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Festschrift 25 Jahre (2008) - Grüner Kreis

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Wege aus der Sucht<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Frühling 2002 No. 41<br />

DVR-Nr. 0743542<br />

Sommer 2002 No.42<br />

DVR-Nr.0743542<br />

Frühjahr 2006 No. 57<br />

Herbst 2002 No.43<br />

Winter 2003 No. 48<br />

Sommer 2006 No. 58<br />

Winter 2002 No.44<br />

Frühjahr 2004 No. 49<br />

Herbst 2006 No. 59<br />

Gefördert aus den Mitteln von<br />

ESF<br />

BMWA<br />

und AMS<br />

Sommer 2004 No. 50<br />

Winter 2006 No. 60<br />

rüner<br />

MAGAZIN K R E I S<br />

www.gruenerkreis.at<br />

MAGAZIN<br />

www.gruenerkreis.at<br />

MAGAZIN<br />

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MAGAZIN<br />

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Frühjahr 2003 No.45<br />

MAGAZIN<br />

www.gruenerkreis.at<br />

Frauen<br />

Arbor vitae<br />

Der Baum des Lebens<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b. 01Z022665V<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b.02Z032340M<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b.02Z032340M · DVR-Nr.0743542<br />

Stück für Stück<br />

Der Weg in die Nachbetreuung<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b.02Z032340M · DVR-Nr.0743542<br />

drug-addicts@work<br />

Zwischen Kreativität und Realität –<br />

Der Traum von Arbeit<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b.02Z032340M · DVR-Nr.0743542<br />

Alkohol –<br />

Freund oder<br />

Feind des<br />

Menschen?<br />

Sommer 2003 No.46<br />

MAGAZIN<br />

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Herbst 2003 No.47<br />

MAGAZIN<br />

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MAGAZIN<br />

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MAGAZIN<br />

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MAGAZIN<br />

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Sind6<br />

Monate genug?<br />

Wie Kurzzeitherapie gelingt.<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b.02Z032340M · DVR-Nr.0743542<br />

Kinder im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b.02Z032340M · DVR-Nr.0743542<br />

20 <strong>Jahre</strong><br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b.02Z032340M · DVR-Nr.0743542<br />

Angehörigenbetreuung im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b. 04Z035724 S · DVR-Nr.0743542<br />

1:0<br />

Sport gegen Drogen<br />

Was Aktive Freizeit im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ bewirkt.<br />

Herbst 2004 No. 51<br />

MAGAZIN<br />

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Winter 2004 No. 52<br />

MAGAZIN<br />

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Frühjahr 2005 No. 53<br />

MAGAZIN<br />

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Sommer 2005 No. 54<br />

MAGAZIN<br />

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Herbst 2005 No. 55<br />

MAGAZIN<br />

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Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b. 04Z035724 S · DVR-Nr.0743542<br />

Wenn die Suche nach dem Glück<br />

zur Sucht wird<br />

Die Behandlung von nichtstoffgebundenen Süchten im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Prävention im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Ein Programm stellt sich vor<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b. 04Z035724 S · DVR-Nr.0743542<br />

Medizin im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Der Stellenwert der ärztlichen Betreuung Suchtkranker<br />

Sucht und seelische Erkrankung<br />

Die Behandlung der Komorbidität im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b. 04Z035724 S · DVR-Nr.0743542<br />

Psychotherapie und Sucht<br />

Es zählt, was hilft und heilt ...<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b. 04Z035724 S · DVR-Nr.0743542<br />

Stufe um Stufe in die Freiheit<br />

– der Weg aus der Sucht<br />

Die Therapiephasen in der stationären Behandlung Suchtkranker im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b. 04Z035724 S · DVR-Nr.0743542<br />

Leben und Zukunft<br />

durch Bildung und Arbeit<br />

Aus- und Fortbildung sowie Arbeitstherapie im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Winter 2005 No. 56<br />

MAGAZIN<br />

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MAGAZIN<br />

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MAGAZIN<br />

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MAGAZIN<br />

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MAGAZIN<br />

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24 Stunden im Leben<br />

eines Patienten<br />

Ein Tag auf Therapie im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b. 04Z035724 S · DVR-Nr.0743542<br />

Venus & Mars<br />

– was ist dran?<br />

Suchtbehandlung von Frauen und Männern im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b. 04Z035724 S · DVR-Nr.0743542<br />

Welche Therapie führt zum Erfolg?<br />

Die Entscheidung für den richtigen Weg aus der Sucht.<br />

Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b. 04Z035724 S · DVR-Nr.0743542<br />

Jugend sucht.<br />

Jugend & Sucht im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

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Krise – Gefahr oder Chance?<br />

Frühjahr 2007 No. 61<br />

MAGAZIN<br />

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Rückfall und Krisenintervention in der Suchttherapie.<br />

Sommer 2007 No. 62<br />

MAGAZIN<br />

www.gruenerkreis.at<br />

Herbst 2007 No. 63<br />

MAGAZIN<br />

www.gruenerkreis.at<br />

Winter 2007 No. 64<br />

MAGAZIN<br />

www.gruenerkreis.at<br />

Frühjahr <strong>2008</strong> No. 65<br />

MAGAZIN<br />

www.gruenerkreis.at<br />

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Verlagspostamt 1070 Wien P.b.b. 04Z035724 S · DVR-Nr.0743542<br />

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Österreichische Post AG Sponsoringpost BPA 1070 Wien 04Z035724 S · DVR-Nr.0743542<br />

Leben im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Wir lassen Bilder sprechen.<br />

Psychotherapie, Medizin,<br />

Arbeit und Freizeitpädagogik.<br />

Wie sie am Weg aus der Sucht helfen.<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ und die Vielfalt<br />

Behandlungskonzepte und ihre Zielgruppen<br />

Menschen [machen es] möglich.<br />

Wir helfen Suchtkranken zurück ins Leben.<br />

Flucht in die Sucht<br />

Wenn Alkohol das Leben bestimmt<br />

www.gruenerkreis.at


grünerkreisInhalt |<br />

grüner<strong>Kreis</strong>Vorwort<br />

2 Bundespräsident Dr. Heinz Fischer<br />

3 BM Dr. Maria Berger<br />

4 BM Dr. Andrea Kdolsky<br />

5 Bürgermeister Dr. Michael Häupl<br />

6 Stadträtin Mag. Sonja Wehsely<br />

7 LH DI Dr. Erwin Pröll<br />

8 Landesrätin Mag. Johanna Mikl-Leitner<br />

9 Landesrätin Dr. Petra Bohuslav<br />

10 LH Mag. Franz Voves<br />

11 LH-Stellvertreter Dr. Kurt Flecker<br />

12 Bundesdrogenkoordinator Dr. Franz<br />

Pietsch<br />

13 Wiener Drogenkoordinator Michael<br />

Dressel, MA<br />

14 Vereinspräsidentin Brigitte Podsedensek<br />

15 Geschäftsführer Dir. Alfred Rohrhofer<br />

grüner<strong>Kreis</strong>Verein<br />

16 Menschen im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

17 Das Leitbild<br />

18 Der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

grüner<strong>Kreis</strong>Einrichtungen<br />

19 Stationäre und ambulante Einrichtungen<br />

grüner<strong>Kreis</strong>Behandlungssystem<br />

24 Das Behandlungssystem und die<br />

Arbeitsweise<br />

grüner<strong>Kreis</strong>Arbeitsweise<br />

<strong>25</strong> Das medizinische Konzept<br />

26 Die Rolle des Psychotherapie in der<br />

Behandlung der Suchterkrankung<br />

27 Die Rolle der Arbeitstherapie in der<br />

Behandlung der Suchterkrankung<br />

28 Aktive Freizeitgestaltung am Beispiel des<br />

Projektes „Kunst im ‚Grünen <strong>Kreis</strong>‘ “<br />

grüner<strong>Kreis</strong>Betreuungsangebote<br />

31 Die Prävention<br />

32 Die Vorbetreuung<br />

33 Die ambulante Therapie<br />

34 Die stationäre Kurzzeittherapie<br />

35 Die stationäre Langzeittherapie<br />

36 Das Eltern-Kind-Haus<br />

37 Die Behandlung Jugendlicher<br />

38 Das Leben der Frauen im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

39 Die Behandlung der Komorbidität<br />

40 Die Alkoholbehandlung<br />

41 „Therapie statt Strafe“<br />

42 Das gemeinnützige Beschäftigungsprojekt<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ in Zusammenarbeit mit<br />

dem AMS Niederösterreich<br />

43 Die Nachbetreuung<br />

44 Die Angehörigenbetreuung<br />

grüner<strong>Kreis</strong>Sozialökonomische<br />

Arbeitsprojekte<br />

46 Das Seminarhotel „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

47 Catering „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

48 Pool 7 – Ausstellungs- und<br />

Verkaufsgalerie des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

49 Die Tischlerei am Berghof<br />

50 Gartenbau „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

51 Die Landwirtschaft im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

grüner<strong>Kreis</strong>International<br />

52 Die internationalen Kontakte<br />

grüner<strong>Kreis</strong>Wissenschaft<br />

54 ARS – Addiction Research Society<br />

grüner<strong>Kreis</strong>Fundraising<br />

55 Unterstützen & Spenden – Projekte &<br />

Programme im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

30 Die Rolle von Sport und Bewegung in der<br />

Behandlung der Suchterkrankung<br />

Impressum<br />

Medieninhaber: „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“, Verein zur<br />

Rehabilitation und Integration suchtkranker<br />

Personen<br />

Herausgeber: Vorstand des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

Mitglieder des Vorstandes:<br />

Brigitte Podsedensek, Dr. Erhard Doczekal,<br />

Alfred Rohrhofer, Ernst Steurer<br />

Mitglieder des Aufsichtsrates:<br />

Dr. Michael Schwarz, Mag. Karl Schwarz,<br />

Prim.Doz.Dr. Peter Porpaczy, DI Wolf Klerings<br />

Kaufmännischer Direktor:<br />

Alfred Rohrhofer<br />

Redaktion: Alfred Rohrhofer, Dr. Brigitte Wimmer<br />

Eigenverlag: „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“, Verein zur<br />

Rehabilitation und Integration suchtkranker<br />

Personen<br />

Alle: A-1070 Wien, Hermanngasse 12<br />

Tel.: (1) 526 94 89, Fax: (1) 526 94 89-4<br />

redaktion@gruenerkreis.at<br />

www.gruenerkreis.at<br />

ZVR-Zahl: 5<strong>25</strong>148935<br />

Erscheinungsdatum: März <strong>2008</strong><br />

Konzeption, Kreation und Produktion:<br />

KONTEXT kommunikation, Kaiser&Partner KEG<br />

A-1010 Wien, Babenbergerstraße 9/11a<br />

Tel.: (1) 319 52 62, Fax: (1) 319 52 62-99<br />

mail@kontext.at, www.kontext.at<br />

Titelbild: Elisabeth H.<br />

Umschlagseite U4: Mario H.<br />

PatientInnennamen wurden aus Datenschutzgründen<br />

von der Redaktion geändert.<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 1


| grünerkreisVorwort<br />

FOTO: PRÄSIDENTSCHAFTSKANZLEI<br />

Ich begrüße es sehr, dass der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

anlässlich seines <strong>25</strong>-jährigen Bestandsjubiläums<br />

durch eine eigene Publikation die Aufmerksamkeit<br />

auf ein zentrales gesellschaftspolitisches Problem<br />

lenkt, nämlich jenes des Drogenkonsums und der<br />

Vielfalt von psychischer und sozialer Abhängigkeit<br />

von Drogen. Der seit dem Ende des vergangenen Jahrhunderts<br />

weltweit angestiegene Drogenkonsum stellt<br />

nicht nur die Politik vor große Herausforderungen,<br />

sondern die Gesellschaften insgesamt. In dieser vom<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“ vorgelegten Jubiläumspublikation<br />

finden sich wertvolle Beiträge, die kompetent und<br />

umfassend über die medizinischen, psychologischen<br />

und sozialen Bedingungen der Ausbreitung dieses<br />

Problems informieren.<br />

Als Bundespräsident ist es mir besonders wichtig,<br />

dass die Beiträge nicht nur den Krankheitscharakter<br />

des Drogenkonsums im engeren Sinn beschreiben,<br />

sondern auch die Ursachen benennen, die oft<br />

direkt in die Drogenabhängigkeit hineinführen.<br />

Wer sich die komplexen privaten und gesellschaftlichen<br />

Voraussetzungen der Drogensucht vor Augen<br />

führt, wird verstehen, welche großartige Arbeit<br />

PsychotherapeutInnen, PsychologInnen, ÄrztInnen,<br />

SozialarbeiterInnen und Assistenzberufe jeden Tag<br />

im Rahmen des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ leisten. Ich<br />

bin überzeugt, dass die Broschüre dazu beitragen<br />

wird, diese Leistungen einer breiten Öffentlichkeit<br />

bekannt zu machen.<br />

Bemerkenswert ist auch die Bemühung um Spezialisierung<br />

auf frauenspezifische Therapieangebote und<br />

die Behandlung Jugendlicher, sowie der Behandlungsschwerpunkt<br />

Kunst, im Rahmen dessen an die<br />

künstlerische Kreativität der PatientInnen appelliert<br />

wird, um ihnen Möglichkeiten zur Selbstheilung in<br />

die Hand zu geben.<br />

In diesem Sinne möchte ich all jenen meinen Dank<br />

aussprechen, die Tag für Tag für Österreich eine großartige,<br />

herausfordernde und unverzichtbare Arbeit<br />

leisten. Mein besonderer Dank gilt den Mitgliedern<br />

des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ sowie allen HelferInnen<br />

und FörderInnen, die ein vorbildliches gesellschaftliches<br />

Engagement des Beistands und der Hilfe für<br />

suchtkranke MitbürgerInnen zeigen. Ich wünsche<br />

Ihnen aus Anlass Ihres <strong>25</strong>-jährigen Bestehens für<br />

die Zukunft alles Gute und viel Erfolg!<br />

Dr. Heinz Fischer<br />

Bundespräsident der Republik Österreich<br />

2 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisVorwort |<br />

FOTO: BUNDESMINISTERIUM FÜR JUSTIZ<br />

Süchtige sind kranke Menschen, die Hilfe und Unterstützung<br />

brauchen. Seit Jahrzehnten ist es auch in<br />

Österreich unbestrittener Grundsatz, dass dem Drogenproblem<br />

nicht nur durch rein repressive Maßnahmen,<br />

also durch den Einsatz des Strafrechts, sinnvoll<br />

zu begegnen ist, sondern dass Sucht und Abhängigkeit<br />

primär medizinische Probleme sind, zu deren Lösung<br />

es medizinisch-therapeutischer Ansätze bedarf.<br />

Das in der österreichischen Justiz im Suchtmittelbereich<br />

vorherrschende und durch die Suchtmittelgesetz-Novelle<br />

2007 weiter ausgebaute Prinzip „Therapie<br />

statt Strafe“ setzt – nicht zuletzt auch als Form der<br />

Verbrechensprävention im Sinne der Opfer – dort an,<br />

wo medizinische und therapeutische Maßnahmen<br />

notwendig, sinnvoll, erfolgversprechend und adäquat<br />

sind, indem es der Behandlung und Betreuung<br />

suchtkranker Personen Vorrang gegenüber deren<br />

Bestrafung einräumt.<br />

Der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ als österreichweit größte<br />

gemeinnützige Organisation auf dem Suchtsektor<br />

ist für das Bundesministerium für Justiz seit vielen<br />

<strong>Jahre</strong>n ein verlässlicher und kompetenter Partner bei<br />

der Behandlung und Betreuung drogenabhängiger<br />

Rechtsbrecher. Mit seinen bewährten ambulanten<br />

sowie stationären Lang- und Kurzzeittherapieprogrammen<br />

bietet er für die Betroffenen rasche und<br />

professionelle Hilfe und unterstützt damit Suchtkranke<br />

auf ihrem oft steinigen Weg zurück in ein<br />

suchtfreies Leben. Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ trägt durch<br />

seine ganzheitliche, insbesondere abstinenzorientierte<br />

Arbeit sehr wesentlich zur Integration von Menschen<br />

mit Suchtproblemen in den Arbeitsmarkt, zur Prävention<br />

und damit letztlich auch zur Sicherheit der<br />

Bevölkerung bei.<br />

Ich wünsche dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“ anlässlich seines<br />

<strong>25</strong>-jährigen Bestehens auch weiterhin viel Erfolg und<br />

Ausdauer bei seiner für die Gesellschaft so wichtigen<br />

Arbeit und hoffe auf eine Fortsetzung der guten Zusammenarbeit<br />

mit der Justiz, die mich mit Zuversicht<br />

den künftigen Herausforderungen im Suchtbereich<br />

entgegenblicken lässt.<br />

Dr. Maria Berger<br />

Bundesministerin für Justiz<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 3


| grünerkreisVorwort<br />

FOTO: © BMGFJ, CHRISTIAN JUNGWIRTH<br />

Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert ist der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ kompetente Anlaufstelle für suchtgefährdete<br />

und suchtkranke Menschen, deren Angehörige und<br />

auch für Personen, die sich über den Themenkreis<br />

Sucht informieren wollen.<br />

Das vielfältige Therapie- und Betreuungsangebot des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ ermöglicht, auf die individuellen<br />

Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten einzugehen<br />

und gemeinsam mit ihnen die bestmögliche<br />

Form der Behandlung bzw. Begleitung zu erkennen<br />

und umzusetzen.<br />

Angehörige, die unter der Suchterkrankung eines nahestehenden<br />

Menschen zu leiden haben, finden beim<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“ Halt und Unterstützung. Vor allem<br />

für Kinder, die in einem suchtgeprägten Elternhaus<br />

aufwachsen, bietet die Einbeziehung in die Therapie<br />

der Eltern die Chance, einem ähnlichen Schicksal zu<br />

entrinnen und durch gezielte Betreuung Fähigkeiten<br />

zu entwickeln, ihr Leben ohne Droge und Sucht<br />

selbstbestimmt zu leben.<br />

Immer wichtiger wird Prävention an Schulen und in<br />

Betrieben. Auch für diesen Bereich hat der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ vorbildliche Programme und engagierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

Als Bundesministerin für Gesundheit, Familie und<br />

Jugend möchte ich dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“ zu seinem<br />

ganzheitlichen, umfassenden und vielfältigen Angebot<br />

gratulieren und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

meinen Respekt für ihre wertvolle, oft auch<br />

sehr anstrengende Arbeit aussprechen. Ich wünsche<br />

dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“ für die Zukunft alles Gute und<br />

weiterhin viel Erfolg!<br />

Dr. Andrea Kdolsky<br />

Bundesministerin für Gesundheit, Familie und<br />

Jugend<br />

4 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisVorwort |<br />

FOTO: © STADT WIEN, KURT KEINRATH<br />

Kaum eine Stadt der Welt ist so eng mit medizinischer,<br />

psychologischer und psychoanalytischer Tradition<br />

verbunden wie Wien. Die Wiener Schule hat Weltruf<br />

erlangt und das ist für uns Auszeichnung und Verpflichtung<br />

zugleich. Institutionen wie der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ sind unverzichtbare Partner auf diesem Wiener<br />

Weg, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den<br />

Mensch in den Mittelpunkt zu stellen.<br />

Durch das Prinzip, suchtkranke Menschen in einem<br />

geschützten Rahmen zu behandeln, setzt der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ nun schon seit <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n höchste Standards.<br />

Dass dabei der Betreuung von Angehörigen besondere<br />

Bedeutung beigemessen wird, unterstreicht<br />

den humanistisch orientierten Zugang des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“.<br />

Die Stadt Wien hat immer den sogenannten „Wiener<br />

Weg in der Drogenpolitik“ beschritten: Dieser Weg<br />

richtet sich nicht starr nach nur einer Ideologie, sondern<br />

danach, welche Hilfe die Betroffenen individuell<br />

brauchen. Genau darin besteht die Gemeinsamkeit<br />

mit der Philosophie des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“.<br />

Engagierte Therapeutinnen und Therapeuten des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ haben eine enorme Vielzahl von<br />

differenzierten Angeboten entwickelt, welche den<br />

gesamten Themenkomplex des Problemfeldes Sucht<br />

abzudecken versuchen – und dies ist wahrlich keine<br />

kleine Aufgabe. Besonders würdigen möchte ich<br />

an dieser Stelle das Engagement in der Prävention,<br />

die für mich als Wiener Bürgermeister besonders<br />

in den Schulen einen unermesslich wichtigen Stellenwert<br />

hat.<br />

Es steht außer Frage, dass die erste Priorität in Sachen<br />

Suchtgift immer der Prävention gelten muss:<br />

Wir haben die Aufgabe, gerade den jungen Menschen<br />

jene Lebenskompetenz zu vermitteln, die ihnen ein<br />

drogenfreies Leben ermöglicht und erstrebenswert<br />

macht. Dass Sucht oft mit frühen Missbrauchserfahrungen<br />

verbunden ist, macht unser Engagement<br />

– auch und besonders im Jugendschutz – noch unverzichtbarer.<br />

Ich möchte das <strong>25</strong>-jährige Bestandsjubiläum des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“ daher nützen, um meinen persönlichen<br />

Dank auszusprechen. Der Einsatz der Therapeutinnen<br />

und Therapeuten, der diese nicht selten an die<br />

Grenze der eigenen Belastbarkeit führt, spiegelt sich<br />

deutlich im Erfolg des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ und ist eine<br />

unverzichtbare Säule unseres Sozialgefüges.<br />

Ich wünsche allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ auch weiterhin viel Erfolg<br />

bei der Hilfe, Betreuung und Behandlung von<br />

Menschen, die ihren Weg zurück in ein drogenfreies<br />

Leben suchen.<br />

Dr. Michael Häupl<br />

Landeshauptmann und Bürgermeister der Stadt<br />

Wien<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 5


| grünerkreisVorwort<br />

FOTO: WWW.PETERRIGAUD.COM<br />

Zur österreichweit größten gemeinnützigen Organisation<br />

auf dem Suchtsektor angewachsen, bietet<br />

der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ bei Abhängigkeitsproblematiken<br />

jetzt schon seit <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n rasche und professionelle<br />

Hilfe. Voraussetzung für jede Aufnahme und Ziel<br />

jeder Behandlung im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ ist die Abstinenzorientierung.<br />

Die Arbeit des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ ist ein wichtiger<br />

Bestandteil der Wiener Drogenpolitik, die es<br />

sich zum Ziel gesetzt hat, gegen Ausgrenzung von<br />

Suchtkranken anzutreten und diesen ein kompetentes<br />

Beratungs- und Hilfssystem anzubieten.<br />

Auch im Jahr 2007 erhielt der Verein Unterstützung<br />

für Maßnahmen für Einzelpersonen zur Behandlung,<br />

Betreuung, Pflege und Aufenthalt sowie zur Förderung<br />

des laufenden Betriebes von der Sucht- und<br />

Drogenkoordination Wien der Stadt Wien.<br />

Ich wünsche mir, dass der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ auch<br />

in Zukunft mit so viel Enthusiasmus suchtkranken<br />

Personen zur Seite steht und bedanke mich bei allen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr großes<br />

