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<strong>Komplette</strong> <strong>Ausgabe</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Rache</strong> Nimué‘s<br />
Der Krieg beginnt<br />
Ein normaler<br />
Wanderausflug geht<br />
schief, eine grausame<br />
Macht wird entfesselt.<br />
Denn die Herrscherin<br />
Nimué wurde erweckt.<br />
Letztes Mal gelang es ihr<br />
nicht, die Welt zu<br />
unterwerfen, doch dieses<br />
Mal soll alles anders<br />
werden!<br />
in Buch von einem Hobby- Autor
<strong>Die</strong> <strong>Rache</strong> Nimué’s<br />
Der Krieg beginnt
Kapitel<br />
1. Das einfache Leben<br />
2. Der Saum des Finsterwaldes<br />
3. <strong>Die</strong> Zeit der Orks ist gekommen!<br />
4. Dunkle Zeiten<br />
5. <strong>Die</strong> Macht der Hexe
Das einfache Leben<br />
I<br />
n einem fernen Land, in einer längst vergangenen Zeit, lebten<br />
die Menschen einfach und schlicht. Doch viele waren sich gar<br />
nicht bewusst, was sich außerhalb ihrer Landesgrenzen<br />
abspielte. Sie waren zufrieden, mit dem was sie hatten, sie<br />
schärten sich nicht um das Außenvolk. Sie kümmerten sich nicht um die<br />
Elben, Elfen, Zwerge, Orks und seltsame Wesen, die in den fernen<br />
Landen lebten. So auch nicht der Schmieds Junge Ben und sein<br />
Kindsfreund Tom. Sie waren schon seit jeher unauffällig, sie bekamen<br />
nie Ärger, noch verursachten sie ihn. Sie liebten ihre Bücher, die sie in<br />
der kleinen Stadtbibliothek fanden, sie liebten das Rauschen des Flusses<br />
und das sanfte Flüstern der Bäume.<br />
<strong>Die</strong> Menschen, die in dem kleinen Land namens Brithaldien lebten,<br />
waren stets höflich und freundlich. Sie lebten von dem, was in ihrem<br />
Garten wuchs und in ihren Ställen lebten. <strong>Die</strong>be waren selten zu Gast,<br />
doch ihrer Freundlichkeit zu trotz konnten sie sehr Grausam zu<br />
Verbrechern sein. Ihre große Begabung galt dem Bierbrauens sowie<br />
dem Weinkeltern. Doch sie konnte die schönsten Feste feiern, zu diesen<br />
Festen luden sie sogar „Außenseiter“ ein. Sie kamen haufenweise aus<br />
dem Eichenwald, aus der Minenstadt Bur-khalass und aus den<br />
Elfenhöhlen. Es kam auch jedes Jahr ein Zauberer, er schaute sich die<br />
wunderbaren Feuerwerke an, die die Dorfbewohner abbrannten. Sie<br />
waren faszinierend, Schmetterlinge aus gelben und weißen Funken<br />
flatterten durch die Luft, Pfeile aus blauen Funken schnellten durch die<br />
Nacht. Doch das Meisterstück der Dorfbewohner war „der alte Drache“.<br />
Es war ein riesiger Sprengkörper, der wie ein in die Luft steigender<br />
Drache aussah, er wurde nur zu besonderen Festen gezündet. Das<br />
Jahrtausendfest war ein solches Fest, man feierte den letzten großen<br />
Krieg, gegen die dunkle Herrin, die in ganzer Welt nur Nimué genannt<br />
wurde.
„Der dunkle Wald, ich erinnere mich noch genau daran. Ich wurde von<br />
Madril, dem Erschaffer, zum König geschickt, ich sollte den Lebewesen<br />
des Lichts helfen Nimué zu besiegen. <strong>Die</strong> Elfen, Elben und Menschen<br />
hatten ein Bündnis gegründet, sie marschierten mit vereinter Kraft auf<br />
den dunklen Wald zu. Wir hatten fast 20.000 Mann, doch Nimué hatte<br />
100.000 Orks, die in dem dunklen Wald auf uns lauerten. Der Weg war<br />
lang und beschwerlich, alles in diesem verfluchten Wald wollte uns<br />
töten. <strong>Die</strong> Bäume, die Tiere, einfach alles. Der Angriff war schwieriger<br />
als wir dachten, Nimué hatte in ihrem Wald eine riesige Festung<br />
aufgebaut, doch das Schlimmste war: Sie zog selbst in den Krieg. Sie<br />
kam aus dem Tor heraus, eine schwarze Rüstung schützte sie vor<br />
Pfeilen und vor Schwertern, selbst er, der damalige König konnte sie<br />
nicht aufhalten, als seine Klinge auf ihre schwarze Rüstung traf,<br />
zersplitterte sie. Seine Frau namens Elrà musste zusehen, wie ihr Mann<br />
von dem Schwert Nimué’s durchbohrt wurde. Sein Gesicht wurde<br />
bleich, seine Augen trüb. <strong>Die</strong> Klinge war mit einem starken Zauber<br />
belegt, der jeden den es trifft an ihr Schattenreich bindet. Doch nicht<br />
den König, er wusste es zu vermeiden. Er nahm sein Heft, an dem noch<br />
ein Teil der Klinge war und rammte sie sich in sein Herz. Elrà raste vor<br />
Wut, sie rannte auf die dunkle Herrin zu und zuckte einen mit Juwelen<br />
bestückten Dolch. Er war ein Geschenk ihres Mannes, „Er gehört jetzt<br />
dir, bewahre ihn gut.“, das hatte er zu ihr gesagt, bevor er in die<br />
Schlacht zog. Sie wich einem Schlag von Nimué aus und konnte ihre<br />
verderbte Seele in ihren Augen sehen. Voller Wut rammte sie den<br />
Dolch in ihr Herz. Er durchbohrte ihre Rüstung, die nun wie eine Wolke<br />
aus Düsternis zu sein schien. Nimué sank zu Boden und ihre Rüstung<br />
verschwand und enthüllte ein Kleid aus Schatten. Und so hatten wir die<br />
Schlacht gewonnen und rissen die Festung nieder. Doch den Wald<br />
konnten wir nicht zerstören, er widerstand Äxten und Feuer. Bis Heute,<br />
so sagt man, soll das Grab Nimué’s dort stehen und sich öffnen, sobald<br />
„der Auerwählte“ es berührt. So das war’s, hoffentlich hat es euch<br />
gefallen.“, sagte ein alter Mann, mit weißem, langem Haar und Bart, zu<br />
einem Haufen kleiner Kinder. „Vielen Dank Herr Indul“, sagten sie alle<br />
zusammen, „Ein alter Zauberer wie ich ist immer froh, wenn sich<br />
jemand für seine Geschichten interessiert.
Es war ein Fest, wie man es selten erlebt, Wesen aus dem ganzen Land<br />
kamen, sogar alte Ärgernisse wurden beiseitegeschoben, niemand<br />
ärgerte sich, wegen nichts. Das Bier floss in Strömen, die Tafeln waren<br />
reich gedeckt und Rauchringe schwebten durch die Luft. Eine<br />
wunderbare Musik erfüllte die hell erleuchtete Nacht, das Lachen von<br />
tausenden Menschen hallte durch die Lande. Man erlaubte sogar den<br />
kleinsten Kindern bis zum Ende des Festes wachzubleiben, es ging<br />
immerhin bis 3:00 Uhr morgens. Auf der riesigen Tanzfläche fanden<br />
sich nicht nur alte Verliebte ein, sondern es fanden sich auch neue<br />
Paare. Es war das beste Fest, das es seit langem gab. <strong>Die</strong>r Geschichten<br />
von Indul, dem Zauberer, wurden die ganze Zeit erzählt, die Menschen,<br />
und besonders die Kinder, waren fasziniert davon, auch wenn sie sonst<br />
eher weniger Interesse für die Außenseiter hatten. Eine Sängerin der<br />
Elben wurde auf die Bühne gebeten. Es war überall bekannt, dass Elben<br />
(und besonders die Frauen) die schönsten Stimmen haben, die man sich<br />
nur vorstellen kann. Sie kamen als erste in diese Welt, sie erfanden das<br />
Singen, das Schreiben, nähten als erste, sie bauten als erste Häuser,<br />
ernteten als erste und schmiedeten als erste Waffen und<br />
Schmuckstücke. Und im Schmieden konnten nur die Zwerge sie<br />
übertreffen. <strong>Die</strong> Zwerge, obwohl sie nur halb so groß wie ein Mensch<br />
sind, waren sie um einiges stärker. Sie schmiedeten seit jeher die<br />
schönsten Gegenstände und gruben die tiefsten Tunnel. Sie kamen 479<br />
Jahre nach den Elben nach Aman, doch zwischen Elben und Zwergen,<br />
gab es nie ein gutes Verhältnis, sie stritten sehr oft. Dann, 2850 Jahre<br />
nach der Ankunft der Zwerge und 7439 Jahre nach der Entstehung der<br />
Welt, kamen die Menschen, sie waren ein kurzlebiges Volk, denn bis<br />
heute werden sie nur 235 Jahre alt. Was manchen als unvorstellbar<br />
erscheint, erscheint das Alter der Zwerge noch viel seltsamer, denn sie<br />
werden bis zu 1000 Jahre alt. Doch die Elben und Elfen waren<br />
unsterblich, keine Krankheit konnte sie töten. Nur Waffen vermochten<br />
ihnen zu schaden. <strong>Die</strong> Sängerin betrat die Bühne, einige ihres Volkes<br />
folgten ihr. Sie trugen Harfen, Flöten und Geigen mit sich. Sie sang mit<br />
einer Stimme, als wäre sie nicht von dieser Welt, jeder der ihr zuhörte<br />
sah die Geschichte, von der sie sang, vor seinem inneren Auge. <strong>Die</strong><br />
Zusschauer fühlten sich wie in einen Traum versetzt, niemand<br />
vermochte sich von ihr abzuwenden. <strong>Die</strong> Schönheit der Elben machte<br />
jeden blind, denn sie sind die schönsten, reinsten und edelsten
Geschöpfe Amans. <strong>Die</strong> Sängerin verstummte und ein Sturm aus Beifall<br />
kam über sie, es wurde gestampft, geklatscht, gepfiffen und gerufen.<br />
Edel, aber geschmeichelt, verließ sie die Bühne. Ben und Tom, die sich<br />
einen Platz in der ersten Reihe besorgt hatten, verließen das Fest, sie<br />
hatten vor in Richtung der Bibliothek zu gehen. Sie kamen an<br />
verschiedenen Ständen vorbei. Elfen, die Pflanzen verkauftem, Elben<br />
die Vasen und Figuren aus Glas verkauften, Zwerge die edlen Schmuck<br />
verkauften und Menschen die Möbel aus Holz unter die Leute brachten.<br />
„Das ist ein tolles Fest!“, sagte Ben, „Du hast Recht, doch mir ist es zu<br />
laut, ich ziehe die Stille der Bücherei vor.“, meinte Tom. „Hallo Jungs,<br />
es ist schön euch wiederzusehen.“, sagte Indul. Er begleitete sie zur<br />
Bücherei, er war genau wie sie ein Verehrer der Literatur, sowie ein<br />
Freund, ein alter Freund. In Brithaldien war und ist er ein stets<br />
willkommener Gast.<br />
Sie kamen an den Eingang der Bibliothek, die Tür war aus reinem<br />
Stahl, der Gebäudekomplex aus Marmor. „Ah, meine geliebten Bücher,<br />
was habe ich sie vermisst!“, flüsterte Tom leise vor sich hin. Sie gingen<br />
in die Abteilung für Geschichte, sie baten Indul, ihnen die Schlacht von<br />
Dunkelwald noch einmal zu erzählen. Indul nahm ein Buch heraus und<br />
begann zu lesen. „Indul, ist es war, dass das Grab Nimué’s immer noch<br />
dort steht und geöffnet werden kann?“, fragte Ben neugierig. „Selbst<br />
wenn es so wäre, der Rat der Zauberer hat einst diesen Wald mit einem<br />
Bann belegt, sollte Nimué befreit werden könnte sie den Wald nicht<br />
verlassen.“, sagte Indul, „Doch der Wald ist noch gefährlich, mal<br />
abgesehen von den Pflanzen gibt es riesige Giftspinne und hungrige<br />
Wölfe, von den Orks ganz zu schweigen. Sie mögen zwar ganz lustig<br />
aussehen, mit ihren großen Augen und ihrem kleinen Körper, doch sie<br />
sind hinterhältig und gemein!“. „Warum habt ihr denn nicht den Wald<br />
mit eurer Magie zerstört, wenn ihr doch so mächtig seid wie Ihr immer<br />
behauptet?“, fragte Tom verwirrt, „Der Zauber der Hexe wirkt immer<br />
noch, uns ist keine Macht bekannt die ihn brechen könnte, der Wald ist<br />
und bleibt verflucht.“ Sagte Indul schläfrig, „Ich werde euch mal allein<br />
lassen, ich muss dringend ein Bier trinken“. Er schlenderte hinaus,<br />
nachdem er die quietschende Tür geöffnet hatte. Ben und Tom sahen<br />
sich einen Moment schweigend an. Ben spürte wie sich sein Mund<br />
bewegte, doch die Worte schienen nicht seine eigenen zu sein: „Der<br />
Wald ist nicht weit von hier, komm wir gehen morgen hin. Ich möchte
wissen ob die Geschichten Induls stimmen.“. Seltsamerweise stimmte<br />
Tom dem Vorschlag zu. „Aber wir dürfen Indul nichts sagen, und auch<br />
keinem anderen. Sonst werden wir einen riesigen Ärger bekommen.“,<br />
antwortete er. Ben stieß Tom heftig am Arm und gerade noch<br />
rechtzeitig, denn die Eisentür wurde aufgedrückt und Indul kam herein.<br />
Er stützte sich mit der einen Hand auf einen großen hölzernen Stab, der<br />
an der Spitze einen Kristall umschlungen hielt, in der anderen Hand<br />
hielt er einen riesigen Bierkrug. Er lehnte seinen Stab an ein<br />
Bücherregal und setzte sich hin. Er nahm einen Schluck aus dem Krug<br />
und sagte lächelnd: „Letztes Jahr waren die Krüge größer, die sind ein<br />
Witz dagegen.“. „Indul, was ist denn das für ein Stab?“, fragte Ben<br />
neugierig, „Ich habe meinen Elbenfreund gebeten ihn mir zu reparieren,<br />
er hatte letztes einen kleinen Riss, das kann manchmal eine Katastrophe<br />
auslösen, die ich gerne vermeiden wollte. Beim letzten Mal begrub ich<br />
das Nachbardorf unter einer riesigen Lawine…“, „Ok wir haben<br />
verstanden“, warf Ben ein, „…und bei dem Mal davor habe ich<br />
ausversehen den Aschewald in Brand gesetzt, wodurch er seien Namen<br />
bekam, und beim ersten Mal erschuf ich die Wirbelebene, auf der<br />
tagtäglich mehrere Stürme wüten.“. Indul brach in ein lautes Gelächter<br />
aus. Er nahm seine Pfeife in die er etwas Kraut hineinstopfte und hielt<br />
seinen Zeigefinger hinein. Auf wundersame Weise fing das Kraut<br />
Feuer, und Induls Finger auch. Schnell tauchte er den Finger in den<br />
Krug. Ein lautes Zischen war zu hören, danach stieg eine große<br />
Rauchwolke aus dem Krug auf. Daraufhin fingen Ben und Tom laut an<br />
zu lachen. Das grimmige Gesicht Induls wandelte sich in ein kleines<br />
Lächeln um und er fing auch an unkontrolliert zu lachen.<br />
„Seht, im Osten braut sich ein Sturm zusammen.“, sagte Ben. Indul<br />
rutschte auf seinem Stuhl hoch, sein Gesicht war so rot wie ein reifer<br />
Apfel: „Nimué kehrt zurück!“, flüsterte er. Er war schon sehr<br />
angetrunken. Er fiel in den Stuhl zurück und fing an laut zu schnarchen.<br />
Seine Pfeife qualmte noch immer, doch Indul schlief tief und fest.<br />
„Sollen wir ihn einfach hier lassen?“, fragte Tom, „Das können wir<br />
doch nicht einfach machen.“, antwortete er, „Wie willst du ihn denn<br />
aufwecken, du weißt doch, wenn er schläft, dann schläft er auch“. Indul<br />
ließ den großen Bierkrug fallen, er war völlig leer getrunken. Ben und<br />
Tom sahen sich einen Moment lang an, standen auf und schlichen sich<br />
leise davon. Selbst außerhalb der Bibliothek war das Schnarchen von
Indul nicht zu überhören. <strong>Die</strong> Feier ging munter weiter, an Müdigkeit<br />
war noch lange nicht zu denken. Es wurde ein Biertrinkwettbewerb<br />
begonnen. Der alte Boldur, der aus dem Dorf stammt, tritt gegen den<br />
Elben Landuri und den Zwerg Naugra an. Sie alle waren berühmt für ihr<br />
Talent im Biertrinken. Ihnen wurden 20 Krüge hingestellt, sie mussten<br />
so lange trinken, bis der letzte Mann noch steht. Sie durften den Krug<br />
weder absetzten, noch etwas verschütten. Das Startsignal wurde<br />
gegeben und das Trinken begann In wenigen Sekunden waren die ersten<br />
Krüge geleert, es wurde gerülpst und gehustet. Vor allem Naugra<br />
