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Tagungsband Fachseminar 2004 - WSA Bremerhaven

Tagungsband Fachseminar 2004 - WSA Bremerhaven

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WASSER- UND SCHIFFFAHRTSVERWALTUNG DES BUNDES<br />

Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

FACHSEMINAR<br />

14M-AUSBAU<br />

Der SKN –14 m Ausbau der Außenweser<br />

und seine Auswirkungen auf die Umwelt<br />

-<br />

Ergebnisse aus Beweissicherung<br />

und ökologischen Begleituntersuchungen<br />

Deutsches Schiffahrtsmuseum <strong>Bremerhaven</strong><br />

20. April <strong>2004</strong>


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

IMPRESSUM<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen<br />

Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes<br />

Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

Am Alten Vorhafen 1<br />

27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />

Tel.: +49 (0) 471 4835 – 0<br />

Fax.: +49 (0) 471 4835 – 210<br />

Internet: http://www.wsa-bremerhaven.de<br />

E-Mail: wsa-bremerhaven@bhv.wsdnw.de<br />

BREMERHAVEN, IM APRIL <strong>2004</strong>


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Programm<br />

PROGRAMM<br />

9.30 Begrüßung und Einführung<br />

Herr Wolters (Amtsleiter, <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Herr Steege (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

9.40 Teil A:<br />

Der SKN –14 m Ausbau der Außenweser<br />

- Projektbeschreibung<br />

Herr Günther (Sachbereichsleiter 2, <strong>WSA</strong> Bemerhaven)<br />

10.00 Teil B:<br />

Auswirkungen auf Hydrologie und Morphologie<br />

- Überblick über das Beweissicherungsprogramm<br />

- Wasserstände (Methoden und Ergebnisse)<br />

- Salzgehalte (Messdaten und Untersuchungsansätze)<br />

- Morphologie (Datenerhebung und Veränderungen)<br />

Dr. Lange (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Diskussion<br />

11.30 Kaffepause<br />

12.00 Teil C:<br />

Auswirkungen von Baggerei und Verklappung auf das Makrozoobenthos in der<br />

Außenweser<br />

Einführung und Ausblick<br />

Herr Steege (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Klappstelle „Roter Grund“ und Baggerstrecke bei Weser-km 111<br />

Herr Scholle (BIOCONSULT, Bremen)<br />

Innerer Bereich der Außenweser und Langzeitdatenserien<br />

Herr Witt (KÜFOG, Loxstedt-Ueterlande)<br />

BfG-Ästuarmonitoring und Tonnenuntersuchungen im Weser-Ästuar<br />

Dr. Leuchs (Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz)<br />

Diskussion<br />

I


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Programm<br />

13.00 Mittagspause<br />

14.00 Teil D:<br />

Veränderungen der Vegetation im Deichvorland an Unter- und Außenweser<br />

seit 1950<br />

Einführung und Ausblick<br />

Herr Steege (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Methodik, Teilgebiete “Rechter Nebenarm”, “Unterweser zwischen Brake und<br />

<strong>Bremerhaven</strong>”, “Untere Wümme”<br />

Herr Schikore, Dr. Ringot, Dr. Brüning (BIOS, Osterholz-Scharmbeck, PROTEA,<br />

Bremen)<br />

Teilgebiete “Wurster Küste”, “Tettenser Plate”, “Unterweser Süd-West zwischen<br />

Brake und Berne”<br />

Frau Köhler-Loum (KÜFOG, Loxstedt -Ueterlande)<br />

Diskussion<br />

15.00 Teil E:<br />

Umsetzung und Funktionskontrolle der Kompensationsmaßnahmen<br />

Einführung und Ausblick<br />

Herr Steege (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Aquatische Fauna Flachwasserzone “Kleinensieler Plate”<br />

Herr Lange (Universität Bremen)<br />

Vegetation “Kleinensieler Plate”, Brutvögel “Kleinensieler Plate” und “Rönnebecker<br />

Sand”<br />

Herr Moritz (MORITZ-UMWELTPLANUNG, Oldenburg)<br />

Vegetation “Rönnebecker Sand” und “Hunteufer”<br />

Dr. Kulp (BIOS, Osterholz-Scharmbeck)<br />

Rast- und Gastvögel "Kleinensieler Plate"<br />

Herr Sinning (STADT- UND REGIONALPLANUNG Frank Sinning, Edewecht-<br />

Wildenloh)<br />

Rast- und Gastvögel "Rönnebecker Sand"<br />

Herr Schikore (BIOS, Osterholz-Scharmbeck)<br />

Diskussion<br />

16.00 Abschlussdiskussion, Ausblick<br />

Herr Günther, Herr Müller, Herr Steege (<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

II


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Programm<br />

POSTER<br />

Dipl.-Biol. Lutz Achilles, KÜFOG, Loxstedt-Ueterlande<br />

• Gastvogellebensräume im Wesermündungsgebiet bei <strong>Bremerhaven</strong> – Untersuchungen im Rahmen<br />

der Erfolgskontrolle für Kompensationsflächen des CT III-Projektes (Erweiterung des Conatinerterminals<br />

<strong>Bremerhaven</strong>). - Untersuchungen im Auftrag der bremenports GmbH & Co. KG<br />

Dipl.-Biol. Jörg Bierwirth, Universität Bremen<br />

• Aquatische Fauna der Kompensationsmaßnahme am Wümme-Nordarm<br />

Dipl.-Biol. Volker Moritz, MORITZ-UMWELTPLANUNG, Oldenburg<br />

• Brutvögel des Rönnebecker Sandes 2003<br />

Dipl. Biol. Tasso Schikore et al., BIOS, Osterholz-Scharmbeck<br />

• Monitoring von Wasser- und Watvögeln im EU-Vogelschutzgebiet V27 Unterweser (BIOS).<br />

Dipl.-Biol. Jan Witt, KÜFOG, Loxstedt-Ueterlande<br />

• The benthos community in a dynamic polyhaline channel system of the Weser Estuary<br />

• The macrobenthic community of an estuarine harbour in the Weser Estuary (Überseehafen <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

• The impact of harbour sludge disposal on a benthic community in the Weser estuary<br />

• Ästuarine Hartsubstrate - Haben artenreiche Aufwuchsgemeinschaften einen besonderen Wert für<br />

die Eingriffsbewertung und den Naturschutz?<br />

Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

• SKN –14m Ausbau der Außenweser<br />

• Kompensationsflächen zum 14m-Ausbau<br />

• Ökologische Begleituntersuchungen zum 14m-Ausbau<br />

III


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Begrüßung und Einführung<br />

Begrüßung<br />

LBD Herr Gerd Wolters<br />

(Amtsleiter Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

als Leiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes <strong>Bremerhaven</strong> begrüße ich Sie ganz herzlich zu unserem<br />

heutigen <strong>Fachseminar</strong> „Der SKN -14 m Ausbau der Außenweser und seine Auswirkungen auf die<br />

Umwelt“.<br />

1999 - vor gut fünf Jahren - wurden die Vertiefungsbaggerungen zum Ausbau der Außenweser auf<br />

SKN -14 m abgeschlossen und die Fahrrinne für den Verkehr freigegeben. Seit dieser Zeit bearbeitet<br />

das Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong> gemeinsam mit verschiedenen Firmen und Büros ein<br />

umfangreiches Bündel von Aufgaben, um die zahlreichen Auflagen des Planfeststellungsbeschlusses<br />

zur hydro-morphologischen Beweissicherung, zur biologischen Auswirkungskontrolle von Baggerei<br />

und Verklappung sowie zur Funktionskontrolle der Kompensationsflächen zu erfüllen.<br />

Mit dem heutigen <strong>Fachseminar</strong> beschreitet das Amt neue Wege und stellt erstmalig einem größeren<br />

Kreis einen Teil der umfangreichen Ergebnisse der Beweissicherung vor, wobei ich Sie bitte zu bedenken,<br />

dass teilweise erst knapp ein Drittel des vorgesehenen Beweissicherungszeitraumes verstrichen<br />

und erfasst ist.<br />

Die Erarbeitung von Grundlagen und die Erfassung von Daten im Rahmen der Beweissicherung ist<br />

jedoch nicht nur eine Aufgabe, um die Auflagen des Planfeststellungsbeschlusses zu erfüllen, sondern<br />

sie bietet in Zukunft eine objektive Basis, um sich u.a. mit den neuen Anforderungen, die es auf nationaler-<br />

und EU-Ebene im Umweltrecht gibt - wie FFH-Gebiete, WRRL (EU-Wasserrahmenrichtlinie)<br />

etc. sowie Maßnahmen und Planungen im Weserbereich auseinanderzusetzen.<br />

Die Resonanz auf unsere Einladung hat uns erfreut und überrascht. Sie zeigt uns aber, dass wir auf<br />

dem richtigen Weg sind und in der Region Weser sowie bei den fachlich und dienstlich involvierten<br />

Institutionen, Behörden und Verbänden ein großes Interesse an der Thematik und an den Informationen<br />

über die Auswirkungen des Weserausbaus besteht.<br />

Ganz besonders herzlich begrüße ich unsere heutigen Referenten, die uns teilweise nun schon seit<br />

mehreren Jahren fachlich unterstützen und, im Rahmen verschiedener Aufträge, Daten und Grundlagen<br />

erfasst und ausgearbeitet haben. Ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Bereitschaft, heute vor<br />

einem interessierten Publikum zu verschiedenen Themen der Beweissicherung und Kontrollen vorzutragen<br />

und ihre Erfahrungen bei der Bearbeitung und den Untersuchungen zur Diskussion zu stellen.<br />

- Herzlichen Dank vorab!<br />

Mein Dank gilt aber auch dem Team des Amtes, das das heutige Seminar vorbereitet und organisiert<br />

hat, sowie dem Deutschen Schiffahrtsmuseum, das uns freundlicherweise in Nachbarschaftshilfe diesen<br />

wundervollen Raum für die heutige Veranstaltung zur Verfügung gestellt hat.<br />

1


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Begrüßung und Einführung<br />

Einführung<br />

Dipl. Biol. Volker Steege<br />

(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

im Namen des Vorbereitungsteams für dieses <strong>Fachseminar</strong> heiße ich Sie ebenfalls herzlich willkommen.<br />

Wie Herr Wolters bereits ausgeführt hat, enthält der Planfeststellungsbeschluss der Wasser- und<br />

Schifffahrtsdirektion Nordwest zum 14m-Ausbau der Außenweser zahlreiche Anordnungen zu hydrologisch-morphologischen<br />

und ökologischen Begleituntersuchungen, mit denen die Auswirkungen<br />

des Ausbauvorhabens und die Entwicklung der Kompensationsmaßnahmen dokumentiert werden.<br />

Wer sich mit den Gegebenheiten in einem Ästuar etwas auskennt, der weiß, dass das einzig stabile<br />

im Ästuar die Veränderung ist. Es besteht eine extrem hohe Variabilität der abiotischen und biotischen<br />

Lebensbedingungen. Entsprechend schwierig ist es, die Folgen von Einwirkungen des Menschen auf<br />

dieses System maßnahmebezogen exakt zu erfassen. Eine Momentaufnahme reicht dazu nicht aus,<br />

in der Regel sind mehrjährige Analysen erforderlich. Deshalb hat es bis heute gedauert, bis wir, d. h.,<br />

die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes <strong>Bremerhaven</strong> und die mit Untersuchungen<br />

beauftragten Gutachter, der interessierten Fachöffentlichkeit einen Einblick in den Stand<br />

der Ergebnisse zu den Begleituntersuchungen zum 14m-Ausbau geben können. Vorausgegangen war<br />

u.a. auch eine intensive fachliche Diskussion mit den beteiligten Landesbehörden, welche Methoden<br />

überhaupt geeignet sind, um ausbaubedingte Wirkungen aus dem natürlichen "Hintergrundrauschen"<br />

herausfiltern zu können. Sie werden heute nicht zu allen Themenbereichen fertige Ergebnisse erfahren,<br />

vieles ist noch in Bearbeitung und in der Abstimmung mit den beteiligten Landesbehörden.<br />

Verschweigen wollen wir aber auch nicht den zweiten Anlass für dieses <strong>Fachseminar</strong> gerade zum<br />

jetzigen Zeitpunkt - ich nehme an, ohne diesem wäre der Saal heute nicht so voll geworden. Die<br />

Länder Niedersachsen und Bremen haben eine weitere Anpassung der Fahrrinnen von Unter- und<br />

Außenweser an die Bedürfnisse des Großschiffsverkehrs beantragt. Die Entscheidungsprozesse auf<br />

Bundesebene sind angelaufen, der Beginn intensivierter Planungen in den ausführenden Wasser- und<br />

Schifffahrtsämtern in absehbarer Zeit ist wahrscheinlich. Erfahrungsgemäß überlagert sich ein Planfeststellungsverfahren<br />

an einem Gewässersystem mit dieser räumlichen Ausdehnung mit bestimmten<br />

Eigeninteressen der zu beteiligenden Behörden und Verbände, die eine sachbezogene Fachdiskussion<br />

während des Verfahrens erschweren. Wir wollten daher rechtzeitig die Chance wahren, sachlichen<br />

Argumenten ihren Raum zu geben, bevor wir möglicherweise aus dem derzeit noch relativ ruhigen<br />

Fahrwasser in die Verwirbelungen und Strudel eines neuen Planfeststellungsverfahrens geraten.<br />

Hinweisen möchte ich auch auf die ausgehängten Poster, wo die beteiligten Gutachter sich mit<br />

weiteren Arbeitsthemen vorstellen und wo sie auch ergänzende Informationen des <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />

zum 14m-Ausbau finden.<br />

2


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil A: 14m-Ausbau - Projektbeschreibung<br />

Der SKN -14m Ausbau der Außenweser - Projektbeschreibung<br />

BR Ulrich Günther<br />

(Sachbereichsleiter 2, Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Die Freie Hansestadt Bremen beantragte Ende 1989 die Anpassung der Fahrrinne der Außenweser<br />

an die geänderten Anforderungen der Containerschifffahrt. Ausbauziel war die Gewährleistung des<br />

tideunabhängigen Verkehrs eines Containerschiffes der Panmax-Klasse bis zu 12,60 m Tiefgang<br />

(Seewasser).<br />

Abbildung 1:<br />

Übersichtskarte zum 14m-Ausbau der Außenweser<br />

Nach Erlass des Planfeststellungsbeschlusses am 31.01.1998 erfolgte die Herstellung der neuen<br />

Solltiefe von Juli 1998 bis Januar 1999. Dazu wurden 8,0 Mio. m³ Aushubbaggergut (Laderaumaufmaß),<br />

einschließlich der ersten Wiedereintriebsbaggerung, aus der Fahrrinne gebaggert. Die erforderliche<br />

Tiefe in der Fahrrinne war bereits in 70% der Strecke natürlich vorhanden.<br />

Für die gesamte Ausbaumaßnahme einschließlich Kompensation und Beweissicherung wurden 92<br />

Mio. DM veranschlagt. Nach jetzigem Stand wird diese Summe nicht überschritten, lediglich die Ansätze<br />

für die Einzelmaßnahmen wie Ausbaubaggerung, Unterhaltungsbaggerung, Kompensation etc.<br />

haben sich teilweise deutlich verschoben. So mussten die Ansätze für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen<br />

von 5 auf über 15 Mio. DM korrigiert werden, womit die Kosten für die Kompensation<br />

über 15 % der Gesamtkosten ausmachen. Da mehr als die Hälfte des Aushubbaggergutes zur<br />

wirtschaftlichen Verwendung an Dritte abgegeben wurde, konnten die Kosten für die Ausbaubaggerung<br />

deutlich reduziert werden.<br />

3


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil A: 14m-Ausbau - Projektbeschreibung<br />

Abbildung 2: Längsschnitt der Fahrrinne<br />

Tiefgangsstatistik Außenweser<br />

1400<br />

1200<br />

alle Schiffe >= 10,8 m<br />

alle Schiffe >= 12,5 m<br />

alle Schiffe >= 12,8 m<br />

1086<br />

1232<br />

1000<br />

894 886<br />

800<br />

622<br />

600<br />

489<br />

434<br />

550<br />

444<br />

400<br />

317<br />

200<br />

0<br />

222<br />

210<br />

39 45 61<br />

41 57 74 88<br />

90<br />

15 18 25 17 22 31 32<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Jahr<br />

Abbildung 3: Tiefgangsstatistik Außenweser (Daten: Revierzentrale <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Fünf Jahre nach Abschluss der Ausbaubaggerung lassen sich aus Sicht des Vorhabenträgers folgende<br />

Erfahrungen festhalten:<br />

• Das verkehrliche Ausbauziel ist vollständig erreicht. Containerschiffe der Panmax-Klasse können<br />

mit einem Tiefgang bis zu 12,60 m (Seewasser) die Außenweser tideunabhängig befahren. Einschränkungen<br />

im Begegnungsverkehr bestehen wie vor dem Ausbau nur im Bereich des Wremer<br />

Lochs.<br />

4


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil A: 14m-Ausbau - Projektbeschreibung<br />

• Die Kosten für die Ausbaubaggerung konnten durch die Abgabe von Ausbaubaggergut an Dritte<br />

gegenüber den Planungen deutlich reduziert werden.<br />

• Der erforderlichen jährlichen Unterhaltungsbaggermengen bewegen sich auf einem höheren Niveau<br />

als erwartet. Der erhöhte Unterhaltungsbaggeraufwand führt zu keinen verkehrlichen Einschränkungen.<br />

Das verkehrliche Ausbauziel wird uneingeschränkt gewährleistet.<br />

• Die Ergebnisse der Beweissicherung weisen bisher nicht auf ausbaubedingte Veränderungen der<br />

Tidekennwerte und der weiteren hydrologisch-morphologischen Ausbaufolgen außerhalb der Prognosen<br />

hin.<br />

• Durch den Verzicht auf die Beschickung der planfestgestellten Klappstellen Robbenplate West<br />

und Langlütjensand ließ sich der erforderliche Umfang an Kompensationsflächen reduzieren.<br />

• Die Auswirkungen der Ausbaubaggerung auf das Makrozoobenthos der Bagger- und Klappstellen<br />

wurden richtig eingeschätzt. Der Umfang der Kompensation wurde angemessen eingeschätzt.<br />

• Die angeordneten Kompensationsmaßnahmen wurden zeitnah umgesetzt. Die im Landschaftspflegerischen<br />

Begleitplan festgelegten Ziele konnten erreicht werden.<br />

Unter Berücksichtigung der weiteren Ergebnisse der Beweissicherung wird der Abschluss des 14 m-<br />

Ausbaus der Außenweser für das Jahr 2012 angestrebt.<br />

5


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />

Auswirkungen auf Hydrologie und Morphologie<br />

Dr. Dietrich Lange<br />

(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

1 Veränderungen der Scheitelwasserstände<br />

Aus den Monatsmittelwerten der Scheitelwasserstände wurden mit einem Regressionsmodell nach<br />

Niemeyer (1995) die ausbaubedingten Veränderungen ermittelt, die in Abbildung 1-1 für MThw und<br />

MTnw und in Abbildung 1-2 für MThb dargestellt sind.<br />

Abweichungen [cm]<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

Referenzpegel: Helgoland<br />

AW DW SPN RSST WRE FWS BHV NH RE BRA ELS FAR VEG OSL HBWB<br />

Thw<br />

Tnw<br />

Abbildung 1-1: Mittlere Abweichungen zwischen gemessenen und berechneten Monatsmitteln an den<br />

Untersuchungspegeln in Außen- und Unterweser für den Referenzpegel Helgoland. Hinterlegt<br />

sind die Prognose- (hellblau) und Grenzwerte (hellgelb). Mittelungszeitraum: 01.1999 – 12.2002<br />

(WRE: 01.1999 – 12.2000).<br />

Die meisten Änderungen liegen innerhalb des Prognosebereiches.<br />

Beim MThw wird lediglich am Pegel Oslebshausen die Prognose um 1 mm übertroffen. Über die<br />

Hälfte der Pegel zeigt sogar einen ausbaubedingten Absunk des MThw.<br />

Das MTnw zeigt bei allen Pegeln einen Absunk, der für die Unterweserpegel von Rechtenfleth bis<br />

Bremen innerhalb der Prognose liegt. Bei den Pegeln Nordenham, <strong>Bremerhaven</strong> und Robbensüdsteert<br />

liegen die Änderungen zwischen Prognose und Grenzwert. Nur an den Pegeln Dwarsgat und<br />