Engagement in diesem wichtigen Arbeitsfeld.<br />

Mag. Sonja Wehsely<br />

Amtsführende Stadträtin für Gesundheit und Soziales,<br />

Wien<br />

6 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisVorwort |<br />

FOTO: BÜRO LH DI DR. ERWIN PRÖLL<br />

Auf der einen Seite mutet es ein bisschen seltsam an,<br />

einem Verein wie dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“ zu seinem <strong>25</strong>-<br />

jährigen Bestandsjubiläum zu gratulieren. Immerhin<br />

setzt das langjährige Bestehen eines solchen Vereins<br />

das ebenso langjährige Vorhandensein teils sehr starker<br />

Abhängigkeitsproblematiken und damit großen<br />

menschlichen Leids voraus.<br />

Auf der anderen Seite konnten – allein durch die Arbeit<br />

dieses Vereins – im vergangenen Vierteljahrhundert<br />

unzählige dieser leidgeprüften Menschen wertvolle<br />

Hilfe erhalten und rehabilitiert bzw. in die Gesellschaft<br />

integriert werden. Somit kann und muss dem<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“ an dieser Stelle ganz klar und auf das<br />

allerherzlichste zu seinem <strong>25</strong>-Jahr-Jubiläum und zu<br />

seinen bisher erbrachten Leistungen und Erfolgen<br />

gratuliert werden!<br />

Wir von Seiten des Landes Niederösterreich sind stolz,<br />

dass diese Anlaufstelle und vielfältigste Suchthilfeeinrichtung<br />

Österreichs auf niederösterreichischem<br />

Boden beheimatet und Mitglied unserer, von großem<br />

sozialem Verantwortungsbewusstsein geprägter, „Familie<br />

Niederösterreich“ ist und von hier aus hilfsbedürftigen<br />

Menschen aus der gesamten Republik sowie<br />

aus dem ganzen EU-Raum zur Seite gestanden wird. Als<br />

Landeshauptmann wünsche ich dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

für seinen weiteren Weg alles erdenklich Gute und<br />

viel Erfolg und dass alle Menschen, die diesem <strong>Kreis</strong><br />

kürzer oder auch länger angehören, am Ende gestärkt<br />

und glücklich aus diesem hervortreten mögen!<br />

DI Dr. Erwin Pröll<br />

Landeshauptmann von Niederösterreich<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 7


| grünerkreisVorwort<br />

grünerkreisSuchtbehandlung<br />

FOTO: BÜRO MAG. JOHANNA MIKL-LEITNER<br />

Wege aus der Sucht sind vielfältig, sensibel und<br />

bedürfen einer stabilen Institution, die Suchtkranken<br />

und Hilfsbedürftigen Halt und Stütze gibt. Der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“, als größte Einrichtung Österreichs auf<br />

dem Suchtsektor, aber auch als Verein mit dem vielfältigsten<br />

Angebot an Therapiemöglichkeiten, gibt<br />

Hilfsbedürftigen diese Richtung und Orientierung.<br />

Die fachlich versierten und kompetenten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter unterstützen Patientinnen<br />

und Patienten in den verschiedenen Therapiestufen,<br />

zu einem suchtfreien und drogenfreien Leben zurück<br />

zu gelangen.<br />

Mit diesem Verein ist das, was vor mehr als <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

von Primarius Dr. Günther Pernhaupt als Institution<br />

zur Rehabilitation und Integration suchtkranker<br />

Personen zwar in konkretem, dennoch in kleinem<br />

Rahmen gegründet wurde, heute längst den Kinderschuhen<br />

entwachsen und zu einem Verein herangewachsen,<br />

dessen Name heute weit über alle Grenzen<br />

und Gesellschaften hinweg an Bekanntheit und Ansehen<br />

gewonnen hat.<br />

Dem Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“, als Österreichs größte<br />

gemeinnützige Organisation auf dem Suchtsektor,<br />

und all seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

möchte ich zum <strong>25</strong>-jährigen Bestehen ganz herzlich<br />

gratulieren und meinen Dank aussprechen. Denn der<br />

große, unermüdliche und selbstlose Einsatz ist ein<br />

Dienst am Nächsten und trägt somit ganz entscheidend<br />

zu einem Gesundheitsbewusstsein innerhalb<br />

unserer Gesellschaft bei. Für die Zukunft und für<br />

den weiteren erfolgreichen Weg wünsche ich alles<br />

Gute und viel Erfolg!<br />

Mag. Johanna Mikl-Leitner<br />

Landesrätin für Frauen, Familie und Generationen,<br />

Niederösterreich<br />

Auch seitens des Landes Niederösterreich nehmen<br />

wir unsere Verantwortung wahr, auf dem Gebiet der<br />

Suchtprävention und Suchtberatung aktiv zu sein,<br />

und setzen deshalb zahlreiche Initiativen in den niederösterreichischen<br />

Bezirken, um vor Ort zu helfen,<br />

wenn Unterstützung gebraucht wird.<br />

8 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisEinrichtungen grünerkreisVorwort |<br />

FOTO: BÜRO DR. PETRA BOHUSLAV<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“, Österreichs größte gemeinnützige<br />

Institution zur Rehabilitation und Integration<br />

suchtkranker Personen, feiert sein erfolgreiches <strong>25</strong>-<br />

jähriges Bestehen.<br />

Seit seiner Gründung 1983 verfolgt der „Grüne <strong>Kreis</strong>“<br />

ein ganzheitliches Konzept, das die individuellen<br />

Bedürfnisse der Einzelnen und ihres Umfelds voll<br />

berücksichtigt. Das Ziel ist, Suchtkranken eine realistische<br />

Chance zu bieten, ein drogenfreies Leben<br />

zu erreichen.<br />

Als Soziallandesrätin ist es mir ein besonders wichtiges<br />

Anliegen, den Problemen unserer Bevölkerung<br />

nicht hilflos gegenüber stehen zu müssen. Partnerschaften<br />

zwischen dem Land Niederösterreich und<br />

der Institution „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ bieten die Möglichkeit,<br />

Suchtkranke auf ihrem Weg zurück in ein drogenfreies<br />

Leben zu betreuen.<br />

Nur durch das ungebrochene Engagement der<br />

vielen MitarbeiterInnen – 140 qualifizierte MitarbeiterInnen<br />

stehen derzeit in insgesamt 4 ambulanten<br />

Beratungs- und Betreuungszentren und in 9 stationären<br />

Einrichtungen mit 262 Betreuungsplätzen<br />

zur Verfügung – war und wird es auch in Zukunft<br />

weiterhin möglich sein, so viele Suchtkranke am Weg<br />

zurück in ein suchtfreies Leben zu begleiten.<br />

Ich wünsche dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“ weiterhin alles Gute,<br />

viel Erfolg für die Zukunft und meine Hochachtung<br />

vor ihrer schwierigen Arbeit!<br />

Dr. Petra Bohuslav<br />

Landesrätin für Arbeit, Soziales und Kultur,<br />

Niederösterreich<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 9


| grünerkreisVorwort<br />

FOTO: BÜRO LH MAG. FRANZ VOVES<br />

Menschen, die in Abhängigkeit von Suchtmitteln geraten<br />

sind und sich somit in einer Notlage befinden,<br />

aus der sie allein nicht mehr herauskommen können,<br />

bedürfen der konkreten Hilfe und der Unterstützung<br />

durch die Gesellschaft. Niemand kann sagen, dass nicht<br />

in ihrem oder seinem näheren oder weiteren Umkreis<br />

Formen von Abhängigkeiten auftreten, die sogar lebensbedrohliche<br />

Ausmaße annehmen können.<br />

Seit einem Vierteljahrhundert gibt es in so einer<br />

leidvollen problematischen Situation rasche, unbürokratische<br />

und sehr effiziente Hilfe: durch den<br />

Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“. Er hilft professionell nach<br />

den Grundsätzen des unvergessenen Primarius Dr.<br />

Günter Pernhaupt suchtkranken bzw. drogenabhängigen<br />

Menschen wieder in ein Leben ohne Suchtmittel<br />

und in die Gesellschaft zurückzufinden. Die<br />

Kranken und ihre Angehörigen werden in außerordentlich<br />

engagierter Weise von den haupt- sowie den<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

ambulant, in Kurz- oder Langzeittherapien betreut.<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ arbeitet auch in der Prävention und<br />

betreibt Beratungs- und Betreuungsstellen in Wien,<br />

in Klagenfurt, in Linz sowie in der Landeshauptstadt<br />

Graz. Mittlerweile ist der Verein zur größten Organisation<br />

auf dem Gebiet der Betreuung suchtkranker<br />

Menschen in Österreich geworden und verfügt über<br />

ein breit gefächertes Angebot, das eine individuelle,<br />

auf den jeweiligen „Fall“ zugeschnittene Behandlung<br />

erlaubt. Es ist die Arbeit dieser gemeinnützigen Organisation,<br />

ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

gar nicht hoch genug einzuschätzen und ich bin sicher,<br />

dass die Akzeptanz dieser tätigen Hilfe in der<br />

Allgemeinheit weiter steigen wird.<br />

Dem Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ unter seiner Präsidentin<br />

Brigitte Podsedensek, Mitarbeiterin seit der „ersten<br />

Stunde“, dem gesamten ehrenamtlichen Vorstand<br />

und Aufsichtsrat des Vereines und der Kollegialen<br />

Geschäftsführung mit Dir. Alfred Rohrhofer als Geschäftsführer<br />

und Verwaltungsdirektor, Dr. Robert<br />

Muhr als psychotherapeutischem und Dr. Leonidas<br />

K. Lemonis als ärztlichem Leiter sowie allen 140<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die tagein und<br />

tagaus ihre verantwortungsvolle Aufgabe meistern,<br />

danke ich im Namen des Bundeslandes Steiermark,<br />

aber auch ganz persönlich für ihren unermüdlichen<br />

Einsatz im Dienste der Suchtkranken und ihrer Angehörigen.<br />

Zugleich gratuliere ich sehr herzlich zum<br />

Jubiläum des <strong>25</strong>-jährigen Bestehens und entbiete die<br />

besten Wünsche für eine erfolgreiche Weiterarbeit im<br />

Sinne der und für die von einem schwierigen Schicksal<br />

betroffenen Mitmenschen, denen die Arbeit des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ begründete Hoffnung auf ein selbst<br />

bestimmtes Leben in und mit der Gesellschaft gibt!<br />

Mag. Franz Voves<br />

Landeshauptmann der Steiermark<br />

10 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisVorwort |<br />

FOTO: BÜRO LANDESHAUPTMANN-STELLVERTRETER DR. KURT FLECKER<br />

Für Menschen, die die Orientierung und das Vertrauen<br />

in ihrem Leben verloren haben, ist der Weg in<br />

Sucht und Abhängigkeit eine nur scheinbare Lösung.<br />

Umgekehrt haben Sucht und Abhängigkeit unterschiedlichste<br />

Ursachen und verschiedenste Formen<br />

und können auch jede/n treffen.<br />

Menschen mit Abhängigkeits- und Suchtproblemen<br />

brauchen gerade deshalb eine breite Hilfsangebotspalette:<br />

Selbst- und Laienhilfe, Beratungsdienste,<br />

fachspezifische Behandlung und Rehabilitation von<br />

Suchtkranken und auch Beratung in der Suchtprävention.<br />

Für all diese Angebote sind Mittel aus öffentlicher<br />

Hand notwendig.<br />

Eine optimale Betreuung und Versorgung suchtkranker<br />

Menschen funktioniert aber nur dann, wenn die<br />

einzelnen Leistungsangebote vernetzt und kooperativ<br />

tätig sind. Im Vordergrund bleibt dabei immer, die<br />

Würde des Menschen zu achten.<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ feiert heuer sein <strong>25</strong>-jähriges Bestehen<br />

und leistete in all den <strong>Jahre</strong>n großartige Arbeit<br />

bei der Behandlung von suchtkranken Menschen.<br />

Nicht nur Menschen mit Drogenproblemen werden<br />

mit viel Engagement auf dem Weg zurück in die<br />

Gesellschaft unterstützt, auch Menschen mit nicht<br />

substanzabhängiger Sucht wird geholfen.<br />

Ich bedanke mich bei allen MitarbeiterInnen des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ für ihre qualitätsvolle, einfühlsame<br />

und engagierte Arbeit und gratuliere herzlich<br />

zum Jubiläum!<br />

Dr. Kurt Flecker<br />

Landeshauptmann-Stellvertreter der Steiermark<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 11


| grünerkreisVorwort<br />

FOTO: BÜRO DR. FRANZ PIETSCH<br />

Als nationalem Drogenkoordinator und für Drogen<br />

und Sucht zuständigem Dienststellenleiter im Bundesministerium<br />

für Gesundheit, Familie und Jugend<br />

ist mir ein großes Anliegen, dass es für Menschen<br />

in Zusammenhang mit Suchtproblemen – ob direkt<br />

oder indirekt betroffen – adäquate Betreuungseinrichtungen<br />

gibt. Deshalb freut es mich besonders,<br />

dass der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ seit vielen <strong>Jahre</strong>n in diesem<br />

Bereich tätig ist und sich mittlerweile zur größten österreichischen<br />

Organisation zur Behandlung Suchtkranker<br />

entwickelt hat.<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ bedeuten <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> fachliche<br />

Kompetenz verbunden mit Menschlichkeit im Umgang<br />

mit Sucht. Erfolgreiche Behandlung gerade von<br />

Sucht erfordert ein Eingehen auf die Persönlichkeit des<br />

Erkrankten, auf dessen individuelle Situation und auf<br />

seine ganz speziellen Bedürfnisse. All das wird innerhalb<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ professionell abgedeckt.<br />

Besonders die Möglichkeit der Rehabilitation suchtkranker<br />

Eltern gemeinsam mit ihren Kindern möchte<br />

ich hier hervorheben, da dies für mich ein schönes Beispiel<br />

ist, zusätzliches Leiden z.B. durch die Trennung<br />

von den Kindern während einer Therapie zu vermeiden,<br />

somit einen weiteren Faktor ausschalten zu können,<br />

welcher den Therapieerfolg beeinträchtigen könnte,<br />

und gleichzeitig die Kinder dabei zu unterstützen,<br />

ihren persönlichen durch die Erkrankung der Eltern<br />

verursachten Leidensweg zu verarbeiten.<br />

Als Vorsitzender der Bundesdrogenkoordination, die<br />

ressortübergreifend mit den Bundesministerien für<br />

Justiz und für Inneres kooperiert, möchte ich auch<br />

das Prinzip „Therapie statt Strafe“ herausstreichen,<br />

welches für die Betreuungseinrichtungen oftmals<br />

eine besondere Herausforderung darstellt. Dass die<br />

Betreuung und Therapie von straffälligen Suchtkranken<br />

für den „Grünen <strong>Kreis</strong>“ „einen wertvollen Teil<br />

der Arbeit“ darstellt, spricht für die vorbehaltslose,<br />

tolerante und von Achtung getragene Einstellung<br />

dieses Vereins allen Mitgliedern der Gesellschaft<br />

gegenüber.<br />

Auch der Ansatz, die Balance zwischen Förderung von<br />

Gemeinschaft und Gruppenaktivitäten bei gleichzeitiger<br />

Wahrung von individuell zu gestaltenden Freiräumen<br />

der Klientinnen und Klienten im Zuge der<br />

Therapie zu suchen, also einerseits die (Wieder-)Eingliederung<br />

in die Gesellschaft und die Schaffung von<br />

Kontakten bzw. einem persönlichen sozialen Netz zu<br />

unterstützen, andererseits aber auch die Selbstverantwortung<br />

der Klientinnen und Klienten anzusprechen,<br />

hat wohl einen wesentlichen Anteil am Erfolg des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“.<br />

Ebenso der Vorbeugung, dem „Tun bevor etwas passiert“,<br />

wird im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ in Form von schulischen<br />

und arbeitsweltbezogenen Angeboten auf<br />

professionelle und zielgruppenspezifische Weise<br />

Rechnung getragen.<br />

Ob nun Vorbetreuung, verschiedenste Therapieangebote,<br />

Nachbetreuung, Angehörigenarbeit oder Prävention<br />

– der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ leistet in all diesen Bereichen<br />

seit nunmehr 2 ½ Jahrzehnten hervorragende Arbeit.<br />

Dafür darf ich dem Verein meinen Dank und meine<br />

Anerkennung sowie weiterhin viel Erfolg für die Zukunft<br />

aussprechen – im Namen meiner Dienststelle<br />

und aus der ganz persönlichen Überzeugung heraus,<br />

dass derartige Einrichtungen wichtig und hilfreich<br />

für das Individuum, aber auch unverzichtbar für die<br />

gesamte Gesellschaft sind.<br />

Dr. Franz Pietsch<br />

Leiter des Bereichs III/B – Drogenkoordination und<br />

Rechtsfragen im Bundesministerium für Gesundheit,<br />

Familie und Jugend, Nationaler Drogenkoordinator<br />

der Republik Österreich<br />

12 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisVorwort |<br />

FOTO: ULRIKE WIESER<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ – Verein zur Rehabilitation und Integration<br />

suchtkranker Personen, das ist der Name einer<br />

Institution, die aus dem Wiener Suchthilfenetzwerk<br />

nicht wegzudenken ist.<br />

Der Name ist Programm – es geht um die Rehabilitation<br />

und Integration von Menschen und es geht<br />

um die Anerkennung von Sucht als Krankheit – im<br />

Gegensatz zum oft verwendeten Bild von Sucht als<br />

persönlichem und moralischem Versagen. Diese Idee,<br />

dieses Programm setzen die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ nun seit schon <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

mit großem Einsatz und Engagement um.<br />

Als Wiener Drogenkoordinator kann ich sagen, dass<br />

der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ mit seinen vielfältigen und immer<br />

vielfältiger werdenden Angeboten einen ganz wesentlichen<br />

Bestandteil des Wiener Suchthilfenetzwerkes<br />

darstellt, das sich ja auch dadurch auszeichnet, dass<br />

es nicht nur einen Behandlungs- und Betreuungsweg<br />

gibt, sondern mehrere – abhängig von den jeweiligen<br />

spezifischen Bedürfnissen und Erkrankungen der<br />

PatientInnen.<br />

Auch der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ selbst bietet – auf der Grundlage<br />

der Abstinenzorientierung – immer vielfältigere<br />

Behandlungsmöglichkeiten an, von stationärer über<br />

ambulanter Therapie bis zu einem mobilen Betreuungssystem,<br />

Spezialkonzepte wie das Eltern-Kind-<br />

Haus, stationäre Langzeittherapie für Jugendliche<br />

oder für PatientInnen mit psychogener Multimorbidität.<br />

All diese Angebote sind getragen von dem<br />

Bestreben, den PatientInnen das zu geben, was sie<br />

brauchen und was für sie notwendig, Not-wendend<br />

ist. Nicht an ihren Defiziten wird angesetzt, sondern<br />

an ihren Potenzialen und Fähigkeiten, diese sollen<br />

gefördert und ans Licht gebracht werden.<br />

Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ für die Arbeit, die sie im Sinne<br />

der Menschen machen, und wünsche für die Zukunft,<br />

dass der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ weiterhin so bunt und<br />

vielfältig ist.<br />

Michael Dressel, MA<br />

Wiener Drogenkoordinator<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 13


| grünerkreisVorwort<br />

Mein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

FOTO: BRIGITTE PODSEDENSEK<br />

Kaum zu glauben, dass schon <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> vergangen sind,<br />

seit Günter Pernhaupt die geniale Idee hatte, den<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“ zu gründen. Ich bin sozusagen bereits<br />

ein Fossil, da ich fast von Anfang an dabei gewesen<br />

bin und eines der ersten Mitglieder des Vorstandes<br />

werden durfte. Als ich im Jänner 2001 dann gebeten<br />

wurde, die Präsidentschaft zu übernehmen, sagte ich<br />

aus vollstem Herzen „Ja“, da der Verein mittlerweile<br />

wie ein Kind für mich geworden war. Immer schon<br />

beschäftigte ich mich gerne mit Menschen und als<br />

Lehrerin war es mir ein besonderes Anliegen, mich<br />

im sozialen Bereich zu engagieren und den „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“ ehrenamtlich zu unterstützen.<br />

Die Philosophie der Behandlung des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

möchte ich ganz besonders hervorheben. Die sinnvolle<br />

Beschäftigung der PatientInnen im Alltag im<br />

Rahmen der Arbeitstherapie, Aus- und Fortbildung,<br />

Sport und Erlebnispädagogik sind neben Psychotherapie<br />

und medizinischer Behandlung für mich<br />

ganz wichtige Voraussetzungen zur sozialen Wiedereingliederung<br />

der Betroffenen in die Gesellschaft<br />

und den Arbeitsmarkt. Das Ziel ist ja, dass unsere<br />

PatientInnen den Wiedereinstieg in den Beruf und<br />

somit ins gesellschaftliche Leben schaffen, dauerhaft<br />

clean bleiben und Lebensfreude und Sinn in ihrem<br />

Leben wiederentdecken – ganz individuell nach ihren<br />

eigenen Bedürfnissen. Immer wieder schön ist es,<br />

ExklientInnen auf Feiern und Veranstaltungen des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ oder als aktive MitarbeiterInnen<br />

des Vereins zu treffen. Genau das bedeutet für mich<br />

Erfolg in der Behandlung.<br />

Ich bin zuversichtlich, dass der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ auch<br />

weiterhin diesen erfolgreichen Weg beschreitet, und<br />

wünsche mir, dass Günter Pernhaupts Idee weiterlebt<br />

und sein Geist weiter getragen wird. Begeistert<br />

bin ich von so viel sozialem Engagement aller Menschen<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ und vom guten Teamwork<br />

der MitarbeiterInnen. Nur wenn alle an einem<br />

Strang ziehen, kann unser Vereinsziel auch erreicht<br />

werden: die Rehabilitation und Integration unserer<br />

PatientInnen.<br />

Zum Schluss bleibt mir noch eines – mich bei allen<br />

MitarbeiterInnen, all unseren FörderInnen und auch<br />

bei allen öffentlichen Instanzen für die Hilfe und<br />

Unterstützung herzlich zu bedanken!<br />

Brigitte Podsedensek<br />

Vereinspräsidentin des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

14 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisVorwort |<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

– ein Vierteljahrhundert und die<br />

Hälfte meines Lebens<br />

FOTO: ARCHIV „GRÜNER KREIS“<br />

Als Wegbegleiter des Gründers des Vereins „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“, Dr. Günter Pernhaupt, hatte ich von Beginn<br />

an das Privileg, beim Aufbau und bei der Konzeptentwicklung<br />

des gemeinnützigen Vereins „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“ entscheidend mitzuwirken. Beginnend mit vier<br />

PatientInnen am Treinthof, dem ersten Betreuungshaus<br />

in Krumbach im südlichen Niederösterreich,<br />

finanziert durch den medizinisch-wissenschaftlichen<br />

Fonds der Stadt Wien, entwickelte sich der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ in den letzten <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n zur größten österreichischen<br />

Einrichtung auf dem Sektor der Betreuung<br />

suchtkranker Menschen.<br />

Neben acht Therapiestationen in Niederösterreich<br />

und der Einrichtung Johnsdorf in der Steiermark<br />

entstanden in Wien, Graz, Klagenfurt und Linz auch<br />

ambulante Beratungs- und Betreuungszentren. All<br />

diese Einrichtungen sind § 15 SMG Einrichtungen<br />

und bei den stationären Einrichtungen handelt es sich<br />

um Sozialhilfe- oder Jugendwohlfahrtseinrichtungen<br />

bzw. um ein Sonderkrankenhaus.<br />

Etwa 4500 Menschen konnten stationär und rund 2000<br />

ambulant betreut werden. Derzeit sind 150 MitarbeiterInnen<br />

verschiedenster Professionen (ÄrztInnen, PsychotherapeutInnen,<br />

PsychologInnen, SozialarbeiterInnen,<br />

SuchtberaterInnen, FacharbeiterInnen, Verwaltungspersonal<br />

etc.) im Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ beschäftigt.<br />

Die therapeutischen Konzepte des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