hustete stark, er hatte sich überschätzt, er hatte sich zu viel auf einmal<br />
hineingeschüttet und hatte sich verschluckt. Der Boldur und Landuri<br />
lieferten sich ein tapferes Duell, es stand die ganze Zeit unentschieden,<br />
Landuri hielt sich sehr wacker. <strong>Die</strong> Elben sind sehr anfällig für<br />
Alkoholische Getränke. Doch Boldur taumelte. Er stellte den leeren<br />
Krug hin und versuchte etwas zu sagen: „Wie isch schon g’sagt heb,<br />
Isch Scheweweweeeeeee…“, mitten in dem Satz fiel er um und wurde<br />
Bewusstlos. „Tja…“, sagte Landuri, „… Spiel vorbei:“. Aus den Reihen<br />
der Zwerge ertönten verzweifelte Schreie, Naugra lag mit dem Kopf in<br />
einem der Krüge. <strong>Die</strong> Elben jubelten, sie fingen an zu singen und zu<br />
tanzen. Sie zeigten den Zwergen nicht gerade höfliche Gesten. Sie<br />
ließen ihre Abscheu gegen die Zwerge frei heraus. Hier und dort wurde<br />
eine Schlägerei angefangen, dort und da richtete ein Elb seinen Bogen<br />
auf einen Zwerg und manchmal bedrohte ein Zwerg einen Elben mit<br />
seiner frisch geschärften Axt. Ein lauter Tumult ertönte, die Menschen<br />
mussten sich für eine Seite entscheiden, das Dorf wurde in zwei Teile<br />
zerrissen, ein Teil stand für die Zwerge und ein Teil für die Elben. Nur<br />
die Elfen hielten sich zurück, die setzten sich auf die Bänke die überall<br />
standen, oder setzten sich auf die Bäume, und genossen den schönen<br />
Streit. Sie schlossen Wetten ab und genossen die Unruhe. Sie rätselten,<br />
wer nun eigentlich den Streit angefangen hat. Waren es die Elben mit<br />
ihren unhöflichen Gesten, oder waren es die Zwerge mi ihrer<br />
aggressiven Reaktion, vielleicht waren es auch die Elfen selbst, die das<br />
Ganze auch noch unterstützten?<br />
Indul war während dessen wieder aufgewacht und sah sich die ganze<br />
Streiterei an. Genervt schüttelte er den Kopf: „Wie kann man nur so<br />
hohl sein?“, fragte er sich leise. Er räusperte sich kurz und stellte sich<br />
dann auf eine Holzbank. „SEIT RUHIG!“, schrie er, mit solch einer
Stimme, dass in der Nähe alle Biergläser platzten. „Wie könnt ihr euch<br />
nur so benehmen. Eure Vorfahren würden sich schämen, wenn sie euch<br />
so sehen könnten.“. „Sie haben geschummelt, wir haben ein Recht<br />
darauf sauer zu sein!“, schrie ein Zwerg, „Wir haben nicht<br />
geschummelt, was könne n wir dafür, wenn Naugra zu blöd zum<br />
Trinken ist?“, schrie ein Elb. „Dann haben eben die Zwerge einen<br />
Trinkwettbewerb verloren, was Solls?“. „Du hast Recht, wie immer.“,<br />
sagte Naugra widerspenstig. „Warum feiert ihr nicht weiter?!“, rief<br />
Indul der Menge zu. Nachdem er keine Antwort bekam streckte er<br />
seinen Holzstab ‘gen Himmel. Ein Funkenstrom schoss aus der Spitze<br />
und erleuchtete den gesamten Himmel. Langsam begann die Kapelle<br />
wieder zu spielen und die Sänger zu singen. In kurzer Zeit war so das<br />
Fest wieder voll in Gang. Indul schlenderte etwas zwischen den<br />
Ständen umher. Jetzt da es so spät war, boten die Händler interessantere<br />
Dinge an. So wurden aus einfachen Hühnereiern Dracheneier, jedoch<br />
konnte ein gekonnter Blick den Schwindel sofort enttarnen, denn es<br />
waren nur schön verzierte Fasan Eier. Doch ein Stand wies keinen<br />
Schwindel auf: „Zaubertränke für alle Gelegenheiten“, stand über dem<br />
Holzstand. Indul trat näher und erkundete sich nach den Angeboten:<br />
Stimmstärkungstrank, Furunkulatrank, Tod in der Flasche…. „Ich habe<br />
sie noch nie hier gesehen, sind sie neu im Land?“ fragte Indul den<br />
Verkäufer. Doch er bekam keine Antwort, die seltsame Gestalt nickte<br />
nur. Erst jetzt bemerkte Indul, dass der Verkäufer in schwarze Tücher<br />
gehüllt war. Der Zauberer bückte sich ein Stück nach unten, so als hätte<br />
er etwas fallen gelassen. Dabei versuchte er einen kurzen Blick in das<br />
Gesicht des Geheimnisvollen zu erhaschen. Doch er sah kein Gesicht,<br />
der Fremde wendete den Blick ab. Indul hörte ein keuchen, danach ein<br />
husten. „Wollen sie etwas kaufen oder nur weiter meine Zeit<br />
verschwenden?“, fragte der Verkäufer mit kratziger Stimme. Er klang<br />
sehr nervös und genervt. Indul verließ den Stand, konnte jedoch noch<br />
lange den Blick des Fremden auf ihm spüren. <strong>Die</strong> Leute wurden<br />
weniger denn die ersten Sonnenstrahlen waren hinter den Berggipfeln<br />
zu erkennen. Indul, Ben und Tom hatten schon lange das Bett<br />
aufgesucht. Jetzt da das Fest vorbei war, musste jeder wieder an seine<br />
Arbeit gehen. Ben musste in der Schmiede seiner Eltern aushelfen, Tom<br />
musste Inventur im Laden seines Vaters machen und Indul, nun ja, er<br />
machte das, was er immer machte. Doch niemand genau wusste, was er
in seiner Freizeit machte. Man sah ihn nur selten im Dorf. Manche<br />
hatten die Vermutung, er wäre in einem Rat von Magiern, manche<br />
achten er wäre ein Pilger, der irgendetwas suchte. Doch genau wusste es<br />
niemand. In den Morgenstunden hörte man schon den Hammer des<br />
Schmiedes durch das Tal. Der Morgen fing zwar sehr verschlafen an,<br />
doch gegen Mittag wurde die Stadt wieder lebendig. Kinder rennten<br />
durch die Stadt, Händler hielten am Marktplatz an, Ben lieferte die<br />
Schwerter für seinen Vater ab und Tom half seinem Vater bei der<br />
Inventur im „alten Lädchen“. Tom und Ben hatten vor, ihr Plan in<br />
wenigen Stunden in die Tat umzusetzen. Sie hatten einen Kutscher<br />
gefunden, der sie die Nähe des Waldes bringt und zwei Tage später<br />
wieder abholt, so hatten sie auch genug Vorräte um mehrere Tage in der<br />
Wildnis überleben zu können und hatten zwei Schwerter aus der<br />
Schmiede um sich zu verteidigen, sollte etwas passieren. Doch Ben<br />
hatte immer noch seine Zweifel, die Geschichten die er über Nimué<br />
gehört hatte, machten ihm schon zu schaffen. Was wäre, wenn die<br />
Geschichten doch wahr waren, wenn die böse Hexe doch wieder<br />
kommen würde? „Mach dir keine Sorgen, es wird schon alles gut<br />
werden.“, sagte Tom beruhigend. Sie gingen die die Straße entlang, sie<br />
sahen wie der Kutscher schon auf sie wartete. „Also, wenn alle da sind,<br />
können wir los. Aber bevor ich fahre, wolltet ihr nochmal hin, ihr seid<br />
ja wahrscheinlich nicht so dumm in den Finsterwald zu gehen, oder?“,<br />
fragte der Kutscher misstrauisch, „Nein, wir gehen vom Finsterwald aus<br />
zu den großen Wasserfällen.“, antwortete Tom nervös. „Na dann ist ja<br />
gut.“, murrte der Kutscher. „Steigt ein!“. Sie fuhren mehrere Stunden,<br />
dann konnten sie schon einen dunklen Wald Saum sehen. „Da ist er“,<br />
sagte Ben ängstlich. Plötzlich schrie er auf, „Reingelegt!“, rief Tom<br />
„Sei nicht so ein Angsthase!“. Ben wusste, dass Tom Recht hatte, er<br />
musste wirklich etwas mutiger sein. Was könnte denn schon passieren,<br />
die Geschichten Induls waren immerhin nur Geschichten. Es waren<br />
noch einige Kilometer bis sie ihr Ziel erreichten. <strong>Die</strong> Aufregung<br />
steigerte sich, bis sie es fast nicht mehr aushielten. Doch plötzlich<br />
überkam sie eine Müdigkeit, ihre Augenlieder wurden zu schwer um sie<br />
aufzuhalten. Sie schliefen ein, ohne es zu wollen, doch es war kein<br />
ruhiger Schlaf, sie fielen in einen tiefen Alptraum, aus dem es kein<br />
Entrinnen zu geben schien.
Der Saum des Finsterwaldes<br />
S<br />
ie befanden sich in einer großen Halle, die Decke schien zu hoch<br />
zu sein, um sie sehen zu können. <strong>Die</strong> Steine, aus denen die Halle<br />
gebaut war, waren schwarz und glatt. Ben und Tom konnten<br />
eine kälte spüren, noch kälter als der schlimmste Winter. Sie<br />
bekamen einen Schock, als die Wände anfingen zu beben. Einige<br />
Kreaturen kamen in die Halle, doch schienen sie Ben und Tom nicht zu<br />
bemerken. Sie waren klein und liefen gebückt, sie trugen schäbige<br />
Rüstungen, die teilweise schon verrostet waren. Sie stellten sich an die<br />
Wände der Halle und zückten lange, rostige Säbel. Ein lauter Krach<br />
ertönte, und ein Lichtschein kam in die Halle, als ein Schwarzes Tor<br />
aufgestoßen wurde. Hinein kam eine große Gestalt, sie schien bloß ein<br />
Schatten, gekleidet in einen Mantel, zu sein, doch trug er eine dunkle<br />
Rüstung, welche bei jedem Schritt klirrte, seine schweren Stiefel<br />
brachten den Boden zum Beben. Auf seinem Kopf trug er eine Krone,<br />
welche sich verschlungen um seine Kapuze schmiegte. Man konnte<br />
kein Gesicht erkennen, egal wie konzentriert man in die Dunkelheit<br />
seiner Kapuze schaute.<br />
Er kniete sich vor Ben und Tom, und plötzlich erklang eine hohle<br />
Stimme, die Beiden waren verwirrt denn sie konnten nicht sagen, ob der<br />
geheimnisvolle Schatten nun sprach, oder nicht. „Meine Herrin, die<br />
Zeit drängt. Unsere Feinde haben soeben den Saum des Waldes<br />
überquert. Wir erwarten eure Befehle.“, Ben und Tom drehten sich um,<br />
sie bemerkten einen dunklen Thron, auf dem eine Frau saß, von<br />
entsetzlicher Schönheit, doch ihre Ausstrahlung war voll von Bosheit.<br />
Ihr Haar war ebenso schwarz, wie ihre Augen, und auch ihr langes<br />
Seidenkleid war dunkler als eine Nacht ohne Mond und Sterne. „Geht<br />
und bereitet einen Hinterhalt vor…“, ihre Stimme war gebieterisch und<br />
verführend, „… Und sollten sie den dunklen Fluss Lòmatha überqueren,<br />
werde ich persönlich verhindern, dass sie weiterschreiten. Und jetzt<br />
schaff mir diese Orks aus den Augen“, „Jawohl meine Herrin!“, sagte<br />
der Schatten und verschwand. Plötzlich schien die Halle sich
aufzulösen, schwarzer Rauch war nun dort, wo einst die Frau auf dem<br />
Thron saß. Erneut wurde der Raum erschüttert, Ben und Tom wachten<br />
auf und merkten, dass sie immer noch in der Kutsche waren.<br />
Sie stiegen aus und gaben dem Kutscher 23 Dublonen, hektisch nahm er<br />
sie entgegen und schwang sich auf den Wagen. Seine Peitsche knallte<br />
und die Pferde rannten los. Der Schatten des Finsterwaldes lag wie ein<br />
drohender Schatten über dem Land, kein Vogel war zu hören. Noch zu<br />
sehen. „Es ist keine Wärme mehr in der Sonne“, sagte Ben, „Jammer<br />
nicht so rum!“, sagte Tom und stieß ihn in Richtung des Waldes.<br />
Es gab keine Pfade, auf denen sie gehen konnten, und die Bäume<br />
standen eng beieinander. <strong>Die</strong> Bäume waren riesige, schwarze Gestalten,<br />
die mit ihren dunklen Kronen keinen einzigen Sonnenstrahlen in den<br />
Wald ließen. Je tiefer sie in den Wald gingen, desto dunkler und kälter<br />
wurde es, und obwohl kein Tier zu sehen war hatten sie das Gefühl<br />
beobachtet worden zu sein.<br />
Kein einziger Windhauch wehte in dem Wald, die Luft war stickig und<br />
erschwerte das Atmen. Je näher sie den Ruinen der alten Festung<br />
näherten, desto schwerer schien das gehen. Ein Schatten der Betrübnis<br />
legte sich über Ben und Tom, zuerst war es nur eine Betrübtheit, doch<br />
sie schien immer schlimmer zu werden. Nach einigen Meilen brach Ben<br />
zusammen. „Geht es dir gut?“, fragte Tom, „Soll ich dir helfen?“,<br />
„Nein.“, antwortete Ben, „Mir geht es gut, ich muss mich nur kurz<br />
ausruhen.“. Tom setzte sich neben ihn und fing an in seinem Rucksack<br />
herumzukramen. Nach einigem Stöbern fand er schließlich ein kleines<br />
Stück Brot, welches er Ben gab: „Hier, iss.“. Als er das tat, merkte er,<br />
dass das kein normales Brot war, „Was ist das für ein Brot?“, fragte er,<br />
„Auf dem Fest habe ich einen elbischen Bäcker getroffen, er sagte es sei<br />
das beste Brot für Wanderer, denn nur wenige Bisse seien wie ein<br />
ganzer Leib.“. Ben sah Tom ängstlich an, da er gerade die ganze<br />
Scheibe hinuntergeschlungen hatte. Zuerst bekam er ein Gefühl, als ob<br />
er satt wäre, danach hatte r das Gefühl, als wäre er vollgestopft. Doch<br />
das war noch Garnichts im Vergleich zu dem jetzigen Gefühl, dass er<br />
empfand, er fühlte sich, als würde das Brot bis zu seiner Kehle reichen.<br />
Sofort griff Tom nach einer Flasche mit einer Flüssigkeit, die er ihm<br />
hindrückte. <strong>Die</strong>smal nahm er nur einen kleinen Schluck, seine Kehle<br />
schien zu brennen, das Gefühl wanderte langsam zu seinem Bauch.
Nach wenigen Sekunden verschwand es und es ging ihm besser. „Ich<br />
wusste, dass der Feuerbrand vom alten Glix helfen würde.“, sagte Tom<br />
erleichtert. „Waren mich, bevor du versuchst mich umzubringen!“,<br />
sagte Ben ernst, doch nach einer kurzen Zeit verließ ihn der Ernst und<br />
er beginn zu lachen. So beschlossen sie weiterzugehen, weiter in die<br />
Tiefen des Waldes. Das Gefühl der Beobachtung wurde stärker,<br />
manchmal meinten sie eine leises Atmen zu hören, dass von Hinten<br />
kam. „Ich glaube jetzt, was uns Indul gesagt hat.“, sagte Tom,<br />
„Wieso?“, fragte Ben. Tom zeigte mit seiner Hand auf einen Felsen,<br />
dicht mit schwarzem Moos überwachsen. Sie gingen hin und rissen es<br />
weg. Auf dem Stein waren seltsame Zeichen eingeritzt.<br />
Hier ruht der König Anoria,<br />
erschlagen und in die heiligen<br />
Hallen aufgefahren, von dort<br />
blickt er auf die Welt der<br />
sterblichen um sie zu bewachen<br />
„Ich glaube ich kann das lesen.“, sagte Tom, „Woher?“, „In meiner<br />
Kindheit war ich oft mit Indul unterwegs, er lehrte mich vieles, so auch<br />
die alten Sprachen. Hier steht: „Hier ruht der König Anoria, erschlagen<br />
und in die heiligen Hallen aufgefahren, von dort blickt er auf die Welt<br />
der sterblichen um sie zu bewachen“.“. „War Anoria nicht auch der<br />
König in der Geschichte von Indul?“, fragte Ben, „Ja, genau hier ist er<br />
gestorben. Also sind wir nah‘ an Nimué’s Grab, komm gehen wir<br />
weiter!“. Ben’s Blick ruhte noch eine Weile auf dem Grabstein, von<br />
ihm ging eine Aura aus, die in Ben ein gutes Gefühl auslöste. Doch<br />
sobald er sich entfernt hatte, kam der Schatten wieder über ihn. Sie<br />
kamen an einer Ruine vorbei, sie sah aus als sei sie vor tausenden von<br />
Jahren gebaut worden. Doch das einst so weiße Gestein war nun grau<br />
und schmutzig, die goldenen Verzierungen waren zum Teil abgeblättert.<br />
Sie sahen unter einer dicken Moosschicht noch einige Zeichen, denen<br />
ähnlich, die sie am Grab entdeckten.