Alte Weser wird der Prognosewert um 35 bzw. 7 mm überschritten.<br />

Die Änderungen des mittleren Tidehubs liegen bei den meisten Pegeln ebenfalls innerhalb des Prognosebreiches<br />

und lediglich bei Dwarsgat wird der Grenzwert überschritten.<br />

6


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />

9,0<br />

8,0<br />

7,0<br />

Tidehubänderung [cm]<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

AW DW SPN RSST WRE FWS BHV NH RE BRA ELS FAR VEG OSL HBWB<br />

Abbildung 1-2: Mittlere Änderungen des Tidehubs an den Untersuchungspegeln in Außen- und Unterweser<br />

für den Referenzpegel Helgoland. Hinterlegt sind die Prognose- (hellblau) und Grenzwerte<br />

(hellgelb). Mittelungszeitraum: 01.1999 – 12.2002 .SPN, WRE, FWS ohne Werte da keine<br />

Tnw-Auswertung.<br />

Insgesamt zeigen sich somit Überschreitungen der Grenzwerte nur an den Pegeln Alte Weser (MTnw<br />

7 mm) und Dwarsgat (MTnw 35 mm, MThb 10 mm). Für die sehr großen Änderungen des MTnw am<br />

Pegel Dwarsgat wurde die ungünstig zur Strömung angeordnete Zulauföffnung und ein Anstieg der<br />

Strömungsgeschwindigkeit im Umfeld des Bauwerks als Erklärung gefunden. Der durch die Zunahme<br />

der Strömungsgeschwindigkeit verursachte zusätzliche Absunk des im Pegel registrierten Tideniedrigwasserscheitels<br />

wurde mit 4 cm abgeschätzt (Lange, <strong>2004</strong>). Die Änderungen am Pegel Alte Weser,<br />

die für MTnw und MThw etwa den gleichen Wert von ca. 3,5 cm haben, werden durch einen Versatz<br />

verursacht, der zwischen Januar und März 1996 auftritt und sich auch zwischen Alte Weser und den<br />

Pegeln Mellumplate und Wangerooge Nord zeigt. Nach der Ursache für diesen plötzlichen Versatz<br />

wird noch gesucht.<br />

2 Veränderung der Sturmflutscheitelhöhen<br />

Für die Untersuchung der Sturmflutscheitelhöhen wurden die Tiden verwendet, die bei <strong>Bremerhaven</strong><br />

Sturmfluthöhe erreichten. Über die Windstauhöhen dieser Tiden wurde mittels eines Regressionsmodells<br />

unter Einbeziehung der bereits ermittelten Änderungen des MThws die mittleren<br />

Änderungen der Sturmflutscheitel berechnet.<br />

Die mittleren ausbaubedingten Änderungen der Sturmflutscheitelhöhen in der Unterweser zeigen mit<br />

dem vorgegebenen Berechnungsansatz und der vorliegenden Anzahl von Ereignissen (29) nach dem<br />

Ausbau durchgehend Abnahmen und liegen damit deutlich unterhalb des Prognosewertes.<br />

7


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />

Tabelle 2-1: Mittlere Änderungen des MThws und der Sturmflutscheitel für die Untersuchungspegel<br />

<strong>Bremerhaven</strong> bis Große Weserbrücke (Mittelungszeitraum 01.1999 – 12.2002, Anzahl der<br />

Sturmtiden: 29).<br />

UP<br />

mittlere Änderungen<br />

des MThw [cm]<br />

mittlere Änderungen der<br />

Sturmflutscheitel [cm]<br />

BHV -0,5 -5,4<br />

NHAM 0,9 -3,3<br />

RE -0,1 -8,7<br />

BRA 1,3 -3,3<br />

ELS 1,1 -3,9<br />

FAR 2,3 -3,7<br />

VEG 0,2 -6,1<br />

OSL 2,6 -4,4<br />

HBWB -0,1 -6,4<br />

3 Schließhäufigkeit des Huntesperrwerks<br />

Das Huntesperrwerk schließt bei Wasserständen ab 3,10 mNN. Anhand der Wasserstände des<br />

Pegels Elsfleth werden die Anzahl der Überschreitungen dieser Höhe für jedes Abflussjahr nach 1979<br />

(Inbetriebnahme des Sperrwerks) ermittelt. Der Mittelwert dieser Überschreitungszahlen für die Abflussjahre<br />

1980 bis 1995 wird als Referenz ermittelt.<br />

40<br />

35<br />

30<br />

Mittelungszeitraum<br />

Untersuchungszeitraum<br />

Mittelwert 80-95<br />

25<br />

Anzahl<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1980 1985 1990 1995 2000<br />

Abbildung 3-1: Überschreitungen des Schließwasserstandes des Huntesperrwerks.<br />

8


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />

Die theoretische Schließhäufigkeit zeigt sehr große Schwankungen (vgl. Abbildung 3-1). Aus dem<br />

Datenmaterial lassen sich keine Auswirkungen des 14m-Ausbaus erkennen. Die Abweichungen vom<br />

Mittelwert der Jahre 1980 – 1995 bewegen sich im Rahmen der Vorjahre.<br />

4 Salzgehalt und Lage der Brackwasserzone<br />

An 10 Stationen zwischen Alte Weser und Hemelingen wird über Leitfähigkeitsmessungen der<br />

Salzgehalt bestimmt. Anhand dieser Messwerte werden Tidemaximum, -minimum und -schwankungsbreite<br />

bzw. bei den Stationen ohne Tidegang des Salzgehaltes die entsprechenden Tageswerte bestimmt.<br />

Für die Station Robbensüdsteert und Brake sind die Tidemaxima und -minima sowie die Abflüsse<br />

bei Intschede in Abbildung 4-1 und Abbildung 4-2 dargestellt. Die Monatsmittelwerte der<br />

Schwankungsbreite sind in Abbildung 4-3 aufgetragen. Durch die Verlagerung der Brackwasserzone<br />

mit dem Oberwasser zeigen die Schwankungsbreiten an den einzelnen Pegeln ein unterschiedliches<br />

Verhalten bei zunehmendem oder abnehmendem Oberwasser.<br />

Salzgehalt [‰]<br />

40<br />

2000<br />

38 Robbensüdsteert<br />

Maximum Minimum MQ<br />

36<br />

1800<br />

34<br />

32<br />

1600<br />

30<br />

28<br />

1400<br />

26<br />

24<br />

1200<br />

22<br />

20<br />

1000<br />

18<br />

16<br />

800<br />

14<br />

12<br />

600<br />

10<br />

8<br />

400<br />

6<br />

4<br />

200<br />

2<br />

0<br />

0<br />

Jun 97 Dez 97 Jun 98 Dez 98 Jun 99 Dez 99 Jun 00 Dez 00 Jun 01 Dez 01 Jun 02 Dez 02<br />

Abfluß [m³/s]<br />

Abbildung 4-1: Tidemaximum und –minimum des Salzgehaltes am Pegel Robbensüdsteert und Tageswerte<br />

des Abflusses am Pegel Intschede.<br />

8<br />

7<br />

Brake<br />

Maximum Minimum MQ<br />

2000<br />

1750<br />

6<br />

1500<br />

Salzgehalt [‰]<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1250<br />

1000<br />

750<br />

500<br />

Abfluß [m³/s]<br />

1<br />

250<br />

0<br />

0<br />

Jun 97 Dez 97 Jun 98 Dez 98 Jun 99 Dez 99 Jun 00 Dez 00 Jun 01 Dez 01 Jun 02 Dez 02<br />

Abbildung 4-2: Tidemaximum und –minimum des Salzgehaltes am Pegel Brake und Tageswerte des<br />

Abflusses am Pegel Intschede.<br />

9


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />

18<br />

1800<br />

Schwankung des Salzgehaltes [‰]<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Abfluß [m³/s]<br />

0<br />

0<br />

Jun 97 Dez 97 Jun 98 Dez 98 Jun 99 Dez 99 Jun 00 Dez 00 Jun 01 Dez 01 Jun 02 Dez 02 Jun 03<br />

AW Dw Rsst Bhv Nham SPO Re Bra Far MQ<br />

Abbildung 4-3: Monatsmittelwerte der Schwankungsbreite des Salzgehaltes pro Tide bzw. Tag an den<br />

Stationen Alte Weser bis Farge und des Oberwasserabflusses von Intschede.<br />

Für ausgewählte Randbedingungen des Oberwassers wurden die Salzgehalte an den Messstationen<br />

im Längsprofil jeweils zu definierten Zeitpunkten dargestellt, so dass ein Momentanbild des Salzgehaltsgradienten<br />

aufgezeichnet ist. Für einen niedrigen Oberwasserabfluss sind Längsprofile für einen<br />

Zeitraum von 4 Stunden vor bis 4 Stunden nach Thw-Nordenham in Abbildung 4-4 zusammengestellt.<br />

Salzgehalt [‰]<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

20:45<br />

21:15<br />

21:45<br />

22:15<br />

22:45<br />

23:15<br />

23:45<br />

0:15<br />

0:45<br />

1:15<br />

1:45<br />

2:15<br />

2:45<br />

3:15<br />

3:45<br />

4:15<br />

4:45<br />

06.11.99<br />

Abfluß Intschede: 137 m³/s<br />

Thw Nham: 747 cm PN<br />

0<br />

25 35 45 55 65 75 85 95 105 115 125<br />

Weser-km<br />

Abbildung 4-4: Salzgehaltslängsprofile bei sehr weitem Vordringen der Brackwasserzone und Sielpositionen<br />

(grüne Säulen).<br />

10


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />

Die Abbildungen verdeutlichen die ausgesprochen große Variabilität der Salzgehaltsverhältnisse. Die<br />

Schwankungen des zeitlichen Salzgehaltsverlaufs deuten auf zwei sich überlagernde Einflüsse hin.<br />

Die kurzperiodische etwa halbtägige Variation des Salzgehaltes wird durch den Tideeinfluss geprägt,<br />

die längerperiodischen Schwankungen werden in erster Linie durch den Oberwasserabfluss gesteuert.<br />

Beide Schwankungen erreichen ihre größten Werte an den Stationen im Bereich Weser-km 50 bis 90.<br />

Das Zentrum der Extreme befindet sich etwa zwischen Weser-km 70 und 80. Die größten Salzgehaltsunterschiede<br />

während einer Tide liegen bei über 20 ‰, wobei es sich hierbei um Einzelereignisse<br />

handelt. Die Jahresmittelwerte der Tideschwankung überschreiten an den Stationen <strong>Bremerhaven</strong><br />

und Robbensüdsteert 12 ‰. Der Wertebereich einer Station in einem Jahr (Unterschied zwischen<br />

größtem und kleinstem Wert) ist an der Station Robbensüdsteert mit über 28 ‰ am größten.<br />

In den untersuchten 6 Jahren treten Unterschiede einzelner statistischer Angaben einer Station von<br />

mehreren Promille auf und selbst bei den Mittelwerten gibt es Variationen von 2 ‰. Die Ursache hierfür<br />

ist in den Randbedingungen Oberwasserabfluss und Tidewasserstände zu suchen. Durch deren<br />

großen Einfluss sind mit diesen Daten direkt keine zuverlässigen Aussagen über die ausbaubedingten<br />

Veränderungen des Salzgehaltes und die Verschiebung der Brackwasserzone zu machen. Die große<br />

Schwankungsbreite überdeckt mögliche Veränderungen.<br />

5 Morphologie Außenweser<br />

Aus topografischen Daten, die durch Peilung, terrestrische Vermessung und Laserscanner-Befliegung<br />

gewonnen wurden, wurden für die Jahre 1998 bis 2002 digitale Geländemodelle (DGM) mit einer<br />

Rasterweite von 25 m berechnet. In Abbildung 5-1 ist beispielhaft das DGM von 2002 / 2003 dargestellt.<br />

5980000<br />

5975000<br />

Topographie der Außenweser 2002 / 2003<br />

5970000<br />

5965000<br />

5960000<br />

5955000<br />

5950000<br />

5945000<br />

5940000<br />

5935000<br />

7<br />

5<br />

3<br />

1<br />

-1<br />

-3<br />

-5<br />

-7<br />

-9<br />

-11<br />

-13<br />

-15<br />

-17<br />

-19<br />

-21<br />

-26<br />

3420000 3425000 3430000 3435000 3440000 3445000 3450000 3455000 3460000 3465000 3470000<br />

Abbildung 5-1: Berechnetes DGM für den Zustand 2002 / 2003 (Höhenangaben in m NN)<br />

11


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />

Veränderungen der berechneten Topografie wurden durch Differenzbildung der DGMs der betreffenden<br />

Jahre ermittelt. Das Beispiel in Abbildung 5-2 zeigt große Änderungsbeträge im Bereich von Rinnenverlagerungen.<br />

Auf den Wattflächen sind nur geringe oder keine Veränderungen zu erkennen.<br />

5980000<br />

5975000<br />

Differenztopographie der Außenweser<br />

2003-1998<br />

5970000<br />

5965000<br />

5960000<br />

5955000<br />

8<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

5950000<br />

0.5<br />

0.15<br />

5945000<br />

-0.15<br />

-0.5<br />

-1<br />

5940000<br />

-1.5<br />

-2<br />

5935000<br />

-30<br />

3420000 3425000 3430000 3435000 3440000 3445000 3450000 3455000 3460000 3465000 3470000<br />

Abbildung 5-2: Differenz der DGMs von 2002 / 2003 und 1998 (Differenzangaben in m)<br />

6 Morphologie Fedderwarder Priel<br />

Der Fedderwarder Priel ist der Bereich in der Außenweser mit dem größten Untersuchungsaufwand.<br />

Für die 2 Peilungen pro Jahr werden neben den Standardauswertungen auch Querprofile untersucht<br />

und Volumen- und Flächenermittlungen durchgeführt. In Abbildung 6-1 ist eine Auswahl der errechneten<br />

Topographien gegenübergestellt.<br />

Der Bereich Fedderwarder Priel - Langlütjensand ist geprägt durch starke morphologische<br />

Veränderungen. Im nördlichen Teil, der eine Zunahme des Prielvolumens zeigt, finden vielfältige Umgestaltungen<br />

statt, wobei Rinnenverlagerungen mit Geschwindigkeiten von 50 m/Jahr auftreten. Im<br />

südlichen Teil überwiegt Sedimentation mit einem stetigen Rückschreiten besonders des südlichen<br />

Teils der Prielwurzel und einer Verlagerung der Rinne zwischen Fedderwardersiel und Burhave vom<br />

Ufer weg.<br />

Die Auswertungen der Peildaten von 1996 - 2003 lassen keine unstetigen Veränderung der Volumenund<br />

Flächenentwicklung erkennen, die auf Auswirkungen des 14m-Ausbaus schließen lassen.<br />

12


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil B: Hydrologie - Morphologie<br />

3<br />

2<br />

1<br />

5950000<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

5945000<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

5940000<br />

-9<br />

-10<br />

1997 07-11<br />

3455000 3460000<br />

2001 07-12<br />

3455000 3460000<br />

2003 01-06<br />

3455000 3460000<br />

-11<br />

-12<br />

-13<br />

-14<br />

Abbildung 6-1: Peilungen des Fedderwarder Priels 1997, 2001 und 2003 (Höhenangaben in m NN)<br />

7 Morphologie Wremer Tief<br />

Das Wremer Tief gehört neben dem Fedderwarder Priel zu den 2 Gebieten die intensiver, d.h. mit<br />

feinskaligerer Auflösung und zusätzlichen Untersuchungen, betrachtet werden. Bisher sind keine morphologischen<br />

Veränderungen zu erkennen, die auf einen Zusammenhang mit dem 14 m-Ausbau<br />

schließen lassen.<br />

5946400<br />

5946200<br />

5946000<br />

5945800<br />

5945600<br />

5945400<br />

5945200<br />

4<br />

2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

-0.4<br />

-0.6<br />

-0.8<br />

-1<br />

-1.2<br />

-1.4<br />

-1.6<br />

-1.8<br />

-2<br />

-5<br />

5945000<br />

2002<br />

3465000 3465200 3465400 3465600 3465800 3466000 3466200 3466400 3466600<br />

Abbildung 7-1: Topographie des Wremer Tiefs 2002 (Höhenangaben in m NN)<br />

13


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />

Auswirkungen von Baggerungen und Verklappungen<br />

auf das Makrozoobenthos in der Außenweser<br />

Einführung<br />

Dipl.-Biol. Volker Steege<br />

(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Im Planfeststellungsverfahren zum 14m-Ausbau der Außenweser wurde eine intensive fachliche<br />

Auseinandersetzung über Erheblichkeit und Nachhaltigkeit der aus Baggerei und Verklappung folgenden<br />

Beeinträchtigungen der Bodenfauna (Makrozoobenthos) der Außenweser geführt. Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />

und Planfeststellungsbeschluss stuften die Beeinträchtigungen als "erheblich<br />

negativ" ein, gingen aber von einer schnellen Regeneration zu wertgleicher Wiederbesiedlung<br />

nach 1 bis 2 Jahren aus, zumindest in den Bereichen, die nicht fortlaufend von Unterhaltungsmaßnahmen<br />

betroffen sein würden. Im Landschaftspflegerischen Begleitplan wurde dementsprechend<br />

ein kleines Verhältnis von Kompensationsfläche zu Eingriffsfläche vorgegeben (1:20), das<br />

im Planfeststellungsbeschluss auf Einwirken der Naturschutzbehörden auf 1:10 angehoben wurde.<br />

Gleichzeitig wurden Untersuchungen zur Wirkungskontrolle angeordnet, um die Prognosen der Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />

zu überprüfen.<br />

Das Untersuchungsprogramm wurde von einer Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern von Bundesund<br />

Landesbehörden festgelegt. Es konzentrierte sich auf den marinen Bereich mit einer Baggerstelle<br />

bei Weser-km 111 und der Klappstelle am Roten Grund, wo auf Basis erhöhter Probenzahl intensive<br />

statistische Auswertungen vorgenommen wurden. Parallel dazu wurden im inneren Bereich der<br />

Außenweser Beprobungsprogramme aus der Wirkungskontrolle zum Bauvorhaben CT III und der<br />

Umweltverträglichkeitsuntersuchung zum 14m-Ausbau aufgegriffen und fortgeführt. Die Entnahme<br />

und Aufarbeitung der Proben erfolgte durch das Institut für Angewandte Ökologie in Neu Broderstorf<br />

(Dr. Gosselck). Mit der Aus- und Bewertung der Daten wurde im marinen Bereich das Büro BIOCON-<br />

SULT (Dr. Schuchardt, Dipl.-Biol. Scholle) beauftragt, der innere Bereich der Außenweser und Langzeit-Datenserien<br />

wurden vom Büro KÜFOG (Dipl.-Biol. Witt) aufgearbeitet. Die hier vorgestellten Arbeitsergebnisse<br />

sind noch abschließend von der Bund-Land-Arbeitsgruppe zu bewerten.<br />

Wesentliche Fragestellungen der Untersuchungen waren:<br />

• Sind nach Abschluss der Vertiefungsbaggerungen in den Eingriffsbereichen maßnahmebedingte<br />

Veränderungen der quantitativen und/oder qualitativen Struktur der Makrozoobenthosgemeinschaft<br />

zu identifizieren?<br />

• Wie lange sind solche Veränderungen festzustellen?<br />

• Erreicht die Besiedlung an den Bagger- und Klappstellen innerhalb des Prognosezeitraumes von<br />

1 bis 2 Jahren ein Niveau innerhalb der natürlichen Variabilität oder gibt es länger andauernde<br />

auffällige Abweichungen außerhalb der natürlichen Variabilität?<br />

14


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />

Abbildung: Übersicht über die beprobten Baggerstellen und Referenzprofile<br />

In den nächsten beiden Beiträgen gehen Herr Scholle (BIOCONSULT) und Herr Witt (KÜFOG) diesen<br />

Fragestellungen nach. Anschließend stellt Herr Dr. Leuchs von der Bundesanstalt für Gewässerkunde<br />

(BfG) in Koblenz Langzeituntersuchungen der BfG vor, die dazu dienen, längerfristige Trends der<br />

Besiedlung zu erfassen, und damit Hilfestellung leisten, kürzere Untersuchungsreihen vor dem langjährigen<br />

Hintergrundgeschehen besser einzuordnen.<br />

15


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />

Auswirkungen von Baggerei und Verklappung auf das Makrozoobenthos in der Außenweser -<br />

Klappstelle „Roter Grund“ und Baggerstrecke bei Weser-km 111<br />

Dipl.-Biol. Jörg Scholle<br />

(BIOCONSULT)<br />

Anlass und Ziel<br />

Die faunistischen Untersuchungen durch das Büro BIOCONSULT konzentrierten sich auf die<br />