– basierend auf den vier Therapiesäulen Psychotherapie,<br />

medizinische Versorgung durch praktische<br />

ÄrztInnen und FachärztInnen, Arbeitstherapie mit<br />

Aus- und Fortbildung sowie sinnvolle Freizeitgestaltung<br />

durch Kunst, Sport und Erlebnispädagogik<br />

– haben sich als äußerst sinnvoll erwiesen, dennoch<br />

werden diese Konzepte ständig weiter entwickelt<br />

und evaluiert, sodass sie den neuesten europäischen<br />

Standards entsprechen.<br />

Wir leben mit unseren PatientInnen nach dem Vorbild<br />

einer therapeutischen Gemeinschaft zusammen und<br />

sind stolz darauf, diesen Menschen helfen zu können.<br />

Die Rehabilitation, aber vor allem auch die Reintegration<br />

der PatientInnen in die Arbeitswelt ist uns ein<br />

großes Anliegen. Der Weg aus der Suchterkrankung<br />

ist ein dornenvoller und langer, verbunden mit Frustrationen<br />

sowohl für PatientInnen und Angehörige<br />

als auch für MitarbeiterInnen.<br />

In diesem Bewusstsein möchte ich allen PatientInnen,<br />

die es mit unserer Hilfe geschafft haben, ein weitgehend<br />

drogenfreies Leben zu führen, gratulieren, allen<br />

PatientInnen, die diesen Weg noch vor sich haben,<br />

Mut zusprechen und allen MitarbeiterInnen für ihre<br />

Arbeit und ihr soziales Engagement danken.<br />

Was mich persönlich betrifft, möchte ich sagen, dass<br />

mir die Arbeit für den „Grünen <strong>Kreis</strong>“ nach <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

noch immer Freude bereitet und ich meine ganze<br />

Arbeitskraft auch in den nächsten <strong>Jahre</strong>n zum Wohle<br />

unserer PatientInnen einsetzen werde.<br />

Mein besonderer Dank gilt dem ehrenamtlichen<br />

Vorstand und Aufsichtsrat des Vereins, allen MitarbeiterInnen,<br />

SpenderInnen und SponsorInnen,<br />

unseren Kostenträgern und den politischen EntscheidungsträgerInnen<br />

des Landes Österreich, die<br />

die Arbeit des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ in den letzten <strong>25</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n unterstützt haben.<br />

Dir. Alfred Rohrhofer<br />

Geschäftsführer des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 15


| grünerkreisVerein<br />

Menschen im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Eine Institution ist nur so gut wie ihre MitarbeiterInnen.<br />

Dies gilt auch für die größte<br />

Einrichtung Österreichs auf dem Suchtsektor,<br />

den „Grünen <strong>Kreis</strong>“. Große Erfahrung, medizinisches<br />

Knowhow und richtungsweisende<br />

Therapiekonzepte haben den Verein in den<br />

letzten <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n bekannt gemacht. Zu diesem<br />

Erfolg tragen österreichweit rund 150 MitarbeiterInnen<br />

und zahlreiche ehrenamtlich<br />

Tätige, vor allem<br />

im Vorstand und<br />

Aufsichtsrat, bei.<br />

Sie sorgen dafür,<br />

dass die Vision<br />

und das Leitbild<br />

nicht nur auf<br />

dem Papier stehen,<br />

sondern auch<br />

tagtäglich gelebt<br />

werden.<br />

Ein klares Leitbild<br />

legt die<br />

Wertvorstellungen<br />

und die Verpflichtungen<br />

gegenüber den<br />

PatientInnen, den<br />

SponsorInnen,<br />

der Umwelt und<br />

der Gesellschaft,<br />

aber auch den<br />

Umgang der MitarbeiterInnen<br />

untereinander<br />

fest.<br />

Es soll verbindliche<br />

Orientierungshilfe<br />

und<br />

Richtlinie bei der<br />

Verfolgung der<br />

Vereinsziele in<br />

einem sich ständig<br />

ändernden,<br />

dynamischen<br />

Umfeld und unter<br />

ständig steigenden<br />

Anforderungen<br />

sein. Das Ziel aller Bemühungen ist<br />

immer die Patientin und der Patient. Das<br />

Engagement jedes einzelnen Mitarbeiters<br />

und jeder Mitarbeiterin gilt dem Schaffen<br />

optimaler Rahmenbedingungen für PatientInnen<br />

und MitarbeiterInnen.<br />

gesellschaftlicher, wissenschaftlicher und<br />

auch wirtschaftlicher Hinsicht zu tragen.<br />

Das Leitbild schafft eine leistungsfördernde<br />

Vereinskultur, jede Mitarbeiterin und jeder<br />

Mitarbeiter soll seine/ihre persönlichen Stärken<br />

nutzen, an Herausforderungen wachsen<br />

können und so Teil des Ganzen werden. Die<br />

MitarbeiterInnen verstehen sich als anerkannte<br />

PartnerInnen zur Erreichung des<br />

Vereinserfolges. Jede/r kann den Erfolg des<br />

Vereins beeinflussen und ist daher im Rahmen<br />

persönlicher Gestaltungsmöglichkeiten<br />

verantwortlich. Die strategische Ausrichtung<br />

und die Vereinsziele werden von allen<br />

getragen.<br />

auf dem Engagement und dem Commitment<br />

aller MitarbeiterInnen. Das Management des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ ist sich der Rolle der MitarbeiterInnen<br />

für den Erfolg des Vereins bewusst<br />

und setzt daher auf ihre aktive Einbeziehung.<br />

Die Geschäftsführung schätzt den aktiven<br />

Dialog mit allen MitarbeiterInnen, um deren<br />

Kenntnisse, Erwartungen, Einstellungen und<br />

Motive zu erfahren und sie in Entscheidungsprozesse<br />

einzubinden.<br />

Denn das<br />

volle Potenzial der<br />

MitarbeiterInnen<br />

kann sich am besten<br />

mit gemeinsamen<br />

Werten<br />

und einer Kultur<br />

des Vertrauens<br />

und des eigenverantwortlichen<br />

Handelns, in der<br />

alle MitarbeiterInnen<br />

zur Beteiligung<br />

ermutigt<br />

werden, entfalten.<br />

Schon der<br />

Hausverstand<br />

sagt, dass motivierte<br />

MitarbeiterInnen<br />

bessere<br />

Arbeit leisten – ein<br />

weiterer Grund,<br />

warum MitarbeiterInnenentwicklung<br />

und -beteiligung<br />

im „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“ von großer<br />

Bedeutung sind.<br />

Die Vielfalt und<br />

Unterschiedlichkeit<br />

der Menschen<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

ist eine der großen<br />

Stärken der Organisation<br />

und<br />

soll erhalten und<br />

gestärkt werden. Genauso wichtig ist jedoch<br />

eine über die Verschiedenheiten hinweg reichende<br />

Identität des Ganzen und ein entsprechendes<br />

Grundverständnis hinsichtlich der<br />

gemeinsamen Arbeit – eine Identifikation<br />

mit dem „Gemeinsamen“.<br />

Individuelle Vorstellungen, Können und Leistungen<br />

werden mit dem Anspruch eingebracht,<br />

Verantwortung für das Gesamtergebnis in<br />

Denn eine optimale soziale und berufliche<br />

Integration aller KlientInnen – das vorrangige<br />

Ziel der Arbeit des Vereins – beruht wesentlich<br />

TEXT: DR. BRIGITTE WIMMER, LEITERIN ÖFFENTLICH-<br />

KEITSARBEIT<br />

FOTOS: ARCHIV „GRÜNER KREIS“<br />

16 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisVerein |<br />

Das Leitbild des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

– Der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ ist konfessionell und politisch<br />

unabhängig.<br />

– Respekt und gegenseitige Achtung voreinander sowie<br />

ein humanistisches Menschenbild und Wertschätzung<br />

des anderen sind die Grundlage unseres Handelns.<br />

– Die/der PatientIn stellt den Mittelpunkt unserer Arbeit<br />

dar. Die Unterstützung, zu einem suchtfreien Leben zu<br />

gelangen, steht im Vordergrund.<br />

– Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ bietet professionelle Hilfe mit hohem<br />

Qualitätsanspruch für suchtkranke Menschen auf allen<br />

Therapiestufen, sei dies nun ambulant oder stationär.<br />

Die Grundstrukturen der Behandlungskonzepte werden<br />

einer Evaluierung unterzogen, um Qualitätssicherung<br />

zu gewährleisten und klare Zielvorstellungen zu überprüfen.<br />

– Der therapeutische Prozess kann nur in einem harmonischen<br />

Umfeld stattfinden. Der verantwortungsvolle<br />

Umgang miteinander ist oberstes Gebot.<br />

– Betreuung und Therapie durch den „Grünen <strong>Kreis</strong>“ beinhalten<br />

Abstinenzorientierung und Gewaltlosigkeit.<br />

– Die PatientInnen tragen in Form von Mitsprache und<br />

Mitentscheidung eigenverantwortlich zum Gelingen ihrer<br />

Therapie bei. Individuelle Bedürfnisse der einzelnen<br />

PatientInnen werden im Rahmen des Therapiekonzeptes<br />

flexibel berücksichtigt, dies bedeutet z.B. eine mögliche<br />

Verschiebung des Zeitfaktors in den Therapiestufen wie<br />

auch ein fließender Übergang zwischen ambulanter, stationärer<br />

und wieder ambulanter (Nach-)Behandlung.<br />

– Auch die Angehörigen werden in die Behandlung miteinbezogen,<br />

um die Eigenverantwortlichkeit zu stärken.<br />

– Ein nach individuellen Aspekten der PatientInnen ausgerichtetes<br />

vernetztes österreichweites Nachbetreuungssystem<br />

lässt den Erfolg des „suchtfreien Lebens danach“<br />

stetig ansteigen.<br />

– Präventionsarbeit im Sinne von allgemeiner Aufklärung<br />

der Öffentlichkeit über die Suchtproblematik wie<br />

auch im Sinne von Einbindung der Kinder Suchtkranker<br />

in das Behandlungskonzept sind ein wichtiger Teil der<br />

Aufgaben des Vereins.<br />

– Kooperation und Partnerschaften mit anderen Beratungsstellen<br />

und Einrichtungen, Vor- und Nachbetreuungsmöglichkeiten<br />

sowie die Zusammenarbeit mit<br />

den Kostenträgern und dem AMS steigern die Effizienz<br />

des Vereins und dienen somit der Erreichung der Vereinsziele.<br />

– Vernetzung, Öffnung, Flexibilisierung, Erweiterung<br />

internationaler Arbeit und Forschungstätigkeit sind<br />

Schwerpunkte in der Arbeit des Vereins zu Gunsten der<br />

PatientInnen.<br />

– Engagierte Teamarbeit innerhalb der MitarbeiterInnen<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ gehört zur Vereinskultur, den<br />

Wertvorstellungen des Vereins, ebenso wie umfassendes<br />

Entgegenkommen, Informationsaustausch und ausreichende<br />

Weiterentwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten.<br />

Die Psychohygiene der MitarbeiterInnen, regelmäßige<br />

Supervisionen und Weiterbildung zählen als<br />

Wert.<br />

– Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ nimmt seine Verantwortung und<br />

Verpflichtung gegenüber PatientInnen, MitarbeiterInnen,<br />

der Umwelt und der Gesellschaft wahr.<br />

Dr.med. Leonidas K. Lemonis<br />

Ärztlicher Leiter<br />

Dir. Alfred Rohrhofer<br />

Geschäftsführer<br />

Dr. Robert Muhr<br />

Psychotherapeutischer Leiter<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 17


| grünerkreisVerein<br />

vorDer<br />

Wege aus der Sucht –<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ stellt sich<br />

Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

Der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ wurde 1983 nach<br />

einem Konzept von Prim. Dr. G. Pernhaupt<br />

als Institution zur Rehabilitation und Integration<br />

suchtkranker Personen mit Sitz<br />

in Wien gegründet. Dir. Alfred Rohrhofer,<br />

Gründungsmitglied des Vereins, fungiert als<br />

Geschäftsführer und Verwaltungsdirektor,<br />

Dr. Robert Muhr als psychotherapeutischer<br />

Leiter und Dr. med. Leonidas K. Lemonis als<br />

ärztlicher Leiter.<br />

Der ehrenamtliche Vorstand<br />

Brigitte<br />

Podsedensek,<br />

Vereinspräsidentin<br />

Die Geschäftsführung<br />

Dir. Alfred Rohrhofer,<br />

Geschäftsführer und<br />

Verwaltungsdirektor<br />

Zu Österreichs größter gemeinnütziger Organisation<br />

auf dem Suchtsektor angewachsen,<br />

bietet der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ bei Abhängigkeitsproblematiken<br />

rasche und professionelle Hilfe.<br />

Voraussetzung für jede Aufnahme und Ziel<br />

jeder Behandlung ist die Abstinenzorientierung.<br />

Dies betrifft nicht nur die Zeit während<br />

der Therapie, sondern auch die Perspektive<br />

auf das Leben danach. Ein ambulantes Programm,<br />

vor allem aber die stationäre Langund<br />

Kurzzeittherapie bieten für die Betroffenen<br />

eine realistische Chance, dieses Ziel zu<br />

erreichen. Mit viel Engagement wird Suchtkranken<br />

der Weg zurück in ein drogenfreies<br />

Leben ermöglicht.<br />

Dr. Erhard Doczekal,<br />

Vizepräsident<br />

Dir. Alfred Rohrhofer,<br />

Kassier<br />

Dr. Robert Muhr,<br />

Psychotherapeutischer<br />

Leiter<br />

Dr. med. Leonidas K.<br />

Lemonis, Ärztlicher<br />

Leiter<br />

Suchtkranke weibliche und männliche Jugendliche<br />

und Erwachsene, Eltern bzw. Elternteile<br />

mit Kindern, Paare und Personen<br />

mit richterlicher Weisung zur Therapie nach<br />

§39 SMG/§50 STGB/§180 STPO aus dem gesamten<br />

österreichischen Bundesgebiet werden<br />

vom Verein betreut. PatientInnen mit nicht<br />

substanzabhängigem Suchtverhalten wie z.B.<br />

Spielsucht und KlientInnen aus dem gesamten<br />

EU Raum werden ebenso behandelt. Gemessen<br />

am breiten Spektrum der individuellen<br />

Behandlungs- und Betreuungsmaßnahmen<br />

ist der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ somit die vielfältigste<br />

Suchthilfeeinrichtung Österreichs.<br />

Vereinsstruktur<br />

Ernst Steurer,<br />

Schriftführer<br />

TEXT: DR. BRIGITTE<br />

WIMMER, LEITERIN ÖF-<br />

FENTLICHKEITSARBEIT<br />

FOTOS: ARCHIV „GRÜNER<br />

KREIS“<br />

18 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisEinrichtungen |<br />

Die Einrichtungen des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

Der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ wurde 1983 nach<br />

einem Konzept von Prim. Dr. G. Pernhaupt,<br />

ehemals an der Drogenstation des Anton<br />

Proksch Instituts tätig, als Institution zur<br />

Rehabilitation und Integration suchtkranker<br />

Personen mit Sitz in Wien gegründet. Im <strong>Jahre</strong><br />

1985 begann der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ mit der Errichtung<br />

von Sozialhilfeeinrichtungen für<br />

Suchtkranke in Niederösterreich.<br />

Als erste stationäre Einrichtung<br />

wurde 1985 in Krumbach der Treinthof<br />

angemietet, renoviert und besiedelt,<br />

um ehemaligen PatientInnen<br />

im Sinne einer Nachbetreuung eine<br />

Wohnmöglichkeit alternativ zur Stadt zu bieten.<br />

Auf Grund des großen Bedarfs an Langzeittherapieplätzen<br />

erfolgte dann der Ausbau<br />

des Treinthofs zu einer Langzeittherapieeinrichtung.<br />

Der medizinisch-wissenschaftliche<br />

Fonds der Stadt Wien ermöglichte die Finanzierung,<br />

1986 wurde der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ als<br />

Einrichtung gemäß des damaligen § 22 des<br />

Bundesgesetzblattes anerkannt.<br />

Durch das große Interesse und den regen<br />

Zulauf wurde das ursprüngliche Konzept<br />

ausgeweitet und zu einem flexiblen, ganzheitlichen<br />

Modell mit innovativem Charakter für<br />

stationäre Langzeit-, Kurzzeit- und ambulante<br />

Therapie. In den folgenden <strong>Jahre</strong>n erwies sich<br />

diese Idee als sehr erfolgreich, sodass weitere<br />

stationäre Betreuungshäuser eröffnet wurden.<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ entwickelte ein ganzheitliches<br />

Konzept der stationären Behandlung<br />

Suchtkranker in der „Therapeutischen Gemeinschaft“.<br />

Neben der Psychotherapie<br />

und der Medizin stellen das soziale<br />

Lernen durch den Aufbau einer<br />

realitätsbezogenen Arbeitsstruktur<br />

sowie eine aktive Freizeitgestaltung<br />

mit verschiedensten Möglichkeiten,<br />

vor allem im Bereich Sport, Abenteuer-<br />

und Erlebnispädagogik und Kunst,<br />

einen fixen Bestandteil des Behandlungsprogramms<br />

dar.<br />

Einrichtungen<br />

Dabei ist grundlegender Gedanke, dass in<br />

der Behandlung nicht vorrangig am Defizit<br />

der PatientInnen angesetzt wird, vielmehr<br />

werden vorhandene Ressourcen herausgearbeitet<br />

und gefördert. Dies involviert den<br />

Selbsthilfegedanken in der Suchttherapie.<br />

Die PatientInnen als Mitglieder der „Therapeutischen<br />

Gemeinschaft“ sollen aktiv an<br />

ihrer Persönlichkeitsfindung mitarbeiten und,<br />

je nach individueller Möglichkeit, mehr und<br />

mehr Verantwortung für sich selbst und die<br />

soziale Gemeinschaft übernehmen. Diese<br />

Verantwortungsübernahme wird von Beginn<br />

der Therapie an kontinuierlich aufgebaut. Die<br />

TherapeutInnen werden in diesem Konzept<br />

mehr als WegbegleiterInnen erlebt, sie supervidieren<br />

das Geschehen in den Betreuungshäusern,<br />

wobei ihrer Vorbildfunktion große<br />

Wichtigkeit zukommt.<br />

Die therapeutischen Gemeinschaften<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

Die stationäre Therapie findet in neun therapeutischen<br />

Wohngemeinschaften im südlichen<br />

Niederösterreich und in der Steiermark statt.<br />

Je nach individuellem Befinden der PatientInnen<br />

besteht die Möglichkeit einer sechsmonatigen<br />

Kurzzeittherapie oder einer 10 bis<br />

18 Monate dauernden Langzeittherapie. Im<br />

stationären Langzeitbereich existieren Spezialprogramme<br />

für Eltern mit Kindern, Jugendliche<br />

und MultimorbiditätspatientInnen;<br />

geschlechtsspezifische Aspekte werden in den<br />

Programmen besonders berücksichtigt. Aufgrund<br />

eines vom „Grünen <strong>Kreis</strong>“ entwickelten<br />

Indikationskataloges erfolgt die Zuteilung<br />

der PatientInnen in die Kurzzeit- oder in die<br />

Langzeittherapie.<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 19


| grünerkreisEinrichtungen<br />

Johnsdorf<br />

Sozialhilfeeinrichtung (2003)<br />

Die jüngste Einrichtung des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

wurde am 3.3.2003 eröffnet.<br />

A-8350 Fehring, Johnsdorf 1<br />

Tel.: (3155) 519 79, Fax: (3155) 519 79-40<br />

E-mail: johnsdorf@gruenerkreis.at<br />

Das ehemalige Bildungshaus der Salesianer<br />

Don Boscos bietet Platz für 80 weibliche und<br />

männliche erwachsene Suchtkranke, davon<br />

entfallen 16 Therapieplätze auf DoppeldiagnosepatientInnen<br />

und 16 auf KurzzeittherapieklientInnen.<br />

Der Behandlungsschwerpunkt<br />

liegt auf Alkoholabhängigkeit. Hier handelt es<br />

sich ebenso um eine Zivildienereinrichtung<br />

mit zwei Zivildienststellen.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Landwirtschaft, Garten,<br />

Tischlerei, Schlosserei, Kreativwerkstätte,<br />

Büro, Veranstaltungshalle, Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Streetballplatz,<br />

Fußballplatz, Schwimmteich, Fitnessraum,<br />

Sauna, indianisches Schwitzzelt.<br />

Waldheimat<br />

Jugendwohlfahrts- und<br />

Sozialhilfeeinrichtung (1994)<br />

A-2872 Mönichkirchen, Unterhöfen 92<br />

Tel.: (2649) 209 48, Fax: (2649) 209 48-40<br />

E-mail: waldheimat@gruenerkreis.at<br />

Zwei neu adaptierte Häuser mit Einzel- und<br />

Doppelbettzimmern bieten Platz für 20 jugendliche<br />

und junge erwachsene männliche Suchtkranke.<br />

Hinzu kommen Schulungsräumlichkeiten,<br />

Versorgungs- und Stallgebäude.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Hausinterne Versorgungstätigkeiten,<br />

Gartenarbeit, Tierhaltung<br />

(Lamas), Kreativwerkstätte, ANTARES Tiergedenkstätte,<br />

Berufsausbildung (BFI, AMS,<br />

EU-Computerführerschein, Projekt Neue<br />

Wege).<br />

Infrastruktur: Verstärkte sportliche Freizeitgestaltung:<br />

Volleyballplatz, Tischtennis,<br />

Sauna, Fitnessraum, Streetballplatz, Tischfußball,<br />

indianisches Schwitzzelt.<br />

Binder<br />

Jugendwohlfahrts- und<br />

Sozialhilfeeinrichtung (1993)<br />

A-2872 Mönichkirchen 99<br />

Tel.: (2649) 83 06-27, Fax: (2649) 83 07<br />

E-mail: hotel.binder@gruenerkreis.at<br />

Das geräumige und großzügig angelegte<br />

ehemalige Kurhotel im Ortskern von Mönichkirchen<br />

bietet Platz für 21 Frauen, darunter<br />

10 weibliche Jugendliche. Weiters befinden<br />

sich Hotelzimmer für externe Gäste<br />

im Haus. Daneben gibt es Versorgungs- und<br />

Stallgebäude.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Interne Versorgung,<br />

Seminarhotel „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ (26 Betten),<br />

Kreativwerkstätte, Tierhaltung (Lamas), Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Tischtennis, Tennis, Streetballplatz,<br />