Überschreitet diese Grenze und<br />
ihr gelangt zum Reich der<br />
dunklen Herrin, in dem euch ein<br />
grauenhafter Tod erwartet.<br />
Ben sah Tom fragend an: „Knapp gesagt, wollen sie nicht, dass wir<br />
hinein gehen.“. „Was meinst du Tom, sollen wir nicht doch lieber<br />
zurückgehen?“, „ Vergiss es, wir gehen weiter bis wir das Grabmal der<br />
dunklen Herrin erreicht haben!“. Mit diesen Worten gingen sie weiter,<br />
doch hatten sie wäh5rend der langen Wanderung, in der sie nur wenige<br />
Pausen machten, ein schreckliches Gefühl. Das leise Atmen hörte nicht<br />
auf, er wurde durchdringender, sie sahen Schatten hinter den Bäumen.<br />
„Was war das?“, fragte Ben und deutete auf die Bäume, „<strong>Die</strong> standen<br />
vorhin aber nicht da.“. „Anscheinend sind die Bäume lebendig.“, sagte<br />
Tom erstaunt, „Indul hatte mir davon erzählt. <strong>Die</strong> Elfen hatten den<br />
Bäumen einst das Sprechen gelernt, doch die dunkle Herrin versuchte,<br />
nachdem sie erfahren hatte das man Bäume zähmen konnte, sie unter<br />
ihre Kontrolle zu bringen. Doch ihr Werk war nicht vollkommen, sie<br />
konnte sie nie befehligen, sondern sie nur einschüchtern, sodass sie sie<br />
in Ruhe ließen.“. „Verstehe, sprechende Bäume.“, sagte Ben<br />
misstrauisch, „Wieso sollten Bäume reden, was haben sie denn zu<br />
reden? Vielleicht über die Säurekonzentration des Bodens, oder die<br />
Höhenlage des Geländes…“, Benn wurde immer aggressiver, „Nein, sie<br />
wurden Beschützer des Waldes, und nebenbei die weisesten Geschöpfe<br />
der Welt. Sie lernen Sprachen sehr schnell und vergessen sie nie. Sie<br />
leben mehrere tausend Jahre und sammeln enormes Wissen an, welches<br />
sie an ihre Nachfahren abgeben. Außerdem haben sie ein großes Wissen<br />
über Kräuter- und Pflanzenkunde.“. „Das alles hat dir Indul<br />
beigebracht? Kein Wunder, dass du dir nie was merken kannst, bei so<br />
viel Wissen in deinem Kopf.<br />
Nach vielem Wandern kamen sie zu einer Lichtung, die erste die sie<br />
sahen, seitdem sie in den Wald gekommen sind. In Mitten der Lichtung<br />
stand ein schwarzer Quader, und auf ihm eine Statue einer Frau. „Genau<br />
so sah auch die Frau in meinem Traum aus.“, sagte Ben, „Hast du auch<br />
von ihr geträumt?“, „Ja, ich schätze mal, dass das Nimué war.“, „Ist,
nicht war. Sie lebt immer noch, nur ist ihr Körper zerstört. Sie gingen<br />
näher an das Grab heran und betrachteten es. Auch hier war in einer<br />
Seltsamen Sprache etwas eingeritzt, doch konnte Tom sie nicht lesen.<br />
Ein Tropfen reinen Blutes und<br />
die Herrin wird wieder<br />
auferstehen und erneut Arda<br />
unterwerfen.<br />
„Ich vermag es nicht zu lesen, keiner kann diese Schrift lesen, außer<br />
vielleicht den weißesten Zauberern“, sagte Tom. Erneut hörten sie das<br />
durchdringende Atmen, doch diesmal stieg es zu einem körperlosem<br />
Flüstern an: „Ein Tropfen reinen Blutes und die Herrin wird wieder<br />
auferstehen und erneut Arda unterwerfen.“. Ben und Tom drehten sich<br />
um, konnten jedoch nur den leeren Wald sehen. „Verdammt!“, schrie<br />
Ben auf, „Ich habe mich irgendwo geschnitten!“, rief er. Er sah sich<br />
seine Hand an, in seiner Handfläche war ein eine Wunde, die sich über<br />
die ganze Hand hinweg zog. Auf dem Grab sahen sie einen blutigen<br />
Dolch liegen, der zuvor dort nicht lag. Tom nahm ihn in die Hand, doch<br />
er zerfiel in seinen Händen zu Staub. Der Schmerz in Bens Hand war<br />
ein kaltes Brennen, das Blut floss aus seiner Hand, und einige Tropfen<br />
berührten den schwarzen Stein des Grabes. Sie hörten ein kaltes und<br />
stimmloses Lachen um sich herum, ein Schatten huschte in Bens<br />
Augenwinkel herum. „Lass uns schnellstens abhauen!“, schrie Tom.<br />
Doch als sie anfangen wollten zu rennen, fiel ihnen auf, dass Bens Hand<br />
mit dem Grab verbunden war. Ein schwarzer Kristall war um seinen<br />
Arm gewachsen und hielt ihn am Grab fest. <strong>Die</strong> Statue fing nun an in<br />
einem seltsamen Licht zu leuchten, das Grab fing an zu knirschen. Tom
suchte nach etwas, mit dem er den Kristall zerschlagen könne, nah an<br />
einem kleineren Baum fand er einen riesigen Stein, er nahm ihn auf und<br />
schlug damit auf den Kristall ein. Er begann zu splittern und fiel Stück<br />
für Stück auseinander. Schnell rannten sie zum Wald und versteckten<br />
sich panisch hinter einem Baum. Das Grab knirschte weiter, plötzlich<br />
wurde das Grab in zwei Teile gesprengt, und eine Frau in einem<br />
schwarzen Kleid kam aus ihm heraus. „Lange ist es her, dass ich Euch<br />
erblickt habe, meine Herrin Nimué.“, „Schön euch zusehen<br />
Schattenfürst, lange habt ihr gewartet, dafür werde ich euch bald<br />
entlohnen.“ Nimué’s Stimme war verführerisch, am liebsten hätten sich<br />
Ben und Tom einfach in die Lichtung gestellt. Ich habe die Trottel in<br />
diesem Kuhdorf Bruthardi belauscht, ich gab mich als Händler für<br />
Zaubertränke aus. Sie haben keine Ahnung, dass Eure Macht wächst.“,<br />
„Und was ist mit diesem Narren Indul, hat er euch erkannt?“, „Er<br />
schöpfte kurz Verdacht, hat mich aber nicht erkannt. Und eine<br />
erfreuliche Nachricht meine Herrin, Eure Mutter Melia, man sagt dass<br />
sie verschwunden ist.“, „Hoffentlich hat sie endlich der Tod ereilt, sonst<br />
würde sie meinen Plan erneut durcheinander bringen!“. Als Nimué den<br />
Namen Melia erwähnte, brach in ihrer Stimme eine Wut aus, ein Zorn<br />
der nach Taten dürstete. Ben und Tom kauerten sich nun auf dem<br />
Boden, sie hatten zu große Angst, um sich zu rühren, da sie sonst<br />
erkannt werden könnten.<br />
„Erneut benötige ich deine Loyalität.“, sagte Nimué, „Wie kann ich<br />
Euch helfen?“, „Gehe in das Gebirge und „überzeuge“ die Orks wieder<br />
in den Krieg zu ziehen.“, „Was soll ich tun, wenn sie sich nicht<br />
überzeugen lassen?“, „Habe ich gesagt, dass sie ich überzeugen lassen?<br />
Tut was immer auch nötig ist.“ Ein seltsamer Windhauch kam plötzlich<br />
aus dem Wald heraus, der Schattenfürst löste sich auf, wie eine Wolke<br />
aus Tinte, die sich im Wasser vermischt. Er glitt über die hohen<br />
Baumkronen und stieg ‘gen Norden. Nun stand Nimué alleine in der<br />
Lichtung. Sie sah sich um, als wüsste sie, dass Ben und Tom in der<br />
Nähe waren. „Was machen wir jetzt?“, flüsterte Ben, „Ich weiß nicht,<br />
wir könnten warten bis sie einfach weggeht.“, „Oh ja, super Idee. Aber<br />
sie wartet hundert pro auf ihre anderen Schergen!“. Als er diesen Satz<br />
gesprochen hatte meinten sie Pferde zu hören. Das Traben kam näher,<br />
danach durchbrach ein schrilles Kreischen die unheimliche Stille. Sie<br />
sahen auf die Lichtung und sahen drei schwarze Pferde, die dunkle
Gestalten trugen. Sie stiegen ab und verneigten sich vor Nimué. Ihre<br />
Gewänder schienen aus Schatten, doch sahen sie aus als wären sie<br />
Menschen, in Gewänder gehüllt. „<strong>Die</strong> geflügelten Schatten stehen Euch<br />
zu <strong>Die</strong>nsten Herrin. Der Schattenfürst berichtete uns von Eurer<br />
Rückkehr.“, <strong>Die</strong> drei Gestalten gingen mit ihrer Herrin zu dem Grab,<br />
Ben und Tom erkannten nun ihre Chance zu fliehen. Sie rannten los,<br />
das nächste Versteck suchend. Sofort bemerkten die geflügelten<br />
Schatten die Eindringlinge, sie schwangen sich auf ihre Pferde und<br />
ritten hinterher. Ben dachte, dass sie nicht gut vorankämen, da die<br />
Bäume ihnen den Weg versperrten, doch Nimué hob ihre Hand und<br />
richtete sie auf die Bäume. Ein Knarren war zu hören, dann ein<br />
Brummen, die Bäume bewegten sich zur Seite und ließen die<br />
Schattenwesen durch, Eine Hand kam aus dem Boden hervor und<br />
packte Ben, sie riss ihn in einem hohlen Baumstamm, der auf dem<br />
Boden lag. Nachdem er den Schreck überwunden hatte, merkte er dass<br />
es Tom war, der ihm den Mund zuhielt. Durch ein kleines Loch konnten<br />
sie in den Wald schauen. Sie hörten das schnelle Trampeln der Pferde.<br />
<strong>Die</strong> dunklen Pferde sprangen über den Stamm und landeten mit einem<br />
Satz auf dem moosigen Boden und stürmten weiter.<br />
Sie warteten noch einige Minuten, um sicherzugehen, dass die Gefahr<br />
vorüber war, langsam schlichen sie aus dem Baumstamm heraus und<br />
gingen zurück zum Saum des Waldes. <strong>Die</strong> Furcht war nahe, sie wagten<br />
nicht zu sprechen, denn manchmal konnten sie das Traben der Pferde<br />
sowie den Schrei der Schatten hören. „Ich wünschte ich hätte auf Indul<br />
gehört.“, jammerten sie ich vor, „Wieso bin ich nur mitgegangen, ich<br />
könnte jetzt gemütlich zu Hause sitzen und ein Buch lesen, oder so<br />
was.“, dachte Ben. Sie waren nun viele Meilen gelaufen, sie dachten,<br />
sie wären in Sicherheit und wagten die ersten leise Worte zu sprechen:<br />
„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Tom, „Wir schleichen uns jetzt<br />
zum Waldrand zurück, danach müssten wir in Sicherheit sein.“, „Woher<br />
willst du das wissen?“, Ben wurde etwas wütend, ihm schoss gerade<br />
durch den Kopf, dass das alles nur Toms Schuld war und er nur zu<br />
dumm war, um nein zu sagen. „Als ich mit Indul gereist bin, durfte ich<br />
in alten Schrift6rollen lese, in denen Stand: „Der Schrecken der<br />
Schatten weicht dem Licht“. Daher müssten wir, sofern noch Tag ist in<br />
Sicherheit sein.“. Ohne Vorwarnung kam einer der geflügelten Schatten
hinter ihnen zum Vorschein, er hatte sein Pferd stehen lassen und war<br />
ihnen zu Fuß gefolgt. Sie hörten ein Zischen und drehten sich um. Dort<br />
sahen sie einen riesigen Schatten, größer als ein ausgewachsener Mann.<br />
Nun konnten sie einen genauen Blick auf diese Gestalten werfen: Der<br />
Schatten, der sich um sie schlang bildetet einen langen Mantel, der bis<br />
zum Boden reichte. Eine Kapuze bedeckte seinen Kopf, auch hier<br />
konnten sie kein Gesicht erkennen. Dort wo seine Hände seien sollten<br />
waren stählerne Handschuhe, alt und leicht verrostet. Der Schatten<br />
ballte seine Hand zu einer Faust, eine Wolke aus Finsternis schlängelte<br />
sich spiralförmig von seiner Faust nach oben. Als sie sich verzogen<br />
hatte, hielt der Schatten eine riesige Klinge in seiner Faust. Er holte zu<br />
einem Streich aus. Gerade rechtzeitig konnten Ben und Tom sich<br />
ducken um der geheimnisvollen Klinge auszuweichen. Sie verfehlte sie<br />
nur knapp und hatte stattdessen einen Baum getroffen. Obwohl der<br />
Baum sehr dick und hart war, konnte die Klinge ohne Probleme in den<br />
Baum einschneiden und auf der anderen Seite wieder zum<br />
Vorscheinkommen. Mit einem Stöhnen fiel der Baum um und<br />
versperrte Ben und Tom den Fluchtweg. Erneut holte der Schatten zu<br />
einem Schlag aus. Fast hätte er Ben getroffen, doch sein Fehlschlag<br />
ermöglichte ihnen die Flucht. Denn er schlug den Baum entzwei, so<br />
dass eine Lücke entstand, gerade groß genug um sich hindurch zu<br />
quetschen. Sie rannten weiter, sie dachten dass dieser „Geist“ nicht<br />
hindurch kommen könnte, doch sie hatten die Macht des Bösen falsch<br />
eingesetzt, der Geist löste sich in einer Wolke auf, sie wanderte durch<br />
den Spalt und manifestierte sich auf der anderen Seite wieder. Mit<br />
einem erschreckenden Tempo rannte der Geist hinter ihnen her, jedoch<br />
berührte er den Boden kaum, er wurde anscheinend von einer seltsamen<br />
Macht getragen. „Da ist der Waldrand!“, schrie Tom, „<strong>Die</strong> Sonne<br />
scheint, nun wird sich zeigen ob du richtig lagst!“. Sie stürzten aus dem<br />
Wald heraus, zuerst geblendet von den Sonnenstrahlen. Doch dann<br />
sahen sie, dass auch der Schatten herausgekrochen kam. <strong>Die</strong> Beiden<br />
dachten, dass sie des Todes nahe waren, denn diesmal würde er sie<br />
erwischen. Plötzlich erschütterte ein Schrei das ruhige Land. Der<br />
Schatten krümmte sich, ließ seine Waffe fallen und schwebte schnell<br />
zurück in die Dunkelheit. Interessiert sah sich Tom das Schwert an, es<br />
war lang und glatt. Obwohl es den Baum durchschnitten hatte, war<br />
seine Klinge erstaunlich dünn. Es löste sich wieder in den Schatten auf,
aus dem es entstand. Nun standen sie vor dem Wald und fragten sich,<br />
was sie nun tun sollten. „Vor Einbruch der Nacht müssen wir weg<br />
sein!“, sagte Ben hektisch, „Darauf wär ich alleine nie gekommen.“,<br />
schrie Tom, „Wenn’s dir nicht passt, dann geh‘ zurück und diskutiere<br />
das mit Nimué und diesen Geisterdingern!“, „Schon gut, sollte bloß ein<br />
Witz sein.“. „Also, schlag du mal was vor.“, sagte Ben, mit einem<br />
leichten Zorn in der Stimme. „Wir könnten wieder nach Hause gehen<br />
und Indul suchen.“. „Indul wird schon längst nicht mehr dort sein. <strong>Die</strong><br />
Bauern dort können sich nicht gegen diese Macht verteidigen. Wir<br />
könnten zur Festung der Rochon-Legion gehen. Ihre Vorfahren haben<br />
einst gegen Nimué und ihre Armee gekämpft.“. Tom dachte eine Weile<br />
nach, er musste seinen Entschluss schnell fassen, bevor die Sonne<br />
anfangen würde zu sinken. „Einen Versuch ist es Wert, doch wir dürfen<br />
niemandem sagen, dass wir für diese Katastrophe angerichtet haben.“.<br />
Sie machten sich auf den langen und beschwerlichen Weg zu der<br />
Festung. Es war nur eine kleine Burg, man hatte sie einem General der<br />
Menschen übergeben, nachdem der große Krieg vorüber war. Dort<br />
versammelten sich die letzten Überbleibsel der alten Ritterhäuser. Es<br />
war ein Weg von 12 Stunden, wie die Krähe fliegt, doch Ben und Tom<br />
mussten innerhalb weniger Stunden bei ihr sein, sonst wäre ihr<br />
Schicksal besiedelt.<br />
Sie ließen den Saum hinter sich als die Sonne ihren höchsten Punkt<br />
erreicht hatte, sie hatten also nicht so viel Zeit gemütlich zu spazieren.<br />
Sie rannten die meiste Zeit und machten nur kleine Pausen. Doch sie<br />
hatten es trotz größter Anstrengung nicht rechtzeitig geschafft. Der<br />
Himmel färbte sich rot, sie sahen die Sonne wie sie auf den Bergen<br />
aufsetzte. Dann versank sie und es wurde dunkel. „Wir haben<br />
Neumond!“, flüsterte Tom, „Was heißt das?“, fragte Ben, „<strong>Die</strong> Schatten<br />
können sich ungestört durch das Gelände bewegen ohne von Licht<br />
gestört zu werden. Sie wussten nicht was sie machen sollten: Nach<br />
einem Versteck suchen und eventuell in eine Falle geraten. Oder<br />
weitergehen und geschnappt werden. Jede Option verbarg eine Gefahr,<br />
so groß wie die Andere. Sie entschlossen sich, nach langer Überlegung<br />
weiter zugehen, mit etwas Glück würden sie die Festung schon bald<br />
erreichen.