Eingriffsbereiche Klappstelle "Roter Grund" und einen Fahrrinnenabschnitt bei Weser-km 110/111, der<br />

von den Neubaubaggerungen betroffen war. Des weiteren wurden zwei von den Neubauarbeiten unbeeinflusste<br />

Referenzbereiche bei Weser-km 114 beprobt.<br />

Aufgrund der natürlicherweise hohen räumlichen und zeitlichen Variabilität insbesondere ästuariner<br />

Benthosgemeinschaften besteht bei einer solchen Aufgabe die Schwierigkeit, eingriffsbedingte<br />

Wirkungen von der natürlichen Variabilität zu trennen. Die Auswertung der faunistischen Daten erfolgte<br />

anhand eines von der "Arbeitsgruppe Wirkungskontrolle" entwickelten Konzeptes, das ein ganzes<br />

Bündel von Methoden (deskriptive Ansätze, multivariate Verfahren) umfasst. Die Anwendung unterschiedlicher<br />

Auswertemethoden wurde als notwendig erachtet, um belastbare Aussagen im Sinne der<br />

Fragestellung zu ermöglichen und um auch andere als massive Störungen identifizieren zu können.<br />

Die Betrachtungsebenen waren zum einen die räumliche Ebene, in dem die Besiedlung der<br />

Eingriffsbereiche mit derjenigen des von den Maßnahmen unbeeinflussten Referenzbereichs verglichen<br />

wurde. Zum anderen erfolgte eine gebietsinterne Betrachtung auf der zeitlichen Ebene (vorhernachher),<br />

d.h. die Besiedlungssituation der o.g. Bereiche vor den Eingriffen (Datensatz: 1998) wurde<br />

mit derjenigen verglichen, die nach der Maßnahme dokumentiert wurde (Datensätze: 1999, 2000,<br />

2001). Des weiteren sind Bagger- und Verklappungsdaten, die vom <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong> zur Verfügung<br />

gestellt wurden, für die Auswertung bzw. für die Interpretation der Befunde berücksichtigt worden.<br />

Ergebnisse<br />

Auch nach 1999, also nach Abschluss der eigentlichen Neubauarbeiten, wurden in den Untersuchungsgebieten<br />

Baggerungen oder Verklappungen durchgeführt. Insbesondere in 2000 sind umfangreiche<br />

Mengen auf die Klappstelle "Roter Grund" verbracht worden, während die Baggermengen<br />

nach 1999 im Bereich der untersuchten Neubaustrecke bei Weser-km 110/111 mehr oder weniger<br />

rückläufig waren. In 2001 (bis Mai) lag die Baggermenge niedrig, ebenso nahm die Verklappungsmenge<br />

gegenüber den Vorjahren deutlich ab.<br />

Insgesamt wurden im Rahmen der Untersuchung 76 Makrozoobenthos-Taxa erfasst. Vielborstige<br />

Würmer (Polychaeta) und Krebstiere (Crustacea) waren die artenreichsten Gruppen. Nur etwa 14<br />

Arten traten über den Untersuchungszeitraum regelmäßig und in z.T. höheren Besiedlungsdichten in<br />

den Untersuchungsgebieten auf. Die Polychaeten Goniadella bobretzki und Ophelia limacina sowie<br />

der Sandflohkrebs Bathyporeia pelagica prägten u.a. die Wirbellosengemeinschaft in besonderem<br />

Maße. Arten der Roten Liste traten nur sporadisch auf.<br />

16


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />

Die Datenanalysen erbrachten u.a. folgende Ergebnisse: Hinsichtlich der Kennwerte Artenzahl, Abundanz<br />

und Biomasse zeigten sich einerseits z.T. signifikante räumliche Unterschiede zur Referenz und<br />

andererseits auch gebietsinterne interannuelle Unterschiede (vorher-nachher). So wurde sowohl im<br />

Bereich der Klappstelle als auch auf der Baggerstrecke 1999 und 2000 eine mehr oder weniger ausgeprägte<br />

Abnahme der Besiedlungskennwerte gegenüber 1998 festgestellt, diese war auf der<br />

Klappstelle deutlich oder sogar signifikant, im Bereich der Baggerstrecke allerdings weniger deutlich<br />

ausgeprägt. Bedeutsam war, dass die Wirbellosenbesiedlung der Referenz keiner analogen interannuellen<br />

Entwicklung unterlag, es wurden teilweise sogar gegenläufige Entwicklungen beobachtet. In<br />

2001 erfolgte dann auf der Klappstelle eine Zunahme der Kennwerte, während die Besiedlungswerte<br />

auf der Baggerstrecke und die der Referenz in etwa auf dem jeweiligen Niveau des Vorjahres blieben.<br />

Unterschiede, insbesondere zwischen Klappstelle und Referenz waren in 2001 zwar noch ersichtlich,<br />

aber nicht mehr signifikant.<br />

Die weiteren Analysen zeigten, dass die Benthosgemeinschaften der Eingriffsbereiche Klappstelle und<br />

Baggerstrecke interannuelle Unterschiede aufwiesen, die z.T. ausgeprägter waren als die jeweilig<br />

bereichsinterne räumliche Besiedlungsvariabilität. Beiden Teilbereichen (Baggerstrecke und Klappstelle)<br />

war gemeinsam, dass sich der Jahrgang 1998 (Status-quo) von den übrigen Jahren unterschied.<br />

Ein anderes Ergebnis ergab sich auch hier für den Referenzbereich. Interannuelle Unterschiede,<br />

insbesondere eine ‚Sonderstellung’ des Jahres 1998 wurden hier nicht augenscheinlich .<br />

Schlussfolgerung<br />

Die im vorliegenden Bericht ermittelten Unterschiede der Makrozoobenthosbesiedlungen zwischen<br />

Klappstelle/Baggerstrecke und der Referenz sowie die festgestellten internen interannuellen Unterschiede<br />

im Bereich der Baggerstrecke und der Klappstelle können durch die eingriffsbedingte Sedimentumlagerung<br />

verursacht worden sein; sie könnten aber auch andere unbekannte Ursachen haben<br />

oder einfach zufällig sein. Um aus den beobachteten Unterschieden diejenigen zu extrahieren, die<br />

plausibel eine Folge der Sedimentumlagerung sein können, wurden die folgenden Aspekte betrachtet:<br />

• Wie unterschiedlich war die Situation der MZB-Besiedlungsstruktur 2000 und 2001 zwischen Referenz<br />

und Baggerstelle bzw. Referenz und Klappstelle?<br />

• Wie hat sich die MZB-Situation von 1998 auf 2001 gebietsintern und ‚großräumig‘ (alle Untersuchungsbereiche)<br />

verändert?<br />

• Wird ein Zusammenhang der faunistischen Befunde mit der Baggerintensität oder Verklappungsintensität<br />

erkennbar, soweit solche Rahmendaten räumlich differenziert zur Verfügung stehen?<br />

Für die jeweiligen Auswerteverfahren wurden bestimmte Kriterien zur Entscheidung ‚Hinweis auf<br />

maßnahmenbedingte Wirkungen‘ festgelegt. Die Ergebnisse der Analysen ergaben auf der Grundlage<br />

dieser Kriterien für die Klappstelle "Roter Grund" sowohl auf der Raumskala (Vergleich mit der Referenz)<br />

als auch auf der Zeitskala (Vergleich mit dem Status quo) insbesondere bis 2000 Hinweise auf<br />

Wirkungen, die mit den nach 1999 erfolgten Verklappungen in Zusammenhang zu sehen sind. In 2001<br />

wurden bei geringerer Beaufschlagung Indizien auf eine beginnende Regeneration der Benthoszönose<br />

festgestellt. Die Besiedlungskennwerte (Artenzahl, Besiedlungsdichte, Biomasse) die in<br />

2001 dokumentiert wurden, erreichten dabei zwar noch nicht wieder das Niveau von 1998, unter<br />

17


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />

schieden sich aber nicht mehr so deutlich von denen der Referenz in 2001.<br />

Die nach 1999 festgestellten Befunde auf der Baggerstrecke zeigten auch in 2001 noch erkennbare<br />

Unterschiede zur Referenz. In 2001 waren die Unterschiede, anders als 1999, allerdings wieder weitgehend<br />

auf dem Niveau von 1998, also der Status quo-Situation. Auch der baggerstreckeninterne<br />

interannuelle Vergleich verdeutlichte, dass die quantitativen Besiedlungskennwerte wieder weitgehend<br />

denjenigen des Status-quo-ante in 1998 entsprachen. Einige qualitative Unterschiede (Veränderung<br />

der Dominanzstruktur) zwischen 1998 und 2000/2001 waren zwar erkennbar, deren Ursache blieb<br />

jedoch unklar. Unter Berücksichtigung aller faunistischen Befunde konnten in 2001 deutliche Hinweise<br />

auf bestehende Wirkungen der Neubaumaßnahmen im Bereich der Baggerstrecke nicht mehr identifiziert<br />

werden.<br />

18


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />

Auswirkungen von Baggerei und Verklappungen auf das Makrozoobenthos-<br />

Innerer Bereich der Außenweser und Langzeit-Datenserien<br />

Dipl.-Biol. Jan Witt<br />

(KÜFOG GmbH)<br />

Um die Wirkungen des SKN -14m Ausbaus auf die aquatische Fauna zu bewerten, wurden die Makrozoobenthosdaten<br />

(Infauna) von 1991 bis 2002 aus verschiedenen Bereichen entlang der Fahrrinne<br />

(Weser-km 68 bis km 114) in eine Datenbank überführt und analysiert (Langzeitreihen). Neben den<br />

unmittelbar im Verfahren SKN –14 m Ausbau erhobenen Daten wurden darüber hinaus ältere Benthosdaten<br />

aus ähnlichen Verfahren (z.B. CT III) in die Auswertung integriert. Untersucht wurden<br />

repräsentative Probenstellen in der Fahrrinne und in den Seitenbereichen, wobei sowohl unterschiedlich<br />

stark vorbelastete Bagger- und Klappstellen als auch Referenzgebiete berücksichtigt wurden.<br />

Benachbarte Probenstellen mit gleicher Sedimentcharakteristik und Tiefenlage wurden gruppenweise<br />

zusammengefasst, es wurden bei Bedarf aber auch einzelne Probenpunkte für sich betrachtet.<br />

Die Daten der Vergleichszeiträume (vor dem 14m-Ausbau und nach den Vertiefungsbaggerungen)<br />

wurden tabellarisch gegenübergestellt und verglichen. Die Auswertung erfolgte deskriptiv, durch<br />

quantitative Vergleiche sowie mittels multivariater Statistik (Primer Software,v5). Mit der ausführlichen<br />

Darstellung aller Daten in den Teilgebieten wurde bewusst auf umfassende Berücksichtigung aller<br />

Arten und der biologischen Zusammenhänge Wert gelegt und einer quantitativ deduktiv ausgerichteten<br />

Auswertung, die überwiegend häufige, regelmäßige Arten berücksichtigt, vorangestellt.<br />

Um die Ergebnisse anschaulicher darzustellen wurde ein Farbschema für die Bewertung verwendet,<br />

welches die unterschiedlichen Ebenen der Betrachtung (Summenparameter, taxonomische Gruppen,<br />

Auswahlarten) zunächst als Einzelanalyse darstellt und anschließend zusammenfasst.<br />

Es lassen sich folgende Ergebnisse zusammenfassend beschreiben:<br />

Allgemeine Ergebnisse:<br />

• Die Unterschiedlichkeit der Teilgemeinschaften in den Salinitätszonen und morphologischsedimentologisch<br />

differenzierten Gebieten hat grundsätzlich die Notwendigkeit der getrennten<br />

Auswertung pro Teilgebiet bestätigt und die Sinnhaftigkeit der Vergleichsgruppen unterstrichen.<br />

• Insgesamt sind die festgestellten Unterschiede der benthischen Besiedlung vor/nach dem SKN<br />

-14m Ausbau in den Vergleichsgruppen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Neben Gebieten mit<br />

sprunghaft wechselnden Bewertungen der jeweiligen Jahre, kommen auch konstante, unbeeinflusste<br />

Besiedlungsbereiche oder allmähliche Trends zum Ausdruck.<br />

Ermittelte Wirkungen des SKN –14 m Ausbaus<br />

• Generell sind die Baggerstrecken und die Klappstelle häufiger von ungünstigeren Besiedlungsentwicklungen<br />

begleitet als die Referenzgebiete, zeigen solche ungünstigen Besiedlungen jedoch<br />

nicht immer oder in unterschiedlich deutlicher Ausprägung.<br />

• In den ersten beiden auf die Ausbaubaggerungen folgenden Jahren (1999 und 2000) ist an deutlich<br />

mehr Stationen eine Beeinträchtigung der benthischen Besiedlungsparameter (Abnahme der<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />

Artenzahl, Biomasse etc.) sichtbar als in den Folgejahren. Dies belegt einerseits eine Wirkung des<br />

14m-Ausbaus auf die Gemeinschaft, lässt aber andererseits häufig daran anschließend eine Erholung<br />

bzw. einen Übergang der benthischen Gemeinschaft von einem ungünstigen in einen<br />

wertgleichen Zustand erkennen.<br />

• Auch nach massiver, wiederholter Baggerung wurde keine komplette Zerstörung der benthischen<br />

Gemeinschaft nach 6 oder 12 Monaten vorgefunden. Die Veränderungen betreffen oft bestimmte<br />

Arten oder die Dominanzstruktur der endobenthischen Gemeinschaft. Bei an umlagerungsdynamische<br />

Verhältnisse angepasste Gemeinschaften ist der Wiederbesiedlungszeitraum (Anzahl der<br />

Monate) nach der Baggerung/ Verklappung bis zur ersten Beprobung oft entscheidend für das Erkennen<br />

von Wirkungen.<br />

• Komplexere, sensible Benthosgemeinschaften wie Sabellaria-Riffe, Mytilus-Bänke etc., die massivere,<br />

langfristige Wirkungen widerspiegeln würden, sind in den hier untersuchten Abschnitten der<br />

Fahrrinne nicht vorhanden bzw. nicht vorgefunden worden. Hierbei ist zu bedenken, dass bereits<br />

die zahlreichen Ausbauphasen vor dem SKN -14m Ausbau möglicherweise eine entsprechende<br />

Wirkung auf solche Bestände hatten.<br />

• Die Referenzbereiche dagegen sind bis auf eine Ausnahme (km 75, Bereich der Fahrrinne ohne<br />

Baggerung) überwiegend mit dem Vorzustand vergleichbar und zeigen geringe bis keine Wechsel<br />

in der benthischen Besiedlung an. Sie dokumentieren damit auch, dass sie als Referenz grundsätzlich<br />

geeignet sind und nicht maßgeblich von externen Faktoren beeinflusst wurden.<br />

Baggerstrecken und Referenzprofile im inneren Bereich (Km 68-96)<br />

Die benthischen Gemeinschaften im inneren Bereich der Außenweser sind durch extrem schwankende<br />

mesohaline Salinitätsverhältnisse geprägt und unterliegen einer hohen Variabilität in der Dichte<br />

und Artenstruktur mit oft hoher Dominanz weniger Arten. Zusätzlich sind hier oft heterogene Substrate<br />

vorhanden, Schlicksubstrate und Hartböden sind kleinräumig verzahnt. Diese Variabilität erschwert<br />

eine Wirkungsanalyse.<br />

• Deutlich ungünstigere Besiedlungszustände im zeitlichen Zusammenhang mit dem Eingriff zeigten<br />

die Baggerstrecken bei km 68,5 und km 76,8 in 1999. Hier konnte die Vertiefungsbaggerung kausal<br />

mit Einbrüchen in der benthischen Besiedlung in Zusammenhang gebracht werden. An diesen<br />

Stationen war bereits im Folgejahr eine verbesserte Besiedlung festzustellen.<br />

• An den meisten von Baggerungen oder Unterhaltung betroffenen Stationen im inneren Bereich<br />

war zumindest für 1999 eine Wirkung des SKN -14m Ausbaus zu identifizieren. Bei km 93-96 waren<br />

zumindest Verschiebungen in der Struktur der Gemeinschaft nachzuweisen.<br />

• In Bereichen, an denen zuvor nicht (Wendestelle bei km 71) oder wenig (westliche Seite der Fahrrinne<br />

bei km 68,5) gebaggert wurde, waren Wirkungen der Ausbaubaggerungen deutlicher ausgeprägt<br />

als an Stationen, die bereits vorher regelmäßigen Störungen unterlagen. Für eine entsprechende<br />

Interpretation wurden daher die Baggerintensitäten zeitlich aufgelöst in die Bewertung<br />

integriert bzw. Einzelstationsbetrachtungen durchgeführt.<br />

Klappstelle Roter Grund/ Äußerer Bereich (km 96-114)<br />

In dem polyhalinen bis marinen Gewässerabschnitt tritt der ästuarine Charakter der Benthosgemeinschaft<br />

zurück und das Artenspektrum ist um viele marine Arten erweitert. Sandbewohner dominieren<br />

die oft auch natürlicherweise umlagerungsintensiven Sedimente.<br />

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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />

• Es konnten sowohl an der Baggerstelle (km 111) als auch im Verklappungsbereich (Roter Grund)<br />

klare Ausbauwirkungen im Vergleich zur Referenz ermittelt werden. Es zeigte sich eine deutlichere<br />

Wirkung im zentralen Bereich der Verklappung, während die Baggerung der Rinne bei km 111<br />

eine geringere Wirkung entfaltete, da die Rinnengemeinschaft bereits an hohe Umlagerungsraten<br />

adaptiert war. In beiden Bereichen wurden Regenerationstendenzen in 2001 festgestellt.<br />

• Unter Einbeziehung der langjährigen Datenreihen konnte die Interpretation präzisiert werden. So<br />

zeigen die geringe Besiedlungszahlen im Bereich der Klappstelle Roter Grund (Klapp Ost km 114)<br />

in 1995/1996 (vor den Ausbaumaßnahmen), dass die Besiedlung 1999 und 2001 trotz niedriger<br />

Werte im Rahmen der Gesamtvariabilität war, während diese in 2000 unterschritten wurde.<br />

Fazit<br />

Es konnten räumliche und zeitliche Wirkungen der Ausbaumaßnahme auf das Makrozoobenthos<br />

identifiziert und bewertet werden. Dabei ist die langjährige Datenerhebung und die Auswahl<br />

geeigneter Referenzgebiete eine wesentliche Vorraussetzung präziser Interpretation. Die meisten hier<br />

analysierten benthischen Gemeinschaften lassen eine zeitliche Begrenzung ungünstiger Besiedlungszustände<br />

(im Vergleich zum Vorzustand) von 1-2 Jahren mit anschließender Erholung erkennen<br />

und spiegeln daher die im Planfeststellungsbeschluss prognostizierte Wirkungsdauer der Ausbaumaßnahme<br />

wider.<br />

Bei der Bewertung der Wiederbesiedlung ist neben der zahlenmäßig relativ einfach zu vergleichenden<br />

Präsenz der Arten im Gebiet eine weitergehende Beurteilung der Altersstruktur, der Biomasse und der<br />

strukturellen Bedeutung bestimmter Arten (Rasenbildung, Riffe, Bankstrukturen) oft methodisch<br />

bedingt (u.a. aufgrund von Einzelfunden) nur eingeschränkt zu beurteilen. Es ist zu betonen, dass sich<br />

die Aussagen in dieser Untersuchung auf die Fauna, die mit dem Van-Veen-Greifer erfasst werden<br />

kann, beschränken müssen. Einige Zeitreihen konnten nicht durchgängig jedes Jahr fortgeführt werden<br />

und sind von daher schwierig abschließend zu beurteilen. Keine dieser geringer untersuchten<br />

Stationen zeigt jedoch einen deutlich ungünstigen Zustand der benthischen Besiedlung im Vergleich<br />

zum Vorzustand.<br />

An den Stationen bzw. Stationsgruppen, die bisher innerhalb der Untersuchungen keine vollständige<br />

Regeneration aufwiesen, ist eine weiterhin hohe Unterhaltungstätigkeit festzustellen. Entsprechend ist<br />

an diesen Stationen erst dann eine Regeneration zu erwarten, wenn keine Störungen mehr erfolgen.<br />

Da ein Ende der ausbaubedingt erhöhten Unterhaltung aber nicht exakt zu prognostizieren ist, kann<br />

an diesen Stationen auch der Zeitpunkt der benthischen Regeneration nicht genauer definiert werden.<br />