Gymnastikraum, Tischfußball, indianisches<br />

Schwitzzelt.<br />

20 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisEinrichtungen |<br />

Marienhof<br />

Jugendwohlfahrts- und Sozialhilfeeinrichtung,<br />

Sonderkrankenhaus,<br />

Eltern-Kind-Haus (1989)<br />

A-2870 Aspang, Ausschlag-Zöbern 3-5<br />

Tel.: (2642) 524 30, Fax: (2642) 524 30-40<br />

E-mail: marienhof@gruenerkreis.at<br />

Diese Einrichtung besteht aus mehreren Häusern<br />

und bietet Platz für 63 PatientInnen, davon<br />

für maximal 16 Kinder im Rahmen der<br />

Jugendwohlfahrt und für 16 MultimorbiditätspatientInnen.<br />

Die Unterbringung erfolgt<br />

in Einzel- und Doppelzimmern bzw. Familienzimmern.<br />

Versorgungs-, Sanitärräume und<br />

Stallgebäude vervollständigen das Anwesen.<br />

Das medizinische Zentrum des Vereins ist<br />

hier angesiedelt.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Büro, Tierhaltung<br />

(Streichelzoo), interne Versorgung, externe<br />

Gartenprojekte, Kreativwerkstätten (Töpferei),<br />

Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Tennis, Tischtennis,<br />

Tischfußball, Streetballplatz, Sauna,<br />

Fitness-, Gymnastikraum, Kinderspielplatz,<br />

indianisches Schwitzzelt.<br />

Schwerpunkte: Integration und Behandlung<br />

von MultimorbiditätspatientInnen, Eltern-<br />

Kind-Betreuung (heilpädagogisches Eltern-<br />

Kind-Haus).<br />

Berghof<br />

Sozialhilfeeinrichtung (1988)<br />

A-2842 Thomasberg, Königsberg 10<br />

Tel./Fax: (2644) 74 01<br />

E-mail: berghof@gruenerkreis.at<br />

Der renovierte Bauernhof bietet Platz für 15<br />

Patienten in Doppel- und Einzelzimmern.<br />

Hinzu kommen Aufenthalts-, Therapie- und<br />

Diensträume.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Landwirtschaft (10ha),<br />

Tischlerei, Viehzucht, Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Tischtennis,<br />

Tischfußball, Streetballplatz, indianisches<br />

Schwitzzelt.<br />

Ettlhof<br />

Sozialhilfeeinrichtung (1988)<br />

A-2813 Lichtenegg, Spratzau 32<br />

Tel./Fax: (2643) 21 14<br />

E-mail: ettlhof@gruenerkreis.at<br />

Die ehemalige Mühle bietet in adaptiertem und<br />

renoviertem Zustand Platz für 14 Patienten in<br />

Einzel- und Doppelbettzimmern. Aufenthalts-,<br />

Gruppen-, Therapie- und Diensträume, Küche,<br />

Sauna und Fitnessräume sind renoviert bzw.<br />

neu errichtet. Daneben befinden sich Stall-,<br />

Versorgungs- und Schlossereigebäude.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Viehzucht (Schweine,<br />

Hühner), Schlosserei, Landwirtschaft (2 ha),<br />

Gartenleistungsprojekte, Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Streetballplatz,<br />

Tischtennis, Fitnessraum, Sauna, Tischfußball,<br />

indianisches Schwitzzelt.<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 21


| grünerkreisEinrichtungen<br />

Meierhof<br />

Sozialhilfeeinrichtung (1987)<br />

A-2870 Aspang, Unternberg 38<br />

Tel./Fax: (2641) <strong>25</strong> 66<br />

E-mail: meierhof@gruenerkreis.at<br />

Der renovierte Gutshof bietet Platz für 20<br />

Patienten, davon sind bis zu 10 Kurz- und 10<br />

Langzeittherapieplätze vorgesehen. Daneben<br />

erstrecken sich weitläufige Gebäude, in denen<br />

Ställe, Futtermittel und die Schlosserei untergebracht<br />

sind. In den Glashäusern arbeiten<br />

Angestellte der Gärtnerei und Patienten. Hier<br />

handelt es sich ebenso um eine Zivildienereinrichtung<br />

mit vier Zivildienststellen.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Landwirtschaft (12<br />

ha), Forstwirtschaft (Holzarbeit), Landschaftsgärtnerei<br />

Gartenbau „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ (Glashäuser),<br />

Schlosserei, Viehzucht (Schweine, Pferde),<br />

Kreativwerkstätte, Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Streetballplatz,<br />

Tischtennis, Fitnessraum, Reiten, Sauna,<br />

Tischfußball, indianisches Schwitzzelt.<br />

Villa<br />

Sozialhilfeeinrichtung (1986)<br />

A-2851 Krumbach, Maierhöfenstraße 18<br />

Tel./Fax: (2647) 428 84<br />

E-mail: villa@gruenerkreis.at<br />

Das großzügig angelegte und renovierte Landhaus,<br />

eine ehemalige Villa, bietet Platz für 20<br />

Patienten in Einzel- und Doppelzimmern,<br />

davon sind 4 Plätze für Multimorbiditätspatienten<br />

vorgesehen. Gruppen-, Therapie-,<br />

Aufenthalts- und Freizeiträume, Versorgungsgebäude<br />

bzw. Werkstätten für die Holz- und<br />

Tonverarbeitung vervollständigen das Anwesen.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Garten, interne Hausversorgung,<br />

Kreativwerkstätten (Töpferei,<br />

Seidenmalerei, Holzarbeiten), Catering, Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Streetballplatz,<br />

Tischtennis, Sauna, Fitnessraum, Musikraum,<br />

Tischfußball, indianisches Schwitzzelt.<br />

Schwerpunkte: Kreativarbeit, Integration<br />

und Behandlung von Multimorbiditätspatienten,<br />

vier behindertengerecht gestaltete<br />

Plätze (Rollstuhlfahrer).<br />

Treinthof<br />

Sozialhilfeeinrichtung (1985)<br />

Die 1. stationäre Einrichtung des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“ wurde 1985 eröffnet.<br />

A-2851 Krumbach, Hosien 3<br />

Tel./Fax: (2647) 428 74<br />

E-mail: treinthof@gruenerkreis.at<br />

Der Gutshof (30 ha) ist vollkommen adaptiert,<br />

mit einem Zubau versehen und bietet Platz für<br />

16 Patienten in Einzel- und Doppelzimmern.<br />

Gruppen-, Aufenthalts-, Freizeit- und Therapieräume<br />

sind neu gebaut bzw. eingerichtet.<br />

Daneben befinden sich weitläufige Stall- und<br />

Versorgungsgebäude.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Viehzucht (Hochlandrinder,<br />

Pferde, Schweine, Schafe), Garten,<br />

Gemüseanbau, Forstwirtschaft, Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Streetballplatz,<br />

Tischtennis, Fitnessraum, Sauna, Reiten,<br />

Tischfußball, indianisches Schwitzzelt.<br />

22 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisEinrichtungen |<br />

Die ambulanten Beratungs- und Betreuungszentren<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ befinden sich in<br />

Wien, Linz, Graz und Klagenfurt. Das Zentrum<br />

Wien wurde 1995, das Zentrum Graz<br />

1998, das Zentrum Klagenfurt 2001 und das<br />

Zentrum Linz 2006 eröffnet.<br />

Sie bieten bei Abhängigkeitsproblematiken<br />

rasche und professionelle Hilfe in vielfältigen<br />

Bereichen an und dienen:<br />

– als Anlaufstelle für Informationssuchende,<br />

zur ambulanten Beratung,<br />

– als Präventionseinrichtung, vor allem in<br />

der Jugendprävention,<br />

– zur Kontaktaufnahme mit den MitarbeiterInnen<br />

der Vorbetreuung, Vermittlung<br />

eines Entzugsbettes oder einer ambulanten<br />

Entzugsmöglichkeit, Vorbereitung zur ambulanten<br />

oder stationären Therapie ohne<br />

Wartezeiten,<br />

– der Nachbetreuung und Begleitung stationärer<br />

PatientInnen aus der Lang- und<br />

Kurzzeittherapie nach abgeschlossener Therapie,<br />

– der ambulanten Psychotherapie für Suchtkranke,<br />

die in stabilen sozialen Verhältnissen<br />

leben, keine psychischen Auffälligkeiten<br />

zeigen und deren Suchtgeschichte keine<br />

Extreme aufweist, die therapeutische Unterstützung<br />

benötigen, ohne ihre aktuellen<br />

Lebensumstände verlassen zu müssen, aber<br />

auch<br />

– der ambulanten Psychotherapie mit richterlicher<br />

Weisung „Therapie statt Strafe“<br />

(gesundheitsbezogene Maßnahmen),<br />

– der Krisenintervention,<br />

– der medizinischen Behandlung und der<br />

Abstinenzkontrollen,<br />

– der Stützung des Alltags- und Arbeitsumfeldes,<br />

der Berufsfindung und -ausbildung<br />

(Wiener Berufsbörse, AMS Förderung,<br />

TransitmitarbeiterInnen-Programm nach<br />

stationärer Therapie) und<br />

– der Beratung und Betreuung von Rat suchenden<br />

Eltern und Angehörigen im Rahmen<br />

von Einzelgesprächen und offenen<br />

Psychotherapiegruppen in den ambulanten<br />

Betreuungszentren zur Information, Begleitung<br />

und Förderung der bestehenden oder<br />

neu zu schaffenden Beziehungen.<br />

Suchtkranke ihren – ganz eigenen, selbstbestimmten<br />

– Platz in der Gesellschaft finden<br />

und neue Lebensperspektiven erhalten,<br />

um den eingeschlagenen Weg aus der Sucht<br />

beizubehalten.<br />

Ambulantes Beratungs- und<br />

Betreuungszentrum Wien<br />

A-1070 Wien, Hermanngasse 12<br />

Tel.: (1) 526 94 89, Fax: (1) 526 94 89-4<br />

E-mail: ambulanz.wien@gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Beratungs- und<br />

Betreuungszentrum Graz<br />

A-8020 Graz, Sterngasse 12<br />

Tel.: (316) 76 01 96, Fax: (316) 76 01 96-40<br />

E-mail: ambulanz.graz@gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Beratungs- und<br />

Betreuungszentrum Klagenfurt<br />

A-9020 Klagenfurt<br />

Feldmarschall Konrad-Platz 3<br />

Tel.: (463) 59 01 26, Fax: (463) 59 01 27<br />

E-mail: ambulanz.klagenfurt@gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Beratungs- und<br />

Betreuungszentrum Linz<br />

A-4020 Linz, Sandgasse 11<br />

Mobiltel.: (664) 910 00 05<br />

E-mail: buero.linz@gruenerkreis.at<br />

Sucht ist eine chronische Erkrankung, daher<br />

ist es oberstes Ziel, effektiv an der Heilung<br />

der Suchterkrankten zu arbeiten und gleichzeitig<br />

die Würde des Menschen zu achten.<br />

Nur durch sinnvolle Kooperation und Vernetzung<br />

von Vorsorge, Therapie und Nachbehandlung<br />

kann eine optimale Betreuung<br />

und Versorgung suchtkranker Menschen<br />

erfolgen. Zu wünschen bleibt immer, dass<br />

TEXT: DR. BRIGITTE WIMMER, LEITERIN ÖFFENTLICH-<br />

KEITSARBEIT<br />

FOTOS: BERITH SCHISTEK, ARCHIV „GRÜNER KREIS“<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 23


| grünerkreisBehandlungssystem<br />

Das Behandlungssystem und die<br />

Arbeitsweise des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

Behandlungssystem<br />

Die Frage „Was macht eigentlich der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“?“ war vor 10 oder 15 <strong>Jahre</strong>n möglicherweise<br />

noch rasch und kurz zu beantworten.<br />

„Behandlung suchtkranker Personen mit<br />

Schwerpunkt stationäre Therapie und Reintegration<br />

dieser Personen“ war eine korrekte und<br />

kurze, aber ausreichende, Erklärung. Heute,<br />

<strong>2008</strong>, müssen wir ausführlicher werden.<br />

Wir versuchen ein Behandlungssystem für<br />

suchtkranke Menschen bereit zu stellen, das<br />

nicht mehr orientiert ist an Einzelinterventionen,<br />

wie es z.B. eine 6-monatige Kurzzeittherapie<br />

wäre, sondern immer den gesamten<br />

Behandlungszeitraum – und dies sind real<br />

mehrere <strong>Jahre</strong> – im Auge hat. Dazu dienen unsere<br />

verschiedenen Programme gleichsam als<br />

Bausteine, die individuell aneinander gereiht<br />

werden, um so Unterstützung vom Entschluss<br />

der PatientInnen, sich einer Behandlung zu<br />

unterziehen, bis zum Punkt, an dem diese PatientInnen<br />

ihr Leben wieder ohne Unterstützung<br />

führen wollen, zu gewährleisten. Dazu<br />

stehen unsere ambulanten Beratungs- und<br />

Betreuungszentren und VorbetreuerInnen als<br />

Anlaufstationen, unsere ambulanten Therapieprogramme,<br />

die stationären Therapieprogramme,<br />

zeitlich gestaffelt von 3 Monaten,<br />

über 6 Monate bis zur Langzeittherapie von 10<br />

– 18 Monaten, zur Verfügung. Dazu gehören<br />

aber auch unsere Transitarbeitsprogramme,<br />

die nach Abschluss der stationären Therapie<br />

und parallel zur ambulanten Nachbetreuung<br />

zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt<br />

dienen, wie auch unser Programm „Mobile<br />

Betreuung“, das PatientInnen die Möglichkeit<br />

bietet, außerhalb unserer<br />

Einrichtungen<br />

in Wohnungen<br />

weiter betreut<br />

zu werden und trotzdem die Tagesstrukturen<br />

unserer Einrichtungen nutzen zu können.<br />

Dieses letztgenannte Programm wird vor<br />

allem von PatientInnen genutzt, denen die<br />

Gesellschaft nur sehr schwer Möglichkeiten<br />

zur Reintegration bietet.<br />

Zugleich können wir aber auch verschiedenen<br />

Gruppen von PatientInnen, die ein besonderes<br />

Umfeld für ihre Behandlung benötigen, dieses<br />

zur Verfügung stellen. Personen, die trotz ihrer<br />

Suchterkrankung noch sozial integriert sind,<br />

können unsere ambulanten Therapieangebote<br />

nutzen. Im stationären Bereich stehen Modelle<br />

für eine kurze (3-monatige) oder mittelfristige<br />

(6-monatige) „Auszeit“ zur Verfügung. Das<br />

stationäre Langzeitprogramm ist für jene<br />

PatientInnen gedacht, die eine lange und<br />

schwere Suchtgeschichte hinter sich haben<br />

und/oder hohen Reintegrationsbedarf. In<br />

den stationären Einrichtungen stehen Frauen,<br />

Jugendlichen, Eltern mit deren Kindern<br />

und PatientInnen mit Mehrfachdiagnosen<br />

– also PatientInnen mit zusätzlichen psychiatrischen<br />

Diagnosen neben ihrer Suchterkrankung<br />

– eigene Bereiche zur Verfügung,<br />

die aber miteinander verknüpft sind, um<br />

mögliche „Ghettoisierungen“ zu verhindern.<br />

Diese Therapieprogramme und Bereiche stehen<br />

unseren PatientInnen, je nach Bedarf,<br />

zeitlich gestaffelt zur Verfügung.<br />

Alle diese „Bausteine“ werden bestimmt durch<br />

psychotherapeutische und medizinische Behandlung,<br />

durch Arbeitsintegration, Bildung<br />

und Weiterbildung, durch Auseinandersetzung<br />

mit Gestaltung der Freizeit durch Sport,<br />

Kultur und Muße. In allen Therapieangeboten<br />

stehen diese „Säulen“ im Vordergrund,<br />

wenn auch unterschiedlich gewichtet.<br />

In den ambulanten Programmen<br />

steht Psychotherapie und medizinische<br />

Behandlung im<br />

Vordergrund, wie auch in<br />

den<br />

kürzeren stationären Programmen,<br />

obwohl diese einen<br />

Schwerpunkt Arbeitsintegration<br />

und Freizeitgestaltung haben. In<br />

der stationären Langzeittherapie sind alle<br />

diese Bereiche gleichgewichtig. Dazu werden<br />

neben psychotherapeutischem Arbeiten in<br />

Einzel- und Gruppensetting, medizinischen<br />

Konsultationen auch Programme im Bereich<br />

Berufsorientierung – Bewerbungstraining,<br />

Schulprogramme, freizeitpädagogische Programme<br />

geboten. Arbeitstrainings in unseren<br />

Häusern und Werkstätten runden diese stationären<br />

Aufenthalte ab und sorgen für eine stabile<br />

Tagesstruktur. Besonders wichtige Teile der<br />

Reintegration werden durch Sozialarbeit, wie<br />

Schuldenregelung, Wohnungssuche, Arbeitsstellensuche<br />

etc. vorbereitet. Sehr individuell<br />

werden PatientInnen bei ihrer Berufs- und Bildungsplanung<br />

unterstützt. Besuche von Schulen<br />

oder Weiterbildungskursen, Berufspraktika<br />

außerhalb unserer Einrichtungen werden<br />

gefördert und gemeinsam organisiert.<br />

Im Sinne langer Behandlungszeiträume haben<br />

sich unsere ambulanten Zentren zu Anlaufstellen<br />

für PatientInnen entwickelt, die<br />

Nachbetreuung nach stationären Aufenthalten<br />

suchen oder auf ihrem Weg aus ihrer Suchterkrankung<br />

wieder Problemen gegenüberstehen<br />

und rasche Hilfe oder Krisenintervention<br />

benötigen. Auch eine psychotherapeutische<br />

Begleitung von substituierten PatientInnen<br />

wird dort angeboten. Stationäre Programme<br />

für substituierte PatientInnen sind derzeit in<br />

Planung. Körperliche Entzüge werden von uns<br />

selbst nicht durchgeführt, da genügend KooperationspartnerInnen<br />

vorhanden sind, an die<br />

sich unsere PatientInnen wenden können.<br />

Diese geraffte Darstellung beantwortet die<br />

eingangs gestellte Frage „Was macht ihr eigentlich?“<br />

aus heutiger Sicht einigermaßen. In<br />

noch einmal 10 <strong>Jahre</strong>n wird diese Darstellung<br />

umformuliert werden müssen. Gleich geblieben<br />

in den letzten <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n ist die Antwort<br />

auf die Frage „Was will der „Grüne <strong>Kreis</strong>“?“:<br />

Wir wollen denen, die aufhören wollen, helfen.<br />

Und diese Antwort sollte sich auch in den<br />

nächsten <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n nicht ändern.<br />

TEXT: DR. ROBERT MUHR,<br />

PSYCHOTHERAPEUT, PSY-<br />

CHOTHERAPEUTISCHER<br />

LEITER<br />

FOTOS: ARCHIV „GRÜNER<br />

KREIS“<br />

GRAFIK: KONTEXT KOMMU-<br />

NIKATION<br />

24 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisArbeitsweise |<br />

Das medizinische Konzept des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

Die medizinische Präsenz in Langzeittherapieeinrichtungen<br />

ist, aus ärztlicher Sicht, meistens<br />

unbefriedigend. Die Tatsache, dass die zu behandelnden<br />

Personen vor dem Therapiebeginn<br />

somatisch entzogen sein sollen und der gut<br />

erhaltene Mythos der Medikamentenfreiheit<br />

als oberstes Gebot in den Therapiestationen<br />

gilt, tragen zur falschen Annahmen über die<br />

Notwendigkeit einer ärztlichen Grundversorgung<br />

bei. Eine Ausnahme stellt der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ dar. Dadurch bedingt, dass seit <strong>Jahre</strong>n<br />

suchtkranke Klientinnen und Klienten mit<br />

psychiatrischen Diagnosen behandelt werden,<br />

ist der Stellenwert eines medizinischen Teams<br />

mit Erfahrung in der Behandlung beider Erkrankungen<br />

anerkannt und der Versuch unternommen<br />

worden, qualifiziertes Personal<br />

anzustellen, auch noch bevor der Marienhof<br />

im <strong>Jahre</strong> 2005 den Status einer Sonderkrankenanstalt<br />

bekam.<br />

Den Auflagen der Landessanitätsdirektion<br />

entsprechend sind von Montag bis Freitag<br />

zwischen 8 und 17 Uhr ÄrztInnen für Allgemeinmedizin<br />

und diplomiertes Krankenpflegepersonal,<br />

ausgehend vom Marienhof, für die<br />

medizinische und stützende Behandlung der<br />

Patientinnen und Patienten, die in den verschiedenen<br />

Therapiestationen des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“ stationär entwöhnt werden, verantwortlich.<br />