<strong>Die</strong> Zeit der Orks ist gekommen!<br />
N<br />
ach einer Stunde sahen sie in der Ferne einen Fackelschein.<br />
Voller Freude und Erleichterung rannten sie auf das Licht zu,<br />
doch ihre Hoffnungen wurden zerschlagen, als sie eine<br />
schreckliche Stimme hörten. „Sind deine Orks bereit für den<br />
Angriff gegen die Burg?“, fragte die Stimme. Sie war<br />
körperlos. Sie warfen sich hinter einen nahegelegenen Stein.<br />
„Ist das dieser Schattenfürst?“, fragte Ben. Tom blickte kurz hinter dem<br />
Stein hervor, doch er konnte nichts erkennen, aber die Stimme sprach<br />
weiter: „Sie müssen bis übermorgen einsatzbereit sein!“. <strong>Die</strong> Stimme<br />
verstummte, nun hörten sie nur noch ein Pferd schnell davonreiten. Nun<br />
sah auch Ben hinter dem Felsen hervor. Sie konnten ein riesiges Lager<br />
erkennen, Hunderte Zelte standen auf der Wiese, einige seltsame Wesen<br />
liefen in der Dunkelheit herum: Kleine Gebückte Gestalten wie sie<br />
hässlicher nicht sein könnten. Manchmal konnten sie eines genauer<br />
betrachten, wenn es in einen Fackelschein trat. Sie waren sehr<br />
unterschiedlich, mache hatten Braune, manche weiße und andere gelbe<br />
Haut, manche hatten Haare, andere nicht. Manche hatten Augen, so<br />
groß wie Tennisbälle, anderen fehlte ein Auge. Manche hatten sehr<br />
spitze Zähne, andere hatten richtige Stoßzähne. <strong>Die</strong> einen waren eher<br />
klein und dünn, doch andere waren auch groß und dick. „Sind das<br />
Orks?“, fragte Ben, „Ich denke schon, aber alles was mir Indul über sie<br />
erzählte war, dass sie so hässlich sind, dass wen man sie sieht, sich erst<br />
erbrechen möchte.“ Ein großer Ork kam in den Fackelschein. „<strong>Die</strong><br />
Streitmacht muss in zwei Tagen kampfbereit sein“. Seine Stimme hörte<br />
sich an, als ob er keine Luft bekäme, es antwortete eine helle<br />
kreischende Stimme: „Ja mein Herr!“, kichernd zog die Stimme von<br />
dannen. Sie konnten den kleinen Ork in die Nacht hüpfen sehen, ein<br />
schreckliches Lied singend:<br />
<strong>Die</strong> Rochons sind bald tot,<br />
Ihr Blut das glitzert rot.<br />
<strong>Die</strong> Festung wird zerfallen,
Der Hauptmann auf den Boden knallen.<br />
Das Tor wir dann zerbrechen,<br />
Wir werden sie bald abstechen.<br />
„Hast du das gehört, sie wollen die Rochon-Burg angreifen, wir müssen<br />
schnell hin und sie warnen!“, flüsterte Tom. Er packte Ben am Arm und<br />
riss ihn durch die Dunkelheit. Sie rannten fast drei Stunden durch die<br />
Dunkelheit. Dann sahen sie, wie die Sonne wieder über die Berge stieg,<br />
im blassen Morgenlicht konnten sie eine Burg sehen. Sie war nicht<br />
groß, jedoch könnte sie, richtig verteidigt, monatelang einem Angriff<br />
standhalten. Sie gingen zu einem Holztor, an dem zwei bewaffnete<br />
Wachen standen. Sie hielten Speere in der einen und schilde in der<br />
anderen Hand, doch hatten auch Schwerter an ihrem Gürtel. Sie<br />
versperrten das Tor: „Wer seid ihr?“, fragte die linke Wache, „Und<br />
warum wollt ihr in die Burg?“, fragte die Rechte. „Wir sind Wanderer<br />
und müssen schnell zum Hauptmann.“, sagte Ben, „Wieso müssten<br />
zwei Wanderer den Hauptmann sprechen?“, fragte die Rechte Wache.<br />
„Wir haben Orks gesehen, welche einen Angriff auf die Burg<br />
vorbereiten.“, sagte Tom. „Jeder weiß, dass es keine Orks gibt, es ist<br />
nur ein Märchen aus alter Zeit.“, erwiderte die Rechte Wache, „Doch,<br />
ich habe letztens erst einen gesehen, der von jemandem gehört hat, der<br />
einen Ork im Gebirge gesehen hat.“, sagte die linke Wache, „Nun ja,<br />
dann ist der Kerl, von dem der Typ gehört hat, der von einem gesehen<br />
wurde, den du gesehen hast, ein Lügner.“, sagte die Rechte Wache.<br />
„Also möchtest du sagen, dass es keine Orks gegeben hat?“, „Ja, so<br />
etwas hat es nie gegeben.“, „Dann sind etwa tausend Männer, in einem<br />
Krieg gegen etwas gestorben, das es nie gegeben hat?“, „Moment, das<br />
habe ich nicht gesagt, was ich damit meine….“. Ben und Tom schlichen<br />
sich um die streitenden Wachen herum und standen nun in einem<br />
Steinernen Hof. In der Mitte stand ein Brunnen, und direkt hinter dem<br />
Brunnen stand ein Gebäude, indem alle Abteile der Festung waren, wie<br />
zum Beispiel die Unterkünfte, sowie die Waffenkammer. Sie gingen<br />
durch eine große Stahltür und standen in einer Halle mit vielen<br />
Treppen. Am anderen Ende war eine weitere Stahltür mit einem großen<br />
Schwert. Sie gingen durch diese Tür und hofften Hilfe zu finden.
In dem Raum stand ein riesiger Tisch, vollbeladen mit Karte und<br />
Büchern. Ein Mann mit silberner Rüstung, er beugte sich über eine<br />
Karte und murmelte etwas Unverständliches. Ben und Tom traten vor<br />
ihn und verbeugten sich tief. „Oh Alcar, Hauptmann der Rochon-<br />
Legion.- Wir kommen mit einer dringenden Botschaft.“. Der Mann<br />
setzte sich auf einen Stuhl und blickte die Beiden an. „Welche<br />
Botschaft könntet ihr mir bringen?“, fragte der Hauptmann<br />
misstrauisch. „Wir beobachteten eine Gruppe Orks und hörten sie<br />
sagen, dass sie euch in zwei Tagen angreifen werden.“. <strong>Die</strong> Miene des<br />
Hauptmannes wurde ernst und streng, „Wie viele?“, seine Stimme war<br />
mit Furcht erfüllt, „Wir haben sie nur bei dunkler Nacht gesehen, aber<br />
ich schätze mal mehrere Tausende.“, sagte Tom. „So viele, ich muss<br />
sofort die Verteidigung einberufen!“. Plötzlich kam ein <strong>Die</strong>ner herein,<br />
„Mein Herr, das Frühstück wartet.“, „Vergesst das Frühstück, wir<br />
stehen im Krieg! <strong>Die</strong> Garnison muss binnen 36 Stunden einsatzbereit<br />
sein!“. Der <strong>Die</strong>ner verbeugte sich und eilte hinfort.<br />
<strong>Die</strong> Glocken erschallten und die Krieger riefen durcheinander. Vor der<br />
Tür hörte man metallene Schritte von panischen Kriegern. Sie hatten<br />
noch nie gekämpft, sie wurden nur in die Legion aufgenommen, da ihre<br />
Vorväter auch in der Legion waren. Alcar stand von seinem Stuhl auf<br />
und ging zur Tür, mit einem kräftigen Tritt stieß er sie auf. Er stellte<br />
sich in die Mitte des Raumes und sah sich die Angst der Männer an.<br />
„BERUHIGT EUCH!“, schrie er, „IHR SEID SOLDATEN DES<br />
KAISERS, NUN WIRD ES ZEIT EUREN WERT ZU BEWEISEN!“.<br />
<strong>Die</strong> Männer hielten an und hörten ihm zu, „Wir werden nicht zulassen,<br />
dass die Orks wieder zurückkehren, wir werden sie aufhalten und wenn<br />
es unser Leben kostet! Wir werden den Frieden bewahren, wir werden<br />
als normale Soldaten in den Krieg ziehen, doch als Helden<br />
zurückkehren! Für den Kaiser, für den Frieden!“. <strong>Die</strong> Truppen hatten<br />
sich inzwischen gesammelt und jubelten dem Hauptmann zu: „FÜR<br />
DEN KAISER, FÜR DEN FRIEDEN!“, riefen sie ihm nach. <strong>Die</strong><br />
Krieger zogen ihre Schwerter und stießen sie in den Himmel. Sie waren<br />
nicht mehr die ängstlichen Krieger, sondern die Stolzen Krieger von<br />
früher. „Also macht euch nun bereit!“, schrie Alcar, und sofort eilten<br />
die Krieger hinfort um die Burg vorzubereiten. Der Hauptman erschien<br />
Ben und Tom stolz und mutig. Wie ein Fels in der Brandung. Trotz des<br />
nahenden Unterganges, war er fest entschlossen sich der Gefahr zu
stellen. Er drehte sich um und sah Ben und Tom in die Augen. „Wie<br />
kann ich euch nur danken, dass ihr uns gewarnt habt?“, fragte er. „Wir<br />
würden darum bitten, dass wir hierbleiben dürfen, bis die Gefahr vorbei<br />
ist“, sagte Tom, „So sei es. Wir werden uns um euch h kümmern.“,<br />
Alcar stieß einen lauten Pfiff aus, und sofort kam ein Ritter herbeigeeilt.<br />
„<strong>Die</strong>s ist Vercan, er wird euch beschützen, sollte etwas passieren,<br />
sowohl wird er euch auch die Burg zeigen.“. Er verbeugte sich und ging<br />
eine der vielen Treppen hinauf. Ben und Tom sahen sich Vercan genau<br />
an: Er trug eine silberne Rüstung und einen blauen Mantel, sein blondes<br />
langes Haar schimmerte auf seiner Rüstung. Er war noch sehr jung,<br />
hatte aber trotzdem ein Gesicht, das dem eines Prinzen glich. So wie<br />
alle Männer hier war er ein großes Stück größer als Ben und Tom.<br />
„Nun, meine kleinen Herren, wie kann ich euch dienen?“, fraget er<br />
höflich. „Habt ihr irgendwo einen Raum, in dem wir uns ungestört<br />
unterhalten könnten?“, fraget Ben, „Das wäre wohl die alte Bibliothek,<br />
dort ist nur Parma, der alte Bibliothekar. Ich führe euch dorthin.“. Sie<br />
gingen eine Treppe nach unten und gingen einen dunklen Gang entlang,<br />
bis sie an eine kleine Holztür kamen. Vercan machte sie ganz langsam<br />
auf, sie knarrte und quietschte als ob sie tausende Jahre alt wäre. Sie<br />
kamen in eine niedrige Höhle, deren Decke ungefähr zwei Meter hoch<br />
war. <strong>Die</strong> Wände waren mit Fackeln beleuchtet. Es war nicht kalt, wie in<br />
normalen Höhlen, sondern angenehm warm. Es gab einen riesigen<br />
Tisch und viele Bücherregale. Auf dem Tisch waren grüne, doch zum<br />
Teil schon abgeblätterte Ornamente aufgemalt, sowie stand auf dem<br />
Tisch eine Glocke. „Was wisst ihr über Nimué`“, fragte Tom, „Das ist<br />
ein Thema über das wir normalerweise nicht sprechen, sie war das<br />
schlimmste, was es je auf Arda gab. Ich habe kein großes Wissen über<br />
sie, aber ich kenne jemanden, der viel über sie weiß.“. Er zog an dem<br />
Seil der Glocke. „Ich komme!“, rief eine alte und gebrechliche Stimme<br />
aus dem hintersten Teil der Höhle. Eine gebückte Gestalt kam hinter<br />
einem der Bücherregale hervor, ein alter Mann mit Glatze und einem<br />
Bart der bis zum Boden reichte.<br />
„Wie kann ich euch helfen?“, fragte er „Wir brauchen die Chroniken<br />
des Dunklen.“, sagte Vercan. „Ich werde es euch bringen und euch<br />
helfen es zu lesen. Der alte Mann hinkte hinter ein Buchregal und kam<br />
eine Zeit lang nicht hervor. Er kam wieder, doch er brachte ein Buch,<br />
größer als ein Din-A2 Blatt mit. Er legte es auf den Tisch und setzte
sich hin. „Hier müssten einige Interessante Dinge stehen. Er schlug es<br />
auf und wollte anfangen zu lese. Doch es zerfiel zu Staub. Ben und<br />
Tom erschraken, doch Parma zuckte nicht mal mit der Augenbraue. Er<br />
wischte mit seiner Hand über den Staub und fegte ihn vom Tisch. Der<br />
Staub sprang wieder auf den Tisch und setzte sich wieder zu einem<br />
Buch zusammen. „Immer wieder unterhaltsam.“, lachte der alte Mann.<br />
„Was wollt ihr denn wissen meine Herren?“, „Was steht dort über ein<br />
Wesen, namens Schattenfürsten?“, fragte Ben, „Woher wisst ihr von<br />
ihm?“, fragte Parma, „Wir hörten, diesen Namen, wo tut nichts zur<br />
Sache.“, antwortete Tom. „Einst war er ein stolzer Krieger, doch Nimué<br />
verführte ihn und versprach ihm große Macht und Unsterblichkeit. Sie<br />
verfluchte ihn und er wurde zu einer Gestalt, die nur aus Schatten<br />
besteht. Seine Waffen können alles durchdringen, nur die Zauber der<br />
Altvorderen können ihren Klingen wiederstehen. Er ist durch einen<br />
besonderen Fluch an Nimué gebunden, erst wenn sie vollkommen<br />
vernichtet ist, kann er sterben. Seine <strong>Die</strong>ner sind die geflügelten<br />
Schatten, welche einst seine Brüder waren. Er verführte sie auf die<br />
dunkle Seite zu kommen. Auch sie kann man nicht so einfach töten, nur<br />
wenn man ihren Bruder tötet, den man nur töten kann indem man<br />
Nimué tötet, sterben sie. Das Licht und Feuer sind ihre großen<br />
schwächen. Doch niemand vermag seine Handlungen zu kontrollieren,<br />
wenn einer der geflügelten Schatten vor ihm steht.“. Parma war die<br />
Furcht anzumerken, er wusste von diesem Schrecken, er hatte tausende<br />
Geschichten über sie gehört und viele gesehen, die den Schatten selbst<br />
gesehen haben. „Sagt, wisst ihr auch etwas über Nimué?“, fragte Ben,<br />
„In dem Buch wird etwas über sie stehen.“. Er blätterte etwas in dem<br />
dicken Buch herum, bis er etwas gefunden hatte. „Hier habe ich einige<br />
Informationen über sie: „Tochter von Melia und Morgomir, sie erbte<br />
die Bosheit ihres Vaters und lernte alles was er wusste. Sie ist die<br />
Schwester von Elrà, sowie ihr komplettes Gegenteil. Sie ermordete<br />
ihren Vater und stürzte die Welt ins Chaos. Sie tötete den letzten König<br />
der Elben und verwandelte den Finsterwald in einen schrecklichen<br />
Ort“. Hier endet die Schrift, sie ist unlesbar.“. „Vielen Dank.“, sagte<br />
Tom, „Könntet Ihr uns jetzt zu unserer Unterkunft führen?“, „Ja, mein<br />
Herr.“, sagte Vercan und führte sie in die Schlafzimmer. Ben und Tom<br />
bekamen ein riesiges Zimmer für sich alleine. Es war nur ein ärmlich<br />
eingerichteter Raum, doch Ben und Tom waren froh, ein normales Bett
zu sehen. Den nächsten Tag verbrachten sie nur damit, die Burg zu<br />
erkunden. Dafür, dass sie von außen so klein Aussah, war sie innerlich<br />
ziemlich groß.<br />
Doch nun kam die Stunde, an der die Orks angreifen wollten. Ein Horn<br />
erschallte und prallte an den Wänden der Burg zurück. Es hörte sich an,<br />
wie tausende Männer. Sie gingen aus ihrem Zimmer heraus, bis sie<br />
wieder in der Haupthalle waren. Hunderte Männer rannten die Treppen<br />
hinauf, um die Brüstungen zu bemannen. Ben und Tom sahen Alcar<br />
und rannten ihm hinterher. Sie stiegen eine Treppe hinauf, bis zu einem<br />
Torbogen. Sie standen nun auf einer Mauer, auf der hunderte von<br />
Bogenschützen hinter Schildträgern standen. Alcar ging auf einen<br />
riesigen Turm hinauf, um einen Überblick zu behalten. Vercan sah Ben<br />
und Tom und eilte ihnen hinterher. Als sie auf dem Turm waren, traf sie<br />
ein riesiger Schock: Tausende von Orks marschierten auf die Burg zu.<br />
Sie hielten vor den Toren an und bliesen in ihren Hörner. Ein<br />
schreckliches Geräusch, als würde man mit einem Nagel an einer Tafel<br />
kratzen. <strong>Die</strong> Orks fingen an schrecklich zu kichern. <strong>Die</strong> Schützen legten<br />
den Pfeil an und spannten den Bogen. „PFEILE LOS!“, schrie Alcar,<br />
und ein Pfeilhagel ging auf die Angreifer nieder. Sie fielen nach<br />
einander um, doch die nächsten rückten an. „Ohne Leitern kommen sie<br />
nicht hoch, also sind wir sicher.“, sagte Ben erleichtert, „Sei dir da nicht<br />
so sicher, Orks sind hinterhältig, auch wenn sie dumm sind.“, sagte<br />
Vercan. Einige der Orks hatten sich an die Mauer geschlichen. Wie<br />
Spinnen krochen sie an der glatten Mauer herauf. Sie kletterten über die<br />
Zinnen und zogen ihre Schwerter. <strong>Die</strong> Schildträger zogen ihre<br />
Schwerter und mähten durch die Orks. Doch immer mehr kamen dien<br />
Zinnen herauf. Sehr viele der Krieger wurden mit vergifteten Klingen<br />
getötet. Endlich hatten sie es geschafft die Orks hinunterzubringen, da<br />
kam auch schon die nächste List. Das Tor bebte, ein riesiger Troll<br />
schlug mit seinen riesigen Fäusten gegen das Tor. Mehrere Männer<br />
versuchten das Tor zu stützen. Sie lehnten Holzbanken gegen das Tor<br />
und lehnten sich dagegen. Bei jedem Schlag wurden die Männer<br />
zurückgestoßen. <strong>Die</strong> Bogenschützen versuchten den Troll zu Fall zu<br />
bringen, doch mit jedem Schuss wurde er noch wütender. Letzten Endes<br />
wurde das Tor zerbrochen und hunderte Orks stürmten in den Innenhof.<br />
Immer noch kletterten Orks an der Mauer herauf, ein unablässiger<br />
Sturm von Feinden. „ZIEHT EUCH ZURÜCK!“, schrie Alcar. Ben und
Tom rannten zwischen Alcar und Vercan in die Burg. Viele Männer<br />
wurden erschlagen beim Versuch zu fliehen. <strong>Die</strong> Krieger verschlossen<br />
sich in der Burg, die Trolle der Orks hämmerten nun an die Türen.<br />
„Vercan, geh‘ Ben und Tom, flieh mit ihnen und warne den Kaiser!“,<br />
sagte Alcar hektisch. Vercan nahm Ben und Tom und rannte mit ihnen<br />
eine lange Treppe hinunter. Danach durch einen langen dunklen Gang,<br />
der eine Sackgasse zu sein schien. Vercan tastete die Wand ab, bis er<br />
einen Stein berührte, welcher ein Knopf war. <strong>Die</strong> Wand zog sich zu<br />
einem Torbogen zurück und die Drei gingen hindurch. Als sich die<br />
Wand wieder schloss, konnten sie noch Alcar schreien hören: „Sie sind<br />
durchgebrochen!“. „Vercan, was ist mit den Anderen?“, fragte Ben,<br />
„Für sie gibt es keine Hoffnung, wir müssen nun den Kaiser warnen,<br />
dass er auf einen Angriff vorbereitet ist.“. Sie rannten mit Tränen in den<br />
Augen durch einen langen dunklen Tunnel, bis sie ein Licht sahen. Sie<br />
rannten auf es zu. Sie kamen in einer Berglandschaft aus dem Tunnel,<br />
in der Ferne konnten sie noch die Burg sehen, und die Schreie der<br />
Männer hören.<br />
Erneut zog Vercan die Beiden am Arm, sie rannten über die Ebene und<br />
suchten den besten Weg. Sie kamen erneut in eine Berglandschaft, die<br />
Sonne war wieder gesunken. Sie sahen immer wieder hinter sich, da sie<br />
glaubten Schritte zu hören. Plötzlich hörten sie Schreie von Orks. Sie<br />
waren in einen Hinterhalt geraten. Viele Orks griffen sie an, und Vercan<br />
zog sein Schwert, es schimmerte im Licht des Abendrots. „Lauft!“,<br />
schrie er Ben und Tom zu. Er schwang sein Schwert und versuchte die<br />
Orks auf sich zu lenken. Ben und Tom liefen so schnell sie konnten in<br />
der Hoffnung ein Versteck zu finden. Sie rannten, bis sie außerhalb der<br />
Sicht der Orks waren. Sie fanden alte Ruinen, in denen sie sich dazu<br />
entschlossen, zu rasten und sich zu verstecken,<br />
Währenddessen lockte Vercan die Orks weg, er rannte zurück in den<br />
Tunnel und rannte in die Burg. <strong>Die</strong> Orks verfolgten ihn, die Mordlust<br />
stand in ihren Augen. Im Tunnel hallte das Gelächter wieder, sie hörten<br />
sich an wie eine ganze Armee. Endlich hatte er die Versteckte Tür<br />
erreicht, als er sie durchschritt und die Treppe hinaufrannte, traf ihn ein<br />
mächtiger Zorn und eine noch stärkere Trauer. Alle Männer, die er<br />
kannte wie Freunde und liebte wie Brüder, lagen tot auf dem Boden.