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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />

BfG-Ästuarmonitoring und Tonnenuntersuchungen im Weser-Ästuar<br />

Dr. Heiko Leuchs<br />

(Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz)<br />

BfG-Ästuarmonitoring<br />

In den vergangenen Diskussionen und Erörterungen um den 14m-Ausbau der Außenweser ist die<br />

Datenbasis, wie sie im Rahmen der Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) zeitlich begrenzt erhoben<br />

wurde, oft als unzureichend hingestellt worden. In dem Zusammenhang wurde auch deutlich<br />

gemacht, dass es nicht Aufgabe einer UVU sein kann, längerfristige Datenreihen und Untersuchungen<br />

im Vorfeld eines Planfeststellungsverfahrens bereitzustellen.<br />

Es ist jedoch sinnvoll, über die Entwicklungen der Lebensgemeinschaften der Makrozoen Kenntnis zu<br />

haben, damit Einzeluntersuchungen besser eingestuft und bewertet werden können. Aus diesem<br />

Grund hat die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) das Ästuarmonitoring Makrozoobenthos<br />

eingerichtet.<br />

Seit 1995 erfasst die BfG in den Ästuaren der Elbe, Ems, Weser sowie in der Jade die Besiedlung der<br />

aquatischen Makrozoen. Die insgesamt 26 untersuchten Stationen liegen in den verschiedenen<br />

Halinitätszonen der Ästuare (limnisch bis euhalin) bzw. auf einem Transekt entlang der Jaderinne.<br />

Dabei wurden möglichst anthropogen unbeeinträchtigte Gebiete ausgewählt, um die Variation sowie<br />

natürlich ablaufende Veränderungen zu erfassen. Aufgrund der hohen natürlichen Variabilität des<br />

ästuarinen Makrozoobenthos in Raum und Zeit ist eine Langzeitreihe, wie sie durch das Ästuarmonitoring<br />

entsteht, als Bezugsgrundlage bei der Bewertung einzelner Untersuchungen wie z.B. bei einem<br />

Ausbau von großer Bedeutung. Die erhobenen Daten fließen zusätzlich in das „Bund-Länder-<br />

Messprogramm zur Überwachung der Küstengewässer“ (BLMP) ein (siehe "www.bsh.de").<br />

An jeder Station werden 6 Van-Veen-Greifer (0,1 m²) und ein Dredgezug genommen. Das entnommene<br />

Sediment aus den Greifern wird mittels 0,5 mm Sieb eingeengt und der Überstand in 70 %<br />

Alkohol fixiert. Die Tiere werden aussortiert und soweit möglich bis zur Art bestimmt und gezählt.<br />

Darüber hinaus wird das aschefreie Trockengewicht ermittelt. Die Fänge aus den Dredgezügen werden<br />

an Bord ausgewertet, 1 l Unterproben werden quantitativ ausgezählt.<br />

Die Auswertung des bisherigen Datensatzes des Ästuarmonitorings zeigt, dass die vier Ästuare Eider,<br />

Elbe, Ems und Weser sowie die Jade als große Meeresbucht auffällige Gemeinsamkeiten aber auch<br />

gewässerbezogene Unterschiede in ihren Artenspektren und -zahlen, Abundanzen und Biomassen<br />

aufweisen. Generell zeigt sich eine Zunahme der Artenzahl vom limnischen über das oligohaline,<br />

mesohaline und polyhaline Milieu bis zum Euhalinikum. Das ästuarine Makrozoobenthos wird also in<br />

seiner räumlichen Verteilung und Struktur wesentlich vom longitudinalen Salinitätsgradienten und<br />

seiner Dynamik geprägt. Es werden jedoch auch die besonderen Bedingungen jeder Station und der<br />

einzelnen Ästuare deutlich.<br />

Insgesamt konnten von 1995 bis 2002 im Rahmen des Ästuarmonitorings 114 verschiedene Taxa des<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />

Makrozoobenthos im Weserästuar nachgewiesen werden. Viele der Arten zeigen aber kein regelmäßiges<br />

Vorkommen. Als Art mit der höchsten Konstanz (> 45%) ist der erst vor wenigen Jahren mit<br />

der Schifffahrt eingeschleppte Borstenwurm Marenzellaria viridis zu nennen. Neben den Schwebegarnelen<br />

Bathyporeia elegans, Crangon crangon und Neomysis integer sind der Schlickkrebs Corophium<br />

volutator, der Krebs Mesopodopsis slabberi und der Vielborster Magelona mirabilis die Arten mit einer<br />

Konstanz über 20 %.<br />

Tonnenuntersuchungen<br />

Ein weiteres Thema der Diskussionen um den 14m-Ausbau der Außenweser ist das Ausmaß der<br />

prognostizierten Verschiebung der Brackwassergrenze gewesen. Für das Elbeästuar ist über die<br />

zurückliegenden Untersuchungen der letzten 100 Jahre das Ausmaß der Verschiebung nachgewiesen,<br />

es fehlen jedoch entsprechende Erkenntnisse für das Weserästuar. Gezielt bearbeitet werden<br />

können derartige Fragestellungen nur über einen langen Zeitraum und mit einem hohen finanziellen<br />

Aufwand. Eine Möglichkeit der Reduzierung des Aufwandes liegt in der Auswahl von Arten mit<br />

bekannten Salinitätsansprüchen und in der Auswahl von zeitlich eingeschränkt zugelassener Besiedlung.<br />

Die Fahrrinnentonnen müssen im Rahmen der Wartung regelmäßig alle 1 – 1,5 Jahre gesäubert<br />

werden. Daher bot sich hierüber die Möglichkeit, die Fragestellung der Verschiebung der Brackwassergrenze<br />

für das Weserästuar anzugehen. Allerdings gibt es selbst unter diesen Rahmenbedingungen<br />

keine Garantie, am Ende klare Antworten zu erhalten. Auch so sind Langzeitreihen erforderlich,<br />

bevor diese Fragestellung bearbeitet werden kann.<br />

In 1993 ist die Tonnenuntersuchung im Weserästuar begonnen worden, die primär auf der Besiedlung<br />

von Balaniden (Seepocken) die jährlich gemittelte „biologische Grenze“ verschiedener Salinitätsgrenzen<br />

erfasst. Allerdings sind die ersten 2-3 Jahre wegen methodischer Schwierigkeiten nur<br />

eingeschränkt verwendbar. Bei diesen Untersuchungen werden die Tonnen an Bord des Tonnenlegers<br />

Bruno Illing genommen. Von einer Fläche von 20 x 20 cm wird die Besiedlung in 70 % Alkohol<br />

überführt und fixiert. Die Seepocken werden zur Art bestimmt und gezählt, der „Beifang“ wird mit aufgenommen.<br />

Wenn ein entsprechend hohes „N“ vorliegt, soll der Beginn der Besiedlung mit zunehmendem Salzgehalt<br />

in Relation zu den mittleren Abflüssen gesetzt werden. Die 3 Seepockenarten siedeln artspezifisch<br />

ab Salinitäten von ca. 3 ‰ (Balanus improvisus) 12-14 ‰ (B. crenatus) und 14 ‰ (Elminius<br />

modestus) (Luther 1987). In den Jahren 1997 – 1999 hat B. improvisus Besiedlungsdichten über 100<br />

Ind/m 2 ab Unterweser-km 43,5 bis 50 erreicht. Die mittleren Abflüsse liegen mit 210 – 236 m 3 /s in den<br />

Jahren 1997 – 1999 sehr eng zusammen, die Lage des Besiedlungsbeginns im Salzgradienten differierte<br />

in dieser Zeit um bis zu 7 km. Dies zeigt die Problematik und die Notwendigkeit, ein hohes N mit<br />

ausreichender Streuung zur Abdeckung der breiten natürlichen Variabilität zu erhalten, bevor<br />

Auswertungen in Richtung der Fragestellung Aussagekraft erlangen können.<br />

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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil C: Wirkungskontrolle Bodenfauna<br />

Schlussfolgerungen aus Sicht des Vorhabenträgers<br />

Dipl.-Biol. Volker Steege<br />

(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

In dem Zeitraum nach dem Planfeststellungsverfahren zum 14m-Ausbau hat die Wasser- und<br />

Schifffahrtsverwaltung sowohl in der Außenweser als auch in den anderen als Schifffahrtsweg<br />

genutzten Ästuaren an der Nordseeküste eine Vielzahl von Untersuchungsprogrammen über die<br />

Auswirkungen von Baggerungen und Verklappungen auf die Besiedlung des Gewässerbodens durchgeführt:<br />

• In Ems, Jade, Weser und Elbe wurden umfangreiche Grundsatzuntersuchungen zur HABAK-WSV<br />

unter Federführung der Bundesanstalt für Gewässerkunde vorgenommen.<br />

• An der Unter- und Außenelbe findet eine Wirkungskontrolle zur letzten Elbeanpassung statt.<br />

• In Unter- und Außenweser wurde die Verklapptätigkeit durch Folgeuntersuchungen zur HABAKund<br />

HABAB-WSV in den Jahren 2000 – 2002 begleitet.<br />

Parallel dazu läuft das Ästuar-Monitoring der Bundesanstalt für Gewässerkunde.<br />

Hierdurch hat das Wissen über die Bodenbesiedlung in der Außenweser stark zugenommen, Auswirkungen<br />

von Baggerei und Verklappung können zuverlässiger beurteilt werden.<br />

Aus Sicht des Vorhabenträgers ergeben sich für den 14m-Ausbau folgende Beurteilungen:<br />

• Der Planfeststellungsbeschluss zum 14m-Ausbau hat die Auswirkungen auf die Bodenfauna zutreffend<br />

beschrieben. Die Baggerungen und Verklappungen in diesem Umfang sind als Eingriff im<br />

Sinne des Naturschutzgesetzes einzustufen, erhebliche Beeinträchtigungen der Bodenfauna wurden<br />

nachgewiesen. Die Regeneration der betroffenen Bereiche setzt unmittelbar nach dem Eingriff<br />

ein, nach 1 bis 2 Jahren ist eine wertgleiche Besiedlung wiederhergestellt, sofern nicht besondere<br />

Biotopstrukturen (langlebige Arten, Muschelbänke, Hartsubstrate) zerstört wurden. Bei<br />

nachfolgender Unterhaltung verlängert sich der Zeitraum bis zur wertgleichen Regeneration entsprechend.<br />

• Wie die Beeinträchtigungen durch die über der Prognose liegenden Unterhaltungsbaggermengen<br />

zu beurteilen sind, wird noch in der Bund-Land-Arbeitsgruppe zur Wirkungskontrolle und mit der<br />

Planfeststellungsbehörde zu klären sein. Von Seiten des <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong> wird ein Erfordernis<br />

für zusätzliche Kompensationsmaßnahmen nicht gesehen, da die vorgefundenen maßnahmebedingten<br />

Veränderungen der Besiedlungsmuster ganz überwiegend innerhalb der natürlichen Variabilität<br />

bleiben, die Intensität der Eingriffswirkungen also vergleichsweise gering einzustufen ist.<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Veränderungen der Vegetation im Deichvorland an Unter- und Außenweser seit 1950<br />

Einführung<br />

Dipl.-Biol. Volker Steege<br />

(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Die vegetationskundlichen Untersuchungen im Deichvorland wurden nicht im Planfeststellungsbeschluss<br />

zum 14m-Ausbau angeordnet, sie wurden erst im Zuge der Umweltrisikoeinschätzung für neu<br />

beantragte Anpassungsvorhaben an Unter- und Außenweser aufgenommen. Anlass war die in der<br />

Umweltverträglichkeitsuntersuchung zum 14m-Ausbau getroffene Annahme, dass mit dem prognostizierten<br />

Anstieg des Thw eine Verdrängung der Ufervegetation in Richtung Deichvorland verbunden<br />

sein würde. Auf dieser Grundlage wurde im Landschaftspflegerischen Begleitplan der Umfang an<br />

Kompensationsflächen für Beeinträchtigungen der Vegetation bemessen. Den beteiligten Fachleuten<br />

dürfte dabei klar gewesen sein, dass sich die prognostizierten Veränderungen nicht 1:1 in der Natur<br />

wiederfinden lassen würden, sondern von weiteren Umweltfaktoren überlagert werden. Es ging vielmehr<br />

darum, ein Hilfsmaß für die Bemessung der Kompensation zu finden.<br />

Während der Bearbeitung der Umweltrisikoeinschätzungen wurde die Verdrängungs-Hypothese verstärkt<br />

hinterfragt, zumal gerade in Bereichen, in denen beim 14m-Ausbau besonders große Verluste<br />

an Schilfröhricht prognostiziert worden waren (Rechter Nebenarm und Schweiburg), Auflandungstendenzen<br />

vorherrschen und die Röhrichtbestände vom visuellen Eindruck her im letzten Jahrzehnt stabil<br />

und eher in Ausdehnung begriffen waren.<br />

Nachdem erste Auswertungen von Luftbildern und alten Stromkarten am Leuchttisch den Eindruck<br />

eines tendenziellen Vorwachsens der Röhrichte in den Nebenarmen bestärkt hatten, wurde in<br />

Zusammenarbeit zwischen dem Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong> und einer Bearbeitergruppe<br />

(Dr. Brüning, Dr. Ringot, Dipl.-Biol. Schikore) eine Methodik zur digitalen Bearbeitung von<br />

Luftbildern und Stromkarten in einem GIS entwickelt. Die Arbeitshypothese war, dass sich aufgrund<br />

des deutlichen Thw-Anstieges seit 1950 in der Unterweser und bei <strong>Bremerhaven</strong> ein Verlust von Uferröhrichten<br />

abzeichnen müsste, wenn die Verdrängungstheorie in der Natur wirksam würde.<br />

Inzwischen sind alle längeren unverbauten Uferbereiche an Unter- und Außenweser sowie die Untere<br />

Wümme soweit bearbeitet, dass erste abgesicherte Aussagen über die Vegetationsentwicklung im<br />

Zeitraum von ca. 1955 bis zum Jahr 2002 getroffen werden können. Teile der Untersuchungen wurden<br />

dabei auch an die KÜFOG (Frau Dipl.-Biol. Köhler-Loum) vergeben. Die Fertigstellung der jeweiligen<br />

Untersuchungsberichte befindet sich noch in Bearbeitung.<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Bearbeitungsgebiete zur Entwicklung der Vegetationsbestände im Deichvorland<br />

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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Digitale Aufarbeitung von Unterlagen zur Vegetationsentwicklung im Deichvorland von<br />

Unter- und Außenweser seit ca. 1950<br />

-<br />

Methodik und Ergebnisse zum Teilgebiet "Rechter Nebenarm"<br />

Dipl.-Biol. Tasso Schikore, Dr. Jean-Loup Ringot, Dr. Frank Brüning<br />

(BIOS, Osterholz-Scharmbeck, PROTEA, Bremen)<br />

Von der Bearbeitergruppe Dipl.-Biol. Schikore, Dr. Ringot und Dr. Brüning wurden folgende Teilgebiete<br />

bearbeitet:<br />

1. Rechter Nebenarm der Weser<br />

2. Unterweser Nord-Ost zwischen Sandstedt und <strong>Bremerhaven</strong><br />

3. Unterweser-Nord-West zwischen Nordenham und Brake incl. Strohauser Plate und Schweiburg<br />

4. Untere Wümme<br />

Zu Beginn des Projektes wurde die Methodik zur digitalen Bearbeitung der vorhandenen Luftbilder<br />

und Karten entwickelt.<br />

Aspekte der Luftbildinterpretation<br />

Als Datengrundlage können die in der Vergangenheit erfolgten Vegetationskartierungen nicht 1:1 verwendet<br />

werden, da diese für diesen schwer begehbaren Biotop nicht mit der erforderlichen Lagegenauigkeit<br />

und auch nicht flächendeckend vorliegen. Die gewünschten Ergebnisse sind daher nur<br />

über die Auswertung von Luftbildserien aus verschiedenen Zeiträumen zu erhalten.<br />

Je nach Art und Aufnahmedatum sind Luftbildserien mit verschiedenen Vor- und Nachteilen verbunden.<br />

Schwarz-Weiß-Luftbilder liefern z.B. nur mäßige Informationen über die Zusammensetzung der<br />

Vegetation und die Feuchtigkeit des Bodens. Da Wasser die infrarote Rückstrahlung absorbiert, ermöglichen<br />

S-W-infrarot-Bilder eine bessere Beurteilung der Bodenfeuchtigkeit. Farbbilder sind für<br />

unseren Zweck etwas besser geeignet, die Erkennung der unterschiedlichen Röhrichttypen ist damit<br />

besser möglich, die besten Ergebnisse liefern jedoch Color-Infrarot-Bilder.<br />

Flugdatum: Für die Kartierung von Röhrichtbeständen ist es vorteilhaft, dass die Röhrichtbestände<br />

sichtbar sind, d. h. dass alle Bestände schon ausgeprägt sind. Winter- und Frühjahrsbilder ermöglichen<br />

zwar Schilfbestände zu erkennen aber die Bestände von Strandsimsen, die i.d.R. niedriger sind,<br />

sind nicht mit ausreichender Sicherheit zu sehen. Darüber hinaus kann Eisgang im Winter einen Teil<br />

der Schilfbestände „abrasiert“ haben, was zu einer Unterschätzung der Bestände führen kann. Das<br />

beste Datum (der beste Zeitraum) um Röhricht mit Luftbildern zu kartieren ist zwischen Juli und Oktober.<br />

Tidestand: Um alle Bestände zu erfassen sollten die Bilder bei einem Tidestand nahe dem Tideniedrigwasser<br />

aufgenommen werden.<br />

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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Maßstab: Der Maßstab der Aufnahmen ist auch ein wichtiger Faktor, ein Bild im Maßstab 1/5.000<br />

liefert vier mal mehr Detailgenauigkeit als ein Bild im Maßstab 1/10.000.<br />

Andere Faktoren: Die Qualität der Aufnahmen kann auch sehr unterschiedlich sein, manche Bilder<br />

sind sehr scharf und brillant andere aber unscharf und flau...<br />

LUFTBILDER SIND ABER KEINE KARTE!<br />

Was unterscheidet die Geometrie eines Luftbildes von der einer Karte?<br />

Eine Karte ist eine orthogonale Projektion der Erdoberfläche auf einem Plan (das Papier), ein Luftbild<br />

ist aber eine „Kegelperspektive“, d.h. wenn wir wohl von einem durchschnittlichen Maßstab sprechen<br />

können, hat ein Luftbild keinen durchgehenden Maßstab. Die Bereiche im Zentrum des Bildes sind<br />

größer wiedergegeben als die, die sich am Rand befinden. Das Relief des Geländes spielt auch eine<br />

Rolle; höhere Bereiche befinden sich näher am Flugzeug als tiefere und werden entsprechend größer<br />

dargestellt. Dies spielt im gebirgigen Gebieten eine große Rolle; hier im Flachland ist dieser Faktor<br />

eher zweitrangig. Man muss auch berücksichtigen, dass das Flugzeug nicht immer hundertprozentig<br />

waagerecht fliegt, was eine zusätzliche Verzerrung der Geländedarstellung auf dem Bild verursacht.<br />

Um diese Verzerrungen zu eliminieren und die Bilder kartenähnlich zu machen, müssen sie „georeferenziert“<br />

werden (s.u.).<br />

WAS KANN MANN AUF DIESEN BILDERN ERKENNEN?<br />

Schwarz-Weiß-Luftbilder:<br />

Auf diesen Bildern können normalerweise Schilfbestände ohne große Probleme erkannt werden.<br />

Mischbestände mit Hochstaudengesellschaften sind aber schwer auszugrenzen, dies gilt auch für die<br />

niedrigeren Bestände aus Strandsimsen. Die Unterscheidung von Rohrkolbenbeständen ist oft<br />

möglich. Bei den Bildern, die im Frühjahr aufgenommen wurden (April-Mai) sehen wir häufig einen<br />

„Flickenteppich“ aus neugewachsenen niedrigeren Schilfhalmen, hohen Beständen aus trockenen<br />

Halmen vom Vorjahr und Hochstauden. Das Ganze ist dann schwierig zu durchschauen und zu interpretieren.<br />

Die Interpretation als „Röhrichtbestand“ ist aber normalerweise gesichert.<br />

Color-infrarote Luftbilder:<br />

Die Interpretation von Röhrichten auf Color-infrarot-Luftbildern ist normalerweise problemlos typenspezifisch<br />

durchzuführen. Wenn der Flug in der Vegetationsperiode erfolgte, erscheinen hohe Schilfbestände<br />

in einem kräftigen Hellrot, Rohrkolbenbestände in Schokoladenbraun, Strandsimsenbestände<br />

in Rot-Orange und sind auch vom Schilf durch die übliche niedrigere Wuchshöhe gut zu<br />

unterscheiden, Bestände aus Teichsimse (Scirpus tabernaemontani) erkennt man an der Wuchsform<br />

