der Stimmenabgabe. Zur<br />

Wahlfreiheit gehört auch ein grundsätzlich freies Wahlvorschlagsrecht für alle<br />

Wahlberechtigten. Dieses setzt seinerseits eine freie Kandidatenaufstellung unter<br />

Beteiligung der Mitglieder der Partei voraus.<br />

[…]<br />

Da danach das Gebot einer freien Kandidatenaufstellung zu den unabdingbaren<br />

Voraussetzungen einer freien Wahl gehört (BVerfGE 47, 253 (283) = NJW 1978, 1967),<br />

stellt ein Verstoß gegen dieses Gebot zwangsläufig auch einen Wahlrechtsverstoß dar.“<br />

Nr. 2.3.1<br />

Auch hier hat das Gericht geurteilt, dass Verfahren, die Wahlfreiheit in dem Maße den<br />

Wahlberechtigten Parteimitgliedern einzuräumen haben, wie es das BVerfG festgelegt<br />

hat. Ebenso sind Verfahren, die bestimmte Personen oder Personengruppen durch<br />

Missachtung der Chancengleichheit privilegieren, unzulässig sind.<br />

Sächs‐VerfGH 59<br />

„Anders als beim staatlichen Wahlakt (vgl. dazu: BVerfGE 11, 266 [272]; BVerfGE 85, 148<br />

[157]; BVerfGE 99, 69 [77 f.]), kann das Gleichheitsgebot bei dem parteiinternen Verfahren<br />

der Listenaufstellung jedoch nicht im Sinne strenger und formeller Gleichheit verstanden<br />

werden. Allerdings muss gewährleistet sein, dass jeder Stimmberechtigte eine<br />

angemessen gleiche Chance erhält, seinen Kandidatenvorschlag der<br />

Vertreterversammlung zur Wahl vorzulegen, und dass jeder Wahlbewerber eine<br />

angemessen gleiche Chance erhält, sich der Wahlentscheidung der Vertreterversammlung<br />

zu stellen. Differenzierungen, die sich aus dem Anliegen ergeben, entweder das<br />

Wahlverfahren verfahrensökonomisch und effizient zu strukturieren und/oder eine<br />

ausgewogene und erfolgversprechende Landesliste aufzustellen, überschreiten deshalb<br />

die Schwelle zum Kerngehalt der Wahlrechtsgleichheit erst, wenn sie mit gravierenden<br />

Privilegierungen bzw. Beeinträchtigungen der Erfolgsaussichten einzelner Bewerber oder<br />

Kandidatengruppierungen einhergehen oder erkennbar von Motiven getragen sind, die<br />

sich mit demokratischen Grundsätzen nicht vereinbaren lassen.“ S 11<br />

Auch hier urteilt das Gericht, dass Unterscheidungen der Chancengleichheit der einzelnen<br />

Bewerber/‐innen unzulässig sind. Auch eine politische Zielstellung, die Frauenanteile in<br />

den Parlamenten zu erhöhen ist ein Motiv, das mit dem demokratischen Grundsetzen<br />

nicht vereinbar ist. Der WPA hat bereits selbst zugegeben, dass hier eine Bevorzugung von<br />

Frauen stattfindet. Damit kann dargelegt werden, dass diese Regelungen unzulässig sind.<br />

59<br />

Sächs VerfGH vom 25.11.2005, LKV 2006 S. 270<br />

47


Frauenquoten bewirken eine Durchbrechung der Wahlgrundsätze. So werden<br />

Parteimitglieder in ihren Rechten, Vorschläge zu machen, sowie beim aktiven Wahlrecht<br />

eingeschränkt. Da die innere Ordnung demokratischen Grundsätzen entsprechen<br />

muss(Art 21 Abs. 1 Satz 3 GG), sind die Wahlgrundsätze nach Art. 38 Abs. 1 Satz GG und<br />

der Gleichheitssatz nach Art. 3 Abs. 1 GG sind im Ausgangspunkt auch für den inneren<br />

Bereich anzuwenden. Ein Rückgriff auf Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG zur Durchbrechung der<br />

Wahlgrundsätze für parteiinterne Wahlen kommt nicht in Betracht, da hierfür der<br />

Normadressat der Staat ist. 60 Der Vorgang zur Aufstellung von Wahlbewerber/‐innen für<br />

öffentliche Wahlen bildet die Nahtstelle im politischen Meinungsprozess zwischen<br />

Bürger/‐innen und Staat und sind Bestandteil der Wahlvorbereitung. Somit gelten daher<br />

die Wahlgrundsätze auch für die Kandidatenaufstellung. 61 Zur Relativierung der<br />

Wahlgrundsätze mit Blick auf die Parteienfreiheit besteht daher kein Raum. Somit sind<br />

Einschränkungen des Wahlvorschlagsrechts, des aktiven und passiven Wahlrechts, die aus<br />

der „Reservierung“ bestimmter Listenplätze mit Angehörige eines bestimmten<br />

Geschlechts resultieren, nicht zu vereinbaren. 62 An diesem Ergebnis vermag der Gehalt<br />

von Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG nichts zu ändern. Obwohl sich diese Regelung auf die<br />

Geschlechtszugehörigkeit bezieht, handelt es sich nicht um ein Kollektivgrundrecht,<br />

sondern um ein Staatsziel, durch Maßnahmen eine Angleichung der Lebensverhältnisse zu<br />

bewirken und erleichtern. 63 Hieraus folgt nicht, das man unter Anwendung dieser<br />

Regelung das Diskriminierungsverbot Nach Art. 3 Abs. 1 GG durchbrechen könnte. Ebenso,<br />

wenn man eine Durchbrechung des Gehalts von Art. Abs. 3 GG unter Einbeziehung für<br />

denkbar hielte, kann diese nicht die Durchbrechung der Wahlgrundsätze rechtfertigen,<br />

zumal inzwischen wegen der Parität argumentiert wird und starre Quotenregelungen die<br />

Verfassungskommission ausgeschlossen hat (siehe 3.4) 64 . Von dem grundsätzlichen<br />

Differenzierungsverbot, das die formale Wahlgleichheit des Art. 38 Abs. I Satz I GG<br />

beinhaltet, darf jedoch auch innerparteilich nur aus besonderen Gründen abgewichen<br />

werden, die einer im Rahmen des strengen Gleichheitsgebots hinreichenden<br />

Rechtfertigung bedürfen 65 . Die in Parteisatzungen vorgegebene verbindliche Quotierung<br />

bei der Kandidatenaufstellung stellt insofern, als sie Kandidaten wegen ihres Geschlechts<br />

von der Wählbarkeit auf bestimmten Listenplätzen ausschließt eine Beeinträchtigung der<br />

Wahlgleichheit dar. 66 Ein Verstoß gegen den Grundsatz der Mitgliedergleichheit ist mit den<br />

Quotierungsregelungen allerdings nur anzunehmen, wenn die getroffene Differenzierung<br />

unzulässig ist. Sie ist hingegen gerechtfertigt und damit zulässig, wenn sie keine<br />

übermäßige Belastung des Betroffenen im Hinblick auf das verfolgte Ziel darstellt, d. h.<br />

angemessen ist. 67 Wie hier ausgiebig dargelegt, ist eine derartige Ausdifferenzierung<br />

unzulässig.<br />

60<br />

Ipsen, § 17, Rn 18 mit Nachweisen<br />

61<br />

Ebenda, Rn 20<br />

62<br />

Ebenda, Rn 21<br />

63<br />

Ebenda, Rn 22<br />

64<br />

Ebenda Rn 24<br />

65<br />

Vgl. Achterberg/Schulte, in : Mangold/Klein/Starck II, Art. 38 Rn. 130, 146 f.; Ebsen, S. 9; Trute, in: v,<br />

Münch/Kunig II, Art. 38 Rn. 62.<br />

66<br />

Vgl. Achterberg/Schulte, in: v. Mangoldt/Klein/Starck U, Art. 38 Rn. 146 Ebsen, S. 9 ; Htnkt, in: 6K, Arl. 21 Rn<br />

189 Trute, in : v. Münch/Kunig IJ, Art. 38 ltn. 62.<br />

67<br />

Vgl. B\'etfGE 13, 230 (2%); 30, 292 (316); S


4. Auswirkungen auf Parlamentswahlen<br />

4.1 ein Überblick<br />

Hier wird eine <strong>Übersicht</strong> über die Auswirkungen dieser jahrzehntelangen Praxis dokumentiert.<br />

4.2 Bündnis ‘90/die Grünen<br />

Bundes‐<br />

Land<br />

Baden‐<br />

Württemberg<br />

Bayern<br />

Berlin<br />

Brandenburg<br />

Bremen<br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

Mecklenburg‐<br />

Vorpommern<br />

Niedersachsen<br />

Nordrein‐<br />

Westfahlen<br />

Reinland‐Pfalz<br />

Saarland<br />

Sachsen<br />

Sachsen‐Anhalt<br />

Schleswig‐ Holstein<br />

Thüringen<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

Wahlperiode des Deutschen Bundestages 68<br />

10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.<br />

3 2 ‐ 4 3 4 4 5<br />

2 5 ‐ 4 4 5 4 6<br />

2 5 ‐ 3 3 3 3 5<br />

2 2 ‐ 3 3 4 3 5<br />

1<br />

0<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

3<br />

0<br />

1<br />

0<br />

‐<br />

‐<br />

2<br />

0<br />

4<br />

4<br />

1<br />

0<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

2<br />

2<br />

‐<br />

‐<br />

0<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

‐<br />

‐<br />

3<br />

3<br />

5<br />

6<br />

1<br />

1<br />

‐<br />

1<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

1<br />

1<br />

‐<br />

‐<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

1<br />

0<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

‐<br />

2<br />

0<br />

0<br />

1<br />

‐<br />

‐<br />

0<br />

1<br />

1<br />

2<br />

‐<br />

‐<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

0<br />

2<br />

‐<br />

‐<br />

2<br />

3<br />

5<br />

6<br />

1<br />

1<br />

‐<br />

‐<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

2<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0<br />

2<br />

‐<br />

‐<br />

2<br />

2<br />

5<br />

6<br />

1<br />

1<br />

‐<br />

‐<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

2<br />

0<br />

1<br />

2<br />

1<br />

‐<br />

‐<br />

0<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0<br />

2<br />

‐<br />

‐<br />

2<br />

3<br />

6<br />

6<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

0<br />

2<br />

1<br />

0<br />

2<br />

3<br />

5<br />

6<br />

1<br />

1<br />

‐<br />

‐<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

3<br />

3<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

3<br />

4<br />

7<br />

7<br />

1<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

2<br />

0<br />

1<br />

An Hand dieser <strong>Übersicht</strong> sind nachfolgende Besonderheiten festzuhalten:<br />

68<br />

www.wikipedia.de<br />

49


50<br />

1. In der 10. Periode herrschte bei der Partei „Die Grünen“ noch das Rotationsprinzip, d.h. es<br />

schieden viele Abgeordnete aus dem Bundestag aus und andere rückten nach.<br />

2. Die 11. und 12. Perioden waren durch die deutsche Wiedervereinigung geprägt. So zogen<br />

noch 6 Männer und 2 Frauen als damalige Volkskammerabgeordnete der Fraktion Bündnis ’90<br />

in den Bundestag ein. Darunter waren 2 Männer, die die einzigen Männer unter den<br />

Mitgliedern des heutigen Landesverbandes Sachsen‐Anhalt sind, die bis heute jemals in den<br />

Bundestag eingezogen sind. In der 12. Periode war die Bundestagswahl vom 3. 12.1990. Dort<br />

musste eine Partei sowohl auf ostdeutscher als auch auf westdeutscher Seite die 5% Hürde<br />

bewältigen. Dies gelang lediglich den ostdeutschen Landesverbänden der Partei Bündnis ’90<br />

während die westdeutschen Landesverbände der Partei „die Grünen“ dieses Ziel verfehlten. In<br />

der 11. Perioden waren die Berliner Abgeordneten als Partei “Alternativen Liste für<br />

Demokratie und Umweltschutz“ im Bundestag vertreten. Diese vereinigten sich zusammen<br />

mit „Bündnis ‘90“ und „Die Grünen“ am 14.05.1993 zur heutigen Partei Bündnis ‘90/die<br />

Grünen.<br />

3. Das Übergewicht der männlichen Abgeordneten von Berlin ist darauf zurückzuführen, dass<br />

der Abgeordnete Herr Ströbele sein Direktmandat errungen hat, so dass von der Landesliste<br />

Berlin nur die ersten beiden Listenplätze in den Bundestag einzogen.<br />

4. Im Landesverband Mecklenburg‐Vorpommern soll es bei der Wahl zum 16. Und 17. Bundestag<br />

keine Frau gegeben haben, die auf Listenplatz kandidieren wollte und der Landesverband<br />

Saarland soll diese Regelung missachtet haben. In der Satzung des LV ist geregelt, dass Männer<br />

auch auf Listenplatz 1 kandidieren können.<br />

Wie aus dieser <strong>Übersicht</strong> ersichtlich ist, wurde seit 1990 im Landesverband Sachsen‐Anhalt kein Mann<br />

in den Bundestag gewählt, was fast ausschließlich auf diese spezielle Regelung zurückzuführen ist.<br />