Auch nach 17 Uhr und bis um 8 Uhr<br />

des darauf folgenden Tages ist die ärztliche<br />

Präsenz in Form einer Rufbereitschaft gegeben.<br />

Ziel der regelmäßigen medizinischen Betreuung<br />

ist nicht allein die Schadensbegrenzung<br />

und Überlebenssicherung der zu behandelnden<br />

Personen, sondern ein Beitrag zur psychischen<br />

und psychiatrischen Stabilität, eine<br />

gezielte Diagnostik nach den ICD-10 Kriterien,<br />

sowie die Aufklärung über die körperlichen,<br />

neurologischen und psychiatrischen Folgeerkrankungen.<br />

Um diese Ziele zu erreichen ist<br />

ein kontinuierlicher Austausch, sowohl Team<br />

intern, als auch mit den niedergelassenen ÄrztInnen<br />

und den Krankenhäusern erforderlich.<br />

Besonders intensiv ist die Kommunikation mit<br />

Entzugskliniken, psychiatrischen Abteilungen<br />

als auch Hepatitis Ambulanzen.<br />

Noch vor dem Beginn der stationären Entwöhnung<br />

in einer unserer Einrichtungen<br />

findet ein Kontaktgespräch, vor allem wenn<br />

eine psychiatrische Erkrankung bekannt ist<br />

bzw. eine starke somatische Beeinträchtigung<br />

vorliegt, statt. Diese Gespräche zwischen unseren<br />

ÄrztInnen und den potentiellen KlientInnen<br />

tragen dazu bei, dass einerseits eine<br />

Vertrauensbasis entsteht, die für die spätere<br />

Arbeit im stationären Bereich von enormer<br />

Bedeutung ist, und andererseits die Abstinenzmotivation<br />

gefördert wird.<br />

Oft stellt die Entwöhnungstherapie die einzige<br />

Alternative zum Aufenthalt im Gefängnis<br />

bzw. in einer psychiatrischen Langzeitpflegestation<br />

dar. Auch in diesen Fällen gilt es<br />

die Ambivalenz zu respektieren und durch<br />

aktives Zuhören und einer nicht moralisierenden,<br />

aber klaren Grundhaltung eine<br />

Zukunftsperspektive aufzuzeigen. Im idealen<br />

Fall entschließt sich der/die Patient/in zum<br />

körperlichen Entzug in einer Fachabteilung<br />

und kommt unmittelbar nach dessen Absolvierung<br />

in eine unserer Stationen. Nach der<br />

allgemeinmedizinischen und psychiatrischen<br />

Untersuchung erfolgt eine Blutabnahme mit<br />

Erhebung der erforderlichen Parameter. Bei<br />

entsprechender Indikation werden die PatientInnen<br />

zu FachärztInnen überwiesen; der<br />

organisatorische Aufwand ist etwas geringer<br />

und der fachliche Austausch besser geworden,<br />

seitdem zwei Ärztinnen unseres Teams eine<br />

Wahlarztpraxis in der Nähe unserer Sonderkrankenanstalt<br />

gegründet haben.<br />

Bei PatientInnen mit Psychoseerfahrung ist<br />

eine fließende Übernahme nach der Beendigung<br />

des Entzuges nicht immer möglich.<br />

Wenn eine längere psychische Stabilisierung<br />

in einer psychiatrischen Klinik erforderlich<br />

ist, hat sich die Kooperation mit der Abteilung<br />

für Rehabilitation im Klinikum Mauer<br />

sehr gut bewährt. In diesem Fall nehmen die<br />

PatientInnen erst nach einer dreimonatigen<br />

Stabilisierungsphase in Mauer unsere stationären<br />

Programme in Anspruch.<br />

Auch wenn während der stationären Entwöhnung<br />

eine intensive Auseinandersetzung mit<br />

der Grundproblematik mittels Psychotherapie<br />

erfolgt, ist die Gabe von Medikamenten oft<br />

erforderlich. In den meisten Fällen wird die<br />

von der Klinik verordnete Medikation weiter<br />

verabreicht und der Versuch unternommen,<br />

in der schützenden Umgebung die Dosis zu<br />

reduzieren. Der regelmäßige Austausch mit<br />

den PsychotherapeutInnen und PsychologInnen<br />

trägt zur Klärung und somit zur<br />

Akzeptanz der medikamentösen Unterstützung<br />

bei. Krankheitseinsicht und Verständnis<br />

über die Behandlungsnotwendigkeit ist<br />

auch beim/bei der Patienten/in eher gegeben,<br />

wenn sich alle für ihn Verantwortlichen darüber<br />

einig sind.<br />

Aus geographischen Gründen gibt es neben<br />

dem medizinischen Zentrum am Marienhof<br />

ein zweites in der Therapieeinrichtung Johnsdorf<br />

in der Steiermark. Naturgemäß gibt es<br />

eine enge Kooperation beider medizinischer<br />

Teams. Gemeinsame Sitzungen, Fortbildungen<br />

und Besprechungen über die auf jeder Station<br />

stattfindenden Visiten, sowie Supervisionen<br />

sorgen für einen regelmäßigen Austausch und<br />

sind Beitrag zur Qualitätssicherung.<br />

TEXT: DR. LEONIDAS LEMO-<br />

NIS, ARZT FÜR ALLGEMEIN-<br />

MEDIZIN, FACHARZT FÜR<br />

PSYCHIATRIE, ÄRZTLICHER<br />

LEITER<br />

FOTOS: BERITH SCHISTEK,<br />

ARCHIV „GRÜNER KREIS“<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ <strong>25</strong>


| grünerkreisArbeitsweise<br />

Die Rolle der Psychotherapie in der<br />

Behandlung der Suchterkrankung<br />

Die Psychotherapie ist eine der Säulen des Behandlungsangebotes<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“, die<br />

in ihrem Zusammenspiel ein ganzheitliches<br />

und umfassendes Therapieangebot darstellen.<br />

Ihre Rolle lässt sich aus dem „Wesen“ der<br />

Suchterkrankung an sich ableiten: Ein Suchtpotential<br />

zu haben, ist ein allgemeines menschliches<br />

Phänomen, das sich in verschiedenster<br />

Weise manifestieren kann. Liegen ungünstige<br />

Entwicklungsbedingungen vor, kann sich auf<br />

der Grundlage dieses Suchtpotentials eine<br />

Suchterkrankung entwickeln, die ihrerseits<br />

ernsthafte gesundheitliche, soziale und wirtschaftliche<br />

Folgen bis hin zur Obdachlosigkeit<br />

und Kriminalität nach sich ziehen kann.<br />

Der Ausgangspunkt dieses multifaktoriellen<br />

Geschehens sind mehr oder weniger frühe<br />

dysfunktionale oder destruktive Beziehungserfahrungen,<br />

allenfalls auch körperliche und/<br />

oder seelische Traumata, die zu einer massiven<br />

Hemmung oder Stagnation der Selbstentwicklung<br />

führen. Dies bewirkt eine oft über viele<br />

<strong>Jahre</strong> bestehende negative Grundstimmung<br />

und Spannungen, die als nicht veränderbar<br />

und nicht aushaltbar erlebt werden, was an<br />

sich schon Ausdruck einer Störung ist. Auf<br />

dieser Grundlage entwickelt sich in weiterer<br />

Folge die Suchterkrankung, sozusagen als<br />

missglückter und destruktiver Versuch, die<br />

negative Grundstimmung abzuwehren. Das<br />

Zentrum der Sucht stellt die „Gier“ dar, sich ein<br />

Suchtmittel zuzuführen. Die Grundstörung<br />

und die daraus resultierende Suchtkrankheit<br />

bilden in weiterer Folge eine Einheit, die auf<br />

Grund ihrer Eigendynamik und ihrer Wechselwirkungen<br />

gemeinsam behandelt werden<br />

muss. Suchterkrankung besteht daher in<br />

einer persönlichen Entwicklungshemmung<br />

auf der Grundlage gestörter und dysfunktionaler<br />

Beziehungen in der Familie und im<br />

sozio-kulturellen Kontext.<br />

Aufgabe der Psychotherapie, das heißt der<br />

gemeinsamen Arbeit von KlientInnen und<br />

PsychotherapeutInnen, ist nun, über die Suchterkrankung<br />

hinaus – diese ist ja evident und<br />

der offensichtliche Grund für die Therapie<br />

– traumatische und belastende individuelle<br />

Lebenserfahrungen zu erkennen, in ihrer subjektiven<br />

Bedeutung zu verstehen und ihnen<br />

bisher unverständliche Gefühle – die negative<br />

Grundstimmung – zuzuordnen. Obwohl das<br />

deutliche und „ungeschminkte“ Erkennen<br />

bisher verdrängter, verzerrter oder unverständlicher<br />

Lebenserfahrungen zumeist von<br />

massiven Gefühlen von Schmerz, Wut, Trauer<br />

und Angst begleitet wird, eröffnet es auch neue<br />

Möglichkeiten. Die meist implizite Annahme,<br />

Stimmungen, Spannungen und natürlich deren<br />

Auslösern hilflos ausgeliefert zu sein, erweist<br />

sich als persönliches Konstrukt, das zwar<br />

zum Zeitpunkt der Traumatisierung, nicht aber<br />

im Hier und Jetzt seine Berechtigung hat. Damit<br />

wird der Weg frei, nicht mehr „strukturgebunden“<br />

und unbewusst auf nicht verstandene<br />

und damit auch nicht integrierbare vergangene<br />

Lebenserfahrungen zu reagieren, sondern sich<br />

auf unterschiedliche neue und korrigierende<br />

Lebenserfahrungen im Hier und Jetzt einzulassen,<br />

wodurch der Selbstentwicklungsprozess<br />

wieder in Gang gesetzt wird.<br />

Als wesentliches therapeutisches Agens wirkt<br />

hier die „Therapeutische Gemeinschaft“, das<br />

heißt das enge Zusammenleben aller KlientInnen<br />

und MitarbeiterInnen. Die entstehenden<br />

Beziehungsstrukturen machen dysfunktionale<br />

Erlebens- und Verhaltensmuster<br />

deutlich, bieten ein „Übungsfeld“<br />

für Veränderung und fördern die<br />

Entdeckung und Entwicklung persönlicher<br />

Ressourcen. Zielsetzung<br />

ist die Übernahme von Verantwortung<br />

für sich und das eigene<br />

Tun (in persönlicher und sozialer<br />

Hinsicht) und damit die Reifung von<br />

Selbstbestimmung, Selbstwertgefühl<br />

und Selbstvertrauen, also die Entwicklung<br />

jener Voraussetzungen, die<br />

eine abstinente Haltung und Stabilität sowie<br />

konstruktive soziale Beziehungen überhaupt<br />

erst ermöglichen.<br />

Suchterkrankung ist zwar nicht heilbar im<br />

Sinn einer vollständigen Remission. Sie ist<br />

aber behandelbar und zum Stillstand zu<br />

bringen, wenn der stagnierende Selbstentwicklungsprozess<br />

(wieder) in Gang gerät und<br />

mit zunehmender Selbstentwicklung auf die<br />

Befriedigung der symptomatischen „Gier“<br />

verzichtet werden kann.<br />

TEXT: DR. ANGELIKA<br />

SCHEFZIG, PERSONEN-<br />

ZENTRIERTE PSYCHOTHE-<br />

RAPEUTIN, LEITUNGSTEAM<br />

MARIENHOF<br />

FOTOS: MAG. URSULA<br />

STENGER, BERITH<br />

SCHISTEK<br />

26 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisArbeitsweise |<br />

Die Rolle der Arbeitstherapie in der<br />

Behandlung der Suchterkrankung<br />

Bei der Beantwortung der Frage, welche<br />

Rolle die Arbeitstherapie in der Behandlung<br />

der Suchterkrankung zukommt, erscheint es<br />

hilfreich, sich die gesundheitliche und personale<br />

Ausgangssituation einer suchtkranken<br />

Person kurz zu verdeutlichen. Sie sieht sich<br />

zu Therapiebeginn in aller Regel mit einem<br />

umfassenden strukturellen „Trümmerfeld“<br />

ihrer wichtigsten gesundheitsrelevanten Lebensbereiche<br />

konfrontiert (körperlich organgeschädigt,<br />

psychisch-emotional labil,<br />

sozial brüchig, materiell meist verschuldet,<br />

arbeitslos). Ernüchtert blickt sie gleichzeitig<br />

zurück auf mehrere <strong>Jahre</strong> des Drogenkonsums<br />

(Außenperspektive) bzw. auf mehrere <strong>Jahre</strong><br />

strukturschwächender Befindensmanipulation<br />

(Innenperspektive), unter weitgehender<br />

Ausblendung und Umgehung der sie umgebenden<br />

Realität. Auf diesem Hintergrund<br />

kommen der Arbeitstherapie gleich mehrfache<br />

Funktionen zu.<br />

Arbeitstherapie als elementarer Baustein<br />

in der Tagesstrukturierung<br />

Die Säule Arbeitstherapie bietet einen ersten<br />

strukturellen Anhaltspunkt im Wiederaufbau<br />

eines zeitlich geregelten Tagesablaufes<br />

und einer gesundheitsförderlichen Selbstaktivierung<br />

(„Ich lebte zuletzt nur noch in<br />

den Tag hinein, stand morgens nicht mehr<br />

auf, schob alles nur noch vor mir her etc.“)<br />

Innerhalb des vorgegebenen arbeitstherapeutischen<br />

Zeitrahmens nimmt die Person vom<br />

ersten Therapietag an wieder selbstständigen<br />

Einfluss auf ein kohärenteres Zusammenspiel<br />

zwischen Tagesaktivierung und subjektivem<br />

Zeiterleben (Biorhythmik).<br />

Arbeitstherapie als vorbereitendes<br />

Lern- und Trainingsfeld für „draußen“<br />

Sie steht ebenso für eine gezielte Anwendung<br />

von Arbeit als vorbereitendes Trainings- und<br />

Lernfeld für die realen Grundanforderungen<br />

im späteren Arbeitsleben. Dazu zählen die<br />

Aneignung handwerklich-instrumenteller<br />

Fertigkeiten, die Entwicklung ausreichender<br />

sozialer Kompetenzen im Umgang mit KollegInnen<br />

und Vorgesetzten (respektieren und<br />

akzeptieren von Grenzen und Vorgaben, Kritik<br />

nehmen können, Frustrationstoleranz entwickeln<br />

etc.), sowie die allmähliche Steigerung<br />

des bei SuchtpatientInnen zu Therapiebeginn<br />

meist sehr niedrigen Leistungsniveaus<br />

(in den Kategorien Pünktlichkeit, Ausdauer,<br />

Verlässlichkeit, Genauigkeit und Dauer der<br />

Ausführung, so wie verantwortungsvoller<br />

Umgang mit den Arbeitsgeräten). Die Wiederherstellung<br />

der Arbeitsfähigkeit und eine<br />

erfolgreiche berufliche Wiedereingliederung<br />

stellen sicherlich ein vorrangiges Ziel der<br />

Arbeitstherapie dar, das aber erfahrungsgemäß<br />

nicht von allen PatientInnen erreicht<br />

werden kann.<br />

Arbeitstherapie als Medium der Realitätsprüfung<br />

und Identitätsfestigung<br />

„Was kann ich noch (erreichen) und wo sind<br />

meine Grenzen?“ Da das Selbstbild der suchtkranken<br />

Person zu Therapiebeginn oftmals in<br />

Richtung Selbstüber- oder auch Selbstunterschätzung<br />

verzerrt ist, bieten die verschiedenen<br />

Arbeitsbereiche (Tischlerei, Schlosserei, Landund<br />

Forstwirtschaft, Tierzucht, Bau, Catering,<br />

Kreativbereich etc.) dem/r Patienten/in die<br />

Möglichkeit zur laufenden Überprüfung und<br />

Korrektur verzerrter Selbstbilder und unrealistischer<br />

Selbsteinschätzungen zugunsten<br />

eines verbesserten Realitätsbezuges. Die<br />

tätige Person tritt wieder in unmittelbare<br />

(Arbeits-)Beziehung zur Objektwelt (egal ob<br />

Lama, Pflanze oder Holzregal), lernt wieder<br />

für jemanden oder etwas verantwortlich zu<br />

sein und erfährt sich selbst als kompetent<br />

und (selbst-)wirksam.<br />

Arbeitstherapie als notwendige<br />

Ergänzung für die psychotherapeutische<br />

Arbeit<br />

Der gewöhnliche Arbeitsplatz des/der Psychotherapeuten/in<br />

(ruhiges Zimmer, Stuhl,<br />

Sofa) ist eher reizarm und bietet nur begrenzte<br />

Möglichkeiten der differenzierten<br />

Verhaltensbeobachtung des/r Patienten/in<br />

in vivo. Dementsprechend groß wäre auch<br />

die Gefahr der Fehleinschätzung seiner/ihrer<br />

Fähigkeiten, ohne Zuhilfenahme des an<br />

Eindrücken reichhaltigen (und verlaufsdiagnostisch<br />

wertvollen) Beobachtungs- und<br />

Betätigungsfeldes der Arbeitstherapie.<br />

Spezialfall Arbeitstherapie bei Arbeitssucht<br />

Der arbeitssüchtig gewordenen Person geht<br />

es nicht mehr (bzw. nur noch vordergründig)<br />

um das Ergebnis ihrer Arbeit. Von der<br />

Grundmotivation her ist sie vielmehr damit<br />

beschäftigt, in zwanghaft anmutenden Arbeitswiederholungen,<br />

Gefühle der inneren<br />

Leere (zumeist unbewusst) abzuwehren bzw.<br />

völlig unzureichend mittels Arbeit aufzufüllen.<br />

Die Arbeitstherapie stellt ein Lernfeld<br />

bereit, um süchtiges (Arbeits-)Verhalten<br />

wieder kontrollieren zu lernen und liefert für<br />

die weitere psychotherapeutische Bearbeitung<br />

(in Verbindung mit der Erschließung weiterer<br />

Befriedigungsquellen wie Sport und aktiver<br />

Freizeitgestaltung) wichtige Ansatzpunkte<br />

zur Aufdeckung und Veränderung zugrundeliegender<br />

Konfliktmuster.<br />

TEXT: MAG. HERFRIED<br />

STEIN-TRIGLER,<br />

PSYCHOTHERAPEUT, LEI-<br />

TUNGSTEAM JOHNSDORF<br />

FOTOS: MAG. HERFRIED<br />

STEIN-TRIGLER, BERITH<br />

SCHISTEK<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 27


| grünerkreisArbeitsweise<br />

Aktive Freizeitgestaltung am Beispiel des<br />

Projektes „Kunst im ‚Grünen <strong>Kreis</strong>‘ “<br />

Die Workshops der Projektreihe „Kunst im<br />

‚Grünen <strong>Kreis</strong>‘ “ sind Teil des sport- und freizeitpädagogischen<br />

Therapieangebots im ganzheitlichen<br />

Behandlungssystem des Vereins „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“. Sie ergänzen die kunsthandwerklich<br />

orientierte Arbeit in den Kreativwerkstätten,<br />

die dem Bereich der Arbeitstherapie zugeordnet<br />

ist. In den Kreativwerkstätten können<br />

sich die PatientInnen in der Anfangsphase<br />

und in Krisenzeiten während der Therapie<br />

stabilisieren und wieder den Zugang zu sich<br />

selbst finden, indem sie, wie eine Patientin<br />

es formulierte, „mit der Hand etwas schaffen,<br />

um sich wieder zu spür´n und eine Verbindung<br />

zum Hirn und zum Wahrnehmen der<br />

Gefühle aufzubauen.“.<br />

TEXT: KURT NEUHOLD,<br />

LEITER „KUNST IM<br />

‚GRÜNEN KREIS‘ “<br />

FOTOS: KURT NEUHOL D,<br />

PATIENTEN VILLA, BERITH<br />

SCHISTEK<br />

Um dieses „Spür`n“ und aktives Wahrnehmen<br />

von Empfindungen, das haptische Erleben der<br />

unterschiedlichen Materialien und das Erlernen<br />

unterschiedlicher Handwerkstechniken zu<br />

ermöglichen, wird in den Kreativwerkstätten<br />

getöpfert, gefilzt, gemalt und gezeichnet, es<br />

werden Bücher gebunden, der <strong>Jahre</strong>szeit entsprechende<br />

Dekorationsobjekte gestaltet und<br />

Einladungs- oder Geburtstagskarten produziert.<br />

Bei der Arbeit in den Kreativwerkstätten<br />

entdecken viele erstmals ihre kreativen Fähigkeiten;<br />

und manche nutzen die während der<br />

Therapie erworbenen kunsthandwerklichen<br />

Kenntnisse auch später als Hobby, als Möglichkeit<br />

für eine aktive und nicht konsumorientierte<br />

Freizeitgestaltung.<br />

Die Projektreihe „Kunst im ‚Grünen <strong>Kreis</strong>‘ “<br />

wird in Zusammenarbeit mit professionellen<br />

KünstlerInnen in den stationären Einrichtungen<br />

des Vereins organisiert. Bei den von<br />

drei Tagen bis zu zwei Wochen dauernden<br />

Workshops lernen die PatientInnen unterschiedliche<br />

Techniken und Ausdrucksmöglichkeiten<br />

der Kunst kennen. Sie sollen dazu<br />

befähigt werden, sich in der jeweiligen künstlerischen<br />

Technik unmittelbar und spontan<br />

auszudrücken und ihr Denken und Fühlen<br />

mit ästhetischen Mitteln darzustellen.<br />

Künstlerisch kreatives Arbeiten zeigt, dass<br />

ein konstruktiver Umgang mit Aggressionen<br />

und Ängsten möglich ist und dass dadurch<br />

die bei Suchtkranken gefährliche Spirale<br />

von Angst, Destruktivität und Drogenkonsum<br />

durchbrochen werden kann. Darüber<br />

hinaus fördert die für die Realisierung komplexer<br />

künstlerischer Projekte notwendige<br />

Zusammenarbeit den Teamgeist und die<br />

Kooperations- und Beziehungsfähigkeit der<br />

TeilnehmerInnen, was durch Aussagen wie:<br />

„gemeinsam sind wir stark“ oder<br />

„wir hatten viel Spaß miteinander“<br />

bestätigt wird.<br />

Zusätzlich erlaubt die<br />

Zusammenarbeit mit<br />

KünstlerInnen den<br />

Blick auf ungewohnte<br />

Sicht- und Lebensweisen<br />

und verhilft<br />

vielen PatientInnen,<br />

die überwiegend aus<br />

einem bildungs- und<br />

kunstfernen Umfeld<br />

kommen, oft erstmals<br />

zu einer aktiven<br />

und lustvollen<br />

Begegnung mit der<br />

Welt der Kunst. Ein<br />

28 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisArbeitsweise |<br />

interessanter Nebenaspekt ist, dass auch<br />

KünstlerInnen wertvolle Erfahrungen machen<br />

im Umgang und in der Zusammenarbeit<br />

mit Menschen in einer schwierigen<br />

Lebenssituation.<br />

Schwerpunkte von „Kunst im ‚Grünen <strong>Kreis</strong>‘ “<br />

sind Workshops im Bereich der darstellenden<br />

(Theater) und bildenden Kunst (Malerei,<br />

Fotografie, Skulptur, Trickfilm). In Schreibwerkstätten<br />

wird der spielerische Umgang mit<br />

Sprache, Text und Ausdruck geübt, Musik<br />

wird häufig und intensiv konsumiert, einige<br />

PatientInnen spielen selbst Instrumente,<br />

trommeln oder machen an den turntables<br />

aktiv Musik. „Kunst im ‚Grünen <strong>Kreis</strong>‘ “ fördert<br />

diese Eigeninitiativen und unterstützt<br />

damit das Bemühen der PatientInnen um<br />

eine aktive und kreative Gestaltung des Lebens.<br />

Die öffentliche Wertschätzung der kreativen<br />

Leistung jener Menschen, die in ihrem<br />

Leben meist soziale Ausgrenzung und wenig<br />

Anerkennung erleben mussten, stärkt ihr<br />

Selbstbewusstsein, unterstützt den langfristigen<br />

Therapieerfolg und fördert die soziale<br />

und gesellschaftliche Reintegration. Deshalb<br />

finden im Ausstellungs- und Verkaufslokal<br />

Pool 7 in Wien regelmäßig Vernissagen und<br />

Präsentationen mit Produkten der Kunstworkshops<br />

und Kreativwerkstätten statt.<br />

Das Workshopangebot von „Kunst im ‚Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>‘ “ und damit die Gelegenheit, im<br />

kreativen Bereich Anregungen für eine aktive<br />

Freizeitgestaltung zu bekommen, wurde in<br />

den letzten <strong>Jahre</strong>n kontinuierlich ausgebaut<br />

und qualitativ verbessert. Die zahlreichen positiven<br />

Rückmeldungen der TeilnehmerInnen<br />

belegen das Interesse und bestärken das Bemühen,<br />

dass, um einen Teilnehmer zu zitieren,<br />

„auch in Zukunft möglichst viele PatientInnen<br />

ein schönes, herausforderndes, lehrreiches<br />

Abenteuer und ein Eintauchen in die Welt<br />

der Kunst erleben“ können!<br />

Leben.<br />

Was ist Leben?<br />

Leben um seine Fehler zu beheben.<br />

Fehler zu vergeben.<br />

Die schönen Seiten richtig zu verleben.<br />

Den Sonnenschein zu sehn<br />

Und Grenzen zu verstehn.<br />

Mein Herz blutet und<br />

Mein Herz bricht sich Kohle.<br />

Wann ist dieser Schmerz zu Tode!?<br />

TEXT: BERNHARD<br />

... hier tauchen PatientInnen<br />

in die Welt der Kunst und erleben<br />

lehrreiche Abenteuer.<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 29


| grünerkreisArbeitsweise<br />

Die Rolle von Sport und<br />

Bewegung in der Behandlung<br />

der Suchterkrankung<br />

Sport als eine der Säulen im Behandlungssystem<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ gewann in den<br />