(inselartig im Schlick dem Schilfröhricht vorgelagert) und an der dunkleren Färbung, Hochstaudengesellschaften<br />

erkennt man an der unregelmäßigen Wuchsstruktur. Sogar kleinere Röhrichtarten wie<br />

Wasserschwaden Glyceria maxima sind manchmal auch zu erkennen. Solche CIR-Bildflüge stehen<br />

aber erst ab den 1980er Jahren zur Verfügung.<br />

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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Methodik zur digitalen Aufbereitung von Unterlagen zur Ausdehnung von Röhrichten<br />

Auf Basis der vorhandenen Originalkarten (eingemessene Stromkarten sowie Topographische Karten)<br />

wurde in einem GIS (Geo-Informations-System; i.e. ESRI ArcView 8.2) ein Projekt erstellt, in dem alle<br />

verwendeten Karten und Luftbilder als sogenannte Layer übereinander gelegt werden konnten. Nach<br />

erfolgter Entzerrung und Georeferenzierung ließen sich somit auch völlig unterschiedliche Karten und<br />

Maßstäbe deckungsgleich positionieren und für eine flächenhafte Vergleichsanalyse verwenden.<br />

Das Kartenmaterial mit den entsprechend abgegrenzten Röhrichtbereichen wurde dazu eingescannt,<br />

anschließend unter Esri ArcView 8.2 bzw. WASY WGeo 3.0a plus georeferenziert und zu einer Luftbildkarte<br />

gekachelt (Imagemosaik mit Blattschnittkatalog). Mit Hilfe der Digitalisierungstools von<br />

ArcView 3.1 (wg. höherer Performance) wurden die zuvor analog abgegrenzten Röhrichtbereiche in<br />

einem Maßstab von > 1: 1000 On-Screen flächenhaft abdigitalisiert. Z.T wurden die Abgrenzungslinien<br />

separat eingescannt, im .tif-Format gespeichert und mit Adobe Streamline zu .dxf-Dateien vektorisiert.<br />

Diese .dxf-Dateien wurden anschließend in Arcview 8.2 geladen, an die korrekte Position<br />

transformiert und dann zu den gewünschten Polygonen umgewandelt. Diese Vorgehensweise ist etwas<br />

eleganter, erfordert jedoch viele einzelne Arbeitsschritte und bringt dadurch keinen zeitlichen<br />

Vorteil.<br />

Zur Landseite wurde als Referenz die aktuelle, wasserseitige Sommerdeichlinie (gemäß DGK 5000)<br />

herangezogen. Die quantitative und sofern möglich auch qualitative Entwicklung bzw. Veränderung<br />

der Röhrichtbestände wurde dann über Flächenberechnungen in ArcView ausgewertet und bilanziert.<br />

Zusätzlich wurden in ArcView 3.1 mit Hilfe von Themenverschneidungen und -subtraktionen die Differenzflächen<br />

(Röhrichtzuwachs bzw. –verlust) ermittelt.<br />

Verwendete Geräte:<br />

• A0+ - Farbscanner: HP Designjet 815 MFP<br />

• A0-Scanner: Houston Instruments LDS 4000<br />

• A3 Farbscanner: Mustek Paragon 1200A3 Pro mit Durchlichteinheit TAA3<br />

• A3+ Drucker: Epson Stylus Photo 1290<br />

Software:<br />

• ArcView 3.1 (Digitalisierung und Flächenanalysen)<br />

• ArcView 8.1.2 (Georeferenzierungen, Layout und Druck)<br />

• Adobe Photoshop 7.0 (Bildbearbeitung)<br />

• WASY WGeo 3.0a plus (Georeferenzierungen, Luftbildkachelung, Imagekatalog)<br />

Scanverfahren:<br />

SW-Luftbilder: Eingescannt mit 256 Graustufen, Auflösung 200 dpi, Speicherung als .tif (unkomprimiert).<br />

Durch eine höhere Auflösung hätte noch genauere Detailwiedergabe erreicht werden können,<br />

aber die Dateigrößen würden sich nicht mehr praxisnah verwenden lassen (Speicherbedarf,<br />

Geschwindigkeit des Bildaufbaus, etc.). Die Helligkeit wurde etwas erhöht, um auch in den dunklen<br />

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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Bereichen gute Scanergebnisse zu erzielen.<br />

Stromkarten: Eingescannt mit 300 dpi, interpoliert auf 500 dpi, Helligkeit etwas reduziert.<br />

CIR-Luftbilder: Eingescannt mit Durchlicht (350 dpi), Kontraste leicht erhöht und Lichtwerte optimiert<br />

(Adobe Photoshop 7.0).<br />

Georeferenzierung:<br />

Die Georeferenzierungen wurden überwiegend mit ArcView 8.2 durchgeführt. Als Referenz wurden<br />

die vom <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong> gelieferten und bereits georeferenzierten DGK5-Karten verwendet. Der<br />

mittlere RMS (Fehler) lag i.a. unter 0,2 für die Stromkarten und unter 1 bei den Luftbildern. Das Georeferenzieren<br />

der Luftbilder gestaltete sich z.T. als etwas knifflig wegen der erforderlichen Entzerrung,<br />

die zu den Seiten hin manchmal auch noch unterschiedlich ausfiel. Für eine optimale Durchführung<br />

benötigte man dann mindestens 8 (z.T. wesentlich mehr) Passpunkte.<br />

Abgrenzung der Röhrichtbereiche (quantitativ und qualitativ):<br />

Auf die Luftbilder wurden transparente Folien gelegt und mit Klebefilm befestigt. Dann wurden die<br />

Grenzen der Röhrichtbestände mit anlösender Tusche in Strichstärke 0,13 mm eingetragen und<br />

soweit es möglich war, typenspezifisch erfasst.<br />

Diese Karten, zusammen mit der Kartierung auf der glasklaren Folie wurden anschließend gescannt<br />

und die Grenzen der Kartierung per Hand nachdigitalisiert.<br />

Im GIS wurden die auf diese Weise differenzierten Röhrichtbestände flächendeckend für das Gesamtgebiet<br />

und für alle Untersuchungsjahre als Shape-Dateien (Layer) dargestellt. Auf Basis dieser<br />

Röhrichtlayer der einzelnen Untersuchungsjahre erfolgte dann die Herausarbeitung der Röhricht- und<br />

Uferveränderungen im Gesamtzeitraum.<br />

Die Erkennung der Röhrichttypen auf den CIR-Bildern (vgl. SCHNEIDER 1974) erfolgte dabei auf<br />

Grund der Erfahrung langjähriger Luftbild-Interpretationen (RINGOT 1985) und wurde anhand von<br />

Kartierungsdaten, Ortskenntnissen und Feldbegehungen der Mitarbeiter abgesichert.<br />

Erstellung der Flächenbilanzen und Darstellung der Differenzflächen<br />

Mit Hilfe der Geoverarbeitungs-Tools von ArcView 3.1 wurden die abgegrenzten Flächenbereiche der<br />

einzelnen Untersuchungsjahre miteinander verschnitten und über Themenanalyse voneinander subtrahiert.<br />

Da in dieser Untersuchung nur die uferseitigen Röhrichtveränderungen betrachtet werden<br />

sollten, wurden die Veränderungen der Grünlandbereiche (i. A. deichnahe Flächen), Gehölze sowie<br />

vegetationsfreien Flächen vernachlässigt und dementsprechend aus der Bewertung herausgenommen.<br />

30


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Ergebnisse aus dem Rechten Nebenarm<br />

• Es erfolgte über den gesamten Untersuchungszeitraum eine generelle und relativ kontinuierliche<br />

Röhrichtzunahme.<br />

• Die stärkste, absolute Zunahme der Röhrichtbestände erfolgte zwischen 1979 und 1991 in den<br />

Gebieten Nord-Westufer und Mitte-Ostufer, also in Bereichen mit bereits ausgeprägten Röhrichtgürteln.<br />

• Eine qualitative Differenzierung lässt allenfalls die Aussage zu, dass die Rohrkolbenbestände<br />

(Typha spec.) eher stagnierten während die Schilfbestände (Phragmites communis) stark zunahmen.<br />

Über die Entwicklung der weiteren Typi ließen sich wegen der anhand der SW-Luftbilder<br />

schlechten Differenzierbarkeit keine gesicherten Aussagen machen.<br />

• Im Zeitraum von 1954 bis 1979 lässt sich im Gebiet Nord (I) eine starke Verlagerung der Uferlinien<br />

und somit der betroffenen Röhrichtbestände erkennen, was durch hohe Zuwachs– als auch Verlustbeträge<br />

zahlenmäßig verdeutlicht wird. Auch im Gebiet Mitte–Ostufer (III) lässt sich ein großer<br />

Röhrichtzuwachs anhand der Differenzflächen belegen. In diesem Zeitraum traten offenbar die<br />

relativ größten Änderungen der Strömungsverhältnisse und somit stärksten Flächengewinne auf.<br />

Von 1979 bis 1991 erkennt man hingegen einen über alle Gebiete recht gleichmäßig verteilten<br />

Flächenzuwachs (fortschreitende Verlandung).<br />

• In der Summe nahmen die Röhrichtflächen im Uferbereich von 1954 bis 1979 um ca. 21,3 ha zu.<br />

Im Zeitraum 1979 bis 1991 betrug die Zunahme ca. 9,7 ha.<br />

• Die beobachteten Verlandungsprozesse lassen sich auch anhand der gemessenen Abstände der<br />

Vegetationseinheiten eindrucksvoll belegen: So sind die Ufer des Rechten Nebenarms im mittleren<br />

Bereich von 1954 bis 1991 um 35 – 60 m näher aneinander herangerückt, im Norden sogar<br />

um bis ca. 90m. In der Gesamtheit nahm der mittlere Uferabstand im Bereich der untersuchten<br />

Profile von ca. 220 m (1954) über ca. 197 m (1979) auf unter 192 m (1991) ab.<br />

• Anhand von eingearbeiteten Vermessungsprofilen des <strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong> ist zu ersehen, dass in<br />

den meisten Auflandungsbereichen das Hochwachsen des Bodens "höher" erfolgt ist, als der Anstieg<br />

des Thw. Die flächigen Röhrichte standen 1956 größtenteils auf dem Höhenniveau des<br />

MThw oder darunter. 1994 standen sie häufig über dem Niveau des MThw. Da das MThw von<br />

Jahr zu Jahr sehr veränderlich ist und die funktionelle Abhängigkeit der Höhenlage der Röhrichte<br />

von den Tidehochwasserständen nicht rechnerisch beschrieben werden kann, können hier nur<br />

abgeschätzte Annahmen getroffen werden. Es kann dennoch begründet angenommen werden,<br />

dass die großen Röhrichtflächen in Relation zu einer theoretisch anzunehmenden Verdrängung<br />

durch ansteigende Thw in den 90er Jahren auf einem "sichereren" Höhenniveau standen als in<br />

den 50er Jahren.<br />

31


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Digitale Aufarbeitung von Unterlagen zur Vegetationsentwicklung im Deichvorland von Unterund<br />

Außenweser seit ca. 1950<br />

-<br />

Teilgebiete „Wurster Küste“, "Tettenser Plate“ und „Unterweser Süd-West<br />

zwischen Brake und Berne"<br />

Ursula Köhler-Loum<br />

(KÜFOG GmbH)<br />

Zur Klärung der im Rahmen der Umweltverträglichkeitsuntersuchung für den SKN –14m-Ausbau der<br />

Außenweser aufgestellten Prognose eines Rückgangs der Vegetation in den Uferbereichen durch den<br />

ausbaubedingten Anstieg des Thw wurden zur Beurteilung der Entwicklung der Außendeichsflächen<br />

in den letzten Jahrzehnten in drei Teilgebieten Vegetationsbestände in einer digitalen Luftbildbearbeitung<br />

abgegrenzt und ihre Flächenanteile bilanziert. Die analysierten Flächen erstrecken sich vom<br />

Deich bis zur wasserseitigen Grenze der höheren Vegetation. Schwerpunkt der Untersuchungen war<br />

die Flächenbilanzierung der Vegetation in den Uferbereichen.<br />

Bislang wurden Luftbilder von Anfang der Fünfziger Jahre bis Anfang der Neunziger Jahre digital<br />

bearbeitet. Zur Beurteilung der Entwicklung der Flächen wurden weitere Luftbilder betrachtet, waren<br />

aber nicht Bestandteil der digitalen Bearbeitung. In einem weiteren Bearbeitungsschritt werden Luftbilder<br />

von 2002 ausgewertet, deren Bearbeitung jedoch noch nicht abgeschlossen ist.<br />

Digitale Bearbeitung<br />

Die digitale Bearbeitung erfolgte mit den Programmen WGEO, ArcGis und ArcView. Zuerst wurden die<br />

gescannten Luftbilder georeferenziert, um die Vegetationsbestände der verschiedenen Jahrgänge<br />

digital abgrenzen zu können. Für jedes ausgewertete Jahr wurde ein Thema (Layer) angelegt und die<br />

Grenzen der verschiedenen Biotoptypen im Maßstab 1 : 1.000 digitalisiert. Anschließend wurden die<br />

Themen der verschiedenen Jahre überlagert. Mit Hilfe von Analysen und Abfragen wurden die Differenzflächen<br />

angezeigt, die in neue Themen umgewandelt wurden. Die Entwicklung bzw. Veränderung<br />

der Vegetationsbestände wurde durch Berechnung der Flächengrößen ausgewertet. Die Biotoptypen<br />

der verschiedenen Jahrgänge und der Vergleich von Landzuwachs sowie -abnahme (entsprechend<br />

veränderte Grenze der höheren Vegetation in den Uferbereichen) wurde kartografisch und tabellarisch<br />

dokumentiert.<br />

Entwicklung der Biotoptypen und Uferbereiche an der Wurster Küste (Weddewarden bis<br />

Spieka-Neufeld) von 1952/53 bis 1991<br />

Für die GIS-unterstützte Luftbildinterpretation standen Luftbilder der Jahre 1952/53, 1961, 1975, 1983<br />

und 1991 zur Verfügung. Das sich über knapp 25 km erstreckende Untersuchungsgebiet von Weddewarden<br />

bis Spieka-Neufeld wurde in 6 Teilgebiete untergliedert, die im Norden beginnend in der kartografischen<br />

und tabellarischen Darstellung sowie in der Auswertung getrennt betrachtet wurden. Die<br />

Biotoptypen wurden unterschieden in Pioniervegetation (ab Wremen als Queller-Watt ausgebildet),<br />

genutzte und ungenutzte Salzwiese, sommerbedeichtes bzw. mesophiles Grünland, Röhricht (Schilf-<br />

32


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Röhricht u. Brackwasser-Röhricht) und Sommerdeich. Priele mit einer Breite von mindestens 5 m<br />

wurden ebenfalls abgegrenzt. Bebaute Bereiche, Campingplätze, Buhnen etc. wurden ohne weitere<br />

Differenzierung als „Sonstige Biotoptypen“ dargestellt.<br />

Insgesamt hat an der Wurster Küste zwischen Weddewarden und Spieka-Neufeld von 1952/53 bis<br />

1991 ein Landzuwachs 1 von 24,5 ha stattgefunden. Damit hat sich die Außendeichsfläche in diesem<br />

Zeitraum von 766,2 ha auf 790,7 ha um 3,2% vergrößert. Dieser Zuwachs resultiert allerdings nahezu<br />

ausschließlich aus der Anlage der Lahnungsfelder bei Spieka-Neufeld im Norden des Untersuchungsgebietes,<br />

in der die Landflächen um 51,9 ha angewachsen sind. Südlich anschließend hat<br />

die Landfläche von 1952/53 bis 1991 insgesamt abgenommen. Dort ist zwar eine unterschiedliche<br />

Entwicklung der Vegetationslinie am Ufer mit Zuwachs und Abtrag festzustellen, besonders nach<br />

1975 überwiegt aber deutlich der Abtrag. Zuwachs ist fast nur dort festzustellen, wo aktive Vorlanderhaltung<br />

betrieben wurde.<br />

Zur Ufersicherung wurden Buhnen und Deckwerke eingebaut. Mit den Buhnen sollte die Sedimentation<br />

gefördert werden und so zu einer Landzunahme führen. Die Deckwerke befinden sich direkt an<br />

der Uferkante und sollen diese vor einem Landabtrag schützen ohne unmittelbaren Einfluss auf das<br />

Strömungsgeschehen zu nehmen. Die Deckwerkslänge betrug bereits 1952/53 9,5 km und hat sich in<br />

den Folgejahren auf 10,9 km in 1975, 11,7 km in 1983 und 12,1 km in 1991 um insgesamt 2,6 km in<br />

dem untersuchten Zeitraum erhöht.<br />

Entwicklung der Biotoptypen und Uferbereiche bei der Tettenser Plate von 1952 bis 1991<br />

Für die GIS-unterstützte Luftbildinterpretation standen Luftbilder der Jahre 1952, 1961/62, 1968 und<br />

1991 sowie Stromkarten von 1961/62 für das Untersuchungsgebiet zur Verfügung. Schilf-Röhricht,<br />

Strandsimsen-Röhricht und Grünland wurden differenziert, alle weiteren Biotoptypen wurden als „Sonstige<br />

Biotoptypen“ zusammengefasst.<br />

Im Zeitraum von 1952 bis 1991 ist mit einer Ausbreitung der Röhrichte im Uferbereich um 34,7 ha<br />

eine Flächenzunahme um 13,8 % zu konstatieren. Von 1952 bis 1961/62 hatte sich die Außendeichsfläche<br />

der Tettenser Plate bedingt durch die weserseitige Ausbreitung des Röhrichts um 25,6 ha vergrößert.<br />

Bei weiterer Ausbreitung des Röhrichts hatte die Landfläche im Außendeich bis 1968 um<br />

weitere 3,1 ha, damit insgesamt um 28,7 ha seit 1952, zugenommen. Der Trend des Vorrückens der<br />

Uferlinie hat sich von 1968 bis 1991 nicht in gleicher Weise fortgesetzt wie in den Jahren zuvor. In<br />

diesem Zeitraum betrug der Zuwachs der Landflächen nur noch ca. 6 ha. Während sich von 1952 bis<br />

1968 der Schwerpunkt der Landzunahme östlich des Damms zu Langlütjen I befand, dominierten von<br />

1968 bis 1991 die Zuwachsbereiche im Westen des Untersuchungsgebietes. Von 1968 bis 1991<br />

überwogen östlich des Damms Erosionsbereiche. Von 1991 bis 2002 (noch in Bearbeitung) ist eine<br />

Trendumkehr festzustellen, die bereits 1997 zu erkennen ist, die Vegetationslinie am Ufer ist in diesem<br />

Zeitraum zurückgewichen.<br />

Vermutlich infolge von Geländeerhöhung hat das Schilf in den Uferbereichen das Strandsimsen-<br />

1 Als "Landfläche" wird hier die gesamte Vorlandfläche bis zur Vegetationsgrenze zum Watt definiert.<br />

33


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Röhricht verdrängt. Entsprechend ist beim Strandsimsen-Röhricht von 1968 bis 1991 ein starker<br />

Rückgang von 28,2 ha zu verzeichnen. Diese Zahl könnte überschätzt sein, da die Trennung von<br />

Schilf und Strandsimsen auf den Bildern von 1968 mit gewissen Unsicherheiten behaftet ist. Der Vergleich<br />

von 1991 und 2002 zeigt jedoch deutlich, dass sich dieser Trend fortgesetzt hat. Das Strandsimsen-Röhricht<br />

bildete 2002 nur noch einen z.T. schmalen Saum vor dem Schilf-Röhricht aus.<br />

