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Bundeswahlausschuss,<br />
Bundeswahlleiter,<br />
Landeswahlausschüsse,<br />
Landeswahlleiter/‐innen<br />
Offener Brief an die Wahlorgane als Beschwerde gegen die Zulassung von Wahlvorschlägen<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
B., den 20.05.2013<br />
ich möchte mich hiermit gegen die Zulassung einzelner Landeslisten und möglichweise auch<br />
Kreiswahlvorschläge der Parteien Bündnis ‘90/die Grünen, SPD, die Linke und CDU nachfolgende<br />
Beschwerden vortragen und darlegen, dass diese nicht den gesetzlichen Normen nach § 26 und § 28<br />
BWG genügen, da die parteiinternen Regelungen zu den Kandidatenaufstellungen gegen geltendes<br />
Recht verstoßen.<br />
<strong>Übersicht</strong><br />
<strong>Inhalt</strong><br />
<strong>Übersicht</strong> ................................................................................................................................................. 1<br />
Der Sachverhalt ....................................................................................................................................... 2<br />
Anträge .................................................................................................................................................. 10<br />
Zulässigkeit ............................................................................................................................................ 10<br />
Begründung ........................................................................................................................................... 12<br />
1<br />
1. Allgemeines ............................................................................................................................... 12<br />
2. Entscheidungs‐ und Spruchpraxis des Wahlprüfungsausschusses .......................................... 14<br />
3. Über die Rechtsverstöße ........................................................................................................... 17<br />
3.1 Allgemein ........................................................................................................................... 17<br />
3.2 Art. 1 Abs. 3 GG ................................................................................................................. 17<br />
3.3 Art. 2 Abs. 1 Satz 1 GG ....................................................................................................... 18<br />
3.4 Art. 3 GG ........................................................................................................................... 18<br />
3.5 Art. 19 Abs. 1 Satz 1 ........................................................................................................... 28<br />
3.6 Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG .................................................................................................... 28<br />
3.7 Art. 33 GG .......................................................................................................................... 31<br />
3.8 Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG ..................................................................................................... 31<br />
3.8.1 Allgemeines zu den Wahlgrundsätzen .......................................................................... 31<br />
3.8.2 Allgemeinheit ................................................................................................................ 33
3.8.3 Gleichheit ...................................................................................................................... 35<br />
3.8.4 Freiheit .......................................................................................................................... 40<br />
3.8.5 Unmittelbarkeit ............................................................................................................. 41<br />
3.8.6 Geheimhaltung .............................................................................................................. 43<br />
3.8.7 Fazit ............................................................................................................................... 43<br />
3.9 § 21 und § 27 BWG ........................................................................................................... 43<br />
3.10 § 25 i.V.m. § 32 und § 40 BGB ........................................................................................... 45<br />
3.11 § 10 Abs. 2 Satz 1 PartG ..................................................................................................... 45<br />
3.12 § 15 Abs. 2 Satz 1 PartG ..................................................................................................... 46<br />
3.13 § 17 PartG .......................................................................................................................... 46<br />
4. Auswirkungen auf Parlamentswahlen ........................................................................................... 49<br />
4.1 ein Überblick .......................................................................................................................... 49<br />
4.2 Bündnis ‘90/die Grünen ........................................................................................................ 49<br />
4.3 CDU ........................................................................................................................................ 53<br />
4.4 SPD ......................................................................................................................................... 58<br />
4.5 Die Linke(PDS) ....................................................................................................................... 64<br />
4.6 Zusammenfassung ................................................................................................................. 68<br />
5. Frauenquoten in Arbeitnehmer‐ und Personalvertretungen ........................................................ 68<br />
5.1 ein Überblick .......................................................................................................................... 68<br />
5.2 Personalvertretungsgesetz des Landes Hessen(HPVG) ......................................................... 69<br />
5.3 Mitbestimmungsgesetz des Landes Schleswig‐Holstein ....................................................... 71<br />
5.4 Personalvertretungsgesetz des Landes Niedersachsen ........................................................ 73<br />
5.5 Betriebsverfassungsgesetz .................................................................................................... 73<br />
5.6 Fazit ....................................................................................................................................... 75<br />
6. Frauenquoten in der Gesetzgebung .............................................................................................. 76<br />
6.1 eine <strong>Übersicht</strong> ....................................................................................................................... 76<br />
6.2 Im Landtag von Schleswig‐Holstein ....................................................................................... 76<br />
6.3 Im Landtag von Baden‐Württemberg ................................................................................... 77<br />
6.4 Im Landtag von Rheinland‐Pfalz ............................................................................................ 78<br />
6.5 Zusammenfassend ................................................................................................................. 78<br />
7. Schlussbemerkungen ..................................................................................................................... 79<br />
Der Sachverhalt<br />
Zunächst seien hier nachfolgende Regelungen aus den einzelnen Parteien herangezogen:<br />
2
1. Bündnis ‘90/die Grünen<br />
Grundkonsens:<br />
(39) Ein Ziel der Politik von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist es, Gleichberechtigung und paritätische<br />
Beteiligung von Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen zu verwirklichen. Deshalb<br />
sollen zur Erfüllung echter Parität Frauen bevorzugt werden, z.B. durch Mindestquotierung<br />
und besondere Fördermaßnahmen.<br />
(40) Mitwirkungsrechte, die sich auf die besondere Betroffenheit von Frauen beziehen, sind dabei nur<br />
ein Ausgangspunkt für die angestrebte Umgestaltung der Gesellschaft. Deswegen sieht sich BÜNDNIS<br />
90/DIE GRÜNEN verpflichtet, innerorganisatorisch die paritätische Beteiligung von Frauen herzustellen<br />
und ihnen wirksame Mittel zur echten Gleichstellung im Rahmen eines Frauenstatuts in die Hand zu<br />
geben. Herangehensweisen, Fragestellungen und Ansichten von Frauen sind konsequent und<br />
außerordentlich einzubeziehen.<br />
(41) Voraussetzungen dafür sind: Entsprechende Mitwirkungsmöglichkeiten zu schaffen, die es für<br />
Frauen attraktiv machen, sich zu beteiligen. Dazu gehören auch Rahmenbedingungen, die es<br />
Menschen mit Kindern ermöglichen, ihre Verantwortung als Erziehende ebenso wahrzunehmen wie<br />
bei der Gestaltung gesellschaftlicher Prozesse.<br />
(42) Frauenpolitik heißt für uns, alle Politikbereiche aus feministischer Perspektive zu untersuchen,<br />
überall die unterschiedliche Situation von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft zu erkennen<br />
und Veränderungen einzufordern, die über bestehende Gesellschaftsmodelle hinausweisen und<br />
Frauen ein selbstbestimmtes und selbstbewusstes Leben ermöglichen.<br />
Satzung:<br />
§ 11 ORGANE (BUNDESORGANE)<br />
…<br />
(3) Die gleiche Teilhabe von Frauen und Männern in der Politik ist ein politisches Ziel von BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN. Die Quotierung von Ämtern und Mandaten ist eines der Mittel, um dieses Ziel zu erreichen.<br />
Dies und weitere Maßnahmen regelt das Frauenstatut.<br />
(4) Alle Bundesorgane, -kommissionen und Bundesarbeitsgemeinschaften sind zu mindestens 50% mit Frauen<br />
zu besetzen. Ausgenommen von dieser Regelung ist die BAG Schwulenpolitik.<br />
(5) Wahllisten sind grundsätzlich alternierend mit Frauen und Männern zu besetzen, wobei den<br />
Frauen die ungeraden Plätze zur Verfügung stehen (Mindestparität). Frauen können auch auf den<br />
geraden Plätzen kandidieren. Reine Frauenlisten sind möglich. Sollte keine Frau für einen Frauen<br />
zustehenden Platz kandidieren bzw. gewählt werden, entscheidet die Wahlversammlung über das<br />
weitere Verfahren. Die Frauen der Wahlversammlung haben diesbezüglich ein Vetorecht<br />
entsprechend § 4 des Frauenstatuts.<br />
14 FRAUENRAT<br />
(1) Der Frauenrat beschließt über die Richtlinien der Frauenpolitik der Partei zwischen den<br />
Bundesversammlungen. Er koordiniert die Arbeit zwischen den Gremien der Bundespartei, den<br />
Fraktionen und den Landesverbänden. Er entwickelt und plant gemeinsame politische Initiativen. Er<br />
berät den Bundesvorstand und befasst sich mit Angelegenheiten, die die Bundesversammlung an ihn<br />
delegiert. Der Frauenrat kontrolliert die Einhaltung und Umsetzung des Bundesfrauenstatuts.<br />
§ 15 BUNDESVORSTAND<br />
3
(2) Dem Bundesvorstand gehören sechs Mitglieder an:<br />
1. zwei gleichberechtigte Vorsitzende, davon mindestens<br />
eine Frau,<br />
2. der/die politische GeschäftsführerIn,<br />
3. der/die BundesschatzmeisterIn,<br />
4. zwei weitere Mitglieder.<br />
Der Bundesvorstand vertritt die Bundespartei gem. §<br />
26 (2) BGB. Dem Bundesvorstand gehören mindestens<br />
zur Hälfte Frauen an.<br />
§ 24 URABSTIMMUNG<br />
….<br />
(7) Über Spitzenkandidaturen der Bundespartei aus Anlass allgemeiner Wahlen kann die Urwahl<br />
durchgeführt werden. Absätze (2) bis (5) finden entsprechende Anwendung. Es gilt dabei die<br />
Mindestquotierung. Ausnahmen beschließt eine Bundesversammlung mit einfacher Mehrheit.<br />
§ 26 FRAUENSTATUT<br />
Das Frauenstatut ist Bestandteil der Satzung.<br />
Frauenstatut:<br />
§ 1 MINDESTQUOTIERUNG<br />
Wahllisten sind grundsätzlich alternierend mit Frauen und Männern zu besetzen, wobei den Frauen<br />
die ungeraden Plätze zur Verfügung stehen (Mindestparität). Frauen können auch auf den geraden<br />
Plätzen kandidieren. Reine Frauenlisten sind möglich. Sollte keine Frau für einen Frauen zustehenden<br />
Platz kandidieren bzw. gewählt werden, entscheidet die Wahlversammlung über das weitere<br />
Verfahren. Die Frauen der Wahlversammlung haben diesbezüglich ein Vetorecht<br />
entsprechend § 4 des Frauenstatuts.<br />
§ 2 VERSAMMLUNGEN<br />
(1) Präsidien von Bundesversammlungen werden paritätisch besetzt. Die Versammlungsleitung<br />
übernehmen Frauen und Männer abwechselnd. Redelisten werden getrennt geführt, Frauen und<br />
Männer reden abwechselnd. Ist die Redeliste der Frauen erschöpft, ist die Versammlung zu befragen,<br />
ob die Debatte fortgesetzt werden soll.<br />
(2) Diese Regelungen sollen auch für sonstige Veranstaltungen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gelten.<br />
§ 3 Gremien<br />
(1) Alle Gremien von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu beschickende<br />
Gremien sind paritätisch zu besetzen.<br />
§ 4 FRAUENABSTIMMUNG UND VETORECHT<br />
(1) Eine Abstimmung unter Frauen (Frauenvotum) wird auf einer Bundesversammlung auf Antrag von<br />
mindestens 10 stimmberechtigten Frauen vor der regulären Abstimmung durchgeführt. Für ein<br />
Frauenvotum beim Länderrat sowie allen anderen Gremien genügt der Antrag einer<br />
stimmberechtigten Frau für ein Frauenvotum.<br />
4
(2) Die Mehrheit der Frauen einer Bundesversammlung, eines Länderrates und anderer Gremien hat<br />
ein Vetorecht mit aufschiebender Wirkung. Eine von den Frauen abgelehnte Vorlage kann erst auf der<br />
nächsten Bundesversammlung erneut eingebracht bzw. von der Versammlung mehrheitlich an den<br />
Länderrat überwiesen werden. Das Vetorecht kann je Beschlussvorlage nur einmal wahrgenommen<br />
werden. Die Landes‐ und Kreisverbände sind aufgefordert, analoge Regelungen in ihre Satzungen<br />
aufzunehmen.<br />
Urabstimmungsordnung<br />
§ 9 ABSTIMMUNGSVERFAHREN<br />
4) Bei Benennungen von Spitzenkandidaturen nach § 24 Absatz 7 der Satzung kann jede/r<br />
Abstimmungsberechtigte soviel JA‐Stimmen vergeben, wie Positionen zu besetzen sind. Pro KandidatIn<br />
kann nur eine Stimme vergeben werden. Der Wahlzettel kann insgesamt mit NEIN oder ENTHALTUNG<br />
gekennzeichnet werden. Die Zahl der abgegebenen Stimmen für männliche Bewerber darf die Zahl der<br />
für Männer offenstehenden Positionen nicht übersteigen; in diesem Fall ist der Stimmzettel<br />
ungültig.<br />
5) Bei Benennungen von Spitzenkandidaturen nach §24 Absatz 7 der Satzung ist gewählt, wer die<br />
meisten gültigen Stimmen auf sich vereint. Wenn mehrere KandidatInnen zur Wahl stehen, ist<br />
mindestens die Hälfte der Plätze mit Frauen entsprechend der Anzahl der auf sie entfallenen Stimmen<br />
zu besetzen. Bei Stimmengleichheit entscheidet die nächste Bundesversammlung über die Benennung<br />
in dem entsprechenden Fall.<br />
BAG‐Statut<br />
§ 6 BAG‐SprecherInnen<br />
(1) Jede BAG wählt aus ihrer Mitte für die Dauer von maximal zwei Jahren zwei SprecherInnen, die<br />
Mitglied von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und nach § 5 stimmberechtigte Mitglieder sein müssen.<br />
Wiederwahl ist zulässig.<br />
(2) Es gilt die Quotierung gemäß Frauenstatut.<br />
Aus dem Grundsatzprogramm:<br />
S 132:<br />
Aufbruch in eine geschlechtergerechte Gesellschaft<br />
Bündnisgrüne Politik steht für die Gleichberechtigung von Frau und Mann in allen Lebensbereichen.<br />
Der Feminismus, die Frauenbewegung und das persönliche Engagement vieler Frauen sind eine<br />
wesentliche Quelle bündnisgrüner Politik. Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an<br />
unserer politischen Arbeit hat unser politisches Selbstverständnis entscheidend mit geprägt.<br />
Frauenpolitik war und ist für uns ein Querschnittsthema mit dem Ziel, das Lebensumfeld von Frauen<br />
und Männern so zu gestalten, dass es der Vielfalt ihrer Lebenslagen auch entspricht. Frauenpolitik wird<br />
so zu einer gestaltenden Gesellschaftspolitik, die Machtstrukturen im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit<br />
hin analysiert und verändert. Unsere Frauenpolitik findet ihre Fortsetzung in einer neuen<br />
Frauen‐, Männer‐, Geschlechter‐ und Gesellschaftspolitik. Mit der Geschlechtergerechtigkeit setzen<br />
wir auf ein Leitbild von Demokratie, Freiheit und Gleichheit der Menschen, das weit über das heute<br />
verwirklichte Maß hinausgreift.<br />
S. 133<br />
5
Gerechtigkeit im Geschlechterverhältnis. Die Teilhabe an Bildung, Arbeit und Einkommen und<br />
Eigentum, an gesellschaftlicher und politischer Mitgestaltung muss gerecht zwischen den<br />
Geschlechtern geteilt werden. Dabei geht es nicht nur um die gerechte Teilhabe der Frauen an den<br />
gesellschaftlichen Gütern, sondern auch um die gerechte Teilnahme der Männer an den Lasten der<br />
Familienfürsorge. Auch heute sind Hierarchien und Machtunterschiede zwischen den Geschlechtern<br />
längst nicht beseitigt. Die Lebensrealitäten von Mädchen und Frauen – und vielen Männern – sind<br />
weiterhin[von einer Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit bestimmt. Aber solange politische<br />
Macht‐ und Entscheidungspositionen, bezahlte und unbezahlte Arbeit, Einkommen und Zeit nicht<br />
gerecht verteilt sind, ist unsere Gesellschaft nicht geschlechtergerecht. Diese Gerechtigkeitslücke<br />
wollen wir schließen. Verteilungsgerechtigkeit ist eine wichtige Grundlage für geschlechtergerechte<br />
Politik. Beschäftigung in Bereichen, in denen traditionell Männer beschäftigt sind, wird nach wie vor<br />
materiell besser entlohnt. Die „uralte“ Forderung nach gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit ist<br />
immer noch nicht durchgesetzt. Da Appelle hier nicht reichen, ist die Politik gefordert, durch<br />
Begleitmaßnahmen ungerechte patriarchale Strukturen zu durchbrechen.]<br />
S. 134<br />
Demokratie im Geschlechterverhältnis. Eine demokratische Gesellschaft bietet für Frauen und Männer<br />
die gleichberechtigte Chance zur Beteiligung am demokratischen Willensbildungsprozess und in der<br />
Wahrnehmung politischer Ämter. Die Geschlechterfrage ist darum eine zentrale Demo‐ kratiefrage,<br />
weil erst über die nicht nur formale Anerkennung von grundsätzlicher Gleichheit in allen<br />
gesellschaftlichen Bereichen die Anerkennung der Verschiedenheit zur Geltung kommt. Die<br />
Frauenfrage ist über alle anderen sozialen Teilungen hinweg ein elementares Bindeglied für die<br />
Demokratie und Zivilität der Gesellschaft. Eine Gesellschaft erfüllt ihren Anspruch demokratisch zu sein<br />
erst dann, wenn Männern und Frauen gleichberechtigte Gestaltungs‐ und Entscheidungsmacht<br />
zukommt. Voraussetzung hierfür sind Lebensbedingungen, die es den Bürgerinnen und Bürgern<br />
erleichtern, Erwerbsarbeit, Gesellschaftliche und politische Arbeit sinnvoll zu verbinden. Das Recht<br />
jeder und jedes Einzelnen, Demokratie gestalten zu können, schließt den gleichberechtigten Zugang zu<br />
den dafür notwendigen Ressourcen ein. Wir setzen uns für die gleiche Partizipation und Repräsentanz<br />
von Frauen und Männern aus allen gesellschaftlichen Gruppen in allen Gremien ein. Das bedeutet<br />
auch, dass Parteien und politische Institutionen ihre Strukturen geschlechtergerecht verändern<br />
müssen.<br />
S 139 – 140<br />
Gender Mainstreaming erlaubt es, einen Geschlechtervertrag als neuen Gesellschaftsvertrag<br />
durchzubuchstabieren. Deshalb wollen wir die Förderung und Durchsetzung von Gender<br />
Mainstreaming in allen Organisationsebenen. Dies ist eine Gemeinschaftsaufgabe für alle Frauen und<br />
Männer in der Partei.<br />
Schlüsselprojekt: Frauen an die Macht<br />
Frauen stellen mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Frauen wollen die Hälfte der Macht. Männer sind<br />
die andere Hälfte der Bevölkerung. Männer übernehmen die Hälfte der Verantwortung. Auch wenn<br />
durch die Emanzipation der Frauen in den letzten Jahren viel bewegt und verändert wurde und viele<br />
Mädchen und Frauen heute sehr selbstbewusst ihren Platz im Beruf und im öffentlichen Leben erobert<br />
haben, werden Wirtschafts‐ und Arbeitswelt, ebenso wie Politik und Gesellschaft nach wie vor noch<br />
sehr stark von den traditionellen Geschlechterverhältnissen bestimmt: den Männern die herrschenden<br />
Rollen, den Frauen die dienenden Aufgaben. Mit der Einführung der Frauenquote und der<br />
Mindestparität ist unsere Partei einen wichtigen Schritt vorausgegangen. Frauen haben sich bei uns<br />
erfolgreich in allen Ebenen etabliert. Durch unser Vorbild sind Quotierungen heute in kaum einer Partei<br />
6
mehr wegzudenken. Wir wollen Frauen aber nicht nur innerhalb unserer eigenen Parteistrukturen<br />
nach vorn stellen. Wir treten dafür ein, die Hälfte der Führungspositionen in Politik und in<br />
gesellschaftlichen Institutionen, in Hochschulen, Kultur und Wissenschaft, im öffentlichen Dienst und<br />
auch in der freien Wirtschaft weiblich zu besetzen. Die gerechte Teilhabe beider Geschlechter an allen<br />
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufgaben voranzutreiben, ist Ziel bündnisgrüner Politik. Wir<br />
wollen die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass im Alltagsleben Bildung, Berufsarbeit und<br />
Sorgearbeit gleichermaßen zwischen Frauen und Männern aufgeteilt wird. Durch Gesetze, Dialog und<br />
Überzeugungsarbeit wollen wir in Politik und Gesellschaft die Weichen zur Durchsetzung von<br />
Geschlechtergerechtigkeit stellen. Wir unterstützen Mentoring‐Projekte und Frauennetzwerke, die für<br />
Mädchen und Frauen Aufstiegswege eröffnen und erleichtern.<br />
SPD<br />
§ 11 Funktions- und Mandatsträger, Quotierung<br />
(1) Funktionsträgerin oder Funktionsträger im Sinne dieses Statuts ist, wer von der zuständigen<br />
Parteikörperschaft für eine bestimmte Funktion der Partei, ihrer Arbeitsgemeinschaften und<br />
Projektgruppen gewählt oder für ein Mandat oder öffentliches Wahlamt nominiert worden ist.<br />
Mandatsträgerin oder Mandatsträger im Sinne dieses Statuts ist, wer als Parteimitglied ein Mandat oder<br />
öffentliches Wahlamt inne hat.<br />
(2) In den Funktionen und Mandaten der Partei müssen nach Maßgabe dieses Statuts und der<br />
Wahlordnung Frauen und Männer mindestens zu je 40 % vertreten sein. Die Pflicht richtet sich an das<br />
wählende oder entsendende Gremium. Die Quotierung bezieht sich insbesondere auf<br />
Mehrpersonengremien wie Vorstände, geschäftsführende Vorstände, von Vorständen eingesetzte<br />
Gremien und Delegationen.<br />
tut<br />
(3) Ein Funktionsträger oder eine Funktionsträgerin verliert<br />
seine bzw. ihre Funktion durch<br />
a) turnusmäßige Neuwahl, Erlöschen der Funktion oder Ablauf der satzungsmäßigen Amtszeit,<br />
b) Niederlegung,<br />
c) Aberkennung der Fähigkeit, eine Funktion zu bekleiden,<br />
d) Abberufung aus wichtigem Grund (§ 9 der Wahlordnung),<br />
e) Verlust der Mitgliedschaft (§ 4),<br />
f) durch Annahme einer anderen mit seiner bisherigen Funktion<br />
satzungsmäßig unverträglichen Funktion,<br />
g) Verlust der Mitgliedschaft in einem Parteiorgan, von dem die Funktion abhängig ist.<br />
(4) Gehören einem Vorstand nicht mindestens drei gewählte Mitglieder an, so hat der Vorstand der<br />
nächst höheren Gliederung unverzüglich Neuwahlen anzukündigen. Er muss die Rechte des<br />
handlungsunfähigen Vorstandes wahrnehmen oder Dritte mit der Wahrnehmung dieser Rechte<br />
kommissarisch beauftragen. Kommt es nicht in angemessener Zeit, spätestens aber binnen drei<br />
Monaten, zur Wahl eines handlungsfähigen Vorstandes, kann der Vorstand der nächsthöheren<br />
Gliederung eine Neuabgrenzung nach § 8 Abs. 2 vornehmen. Geschieht dies nicht in angemessener<br />
Zeit, so obliegt diese Pflicht wiederum der nächsthöheren Gliederung. Wurde der Vorstand nicht in<br />
jedem zweiten Kalenderjahr gewählt, so ist der Vorstand der nächsthöheren Gliederung berechtigt,<br />
unverzüglich Neuwahlen anzukündigen.<br />
(5) Als Vertreter oder Vertreterin der Partei gilt nur, wer durch die Parteiorganisation dazu beauftragt wurde.<br />
Aus der Wahlordnung<br />
7
§4 Verfahren bei Kandidatenaufstellungen<br />
(1) Für die Aufstellung der Kandidaten und Kandidatinnen zu Bundestags‐, Landtags‐ und<br />
Kommunalwahlen gelten die Bestimmungen der Wahlgesetze und des Organisationsstatuts. Um zu<br />
erreichen, dass Männer und Frauen zu mindestens je 40 % in den Parlamenten und kommunalen<br />
Vertretungskörperschaften vertreten sind, werden auf allen Organisationsebenen satzungsmäßige<br />
Vorkehrungen getroffen; sind keine Vorkehrungen getroffen, gilt Abs. 2 entsprechend. Innerparteiliche<br />
Nominierungsverfahren von Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahlen zu kommunalen<br />
Vertretungskörperschaften und Parlamenten sollen drei Monate vorher parteiöffentlich bekannt<br />
gegeben werden.<br />
(2) Für die Wahl zum Deutschen Bundestag wird die angemessene Vertretung von Frauen und<br />
Männern durch die Aufstellung der Landeslisten gesichert. Die Aufstellung der Landeslisten erfolgt<br />
alternierend; eine Frau, ein Mann, beginnend mit dem Spitzenkandidaten oder der Spitzenkandidatin.<br />
(3)Die Aufstellung der gemeinsamen Liste aller Bundesländer (Bundesliste) zur Europawahl oder die<br />
Aufstellung von Landeslisten zur Europawahl erfolgt alternierend; eine Frau, ein Mann, beginnend mit<br />
dem Spitzenkandidaten oder der Spitzenkandidatin.<br />
.Die Linke:<br />
Aus der Satzung<br />
§ 10 Geschlechterdemokratie<br />
(1) Die politische Willensbildung der Frauen in der Partei ist aktiv zu fördern. Es ist Ziel der<br />
Partei, dass Frauen weder diskriminiert noch in ihrer politischen Arbeit behindert werden.<br />
Frauen haben das Recht, innerhalb der Partei eigene Strukturen aufzubauen und Frauenplenen<br />
einzuberufen.<br />
(2) In allen Versammlungen und Gremien der Partei sprechen, unter der Voraussetzung<br />
entsprechender Wortmeldungen, Frauen und Männer abwechselnd. Redelisten werden<br />
getrennt geführt.<br />
(3) In allen Versammlungen und Gremien der Partei wird auf Antrag von mindestens einem<br />
Viertel der stimmberechtigten Frauen ein die Versammlung unterbrechendes Frauenplenum<br />
durchgeführt. Über einen in diesem Frauenplenum abgelehnten Beschluss oder<br />
Beschlussvorschlag kann erst nach erneuter Beratung der gesamten Versammlung bzw. des<br />
gesamten Gremiums abschließend entschieden werden.<br />
(4) Bei Wahlen von Vorständen, Kommissionen, Arbeitsgremien und Delegierten sind<br />
grundsätzlich mindestens zur Hälfte Frauen zu wählen. Ist dies nicht möglich, bleiben die den<br />
Frauen vorbehaltenen Mandate unbesetzt, eine Nachwahl ist jederzeit möglich. Kreis- und<br />
Ortsverbände, deren Frauenanteil bei weniger als einem Viertel liegt, können im Einzelfall<br />
Ausnahmen beschließen.<br />
(5) Bei der Aufstellung von Wahlbewerberinnen und Wahlbewerbern für Parlamente und<br />
kommunale Vertretungskörperschaften ist auf einen mindestens hälftigen Frauenanteil in der<br />
Fraktion bzw. in der Abgeordnetengruppe hinzuwirken. Bei Wahlvorschlaglisten sind einer<br />
der beiden ersten Listenplätze und im Folgenden die ungeraden Listenplätze Frauen<br />
vorbehalten, soweit Bewerberinnen zur Verfügung stehen. Hiervon unberührt bleibt die<br />
8
Möglichkeit der Versammlung, einzelne Bewerberinnen abzulehnen. Reine Frauenlisten sind<br />
möglich.<br />
Die CDU:<br />
C. Gleichstellung von Frauen und Männern<br />
§ 15 (Gleichstellung von Frauen und Männern)<br />
(1) Der Bundesvorstand und die Vorstände der Landes‐, Bezirks‐, Kreis‐, Stadt‐/Gemeinde bzw.<br />
Stadtbezirksverbände und der Ortsverbände der Partei sowie die Vorstände der entsprechenden<br />
Organisationsstufen aller Bundesvereinigungen und Sonderorganisationen der CDU sind verpflichtet,<br />
die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern in der CDU in ihrem jeweiligen<br />
Verantwortungsbereich durchzusetzen.<br />
(2) Frauen sollen an Parteiämtern in der CDU und an öffentlichen Mandaten mindestens zu einem<br />
Drittel beteiligt sein.<br />
(3) Förmliche Kandidatenvorschläge bei Wahlen für Parteiämter haben den Grundsatz nach Absatz 2<br />
zu beachten. Wahlgremien können Kandidatenvorschläge zurückweisen, die Frauen nur unzureichend<br />
berücksichtigen. Wird bei Gruppenwahlen zu Parteiämtern von der Kreisverbandsebene an aufwärts<br />
in einem ersten Wahlgang das Frauenquorum von einem Drittel nicht erreicht, ist dieser Wahlgang<br />
ungültig. Es ist ein zweiter Wahlgang vorzunehmen, zu dem weitere Vorschläge gemacht werden<br />
können. Dessen Ergebnis ist unabhängig von dem dann erreichten Frauenanteil gültig.<br />
(4) Bei Direktkandidaturen für Kommunal‐ und Landtagswahlen, für die Wahlen zum Deutschen<br />
Bundestag und zum Europäischen Parlament ist durch den Vorstand der entscheidungsberechtigten<br />
Organisationseinheit auf eine ausreichende Beteiligung von Frauen hinzuwirken. Gleiches gilt für die<br />
Vorstände mitentscheidungsberechtigter Organisationseinheiten.<br />
(5) Bei der Aufstellung von Listen für Kommunal‐ und Landtagswahlen, für die Wahlen zum Deutschen<br />
Bundestag und zum Europäischen Parlament soll das vorschlagsberechtigte Gremium unter drei<br />
aufeinander folgenden Listenplätzen jeweils mindestens eine Frau vorschlagen.<br />
Wahlkreiskandidatinnen sollen dabei vorrangig berücksichtigt werden. Das Recht der über die<br />
Listenvorschläge entscheidenden Gremien, für jeden Listenplatz Frauen oder Männer als Gegen‐ und<br />
Ergänzungsvorschläge zu benennen, bleibt unberührt. Sollte es dem vorschlagsberechtigten Gremium<br />
nicht gelungen sein, ausreichend Frauen auf dem Listenvorschlag zu berücksichtigen, so ist dies vor<br />
der entscheidungsberechtigten Versammlung darzulegen und zu begründen.<br />
(6) Der Generalsekretär erstattet dem Parteitag regelmäßig Bericht über die Gleichstellung von Frauen<br />
und Männern in der CDU.<br />
In den einzelnen Gebietsverbänden der Parteien sind ähnlich gelagerte Regelungen ausgestaltet<br />
worden.<br />
Bezüglich dieser Regelungen werden schwere Verstöße gegen<br />
9<br />
1. Art 3 GG,<br />
2. Art. 19 Abs. 1 Satz 1 GG,<br />
3. Art 21 Abs. Satz 3 GG,<br />
4. Art 33 Abs. 1 und 2 GG,<br />
5. Art. 38 Abs. Satz 1 GG,
10<br />
6. § 27 und § 21 BWG,<br />
7. § 10 Abs. 2 Satz 1 PartG,<br />
8. § 25 i.V.m. § 32, § 35 und § 40 BGB,<br />
9. § 15 Abs. 2 PartG und<br />
10. § 17 PartG<br />
geltend gemacht.<br />
Somit verstoßen sie gegen die Wahlrechtsnormen und demokratischen Grundsätze.<br />
Anträge<br />
Es wird hiermit beantragt, eine Überprüfung der satzungsmäßigen Bestimmungen nach denen die<br />
Wahlen in den Fällen des § 21 und § 27 BWG der hier genannten Parteien vorgenommen werden, auf<br />