Auch in den Landesverbänden Thüringen und Bremen wurden bis heute keine Männer in den<br />

Bundestag gewählt während in den Legislaturperioden 13 – 16 aus Hamburg zwei Frauen ein<br />

Bundestag einzogen. Hinzukommt das permanente Übergewicht an Frauen unter den<br />

Bundestagsabgeordneten der Fraktion Bündnis‘90/Die Grünen(11. Periode: 56,8%; 13. Periode 59,2%;<br />

14. Periode: 57,4 %; 15. Periode: 58,2%; 16. Periode: 56,9; 17. Periode: 54,4 %). Das lässt sich im<br />

Vergleich zu anderen Parteien nicht mehr mit demokratischen Grundprinzipien erklären sondern nur<br />

noch mit der ausschließlichen Privilegierung von Frauen. Dies dokumentiert die negative Auswirkung<br />

der Anwendung dieser Regelung auf die Wahlchancen der Männer. Aufgrund der oben geschilderten<br />

Besonderheiten in der Parteigeschichte der Partei „Bündnis ‘90/die Grünen“ kann erst ab der 13.<br />

Legislaturperiode mit einer gewissen Konstanz diese Auswirkungen zweifelsfrei festgestellt werden.<br />

Landtagswahl von Baden‐Württemberg<br />

Geschl.<br />

8.WP<br />

1980‐<br />

1984<br />

9.WP<br />

1984‐<br />

1988<br />

10.WP<br />

1984‐<br />

1992<br />

11.WP<br />

1992‐<br />

1996<br />

12.WP<br />

1996‐<br />

2001<br />

13.WP<br />

2001‐<br />

2006<br />

14.WP<br />

2006‐<br />

2011<br />

M 5 8 6 11 12 6 10 19<br />

W 1 1 4 2 7 4 7 8<br />

15. WP: Erstmandat M: 5 ; W: 4<br />

Landtagswahl in Bayern<br />

Geschlecht 11.WP<br />

1986‐1990<br />

12.WP<br />

1990‐1994<br />

13. WP<br />

1994‐1998<br />

14.WP<br />

1998‐2003<br />

15.WP<br />

2003‐2008<br />

16.WP<br />

2008‐2013<br />

M 6 6 6 5 6 9<br />

W 9 6 8 9 9 10<br />

15.WP<br />

ab<br />

2011


Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 1<br />

Bezirks‐/Landesliste<br />

Geschl.<br />

9.WP<br />

1981‐<br />

1985<br />

10.WP<br />

1985‐<br />

1989<br />

11. WP<br />

1989‐<br />

1990<br />

12.WP<br />

1990‐<br />

1995<br />

13. WP<br />

1995‐<br />

1999<br />

14. WP<br />

1999‐<br />

2001<br />

15. WP<br />

2001‐<br />

2006<br />

16.WP<br />

2006‐<br />

2011<br />

M 6 15 2 9 11 13 8 6 6 8<br />

W 3 8 12 15 8 7 12 11<br />

17.WP<br />

Ab 2011<br />

1 Bis 1994 Alternative Liste(AL),Unabhängiger Frauenverband(UFV),dir Grünen, Bündnis ‘90<br />

2 Die Geschlechterverteilung lässt sich wegen dem Rotationsprinzip nicht ermitteln.<br />

Direktmandat<br />

Geschl.<br />

12.WP<br />

1990‐<br />

1995<br />

13. WP<br />

1995‐<br />

1999<br />

14. WP<br />

1999‐<br />

2001<br />

15. WP<br />

2001‐<br />

2006<br />

16.WP<br />

2006‐<br />

2011<br />

M 0 1 1 0 4 4<br />

W 0 1 1 1 1 6<br />

17.WP<br />

Ab 2011<br />

Sieht man sich die Verteilung nach Wahlkreisen an, so können die Direktmandate das<br />

Ungleichgewicht verstärken oder ausgleichen. In der 17.WP wurde Frau Pop auf Listenplatz 2<br />

gewählt.<br />

Bürgerschaft in Bremen<br />

Geschlecht<br />

12.WP<br />

1987‐1991<br />

13. WP<br />

1991‐<br />

1995<br />

14.WP<br />

1995‐<br />

1999<br />

15.WP<br />

1999‐<br />

2003<br />

16.WP<br />

2003‐<br />

2007<br />

17.WP<br />

2007‐<br />

2011<br />

M 6 6 7 5 5 6 9<br />

W 4 5 7 5 7 8 12<br />

18.WP<br />

Ab 2011<br />

Brandenburg<br />

Geschlecht<br />

1.WP<br />

1990‐1994<br />

2.WP<br />

1994‐<br />

1999<br />

3.WP<br />

1999‐<br />

2004<br />

4.WP<br />

2004‐<br />

2009<br />

M 6 0 0 0 2<br />

W 0 0 0 0 3<br />

5.WP<br />

Ab 2009<br />

Hamburg<br />

Geschl. 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP 19.WP 20.WP<br />

M 4 4 0 0 4 9 10 5 8 6 4<br />

W 5 4 13 8 5 10 11 6 9 6 10<br />

51


Hessen<br />

Geschlecht 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP<br />

M 5 4 5 5 6 4 6 4 8<br />

W 4 3 5 5 7 4 6 5 9<br />

Mecklenburg‐Vorpommern<br />

Geschlecht 6.WP<br />

M 3<br />

W 4<br />

Niedersachsen<br />

Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />

M 9 4 6 6 7 6 10<br />

W 2 4 7 6 7 6 10<br />

Nordrein‐Westfahlen<br />

Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />

M 6 12 8 6 11 14<br />

W 6 12 9 6 12 15<br />

Reinland‐Pfalz<br />

Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />

M 5 3 3 0 9<br />

W 2 4 3 0 9<br />

Saarland<br />

Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15. WP<br />

M 1 0 1 1<br />

W 2 0 2 1<br />

Sachsen<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 1. WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />

M 5 0 0 3 4<br />

W 5 0 0 3 5<br />

Sachsen‐Anhalt<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 2 2 0 0 0 4<br />

W 3 3 0 0 0 5<br />

52


Thüringen<br />

Geschlecht 1. WP 2. WP 3. WP 4. WP 5. WP<br />

M 5 0 0 0 3<br />

W 1 0 0 0 3<br />

Landtagswahl von Schleswig‐Holstein<br />

Geschlecht 14.Periode<br />

96‐2000<br />

15.Periode<br />

2000‐2005<br />

16.Periode<br />

2005‐2009<br />

17.Periode<br />

2009‐20012<br />

18.Periode<br />

Ab 2012<br />

M 3 2 2 6 5<br />

W 3 3 2 6 5<br />

4.3 CDU<br />

Bundestagswahl<br />

Direktmandate:<br />

Land 1990‐<br />

94<br />

Baden‐<br />

M 31<br />

Württemberg W 5<br />

Berlin<br />

M 7<br />

W 1<br />

Brandenburg M 7<br />

W 1<br />

Bremen<br />

M 0<br />

W 0<br />

Hamburg M 1<br />

W 0<br />

Hessen<br />

M 9<br />

W 3<br />

Mecklenburg‐ M 5<br />

Vorpommern W 3<br />

Niedersachsen M 19<br />

W 1<br />

Nordrein‐ M 26<br />

Westfalen W 1<br />

Reinland‐Pfalz M 11<br />

W 1<br />

Saarland<br />

M 0<br />

W 0<br />

Sachsen<br />

M 20<br />

W 1<br />

Sachsen‐Anhalt M 12<br />

W 0<br />

Schlieswig – M 6<br />

Holstein<br />

W 1<br />

53<br />

94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />

33<br />

4<br />

6<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

11<br />

3<br />

5<br />

2<br />

14<br />

0<br />

29<br />

3<br />

12<br />

0<br />

0<br />

0<br />

19<br />

2<br />

8<br />

2<br />

9<br />

0<br />

25<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

3<br />

1<br />

2<br />

1<br />

4<br />

0<br />

15<br />

1<br />

6<br />

2<br />

0<br />

0<br />

10<br />

3<br />

0<br />

0<br />

2<br />

0<br />

24<br />

2<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

3<br />

0<br />

1<br />

1<br />

3<br />

1<br />

18<br />

1<br />

7<br />

1<br />

0<br />

0<br />

10<br />

3<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

31<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

5<br />

2<br />

1<br />

2<br />

3<br />

1<br />

21<br />

3<br />

8<br />

2<br />

0<br />

0<br />

11<br />

3<br />

0<br />

0<br />

6<br />

0<br />

34<br />

3<br />

4<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

3<br />

0<br />

12<br />

3<br />

4<br />

2<br />

13<br />

3<br />

32<br />

5<br />

9<br />

4<br />

2<br />

2<br />

12<br />

4<br />

3<br />

1<br />

9<br />

0


Thüringen<br />

M<br />

W<br />

11<br />

1<br />

11<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0<br />

3<br />

0<br />

5<br />

2<br />

Landeslisten<br />

Land 1990‐<br />

94<br />

Baden‐<br />

M 0<br />

Württemberg W 0<br />

Berlin<br />

M 3<br />

W 2<br />

Brandenburg M 0<br />

W 0<br />

Bremen<br />

M 2<br />

W 0<br />

Hamburg M 5<br />

W 2<br />

Hessen<br />

M 2<br />

W 2<br />

Mecklenburg‐ M 0<br />

Vorpommern W 0<br />

Niedersachsen M 6<br />

W 2<br />

Nordrein‐ M 15<br />

Westfalen W 5<br />

Reinland‐Pfalz M 4<br />

W 1<br />

Saarland<br />

M 3<br />

W 1<br />

Sachsen<br />

M 0<br />

W 0<br />

Sachsen‐Anhalt M 0<br />

W 0<br />

Schlieswig – M 1<br />

Holstein<br />

W 1<br />

Thüringen M 0<br />

W 0<br />

94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />

0<br />

0<br />

1<br />

2<br />

6<br />

0<br />

2<br />

0<br />

3<br />

1<br />

7<br />

0<br />

0<br />

0<br />

7<br />

4<br />

18<br />

9<br />

1<br />

2<br />

4<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

3<br />

3<br />

5<br />

2<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

3<br />

1<br />

9<br />

2<br />

1<br />

1<br />

14<br />

6<br />

34<br />

9<br />

2<br />

3<br />

3<br />

0<br />

0<br />

0<br />

5<br />

1<br />

5<br />

2<br />

2<br />

3<br />

3<br />

1<br />

4<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1<br />

0<br />

3<br />

1<br />

9<br />

4<br />

1<br />

1<br />

13<br />

4<br />

21<br />

9<br />

2<br />

3<br />

3<br />

0<br />

0<br />

0<br />

5<br />

1<br />

5<br />

2<br />

2<br />

3<br />

0<br />

0<br />

3<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

3<br />

1<br />

5<br />

2<br />

1<br />

0<br />

11<br />

6<br />

15<br />

7<br />

0<br />

2<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0<br />

4<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

2<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

3<br />

5<br />

3<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Landtagswahlen<br />

Landtagswahl von Baden‐Württemberg<br />

Geschl.<br />

8.WP<br />

1980‐<br />

1984<br />

9.WP<br />

1984‐<br />

1988<br />

10.WP<br />

1988‐<br />

1992<br />

11.WP<br />

1992‐<br />

1996<br />

12.WP<br />

1996‐<br />

2001<br />

13.WP<br />

2001‐<br />

2006<br />

14.WP<br />

2006‐<br />

2011<br />

M 66 64 62 58 58 61 59 53<br />

W 2 3 4 6 11 7 10 7<br />

15.WP<br />

ab<br />

2011<br />

Zweitmandate<br />

Geschl. 8.WP 9.WP 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP<br />

54


1980‐<br />

1984<br />

1984‐<br />

1988<br />

1988‐<br />

1992<br />

1992‐<br />

1996<br />

1996‐<br />

2001<br />

2001‐<br />

2006<br />

2006‐<br />

2011<br />

ab<br />

2011<br />

M 0 1 0 0 0 1 0 0<br />

W 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus<br />

Bezirks‐/Landesliste<br />

Geschl.<br />

9.WP<br />

1981‐<br />

1985<br />

10.WP<br />

1985‐<br />

1989<br />

11. WP<br />

1989‐<br />

1990<br />

12.WP<br />

1990‐<br />

1995<br />

13. WP<br />

1995‐<br />

1999<br />

14. WP<br />

1999‐<br />

2001<br />

15. WP<br />

2001‐<br />

2006<br />

16.WP<br />

2006‐<br />

2011<br />

M 61 66 47 65 33 19 15 14 17<br />

W 4 3 8 15 6 7 2 4 3<br />

17.WP<br />

Ab 2011<br />

Direktmandat<br />

Geschl.<br />

12.WP<br />

1990‐<br />

1995<br />

13. WP<br />

1995‐<br />

1999<br />

14. WP<br />

1999‐<br />

2001<br />

15. WP<br />

2001‐<br />

2006<br />

16.WP<br />

2006‐<br />

2011<br />

M 17 41 35 27 16 17<br />

W 4 7 5 0 3 2<br />

17.WP<br />

Ab 2011<br />

Brandenburg<br />

Liste<br />

Geschlecht 1.WP<br />

1990‐1994<br />

2.WP<br />

1994‐1999<br />

3.WP<br />

1999‐2004<br />

4.WP<br />

2004‐2009<br />

5.WP<br />

Ab. 2009<br />

M 10 16 19 11 10<br />

W 3 2 4 5 5<br />

Direkt<br />

Geschlecht<br />

1.WP<br />

1990‐<br />

1994<br />

2.WP<br />

1994‐<br />

1999<br />

3.WP<br />

1999‐<br />

2004<br />

4.WP<br />

2004‐<br />

2009<br />

M 13 0 1 2 1<br />

W 1 0 1 2 3<br />

5.WP<br />

Ab 2009<br />

Bürgerschaft in Bremen<br />

Geschlecht<br />

12.WP<br />

1987‐1991<br />

13. WP<br />

1991‐<br />

1995<br />

14.WP<br />

1995‐<br />

1999<br />

15.WP<br />

1999‐<br />

2003<br />

16.WP<br />

2003‐<br />

2007<br />

17.WP<br />

2007‐<br />

2011<br />

M 21 25 25 27 19 16 11<br />

W 4 7 12 15 10 7 9<br />

18.WP<br />

Ab 2011<br />

Hamburg<br />

55


Geschl. 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP 19.WP 20.WP<br />

M 49 42 44 47 35 30 36 26 49 40 23<br />

W 7 6 10 8 9 6 10 7 14 16 5<br />

Hessen<br />

Geschlecht 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP<br />

M 48 47 43 40 33 10 2 7 0<br />

W 4 4 4 6 12 7 1 7 0<br />

Direkt:<br />

Geschlecht 15. WP 16. WP 17.WP 18.WP<br />

M 25 42 27 37<br />

W 8 11 1 9<br />

Mecklenburg‐Vorpommern<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 0 2 8 9 2 6<br />