letzten <strong>Jahre</strong>n zunehmend an Bedeutung in<br />

der Arbeit mit KlientInnen. Neben den allgemeinen<br />

Sportarten Fußball und Laufen wurde<br />

und wird das Angebot kontinuierlich erweitert<br />

um Trendsportarten wie Mountainbiking,<br />

Beachvolleyball, Rafting, Indoorklettern und<br />

Bergtouren – im Winter und auch im Sommer.<br />

Gymnastik, Fitness- und Krafttraining<br />

stehen ebenso am Programm.<br />

Im Rahmen der aktiven Freizeitgestaltung<br />

können PatientInnen verschiedene Sportarten<br />

wieder intensiv und abwechslungsreich erleben.<br />

Ziel ist es, ihnen ein aktives und lustvolles Erleben<br />

des Sports zu ermöglichen und Einzelne<br />

in ihren Bereichen zu fördern. Sport als nüchterne<br />

Bedürfnisbefriedigung wird hier nicht<br />

als Ersatz zum Konsum gesehen, sondern kann<br />

durch Teilnahme an öffentlichen Sportwettbewerben<br />

zu einer positiven Identitätsfindung<br />

in der Öffentlichkeit führen.<br />

Durch Sport werden KlientInnen motiviert<br />

und lernen wieder, an sich und ihr Können zu<br />

glauben. Bewegung hilft ihnen, die inneren<br />

Anspannungen loszulassen, ihre Ängste zu<br />

überwinden, sich einzuschätzen und gezielt<br />

zu kämpfen – gegen ihre Sucht und für ein<br />

Leben ohne Drogen. Der Geist oder das, was<br />

wir Psyche nennen, braucht eine Zielrichtung,<br />

einen Lebensinhalt. Umso eher unser Geist<br />

weiß, was er will, desto mehr Freude und<br />

Friede findet er.<br />

ohnehin schon erwähnten Faktoren<br />

noch der Aspekt der Teamfähigkeit<br />

und des Hintanstellens des Egos zum<br />

Vorschein. Fußball im Besonderen fördert<br />

das Gemeinschaftsgefühl, bietet eine<br />

positive Identifikationsmöglichkeit und<br />

hilft dadurch, gesundheitsschädigendes<br />

zigen Träger von Kinder-, Jugendund<br />

Suchthilfeeinrichtungen. Seit<br />

1998 kicken Suchtkranke aus ganz<br />

Europa für Drogen- und Gewaltfreiheit.<br />

Der FODC dient ihnen<br />

als Ansporn für das abstinente<br />

Leben.<br />

All diese Erfahrungen bleiben<br />

den PatientInnen in Erinnerung.<br />

Diese Erlebnisse teilen sie<br />

mit anderen PatientInnen und nehmen sie<br />

mit in ihr Leben nach ihrer Therapie. Sport<br />

im Rahmen der Suchttherapie, aber auch im<br />

Leben danach, spielt unbestritten eine große<br />

Rolle. Der Mensch, der sich in Bewegung<br />

setzt, ist kreativer, wird sich besser mit neuen<br />

Herausforderungen auseinander setzen<br />

können und so eine bessere Motivation für<br />

seine Zukunft entwickeln.<br />

PatientInnen messen aber auch im Rahmen<br />

des Sports ihre Kräfte mit anderen TeilnehmerInnen.<br />

Vielen KlientInnen gelingt es, ihr<br />

Trainingsziel zu erreichen, z.B. einen Podestplatz<br />

bei einem internationalen Wettbewerb.<br />

Aber alleine schon dabei zu sein, baut sie auf,<br />

gibt ihnen Selbstwert und steigert ihre Selbstsicherheit.<br />

Als bestes Beispiel dazu dient die<br />

jährliche Teilnahme an einem nationalen bzw.<br />

internationalen Marathon, wo der Kampf mit<br />

dem „inneren Schweinehund“ 42 km hin und<br />

her tobt und als Belohnung für den Sieg über<br />

sich selbst der Applaus und die Anerkennung<br />

durch das Publikum winken.<br />

Etwas anders sieht es in Teamsportarten<br />

wie z.B. Fußball aus. Hier kommt zu den<br />

Verhalten wie Sucht zu vermeiden. Das Training<br />

gipfelt in der Teilnahme der „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“ Mannschaft am jährlichen „Fußball<br />

ohne Drogen-Cup“. Der „Fußball ohne Drogen-Cup“<br />

(FODC) ist ein Wanderpokal, der<br />

vom Suchthilfeverein Tannenhof Berlin-Brandenburg<br />

gestiftet wurde, einem gemeinnüt-<br />

TEXT: IBRAHIMA DIALLO,<br />

LEITER SPORT IM „GRÜNEN<br />

KREIS“<br />

FOTOS: IBRAHIMA DIALLO,<br />

BERITH SCHISTEK, ARCHIV<br />

„GRÜNER KREIS“<br />

30 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisBetreuungsangebote |<br />

Die Prävention<br />

im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

„Rechtzeitig handeln“<br />

Das Suchtpräventionskonzept<br />

Kompetenz und Wissen verpflichten. Und sie<br />

geben dem, der sie hat, Verantwortung. Als<br />

österreichweit größte gemeinnützige Organisation<br />

auf dem Suchtsektor hilft der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ nicht nur rasch und professionell, wo<br />

eine Abhängigkeit bereits besteht, sondern<br />

fühlt sich auch aufgerufen, bereits dort für<br />

Menschen etwas zu tun, wo Suchtvorbeugung<br />

und -aufklärung den Weg in die Sucht schon<br />

im Vorfeld verhindern können.<br />

Aus diesem Grunde ist die Suchtprävention<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ auch zu einer eigenen Abteilung<br />

geworden, die mit anderen fachlichen<br />

Institutionen zusammenarbeitet, präventive<br />

Konzepte und Ideen für öffentliche und private<br />

Einrichtungen entwickelt, Workshops<br />

und Seminare bzw. Aufklärung- und Sensibilisierungsarbeit<br />

in Unternehmen und<br />

in Schulen anbietet, und an sich selbst den<br />

Anspruch stellt, dabei höchsten qualitativen<br />

Richtlinien zu entsprechen. Und tatsächlich<br />

kann Suchtprävention auf diese Weise zur<br />

Verhinderung von Suchtproblemen essentiell<br />

beitragen.<br />

Das Präventionskonzept des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

steht unter dem Motto „rechtzeitig handeln“.<br />

Dieses Motto fasst zusammen, was Prävention<br />

immer schon implizieren muss, um nicht<br />

gelähmt zu sein: zeitgerechtes Agieren – nicht<br />

verspätetes Reagieren! Suchtprävention will<br />

das Verantwortungsgefühl für die eigene Familie,<br />

für SchülerInnen, für MitarbeiterInnen<br />

und KollegInnen in einem Betrieb – und für<br />

sich selbst – stärken. Sie will Lernprozesse<br />

in Gang bringen und den Blick schärfen um<br />

Krankheitsrisiken – bei sich selbst und bei<br />

anderen – frühzeitig zu erkennen. Und sie<br />

will mithelfen, Lösungsansätze zu erarbeiten.<br />

Dabei geht es ebenso um die Förderung von<br />

Schutzfaktoren, um das Erkennen von Risikofaktoren<br />

und um die Verbesserung des<br />

Klimas in Familie, Schule und Betrieb.<br />

Unternehmen beispielsweise bietet der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ fachliche Unterstützung im Umgang<br />

mit MitarbeiterInnen an, die womöglich<br />

suchtgefährdet oder auf dem Weg dorthin<br />

sind. Er zeigt wie dem Abgleiten in die Sucht<br />

entgegengewirkt und konsequent Hilfe angeboten<br />

werden kann. Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“<br />

konzipiert suchtpräventive Maßnahmen zur<br />

Information und Sensibilisierung der MitarbeiterInnen<br />

und zeigt Strategien für eine<br />

konstruktive Thematisierung von Suchtproblemen.<br />

Dabei reichen die Möglichkeiten von<br />

Seminaren über die Grundlagen von Sucht<br />

und Suchtvorbeugung über Outdoor Workshops<br />

bis hin zu Spezialangeboten im Bereich<br />

der Persönlichkeitsentwicklung, im Umgang<br />

mit Stress und zu den Themen Kommunikation,<br />

Konfliktstrategien, teamfördernde Maßnahmen<br />

usw. Das Repertoire betrieblicher<br />

Suchtprävention ist vielfältig und individuell<br />

zugleich, abgestimmt auf die Nöte und Anforderungen<br />

des jeweiligen Unternehmens<br />

und seiner MitarbeiterInnen. Die Installierung<br />

innerbetrieblicher Arbeitskreise, deren<br />

Begleitung und Supervision gehören ebenso<br />

dazu wie eine spezifische „Betriebs- oder<br />

Dienstvereinbarung“ zum Thema Sucht. Sie<br />

gibt Sicherheit und Transparenz und fördert<br />

Vertrauen und Offenheit im Falle einer auftretenden<br />

Problematik. Auf diese Weise bewirkt<br />

professionelle Prävention eine Verbesserung<br />

des Betriebsklimas und der Arbeitsplatzsicherheit<br />

ebenso wie eine Verringerung von<br />

Krankenstands- und Fehlzeiten und ist eine<br />

wichtige Gesundheitsmaßnahme.<br />

Ein zentrales Anliegen schulischer Suchtprävention<br />

hingegen besteht darin, junge Menschen<br />

in die Lage zu versetzen, die Chancen<br />

und Gefahren des Lebens zu erkennen, um<br />

dann entsprechend kompetent darauf reagieren<br />

zu können. Das heißt, schulische Suchtprävention<br />

will nicht nur Informationen über<br />

legale und illegale Suchtmittel vermitteln,<br />

sondern mithelfen, die Lebens- und Handlungskompetenzen<br />

von jungen Menschen<br />

zu stärken und zu fördern (z.B. im Umgang<br />

mit Gruppendruck, in der Auseinandersetzung<br />

mit Medien und Werbung etc.). Ein<br />

wichtiger Faktor ist hier die Einbeziehung<br />

aller Beteiligten – der SchülerInnen, Eltern,<br />

LehrerInnen, DirektorInnen, SchulärztInnen<br />

und SchulpsychologInnen.<br />

Aus den vielschichtigen und unterschiedlichen<br />

Anwendungsbereichen der Suchtprävention<br />

wird deutlich, dass sie ein weites Feld<br />

beschreibt, das uns auch viele Möglichkeiten<br />

und Ansätze in die Hand gibt, um der Entstehung<br />

von Sucht entgegenzuwirken. Sie umfasst<br />

heute mehr als Drogenaufklärung und<br />

Vermittlung von Wissen über Gefahren von<br />

Genuss- und Suchtmitteln. Gerade das macht<br />

sie so wirkungsvoll – und zu einer wichtigen<br />

Herausforderung für alle Lebensbereiche und<br />

Personen, die Verantwortung tragen.<br />

TEXT: DR. DOMINIK<br />

BATTHYÁNY, LEITER PRÄ-<br />

VENTION<br />

FOTOS: ALEXANDRA KRO-<br />

MUS, ARCHIV „GRÜNER<br />

KREIS“<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 31


| grünerkreisBetreuungsangebote<br />

Die Vorbetreuung im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Vorbetreuung<br />

In Anbetracht des Wachstums des Vereins<br />

war es unumgänglich auch den Bereich der<br />

Vorbetreuung auszuweiten. So begannen wir<br />

vor vielen <strong>Jahre</strong>n mit einem einzigen Vorbetreuer<br />

und können heute auf ein Team von<br />

16 MitarbeiterInnen blicken, die in ganz Österreich<br />

tätig sind. Alleine in den letzten drei<br />

<strong>Jahre</strong>n konnten wir acht weitere KollegInnen<br />

im Team begrüßen.<br />

Werner Braun,<br />

Leiter der<br />

Vorbetreuung,<br />

vor seinem<br />

Einsatzgebiet<br />

Weitere wichtige Angebote der Vorbetreuung<br />

umfassen nach wie vor:<br />

– Beratung in Krisensituation<br />

– Vermittlung und Vernetzung mit Einrichtungen,<br />

wie Spitälern, Ambulanzen, ÄrztInnen<br />

oder geeigneten Entzugseinrichtungen<br />

– Psychosoziale Begleitung<br />

– Beratung und Betreuung von Rat suchenden<br />

Eltern, Angehörigen oder sonstigen<br />

Betroffenen<br />

– Präventionsveranstaltungen<br />

– Regelmäßiger, persönlicher Kontakt zu<br />

KlientInnen in Entzugsstationen, Therapieeinrichtungen,<br />

psychiatrischen Krankenhäusern,<br />

allgemeinen Krankenhäusern<br />

und Justizanstalten im Sinne einer mobilen<br />

Vorbetreuung.<br />

weitert und optimiert kontinuierlich<br />

sein Angebot, um eine<br />

bestmögliche Betreuung der<br />

KlientInnen zu gewährleisten.<br />

Ein interdisziplinäres Team bestehend<br />

aus SozialtherapeutInnen,<br />

SozialarbeiterInnen und<br />

PsychologInnen garantiert die<br />

bestmögliche Betreuung vor<br />

Eintritt in die ambulante bzw.<br />

stationäre Therapie. Fortbildungen,<br />

Einzel- und Teamsupervisionen<br />

sind wichtige<br />

Bestandteile und Voraussetzung<br />

einer professionellen Zusammenarbeit<br />

mit KlientInnen<br />

und Institutionen, weshalb sich<br />

alle VorbetreuerInnen dazu<br />

verpflichten und diese Angebote<br />

auch gerne wahrnehmen.<br />

Eine positives, wertschätzendes<br />

Menschenbild – wie es im Leitbild<br />

des Vereins verankert ist<br />

– ist Grundlage des Handelns<br />

aller VorbetreuerInnen des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“.<br />

Dieses Team stellt die Verbindungsstelle zwischen<br />

der Institution „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“, den<br />

Suchtmittelabhängigen und den verschiedensten<br />

Institutionen in ganz Österreich dar.<br />

Hilfesuchende nehmen Kontakt zu einer der<br />

VorbetreuerInnen auf und klären in Informationsgesprächen<br />

die Art der Hilfestellung ab:<br />

– Therapiemotivation (Freiwillig oder „Therapie<br />

statt Strafe“)<br />

– Therapienotwendigkeit (Langzeit-, Kurzzeit-<br />

oder ambulante Therapie)<br />

– Vermittlung eines Entzugsplatzes oder einer<br />

ambulanten Entzugsmöglichkeit,<br />

– Hilfestellung bei Amtswegen und<br />

– Ansuchen zur Kostenübernahme beim jeweilig<br />

zuständigen Kostenträger.<br />

Seit Juli 2005 bietet das AMS Niederösterreich<br />

seinen KundInnen in Kooperation mit<br />

dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“ anonyme und kostenlose<br />

Beratung für Fragen, die den Bereich<br />

Sucht betreffen, an. Das Beratungsangebot<br />

richtet sich an Personen mit Suchtproblemen<br />

und bezieht sowohl stoffgebundene (z.B.<br />

Alkohol, illegale Substanzen, Medikamente)<br />

als auch nicht-stoffgebundene Suchtformen<br />

(z.B. Spielsucht) und Verhaltenssüchte (z.B.<br />

Essstörungen) mit ein. Die Entstehung einer<br />

Abhängigkeitserkrankung je nach Substanz<br />

und Konsummuster ist oftmals ein mehrjähriger<br />

Prozess. Daher steht das Beratungsangebot<br />

auch Personen zur Verfügung, die<br />

eine Standortbestimmung hinsichtlich ihres<br />

eigenen Drogenkonsums wünschen. Insbesondere,<br />

wenn sich das süchtige Verhalten bzw.<br />

das aktuelle Konsummuster negativ auf die<br />

Chancen in der Arbeitswelt auswirkt. Zwei<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Beraterinnen stehen in 14 niederösterreichischen<br />

AMS Geschäftsstellen zu<br />

bestimmten Zeiten zur Verfügung.<br />

In diesem Sinne verbindet der Verein „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“ Altbewährtes mit Innovativem und er-<br />

TEXT: WERNER BRAUN, MSC<br />

LEITER VORBETREUUNG<br />

FOTOS: WERNER BRAUN, ARCHIV<br />

„GRÜNER KREIS“<br />

32 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisBetreuungsangebote |<br />

Die ambulante Therapie im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Im ambulanten Beratungs- und Betreuungszentrum<br />

Graz haben wir es mit zwei KlientInnengruppen<br />

zu tun. Die einen kommen<br />

nach einem stationären Aufenthalt in einer<br />

unserer neun Einrichtungen zurück und<br />

nehmen Nachbetreuung in Anspruch, die<br />

anderen beginnen gleich mit der ambulanten<br />

Therapie.<br />

Die Zielgruppe für das ambulante Therapieangebot<br />

ist folgende:<br />

– Suchtkranke Personen, die über ein stabiles<br />

Umfeld verfügen,<br />

– die keine gravierenden psychischen Auffälligkeiten<br />

aufweisen,<br />

– Personen in Substitutionsbehandlung, die<br />

diese beenden wollen, und<br />

– Personen mit richterlicher Weisung („Therapie<br />

statt Strafe“).<br />

Als Therapieziel sollte ein abstinent zu führendes<br />

Leben angestrebt werden. Einer regelmäßigen<br />

Arbeit nachzugehen und eine fehlende<br />

Berufsausbildung nachzuholen sind weitere<br />

Therapieziele, ebenso wie ein passendes soziales<br />

Umfeld zu finden, in dem man sich wohl<br />

fühlen und weiterentwickeln kann.<br />

Wie kommt man zu uns? Betroffene und/oder<br />

ihre Angehörigen können sich direkt an die<br />

VorbetreuerInnen wenden, die es in jedem<br />

Bundesland gibt und die dabei behilflich sind,<br />

Entzugsbetten zu finden und eine Kostenübernahme<br />

zu organisieren.<br />

Die ambulante Therapie dauert 12 bis 18 Monate,<br />

ganz nach dem individuellen Entwicklungsstand<br />

des/der Klienten/in. Folgende<br />

Rahmenbedingungen sind vorgegeben: eine<br />

Therapiesitzung pro Woche, im Krisenfall<br />

auch öfter, anfangs zwei Harnkontrollen pro<br />

Woche, später eine, psychiatrische Erstuntersuchung<br />

und Begleitung.<br />

In den vielen <strong>Jahre</strong>n meiner Tätigkeit im ambulanten<br />

Setting machte ich immer wieder ähnliche<br />

Erfahrungen. Süchte, sowohl<br />

substanzgebundene wie Alkohol<br />

und Drogen, wie auch substanzungebundene<br />

wie Essstörungen, Spielsucht,<br />

Kaufsucht, Internetsucht und<br />

dergleichen brauchen Zeit, um zum<br />

Blühen gebracht zu werden – ebenso<br />

braucht auch der Entzug und die Entwöhnung<br />

davon Zeit und Aufmerksamkeit von<br />

den Betroffenen und ihren Angehörigen. Oft<br />

sind unsere KlientInnen nur zu ganz kleinen<br />

(Fort-)Schritten bereit und erliegen der Illusion,<br />

nur wenig in ihre Gesundheit investieren zu<br />

müssen. Es kommt öfters zu Wiederholungsschleifen<br />

von Rückfällen, Verlusten des schon<br />

Aufgebautem und dem Gefühl, nicht vom<br />

Fleck zukommen, dabei wird manchmal die<br />

Therapie auch abgebrochen. Ist die Beziehung<br />

zwischen KlientIn und TherapeutIn belastbar,<br />

kann der Therapieprozess nach Unterbrechungen<br />

weitergehen. Vereinzelte Rückfälle<br />

sind kein Ausschließungsgrund und können<br />

bestenfalls im Therapiegeschehen verarbeitet<br />

werden. Wichtig ist, dass sich der Einzelne<br />

nicht gleich aufgibt und neu durchstartet,<br />

frei nach dem Motto „Jeder Tag beinhaltet<br />

eine neue Chance.“.<br />

Besonders schwierig ist es für unsere KlientInnen<br />

sich von ihrem konsumierenden<br />

Freundeskreis zu trennen. Die meisten glauben,<br />

dass es für sie nicht notwendig ist, dass<br />

sie die Ausnahme von der Regel sind. Erst<br />

nach einigen Rückfällen sehen unsere KlientInnen<br />

die Notwendigkeit zur Trennung<br />

ein. Der „Rausch“ wird bei süchtigen<br />

Personen oft zur Schmerzvermeidung<br />

eingesetzt, das ist nicht<br />

selten ein tradiertes Verhalten. In<br />

den Ursprungsfamilien fehlten die<br />

Vorbilder, wie man konstruktiv mit<br />

Schmerz, Konflikten, Ängsten und<br />

Ablehnung umgehen kann, ohne sich betäuben<br />

zu müssen. Ein wichtiges Ziel der Suchttherapie<br />

ist es deshalb, eigenverantwortlich zu<br />

leben und jede geplante Handlung auf ihre<br />

Auswirkungen hin überprüfen zu können.<br />

Ambulante Therapie<br />

TEXT UND FOTOS: KARIN<br />

PETROVIC, PSYCHOTHERA-<br />

PEUTIN, LEITERIN AMBU-<br />

LANTES BERATUNGS- UND<br />

BETREUUNGSZENTRUM<br />

GRAZ<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 33


| grünerkreisBetreuungsangebote<br />

Die stationäre<br />

Kurzzeittherapie im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Stationäre Kurzzeittherapie<br />