Einhaltung der Anforderungen nach § 26 und § 28 BWG zu überprüfen, ob die Parteien bei den Wahlen<br />
zur Aufstellung von Wahlbewerbern für kommende Bundestagswahl die Wahlrechtsnormen<br />
eingehalten haben.<br />
Zulässigkeit<br />
Die hier gemachte Beschwerde ist zwar kein Rechtsmittel im Sinne des § 49 BWG, aber die Wahlorgane<br />
sind verpflichtet möglichen Vorwürfen von Wahlrechtsverstößen nachzugehen, wenn konkrete<br />
Eingaben von außen gemacht werden 1 .<br />
Hier wird auf ein Urteil des HbgVerfG 2 verwiesen:<br />
„Liegen ‐ wie hier ‐ im Wahlzulassungsverfahren Anhaltspunkte dafür vor, dass eine Partei in<br />
eklatanter und evidenter Weise bei der Kandidatenaufstellung das Gebot innerparteilicher Demokratie<br />
verletzt hat, so ist diesen Anhaltspunkten im staatlichen Zulassungsverfahren nachzugehen und<br />
zumindest eine gründliche rechtliche Prüfung der Satzung und der Protokolle über die Wahlvorgänge<br />
geboten. Das Gericht teilt die Auffassung von Wolfrum, der auf die Bedeutung der staatlichen<br />
Wahlzulassung zutreffend hinweist ("Die Bewertung innerparteilicher Vorgänge bei der Zulassung von<br />
Parteiwahlvorschlägen zu Landtags‐ und Bundestagswahlen”, ZParl 1975, 323 (334, 335)).“<br />
Auch hier der Hinweis auf dem zweiten Leitsatz „Schwere Wahlrechtsverstöße können auch auf<br />
Satzungsrecht einer Partei oder der tatsächlichen Durchführung des Wahlbewerberauswahlverfahrens<br />
beruhen.“.<br />
Auch wird hier die Rechtsprechung des BVerfG 3 herangezogen:<br />
„Halten die Parteien die ihnen vom Bundeswahlgesetz abverlangten Mindestregeln einer<br />
demokratischen Kandidatenaufstellung nicht ein, so entspricht der so zustande gekommene<br />
Wahlvorschlag nicht den Anforderungen des § 21 Abs. 1 BWahlG und muss durch den Kreis‐ oder<br />
Landeswahlausschuss gemäß §§ 26, 28 BWahlG zurückgewiesen werden. Ohne Belang hierfür ist, ob<br />
der Verstoß dem Zulassungsorgan bekannt war oder nach zumutbarer Ermittlung hätte bekannt sein<br />
können. Auf die Frage, welchen Prüfungspflichten das Wahlorgan in diesem Zusammenhang zu<br />
genügen hat, kommt es insoweit nicht an. Allein der Verstoß gegen die Wahl BVerfGE 89, 243<br />
(253)BVerfGE 89, 243 (254)rechtlichen Mindestregeln für die Kandidatenaufstellung macht die<br />
Zulassungsentscheidung fehlerhaft. Desungeachtet sind die Wahlorgane verpflichtet, im Maße des<br />
ihnen praktisch Möglichen Feststellungen darüber zu treffen, ob die eingereichten Wahlvorschläge den<br />
1<br />
Schreiber 2009, § 26, Rn 19, mit Nachweisen<br />
2<br />
HbgVerfG vom 2.6.1991; NVwZ 1993, 1083<br />
3<br />
BVerfGE 89 243, Rn 43‐44
Anforderungen des Wahlrechts genügen, um so Gefahren für den Bestand der Wahl rechtzeitig zu<br />
begegnen.<br />
c) Gleichwohl kann nicht davon ausgegangen werden, dass Verstöße der Parteien gegen sie bindende<br />
wahlrechtliche Vorschriften bei der Kandidatenaufstellung durch die Kontrolle der Wahlausschüsse<br />
regelmäßig aufgedeckt werden und dass ihre Auswirkung auf die Wahl damit stets verhindert werden<br />
kann. Dem steht schon entgegen, dass die Zulassungsentscheidungen der Wahlausschüsse innerhalb<br />
kurzer Zeit (vgl. §§ 19, 26 Abs. 1, 28 Abs. 1 BWahlG) zu treffen sind; dies lässt es nicht zu, das die<br />
Ausschüsse allen nur denkbaren wahlrechtlich relevanten Verstößen von sich aus ohne konkreten<br />
Anhalt nachgehen. Das Bundeswahlgesetz und die Bundeswahlordnung (BWO) stellen die begrenzten<br />
Prüfungsmöglichkeiten der Wahlausschüsse in Rechnung, indem sie vorsehen, dass die Einhaltung<br />
bestimmter wahlrechtlicher Vorschriften durch die Parteien urkundlich zu belegen oder eidesstattlich<br />
zu versichern ist (vgl. §§ 21 Abs. 6, 27 Abs. 5 BWahlG, 34 Abs. 5 Nr. 3, 39 Abs. 4 Nr. 3 BWO). Für den<br />
Gesetzgeber liegt es nahe, zu prüfen, ob er diese Nachweispflichten erweitert, indem er etwa<br />
eidesstattliche Versicherungen auch zur Einhaltung anderer bestimmt bezeichneter elementarer<br />
Verfahrensgrundsätze für einen demokratischen Wahlvorgang vorschreibt. Damit könnte der<br />
aufgezeigten, nicht auszuschließenden Gefahr vorgebeugt werden, das Parteien auf die Gültigkeit<br />
einer Wahl Einfluss nehmen.“<br />
Auf die weiteren Ausführungen von Schreiber 4 wird sich hiermit gestützt. Das Gleiche gilt auch für die<br />
Wahl von Delegierten 5 . Satzungsmäßige Regelungen, die gegen geltende Gesetze verstoßen, sowie<br />
deren darauf erfolgten Wahlen und Abstimmungen sind nichtig 6 . Selbiges gilt für Wahlen, die gegen<br />
die Chancengleichheit verstoßen 7 .Da den Wahlorganen noch ausreichen Zeit bis zum Ablauf der<br />
Abgabefrist der Wahlvorschläge nach § 19 BWG noch genügend Zeit für eine umfassen Prüfung<br />
verbleiben sollte, dürfte eine umfassende Prüfung der hier erhobenen Vorwürfe möglich sein. Eine<br />
Prüfung dieser Praktiken ist dringend geboten. Denn eine unrechtmäßige Zulassung einzelner<br />
Wahlvorschläge zur Wahl können zur Folge haben, dass Personen möglicherweise eine ganze<br />
Wahlperiode zu Unrecht ihr Mandat wahrnehmen während andere, die unter strikter Einhaltung der<br />
Wahlrechtsnormen gewählt worden wären von der Ausübung ihres Mandats abgehalten werden. Ein<br />
derartiger Zustand kann in einer Demokratie nicht hingenommen werden. Deshalb ist eine umfassende<br />
rechtliche Auseinandersetzung dieser Praktiken durch die Wahlorgane unumgänglich. Die Wahlorgane<br />
sind verpflichtet eine Überprüfung satzungsmäßiger Regelungen vorzunehmen.<br />
Sollten einzelne Wahlvorschläge zu Unrecht zugelassen werden, weil sie die Anforderungen von § 26<br />
und § 28 BWG nicht erfüllen, so wär dies mit dem Gerechtigkeitsgedanken und dem demokratischen<br />
Grundverständnis nicht zu vereinbaren.<br />
In welchem Rahmen diese Verstöße auch bei den kommenden Wahlen in Bayern und Hessen zu prüfen<br />
sind, muss den Wahlorganen überlassen werden.<br />
4<br />
Schreiber 2009, § 26, Rn 20‐21;Ebenso § 25, Rn 3<br />
5<br />
Ebenda, Rn 16;BVerfGE 89,243<br />
6<br />
BGB Kommentar – Prütting/Wegen/Weinreich,§ 25,Rn 3; Ebenda § 32, Rn 13;BGHZ 47,172; München NZG 08,<br />
351; BGH, 09.11.1972, II ZR 63/71;<br />
7<br />
LG Saarbrücken, Urteil v. 17.07.2007, Az. 16 O 106/07<br />
11
Begründung<br />
1. Allgemeines<br />
Frauenquote allgemein<br />
In den Parteien wurden, beginnend mit den Grünen Frauenquoten eingeführt und damit<br />
massiv in die parteiinterne Demokratie eingegriffen, um so den Anteil von Frauen in den<br />
Parlamenten zu erhöhen. So haben Parteien gezielt ins Wahlrecht, Stimmrecht und die<br />
Gleichwertigkeit der Parteimitglieder eingegriffen.<br />
Dies kann in entsprechender Literatur nachgelesen werden.<br />
Zwar sind politische Parteien in ihrer Willensbildung frei. Ebenso bestehen diese aus<br />
Aktivbürgern, die sich für eine gemeinsame politische Willensbildung zusammengeschlossen<br />
haben. Diese politische Willensbildung darf aber nicht dadurch realisiert werden, in dem in<br />
die parteiinterne Demokratie eingegriffen wird. So darf eine politische Zielstellung, nicht dazu<br />
führen, dass durch deren Verwirklichung gezielt einen Eingriff die Demokratie erfolgt. So<br />
verstoßen meiner Überzeugung derartige Eingriffe in die Demokratie. So kann es nicht dem<br />
Gehalt einer politischen Willensbildung sein, in dem man sich für die Interessen bestimmter<br />
Bevölkerungsgruppen dadurch einsetzt, in dem sie parteiintern privilegiert werden.<br />
So kann es nicht sein dass diesen bestimmte Mindestkontingente an Ämtern und Mandaten<br />
vorhält, einseitige Abstimmungen und Frauenvetos bei Wahlen und Abstimmungen regelt<br />
oder für diese gesonderte Organe (Bundesfrauenrat, Arbeitsgemeinschaft<br />
sozialdemokratischer Frauen, Frauenunion…) eingeführt werden, die diese Regelungen<br />
„überwachen“.<br />
In BVERFGE wird die Staatsfreiheit von Parteien nach Art. 21 Abs. 1 Satz 2 GG<br />
klargestellt. Somit können diese in keinster Weise Aufgaben wahrnehmen, die an den Staat<br />
gerichtet sind und eigenmächtig Eingriffe in die Grundrechte der Parteimitglieder vornehmen.<br />
Durch diese Eingriffe werden in den Parteien Frauen privilegiert. Dies erfolgt z.B. durch<br />
1. Einseitiger Abbruch von Debatten wenn Frauen sich nicht in numerisch<br />
gleicher Weise an diesen beteiligen, während bei Themen, bei sich Männer<br />
weniger stark interessieren die Debatte bis zum Ende fortgesetzt wird,<br />
2. Einseitige Frauenvetos bei Wahlen und Abstimmen,<br />
3. Kontrolle besonderer „Frauenorgane“ (Bundesfrauenrat,<br />
Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, Frauenunion…) zur<br />
Einhaltung dieser Regelungen,<br />
4. Reservierung von „Mindestkontingenten“ an Ämtern und Mandate.<br />
Sowohl aus einschlägiger Literatur als auch in der Presse ist zu entnehmen, dass es bei weitem<br />
nicht mehr um die „Beseitigung von Nachteilen, die typischer Weise Frauen treffen“ geht.<br />
Die SPD, CDU, Linke und Bündnis ‘90/die Grünen sind heterogene Parteien. Viele Mitglieder<br />
sind nicht wegen dieser Gleichstellungpolitik tätig. Dennoch haben sich alle dieser<br />
unterzuordnen. Erst kommt die Gleichstellungspolitik, dann kommt Demokratie und Gleiche<br />
Teilhabe und Bürgerrecht, Wirtschaft und Finanzen, Umwelt‐Natur und Klimaschutz, Arbeit<br />
und Soziales, Kulturpolitik, Medien und Netzpolitik, etc .<br />
12
Angesichts des Umstandes, mit welch fanatischer Besessenheit an diesen Praktiken festgehalten<br />
wird, scheinen viele Parteimitglieder, speziell die Männer, mit ihren Paripari‐Frauenförderwahn<br />
einen jämmerlichen Dachschaden zu haben. Dieser Durchsetzungswille nimmt langsam<br />
krankhafte Züge an. Die Denkweise, mit der operiert wird, erinnert sehr an einem gut situierten<br />
Mann, der Versucht eine Frau „rumzukriegen“, in dem er ihr unter massiven Ressourceneinsatz<br />
viele Annehmlichkeiten anbietet. Und viele Karriereweibchen pochen Nachvollziehbarerweise<br />
auf ihre Privilegien. Es wird Zeit, dass dieser Quotenfanatismus, männer‐ und<br />
demokratiefeindliche Paripari‐Frauenförderwahn und elendige Männerdressur einer gezielten<br />
Kontrolle staatlicher Gerichte unterzogen wird. Wenn viele Männer dermaßen masochistisch<br />
veranlagt sind, dann mögen diese doch bitte ins Sado‐Maso‐Studio rennen und sich dort von<br />
Dominas dressieren lassen, aber es bitte schön unterlassen, den übrigen Männern auf<br />
zudiktieren, dass diese speziellen Neigungen zu teilen haben. Es soll Männer geben, die auf<br />
diesem Gebiet etwas anderen Vorlieben nachgehen. Ferner muss der Eindruck entstehen, dass<br />
viele einen Amazonenstaat errichten und eine matriachische Gesellschaft etablieren zu wollen.<br />
Und wenn das mit zulässigen Mitteln wegen mangelnder Mitwirkung durch die Frauen nicht<br />
funktioniert, wird mit Brachialgewalt nachgeholfen.<br />
Ich für meinen Teil lasse mir nicht mehr eintrichtern, dass dieser Schwachsinn ein notwendiges<br />
unumgängliches Übel sein soll, da die Gleichberechtigung noch nicht hergestellt sei, nur weil die<br />
numerische Gleichverteilung nicht stimmt und sich permanent herausstellt, dass der<br />
Beteiligungswille der Frauen an demokratischen Entscheidungsprozessen speziell beim passiven<br />
Wahlrecht bei weitem nicht so ausgeprägt ist, wie bei den Männern. Immer wieder wird einem<br />
vorgehalten, dass man „Männernetzwerke“ in der Politik durchbrechen müsse, damit Frauen<br />
eine Chance hätten in die Parlamente einzuziehen. Auf anderen Gebieten des Lebens scheinen<br />
Frauen bestens „Netzwerke“ bilden zu können und es zeigt sich, dass durch höhere soziale<br />
Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit gewisse Vorzüge haben. Weshalb eine „Vernetzung“<br />
ausgerecht in Wirtschaft und Politik nicht funktionieren soll ist mir schleierhaft. Außerdem<br />
scheinen viele nicht einsehen zu wollen, dass für eine Unterrepräsentanz noch andere Faktoren<br />
und Erklärungsmodelle eine Rolle spielen könnten.<br />
Zumindest sind Sie, werte Mitglieder der Wahlorgane gehalten, diese Praktiken einer<br />
umfänglichen Prüfung auf rechtliche Zulässigkeit vorzunehmen.<br />
Soweit es um Wahlen von Delegierten geht, so dürften auch diese wegen dieser Praktiken<br />
nichtig sein. Da wahrscheinlich auch zu Wahlversammlungen zur Wahl von Direktkandidaten<br />
Delegierte zu wählen sind, könnte auch deren Wahl nicht sein, wenn ein bei einer Vielzahl dieser,<br />
in Extremfall bei allen, deren Wahl wegen Gesetzesverstößen nichtig ist. Ebenso hat der LV<br />
Bayern der Partei SPD bei Direktbewerbungen eine Quotenregelung in dessen Satzung<br />
verankert. Hierzu wäre u.U. eine Einzelfallprüfung erforderlich.<br />
Im Urteil BVERFGE 103, 89 heißt es:<br />
„Im Privatrechtsverkehr entfalten die Grundrechte ihre Wirkkraft als verfassungsrechtliche<br />
Wertentscheidungen durch das Medium der Vorschriften, die das jeweilige Rechtsgebiet<br />
unmittelbar beherrschen, damit vor allem auch durch die zivilrechtlichen Generalklauseln (vgl.<br />
BVerfGE 7, 198 [205 f.]; 42, 143 [148]). Der Staat hat auch insoweit die Grundrechte des<br />
Einzelnen zu schützen und vor Verletzung durch andere zu bewahren (vgl. BVerfGE 46, 160;<br />
49, 89; 53, 30; 56, 54; 88, 203).“ Rn 29<br />
Daraus lässt sich klar ableiten, dass auch Parteien, die Grundrechte der Mitglieder, vor das der<br />
Gleichbehandlung zu achten haben.<br />
13
Wie noch im nachfolgenden zu zeigen ist, kann die politische Zielstellung „Gleichberechtigung<br />
und paritätische Beteiligung von Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen zu<br />
verwirklichen“ schon vom Grundansatz her nicht verwirklicht werden. Ebenso dokumentieren<br />
diese Regelungen, wie einseitig die Programmatik der Parteien, insbesondere Bündnis ‘90/die<br />
Grünen, auf die Frauen ausgelegt ist und die Männer nahezu unberücksichtigt bleiben. Zwar<br />
ist es mit dem Grundgesetz und der politischen Willensbildung vereinbar, sich nur mit den<br />
Belangen bestimmter Personengruppen, hier Frauen, zu befassen, zur Verwirklichung<br />
derartiger politischer Zielstellung ist aber ein derart massiver Eingriff ins Wahlrecht und die<br />
parteiinterne Demokratie dagegen nicht zulässig. Hinzukommt, dass die Partei bislang keine<br />
Anstalten gemacht hat, „Frauenförderung“ für den sogenannten „gläsernen Keller“ zu<br />
betreiben. So gibt es bislang keine Quotenregelungen für die Bundeswehr, die Feuerwehr, den<br />
Kampfmittelräumdienst, den Sprengberechtigten, Polizeidienst, dem Sondereinsatzkommando<br />
etc. pp. Ebenso treffen 93 % aller tödlichen Arbeitsunfälle Männer, weil<br />
hauptsächlich Männer diejenigen sind, die Tätigkeiten ausüben, die mit hohen Risiken für das<br />
Leben und der körperlichen Unversehrtheit verbunden sind. Ebenso sind unter den<br />
Bundeswehrangehörigen, die bei Auslandseinsätzen umgekommen sind, fast alles Männer.<br />
Eine Debatte um eine Frauenförderung, damit die Frauen nicht nur die gläserne Decke<br />
durchstoßen, sondern auch noch in den gläsernen Keller eindringen können, findet nicht statt.<br />
Selbiges gilt auch für die Rechte der Männer im Allgemeinen und im Speziellen für die Väter<br />
und die Jungen im Bildungssystem. Jetzt kann sich mal die Politik mit faktischen Nachteilen,<br />
die typischer Weise Männer treffen, befassen.<br />
Soweit ich es bezeugen kann, ging bei den parteiinternen Debatten u.a. zur Satzungsänderung<br />
auch um die Außendarstellung. Anhand der Statistiken, lässt darlegen, dass speziell bei<br />
Bündnis ‘90/die Grünen, die Außendarstellung dieser Praktiken eine große Rolle spielt, da der<br />
Zuspruch unter den weiblichen Wahlberechtigten mit am größten ist. Tatsächlich ist bei<br />
Bündnis ‘90/die Grünen der Zuspruch unter den Frauen deutlich höher, als bei den Männern.<br />
Somit kann dargelegt werden dass es bei dieser Regelung, die eine bestimmte<br />
Zusammensetzung der Landesliste herbeiführen soll, auch um den Zuspruch gegenüber einer<br />
bestimmten Gruppe von Wahlberechtigten geht. Eingriffe in die Wahlrechtsnormen aus<br />
derartigen Motiven sind aber unzulässig. Es muss sich der Wille der Wahlberechtigten in einer<br />
direkten Wahlentscheidung niederschlagen und nicht in dem ihnen durch satzungsmäßige<br />
Vorgaben vorgeschrieben wird, wie sie ihren Willen wiederzugeben haben.<br />
2. Entscheidungs‐ und Spruchpraxis des Wahlprüfungsausschusses<br />
Zunächst sei auf die Entscheidungs‐ und Spruchpraxis des Wahlprüfungsausschusses (Drucksache<br />
13/3927, Anlagen 15 und 21; 14/1560, Anlage 82; 15/2400, Anlage 14; 15/4750, Anlage 19;<br />
16/3600, Anlage 6) eingegangen.<br />
a) Der WPA behauptet:<br />
„Der Gesetzgeber schreibt keine geschlechtsbezogenen Quoten für Listenbewerber bei<br />
öffentlichen Wahlen vor und hat die Regelungskompetenz für diese Materie ausdrücklich dem<br />
autonomen Parteisatzungsgeber überlassen.“<br />
Diese Logik des WPA ist äußerst bemerkenswert. Der Gesetzgeber hat möglicherweise deshalb<br />
keine Quotenregelung vorgesehen, weil dies möglicherweise gegen die Wahlgrundsätze<br />
verstoßen oder in unzulässiger Weise in die Parteienfreiheit eingreifen könnte(siehe 6.). Allein<br />
daraus kann aber nicht der Schluss gezogen werden, dass diese das Recht haben derart mehr<br />
oder weniger massiv ins Wahlrecht der Parteimitglieder einzugreifen.<br />
14
) Der WPA behauptet, dass in Schreiber 7. Auflage festgeschrieben sei, dass es gegen die<br />
Frauenquote „keine durchschlagenen Bedenken“ gäbe. Die Verweise aber auf entsprechende<br />
Gutachten sind überaltert. D.h. diese Gutachten entsprechen nicht mehr der aktuellen<br />
Rechtsprechung des BVerfG und sind auf die auf die damalige Quote der SPD(40%:40%)<br />
gemünzt. Insoweit ist diese Behauptung nicht mehr haltbar.<br />
Weitere anderslautende Meinungen berufen sich im Wesentlichen darauf, dass derartige<br />
Frauenquoten zu einer ungerechtfertigten Benachteiligung der Wahlchancen von männlichen<br />
Wahlbewerbern und damit zwangsläufig zu einer den demokratischen Grundsätzen einer<br />
allgemeinen, freien und gleichen Wahl nicht entsprechenden Verzerrung der Ergebnisse von<br />
öffentlichen Wahl führten (vgl. Heyen, DÖV 1989, S. 649, 652 f.; lpsen, DVBI. 2004, S.532, 535;<br />
ders., Kommentar zum Parteiengesetz, 2008, § 17, Rn. 21 ff.). Insoweit kann sich der WPA nicht<br />
mehr auf diese Verweise stützen.<br />
c) Unter Rekurs auf BVerfGE 11 266 hat der WPA die Zulässigkeit der Quotenregelung bejaht,<br />
da das BVerFG eine Ausdifferenzierung Wahlrechts zugelassen hätte. Die ist aber nur bedingt<br />
richtig.<br />
Es hat eine Ausdifferenzierungsfähigkeit nur<br />
1. In der Vertikalen zwischen Bund, Länder und Kommunen,<br />
2. In der Horizontalen zwischen Parteien, Wählervereinigungen und EinzelbewerberInnen<br />
und<br />
3. In der Diagonalen zwischen Mehrheitswahl und Verhältniswahl zugelassen und dies auf<br />
die verfassungsrechtliche Sonderstellung zwischen den juristischen Personen und den<br />
Besonderheiten der Wahlverfahren abgestellt.<br />
Eine Unterscheidung des Wahlrechts zwischen den natürlichen Personen hat das BVerfG seit<br />
BVerfGE 6 84 untersagt und dies auf die Egalität der BürgerInnen abgestellt. Selbst in BVerfGE<br />
11 266 steht „Für den Sachbereich der Wahlen ist nach der historischen Entwicklung zum<br />
Demokratisch‐Egalitären hin, die im Grundgesetz für das Bundestagswahlrecht in Art. 38 Abs.<br />
1 Satz 1 GG und für das Wahlrecht in den Ländern, Kreisen und Gemeinden in Art. 28 Abs. 1<br />
Satz 2 GG ihren verfassungsrechtlich verbindlichen Ausdruck gefunden hat, davon auszugehen,<br />
dass jedermann seine staatsbürgerlichen Rechte in formal möglichst gleicher Weise soll<br />
ausüben können (vgl. BVerfGE 6, 84 [91]).“ Damit ist bereits klargestellt, dass zwischen den<br />
Wahlberechtigten nicht unterschieden werden darf. Anderslautende Aussagen hat der WPA<br />
nicht genannt. Hinzukommt, dass der WPA behauptet, dass speziell im Falle Bündnis ‘90/die<br />
Grünen, noch eine ausgewogene Auswahl vorhanden soll. Er hat aber bislang nicht erklärt,<br />
worin den „Ausgewogenheit“ bestehen soll, wenn in etlichen Landesverbänden Männer<br />
Jahrzehnte warten müssen, bis sie vielleicht mal die Chance bekommen in den Bundestag<br />
gewählt zu werden. Ebenso sollte doch mal der WPA öffentlich erklären, ab welcher Schwere<br />
in die Eingriffe der Wahlgrundsätze keine „ausgewogene“ Auswahl mehr und somit die<br />
Wahlverfahren ein Wahlfehler darstellen und entsprechende Einsprüche als begründet<br />
anzusehen sind.<br />
d) Weiterhin behauptet der WPA unter Rekurs auf BVERFGE 47 253 Rn 84 Satz 2, dass eine<br />
derartige Beschränkung der Wahlfreiheit in Bezug auf aktives, passives Wahlrecht und<br />
Wahlvorschlagsrecht zugelassen sei. Dies hat aber das BVerfG niemals ausgesagt. Dort wurde<br />
die Beschränkung der Unmittelbarkeit(Mediatisierung) nur auf gebundene Listen als zulässig<br />
angesehen. Auch hier möge doch der WPA Beispiele benennen, in denen das BVerfG derartige<br />
Eingriffe in die Wahlfreiheit und Unmittelbarkeit zwischen natürlichen Personen als<br />
verfassungsgemäß angesehen hat. Weiterhin hat das BVerfG die dort beanstandete GO NRW<br />
wegen Verstöße gegen die Wahlfreiheit und Unmittelbarkeit für verfassungswidrig erklärt.<br />
15
e) Weiterhin behauptet der WPA „Im Ergebnis der gebotenen umfassenden<br />
verfassungsrechtlichen Abwägung ist jedoch festzustellen, dass diese Quotenregelung im<br />
Sinne der nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes notwendigen<br />
Differenzierung zu rechtfertigen und damit zulässig ist.“ So ? Wo hat das BVerfG derartige<br />
Eingriffe den Zugelassen? Hierüber besteht großer Erklärungsbedarf (Siehe. 3.4 und 3.8.3). Das<br />
BVerfG hat<br />
1. in der Vertikalen zwischen Bund, Länder und Kommunen,<br />
2. in der Horizontalen zwischen Parteien, Wählervereinigungen und<br />
EinzelbewerberInnen und<br />
3. in der Diagonalen zwischen den Wahlverfahren Mehrheitswahlen und<br />
Verhältniswahl<br />
eingeschränkte Differenzierungen zugelassen, aber niemals zwischen den Wahlberechtigten<br />
als natürliche Personen (siehe BVERFGE 6 84 Rn 26 und 27). Analog hierzu zu der Behauptung<br />
des WPA „Angesichts der Ergänzung des Artikels 3 GG durch Absatz 2 Satz 2, der eine<br />
bevorzugte Ungleichbehandlung von Frauen unter bestimmten Voraussetzungen rechtfertigt<br />
(siehe unten), sowie bestimmter Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts kann im<br />
Ergebnis nicht festgestellt werden, dass von der Unanwendbarkeit der Quotenregelung<br />
auszugehen ist.“ besteht hoher Erklärungsbedarf in welchen Urteilen das BVerfG derartige<br />
Aussagen getätigt haben will. Solche Aussagen das BVerfG nie getätigt. In BVerfGE 11 266, auf<br />
dass sich der WPA stützt hat das BVerfG eine nur Ausdifferenzierung zwischen Parteien und<br />
Wählervereinigungen zugelassen aber nicht zwischen natürlichen Personen. Insoweit kann<br />
auch hier nicht auf dieses Urteil rekurriert werden.<br />
f) Ferner behauptet der WPA, dass das Vorgehen der Parteien, speziell Bündnis ‘90/die Grünen,<br />
unter Rekurs auf Art 3 Abs. 2 Satz 2 GG mit dem GG vereinbar sei, da dies ein „Beitrag zur<br />
Verstärkung der Beteiligung der Frauen in der Politik und zur Verwirklichung der<br />
Gleichberechtigung von Mann und Frau“ darstelle, da die Frauen in den Parlamenten<br />
unterrepräsentiert seien.<br />
Das BVerfG hat niemals entschieden, dass<br />
1. eine reine Unterrepräsentanz eine Benachteiligung darstellt,<br />
2. zur Beseitigung von Nachteilen, die „typischer Weise Frauen treffen“, dermaßen<br />
ins Wahlrecht sowohl von Seiten des Staates als auch von Parteien ins Wahlrecht<br />
eingegriffen werden darf und<br />
3. aus „den Auftrag an des Staat“ nach Art. 3 Abs. 2 Satz 2 den Parteien, die<br />
privatrechtliche Vereinigungen sind, eine Berechtigung erwächst dermaßen und<br />
die parteiinterne Demokratie und Rechte der ihre Mitglieder nach Art 21 Abs. 1<br />
Satz 3 GG einzugreifen.<br />
Insoweit besteht auch hier hoher Klärungsbedarf auf welcher Grund in der Rechtsprechung<br />
des BVerfG derartige Praktiken verfassungskonform sein sollen.<br />
Sollte man behaupten, dass eine reine Unterrepräsentanz in den Parlamenten eine<br />
Benachteiligung darstelle, so könnte man derartige Behauptungen auch für andere Gruppen<br />
von Normadressaten behaupten.<br />
* So sind Homo‐, Bi‐,Trans‐ und Intersexuelle unterrepräsentiert<br />
=> es muss eine Homo‐, Bi‐, Trans‐ und Intersexuellenmindestquote zur Beseitigung von<br />
Nachteilen, die typischer Weise Homo‐, Bi‐, Trans‐ und Intersexuelle treffen eingeführt<br />
werden,<br />
* Angehörige bestimmter Religionen sind unterrepräsentiert<br />
16
=> es muss eine Mindestquote für Angehörige bestimmter Religionen zur Beseitigung von<br />
Nachteilen, die typischer Weise treffen eingeführt werden<br />
In ähnlicher Weise kann man auch über Nichtakademiker/‐innen, Migrant/‐innen,<br />
Arbeitslose und Geringverdiener( von denen ist ebenfalls niemand in den Bundestag gewählt<br />
worden), nicht im öffentlichen Dienst stehende, Nichtjurist/‐innen,…. argumentieren.<br />
Warum das nur für Frauen gelten soll, hat der WPA bislang nicht erklärt.<br />
g) Der WPA erklärt, dass der Gesetzgeber keine geschlechtsbezogenen Quoten für<br />
Listenbewerber bei öffentlichen Wahlen vorschreibe 8 und überlässt diese Materie den<br />
Parteien. Aus dem PartG geht derartiges aber nicht hervor.<br />
h) Weiter erklärt der WPA „Angesichts der Ergänzung des Artikels 3 GG durch Absatz 2 Satz 2, der<br />
eine bevorzugte Ungleichbehandlung von Frauen unter bestimmten Voraussetzungen<br />
rechtfertigt“.<br />
Hier gibt der WPA zu, dass es sich um eine frauenbevorzugende Ungleichbehandlung handelt.<br />
Auch erklärt der WPA nicht, an welcher Stelle das BVerfG geurteilt habe, dass eine<br />
Unterrepräsentanz eine „faktische Benachteiligung, die typischer Weise Frauen trifft“ darstellt<br />
und ein Rekurs auch Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG eine Durchbrechung von Wahlgrundsätzen<br />
rechtfertigt. Ferner wird darauf hingewiesen, dass für Parteien weder ein Recht noch die<br />
Pflicht erwächst, dermaßen im Binnenraum in die Demokratie einzugreifen. Diese trifft den<br />
Staat und nicht die Parteien. Vielmehr entfaltet Art. 3 Abs. 1 GG seine Drittwirkung auf den<br />
Binnenraum von Parteien und verpflichtet diese, speziell bei demokratischen<br />
Entscheidungsprozessen deren Mitglieder gleich zu behandeln.<br />
Es ist schon sehr erstaunlich, mit welch höchst fragwürdigen Argumenten der WPA Einsprüche mit<br />
den schwersten Vorwürfen als unbegründet abkanzelt und alles auf die Wahlprüfungsbeschwerde<br />
abwälzt. So sollte der WPA Leitlinien festsetzen, aus denen klar hervorgeht, ab wann Einsprüche<br />
als Begründet angesehen werden können.<br />
3. Über die Rechtsverstöße<br />
3.1 Allgemein<br />
Durch die Rechtsverstöße werden mit unterschiedlicher Intensität Eingriffe in die<br />
Demokratie vorgenommen und Ungleichbehandlungen der Parteimitglieder<br />
vorgenommen. Dies führt dazu, dass bereits seit Jahrzehnten Parteien dieser<br />
„Frauenförderung“ nachgehen können, ohne dass jemals hierzu eine<br />
verfassungsrechtliche Überprüfung durch das BVerfG stattgefunden hat.<br />
3.2 Art. 1 Abs. 3 GG<br />
Zwar gehören Parteien nicht zur staatlichen Gewalt, aber da die Parteien an die Gesetze,<br />
insbesondere an das PartG und dem BWG, gebunden sind, dürfen Sie nicht die<br />
Grundrechte der Parteimitglieder einschränken. Die Grundrechtrechte sind individuelle<br />
Abwehrrechte, die i.d.R. nicht ins Privatrecht eingreifen. Grundrechtliche<br />
Gewährleistungen – von ausdrücklichen Ausnahmen abgesehen – entfalten nach heute<br />
fast unbestrittener Meinung keine unmittelbaren Rechtswirkungen im Privatbereich. Sie<br />
können jedoch (mittelbar) in den Rechtskreis Privater ausstrahlen 9 . So können<br />
8<br />
Saar‐VerfGH LV‐1/95, S 16<br />
9<br />
Sachs, in: ders., GG, Komm., 6. Aufl. 2011, Vor Art. 1 Rn. 32 m.w.N.<br />
17
insbesondere strikte Diskriminierungsverbote, wie in Art. 3 Abs. 3 GG, auch in<br />
Privatrechtsbeziehungen in gewissem Umfang wirksam werden 10 . Somit kommt denen in<br />
bestimmten Fällen, auch in Parteien und privatrechtlichen Vereinigungen eine mittelbare<br />
Drittwirkung zu, die aber nur der Staat durch Gesetze beschränken darf. Wie das BVerfG 11<br />
betont „Parteien sind nicht Teil des Staates (vgl. BVerfGE 85, 264 [287 f.]; 107, 339 [361]).<br />
Zwar kommt ihnen aufgrund ihrer spezifischen verfassungsrechtlich abgesicherten<br />
Vermittlungsfunktion zwischen Staat und Gesellschaft eine besondere Stellung zu; sie<br />
wirken in den Bereich der Staatlichkeit aber lediglich hinein, ohne ihm anzugehören (vgl.<br />
BVerfGE 20, 56 [100 f.]; 73, 40 [85]; 85, 264 [287]). Parteien sind die politischen<br />
Handlungseinheiten, derer die Demokratie bedarf, um die Wähler zu politisch<br />
aktionsfähigen Gruppen zusammenzuschließen und ihnen so überhaupt BVerfGE 121, 30<br />
(53) BVerfGE 121, 30 (54)einen Einfluss auf das staatliche Geschehen zu ermöglichen (vgl.<br />
BVerfGE 11, 266 [273]; 44, 125 [145 f.]; 52, 63 [83]; 107, 339 [358 f.]).Dass die Parteien<br />
nicht mit dem Staat in eins zu setzen sind, hat das Bundesverfassungsgericht vor allem im<br />
Zusammenhang mit Verfassungsfragen der Parteienfinanzierung betont (vgl. BVerfGE 85,<br />
264 [283, 287 f.] sowie BVerfGE 107, 339 [361]). Art. 21 GG hat die Parteien zwar als<br />
verfassungsrechtlich notwendige Instrumente für die politische Willensbildung des Volkes<br />
anerkannt und sie in den Rang einer verfassungsrechtlichen Institution erhoben (vgl.<br />
BVerfGE 20, 56 [100]; 73, 40 [85]). Die Garantie einer grundsätzlich staatsfreien und<br />
offenen Meinungs‐ und Willensbildung vom Volk zu den Staatsorganen wehrt jedoch<br />
wegen der verfassungsrechtlich vorgesehenen Tätigkeit der politischen Parteien jede<br />
staatlich‐institutionelle Verfestigung der Parteien ab und verbietet ihre Einfügung in den<br />
Bereich der organisierten Staatlichkeit (vgl. BVerfGE 107, 339 [361]).“ Daraus geht<br />
eindeutig hervor, dass sie nicht Teil des Staates sind und daher weder berechtigt sind<br />
Grundrechte einzuschränken noch dazu angehalten sind aus diesen erwachsene<br />
Schutzpflichten des Staates gegenüber dessen Bürger/‐innen zu erfüllen.<br />
3.3 Art. 2 Abs. 1 Satz 1 GG<br />
18<br />
Parteien sind zwar nach Art. 19 Abs. 3 Träger von Grundrechten, aber deren Mitglieder<br />
ebenfalls. So dürfen Parteien „zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit“ im Rahmen ihrer<br />
politischen Willensbildung und Betätigung nach Art. 9 Abs. 1 i.V. m Art. 21 Abs. 1 Satz 2<br />
Aktivitäten entfalten. In die Grundrechte, insbesondere das auf Gleichberechtigung und<br />
–behandlung dagegen nicht eingreifen, da sie an die mittelbare Drittwirkung dieser<br />
gebunden sind.<br />
3.4 Art. 3 GG<br />
Bezüglich des Rekurses auf Artikel 3 werden nachfolgende Problemstellungen erörtert.<br />
1. Die Prüfungsmaßstäbe des BVerfG<br />
Zu Abs. 1<br />
BVerfGE 124 199<br />