Ausgenommen von dem kontinuierlichen Trend der Landflächenzunahme im Zeitraum 1952 bis 1991<br />

ist das Langlütjen II vorgelagerte Röhricht. Von 1952 bis 1991 hat sich die Landfläche hier um 5,4 ha<br />

verringert. An dieser, ca. 2,5 km vom Ufer entfernt gelegenen Insel hat sich die Uferlinie kontinuierlich<br />

zurückgezogen, was auf die größere Strömungsdynamik in der näheren Lage zur Flutrinne und/oder<br />

dem Anstieg des mittleren Tidehochwassers zurückzuführen sein kann. Das Röhricht steht dort auf<br />

künstlichen Standorten (Bauschutt bzw. Mole), die nicht mehr unterhalten werden und daher der Erosion<br />

unterliegen.<br />

Entwicklung der Biotoptypen und Uferbereiche an der Unterweser Süd-West (Motzen bis Brake)<br />

von 1954 bis 1994<br />

Für die GIS-unterstützte Luftbildinterpretation standen Luftbilder der Jahre 1954, 1972, 1986 und 1994<br />

sowie Stromkarten von 1953 für das Untersuchungsgebiet zur Verfügung. Die Biotoptypen wurden<br />

unterschieden in Röhricht (Schilf-Röhricht u. Brackwasser-Röhricht), Grünland, Ruderalfluren incl.<br />

Hochstaudenfluren, Gehölze, Sandflächen bzw. Sandufer, Nebenarme und Teiche. Priele und Gräben<br />

ab 5 m Breite wurden ebenfalls abgegrenzt. Bebaute Bereiche (Campingplätze, Schiffswerften,<br />

Fähranleger, Buhnen etc.) wurden ohne weitere Differenzierung als „Sonstige Biotoptypen“ dargestellt.<br />

Auf dem Warflether Sand wurde außerdem Sand-Magerrasen abgegrenzt. Um Ufervorspülungen<br />

und Baumaßnahmen sowie die unterschiedlichen Strömungsexpositionen an der Weser<br />

und ihren Nebenarmen einbeziehen zu können, wurde das Untersuchungsgebiet für die Bilanzierung<br />

in verschiedene Teilgebiete untergliedert. In den wenigen nicht durch Baumaßnahmen beeinträchtigten<br />

Bereichen in den Nebenarmen der Weser hat sich die Landfläche von 1954 bis 1991 durch das<br />

Vordringen der Röhrichtbestände vergrößert. In den übrigen Bereichen hat sich die Vegetationsfläche<br />

in den Uferbereichen verringert.<br />

Zwischen 1954 und 1986 hat in diesem Untersuchungsgebiet mit einem Rückgang von 58,1 ha insgesamt<br />

eine Landabnahme um 8,94 % stattgefunden. Von 1986 bis 1994 bekam diese Entwicklung<br />

mit einer Landzunahme um 14,1 ha eine Wende. Für die Abnahme der Landfläche im Außendeich<br />

zwischen 1954 und 1986 sind vor allem bauliche Maßnahmen verantwortlich. Der Rückgang der<br />

Vegetation in den Uferbereichen entlang der Weser ist in erster Linie auf massive Sandvorspülungen<br />

zurückzuführen. Mit ihnen sollte Uferabbrüchen an der Weser entgegen gewirkt werden, ausserdem<br />

wurde Material aus der Unterhaltungsbaggerei untergebracht. Die Vegetationsgrenze wurde damit<br />

zwar vorübergehend landwärts verschoben, jedoch wurden die hochliegenden Bereiche von den angrenzenden<br />

Vegetationsbeständen ausgehend schon nach wenigen Jahren von Pionierarten, insbesondere<br />

der Trockenrasen und Ruderalfluren, neu besiedelt. Durch allmähliche Abtragung des vorgespülten<br />

Sandes hat in einigen Bereichen wie z.B. auf der Südspitze des Elsflether Sandes und am<br />

Weserufer der Weserdeicher Sände eine erneute Röhrichtansiedlung stattgefunden. Neben den<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Sandvorspülungen haben verschiedene Bauvorhaben zu einem Rückgang der wasserseitigen Vegetationsgrenze<br />

geführt. Durch die Errichtung des Sperrwerkes an der Huntemündung, den Bau eines<br />

Sportboothafens sowie die Ausbaggerung des Warflether Arms erfolgte ein direkter Flächenverlust.<br />

Mit der Errichtung von Campingplätzen und Ausflugslokalen sowie einer Schiffswerft ist eine deutliche<br />

Zunahme der Sonstigen Biotoptypen von 5,8 ha auf 31,6 ha von 1954 bis 1994 zu verzeichnen, die zu<br />

einem Rückgang der natürlichen Vegetation geführt hat.<br />

Zusammenfassung und Diskussion<br />

Der prognostizierte Rückzug der Ufervegetation als Antwort auf die Amplitudenerhöhung der Tide<br />

lässt sich mit den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchungen nicht generell bestätigen. Die<br />

Entwicklung der Uferbereiche hat sich in den drei Bearbeitungsgebieten sehr unterschiedlich vollzogen.<br />

Am deutlichsten zeigt sich ein Vorrücken der Uferlinie bedingt durch Vegetationszuwächse auf der<br />

Tettenser Plate im Zeitraum bis 1991. An dem, in weiterer Entfernung vom Ufer gelegenen Langlütjen<br />

II ist dagegen eine Abnahme des Röhrichts im Uferbereich zu verbuchen. Der hier seit 1952 zu beobachtende<br />

Rückgang des Röhrichts steht jedoch wahrscheinlich nicht in unmittelbarem Zusammenhang<br />

mit der Vertiefung der Weser. Zur Beurteilung dieser Entwicklung müssten weitere Unterlagen<br />

herangezogen werden.<br />

An der Wurster Küste hat bis 1991 lediglich im Norden eine Ausbreitung der Vegetation zur Außenweser<br />

hin stattgefunden. Über weite Strecken ist das Vorland an der Wurster Küste sehr schmal. Um<br />

Flächenverluste zu vermeiden, wurden bereits vor 1952/53 ausgedehnte Deckwerke errichtet. Damit<br />

ist die Dynamik in diesem Uferbereich eingeschränkt. Bei Unterhaltung der Deckwerke wird ein<br />

Flächenabtrag unterbunden.<br />

Für den untersuchten Flussabschnitt von Brake bis Motzen sind in den nicht durch Baumaßnahmen<br />

gestörten Bereichen an den Nebenarmen Uferzuwächse festzustellen. Entlang der Weser werden<br />

mögliche Auswirkungen des ausbaubedingten Anstiegs des Thws von den verschiedenen Bauvorhaben<br />

und Sandvorspülungen überlagert. Erst nach Beendigung dieser Maßnahmen ist mit den Luftbildern<br />

ab 1986 eine Beurteilung der Wasserstandsveränderungen auf die Uferbereiche entlang der<br />

Weser und z.T. auch der Nebenarme möglich. In den Vorspülbereichen am Weserufer hat sich die<br />

Vegetation nach 1986 wasserseitig ausgebreitet. Nach einer ersten Durchsicht von Luftbildern aus<br />

dem Jahr 2002 scheint dieser Trend in den meisten Bereichen angehalten zu haben.<br />

35


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

Zusammenfassung<br />

"Veränderungen der Vegetation im Deichvorland an Unter- und Außenweser seit 1950"<br />

Dipl.-Biol. Volker Steege<br />

(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Die hier vorgestellten Luftbildauswertungen sind noch nicht abschließend bearbeitet, die Überlagerung<br />

mit den Ergebnissen einer Luftbildbefliegung aus dem Juli 2002 steht noch aus. Es lassen sich aber<br />

bereits jetzt folgende Entwicklungstrends fachlich abgesichert beschreiben:<br />

• Entlang der Ufer der Unterweser gibt es einen alternierenden Wechsel von Verlust und Zuwachs<br />

an Ufervegetation, in der Summe überwiegt aber der Zuwachs. Bis Juli 2002, also etwa 3,5 Jahre<br />

nach Fertigstellung der neuen Fahrrinnentiefe in der Außenweser, zeichnet sich keine Trendumkehr<br />

ab. Ein generelles Zurückweichen der Vegetationslinie am Ufer findet trotz jahrzehntelangem<br />

Anstieg des Thw nicht statt. In Erosionsbereichen wird die Vegetationsfläche durch Strandvorspülungen<br />

und Buhnenbauten erhalten. Im Brackwasserbereich dehnt sich das Schilfröhricht tendenziell<br />

in die vorgelagerten Strandsimsenbestände hinein aus.<br />

• In den Nebenarmen der Unterweser (Rechter Nebenarm, Schweiburg, Westergate) überwiegt<br />

das Vordringen der Röhrichte sehr deutlich. Damit ist in diesen Bereichen, die maßgeblich zur<br />

Kompensationsbemessung beigetragen haben, eine gegenläufige Entwicklung zur Prognose der<br />

Umweltverträglichkeitsuntersuchung festzustellen.<br />

Die Summe der kartierten Röhrichtflächen entlang der Unterweser und ihrer Nebenarme hat von Anfang<br />

der 50er Jahre bis Anfang der 90er Jahre von ca. 800 ha auf ca. 900 ha zugenommen.<br />

• An der Außenweser sind auf Ost- und Westseite unterschiedliche Entwicklungstrends festzustellen.<br />

Während im Osten an der windexponierten Wurster Küste generell ein Zurückweichen der<br />

Ufervegetation und ein zunehmender Verbau des natürlichen Uferüberganges zum Watt stattfindet,<br />

hat sich im Westen die Ufervegetation an der Tettenser und Blexer Plate bis Anfang der 90er<br />

Jahre ausgedehnt. Seitdem hat allerdings auch hier eine zurückweichende Tendenz eingesetzt.<br />

• Im Bereich der Unteren Wümme dominiert in der Bilanz eindeutig das Zurückweichen der Ufervegetation.<br />

Viele Uferabschnitte verhalten sich stabil, es gibt aber streckenweise Abträge in einer<br />

Größenordnung bis ca. max. 10 m Richtung Deichvorland. Von 1962 bis 1988 sind hier insgesamt<br />

ca. 7 ha verloren gegangen – zum Vergleich: als Auswirkung des 14m-Ausbaus wurden für die<br />

Untere Wümme im LBP etwa 4 ha Verlust prognostiziert. Die Verluste sind ganz überwiegend in<br />

den mittleren und westlichen Bereichen zu finden, während im Osten bei Borgfeld der Uferverlauf<br />

vergleichsweise konstant geblieben ist.<br />

Schlußfolgerungen:<br />

• Inwieweit die Vegetationsverluste entlang der Außenweser durch die Fahrrinnenausbauten der<br />

Vergangenheit bedingt sein können, entzieht sich einer fachlich abgesicherten Beurteilung. Sicher<br />

ist, dass weitere Faktoren wie der Meeresspiegelanstieg und die Windverhältnisse einen großen<br />

Einfluss haben.<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil D: Vegetation im Deichvorland<br />

• Im Bereich der Unterweser und ihrer Nebenarme ist das Wirksamwerden der "Verdrängungsprognose"<br />

der Umweltverträglichkeitsuntersuchung aufgrund der vorliegenden Ergebnisse in Frage<br />

zu stellen.<br />

• Die Verluste an Ufervegetation entlang der Unteren Wümme lassen sich plausibel zumindest<br />

anteilig auf den verstärkten Tidehub und die erhöhten Strömungsgeschwindigkeiten infolge der<br />

Fahrrinnenausbauten in Unter- und Außenweser zurückführen, der mäandrierende Flußschlauch<br />

wird stetig aufgeweitet.<br />

37


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Umsetzung und Funktionskontrolle der Kompensationsmaßnahmen<br />

Einführung, Überblick über die Kompensationsmaßnahmen<br />

Dipl.-Biol. Volker Steege<br />

(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Erhebliche oder nachhaltige Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes als Folge des 14m-Ausbaus<br />

werden durch eine Reihe von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert. Die vorgesehenen<br />

Ausgleichsmaßnahmen umfassen eine Fläche von insgesamt etwa 165 ha. Sie erfüllen die Anforderungen<br />

• sich an den beeinträchtigten Werten und Funktionen des Naturhaushaltes zu orientieren,<br />

• in Nähe zum Eingriffsort ausgeführt zu werden,<br />

• die beeinträchtigten Werte und Funktionen in überschaubaren Planungszeiträumen wieder herzustellen.<br />

So wurden einzelne Maßnahmen an jedem betroffenen Abschnitt des Weser-Ästuars angelegt: im<br />

marinen Bereich, in der Brackwasserzone und im limnischen Bereich der Unterweser sowie in den<br />

Nebenflüssen.<br />

Abb. 1: Kompensationsflächen zum 14m-Ausbau der Außenweser<br />

38


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Die bauliche Umsetzung der Maßnahmen erfolgte gemäß einem mit dem Planfeststellungsbeschluss<br />

vorgelegten Bauzeitenplan in den Jahren 1998 – 2002. Die landschaftspflegerische Ausführungsplanung<br />

und die bautechnische Planung sowie die Auftragsvergabe wurde dabei von eigenem Fachpersonal<br />

der Wasser- und Schifffahrtsämter <strong>Bremerhaven</strong> und Bremen vorgenommen.<br />

Die Natur ist nicht exakt vorhersagbar und planbar. Um sicherzugehen, dass die jeweiligen Entwicklungsziele<br />

der Kompensationsmaßnahmen auch erreicht werden, wurden im Planfeststellungsbeschluss<br />

Untersuchungen zur Funktionskontrolle angeordnet. Besiedlungsmuster ausgewählter<br />

biologischer Gruppen (z.B. Vegetation, Wiesenvögel, Gewässerfauna) werden dokumentiert:<br />

• am Beginn<br />

• nach 3 - 5 Jahren<br />

• z.T. auch nach 10 Jahren<br />

Für verdichtete Fragestellungen werden z.T. auch in dazwischenliegenden Jahren Erhebungen vorgenommen.<br />

Außerdem werden alle Flächen mehrmals im Jahr durch Fachpersonal des <strong>WSA</strong><br />

<strong>Bremerhaven</strong> beobachtet. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass alle Maßnahmen nach<br />

spätestens 10 Jahren den angestrebten Zustand erreicht haben.<br />

Inzwischen liegen Ergebnisse zu den ersten Funktionskontrollen von allen untersuchten Kompensationsflächen<br />

vor, eine Auswahl davon wird im nächsten Vortragsblock vorgestellt. Der Schwerpunkt<br />

liegt dabei auf den beiden größten Maßnahmen, der „Kleinensieler Plate“ und dem „Rönnebecker<br />

Sand“. Als Beispiel für eine kleinere Maßnahme wird auch auf die Fläche „Hunteufer“ eingegangen.<br />

Die beiden erstgenannten Maßnahmen bestehen jeweils aus einer Flachwasserzone, umgeben von<br />

einem Gürtel mit Ufervegetation und einer „Pufferzone“ mit extensiver Grünlandnutzung sowie<br />

zusätzlichen Sukzessionsflächen.<br />

Abb. 2: Prinzipskizze Flachwasserzone "Kleinensieler Plate"<br />

39


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Die Flachwasserzonen sind mit Überlaufschwellen an die Unterweser bzw. deren Nebenarme angebunden.<br />

Die Überlaufschwellen verhindern ein Leerlaufen der Gewässer in der Niedrigwasserphase,<br />

so dass ein dauerhafter Wasserkörper als Rückzugsraum für die aquatische Fauna verbleibt. Die<br />

Flachwasserzonen, mit hohem Kostenaufwand angelegt, bilden das funktionelle Kernstück der Kompensation<br />

zum 14m-Ausbau. Sie sollen Ausgleich für negative Auswirkungen des Ausbauvorhabens<br />

auf die Gewässerfauna der Unterweser leisten, die durch die verstärkte Tidedynamik unruhigeren<br />

Lebensbedingungen ausgesetzt ist.<br />

40


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Aquatische Fauna Flachwasserzone "Kleinensieler Plate"<br />

Dipl.-Biol. Jürgen Lange, Dr. Michael Schirmer<br />

(Universität Bremen)<br />

Die Flachwasserzone auf der Kleinensieler Plate wird von allen untersuchten Tiergruppen besiedelt.<br />

Die Schwebegarnele, Zuckmückenlarven, die Flunder, die Strandgrundel und die Wollhandkrabbe<br />

nutzen diesen neu geschaffenen Lebensraum intensiv als Nahrungs- und Ruheraum. Bei Phytoplankton<br />

und Zooplankton konnten sogar eigenständige Populationsentwicklungen festgestellt werden,<br />

die eine beginnende Etablierung von der Unterweser darstellen. Dies gilt auch für sämtliche in<br />

der Flachwasserzone festgestellten Insekten (Chironomidae, Tipulidae, Corixidae, Trichoptera), die in<br />

der Unterweser quantitativ fehlen.<br />

Für die übrigen Taxa bleibt über den Untersuchungszeitraum allerdings eine eigenständige Entwicklung<br />

der Flachwasserzone gegenüber der Unterweser weitgehend aus. Mit wenigen Ausnahmen können<br />

im Hauptstrom dabei trotz geringerer Beprobungsdichte die gleichen Artengemeinschaften in z. T.<br />

höheren Individuendichten erfasst werden. Insofern gelingt es bislang nicht, einer speziellen, zumindest<br />

zeitweilig auf strömungsberuhigte Seitenbereiche angewiesenen Fauna dauerhaften Lebensraum<br />

in der Flachwasserzone zu bieten. Das ist in diesem Flussabschnitt mit seinen natürlichen, teilweise<br />

extremen Schwankungen der abiotischen Bedingungen (insbesondere Salzgehalt) allerdings<br />

auch kaum möglich. Dieser Bereich wird immer von Extremereignissen geprägt sein und deshalb<br />

wiederkehrend von absterbenden oder abwandernden Biozönosen. Das muss als natürlicher Bestandteil<br />

dieses Lebensraumes hingenommen werden. Eine Folge dessen ist ein permanenter Pionierstatus<br />

in der Flachwasserzone, die vielen Taxa gerade deswegen stets neu zur Besiedlung zur<br />

Verfügung steht. Insofern ist der Kreis der potenziell von dieser neu geschaffenen Struktur profitierenden<br />

Arten größer als bei Maßnahmen mit konstanteren Bedingungen.<br />

Ziel dieser Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme ist es laut landschaftspflegerischem Begleitplan, verloren<br />

gehende Röhricht- und Wasserwechselzonen gezielt im Brackwasserbereich zu ersetzen und für<br />

die Unterweserfauna naturraumtypische Habitate zu schaffen. Diesem Anspruch wird die Flachwasserzone<br />

in vollem Umfang gerecht.<br />

Für die Endofauna muss angenommen werden, dass der starke Schlickfall und die nahezu flächendeckend<br />

instabilen Verhältnisse des Sohlsubstrates (BUTHMANN, 2002 und eigene Beobachtungen)<br />

ein Ausschlusskriterium für die Ausprägung von individuen- und artenreicheren Populationen sind.<br />

Gerade eine hochproduktive Bodenfauna im Bereich der Watten hat eine große Bedeutung für den<br />

Stoffumsatz im gesamten Ästuar, für die Förderung des aeroben Abbaus und der Nährstoffakkumulation.<br />

Sie setzt dabei sehr große Substratmengen um (WACHS, 1967) und ist somit auch mitverantwortlich<br />

für Reifungsprozesse des Bodens. Daneben ist sie Nahrungsgrundlage für viele Vertreter der<br />

Ichthyo- und Avifauna, die mit der Tide abwechselnd die sedimentbewohnenden Oligochaeten bejagen<br />

(McLusky, 1971). Insofern wäre die Entwicklung einer umfangreicheren Endofauna in der<br />

Flachwasserzone sehr wünschenswert. Es bleibt abzuwarten, in welchem Zustand die Sedimenta<br />

41


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

tions- und Erosionsprozesse ein Gleichgewicht finden werden. Sicher ist, dass die Fläche des Eulitorals<br />

zunimmt und die ein- und ausströmende Wassermenge abnimmt. Damit verbessern sich sukzessive<br />

die Bedingungen für die Sedimentbewohner.<br />

Die Fischfauna setzt sich im wesentlichen aus Wanderarten zusammen, die die Flachwasserzone<br />

temporär als Aufenthalts- und Nahrungsrevier in Anspruch nehmen. Den standorttreueren Unterweserarten<br />

gelingt es offensichtlich nicht, sich dauerhaft in dem Gewässer einzustellen. Das ist im<br />

Prinzip mit dem schwankenden Salzgehalt erklärbar, der in seinen Extrema (gemessene Extrema:<br />

11.000 µS/cm, 10.07.2002, BIERSCHENK & BIERSCHENK, mdl. Mitt. sowie 660 µS/cm am<br />

22.07.2002, eigene Messung) weder für marine noch für limnische Arten tolerierbar sind. Aber auch<br />

extrem euryhaline Arten wie Aal und Kaulbarsch kommen nur sehr spärlich bzw. überhaupt nicht vor.<br />

Diesen Mangel müssen zusätzliche strukturelle Defizite erklären, die im völligen Fehlen von Unterständen,<br />

