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Albvereinsblatt_2009-2.pdf

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den Asamschüler Christoph Thomas Scheffler mit der Freskierung<br />

des Treppenhauses und des Festsaales sowie den<br />

aus Wien stammenden Franz Joseph Roth mit der Stukkierung<br />

der zahlreichen Räume. Auch die Schloss kapelle<br />

St. Wendelin, ein Kleinod barocker Raumgestaltung, erhielt<br />

damals ihr heutiges Aussehen. Ihre Reliefs mit Darstellungen<br />

aus dem Marienleben gelten als das Meisterwerk des<br />

Ellwanger Stuckators Melchior Paulus.<br />

Das Ende der Pracht nahte mit der Säkularisation, in deren<br />

Folge die Fürstpropstei Ellwangen im Jahre 1802 dem<br />

Herzogtum und späteren Königreich Württemberg zugeschlagen<br />

wurde. Der neue Landesherr Friedrich I. bestimmte<br />

das Schloss zunächst zur Residenz seines neu gegründeten<br />

Königreichs Neuwürttemberg, das allerdings nur bis ins<br />

Jahr 1806 Bestand hatte. Mit dem Wegfall seiner Residenz -<br />

funktion verlor das Schloss im 19. Jahrhundert immer mehr<br />

an Bedeutung. Nach einer letzten herrschaftlichen Nutzung<br />

durch Napoleons Bruder, Jérôme Bonaparte, in den Jahren<br />

1815 / 1816 führte schließlich die Einrichtung einer Ackerbauschule<br />

um die Mitte des 19. Jahrhunderts zum endgültigen<br />

Niedergang des Fürstenschlosses: Das kostbare Inventar<br />

wurde verschleudert und nicht wenige Räume wurden<br />

zu ihrem Nachteil den Vorstellungen der neuen Be wohner<br />

angepasst. Erst mit dem Einzug des Schlossmuseums<br />

durch den örtlichen Geschichts- und Altertums- ver ein im<br />

Jahr 1908 wurde diesem Prozess Einhalt geboten. So konnten<br />

wenigstens die Schlosskapelle und die ehemaligen<br />

fürstlichen Räume der Beletage mit dem Thronsaal vor weiterem<br />

Missbrauch bewahrt werden.<br />

13<br />

Der Arkaden-Innenhof ist eines der Schmuckstücke des Ellwanger<br />

Schlosses (links). In Schrezheim, einem Teilort Ellwangens, be -<br />

fand sich eine Fayence-Fabrik, die um 1770 ihre Blüte erlebte<br />

und ein wichtiger Industriezweig der Fürstpröpste war. Im ehe -<br />

maligen Audienzzimmer sind die schönsten Stücke ausgestellt<br />

(ganz oben). Die rund 30 Puppenstuben aus dem Zeitraum von<br />

1840 bis 1920 sind eine Rarität und an schauliche Dokumente<br />

des Alltags vom Biedermeier bis zum Jugendstil (oben).<br />

Museum im Schloss<br />

Auch heute noch unterhält der Verein das Museum. Auf<br />

mehrere Räume verteilt können die Besucher dort wertvolle<br />

und preziöse Zeugnisse der Ellwanger Industriegeschichte<br />

bestaunen: Mit der Sammlung Gert Nagel beherbergt<br />

das Museum die bedeutendste Sammlung von Schrezheimer<br />

Fayencen sowie eine sehr schöne Zusammenstellung<br />

von eisernen Gussplatten aus den ehemaligen fürstpröpstlichen<br />

Eisenwerken in Wasseralfingen, den heutigen<br />

Schwäbischen Hüttenwerken. Von kulturhistorischer Bedeu<br />

tung ist auch die aus fürstpröpstlichen Besitz stammende<br />

Ganzjahreskrippe, die die Anbetung der Könige in<br />

Bethlehem sowie die Hochzeit zu Ghana in zwei vielfigurigen<br />

Szenen thematisieren. Mit ihrer Liebe zum Detail stellen<br />

die Ensembles auch ein Spiegelbild des fürstlichen Hofes<br />

im Barock- und Rokokozeitalter dar und sind deshalb<br />

nicht nur zur Weihnachtszeit von Interesse. Viel zu entdecken<br />

gibt es auch in der Dauerausstellung von 30 nostalgi<br />

schen Puppenstuben, die im Westflügel des Schlosses<br />

gezeigt werden. Hier sind Puppenküchen, Kaufläden und<br />

bür gerliche Wohn- und Arbeitsbereiche aus dem Zeitraum<br />

von 1840 bis 1920 zu finden. Neben dem Besuch des Museums<br />

lohnt ein Besuch der Ausstellung des Ellwanger<br />

Kunstvereins, der ebenfalls sein Domizil in den Räumen<br />

der Vierflügelanlage gefunden hat.<br />

Zu guter Letzt sei ein Rundgang um das Schloss empfohlen.<br />

Er ermöglicht herrliche Ausblicke auf die drei Kaiserberge,<br />

das historische Zentrum der Stadt und die majestätisch<br />

thronende Wallfahrtskirche auf dem benachbarten<br />

Schönenberg.<br />

Schlossmuseum Ellwangen, Öffnungszeiten: Di –Fr 14 –17 Uhr, Sa<br />

10 –12 Uhr, 14 –17 Uhr, So, Fei 10.30 –16.30 Uhr. Schloss- und<br />

Museumsführungen sowie museumspädagogische Programme (Kindergeburtstag<br />

im Schloss) sind jederzeit nach Absprache möglich. Anfragen<br />

bitte an Telefon: 0 79 61 / 5 43 80 oder 01 62 / 9 18 80 06.

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