„Wird durch eine Norm eine Gruppe von Normadressaten im Vergleich zu anderen<br />
Normadressaten verschieden behandelt, obwohl zwischen beiden Gruppen keine<br />
Unterschiede von solcher Art und solchem Gewicht bestehen, dass sie die ungleiche<br />
10<br />
Vgl. Hufen, StaatsR II, 3. Aufl. 2011, § 7 Rn. 8 ff.; Stern, StaatsR III/1, 1988, § 76 IV 3 (S. 1569) jew. m.w.N.<br />
11<br />
BVerfGE 121 30, Rn 99‐100
Behandlung rechtfertigen könnten, verletzt sie den allgemeinen Gleichheitssatz des Art. 3<br />
Abs. 1 GG (vgl. BVerfGE 55, 72 [88]; 84, 197 [199]; 100, 195 [205]; 107, 205 [213]; 109, 96<br />
[123]; stRspr). Art. 3 Abs. 1 GG gebietet, dass hinsichtlich der Ungleichbehandlung an ein<br />
sachlich gerechtfertigtes Unterscheidungsmerkmal angeknüpft wird. Zur Begründung<br />
einer Ungleichbehandlung von Personengruppen reicht es nicht aus, dass der Normgeber<br />
ein seiner Art nach geeignetes Unterscheidungsmerkmal berücksichtigt hat. Vielmehr<br />
muss auch für das Maß der Differenzierung ein innerer Zusammenhang zwischen den<br />
vorgefundenen Verschiedenheiten und der differenzierenden Regelung bestehen, der sich<br />
als sachlich vertretbarer Unterscheidungsgesichtspunkt von hinreichendem Gewicht<br />
anführen lässt (vgl. BVerfGE 81, 208 [224]; 88, 87 [97]; 93, 386 [401]).“ Rn 86<br />
In der Demokratie ist diese Verschiedenheit zwischen den Geschlechtern aber nicht<br />
gegeben. Respektive hat niemand begründen können wie die Unterschiedliche<br />
Geschlechterverteilung in den Parteien und Parlamenten eine Ungleichbehandlung<br />
rechtfertigen kann.<br />
BVerfGE 88 87<br />
„Aus dem allgemeinen Gleichheitssatz ergeben sich je nach Regelungsgegenstand und<br />
Differenzierungsmerkmalen unterschiedliche Grenzen für den Gesetzgeber, die vom<br />
bloßen Willkürverbot bis zu einer strengen Bindung an Verhältnismäßigkeitserfordernisse<br />
reichen. Die Abstufung der Anforderungen folgt aus Wortlaut und Sinn des Art. 3 Abs. 1<br />
GG sowie aus seinem Zusammenhang mit anderen Verfassungsnormen.<br />
Da der Grundsatz, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, in erster Linie eine<br />
ungerechtfertigte Verschiedenbehandlung von Personen verhindern soll, unterliegt der<br />
Gesetzgeber bei einer Ungleichbehandlung von Personengruppen regelmäßig einer<br />
strengen Bindung (vgl. BVerfGE 55, 72 [88]). Diese Bindung ist umso enger, je mehr sich<br />
die personenbezogenen Merkmale den in Art. 3 Abs. 3 GG genannten annähern und je<br />
größer deshalb die Gefahr ist, das eine an sie anknüpfende Ungleichbehandlung zur<br />
Diskriminierung einer Minderheit führt. Die engere Bindung ist jedoch nicht auf<br />
personenbezogene Differenzierungen beschränkt. Sie gilt vielmehr auch, wenn eine<br />
Ungleichbehandlung von Sachverhalten mittelbar eine Ungleichbehandlung von<br />
Personengruppen bewirkt. Bei lediglich verhaltensbezogenen Unterscheidungen hängt<br />
das Maß der Bindung davon ab, inwieweit die Betroffenen in der Lage sind, durch ihr<br />
Verhalten die Verwirklichung der Merkmale zu beeinflussen, nach denen unterschieden<br />
wird (vgl. BVerfGE 55, 72 [89]). Überdies sind dem Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers<br />
umso engere Grenzen gesetzt, je stärker sich die Ungleichbehandlung von Personen oder<br />
Sachverhalten auf die Ausübung grundrechtlich geschützter Freiheiten nachteilig<br />
auswirken kann (vgl. BVerfGE 60, 123 [134]; 82, 126 [146]). “ Rn 34‐35<br />
Hier geht klar hervor, dass der „Gesetzgeber“ einer strengen Bindung der Erfordernisse an<br />
die Verhältnismäßigkeit geknüpft ist. Insoweit steht hier bereits die Frage im Raum, wo<br />
diese Verhältnismäßigkeit für derartige Eingriffe noch gegeben ist. Ferner hat das BVERFG<br />
klar diese an die Möglichkeit der Betroffen geknüpft, Ungleichbehandlungen durch<br />
eigenes Verhalten zu begegnen. So kann konstatiert, dass Frauen durch Ihr eigenes<br />
Verhalten die Möglichkeit haben diese Unterrepräsentanz in den Parlamenten zu<br />
begegnen. Diese brauchen nur in den Parteien einzutreten und sich an der politischen<br />
Willensbildung zu beteiligen sowie entsprechend ihr passives Wahlrecht wahrnehmen.<br />
Wenn es ihnen in den männerdominanten Parteien nicht gefällt, können sie auch eigene<br />
Parteien Gründen und auf kommunaler Ebene mit feinen Frauenwahlvorschlägen zur Wahl<br />
19
antreten. Im Gegensatz dazu haben Männer beim passiven Wahlrecht und alle<br />
wahlberechtigten Delegierten keine Möglichkeit mögliche Ungleichbehandlungen in den<br />
Wahlentscheidungen durch eigenes Verhalten zu begegnen, da sie keine Möglichkeit<br />
haben diese durch Ihr eigenes Verhalten diesen Einschränkungen im Wahlrecht zu<br />
begegnen. Insoweit hat hier das Verhalten der einzelnen Akteure einen großen Einfluss<br />
auf die Auswirkungen und Rechtfertigung derartiger Eingriffe ins Wahlrecht. Da durch die<br />
Ungleichbehandlung eine massive Beeinträchtigung in Wahlfreiheit erfolgt, dürften die<br />
Grenzen der Eingriffe massiv Überschritten sein.<br />
BVerfGE 100 195<br />
„Prüfungsmaßstab ist der allgemeine Gleichheitssatz (Art. 3 Abs. 1 GG). Dieser gebietet,<br />
alle Menschen vor dem Gesetz gleich zu behandeln. Damit ist dem Gesetzgeber allerdings<br />
nicht jede Differenzierung verwehrt. Der Gleichheitssatz ist vor allem dann verletzt, wenn<br />
eine Gruppe von Normadressaten im Vergleich zu anderen Normadressaten anders<br />
behandelt wird, obwohl zwischen beiden Gruppen keine Unterschiede von solcher Art und<br />
von solchem Gewicht bestehen, daß sie die ungleiche Behandlung rechtfertigen könnten<br />
(vgl. BVerfGE 87, 1 [36]; stRspr).“ Rn 28<br />
In BVerfGE 71,81 heißt es „Der Gesetzgeber hat die Grenzen der ihm zustehenden weiten<br />
Gestaltungsfreiheit ‐ mit der Folge einer Verletzung des Art. 3 Abs. 1 GG ‐ überschritten,<br />
wenn die ungleiche Behandlung der geregelten Sachverhalte mit Gesetzlichkeiten, die in<br />
der Natur der Sache selbst liegen, und mit einer am Gerechtigkeitsgedanken orientierten<br />
Betrachtungsweise nicht mehr vereinbar ist, m. a. W., wo ein vernünftiger, einleuchtender<br />
Grund für die gesetzliche Differenzierung fehlt (vgl. BVerfGE 54, 11 (26); 55, 72 (90), 114<br />
(128), 261 (269 f.); 57, 107 (115); 58, 68 (79); 64, 158 (168 f.)), es sich also um Regelungen<br />
handelt, die unter keinem sachlich vertretbaren Gesichtspunkt gerechtfertigt erscheinen<br />
(vgl. BVerfGE 9, 338 (349); 13, 225 (228); 14, 221 (238); 32, 157 (167); 49, 382 (396)), so<br />
dass die Unsachlichkeit der getroffenen Regelung evident ist (vgl. BVerfGE 18, 121 (124);<br />
23, 50 (60), 135 (143); 52, 277 (281)). Ein solcher Fall liegt z. B. vor, wenn eine Gruppe von<br />
Normadressaten im Vergleich zu einer anderen anders behandelt wird, obwohl zwischen<br />
beiden Gruppen keine Unterschiede von solcher Art und solchem Gewicht bestehen, dass<br />
sie die ungleiche Behandlung rechtfertigen könnten (vgl. BVerfGE 55, 72 (88); 58, 369 (373<br />
f.); 59, 52 (59); 60, 123 (133 f.), 329 (346); 62, 256 (274); 63, 255 (261 f.); 64, 229 (239); 65,<br />
104 (112 f.)).“<br />
Auch hier geht das BVerfG davon aus, dass sich Ungleichbehandlungen an einem gewissen<br />
Maß an Gerechtigkeitsgedanken zu orientieren haben. Im Sachbereich Wahlen,<br />
Demokratie und politischer Willensbildung hat das BVerfG klargestellt, dass alle Menschen<br />
ungeachtet nach Geschlecht, Religion und sonstigen personenbezogen Merkmalen gleich<br />
zu behandeln sind und sie zu eine Gruppe von Normadressaten zusammengefasst. Somit<br />
bemisst sich der Gerechtigkeitsgedanke an den Ausgangschancen, den Zugang zu<br />
Wahlämtern, der Einhaltung der Wahlgrundsätze und den Möglichkeiten zur Mitwirkung<br />
an der politischen Willensbildung und sonstigen demokratischen Entscheidungsprozessen,<br />
sowie an der Widerspiegelung politischer Meinungen und nicht am Ergebnis dieser, der<br />
numerischen Verteilung aller oder bestimmter Gruppen von Normadressaten oder deren<br />
Beteiligungswillen. Aus diesem Gesichtspunkt heraus kann eine Durchbrechung der<br />
Wahlgrundsätze und demokratischer Grundprinzipien, sowie eine daraus resultierende<br />
Ungleichbehandlung nicht gerechtfertigt werden.<br />
In BVerfGE 102 68 heißt es „Art. 3 Abs. 1 GG gebietet, alle Menschen vor dem Gesetz<br />
gleich zu behandeln. Damit ist dem Gesetzgeber allerdings nicht jede Differenzierung<br />
20
verwehrt. Der Gleichheitssatz will in erster Linie eine ungerechtfertigte<br />
Verschiedenbehandlung von Personen verhindern. Daher unterliegt der Gesetzgeber bei<br />
einer Ungleichbehandlung von Personengruppen regelmäßig einer strengen Bindung.<br />
Zwar kann er grundsätzlich frei entscheiden, welche Merkmale er als maßgebend für eine<br />
Gleich‐ oder Ungleichbehandlung ansieht. Eine Grenze ist jedoch dann erreicht, wenn sich<br />
für eine Ungleichbehandlung kein in angemessenem Verhältnis zu dem Grad der<br />
Ungleichbehandlung stehender Rechtfertigungsgrund finden lässt (vgl. BVerfGE 99, 165<br />
[178]; stRspr).“ Rn 73<br />
Gemessen an den Maßstäben des BVerfG auf dem Gehalt von Art. 3 Abs. 1 sind folgende<br />
Unterscheidungen vorzunehmen:<br />
a) Nimmt man an, dass eine Unterrepräsentanz eine Benachteiligung darstelle, so stellt<br />
sich die Frage, wieso denn nicht auch noch andere Gruppen von Normadressaten wie<br />
in den in Abs. 3 genannten Fällen, sowie für Nichtakademiker/‐innen, nicht im<br />
öffentlichen Dienst Stehende, Arbeitslose und Geringverdiener/‐innen ebenfalls ein<br />
Mindestkontingent an Mandaten vorgehalten wird. Obwohl diese von der<br />
„Benachteiligung“ oder „strukturellen Diskriminierung“ genauso betroffen sind.<br />
Insoweit findet eine Ungleichbehandlung zwischen den Normadressaten statt, in dem<br />
den Einen ein Mindestkontingent an Mandaten vorgehalten wird und den Anderen<br />
nicht, obwohl zwischen denen keinen Unterschied von solcher Art und Gewicht<br />
besteht, dass eine Ungleichbehandlung gerechtfertigt sein könnte.<br />
b) Als nächstes sein die Parteimitglieder in Ihrer Gesamtheit betroffen. Während die<br />
einen in bestimmten Parteien keine derartigen Eingriffe ausgesetzt sind, während bei<br />
anderen es mit Unterschiedlicher Intensität erfolgt. Während in der CDU nur ein 1/3‐<br />
Quorum festgehalten wird, wird bei der Linke und B‘90/die Grünen eine Mindestquote<br />
von 50 % festgesetzt und in der SPD eine 50%:50% Quote. Ebenso wird in den<br />
Gliederungen der Parteien unterschieden. So hat die SPD LV BW eine Quote von<br />
50%:50% und Sachsen‐Anhalt von 2/5:2/5. Ebenso bei B‘90/die Grünen, wo beim LV<br />
Saarland auch Männer für die ungeraden Listenplätze kandidieren dürfen, dürfen<br />
diese in anderen Landesverbänden nur auf geraden. Hinzukommt, dass in Ländern in<br />
denen üblicherweise viele Personen von der Liste gewählt werden, die Männer noch<br />
eine einigermaßen adäquate Wahlchance haben, ist es bei Landeslisten, bei denen<br />
übelicherweise nur einer gewählt wird, für Männer fast nicht möglich in den<br />
Bundestag gewählt zu werden. Damit findet eine Ungleichbehandlung nach<br />
Parteizugehörigkeit und Gliederung statt.<br />
In Anbetracht dieser Ungleichbehandlungen dürften derartige Eingriffe ins Wahlrecht<br />
weder verhältnismäßig noch gerechtfertigt sein.<br />
Abs. 2<br />
Unter Rekurs auf Artikel 3 Abs. 2 kann auch kein Eingriff ins Wahlrecht gerechtfertigt<br />
werden. Bereits in der Beratung 12 zur Einführung von Satz 2 in Abs. 2 war keine Rede von<br />
der Erhöhung von Frauenanteilen in Parlamenten. Dabei wurde bereits folgende Kritik<br />
geäußert „Kritik an diesem Vorschlag wurde auch insoweit geäußert, als damit eine zu weit<br />
gehende Formulierung gewählt würde, da diese auf alle gesellschaftlichen Bereiche<br />
rekurriere. Es könne nicht ernsthaft in Betracht gezogen werden, dass der Staat in alle<br />
Bereiche einwirken dürfe oder gar müsse. Darüber hinaus sei der Staat keinesfalls in der<br />
12<br />
BT‐Drucksache 12/6000, S. 49 ff<br />
21
Lage, dies verbindlich für alle Lebensbereiche zu „gewährleisten", da er dann in die<br />
Freiheitsrechte anderer Bürger eingreifen würde. Es wäre eine Form sachlich<br />
ungerechtfertigten Dirigismus, wenn der Staat festlegen würde, dass in allen<br />
gesellschaftlichen Bereichen ein Anteil von 50 v. H. Frauen vorhanden sein müsste.“ Damit<br />
wird klargestellt, dass weder der Staat die Möglichkeit hat noch dessen Ausgabe sein kann,<br />
in allen Gesellschaftsbereichen eine numerische Gleichverteilung der Geschlechter<br />
herbeizuführen. Somit war es nicht im Sinne des Gesetzgebers sich durch diese Regelung<br />
eine Legitimation zu verschaffen, Maßnahmen einzuführen, die allen oder bestimmten<br />
Lebensbereichen dauerhaft eine numerische Gleichverteilung sicherstellen sollen. Noch<br />
weniger, dass der Staat zu derartigen Eingriffen ins Wahlrecht ermächtigt werden soll.<br />
Ferner geht aus den Beratungen 13 hervor „Die neue Verfassungsbestimmung soll auf<br />
Bundes‐, Landes‐ und kommunaler Ebene eine sachgerechte Förderungspolitik zur<br />
Erreichung der tatsächlichen Gleichberechtigung bewirken. Es bestand Übereinstimmung<br />
darüber, dass diese Bestimmung eine Frauenförderung in Gestalt sog. starrer Quoten nicht<br />
gestattet. […]Von anderer Seite wurde dies bestritten und hervorgehoben, dass die<br />
vorgeschlagene Formulierung nur die Chancengleichheit ‐ die Gleichheit der<br />
Ausgangschancen ‐ einräume, aber keine Ergebnisgleichheit vorgebe. Deshalb sei das Wort<br />
.Gleichstellung bewusst vermieden worden. Sinn der Neuregelung sei es, die Wirksamkeit<br />
des Grundrechts der Gleichberechtigung der Geschlechter zu stärken, nicht aber dieses<br />
Grundrecht einzuschränken. […] Die Beseitigung eines bestehenden Nachteils selbst soll<br />
dabei das Ziel des staatlichen Handelns darstellen. Eine vom Nachteil losgelöste<br />
Kompensation durch einen mit der konkreten Benachteiligung sachlich nicht verbundenen<br />
Vorteil soll hingegen nicht zulässig sein. Der Staat soll vielmehr auf die Beseitigung von<br />
Nachteilen hinwirken, also etwa berufliche Nachteile durch berufliche Vorteile<br />
ausgleichen. Diesem Ziel würde er nicht gerecht, wenn Kompensationen ermöglicht<br />
würden, die mit dem eigentlichen Nachteil nicht in unmittelbarem Zusammenhang<br />
stünden.“. In einer Stellungnahme der Bundesregierung 14 heißt es „Das Grundgesetz<br />
garantiert in Artikel 3 Abs. 2 die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Es ist<br />
jedoch unbestreitbar, dass Frauen in der gesellschaftlichen Wirklichkeit noch immer<br />
Nachteile erleiden. Die Bundesregierung teilt das verfassungspolitische Anliegen, in<br />
diesem Zusammenhang zum Ausdruck zu bringen, dass dem Staat bei der tatsächlichen<br />
Durchsetzung der Gleichberechtigung eine aktive Rolle zukommt. Vor diesem Hintergrund<br />
versteht die Bundesregierung die vorgeschlagene Ergänzung des Gleichberechtigungsgebotes<br />
(Artikel 3 Abs. 2 Satz 2 GG) als Auftrag an die zuständigen staatlichen Organe,<br />
geeignete Maßnahmen zur tatsächlichen Verwirklichung der Gleichberechtigung zu<br />
ergreifen. Sie sieht sich darin im Einklang mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />
vom 28. Januar 1992 (BVerfGE 85, 191, 207). Die in dem Gesetzentwurf<br />
vorgeschlagene Formulierung ist das Ergebnis eines schwierigen Abstimmungsprozesses<br />
innerhalb der Gemeinsamen Verfassungskommission, das ausweislich der<br />
Gesetzesbegründung unterschiedlich verstanden wird. Die Bundesregierung weist darauf<br />
hin, dass nach einer Interpretation eine bevorzugende, den speziellen Gleichheitssatz<br />
(Artikel 3 Abs. 3 GG) durchbrechende, Ungleichbehandlung möglich scheint. Sie geht<br />
davon aus, dass der Vorschlag kein — dem Grundgesetz fremdes — Gruppenrecht enthält.<br />
Der Verpflichtung, auf die Beseitigung bestehender Nachteile hinzuwirken, ist in jedem<br />
Falle mit Mitteln nachzukommen, die ihrerseits das Diskriminierungsverbot des Artikels 3<br />
Abs. 2 und 3 GG beachten.“. Hier geht klar hervor, dass starre Quotenregelungen zur<br />
Beseitigung von Nachteilen bereits vom Gesetzgeber abgelehnt wurden, ebenso wie<br />
Eingriffe, die eine Ergebnisgleichheit herbeiführen sollen, sowie eine entsprechende<br />
Bevorteilung der Personengruppe. starre Quotenregelungen bewirken eine unzulässige<br />
13<br />
BT‐Drucksache 800/93, S. 50<br />
14<br />
BT‐Drucksache 12/7109 S. 13<br />
22
Durchbrechung des Diskriminierungsverbots 15 . Es geht um gleiche Ausgangschancen.<br />
Diese sind aber in der Demokratie grundsätzlich gewährleistet, wenn die Egalität der<br />
Wahlberechtigten sichergestellt ist. Auch wird klargestellt, dass die Grundrechte<br />
ausschließlich als individuelle Abwehrrechte durchnormiert sind und nicht als<br />
Gruppenrechte dienen dürfen. Ebenso dürfen nur solche Maßnahmen zulässig sein, die<br />
keine Durchbrechung des Diskriminierungsverbotes nach Abs. 3 bewirken. Insoweit darf<br />
Satz 2 nicht zu einem Gruppenrecht umgedeutet werden und dazu dienen, dass einem<br />
Gruppenrecht Vorrang vor individuellen Abwehrrechten eingeräumt werde 16 .<br />
Auch die Rechtsprechung 17 stellt klar, dass starre Quotenregelungen, die eine<br />
automatische Erhöhung von Frauenanteilen bewirken sollen, unzulässig sind. 50%‐Quoten<br />
sprengen den Rahmen zulässiger Chancengleichheit, soweit sie erkennbar das Ziel<br />
paritätischer Repräsentanz und nicht den Schutz vor Diskriminierung verfolgen 18 .<br />
Vielmehr geht es in Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG um die Klarstellung eines Handlungsauftrags für<br />
den Staat zur Förderung der Gleichberechtigung und zum Hinwirken auf die Beseitigung<br />
faktisch bestehender Nachteile auf zahlreichen Gebieten wie Arbeitsrecht, Zivilrecht,<br />
Sozialrecht, öffentliches Dienstrecht u. a.. Eine generelle Zielsetzung „paritätischer“<br />
Repräsentanz von Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen,<br />
insbesondere bei Parlaments‐ und Kommunalwahlen, findet somit jedoch weder in Art. 3<br />
Abs. 2 Satz 2 GG noch an anderer Stelle im geltenden Verfassungsrecht eine<br />
eingriffslegitimierende Grundlage. 19<br />
Somit ist Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG ist auf die Herstellung tatsächlicher Chancengleichheit des<br />
Individuums unabhängig vom Geschlecht gerichtet und nicht auf die Herstellung einer<br />
bestimmten Geschlechterverteilung in unterschiedlichen Lebensbereichen. 20<br />
Bezüglich Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG besteht zwar ein gesetzgeberischer Spielraum, dieser darf<br />
das individuelle Grundrecht auf Gleichberechtigung aber nicht inhaltlich aushöhlen. Denn<br />
als Staatsziel ist Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG nicht geeignet, das gem. Art. 1 Abs. 3 GG<br />
unmittelbar bindende Grundrecht auf Gleichberechtigung einzuschränken. 21<br />
Weiterhin stellen Quotenregelungen unter Rekurs auf Satz 2 nicht rechtspolitische<br />
Bedenken(Bevorzugung von Frauen, Behinderung der Qualitätsauslese, Parität um jeden<br />
Preis, Parlament muss nicht Spiegelbild der Gesellschaft sein), sonders ist<br />
Verfassungsrechtlich höchst fragwürdig. Im Hinblick auf die strenge Formalisierung der<br />
Wahlrechtsprinzipien ist für derartige Maßnahmen kein Platz. Faktisch gegebene<br />
numerische Ungleichheiten stellt grundsätzlich keine Benachteiligung im Sinne Abs. 2 Satz<br />
2 dar, die eine Differierung des Wahlrechts in diesen Sinne rechtfertigen können. Eine<br />
Rechtfertigung scheitert am Verhältnismäßigkeitsprinzip, da männliche Bewerber<br />
benachteiligt werden. Ein besonderer, verfassungsrechtlicher zwingender Grund zur<br />
Ausdifferenzierung des Wahlrechts ist nicht ersichtlich. 22<br />
In BVerfGE 92 91 :<br />
„Nach der neueren Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts sind an das<br />
Geschlecht anknüpfende differenzierende Regelungen mit Art. 3 Abs. 3 GG nur vereinbar,<br />
15<br />
Münch/Kunig, GG Kommentar, Art. 3, Rn 93 f, EuGH vom 17.10.1995,NJW 1995 3109;BAG, NJW 1996,2529;<br />
BAG, 21.01.2003 ‐ 9 AZR 307/02;Maunz/Dürig, Art. 3 Abs. 2 Satz 2, Rn 65;Starck,Mangold,Klein, Art. 3, Rn 111;<br />
16<br />
Maunz/Dürig, GG Kommentar, Art. 3 Abs. 2 Satz 2, Rn 68<br />
17<br />
EuGH, 17.10.1995 ‐ C‐450/93;BAG BAG, 05.03.1996 ‐ 1 AZR 590/92 (A); BAG, 21.01.2003 ‐ 9 AZR<br />
307/02;Münch/Kunig, GG Kommentar, Rn 93f;Maunz/Dürig, Art. 3 Abs. 2 Satz 2, Rn 65<br />
18<br />
Sachs,GG Kommentar, Art. 3 Rn 288,Osterloh<br />
19<br />
vgl. Osterloh, in: Sachs, Grundgesetz, 4. Aufl. 2007, Art. 3 Rn. 283; Jarass, in Jarass/<br />
Pieroth, Art. 3 Rn. 97.<br />
20<br />
Stern, Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. IV/2 (2011), S. 1680f..<br />
21<br />
Scholz, in: Maunz/Dürig, Art. 3 Abs. 2 Rn 62.<br />
22<br />
Schreiber, Handbuch des Wahlrechts, 2009,8. Auflage ,§ 27 Fn 14, S. 535,536<br />
23
soweit sie zur Lösung von Problemen, die ihrer Natur nach nur entweder bei Männern oder<br />
bei Frauen auftreten können, zwingend erforderlich sind (vgl. BVerfGE 85, 191 [207]). Art.<br />
3 Abs. 2 GG enthält daneben keine weitergehenden oder speziellen Anforderungen. Sein<br />
über das Diskriminierungsverbot des Art. 3 Abs. 3 GG hinausreichender Regelungsgehalt<br />
besteht darin, dass er ein Gleichberechtigungsgebot aufstellt und dieses auch auf die<br />
gesellschaftliche Wirklichkeit erstreckt (vgl. BVerfG, a.a.O.). Das ist inzwischen durch die<br />
Anfügung von Satz 2 in Art. 3 Abs. 2 GG ausdrücklich klargestellt worden. Fehlt es an<br />
zwingenden Gründen für eine Ungleichbehandlung, lässt sich diese nur noch im Wege<br />
einer Abwägung mit kollidierendem Verfassungsrecht legitimieren (vgl. BVerfGE 85, 191<br />
[209]). Insoweit kommt vor allem das erwähnte Gleichberechtigungsgebot des Art. 3 Abs.<br />
2 GG in Betracht, das den Gesetzgeber berechtigt, faktische Nachteile, die typischerweise<br />
Frauen treffen, durch begünstigende Regelungen auszugleichen (vgl. BVerfGE 74, 163<br />
[180]; 85, 191 [207]).“ Rn 65<br />
Hier geht bereits klar hervor, dass sich Ungleichbehandlungen und damit Eingriffe in das<br />
Diskriminierungsverbot nur mit rein biologisch‐funktionalen Geschlechtsmerkmalen<br />
begründen lassen. Da aber durch eine Unterrepräsentanz auch andere Gruppen von<br />
Normadressaten genauso betroffen sind oder sein können, dürften sich derartige Eingriffe<br />
mit Nachteilen, „die typischerweise Frauen treffen“ könnten, nicht mehr begründen<br />
lassen. Demzufolge kann diesen Prüfungsmaßstab zufolge eine Rechtfertigung zur<br />
Ausdifferenzierung des Wahlrechts unter Rekurs auf Abs. 2 Satz 2 eine Prüfung nicht mehr<br />
standhalten. Somit scheidet dieser Rechtfertigungsgrund aus.<br />
Die Wahlrechtsgleichheit ist streng und kann nicht ohne weiteres durch Heranziehung von<br />
Gedanken, die für den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz entwickelt wurden, außer Kraft<br />
gesetzt bzw. modifiziert werden. Dem Begriff „demokratische Wahlen“ ist jede<br />
kompensatorische Ungleichbehandlung oder positive Diskriminierung angeblich<br />
benachteiligter Gruppen wesensfremd. 23 Zumal hierauf hinzuweisen wäre, dass auch eine<br />
„positive Diskriminierung“ eine Diskriminierung ist und ein Verstoß gegen das<br />
Diskriminierungsverbot nach Art. 3 GG darstellt, da nicht nur niemand benachteiligt,<br />
sondern auch niemand bevorzugt werden darf. Weiterhin ist es Parteien verwehrt, unter<br />
Rekurs auf Satz 2 derart in die Demokratie einzugreifen, da der Normadressat für diese<br />
Regelungen der Staat ist, während Parteien privatrechtliche Vereinigungen sind. 24<br />
Abs. 3<br />
BVerfG vom 07.11.2007<br />
„Art. 3 Abs. 3 Satz 1 GG verbietet jede Benachteiligung unter anderem wegen des<br />
Geschlechts. Der allgemeine Gleichbehandlungsanspruch aus Art. 3 Abs. 1 GG, der hinter<br />
den spezielleren Gewährleistungen des Art. 3 Abs. 3 Satz 1 GG zurücktritt (vgl. BVerfGE 9,<br />
124 ; 59, 128 , stRspr), wird durch dieses Verbot dahingehend konkretisiert,<br />
dass das Geschlecht grundsätzlich nicht zu den sachlichen Gründen zählt, die eine<br />
Differenzierung rechtfertigen können. Das Geschlecht ist nach Art. 3 Abs. 3 GG<br />
grundsätzlich kein zulässiger rechtlicher Anknüpfungspunkt für rechtlich unterschiedliche<br />
Behandlung. An das Geschlecht anknüpfende differenzierende Regelungen sind mit Art. 3<br />
Abs. 3 Satz 1 GG nur vereinbar, soweit sie zur Lösung von Problemen, die ihrer Natur nach<br />
nur entweder bei Männern oder bei Frauen auftreten können, zwingend erforderlich sind,<br />
23<br />
vgl. von Nieding, NVwZ 1994, 1177.<br />
24<br />
Ipsen,Parteiengesetz,2008 § 17, Rn 18<br />
24
oder eine Abwägung mit kollidierendem Verfassungsrecht sie ausnahmsweise legitimiert<br />
(vgl. BVerfGE 85, 191 ; 92, 91 ; 114, 357 ; BVerfG, Beschluss der 3.<br />
Kammer des Zweiten Senats vom 7. Oktober 2003 ‐ 2 BvR 2118/01 ‐, juris).<br />
Geschlechtsbezogene Zuschreibungen, die allenfalls als statistische eine Berechtigung<br />
haben mögen (Geschlechterstereotype), und tradierte Rollenerwartungen können danach<br />
zur Rechtfertigung von Ungleichbehandlungen nicht dienen (vgl. BVerfGE 85, 191 ).<br />
Das aus Art. 3 Abs. 3 Satz 1 GG folgende Differenzierungsverbot gilt auch dann, wenn eine<br />
Regelung nicht auf eine nach Art. 3 Abs. 3 GG verbotene Ungleichbehandlung angelegt ist,<br />
sondern in erster Linie andere Ziele verfolgt (vgl. BVerfGE 114, 357 , m.w.N., stRspr).<br />
Eine ‐ mittelbare ‐ Benachteiligung wegen des Geschlechts kann auch vorliegen, wenn eine<br />
geschlechtsneutral formulierte Regelung im Ergebnis überwiegend Angehörige eines<br />
Geschlechts betrifft und dies auf natürliche oder gesellschaftliche Unterschiede zwischen<br />
den Geschlechtern zurückzuführen ist (vgl. BVerfGE 104, 373 ; BVerfG, Beschluss des<br />
Zweiten Senats vom 18. Juni 2008 ‐ 2 BvL 6/07 ‐ juris, stRspr).“ Rn 18‐19<br />
Auch hier hat das BVerfG klar geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung ausgeschlossen.<br />
Selbiges gilt auch wenn durch Maßnahmen andere Ziele (z.B. Erhöhung der Frauenanteile<br />
in den Parlamenten) verfolgt werden, aber diese eine Ungleichbehandlung bewirken. Auch<br />
hier halten die Rechtfertigungsgründe den hier gemachten Prüfungsmaßstäben nicht<br />
stand.<br />
Damit blieb nur noch der Abgleich mit kollidierenden Verfassungsrecht. Diesen stehen<br />
dem Recht der Vereinigungs‐ und Betätigungsfreiheit der Parteien nach Art. 9 Abs. GG i.V.<br />
m. Art. 21 Abs. 1 den Gleichbehandlungsgebot der Parteimitglieder nach Art 3 und den<br />
Demokratiegebot nach Art. 38 Abs. 1 Satz 1 gegenüber. Mit Rückgriff auf Art. 2 Abs. 1 GG<br />
und dem Verbot nach BVerfGE 6 84 und BGHZ oder NJW 1974 183 im Wahlrecht<br />
nach Geschlecht, Rasse, Religion etc. pp im Wahlrecht zu unterscheiden, ist dieses aber<br />
aufgelöst worden. Insoweit lässt sich diese Ungleichbehandlung auch nicht mit<br />
kollidierendem Verfassungsrecht legitimieren.<br />
2. Der statistische Ansatz<br />
Als einen wesentlichen Rechtfertigungsgrund wird regelmäßig die Mehrheit der Frauen in<br />
der Bevölkerung. Doch diese These ist so nicht haltbar. Betrachtet man die Verteilung<br />
gestaffelt, so ist die Geschlechterverteilung unterschiedlich.<br />
Hier ist eine Grafik 25 die den Männer‐/Frauenüberschuss darstellt.<br />
25<br />
Quelle: http://haetten‐sie‐gewusst.blogspot.de/2011/01/bevolkerungspyramide‐deutschland‐mit.html<br />
25
Hier die Anzahl der Wahlberechtigten 26 :<br />
Anhand der Grafiken lässt sich darstellen, dass im rekrutier fähigem Alter(18‐65 Jahre)<br />
die Männer in der Überzahl sind, während in den höheren Altersklassen die Frauen in<br />
der Überzahl sind. Würde man also den Frauen „die Hälfte der Macht“ vorhalten<br />
würden die Wahlchancen der Frauen gegenüber den Männern höher sein, da weniger<br />
Bewerberinnen sich zur Wahl stellen.<br />
26<br />
Quelle: http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen‐und‐fakten/wahlen‐indeutschland/55601/wahlberechtigte‐2009<br />
26
Als weiter ist Regionale Betrachtung. So gibt es in Ostdeutschland deutlich mehr<br />
Männer. 27 Ebenso lässt sich das auf das Bildungssystem reduzieren. Aufgrund des<br />
Umstandes, dass Frauen den höheren Bildungsabschluss machen, wandern diese in<br />
die Unistädte aus und erhöhen so den Frauenanteil in diesen in bestimmten<br />
Altersschichten während in den ländlichen Regionen der Männeranteil ansteigt.<br />
Somit wär der Rekurs auf die Geschlechterverteilung in der Gesamtbevölkerung nur<br />
dann haltbar, wenn allen Regionen und in allen Altersschichten gleichermaßen wär.<br />
Dies ist aber nicht Fall. Würde man einheitlich in allen Parlamenten auf Bundes‐,<br />
Landes‐ und kommunaler Ebene eine einheitliche Geschlechterverteilung<br />
festschreiben, so würde die Zahl der Bewerberinnen aufgrund der unterschiedlichen<br />
Größe der Rekrutierungspools unterschlich ausfallen. Da würden sich sowohl die<br />
Stimmengewichtung als auch die Wahlchancen je nach Region für Männer und Frauen<br />
unterschiedlich ausfallen. Was wohl klar eine Verletzung der Wahlgleichheit darstellen<br />
dürfte.<br />
Ebenso hat niemand bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine statistische Analyse<br />
nennen können, aus den hervorgeht, dass Männer in Frauendominanten<br />
Wählergruppen und Frauen in Männerdominanten Wählgruppen schlechter<br />
Wahlchancen haben, wenn die Egalität der Wahlberechtigten sichergestellt ist. Das<br />
einzige was festgestellt werden kann ist, dass die Männer in deutlich stärkeren<br />
Ausmaß von ihrem passiven Wahlrecht Gebrauch machen als die Frauen.<br />
Somit kann auch aus statistischer Sicht ein derartiger Eingriff ins Wahlrecht nicht<br />
gerechtfertigt werden.<br />
3. Der evolutionärspsychologische Ansatz<br />
Aufgrund der Unterschiedlichen Rollenverteilung seit der Urgesellschaft und der<br />
unterschiedlichen Biologischen Gegebenheiten haben die Geschlechter<br />
Unterschiedliche Interessenslagen Entwickelt. Die Männer interessieren sich stärker<br />
für Politik als die Frauen um Macht zu kämpfen und sich so für die Frauen attraktiver<br />
zu machen. So kann durchaus erklärt werden, dass Männer und Frauen<br />
unterschiedliche Interessenslagen entwickelt haben. Das fängt bei der Berufswahl an<br />
und geht weiter mit der Wahrnehmung von Hobbys und Interessen. So ist es auch in<br />
der Politik. Neben den Umstand sich Männer stärker für Politik interessieren und<br />
deshalb in größere Anzahl in den Parteien Mitglied sind, ist auch in den einzelnen<br />
Politikfelder eine unterschiedliche Geschlechterverteilung festzustellen.<br />
So machen Männer und Frauen in unterschiedlicher Weise von ihren Freiheiten,<br />
Rechten und Möglichkeiten Gebrauch.<br />
Nur dieser Umstand rechtfertigt aber keinen derartigen Eingriff ins Wahlrecht und in<br />
das Grundrecht nach Art. 3 GG.<br />
4. Fazit<br />
Sowohl in statistischer als auch in evolutionärspsychologischer Hinsicht lässt sich eine<br />
derartige Ungleichbehandlung nicht rechtfertigen. Sowohl in der Kohorte als auch in<br />
