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DAS JAHR DER STÜRME<br />
Chelodarn – Sommer 426 n.P.<br />
Das Jahr der Stürme verlief auf Chelodarn eher ruhig. Mancherorts scheint dies aber die<br />
Ruhe vor dem Sturm – sollte dieser wirklich erst losbrechen, nachdem das Jahr der Stürme<br />
geendet hat?<br />
An der dandairisch-kriegorischen Front bauten beide Seiten ihre Positionen aus. Die<br />
kriegorischen Truppen plünderten weiter das eroberte Stückchen Land nahe dem<br />
umstrittenen dandairischen Tempel namens Chnums Macht. Mittlerweile dürfte dort wohl<br />
kein Stein mehr auf dem anderen und keine Ähre mehr auf dem Halm sein. Wer von den<br />
dort wohnenden Dandairies noch fliehen konnte, ist geflohen; mittlerweile kommen kaum<br />
mehr Flüchtlinge über die Grenze. Diejenigen, die es doch noch schaffen, sind abgerissen<br />
und halb verhungert; mit irrem Blick erzählen sie unzusammenhängend von den Akten der<br />
grausamen Rache, die die kriegorischen Werz für die Vernichtung des Kur-Tulmak-Tempels<br />
auf der anderen Seite der Grenze nahmen. Der Rest, der es nicht geschafft hat, ist wohl<br />
mittlerweile tot oder Sklave der Werz; viele der Gefangenen werden zum Abriß der alten<br />
Grenzwälle zu Kriegoria hin gezwungen, und viele davon werden dies nicht überleben.<br />
Währenddessen sammeln sich rings um den Chnum-Tempel und die nahegelegene Burg<br />
Truppen aus Garelda – wobei immer noch unklar ist, ob das Dreikaiserreich als solches<br />
überhaupt noch existent ist. Die Anzahl der Truppen jedenfalls, die ihre Biwaks in dieser<br />
noch von Dandairia gehaltenen Gemarkung aufgeschlagen haben, entspricht mittlerweile<br />
der Einwohnerzahl von drei großen Städten, und die Versorgung der Truppen wird<br />
allmählich ein Problem – da helfen selbst die besten Fruchtbarkeitssegen nicht mehr. Unter<br />
drei verschiedenen Fahnen – keine davon aus Elcet, obwohl auch dieses Teilreich Gareldas<br />
prominent vertreten ist – gruppieren sich die Verteidiger, und beäugen sich untereinander<br />
so mißtrauisch, als stünde der gemeinsame Feind nicht auf der anderen Seite der Frontlinie.<br />
Der kriegorische Reichsheerverweser Cormelangh, zuständig für diesen Frontabschnitt, sitzt<br />
derweil seit Wochen in seinem Feldlager und ist für niemanden außer seinen engsten<br />
Adjutanten zu sprechen. Dem Vernehmen nach wurde um sein riesiges Kommandozelt ein<br />
Kordon gezogen, innerhalb dessen jegliche Vegetation vernichtet wurde, und durch<br />
doppelte Wachen abgesichert. Einige Gerüchte besagen sogar, er habe den Boden unter dem<br />
Zelt pflastern lassen, fast als befürchte er eine Attacke durch Mineure.<br />
Andere Gerüchte behaupten, er sei schwer erkrankt, was sich unter anderem in einer<br />
grünlichen Hautfarbe äußere. Manche meinen, der Feind habe ihn mit Magie angegriffen<br />
und schwer getroffen.<br />
Wieder andere Gerüchte allerdings besagen, Cormelangh sei längst nicht mehr im Lager,<br />
sondern mit unbekanntem Ziel verschwunden.<br />
In jedem Fall dürfte diese Situation die Moral der kriegorischen Truppen ungeachtet des<br />
leichten, doch sich bereits abnutzenden Siegs nicht gerade fördern. Die Werz tun im<br />
eroberten Gebiet ohnehin schon, was sie wollen. Nur die Skelettkrieger zeigen noch die<br />
ungerührte Effizienz und Disziplin, für die sie so berühmt sind...<br />
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