W 0 0 2 3 0 1<br />

Direktmandat<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 27 24 12 9 14 10<br />

W 2 4 2 4 4 1<br />

Niedersachsen<br />

Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />

M 12 56 55 30 0 0 0<br />

W 4 11 12 16 0 0 0<br />

Geschlecht 11. WP 12.WP 1 13.WP 1 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />

M 53 ‐ ‐ 15 66 54 45<br />

W 0 ‐ ‐ 1 25 15 9<br />

1<br />

Hat sich nicht ermitteln lassen<br />

Nordrein‐Westfahlen<br />

Listenmandate<br />

Geschlecht 11. WP 1 12.WP 1 13.WP 1 14.WP 15.WP 16.WP<br />

M 73 72 70 0 0 28<br />

W 16 17 18 0 0 10<br />

56


Direktmandate<br />

Geschlecht 14.WP 15.WP 16.WP<br />

M 78 56 24<br />

W 11 11 5<br />

1<br />

Geschlechterverteilung Auf Listen und Direktmandate konnte nicht festgestellt werden.<br />

Reinland‐Pfalz<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />

M 20 8 9 13 8<br />

W 6 6 8 7 5<br />

Direktmandat<br />

Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />

M 14 23 20 15 19<br />

W 0 4 1 3 9<br />

Saarland<br />

Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15. WP<br />

M 13 17 22 12<br />

W 8 9 5 7<br />

Sachsen<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />

M 10 11 10 0 0<br />

W 2 6 6 0 0<br />

Direktmandate<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />

M 75 51 47 46 47<br />

W 5 9 13 9 11<br />

Sachsen‐Anhalt<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 0 3 17 0 0 0<br />

W 0 2 9 0 0 0<br />

Direktmandat<br />

57


Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 44 30 2 38 32 36<br />

W 4 2 0 10 8 5<br />

Thüringen<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 1. WP 2. WP 3. WP 4. WP 5. WP<br />

M 42 36 2 2 0<br />

W 2 6 3 3 3<br />

Direktmandat<br />

Geschlecht 1. WP 2. WP 3. WP 4. WP 5. WP<br />

M ‐ ‐ 34 34 21<br />

W ‐ ‐ 5 6 6<br />

Landtagswahl von Schleswig‐Holstein<br />

Direktmandate<br />

Geschlecht 14.Periode<br />

96‐2000<br />

15.Periode<br />

2000‐2005<br />

16.Periode<br />

2005‐2009<br />

17.Periode<br />

2009‐20012<br />

18.Periode<br />

Ab 2012<br />

M 11 4 20 25 17<br />

W 8 0 5 9 5<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 14.Periode<br />

96‐2000<br />

15.Periode<br />

2000‐2005<br />

16.Periode<br />

2005‐2009<br />

17.Periode<br />

2009‐20012<br />

18.Periode<br />

Ab 2012<br />

M 7 19 3 0 0<br />

W 5 10 1 0 0<br />

Bundestagswahl<br />

4.4 SPD<br />

Direktmandate<br />

Land 1990‐<br />

94<br />

Baden‐<br />

M 1<br />

Württemberg W 0<br />

Bayern<br />

M 0<br />

W 2<br />

Berlin<br />

M 4<br />

W 0<br />

Brandenburg M 2<br />

W 0<br />

58<br />

94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

3<br />

0<br />

12<br />

0<br />

5<br />

6<br />

5<br />

2<br />

6<br />

3<br />

9<br />

3<br />

4<br />

3<br />

1<br />

0<br />

8<br />

1<br />

6<br />

4<br />

2<br />

2<br />

1<br />

0<br />

5<br />

2<br />

6<br />

4<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

2<br />

3


59<br />

Bremen<br />

M<br />

W<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

0<br />

2<br />

0<br />

2<br />

0<br />

Hamburg<br />

M<br />

W<br />

5<br />

1<br />

4<br />

2<br />

5<br />

2<br />

4<br />

2<br />

6<br />

0<br />

3<br />

0<br />

Hessen<br />

M<br />

W<br />

9<br />

0<br />

6<br />

2<br />

9<br />

9<br />

1<br />

0<br />

8<br />

5<br />

4<br />

2<br />

Mecklenburg‐<br />

Vorpommern<br />

M<br />

W<br />

0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

4<br />

3<br />

3<br />

2<br />

3<br />

1<br />

0<br />

0<br />

Niedersachsen<br />

M<br />

W<br />

6<br />

5<br />

7<br />

7<br />

17<br />

10<br />

15<br />

10<br />

14<br />

11<br />

8<br />

6<br />

Nordrein‐<br />

Westfalen<br />

M<br />

W<br />

35<br />

3<br />

37<br />

3<br />

42<br />

11<br />

34<br />

11<br />

22<br />

18<br />

22<br />

5<br />

Reinland‐Pfalz<br />

M<br />

W<br />

3<br />

1<br />

4<br />

0<br />

8<br />

2<br />

5<br />

2<br />

3<br />

2<br />

2<br />

0<br />

Saarland<br />

M<br />

W<br />

4<br />

1<br />

4<br />

1<br />

4<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

0<br />

0<br />

Sachsen<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

6<br />

2<br />

3<br />

1<br />

3<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Sachsen‐Anhalt<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

2<br />

1<br />

8<br />

5<br />

5<br />

3<br />

7<br />

3<br />

0<br />

0<br />

Schlieswig –<br />

Holstein<br />

M<br />

W<br />

2<br />

0<br />

2<br />

0<br />

8<br />

3<br />

6<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Thüringen<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

8<br />

3<br />

5<br />

4<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0<br />

Landeslisten<br />

Land 1990‐<br />

94<br />

94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />

Baden‐<br />

Württemberg<br />

M<br />

W<br />

16<br />

7<br />

15<br />

10<br />

13<br />

6<br />

12<br />

8<br />

10<br />

9<br />

7<br />

7<br />

Bayern<br />

M<br />

W<br />

18<br />

6<br />

16<br />

12<br />

13<br />

14<br />

13<br />

12<br />

12<br />

11<br />

8<br />

8<br />

Berlin<br />

M<br />

W<br />

2<br />

3<br />

3<br />

3<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

2<br />

1<br />

Brandenburg<br />

M<br />

W<br />

5<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Bremen<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Hamburg<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

Hessen<br />

M<br />

W<br />

5<br />

6<br />

5<br />

6<br />

2<br />

1<br />

9<br />

8<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3<br />

Mecklenburg‐<br />

Vorpommern<br />

M<br />

W<br />

3<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

1<br />

Niedersachsen<br />

M<br />

W<br />

13<br />

3<br />

11<br />

3<br />

6<br />

2<br />

3<br />

3<br />

1<br />

1<br />

4<br />

1<br />

Nordrein‐<br />

Westfalen<br />

M<br />

W<br />

18<br />

9<br />

14<br />

12<br />

10<br />

9<br />

6<br />

9<br />

8<br />

6<br />

7<br />

5<br />

Reinland‐Pfalz<br />

M<br />

W<br />

6<br />

3<br />

6<br />

4<br />

1<br />

4<br />

2<br />

3<br />

3<br />

3<br />

3<br />

3


Saarland<br />

Sachsen<br />

Sachsen‐Anhalt<br />

Schleswig –<br />

Holstein<br />

Thüringen<br />

Landtagswahlen<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

M<br />

W<br />

0<br />

1<br />

5<br />

3<br />

4<br />

2<br />

4<br />

4<br />

3<br />

2<br />

0<br />

0<br />

5<br />

4<br />

2<br />

2<br />

4<br />

4<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0<br />

1<br />

3<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

4<br />

4<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

3<br />

2<br />

0<br />

0<br />

4<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Landtagswahl von Baden‐Württemberg<br />

Direktmandat<br />

Geschl.<br />

8.WP<br />

1980‐<br />

1984<br />

9.WP<br />

1984‐<br />

1988<br />

10.WP<br />

1988‐<br />

1992<br />

11.WP<br />

1992‐<br />

1996<br />

12.WP<br />

1996‐<br />

2001<br />

13.WP<br />

2001‐<br />

2006<br />

14.WP<br />

2006‐<br />

2011<br />

M 3 2 4 2 1 4 1 1<br />

W 0 0 0 2 0 3 0 0<br />

15.WP<br />

ab<br />

2011<br />

Zweitmandat<br />

Geschl.<br />

8.WP<br />

1980‐<br />

1984<br />

9.WP<br />

1984‐<br />

1988<br />

10.WP<br />

1988‐<br />

1992<br />

11.WP<br />

1992‐<br />

1996<br />

12.WP<br />

1996‐<br />

2001<br />

13.WP<br />

2001‐<br />

2006<br />

14.WP<br />

2006‐<br />

2011<br />

M 34 35 33 37 31 24 24 30<br />

W 3 4 5 5 7 8 11 4<br />

15.WP<br />

2011<br />

Landtagswahl in Bayern<br />

Geschlecht 11.WP<br />

1986‐1990<br />

12.WP<br />

1990‐1994<br />

13. WP<br />

1994‐1998<br />

14.WP<br />

1998‐2003<br />

15.WP<br />

2003‐2008<br />

16.WP<br />

2008‐2013<br />

M 53 46 48 44 25 21<br />

W 8 12 22 23 16 18<br />

Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus<br />

Bezirks‐/Landesliste<br />

Geschl.<br />

9.WP<br />

1981‐<br />

1985<br />

10.WP<br />

1985‐<br />

1989<br />

11. WP<br />

1989‐<br />

1990<br />

12.WP<br />

1990‐<br />

1995<br />

13. WP<br />

1995‐<br />

1999<br />

14. WP<br />

1999‐<br />

2001<br />

15. WP<br />

2001‐<br />

2006<br />

16.WP<br />

2006‐<br />

2011<br />

M 45 39 37 29 25 24 9 7 6<br />

W 6 9 18 13 27 18 9 7 7<br />

17.WP<br />

Ab 2011<br />

Direktmandat<br />

Geschl. 12.WP 13. WP 14. WP 15. WP 16.WP 17.WP<br />

60


1990‐ 1995‐ 1999‐ 2001‐ 2006‐ Ab 2011<br />

1995 1999 2001 2006 2011<br />

M 20 0 0 16 24 25<br />

W 14 3 0 10 15 9<br />

Brandenburg<br />

Liste<br />

Geschlecht<br />

1.WP<br />

1990‐<br />

1994<br />

2.WP<br />

1994‐<br />

1999<br />

3.WP<br />

1999‐<br />

2004<br />

4.WP<br />

2004‐<br />

20009<br />

M 5 0 0 8 6<br />

W 5 11 0 8 6<br />

5.WP<br />

ab. 2009<br />

Direkt<br />

Geschlecht<br />

1.WP<br />

1990‐<br />

1994<br />

2.WP<br />

1994‐<br />

1999<br />

3.WP<br />

1999‐<br />

2004<br />

4.WP<br />

2004‐<br />

2009<br />

M 25 31 22 13 15<br />

W 1 10 15 4 4<br />

5.WP<br />

Ab 2009<br />

Bürgerschaft in Bremen<br />

61<br />

Geschlecht<br />

12.WP<br />

1987‐1991<br />

13. WP<br />

1991‐<br />

1995<br />

14.WP<br />

1995‐<br />

1999<br />

15.WP<br />

1999‐<br />

2003<br />

16.WP<br />

2003‐<br />

2007<br />

17.WP<br />

2007‐<br />

2011<br />

M 35 22 20 24 22 14 27<br />

W 19 19 17 23 18 18 9<br />

Hamburg<br />

18.WP<br />

Ab 2011<br />

Geschl. 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP 19.WP 20.WP<br />

M 48 51 36 35 38 35 32 28 22 28 30<br />

W 7 13 17 14 23 23 22 18 19 17 32<br />

Hessen<br />

Geschlecht 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP<br />

M 47 40 37 36 31 8 19 7 12<br />

W 2 4 7 10 13 14 12 8 8<br />

Direktmandate:<br />

Geschlecht 15. WP 16. WP 17.WP 18.WP<br />

M 21 2 16 6<br />

W 3 0 11 3<br />

Mecklenburg‐Vorpommern


Landesliste<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 13 9 3 5 6 2<br />