den Regionen sind die Geschlechter ungleich verteilt. Ebenso nehmen Männer und<br />
Frauen unterschiedlich ihre Freiheiten, Rechte und Möglichkeiten wahr. Allein schon<br />
aus der Perspektive betrachtet ist es nicht möglich durch „Frauenförderung“ eine<br />
dauerhafte numerische Gleichverteilung in allen oder bestimmten Lebenslagen<br />
27<br />
Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article906286/Im‐Osten‐fehlen‐die‐Frauen.html<br />
27
herbeizuführen. Ebenso wenig ist es statistisch erwiesen, dass Individuen, die unter<br />
einzelnen Wählgruppen Minderheiten angehören, schlechtere Wahlchancen haben,<br />
als Angehörige der Mehrheiten. Gemäß Art. 20 Abs. 2 Satz 1 GG geht alle Staatsgewalt<br />
vom Volke aus. In diesen sind die Frauen explizit mit eingeschlossen. Damit haben sie<br />
es selber in der Hand durch aktive Mitwirkung an der politischen Willensbildung zur<br />
Erhöhung von Frauenanteilen in den Parlamenten beizutragen. Sie können in<br />
bestehende Parteien eintreten oder eigene Gründen. Daran sind sie nicht gehindert.<br />
Ein Rechtfertigungsgrund ist daher nicht gegeben.<br />
3.5 Art. 19 Abs. 1 Satz 1<br />
BVERFGE 99 367<br />
„Art. 19 Abs. 1 Satz 1 GG verbietet grundrechtseinschränkende Gesetze, die nicht<br />
allgemein sind, sondern nur für den Einzelfall gelten. Die Anforderung, dass das Gesetz<br />
allgemein zu sein hat, ist dann erfüllt, wenn sich wegen der abstrakten Fassung der<br />
gesetzlichen Tatbestände nicht absehen lässt, auf wie viele und welche Fälle das Gesetz<br />
Anwendung findet (vgl. BVerfGE 10, 234 [242]; stRspr), wenn also nicht nur ein einmaliger<br />
Eintritt der vorgesehenen Rechtsfolgen möglich ist (vgl. BVerfGE 25, 371 [396]). Dass der<br />
Gesetzgeber eine Anzahl konkreter Fälle vor Augen hat, die er zum Anlass seiner Regelung<br />
nimmt, verleiht dieser nicht den Charakter eines Einzelfallgesetzes, wenn sie nach der Art<br />
der in Betracht kommenden Sachverhalte geeignet ist, unbestimmt viele weitere Fälle zu<br />
regeln (vgl. BVerfGE 10, 234 [243 f.]). Die abstrakt‐generelle Formulierung darf mithin<br />
nicht zur Verschleierung einer einzelfallbezogenen Regelung dienen (vgl. BVerfGE 24, 33<br />
[52]).“ Rn 109<br />
In diesen Maßstab wird klar, dass die Eingriffe in die Grundrechte, allgemein und nicht nur<br />
für bestimmte Fälle zu sein haben. Dieses Recht trifft aber ausschließlich den Staat als<br />
Normadressat und nicht Parteien sonstige privatrechtliche Vereinigungen. Insoweit sind<br />
die Parteien nicht berechtigt derartige Eingriffe in die Grundrechte vorzunehmen.<br />
Art. 3 Abs. 1 GG entfaltet seine mittelbare Drittwirkung in den, dem Demokratiegebot nach<br />
Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG, zugrunde liegenden Gleichwertigkeit der Mitglieder, Gleichheit<br />
des Stimmrechts nach § 10 Abs. 2 Satz 1 PartG und der Anwendung der Wahlgrundsätze,<br />
insbesondere der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl, in den Fällen von § 15 und § 17<br />
PartG, Binnenraum der Parteien. Weiterhin erstrecken sich diese Eingriffe nur auf<br />
Mitglieder bestimmter Parteien und erfolgen auch noch in unterschiedlicher Intensität je<br />
nach Partei und Gliederung. Damit sind die Voraussetzungen zur Allgemeinheit und<br />
Gleichheit der Eingriffe nicht erfüllt. Insoweit liegt ein Verstoß nach Art. 19 Abs.1 Satz 1<br />
GG vor.<br />
3.6 Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG<br />
In einer Entscheidung des BGH 28 heißt es:<br />
„1. […]<br />
a) Die im Grundgesetz gewährleistete Wahlfreiheit bedeutet, dass jeder Wahlberechtigte<br />
sein Wahlrecht ohne Zwang und sonstige Beeinflussung von außen ausüben kann und<br />
dadurch instand gesetzt wird, eine seiner Überzeugung entsprechende Wahlentscheidung<br />
zu treffen. Dagegen hat der Wählende grundsätzlich keinen Anspruch, auch von solchen<br />
28<br />
NJW 1974, 183, Entscheidung des BGH vom 17. Dezember 1973<br />
28
Einschränkungen und Sachzwängen frei zu sein, die sich aus dem Wahlsystem ergeben,<br />
welches der Gesetzgeber ‐ im vorliegenden Fall: das zuständige Parteiorgan ‐ vorgesehen<br />
hat. Diese Auffassung, die das BVerfG für den Fall der sog. Listenwahl im Rahmen von<br />
Staatswahlen vertreten hat (BVerfGE 7, 63, 69 = NJW 57, 1313; vgl. auch BVerfGE 15, 165,<br />
166), gilt in gleicher Weise für innerparteiliche Wahlen. Auch bei diesen können die<br />
Prinzipien des Wahlsystems und ‐verfahrens ‐ die zur Abstimmung gestellte Wahlfrage, die<br />
Modalitäten des Wahlgangs und der Stimmenverrechnung ‐ nur einheitlich festgelegt<br />
werden, was eine Freiheit des einzelnen Wählers insoweit ausschließt.<br />
b) Ähnliche Erwägungen gelten grundsätzlich für das Gebot der Wahlrechtsgleichheit.<br />
Auch unter diesem Gesichtspunkt steht es dem Gesetzgeber bzw. dem zuständigen<br />
Parteiorgan frei, innerhalb welchen Wahlsystems sie die Wahlrechtsgleichheit<br />
verwirklichen wollen (vgl. BVerfGE 6, 84, 89 = NJW 57, 377; BVerfGE 11, 351, 360 = NJW<br />
60, 2283). Durch den wahlrechtlichen Gleichheitsgrundsatz sind sie nur dahingehend<br />
gebunden, dass alle abgegebenen Stimmen den gleichen Zählwert und ‐ soweit das<br />
Verhältniswahlsystem angewandt wird ‐ den gleichen Erfolgswert haben müssen (BVerfGE<br />
1, 208, 244 ff.; 7, 63, 70 = NJW 57, 1313; BVerfGE 13, 243, 246; 16, 130, 139 = NJW 63,<br />
1600; für innerparteiliche Wahlen vgl. Maunz‐Dürig, GG, Art. 21 Rdnr. 58 i.V.m. Art. 20<br />
Rdnr. 34 sowie § 10 Abs. 2 PartG). Ferner verbietet die Gleichheit der Wahl, bestimmte<br />
Wählergruppen nach Bildung, Religion, Vermögen, Klasse, Rasse oder Geschlecht, nach<br />
der Art der politischen Meinung, für die sich der Wählende entschieden hat, oder nach<br />
sonstigen Kriterien, die außerhalb des Wahlsystems liegen und sich auch nicht aus<br />
zwingenden Erfordernissen eines geordneten Wahlverfahrens ergeben, unterschiedlich zu<br />
behandeln (BVerfGE 6, 84, 91 = NJW 57, 377; BVerfGE 15, 165, 166 f.; für die<br />
innerparteilichen Wahlen vgl. Hencke, Recht der politischen Parteien 2. Aufl. S. 87 f.).<br />
Ungleichbehandlungen dagegen, die unmittelbare Folge des Wahlsystems sind, sind mit<br />
dem wahlrechtlichen Gleichheitsprinzip grundsätzlich vereinbar.<br />
2. […]<br />
Auszugehen ist hierbei von dem im Staatsrecht anerkannten Grundsatz, dass die Auswahl<br />
des Wahlsystems und die Festlegung der Wahlrechtsgrundsätze im einzelnen im Ermessen<br />
des Gesetzgebers steht (BVerfGE 3, 19, 24 = NJW 53, 1341; BVerfGE 3, 383, 394; 5, 77, 81;<br />
6, 84, 89 = NJW 57, 377). Das gilt für innerparteiliche Wahlen entsprechend: Da das Ziel<br />
jeder demokratischen Wahlrechtsgestaltung, den wirklichen Wählerwillen unverfälscht<br />
zur Geltung zu bringen, hier ebenso wie im staatlichen Bereich von keinem der möglichen<br />
Wahlsysteme voll erreicht werden kann, hat das satzungsmäßig hierzu berufene<br />
Parteiorgan die Vor‐ und Nachteile, die jedes Wahlsystem zwangsläufig mit sich bringt,<br />
gegeneinander abzuwägen und sich für eines der in Betracht kommenden Systeme zu<br />
entscheiden. Den Gerichten steht insofern nur ein beschränktes Prüfungsrecht zu.<br />
Nachprüfbar ist nur die Frage, ob die Gestaltung des Wahlrechts ermessensfehlerhaft ist,<br />
insbesondere ob bei dem betreffenden Wahlsystem das Ausmaß, in dem der Wählerwille<br />
ungenügend oder verfälscht zum Ausdruck kommt, unverhältnismäßig groß ist, ohne dass<br />
dafür ein anderer, unter demokratischen Gesichtspunkten zu billigender und zum<br />
Ausgleich geeigneter Grund angeführt werden kann.“<br />
In einem weiteren Urteil des BGH 29 lautet es:<br />
„Wie der Senat bereits in seiner Entscheidung vom 17. Dezember 1973 (II ZR 47/71, NJW<br />
1974, 183) ausgeführt hat, bedeutet die im Grundgesetz gewährleistete, auch bei<br />
29<br />
BGH, 28.11.1988 ‐ II ZR 96/88, BGHZ 106, 67, NJW 1989, 1212, MDR 1989, 327, WM 1989, 366, NVwZ 1989,<br />
596 (Ls.)<br />
29
innerparteilichen Wahlen sicherzustellende Wahlfreiheit, dass jeder Wahlberechtigte die<br />
Möglichkeit haben muss, seine Wahlentscheidung ohne Zwang oder sonstige<br />
Beeinflussung entsprechend seiner eigenen Überzeugung zu treffen. Dagegen hat der<br />
einzelne Wähler, wie auch das Bundesverfassungsgericht für eine Listenwahl im Rahmen<br />
staatlicher Wahlen ausgesprochen hat (vgl. BVerfGE 7, 63, 69 [BVerfG 03.07.1957 ‐ 2 BvR<br />
9/56]; vgl. ferner BVerfGE 15, 165 f.), keinen Anspruch, auch von solchen Einschränkungen<br />
frei zu sein, die sich aus dem Wahlsystem, das der Gesetzgeber ‐ im vorliegenden Fall das<br />
als Satzungsgeber fungierende Parteiorgan ‐ zulässigerweise vorgesehen hat. Dies folgt<br />
aus der Notwendigkeit, die Prinzipien des Wahlsystems und ‐ verfahrens, die zur<br />
Abstimmung gestellte Wahlfrage sowie die Modalitäten des Wahlgangs und der<br />
Stimmenverrechnung einheitlich festzulegen, was eine Freiheit des einzelnen Wählers<br />
insoweit ausschließt.<br />
Ähnliches gilt für das Gebot der Wahlrechtsgleichheit. Der Grundsatz der Gleichheit der<br />
Wahl bedeutet, dass alle Wähler unabhängig von Bildung, Religion, Rasse oder ähnlichen<br />
sachfremden Merkmalen gleichzubehandeln sind und jede abgegebene Stimme den<br />
gleichen Zählwert ‐ bei Anwendung des Verhältniswahlrechts auch den gleichen<br />
Erfolgswert ‐ haben muß (BVerfGE 1, 209, 244; 7, 63, 70; 13, 243, 246 für innerparteiliche<br />
Wahlen vgl. Maunz/Dürig/Herzog, GG Art. 21 Rdnr. 58). Die Entscheidung, innerhalb<br />
welchen Wahlsystems die Gleichheit verwirklicht werden soll, steht jedoch auch hier dem<br />
zur Normsetzung berufenen Organ zu (vgl. BVerfGE 6, 84, 89 [BVerfG 23.01.1957 ‐ 2 BvE<br />
2/56]; 11, 351, 360). Aus der Natur des vorgesehenen Wahlsystems und den<br />
Erfordernissen eines geordneten Wahlverfahrens folgende Einschränkungen sind von den<br />
Wählern hinzunehmen.“<br />
Damit hat der BGH bereits in mindestens 2 Fällen entschieden, dass die Wahlgrundsätze<br />
in dem Gehalt wie es das BVerfG in seiner Rechtsprechung in Bezug auf Art. 38 Abs. 1 Satz<br />
1 GG festgesetzt hat auch für Wahlen innerhalb von Parteien gelten. Daraus folgt, dass den<br />
wahlberechtigen Parteimitgliedern nicht vorgeschrieben werden darf, wie und in welcher<br />
personellen Zusammensetzung sie die Organe und Wahlbewerber/‐innen zu wählen<br />
haben. Hier stellt der BGH klar, dass unter Rekurs auf BVerfGE 6 84 auch bei parteiinternen<br />
Wahlen nicht nach Geschlecht, Rasse, Religion etc. pp unterschieden werden darf. Dem<br />
zuwiderhandelt aber jedwede Quotenregelung.<br />
Auch vom WPA 30 heißt es:<br />
„Die parteiinterne Kandidatenaufstellung ist ein wesentlicher Aspekt der<br />
verfassungsrechtlichen Funktion der politischen Parteien (Art. 21 Abs. 1 Satz 1, Art. 20 Abs.<br />
2 GG; § 1 Abs. 2 Parteiengesetz‐Anhang Nr. 5) und eine Angelegenheit der „inneren<br />
Ordnung" der Parteien im Sinne des Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG. Als innerparteiliche<br />
Angelegenheit ist die Kandidatenaufstellung grundsätzlich der Satzungsautonomie der<br />
Parteien zuzuordnen; dies kommt auch in § 17 Parteiengesetz zum Ausdruck. Die<br />
Aufstellung der Wahlkandidaten ist aber auch eine Angelegenheit des Wahlrechts, und<br />
zwar ein für die Wahl ganz entscheidender Vorgang. Das Recht, an der Aufstellung der<br />
Kandidaten mitwirken zu können, ist Bestandteil des parlamentarischen Wahlrechts und<br />
des Wahlverfahrens. Mitwirkungsberechtigt bei der Aufstellung der Kandidaten der<br />
politischen Parteien sind ausschließlich die jeweiligen Parteimitglieder. Als Angelegenheit<br />
der „inneren Ordnung" einer Partei gemäß Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG und zugleich als Teil<br />
der Wahl im Sinne des Art. 38 Abs. 1 GG hat das Aufstellungsverfahren nach zwingendem<br />
Verfassungsrecht „demokratischen Grundsätzen" und den Verfassungsprinzipien des Art.<br />
30<br />
BT‐Drucksache 13/3531 Anlage 34, S.76<br />
30
31<br />
38 Abs. 1 Satz 1 GG (§ 1 Abs. 1 Satz 2 BWG) zu entsprechen. Zwar finden die<br />
Wahlrechtsgrundsätze des Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG nur bei staatlichen Wahlen<br />
unmittelbare Anwendung. Sie strahlen aber auf die innerparteiliche<br />
Wahlbewerberaufstellung aus, weil diese neben einer inneren Angelegenheit der Parteien<br />
auch eine Angelegenheit des Wahlrechts ist. Da das innerparteiliche<br />
Wahlbewerberaufstellungsverfahren demokratischen Grundsätzen genügen muss, sind<br />
zur Konkretisierung dieses innerparteilichen demokratischen Prozesses die<br />
verfassungsrechtlich verbürgten Wahlgrundsätze als ungeschriebenes Verfassungsrecht in<br />
entsprechender Anwendung heranzuziehen.“<br />
Die Ausgestaltung des innerparteilichen Wahlsystems, die nach Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG<br />
muss demokratischen Grundsätzen entsprechen. In diesem Zusammenhang<br />
beanspruchen wiederum die Wahlgrundsätze des Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG Geltung 31 . Hier<br />
besteht ein wechselseitiger Bezug. Auch hieraus darf aus Gründen, der Freiheit und<br />
Gleichheit der Wahl nicht nach Geschlecht, Rasse, Religion etc. pp unterschieden werden 32<br />
damit sind auch Quotenregelungen unzulässig 33 . Ebenso wird nach BVerfGE gegen<br />
die Erfordernis des Aufbaus von unten nach oben und der Gleichwertigkeit der Mitglieder<br />
verstoßen. So verstoßen durch den Umstand, dass „Frauenorgane“ (Bundesfrauenrat bei<br />
B‘90/die Grünen oder die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen(ASF) ) für die<br />
Einhaltung von Quotenregelungen in den Gliederungen sorgen sollen gegen das Gebot des<br />
Aufbaus von unten nach oben. Auch die Gleichwertigkeit der Mitglieder ist nicht<br />
gewährleistet. Gleichwertigkeit bedeutet, dass auch die innerparteiliche Opposition und<br />
Meinungsminderheiten gleichermaßen ihren Einfluss geltend machen können müssen.<br />
Wer also mit dem „feministischen Denken“ der Parteien nicht einverstanden ist, kann<br />
seinen Willen nicht im selben Maße zur Geltung bringen, wie die Mehrheit. Das<br />
zuwiderläuft den Demokratischen Grundsätzen.<br />
3.7 Art. 33 GG<br />
Nach Abs. 1 hat jeder die gleichen staatsbürgerlichen Reche. So auch das Wahlrecht. Dies<br />
haben auch die Parteien beim Wahlrecht sicherzustellen. So muss gemäß Abs. 2 das<br />
Leistungsprinzip, d.h. Überzeugungskraft und Wählbarkeit gelten und nicht die<br />
Geschlechtszugehörigkeit. Demnach wird auch gegen Art. 33 Abs. 1 und 2 Verstoßen.<br />
3.8 Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG<br />
3.8.1 Allgemeines zu den Wahlgrundsätzen<br />
Das Bundesverfassungsgericht hat bezüglich der Wahlgrundsätze folgende Urteile gefällt.<br />
BVerfG vom 25.07.2012:<br />
„Die gesetzgeberische Gestaltungsmacht findet ihre Grenzen aber dort, wo das jedem<br />
Bürger zustehende Recht auf freie und gleiche Teilhabe an der demokratischen<br />
Selbstbestimmung (vgl. BVerfGE 123, 267 ) beeinträchtigt wird. Aus der<br />
Gewährleistung allgemeiner, unmittelbarer, freier und gleicher Wahl in Art. 38 Abs. 1 GG<br />
folgt die verfassungsrechtliche Verpflichtung des Gesetzgebers, ein Wahlverfahren zu<br />
schaffen, in dem der Wähler vor dem Wahlakt erkennen kann, welche Personen sich um<br />
31<br />
Pieroth, in: Jarass/Pieroth, GG, Kommentar, 10. Aufl. 2009, Art. 21 Rn. 23 f.;<br />
32<br />
Kommentar zum Grundgesetz,Bleibtreu‐Schmidt, Hofmann,Hopfauf, Brockmeyer,12.Auflage,Art. 21 Abs. 3<br />
Rn 85a<br />
33<br />
Ebenda Rn 81
ein Abgeordnetenmandat bewerben und wie sich die eigene Stimmabgabe auf Erfolg oder<br />
Misserfolg der Wahlbewerber auswirken kann (BVerfGE 47, 253 ; 95, 335 ;<br />
121, 266 ). Das Verfahren der Mandatszuteilung muss deshalb grundsätzlich frei von<br />
willkürlichen oder widersinnigen Effekten sein (vgl. BVerfGE 121, 266 ). Zudem<br />
verbietet der Grundsatz der Wahlfreiheit eine Gestaltung des Wahlverfahrens, die die<br />
Entschließungsfreiheit des Wählers in einer innerhalb des gewählten Wahlsystems<br />
vermeidbaren Weise verengt (vgl. BVerfGE 47, 253 ; 95, 335 ).<br />
Weitere Grundanforderungen an alle Wahlsysteme ergeben sich insbesondere aus dem<br />
Grundsatz der Wahlrechtsgleichheit. Danach sind unabhängig von der jeweiligen<br />
Ausgestaltung des Wahlverfahrens alle Wähler bei der Art und Weise der<br />
Mandatszuteilung strikt gleich zu behandeln (vgl. BVerfGE 11, 351 ; 95, 335 ).<br />
Die Stimme eines jeden Wahlberechtigten muss grundsätzlich den gleichen Zählwert und<br />
die gleiche rechtliche Erfolgschance haben (vgl. BVerfGE 95, 335 ; 121, 266<br />
; 124, 1 ). Alle Wähler sollen mit der Stimme, die sie abgeben, den gleichen<br />
Einfluss auf das Wahlergebnis nehmen können (BVerfGE 121, 266 ).“ Rn 57‐58<br />
Die Freiheit bei der „Mandatszuteilung“ von willkürlichen Effekten ist nicht gegeben. Im<br />
Gegenteil. Es ist ein willkürlicher Effekt dahingehend vorgesehen, dass sowohl bei der<br />
Wahl der Delegierten zu den Wahlparteitagen und Wahlversammlungen, als auch unter<br />
den Wahlbewerber/‐innen und am Ende unter den gewählten Bundestagsabgeordneten<br />
gezielt eine bestimmte Geschlechterverteilung herbeigeführt werden soll. Ebenso beinhalt<br />
das Wahlverfahren des LV Thüringen von B‘90/die Grünen auch noch widersinnige Effekte.<br />
Bei diesen können die wahlberechtigten Delegierten nicht erkennen, wie sich das<br />
Wahlverhalten auf das Ergebnis auswirkt. Ebenso verstößt das Verfahren, gegen das<br />
Verbot der vermeidbaren Entschließungsfreiheit der Wähler/‐innen innerhalb des<br />
Wahlsystems. Dies ist, dass eine bestimmte Anzahl an Plätzen als Einzel‐ oder Blockwahl<br />
nach den Verfahren der Mehrheits‐ oder Verhältniswahl zu bewählen ist. Eine<br />
Vorfestlegung auf die personelle Zusammensetzung der Parteiorgane und der<br />
Wahlvorschläge engt die Entschließungsfreiheit ein. Ebenso werden die Wahlberechtigten<br />
nicht gleich behandelt und es kann nicht jeder seinen Einfluss in gleicher Weise geltend<br />
machen.<br />
BVerfGE 11 266:<br />
„Im einzelnen beziehen sich diese Grundsätze auf das aktive und das passive Wahlrecht<br />
der Staatsbürger. Sie beziehen sich darüber hinaus, wie schon der Staatsgerichtshof für<br />
das Deutsche Reich und der Bayerische Verfassungsgerichtshof in ständiger<br />
Rechtsprechung angenommen haben, auch auf das Wahlvorschlagsrecht (vgl.<br />
Lammers/Simons I, 336 ff., 347 ff., 405 ff.; BayVerfGH VGHE NF Teil II 3,124 f.,6,65 ff., Pohl,<br />
HdbDStR I, 388).“ Rn 21<br />
Dies auch beim Wahlvorschlagsrecht nicht gegeben. So kann in den Fällen der SPD, die<br />
Linke und B‘90/die Grünen nicht jeder nach Belieben jeden für jeden Listenplatz<br />
vorschlagen. Damit werden auch die Wahlgrundsätze für das Wahlvorschlagsrecht<br />
verletzt.<br />
BVerfGE 41 399:<br />
„Die Möglichkeit, Wahlvorschläge zu machen, ist ein Kernstück des Bürgerrechts auf aktive<br />
Teilnahme an der Wahl. Deshalb beziehen sich die Grundsätze der Allgemeinheit und<br />
32
Gleichheit der Wahl auch auf das Wahlvorschlagsrecht (BVerfGE 11, 266 [272] mit<br />
Nachweisen).“ Rn 48<br />
Wie bereits dargestellt ist auch hier die Allgemeinheit und Freiheit beim<br />
Wahlvorschlagsrecht verletzt. Wer im Falle von B‘90/die Grünen oder der Linken alles<br />
Männer vorschlagen möchte hat nicht dieselbe Möglichkeit dazu, wie jene die alles Frauen<br />
oder ein bestimmtes Mischverhältnis vorschlagen wollen. Im Falle der SPD können auch<br />
nicht Frauen für alle Mandate vorgeschlagen werden.<br />
BVerfGE 47 253<br />
„Die verfassungsrechtlich notwendige demokratische Legitimation erfordert eine<br />
ununterbrochene Legitimationskette vom Volk zu den mit staatlichen Aufgaben betrauten<br />
Organen und Amtswaltern. Die Legitimation muss allerdings nicht in jedem Fall durch<br />
unmittelbare Volkswahl erfolgen. In aller Regel genügt es, dass sie sich mittelbar auf das<br />
Volk als Träger der Staatsgewalt zurückführen lässt.“ Rn 65<br />
Das bedeutet, dass die demokratischen Grundsätze bei parteiinternen Wahlen, auch bei<br />
den Delegierten strikt einzuhalten sind. Durch Verletzung dieser Grundsätze ist die<br />
Legitimation nicht mehr gegeben. Auch die Wahl von Delegierten ist von Mandatsrelevanz.<br />
Personen, die unter Einhaltung der Wahlgrundsätze gewählt worden wären, hätten<br />
Personen vorschlagen können, die möglicherweise gewählt worden wären. Insoweit<br />
erstreckt sich die Relevanz nicht nur auf das aktive Wahlrecht und damit die Zahl der<br />
abgegeben gültigen Stimmen. Auch hierdurch ist dir ununterbrochene Legitimationskette<br />
nicht mehr gewährleistet, wenn die Wahlgrundsätze bereits bei der Wahl von Delegierten<br />
missachtet werden.<br />
In BVerfGE 40 , 296 heißt es „Die Demokratie des Grundgesetzes ist eine grundsätzlich<br />
privilegienfeindliche Demokratie. Zwar fordert der Gleichheitssatz nicht, dass der<br />
Gesetzgeber die Einzelnen und ihre relevanten gesellschaftlichen Gruppen unbedingt<br />
gleichmäßig behandelt; er lässt Differenzierungen zu, die durch sachliche Erwägungen<br />
gerechtfertigt sind. Ob und in welchem Ausmaß der Gleichheitssatz bei der Ordnung<br />
bestimmter Materien dem Gesetzgeber Differenzierungen erlaubt, richtet sich nach der<br />
Natur des jeweiligen Sachbereichs (BVerfGE 6, 84 [91]; 32, 157 [167]; ständige<br />
Rechtsprechung). Für den Sachbereich der Wahlen ist nach der historischen Entwicklung<br />
zum Demokratisch‐Egalitären hin, die im Grundgesetz für das Bundestagswahlrecht in Art.<br />
38 Abs. 1 Satz 1 und für das Wahlrecht in den Ländern, Kreisen und Gemeinden in Art. 28<br />
Abs. 1 Satz 2 ihren verfassungsrechtlich verbindlichen Ausdruck gefunden hat, davon<br />
auszugehen, dass jedermann seine staatsbürgerlichen Rechte in formal möglichst gleicher<br />
Weise soll ausüben können (BVerfGE 11, 266 [272]; 34, 81 [98] mit weiteren Hinweisen;<br />
ständige Rechtsprechung).“<br />
Hier geht glasklar hervor, dass es in der Demokratie keine Privilegierungen geben darf und<br />
dass alle gleich zu behandeln sind. Demnach sind alle Privilegien unzulässig. Ein solche<br />
Privilegierung ist z.B. dann gegeben, wenn einzelnen Gruppen oder Personen ein<br />
Mindestkontingent oder ein bestimmtes Kontingent an Wahlämtern zugesichert wird oder<br />
bei Wahlen bestimmte Konsequenzen(z.B. Ungültigkeit einer Wahl oder eines Wahlganges)<br />
„angedroht“ werden, wenn nicht ein bestimmtes Wahlergebnis im Hinblick auf die<br />
personelle Zusammensetzung der Wahlämter nicht herbeigeführt wird .<br />
3.8.2 Allgemeinheit<br />
33
34<br />
Die Allgemeinheit der Wahl verlangt, dass niemand wegen seines Geschlechts, Rasse,<br />
Religion oder anderen personenbezogenen Merkmalen von einer Wahl ausgeschlossen<br />
wird 34 . So darf jemanden der Zugang zum Wahlvorgang nicht sachwidrig erschwert<br />
werden 35 .<br />
Zur Allgemeinheit der Wahl werden nachfolgende Entscheidungen des BVerfG<br />
herangezogen:<br />
BVerfGE 15 165<br />
„Der Grundsatz der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl in seiner gegenüber dem<br />
allgemeinen Gleichheitssatz formalisierten Bedeutung verbietet dem Gesetzgeber,<br />
bestimmte Bevölkerungsgruppen aus politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Gründen<br />
von der Ausübung des Wahlrechts auszuschließen oder das Stimmgewicht dieser Gruppen<br />
verschieden zu bewerten.“ Rn 6<br />
BVerfGE 36 139<br />
„Der Grundsatz der Allgemeinheit der Wahl (Art. 38 Abs. 1 GG), der durch die von den<br />
Beschwerdeführern beanstandete Norm berührt sein könnte, untersagt den<br />
unberechtigten Ausschluss von Staatsbürgern von der Teilnahme an der Wahl überhaupt.<br />
Er verbietet dem Gesetzgeber, bestimmte Bevölkerungsgruppen aus politischen,<br />
wirtschaftlichen oder sozialen Gründen von der Ausübung des Wahlrechts auszuschließen<br />
(BVerfGE 15, 165 [166 f.]). Der Grundsatz der Allgemeinheit der Wahl ist ‐‐ ebenso wie der<br />
Grundsatz der Gleichheit der Wahl ‐‐ ein Anwendungsfall des Art. 3 GG. Er unterscheidet<br />
sich von dem allgemeinen Gleichheitssatz durch seinen formalen Charakter und fordert,<br />
dass jeder sein staatsbürgerliches Recht zum Wählen in formal möglichst gleicher Weise<br />
ausüben kann. Diese Formalisierung im Bereich des Wahlrechts ist allerdings nicht von<br />
einem Verbot jeglicher Differenzierung verbunden. Begrenzungen der Allgemeinheit der<br />
Wahl sind zulässig, sofern für sie ein zwingender Grund besteht (BVerfGE 28, 220 [225]).“<br />
Rn 11.<br />
Hier sagt das BVerfG aus, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen aus politischen,<br />
wirtschaftlichen oder sozialen Gründen von einer Wahl ausgeschlossen werden dürfen.<br />
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um die Gesamtheit der Wahl (z.B. Bundestagswahl)<br />
oder um einzelne zu besetzende freie Stellen(z.B. Listenplätze) handelt.<br />
Anhand dieser Beispiele kann dargelegt werden, wie dermaßen gegen den Grundsatz der<br />
Allgemeinheit verstoßen wird. So werden bei B‘90/die Grünen und die Linke Männer und<br />
in Einzelfällen bei der SPD außerdem auch Frauen von der Wahl für einzelne Listenplätze<br />
ausgeschlossen. Bei Bündnis‘90/die Grünen und die Linke erfolgt diese für Männer für die<br />
ungeraden Plätze auf unbestimmte Dauer und bei der SPD und CDU wird die Allgemeinheit<br />
von bestimmten Wahlergebnissen(Listenplatz 1 SPD oder 1.Wahlgang bei der CDU)<br />
abhängig gemacht. Dies geschieht aus politischen (Erhöhung der Frauenanteile in den<br />
Parlamenten und der Attraktivität gegenüber einzelnen Gruppen von Wahlberechtigten)<br />
und sozialen (Beseitigung von Nachteilen, die „typischer Weise Frauen treffen“ unter<br />
Rekurs auf Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG und dem Sozialstaatsprinzip nach Art 20 Abs. 2 GG)<br />
Gründen. Damit wird bereits dem Grundrecht auf Gleichbehandlung und dem<br />
Diskriminierungsverbot nach Art. 3 GG zuwiderhandelt.<br />
34<br />
Heyen, DÖV, 1989, 632 mit Nachweisen.; Dennis Adler Wahlsysteme im Vergleich: Mehrheits‐ und<br />
Verhältniswahl, S. 7; Dieter Nohlen, Wahlrecht und Parteiensysteme,5.Auflage S.41<br />
35<br />
BVerfGE 13 19
In einem weiteren Urteil erklärt das BVerfG 36 „ a) Die Allgemeinheit der Wahl sichert, wie<br />
die Gleichheit der Wahl, die vom Demokratieprinzip vorausgesetzte Egalität der<br />
Staatsbürger (BVerfGE 99, 1 ). Die Gleichbehandlung aller Staatsbürger bezüglich der<br />
Fähigkeit, zu wählen und gewählt zu werden, ist eine der wesentlichen Grundlagen der<br />
Staatsordnung (vgl. BVerfGE 6, 84 ; 11, 351 ). Der Grundsatz der Allgemeinheit<br />
der Wahl verbürgt die aktive und passive Wahlberechtigung aller Staatsbürger (vgl.<br />
BVerfGE 36, 139 ; 58, 202 ). Er ist ‐ nicht anders als der Grundsatz der<br />
Wahlrechtsgleichheit ‐ im Sinne einer strengen und formalen Gleichheit bei der Zulassung<br />
zur Wahl des Deutschen Bundestages zu verstehen (vgl. BVerfGE 28, 220 ; 36, 139<br />
; BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 9. November 2011 ‐ 2 BvC 4/10 u.a. ‐, NVwZ<br />
2012, S. 33 ).<br />
b) Der Grundsatz der Allgemeinheit der Wahl unterliegt aber keinem absoluten<br />
Differenzierungsverbot. Aus Art. 38 Abs. 2 GG, der für das aktive und passive Wahlrecht<br />
Altersgrenzen festlegt, ergibt sich nicht, dass der Gesetzgeber in Wahrnehmung seiner<br />
Regelungsbefugnis gemäß Art. 38 Abs. 3 GG nicht weitere Bestimmungen über die<br />
Zulassung zur Wahl treffen dürfte. Allerdings folgt aus dem formalen Charakter des<br />
Grundsatzes, dass dem Gesetzgeber bei der Ausgestaltung der aktiven und passiven<br />
Wahlberechtigung nur ein eng bemessener Spielraum für Beschränkungen verbleibt. Bei<br />
der Prüfung, ob eine Beschränkung gerechtfertigt ist, ist grundsätzlich ein strenger<br />
Maßstab anzulegen (vgl. zur Gleichheit der Wahl BVerfGE 120, 82 ; BVerfG, Urteil<br />
des Zweiten Senats vom 9. November 2011, a.a.O., S. 33 ). Differenzierungen<br />
hinsichtlich der aktiven oder passiven Wahlberechtigung bedürfen zu ihrer Rechtfertigung<br />
stets eines besonderen, sachlich legitimierten Grundes (vgl. BVerfGE 28, 220 ; 36,<br />
139 ; 42, 312 ). Sie können nur durch Gründe gerechtfertigt werden, die<br />
durch die Verfassung legitimiert und von mindestens gleichem Gewicht wie die<br />
Allgemeinheit der Wahl sind (vgl. BVerfGE 42, 312 ; BVerfG, Beschluss der 3.<br />
Kammer des Zweiten Senats vom 25. Juli 1997 ‐ 2 BvR 1088/97 ‐, NVwZ 1997, S. 1207;<br />
ebenso zur Gleichheit der Wahl BVerfGE 95, 408 ; 120, 82 ; BVerfG, Urteil des<br />
Zweiten Senats vom 9. November 2011, a.a.O., S. 33 ; Beschluss des Zweiten Senats<br />
vom 31. Januar 2012 ‐ 2 BvC 3/11 ‐, NVwZ 2012, S. 622 ).“ Rn 32‐33.<br />
Hier hat das BVerfG klar entschieden, dass nicht nach unzulässigen Merkmalen bei der<br />
Allgemeinheit des Wahlrechts ausdifferenziert werden darf.<br />
3.8.3 Gleichheit<br />
Ebenso wie bei der Allgemeinheit der Wahl darf auch bei der Gleichheit der Wahl nicht<br />
nach personenbezogenen Merkmalen ausdifferenziert werden 37 .<br />
BVerfGE 6 84 38 :<br />
„Der Grundsatz der gleichen Wahl ist ein Anwendungsfall des allgemeinen<br />
Gleichheitssatzes (vgl. BVerfGE 1, 2.42; 3, 391; 4, 39), der als Grundrecht des Einzelnen in<br />
Art. 3 Abs. 1 GG garantiert ist, aber darüber hinaus als selbstverständlicher<br />
ungeschriebener Verfassungsgrundsatz in allen Bereichen und für alle<br />
Personengemeinschaften gilt (vgl. BVerfGE 1, 233, 242; 3, 391 f.).<br />
36<br />
BVerfG 2 BvC 1/11 und 2/11 vom 4.7.20012<br />
37<br />
Heyen,a.a.O.; Adler a.a.O.<br />
38<br />
Dazu auch BT‐Drucks. 2/3170,S. 5‐6<br />
35
Der Gleichheitssatz fordert nicht, dass der Gesetzgeber die Einzelnen und ihre relevanten<br />
gesellschaftlichen Gruppen unbedingt gleichmäßig behandelt; er lässt Differenzierungen<br />
zu, die durch sachliche Erwägungen gerechtfertigt sind. Ob und in welchem Ausmaß der<br />
Gleichheitssatz bei der Ordnung bestimmter Materien dem Gesetzgeber<br />
Differenzierungen erlaubt, richtet sich nach der Natur des jeweils in Frage stehenden<br />
Sachbereichs. Für den Sachbereich der Wahlen ist nach der geschichtlichen Entwicklung<br />
und der demokratisch‐egalitären Grundlage des Grundgesetzes davon auszugehen, dass<br />
jeder Staatsbürger, der eine in derselben Weise wie der andere, nach seinem individuellen<br />
Willen soll bestimmen können, wen er als Volksvertreter wünscht, so dass grundsätzlich<br />
die eine Stimme auf das Wahlergebnis rechtlich denselben Einfluss ausüben muss wie die<br />
andere. Für eine freiheitlich‐demokratische Grundordnung, wie das Grundgesetz sie<br />
geschaffen hat, ist die Gleichbewertung aller Staatsbürger bei der Ausübung des<br />
Wahlrechts eine der wesentlichen Grundlagen der Staatsordnung. Es darf darum das<br />
Stimmgewicht nach Zähl‐ und Erfolgswert sicher nicht differenziert werden nach Bildung,<br />
Religion, Vermögen, Klasse, Rasse oder Geschlecht (vgl. auch Art. 3 Abs. 2, 3 GG). Es darf<br />
auch nicht der Erfolgswert der Stimmen unterschiedlich gestaltet werden, je nach der Art<br />