Seit ungefähr acht <strong>Jahre</strong>n existiert beim Verein<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ neben der Langzeittherapie<br />

auch die Möglichkeit einer stationären<br />

Kurzzeittherapie. Ursprünglich gab es dafür<br />

eine eigene Einrichtung, die Waldheimat.<br />

Ende 2002 entschloss sich die Geschäftsführung,<br />

das Konzept für die Kurzzeittherapie<br />

zu überarbeiten und sie in Kombination mit<br />

der Langzeittherapie am Meierhof für Männer,<br />

im Binder für Frauen und in Johnsdorf für<br />

Männer und Frauen anzubieten. Anfänglich<br />

bestand bezüglich der gemeinsamen Behandlung<br />

von Kurz- und LangzeitpatientInnen<br />

einige Skepsis. Es gab die Befürchtung, dass<br />

viele LangzeitpatientInnen verkürzen wollen<br />

und sich zwei Untergruppen bilden, was zu<br />

Spannungen führen könnte. Diese Ängste<br />

bewahrheiteten sich nicht. Nunmehr gibt es<br />

Kurzzeittherapie in allen stationären Einrichtungen,<br />

außer der Waldheimat, in der junge<br />

Männer und Burschen behandelt werden.<br />

Für die KlientInnen kann der Behandlungszeitraum<br />

insgesamt zwei <strong>Jahre</strong> betragen. Für<br />

LangzeitpatientInnen dauert der stationäre<br />

Aufenthalt zwischen 10 und 18 Monaten, die<br />

institutionelle Kurzzeitbehandlung umfasst<br />

drei bis sechs Monate. Die restliche Therapie<br />

erfolgt in ambulanter Form. Wie für die LangzeitpatientInnen<br />

gilt auch für die „Kurzzeitler“:<br />

Ein Leben ohne den Konsum von Rauschmitteln.<br />

Voraussetzung für die Aufnahme ist die<br />

Bereitschaft zum Mitleben und zur Mitarbeit<br />

in der therapeutischen Gemeinschaft, die<br />

Akzeptanz der Behandlungsstruktur, sowie<br />

das Anerkennen des Abstinenzgebotes und<br />

des Gewaltverbotes.<br />

Die nicht einfache Entscheidung, welche<br />

Personen für die kürzere oder längere Dauer<br />

eines stationären Aufenthalts geeignet sind,<br />

muss bereits die Vorbetreuung treffen. Kaum<br />

ein/e Bewerber/in erfüllt alle Kriterien eindeutig.<br />

Die VorbetreuerInnen müssen die individuelle<br />

Situation der Behandlungswilligen<br />

abklären, sie beraten und für das geeignete<br />

Modell motivieren. Die Wahl der richtigen<br />

Intervention ist relevant für den Behandlungserfolg.<br />

Die wichtigsten Kriterien für die<br />

Kurzeittherapie sind: Ein tragfähiger sozialer<br />

Hintergrund ist vorhanden. Eine berufliche<br />

Wiedereingliederung ist ohne größeren Aufwand<br />

möglich. Ein entsprechendes Ausmaß<br />

an Motivation und<br />

Eigenverantwortlichkeit<br />

ist gegeben.<br />

Physisch sind<br />

keine aufwendigen<br />

Rehabilitationsmaßnahmen<br />

notwendig und es besteht keine<br />

Multimorbidität.<br />

Wie auch für die stationäre Langzeittherapie<br />

gilt als konzeptioneller Hintergrund ein „Säulen<br />

Modell“: Arbeitstraining, Psychotherapie,<br />

Aktive Freizeit und medizinische Behandlung.<br />

Diese Grundsäulen stehen in enger dynamischer<br />

Wechselwirkung. Allerdings liegt<br />

in der Kurzzeittherapie der Schwerpunkt auf<br />

Psychotherapie, da bereits bei den Indikationskriterien<br />

davon ausgegangen wird, dass diese<br />

PatientInnen eine kürzere Drogenkarriere<br />

aufweisen und weniger Strukturverlust erlebt<br />

haben. Die bisherigen begleitenden statistischen<br />

Untersuchungen haben die Unterschiedlichkeit<br />

von Lang- und KurzzeitpatientInnen<br />

dokumentiert. KurzzeitpatientInnen haben<br />

später mit Drogen begonnen, seltener Opiate<br />

konsumiert, kaum Therapieerfahrungen<br />

im ambulanten oder im stationären Bereich,<br />

sie haben weniger Entzüge hinter sich, weisen<br />

seltener eine Substitutionsbehandlung<br />

in ihrer Anamnese auf und haben vermehrt<br />

eine Partnerbeziehung.<br />

KurzzeitpatientInnen sind aber auch in die<br />

Arbeitstherapie und Aktive Freizeitgestaltung<br />

eingebunden. Sie nehmen am gesamten Programm<br />

teil, sollen aufgrund ihrer nicht verloren<br />

gegangenen Ressourcen belebend für das<br />

Hausgeschehen wirken und genauso Verantwortungsbereiche<br />

übernehmen können. Die<br />

Divergenz der Klientel ist eine Herausforderung<br />

im Sinne eines Integrationsmodells und<br />

gleichzeitig eine Chance für einen größeren<br />

gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Demnach<br />

finden auch alle psychotherapeutischen Gruppen<br />

gemeinsam statt. In der Psychotherapie<br />

besteht die Chance, die Entstehung der Sucht<br />

und deren Auswirkungen auf die Persönlichkeit<br />

zu hinterfragen. Es sollen zielgerichtete<br />

Veränderungsansätze erarbeitet werden und<br />

durch die ständig präsente Austauschmöglichkeit<br />

mit der Umgebung in Form der therapeutischen<br />

Wohngemeinschaft neue Sichtweisen<br />

erkannt werden.<br />

Der Behandlungsverlauf ist in Phasen gegliedert:<br />

Zugangs-, Motivations-, Vertiefungsund<br />

Prüfungsphase. Nach der Aufnahme ist<br />

das Einleben in die Gemeinschaft und das<br />

Erlangen von Akzeptanz seitens der MitpatientInnen<br />

relevant. Jede Phase wird durch<br />

ein Ritual, meist eine Gruppensitzung, in<br />

der über Vorleben, Erkenntnisse und Erfahrungen<br />

berichten werden soll, abgeschlossen.<br />

Die PatientInnen bekommen Rückmeldungen<br />

von den KollegInnen, die über den Erfolg<br />

entscheiden. Die Motivationsphase, in der<br />

der/die Patient/in seinen/ihren Veränderungswillen<br />

gefestigt hat, wird durch eine<br />

Tageswanderung, die gleichzeitig die Zeit<br />

für Ausgänge eröffnet, beendet. Nach einem<br />

Tagesausgang sind Wochenendausgänge im<br />

14-Tagesrhythmus vorgesehen. Vier Wochen<br />

vor Abschluss der stationären Therapie muss<br />

dem TherapeutInnenteam eine verbindliche<br />

Zukunftsplanung vorgelegt werden.<br />

Die Mitnahme von Drogen ins Haus, aber<br />

auch das Brechen des Gewaltverbots hat eine<br />

Entlassung zur Folge. In weniger drastischen<br />

Fällen besteht die Möglichkeit des Verbleibs<br />

und des Wechsels in die Langzeittherapie.<br />

Es ist unumstritten, dass die stationäre Kurzzeittherapie<br />

in der Angebotspalette des Vereins<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ vorhanden sein muss, da<br />

es auch bei Suchtkranken Unterschiede in der<br />

Persönlichkeit, im Stadium der Erkrankung,<br />

im sozialen Kontext und der Motivation gibt.<br />

In sechs Monaten stationärer Therapie können<br />

manifeste Veränderungen bewirkt werden.<br />

Unerlässlich ist eine weiterführende ambulante<br />

Behandlung.<br />

TEXT: DR. ANITA FÖDINGER,<br />

KLINISCHE UND GESUND-<br />

HEITSPSYCHOLOGIN,<br />

PSYCHOTHERAPEUTIN,<br />

LEITUNG MEIERHOF<br />

FOTOS: DR. ANITA<br />

FÖDINGER,BERITH<br />

SCHISTEK<br />

34 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisBetreuungsangebote |<br />

Die stationäre Langzeittherapie<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Stationäre Langzeittherapie<br />

Die Zielgruppe für stationäre Langzeittherapie<br />

bilden (traditionsgemäß) Menschen,<br />

deren jahrelange Suchtkarriere zu schweren<br />

somatischen, sozialen und wirtschaftlichen<br />

Schäden geführt hat und die zusätzlich an<br />

einer ausgeprägten psychischen Erkrankung<br />

leiden. In unserer praktischen Arbeit finden<br />

wir häufig strukturelle Bindungsstörungen, die<br />

nach unserem Wissensstand durch mehrfache<br />

frühkindliche Traumatisierungen wie Zeuge<br />

und/ oder Opfer von Gewalt, Misshandlung<br />

und sexuellem Missbrauch, Unfälle, Spitalsaufenthalte<br />

oder auch „nur“ Vernachlässigung<br />

hervorgerufen werden. Traumatische<br />

Erfahrungen bewirken meist eine brüchige<br />

Bindung zu den primären Bezugspersonen<br />

und führen zu einer massiven Hemmung<br />

oder Stagnation der Selbstentwicklung mit<br />

chronischen Schuld- und Schamgefühlen.<br />

Ein allgemein negatives Selbst- und Weltbild<br />

geht der Suchtentwicklung oft voraus. Das<br />

süchtige Verhalten dient dann dem Abbau<br />

der scheinbar unerträglichen inneren Spannungen<br />

im Sinne eines Selbstheilungsversuchs,<br />

der letztlich die Symptome verstärkt und die<br />

betroffene Person weiter schädigt.<br />

Aufgabe einer traumaspezifischen Suchttherapie<br />

ist es, belastende individuelle Lebenserfahrungen<br />

zu erkennen und in ihrer subjektiven<br />

Bedeutung zu verstehen. Die meist implizite<br />

Annahme, Stimmungen, Spannungen und<br />

natürlich auch deren Auslösern hilflos ausgeliefert<br />

zu sein, erweist sich als persönliches<br />

Konstrukt, das zwar zum Zeitpunkt der Traumatisierung,<br />

nicht aber im Hier und Jetzt seine<br />

Berechtigung hat. Damit wird der Weg frei,<br />

nicht mehr strukturgebunden und unbewusst<br />

auf nicht verstandene und damit auch nicht<br />

integrierbare Lebenserfahrungen zu reagieren,<br />

sondern sich auf unterschiedliche neue und<br />

korrigierende Lebenserfahrungen einzulassen,<br />

wodurch der Selbstentwicklungsprozess<br />

wieder in Gang gesetzt wird.<br />

Um die Heilung zu erreichen, ist es notwendig,<br />

ein stabiles, kontinuierliches und strukturiertes<br />

Bindungsangebot in Form der sogenannten<br />

therapeutischen Gemeinschaft anzubieten,<br />

innerhalb derer im geschützten Rahmen Beschäftigung<br />

(Arbeit und Aus- und Fortbildung,<br />

kreatives Gestalten), Gruppenaktivität (Sport,<br />

Spiel, Erlebnispädagogik, Ausflüge, gemeinsame<br />

Urlaube), Einzel- und Gruppenpsychotherapie<br />

sowie diverse Selbsthilfeaktivitäten<br />

möglich sind. Die entstehenden Beziehungsstrukturen<br />

machen destruktive Erlebens- und<br />

Verhaltensmuster deutlich, bieten ein Übungsfeld<br />

für Veränderung und fördern die Entdeckung<br />

und Entwicklung persönlicher Ressourcen.<br />

Zielsetzung ist – aufeinander aufbauend<br />

– die Erfahrung von innerer Sicherheit und<br />

Kontrolle, eine Integration der traumatischen<br />

Erfahrungen in die eigene Lebensgeschichte,<br />

das Erlernen und Verbessern von Achtsamkeit,<br />

Selbstfürsorge und Entspannungsfähigkeit,<br />

die Fähigkeit zur flexiblen Gestaltung von<br />

Beziehungen und das Entdecken von eigenen<br />

Ressourcen und Entwicklungsfeldern.<br />

Das in diesem Zusammenhang bewährte und<br />

weiterentwickelte Therapiephasenprogramm<br />

soll stufenweise die Entwicklungsschritte der<br />

PatientInnen dokumentieren:<br />

– Die Zugangs- und Eingliederungsphase<br />

dient der Distanzierung und Reflexion des<br />

Lebens vor dem Therapieaufenthalt, der Motivationsüberprüfung<br />

sowie der Eingliederung<br />

in die therapeutische Gemeinschaft.<br />

– Die Motivationsphase dient der Erarbeitung<br />

und Überprüfung der Therapieziele<br />

und wird mit dem Motivationsmarsch<br />

abgeschlossen, der das erste Mal alleine<br />

Kontakt mit der Außenwelt ermöglicht.<br />

Ab diesem Zeitpunkt können Ausgänge<br />

unternommen und das Ausmaß der Selbstverantwortlichkeit<br />

durch Funktionen in der<br />

Hausgemeinschaft überprüft werden.<br />

– Danach erfolgt eine intensive Therapiephase,<br />

die sich in die Konfrontations- und Aufarbeitungsphase,<br />

die Eigenverantwortungsund<br />

AspirantInnenphase sowie die BetreuerInnenphase<br />

gliedert. Schwerpunkte sind<br />

hier der Beginn der Wiederaufnahme von<br />

Außenkontakten, die Problemeinsicht in das<br />

Suchtverhalten, das Entwickeln von Verantwortungsbewusstsein<br />

durch Hilfestellung<br />

für neue Mitglieder der Gemeinschaft und<br />

der Aufbau von Problemlösungskompetenz.<br />

Parallel dazu stehen berufliche Orientierung<br />

und spätere Aus- und Weiterbildung<br />

immer wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit.<br />

Die letzten Monate der Therapie<br />

dienen der Umsetzung von Zielen, die eine<br />

Reintegration in die Arbeitswelt und in ein<br />

positives soziales Umfeld ermöglichen.<br />

– Die stationäre Langzeittherapie geht in eine<br />

möglichst langfristige Nachbetreuungsphase<br />

über, in der die erreichten Ziele auch<br />

außerhalb des geschützten Rahmens beibehalten<br />

und weiter verfolgt werden sollen. Es<br />

ist auch möglich in ein vom AMS gefördertes<br />

Dienstverhältnis als TransitmitarbeiterIn<br />

beim „Grünen <strong>Kreis</strong>“ für ein Jahr einzutreten<br />

und danach bei entsprechender Entwicklung<br />

ein fixes Dienstverhältnis zu erhalten.<br />

Am Ende bleibt festzuhalten: Die stationäre<br />

Langzeittherapie ist in der breiten Palette der<br />

suchtspezifischen Behandlungsangebote für<br />

die beschriebene PatientInnengruppe nach<br />

wie vor der erfolgversprechendste Weg zur<br />

Reintegration und Heilung im Sinne von Rückfallsvermeidung<br />

und Weiterentwicklung.<br />

TEXT: WOLFGANG BOGNER,<br />

PSYCHOTHERAPEUT,<br />

LEITER TREINTHOF<br />

FOTO: MAG. MARCELA DE<br />

LAS MERCEDES GOMEZ<br />

VALVERDE<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 35


| grünerkreisBetreuungsangebote<br />

Das Eltern-Kind-<br />

Haus im „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“<br />

Das Eltern-Kind-Haus<br />

Dana und Ali leben mit ihrer Mutter seit fast<br />

18 Monaten im Eltern-Kind-Haus. Zuerst war<br />

auch ihr Papa mitgekommen, aber er war bald<br />

wieder weg. Sie werden von einer Sozialarbeiterin<br />

des für sie zuständigen Jugendamtes betreut.<br />

Die Sozialarbeiterin war sicher, dass sie bei uns<br />

gut aufgehoben sind, und die beiden mussten<br />

keine Trennung von der Mutter erleben. Trotzdem<br />

ist es nicht einfach für die Kinder und auch<br />

nicht für die Mutter. Sie – sowohl die Mutter<br />

als auch die Kinder – versuchen, mit Hilfe der<br />

Gemeinschaft und der MitarbeiterInnen eine<br />

neue Beziehung aufzubauen, mit Hilflosigkeit,<br />

Grenzen, Unsicherheit, Misstrauen und Vertrauen<br />

umgehen zu lernen. Die Mutter, die<br />

nicht nur sich selbst nüchtern ertragen lernen<br />

muss, sondern auch Geduld mit ihren Kindern<br />

haben soll, fühlt sich verständlicherweise sehr<br />

oft überfordert.<br />

Michi lebt jetzt auch bei seiner Mama, nachdem<br />

er die ersten Monate seines Lebens bei einer<br />

Pflegefamilie gewohnt hat. Er musste sich<br />

erst langsam wieder daran gewöhnen, dass<br />

die Mama da ist und nicht wieder verschwindet,<br />

dass er sich auf sie verlassen kann, dass sie<br />

kommt, wenn er weint und sich freut, wenn er<br />

lacht. Jetzt kann er schon gehen, das hat er bei<br />

uns gelernt. Nicht, dass das unser besonderes<br />

Verdienst wäre. Er hätte überall gehen gelernt.<br />

Nur – hier sind wir alle stolz darauf, dass Michi<br />

jetzt laufen kann. So, als ob es unser aller<br />

Verdienst wäre.<br />

Heute ist Karin da, zu Besuch bei ihrer Mami.<br />

Wir wissen nicht, wer glücklicher ist – das Kind<br />

oder die Mutter. Karins Mutter<br />

wohnt seit sechs Monaten im<br />

Eltern-Kind-Haus, wo sie<br />

eine lange Therapie machen<br />

will. Sie hat viel<br />

Alkohol getrunken, so<br />

viel, dass sie nicht einmal<br />

weiß, wie viel. Und<br />

dabei sind schlimme Sachen passiert, von denen<br />

die kleine Karin alles mitbekommen hat.<br />

Verstanden hat sie’s nicht, aber die Trauer, das<br />

Entsetzen, die Ratlosigkeit, die Hoffnungslosigkeit,<br />

die Angst und die Vorwürfe hat sie<br />

mitgekriegt. Und dann durfte sie ihre Mami<br />

lange nicht sehen. Jetzt möchte sie lieber länger<br />

da bleiben, aber das hat das Jugendamt noch<br />

nicht erlaubt. Ihr Papa auch nicht. Erst muss die<br />

Mami beweisen, dass sie wirklich keinen Alkohol<br />

mehr trinken mag, dass ihr Karin wichtiger<br />

ist als der Schnaps. Und dass sie ihre Probleme<br />

auf eine andere Art zu lösen lernt.<br />

Chrissi ist heute auch da. Sie kommt oft und<br />

regelmäßig, um ihre Mama zu besuchen und<br />

die Mama besucht auch ihre Tochter, die zur<br />

Zeit bei ihrer Omi wohnt und dort in die Schule<br />

geht, nachdem sie 15 Monate mit ihrer Mama<br />

am Marienhof gelebt hat. Chrissi ist schon ein<br />

wenig sicherer, dass die Mama ohne Drogen<br />

leben will und muss sich nicht mehr so große<br />

Sorgen machen. Ganz sicher ist sie freilich<br />

auch noch nicht.<br />

Seit ein paar Tagen ist auch Leni da, und sie<br />

bleibt noch viele Tage bis sie wieder in eine andere<br />

Einrichtung für Kinder zurück muss. Das<br />

hat ihr zuständiges Jugendamt so beschlossen,<br />

weil die BeamtInnen dort nicht glauben, dass<br />

ihre Mama wirklich keinen Alkohol mehr<br />

trinken will und hier ernsthaft Therapie macht.<br />

Leni hat jedes Mal solche Angst davor, wieder<br />

weg zu müssen, dass sie, solange sie bei ihrer<br />

Mama ist, diese die ganze Nacht festhält und<br />

ihr nicht erlauben will, aufs WC zu gehen.<br />

Auch Jerry ist seit kurzer Zeit bei uns, mit seiner<br />

Mama. Er ist noch nie von seiner Mama<br />

getrennt worden. Obwohl, eine Mama, die<br />

Drogen nimmt, ja auch eigentlich nicht da ist,<br />

obwohl sie da ist. Wie das zu verstehen ist? Menschen,<br />

die unter Drogeneinfluss stehen, sind<br />

in einem Zustand, in dem sie mit sich selbst<br />

nicht in Kontakt sind und daher auch mit niemandem<br />

sonst in Kontakt sein können. Und so<br />

können sie die Bedürfnisse ihrer Kinder auch<br />

nicht wahrnehmen. Dazu kommt, dass die<br />

Beschaffung des Suchtmittels der wichtigste<br />

Lebensinhalt für drogenabhängige Menschen<br />

ist und dabei die Bedürfnisse ihrer Kinder<br />

ohnehin nebensächlich sind. Die daraus resultierende<br />

Vernachlässigung stellt Kinder<br />

schon in ganz jungen <strong>Jahre</strong>n vor die Aufgabe,<br />

ihr Leben – und oft auch das der Eltern – selbst<br />

zu organisieren, Aufgaben zu übernehmen,<br />

die nicht altersgemäß sind und welche sie weit<br />

überfordern. Um dies psychisch zu überleben,<br />

müssen sie viele Erfahrungen verdrängen und<br />

weisen als Resultat erhebliche Verhaltensstörungen<br />

auf, die sich in ausgeprägter Bedürftigkeit,<br />

Distanzlosigkeit, Ruhelosigkeit und<br />

Aggressivität äußern.<br />

Das Leben dieser Kinder wird geordneter, wenn<br />

sich die Eltern zu einer stationären Therapie<br />

entschließen. Die therapeutische Gemeinschaft<br />

wird zu einer Ersatzfamilie für das Kind<br />

und kann seine Bedürftigkeit teilweise stillen.<br />

Das geregelte Leben mit seiner Hausordnung<br />

bringt Stabilität in das Leben des Kindes. Es<br />

fühlt sich zunehmend sicherer und wagt es<br />

mit der Zeit auch, seine Probleme zu zeigen.<br />

Das ist zwar nicht leicht auszuhalten für die<br />

Mutter/Eltern, ist jedoch ein Zeichen dafür,<br />

dass eine Veränderung passiert. Der nächste<br />

Schritt ist dann oft eine positive Verhaltensänderung,<br />

die im besten Fall den Beginn einer<br />

Entwicklungsnachreifung ankündigen kann.<br />

Dies wünschen wir uns sowohl für die Kinder<br />

wie auch für deren Eltern.<br />

TEXT: MAG. MARIELUISE<br />

OBEROI, PSYCHOTHERA-<br />

PEUTIN, LEITERIN ELTERN-<br />

KIND-HAUS MARIENHOF<br />

FOTOS: BERITH SCHISTEK<br />

36 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisBetreuungsangebote |<br />

Suchtkranke Jugendliche<br />

Die Behandlung<br />

Jugendlicher im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Rausch trinken, Alkoholexzesse, ´mal Cannabis<br />

rauchen – für viele Jugendliche ein<br />

harmloser Spaß. Die Abhängigkeit und Sucht,<br />

die aus dem Missbrauch resultieren kann,<br />

entsteht nicht von heute auf morgen, sondern<br />

entwickelt sich teilweise sehr langsam<br />

und für Außenstehende oft zunächst unerkennbar.<br />

Die psychosozialen Ursachen dafür<br />

sind so vielfältig wie das Leben selbst<br />

und vielfach das Ende einer langen Kette<br />

individueller, sozialer und gesellschaftlicher<br />

Fehlentwicklungen. Als Motiv für den Drogenkonsum<br />

bei Jugendlichen gilt meist Neugierde,<br />

Experimentierfreude, der Reiz des<br />

Verbotenen und des Risikos, Langeweile,<br />

Geltungsbedürfnis oder Flucht vor unangenehmen<br />

Situationen.<br />

Unterschiedliche Motivationstypen finden<br />

sich unter jugendlichen Drogenkonsumierenden:<br />

– „Sucher“: Drogenkonsum als quasi-therapeutische<br />

Selbsthilfe bei Kontaktschwierigkeiten<br />

– „Experimentierer“: differenzierte, intelligente,<br />

wissensdurstige Jugendliche, die<br />

meist eine Drogenkarriere durchlaufen<br />

– „Dionysier“: unstete, unbeschwert dahin<br />

lebende, kontaktreiche, häufig unreife Persönlichkeiten<br />

– „Wahllose“, “Nimmer satte“: hochgradig<br />

egozentrische, triebhafte, aggressive, sich<br />

selbst überschätzende Jugendliche<br />

– „Konformisten“: „Fußvolk in Missbraucherkreisen,<br />

beeinflussbar durch Gruppendruck,<br />

unselbstständig, neigen zur Überkompensation<br />

ihrer Insuffizienzen<br />

Ein Aspekt, der für die Therapie bei Jugendlichen<br />

wesentlich ist, ist, dass der Missbrauch<br />

und die Abhängigkeit den Entwicklungsverlauf<br />

eines Jugendlichen beeinflusst. Es lässt sich<br />

allerdings nicht klar trennen, welche Defizite<br />

schon vor der Sucht vorhanden waren und<br />

welche sich durch die Sucht entwickelten.<br />

Vor allem in folgenden Faktoren zeigen sich<br />

oft Unterschiede zu nicht süchtigen Jugendlichen:<br />

– in der geringen Beziehungs- und Konfliktfähigkeit<br />

(Kommunikationsfähigkeiten)<br />

– in dem eingeschränkten Freizeitverhaltens-<br />

Repertoire<br />

– in der geringen Selbstachtung bzw. in dem<br />

Fehlen eines positiven Selbstwertgefühls<br />

– in dem Fehlen von Vertrauen in die Selbstwirksamkeit<br />

und von der Überzeugung,<br />

wichtige Ereignisse selbst beeinflussen zu<br />

können, sich kompetent zu fühlen („Ich<br />

werde schon fertig mit den Problemen.“)<br />

– in den Bewältigungsstilen („Coping“): Ein<br />

aktiver Problembewältigungsstil – im Gegensatz<br />

zur Problemvermeidung – gilt<br />

für die Entwicklung im Jugendalter als<br />

bedeutsam. Insbesondere ist ein Bewältigungsstil<br />

von Bedeutung, der zur Lösung<br />

von Problemen auf soziale Ressourcen<br />

zurückgreift.<br />

– in der Erfahrung in der Bewältigung von<br />

Problemlagen<br />

– in den kognitiven Fähigkeiten: Sie sind die<br />

Basis, auf der Jugendliche Konflikte und<br />

Probleme bewältigen; z.B. analytisches,<br />

differenziertes Denken, Sprachvermögen,<br />

Entscheidungsfähigkeit etc.<br />

Daraus ist ersichtlich, wie wichtig zusätzliche<br />

pädagogische Interventionen in der<br />

Therapie mit Jugendlichen sind, sowohl zur<br />

Reduzierung der Entwicklungsdefizite und<br />

um Anregungen für andere Entwicklungsverläufe<br />

zu geben, als auch zur Förderung der<br />

Identitätsentwicklung und Nachreifung der<br />

Persönlichkeit.<br />

TEXT UND FOTO: MAG. DORIS EICHHORN, KLINISCHE UND<br />

GESUNDHEITSPSYCHOLOGIN, LEITERIN WALDHEIMAT<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 37


| grünerkreisBetreuungsangebote<br />

Das Leben der Frauen<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Das Binder, ein ehemaliges Kurhotel inmitten<br />

von Mönichkirchen, ist einerseits das Seminarhotel<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“, das Seminarzimmer<br />

und -räumlichkeiten für Gäste zur<br />

Verfügung stellt, andererseits eine Sozial- und<br />

Jugendwohlfahrtseinrichtung, die Platz für 21<br />

jugendliche und erwachsene Frauen mit Abhängigkeitserkrankungen<br />

bietet. Neben der<br />

Langzeittherapie, die zwischen 10 und 18 Monate<br />

dauert, wird eine Kurzeitbehandlung mit<br />

bis zu 6 Monaten Aufenthalt angeboten.<br />

Der augenscheinlichste Unterschied zu den<br />

anderen Therapieeinrichtungen des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“ besteht darin, dass im Binder<br />