Verstecken, Laichsubstraten und z. T. auch ausreichenden Wassertiefen gesehen werden<br />

können.<br />

BUTHMANN (2002) stellte bei Strömungs- und Trübungsmessungen auf den Überlaufschwellen<br />

bereits während der nur zwei- bis dreistündigen bidirektionalen Überströmereignisse eine Abnahme<br />

der Trübung von im Mittel 256 NTU im einströmenden auf 21 NTU im ausströmenden Wasser fest. Er<br />

konstatiert den Verbleib von 60 – 70 % der eingebrachten Schwebstofffrachten in der Flachwasserzone.<br />

Während der folgenden bis zu zehnstündigen Einstauphase sinkt die Trübung im Dauerwasserkörper<br />

durch Absedimentation der Schwebstoffe noch weiter. Fischräuber nutzen offensichtlich<br />

diese vor allem während der Einstauphase gegenüber der angrenzenden Weser besseren<br />

Sichtbedingungen unter Wasser für ihre Jagd. So sehen sich die Fische in der Flachwasserzone dem<br />

verstärkten Verfolgungsdruck der zwar spärlich, aber stetig dort verweilenden Reiher, Taucher und<br />

Kormorane ausgesetzt. Im seinem momentanen Zustand profitieren also offensichtlich in erster Linie<br />

die Konsumenten von diesem Lebensraum. Sie finden hier gute Sichtbedingungen in einem ruhigen<br />

Gewässer ohne Verstecke.<br />

Die schwächere Trübung wirkt sich allerdings positiv auf das Phytoplankton aus, das in dieser Untersuchung<br />

zwar keine Berücksichtigung fand, dessen Präsenz und Vitalität aber dennoch registriert<br />

werden konnte. So fanden sich teilweise große Mengen Kieselalgen als Beifang in den Zooplanktonproben.<br />

Darüber hinaus deuten die mit Ausnahme des stark verregneten Julis festgestellten erhöhten<br />

pH-Werte und Sauerstoffsättigungen seit der Mai-Probenahme auf die rege Photosynthesetätigkeit<br />

der Kieselalgen hin.<br />

Der Sauerstoffeintrag in das Wasser, der auch im Winter über die günstigen physikalischen Eintragsbedingungen<br />

für Luftsauerstoff funktioniert, stellt eine der positiven Einflüsse von Flachwasserzonen<br />

auf das jeweilige Hauptgewässer dar. Auch wenn die tiderhythmisch zwischen Flachwaserzone<br />

und Unterweser ausgetauschten Wassermengen im Vergleich zum Wasserkörper des Hauptstromes<br />

verschwindend gering erscheinen, so ist doch gerade hier in der beginnenden Trübungswolke, wo<br />

zehrende Abbauprozesse des öfteren zu Sauerstoffmangelsituationen führen (z. B. SCHUCHARDT,<br />

1995 und auch eigene Messungen, siehe Abb. 3.2), jeder sauerstoffeintragende Prozess hochwillkommen.<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Im Überblick über die während dieser Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse kann der Flachwasserzone<br />

auf der Kleinensieler Plate im momentanen Zustand zwar bezüglich der Diversität oder<br />

der Dominanzstrukturen ihrer aquatischen Biozönose gegenüber der Unterweser kein gesonderter<br />

Status zugeordnet werden, doch stellt sie eine begrüßenswerte Erweiterung des Lebensraumes dar.<br />

So zeigen sich im Bereich des Phyto- und Zooplanktons erste Ansätze einer eigenständigen Entwicklung,<br />

die allerdings konterkariert werden durch die mangelnde Besiedlung des Gewässers durch<br />

Endo- und Ichthyofauna. Wenn die Biozönose Zeit zur Reifung und Erreichung späterer Sukzessionsstadien<br />

erhält, ist mit einer Diversifizierung und auch mit eigenständigen Entwicklungen gegenüber<br />

der Unterweser zu rechnen.<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Vegetation "Kleinensieler Plate", Brutvögel "Kleinensieler Plate" und "Rönnebecker Sand"<br />

Dipl.-Biol. Volker Moritz u. Dipl.-Biol. Martina Peters<br />

(MORITZ-UMWELTPLANUNG)<br />

Im Jahr 2001 wurden Vegetation und Brutvogelfauna im Bereich der Kompensationsmaßnahme<br />

"Kleinensieler Plate" untersucht. Diese Bestandsaufnahme sollte den Zustand der Fläche kurz nach<br />

der baulichen Fertigstellung beschreiben. Vegetationskundlich wurden auf der 59 ha großen Kompensationsfläche<br />

11 verschiedene Kartiereinheiten ermittelt. Vier Haupttypen wurden differenziert: 1.<br />

Grünland-bereiche (Molinio-Arrhenatheretea-Basalgesellschaft), 2. Sukzessionsflächen (Stellarietea<br />

mediae-Basalgesellschaft), 3. Brackwasservegetation (drei Pflanzengesellschaften: u. a. Gifthahnenfuß-Gesellschaft)<br />

und 4. sonstige Vegetation (Phragmites australis-Phalaris arundinacea-<br />

Gesellschaft). Die Sukzessionsflächen waren vor allem durch Kamille-Arten und andere, meist annuelle<br />

Arten aus der Klasse Stellarietea mediae (Ackerwildkrautgesellschaften und ruderale Einjährigen-Gesellschaften)<br />

und den entsprechenden Untereinheiten gekennzeichnet. Die Gifthahnenfuß-<br />

Gesellschaft als eine Initialgesellschaft offener Schlammböden nahm große Bereiche der Flachwasserzone<br />

ein. Die Grünlandflächen im Gebiet wurden ausschließlich als Mähgrünland genutzt. Im<br />

Uferbereich der Flachwasserzone hatten sich bereits Initialstadien des Brackwasserröhrichts entwickelt.<br />

In der Flachwasserzone wurde ein Exemplar des Echten Löffelkrauts (Cochlearia officinalis) gefunden.<br />

Die Art wird in der Roten Liste für Niedersachsen in der Gefährdungskategorie 1 („vom Aussterben<br />

bedroht“) geführt.<br />

Das Brutvogelartenspektrum auf der Kompensationsfläche und auf Vergleichsflächen umfasste 23<br />

Arten, vornehmlich Wat- und Wiesenvögel sowie Röhrichtbrüter. Die untersuchten Flächen waren als<br />

national bedeutendes Vogelbrutgebiet einzustufen, wobei den Brutbeständen von Uferschnepfe (7<br />

Brutpaare), Rotschenkel (10 Brutpaare) und Schilfrohrsänger (5 Brutpaare) eine besonders hohe Bedeutung<br />

zukam. Als Brutvogel offener Sandflächen und Böden nistete der Säbelschnäbler mit 23<br />

Brutpaaren. Es konnte beobachtet werden, dass auf den Grünlandflächen (= Kompensationsflächen)<br />

die meisten Wiesenbrüter erfolgreich Junge aufgezogen haben. Die entsprechenden Flächen waren<br />

zur Aufzuchtszeit der Jungen nicht gemäht und boten somit Alten und Jungen guten Sichtschutz und<br />

Versteckmöglichkeiten.<br />

Während der Brutvogelerfassungen wurden auch anwesende Gastvögel mitkartiert: insgesamt 49<br />

Arten wurden erfasst, darunter viele mit besonderer Bindung an die Flachwasserzone (= Wasser- u.<br />

Watvögel).<br />

Zusammenfassend zeigte sich, dass die neu geschaffene Flachwasserzone auf der Kleinensieler<br />

Plate und die umgebenden Herrichtungsflächen sehr gut von Brut- und Gastvögeln angenommen<br />

wurden und im Verlauf der weiteren Gebietsentwicklung mit der Neuansiedlung vor allem von<br />

Wasservogelarten und Röhrichtbrütern gerechnet werden kann.<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Auf dem weiter südlich in der Weser bei Berne (Landkreis Wesermarsch) gelegenen "Rönnebecker<br />

Sand" wurden im Jahr 2003 auf der 37 ha großen Kompensationsfläche und 18 ha großen Referenzflächen<br />

die Brut- und Gastvogelbestände erfasst. Das Artenspektrum umfasste 28 Brutvogelarten und<br />

42 Gastvogelarten (Frühjahrs- bzw. Frühsommerbestände). Die Brutvogelarten verteilten sich hauptsächlich<br />

auf die ökologischen Gilden „Wasservögel“ (Enten) und „Watvögel“ (Limikolen). Herausragend<br />

war ein Brutnachweis der in Niedersachsen vom Aussterben bedrohten Grauammer durch<br />

Futter tragende Altvögel. Die untersuchten Flächen hatten als Vogelbrutgebiet eine landesweite Bedeutung.<br />

Für Brandgans (2 Paare: 7+4 Junge), Schnatterente (1 Brutpaar: 8 Junge), Krickente (1 Brutpaar:<br />

4 Junge), Löffelente (1 Brutpaar: 2 Junge) und die Wachtel (1 Brutpaar: 7 Junge) gelangen Beobachtungen<br />

zum Bruterfolg. Kiebitze (3 Brutpaare) dagegen brüteten vermutlich nicht erfolgreich.<br />

Insgesamt waren die neu angelegten, strukturreichen und verschiedene Lebensraumtypen repräsentierenden<br />

Kompensationsflächen auch auf dem Rönnebecker Sand für die Vogelwelt sehr attraktiv.<br />

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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Kompensationsmaßnahme "Rönnebecker Sand"<br />

-<br />

Pflanzensoziologische und floristische Untersuchung<br />

Dr. Hans-Gerhard Kulp<br />

(BIOS)<br />

Im Rahmen des SKN –14m Ausbaus der Außenweser wurde auf den „Weserdeicher Sänden“ bei<br />

Unterweser-km 26 bis 28,5 auf einem ehemaligen Spülfeld - dem Rönnebecker Sand (37 ha) -<br />

2001/2002 eine Kompensationsmaßnahme umgesetzt. Ziel der Maßnahme ist der Ausgleich für erhebliche<br />

Beeinträchtigungen der Vegetation, Avifauna und Gewässerfauna im limnischen Bereich<br />

• durch Anlage einer Flachwasserzone mit Anschluss an tiderhythmische Wasserstandsänderungen<br />

mit einer Überlaufschwelle zur Westergate,<br />

• durch die Entwicklung von Röhrichtgesellschaften<br />

• und einer Pufferzone mit extensiver Grünlandnutzung sowie Sukzessionsflächen.<br />

Die Flachwasserzone wurde mit einer Fläche von 7,5 ha Dauerwasserfläche angelegt. Der Aushub<br />

wurde zum Teil auf den Elsflether Sand gespült und zum anderen am Weserstrand eingebaut. Ein<br />

nicht deichfähiges Bodengemisch aus Sand und Klei wurde am östlichen Ende der Flachwasserzone<br />

als Hügel mit der Funktion eines Trockenstandortes („Rönnebecker Düne“) aufgefahren.<br />

Ein Jahr nach Umsetzung der Maßnahme wurde im Rahmen von zwei Begehungen im Juni und Juli<br />

die Vegetation aufgenommen und der Bestand pflanzensoziologisch klassifiziert. Die Vorkommen von<br />

gefährdeten Arten und Zielarten wurden erfasst.<br />

Ergebnisse<br />

Die Bestandsaufnahme dokumentiert ein junges Sukzessionsstadium nach Herrichtung der Kompensationsfläche.<br />

Die meisten Biotoptypen sind erwartungsgemäß noch nicht „ausgereift“ und noch<br />

durchsetzt mit Störzeigern oder gesellschaftsfremden Elementen, die im Zuge der weiteren Entwicklung<br />

verdrängt werden.<br />

In der Wasserwechselzone des neu angelegten Tidegewässers hat sich als Pionierstadium eine<br />

Schlammufergesellschaft angesiedelt, die vornehmlich aus konkurrenzschwachen Arten besteht. Besonders<br />

hervorzuheben ist das Schlammkraut, das im Bremer Raum außerordentlich selten ist. Die<br />

Schlammufergesellschaft ist damit auch als Pionierstadium wertvoll. Sie weist aber schon alle potentiell<br />

dominanzfähigen Röhrichtgräser und auentypische Weidenarten auf, die in der weiteren Sukzession<br />

zur Vorherrschaft gelangen und sie vollständig verdrängen können.<br />

Der tidebeeinflusste Röhrichtkomplex aus Schilf, Rohrkolben, Meer-Strandsimse, Salz-Teichsimse,<br />

Dreikant-Simse, und vegetationsfreiem Watt an der Westergate ist insgesamt als sehr wertvoll anzusehen.<br />

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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Besonders hervorzuheben ist das Vorkommen der Dreikant-Simse, die stark gefährdet ist. Aufgrund<br />

ihrer relativ geringen Wuchshöhe ist sie am empfindlichsten gegenüber Erhöhung des Tidehubs.<br />

Hinweise für die weitere Pflege und Entwicklung<br />

Die lang gestreckte Uferlinie des Tidebiotops lässt eine Differenzierung in der Nutzung zu. In der Uferzone<br />

des Tidebiotops sollte sich auf der Südseite ungestört Röhricht und Weidenauengebüsch<br />

entwickeln. Am Nordufer kann ein ca. 300 m langer Uferabschnitt weiterhin beweidet werden, um die<br />

Uferzone als Wuchsraum für die Schlammufergesellschaft und als Nahrungshabitat für Brut- und<br />

Rastvögel offen zuhalten.<br />

Die Uferzone zur Westergate im Süden des UG sollte mit mindestens 5 m Abstand zur Böschungskante<br />

abgezäunt werden, um hier eine Uferbeweidung zu verhindern und die Entwicklung von Schilfröhricht<br />

zu fördern.<br />

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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Kompensationsmaßnahme "Hunteufer"<br />

-<br />

Pflanzensoziologische und floristische Untersuchung<br />

Dr. Hans-Gerhard Kulp<br />

(BIOS)<br />

Im Rahmen des SKN –14m Ausbaus der Außenweser wurde am linken Hunteufer bei km 18,5 bis 19<br />

südlich von Wehrder bei Elsfleth eine Kompensationsmaßnahme (1,7 ha) umgesetzt. Ziel der Maßnahme<br />

ist der Ausgleich für folgende Beeinträchtigungen der Vegetation im Tidegebiet der Hunte:<br />

• Verdrängung von Schilfröhricht durch Teichsimsen-, Strandsimsen-, Rohrglanzgras-, Wasserschwaden-,<br />

Kalmus-Röhricht<br />

• Verlust eines breiten Streifens halbruderaler Wildstaudenfluren durch Ansiedlung von Rohrglanzgras-,<br />

Wasserschwaden-, Kalmus-Röhricht<br />

• Verlust von Wasserflächen bei Tideniedrigwasser.<br />

In den Jahren 1998/99 wurden im bisher beweideten Weidelgras-Weißklee-Grünland Blänken und<br />

Flutmulden von bis zu 60 cm Tiefe ausgehoben. Die landwirtschaftliche Nutzung wurde eingestellt, um<br />

die Voraussetzungen für die Etablierung von auentypischen Röhrichtbeständen, Flutrasen und feuchten<br />

Hochstaudenfluren zu schaffen. Darüber hinaus wurden in die Hohlräume des Deckwerks Schilfund<br />

Wasserschwadensoden aus dem Pflanzgarten des <strong>WSA</strong> Bremen eingesetzt. Die gesamte Fläche<br />

wird der natürlichen Sukzession überlassen, so dass sich langfristig ein Schilfröhricht entwickeln kann.<br />

In Teilen des Plangebietes waren bereits wertvolle, naturraumtypische und geschützte Vegetationsbestände<br />

vorhanden, die durch die Maßnahme in einen größeren Biotopkomplex eingebunden werden<br />

sollen.<br />

Drei Jahre nach Umsetzung der Maßnahme wurde im Rahmen von zwei Begehungen im Mai und<br />

August die Vegetation aufgenommen und der Bestand pflanzensoziologisch klassifiziert. Die<br />

Vorkommen gefährdeter Arten wurden erfasst und der Anwuchserfolg der Röhrichtarten im Deckwerk<br />

bewertet.<br />

Ergebnisse<br />

Das nördliche Kleingewässer hat sich mit einer Kleinlaichkraut-Gesellschaft und Flutrasen an den<br />

Gewässerrändern naturnah entwickelt und ist inzwischen als besonders geschütztes Biotop einzustufen.<br />

Die südlichen Teiche wurden mit einer Schicht Oberboden ausgekleidet. Aus dieser Auftragsschicht<br />

gelangen Nährstoffe in den Wasserkörper. Die Teiche sind z. Zt. hypertroph und vollständig mit<br />

Wasserlinsen und Fadenalgen bedeckt. Es besteht die Gefahr des ‚Umkippens’.<br />

Um die neu angelegten Teiche hat sich eine Hochstauden- und Röhrichtvegetation ausgebreitet.<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Das Schilfröhricht im Deckwerk ist durch die Einstellung der Beweidung und die Sodenpflanzung<br />

dichter geworden.<br />

Über die Kompensationsfunktion hinaus hat das Untersuchungsgebiet einen besonderen Wert durch<br />

das Vorkommen des Dreikantsimsen-Strandsimsen-Röhrichts. Die stark gefährdete Gekielte Teichsimse<br />

kommt an zwei Wuchsorten im Untersuchungsgebiet vor. Das Dreikantsimsen-Strandsimsen-<br />

Röhricht wächst unterhalb von MThw und ist durch Veränderungen des Tidehubs besonders gefährdet.<br />

Auf den Erhalt dieses Vorkommens sollte besonders geachtet werden.<br />

Die Röhrichtpflanzungen im Deckwerk sollten nicht weiter ergänzt werden. Es besteht sonst die Gefahr,<br />

dass die Vorkommen der Gekielten Teichsimse durch Schilfpflanzungen gefährdet bzw. in ihrer<br />

Ausbreitung behindert werden. Möglicherweise muss die Gekielte Teichsimse bei der zu erwartenden<br />

Zunahme der Tideamplitude in etwas höhere Lagen des Deckwerks ausweichen, die dann bereits<br />

durch Schilfpflanzungen besetzt sein könnten.<br />

Erstes Resümee<br />

Die neuen Kleingewässer bieten nur teilweise die Voraussetzungen für die Ansiedlung von auentypischen<br />

Stillgewässerarten. Mittelfristig ist mit einer Verlandung mit Schilfröhricht zu rechnen.<br />

Die prognostizierte Verdrängung von 0,16 ha Schilfröhricht und 0,05 ha Wildstaudenflur dürfte mittelfristig<br />

durch die Maßnahme ausgeglichen werden.<br />

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<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Kompensationsmaßnahme "Kleinensieler Plate"<br />

-<br />

Bestandsaufnahme Rast- und Gastvögel 2002/2003<br />

Dipl.-Biol Dipl.-Ing Frank Sinning<br />

(STADT- UND REGIONALPLANUNG Frank Sinning, Edewecht-Wildenloh)<br />

Die Erfassung der Rast- und Gastvogelbestände im Bereich der Kompensationsmaßnahme "Kleinensieler<br />

Plate" erfolgte an insgesamt 16 Terminen zwischen Mitte Juli 2002 und Ende März 2003. Die<br />

Begehungszeiten orientierten sich zunächst an den Tideständen der Weser. Ab Januar 2003 wurden<br />

die Begehungen in den frühen Morgenstunden durchgeführt um die Anzahl der am Gewässer übernachtenden<br />

Individuen zu erfassen und weitere Aspekte der Flächennutzung (Schlaf-, Rast-,<br />

Nahrungshabitat) der einzelnen Arten abzudecken.<br />

Die Flachwasserzone mit den angrenzenden Uferbereichen stellt den für Rast- und Gastvögel wichtigsten<br />

Teilbereich im untersuchten Gebiet dar. Der Bereich wird als Schlafplatz (z. B. für verschiedene<br />

Entenarten und Graugans), Ruheplatz (z.B. Bekassine, Kormoran, Gänsesäger) und Nahrungshabitat<br />

(z. B. Sandregenpfeifer) von einer Reihe von Enten-, Gänse- und Watvogel-Arten genutzt.<br />

Die Rastbestände der einzelnen Arten schwanken entsprechend des artspezifischen Zugverhaltens<br />

über die Beobachtungsperiode erwartungsgemäß stark. Aufgrund der lang anhaltenden Frostperiode<br />

von Anfang Dezember 2002 bis Mitte Januar 2003 waren die Flachwasserbereiche über eine längere<br />