der politischen Meinung, für die der Wähler sich entschieden hat. Da die Aufgabe der<br />
politischen Parteien nach Art. 21 Abs. 1 GG gerade darin besteht, bei der politischen<br />
Willensbildung des Volkes mitzuwirken, ist mit der verfassungsrechtlich gesicherten<br />
Freiheit der Gründung im Grundsatz auch die freie Auswirkung bei der Wahl, d. h. die volle<br />
Gleichberechtigung aller Parteien notwendig verbunden (vgl. BVerfGE 1, 255). Für das<br />
Staatsleben "gefährliche" Parteien können nur nach Art. 21 Abs. 2 GG ausgeschieden<br />
werden.<br />
Die Wahl hat aber nicht nur das Ziel, den politischen Willen der Wähler als einzelner zur<br />
Geltung zu bringen, also eine Volksrepräsentation zu schaffen, die ein Spiegelbild der im<br />
Volk vorhandenen politischen Meinungen darstellt, sondern sie soll auch ein Parlament als<br />
funktionsfähiges Staatsorgan hervorbringen.“ Rn 25‐27<br />
In einem weiteren Urteil des BVerfG 39 heißt es „Differenzierungen des Zählwertes<br />
beispielsweise nach Geschlecht, Familienstand oder KonfessionBVerfGE 129, 300 (347)<br />
BVerfGE 129, 300 (348)untersagt der Grundsatz der Gleichheit der Wahl generell, während<br />
er andere Differenzierungen, etwa nach dem Alter im Hinblick auf die Reife und<br />
Einsichtsfähigkeit von Heranwachsenden, erlaubt oder sogar gebietet (Art. 38 Abs. 2<br />
Halbsatz 1 GG).“ Rn 149<br />
Das LVerfG SH 40 erklärt „Der Grundsatz der Gleichheit der Wahl sichert die vom<br />
Demokratieprinzip vorausgesetzte Egalität der Staatsbürger und gebietet, dass alle<br />
Staatsbürger das aktive und passive Wahlrecht in möglichst gleicher Weise ausüben<br />
können. Historisch betrachtet verbietet er für das aktive Wahlrecht eine unterschiedliche<br />
Gewichtung der Stimmen etwa nach Vermögensverhältnissen, Klassenzugehörigkeit, nach<br />
Bildung, Religion oder Geschlecht.“ Rn 45<br />
Hier hat das BVerfG und das LVerfG SH bereits entschieden, dass im Wahlrecht unter den<br />
natürlichen Personen, insbesondere nach Geschlecht, Rasse, Religion etc. pp nicht<br />
ausdifferenziert werden darf. Im Falle des Wahlverfahrens von Bündnis‘90/die Grünen<br />
und die Linke wird der Erfolgswert dahingehend unterschieden, dass jene die alles Männer<br />
wählen wollen, nicht dieselbe Anzahl an Mandaten bewählen können, wie jene die alles<br />
Frauen oder bestimmtes Mischverhältnis wählen möchten. Selbiges trifft auf bei der SPD,<br />
39<br />
BVerfGE 129,300<br />
40<br />
Schleswig‐Holsteinisches Landesverfassungsgericht , LVerfG‐ 3/09, vom 30.08.2010<br />
36
wenn jemand alles Männer oder alles Frauen wählen möchte zu. Auch diesem Fall können<br />
die Wahlberechtigten ihren Wählerwillen nicht umsetzen. Die Vorstellung alles Männer<br />
oder alles Frauen oder ein bestimmtes Mischverhältnis in den Parlamenten haben zu<br />
wollen, ist eine durchaus mit dem GG vereinbare politische Meinungsäußerung. Damit<br />
wird sowohl nach Geschlecht als auch nach politischer Meinung der Erfolgswert<br />
unterschieden. Im Falle der CDU kommt auch noch der unterschiedliche Zählwert<br />
einzelner Stimmen dazu. Wird auf den Wahlvorschlägen im ersten Wahlgang nicht die<br />
vorgegebene Geschlechterverteilung erreicht, so nehmen die einzelnen Stimmen den<br />
Zählwert ungültig ein, ansonsten den Zählwert gültig. Selbiges gilt auch für die<br />
Spitzenkandidaten bei B‘90/die Grünen. Werden von einzelnen Mitgliedern zwei Männer<br />
gewählt, so nehmen deren Stimmen den Zählwert ungültig ein ansonsten den Zählwert<br />
gültig an. Den einzelnen Angehörigen des jeweiligen Geschlechts, insbesondere der<br />
Frauen, wird ein bestimmter Wahlerfolg garantiert. Das entspricht nicht der<br />
Rechtsprechung des BVerfG. Außerdem hat das BVerfG klar entschieden, dass sich in den<br />
Parlamenten der Wille der Wahlberechtigten widerzuspiegeln hat und nicht deren<br />
Querschnitt. Da das BVerfG unter Rekurs auf Artikel 3 Abs. 2 und 3 GG eine<br />
Ausdifferenzierung zwischen den natürlichen Personen verboten hat, kann daraus kein<br />
„Auftrag an den Staat zur Beseitigung Nachteilen, die typische Weise Frauen treffen“<br />
konstruiert werden.<br />
Ferner sind entsprechende Erläuterungen zur Wahlgleichheit auch unter der Seite des<br />
Bundeswahlleiters, der Landeswahler/‐innen oder an den entsprechenden Stellen auf<br />
kommunaler Ebene zu finden.<br />
Der WPA 41 erklärt hierzu „Der Grundsatz der Wahlrechtsgleichheit ist nicht verletzt.<br />
Frauen und Männer besitzen nach dem Wahlrecht zum Europäischen Parlament die<br />
gleichen Rechte und Chancen bei der Stimmabgabe und bei der Kandidatur. […] Die<br />
Behauptung der Einspruchsführerin, Artikel 3 Abs. 3 GG werde im Hinblick auf die<br />
Gleichheit der Geschlechter falsch ausgelegt, weil diese Vorschrift nicht als Gebot<br />
verstanden werde, die Gleichheit der Frauen herzustellen, verkennt sowohl die<br />
rechtstheoretische Auslegung der zitierten Verfassungsvorschrift als auch deren<br />
rechtstatsächliche Auswirkungen im allgemeinen und im geltenden Wahlrecht im<br />
Besonderen. Weder Männer noch Frauen werden bei der Wahlvorbereitung,<br />
Stimmabgabe und Ermittlung des Wahlergebnisses bevorzugt. Eine Trennung des<br />
Wahlrechts nach Männern und Frauen sowohl bei der Wahlberechtigung als auch bei der<br />
Wählbarkeit würde demgegenüber die Rechtsgleichheit der Geschlechter auflösen.<br />
Wahlrechtsvorschriften solcher Art wären deshalb gleichheitswidrig im Sinne des Artikels<br />
3 Abs. 3 GG.“. Erstaunlicher Weise hat der WPA bei den Wahleinsprüchen der<br />
nachfolgenden Wahlen, wie bereits geschildert, das Gegenteil behauptet.<br />
In ein ähnliches Horn stößt die Aussage des WPA 42 „Mit dem Grundsatz einer<br />
demokratischen Kandidatenaufstellung, wie er in § 21 BWG verankert ist, wäre es<br />
unvereinbar, wenn den Versammlungsteilnehmem eine starre, die verschiedenen sozialen<br />
Schichten und Berufsgruppen in der Bevölkerung exakt repräsentierende Liste zur<br />
Abstimmung vorgelegt würde, ohne dass sie die Möglichkeit hätten, dazu<br />
Änderungswünsche (sei es zu den Personen oder zur Reihenfolge auf der Liste) zu äußern<br />
und hierüber eine Diskussion und Abstimmung herbeizuführen. Im Übrigen lehrt die<br />
historische Erfahrung, dass eine exakte oder annähernd zutreffende Repräsentation der<br />
41<br />
BT‐Drucks. 11/7209,S.6<br />
42<br />
BT‐Drucks. 13/3531,S. 94<br />
37
sozialen Schichten, Berufsgruppen und Geschlechter in der Bevölkerung bislang nur in<br />
totalitären Systemen erreicht wurde. Überall dort, wo die Auswahl der Kandidaten dem<br />
Wettbewerb innerhalb der Parteien und der freien Entscheidung der Wähler überlassen<br />
bleibt, kommt es zu einer erheblichen Überrepräsentanz bestimmter Berufsgruppen bzw.<br />
sozialer Schichten. Damit geht unvermeidlich die zu geringe Vertretung anderer<br />
Bevölkerungskreise und Berufe einher. Sie muss demnach hingenommen werden.“ Auch<br />
hier hat der WPA in einer anderen Beschlussempfehlung gegen weitere Einsprüche 43<br />
derselben Wahl gegenteiliges behauptet.<br />
BVERFGE 95 335 :<br />
„Aus dem Grundsatz der Wahlgleichheit (Art. 38 Abs. 1 GG) folgt für das Wahlgesetz, dass<br />
die Stimme eines jeden Wahlberechtigten den gleichen Zählwert und die gleiche rechtliche<br />
Erfolgschance haben muss. Maßgeblich ist hierbei eine Betrachtung ex ante. Dieses<br />
Gleichheitserfordernis wendet sich historisch gegen eine unterschiedliche Gewichtung der<br />
Stimmen nach der Person des Wählers, seiner Zugehörigkeit zu einer Klasse oder seinen<br />
Vermögensverhältnissen (vgl. BVerfGE 6, 84 [91]); es wahrt heute eine Chancengleichheit<br />
im strengen und formalen Sinne (vgl. zuletzt BVerfGE 82, 322 [337]; stRspr).“ Rn 78<br />
Entgegen dieser Rechtsprechung haben die Parteien das 2‐Klassen Wahlrecht wieder<br />
eingeführt. In diesen „Klassenwahlrecht“ wird in Bezug auf das passive Wahlrecht<br />
zwischen Geschlecht und beim Wahlvorschlagsrecht und beim aktiven Wahlrecht nach<br />
politischer Meinung unterschieden. Beim Wahlvorschlagsrecht und beim aktiven<br />
Wahlrecht trifft es Männer und Frauen gleichermaßen, alle nicht ihren Willen<br />
gleichermaßen umsetzen können.<br />
Bezüglich der weiteren Wahlgleichheit wird auf folgende Urteile Bezug genommen:<br />
BVerfGE 82 322<br />
„Der für die Wahl zum Deutschen Bundestag in Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG gewährleistete<br />
Grundsatz der gleichen Wahl ist nach der ständigen Rechtsprechung des<br />
Bundesverfassungsgerichts wegen des Zusammenhangs mit dem egalitären<br />
demokratischen Prinzip im Sinne einer strengen und formalen Gleichheit zu verstehen (vgl.<br />
insbesondere BVerfGE 51, 222 [234] m.w.N.; 78, 350 [357 f.]). Die durch das Grundgesetz<br />
errichtete demokratische Ordnung gewichtet also im Bereich der Wahlen die Stimmen<br />
aller Staatsbürger unbeschadet der zwischen ihnen bestehenden Unterschiede gleich.<br />
Daher ist eine Differenzierung des Zählwertes und grundsätzlich auch ‐ bei der<br />
Verhältniswahl ‐ des Erfolgswertes der Wählerstimmen ausgeschlossen.“ Rn 48<br />
BVerfGE 11 266:<br />
„Die Grundsätze der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl sind Anwendungsfälle des<br />
allgemeinen Gleichheitssatzes, der als Grundrecht des Einzelnen in Art. 3 Abs. 1 GG<br />
garantiert ist. Deshalb enthält ein Verstoß gegen die Grundsätze der Allgemeinheit und<br />
Gleichheit der Wahl zugleich auch eine Verletzung des Art. 3 Abs. 1 GG (BVerfGE 1, 208<br />
[242]; 3, 383 [390 ff.]; 6, 84 [91]; Bericht der vom Bundesminister des Innern eingesetzten<br />
Wahlrechtskommission, Grundlagen eines deutschen Wahlrechts, Bonn, 1955, S. 27 f.).<br />
Nur auf Art. 3 GG kann gemäß § 90 BVerfGG eine Verfassungsbeschwerde gegen ein<br />
Kommunalwahlgesetz gestützt werden.<br />
43<br />
BT‐Drucks. 13/3927,Anlage 15 und 21<br />
38
Im einzelnen beziehen sich diese Grundsätze auf das aktive und das passive Wahlrecht der<br />
Staatsbürger. Sie beziehen sich darüber hinaus, wie schon der Staatsgerichtshof für das<br />
Deutsche Reich und der Bayerische Verfassungsgerichtshof in ständiger Rechtsprechung<br />
angenommen haben, auch auf das Wahlvorschlagsrecht (vgl. Lammers/Simons I, 336 ff.,<br />
347 ff., 405 ff.; BayVerfGH VGHE NF Teil II 3,124 f.,6,65 ff., Pohl, HdbDStR I, 388). “ Rn 20‐<br />
21<br />
BVerfGE 51 222<br />
„Die durch das Grundgesetz errichtete demokratische Ordnung trägt insoweit einen<br />
formalen Charakter, als sie unbeschadet der bestehenden sozialen Unterschiede im<br />
Bereich der politischen Willensbildung alle Staatsbürger grundsätzlich gleich bewertet<br />
(BVerfGE 8, 51 [69]; 14, 121 [132]; 41, 1 [12]). Für eine freiheitliche demokratische<br />
Grundordnung, wie das Grundgesetz sie geschaffen hat, ist die Gleichbewertung aller<br />
Staatsbürger bei der Ausübung des Wahlrechtes eine der wesentlichen Grundlagen der<br />
Staatsordnung (BVerfGE 6, 84 [91]; 11, 351 [360]; 41, 399 [413]). Der Grundsatz der<br />
formalen Wahlgleichheit gilt deshalb nicht nur für das Bundestagswahlrecht und für das<br />
Wahlrecht in den Ländern, Kreisen und Gemeinden, sondern darüber hinaus als<br />
ungeschriebenes Verfassungsrecht auch für sonstige politische Abstimmungen (BVerfGE<br />
41, 1 [12]; vlg ferner BVerfGE 13, 54 [91f]; 28 220 [224]; 47, 253 [276f]);“ Rn 49<br />
Die Gleichheit des Wahlverfahrens wird in folgender Weise verletzt:<br />
Wahlchancen:<br />
Die Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes ist in doppelter Hinsicht auszumachen. Dies<br />
betrifft zum einen die Chance überhaupt auf die Landesliste gewählt zu werden und zum<br />
anderen die Wahl in den Bundestag. In den Fällen der SPD haben zwar beide Geschlechter<br />
zunächst dieselben Wahlchancen. Wenn aber bedenkt, dass der Frauenanteil geringer ist<br />
und deshalb auch weniger Bewerberinnen zu erwarten sind, ist unter den möglicherweise<br />
wenigen Bewerberinnen die Wahlchance auf einen Listenplatz gewählt zu werden größer<br />
als bei den Männern. In Falle der CDU wird die Chancengleichheit insoweit verletzt, dass<br />
im Falle, dass der 1.Wahlgang für gültig erklärt wird, höhere Wahlchancen ca. (33‐100%<br />
der Mandate stünden ihnen zu) als die Männer. Wird die gewünschte<br />
Geschlechterverteilung nicht erreicht, findet ein zweiter Wahlgang statt. In diesen werden<br />
Personen nicht gewählt, die im ersten Wahlgang im Falle einer Gültigkeit gewählt worden<br />
wären oder Personen gewählt die nicht gewählt worden wären. Demnach werden die<br />
Wahlchancen abhängig gemacht von der Geschlechtszugehörigkeit der Bewerber/‐innen<br />
und deren Verteilung auf der Landesliste. Das ist unzulässiger Eingriff in die<br />
Wahlgleichheit.<br />
Passives Wahlrecht:<br />
Den Frauen werden, durch den Umstand, dass sie in den von B‘90/die Grünen und die<br />
Linken auf allen Listenplätzen kandidieren, während Männer nur auf bestimmte Plätze<br />
kandidieren dürfen, mehr Rechte beim passiven Wahlrecht zugebilligt als den Männern.<br />
In der Fällen von CDU und SPD können alle Gleichermaßen für jeden Listenplatz<br />
kandidieren, insoweit wäre diese Recht nicht beeinträchtigt.<br />
39
Aktives Wahlrecht:<br />
Auch bei der Ausübung des aktiven Wahlrechts ist keine Gleichheit vorhanden. Die<br />
Wahlberechtigten Delegierten im Falle Bündnis ‘90/die Grünen, die mehr Frauen auf die<br />
Liste insbesondere aus Listenplatz 1 wählen möchten, bekommen Grundsätzlichen die<br />
Gelegenheit dazu während diejenigen, die lieber einen Mann auf Listenplatz 1 oder ein<br />
Übergewicht an Männer wählen möchten(wie bei Bündnis ‘90/die Grünen und die Linke),<br />
diese Gelegenheit fast nicht zugestanden bekommen. In der SPD gibt es zwar eine<br />
„gegenseitige Mindestabsicherung“, aber wer von dieser abweichen möchte, kann<br />
ebenfalls nicht in dieser Weise von seinem aktiven Wahlrecht Gebrauch machen. Bei der<br />
Regelung der CDU ist zwar das aktive Wahlrecht theoretisch unbeschränkt. Wenn aber ein<br />
Mitglied weiß, dass dessen Wahl für ungültig erklärt wird, wenn eine Wahl nicht in der<br />
vorgegeben Geschlechterverteilung zu Stande kommt, dann ist auch de Facto eine<br />
Einschränkung im aktiven Wahlrecht gegeben, zumal eine Wahl nur mit Frauen gültig<br />
wäre, nur mit Männern dagegen nicht.<br />
Einflussmöglichkeiten<br />
So sind auch die Einflussmöglichkeiten nicht gleich. Die, die auf alle Listenplätzen Frauen<br />
oder ein Bestimmtes Mischverhältnis vorschlagen und möchten, können dies tun,<br />
während die die alles Männer vorschlagen und wählen möchten, ist es ihnen verwehrt.<br />
Selbiges gilt im Falle der SPD. Wer auf alle Plätze Frauen wählen möchte, hat ebenfalls<br />
nicht die Möglichkeit dazu. Und im Falle der CDU kommt dazu, dass diejenigen die alles<br />
Männer wählen, diesen Umstand als taktisches Mittel einsetzen könnte um einen<br />
Wahlgang ungültig zu machen, bleibt bei der Wahl von Frauen auf allen Plätzen, der<br />
Wahlgang gültig. Damit kann nicht jeder seine Einflussmöglichkeiten gleichermaßen<br />
geltend machen.<br />
Somit wird aufgrund der sozialen Unterschiede der Geschlechter gezielt eine<br />
Unterscheidung im Wahlrecht gemacht, obwohl das BVerfG das verboten hat.<br />
In BVerfGE 71 81 urteilt das BVerfG „Der Grundsatz der Chancengleichheit aller<br />
Wahlbewerber darf dabei nur durchbrochen werden, wenn sich dies durch einen<br />
besonderen, zwingenden Grund rechtfertigen läßt (vgl. BVerfGE 24, 300 [341]; 51, 222<br />
[235]; 60, 162 [168] m.w.N.; st. Rspr.).“ Rn 47. Eine Rechtfertigung zur Unterscheidung<br />
nach Geschlecht hat aber das verboten.<br />
3.8.4 Freiheit<br />
Die Männer werden in massiver Weise in ihrem Recht, sich frei für einen Listenplatz zu<br />
entscheiden, für den Sie kandidieren wollen, verletzt. Ebenso wird in unzulässiger Weise<br />
den wahlberechtigten Delegierten, das Recht beschnitten, sich frei für eine Bewerberin<br />
oder einen Bewerber für den jeweiligen Listenplatz zu entscheiden, die oder den Sie für<br />
am geeignetsten und am wählbarsten halten. Auch werden Parteimitglieder in Ihren<br />
Rechten eingeschränkt, für die jeweiligen Listenplätze Bewerberinnen und Bewerber<br />
vorzuschlagen. Hinzukommt, dass die Delegierten ebenfalls bei der Frage, wie zu<br />
verfahren ist, wenn in Einzelfällen nicht genügend Männer oder Frauen gewählten<br />
werden. So haben die Delegierten das Recht und die Freiheit, im Falle, dass auf den<br />
„Frauenplätzen“ nicht genügend Bewerberinnen gewählt werden, einzelne Listenplätze zu<br />
sperren. Während im Falle, dass einzelne „offenen Plätzen“ nicht mit Männern besetzt<br />
werden, diese Wahlfreiheit nicht besteht.<br />
40
BVerfGE 66, 369<br />
„Die von Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG gewährleistete Freiheit der Wahl besteht u.a. darin, dass<br />
jeder Wähler sein Wahlrecht ohne Zwang oder sonstige unzulässige Beeinflussung<br />
ausüben kann. Der Wähler soll sein Urteil in einem freien, offenen Prozess der<br />
Meinungsbildung gewinnen können (BVerfGE 44, S. 125, 139). Zwar gewährleistet das<br />
Wahlgeheimnis, dass an die individuelle Wahlentscheidung Sanktionen nicht geknüpft<br />
werden können. Der Wähler soll aber nach dem Grundsatz der Freiheit der Wahl schon<br />
vor Beeinflussungen geschützt werden die geeignet sind, eine Entscheidungsfreiheit trotz<br />
bestehenden Wahlgeheimnisses ernstlich zu beeinträchtigen (BVerfGE 40, S.11, 41).“<br />
In BVerfGE 7, 63 steht<br />
„In Die Wahlfreiheit besteht zunächst darin, dass jeder Wähler sein Wahlrecht frei, d. h.<br />
ohne Zwang oder sonstige unzulässige Beeinflussung von außen ausüben kann. Durch sie<br />
soll vor allem die freie Wahlbetätigung geschützt werden.“<br />
BVerfGE 47 253:<br />
„Die Wahlfreiheit besteht zunächst darin, dass jeder Wähler sein Wahlrecht frei, d.h. ohne<br />
Zwang oder sonstige unzulässige Beeinflussung von außen ausüben kann (BVerfGE 7, 63<br />
[69]). Sie schützt jedoch nicht nur die freie Wahlbetätigung bei der Stimmabgabe. Zur<br />
Wahlfreiheit gehört auch ein grundsätzlich freies Wahlvorschlagsrecht für alle<br />
Wahlberechtigten (BVerfGE 41, 399 [417]). Es setzt seinerseits eine freie<br />
Kandidatenaufstellung unter Beteiligung der Mitglieder der Parteien und Wählergruppen<br />
voraus.“ Rn 82<br />
Dem wird in eklatanter Weise verstoßen.<br />
1. Zwang an die Männer und bei der SPD auch für Frauen, nicht für jeden<br />
Listenplatz ihr passives Wahlrecht wahrnehmen zu können.<br />
2. Zwang an die Delegierten nicht jeden für jeden Listenplatz vorzuschlagen oder<br />
wählen zu können.<br />
3. Zwang an die Delegierten, bestimmte Listenplätze in Abhängigkeit mit der<br />
Besetzung von Personen bestimmter Personengruppen zu wählen und die Wahl<br />
anderer Personen wird von eine entsprechenden Entscheidung durch den<br />
Parteitag abhängig gemacht.<br />
4. Beeinflussung durch den satzungsgebenden Parteitag, wonach die Delegierten<br />
eine bestimmte Geschlechterverteilung zu wählen haben.<br />
Bei der Linken dürfen zwar Männer auf Listenplatz 1 aber nicht an Übergewicht gewählt<br />
werden. Ebenso werden nicht so ohne weiteres unbesetzte „Frauenplätze“ für Männer<br />
freigegeben sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt besetzt. In der SPD dürfen zwar<br />
jeder auf Listenplatz1 und an Übergewicht gewählt aber nicht in beliebiger Verteilung. In<br />
der CDU darf zwar in beliebiger Verteilung eine Wahl erfolgen, da aber jemand, der nur<br />
Männer wählen möchte, Gefahr läuft einen ungültigen Wahlgang herbeizuführen, ist die<br />
Wahl nicht völlig frei von unzulässiger Beeinflussung.<br />
3.8.5 Unmittelbarkeit<br />
41<br />
Die Unmittelbarkeit des beinhaltet auch, dass man als Wählerin und Wähler auch direkten<br />
Einfluss auf die Geschlechterverteilung bei direkter Ausübung des Wahlrechts haben
muss. Dieses Recht wird missachtet, da durch die Vorgabe, dass für bestimmte Sitze<br />
einzelne Personengruppen nicht wählbar sind und bei anderen eine „volle“ Besetzung“ des<br />
Wahlvorschlages uneingeschränkt zugelassen ist, nimmt die satzungsgebende<br />
Delegiertenversammlung maßgeblich in nicht mehr gerechtfertigter Weise mittelbar<br />
Einfluss auf dem Wähler/‐innenwillen, z.B. sich für einen Mann für Listenplatz 1 oder für<br />
ein Übergewicht an Männern unter den auf dem Wahlvorschlag vertretenen<br />
Bewerberinnen und Bewerber entscheiden zu können, genommen. Diese Bindung an die<br />
einzelnen Wahlberechtigten, sich den „Mehrheitswillen“ des Landesverbandes zu beugen<br />
kommt einen „imperativen Mandat“ sehr nahe. Daran ändert der Umstand, dass die<br />
Delegierten durch die Kreisverbände das Mandat erhalten und dies dejure frei ist, nichts.<br />
Folglich wird auch durch diese Regelung auch die Unmittelbarkeit des Wahlrechtes<br />
verletzt.<br />
Hierzu wird ebenfalls auf folgende Urteile des BVerfG Bezug genommen:<br />
BVerfGE 7 63<br />
„Der Grundsatz der Unmittelbarkeit lässt sich aber, wie bereits unter der Weimarer<br />
Verfassung anerkannt worden ist, schon seinem Wortlaut nach nicht darauf beschränken,<br />
dass er nur eine indirekte Wahl durch Wahlmänner verbiete (vgl. dazu BayerStGH in<br />
BayerGVBl. 1930 S. 77 = Lammers‐Simons, Rechtspr. d. StGH Bd. III S. 111 ;<br />
Wenzel in HDStR Bd. 1 S. 613; Leibholz in Veröff. d. Verein, d. Dt. Staatsrechtsl. Heft 7 [1932]<br />
S. 167 ff.). Er schließt darüber hinaus jedes Wahlverfahren aus, bei dem sich zwischen<br />
Wähler und Wahlbewerber nach der Wahlhandlung eine Instanz einschiebt, die nach ihrem<br />
Ermessen die Abgeordneten auswählt und damit dem einzelnen Wähler die Möglichkeit<br />
nimmt, die zukünftigen Abgeordneten durch die Stimmabgabe selbsttätig zu bestimmen.<br />
Unmittelbarkeit der Wahl i. S. des Art. 38 Abs. 1 GG verlangt, dass auch heute im<br />
Parteienstaat des Bonner Grundgesetzes die Abgeordneten direkt gewählt werden. Sie<br />
garantiert die Personenwahl im Parteienstaat. Dem Grundsatz der unmittelbaren Wahl ist<br />
mithin dann Genüge getan, wenn das Wahlverfahren so geregelt ist, dass jede abgegebene<br />
Stimme bestimmten oder bestimmbaren Wahlbewerbern zugerechnet werden muss, ohne<br />
dass erst nach der Stimmabgabe noch eine Zwischeninstanz nach ihrem Ermessen die<br />
Abgeordneten endgültig auswählt. Nur wenn die Wähler das letzte Wort haben, haben sie<br />
auch das entscheidende Wort; nur dann wählen sie unmittelbar.“ Rn 16.<br />
BVerfGE 47 253<br />
„Der Grundsatz der Unmittelbarkeit der Wahl verlangt, dass die Mitglieder einer<br />
Volksvertretung direkt ohne die Einschaltung von Wahlmännern gewählt werden. Er<br />
schließt jedes Wahlverfahren aus, bei denen zwischen Wähler und Wahlbewerber nach der<br />
Wahlhandlung eine Instanz eingeschaltet ist, die nach ihrem Ermessen den Vertreter<br />
auswählt und damit dem einzelnen Wähler die Möglichkeit nimmt, die zukünftigen<br />
Mitglieder der Volksvertretung durch die Stimmabgabe selbständig zu bestimmen.“ Rn 77<br />
Zwar kann hier keine Instanz dargelegt werden, die nach Stimmabgabe nach eigenem<br />
Ermessen auswählt, wohl aber dahingehend, die den Parteimitgliedern vorschreibt, in<br />
welcher Personellen Zusammensetzung die Landeslisten zu besetzen sind. Damit haben die<br />
wahlberechtigten Parteimitglieder nicht mehr „das letzte Wort“.<br />
42
3.8.6 Geheimhaltung<br />
Da der Grundsatz der Geheimhaltung nicht verletzt wird, kann hier keine Beanstandung<br />
dargelegt werden.<br />
3.8.7 Fazit<br />
Anhand der Rechtsprechung dürfen weder aus politischen, wirtschaftlichen oder sozialen<br />
Gründen, sowie in Bezug auf den in Art 3 Abs. 2 und 3 genannten Fällen ebenso auf<br />
Bildung, Vermögen, persönliche und soziale Verhältnisse der Wahlberechtigten die<br />
Wahlgrundsätze durchbrochen werden. Wie das BVerfG in seiner ständigen<br />
Rechtsprechung stets betont, dass alle Wahlberechtigen gleich zu behandeln sind und<br />
jeder gleichermaßen Einfluss auf die Wahl nehmen können muss. Ebenso muss jeder seine<br />
staatsbürgerlichen Rechte gleichermaßen wahrnehmen können. Dies gilt auch für<br />
Parteimitglieder. Zwar hat das BVerfG in BVerfGE einen Rückgriff auf Art 3 Abs. 1<br />
GG ausgeschlossen. Dies gilt aber nur für Verfassungsbeschwerden bei Wahlprüfungen in<br />
den Fällen von Art. 28 Abs. 1 Satz 2 GG. In anderen Fällen hat das BVerfG einen Rückgriff<br />
auf Art. 3 Abs. 1 GG offen gelassen. Dieses führt hierzu aus „Mit dieser Qualifizierung als<br />
Spezialregelungen stehen aber die Rechtsfolgen für die Anwendbarkeit des allgemeinen<br />
Gleichheitssatzes noch nicht fest. Die Rechtsordnung kennt zur Auflösung derartiger<br />
Konkurrenzlagen keine allgemeinen Regeln (vgl. BleckBVerfGE 99, 1 (10)BVerfGE 99, 1<br />
(11)mann/Wiethoff, DÖV 1991, S. 722 [724 f. u. 729]; ferner Hillgruber, MedR 1998, S. 201<br />
[204]). Es mag zwar naheliegen, daß den besonderen Gleichheitssätzen des Grundgesetzes<br />
eine je eigenständige normative Funktion zukommt, weil der Verfassunggeber<br />
anderenfalls eine überflüssige Regelung getroffen hätte (vgl. Sachs in: Isensee/Kirchhof,<br />
Handbuch des Staatsrechts, Bd. V, § 126 Rn. 16). Gleichwohl kann die Frage, ob im<br />
Sachbereich eines speziellen Gleichheitssatzes ein Rückgriff auf Art. 3 Abs. 1 GG zulässig<br />
ist, jeweils nur durch Auslegung geklärt werden. Dabei darf eine Verfassungsnorm nicht<br />
isoliert betrachtet und allein aus sich heraus ausgelegt werden; sie steht in einem<br />
Sinnzusammenhang mit den übrigen Vorschriften der Verfassung (BVerfGE 1, 14 [32]).“.<br />
Zumindest hat das BVerfG dies in nachfolgenden Entscheidungen(BVerfGE 120,82; 121,<br />
266; 123, 267; 129, 300) indirekt unter Rekurs auf BVerfGE zur Gleichbewertung<br />
aller Wahlberechtigten gemacht. In anderen (z.B. BVerfGE 111,382;104,114) hat es auf Art<br />
3. Abs. GG zurückgegriffen. Damit sollte nach wie vor ein Verstoß gegen das Grundrecht<br />
auf Gleichbehandlung und Diskriminierungsverbot geltend gemacht werden können.<br />
3.9 § 21 und § 27 BWG<br />
Aus dem Gebot der inneren Ordnung und der Teil der Wahlvorbereitung muss die Wahl<br />
der Bewerber/‐innen den demokratischen Grundsätzen nach zwingenden Verfassung<br />
gemäß Art. 38 Abs. Satz 1 entsprechen. 44<br />
Dies bezüglich hat das BVerfG geurteilt:<br />
BVerfGE 89 243<br />
„Die Aufstellung der Wahlkreis‐ und Listenkandidaten durch die Parteien ist damit ein<br />
wesentlicher Bereich der Wahlvorbereitung; hierdurch wird eine notwendige<br />
Voraussetzung für die Wahl selbst geschaffen und das aktive und passive Wahlrecht<br />
44<br />
Schreiber, Handbuch des Wahlrechts 2009, § 21 Fn 7, S. 458<br />
43
unmittelbar berührt. Zum Bürgerrecht auf Teilnahme an der Wahl (vgl. Art. 38 GG) gehört<br />
auch die Möglichkeit, Wahlvorschläge zu machen; die Grundsätze der Allgemeinheit,<br />
Gleichheit und Freiheit der Wahl beziehen sich auch auf dieses Wahlvorschlagsrecht (vgl.<br />
BVerfGE 41, 399 [417]; 47, 253 [282]).<br />
Ein freies Wahlvorschlagsrecht der Wahlberechtigten ist nicht schon dann gewährleistet,<br />
wenn die Parteien in der Auswahl ihrer Kandidaten den Anforderungen unterworfen sind,<br />
die sie kraft ihrer Autonomie und im Rahmen ihrer ‐ an demokratische Grundsätze<br />
gebundenen ‐ inneren Ordnung selbst gesetzt haben. Wahlrechtlich unterliegen sie auch<br />
Bindungen, die der Gesetzgeber zur Sicherung des freien Wahlvorschlagsrechts der<br />
Stimmberechtigten normiert hat und für deren Einhaltung er eine Kontrolle vorsieht (vgl.<br />
auch BVerfGE 47, 253 [283]). § 17 Parteiengesetz (PartG) schreibt den Parteien bei der<br />
Aufstellung von Bewerbern für Wahlen zu Volksvertretungen geheime Abstimmung vor<br />
und überträgt die weitere Regelung an erster Stelle den Wahlgesetzen, also nicht nur den<br />
Parteisatzungen. Für das Bundestagswahlrecht enthalten die §§ 21 Abs. 1 bis 4 und 6, 27<br />
BWahlG Regelungen, die gewährleisten sollen, dass die Kandidatenaufstellung die<br />
personale Grundlage für eine demokratische Wahl legen kann. Der Gesamtinhalt dieser<br />
Regelungen wirkt darauf hin, dass jedes wahlberechtigte Parteimitglied auf der untersten<br />
Gebietsstufe der Parteiorganisation die rechtliche Möglichkeit hat ‐ jedenfalls mittelbar<br />
durch die Wahl von Vertretern ‐, auf die Auswahl der Kandidaten Einfluss zu nehmen.<br />
Die Aufstellung der Wahlkandidaten bildet die Nahtstelle zwischen den von den Parteien<br />
weitgehend autonom zu gestaltenden Angelegenheiten ihrer inneren Ordnung und dem<br />
auf die Staatsbürger bezogenen Wahlrecht. Nicht allen Maßnahmen der Parteien im<br />
Zusammenhang mit der Kandidatenaufstellung kommt wahlrechtliche Bedeutung zu. So ist<br />
die Beachtung der in den §§ 21 Abs. 1 bis 4 und 6, 27 BWahlG enthaltenen Vorschriften<br />
wahlrechtlich erheblich, nicht aber die Einhaltung der daneben nur nach der Parteisatzung<br />
für die Kandidatenaufstellung geltenden Bestimmungen (vgl. § 21 Abs. 5 BWahlG). Die §§<br />
21 Abs. 1, 27 Abs. 5 BWahlG sehen vor, dass die Kandidaten in einer Mitglieder‐ oder<br />
Vertreterversammlung gewählt werden und die Vertreterversammlung eine Versammlung<br />
der von einer Mitgliederversammlung aus ihrer Mitte gewählten Vertreter zu sein hat.<br />
Dabei fordert § 21 Abs. 3 BWahlG in Anknüpfung an § 17 PartG ausdrücklich allerdings nur<br />
eine geheime Abstimmung. Aus der Funktion der wahlrechtlichen Regelung in den §§ 21,<br />
27 BWahlG, die personale Grundlage einer demokratischen Wahl zu schaffen, ergibt sich<br />
jedoch, daß § 21 Abs. 1 BWahlG mit der Anforderung einer "Wahl" nicht allein die geheime<br />
Abstimmung verlangt, sondern weiter die Einhaltung eines Kernbestandes an<br />
Verfahrensgrundsätzen, ohne den ein Kandidatenvorschlag schlechterdings nicht<br />
Grundlage eines demokratischen Wahlvorgangs sein kann. Hieraus folgt: Halten die<br />
Parteien bei der Wahl der Vertreterversammlung oder der Wahlkreis‐ und Listenkandidaten<br />
diese elementaren Regeln nicht ein, so begründet das die Gefahr der Verfälschung des<br />
demokratischen Charakters der Wahl bereits in ihrer Grundlage und damit einen<br />
Wahlfehler. Ereignen sich hingegen bei der Kandidatenaufstellung der Parteien Verstöße<br />
gegen Regeln, die nach diesem Maßstab nicht elementar sind, so berührt dies die<br />
Voraussetzung einer "Wahl" im Sinne des § 21 Abs. 1 BWahlG nicht und scheidet daher von<br />
vornherein als Wahlfehler aus. “ Rn 39‐41<br />
Damit bereits deutlich, dass die Wahlgrundsätze einzuhalten sind. Dieser Kernbestand ist<br />
auch für das Wahlvorschlagrecht einzuhalten. 45 Damit muss jeder für jeden Listenplatz<br />
vorgeschlagen werden können. Auch die Wahl von Delegierten zur Wahlversammlung<br />
45<br />
Ebenda Rn 28, S. 477 ff mit Nachweisen<br />
44
gehört zur Wahlvorbereitung und damit auch die Einhaltung der Wahlgrundätze. 46<br />
Demnach sind auch Quotierungen bei der Wahl von Delegierten verboten.<br />
3.10 § 25 i.V.m. § 32, § 35 und § 40 BGB<br />
Als rechtliche Grundordnung des Vereins enthält die Verfassung die Grundentscheidungen,<br />
die das Vereinsleben bestimmen, insb. die Mindesterfordernisse und den Sollinhalt der<br />
