24.11.2013 Aufrufe

Tagungsband Fachseminar 2004 - WSA Bremerhaven

Tagungsband Fachseminar 2004 - WSA Bremerhaven

Tagungsband Fachseminar 2004 - WSA Bremerhaven

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Aquatische Fauna Flachwasserzone "Kleinensieler Plate"<br />

Dipl.-Biol. Jürgen Lange, Dr. Michael Schirmer<br />

(Universität Bremen)<br />

Die Flachwasserzone auf der Kleinensieler Plate wird von allen untersuchten Tiergruppen besiedelt.<br />

Die Schwebegarnele, Zuckmückenlarven, die Flunder, die Strandgrundel und die Wollhandkrabbe<br />

nutzen diesen neu geschaffenen Lebensraum intensiv als Nahrungs- und Ruheraum. Bei Phytoplankton<br />

und Zooplankton konnten sogar eigenständige Populationsentwicklungen festgestellt werden,<br />

die eine beginnende Etablierung von der Unterweser darstellen. Dies gilt auch für sämtliche in<br />

der Flachwasserzone festgestellten Insekten (Chironomidae, Tipulidae, Corixidae, Trichoptera), die in<br />

der Unterweser quantitativ fehlen.<br />

Für die übrigen Taxa bleibt über den Untersuchungszeitraum allerdings eine eigenständige Entwicklung<br />

der Flachwasserzone gegenüber der Unterweser weitgehend aus. Mit wenigen Ausnahmen können<br />

im Hauptstrom dabei trotz geringerer Beprobungsdichte die gleichen Artengemeinschaften in z. T.<br />

höheren Individuendichten erfasst werden. Insofern gelingt es bislang nicht, einer speziellen, zumindest<br />

zeitweilig auf strömungsberuhigte Seitenbereiche angewiesenen Fauna dauerhaften Lebensraum<br />

in der Flachwasserzone zu bieten. Das ist in diesem Flussabschnitt mit seinen natürlichen, teilweise<br />

extremen Schwankungen der abiotischen Bedingungen (insbesondere Salzgehalt) allerdings<br />

auch kaum möglich. Dieser Bereich wird immer von Extremereignissen geprägt sein und deshalb<br />

wiederkehrend von absterbenden oder abwandernden Biozönosen. Das muss als natürlicher Bestandteil<br />

dieses Lebensraumes hingenommen werden. Eine Folge dessen ist ein permanenter Pionierstatus<br />

in der Flachwasserzone, die vielen Taxa gerade deswegen stets neu zur Besiedlung zur<br />

Verfügung steht. Insofern ist der Kreis der potenziell von dieser neu geschaffenen Struktur profitierenden<br />

Arten größer als bei Maßnahmen mit konstanteren Bedingungen.<br />

Ziel dieser Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme ist es laut landschaftspflegerischem Begleitplan, verloren<br />

gehende Röhricht- und Wasserwechselzonen gezielt im Brackwasserbereich zu ersetzen und für<br />

die Unterweserfauna naturraumtypische Habitate zu schaffen. Diesem Anspruch wird die Flachwasserzone<br />

in vollem Umfang gerecht.<br />

Für die Endofauna muss angenommen werden, dass der starke Schlickfall und die nahezu flächendeckend<br />

instabilen Verhältnisse des Sohlsubstrates (BUTHMANN, 2002 und eigene Beobachtungen)<br />

ein Ausschlusskriterium für die Ausprägung von individuen- und artenreicheren Populationen sind.<br />

Gerade eine hochproduktive Bodenfauna im Bereich der Watten hat eine große Bedeutung für den<br />

Stoffumsatz im gesamten Ästuar, für die Förderung des aeroben Abbaus und der Nährstoffakkumulation.<br />

Sie setzt dabei sehr große Substratmengen um (WACHS, 1967) und ist somit auch mitverantwortlich<br />

für Reifungsprozesse des Bodens. Daneben ist sie Nahrungsgrundlage für viele Vertreter der<br />

Ichthyo- und Avifauna, die mit der Tide abwechselnd die sedimentbewohnenden Oligochaeten bejagen<br />

(McLusky, 1971). Insofern wäre die Entwicklung einer umfangreicheren Endofauna in der<br />

Flachwasserzone sehr wünschenswert. Es bleibt abzuwarten, in welchem Zustand die Sedimenta<br />

41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!