W 4 7 4 4 2 1<br />

Direktmandat<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 4 6 15 18 11 18<br />

W 0 1 5 6 4 6<br />

Niedersachsen<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />

M 18 59 65 0 32 16 7<br />

W 5 12 16 0 22 13 9<br />

Direktmandate<br />

Geschlecht 11. WP 12.WP 1 13.WP 1 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />

M 40 ‐ ‐ 57 6 15 26<br />

W 3 ‐ ‐ 26 3 4 7<br />

1 Hat sich nicht ermitteln lassen.<br />

Nordrein‐Westfahlen<br />

Liste<br />

Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />

M ‐ ‐ ‐ ‐ 4 ‐<br />

W ‐ ‐ ‐ ‐ 2 ‐<br />

Direktmandat<br />

Geschlecht 11. WP 1 12.WP 13.WP 14.WP 2 15.WP 16.WP<br />

M 104 75 69 42 43 66<br />

W 19 33 33 32 18 33<br />

1<br />

Davon ein Listenmandat<br />

2<br />

Davon 35 Listenmandate<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />

M 7 14 11 9 8<br />

W 3 5 8 11 11<br />

62


Direktmandat<br />

Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />

M 31 17 24 19 16<br />

W 6 7 6 14 7<br />

Saarland<br />

Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15. WP<br />

M 18 15 7 10<br />

W 9 10 6 7<br />

Sachsen<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />

M 24 14 8 7 9<br />

W 8 8 6 5 5<br />

Direktmandate<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />

M 0 0 0 1 0<br />

W 0 0 0 0 0<br />

Sachsen‐Anhalt<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 21 12 0 14 12 15<br />

W 5 9 0 10 10 9<br />

Direktmandat<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 1 13 35 1 2 1<br />

W 0 2 12 0 0 0<br />

Thüringen<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 1. WP 2. WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />

M 18 19 12 9 10<br />

W 3 10 6 6 6<br />

Direktmandat<br />

Geschlecht 1.WP 2. WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />

M ‐ ‐ 0 0 2<br />

W ‐ ‐ 0 0 0<br />

63


Landtagswahl von Schleswigs‐Holstein<br />

Direktmandate<br />

Geschlecht 14.Periode<br />

96‐2000<br />

15.Periode<br />

2000‐2005<br />

16.Periode<br />

2005‐2009<br />

17.Periode<br />

2009‐20012<br />

18.Periode<br />

Ab 2012<br />

M 15 24 10 6 9<br />

W 11 17 5 0 4<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 14.Periode<br />

96‐2000<br />

15.Periode<br />

2000‐2005<br />

16.Periode<br />

2005‐2009<br />

17.Periode<br />

2009‐20012<br />

18.Periode<br />

Ab 2012<br />

M 8 0 8 10 4<br />

W 3 0 8 9 4<br />

Bundestagswahl<br />

Direktmandat<br />

4.5 Die Linke(PDS)<br />

Land 1990‐ 94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />

94<br />

Baden‐<br />

Württemberg<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Bayern<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Berlin<br />

M<br />

W<br />

1<br />

0<br />

3<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

Brandenburg M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

2<br />

Bremen<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Hamburg M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Hessen<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Mecklenburg‐<br />

Vorpommern<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

Niedersachsen M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Nordrein‐<br />

Westfalen<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Reinland‐Pfalz M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Saarland<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Sachsen M 0 0 0 0 0 0<br />

64


65<br />

W 0 0 0 0 0 0<br />

Sachsen‐Anhalt<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

3<br />

Schleswig –<br />

Holstein<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Thüringen<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

0<br />

Landesliste<br />

Land 1990‐<br />

94<br />

94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />

Baden‐<br />

Württemberg<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3<br />

Bayern<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3<br />

Berlin<br />

M<br />

W<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

1<br />

Brandenburg<br />

M<br />

W<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0<br />

0<br />

3<br />

3<br />

0<br />

2<br />

Bremen<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

Hamburg<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0<br />

Hessen<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0<br />

2<br />

0<br />

2<br />

2<br />

Mecklenburg‐<br />

Vorpommern<br />

M<br />

W<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0<br />

0<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

Niedersachsen<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

2<br />

1<br />

3<br />

3<br />

Nordrein‐<br />

Westfalen<br />

M<br />

W<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0<br />

2<br />

0<br />

0<br />

3<br />

4<br />

5<br />

7<br />

Reinland‐Pfalz<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

0<br />

1<br />

2<br />

Saarland<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

2<br />

0<br />

Sachsen<br />

M<br />

W<br />

2<br />

1<br />

3<br />

3<br />

3<br />

5<br />

0<br />

0<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

Sachsen‐Anhalt<br />

M<br />

W<br />

2<br />

0<br />

3<br />

1<br />

3<br />

3<br />

0<br />

0<br />

2<br />

3<br />

1<br />

0<br />

Schleswig –<br />

Holstein<br />

M<br />

W<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

Thüringen<br />

M<br />

W<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

3<br />

0<br />

0<br />

3<br />

3<br />

2<br />

0<br />

Landtagswahlen<br />

Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus<br />

Bezirks‐/Landesliste<br />

Geschl. 12.WP 13. WP 14. WP 15. WP 16.WP 17.WP


1990‐ 1995‐ 1999‐ 2001‐ 2006‐ Ab 2011<br />

1995 1999 2001 2006 2011<br />

M 6 0 2 0 6 4<br />

W 6 0 1 0 4 6<br />

Direktmandat<br />

Geschl.<br />

12.WP<br />

1990‐<br />

1995<br />

13. WP<br />

1995‐<br />

1999<br />

14. WP<br />

1999‐<br />

2001<br />

15. WP<br />

2001‐<br />

2006<br />

16.WP<br />

2006‐<br />

2011<br />

M 4 15 15 18 5 3<br />

W 7 19 15 15 8 6<br />

17.WP<br />

Ab 2011<br />

Brandenburg<br />

Liste<br />

Geschlecht 1.WP<br />

1990‐1994<br />

2.WP<br />

1994‐1999<br />

3.WP 1<br />

1999‐2004<br />

4.WP<br />

2004‐2009<br />

5.WP<br />

Ab 2009<br />

M 7 8 11 5 3<br />

W 6 10 11 1 2<br />

1 Einschlieslich 5 Direktmandate, die sich nicht zuordnen ließen<br />

Geschlecht 4.WP<br />

2004‐2009<br />

5.WP<br />

Ab 2009<br />

M 11 12<br />

W 12 9<br />

Bürgerschaft in Bremen<br />

Geschlecht<br />

12.WP<br />

1987‐1991<br />

13. WP<br />

1991‐<br />

1995<br />

14.WP<br />

1995‐<br />

1999<br />

15.WP<br />

1999‐<br />

2003<br />

16.WP<br />

2003‐<br />

2007<br />

17.WP<br />

2007‐<br />

2011<br />

M 0 0 0 0 0 6 2<br />

W 0 0 0 0 0 8 3<br />

18.WP<br />

Ab 2011<br />

Hamburg<br />

Geschl. 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP 19.WP 20.WP<br />

M 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4 4<br />

W 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4 5<br />

Hessen<br />

Geschlecht 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP<br />

M 0 0 0 0 0 0 0 3 3<br />

66


W 0 0 0 0 0 0 0 3 3<br />

Mecklenburg‐Vorpommern<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 5 10 9 6 6 7<br />

W 7 8 9 7 7 7<br />

Direktmandat<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 0 0 1 0 2 0<br />

W 0 0 1 0 0 0<br />

Niedersachsen<br />

Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />

M 0 0 0 0 0 5 0<br />

W 0 0 0 0 0 6 0<br />

Nordrein‐Westfahlen<br />

Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />

M 0 0 0 0 5 0<br />

W 0 0 0 0 6 0<br />

Saarland<br />

Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15. WP<br />

M 0 0 6 5<br />

W 0 0 5 4<br />

Sachsen<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />

M 12 11 15 14 13<br />

W 5 10 15 13 14<br />

Direktmandate<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />

M 0 0 0 3 2<br />

W 0 0 0 1 0<br />

Sachsen‐Anhalt<br />

67


Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 8 11 12 12 11 13<br />

W 4 9 13 13 12 13<br />

Direktmandat<br />

Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />

M 0 0 0 0 3 3<br />

W 0 1 0 0 0 0<br />

Thüringen<br />

Landesliste<br />

Geschlecht 1. WP 2. WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />

M 6 9 11 17 7<br />

W 3 7 10 6 6<br />

Direktmandat<br />

Geschlecht 1.WP 2. WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />

M ‐ ‐ 0 2 6<br />

W ‐ ‐ 0 3 8<br />

Landtagswahl von Schleswig‐Holstein<br />

Geschlecht 14.Periode<br />

96‐2000<br />

15.Periode<br />

2000‐2005<br />

16.Periode<br />

2005‐2009<br />

17.Periode<br />

2009‐20012<br />

18.Periode<br />

Ab 2012<br />

M 0 0 0 2 0<br />

W 0 0 0 3 0<br />

4.6 Zusammenfassung<br />

Zwar ist Wikipedia keine Quelle auf die man sich allein stützen kann. Aber anhand der Wahlunterlagen<br />

sollte sich problemlos nachprüfen lassen, dass die Wahlverfahren und die Zusammensetzung der<br />

Wahlvorschläge 1:1 dem Muster folgen, wie dieses satzungsmäßig vorgegeben wird. Und wenn die<br />

Praktiken wie im Falle Bündnis ‘90/die Grünen herbeiführen, dass in einzelnen Gliederungen Männer<br />

de facto über Jahre und Jahrzehnte von der Wahl zum Bundestag ausgeschlossen werden, dann kann<br />

dies unter keinem Gesichtspunkt mehr den Wahlrechtsnormen entsprechen.<br />

5. Frauenquoten in Arbeitnehmer‐ und Personalvertretungen<br />

5.1 ein Überblick<br />

Wie in den nachfolgenden Stellen zu zeigen ist, haben bereits Eingriffe ins Wahlrecht durch<br />

„Frauenquoten“ bei Personal‐ und Arbeitnehmervertretungen Einzug gehalten. Staatliche<br />

Gerichte haben dies als verfassungsgemäß eingeordnet ohne jedoch relevante Urteile des<br />

BVerfG mit einbezogen zu haben.<br />

68


5.2 Personalvertretungsgesetz des Landes Hessen(HPVG)<br />

In den §§ 13, 16,115 der HPVG, sowie in den §§ 5,8,10,23‐26 der WO wurden<br />

Quotenregelungen des Minderheitengeschlechts eingeführt. Der hessische STGH 69 hat<br />

diese Regelung als Verfassungsgemäß eingestuft. Inzwischen hat es weitere Urteile des<br />

VGH 70 gegeben. Zunächst sei darauf verwiesen, dass die Mandatszuteilung auf die<br />

einzelnen Berufsgruppen nach d’Hondt oder Hare/Niemeyer ebenfalls unzulässig, wegen<br />

Verstoßes gegen die Unmittelbarkeit sein könnte. Eine weitere Erörterung hierzu wird<br />

nicht weiter vorgenommen. Gewidmet soll sich ausschließlich der Ausdifferenzierung der<br />

Wahlgrundsätze nach Geschlechtszugehörigkeit der der gewählten Bewerber/‐Innen.<br />

Der STGH begründete seinerseits eine Rechtfertigung damit, dass im öffentlichen Dienst<br />

die Frauen in den Personalvertretungen unterrepräsentiert seien. Er konstruierte daraus<br />

eine Benachteiligung und behauptete, dass Frauen besser die Frauen und ebenso die<br />

Männer besser die Männer vertreten könnten. Denkt man konsequent diese<br />

Argumentation weiter, so könnte dies nur dadurch gewährleistet werden, in dem die<br />

Männer und Frauen jeweils eine Wählergruppe bilden und unmittelbar für sich<br />

entscheiden, durch wen sich diese in den Personalvertretungen vertreten lassen wollen.<br />

Dies ist hier aber hier nicht der Fall. So können die Männer für die Frauen und die Frauen<br />

für die Männer entscheiden durch wen dieser jeweils vertreten werden. Hierzu stellt sich<br />

die Frage, weshalb es Gleichstellungsbeauftragte gibt, wenn es dem Gesetzgeber um die<br />