Schrecklich verstümmelt. Er konnte seinen Zorn nicht mehr halten und<br />
er schrie. Ein mächtiger Schrei war es, der die Orks hinter ihm in Angst<br />
versetzte. Doch alle Orks hatten diesen Schrei gehört und rannten nun<br />
in die Halle, um den Überlebenden zu töten. Lange vermochte er es sich<br />
gegen die Orks zu verteidigen. Viele konnte er töten. Doch es waren<br />
nicht nur Orks, die ihn angriffen. Ein Schatten manifestierte sich vor<br />
ihm. Der Schattenfürst stand vor ihm, sein tödliches Schwert in der<br />
Hand. Er holte zum Streich aus. <strong>Die</strong> Schwerter trafen aufeinander, doch<br />
das verfluchte Schwert offenbarte seine Macht. Vercans Schwert<br />
zerbrach wie ein Zahnstocher. Nun stach er ihm ins Herz, wie ein heißer<br />
Dolch glitt er durch die Rüstung und durchstach Vercans Herz.<br />
Langsam sank er zu Boden. Dunkelheit umfing ihn, er sammelte seine<br />
letzte Kraft und rammte das Heft seines Schwertes in den<br />
Schattenfürsten hinein. Es glitt durch ihn hindurch und ein tiefes<br />
Lachen ertönte. Das war das Ende des tapferen Vercan und der<br />
Rochon-Legion.<br />
Ein Schrei erschütterte Ben und Tom, sie fuhren zusammen. „Das am<br />
aus der Burg.“, sagte Tom, „Ich hoffe es geht Vercan gut.“, ihm kamen<br />
die Tränen, und auch Tom war den Tränen nahe. Sie machten sich die<br />
größten Vorwürfe: „Was, wenn er gestorben ist, dann ist das alles<br />
unsere Schuld. Nur wegen uns ist die Burg angegriffen worden. Nur<br />
wegen uns sind die vielen Soldaten gestorben. Sie verkrochen sich in<br />
einer Felsspalte und lauschten. Sie hörten vereinzelt noch Schreie von<br />
Orks, sowie ihre Lieder.<br />
Leiche um Leiche liegt jetzt dort,<br />
an diesem hübschen Ort,<br />
Wir kriechen aus der Dunkelheit,<br />
Zu der Menschen großem Leid,<br />
Ihr Leben wird zerbrechen,<br />
Denn wir werden sie abstechen.
Dunkle Zeiten<br />
D<br />
er Mond verschwand hinter den Bergen und über der Stadt<br />
Òril hing ein Schleier der Dunkelheit und der Trauer. Der<br />
König saß betrübt auf seinem Thron, verzweifelt über die<br />
Lage in der sich die Welt befand. <strong>Die</strong> Orks kamen aus den Gebirgen<br />
und zerstörten auf ihrem Raubzug Gehöft und Baum, sie hinterließen<br />
ein ödes karges Land hinter sich. <strong>Die</strong> Krieger waren schwach geworden<br />
und viele waren gestorben bei dem Versuch die Orks aus dem<br />
Königreich zu vertreiben.<br />
Vor ihm stand sein ganzer Kriegsrat, versammelt um das Problem zu<br />
lösen. „Mein Herr, wir müssen die Orks frontal angreifen.“, „Seid ihr<br />
verrückt? Dafür sind die Orks bei weitem zu Zahlreich, wir müssen sie<br />
von der Seite her angreifen und danach einkreisen. Vertraut mir mein<br />
Herr.“, „Nein, wir müssen die Elben um Beistand bitten, diesen Krieg<br />
können wir nicht alleine gewinnen.“. „Nein, niemals! Ich werde nicht<br />
zu diesen schleimigen Elben zurückkriechen! Habt ihr nicht vergessen<br />
was sie unserem Volk angetan haben, sollen wir etwa jene so respektlos<br />
behandeln?“. Des Königs Wut stieg ins unermessliche, sein Gesicht lief<br />
Rot an. „Aber mein Herr, es ist die einzige…“, „ES REICHT! Wachen,<br />
legt ich in Ketten, auf das er seine Lektion endlich lernt!“. Zwei riesige<br />
Wachen kamen in den riesigen Saal hinein und rissen den Berater vom<br />
Tisch. „Ihr werdet sehen, das wird Euer Verderben sein!“. <strong>Die</strong> großen<br />
Türen knallten ins Schloss, danach herrschte eine schreckliche Stille.<br />
„Ich möchte dass ihr wisst, dass ich auf keinen Fall vor dieses verlauste<br />
Elben-Königinnen-Hexen-Weib treten werde.“, <strong>Die</strong> Hauptmänner sahen<br />
sich alle an und nickten sich zu, dann versuchten sie wieder den König<br />
für eine Ideen zu begeistern. „Ja mein Herr, diese Idee hat die beste<br />
Chance auf Erfolg, Orks scheuen den direkten Kampf, wenn wir auch<br />
noch bei Tag angreifen, so ist uns der Sieg sicher!“, „Ja lieber Dalius,<br />
das mag ja sein, jedoch scheinen das keine normalen Orks zu sein.<br />
Irgendetwas ist seltsam an ihnen.“ Vor der Tür erklang ein lauter Streit,
jedoch konnte niemand verstehen, worum es ging. Doch plötzlich, und<br />
unerwartet, wurden die schweren Türen aufgestoßen und ein Bauer kam<br />
herein, auf seinem Arm ein stolzer Adler. Doch jener Adler war<br />
verwundet, sein Flügel wurde von einem Orkpfeil durchbohrt. „Mein<br />
Herr, ich fand dieses Tier auf meinem Feld, er trägt eine Nachricht bei<br />
sich.“,<br />
„ungewöhnlich ist es, dass jemand einem Adler eine Botschaft gibt.“,<br />
den König erfasste eine schreckliche Vorahnung, sein rotes Gesicht<br />
färbte sich in wenigen Sekunden schneeweiß. Er nahm die Röhre, die<br />
auf dem Rücken des Adlers befestigt war und nahm die Botschaft<br />
heraus.<br />
An den König:<br />
Mein Herr, ich schreibe ihnen in Stunde größter Not, die Orks sind auf<br />
dem Vormarsch, ich hoffe Aigru hat den Weg zu euch gefunden und ihr<br />
lest dies.<br />
<strong>Die</strong> Festung wird belagert und ich habe mich in der Bibliothek<br />
verschanzt um euch dies zu schreiben: Sucht nicht nach uns, wir werden<br />
es nicht schaffen, die Orks sind bei weitem zu zahlreich.<br />
Irgendeine schwarze Magie steckt dahinter, sie begannen den Angriff<br />
bei Sonnenschein und kletterten die glatten Wände hoch. Doch etwas<br />
Wichtigeres ist geschehen, zwei junge Männer waren bei uns, sie flohen<br />
mit Vercan, um euch zu warnen. Ich weiß, dass sie Hilfe brauchen<br />
werden, deshalb ist es dringen dass ihnen Hilfe zuteilwird<br />
Mit letzten Grüßen, Parma.<br />
„Mein König, was steht denn nun da?“, „<strong>Die</strong> Rochon-Legion wurde von<br />
den Orks ausgelöscht.“. Der Schrecken verbreitete sich, niemand wusste<br />
genau, was man jetzt tun sollte.<br />
„Wir müssen sofort Reiter aussenden!“, „Oh ja, das werden wir, jedoch<br />
sollen sie sich auf die Suche nach zwei jungen Männern und einem<br />
Soldaten machen, laut dem Schriftführer der Rochon-Festung, seien sie<br />
die einzigen Überlebenden.“. <strong>Die</strong> Hauptmänner standen auf und<br />
verbeugten sich, sofort rannten sie zu den Ställen um die besten Reite4r<br />
auszusuchen, diese wurden dann unverzüglich losgeschickt um die<br />
Überlebenden zu retten. Doch der König saß weiterhin auf seinem
Thron, alleine und betrübt. Seine Lage erschien ihm jetzt noch<br />
aussichtsloser: „Ich frage mich, was nun?“.<br />
Und so ritten nun die besten Reiter des Landes zur Rochon-Burg um die<br />
Überlebenden zu suchen, sollten diese noch am Leben sein. Sie ritten<br />
mehrere Stunden, bis sie in der Ferne Rauchwolken aufsteigen sehen<br />
konnten, die Burg war nahe. Doch nun war Vorsicht geboten, denn sie<br />
wussten nicht ob sich noch weitere Orks in der Burg verschanzt hatten.<br />
Sie kamen der Burg näher, ohne dass sie jemand gesehen hatte, der<br />
Boden war bedeckt mit Leichen, von denen die meisten Orks waren.<br />
„Dafür werden die Orks bezahlen!“, sagte einer der Ritter, „Und das<br />
werden sie auch!“. „<strong>Die</strong> Überlebenden werden wahrscheinlich den<br />
geheimen Tunnel genommen haben.“, „Wo führt er denn hin?“, „Zu<br />
dem alten Altar, Richtung Norden.“. Das Gefühl der Hoffnung mehrte<br />
sich, je weiter sie dem Altar näher kamen, jedoch wuchs auch eine<br />
Angst, die Angst keine lebendigen Menschen mehr zu finden.<br />
Der Altar lag nun vor ihnen, er war nun noch eine Ruine, die ich aus<br />
dem hügeligen Grasland erhob. <strong>Die</strong> Reiter stiegen von ihren Pferden<br />
und begannen die Umgebung abzusuchen. <strong>Die</strong> Such war schnell zu<br />
Ende, in einer Ecke fanden sie zwei kleine Gestalten, die fast aussahen<br />
wie Jugendliche, in einer Ecke kauern. „Wer seid ihr?“, fragte einer der<br />
Reiter, doch sie antworteten nicht, „Sie stehen wahrscheinlich unter<br />
Schock, wir sollten sie zum König bringen.“, „Aber was ist mit dem<br />
anderen Überlebendem?“, „Wenn er nicht hier ist, dann wird er es<br />
wahrscheinlich nicht geschafft haben.“. Leute, hört mal…“, flüsterte<br />
einer der Ritter. Sie konnten in der Ferne einige grässliche Stimmen<br />
hören: „Ich habe doch gesagt, dass die Typen noch da sind, schnell zur<br />
Ruine!“. „Schnell, packt sie auf die Pferde und weg hier!“, flüsterte<br />
einer der Ritter. Sie warfen die beiden nicht gerade sachte auf die<br />
Pferde und ritten in Windeseile davon.<br />
„Da vorne sind ein paar Orks!“, rief ein Reiter, „Wir reiten um sie<br />
herum, folgt mir!“. Sie ritten nahe an einer Felsformation, doch der<br />
Schrecken der sie dort erwartete war nicht weniger gering. Sie hörten<br />
das Schreien der Orks, das aus der Nähe zu kommen schien. Sie<br />
schauten hinter sich, und dort sahen sie eine Horde kleiner Gestalten,<br />
die auf allen Vieren in einem enormen Tempo krochen. „Sind das
Orks?“, „Es schein mir fast so.“. <strong>Die</strong> Panik wuchs, die Kreaturen kamen<br />
immer näher. Das Lachen der Orks wurde immer schlimmer. Sie<br />
schienen zu Kichern. Doch das Übel beschränkte sich nicht nur auf eine<br />
Richtung, bald sahen sie schon Orks, die hinter den Felsen<br />
hervorsprangen. Sie trieben die Pferde zu solch einer Hast, das nun<br />
jeder Fehler fatale Konsequenzen haben würde. <strong>Die</strong> Landschaft<br />
wechselte nun ihr Bild, anstatt eines felsigen kargen Landes, war es nun<br />
grün und saftig, und Flüsse durchzogen das Land. „Wir müssen einen<br />
Fluss überspringen, das ist die einzige Möglichkeit den Orks zu<br />
entkommen!“, rief einer der Reiter, „Aber passt auf die Jungs auf, nicht<br />
das ihr sie verliert!“. Es war ein reißender Bach, den sie als Rettung<br />
sahen, wilder als der größte Löwe war er. Mindestens 16 Fuß breit. Sie<br />
waren gewillt es zu versuchen. Sie formten eine Reihe und sprangen<br />
nacheinander: Der 1., geschafft, der 2. Geschafft, der 3. Geschafft, doch<br />
der Vierte hatte kein solches Glück, sein Pferd sprang zu früh ab und<br />
blieb am Ufer hängen. Der Strom war zu stark und es wurde<br />
mitgerissen, und sein Herr mit ihm. Doch der Plan hatte funktioniert,<br />
die Orks blieben stehen, und fauchten die Reiter an und warfen sogar<br />
ihre Schwerter nach ihnen. „Schnell weiter!“, rief einer der Reiter,<br />
„Sonst kommen die Orks doch noch über den Fluss!“. „Aber was ist mit<br />
ihm, wir können ihn doch nicht einfach so im Stich lassen. Vielleich<br />
lebt er noch.“, „Vielleicht, aber unser Auftrag war es die Überlebenden<br />
zum König zu bringen, mach dir um ihn keine Sorgen, wenn er noch<br />
lebt, so wird er sicherlich wieder nach Hause finden.“. <strong>Die</strong> Orks<br />
begannen nun schon gefundene Steine in den Fluss zu werfen um sich<br />
eine Brücke zu bauen. Einer der Orks sprang von der Brücke auf einen<br />
der Reiter, und traf ihn beinahe, gerade im letzten Augenblick riss der<br />
Reiter die Zügel nach hinten und trieb sein Pferd an loszurennen. Doch<br />
die Brücke war fertiggestellt und die Hetzjagd begann von neuem.<br />
Doch die Reiter waren im Vorteil, die Grenze ihres Landes war nahe,<br />
und an der Grenze gab es kleinere Lager der Soldaten. Doch die Orks<br />
holten immer weiter auf, und obwohl die Zelte der Soldaten näher<br />
rückten, schwand die Hoffnung immer weiter. <strong>Die</strong> Reiter begannen zu<br />
rufen und zu schreien, in der Hoffnung Bogenschützen würden ihnen<br />
helfen, doch es antwortete niemand. „Was ist da los?“, „Wahrscheinlich<br />
wurden sie schon überfallen.“, „Aber wer lässt denn die Zelte unberührt<br />
stehen?“; „Ich weiß es nicht, aber im Moment haben wir größere
Sorgen.“, denn die Orks kamen immer näher, ihre grässlichen Fratzen<br />
wurden immer deutlicher. Einer der Orks hatte sich unbemerkt auf ein<br />
Pferd geschlichen und zückte einen rostigen Dolch, bereit seine Beute<br />
zu erlegen. Doch in jenem Moment, als er Schwung geholt hatte, da<br />
geriet er ins Taumeln und fiel vom Pferd, die tote Gestalt rollte sich auf<br />
dem Boden zusammen und wurde von den Jägern einfach liegen<br />
gelassen. <strong>Die</strong> Zelte kamen immer näher, nun konnten sie etwas hören<br />
das wie das Surren von Pfeilen klang.<br />
Und so war es auch, mehrere Bogenschützen griffen aus Verstecken an,<br />
die die Ritter nicht einmal bemerkt hatten. Nacheinander gingen die<br />
Orks zu Boden, bis letztendlich keiner mehr stand. Erleichtert hielten<br />
die Reiter vor den Schützen an, um sich zu bedanken: „Vielen Dank für<br />
eure Hilfe.“, „Also seid ihr diejenigen, die diese Plage zu uns<br />
schicken?“, fragte der Schütze, „Nein, im Gegenteil. Wir wurden von<br />
König Arna gesandt, um Überlebende einer großen Schlacht zu retten.“,<br />
„Was für eine Schlacht?“, „Hinter dem Bergland, dort steht die Rochon-<br />
Burg. Ihre Bestatzung wurde komplett ausgelöscht, bis auf diese zwei<br />
Kinder.“, „Sind die Zwei nicht etwas zu Jung, um in der Armee zu<br />
sein?“, „Das versuchen wir herauszufinden, deshalb müssen wir so<br />
schnell wie möglich zum König. Also wenn ihr uns bitte durchlassen<br />
würdet.“, „Verstehe… Reitet schnell, ihr werdet immer noch verfolgt.<br />
Wir halten sie auf. Beeilung!“. <strong>Die</strong> Reiter trieben ihre erschöpften<br />
Pferde ein letztes Mal kräftig an. Hinter sich schon die Orks hörend,<br />
ritten diese als hätte sei ein Blitz getroffen.<br />
Das Gebrüll der Orks wurde leiser und verschwand darauf. Nun waren<br />