Satzung nach §§ 57, 58. Rechtsgrundlagen der Verfassung sind die zwingenden<br />
vereinsrechtlichen Vorschriften, die nicht nach § 40 zur Disposition der Satzung stehen.<br />
Zwingend sind auch § 26 Abs. 1 und § 39 sowie der ungeschriebene Gleichbehandlungsgrundsatz.<br />
47 Das heißt klar, dass Vereine und erst recht Parteien verpflichtet sind ihre<br />
Mitglieder gleich zu behandeln. Beschlüsse, die gegen den Grundsatz auf Gleichbehandlung<br />
verstoßen, sind nichtig. 48 Ebenso muss bei Wahlen die Chancengleichheit sichergestellt<br />
werden 49 . Das LG Saarbrücken 50 führt hierzu aus „Da ein Verein bereits von Gesetzes wegen<br />
ein demokratisch organisierter Verband ist, ist er und damit auch seine interne<br />
Willensbildung den Grundsätzen der Demokratie unterworfen. Einer der Grundpfeiler des<br />
Demokratieprinzips sind die allgemeinen Wahlrechtsgrundsätze. Die allgemeinen<br />
Grundsätze des Wahlrechts sind bereits im Vorfeld einer Wahl zu beachten. Zu diesen<br />
Grundsätzen gehört unter anderem auch der Grundsatz der Gleichheit der Wahl, der<br />
seinerseits den Begriff der Chancengleichheit mit umfasst. Diese Chancengleichheit wirkt<br />
dabei sowohl auf das passive als auch auf das aktive Wahlrecht.[…] Die formalen<br />
Wahlrechtsgrundsätze ‐ u.a. die Gewährung von Chancengleichheit ‐stellen keinen<br />
Selbstzweck dar, sondern dienen vielmehr dazu, dass die Wähler das Wahlergebnis als<br />
Folge einer Entscheidung der Mehrheit akzeptieren (VG des Saarlandes a.a.O.).“ Hier geht<br />
klar hervor, dass bei Wahlen die Chancengleichheit aller Bewerber/‐innen sicherzustellen<br />
ist. Ferner müssen alle Bewerber/‐innen denselben Zugang zu allen Wahlämtern haben.<br />
Das ist hier aber nicht der Fall. Somit sind bei Verstößen gegen die Gesetze Wahlen und<br />
Abstimmungen nichtig 51 .<br />
3.11 § 10 Abs. 2 Satz 1 PartG<br />
Die Gleichheit des Stimmrechts schließt u.a. ein gestuftes Stimmrecht aus. Die gilt auch für<br />
das Antrags‐ und Rederecht, sowie für die sonstige Beteiligung der Mitglieder in den<br />
Organen. 52 Mit dieser Bestimmung enthält diese Norm das Gebot der Stimm‐ und<br />
Wahlrechtsgleichheit als Ausfluss von Art. 21 Abs. 1 Satz 3 GG. Somit muss jedes<br />
Parteimitglied sein Stimmrecht in gleicher Weise ausüben können. 53 Somit muss jedes<br />
Parteimitglied seinen Einfluss bei Abstimmungen in gleicher Weise geltend machen<br />
können. Damit ist eine einseitige Freigabe von „Frauenplätzen“ für Männer, deren Sperren<br />
oder Neubesetzung zu einem späteren Zeitpunkt, wenn auf diese keine Frauen gewählt<br />
werden oder gewählt werden können durch Beschluss der Delegierten,<br />
Satzungsregelungen oder Frauenvetos unzulässig. Selbiges gilt auch für „quotierte<br />
46<br />
Ebenda Rn 16, S. 470 ff mit Nachweisen<br />
47<br />
BGB Kommentar, Prütting/Wegen/Weinreich, 6. Auflage 2011,§ 25, Rn 1<br />
48<br />
BGB Kommentar, Erman, 12. Auflage, Band 1,Rn 2;Palandt,BGB Kommentar,64.Auflage,§ 35, § 32,Rn 7<br />
49<br />
Ebenda, § 32, Rn 11; Stöber, Handbuch zum Vereinsrecht, 9. Aufl. 2004, (Fn. 18), S. 261 Rn. 4 70a<br />
50<br />
Urteil v. 17.07.2007, Az. 16 O 106/07<br />
51<br />
Palandt, Rn 7; dazu auch Prütting/Wegen/Weinreich,§ 32,Rn 13<br />
52<br />
Parteiengesetz, Kersten/Rixen, 2009 § 10, Rn 13 mit Nachweisen<br />
53<br />
Parteiengesetz und Recht der Kandidatenaufstellung : Handkommentar, Sophie‐Charlotte Lenski,2011, § 10<br />
Rn 19<br />
45
Redelisten“. Damit verstoßen B‘90 /die Grünen und die Linken gegen das PartG. Zwar ist<br />
das Normalerweise in diesem Fall nicht von Relevanz, da sich diese Regelungen aber auch<br />
auf Wahlen und Abstimmungen erstrecken, stellt das auch einen unzulässigen Eingriff ins<br />
Wahlrecht dar. Es wird somit auch im Stimmrecht nach politischer Meinung<br />
unterschieden. Auch unter den Gehalt des § 10 muss bei der Ausübung des Wahl‐ und<br />
Stimmrechts jeder mit seiner Stimme die gleiche rechtliche Erfolgschance haben. Dies ist<br />
aber mit einer derart einseitigen Ausgestaltung des Stimmrechts nicht möglich. Ebenso<br />
muss jeder Bewerber, bei der Wahrnehmung des passiven Wahlrechts, die<br />
Voraussetzungen für jeden Wahlgang, Amt und auch Listenplatz hierfür erfüllen können.<br />
Dies ist aber bei Ausschluss wegen der Geschlechtszugehörigkeit für bestimmte<br />
Listenplätze nicht möglich. Damit verstößt die Frauenquote auch unter dem Gesichtspunkt<br />
des § 10 gegen geltende Gesetze 54 .<br />
3.12 § 15 Abs. 2 Satz 1 PartG<br />
Gemäß den Urteilen des BGH müssen die Wahlgrundsätze auch bei parteiinternen Wahlen<br />
ihren Gehalt zur Geltung bringen. Somit darf Grundsätzlich nicht in der Demokratie<br />
zwischen Geschlecht etc. unterschieden werden. Mit dem Verstoß gegen Art. 21 Abs. 1<br />
Satz 3 GG wird auch gegen § 15 Abs. 2 Satz 1 verstoßen. Da zu allen Organen die Mitglieder<br />
das freie Wahlvorschlagsrecht haben und bei der Ausübung des Wahlrechts alle<br />
Parteimitglieder gleich zu behandeln sind und nicht nach sachfremden Merkmalen wie<br />
Geschlecht, Rasse Religion, etc. ausdifferenziert werden darf 55 . So ist bereits nach Abs. 1<br />
geregelt, das nach Mehrheitsprinzip Beschlüsse mit einfacher oder ggf. auch mit höherer<br />
qualifizierter Mehrheit getroffen werden können. 56 Dieses Mehrheitsprinzip wird durch<br />
einseitige „Frauenvetos“ gegen Wahlen und Abstimmungen verletzt, da die Männer nicht<br />
an diesen Abstimmungen mitwirken können. Das gilt auch für Delegiertenwahlen.<br />
Immerhin werden Personen nicht gewählt, die Wahlvorschläge machen und so Einfluss auf<br />
das Wahlergebnis nehmen. Somit sind Quotenreglungen zu allen Wahlen, auch bei denen<br />
von Delegierten unzulässig.<br />
3.13 § 17 PartG<br />
Die Nominierung von Bewerber/‐innen zu öffentlichen Wahlen steht im engen<br />
Zusammenhang mit dem Wahlrecht. Damit erstreckt sich die Verpflichtung zur Einhaltung<br />
der Wahlgrundsätze auch auf die Wahlvorbereitung und der strikten und formalen<br />
Gleichbehandlung. Die schließt die innerparteiliche Wahl von Wahlbewerber/‐innen mit<br />
ein. 57<br />
Hierzu sei zunächst auf folgende Urteile von Gerichten auf Länderebene eingegangen.<br />
HVerfG 58<br />
„Die Grundsätze der Allgemeinheit, Freiheit und Gleichheit der Wahl gelten ‐ insoweit als<br />
ungeschriebenes Verfassungsrecht ‐ auch für sonstige politische Abstimmungen,<br />
insbesondere auch für Wahlvorbereitungen und das Wahlvorschlagsrecht der Parteien<br />
54<br />
Ebenda Rn 27<br />
55<br />
Kersten/Rixen, Parteiengesetz § 15. Rn 19<br />
56<br />
Lenski, § 15, Rn 3<br />
57<br />
Parteiengesetz,Ipsen,§ 17 Rn 5 mit Nachweisen<br />
58<br />
DVBL 1993, S.1070 ff ,2.6.1991,Urteil des Hamburger Verfassungsgerichtes<br />
46
(Leibholz‐Rinck‐Hesselberger, GG, Art. 38 Rdnrn. 2, 11 m. w. Nachw. aus der Rspr. des<br />
BVerfG)[…]<br />
Denn dem hier praktizierten Auswahlverfahren fehlt neben der Freiheit der Wahl ein<br />
weiteres elementares Wesenselement einer Wahl, nämlich die Gleichheit der Wahl. Dieses<br />
ist Ausfluss des allgemeinen Gleichheitssatzes und des Demokratieprinzips schlechthin<br />
(BVerfGE 78, 350 (357) = NJW 1989, 285 = NVwZ 1989, 243 L) und gilt auch für das<br />
Wahlvorschlagsrecht (BVerfGE 11, 266 (272) = NJW 1960, 1755; BVerfGE 60, 162 (167) =<br />
NVwZ 1982, 673) “ Ziffer 1 Nr. 1<br />
„Wahlrechtswidrig, weil undemokratisch, sind nur Wahlsysteme, die Minderheiten<br />
zusätzlich benachteiligen oder bestimmten Einzelbewerbern oder Gruppierungen einen<br />
Vorteil bei den Wahlchancen verschaffen.“ Nr. 2.2.2.<br />
„Die Wahlfreiheit schützt nicht nur die freie Wahlbetätigung bei der Stimmenabgabe. Zur<br />
Wahlfreiheit gehört auch ein grundsätzlich freies Wahlvorschlagsrecht für alle<br />
Wahlberechtigten. Dieses setzt seinerseits eine freie Kandidatenaufstellung unter<br />
Beteiligung der Mitglieder der Partei voraus.<br />
[…]<br />
Da danach das Gebot einer freien Kandidatenaufstellung zu den unabdingbaren<br />
Voraussetzungen einer freien Wahl gehört (BVerfGE 47, 253 (283) = NJW 1978, 1967),<br />
stellt ein Verstoß gegen dieses Gebot zwangsläufig auch einen Wahlrechtsverstoß dar.“<br />
Nr. 2.3.1<br />
Auch hier hat das Gericht geurteilt, dass Verfahren, die Wahlfreiheit in dem Maße den<br />
Wahlberechtigten Parteimitgliedern einzuräumen haben, wie es das BVerfG festgelegt<br />
hat. Ebenso sind Verfahren, die bestimmte Personen oder Personengruppen durch<br />
Missachtung der Chancengleichheit privilegieren, unzulässig sind.<br />
Sächs‐VerfGH 59<br />
„Anders als beim staatlichen Wahlakt (vgl. dazu: BVerfGE 11, 266 [272]; BVerfGE 85, 148<br />
[157]; BVerfGE 99, 69 [77 f.]), kann das Gleichheitsgebot bei dem parteiinternen Verfahren<br />
der Listenaufstellung jedoch nicht im Sinne strenger und formeller Gleichheit verstanden<br />
werden. Allerdings muss gewährleistet sein, dass jeder Stimmberechtigte eine<br />
angemessen gleiche Chance erhält, seinen Kandidatenvorschlag der<br />
Vertreterversammlung zur Wahl vorzulegen, und dass jeder Wahlbewerber eine<br />
angemessen gleiche Chance erhält, sich der Wahlentscheidung der Vertreterversammlung<br />
zu stellen. Differenzierungen, die sich aus dem Anliegen ergeben, entweder das<br />
Wahlverfahren verfahrensökonomisch und effizient zu strukturieren und/oder eine<br />
ausgewogene und erfolgversprechende Landesliste aufzustellen, überschreiten deshalb<br />
die Schwelle zum Kerngehalt der Wahlrechtsgleichheit erst, wenn sie mit gravierenden<br />
Privilegierungen bzw. Beeinträchtigungen der Erfolgsaussichten einzelner Bewerber oder<br />
Kandidatengruppierungen einhergehen oder erkennbar von Motiven getragen sind, die<br />
sich mit demokratischen Grundsätzen nicht vereinbaren lassen.“ S 11<br />
Auch hier urteilt das Gericht, dass Unterscheidungen der Chancengleichheit der einzelnen<br />
Bewerber/‐innen unzulässig sind. Auch eine politische Zielstellung, die Frauenanteile in<br />
den Parlamenten zu erhöhen ist ein Motiv, das mit dem demokratischen Grundsetzen<br />
nicht vereinbar ist. Der WPA hat bereits selbst zugegeben, dass hier eine Bevorzugung von<br />
Frauen stattfindet. Damit kann dargelegt werden, dass diese Regelungen unzulässig sind.<br />
59<br />
Sächs VerfGH vom 25.11.2005, LKV 2006 S. 270<br />
47
Frauenquoten bewirken eine Durchbrechung der Wahlgrundsätze. So werden<br />
Parteimitglieder in ihren Rechten, Vorschläge zu machen, sowie beim aktiven Wahlrecht<br />
eingeschränkt. Da die innere Ordnung demokratischen Grundsätzen entsprechen<br />
muss(Art 21 Abs. 1 Satz 3 GG), sind die Wahlgrundsätze nach Art. 38 Abs. 1 Satz GG und<br />
der Gleichheitssatz nach Art. 3 Abs. 1 GG sind im Ausgangspunkt auch für den inneren<br />
Bereich anzuwenden. Ein Rückgriff auf Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG zur Durchbrechung der<br />
Wahlgrundsätze für parteiinterne Wahlen kommt nicht in Betracht, da hierfür der<br />
Normadressat der Staat ist. 60 Der Vorgang zur Aufstellung von Wahlbewerber/‐innen für<br />
öffentliche Wahlen bildet die Nahtstelle im politischen Meinungsprozess zwischen<br />
Bürger/‐innen und Staat und sind Bestandteil der Wahlvorbereitung. Somit gelten daher<br />
die Wahlgrundsätze auch für die Kandidatenaufstellung. 61 Zur Relativierung der<br />
Wahlgrundsätze mit Blick auf die Parteienfreiheit besteht daher kein Raum. Somit sind<br />
Einschränkungen des Wahlvorschlagsrechts, des aktiven und passiven Wahlrechts, die aus<br />
der „Reservierung“ bestimmter Listenplätze mit Angehörige eines bestimmten<br />
Geschlechts resultieren, nicht zu vereinbaren. 62 An diesem Ergebnis vermag der Gehalt<br />
von Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG nichts zu ändern. Obwohl sich diese Regelung auf die<br />
Geschlechtszugehörigkeit bezieht, handelt es sich nicht um ein Kollektivgrundrecht,<br />
sondern um ein Staatsziel, durch Maßnahmen eine Angleichung der Lebensverhältnisse zu<br />
bewirken und erleichtern. 63 Hieraus folgt nicht, das man unter Anwendung dieser<br />
Regelung das Diskriminierungsverbot Nach Art. 3 Abs. 1 GG durchbrechen könnte. Ebenso,<br />
wenn man eine Durchbrechung des Gehalts von Art. Abs. 3 GG unter Einbeziehung für<br />
denkbar hielte, kann diese nicht die Durchbrechung der Wahlgrundsätze rechtfertigen,<br />
zumal inzwischen wegen der Parität argumentiert wird und starre Quotenregelungen die<br />
Verfassungskommission ausgeschlossen hat (siehe 3.4) 64 . Von dem grundsätzlichen<br />
Differenzierungsverbot, das die formale Wahlgleichheit des Art. 38 Abs. I Satz I GG<br />
beinhaltet, darf jedoch auch innerparteilich nur aus besonderen Gründen abgewichen<br />
werden, die einer im Rahmen des strengen Gleichheitsgebots hinreichenden<br />
Rechtfertigung bedürfen 65 . Die in Parteisatzungen vorgegebene verbindliche Quotierung<br />
bei der Kandidatenaufstellung stellt insofern, als sie Kandidaten wegen ihres Geschlechts<br />
von der Wählbarkeit auf bestimmten Listenplätzen ausschließt eine Beeinträchtigung der<br />
Wahlgleichheit dar. 66 Ein Verstoß gegen den Grundsatz der Mitgliedergleichheit ist mit den<br />
Quotierungsregelungen allerdings nur anzunehmen, wenn die getroffene Differenzierung<br />
unzulässig ist. Sie ist hingegen gerechtfertigt und damit zulässig, wenn sie keine<br />
übermäßige Belastung des Betroffenen im Hinblick auf das verfolgte Ziel darstellt, d. h.<br />
angemessen ist. 67 Wie hier ausgiebig dargelegt, ist eine derartige Ausdifferenzierung<br />
unzulässig.<br />
60<br />
Ipsen, § 17, Rn 18 mit Nachweisen<br />
61<br />
Ebenda, Rn 20<br />
62<br />
Ebenda, Rn 21<br />
63<br />
Ebenda, Rn 22<br />
64<br />
Ebenda Rn 24<br />
65<br />
Vgl. Achterberg/Schulte, in : Mangold/Klein/Starck II, Art. 38 Rn. 130, 146 f.; Ebsen, S. 9; Trute, in: v,<br />
Münch/Kunig II, Art. 38 Rn. 62.<br />
66<br />
Vgl. Achterberg/Schulte, in: v. Mangoldt/Klein/Starck U, Art. 38 Rn. 146 Ebsen, S. 9 ; Htnkt, in: 6K, Arl. 21 Rn<br />
189 Trute, in : v. Münch/Kunig IJ, Art. 38 ltn. 62.<br />
67<br />
Vgl. B\'etfGE 13, 230 (2%); 30, 292 (316); S
4. Auswirkungen auf Parlamentswahlen<br />
4.1 ein Überblick<br />
Hier wird eine <strong>Übersicht</strong> über die Auswirkungen dieser jahrzehntelangen Praxis dokumentiert.<br />
4.2 Bündnis ‘90/die Grünen<br />
Bundes‐<br />
Land<br />
Baden‐<br />
Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin<br />
Brandenburg<br />
Bremen<br />
Hessen<br />
Hamburg<br />
Mecklenburg‐<br />
Vorpommern<br />
Niedersachsen<br />
Nordrein‐<br />
Westfahlen<br />
Reinland‐Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen‐Anhalt<br />
Schleswig‐ Holstein<br />
Thüringen<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
Wahlperiode des Deutschen Bundestages 68<br />
10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.<br />
3 2 ‐ 4 3 4 4 5<br />
2 5 ‐ 4 4 5 4 6<br />
2 5 ‐ 3 3 3 3 5<br />
2 2 ‐ 3 3 4 3 5<br />
1<br />
0<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
3<br />
0<br />
1<br />
0<br />
‐<br />
‐<br />
2<br />
0<br />
4<br />
4<br />
1<br />
0<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
2<br />
2<br />
‐<br />
‐<br />
0<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1<br />
1<br />
‐<br />
‐<br />
3<br />
3<br />
5<br />
6<br />
1<br />
1<br />
‐<br />
1<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
1<br />
1<br />
‐<br />
‐<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
1<br />
0<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
‐<br />
2<br />
0<br />
0<br />
1<br />
‐<br />
‐<br />
0<br />
1<br />
1<br />
2<br />
‐<br />
‐<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
0<br />
2<br />
‐<br />
‐<br />
2<br />
3<br />
5<br />
6<br />
1<br />
1<br />
‐<br />
‐<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
2<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
2<br />
2<br />
0<br />
2<br />
‐<br />
‐<br />
2<br />
2<br />
5<br />
6<br />
1<br />
1<br />
‐<br />
‐<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
2<br />
0<br />
1<br />
2<br />
1<br />
‐<br />
‐<br />
0<br />
1<br />
2<br />
2<br />
0<br />
2<br />
‐<br />
‐<br />
2<br />
3<br />
6<br />
6<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
2<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
0<br />
2<br />
1<br />
0<br />
2<br />
3<br />
5<br />
6<br />
1<br />
1<br />
‐<br />
‐<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
2<br />
2<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
3<br />
3<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0<br />
3<br />
4<br />
7<br />
7<br />
1<br />
2<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
2<br />
0<br />
1<br />
An Hand dieser <strong>Übersicht</strong> sind nachfolgende Besonderheiten festzuhalten:<br />
68<br />
www.wikipedia.de<br />
49
50<br />
1. In der 10. Periode herrschte bei der Partei „Die Grünen“ noch das Rotationsprinzip, d.h. es<br />
schieden viele Abgeordnete aus dem Bundestag aus und andere rückten nach.<br />
2. Die 11. und 12. Perioden waren durch die deutsche Wiedervereinigung geprägt. So zogen<br />
noch 6 Männer und 2 Frauen als damalige Volkskammerabgeordnete der Fraktion Bündnis ’90<br />
in den Bundestag ein. Darunter waren 2 Männer, die die einzigen Männer unter den<br />
Mitgliedern des heutigen Landesverbandes Sachsen‐Anhalt sind, die bis heute jemals in den<br />
Bundestag eingezogen sind. In der 12. Periode war die Bundestagswahl vom 3. 12.1990. Dort<br />
musste eine Partei sowohl auf ostdeutscher als auch auf westdeutscher Seite die 5% Hürde<br />
bewältigen. Dies gelang lediglich den ostdeutschen Landesverbänden der Partei Bündnis ’90<br />
während die westdeutschen Landesverbände der Partei „die Grünen“ dieses Ziel verfehlten. In<br />
der 11. Perioden waren die Berliner Abgeordneten als Partei “Alternativen Liste für<br />
Demokratie und Umweltschutz“ im Bundestag vertreten. Diese vereinigten sich zusammen<br />
mit „Bündnis ‘90“ und „Die Grünen“ am 14.05.1993 zur heutigen Partei Bündnis ‘90/die<br />
Grünen.<br />
3. Das Übergewicht der männlichen Abgeordneten von Berlin ist darauf zurückzuführen, dass<br />
der Abgeordnete Herr Ströbele sein Direktmandat errungen hat, so dass von der Landesliste<br />
Berlin nur die ersten beiden Listenplätze in den Bundestag einzogen.<br />
4. Im Landesverband Mecklenburg‐Vorpommern soll es bei der Wahl zum 16. Und 17. Bundestag<br />
keine Frau gegeben haben, die auf Listenplatz kandidieren wollte und der Landesverband<br />
Saarland soll diese Regelung missachtet haben. In der Satzung des LV ist geregelt, dass Männer<br />
auch auf Listenplatz 1 kandidieren können.<br />
Wie aus dieser <strong>Übersicht</strong> ersichtlich ist, wurde seit 1990 im Landesverband Sachsen‐Anhalt kein Mann<br />
in den Bundestag gewählt, was fast ausschließlich auf diese spezielle Regelung zurückzuführen ist.<br />
Auch in den Landesverbänden Thüringen und Bremen wurden bis heute keine Männer in den<br />
Bundestag gewählt während in den Legislaturperioden 13 – 16 aus Hamburg zwei Frauen ein<br />
Bundestag einzogen. Hinzukommt das permanente Übergewicht an Frauen unter den<br />
Bundestagsabgeordneten der Fraktion Bündnis‘90/Die Grünen(11. Periode: 56,8%; 13. Periode 59,2%;<br />
14. Periode: 57,4 %; 15. Periode: 58,2%; 16. Periode: 56,9; 17. Periode: 54,4 %). Das lässt sich im<br />
Vergleich zu anderen Parteien nicht mehr mit demokratischen Grundprinzipien erklären sondern nur<br />
noch mit der ausschließlichen Privilegierung von Frauen. Dies dokumentiert die negative Auswirkung<br />
der Anwendung dieser Regelung auf die Wahlchancen der Männer. Aufgrund der oben geschilderten<br />
Besonderheiten in der Parteigeschichte der Partei „Bündnis ‘90/die Grünen“ kann erst ab der 13.<br />
Legislaturperiode mit einer gewissen Konstanz diese Auswirkungen zweifelsfrei festgestellt werden.<br />
Landtagswahl von Baden‐Württemberg<br />
Geschl.<br />
8.WP<br />
1980‐<br />
1984<br />
9.WP<br />
1984‐<br />
1988<br />
10.WP<br />
1984‐<br />
1992<br />
11.WP<br />
1992‐<br />
1996<br />
12.WP<br />
1996‐<br />
2001<br />
13.WP<br />
2001‐<br />
2006<br />
14.WP<br />
2006‐<br />
2011<br />
M 5 8 6 11 12 6 10 19<br />
W 1 1 4 2 7 4 7 8<br />
15. WP: Erstmandat M: 5 ; W: 4<br />
Landtagswahl in Bayern<br />
Geschlecht 11.WP<br />
1986‐1990<br />
12.WP<br />
1990‐1994<br />
13. WP<br />
1994‐1998<br />
14.WP<br />
1998‐2003<br />
15.WP<br />
2003‐2008<br />
16.WP<br />
2008‐2013<br />
M 6 6 6 5 6 9<br />
W 9 6 8 9 9 10<br />
15.WP<br />
ab<br />
2011
Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 1<br />
Bezirks‐/Landesliste<br />
Geschl.<br />
9.WP<br />
1981‐<br />
1985<br />
10.WP<br />
1985‐<br />
1989<br />
11. WP<br />
1989‐<br />
1990<br />
12.WP<br />
1990‐<br />
1995<br />
13. WP<br />
1995‐<br />
1999<br />
14. WP<br />
1999‐<br />
2001<br />
15. WP<br />
2001‐<br />
2006<br />
16.WP<br />
2006‐<br />
2011<br />
M 6 15 2 9 11 13 8 6 6 8<br />
W 3 8 12 15 8 7 12 11<br />
17.WP<br />
Ab 2011<br />
1 Bis 1994 Alternative Liste(AL),Unabhängiger Frauenverband(UFV),dir Grünen, Bündnis ‘90<br />
2 Die Geschlechterverteilung lässt sich wegen dem Rotationsprinzip nicht ermitteln.<br />
Direktmandat<br />
Geschl.<br />
12.WP<br />
1990‐<br />
1995<br />
13. WP<br />
1995‐<br />
1999<br />
14. WP<br />
1999‐<br />
2001<br />
15. WP<br />
2001‐<br />
2006<br />
16.WP<br />
2006‐<br />
2011<br />
M 0 1 1 0 4 4<br />
W 0 1 1 1 1 6<br />
17.WP<br />
Ab 2011<br />
Sieht man sich die Verteilung nach Wahlkreisen an, so können die Direktmandate das<br />
Ungleichgewicht verstärken oder ausgleichen. In der 17.WP wurde Frau Pop auf Listenplatz 2<br />
gewählt.<br />
Bürgerschaft in Bremen<br />
Geschlecht<br />
12.WP<br />
1987‐1991<br />
13. WP<br />
1991‐<br />
1995<br />
14.WP<br />
1995‐<br />
1999<br />
15.WP<br />
1999‐<br />
2003<br />
16.WP<br />
2003‐<br />
2007<br />
17.WP<br />
2007‐<br />
2011<br />
M 6 6 7 5 5 6 9<br />
W 4 5 7 5 7 8 12<br />
18.WP<br />
Ab 2011<br />
Brandenburg<br />
Geschlecht<br />
1.WP<br />
1990‐1994<br />
2.WP<br />
1994‐<br />
1999<br />
3.WP<br />
1999‐<br />
2004<br />
4.WP<br />
2004‐<br />
2009<br />
M 6 0 0 0 2<br />
W 0 0 0 0 3<br />
5.WP<br />
Ab 2009<br />
Hamburg<br />
Geschl. 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP 19.WP 20.WP<br />
M 4 4 0 0 4 9 10 5 8 6 4<br />
W 5 4 13 8 5 10 11 6 9 6 10<br />
51
Hessen<br />
Geschlecht 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP<br />
M 5 4 5 5 6 4 6 4 8<br />
W 4 3 5 5 7 4 6 5 9<br />
Mecklenburg‐Vorpommern<br />
Geschlecht 6.WP<br />
M 3<br />
W 4<br />
Niedersachsen<br />
Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />
M 9 4 6 6 7 6 10<br />
W 2 4 7 6 7 6 10<br />
Nordrein‐Westfahlen<br />
Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />
M 6 12 8 6 11 14<br />
W 6 12 9 6 12 15<br />
Reinland‐Pfalz<br />
Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />
M 5 3 3 0 9<br />
W 2 4 3 0 9<br />
Saarland<br />
Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15. WP<br />
M 1 0 1 1<br />
W 2 0 2 1<br />
Sachsen<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 1. WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />
M 5 0 0 3 4<br />
W 5 0 0 3 5<br />
Sachsen‐Anhalt<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 2 2 0 0 0 4<br />
W 3 3 0 0 0 5<br />
52
Thüringen<br />
Geschlecht 1. WP 2. WP 3. WP 4. WP 5. WP<br />
M 5 0 0 0 3<br />
W 1 0 0 0 3<br />
Landtagswahl von Schleswig‐Holstein<br />
Geschlecht 14.Periode<br />
96‐2000<br />
15.Periode<br />
2000‐2005<br />
16.Periode<br />
2005‐2009<br />
17.Periode<br />
2009‐20012<br />
18.Periode<br />
Ab 2012<br />
M 3 2 2 6 5<br />
W 3 3 2 6 5<br />
4.3 CDU<br />
Bundestagswahl<br />
Direktmandate:<br />
Land 1990‐<br />
94<br />
Baden‐<br />
M 31<br />
Württemberg W 5<br />
Berlin<br />
M 7<br />
W 1<br />
Brandenburg M 7<br />
W 1<br />
Bremen<br />
M 0<br />
W 0<br />
Hamburg M 1<br />
W 0<br />
Hessen<br />
M 9<br />
W 3<br />
Mecklenburg‐ M 5<br />
Vorpommern W 3<br />
Niedersachsen M 19<br />
W 1<br />
Nordrein‐ M 26<br />
Westfalen W 1<br />
Reinland‐Pfalz M 11<br />
W 1<br />
Saarland<br />
M 0<br />
W 0<br />
Sachsen<br />
M 20<br />
W 1<br />
Sachsen‐Anhalt M 12<br />
W 0<br />
Schlieswig – M 6<br />
Holstein<br />
W 1<br />
53<br />
94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />
33<br />
4<br />
6<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
11<br />
3<br />
5<br />
2<br />
14<br />
0<br />
29<br />
3<br />
12<br />
0<br />
0<br />
0<br />
19<br />
2<br />
8<br />
2<br />
9<br />
0<br />
25<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
3<br />
1<br />
2<br />
1<br />
4<br />
0<br />
15<br />
1<br />
6<br />
2<br />
0<br />
0<br />
10<br />
3<br />
0<br />
0<br />
2<br />
0<br />
24<br />
2<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
3<br />
0<br />
1<br />
1<br />
3<br />
1<br />
18<br />
1<br />
7<br />
1<br />
0<br />
0<br />
10<br />
3<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
31<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
5<br />
2<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1<br />
21<br />
3<br />
8<br />
2<br />
0<br />
0<br />
11<br />
3<br />
0<br />
0<br />
6<br />
0<br />
34<br />
3<br />
4<br />
1<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
3<br />
0<br />
12<br />
3<br />
4<br />
2<br />
13<br />
3<br />
32<br />
5<br />
9<br />
4<br />
2<br />
2<br />
12<br />
4<br />
3<br />
1<br />
9<br />
0
Thüringen<br />
M<br />
W<br />
11<br />
1<br />
11<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
3<br />
0<br />
5<br />
2<br />
Landeslisten<br />
Land 1990‐<br />
94<br />
Baden‐<br />
M 0<br />
Württemberg W 0<br />
Berlin<br />
M 3<br />
W 2<br />
Brandenburg M 0<br />
W 0<br />
Bremen<br />
M 2<br />
W 0<br />
Hamburg M 5<br />
W 2<br />
Hessen<br />
M 2<br />
W 2<br />
Mecklenburg‐ M 0<br />
Vorpommern W 0<br />
Niedersachsen M 6<br />
W 2<br />
Nordrein‐ M 15<br />
Westfalen W 5<br />
Reinland‐Pfalz M 4<br />
W 1<br />
Saarland<br />
M 3<br />
W 1<br />
Sachsen<br />
M 0<br />
W 0<br />
Sachsen‐Anhalt M 0<br />
W 0<br />
Schlieswig – M 1<br />
Holstein<br />
W 1<br />
Thüringen M 0<br />
W 0<br />
94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />
0<br />
0<br />
1<br />
2<br />
6<br />
0<br />
2<br />
0<br />
3<br />
1<br />
7<br />
0<br />
0<br />
0<br />
7<br />
4<br />
18<br />
9<br />
1<br />
2<br />
4<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
3<br />
3<br />
5<br />
2<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
3<br />
1<br />
9<br />
2<br />
1<br />
1<br />
14<br />
6<br />
34<br />
9<br />
2<br />
3<br />
3<br />
0<br />
0<br />
0<br />
5<br />
1<br />
5<br />
2<br />
2<br />
3<br />
3<br />
1<br />
4<br />
2<br />
2<br />
2<br />
1<br />
0<br />
3<br />
1<br />
9<br />
4<br />
1<br />
1<br />
13<br />
4<br />
21<br />
9<br />
2<br />
3<br />
3<br />
0<br />
0<br />
0<br />
5<br />
1<br />
5<br />
2<br />
2<br />
3<br />
0<br />
0<br />
3<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1<br />
1<br />
3<br />
1<br />
5<br />
2<br />
1<br />
0<br />
11<br />
6<br />
15<br />
7<br />
0<br />
2<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0<br />
4<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
2<br />
2<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
2<br />
3<br />
5<br />
3<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Landtagswahlen<br />
Landtagswahl von Baden‐Württemberg<br />
Geschl.<br />
8.WP<br />
1980‐<br />
1984<br />
9.WP<br />
1984‐<br />
1988<br />
10.WP<br />
1988‐<br />
1992<br />
11.WP<br />
1992‐<br />
1996<br />
12.WP<br />
1996‐<br />
2001<br />
13.WP<br />
2001‐<br />
2006<br />
14.WP<br />
2006‐<br />
2011<br />
M 66 64 62 58 58 61 59 53<br />
W 2 3 4 6 11 7 10 7<br />
15.WP<br />
ab<br />
2011<br />
Zweitmandate<br />
Geschl. 8.WP 9.WP 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP<br />
54
1980‐<br />
1984<br />
1984‐<br />
1988<br />
1988‐<br />
1992<br />
1992‐<br />
1996<br />
1996‐<br />
2001<br />
2001‐<br />
2006<br />
2006‐<br />
2011<br />
ab<br />
2011<br />
M 0 1 0 0 0 1 0 0<br />
W 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus<br />
Bezirks‐/Landesliste<br />
Geschl.<br />
9.WP<br />
1981‐<br />
1985<br />
10.WP<br />
1985‐<br />
1989<br />
11. WP<br />
1989‐<br />
1990<br />
12.WP<br />
1990‐<br />
1995<br />
13. WP<br />
1995‐<br />
1999<br />
14. WP<br />
1999‐<br />
2001<br />
15. WP<br />
2001‐<br />
2006<br />
16.WP<br />
2006‐<br />
2011<br />
M 61 66 47 65 33 19 15 14 17<br />
W 4 3 8 15 6 7 2 4 3<br />
17.WP<br />
Ab 2011<br />
Direktmandat<br />
Geschl.<br />
12.WP<br />
1990‐<br />
1995<br />
13. WP<br />
1995‐<br />
1999<br />
14. WP<br />
1999‐<br />
2001<br />
15. WP<br />
2001‐<br />
2006<br />
16.WP<br />
2006‐<br />
2011<br />
M 17 41 35 27 16 17<br />
W 4 7 5 0 3 2<br />
17.WP<br />
Ab 2011<br />
Brandenburg<br />
Liste<br />
Geschlecht 1.WP<br />
1990‐1994<br />
2.WP<br />
1994‐1999<br />
3.WP<br />
1999‐2004<br />
4.WP<br />
2004‐2009<br />
5.WP<br />
Ab. 2009<br />
M 10 16 19 11 10<br />
W 3 2 4 5 5<br />
Direkt<br />
Geschlecht<br />
1.WP<br />
1990‐<br />
1994<br />
2.WP<br />
1994‐<br />
1999<br />
3.WP<br />
1999‐<br />
2004<br />
4.WP<br />
2004‐<br />
2009<br />
M 13 0 1 2 1<br />
W 1 0 1 2 3<br />
5.WP<br />
Ab 2009<br />
Bürgerschaft in Bremen<br />
Geschlecht<br />
12.WP<br />
1987‐1991<br />
13. WP<br />
1991‐<br />
1995<br />
14.WP<br />
1995‐<br />
1999<br />
15.WP<br />
1999‐<br />
2003<br />
16.WP<br />
2003‐<br />
2007<br />
17.WP<br />
2007‐<br />
2011<br />
M 21 25 25 27 19 16 11<br />
W 4 7 12 15 10 7 9<br />
18.WP<br />
Ab 2011<br />
Hamburg<br />
55
Geschl. 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP 19.WP 20.WP<br />
M 49 42 44 47 35 30 36 26 49 40 23<br />
W 7 6 10 8 9 6 10 7 14 16 5<br />
Hessen<br />
Geschlecht 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP<br />
M 48 47 43 40 33 10 2 7 0<br />
W 4 4 4 6 12 7 1 7 0<br />
Direkt:<br />
Geschlecht 15. WP 16. WP 17.WP 18.WP<br />
M 25 42 27 37<br />
W 8 11 1 9<br />
Mecklenburg‐Vorpommern<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 0 2 8 9 2 6<br />
W 0 0 2 3 0 1<br />
Direktmandat<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 27 24 12 9 14 10<br />
W 2 4 2 4 4 1<br />
Niedersachsen<br />
Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />
M 12 56 55 30 0 0 0<br />
W 4 11 12 16 0 0 0<br />
Geschlecht 11. WP 12.WP 1 13.WP 1 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />
M 53 ‐ ‐ 15 66 54 45<br />
W 0 ‐ ‐ 1 25 15 9<br />
1<br />
Hat sich nicht ermitteln lassen<br />
Nordrein‐Westfahlen<br />
Listenmandate<br />
Geschlecht 11. WP 1 12.WP 1 13.WP 1 14.WP 15.WP 16.WP<br />
M 73 72 70 0 0 28<br />
W 16 17 18 0 0 10<br />
56
Direktmandate<br />
Geschlecht 14.WP 15.WP 16.WP<br />
M 78 56 24<br />
W 11 11 5<br />
1<br />
Geschlechterverteilung Auf Listen und Direktmandate konnte nicht festgestellt werden.<br />
Reinland‐Pfalz<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />
M 20 8 9 13 8<br />
W 6 6 8 7 5<br />
Direktmandat<br />
Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />
M 14 23 20 15 19<br />
W 0 4 1 3 9<br />
Saarland<br />
Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15. WP<br />
M 13 17 22 12<br />
W 8 9 5 7<br />
Sachsen<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />
M 10 11 10 0 0<br />
W 2 6 6 0 0<br />
Direktmandate<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />
M 75 51 47 46 47<br />
W 5 9 13 9 11<br />
Sachsen‐Anhalt<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 0 3 17 0 0 0<br />
W 0 2 9 0 0 0<br />
Direktmandat<br />
57
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 44 30 2 38 32 36<br />
W 4 2 0 10 8 5<br />
Thüringen<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 1. WP 2. WP 3. WP 4. WP 5. WP<br />
M 42 36 2 2 0<br />
W 2 6 3 3 3<br />
Direktmandat<br />
Geschlecht 1. WP 2. WP 3. WP 4. WP 5. WP<br />
M ‐ ‐ 34 34 21<br />
W ‐ ‐ 5 6 6<br />
Landtagswahl von Schleswig‐Holstein<br />
Direktmandate<br />
Geschlecht 14.Periode<br />
96‐2000<br />
15.Periode<br />
2000‐2005<br />
16.Periode<br />
2005‐2009<br />
17.Periode<br />
2009‐20012<br />
18.Periode<br />
Ab 2012<br />
M 11 4 20 25 17<br />
W 8 0 5 9 5<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 14.Periode<br />
96‐2000<br />
15.Periode<br />
2000‐2005<br />
16.Periode<br />
2005‐2009<br />
17.Periode<br />
2009‐20012<br />
18.Periode<br />
Ab 2012<br />
M 7 19 3 0 0<br />
W 5 10 1 0 0<br />
Bundestagswahl<br />
4.4 SPD<br />
Direktmandate<br />
Land 1990‐<br />
94<br />
Baden‐<br />
M 1<br />
Württemberg W 0<br />
Bayern<br />
M 0<br />
W 2<br />
Berlin<br />
M 4<br />
W 0<br />
Brandenburg M 2<br />
W 0<br />
58<br />
94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
3<br />
0<br />
12<br />
0<br />
5<br />
6<br />
5<br />
2<br />
6<br />
3<br />
9<br />
3<br />
4<br />
3<br />
1<br />
0<br />
8<br />
1<br />
6<br />
4<br />
2<br />
2<br />
1<br />
0<br />
5<br />
2<br />
6<br />
4<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
2<br />
2<br />
3
59<br />
Bremen<br />
M<br />
W<br />
2<br />
1<br />
2<br />
1<br />
2<br />
1<br />
2<br />
0<br />
2<br />
0<br />
2<br />
0<br />
Hamburg<br />
M<br />
W<br />
5<br />
1<br />
4<br />
2<br />
5<br />
2<br />
4<br />
2<br />
6<br />
0<br />
3<br />
0<br />
Hessen<br />
M<br />
W<br />
9<br />
0<br />
6<br />
2<br />
9<br />
9<br />
1<br />
0<br />
8<br />
5<br />
4<br />
2<br />
Mecklenburg‐<br />
Vorpommern<br />
M<br />
W<br />
0<br />
1<br />
1<br />
1<br />
4<br />
3<br />
3<br />
2<br />
3<br />
1<br />
0<br />
0<br />
Niedersachsen<br />
M<br />
W<br />
6<br />
5<br />
7<br />
7<br />
17<br />
10<br />
15<br />
10<br />
14<br />
11<br />
8<br />
6<br />
Nordrein‐<br />
Westfalen<br />
M<br />
W<br />
35<br />
3<br />
37<br />
3<br />
42<br />
11<br />
34<br />
11<br />
22<br />
18<br />
22<br />
5<br />
Reinland‐Pfalz<br />
M<br />
W<br />
3<br />
1<br />
4<br />
0<br />
8<br />
2<br />
5<br />
2<br />
3<br />
2<br />
2<br />
0<br />
Saarland<br />
M<br />
W<br />
4<br />
1<br />
4<br />
1<br />
4<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
0<br />
0<br />
Sachsen<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
6<br />
2<br />
3<br />
1<br />
3<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Sachsen‐Anhalt<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
2<br />
1<br />
8<br />
5<br />
5<br />
3<br />
7<br />
3<br />
0<br />
0<br />
Schlieswig –<br />
Holstein<br />
M<br />
W<br />
2<br />
0<br />
2<br />
0<br />
8<br />
3<br />
6<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1<br />
Thüringen<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
8<br />
3<br />
5<br />
4<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0<br />
Landeslisten<br />
Land 1990‐<br />
94<br />
94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />
Baden‐<br />
Württemberg<br />
M<br />
W<br />
16<br />
7<br />
15<br />
10<br />
13<br />
6<br />
12<br />
8<br />
10<br />
9<br />
7<br />
7<br />
Bayern<br />
M<br />
W<br />
18<br />
6<br />
16<br />
12<br />
13<br />
14<br />
13<br />
12<br />
12<br />
11<br />
8<br />
8<br />
Berlin<br />
M<br />
W<br />
2<br />
3<br />
3<br />
3<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
2<br />
1<br />
Brandenburg<br />
M<br />
W<br />
5<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Bremen<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Hamburg<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
Hessen<br />
M<br />
W<br />
5<br />
6<br />
5<br />
6<br />
2<br />
1<br />
9<br />
8<br />
1<br />
2<br />
3<br />
3<br />
Mecklenburg‐<br />
Vorpommern<br />
M<br />
W<br />
3<br />
0<br />
1<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1<br />
Niedersachsen<br />
M<br />
W<br />
13<br />
3<br />
11<br />
3<br />
6<br />
2<br />
3<br />
3<br />
1<br />
1<br />
4<br />
1<br />
Nordrein‐<br />
Westfalen<br />
M<br />
W<br />
18<br />
9<br />
14<br />
12<br />
10<br />
9<br />
6<br />
9<br />
8<br />
6<br />
7<br />
5<br />
Reinland‐Pfalz<br />
M<br />
W<br />
6<br />
3<br />
6<br />
4<br />
1<br />
4<br />
2<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen‐Anhalt<br />
Schleswig –<br />
Holstein<br />
Thüringen<br />
Landtagswahlen<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
M<br />
W<br />
0<br />
1<br />
5<br />
3<br />
4<br />
2<br />
4<br />
4<br />
3<br />
2<br />
0<br />
0<br />
5<br />
4<br />
2<br />
2<br />
4<br />
4<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0<br />
1<br />
3<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
4<br />
4<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
3<br />
2<br />
0<br />
0<br />
4<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1<br />
3<br />
2<br />
1<br />
2<br />
1<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Landtagswahl von Baden‐Württemberg<br />
Direktmandat<br />
Geschl.<br />
8.WP<br />
1980‐<br />
1984<br />
9.WP<br />
1984‐<br />
1988<br />
10.WP<br />
1988‐<br />
1992<br />
11.WP<br />
1992‐<br />
1996<br />
12.WP<br />
1996‐<br />
2001<br />
13.WP<br />
2001‐<br />
2006<br />
14.WP<br />
2006‐<br />
2011<br />
M 3 2 4 2 1 4 1 1<br />
W 0 0 0 2 0 3 0 0<br />
15.WP<br />
ab<br />
2011<br />
Zweitmandat<br />
Geschl.<br />
8.WP<br />
1980‐<br />
1984<br />
9.WP<br />
1984‐<br />
1988<br />
10.WP<br />
1988‐<br />
1992<br />
11.WP<br />
1992‐<br />
1996<br />
12.WP<br />
1996‐<br />
2001<br />
13.WP<br />
2001‐<br />
2006<br />
14.WP<br />
2006‐<br />
2011<br />
M 34 35 33 37 31 24 24 30<br />
W 3 4 5 5 7 8 11 4<br />
15.WP<br />
2011<br />
Landtagswahl in Bayern<br />
Geschlecht 11.WP<br />
1986‐1990<br />
12.WP<br />
1990‐1994<br />
13. WP<br />
1994‐1998<br />
14.WP<br />
1998‐2003<br />
15.WP<br />
2003‐2008<br />
16.WP<br />
2008‐2013<br />
M 53 46 48 44 25 21<br />
W 8 12 22 23 16 18<br />
Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus<br />
Bezirks‐/Landesliste<br />
Geschl.<br />
9.WP<br />
1981‐<br />
1985<br />
10.WP<br />
1985‐<br />
1989<br />
11. WP<br />
1989‐<br />
1990<br />
12.WP<br />
1990‐<br />
1995<br />
13. WP<br />
1995‐<br />
1999<br />
14. WP<br />
1999‐<br />
2001<br />
15. WP<br />
2001‐<br />
2006<br />
16.WP<br />
2006‐<br />
2011<br />
M 45 39 37 29 25 24 9 7 6<br />
W 6 9 18 13 27 18 9 7 7<br />
17.WP<br />
Ab 2011<br />
Direktmandat<br />
Geschl. 12.WP 13. WP 14. WP 15. WP 16.WP 17.WP<br />
60
1990‐ 1995‐ 1999‐ 2001‐ 2006‐ Ab 2011<br />
1995 1999 2001 2006 2011<br />
M 20 0 0 16 24 25<br />
W 14 3 0 10 15 9<br />
Brandenburg<br />
Liste<br />
Geschlecht<br />
1.WP<br />
1990‐<br />
1994<br />
2.WP<br />
1994‐<br />
1999<br />
3.WP<br />
1999‐<br />
2004<br />
4.WP<br />
2004‐<br />
20009<br />
M 5 0 0 8 6<br />
W 5 11 0 8 6<br />
5.WP<br />
ab. 2009<br />
Direkt<br />
Geschlecht<br />
1.WP<br />
1990‐<br />
1994<br />
2.WP<br />
1994‐<br />
1999<br />
3.WP<br />
1999‐<br />
2004<br />
4.WP<br />
2004‐<br />
2009<br />
M 25 31 22 13 15<br />
W 1 10 15 4 4<br />
5.WP<br />
Ab 2009<br />
Bürgerschaft in Bremen<br />
61<br />
Geschlecht<br />
12.WP<br />
1987‐1991<br />
13. WP<br />
1991‐<br />
1995<br />
14.WP<br />
1995‐<br />
1999<br />
15.WP<br />
1999‐<br />
2003<br />
16.WP<br />
2003‐<br />
2007<br />
17.WP<br />
2007‐<br />
2011<br />
M 35 22 20 24 22 14 27<br />
W 19 19 17 23 18 18 9<br />
Hamburg<br />
18.WP<br />
Ab 2011<br />
Geschl. 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP 19.WP 20.WP<br />
M 48 51 36 35 38 35 32 28 22 28 30<br />
W 7 13 17 14 23 23 22 18 19 17 32<br />
Hessen<br />
Geschlecht 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP<br />
M 47 40 37 36 31 8 19 7 12<br />
W 2 4 7 10 13 14 12 8 8<br />
Direktmandate:<br />
Geschlecht 15. WP 16. WP 17.WP 18.WP<br />
M 21 2 16 6<br />
W 3 0 11 3<br />
Mecklenburg‐Vorpommern
Landesliste<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 13 9 3 5 6 2<br />
W 4 7 4 4 2 1<br />
Direktmandat<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 4 6 15 18 11 18<br />
W 0 1 5 6 4 6<br />
Niedersachsen<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />
M 18 59 65 0 32 16 7<br />
W 5 12 16 0 22 13 9<br />
Direktmandate<br />
Geschlecht 11. WP 12.WP 1 13.WP 1 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />
M 40 ‐ ‐ 57 6 15 26<br />
W 3 ‐ ‐ 26 3 4 7<br />
1 Hat sich nicht ermitteln lassen.<br />
Nordrein‐Westfahlen<br />
Liste<br />
Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />
M ‐ ‐ ‐ ‐ 4 ‐<br />
W ‐ ‐ ‐ ‐ 2 ‐<br />
Direktmandat<br />
Geschlecht 11. WP 1 12.WP 13.WP 14.WP 2 15.WP 16.WP<br />
M 104 75 69 42 43 66<br />
W 19 33 33 32 18 33<br />
1<br />
Davon ein Listenmandat<br />
2<br />
Davon 35 Listenmandate<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />
M 7 14 11 9 8<br />
W 3 5 8 11 11<br />
62
Direktmandat<br />
Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />
M 31 17 24 19 16<br />
W 6 7 6 14 7<br />
Saarland<br />
Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15. WP<br />
M 18 15 7 10<br />
W 9 10 6 7<br />
Sachsen<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />
M 24 14 8 7 9<br />
W 8 8 6 5 5<br />
Direktmandate<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />
M 0 0 0 1 0<br />
W 0 0 0 0 0<br />
Sachsen‐Anhalt<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 21 12 0 14 12 15<br />
W 5 9 0 10 10 9<br />
Direktmandat<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 1 13 35 1 2 1<br />
W 0 2 12 0 0 0<br />
Thüringen<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 1. WP 2. WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />
M 18 19 12 9 10<br />
W 3 10 6 6 6<br />
Direktmandat<br />
Geschlecht 1.WP 2. WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />
M ‐ ‐ 0 0 2<br />
W ‐ ‐ 0 0 0<br />
63
Landtagswahl von Schleswigs‐Holstein<br />
Direktmandate<br />
Geschlecht 14.Periode<br />
96‐2000<br />
15.Periode<br />
2000‐2005<br />
16.Periode<br />
2005‐2009<br />
17.Periode<br />
2009‐20012<br />
18.Periode<br />
Ab 2012<br />
M 15 24 10 6 9<br />
W 11 17 5 0 4<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 14.Periode<br />
96‐2000<br />
15.Periode<br />
2000‐2005<br />
16.Periode<br />
2005‐2009<br />
17.Periode<br />
2009‐20012<br />
18.Periode<br />
Ab 2012<br />
M 8 0 8 10 4<br />
W 3 0 8 9 4<br />
Bundestagswahl<br />
Direktmandat<br />
4.5 Die Linke(PDS)<br />
Land 1990‐ 94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />
94<br />
Baden‐<br />
Württemberg<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Bayern<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Berlin<br />
M<br />
W<br />
1<br />
0<br />
3<br />
1<br />
2<br />
2<br />
0<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
2<br />
Brandenburg M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
2<br />
2<br />
Bremen<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Hamburg M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Hessen<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Mecklenburg‐<br />
Vorpommern<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
Niedersachsen M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Nordrein‐<br />
Westfalen<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Reinland‐Pfalz M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Saarland<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Sachsen M 0 0 0 0 0 0<br />
64
65<br />
W 0 0 0 0 0 0<br />
Sachsen‐Anhalt<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
2<br />
3<br />
Schleswig –<br />
Holstein<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Thüringen<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
2<br />
0<br />
Landesliste<br />
Land 1990‐<br />
94<br />
94‐98 98‐2002 02‐05 05‐09 09‐13<br />
Baden‐<br />
Württemberg<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
3<br />
Bayern<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
3<br />
Berlin<br />
M<br />
W<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
1<br />
Brandenburg<br />
M<br />
W<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
2<br />
0<br />
0<br />
3<br />
3<br />
0<br />
2<br />
Bremen<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
Hamburg<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
Hessen<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
0<br />
0<br />
2<br />
0<br />
2<br />
2<br />
Mecklenburg‐<br />
Vorpommern<br />
M<br />
W<br />
1<br />
1<br />
2<br />
1<br />
2<br />
2<br />
0<br />
0<br />
1<br />
2<br />
1<br />
2<br />
Niedersachsen<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
2<br />
1<br />
3<br />
3<br />
Nordrein‐<br />
Westfalen<br />
M<br />
W<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
2<br />
0<br />
0<br />
3<br />
4<br />
5<br />
7<br />
Reinland‐Pfalz<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
2<br />
0<br />
1<br />
2<br />
Saarland<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
2<br />
0<br />
Sachsen<br />
M<br />
W<br />
2<br />
1<br />
3<br />
3<br />
3<br />
5<br />
0<br />
0<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
Sachsen‐Anhalt<br />
M<br />
W<br />
2<br />
0<br />
3<br />
1<br />
3<br />
3<br />
0<br />
0<br />
2<br />
3<br />
1<br />
0<br />
Schleswig –<br />
Holstein<br />
M<br />
W<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
Thüringen<br />
M<br />
W<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
3<br />
0<br />
0<br />
3<br />
3<br />
2<br />
0<br />
Landtagswahlen<br />
Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus<br />
Bezirks‐/Landesliste<br />
Geschl. 12.WP 13. WP 14. WP 15. WP 16.WP 17.WP
1990‐ 1995‐ 1999‐ 2001‐ 2006‐ Ab 2011<br />
1995 1999 2001 2006 2011<br />
M 6 0 2 0 6 4<br />
W 6 0 1 0 4 6<br />
Direktmandat<br />
Geschl.<br />
12.WP<br />
1990‐<br />
1995<br />
13. WP<br />
1995‐<br />
1999<br />
14. WP<br />
1999‐<br />
2001<br />
15. WP<br />
2001‐<br />
2006<br />
16.WP<br />
2006‐<br />
2011<br />
M 4 15 15 18 5 3<br />
W 7 19 15 15 8 6<br />
17.WP<br />
Ab 2011<br />
Brandenburg<br />
Liste<br />
Geschlecht 1.WP<br />
1990‐1994<br />
2.WP<br />
1994‐1999<br />
3.WP 1<br />
1999‐2004<br />
4.WP<br />
2004‐2009<br />
5.WP<br />
Ab 2009<br />
M 7 8 11 5 3<br />
W 6 10 11 1 2<br />
1 Einschlieslich 5 Direktmandate, die sich nicht zuordnen ließen<br />
Geschlecht 4.WP<br />
2004‐2009<br />
5.WP<br />
Ab 2009<br />
M 11 12<br />
W 12 9<br />
Bürgerschaft in Bremen<br />
Geschlecht<br />
12.WP<br />
1987‐1991<br />
13. WP<br />
1991‐<br />
1995<br />
14.WP<br />
1995‐<br />
1999<br />
15.WP<br />
1999‐<br />
2003<br />
16.WP<br />
2003‐<br />
2007<br />
17.WP<br />
2007‐<br />
2011<br />
M 0 0 0 0 0 6 2<br />
W 0 0 0 0 0 8 3<br />
18.WP<br />
Ab 2011<br />
Hamburg<br />
Geschl. 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP 19.WP 20.WP<br />
M 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4 4<br />
W 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4 5<br />
Hessen<br />
Geschlecht 10.WP 11.WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP 18.WP<br />
M 0 0 0 0 0 0 0 3 3<br />
66
W 0 0 0 0 0 0 0 3 3<br />
Mecklenburg‐Vorpommern<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 5 10 9 6 6 7<br />
W 7 8 9 7 7 7<br />
Direktmandat<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 0 0 1 0 2 0<br />
W 0 0 1 0 0 0<br />
Niedersachsen<br />
Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP 17.WP<br />
M 0 0 0 0 0 5 0<br />
W 0 0 0 0 0 6 0<br />
Nordrein‐Westfahlen<br />
Geschlecht 11. WP 12.WP 13.WP 14.WP 15.WP 16.WP<br />
M 0 0 0 0 5 0<br />
W 0 0 0 0 6 0<br />
Saarland<br />
Geschlecht 12. WP 13.WP 14.WP 15. WP<br />
M 0 0 6 5<br />
W 0 0 5 4<br />
Sachsen<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />
M 12 11 15 14 13<br />
W 5 10 15 13 14<br />
Direktmandate<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />
M 0 0 0 3 2<br />
W 0 0 0 1 0<br />
Sachsen‐Anhalt<br />
67
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 8 11 12 12 11 13<br />
W 4 9 13 13 12 13<br />
Direktmandat<br />
Geschlecht 1.WP 2.WP 3.WP 4.WP 5.WP 6.WP<br />
M 0 0 0 0 3 3<br />
W 0 1 0 0 0 0<br />
Thüringen<br />
Landesliste<br />
Geschlecht 1. WP 2. WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />
M 6 9 11 17 7<br />
W 3 7 10 6 6<br />
Direktmandat<br />
Geschlecht 1.WP 2. WP 3.WP 4.WP 5.WP<br />
M ‐ ‐ 0 2 6<br />
W ‐ ‐ 0 3 8<br />
Landtagswahl von Schleswig‐Holstein<br />
Geschlecht 14.Periode<br />
96‐2000<br />
15.Periode<br />
2000‐2005<br />
16.Periode<br />
2005‐2009<br />
17.Periode<br />
2009‐20012<br />
18.Periode<br />
Ab 2012<br />
M 0 0 0 2 0<br />
W 0 0 0 3 0<br />
4.6 Zusammenfassung<br />
Zwar ist Wikipedia keine Quelle auf die man sich allein stützen kann. Aber anhand der Wahlunterlagen<br />
sollte sich problemlos nachprüfen lassen, dass die Wahlverfahren und die Zusammensetzung der<br />
Wahlvorschläge 1:1 dem Muster folgen, wie dieses satzungsmäßig vorgegeben wird. Und wenn die<br />
Praktiken wie im Falle Bündnis ‘90/die Grünen herbeiführen, dass in einzelnen Gliederungen Männer<br />
de facto über Jahre und Jahrzehnte von der Wahl zum Bundestag ausgeschlossen werden, dann kann<br />
dies unter keinem Gesichtspunkt mehr den Wahlrechtsnormen entsprechen.<br />
5. Frauenquoten in Arbeitnehmer‐ und Personalvertretungen<br />
5.1 ein Überblick<br />
Wie in den nachfolgenden Stellen zu zeigen ist, haben bereits Eingriffe ins Wahlrecht durch<br />
„Frauenquoten“ bei Personal‐ und Arbeitnehmervertretungen Einzug gehalten. Staatliche<br />
Gerichte haben dies als verfassungsgemäß eingeordnet ohne jedoch relevante Urteile des<br />
BVerfG mit einbezogen zu haben.<br />
68
5.2 Personalvertretungsgesetz des Landes Hessen(HPVG)<br />
In den §§ 13, 16,115 der HPVG, sowie in den §§ 5,8,10,23‐26 der WO wurden<br />
Quotenregelungen des Minderheitengeschlechts eingeführt. Der hessische STGH 69 hat<br />
diese Regelung als Verfassungsgemäß eingestuft. Inzwischen hat es weitere Urteile des<br />
VGH 70 gegeben. Zunächst sei darauf verwiesen, dass die Mandatszuteilung auf die<br />
einzelnen Berufsgruppen nach d’Hondt oder Hare/Niemeyer ebenfalls unzulässig, wegen<br />
Verstoßes gegen die Unmittelbarkeit sein könnte. Eine weitere Erörterung hierzu wird<br />
nicht weiter vorgenommen. Gewidmet soll sich ausschließlich der Ausdifferenzierung der<br />
Wahlgrundsätze nach Geschlechtszugehörigkeit der der gewählten Bewerber/‐Innen.<br />
Der STGH begründete seinerseits eine Rechtfertigung damit, dass im öffentlichen Dienst<br />
die Frauen in den Personalvertretungen unterrepräsentiert seien. Er konstruierte daraus<br />
eine Benachteiligung und behauptete, dass Frauen besser die Frauen und ebenso die<br />
Männer besser die Männer vertreten könnten. Denkt man konsequent diese<br />
Argumentation weiter, so könnte dies nur dadurch gewährleistet werden, in dem die<br />
Männer und Frauen jeweils eine Wählergruppe bilden und unmittelbar für sich<br />
entscheiden, durch wen sich diese in den Personalvertretungen vertreten lassen wollen.<br />
Dies ist hier aber hier nicht der Fall. So können die Männer für die Frauen und die Frauen<br />
für die Männer entscheiden durch wen dieser jeweils vertreten werden. Hierzu stellt sich<br />
die Frage, weshalb es Gleichstellungsbeauftragte gibt, wenn es dem Gesetzgeber um die<br />
Vertretung geschlechtsspezifischer Interessen geht. Weiterhin Rechtfertigt der STGH<br />
diese Regelung mit den Rekurs auf das Sozialstaatsprinzip nach Artikel 20 Abs. 1 GG. Nach<br />
der Rechtsprechung des BVerfG dürfen aber nur rein biologische Geschlechtsmerkmale<br />
zur Ungleichbehandlung bzw. zur Unterscheidung der Individuen nach Geschlecht<br />
herangezogen werden. Dies ist hier aber nicht der Fall. Allein aus sozialen<br />
Gesichtspunkten kann aber eine Unterscheidung nach Geschlecht nicht vorgenommen<br />
werden. Andernfalls steht hier die Frage nach der Ungleichbehandlung gegenüber<br />
anderen Gruppen von Normadressaten in den Raum. Denn mit ähnlich gelagerten<br />
Argumenten müsste dann auch ein Mindestkontingent an Mandaten für Angehörige<br />
bestimmter Ethnien und Religionen, sowie Behinderte vorgehalten, respektive diese bei<br />
der Mandatszuteilung besonders berücksichtigt werden. Wobei hier anzumerken ist, das<br />
es auch Behindertenbeauftragte gibt. Hinzu kommt das Argument, wonach Mütter die<br />
alleinerziehenden Elternteile seien. Der STGH verschweigt aber, dass diese Situation im<br />
erheblichen Maße auf das männer‐ und väterfeindliche Familienrecht(Mütter bekamen<br />
bei Trennungen das alleinige Sorgerecht und Väter mussten die Alimente zahlen)<br />
zurückgeführt werden kann.<br />
Der damalige Ministerpräsident gab an, dass trotz entsprechender Ankündigungen<br />
Männer und Frauen auf gemeinschaftlichen Listen kandidiert haben und dennoch nicht<br />
die Frauen entsprechenden Soll‐Vorschriften repräsentiert gewesen seien. Von den<br />
Verfahrensbeteiligten hat aber niemand vorgetragen, dass sich die Frauen von einer<br />
Unterrepräsentanz gestört gefühlt und beschwert haben. Ebenso stellt sich die weshalb<br />
diese dann nicht massenhaft mit reinen Frauenwahlvorschlägen zur Wahl angetreten sind,<br />
wenn es um die Repräsentanz ihrer Personengruppe gegangen wär. Vielmehr spricht<br />
aufgrund ihrer gemeinsamen Kandidatur, dass sie unter dem Gehalt nach Artikel 9 GG<br />
andere Ziele verfolgt haben, die aus demokratischen Gesichtspunkten nachvollzierbar und<br />
durch das Wahlverfahren legitimiert sind. Insoweit kann hieraus keine Durchbrechung der<br />
Wahlgrundsätze gerechtfertigt werden.<br />
Hinzukommt, dass das BVerfG klar gestellt hat, dass das Verfahren der Mandatszuteilung<br />
frei von willkürlichen und widersinnigen Effekten sein muss und dass die Wahlberechtigten<br />
69<br />
P.St. 1141 vom 22.12.1993<br />
70<br />
Hessischer Verwaltungsgerichtshof 14.12.1999, 22 TL 1097/99; 17.11.2005, 22 TL 254/05<br />
69
erkennen können muss wer kandidiert und wie sich das eigene Wahlverhalten auf das<br />
Wahlergebnis auswirkt. Diese Vorrausetzung ist hier aber nicht erfüllt. Den Grundsätzen<br />
der Verhältniswahl entspricht es, dass diejenigen von einem Wahlvorschlag gewählt sind,<br />
die entsprechend der Reihenfolge von der vorschlagenden Wählervereinigung auf diesen<br />
benannt sind. Ebenso können die Wahlberechtigten nur Einfluss darauf nehmen, wie viele<br />
Personen von einem Wahlvorschlag benannt wurden. Sie können damit, wenn überhaupt<br />
nur beschränkt erkennen, wer am Ende gewählt sein wird. Insoweit können sie nur Einfluss<br />
auf die im Organ vertretenen Listen, nicht aber auf die gewählten Einzelpersonen nehmen.<br />
Die Willkürlichkeit des Effektes besteht darin, dass bei der Mandatszuteilung eine<br />
bestimmte Geschlechterverteilung vorgeschrieben wird.<br />
Zudem wird hier die Unmittelbarkeit verletzt. Diese besteht dadurch, dass sich eine<br />
Instanz zwischen Stimmabgabe und Feststellung des Wahlergebnisses schiebt und nach<br />
eigenem Ermessen, hier nach Geschlecht, eine Auswahl unter den Bewerber/‐innen<br />
vornimmt. Insoweit wird gegen den Grundsatz der Mandatszuteilung bei Verhältniswahl<br />
mit starren Listen verstoßen.<br />
Eine Verletzung der Wahlfreiheit findet insoweit statt, als das bereits beim<br />
Wahlvorschlagsrecht eine unzulässige Beeinflussung stattfindet. Denn wer weiß, dass am<br />
Ende eine bestimmte Geschlechterverteilung gewählt werden muss und möglicher Weise<br />
Bewerber/‐innen übergangen werden, der wird die Reihenfolge der Bewerber/‐innen auf<br />
den Wahlvorschlägen anders festsetzen, als wie wenn grundsätzlich diese entsprechende<br />
der Reihenfolge ihrer Benennung als gewählte Vertreter/‐innen festzustellen sind.<br />
Ähnlich gelagert ist die hier festgelegte Regelung zur Mehrheitswahl. Hier ist die Freiheit<br />
und Gleichheit beim aktiven Wahlrecht betroffen. Die Freiheit insoweit, als das die<br />
Wahlberechtigte ihre maximale Anzahl an Stimmen nicht beliebig verteilen können,<br />
sondern die vorgegebene Geschlechterverteilung beachten müssen. Ebenso kann es bei<br />
Stimmenverteilung sein, dass die Angehörigen des einen Geschlechts mit weniger<br />
Stimmen gewählt sind als die anderen. Wenn sich z.B. vom „Minderheitengeschlecht“<br />
höchstens so viele Personen zu Wahl stellen, wie Vertreter/‐innen zu wählen sind,<br />
während beim „Mehrheitsgeschlecht“ wo u.U. eine Kampfkandidatur stattfindet.<br />
Während im konkreten Falle beim Minderheitengeschlecht zur Wahl eine Stimme genügt,<br />
bedarf es beim Mehrheitsgeschlecht deutlich mehr Stimmen. Damit wird sowohl beim<br />
Erfolgswert, als auch bei der Stimmengewichtung nach Geschlecht und politischer<br />
Meinung ausdifferenziert, was das BVerfG in BVerfGE 6 84 ausgeschlossen hat.<br />
Sowohl der STGH, als auch der VGH sind weder auch das Ausdifferenzierungsverbot nach<br />
personenbezogener Merkmale und sozialer Unterschiede (BVerfGE 6 84; 51 222) noch auf<br />
einen möglichen Verstoß gegen die Unmittelbarkeit des Wahlrechts eingegangen.<br />
Selbiges gilt auch für die Vorgabe, wonach sich der Wille der Wahlberechtigten im zu<br />
wählen Organ widerzuspiegeln hat und nicht deren Querschnitt.<br />
Der STGH rekurriert auch u.a. auf BVerfGE 60 162 und begründet die<br />
Ausdifferenzierungsfähigkeit nach Geschlecht damit, dass BVerfGE eine<br />
Ausdifferenzierungsfähigkeit nach Organisation und zur Sicherung eines Funktionsfähigen<br />
Organs gestattet hat. Dies hat aber weder was mit dem einen noch mit dem anderen zu<br />
tun. Zur Wahlgleichheit macht das BVerfG in BVerfGE 60 162 folgende Aussagen<br />
„Das BVerfG hat die Anforderungen, die sich aus Art. GG Artikel 3 GG Artikel 3 Absatz I GG<br />
für die Gestaltung des Wahlrechts bei allgemeinen politischen Wahlen ergeben, in<br />
zahlreichen Entscheidungen konkretisiert. Die auf diese Weise gewonnenen Grundsätze<br />
der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl gelten danach als ungeschriebenes<br />
Verfassungsrecht auch über den Anwendungsbereich der Art. GG Artikel 28 GG Artikel 28<br />
Absatz I 2, GG Artikel 38 GG Artikel 38 Absatz I GG hinaus (vgl. BVerfGE 1, 208 [247];<br />
BVERFGE 6, 84 [91] ; BVerfGE 30, 227 [246] ;BVerfGE 41,1 [12]; BVERFGE 51, 222 [234] m.<br />
w. Aus.).“ Da es auch auf BVERFGE 6 84 rekurriert hat, kann daraus gefolgert werden, dass<br />
70
dessen Willen ist, dass auch nicht zu den Personalvertretungen nach personenbezogen<br />
Merkmalen wie Geschlecht oder nach politischer Meinung unterschieden werden darf.<br />
Der STGH erklärt selbst, dass die Geschlechter denselben Rechtsstatus innehaben.<br />
Insoweit wär eine Unterscheidung nach Berufsgruppen wegen des unterschiedlichen<br />
Rechtsstatus denkbar, eine nach Geschlecht aber nicht.<br />
Auch ein Rekurs auf Art. 3 Abs. 2 der HV scheidet aus, da hierdurch der Mutterschutz nicht<br />
betroffen ist. Auch der Verweis auf Art. 3 Abs. 2 GG ist unzulässig, da starre Frauenquoten<br />
unzulässig sind.<br />
Bezüglich der Unmittelbarkeit kann bei gemeinsamer Wahl die Mandatszuteilung auf die<br />
Berufsgruppen argumentiert werden.<br />
5.3 Mitbestimmungsgesetz des Landes Schleswig‐Holstein<br />
Ähnlich gelagert wie der STGH argumentiert das BVerwG 71 zur Frauenquote im<br />
Mitbestimmungsgesetz des Landes Schleswig‐Holstein. Hierbei geht es um § 10 Abs. 2 und<br />
§ 91 Abs. 2 MBG Schl.‐H, sowie § 17 Abs. 3 und § 28 Abs. 3 und Abs. 4 PersRWahlV SH 2008<br />
enthaltenen Geschlechterquote.<br />
Ein Verfahrensbeteiligter führt hierzu aus „Damit sei der durch § 28 Abs. 4 Satz 4 WO<br />
vorgenommene Eingriff in das Gebot der Gleichheit der Wahlen nicht vereinbar. Die<br />
streitige Regelung könne auch nicht als vom Verfassungsauftrag des Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG<br />
gedeckte Fördermaßnahme betrachtet werden. Dieser Verfassungsauftrag erzwinge eine<br />
Förderung nicht auch dann noch, wenn sich die Frauen nicht zur Wahl in die<br />
Interessenvertretung stellen wollten.“ Diesbezüglich argumentiert das BVerwG „ In Bezug<br />
auf das aktive Wahlrecht kann entgegen der Auffassung der Antragsteller bereits von einer<br />
Einschränkung des Grundsatzes der allgemeinen und gleichen Wahl (Art. 3 Abs. 1 GG) nicht<br />
die Rede sein, soweit diese Grundsätze im Personalvertretungsrecht anzuwenden sind<br />
(vgl. BVerfGE 60, 162, 169). Jeder Wahlberechtigte hat so viele Stimmen, wie Sitze in der<br />
Personalvertretung bzw. in der Gruppe zu vergeben sind (§ 17 Abs. 3 Nr. 3, § 28 Abs. 3 Satz<br />
3 WO). § 28 Abs. 4 Satz 4 WO ändert daran nichts. Kein Wähler ist gezwungen, von der<br />
vereinfachten Form der Listenwahl in § 28 Abs. 4 WO Gebrauch zu machen. Will er einen<br />
Wahlvorschlag mit ausschließlich männlichen Kandidaten unterstützen, so kann er dies<br />
tun, indem er die Bewerber jener Liste bis zu der auf das männliche Geschlecht<br />
entfallenden Höchstzahl ankreuzt (§ 28 Abs. 3 Sätze 1 und 3 WO). Die ihm verbleibenden,<br />
auf das weibliche Geschlecht entfallenden Stimmen kann er an die Bewerberinnen auf der<br />
anderen Liste vergeben (§ 28 Abs. 3 Satz 2 WO). Dass die Wähler überhaupt gehalten sind,<br />
ihre Stimmen auf das männliche und weibliche Geschlecht zu verteilen, kann im Lichte der<br />
Zielsetzungen des Art. 3 Abs. 2 GG nicht als nennenswert gewichtiger Eingriff in die<br />
Wahlfreiheit angesehen werden.<br />
In Bezug auf das passive Wahlrecht ist eine gewisse Einschränkung des Grundsatzes der<br />
allgemeinen und gleichen Wahl nicht in Abrede zu stellen. Ein erheblicher Eingriff kann<br />
jedoch nicht darin erblickt werden, dass für Wahlvorschlagslisten mit ausschließlich<br />
männlichen Kandidaten nur so viele Stimmen abgegeben werden können, wie<br />
Personalratssitze auf das männliche Geschlecht entfallen. Auch hier mildern die<br />
Zielsetzungen des Art. 3 Abs. 2 GG das Gewicht des Eingriffs. Im Übrigen geht der<br />
Gesetzgeber ersichtlich davon aus, dass es den Wahlvorschlagsträgern bei nachhaltigen<br />
Bemühungen im Allgemeinen gelingen wird, weibliche Beschäftigte in hinreichendem<br />
Umfang für Kandidaturen zu gewinnen. Diese Prognose ist von Gerichts wegen nicht zu<br />
71<br />
BVerwG, Beschluss vom 5. 1. 2000 ‐ 6P 1. 99<br />
71
eanstanden. Als Übergangserscheinung aber ist die Einschränkung jedenfalls<br />
hinzunehmen.“Rn 30‐31<br />
Auch hier verkennt das BVerwG 72 mehrere Fakten. Zum einen ist bereits die Wahlfreiheit<br />
dadurch eingeschränkt, dass jede/‐r Wahlberechtigte gezwungen ist sich zu entscheiden,<br />
ob diese/‐r alle Stimmen nach vorgeschriebener Geschlechterverteilung auf die einzelnen<br />
Bewerber/‐innen verteilten werden sollen oder ob auf eine bestimmte Anzahl an Stimmen<br />