Vertretung geschlechtsspezifischer Interessen geht. Weiterhin Rechtfertigt der STGH<br />

diese Regelung mit den Rekurs auf das Sozialstaatsprinzip nach Artikel 20 Abs. 1 GG. Nach<br />

der Rechtsprechung des BVerfG dürfen aber nur rein biologische Geschlechtsmerkmale<br />

zur Ungleichbehandlung bzw. zur Unterscheidung der Individuen nach Geschlecht<br />

herangezogen werden. Dies ist hier aber nicht der Fall. Allein aus sozialen<br />

Gesichtspunkten kann aber eine Unterscheidung nach Geschlecht nicht vorgenommen<br />

werden. Andernfalls steht hier die Frage nach der Ungleichbehandlung gegenüber<br />

anderen Gruppen von Normadressaten in den Raum. Denn mit ähnlich gelagerten<br />

Argumenten müsste dann auch ein Mindestkontingent an Mandaten für Angehörige<br />

bestimmter Ethnien und Religionen, sowie Behinderte vorgehalten, respektive diese bei<br />

der Mandatszuteilung besonders berücksichtigt werden. Wobei hier anzumerken ist, das<br />

es auch Behindertenbeauftragte gibt. Hinzu kommt das Argument, wonach Mütter die<br />

alleinerziehenden Elternteile seien. Der STGH verschweigt aber, dass diese Situation im<br />

erheblichen Maße auf das männer‐ und väterfeindliche Familienrecht(Mütter bekamen<br />

bei Trennungen das alleinige Sorgerecht und Väter mussten die Alimente zahlen)<br />

zurückgeführt werden kann.<br />

Der damalige Ministerpräsident gab an, dass trotz entsprechender Ankündigungen<br />

Männer und Frauen auf gemeinschaftlichen Listen kandidiert haben und dennoch nicht<br />

die Frauen entsprechenden Soll‐Vorschriften repräsentiert gewesen seien. Von den<br />

Verfahrensbeteiligten hat aber niemand vorgetragen, dass sich die Frauen von einer<br />

Unterrepräsentanz gestört gefühlt und beschwert haben. Ebenso stellt sich die weshalb<br />

diese dann nicht massenhaft mit reinen Frauenwahlvorschlägen zur Wahl angetreten sind,<br />

wenn es um die Repräsentanz ihrer Personengruppe gegangen wär. Vielmehr spricht<br />

aufgrund ihrer gemeinsamen Kandidatur, dass sie unter dem Gehalt nach Artikel 9 GG<br />

andere Ziele verfolgt haben, die aus demokratischen Gesichtspunkten nachvollzierbar und<br />

durch das Wahlverfahren legitimiert sind. Insoweit kann hieraus keine Durchbrechung der<br />

Wahlgrundsätze gerechtfertigt werden.<br />

Hinzukommt, dass das BVerfG klar gestellt hat, dass das Verfahren der Mandatszuteilung<br />

frei von willkürlichen und widersinnigen Effekten sein muss und dass die Wahlberechtigten<br />

69<br />

P.St. 1141 vom 22.12.1993<br />

70<br />

Hessischer Verwaltungsgerichtshof 14.12.1999, 22 TL 1097/99; 17.11.2005, 22 TL 254/05<br />

69


erkennen können muss wer kandidiert und wie sich das eigene Wahlverhalten auf das<br />

Wahlergebnis auswirkt. Diese Vorrausetzung ist hier aber nicht erfüllt. Den Grundsätzen<br />

der Verhältniswahl entspricht es, dass diejenigen von einem Wahlvorschlag gewählt sind,<br />

die entsprechend der Reihenfolge von der vorschlagenden Wählervereinigung auf diesen<br />

benannt sind. Ebenso können die Wahlberechtigten nur Einfluss darauf nehmen, wie viele<br />

Personen von einem Wahlvorschlag benannt wurden. Sie können damit, wenn überhaupt<br />

nur beschränkt erkennen, wer am Ende gewählt sein wird. Insoweit können sie nur Einfluss<br />

auf die im Organ vertretenen Listen, nicht aber auf die gewählten Einzelpersonen nehmen.<br />

Die Willkürlichkeit des Effektes besteht darin, dass bei der Mandatszuteilung eine<br />

bestimmte Geschlechterverteilung vorgeschrieben wird.<br />

Zudem wird hier die Unmittelbarkeit verletzt. Diese besteht dadurch, dass sich eine<br />

Instanz zwischen Stimmabgabe und Feststellung des Wahlergebnisses schiebt und nach<br />

eigenem Ermessen, hier nach Geschlecht, eine Auswahl unter den Bewerber/‐innen<br />

vornimmt. Insoweit wird gegen den Grundsatz der Mandatszuteilung bei Verhältniswahl<br />

mit starren Listen verstoßen.<br />

Eine Verletzung der Wahlfreiheit findet insoweit statt, als das bereits beim<br />

Wahlvorschlagsrecht eine unzulässige Beeinflussung stattfindet. Denn wer weiß, dass am<br />

Ende eine bestimmte Geschlechterverteilung gewählt werden muss und möglicher Weise<br />

Bewerber/‐innen übergangen werden, der wird die Reihenfolge der Bewerber/‐innen auf<br />

den Wahlvorschlägen anders festsetzen, als wie wenn grundsätzlich diese entsprechende<br />

der Reihenfolge ihrer Benennung als gewählte Vertreter/‐innen festzustellen sind.<br />

Ähnlich gelagert ist die hier festgelegte Regelung zur Mehrheitswahl. Hier ist die Freiheit<br />

und Gleichheit beim aktiven Wahlrecht betroffen. Die Freiheit insoweit, als das die<br />

Wahlberechtigte ihre maximale Anzahl an Stimmen nicht beliebig verteilen können,<br />

sondern die vorgegebene Geschlechterverteilung beachten müssen. Ebenso kann es bei<br />

Stimmenverteilung sein, dass die Angehörigen des einen Geschlechts mit weniger<br />

Stimmen gewählt sind als die anderen. Wenn sich z.B. vom „Minderheitengeschlecht“<br />

höchstens so viele Personen zu Wahl stellen, wie Vertreter/‐innen zu wählen sind,<br />

während beim „Mehrheitsgeschlecht“ wo u.U. eine Kampfkandidatur stattfindet.<br />

Während im konkreten Falle beim Minderheitengeschlecht zur Wahl eine Stimme genügt,<br />

bedarf es beim Mehrheitsgeschlecht deutlich mehr Stimmen. Damit wird sowohl beim<br />

Erfolgswert, als auch bei der Stimmengewichtung nach Geschlecht und politischer<br />

Meinung ausdifferenziert, was das BVerfG in BVerfGE 6 84 ausgeschlossen hat.<br />

Sowohl der STGH, als auch der VGH sind weder auch das Ausdifferenzierungsverbot nach<br />

personenbezogener Merkmale und sozialer Unterschiede (BVerfGE 6 84; 51 222) noch auf<br />

einen möglichen Verstoß gegen die Unmittelbarkeit des Wahlrechts eingegangen.<br />

Selbiges gilt auch für die Vorgabe, wonach sich der Wille der Wahlberechtigten im zu<br />

wählen Organ widerzuspiegeln hat und nicht deren Querschnitt.<br />

Der STGH rekurriert auch u.a. auf BVerfGE 60 162 und begründet die<br />

Ausdifferenzierungsfähigkeit nach Geschlecht damit, dass BVerfGE eine<br />

Ausdifferenzierungsfähigkeit nach Organisation und zur Sicherung eines Funktionsfähigen<br />

Organs gestattet hat. Dies hat aber weder was mit dem einen noch mit dem anderen zu<br />

tun. Zur Wahlgleichheit macht das BVerfG in BVerfGE 60 162 folgende Aussagen<br />

„Das BVerfG hat die Anforderungen, die sich aus Art. GG Artikel 3 GG Artikel 3 Absatz I GG<br />

für die Gestaltung des Wahlrechts bei allgemeinen politischen Wahlen ergeben, in<br />

zahlreichen Entscheidungen konkretisiert. Die auf diese Weise gewonnenen Grundsätze<br />

der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl gelten danach als ungeschriebenes<br />

Verfassungsrecht auch über den Anwendungsbereich der Art. GG Artikel 28 GG Artikel 28<br />

Absatz I 2, GG Artikel 38 GG Artikel 38 Absatz I GG hinaus (vgl. BVerfGE 1, 208 [247];<br />

BVERFGE 6, 84 [91] ; BVerfGE 30, 227 [246] ;BVerfGE 41,1 [12]; BVERFGE 51, 222 [234] m.<br />

w. Aus.).“ Da es auch auf BVERFGE 6 84 rekurriert hat, kann daraus gefolgert werden, dass<br />

70


dessen Willen ist, dass auch nicht zu den Personalvertretungen nach personenbezogen<br />

Merkmalen wie Geschlecht oder nach politischer Meinung unterschieden werden darf.<br />

Der STGH erklärt selbst, dass die Geschlechter denselben Rechtsstatus innehaben.<br />

Insoweit wär eine Unterscheidung nach Berufsgruppen wegen des unterschiedlichen<br />

Rechtsstatus denkbar, eine nach Geschlecht aber nicht.<br />

Auch ein Rekurs auf Art. 3 Abs. 2 der HV scheidet aus, da hierdurch der Mutterschutz nicht<br />

betroffen ist. Auch der Verweis auf Art. 3 Abs. 2 GG ist unzulässig, da starre Frauenquoten<br />

unzulässig sind.<br />

Bezüglich der Unmittelbarkeit kann bei gemeinsamer Wahl die Mandatszuteilung auf die<br />

Berufsgruppen argumentiert werden.<br />

5.3 Mitbestimmungsgesetz des Landes Schleswig‐Holstein<br />

Ähnlich gelagert wie der STGH argumentiert das BVerwG 71 zur Frauenquote im<br />

Mitbestimmungsgesetz des Landes Schleswig‐Holstein. Hierbei geht es um § 10 Abs. 2 und<br />

§ 91 Abs. 2 MBG Schl.‐H, sowie § 17 Abs. 3 und § 28 Abs. 3 und Abs. 4 PersRWahlV SH 2008<br />

enthaltenen Geschlechterquote.<br />

Ein Verfahrensbeteiligter führt hierzu aus „Damit sei der durch § 28 Abs. 4 Satz 4 WO<br />

vorgenommene Eingriff in das Gebot der Gleichheit der Wahlen nicht vereinbar. Die<br />

streitige Regelung könne auch nicht als vom Verfassungsauftrag des Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG<br />

gedeckte Fördermaßnahme betrachtet werden. Dieser Verfassungsauftrag erzwinge eine<br />

Förderung nicht auch dann noch, wenn sich die Frauen nicht zur Wahl in die<br />

Interessenvertretung stellen wollten.“ Diesbezüglich argumentiert das BVerwG „ In Bezug<br />

auf das aktive Wahlrecht kann entgegen der Auffassung der Antragsteller bereits von einer<br />

Einschränkung des Grundsatzes der allgemeinen und gleichen Wahl (Art. 3 Abs. 1 GG) nicht<br />

die Rede sein, soweit diese Grundsätze im Personalvertretungsrecht anzuwenden sind<br />

(vgl. BVerfGE 60, 162, 169). Jeder Wahlberechtigte hat so viele Stimmen, wie Sitze in der<br />

Personalvertretung bzw. in der Gruppe zu vergeben sind (§ 17 Abs. 3 Nr. 3, § 28 Abs. 3 Satz<br />

3 WO). § 28 Abs. 4 Satz 4 WO ändert daran nichts. Kein Wähler ist gezwungen, von der<br />

vereinfachten Form der Listenwahl in § 28 Abs. 4 WO Gebrauch zu machen. Will er einen<br />

Wahlvorschlag mit ausschließlich männlichen Kandidaten unterstützen, so kann er dies<br />

tun, indem er die Bewerber jener Liste bis zu der auf das männliche Geschlecht<br />

entfallenden Höchstzahl ankreuzt (§ 28 Abs. 3 Sätze 1 und 3 WO). Die ihm verbleibenden,<br />

auf das weibliche Geschlecht entfallenden Stimmen kann er an die Bewerberinnen auf der<br />

anderen Liste vergeben (§ 28 Abs. 3 Satz 2 WO). Dass die Wähler überhaupt gehalten sind,<br />

ihre Stimmen auf das männliche und weibliche Geschlecht zu verteilen, kann im Lichte der<br />

Zielsetzungen des Art. 3 Abs. 2 GG nicht als nennenswert gewichtiger Eingriff in die<br />

Wahlfreiheit angesehen werden.<br />

In Bezug auf das passive Wahlrecht ist eine gewisse Einschränkung des Grundsatzes der<br />

allgemeinen und gleichen Wahl nicht in Abrede zu stellen. Ein erheblicher Eingriff kann<br />

jedoch nicht darin erblickt werden, dass für Wahlvorschlagslisten mit ausschließlich<br />

männlichen Kandidaten nur so viele Stimmen abgegeben werden können, wie<br />

Personalratssitze auf das männliche Geschlecht entfallen. Auch hier mildern die<br />