es nur noch wenige Meilen bis zur Festung des Königs. Der Weg war<br />
nun einfach und ungefährlich, sie ritten deshalb nur noch langsam. „Da<br />
ist sie, die Festung, beeile dich, dass wir vor Einbruch der Nacht<br />
angekommen sind!“.<br />
Sie ritten durch das Tor und hasteten die Mauer entlang, bis sie endlich<br />
den Apotheker erreichten. Sie klopften an die schwere Holztür, danach<br />
ertönte eine leise Stimme aus dem Haus: „Nur weil ich alt bin, heißt<br />
das noch lange nicht dass ich… ähm….öhm…. verdammt, ich habe das<br />
Wort vergessen.“. <strong>Die</strong> Tür wurde geöffnet und hervor trat ein kleiner<br />
bärtiger Mann, „Bitte kommt doch herein“. „Wir erbitten euch um Hilfe<br />
Nodamin, wir müssen zum König, kümmert ihr euch solange um diese
zwei.“, „Okay, mach ich.“, damit gingen die Reiter ins Haus hinein,<br />
legten die beiden Jungs auf Betten, welche nebeneinander an der Wand<br />
standen, und verließen das Haus wieder.<br />
„Nun, was macht man noch einmal bei ähm….Mist….ach…nicht schon<br />
wieder!“. Wütend stampfte Nodamin durch sein Haus und riss sich ein<br />
Haar nach dem anderen aus: „Wieso fällt mir das Wort nicht ein! Wenn<br />
nachher der König kommt, und ich habe nichts getan, dann werde ich<br />
wahrscheinlich in den Stall abkommandiert!“. Besorgt blickte er auf<br />
seine zwei Patienten, „Oder ich lege einfach ein nasses Tuch auf ihre<br />
Köpfe und sage ich hätte was gemacht. Ja, gute Idee!“. Er nahm zwei<br />
Leinentücher und tauchte diese in einen Eimer voll Wasser, den er in<br />
einer Ecke stehen hatte. Er legte sie ihnen auf die Köpfe und setzte sich<br />
an einen Tisch, zu einem riesigen Buch.<br />
Doch kurz nachdem er sich gesetzt hatte, ließ er seinen Kopf auf das<br />
Buch fallen und schlief ein. Jedoch währte der ruhige Schlaf nicht<br />
lange, denn wenige Minuten später hämmerte es schwer gegen die Tür.<br />
Erschrocken fuhr Nodamin hoch und sprang zu ihr. Nachdem er sie<br />
geöffnet hatte, kamen die drei Reiter zurück, hinter ihnen ein Mann,<br />
gekleidet in einen dunkelblauen Königsmantel. Sein Langer Brauner<br />
Bart verdeckte den Großteil seines Gesichtes, jedoch waren klar zwei<br />
müde Augen zu erkennen. „Oh, mein Herr König. Schön euch zu<br />
…ähm….wartet….“, „Macht euch nichts draus, wer sind nun diese<br />
Beiden?“, „Von wem sprecht Ihr?“, „Na von den Beiden, die auf euren<br />
Liegen ruhen.“, Was, da ist doch keiner.“, er drehte sich um, um dem<br />
König zu beweisen, dass dort niemand war. „Ach du meine…nicht<br />
schon wieder…meine Güte, seit wann liegen die denn da?“, „Seitdem<br />
wir sie bei Euch abgeliefert haben.“, antwortete einer der Reiter, „Lasst<br />
uns bitte alleine.“, sprach der König, die Ritter verbeugten sich und<br />
verließen das kleine Haus. „So Nodamin, wann wachen sie denn auf?“,<br />
„Wer?“, „<strong>Die</strong> Beiden!“, „Welche…. Ach so, die meint ihr. Nun ja, in<br />
wenigen Stunden könnte es soweit sein.“, „Könnt Ihr sie nicht einfach<br />
aufwecken?“, „Das könnte ich machen.“. Er ging zu dem Wassereimer<br />
hinüber und hob ihn mit aller Kraft nach oben, „Das sollte sie<br />
aufwecken.“ Er kippte den gesamten Eimer über die zwei Jungs.<br />
Langsam begannen sie zu zucken, einer nach dem anderen öffnete<br />
langsam die Augen. Gespannt saß der König an dem Tisch und
eobachtete das Geschehen. Nodamin kniete sich vor die Liegen und<br />
lächelte: „Guten…äh… mein Herr, wie spät ist es noch einmal?“, „Geh<br />
beiseite, du bist so unnütz wie schon lange nicht mehr.“. Der König<br />
stieß ihn leicht beiseite und stand nun groß und mächtig vor den jungen<br />
Männern. „Guten Morgen meine Herren, willkommen in Òril. Wenn ich<br />
mich vorstellen dar, ich bin Arna, der König dieses Landes, wäret ihr so<br />
freundlich und würdet mir eure Namen nennen?“. Einer der Jungs<br />
begann zu stammeln: „I-i-ich bin B-b-Ben, u-und…“, „Nodamin, so<br />
gebe ihnen doch etwas gegen diese Stotterei!“, „Wem?“, „Den beiden<br />
Gästen hier!“, „Ach so, ihr müsst ja nicht gleich schreien, und für was<br />
ist die Medizin?“, „Gegen ihre Stotterei!“. Nodamin ging zu einem<br />
Regal, das mit hunderten Flaschen gefüllt war, er griff in das<br />
Flaschengewirr hinein und gab den Jungen einen Trank. „So mein Herr,<br />
es sollte gleich besser werden.“, er machte ein wütendes Gesicht, doch<br />
er wendete seinen Blick gleich wieder ab. „So fahrt bitte fort.“, bat<br />
Arna, „Ich bin Ben, und das ist mein Freund Tom.“, „Meine Reiter<br />
haben euch in der Nähe der Rochon-Festung gefunden. Was habt ihr<br />
denn dort genau gemacht?“. Ben wurde blass im Gesicht. „Nun, äh, wir<br />
waren auf einem Wanderausflug, bis wir von komischen Kreaturen<br />
entdeckt wurden. Daraufhin flohen wir zu dieser Festung. Jedoch wurde<br />
diese angegriffen. Wir erhielten eine Begleitung die uns aber kurz nach<br />
der Flucht verließ und zur Burg zurückkehrte.<br />
Nun wachte auf, noch ganz geblendet von seinem langen Schlaf.<br />
„Nun…“, begann der König, „…es wird euch schwerfallen mir zu<br />
glauben, jedoch wurde jeder einzelne Bewohner der Burg getötet.“,<br />
„Woher wisst Ihr dass?“, fragte Tom, „Ich sendete ein paar Reiter aus,<br />
um Überlebende zu suchen, doch die einzigen die sie fanden wart ihr<br />
zwei.<br />
Ben und Tom sahen sich still und traurig an, so als ob alles ihre Schuld<br />
gewesen war. „Macht euch keine Sorgen, hier seid ihr vor den Orks<br />
sicher.“. „Wenn Ihr uns die Frage gestatten würdet, wo sind wir hier<br />
denn jetzt eigentlich genau?“, fragte Ben, „Na ihr seid in Òril, in dem<br />
wundersamen Land Nue-Dâ.“. Ben neigte sich zum König hin und<br />
versuchte ihm ins Ohr zu flüstern, was jedoch schwer war, da sein Ohr<br />
fast komplett von seinen langen Haaren bedeckt war: „Und wer ist<br />
dieser Mann in der Ecke?“ „Das? Das ist Nodamin, er ist einer der
esten Heiler die es auf der Welt gibt, wenn auch etwas vergesslich.<br />
Wenn man ihm etwas saht, vergisst er es nach ein paar Sekunden schon<br />
wieder.“, der König begann zu kichern, doch Nodamin fand das Ganze<br />
nicht sehr lustig, er grummelte leise etwas vor sich hin und zwirbelte<br />
seinen langen grauen Bart. „Jetzt seid doch nicht gleich so beleidigt, Ihr<br />
wisst doch, dass es stimmt.“, „Das was stimmt?“, „Na das Ihr so<br />
vergesslich seid.“, „Und was ist damit?“, „Vergesst es einfach.“<br />
Nun ja, er ist trotzdem einer der Besten.“. Es klopfte nun hart gegen die<br />
Tür, und einer der Ritter kam herein: „Mein Herr Arna, Ihr müsst<br />
zurück zum Kriegsrat.“, „Ich eile.“. Er stand vom Stuhl auf und ging<br />
langsam zur Tür. „Nodamin, kümmert euch gut um die Beiden, bis ich<br />
wieder da bin.“, „Ja, ja.“. <strong>Die</strong> Tür fiel wieder ins Schloss und Stille<br />
kehrte ein.<br />
Nodamin ging zu seinem Tisch und klappte das Buch zusammen, legte<br />
es in eine Truhe und verschloss diese. Danach ging er zum anderen<br />
Ende des Raumes und ging dort eine Treppe hinauf, so als ob er Ben<br />
und Tom vergessen hätte. „Ich glaube der hat uns vergessen!“, flüsterte<br />
Tom, „Es scheint so.“. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte Ben, „Wir<br />
warten ab, ob er zurückkommt.“.<br />
Einige Minuten später hörten die Beiden langsame Schritte die Treppe<br />
herunterkommen. Nodamin hatte gerade den Raum betreten, als er<br />
zusammenzuckte und verwundert auf seine beiden Gäste starrte: „Wer<br />
seid ihr, und woher kommt ihr?“, fragte er verängstigt. „Ich bin Ben<br />
und das ist Tom, der König hat uns bei Ihnen gelassen, bis er<br />
wiederkommt.“, „Und wohin ist er gegangen?“, „Ich glaube er trifft sich<br />
mit irgendeinem Rat.“, antwortete Tom, „Und wer trifft sich mit dem<br />
Rat?“, „Der König.“, sagte Ben.<br />
„Und warum seid ihr nochmal hier?“…<br />
Und so ging diese Tour unzählige Stunden, bis die Sonne hinter den<br />
Bergen versank. Endlich hatten sie alles geklärt, Nodamin konnte sich<br />
nun endlich merken, wie die beiden heißen, wo der König war und<br />
warum er sie hier gelassen hatte.<br />
Viele Stunden verstrichen, bis der König wieder zu den Jungs kam, er<br />
sah erschöpft aus, als er im Türrahmen stand, jedoch versuchte er<br />
freundlich zu sein. „Würdet ihr bitte mitkommen.“, bat Arna freundlich<br />
„Wir müssen etwas mit euch besprechen.“. Sie standen langsam von
den Betten auf und folgten ihm. Er führte sie quer durch eine riesige<br />
Stadt. Bis sie letzten Endes zu einer riesigen Halle kamen. Vor einer<br />
schweren Stahltür standen zwei Wachen, sie verbeugten sich und<br />
öffneten den Eingang. Skeptisch betrachteten sie die beiden Jungs, die<br />
hinter dem König durch die Nacht stolperten.<br />
„Bitte setzt euch.“, der König zeigte auf zwei Stühle die an einem<br />
riesigen Tisch standen.<br />
Um den Tisch saßen 11 Menschen, die allesamt reichgeschmückte<br />
Rüstungen trugen. Und am Ende des Tisches thronte der König, er saß<br />
auf einem riesigen Marmorthron. „Das sind also die Beiden?“, fragte<br />
einer der Männer, „Ja, das sind sie.“, sagte Arna.<br />
„So meine Lieben, was habt ihr denn eigentlich in der Nähe der<br />
Rochon-Festung gemacht?“, fragte er, Ben und Tom sahen sich seltsam<br />
an, als würden sie versuchen etwas zu verbergen, „Wir haben eine<br />
Wanderung unternommen, als wir vor wenigen Tagen an einem<br />
seltsamen Lager vorbeikamen.“, sagte Tom. „Beschreibt das Lager.“,<br />
sagte einer der Männer, „Nun, ja. Überall waren Zelte, und hässliche<br />
Kreaturen überall. Als wir uns vorbeischleichen wollten, hörten wir,<br />
dass sie die Festung angreifen wollen.“, „und aus diesem Grund seid ihr<br />
zur Festung gegangen?“, fragte ein anderer Mann, „Ja, genau aus<br />
diesem Grund.“. „Und was geschah dann?“, fragte Arna, „Nachdem die<br />
Schlacht verloren war, wurden wir von einem Soldaten weggebracht. Er<br />
brachte uns zu einer Ruine.“, „Was geschah mit diesem Soldaten?“,<br />
fraget einer der Männer, „Er ging zurück zur Burg. Seitdem haben wir<br />
ihn noch nicht gesehen.“. „Nun, dann wird es euch nicht leicht fallen zu<br />
verstehen, dass dieser Soldat wahrscheinlich tot ist.“.<br />
Ben und Tom standen regungslos da, und silbrige Tränen flossen ihre<br />
Wangen hinunter, und das leise Schluchzen hallte in dem großen Raum<br />
wieder. „Was wollt Ihr denn von uns?“, fragte Ben schluchzend, „Was<br />
wir von euch wollen? Unsere Späher sahen die schwarzen Schatten wie<br />
sei um unsere Mauern schlichen.“, sagte Arna, „Anscheinend haben sie<br />
bemerkt, dass ihr hier seid. Und wir alle wissen, dass die Boten der<br />
dunklen Herrin niemals so weit in unsere Lande gingen, es sei denn sie<br />
gingen einem Auftrag ihrer Herrin nach.“; fügte einer der Generäle<br />
hinzu. „Und was sollen wir nun tun?“, fragte ein anderer General.<br />
„Ich kann nicht fassen, dass ich das sage, aber wir sollten Nodamin<br />
fragen.“, „Glaubt ihr wirklich, dass dieser alte, vergessliche
Heinzelmann uns helfen kann?“. „Wir könnten es ja mal versuchen, holt<br />
mir Nodamin her!“, rief Arna.<br />
Eine peinliche Stille trat in den Raum ein, jedem war der Ernst dieser<br />
Lage bewusst, sie alle wussten in welch dunklen Zeiten sie lebten. Jene<br />
Stille wurde bald durch das Aufschwingen der großen Türen<br />
unterbrochen, sowie dem Klappern der Rüstungen der Soldaten, die<br />
Nodamin in den Saal trugen. Sie setzten ihn auf seine Füße und<br />
verließen den Saal wieder. „Wer seid ihr noch einmal“, fragen der alte<br />
Mann verwirrt, „Seht euch das an, er hat sogar unsere Namen<br />
vergessen!“, „So lasst ihn doch! Nodamin, sagt uns einfach was wir tun<br />
sollen.“. Es verstrichen einige Minuten, jedoch gab Nodamin keinen<br />
Ton von sich, „<strong>Die</strong> dunkle Herrin ist anscheinend wieder<br />
zurückgekehrt, und hat ihre Schergen hierhin geschickt.“,<br />
„EVAKUIERT DIE STADT, RETTET EUCH, BRINGT EUCH IN<br />
SICHERHEIT, ALTE UND KINDER ZUERST!!!“, Nodamin rannte<br />
umher wie ein junges Kind, und seine Glatze wurde rot wie Feuer.<br />
„Nodamin, so beruhigt Euch doch!“, rief Arna, „Von was?“, „Wir<br />
haben euch nur gesagt, dass die dunkle Herrin wieder zurückgekehrt<br />
ist.“, „BEI DER HEILIGEN MELIA, WIR SIND ALLE<br />
VERLOREN…“, brüllte er wieder, „Bleibt ruhig, wir müssen uns jetzt<br />
eine Lösung einfallen lassen.“, „Eine Lösung für was?“…<br />
<strong>Die</strong> Wachen vor der Tür bildeten inzwischen eine Räuberleiter um in<br />
den Saal blicken zu können, das Geschrei und Gebrüll erschien ihnen<br />
unterhaltsam zu werden. Doch Arna wurde dieser Spaß schnell<br />
langweilig, mit jedem Satz, den er wiederholen musste, stieg seine Wut<br />
weiter an.<br />
„ICH HABE DIE NASE VOLL!“, „Warum seid Ihr denn so wütend<br />
mein… ähm…. mein Herr?“, „<strong>Die</strong>se Vergesslichkeit ist die reinste<br />
Plage, habt ihr denn euren Trank nicht genommen!“.<br />
<strong>Die</strong> Wachen vor der Tür hatten sich inzwischen vervierfacht, alle<br />
lachten sie sich krumm, bei dem bloßen Gedanken an den rotköpfigen<br />
König und seinem kleinen vergesslichen <strong>Die</strong>ner, doch auch die<br />
Generäle, die alles hautnah miterlebten, hatten viel zu viel Spaß, um<br />
etwas gegen die Wut des Königs zu tun. Ben und Tom kamen sich noch<br />
unnötiger vor, als jemals zuvor,<br />
denn sie waren die einzigen die darüber nicht so recht lachen konnten.