verzichtet werden sollen. Da, wie das Gericht hier ausführt, auch die vorschlagenden<br />
Listenvereinigungen angehalten werden sollen, gezielt Anstrengungen zu unternehmen,<br />
um Angehörige des Minderheitengeschlechts auf den jeweiligen Listen vorschlagen zu<br />
können. Somit findet bereits eine unzulässige Beeinflussung, und damit eine<br />
Beeinträchtigung der Freiheit im Wahlvorschlagsrecht statt.<br />
In Bezug auf die Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl, gibt das BVerwG zu, dass hierzu<br />
Einschränkungen vorzufinden sind. Eine solche Ausdifferenzierung hat aber bereits das<br />
BVerfG mit BVerfGE 6 84 ausgeschlossen.<br />
Nimmt man auch hier wieder an, dass aus den Angehörigen des Minderheitengeschlechts,<br />
sich so viele Bewerben, wie Vertreter/‐innen dieser Personengruppe zu wählen sind, dann<br />
wird auch hier wieder der Erfolgswert nach Geschlecht unterschieden. Nimmt man an,<br />
dass auf das Minderheitengeschlecht 2 Mandate entfallen und sich nur 2 Personen<br />
bewerben, dann ist jede Person mit jeweils einer Stimme gewählt. Damit hätten wir 2<br />
Stimmen für 2 Mandate. Beim Mehrheitsgeschlecht bewerben sich 10 Personen auf 5<br />
Mandate. Es werden auf diese insgesamt 150 Stimmen abgegeben. Auf die 5 Gewählten<br />
entfallen insgesamt 100 Stimmen. Damit hätten wir 100 Stimmen für 5 Mandate. Damit<br />
hätten wir auch ein ungleiches Stimmengewicht. Eine derartige Situation kann dadurch zu<br />
Stande kommen, dass, wie das Gericht ausgeführt hat, die Wahlberechtigten nicht<br />
verpflichtet sind ihr Stimmenkontingent voll auszuschöpfen und somit entweder nur<br />
Männer oder nur Frauen wählen können. Ebenso nehmen die einzelnen Stimmen in den<br />
Fällen des § 17 Abs. 3 Nr. 3 den Zählwert „ungültig“ und § 28 Abs. 4 Satz 4 den Zählwert<br />
„nicht abgegeben“ ein, während in den Fällen, in die vorgeschriebene<br />
Geschlechterverteilung eingehalten wird, die Stimmen vollumfänglich den Wert 1<br />
einnehmen und zu Gunsten der Bewerber/‐innen gewertet werden. Somit wird auch der<br />
Zählwert der Stimmen nach Geschlecht der Bewerber/‐innen auf die die einzelnen<br />
Stimmen abgegeben werden, unterschieden. Was ebenfalls unzulässig ist.<br />
Auch hier ist das BVerwG nicht unter dem Gehalt von Art. 3 Abs. 1 GG darauf eingegangen,<br />
wie eine Ungleichbehandlung gegenüber anderer Gruppen von Normadressaten, die auch<br />
von der „Benachteiligung“ der Unterrepräsentanz betroffen sein können, gerechtfertigt<br />
werden kann. Ebenfalls stellt sich auch die Frage, wie sich die Ungleichbehandlung zur<br />
Beseitigung von rein biologisch begründbaren Problemen, die in der Natur der Sache nur<br />
bei Männern oder Frauen im Sinne der Rechtsprechung des BVerfG auftreten können,<br />
rechtfertigen lässt. Da diese Regelung sowohl für Männer, wie auch für Frauen zutreffen<br />
kann, ist eine derartige Rechtfertigung unter Rekurs auf Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG nicht mehr<br />
gegeben.<br />
U.a. in BVerfGE 95 408 erklärt das BVerfG „Das Gericht kann daher einen Verstoß gegen<br />
die Wahlgleichheit nur feststellen, wenn die differenzierende Regelung nicht an einem Ziel<br />
orientiert ist, das der Gesetzgeber bei der Ausgestaltung des Wahlrechts verfolgen<br />
darf….“.<br />
72<br />
Hier wird auf die Fassung vom 18.01.1995,GVBL‐SH 3/1995 Bezug genommen<br />
72
Dies ist hier der Fall. Das BVerfG hat als Ziel lediglich:<br />
1. Gewährleistung eines Funktionsfähigen Organs durch Unterschriftenquoren und<br />
Sperrhürden,<br />
2. Wiederspiegelung des Wählerwillens und<br />
3. Ausdifferenzierung nach organisatorischen Gegebenheiten<br />
zugelassen, aber keineswegs eine bestimmte personelle Zusammensetzung in den Fällen<br />
des Art. 3 Abs. 3 GG.<br />
Ferner erklärt das BVerfG 73 „Der Grundsatz der Gleichheit der Wahl gebietet, dass alle<br />
Staatsbürger das aktive und passive Wahlrecht möglichst in formal gleicher Weise ausüben<br />
können. […] Aus dem Grundsatz der Wahlgleichheit folgt für das Wahlgesetz, dass die<br />
Stimme eines jeden Wahlberechtigten grundsätzlich den gleichen Zählwert und die gleiche<br />
rechtliche Erfolgschance haben muss. Alle Wähler sollen mit der Stimme, die sie abgeben,<br />
den gleichen Einfluss auf das Wahlergebnis haben.“ Wer durch Ausschöpfung seines<br />
Stimmenkontingents eine andere Geschlechterverteilung wählen, hat keine Möglichkeit<br />
seinen Willen umzusetzen. Somit nehmen nicht nur, wir hier ausgeführt, die Stimmen<br />
nicht den gleichen Zählwert ein, es ist auch nicht die gleiche Einflussmöglichkeit und<br />
rechtliche Erfolgschance gegeben. Somit kann nicht jeder in gleicher Weise von seinen<br />
aktiven und passiven Wahlrecht gebrauch machen. Ebenfalls ist die Mandatszuteilen nicht<br />
frei von willkürlichen Effekten und es wird nach politischer Meinung unterschieden. Auf<br />
all diese Argumente ist das VerwG nicht eingegangen. Stattdessen hat es wiederum diese<br />
Regelung mit der „Besservertretung von Fraueninteressen“ begründet.<br />
5.4 Personalvertretungsgesetz des Landes Niedersachsen<br />
Ähnlich gelagert wie im Land Hessen, ist auch die Wahl zu den Personalvertretungen im<br />
Land Niedersachsen geregelt. Auch hier setzt sich das OVG Lüneburg 74 ebenfalls nicht mit<br />
dem Gehalt der Rechtsprechung des BVerfG in Bezug auf die Freiheit, Gleichheit und<br />
Unmittelbarkeit der Wahl, sowie Art. 3 GG und der Intention der Verfassungskommission<br />
zur Einführung von Satz 2 in Art. 3 Abs. 2 GG auseinander. Insoweit sind auch hier<br />
dieselben Wahlrechtsverletzungen zu beanstanden wie im Personalvertretungsrecht des<br />
Landes Hessen.<br />
5.5 Betriebsverfassungsgesetz<br />
Ebenfalls unzulässig ist der Listensprung im Betriebsverfassungsgesetz. Sowohl das ArbG<br />
Bonn als auch das LAG Köln und das BAG 75 rechtfertigen diese Regelung mit der<br />
„Förderpflicht“ des Staates nach Art. 3 Abs. 2 GG gerechtfertigt, obwohl diese<br />
„Förderpflicht“ nicht in einer solchen Weise bestehen kann(siehe 3.4). Auch hier erklären<br />
sie zwar, dass jeder seine Rechte auf möglichst gleicher Weise wahrnehmen können muss,<br />
schätzen aber die Wahlgrundsätze unter Rekurs auf Art. 3 Abs. 2 GG als<br />
Ausdifferenzierungsfähig ein. Ferner behaupten auch die Gerichte, dass dieser Eingriff das<br />
niedrigste mögliche Mittel zur Gleichstellung sei. Auch hier wird nicht im Gehalt von<br />
BVerfGE 6 84 eingegangen. Ebenso wird auch hier gegen die Unmittelbarkeit verstoßen,<br />
da sich eine Instanz zwischen Stimmenabgabe und Feststellung des Wahlergebnisses<br />
schiebt, die nach eigenem Ermessen einer personellen Auswahl und den Bewerber/‐innen<br />
vornimmt. Ferner ist auch hier wieder das Verfahren der Mandatszuteilung nichtfrei von<br />
willkürlichen und widersinnigen Effekten. Zum einem muss eine bestimmte personelle<br />
73<br />
BVerfGE 122 266; auch in 60 162<br />
74<br />
OVG Lüneburg 18. Senat, Beschluss vom 17.04.2012, 18 LP 7/11<br />
75<br />
BAG, Beschluss vom 16. 3. 2005 ‐ 7 ABR 40/04<br />
73
Zusammensetzung im Ergebnis vorhanden sein und zum anderen zuwiderläuft es dem<br />
Wahlsystem, wenn eine Vorschlagsliste einen Listenplatz abgeben muss, nur weil die<br />
Geschlechterverteilung nicht stimmt. Ebenso zuwiderläuft es den Anforderungen des<br />
BVerfG, wonach die Wahlberechtigten erkennen können müssen, wie sich das eigene<br />
Wahlverhalten auf das Wahlergebnis auswirkt.<br />
Stattdessen erklärt das BAG „Die Regelungen können zwar zu einer Ungleichbehandlung<br />
wegen des Geschlechts führen, weil das Geschlecht in der Minderheit u.U. stärker im<br />
Betriebsrat vertreten ist, als dies nach dem bei der Wahl erzielten Stimmenverhältnis der<br />
Fall wäre. Diese Ungleichbehandlung ist jedoch durch das Gleichberechtigungsgebot des<br />
Art. 3 Abs. 2 GG gerechtfertigt. Die Vorschriften sind entsprechend der Vorgabe in Art. 3<br />
Abs. 2 GG geschlechtsneutral formuliert und gewährleisten daher nicht nur dem<br />
weiblichen, sondern auch dem männlichen Geschlecht die festgelegte Mindestvertretung,<br />
wenn es in der Belegschaft in der Minderheit ist. Der Geschlechterproporz stellt damit<br />
geschlechtsunabhängig sicher, dass das Geschlecht in der Minderheit im Betriebsrat nicht<br />
unterrepräsentiert ist. Dadurch wird die tatsächliche Durchsetzung der<br />
Gleichberechtigung beider Geschlechter hinsichtlich des Zugangs zum Betriebsrat<br />
gefördert und auf die Beseitigung der bisher typischen Unterrepräsentanz von Frauen<br />
hingewirkt. Soweit mit dieser das Geschlecht in der Minderheit begünstigenden Regelung<br />
eine Benachteiligung der Bewerber des anderen Geschlechts einhergeht, ist dies zur<br />
Verwirklichung des Gleichberechtigungsgebots gerechtfertigt (vgl. hierzu<br />
Staatsgerichtshof des Landes Hessen 22. Dezember 1993 ‐ P. St. 1141 ‐ ESVGH 44, 13 =<br />
NZA 1994, 521, zu B 3 der Gründe).<br />
Dementsprechend sind die Regelungen in § 15 Abs. 2 BetrVG, § 4 Abs. 1 Satz 2 WahlO Post,<br />
§ 15 Abs. 5 Nr. 2 Satz 1 WO auch mit der Richtlinie 76/207/EWG des Rates vom 9. Februar<br />
1976 zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und Frauen<br />
hinsichtlich des Zugangs zur Beschäftigung, zur Berufsbildung und zum beruflichen<br />
Aufstieg sowie in Bezug auf die Arbeitsbedingungen vereinbar. Die Richtlinie in der hier<br />
maßgeblichen, bis zum 4. Oktober 2002 geltenden Fassung bezweckt nach deren Art. 1<br />
Abs. 1 die Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und<br />
Frauen ua. hinsichtlich des Zugangs zur Beschäftigung sowie in Bezug auf die<br />
Arbeitsbedingungen. Der Grundsatz der Gleichbehandlung in diesem Sinne verbietet zwar<br />
eine mittelbare oder unmittelbare Diskriminierung wegen des Geschlechts (Art. 2 Abs. 1<br />
der Richtlinie). Nach Art. 2 Abs. 4 steht die Richtlinie aber Maßnahmen zur Förderung der<br />
Chancengleichheit für Männer und Frauen, insbesondere durch Beseitigung der<br />
tatsächlich bestehenden Ungleichheiten, die die Chancen der Frauen in den in Art. 1 Abs.<br />
1 genannten Bereichen betreffen, nicht entgegen. Da die Regelungen in § 15 Abs. 2<br />
BetrVG, § 4 Abs. 1 Satz 2 WahlO Post, § 15 Abs. 5 Nr. 2 Satz 1 WO der Förderung der<br />
Chancengleichheit von Männern und Frauen hinsichtlich des Zugangs zum Betriebsrat<br />
dienen, in dem Frauen bislang typischerweise unterrepräsentiert sind, sind sie nach Art. 2<br />
Abs. 4 der Richtlinie 76/207/EWG zulässig.[….] Die Regelungen in § 15 Abs. 2 BetrVG, § 4<br />
Abs. 1 Satz 2 WahlO Post, § 15 Abs. 5 Nr. 2 Satz 1 WO schränken zwar die Rechte der<br />
Gewerkschaften insoweit ein, als diese zur Vermeidung von Nachteilen gehalten sind, eine<br />
ausreichende Anzahl von Wahlbewerbern des Geschlechts in der Minderheit in die von<br />
ihnen getragenen Vorschlagslisten für Betriebsratswahlen aufzunehmen. Der in § 15 Abs.<br />
5 Nr. 2 Satz 1 WO angeordnete Listensprung kann die Wettbewerbschancen derjenigen<br />
Gewerkschaften beeinträchtigen, die keine ausreichende Anzahl von Kandidaten des<br />
Geschlechts in der Minderheit für ihre Vorschlagslisten gewinnen konnten. Diese<br />
Beschränkung der Koalitionsfreiheit ist jedoch zur Durchsetzung der in § 15 Abs. 2 BetrVG,<br />
§ 4 Abs. 1 Satz 2 WahlO Post vorgegebenen Mindestquote für das Geschlecht in der<br />
Minderheit durch das verfassungsrechtlich angeordnete Gleichberechtigungsgebot des<br />
Art. 3 Abs. 2 GG gerechtfertigt. Die der Vorschrift zugrunde liegende Annahme des<br />
74
Gesetzgebers, dass es den Trägern von Wahlvorschlägen bei nachhaltigem Bemühen im<br />
Allgemeinen gelingen wird, Vertreter des Geschlechts in der Minderheit in erforderlichem<br />
Umfang als Wahlbewerber zu gewinnen, ist von der ihm zustehenden<br />
Einschätzungsprärogative gedeckt“ Rn 47,48,51<br />
Auch hier gibt das BAG zu, dass eine unzulässige Beeinflussung beim Wahlvorschlagsrecht<br />
dahingehend stattfindet, dass die Vorschlagenden angehalten werden sollen, eine<br />
bestimmte Geschlechterverteilung vorzuschlagen, was eine Beeinträchtigung der<br />
Wahlfreiheit darstellt. Ferner gibt es zu, dass auch eine Ungleichbehandlung der<br />
Geschlechter zu verzeichnen ist und dass der Erfolgswert und das Stimmengewicht sich<br />
nach Geschlecht unterscheiden, was nach BVerfGE 6 84 unzulässig ist. Ferner dürfen<br />
geschlechtsspezifische Ungleichbehandlungen nur stattfinden, soweit sie zur Lösung von<br />
Problemen, die ihrer Natur nach nur entweder bei Männern oder bei Frauen auftreten<br />
können, zwingend erforderlich sind 76 . Da sowohl auch Männer als „Minderheitengeschlecht“<br />
ebenso auch andere Gruppen von Normadressaten durch Unterrepräsentanz<br />
von einer möglichen Benachteiligung betroffen sein können, sind die Vorrausetzungen zur<br />
Durchbrechung des Diskriminierungsverbots nach Art. 3 Abs. 3 GG nicht erfüllt. Da es auch<br />
der Wille der Verfassungskommission (siehe 3.4) war, dass mit Art. 3. Abs. 2 Satz 2 GG nicht<br />
das Ziel, in bestimmten Lebensbereichen eine bestimmte Geschlechterverteilung<br />
herbeizuführen, verfolgt werden kann, stellt diese Maßnahme eine Zielstellung dar, die<br />
weder durch Verfassung legitimiert ist, nur hier verfolgt werden darf. Damit ist dieser<br />
Eingriff ins Wahlrecht unzulässig. Ferner steht hier schon die Frage, weshalb beim BPersVG<br />
eine derartige Regelung nicht zu finden und eine solche Ungleichbehandlung zu<br />
rechtfertigen ist. In den Ländern ließe sich das noch mit der auf dem Subsidiaritätsprinzip<br />
beruhende Verfassungsautonomie begründen.<br />
5.6 Fazit<br />
Die Gerichte gehen weder auf dem Gehalt von der Rechtsprechung nach BVerfGE ein, noch haben diese dargelegt, worauf eine geschlechtsspezifische Benachteiligung<br />
beruht, die einen solchen Eingriff legitimiert. Geht man weiter den Tenor der Urteile nach,<br />
fällt auf, dass die Bezeichnung „Minderheitengeschlecht“ lediglich als kompensatorisches<br />
Mittel, als Alibifunktion, eingesetzt wird, damit die Männer, in den Fällen in denen sie in<br />
der Minderheit sind, sich nicht darauf stützen und behaupten können, sie würden<br />
diskriminiert. Das dokumentiert bereits, dass es sich nicht um eine Lösung von<br />
geschlechtsspezifischen Problemen, die in der Natur nach entweder nur bei Männern oder<br />
nur bei Frauen auftreten, handeln kann. Hinzu kommt, dass die Gerichte behaupten, dass<br />
diese Eingriffe das mildeste Mittel darstellen. Wieso z.B. die eine „Mindestquote“ von<br />
jeweils einer Person nicht genügen kann, erklären diese nicht. Ebenso wird mit der<br />
Rechtsprechung des BVerfG aus dem Bereich des Arbeits‐, Sozial‐ und Dienstrechts<br />
argumentiert obwohl das BVerfG mit den hier aufgeführten Entscheidungen klar<br />
anderslautende Rechtsüberzeugungen erkennen lässt. Der Verfassungskommission war<br />
klar, dass es sich beim Gehalt von Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG nur um ein individuelles<br />
Abwehrrecht, wie die anderen Grundrechte auch, handelt und nicht um ein Kollektivrecht.<br />
Ferner war in der Besprechung weder etwas von einer Gewährleistung einer bestimmten<br />
Geschlechterverteilung noch von derartigen Eingriffen im Wahlrecht die Rede. Insoweit<br />
dürfte es höchst fraglich sein, ob diese Regelungen einer verfassungsrechtlichen<br />
Überprüfung durch das BVerfG standhalten würden. Ein Normenkontrollverfahren sollte<br />
wohl mehr als angebracht sein.<br />
76<br />
BVerfG ‐ 2 BvR 1870/07 ‐; BVerfGE 114,357; BVerfGE 85, 191 [207 ff.]; 92, 91 [109]<br />
75
6. Frauenquoten in der Gesetzgebung<br />
6.1 eine <strong>Übersicht</strong><br />
Analog zum Arbeits‐ und Dienstrecht versucht die Politik durch massiv eingreifende<br />
Maßnahmen, den Parteien vorzuschreiben, dass diese in paritätischer Besetzung nach<br />
Maßgabe des „Reißverschlussprinzips“ die Kandidat/‐innen vorzuschlagen haben, um so<br />
gezielt den Frauenanteil in den Parlamenten auf kommunaler und Landesebene zu erhöhen.<br />
Sollten einzelne Parteien diese Auflagen nicht erfüllen, so müssen sie mit Konsequenzen<br />
rechnen.<br />
6.2 Im Landtag von Schleswig‐Holstein<br />
Bereits im Jahre 2007 hat die Landtagsfraktion der Partei Bündnis ‘90/die Grünen eine<br />
Initiative 77 eingeleitet, das Landeswahlgesetz dahin gehend ändern zu lassen, dass Parteien<br />
mit einer 50 %: 50 % Quote antreten müssen. Dabei gab es großen Widerspruch. 78 Hierzu seien<br />
auszugsweise auf folgende Redebeiträge eingegangen. Herr Kubicki erklärt hierzu „Beim<br />
Durchlesen des Gesetzentwurfs der Grünen ist leicht festzustellen, dass dessen Bezeichnung<br />
als Gesetzentwurf für eine Frauenquote nicht zutrifft. Der Gesetzentwurf der Grünen richtet<br />
sich zu gleichen Teilen an beide Geschlechter. Mit der von den Grünen gewollten Änderung<br />
des Landeswahlrechts wird genauso eine Frauen‐ wie Männerquote in das Landeswahlrecht<br />
festgeschrieben. Künftig sollen also jeweils zur Hälfte Männer und Frauen im Landtag<br />
vertreten sein. Übertragen auf den Bundestag hieße dies, dass von den 30 Frauen in der 51‐<br />
köpfigen Grünen‐Fraktion mindestens fünf ihren Platz zugunsten von Männern räumen<br />
müssten.[…] Im Übrigen ist die interessante Frage noch nicht geklärt, ob damit gleichzeitig die<br />
Frauenpartei verboten werden müsste, deren Mitgliedschaft ja an das Geschlecht gebunden<br />
ist und die auch zu Wahlen antritt. Sie hieße unzulässiger Weise nach ihren Statuten<br />
„Frauenpartei“ und nicht „Frauen‐ und Männerpartei“. Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
natürlich sind auch uns die Diskussionen über Geschlechterquoten bekannt. Es hat sie auch<br />
immer wieder bei uns auf Parteitagen gegeben. Komischerweise sind es dann aber immer<br />
wieder Vertreterinnen oder Vertreter der betroffenen Geschlechter, die gegen eine sie<br />
begünstigende Quote ans Rednerpult gehen und ausführen, dass sie einen freien Wettbewerb<br />
wollen und eben in diesem Wettbewerb ‐ wie der Kandidatur zu einer Wahl ‐ bestehen wollen<br />
und nicht durch eine Quote. Meine Kinder, Herr Hentschel, beide Töchter übrigens, beide 27<br />
Jahre alt, halten diese Diskussion für so gestrig, dass sie mich immer wieder fragen, ob wir uns<br />
wirklich damit beschäftigen müssen. Schauen Sie sich einmal die Situation bei den Juristen an.<br />
Mehr als 50 % sind Frauen. Die Quote der Lehrerinnen liegt mittlerweile deutlich über 60 %, in<br />
bestimmten Schulbereichen liegt sie bei 80 % und mehr. Dort spielt die Quotendiskussion eine<br />
komplett untergeordnete Rolle. Ich empfehle wirklich, die Parteitage der FDP zu besuchen.<br />
Bei uns sind es die Frauen, die vehement gegen die Quotierung auftreten, weil sie sagen: Diese<br />
ist eine bestimmte Form der Diskriminierung, die wir uns nicht länger gefallen lassen wollen.<br />
Hierbei gelte die Devise, sie seien ansonsten nicht fähig und müssten mit der Frauenquote<br />
untergebracht werden. Darüber hinaus gibt es einen entscheidenden Unterschied<br />
beispielsweise zu den Bestrebungen im öffentlichen Dienst einer ausgeglichenen Quote der<br />
Geschlechter zu erreichen. Weil auch hier Frauen im Vergleich zu Männern immer noch<br />
unterrepräsentiert sind, sind bei gleicher Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber<br />
Frauen vorzuziehen. Dies setzt aber immer eine gleiche Qualifikation voraus. Ist die<br />
Bewerberin besser qualifiziert als ihr Konkurrent, dann hat sie aus diesem Grund die Position<br />
77<br />
Gesetzentwurf Karl‐Martin Hentschel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11.09.2007 Drucksache 16/1541<br />
78<br />
1. Lesung Plenarprotokoll 16/67 13.09.2007 S 4866‐4876; 2. Lesung Plenarprotokoll 16/77 30.01.2008 S<br />
5589‐5597<br />
76
zu erhalten. Ist es der Mann, so hat er ein Anrecht darauf. So sollte es auch sein. Bei<br />
Aufstellungen zu Wahlen gibt es keinen objektivierbaren Qualitätsmaßstab, wie wir<br />
gelegentlich feststellen können. Es gibt keine Ausbildung oder einen Schein, um objektiv<br />
festzustellen, wer denn die bessere Kandidatin beziehungsweise der bessere Kandidat ist. Hier<br />
ist allein die Wirkung auf die Mitglieder des Wahlgremiums und die Wirkung auf die<br />
Wählerinnen und Wähler entscheidend, die ja ihre Stimme im Zweifel zugunsten dieses oder<br />
jenes Kandidaten oder dieser oder jener Kandidatin abgeben müssen.“<br />
Hier werden deutlich die Unterschiede zwischen Sozial‐, Arbeits‐ und Dienstrecht gegenüber<br />
dem Wahlrecht genannt. Ebenso wird hierauf, auf das erzwungene Übergewicht an Frauen in<br />
der Bundestagsfraktion von Bündnis ‘90/die Grünen hingewiesen.<br />
In einen weiteren Redebeitrag von Frau Spoorendonk heißt es „Die Quotierung per Gesetz ist<br />
eine scheinbar simple Lösung für dieses Problem; ob sie auch eine gute Lösung ist, wage ich<br />
dennoch zu bezweifeln. Hinter diesem Vorschlag verbirgt sich der Gedankengang, dass Frauen<br />
lediglich deshalb nicht in den Parlamenten sitzen, weil ihnen alte Männer im Weg stehen.<br />
Wenn die Quote gesetzlich vorgeschrieben sei, dann löse sich das Problem von selbst. ‐ Wie<br />
gesagt, das ist zu einfach. Denn wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass weniger Frauen<br />
als Männer bereit sind, sich überhaupt innerhalb einer Partei um einen Listenplatz zu<br />
bewerben. Dies mag zum Teil mit der Dominanz der Männer zu erklären sein, es liegt aber<br />
auch daran, dass ein politisches Mandat für viele Frauen keine attraktive Perspektive ist. Vielen<br />
erscheinen die politische Kultur, das Klima in den Parteien, die Sitzungsformen und der<br />
Zeitdruck nicht besonders attraktiv und schon gar nicht mit einem geregelten Familienleben<br />
vereinbar. Politik muss ein attraktiver Arbeitsplatz für Frauen sein, und dies ist eine weitaus<br />
schwierigere Aufgabe, die nicht nur mathematisch gelöst werden kann.“ Auch hier macht Frau<br />
Spoorendonk deutlich, dass noch andere Faktoren für eine Unterrepräsentanz von Frauen eine<br />
Rolle spielen und dass derartige Eingriffe ins Wahlrecht nicht signifikant zur Erhöhung des<br />
Frauenanteils in den Parlamenten beitragen können. Ebenso wird in der Debatte auf die<br />
Problematik der Direktmandate hingewiesen. Doch unter den Gutachtern gab es nur wenige<br />
kritische Stimmen 79 .<br />
6.3 Im Landtag von Baden‐Württemberg<br />
Die grün‐rote Landesregierung versuchte nach Vorbild des französischen Parite‐Gesetzes<br />
ebenfalls durch Eingriffe in das innerparteiliche Wahlrecht eine Erhöhung des<br />
Frauenanteils in den Parlamenten herbeizuführen. Auch hier gab es bereits früher<br />
Initiativen 80 . Nun in der laufenden Legislaturperiode 81 eine erneute Initiative. Während das<br />
Gutachten der Grünen‐Fraktion die Zulässigkeit noch bejaht, wird dies vom<br />
Innenministerium verneint. Auch hier wird die Zulässigkeit auf Rekurs von Art 3 Abs. 2 Satz<br />
2 GG und Art. 21 Abs. 1 Satz 2 GG als äußerst strittig angesehen. Auch das Gutachten des<br />
Innenministeriums weist darauf hin, dass es niemals das Ansinnen der<br />
Verfassungskommission war und sein konnte durch eine Änderung des GG dem Staat<br />
Befugnisse einzuräumen, die ihm Maßnahmen gestatten, die gezielt in allen oder<br />
bestimmten Lebensbereichen eine bestimmte Geschlechterverteilung herbeiführen<br />
sollen. Die Landesregierung führt inzwischen eine „Flexiquote“ ein 82 und verweist auf Art.<br />
3 Abs. 2 Satz 2 GG obwohl dieser das nicht hergibt.<br />
79<br />
Stellungnahme von Prof. Rupert Scholz zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Landeswahlgesetzes,<br />
Drucksache 16/1541<br />
80<br />
Drucksache 14/3272<br />
81<br />
Drucksache 14/1743;15/2351 S. 41 ff;15/1886;15/1626<br />
82<br />
Drucksache 15/3214<br />
77
78<br />
6.4 Im Landtag von Rheinland‐Pfalz<br />
Im Jahre 2011 setzte der Landtag von Rheinland‐Pfalz eine Enquetekommission 16/2 zur<br />
Bürgerbeteiligung ein. Unter dem Thema „Demokratie 2.0“ wurde auch das Thema<br />
„Geschlechtergerechte Demokratie“ in den Kommunalparlamenten behandelt. Dort<br />
wurden einzelne Stellungnahmen 83 . Hier fällt wieder auf, dass die Verfasserinnen<br />
behaupten, dass die Frauen schlechtere Wahlchancen hätten und benachteiligt wären weil<br />
sie in den Parlamenten unterrepräsentiert seien und deshalb Anspruch auf hälftigen Anteil<br />
an Sitzen hätten. Dass möglicherweise andere Gruppen von Normadressaten sich in einer<br />
ähnlichen Situation befinden, wird außer Acht gelassen. Auch hier wird maßgeblich auf<br />
Art. 3 Abs. 2 Satz 2 rekurriert. Es gibt nur wenige kritische Stimmen 84 . Hier wird ein<br />
möglicher unzulässiger Eingriff in die Parteienfreiheit nach Art. 21 Abs. 1 Satz 2 moniert.<br />
6.5 Zusammenfassend<br />
Es ist auch hier wieder auffallend, wie einseitig die Argumentation geführt wird. Zum einen<br />
wird nur auf die soziale Situation der Frauen geachtet, zum andern wird außer Acht gelassen,<br />
dass auch andere Gruppen von Normadressaten genauso von eine permanente<br />
Unterrepräsentanz betroffen sind und es sich nicht um ein geschlechtsspezifisches Phänomen<br />
handeln kann. Ferner wird argumentiert, dass rein soziale und funktionale Unterschiede<br />
dafür verantwortlich seien. Das auch evolutionärspsychlogisch bedingte<br />
geschlechtsspezifische Eigenheiten eine Rolle spielen könnten, wird hier nicht erörtert. Setzt<br />
man sich z.B. mit den Hochschulwahlen auseinander, so fällt auf, dass bei allen Gruppen von<br />
Hochschulangehörigen(Professor/‐innen, wissenschaftliche Mitarbeiter/‐innen , Studiereden<br />
und sonstigen Bediensteten) das Interesse der Männer zur Mitwirkung in den Kollegialorgan<br />
deutlich stärker ist, als bei den Frauen, obwohl die Sitzungen dieser meistens während der<br />
Dienstzeit stattfinden und sich die Lebensverhältnisse speziell bei den Studieren zwischen<br />
Männern und Frauen kaum unterscheiden. Insoweit können soziale und funktionale<br />
Unterschiede(Hausarbeit, Kinderbetreuung) kaum als Erklärungsmodell für das geringere<br />
Interesse herhalten. Ebenfalls sind in den Unterlagen keine Studien zu finden, aus den klar<br />
hervorgeht, was die Frauen in der breiten Masse als Gründe für das geringere Interesse<br />
angeben. Sehr bezeichnend ist auch, dass auch die Frauenrechtsvereinigungen wie der<br />
Deutsche Juristinnenbund, die DGB‐Frauen, der Ärztinnenbund etc. diese Initiativen zwar<br />
begrüßen, machen aber keine Angaben darüber, ob und wenn ja in welchem Maße diese mit<br />
reinen Frauenwahlvorschlägen zu den Kommunalwahl antreten um so einen Beitrag zur<br />
Erhöhung der Frauenanteile in den Parlamenten zu leisten. Sollte dem nicht so sein, so stellt<br />
sich schon die Frage weshalb die Vereinigungen nicht von dieser Möglichkeit Gebrauch<br />
machen.<br />
So scheint eine gewisse kasseler Professorin am Institut für Wirtschaftsrecht mit dem Slogan<br />
„parité“ statt „fraternité“ in ihren schwachsinnigen Stellungnahmen zu werben. Spinnt man<br />
ihre Argumentationskette weiter, so gewinnt man den Eindruck, dass sie am liebsten noch die<br />
Maxime der französischen Revolution in „liberté , égalité, sororité“ umformulieren möchte.<br />
Doch dieser sei hier mit entgegengehalten, dass jetzt die Devise „égalité“ statt „parité et<br />
sororité“ zu Geltung kommt. Dieser Professorin sei darauf hingewiesen, dass im konkreten<br />
Falle mit „égalité“ keineswegs eine numerische Gleichverteilung gemeint ist.<br />
Was es mit der Schutzpflicht des Staates nach Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG anbelangt, so ist dem<br />
durch die Grundsätze der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl, sowie der Egalität der<br />
Wahlberechtigten und dem in BVerfGE 6 84 verbürgten Ausdifferenzierungsverbot Rechnung<br />
getragen. Diese Regelung soll die Gleichheit der Chancen sicherstellen. Durch Vorschriften,<br />
83<br />
Vorlage 16/2‐31; Vorlage 16/2‐39; Vorlage 16/2‐40; Vorlage 16/2‐41; Vorlage 16/2‐46<br />
84<br />
Vorlage 16/2‐32, Prof. Dr. Siegfried Jutzi
den Parteien eine gezielte personelle Zusammensetzung vorzuschreiben müsste der Staat<br />
auch dieser Schutzpflicht durch mittelbare Drittwirkung in privatrechtliche Angelegen der<br />
Parteien nach Art. 21 Abs. 1 Satz 2 GG Rechnung tragen. Eine solche Schutzpflicht kann dann<br />
aber nicht mehr gegeben sein, wenn Maßnahmen starre Quotenregelungen darstellen oder<br />
überwiegend dazu dienen, die Repräsentanz der Frauen zu erhöhen. Hierdurch würde aber<br />
das Verbot zur ungerechtfertigten Ungleichbehandlung nach Art. 3 Abs. 3 GG verletzt. Das<br />
BverfG 85 „Bei Vorschriften, die grundrechtliche Schutzpflichten erfüllen sollen, ist das<br />
maßgebende Grundrecht dann verletzt, wenn ihre Auslegung und Anwendung den vom<br />
Grundrecht vorbezeichneten Schutzzweck grundlegend verfehlt.“. Hier wäre der Schutzzweck<br />
dann verfehlt, wenn die Regelung nur zur Erhöhung der Frauenanteile in den Parlamenten<br />
dienen würde. Art. 3 Abs. 2 Satz 2 GG kann daher nicht als Legitimationsgrund zur<br />
Ausdifferenzierung im Wahlrecht herangezogen werden, da es sich nicht um ein Gruppensondern<br />
um ein individuelles Abwehrrecht handelt.<br />
7. Schlussbemerkungen<br />
Den Wahlorganen steht es zwar nicht zu, über die Gesetzgebung des Staates zu befinden, wohl<br />
aber sollen diese Beispiele das Ausmaß dieser Entwicklung dokumentieren. Weder dem Staat<br />
unter Rekurs auf das Sozialstaatsprinzip nach Art. 20 Abs. 2 GG und dem Gleichberechtigungsgebot<br />
nach Art. 3 Abs. 2 GG, noch den Parteien unter Rekurs auf die Parteifreiheit nach Art. 21 Abs. 2 GG<br />
steht es zu, die Wahlrechtsnormen zu durchbrechen. Eine Entschärfung oder gar ein Ende dieser<br />
Entwicklung ist nicht abzusehen. So sollten hier zumindest gewichtige Gründe genannt wurden<br />
sein, die verfassungsrechtliche Zulässigkeit von Quotenregelungen überprüfen zu lassen. Es<br />
mehren sich zunehmend auch Einwendungen von Frauen. Dies ist zum einen, weil sich diese auf<br />
das Geschlecht reduziert sehen und zum anderen, weil diese beim aktiven Wahlrecht und<br />
Wahlvorschlagsrecht auch betroffen sind. Die Sache ging mehrmals vor einzelne Gerichte. Diese<br />
haben sich nicht damit befasst, weil entweder die Verfahren andere Ziele verfolgten 86 oder<br />
unzulässig 87 waren. Obwohl die Frauen in Parteien privilegiert werden, stagniert deren Anteil<br />
zwischen 30 und 40%. Bei der Partei, die Linke ist dieser sogar noch von 46 auf 37% gesunken. Nur<br />
wenige sind in der Fachliteratur 88 bislang auf die relevanten Urteile 89 eingegangen und haben<br />
meistens diese Praktiken für unzulässig erklärt.<br />
Mit freundlichen Grüßen,<br />
Ein quotenfrustriertes Parteimitglied<br />
85<br />
BVerfGE 89 276<br />
86<br />
Saar‐VerfGH, LV 1/95; Sächs VerfGH vom 25.11.2005, LKV 2006 S. 270<br />
87<br />
BVerfG,2 BvC 8/04 vom 26.04.2005; wegen Nichteinhaltung des widersinnigen Unterschriftenquorums<br />
verworfen<br />
88<br />
Schmidt‐Bleibtreu et al;Kersten/Rixen;Nieding, NvwZ 1994,1177,Fn 33;<br />
89<br />
BVerfGE 6,84;51 222;15,165;36,139;BGH NJW 1974,183;BGHZ 106 67<br />
79