Zielsetzungen des Art. 3 Abs. 2 GG das Gewicht des Eingriffs. Im Übrigen geht der<br />

Gesetzgeber ersichtlich davon aus, dass es den Wahlvorschlagsträgern bei nachhaltigen<br />

Bemühungen im Allgemeinen gelingen wird, weibliche Beschäftigte in hinreichendem<br />

Umfang für Kandidaturen zu gewinnen. Diese Prognose ist von Gerichts wegen nicht zu<br />

71<br />

BVerwG, Beschluss vom 5. 1. 2000 ‐ 6P 1. 99<br />

71


eanstanden. Als Übergangserscheinung aber ist die Einschränkung jedenfalls<br />

hinzunehmen.“Rn 30‐31<br />

Auch hier verkennt das BVerwG 72 mehrere Fakten. Zum einen ist bereits die Wahlfreiheit<br />

dadurch eingeschränkt, dass jede/‐r Wahlberechtigte gezwungen ist sich zu entscheiden,<br />

ob diese/‐r alle Stimmen nach vorgeschriebener Geschlechterverteilung auf die einzelnen<br />

Bewerber/‐innen verteilten werden sollen oder ob auf eine bestimmte Anzahl an Stimmen<br />

verzichtet werden sollen. Da, wie das Gericht hier ausführt, auch die vorschlagenden<br />

Listenvereinigungen angehalten werden sollen, gezielt Anstrengungen zu unternehmen,<br />

um Angehörige des Minderheitengeschlechts auf den jeweiligen Listen vorschlagen zu<br />

können. Somit findet bereits eine unzulässige Beeinflussung, und damit eine<br />

Beeinträchtigung der Freiheit im Wahlvorschlagsrecht statt.<br />

In Bezug auf die Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl, gibt das BVerwG zu, dass hierzu<br />

Einschränkungen vorzufinden sind. Eine solche Ausdifferenzierung hat aber bereits das<br />

BVerfG mit BVerfGE 6 84 ausgeschlossen.<br />

Nimmt man auch hier wieder an, dass aus den Angehörigen des Minderheitengeschlechts,<br />

sich so viele Bewerben, wie Vertreter/‐innen dieser Personengruppe zu wählen sind, dann<br />

wird auch hier wieder der Erfolgswert nach Geschlecht unterschieden. Nimmt man an,<br />

dass auf das Minderheitengeschlecht 2 Mandate entfallen und sich nur 2 Personen<br />

bewerben, dann ist jede Person mit jeweils einer Stimme gewählt. Damit hätten wir 2<br />

Stimmen für 2 Mandate. Beim Mehrheitsgeschlecht bewerben sich 10 Personen auf 5<br />

Mandate. Es werden auf diese insgesamt 150 Stimmen abgegeben. Auf die 5 Gewählten<br />

entfallen insgesamt 100 Stimmen. Damit hätten wir 100 Stimmen für 5 Mandate. Damit<br />

hätten wir auch ein ungleiches Stimmengewicht. Eine derartige Situation kann dadurch zu<br />

Stande kommen, dass, wie das Gericht ausgeführt hat, die Wahlberechtigten nicht<br />

verpflichtet sind ihr Stimmenkontingent voll auszuschöpfen und somit entweder nur<br />

Männer oder nur Frauen wählen können. Ebenso nehmen die einzelnen Stimmen in den<br />

Fällen des § 17 Abs. 3 Nr. 3 den Zählwert „ungültig“ und § 28 Abs. 4 Satz 4 den Zählwert<br />

„nicht abgegeben“ ein, während in den Fällen, in die vorgeschriebene<br />

Geschlechterverteilung eingehalten wird, die Stimmen vollumfänglich den Wert 1<br />

einnehmen und zu Gunsten der Bewerber/‐innen gewertet werden. Somit wird auch der<br />

Zählwert der Stimmen nach Geschlecht der Bewerber/‐innen auf die die einzelnen<br />

Stimmen abgegeben werden, unterschieden. Was ebenfalls unzulässig ist.<br />

Auch hier ist das BVerwG nicht unter dem Gehalt von Art. 3 Abs. 1 GG darauf eingegangen,<br />

wie eine Ungleichbehandlung gegenüber anderer Gruppen von Normadressaten, die auch<br />

von der „Benachteiligung“ der Unterrepräsentanz betroffen sein können, gerechtfertigt<br />

werden kann. Ebenfalls stellt sich auch die Frage, wie sich die Ungleichbehandlung zur<br />

Beseitigung von rein biologisch begründbaren Problemen, die in der Natur der Sache nur<br />

bei Männern oder Frauen im Sinne der Rechtsprechung des BVerfG auftreten können,<br />

rechtfertigen lässt. Da diese Regelung sowohl für Männer, wie auch für Frauen zutreffen<br />

kann, ist eine derartige Rechtfertigung unter Rekurs auf Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG nicht mehr<br />

gegeben.<br />

U.a. in BVerfGE 95 408 erklärt das BVerfG „Das Gericht kann daher einen Verstoß gegen<br />

die Wahlgleichheit nur feststellen, wenn die differenzierende Regelung nicht an einem Ziel<br />

orientiert ist, das der Gesetzgeber bei der Ausgestaltung des Wahlrechts verfolgen<br />

darf….“.<br />

72<br />

Hier wird auf die Fassung vom 18.01.1995,GVBL‐SH 3/1995 Bezug genommen<br />

72


Dies ist hier der Fall. Das BVerfG hat als Ziel lediglich:<br />

1. Gewährleistung eines Funktionsfähigen Organs durch Unterschriftenquoren und<br />

Sperrhürden,<br />

2. Wiederspiegelung des Wählerwillens und<br />

3. Ausdifferenzierung nach organisatorischen Gegebenheiten<br />

zugelassen, aber keineswegs eine bestimmte personelle Zusammensetzung in den Fällen<br />

des Art. 3 Abs. 3 GG.<br />

Ferner erklärt das BVerfG 73 „Der Grundsatz der Gleichheit der Wahl gebietet, dass alle<br />

Staatsbürger das aktive und passive Wahlrecht möglichst in formal gleicher Weise ausüben<br />

können. […] Aus dem Grundsatz der Wahlgleichheit folgt für das Wahlgesetz, dass die<br />

Stimme eines jeden Wahlberechtigten grundsätzlich den gleichen Zählwert und die gleiche<br />

rechtliche Erfolgschance haben muss. Alle Wähler sollen mit der Stimme, die sie abgeben,<br />

den gleichen Einfluss auf das Wahlergebnis haben.“ Wer durch Ausschöpfung seines<br />

Stimmenkontingents eine andere Geschlechterverteilung wählen, hat keine Möglichkeit<br />

seinen Willen umzusetzen. Somit nehmen nicht nur, wir hier ausgeführt, die Stimmen<br />

nicht den gleichen Zählwert ein, es ist auch nicht die gleiche Einflussmöglichkeit und<br />

rechtliche Erfolgschance gegeben. Somit kann nicht jeder in gleicher Weise von seinen<br />

aktiven und passiven Wahlrecht gebrauch machen. Ebenfalls ist die Mandatszuteilen nicht<br />

frei von willkürlichen Effekten und es wird nach politischer Meinung unterschieden. Auf<br />

all diese Argumente ist das VerwG nicht eingegangen. Stattdessen hat es wiederum diese<br />

Regelung mit der „Besservertretung von Fraueninteressen“ begründet.<br />

5.4 Personalvertretungsgesetz des Landes Niedersachsen<br />

Ähnlich gelagert wie im Land Hessen, ist auch die Wahl zu den Personalvertretungen im<br />

Land Niedersachsen geregelt. Auch hier setzt sich das OVG Lüneburg 74 ebenfalls nicht mit<br />

dem Gehalt der Rechtsprechung des BVerfG in Bezug auf die Freiheit, Gleichheit und<br />

Unmittelbarkeit der Wahl, sowie Art. 3 GG und der Intention der Verfassungskommission<br />

zur Einführung von Satz 2 in Art. 3 Abs. 2 GG auseinander. Insoweit sind auch hier<br />

dieselben Wahlrechtsverletzungen zu beanstanden wie im Personalvertretungsrecht des<br />

Landes Hessen.<br />

5.5 Betriebsverfassungsgesetz<br />

Ebenfalls unzulässig ist der Listensprung im Betriebsverfassungsgesetz. Sowohl das ArbG<br />

Bonn als auch das LAG Köln und das BAG 75 rechtfertigen diese Regelung mit der<br />

„Förderpflicht“ des Staates nach Art. 3 Abs. 2 GG gerechtfertigt, obwohl diese<br />

„Förderpflicht“ nicht in einer solchen Weise bestehen kann(siehe 3.4). Auch hier erklären<br />

sie zwar, dass jeder seine Rechte auf möglichst gleicher Weise wahrnehmen können muss,<br />

schätzen aber die Wahlgrundsätze unter Rekurs auf Art. 3 Abs. 2 GG als<br />

Ausdifferenzierungsfähig ein. Ferner behaupten auch die Gerichte, dass dieser Eingriff das<br />

niedrigste mögliche Mittel zur Gleichstellung sei. Auch hier wird nicht im Gehalt von<br />

BVerfGE 6 84 eingegangen. Ebenso wird auch hier gegen die Unmittelbarkeit verstoßen,<br />

da sich eine Instanz zwischen Stimmenabgabe und Feststellung des Wahlergebnisses<br />

schiebt, die nach eigenem Ermessen einer personellen Auswahl und den Bewerber/‐innen<br />

vornimmt. Ferner ist auch hier wieder das Verfahren der Mandatszuteilung nichtfrei von<br />

willkürlichen und widersinnigen Effekten. Zum einem muss eine bestimmte personelle<br />

73<br />

BVerfGE 122 266; auch in 60 162<br />

74<br />

OVG Lüneburg 18. Senat, Beschluss vom 17.04.2012, 18 LP 7/11<br />

75<br />

BAG, Beschluss vom 16. 3. 2005 ‐ 7 ABR 40/04<br />

73


Zusammensetzung im Ergebnis vorhanden sein und zum anderen zuwiderläuft es dem<br />

Wahlsystem, wenn eine Vorschlagsliste einen Listenplatz abgeben muss, nur weil die<br />

Geschlechterverteilung nicht stimmt. Ebenso zuwiderläuft es den Anforderungen des<br />

BVerfG, wonach die Wahlberechtigten erkennen können müssen, wie sich das eigene<br />

Wahlverhalten auf das Wahlergebnis auswirkt.<br />

Stattdessen erklärt das BAG „Die Regelungen können zwar zu einer Ungleichbehandlung<br />

wegen des Geschlechts führen, weil das Geschlecht in der Minderheit u.U. stärker im<br />

Betriebsrat vertreten ist, als dies nach dem bei der Wahl erzielten Stimmenverhältnis der<br />

Fall wäre. Diese Ungleichbehandlung ist jedoch durch das Gleichberechtigungsgebot des<br />

Art. 3 Abs. 2 GG gerechtfertigt. Die Vorschriften sind entsprechend der Vorgabe in Art. 3<br />

Abs. 2 GG geschlechtsneutral formuliert und gewährleisten daher nicht nur dem<br />

weiblichen, sondern auch dem männlichen Geschlecht die festgelegte Mindestvertretung,<br />

wenn es in der Belegschaft in der Minderheit ist. Der Geschlechterproporz stellt damit<br />

geschlechtsunabhängig sicher, dass das Geschlecht in der Minderheit im Betriebsrat nicht<br />

unterrepräsentiert ist. Dadurch wird die tatsächliche Durchsetzung der<br />

Gleichberechtigung beider Geschlechter hinsichtlich des Zugangs zum Betriebsrat<br />

gefördert und auf die Beseitigung der bisher typischen Unterrepräsentanz von Frauen<br />

hingewirkt. Soweit mit dieser das Geschlecht in der Minderheit begünstigenden Regelung<br />

eine Benachteiligung der Bewerber des anderen Geschlechts einhergeht, ist dies zur<br />

Verwirklichung des Gleichberechtigungsgebots gerechtfertigt (vgl. hierzu<br />

Staatsgerichtshof des Landes Hessen 22. Dezember 1993 ‐ P. St. 1141 ‐ ESVGH 44, 13 =<br />

NZA 1994, 521, zu B 3 der Gründe).<br />

Dementsprechend sind die Regelungen in § 15 Abs. 2 BetrVG, § 4 Abs. 1 Satz 2 WahlO Post,<br />

§ 15 Abs. 5 Nr. 2 Satz 1 WO auch mit der Richtlinie 76/207/EWG des Rates vom 9. Februar<br />

1976 zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und Frauen<br />

hinsichtlich des Zugangs zur Beschäftigung, zur Berufsbildung und zum beruflichen<br />

Aufstieg sowie in Bezug auf die Arbeitsbedingungen vereinbar. Die Richtlinie in der hier<br />

maßgeblichen, bis zum 4. Oktober 2002 geltenden Fassung bezweckt nach deren Art. 1<br />

Abs. 1 die Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und<br />

Frauen ua. hinsichtlich des Zugangs zur Beschäftigung sowie in Bezug auf die<br />