Stunde um Stunde verging, und der Mond verzog sich wieder hinter die<br />
Berge. <strong>Die</strong> Generäle konnten Nodamin endlich die Situation<br />
eintrichtern, sodass er in der Lage war eine Lösung zu suchen. „Das<br />
Problem ist, denke ich, dass wir die geflügelten Schatten loswerden<br />
müssen.“, „Exakt.“, Bestätigte Arna, „Mal sehen, dann müssen wir…<br />
ach ja genau! Eine jungfräuliche Kreatur muss als Opfer dargebracht<br />
werden.“ „Und das wird funktionieren?“, „Nun…“, „Wird es<br />
funktionieren?!“, schrie einer der Generäle, „Es könnte auch sein, dass<br />
ein Tropfen Blut reichen könnte.“, „Dann müssen wir das so schnell<br />
wie möglich versuchen bevor die Schatten wieder zurückkommen. Was<br />
müssen wir tun?“, „Nun, wir müssen eigentlich nur Wasser aus dem<br />
heiligen Brunnen mit etwas Blut vermischen, das sollte theoretisch<br />
funktionieren.“. „Los, holt mir sofort das Wasser! Unsere Gäste werden<br />
wahrscheinlich so lieb sein und uns etwas Blut zur Verfügung stellen.“.<br />
In Windeseile rannte Nodamin die steinernen Wege entlang, bis er am<br />
heiligen Brunnen ankam.<br />
Er stand auf einem großen Platz, mit riesigen Bäumen umgeben.<br />
In der Ferne waren die Schreie der Schatten zu hören, Eile war nun das<br />
oberste Gebot. Nodamin rannte auf dem Platz umher, „Einen Krug, ich<br />
brauche einen Krug!“.<br />
<strong>Die</strong> entsetzlichen Schreie der geflügelten Schatten hallten durch die<br />
Nacht, die Lichter der Stadt wurden gelöscht, Wachen flüchteten von<br />
ihren Posten und die Türen wurden vernagelt. Einzig und allein stand<br />
nun der Kriegsrat vor dem Tor. „Wenn Nodamin nicht bald kommt,<br />
wird die Situation gefährlich.“, sagte einer der Generäle,<br />
„Wahrscheinlich hat er auf dem Weg zum Brunnen vergessen was er<br />
machen wollte.“, zweifelte der König. In der Ferne waren nun vier<br />
Gestalten zu erkennen, gebückt und schleichend wandelten sie über die<br />
Wiesen. Das Licht des Mondes verzog sich und die Dunkelheit wurde<br />
beinahe undurchdringlich.<br />
Arna blieb fast das Herz stehen, eine kalte Hand wurde auf seine<br />
Schulter gelegt. „Jetzt ist alles aus, die Schatten reißen mich in die<br />
Unterwelt!“, dachte er. Doch es war Nodamin. „Wo habt ihr das<br />
Wasser?!“, fragte Tom, doch Nodamin konnte nicht antworten, er<br />
deutete hektisch auf seinen vollen Mund. Schnell gab man ihm einen
Eimer, in den er seinen Mund entleeren könne. Er lehnte sich über den<br />
Eimer, und riesige Wassermassen kamen aus seinem kleinen Mund.<br />
„Schnell, die letzte Zutat. Welche war das bloß…“. „Entschuldigt<br />
Nodamin, doch dafür haben wir keine Zeit!“, sagte Arna als er seinen<br />
Mantel bei Seite schlug. Aus einer reich verzierten Scheide zog er eine<br />
scharfe, kurze Klinge. Gewaltsam nahm er Ben an sich und öffnete<br />
seine Hand.<br />
Mit der Klinge fuhr er quer über die Handfläche. Nun floss Blut aus der<br />
Wunde, doch der Schmerz war unerträglich. Flehend sah er Tom an,<br />
jedoch war dieser zu geschockt um zu reagieren. Schnell wurde Bens<br />
Hand in den Eimer getaucht, und das Blut vermischte sich mit dem<br />
Wasser. Langsam konnte Ben spüren, wie der Schmerz verschwand,<br />
solange bis er ganz aufhörte. So blutete auch seine Wunde nicht mehr.<br />
„Das war es, wenn wir das jetzt gegen die Schatten einsetzen, so<br />
werden sie ganz schnell wegrennen.“, sagte Nodamin.<br />
Gerade rechtzeitig hatten sie das Ritual beendet, denn nun waren die<br />
Schatten so nahe, dass jeder ihre eisige Kälte spüren konnte. „Nehmt<br />
das, ihr Unholde!“, schrie der König, und entleerte den Eimer über die<br />
<strong>Die</strong>ner Nimué’s. Gelähmt vor Schock blieben die Wesen stehen, sie<br />
beäugten die Gruppe, anschließend sich selbst. „Sonst funktioniert das<br />
doch auch immer!“, schrie Nodamin. „RETTET EUCH, ALLE ALTEN<br />
MEDIZINER ZUERST!“, erneut rannte er wild umher. „Mein, Herr, es<br />
wäre Zeit für einen taktischen Rückzug.“, flüsterte einer der Generäle.<br />
Sie zogen ihre Schwerter, mit dem Wissen, dass sie diesen Kampf nicht<br />
gewinnen konnten. Und so ergriffen sie die einzige Chance zur Flucht<br />
die ihnen Einfiel: Sie warfen den Schatten die Schwerter entgegen, in<br />
der Hoffnung in einem Moment der Verwirrung in die Stadt fliehen zu<br />
können und das Tor zu schließen.<br />
Und so warfen sie nun ihre Waffen hinfort, doch der Plan war zum<br />
Scheitern verurteilt, die Schwerter glitten durch die Kleidung der<br />
Schatten hindurch und fielen klirrend zu Boden. „Gebt uns die<br />
Jungen!“, sagte der größte der Schatten, „Und wir werden euch<br />
verschonen!“. Ein Schrecken zog über die Gesichter von Ben und<br />
Tom, der Schatten ging auf sie zu. Der König stieß die Jungen in ihr<br />
Verderben und rannte hinfort, gefolgt von seinen Generälen. Nun lagen<br />
die durchbohrenden Blicke der geflügelten Schatten ganz und gar auf
Tom und Ben, die Schatten steckten ihre verfluchten Schwerter zurück<br />
in die Scheide und kamen immer näher. Instinktiv ergriffen Tom und<br />
Ben die Flucht, doch der oberste der Schatten ergriff sie am Nacken und<br />
hob sie hoch in die Luft: „Meine Herrin, die große Nimué, wartet auf<br />
euch. Es wäre unklug sie weiter warten zu lassen.“. Seine hohle und<br />
kalte Stimme lähmten Tom und Ben und ließen sie in einen tiefen<br />
Schlaf sinken.
<strong>Die</strong> Macht der Hexe<br />
U<br />
nd so ritten die dunklen Schergen auf ihren verfluchten<br />
Pferden durch die Nacht, auf dem Weg zum Finsterwald.<br />
Der Mond war verhüllt hinter den Wolken, nicht mutig<br />
genug sich den Schatten zu zeigen, und es würde eine<br />
Ewigkeit dauern bis die Sonne aufging. Für Ben und Tom<br />
gab es nur noch wenig Hoffnung, denn niemand der je von<br />
den Schatten gefangen genommen wurde kam jemals wieder zurück in<br />
die lebende Welt.<br />
Langsam verzog sich der Schleier auf dem Geiste der beiden Jungen,<br />
sie konnten wieder sehen, sie konnten wieder hören, doch bewegen<br />
konnten sie sich nicht. Sei es nun die Angst vor ihrer Zukunft oder sei<br />
es ein Zauber schlimmerer Art.<br />
<strong>Die</strong> Schreie der Schatten schnitten durch die Dunkelheit wie eine<br />
Klinge, und die Hufe ihrer verdammten Reittiere stampften über die<br />
Erde, wie ein unaufhaltsamer Sturm. Bald nun wurde ein großer<br />
Schatten sichtbar, unheimlich und gewaltig. „Der Finsterwald!“,<br />
dachte Ben, die Angst die er verspürte, war zu groß um sie in Worte zu<br />
fassen, jedoch hatte er ein Gefühl, als ob er noch viel schlimmere Angst<br />
verspüren würde. Der Wald war nun schon sehr nahe, unheimliche<br />
Bäume beugten sich über einen alten, verwitterten Weg. Doch die<br />
Macht der Schatten lies die Bäume weichen und offenbarte einen längst<br />
vergessenen Weg. Tief in den Wald führte er hinein, bis zu der dunklen<br />
Hexe. Der Wald war nicht mehr das, was er war, als Ben und Tom das<br />
letzte Mal dort gewesen waren, denn nun standen überall Statuen,<br />
Mauern und Türme. Überall schlichen die schrecklichen Orks herum,<br />
die Gefangenen beäugend. „Seht, wieder diese da!“, „<strong>Die</strong>ses Mal<br />
können sie nicht wegrennen!“, riefen sie. Auch erklangen die<br />
schrecklichen Lieder, die die Orks bei der Belagerung der Rochon-Burg<br />
gesungen hatten.
<strong>Die</strong> Reiter kamen an eine gewaltige Burg, aus schwarzem, glänzendem<br />
Gestein. Ein riesiges Gitter wurde geöffnet, und die Schatten ritten in<br />
eine Dunkelheit, die endlos schien. Ben und Tom konnten nichts sehen,<br />
doch wussten sie, dass sie von den Pferden gehoben wurden, und hart<br />
auf den Boden geworfen wurden. „Wartet hier, die Herrin wird bald<br />
kommen.“, sagte einer der Schatten. Nun saßen Tom und Ben alleine in<br />
der Dunkelheit, die Furcht steigerte sich hinauf, bis zur Unendlichkeit.<br />
Andauernd hörten sie Orks, wie sie lachten, wie sie sangen. Auch<br />
hörten sie das Klirren von Rüstungen; „Was war das?“, fragte Ben, „Ich<br />
weiß es nicht.“, sagte Tom, „Hätten wir nur auf Indul gehört und wären<br />
von diesem verfluchten Ort fern geblieben!“, sagte Ben, mit Tränen in<br />
den Augen.<br />
Das Singen der Orks verstummte, und für einen Moment war alles still.<br />
Doch einen Moment später begann Alles im Chor zu klatschen, ein<br />
Jubeln, noch schrecklicher als jeder Gesang. Mit einem Mal schwang<br />
eine Tür auf und knallte gegen die Wände, die fünf Schatten traten ein.<br />
Mit einem Mal entzündeten sich Fackeln im Raum, so dass Ben und<br />
Tom erkennen konnten, dass sie sich in einem Thronsaal befanden. Nun<br />
standen die Schatten an der Wand, bis auf einen, der größte von allen.<br />
Nun verbeugten sie sich, denn ihre Herrin betrat den Saal.<br />
Eine Frau, größer als ein Mann, und schöner als jeder Sonnenaufgang,<br />
jedoch auch dunkler als die Nacht kam herein, bekleidet mit einem<br />
Kleid, das jeden Moment zu zerfließen zu schien, denn es bewegte sich,<br />
auch wenn seine Trägerin ruhte. Ihr langes schwarzes Haar war offen,<br />
mit geflochtenen Strähnen. Sie ging auf einen schwarzen Sockel zu,<br />
neben dem auch der größte Schatten stand. Ihre linke Hand glitt durch<br />
die Luft, und eine Wolke aus dunklem Rauch stieg vom Sockel auf. Er<br />
formte einen Thron, doch war es mehr als eine bloße Täuschung, denn<br />
die Hexe setzte sich auf ihn, und blieb wie durch ein Wunder auf dem<br />
Rauch sitzen. „Erneut hast du mir gute <strong>Die</strong>nste geleistet Schattenfürst.“,<br />
sagte sie zu dem großen Schatten, „Habt Dank, meine Herrin.“ Nun<br />
wandte sie ihr Gesicht Ben und Tom zu, wobei ihr Blick besonders auf<br />
Ben ruhte, „Herzlich willkommen meine Freunde.“, doch Ben und Tom<br />
antworteten nicht. „Entschuldigt meine <strong>Die</strong>ner, sie hätten nicht so grob<br />
werden müssen, jedoch wolltet ihr ja nicht mitkommen. Ich wollte mich
edanken, für eure Hilfe.“. Der Blick der Hexe schweifte von den<br />
Beiden ab: „Nun kann ich meinen Plan endlich ausführen, den ich im<br />
Reich der Toten plante. Schon bald wird die ganze Welt auf meinen<br />
Willen hören.“. Ein seltsames Gefühl wuchs in Ben heran, ein Mut wie<br />
er ihn nie gespürt hatte: „Plant was Ihr wollt, wir werden euch<br />
aufhalten!“, schrie er hinaus. Tom blickte ich seltsam an, und auch die<br />
Hexe blickte verwundert auf den Jungen. Langsam erhob sie sich von<br />
ihrem Thron und ging zu Ben, „Ein mutiger Junge bist du, oder auch<br />
nur das dümmste Wesen das ich je gesehene habe. Warte es nur ab,<br />
meine Pläne werden in Erfüllung gehen, niemand kann es mit mir<br />
aufnehmen, und jeder der es versucht wird vernichtet.“. Sie begann zu<br />
kichern.<br />
<strong>Die</strong> Hexe drehte sich zu ihrem Thron, doch ging nicht auf ihn zu:<br />
„Mach dir keine Sorgen um deine Eltern, Ben. Bald werden sie von<br />
ihrem Leid auf Erden erlöst.“. Mit diesen Worten setzte sie sich wieder<br />
auf ihren Thron aus Rauch. „Woher wisst Ihr von meinen Eltern?“,<br />
fragte Ben ängstlich, „Ich sehe Dinge die Waren, Dinge die sind und<br />
Dinge die noch vor mir liegen, und meinen Sieg sehe ich, klarer als<br />
jemals zuvor.“. „Euer Sieg bleibt euch verwehrt, denn wenn erst<br />
bekannt wird, dass ihr wieder zurück seid wird ganz Arda hierher<br />
kommen und euch besiegen, so wie früher!“, schrie Tom auf.<br />
„In diesem Punkte magst du Recht haben, immer wenn ich meine Hand<br />
nach dem Siege strecke, so entschwindet er meinem Griff. Doch der<br />
Grund ist ein Anderer. Der Zauber der mich zurückgebracht hat währt<br />
nur noch bis zum nächsten Vollmond. Wenn ich nicht in den nächsten 2<br />
Wochen Melia finde und töte, so zerfalle ich zu Staub.“. „Gebt gleich<br />
auf, Melia ist verschwunden, Ihr werdet sie niemals finden!“, sagte<br />
Tom höhnisch. <strong>Die</strong> dunkle Gebieterin stand auf und glitt zu Tom. Zart<br />
streichelte sie über seine Haare: „So ein mutiger Junge…“, ihr griff<br />
erhärtete sich und sie griff Toms Haare, spielend leicht hob sie ihn in<br />
die Luft, „…doch dein Mut wird dir im Kerker nichts nützen!“. Tom<br />
wurde durch den Raum geschleudert und knallte gegen die Wand.<br />
„Grìndûr, komm her und bringe diese zwei in den Kerker!“. <strong>Die</strong> Tür
wurde geöffnet, und es trat ein großer, fetter, hässlicher Ork hinein. <strong>Die</strong><br />
Kreatur schlenderte zu Tom, schulterte ihn und packte sich danach Ben.<br />
Er zerrte sie durch die schier endlosen Gänge und Tunnel der Festung<br />
Nimué’s. Bis sie endlich angekommen waren, wurde eine rostige Zelle<br />
aufgeschlossen und Ben und Tom wurden hart in sie hineingeworfen.<br />
„Meine Herren, willkommen in der schönen Festung N îm-Cardra!“.<br />
Der fette Ork schritt lachend hinfort.<br />
Im Laufe der Zeit, in der sie in der Zelle saßen, kamen allerlei<br />
Kreaturen herbei um die neuen Gefangenen zu betrachten. Es kamen<br />
nicht nur Orks, sondern auch Menschen, ab und zu kam sogar ein<br />
Zwerg vorbei. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich die neugierigen<br />
Gesichter verzogen hatten, doch die Situation verschlechterte sich nur<br />
weiter, denn nun stand erneut einer der geflügelten Schatten vor der<br />
Zelle. Mit einer Handbewegung öffnete er die Zelle und ergriff die<br />
beiden mit seiner eisernen Hand. Erneut wurden sie brutal durch die<br />
Gänge gezogen, und vor den Thron Nimué’s geworfen. <strong>Die</strong>se ging<br />
nervös auf und ab, biss sich Fingernägel und murmelte vor sich hin.<br />
„Meine Herrin, hier sind die Gefangenen.“, sagte der Schatten, „Gut,<br />
Schattenfürst, lasst mich alleine.“.<br />
Nimué sah Ben und Tom genau an: „Wie habt ihr das geschafft?“,<br />
fragte sie wütend, „Was meint Ihr?“, fragte Ben, „Hör auf dich noch<br />
dümmer anzustellen als du ohnehin schon bist!“, schrie sie, „Wir wissen<br />
wirklich nicht, was Sie meinen.“, beteuerte Tom, „Dann erklärt mir,<br />
wieso meine Späher mir berichtet haben, dass eine Armee, angeführt<br />
von meiner Schwester Elrà, auf dem Weg hier her ist. Also wie habt ihr<br />
sie verständigt, sagt es sofort!“. „Aber wir wissen…“, doch der Satz<br />
wurde beendet, denn Nimué ließ ihrem Zorn und ihrer Verzweiflung<br />
freien Lauf und erhob ihre Hand gegen Ben, der nun einen<br />
Handabdruck auf der Backe bekam. „Hört auf mich anzulügen!“, rief<br />
sie voll Zorn.<br />
In dem auftretenden Moment der Stille konnte man seltsame Geräusche<br />