Zeitdauer fast vollständig zugefroren und damit als Rast- und Nahrungsraum für Rast- und Gastvögel<br />

nicht nutzbar.<br />

Entsprechend der unterschiedlichen Nutzungsansprüche der verschiedenen Arten kommt es zu<br />

starken tageszeitlichen Schwankungen der Individuenzahlen einzelner Arten. Für Graugans und<br />

Pfeifente konnte – abhängig von Tidestand und Witterung - ein früher Abflug von den Schlafplätzen zu<br />

den bevorzugten Nahrungshabitaten am gegenüberliegenden Weserufer beobachtet werden. Es ist<br />

davon auszugehen, dass bis zu 250 Graugänse und bis zu 1.400 Pfeifenten die Flachwasserbereiche<br />

über eine längere Periode als Schlafplatz nutzen. Auch bei leichten Störungen (z.B. durch einzelne<br />

Fußgänger) verlagern sich größere Trupps dieser Arten auf die gegenüberliegende Weserseite. Im<br />

Gegensatz dazu stehen z. B. die tageszeitlich wechselnden Verlagerungen der Gänsesäger, die die<br />

Flachwasserbereiche als Ruheplatz bei hohen Tideständen nutzen und bei niedrigeren Tideständen<br />

im Strömungsschatten einer Buhne auf der Weser auf Nahrungssuche gehen.<br />

Auf den Schlick- und Sandflächen nach Nahrung suchende Limikolen sind nur in vergleichbar kleiner<br />

Anzahl festzustellen. Hier sind insbesondere Alpenstrandläufer, Bekassine, Sandregenpfeifer und<br />

Uferschnepfe zu nennen.<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Auf den Sandflächen des Weserufers und den ufernahen Weserbereichen wurden nur wenige rastende<br />

Wat- und Entenvögel festgestellt. Vereinzelt waren im Spätsommer Austernfischer und<br />

Rotschenkel am Ufer sowie Kormorane auf den Seezeichen zu beobachten. Am 29.11.2002 rastete<br />

ein größerer Trupp von 52 Großen Brachvögeln am Weserufer. Im Frühjahr konnten an mehreren<br />

Terminen größere Ansammlungen von Gänsesägern (bis zu 88 Individuen) und Kormoranen (bis zu<br />

18 Individuen) im Strömungsschatten einer Buhne auf Nahrungssuche beobachtet werden.<br />

Auf den im Untersuchungsgebiet eingeschlossenen Grünlandflächen waren keine größeren Anzahlen<br />

von Wat- und Entenvögeln festzustellen. Eine Ausnahme bildete eine frisch umgepflügte<br />

Fläche direkt östlich der Flachwasserzone. Auf dieser Fläche waren mehrfach größere Trupps<br />

nahrungssuchender Graugänse festzustellen. Verschiedene Grünlandflächen wurden im Herbst und<br />

Frühjahr von kleineren Trupps (30 - 50 Individuen) des Großen Brachvogels zur Nahrungssuche<br />

genutzt. An kleineren Senken und Grabenrändern im Grünland waren einzelne Bekassinen bei der<br />

Nahrungssuche zu beobachten. Am 26.02.2003 konnte in höherer Vegetation entlang eines Grabens<br />

eine Rohrdommel beobachtet werden. Auf den Grünlandflächen wurden des weiteren kleinere Trupps<br />

von Lachmöwe, Rabenkrähe, Star, Stieglitz, Sturmmöwe und Wacholderdrossel festgestellt. Rastende<br />

Trupps von Möwen, Kiebitz, Star und Drosseln bevorzugen jedoch die kurzrasigeren Grünlandbereiche<br />

außerhalb der Kompensationsfläche.<br />

Für viele Limikolen (z. B. Kiebitz, Goldregenpfeifer) scheinen die Grünlandbereiche aufgrund des hohen<br />

verbleibenden Aufwuchs im Winterhalbjahr unattraktiv zu sein.<br />

Bewertung des Untersuchungsgebietes als Gastvogellebensraum:<br />

• Dem Untersuchungsgebiet kommt nach BURDORF et al. (1997) eine „Landesweite Bedeutung“<br />

für Gänsesäger, Krickente, Pfeifente, Schnatterente, Sturmmöwe und Zwergsäger zu.<br />

• Eine „Regionale Bedeutung“ wird für Bekassine, Graugans und Reiherente erreicht.<br />

• Die Maximalzahl festgestellter Kormorane erreicht „Lokale Bedeutung“.<br />

Beobachtungen zu Störungen<br />

Einzige nennenswerte Störungsquellen sind Spaziergänger mit freilaufenden Hunden die offensichtlich<br />

einen Rundweg vom Fähranleger über das Weserufer durch das Untesuchungsgebiet zurück<br />

zur Bodendeponie nutzen. Dieser Rundweg scheint vor allem in den Morgen- und Abendstunden regelmäßig<br />

genutzt zu werden. Insbesondere von den freilaufenden Hunden geht eine Störung rastender<br />

Vogeltrupps aus.<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Avifaunistische Begleituntersuchung<br />

Rast- und Gastvögel 2003/<strong>2004</strong><br />

Kompensationsmaßnahme „Rönnebecker Sand“<br />

Tasso Schikore & Karsten Schröder<br />

(BIOS)<br />

unter Mitarbeit von: Ekkehard Jähme, Stefanie Hirch, Uwe Ziegeler<br />

Schwerpunktmäßig wurde das Rastgeschehen von Wasser- und Watvögeln auf der Kompensationsfläche<br />

„Rönnebecker Sand“ und im unmittelbaren Nahbereich untersucht. Das Untersuchungsgebiet<br />

umfasst mit einer Fläche von ca. 93 ha folgende Teilbereiche:<br />

• 12 ha neu geschaffene (2002 fertig gestellte) Wasserfläche inkl. tidebeeinflusste Uferzone;<br />

• 30 ha angrenzendes beweidetes Grünland (Weidelgras-Weißkleeweide);<br />

• ca. 51 ha im Bereich der Nebenarme Westergate/Rekumer Loch bzw. der Weser (überwiegend<br />

Flusswatt, Sandbänke, Flussbereiche, Röhricht) sowie Strandbereiche und Aufschüttungen.<br />

Bei den bisher 14 (von 15) Erfassungsterminen von Juli 2003 bis April <strong>2004</strong> wurden 45 Arten von<br />

Wasser- und Watvögeln festgestellt. Im Verlauf der Saison wurde die höchste Tagesrastsumme von<br />

4.180 Vögeln Mitte Dezember (hoher Blässgansanteil) festgestellt, während über die gesamte Saison<br />

betrachtet die höchsten Arten- und Individuenzahlen durchaus noch in den Durchzugzeiten (September<br />

/ Februar u. März) und ein Minimum im Herbst/Winter (Oktober, November, Januar) zu verzeichnen<br />

war.<br />

Dieser Verlauf charakterisiert das Untersuchungsgebiet für die meisten Arten als typisches Durchzugsgebiet.<br />

Allerdings entwickelt sich der südliche Unterweserraum vor allem in schnee- und eisarmen<br />

Wintern in den letzten Jahren zumindest für einige Gänsearten (Grau-, Bläss- und Weißwangengans)<br />

mehr und mehr zu einem Überwinterungsareal mit hohen Rastzahlen und langer Verweildauer.<br />

Derartige Phänomene lassen sich jedoch nur anhand von Langzeitdaten aus einer wesentlich<br />

größeren Gebietskulisse belegen (vgl. Biologische Station Osterholz 1986-<strong>2004</strong>).<br />

Die Gesamtrastsumme aller Wasser- und Watvögel im Untersuchungsgebiet betrug in der Saison<br />

2003/<strong>2004</strong> insgesamt 24.380 Individuen. Anhand der für alle Arten über die 14 Zähltermine gebildeten<br />

Rastsummen dominierten Pfeifente (23,8 %), Kiebitz (23,3 %), Krickente (18,5 %), Graugans (8,7%)<br />

und Blässgans (7,6 %). Die Rastsummen dieser 5 Arten machten zusammen über 75 % der Gesamtrastsumme<br />

aus; bei Hinzuziehung der Rastsummen von Lachmöwe (6,5 %) und Stockente (3,2 %)<br />

wurden 90 % der Gesamtrastsumme erreicht. Bis auf die Blässgans erreichen diese Arten auch eine<br />

hohe Stetigkeit der Anwesenheit während der Rastperiode.<br />

Dieses Artenspektrum stellt für das Untersuchungsgebiet das charakteristische Spektrum dar, dessen<br />

besondere Ansprüche an den Rastlebensraum durch die vorhandenen Habitatqualitäten erfüllt werden<br />

(s.u.).<br />

52


Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Bei der Zuweisung der naturschutzfachlichen Bewertungskriterien aufgrund der Maximalrastbestände<br />

im Winterhalbjahr 2003/<strong>2004</strong> konnte - bezogen auf das Gesamtgebiet – bei der Graugans (maximal<br />

620 Ind.) und der Krickente (maximal 836 Ind.) ein Rastbestand von nationaler Bedeutung (also auf<br />

Deutschland bezogen) festgestellt werden. Für 10 weitere Arten konnte anhand dieses Bewertungsschemas<br />

ein bedeutsamer Rastbestand ermittelt werden.<br />

Üblicherweise werden bedeutend größere Raumeinheiten in Bezug auf ihre naturschutzfachliche Bedeutung<br />

für Rastvögel bewertet (vgl. Burdorf u.a. 1997), nämlich mehrere Hundert ha bzw. durchaus<br />

auch bis über 1.000 ha. Daher ist es auch verständlich, dass innerhalb des recht kleinen Untersuchungsgebietes<br />

keine international bedeutsamen Rastmengen einer Vogelart festgestellt wurden.<br />

Jedoch überschritt bei jedem Zähltermin die festgestellte Rastmenge mindestens einer Art den<br />

Schwellenwert zur Einstufung „lokale Bedeutung“. Die Sinnhaftigkeit der Bewertung größerer Raumeinheiten<br />

insbesondere im Unterweserraum belegen Langzeitbeobachtungen aus einem Teilbereich<br />

des EU-Vogelschutzgebietes V27 Unterweser (Teilbereich Harrier Sand, Hammelwarder Sand,<br />

Neuenkirchener Teiche (ca. 2.400 ha) am gegenüberliegenden Weserufer. Ringablesungen eines<br />

individuell markierten Blässganspaares belegen z.B. die Nutzung von 1.300 ha zusammenhängender<br />

Fläche während einer Überwinterungsperiode von Ende Oktober bis Anfang Februar (Biologische<br />

Station Osterholz <strong>2004</strong>).<br />

Der Individuenwechsel vom Untersuchungsgebiet zu Bereichen des benachbarten Elsflether Sandes<br />

(z.B. Kiebitze, Graugänse) bzw. über die Weser in das benachbarte EU-Vogelschutzgebiet konnte<br />

durch direkte Beobachtung und durch Ringablesungen (Blässgans) belegt werden und ist für viele<br />

Arten sehr wahrscheinlich. Insofern wäre das UG naturschutzfachlich (in Bezug auf Rastvögel) auch<br />

nur innerhalb einer wesentlich größeren Gebietskulisse zu bewerten.<br />

Mit 93 ha stellt das Untersuchungsgebiet nur einen sehr kleinen Ausschnitt aus dem Weserästuar dar.<br />

Im Vergleich mit Daten einer Rastvogeluntersuchung an ebenfalls 14 Terminen im Winterhalbjahr im<br />

wesentlich größeren EU-Vogelschutzgebiet Unterweser (5.140 ha Zählfläche) läßt sich das UG jedoch<br />

als überdurchschnittlich arten- und individuenreich bezeichnen. Dabei ist der Artenreichtum an<br />

Wasser- und Watvögeln in erster Linie auf die Strukturvielfalt im Gebiet zurückführen (Tief- und<br />

Flachwasserbereiche, Sand- und Schlickwattflächen, Sandbänke, Sandstrand, Röhrichte, Grünland),<br />

wobei die meisten Arten und vor allem die meisten Individuen den Bereich des neu geschaffenen<br />

Gewässers auf der Kompensationsfläche nutzten. Einige Watvögel bevorzugen solche Süßwasserlebensräume<br />

und kommen typischerweise nicht in größeren Mengen im Wattenmeerbereich vor (Kampfläufer,<br />

Flußregenpfeifer, Flußufer- und Wald- und Bruchwasserläufer, Bekassine, Trauerseeschwalbe,<br />

Zwergmöwe). Derartig naturnahe, tidebeeinflusste Stillgewässer sind im gesamten Weserästuar<br />

ausgesprochen selten, die meisten Gewässer (Deichbauteiche, sog. Pütten) sind steiluferig, naturfern<br />

ausgebaut und besitzen keine Übergangszonen zu umgebenden Lebensräumen und werden häufig<br />

gestört (Angler, Jagd, Verkehr).<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Als wichtiger Faktor für die Ausbildung relativ großer Rastbestände wird die Störungsarmut angesehen,<br />

da der Rönnebecker Sand nur tideabhängig für wenige Stunden über eine Furt zu erreichen ist<br />

und das Gewässer nicht beangelt wird. Außerhalb der Nutzungsperiode finden daher kaum Störungen<br />

durch Menschen statt.<br />

Auch Arten anderer Vogelgruppen nutzen die verschiedenen Lebensräume zur Rastzeit:<br />

So sind z.B. im Herbst auf den fruchtenden Hochstauden regelmäßig Stieglitz (auf Disteln, max. 45)<br />

und körnerfressende Arten wie Hänfling festgestellt worden. Im Grünland suchten an mehreren Terminen<br />

bis zu 280 Ringeltauben nach Nahrung und bezogen auf den hohen Bäumen Ruheplätze.<br />

Zweimal wurde der im Bestand stark gefährdete Grauwürger als Wintergast im verbuschten Strandbereich<br />

beobachtet.<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Teil E: Kompensationsmaßnahmen<br />

Zusammenfassung Kompensationsmaßnahmen, Ausblick<br />

Dipl.-Biol. Volker Steege<br />

(Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong>)<br />

Die Kompensationsmaßnahmen haben sehr schnell begonnen, wirksam zu werden. Brut- und Gastvögel<br />

stellten sich bereits noch während der Bauzeit ein, die freigelegten Böden hatten große Anziehungskraft<br />

für manche Brutvogelarten, wie z.B. die Säbelschnäbler. Die Entwicklung der Vegetation<br />

im Grünlandbereich wird dagegen noch längere Zeit benötigen, bis sich die angestrebten Verschiebungen<br />

der Artenzusammensetzung eingestellt haben. Die Ufer der neuangelegten Gewässer wurden<br />

allerdings recht schnell von Pionierarten und Röhrichten bewachsen. Die mit dem landschaftspflegerischen<br />

Begleitplan angestrebten bzw. bis zum heutigen Zeitpunkt erreichbaren Entwicklungsziele<br />

wurden erreicht.<br />

Die einzige Unsicherheit besteht derzeit im weiterem Fortgang mit der verschlickenden Flachwasserzone<br />

auf der Kleinensieler Plate. Der Planfeststellungsbeschluss, der die Tendenz zur Verschlickung<br />

vorhergesehen hat, ermöglicht sowohl eine Unterhaltung des Gewässers als auch ein Verlandenlassen.<br />

Es ist naturschutzfachlich abzuwägen, welchem Vorgehen der Vorzug zu geben ist. Die Ergebnisse<br />

der Untersuchungen zur Gewässerfauna und die durch die Flachwasserzone neu entstandene<br />

Wertigkeit für Rast- und Gastvögel sind starke Argumente für den Erhalt der Wasserfläche. Die<br />

beteiligten Naturschutzbehörden haben sich für eine Unterhaltung ausgesprochen - sofern der Schlick<br />

nicht mit bedenklichen Schadstoffgehalten belastet ist und er er in die Unterweser verspült werden<br />

kann. Gleichzeitig sollen die sanierungsbedürftigen Überlaufschwellen erhöht werden, um den Trübstoffeintrag<br />

zu verringern. Die erforderlichen Planungsunterlagen dazu werden derzeit im <strong>WSA</strong><br />

<strong>Bremerhaven</strong> erarbeitet.<br />

Insgesamt geht das Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong> als Vorhabenträger für den 14m-<br />

Ausbau davon aus, dass die mit dem Ausbau verbundenen Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes<br />

mit den ausgeführten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ausreichend kompensiert wurden.<br />

Wie andere Vorhabensträger auch stehen die Wasser- und Schifffahrtsämter vor der Frage, was mit<br />

den Kompensationsflächen auf lange Sicht geschehen soll. Es ist Philosophie der Wasser- und<br />

Schifffahrtsverwaltung, die Kompensationsflächen langfristig an andere Träger abzugeben. Interessenten,<br />

die die Flächen kostengünstig übernehmen und entsprechend den planfestgestellten Auflagen<br />

bewirtschaften, sind gesucht.<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Liste der Referenten<br />

Liste der Referenten<br />

Dr. Frank Brüning<br />

PROTEA<br />

Rablinghauser Landstr. 23<br />

28197 Bremen<br />

Tel.: 0421/51534<br />

info@protea-bremen.de<br />

www.protea-bremen.de<br />

BR Ulrich Günther<br />

<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />

Am Alten Vorhafen 1<br />

27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />

Tel.: 0471/4835-320<br />

guenther@bhv.wsdnw.de<br />

www.wsa-bremerhaven.de<br />

Dipl.-Biol. Ursula Köhler-Loum<br />

KÜFOG<br />

Alte-Deichstr. 39<br />

27612 Loxstedt-Ueterlande<br />

Tel.: 04740/1071<br />

info@kuefog.de<br />

www.kuefog.de<br />

Dr. Dietrich Lange<br />

<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />

Am Alten Vorhafen 1<br />

27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />

Tel.: 0471/4835-325<br />

lange@bhv.wsdnw.de<br />

www.wsa-bremerhaven.de<br />

Dipl.-Biol. Jürgen Lange<br />

(Universität Bremen)<br />

Braker Str. 27<br />

28219 Bremen<br />

0421/3964996<br />

jyrnlange@web.de<br />

Dr. Hans-Gerhard Kulp<br />

(BIOS)<br />

Auf der Dohnhorst 32<br />

27726 Worpswede<br />

Tel. 04792/3954<br />

Hans-Gerhard_Kulp@gmx.de<br />

Dr. Heiko Leuchs<br />

Bundesanstalt für Gewässerkunde<br />

Am Mainzer Tor 1<br />

56068 Koblenz<br />

0261/1306-5468<br />

leuchs@bafg.de<br />

www.bafg.de<br />

Dipl.-Biol. Volker Moritz<br />

MORITZ-UMWELTPLANUNG<br />

Feldstr. 32<br />

26127 Oldenburg<br />

Tel. 0441/664386<br />

volker-moritz@t-online.de<br />

www.moritz-umweltplanung.de<br />

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Wasser- und Schifffahrtsamt <strong>Bremerhaven</strong><br />

<strong>Fachseminar</strong> "14m-Ausbau – Auswirkungen auf die Umwelt"<br />

Liste der Referenten<br />

Dr. Jean-Loup Ringot<br />

(BIOS)<br />

Alte Schulstr. 15<br />

27729 Hambergen<br />

Tel.: 04793/1521<br />

ringot@web.de<br />

Dipl.-Biol. Tasso Schikore<br />

BIOS<br />

Lindenstr. 40<br />

27711 Osterholz-Scharmbeck<br />

Tel.: 04791/89617<br />

info@bios-ohz.de<br />

www.bios-gutachten.de<br />

Dipl.-Biol. Jörg Scholle<br />

BIOCONSULT GbR<br />

Klenkendorf 5<br />

27442 Gnarrenburg<br />

Tel.: 04764/921050<br />

scholle@bioconsult.de<br />

www.bioconsult.de<br />

Dipl.-Biol. Frank Sinning<br />

Dipl. Ing<br />

STADT- UND REGIONAL-<br />

PLANUNG Frank Sinning<br />

Ulmenweg 17<br />

26188 Edewecht-Wildenloh<br />

Tel.: 04486/923621<br />

Frank.Sinning@t-online.de<br />

Dipl.-Biol. Volker Steege<br />

<strong>WSA</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />

Am Alten Vorhafen 1<br />

27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />

Tel.: 0471/4835-327<br />

steege@bhv.wsdnw.de<br />

www.wsa-bremerhaven.de<br />

Dipl.-Biol. Jan Witt<br />

KÜFOG<br />

Alte-Deichstr. 39<br />

27612 Loxstedt-Ueterlande<br />

Tel.: 04740/1071<br />

jan.witt@kuefog.de<br />

www.kuefog.de<br />

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