Arbeitsbedingungen. Der Grundsatz der Gleichbehandlung in diesem Sinne verbietet zwar<br />

eine mittelbare oder unmittelbare Diskriminierung wegen des Geschlechts (Art. 2 Abs. 1<br />

der Richtlinie). Nach Art. 2 Abs. 4 steht die Richtlinie aber Maßnahmen zur Förderung der<br />

Chancengleichheit für Männer und Frauen, insbesondere durch Beseitigung der<br />

tatsächlich bestehenden Ungleichheiten, die die Chancen der Frauen in den in Art. 1 Abs.<br />

1 genannten Bereichen betreffen, nicht entgegen. Da die Regelungen in § 15 Abs. 2<br />

BetrVG, § 4 Abs. 1 Satz 2 WahlO Post, § 15 Abs. 5 Nr. 2 Satz 1 WO der Förderung der<br />

Chancengleichheit von Männern und Frauen hinsichtlich des Zugangs zum Betriebsrat<br />

dienen, in dem Frauen bislang typischerweise unterrepräsentiert sind, sind sie nach Art. 2<br />

Abs. 4 der Richtlinie 76/207/EWG zulässig.[….] Die Regelungen in § 15 Abs. 2 BetrVG, § 4<br />

Abs. 1 Satz 2 WahlO Post, § 15 Abs. 5 Nr. 2 Satz 1 WO schränken zwar die Rechte der<br />

Gewerkschaften insoweit ein, als diese zur Vermeidung von Nachteilen gehalten sind, eine<br />

ausreichende Anzahl von Wahlbewerbern des Geschlechts in der Minderheit in die von<br />

ihnen getragenen Vorschlagslisten für Betriebsratswahlen aufzunehmen. Der in § 15 Abs.<br />

5 Nr. 2 Satz 1 WO angeordnete Listensprung kann die Wettbewerbschancen derjenigen<br />

Gewerkschaften beeinträchtigen, die keine ausreichende Anzahl von Kandidaten des<br />

Geschlechts in der Minderheit für ihre Vorschlagslisten gewinnen konnten. Diese<br />

Beschränkung der Koalitionsfreiheit ist jedoch zur Durchsetzung der in § 15 Abs. 2 BetrVG,<br />

§ 4 Abs. 1 Satz 2 WahlO Post vorgegebenen Mindestquote für das Geschlecht in der<br />

Minderheit durch das verfassungsrechtlich angeordnete Gleichberechtigungsgebot des<br />

Art. 3 Abs. 2 GG gerechtfertigt. Die der Vorschrift zugrunde liegende Annahme des<br />

74


Gesetzgebers, dass es den Trägern von Wahlvorschlägen bei nachhaltigem Bemühen im<br />

Allgemeinen gelingen wird, Vertreter des Geschlechts in der Minderheit in erforderlichem<br />

Umfang als Wahlbewerber zu gewinnen, ist von der ihm zustehenden<br />

Einschätzungsprärogative gedeckt“ Rn 47,48,51<br />

Auch hier gibt das BAG zu, dass eine unzulässige Beeinflussung beim Wahlvorschlagsrecht<br />

dahingehend stattfindet, dass die Vorschlagenden angehalten werden sollen, eine<br />

bestimmte Geschlechterverteilung vorzuschlagen, was eine Beeinträchtigung der<br />

Wahlfreiheit darstellt. Ferner gibt es zu, dass auch eine Ungleichbehandlung der<br />

Geschlechter zu verzeichnen ist und dass der Erfolgswert und das Stimmengewicht sich<br />

nach Geschlecht unterscheiden, was nach BVerfGE 6 84 unzulässig ist. Ferner dürfen<br />

geschlechtsspezifische Ungleichbehandlungen nur stattfinden, soweit sie zur Lösung von<br />

Problemen, die ihrer Natur nach nur entweder bei Männern oder bei Frauen auftreten<br />

können, zwingend erforderlich sind 76 . Da sowohl auch Männer als „Minderheitengeschlecht“<br />

ebenso auch andere Gruppen von Normadressaten durch Unterrepräsentanz<br />

von einer möglichen Benachteiligung betroffen sein können, sind die Vorrausetzungen zur<br />

Durchbrechung des Diskriminierungsverbots nach Art. 3 Abs. 3 GG nicht erfüllt. Da es auch<br />

der Wille der Verfassungskommission (siehe 3.4) war, dass mit Art. 3. Abs. 2 Satz 2 GG nicht<br />

das Ziel, in bestimmten Lebensbereichen eine bestimmte Geschlechterverteilung<br />

herbeizuführen, verfolgt werden kann, stellt diese Maßnahme eine Zielstellung dar, die<br />

weder durch Verfassung legitimiert ist, nur hier verfolgt werden darf. Damit ist dieser<br />

Eingriff ins Wahlrecht unzulässig. Ferner steht hier schon die Frage, weshalb beim BPersVG<br />

eine derartige Regelung nicht zu finden und eine solche Ungleichbehandlung zu<br />

rechtfertigen ist. In den Ländern ließe sich das noch mit der auf dem Subsidiaritätsprinzip<br />

beruhende Verfassungsautonomie begründen.<br />

5.6 Fazit<br />

Die Gerichte gehen weder auf dem Gehalt von der Rechtsprechung nach BVerfGE ein, noch haben diese dargelegt, worauf eine geschlechtsspezifische Benachteiligung<br />

beruht, die einen solchen Eingriff legitimiert. Geht man weiter den Tenor der Urteile nach,<br />

fällt auf, dass die Bezeichnung „Minderheitengeschlecht“ lediglich als kompensatorisches<br />

Mittel, als Alibifunktion, eingesetzt wird, damit die Männer, in den Fällen in denen sie in<br />

der Minderheit sind, sich nicht darauf stützen und behaupten können, sie würden<br />

diskriminiert. Das dokumentiert bereits, dass es sich nicht um eine Lösung von<br />

geschlechtsspezifischen Problemen, die in der Natur nach entweder nur bei Männern oder<br />

nur bei Frauen auftreten, handeln kann. Hinzu kommt, dass die Gerichte behaupten, dass<br />

diese Eingriffe das mildeste Mittel darstellen. Wieso z.B. die eine „Mindestquote“ von<br />

jeweils einer Person nicht genügen kann, erklären diese nicht. Ebenso wird mit der<br />

Rechtsprechung des BVerfG aus dem Bereich des Arbeits‐, Sozial‐ und Dienstrechts<br />

argumentiert obwohl das BVerfG mit den hier aufgeführten Entscheidungen klar<br />

anderslautende Rechtsüberzeugungen erkennen lässt. Der Verfassungskommission war<br />

klar, dass es sich beim Gehalt von Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG nur um ein individuelles<br />

Abwehrrecht, wie die anderen Grundrechte auch, handelt und nicht um ein Kollektivrecht.<br />

Ferner war in der Besprechung weder etwas von einer Gewährleistung einer bestimmten<br />

Geschlechterverteilung noch von derartigen Eingriffen im Wahlrecht die Rede. Insoweit<br />

dürfte es höchst fraglich sein, ob diese Regelungen einer verfassungsrechtlichen<br />

Überprüfung durch das BVerfG standhalten würden. Ein Normenkontrollverfahren sollte<br />

wohl mehr als angebracht sein.<br />

76<br />

BVerfG ‐ 2 BvR 1870/07 ‐; BVerfGE 114,357; BVerfGE 85, 191 [207 ff.]; 92, 91 [109]<br />

75


6. Frauenquoten in der Gesetzgebung<br />

6.1 eine <strong>Übersicht</strong><br />

Analog zum Arbeits‐ und Dienstrecht versucht die Politik durch massiv eingreifende<br />

Maßnahmen, den Parteien vorzuschreiben, dass diese in paritätischer Besetzung nach<br />

Maßgabe des „Reißverschlussprinzips“ die Kandidat/‐innen vorzuschlagen haben, um so<br />

gezielt den Frauenanteil in den Parlamenten auf kommunaler und Landesebene zu erhöhen.<br />

Sollten einzelne Parteien diese Auflagen nicht erfüllen, so müssen sie mit Konsequenzen<br />

rechnen.<br />

6.2 Im Landtag von Schleswig‐Holstein<br />

Bereits im Jahre 2007 hat die Landtagsfraktion der Partei Bündnis ‘90/die Grünen eine<br />

Initiative 77 eingeleitet, das Landeswahlgesetz dahin gehend ändern zu lassen, dass Parteien<br />

mit einer 50 %: 50 % Quote antreten müssen. Dabei gab es großen Widerspruch. 78 Hierzu seien<br />

auszugsweise auf folgende Redebeiträge eingegangen. Herr Kubicki erklärt hierzu „Beim<br />

Durchlesen des Gesetzentwurfs der Grünen ist leicht festzustellen, dass dessen Bezeichnung<br />

als Gesetzentwurf für eine Frauenquote nicht zutrifft. Der Gesetzentwurf der Grünen richtet<br />

sich zu gleichen Teilen an beide Geschlechter. Mit der von den Grünen gewollten Änderung<br />

des Landeswahlrechts wird genauso eine Frauen‐ wie Männerquote in das Landeswahlrecht<br />

festgeschrieben. Künftig sollen also jeweils zur Hälfte Männer und Frauen im Landtag<br />

vertreten sein. Übertragen auf den Bundestag hieße dies, dass von den 30 Frauen in der 51‐<br />

köpfigen Grünen‐Fraktion mindestens fünf ihren Platz zugunsten von Männern räumen<br />

müssten.[…] Im Übrigen ist die interessante Frage noch nicht geklärt, ob damit gleichzeitig die<br />

Frauenpartei verboten werden müsste, deren Mitgliedschaft ja an das Geschlecht gebunden<br />

ist und die auch zu Wahlen antritt. Sie hieße unzulässiger Weise nach ihren Statuten<br />

„Frauenpartei“ und nicht „Frauen‐ und Männerpartei“. Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

natürlich sind auch uns die Diskussionen über Geschlechterquoten bekannt. Es hat sie auch<br />

immer wieder bei uns auf Parteitagen gegeben. Komischerweise sind es dann aber immer<br />

wieder Vertreterinnen oder Vertreter der betroffenen Geschlechter, die gegen eine sie<br />

begünstigende Quote ans Rednerpult gehen und ausführen, dass sie einen freien Wettbewerb<br />

wollen und eben in diesem Wettbewerb ‐ wie der Kandidatur zu einer Wahl ‐ bestehen wollen<br />

und nicht durch eine Quote. Meine Kinder, Herr Hentschel, beide Töchter übrigens, beide 27<br />

Jahre alt, halten diese Diskussion für so gestrig, dass sie mich immer wieder fragen, ob wir uns<br />

wirklich damit beschäftigen müssen. Schauen Sie sich einmal die Situation bei den Juristen an.<br />

Mehr als 50 % sind Frauen. Die Quote der Lehrerinnen liegt mittlerweile deutlich über 60 %, in<br />

bestimmten Schulbereichen liegt sie bei 80 % und mehr. Dort spielt die Quotendiskussion eine<br />

komplett untergeordnete Rolle. Ich empfehle wirklich, die Parteitage der FDP zu besuchen.<br />

Bei uns sind es die Frauen, die vehement gegen die Quotierung auftreten, weil sie sagen: Diese<br />

ist eine bestimmte Form der Diskriminierung, die wir uns nicht länger gefallen lassen wollen.<br />

Hierbei gelte die Devise, sie seien ansonsten nicht fähig und müssten mit der Frauenquote<br />

untergebracht werden. Darüber hinaus gibt es einen entscheidenden Unterschied<br />

beispielsweise zu den Bestrebungen im öffentlichen Dienst einer ausgeglichenen Quote der<br />

Geschlechter zu erreichen. Weil auch hier Frauen im Vergleich zu Männern immer noch<br />

unterrepräsentiert sind, sind bei gleicher Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber<br />

Frauen vorzuziehen. Dies setzt aber immer eine gleiche Qualifikation voraus. Ist die<br />

Bewerberin besser qualifiziert als ihr Konkurrent, dann hat sie aus diesem Grund die Position<br />

77<br />

Gesetzentwurf Karl‐Martin Hentschel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11.09.2007 Drucksache 16/1541<br />

78<br />

1. Lesung Plenarprotokoll 16/67 13.09.2007 S 4866‐4876; 2. Lesung Plenarprotokoll 16/77 30.01.2008 S<br />

5589‐5597<br />

76


zu erhalten. Ist es der Mann, so hat er ein Anrecht darauf. So sollte es auch sein. Bei<br />

Aufstellungen zu Wahlen gibt es keinen objektivierbaren Qualitätsmaßstab, wie wir<br />

gelegentlich feststellen können. Es gibt keine Ausbildung oder einen Schein, um objektiv<br />

festzustellen, wer denn die bessere Kandidatin beziehungsweise der bessere Kandidat ist. Hier<br />

ist allein die Wirkung auf die Mitglieder des Wahlgremiums und die Wirkung auf die<br />