hören, zum einen hörte man das Marschieren tausender Soldaten und
zum anderen das Schreien der Orks: „Sie sind hier, benachrichtigt<br />
sofort die Herrin!“.<br />
Der Schattenfürst stürmte hinein, das gezogene Schwert in der Hand,<br />
„Meine Herrin, die Elben sind hier!“. Kurz nach dem Ende des Satzes<br />
stürzte die Wand des Thronsaales ein und ein riesiger Felsbrocken flog<br />
durch das Loch. Mitten im Raum, direkt neben Nimué, blieb er liegen,<br />
verwundert sah die Hexe aus dem Loch, und was sie sah schockierte sie<br />
zutiefst: Eine riesige Armee stand draußen im Wald, kurz vor dem Tor,<br />
kurz davor es zu durchbrechen. „Bringt diese Maden wieder in ihre<br />
Zellen zurück!“, rief sie dem Fürste zu, dann wurden Ben und Tom<br />
erneut am Hals gegriffen und in die dunkeln Gänge gezogen.<br />
Dumpf konnte man den Lärm der Schlacht durch die dicken Wände der<br />
Festung hören, schreckliche Schreie und helles Klirren von Metall.<br />
„Flieht!“, schrien die Orks draußen, kurz danach krachte ein riesiger<br />
Felsbrocken in den Turm, und hätte beinahe Tom und Ben erschlagen.<br />
Starr vor Schreck betrachteten sie den riesigen Stein. Sie sahen eine<br />
Hand am Boden, eingeklemmt durch den Stein, sie versuchte<br />
verzweifelt sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien. „Glaubst du er<br />
kommt da raus?“, fragte Ben. Doch bevor Tom antworten konnte,<br />
vernahmen sie lautes Schreien. Doch waren es keine Orks, es war eine<br />
zivilisiertere Sprache, eine Sprache die sie schon früher gehört hatten.<br />
„Elben!“, schrie Tom, „Wir sind in Sicherheit!“. Durch das große Loch<br />
im Turm kam nun ein Bataillon Elben, mit glänzenden Rüstungen und<br />
blitzenden Schwertern, hineingestürmt. An der Spitze ein Elb, mit<br />
goldener Rüstung, und ein Gesicht so rein wie das eines Kindes. „Nû li<br />
Kain!“, befahl er seinen Soldaten, woraufhin sie Ben und Tom<br />
schulterten und mit ihnen fortrannten. Gerade als sich das Bataillon<br />
zurückziehen wollte, stieg der Schatten des Fürsten wieder auf und<br />
befreite sich von dem Stein. Dunkel stand er nun vor dem Elb mit der<br />
goldenen Rüstung, neben ihm ein Soldat mit silberner Rüstung, doch<br />
von gleicher Schönheit. Der Schattenfürst durchbohrte die beiden mit<br />
seinen unsichtbaren Blicken, doch die Elben wichen nicht zurück,<br />
sondern zogen ihre Schwerter.<br />
Der Schattenfürst klammerte sich nun an sein Schwert, und die<br />
Dunkelheit um ihn nahm zu. Dann stieß er sein Schwert in Richtung des<br />
goldenen Elb, doch dieser wich trotz seiner schweren Rüstung elegant
aus und schlug seine Klinge auf die des Fürsten. Doch der Schattenfürst<br />
gewann die Oberhand und war in der Lage die Klinge seines Feindes<br />
von ihm weg zu stoßen.<br />
Und noch bevor sich der Elb umsehen konnte, wurde er von einem<br />
Faustschlag des Schattens die Treppen hinaufgeschleudert. Der andere<br />
Elb, noch starr vor Schock, blickte auf seinen Meister, bevor er mit<br />
einem Wutschrei auf den Fürsten stürmte.<br />
Rasend schlug er mit seiner Klinge auf die Gestalt ein, doch jedes Mal<br />
glitt seine Klinge durch das Böse hindurch, bis die beiden Klingen<br />
aufeinander trafen. Mit einem lauten Klirren zerbarst die Klinge des<br />
Elbes, und die Wucht der Explosion schleuderte auch ihn hinfort.<br />
Nun stand einzig und allein der Schattenfürst noch auf den Beinen,<br />
langsam auf seine Opfer zugehend. Doch der Zufall stand auf der Seite<br />
der Elben, und es krachte erneut ein Felsbrocken durch den Turm.<br />
Mit einem lauten poltern riss er die untere Seite des Turmes mit sich.<br />
Nun hing der Schattenfürst klammernd an einer Treppenstufe, in dem<br />
Versuchen sich in Sicherheit zu klimmen.<br />
Gerade rechtzeitig wurde der goldene Elb wach, um mit anzusehen wie<br />
das Wesen beinahe wieder auf den Füßen stand. Der Elb sah um sich<br />
und nahm einen handgroßen Stein auf und schleuderte diesen auf den<br />
Fürsten.<br />
Mit einem markerschütternden Schrei fiel dieser nun in die Tiefe der<br />
dunklen Festung.<br />
Der Elb nahm seinen Schüler auf die Schulter und rannte die Treppen<br />
nach oben.<br />
Endlich sahen Ben und Tom das Sonnenlicht wieder, doch waren sie<br />
noch nicht außer Gefahr, denn im Hofe der Festung tobte eine gewaltige<br />
Schlacht.<br />
Sie wurden mitten durch die Schlacht getragen, doch Nimué’s Plan<br />
sollte nicht durchkreuzt werden. Denn nun stand erneut der<br />
Schattenfürst vor den Elben, rasend vor Wut. Ben und Tom wurden auf<br />
den Boden gelegt und die Krieger stellten sich dem Feind, und obwohl<br />
dieser Kampf schon verloren war, kämpften sie mit Entschlossenheit.<br />
Doch die Macht des Schattens war zu groß, einen Elben schlug er Meter<br />
weit hinfort, den anderen Erstach er mit seinem Schwert. Der letzte Elb
positionierte sich so weit von Ben und Tom weg, wie nur irgendwie<br />
möglich. Nun ging der Fürst auf ihn zu. Mit jedem Schritt schien er<br />
größer zu werden, „<strong>Die</strong>se Kinder gehören Nimué!“, sagte er mit seiner<br />
unheimlichen, hohlen Stimme. Danach stach er seine Klinge durch die<br />
Rüstung des Elben, der danach Tod zu Boden sank.<br />
Doch der Fürst hatte keine Zeit diese perverse Freude zu genießen, die<br />
er verspürte, denn eine goldene Klinge durchbrach seinen Schatten,<br />
„Nicht wenn ich es nicht verhindern kann!“, sagte eine Stimme. „Denkt<br />
Ihr wirklich, Nimròdel, dass ihr mich töten könnt?“. Während dessen<br />
nahm sein Schüler Ben und Tom und rannte mit ihnen in Richtung des<br />
Tores. Der Schattenfürst war wie gelähmt, Nimròdel nutzte diesen<br />
Augenblick, und zog seine Klinge aus ihm heraus und rannte zu seinem<br />
Schüler. Geschwächt von diesem Angriff sank der Schattenfürst zu<br />
Boden, seine Schreie ließen den Elben und Orks das Mark erfrieren.<br />
<strong>Die</strong> Elben traten den Rückzug an, langsam zogen die Reihen durch das<br />
zerbrochene Tor. <strong>Die</strong> letzten Elben zogen riesige Schilde, mit denen sie<br />
die Pfeile der Orks abwehrten, doch dann wurden viele von ihnen<br />
weggeschleudert. „Sie gehören mir!“, schrie Nimué, die wütend auf die<br />
Elben zuging. Sie hob ihre Hand, in der sich eine schwarze, blitzende<br />
Kugel bildete, diese schleuderte sie auf ihre Feinde.<br />
Mit einem riesigen Krach explodierte die Kugel und schleuderte<br />
hunderte von Elben hinfort.<br />
<strong>Die</strong> dunkle Hexe schrie vor Wut und schleuderte immer mehr<br />
Energiekugeln auf die Feinde, doch diese hielten ihre Formation bei<br />
und gingen aus dem Tor. Ein mächtiges Katapult feuerte einen riesigen<br />
Felsbrocken auf das Tor, welches unter der riesigen Last einstürzte.<br />
Stolz zogen die Elben hinfort, zurück zu ihrer Heimat.<br />
Ben und Tom konnten noch Nimué’s Hand sehen, die leblos aus dem<br />
riesigen Steinhaufen ragte, doch dann verband man ihnen die Augen.<br />
<strong>Die</strong> Elben nahmen einen langen, verschlungenen Pfad, durch viele<br />
Höhlen und Wälder gingen sie. „Meister Nimròdel, woher kannte euch<br />
diese widerwärtige Gestalt?“, fragte sein Schüler, „Nun ja, als ich noch<br />
jünger war und Nimué zum ersten Mal versuchte die Welt zu<br />
übernehmen, war der Schattenfürst ein Elb, namens Ir-Baíl, mein erster<br />
Schüler. Doch er wurde von Nimué verführt, und versank in der
Dunkelheit…“. Der Blick Nimròdel’s wurde erfüllt von Trauer und<br />
Sehnsucht, und eine kleine, silberne Träne floss seine Wange herunter.<br />
„…Seit diesem Tage an, schwor ich nie mehr einen Schüler zu<br />
unterrichten. Doch dann fand ich dich, und mit der Zeit lernte ich dich<br />
lieben, wie einen Sohn. Und ich erkannte deine Talente, doch vor allem<br />
hatte ich Mitleid mit dir. Der Augenblick, indem ich dich in dem Korb<br />
in dem brennenden Haus gefunden habe, überwarf mich das Mitleid.“.<br />
Nun wurde sein Gesicht fröhlich, doch immer noch flossen Tränen über<br />
seine Wangen, doch es waren Tränen aus Freude.<br />
Doch nun blickte Nimròdel wieder ins Leere: „Doch mit der Zeit<br />
erkannte ich, dass du Ir-Baíl immer ähnlicher wurdest. Doch dein<br />
Schicksal wird ein anderes sein, denn ich werde es nicht zulassen, dass<br />
Nimué dich mir wegnehmen wird.“.<br />
Das Gespräch wurde jäh unterbrochen, als ein alter Mann, gefesselt vor<br />
den Elben, auf dem Boden lag. Seine Augen waren voller Qualen und<br />
Leid, und seine Hände waren geschunden von endlosen Jahren voller<br />
Folter.<br />
Eine Handbewegung Nimròdel’s brachte den ganzen Zug zum stehen,<br />
langsam näherte er sich dem alten Mann. Er beugte sich über ihn und reichte<br />
ihm die Hand: „Freund, was ist geschehen?“, fragte der Elb, „Es tut mir<br />
leid…“, schluchzte der alte Mann vor sich hin, „Was tut dir leid?“.<br />
Der Mann zog einen Dolch aus seinen Lumpen hervor und stürzte sich auf den<br />
Krieger. <strong>Die</strong> Bogenschützen reagierten blitzschnell, spannten ihre Bögen und<br />
schossen Pfeile, so präzise, dass jeder Pfeil durch das Herz des alten Mannes<br />
flog. Doch es war zu spät, Nimròdel stolperte rückwärts, seine goldene<br />
Rüstung färbte sich rot. „Algahir…“, stammelte er vor sich hin, bevor er in die<br />
Arme seines Schülers fiel.<br />
Algahir untersuchte seinen Meister nach Verletzungen, bis er eine riesige<br />
Wunde an dessen Hals entdeckte, auf die er sofort seine Hand legte. „Ich<br />
werde euch retten!“, ihm rannen tausende von Tränen aus den Augen, doch<br />
nicht nur er wurde von Trauer überrannt. Jeder Elb fing an, den verwundeten<br />
zu beweinen. Algahir rief einen Elben an, die Wunde zu versorgen, während<br />
er zu dem heuchelnden Mann ging. „Sag warum du das getan hast, dann<br />
schicke ich dich schneller ins Jenseits!“, schrie er, „<strong>Die</strong> Dunkelheit wächst,<br />
und wir müssen eine Seite wählen…“, „Doch du hast die falsche Seite<br />
gewählt!“. Algahir entriss dem alten Mann den Dolch und stach ihm damit in<br />
seinen Brustkorb. Wenige Sekunden atmete er noch, dann glitt er in den Tod.
„Mein Herr, wir haben keine Zeit, Meister Nimròdel ist schwer verletzt, wir<br />
müssen ihn nach Nild-Gâen bringen.“, „So beeilen wir uns.“.<br />
Nun schritt der Zug voran, Ben und Tom wurden geschultert und Nimròdel<br />
auf ein Pferd gesetzt. Nicht lange dauerte die Reise, bis der nächste<br />
Schicksalsschlag auf die Elben zukam. Einer der vordersten Elben, mit<br />
Abstand der jüngste in der Gruppe, gab das Zeichen zum Anhalten. Auf<br />
einmal wurde im Wald alles still, bis ein Geräusch hörbar wurde, es war der<br />
schreckliche Klang von Orkstimmen: „Ich rieche diese Elben, da drüben, ich<br />
kann sie sehen, fangt sie!“.<br />
Dem Pferd gab man die Sporen, und die Elben schlugen sich gegenseitig, sie<br />
versuchten alles um schneller zu werden, denn sie wussten dass sie keine<br />
Chance gegen einen wütenden Ork hatten. Ihre einzige Hoffnung war, es, dass<br />
jetzt gerade ein Wachwechsel stattfinden würde, und dass einige ihrer Truppen<br />
in der Nähe wären.<br />
<strong>Die</strong> Orks kamen immer näher, das Gebrüll wurde immer deutlicher.<br />
„Schneller, wir haben gleich die Grenze erreicht!“, sie kamen immer näher an<br />
einen kleinen, hellblauen Fluss, der für Ben und Tom jedoch nicht wie eine<br />
Rettung aussah. Sie kamen immer näher an das kleine Rinnsal, bis auf Einmal<br />
ein seltsames Geräusch das Gebrüll der Orks in Hilfeschreie verwandelte.<br />
Tausende Pfeile schwirrten durch die Gegend, und genauso viele Orks sanken<br />
tot zu Boden.<br />
Doch Einige schafften es weit genug, um sich auf ihre Beute zu stürzen. Aber<br />
ihre <strong>Rache</strong> sollten sie nicht bekommen, denn nun bleib der Zug stehen, mit<br />
gezogenen Schwertern und einem Wunsch nach <strong>Rache</strong> für die Verwundung<br />
ihres Meisters. Ihre Klingen glitten durch die Reihen der Orks, bis alle<br />
Vernichtet waren.<br />
„Wie schön dass wir uns treffen Algahir.“, rief eine Stimme vom Himmel<br />
herab, „Schön dich zu hören Kilai, aber wir haben nur wenig Zeit, mein<br />
Meister brauch die Hilfe Elrà’s.“, „Mach dir keine Sorgen, sie erwartet euch<br />
bereits beim heiligen Baum.“<br />
<strong>Die</strong> Elben in den Baumwipfeln entschlossen sich hier zu bleiben und auf Orks<br />
zu warten, die vielleicht als Nachhut kamen, während der Zug der Elben den<br />
Fluss überquerte um zur großen Elben-Königin zu gelangen.<br />
Ben und Tom, welchen immer noch die Augen verbunden waren, merkten von<br />
der Reise nicht viel, außer dass sie nun durch ein sehr ebenes Gelände gingen.<br />
Hier und dort konnten sie das Singen von Elben, das Zwitschern von Vögeln<br />
und das Plätschern von Wasser vernehmen. Man nahm den Beiden nun ihre<br />
Augenbinden ab und was sie sahen verblüffte sie: Eine riesige Mauer, aus<br />
Büschen und Bäumen, und dahinter eine riesige Stadt aus Baumhäusern.
Dahinter ein riesiger Baum, indem viele kleine Einbuchtungen, die wie Häuser<br />
aussahen eingearbeitet, waren. In der Krone befand sich ein königliches Haus,<br />
reich verziert mit silbernen Akzenten, doch ruhte es leicht auf dem Baum,<br />
ohne einen einzigen Ast umzuknicken.<br />
Man öffnete ein Tor, von außen sah es aus als wäre es ein Teil der<br />
gigantischen hecke, doch innen sah man, dass das Tor, sowie die gesamte<br />
Mauer, aus festem Stein bestand. <strong>Die</strong> Straßen in dieser Stadt waren mit<br />
glitzernden Steinen gepflastert, und hier und da floss ein Bach.<br />
Sie gingen sehr weit durch dieses Schöne Land, das sie faszinierte, als ob es<br />
eine andere Welt wäre. Sie gingen auf den riesigen Baum zu, von dem aus sie<br />
von hunderten von Augen beobachtet wurden. Auf den Ästen saßen Vögel, in<br />
den Häusern saßen Elben und an den Ästen hingen kleine Affen, mit<br />
hellbraunem Fell, großen Augen und einem langen Schwanz hangelten sie sich<br />
zu den Neuankömmlingen. An dem Fuße des Baumes angekommen,<br />
verbeugten sich die Elben, doch Ben und Tom wussten weder wieso noch vor<br />
wem. Aber einer der Elben zog sie auf die Knie und verwies mit einem Blick<br />
auf eine große Elbenfrau, die vor ihnen stand.<br />
Mit langen goldenen Haaren, einem langen, grünem Kleid und einer<br />
blendenden Schönheit stand sie da und begrüßte die Elben mit einem<br />
herzlichen Lächeln. Sie verwies die Elben mit einer Handbewegung, Nimròdel<br />
in den Baum zu bringen. Als Ben und Tom den Elben folgen wollten, warf die<br />
Elbenfrau ihnen einen strengen Blick zu…