Wählerinnen und Wähler entscheidend, die ja ihre Stimme im Zweifel zugunsten dieses oder<br />

jenes Kandidaten oder dieser oder jener Kandidatin abgeben müssen.“<br />

Hier werden deutlich die Unterschiede zwischen Sozial‐, Arbeits‐ und Dienstrecht gegenüber<br />

dem Wahlrecht genannt. Ebenso wird hierauf, auf das erzwungene Übergewicht an Frauen in<br />

der Bundestagsfraktion von Bündnis ‘90/die Grünen hingewiesen.<br />

In einen weiteren Redebeitrag von Frau Spoorendonk heißt es „Die Quotierung per Gesetz ist<br />

eine scheinbar simple Lösung für dieses Problem; ob sie auch eine gute Lösung ist, wage ich<br />

dennoch zu bezweifeln. Hinter diesem Vorschlag verbirgt sich der Gedankengang, dass Frauen<br />

lediglich deshalb nicht in den Parlamenten sitzen, weil ihnen alte Männer im Weg stehen.<br />

Wenn die Quote gesetzlich vorgeschrieben sei, dann löse sich das Problem von selbst. ‐ Wie<br />

gesagt, das ist zu einfach. Denn wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass weniger Frauen<br />

als Männer bereit sind, sich überhaupt innerhalb einer Partei um einen Listenplatz zu<br />

bewerben. Dies mag zum Teil mit der Dominanz der Männer zu erklären sein, es liegt aber<br />

auch daran, dass ein politisches Mandat für viele Frauen keine attraktive Perspektive ist. Vielen<br />

erscheinen die politische Kultur, das Klima in den Parteien, die Sitzungsformen und der<br />

Zeitdruck nicht besonders attraktiv und schon gar nicht mit einem geregelten Familienleben<br />

vereinbar. Politik muss ein attraktiver Arbeitsplatz für Frauen sein, und dies ist eine weitaus<br />

schwierigere Aufgabe, die nicht nur mathematisch gelöst werden kann.“ Auch hier macht Frau<br />

Spoorendonk deutlich, dass noch andere Faktoren für eine Unterrepräsentanz von Frauen eine<br />

Rolle spielen und dass derartige Eingriffe ins Wahlrecht nicht signifikant zur Erhöhung des<br />

Frauenanteils in den Parlamenten beitragen können. Ebenso wird in der Debatte auf die<br />

Problematik der Direktmandate hingewiesen. Doch unter den Gutachtern gab es nur wenige<br />

kritische Stimmen 79 .<br />

6.3 Im Landtag von Baden‐Württemberg<br />

Die grün‐rote Landesregierung versuchte nach Vorbild des französischen Parite‐Gesetzes<br />

ebenfalls durch Eingriffe in das innerparteiliche Wahlrecht eine Erhöhung des<br />

Frauenanteils in den Parlamenten herbeizuführen. Auch hier gab es bereits früher<br />

Initiativen 80 . Nun in der laufenden Legislaturperiode 81 eine erneute Initiative. Während das<br />

Gutachten der Grünen‐Fraktion die Zulässigkeit noch bejaht, wird dies vom<br />

Innenministerium verneint. Auch hier wird die Zulässigkeit auf Rekurs von Art 3 Abs. 2 Satz<br />

2 GG und Art. 21 Abs. 1 Satz 2 GG als äußerst strittig angesehen. Auch das Gutachten des<br />

Innenministeriums weist darauf hin, dass es niemals das Ansinnen der<br />

Verfassungskommission war und sein konnte durch eine Änderung des GG dem Staat<br />

Befugnisse einzuräumen, die ihm Maßnahmen gestatten, die gezielt in allen oder<br />

bestimmten Lebensbereichen eine bestimmte Geschlechterverteilung herbeiführen<br />

sollen. Die Landesregierung führt inzwischen eine „Flexiquote“ ein 82 und verweist auf Art.<br />

3 Abs. 2 Satz 2 GG obwohl dieser das nicht hergibt.<br />

79<br />

Stellungnahme von Prof. Rupert Scholz zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Landeswahlgesetzes,<br />

Drucksache 16/1541<br />

80<br />

Drucksache 14/3272<br />

81<br />

Drucksache 14/1743;15/2351 S. 41 ff;15/1886;15/1626<br />

82<br />

Drucksache 15/3214<br />

77


78<br />

6.4 Im Landtag von Rheinland‐Pfalz<br />

Im Jahre 2011 setzte der Landtag von Rheinland‐Pfalz eine Enquetekommission 16/2 zur<br />

Bürgerbeteiligung ein. Unter dem Thema „Demokratie 2.0“ wurde auch das Thema<br />

„Geschlechtergerechte Demokratie“ in den Kommunalparlamenten behandelt. Dort<br />

wurden einzelne Stellungnahmen 83 . Hier fällt wieder auf, dass die Verfasserinnen<br />

behaupten, dass die Frauen schlechtere Wahlchancen hätten und benachteiligt wären weil<br />

sie in den Parlamenten unterrepräsentiert seien und deshalb Anspruch auf hälftigen Anteil<br />

an Sitzen hätten. Dass möglicherweise andere Gruppen von Normadressaten sich in einer<br />

ähnlichen Situation befinden, wird außer Acht gelassen. Auch hier wird maßgeblich auf<br />

Art. 3 Abs. 2 Satz 2 rekurriert. Es gibt nur wenige kritische Stimmen 84 . Hier wird ein<br />

möglicher unzulässiger Eingriff in die Parteienfreiheit nach Art. 21 Abs. 1 Satz 2 moniert.<br />

6.5 Zusammenfassend<br />

Es ist auch hier wieder auffallend, wie einseitig die Argumentation geführt wird. Zum einen<br />

wird nur auf die soziale Situation der Frauen geachtet, zum andern wird außer Acht gelassen,<br />

dass auch andere Gruppen von Normadressaten genauso von eine permanente<br />

Unterrepräsentanz betroffen sind und es sich nicht um ein geschlechtsspezifisches Phänomen<br />

handeln kann. Ferner wird argumentiert, dass rein soziale und funktionale Unterschiede<br />

dafür verantwortlich seien. Das auch evolutionärspsychlogisch bedingte<br />

geschlechtsspezifische Eigenheiten eine Rolle spielen könnten, wird hier nicht erörtert. Setzt<br />

man sich z.B. mit den Hochschulwahlen auseinander, so fällt auf, dass bei allen Gruppen von<br />

Hochschulangehörigen(Professor/‐innen, wissenschaftliche Mitarbeiter/‐innen , Studiereden<br />

und sonstigen Bediensteten) das Interesse der Männer zur Mitwirkung in den Kollegialorgan<br />

deutlich stärker ist, als bei den Frauen, obwohl die Sitzungen dieser meistens während der<br />

Dienstzeit stattfinden und sich die Lebensverhältnisse speziell bei den Studieren zwischen<br />

Männern und Frauen kaum unterscheiden. Insoweit können soziale und funktionale<br />

Unterschiede(Hausarbeit, Kinderbetreuung) kaum als Erklärungsmodell für das geringere<br />

Interesse herhalten. Ebenfalls sind in den Unterlagen keine Studien zu finden, aus den klar<br />

hervorgeht, was die Frauen in der breiten Masse als Gründe für das geringere Interesse<br />

angeben. Sehr bezeichnend ist auch, dass auch die Frauenrechtsvereinigungen wie der<br />

Deutsche Juristinnenbund, die DGB‐Frauen, der Ärztinnenbund etc. diese Initiativen zwar<br />

begrüßen, machen aber keine Angaben darüber, ob und wenn ja in welchem Maße diese mit<br />

reinen Frauenwahlvorschlägen zu den Kommunalwahl antreten um so einen Beitrag zur<br />

Erhöhung der Frauenanteile in den Parlamenten zu leisten. Sollte dem nicht so sein, so stellt<br />

sich schon die Frage weshalb die Vereinigungen nicht von dieser Möglichkeit Gebrauch<br />

machen.<br />

So scheint eine gewisse kasseler Professorin am Institut für Wirtschaftsrecht mit dem Slogan<br />

„parité“ statt „fraternité“ in ihren schwachsinnigen Stellungnahmen zu werben. Spinnt man<br />

ihre Argumentationskette weiter, so gewinnt man den Eindruck, dass sie am liebsten noch die<br />

Maxime der französischen Revolution in „liberté , égalité, sororité“ umformulieren möchte.<br />

Doch dieser sei hier mit entgegengehalten, dass jetzt die Devise „égalité“ statt „parité et<br />

sororité“ zu Geltung kommt. Dieser Professorin sei darauf hingewiesen, dass im konkreten<br />

Falle mit „égalité“ keineswegs eine numerische Gleichverteilung gemeint ist.<br />

Was es mit der Schutzpflicht des Staates nach Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG anbelangt, so ist dem<br />

durch die Grundsätze der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl, sowie der Egalität der<br />

Wahlberechtigten und dem in BVerfGE 6 84 verbürgten Ausdifferenzierungsverbot Rechnung<br />

getragen. Diese Regelung soll die Gleichheit der Chancen sicherstellen. Durch Vorschriften,<br />

83<br />

Vorlage 16/2‐31; Vorlage 16/2‐39; Vorlage 16/2‐40; Vorlage 16/2‐41; Vorlage 16/2‐46<br />

84<br />

Vorlage 16/2‐32, Prof. Dr. Siegfried Jutzi


den Parteien eine gezielte personelle Zusammensetzung vorzuschreiben müsste der Staat<br />

auch dieser Schutzpflicht durch mittelbare Drittwirkung in privatrechtliche Angelegen der<br />

Parteien nach Art. 21 Abs. 1 Satz 2 GG Rechnung tragen. Eine solche Schutzpflicht kann dann<br />

aber nicht mehr gegeben sein, wenn Maßnahmen starre Quotenregelungen darstellen oder<br />

überwiegend dazu dienen, die Repräsentanz der Frauen zu erhöhen. Hierdurch würde aber<br />

das Verbot zur ungerechtfertigten Ungleichbehandlung nach Art. 3 Abs. 3 GG verletzt. Das<br />

BverfG 85 „Bei Vorschriften, die grundrechtliche Schutzpflichten erfüllen sollen, ist das<br />

maßgebende Grundrecht dann verletzt, wenn ihre Auslegung und Anwendung den vom<br />

Grundrecht vorbezeichneten Schutzzweck grundlegend verfehlt.“. Hier wäre der Schutzzweck<br />

dann verfehlt, wenn die Regelung nur zur Erhöhung der Frauenanteile in den Parlamenten<br />

dienen würde. Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG kann daher nicht als Legitimationsgrund zur<br />

Ausdifferenzierung im Wahlrecht herangezogen werden, da es sich nicht um ein Gruppensondern<br />

um ein individuelles Abwehrrecht handelt.<br />

7. Schlussbemerkungen<br />

Den Wahlorganen steht es zwar nicht zu, über die Gesetzgebung des Staates zu befinden, wohl<br />

aber sollen diese Beispiele das Ausmaß dieser Entwicklung dokumentieren. Weder dem Staat<br />

unter Rekurs auf das Sozialstaatsprinzip nach Art. 20 Abs. 2 GG und dem Gleichberechtigungsgebot<br />

nach Art. 3 Abs. 2 GG, noch den Parteien unter Rekurs auf die Parteifreiheit nach Art. 21 Abs. 2 GG<br />

steht es zu, die Wahlrechtsnormen zu durchbrechen. Eine Entschärfung oder gar ein Ende dieser<br />

Entwicklung ist nicht abzusehen. So sollten hier zumindest gewichtige Gründe genannt wurden<br />

sein, die verfassungsrechtliche Zulässigkeit von Quotenregelungen überprüfen zu lassen. Es<br />

mehren sich zunehmend auch Einwendungen von Frauen. Dies ist zum einen, weil sich diese auf<br />

das Geschlecht reduziert sehen und zum anderen, weil diese beim aktiven Wahlrecht und<br />

Wahlvorschlagsrecht auch betroffen sind. Die Sache ging mehrmals vor einzelne Gerichte. Diese<br />

haben sich nicht damit befasst, weil entweder die Verfahren andere Ziele verfolgten 86 oder<br />

unzulässig 87 waren. Obwohl die Frauen in Parteien privilegiert werden, stagniert deren Anteil<br />

zwischen 30 und 40%. Bei der Partei, die Linke ist dieser sogar noch von 46 auf 37% gesunken. Nur<br />

wenige sind in der Fachliteratur 88 bislang auf die relevanten Urteile 89 eingegangen und haben<br />

meistens diese Praktiken für unzulässig erklärt.<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

Ein quotenfrustriertes Parteimitglied<br />

85<br />

BVerfGE 89 276<br />

86<br />

Saar‐VerfGH, LV 1/95; Sächs VerfGH vom 25.11.2005, LKV 2006 S. 270<br />

87<br />

BVerfG,2 BvC 8/04 vom 26.04.2005; wegen Nichteinhaltung des widersinnigen Unterschriftenquorums<br />

verworfen<br />

88<br />

Schmidt‐Bleibtreu et al;Kersten/Rixen;Nieding, NvwZ 1994,1177,Fn 33;<br />

89<br />

BVerfGE 6,84;51 222;15,165;36,139;BGH NJW 1974,183;BGHZ 106 67<br />

79

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