Frauen auf Frauen treffen, sowohl in der Patientinnenschaft,<br />

als auch bei den Mitarbeiterinnen.<br />

Kommen Frauen zum ersten Mal in<br />

unser Haus, so sind sie zunächst erstaunt und<br />

wenig erfreut darüber, dass sie in einer reinen<br />

Frauengemeinschaft leben werden. Es scheint<br />

Einigkeit darüber zu herrschen, dass Frauen<br />

mit Frauen nicht können und sie bisher nur<br />

Männer als Freunde hatten. So bilden mangelnde<br />

Identifikation und Solidarität („Wir-<br />

Gefühl“) aufgrund eines negativen Frauenbildes<br />

(„Rivalinnen“, „Feindinnen“, „Opfer“)<br />

sowie fehlendes Vertrauen die Ausgangslage<br />

für das Zusammenleben und die Auseinandersetzung<br />

in der therapeutischen Gemeinschaft.<br />

In einem vorsichtigen Annäherungsversuch<br />

mit der Unterstützung jener Frauen, die schon<br />

länger in der Gemeinschaft leben, sowie durch<br />

die therapeutische Arbeit kann das Misstrauen<br />

langsam abgebaut und die eigene Wertigkeit<br />

bzw. die fehlende Akzeptanz des eigenen<br />

„Frau-Seins“ aufgebaut werden. Hinzu kommt<br />

das abhängige Verhalten Männern gegenüber,<br />

das im Frauenkreis besprochen werden kann.<br />

Der Druck, Männern gefallen zu müssen, und<br />

das Konkurrenzverhalten Männern gegenüber<br />

entfallen, was als Entlastung empfunden<br />

werden kann. Die Frauen können erleben, dass<br />

sie losgelöst von Männern im Alltag bestehen<br />

können. Es ist von besonderer Bedeutung,<br />

Frauenschutzräume zu schaffen, wo jegliche<br />

Form gewalttätiger Übergriffe ausgeschlossen<br />

bleibt, Sichtweisen und Erfahrungen ausgetauscht<br />

und neue Beziehungserfahrungen<br />

gemacht werden können.<br />

Neben der psychotherapeutischen Einzel- und<br />

Gruppenarbeit zählen die Arbeitstherapie,<br />

Aus- und Weiterbildung, medizinische Behandlung<br />

und eine aktive Freizeitgestaltung<br />

zu den Grundpfeilern des Behandlungskonzeptes.<br />

Eingebettet in einen strukturierten Arbeitsablauf<br />

bietet das Therapieprogramm mit<br />

aufeinander aufbauenden Therapiephasen, die<br />

die Entwicklungsschritte der Patientinnen repräsentieren,<br />

Möglichkeiten zur Mitgestaltung<br />

und Selbstentfaltung. Die Entdeckung neuer<br />

Fähigkeiten, Fertigkeiten und Begabungen<br />

kann zum einen in unserem Haus im Rahmen<br />

der Arbeitstherapie und zum anderen außerhalb<br />

unserer Einrichtung im Zuge der Aus- und<br />

Weiterbildung erprobt werden. Zu den Aufgabenbereichen<br />

der Arbeitstherapie zählen die<br />

Instandhaltung und Reinigung des Hauses,<br />

Küche, Waschküche, Seminarbetrieb (Service,<br />

Zimmerreinigung), Tierhaltung (Pony, Pferde,<br />

Katzen), Gartengestaltung und Kreativwerkstätte.<br />

Entsprechend der Voraussetzungen<br />

und Interessen unserer Patientinnen können<br />

die bereits bestehenden strukturellen Arbeitsmöglichkeiten<br />

individuell angepasst bzw. neue<br />

(innerhalb und außerhalb unserer Einrichtung)<br />

geschaffen werden. Externe Arbeits- und<br />

Ausbildungsstrukturen umfassen schulische<br />

Ausbildung (Hauptschul-, Pflichtschulabschluss,<br />

Berufsschule, weiterführende Schule),<br />

Lehre sowie Schnuppertage und Praktika,<br />

um Berufswünsche zu konkretisieren. Ebenso<br />

können während des Therapieaufenthaltes<br />

Weiterbildungskurse und Kurzausbildungen<br />

begonnen werden. Zudem werden von unseren<br />

Frauen Lernnachmittage in Anspruch genommen,<br />

um beispielsweise für die Berufsreifeprüfung<br />

oder die externe Matura zu lernen. Vor<br />

allem für unsere jungen Frauen ist es wichtig,<br />

rasch berufliche Perspektiven zu entwickeln,<br />

die ihnen erstrebenswert erscheinen und so die<br />

nötige Motivation mit sich bringen.<br />

Zusätzlich zu den strukturierten und teilweise<br />

vorgegebenen Aufgaben im Arbeits- und<br />

Ausbildungsfeld kommt der Gestaltung der<br />

freien Zeit eine wichtige Rolle zu. So können<br />

einerseits Freizeitaktivitäten innerhalb unserer<br />

Einrichtung (Fitness, Sauna, Gymnastik,<br />

Streetball, Tischtennis, Tischfußball, Nutzung<br />

der Kreativwerkstätte) durchgeführt werden,<br />

andererseits werden Gemeinschaftsaktivitäten<br />

unternommen, die von der Teilnahme an<br />

Sportveranstaltungen (Marathon, Frauenlauf)<br />

über kulturelle (Theater, Musical, Kabarett,<br />

Museum) und kreative Ereignisse (Acrylmalen,<br />

Skulpturen-, Theater-, Fotoworkshop) bis hin<br />

zu Freizeitunterhaltungen wie Kino, Bowling<br />

und Thermenbesuche reichen. Zur allabendlichen<br />

Vergnügung stehen zur Zeit in unserer<br />

„Schank“ Karten- und Gesellschaftsspiele<br />

hoch im Kurs.<br />

Die jugendlichen Frauen haben neben dem<br />

Sportnachmittag, der immer mittwochs stattfindet,<br />

einen weiteren Nachmittag in der Woche<br />

zur Verfügung, der mit unterschiedlichen<br />

Aktivitäten gefüllt werden kann. Die Mädchen<br />

bekommen die Möglichkeit geboten, Neues<br />

kennen zu lernen und gegebenenfalls für sich<br />

zu entdecken und weiterzuführen. Das Jugendprojekt<br />

wird von unserer Kollegin Mag.<br />

Natascha Gurgul, Klinische und Gesundheitspsychologin,<br />

betreut. Zudem ist sie für den Seminarbereich<br />

verantwortlich und hat einige<br />

sozialarbeiterische Tätigkeiten übernommen.<br />

Unterstützung bekommt sie von der Diplompädagogin<br />

llse Braunstorfer, die den vereinsinternen<br />

Schulbetrieb leitet. Sie ist innerhalb<br />

unserer Einrichtung auch für alle Fragen rund<br />

um Aus- und Fortbildung zuständig und kümmert<br />

sich um alle Belange, die den Hausalltag<br />

betreffen. Ihr besonderes Steckenpferd sind<br />

die Tierhaltung und die Kreativwerkstätte.<br />

Psychotherapeutische Mithilfe kommt von<br />

Mag. Pamela Egger, die seit 2003 im Binder<br />

als Klinische und Gesundheitspsychologin<br />

tätig ist. Ich, Mag. Karoline Windisch, bin seit<br />

2002 beim Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ beschäftigt<br />

und seit Juli 2007 Hausleiterin im Binder. Das<br />

Besondere und Spannende für uns Mitarbeiterinnen<br />

ist, dass wir uns für jegliche Belange im<br />

Haus, dazu zählen natürlich auch die Arbeitsbereiche,<br />

zuständig fühlen und sich somit unser<br />

Arbeitsplatz vielfältig und abwechslungsreich<br />

gestaltet. So können wir in der therapeutischen<br />

Gemeinschaft unseren Patientinnen in unterschiedlichen<br />

Rollen und Tätigkeitsfeldern<br />

begegnen und Beziehungen leben.<br />

TEXT: MAG. KAROLINE<br />

WINDISCH, KLINISCHE UND<br />

GESUNDHEITSPSYCHOLO-<br />

GIN, LEITERIN BINDER<br />

FOTOS: MAG. KAROLINE<br />

WINDISCH, MAG. PAMELA<br />

EGGER<br />

38 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisBetreuungsangebote |<br />

Die Behandlung der Komorbidität im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Seit der Gründung des Vereins<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ unter der<br />

ärztlichen Leitung von Prim.<br />

Dr. Günter Pernhaupt und<br />

dem Beginn der stationären<br />

Rehabilitation von Personen<br />

mit einer Abhängigkeitsproblematik in den<br />

therapeutischen Gemeinschaften gibt es die<br />

Behandlung von „als besonders schwierig<br />

geltenden“ Menschen. Im Laufe der Vereinsgeschichte<br />

werden immer wieder vereinzelt<br />

PatientInnen mit einer Psychiatriekarriere<br />

oder aufgrund vieler Behandlungsversuche<br />

in der Vorgeschichte und damit aus dem<br />

psychiatrischen Behandlungskontext fallende<br />

Menschen in die einzelnen Stationen aufgenommen.<br />

Mit der Entwicklung des Vereins<br />

von einem couragierten Pionierprojekt hin<br />

zu einer hochprofessionell behandelnden<br />

Institution wird das „Komorbiditätskonzept“<br />

entwickelt und werden so genannte „Doppeldiagnoseeinheiten“<br />

am Marienhof, in der<br />

Villa und zuletzt in Johnsdorf in das gängige<br />

Behandlungsmodell integriert.<br />

Sucht und seelische Erkrankung:<br />

Die Behandlung der Komorbidität<br />

Die Definition von Komorbidität. Komorbidität<br />

bedeutet in diesem Zusammenhang das<br />

gemeinsame Vorliegen einer oder mehrerer<br />

psychischer Störungen (Persönlichkeitsstörung,<br />

Psychose, affektive Störung, Angststörung)<br />

und einer Abhängigkeitserkrankung bei<br />

einer Person. Der Begriff Komorbidität wurde<br />

1970 von Alvan R. Feinstein geprägt. Die<br />

diesbezügliche Forschung beginnt Mitte der<br />

80-er <strong>Jahre</strong> mit der Entwicklung des kriptiver<br />

Klassifikationssysteme im Gesundheitswesen,<br />

die es ermöglichen, mehr als eine psychische<br />

Störung zu diagnostizieren. Komorbide PatientInnen<br />

haben in der Regel deutlich schlechtere<br />

Therapieverläufe und -chancen, es sei<br />

denn, beide Störungen können in integrativen,<br />

langfristigen, stufenweisen Programmen<br />

behandelt werden. Die Hälfte der Personen<br />

mit schweren psychischen Störungen<br />

entwickeln in ihrem Leben auch irgendwann<br />

einen Substanzmissbrauch bis hin zur Abhängigkeitserkrankung.<br />

Man spricht heute<br />

ausschließlich bei psychischen Störungen,<br />

die vor dem Suchtmittelmissbrauch auftreten,<br />

von Komorbidität. Die so genannten drogeninduzierten<br />

Psychosen klingen bei Absetzen<br />

des Drogenkonsums in der Regel wieder ab<br />

(Moggi, 2007).<br />

Das Komorbiditätskonzept des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“. Das integrative Behandlungsmodell<br />

des Vereins verbindet für Menschen mit<br />

vorliegender Komorbidität die stationäre<br />

Langzeittherapie mit der psychiatrischen Behandlung,<br />

individuellen Sonderprogrammen<br />

und verschiedenen Formen der zumeist stationären<br />

bis hin zur ambulanten Nachbetreuung.<br />

Die PatientInnen sind in den Einrichtungen<br />

Marienhof (16 Plätze), Johnsdorf (16 Plätze)<br />

und Villa (4 Plätze) untergebracht und dort<br />

in die therapeutischen Wohngemeinschaften<br />

integriert. Sie nehmen zumeist an der Beschäftigungstherapie<br />

in den Kreativwerkstätten<br />

teil, wobei auf das jeweilige Leistungsniveau<br />

individuell eingegangen wird. Sie unterziehen<br />

sich einer psychiatrischen Behandlung<br />

in Form von stützender Medikation, erhalten<br />

zusätzliche psychotherapeutische Betreuung<br />

in Form einer Gruppeneinheit pro Woche<br />

oder innerhalb der Einzeltherapie, sowie<br />

Bewegungs-, Entspannungs- und kognitives<br />

Training, Psychoedukation und Unterstützung<br />

bei lebenspraktischen Fertigkeiten. Die<br />

Integration erfolgt je nach Bedarf, vorhandenen<br />

Ressourcen und Entwicklungsstand. Die<br />

Angebote variieren jeweils leicht zwischen den<br />

drei verschiedenen Einrichtungen. Das Ziel ist<br />

letztlich wie bei allen anderen Mitgliedern der<br />

therapeutischen Gemeinschaft ein abstinentes<br />

Leben, die Reintegration in die Gesellschaft<br />

oder nachbetreuende Wohn- und Arbeitsprojekte<br />

im Sinne des Erwerbes von neuen Bewältigungsstrategien<br />

im Umgang mit der eigenen<br />

psychischen Erkrankung, dem Alltag und den<br />

Mitmenschen. Das „voneinander Lernen“ der<br />

Mitglieder der therapeutischen Gemeinschaft<br />

erweist sich als besonders förderlich und wirkt<br />

einer die Entwicklung hemmenden Ghettoisierung<br />

entgegen.<br />

Das Spezialkonzept der mobilen Betreuung.<br />

Die mobile Betreuung bietet Menschen mit vorliegender<br />

Komorbidität und abgeschlossener<br />

stationärer Therapie ein Folgebetreuungsmodell,<br />

bei dem ein Schritt nach „draußen“ und<br />

dessen Erprobung möglich wird. Die Therapie<br />

wird insgesamt fortgeführt, der/die Patient/in<br />

arbeitet weiterhin in der therapeutischen Gemeinschaft,<br />

lebt aber selbständig in einer vom<br />

Verein angemieteten Wohnung und wird nach<br />

den individuellen Bedürfnissen weiter betreut.<br />

Dieses Weiterführen der Therapie in eigener<br />

Wohnung außerhalb, aber angegliedert an die<br />

therapeutische Gemeinschaft, ermöglicht in<br />

bestimmten Fällen auch die Integration so<br />

genannter „SystemsprengerInnen“. Das sind<br />

Menschen mit einer schweren psychosozialen<br />

Beeinträchtigung, die neben anderen Kriterien<br />

häufig unfähig sind, sich in eine Gruppe zu<br />

integrieren und aus beinahe jedem Behandlungskontext<br />

fallen.<br />

Mit all diesen Angeboten ist eine individuelle<br />

Behandlung und Begleitung in den verschiedensten<br />

Fällen gut möglich. Die Stabilität vieler<br />

ehemaliger PatientInnen mit einer Komorbidität,<br />

die weiterhin seit <strong>Jahre</strong>n im Verein oder<br />

in anderen nachbetreuenden Einrichtungen<br />

leben oder inzwischen seit langem ein selbstständiges<br />

Leben in der Gesellschaft gefunden<br />

haben, bestätigt diesen Behandlungsansatz.<br />

Unsere Arbeit zeugt von der Vielfalt der Angebote,<br />

der Möglichkeit des Eingehens auf<br />

das Individuum, dem Bestehen eines Raumes<br />

für das Entwickeln von neuen Modellen, dem<br />

Engagement von vielen MitarbeiterInnen inner-<br />

und außerhalb der einzelnen therapeutischen<br />

Gemeinschaften, des Führungsteams<br />

und des Vorstands und nicht zuletzt von der<br />

Umsichtigkeit vieler Kostenträger. Anlässlich<br />

des <strong>25</strong>-jährigen Bestehens des Vereins „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“ wünsche ich uns allen weiterhin viel<br />

Freude und Energie in der Zusammenarbeit<br />

im Sinne der vielen Menschen, die wir in ein<br />

drogenfreies Leben begleiten.<br />

Literatur:<br />

Feinstein Alvan R.: The pre-therapeutic classification<br />

of comorbidity in chronic disease.<br />

Journal of Chronic Diseases 23 (1970), S.<br />

455–468.<br />

Moggi Franz: Doppeldiagnosen, Komorbidität<br />

psychischer Störungen und Sucht. 2. Auflage<br />

2007, Verlag Hans Huber, Bern.<br />

TEXT UND FOTOS:<br />

DR. PETRA SCHEIDE,<br />

KLINISCHE PSYCHOLOGIN,<br />

PSYCHOTHERAPEUTIN,<br />

LEITERIN VILLA<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 39


| grünerkreisBetreuungsangebote<br />

Die Alkoholbehandlung<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Stationäre Langzeitentwöhnung vom Alkohol<br />

ist in der Einrichtung Johnsdorf seit der<br />

Eröffnung im Jahr 2003 fixer Bestandteil<br />

des Therapieangebots. Trotz immer alarmierenderen<br />

Zahlen, was den Missbrauch und<br />

die Abhängigkeit von illegalen Substanzen<br />

betrifft, stellt der Alkohol nach wie vor die<br />

österreichische Volksdroge Nummer 1 dar.<br />

Obwohl es neueren Sichtweisen entsprechend<br />

keine eindeutige AlkoholikerInnenpersönlichkeit<br />

gibt, erscheint ein eigenes Therapiekonzept<br />

als angebracht. Aufgrund der im Vergleich<br />

zu den polytoxikomanen PatientInnen<br />

zeitlich längeren Spanne der Suchtentwicklung<br />

wird die/der typische Alkoholklient/in<br />

meist erst ab dem vierten Lebensjahrzehnt<br />

klinisch auffällig. So liegt zwischen PolytoxikomanikerInnen<br />

und AlkoholikerInnen<br />

durchschnittlich ein Altersunterschied von<br />

15 <strong>Jahre</strong>n (vgl. Unterrainer, 2007). Dieser<br />

Umstand stellt im stationären Alltag allein<br />

schon einen Herd für Konflikte dar. Auch<br />

sollte dieser Unterschied nicht als Prädiktor<br />

für die „harmlosere“ Substanz Alkohol<br />

gewertet werden. Eigentlich ist beinahe das<br />

Gegenteil der Fall. Durch den langsameren<br />

Abbau findet der totale Zusammenbruch biographisch<br />

in der Lebensmitte statt, was die<br />

Möglichkeiten zu einem Neubeginn in vielerlei<br />

Hinsicht erschwert. Langfristige Lebenspläne<br />

waren aufgrund des Alkoholkonsums nicht<br />

zu realisieren, langjährige Partnerschaften<br />

und Freundschaften sind zerbrochen. Eine<br />

Langzeittherapie im Ausmaß von 10 bis 18<br />

Monaten bedeutet auch, dass man völlig aus<br />

seinem alten Umfeld förmlich herausgerissen<br />

wird – doch nur so scheint in vielen Fällen der<br />

angestrebte Neustart zu verwirklichen.<br />

Grundsätzlich entsteht der Eindruck, dass<br />

die/der alkoholkranke Patient/in sehr stark<br />

vom Leben in der therapeutischen Gemeinschaft<br />

profitieren kann. Vieles von dem, was<br />

<strong>Jahre</strong> lang vermieden wurde, kann<br />

angegangen werden. Die stützende<br />

und die konfrontative Funktion der<br />

Gruppe ist dabei als zentrales Element<br />

zu werten. Konflikte in der Gemeinschaft<br />

anzusprechen bzw. auszuhalten,<br />

stellen dabei einen wichtigen<br />

Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung dar.<br />

Das Erleben der/des Alkoholabhängigen ist<br />

oftmals bestimmt durch starke Schuldgefühle<br />

und eine massive Selbstwertproblematik. Vor<br />

allem in der Gruppe kann die Erfahrung gemacht<br />

werden, dass<br />

eigene Themen es<br />

wert sind, diskutiert<br />

zu werden und ein<br />

aufrichtiges Interesse<br />

am anderen<br />

besteht. Fehlverhalten<br />

im Sinne der<br />

therapeutischen Gemeinschaft<br />

werden<br />

auch von allen Mitgliedern<br />

lösungsorientiert<br />

besprochen.<br />

Diese emotionale<br />

Erfahrung, die viele<br />

AlkoholikerInnen in<br />

ihrer Entwicklung<br />

nicht machen konnten,<br />

wirkt somit korrigierend.<br />

Einzeltherapiegespräche<br />

können dazu<br />

genutzt werden, Erlebtes<br />

zu reflektieren.<br />

Meine Rolle als Therapeut<br />

verstehe ich gerade<br />

bei AlkoholpatientInnen<br />

als stützend und<br />

erfahrungsmotivierend.<br />

Meist präsentiert sich die/der alkoholkranke<br />

Klient/in in der therapeutischen Gemeinschaft<br />

vor allem am Anfang des Aufenthalts<br />

als überangepasst und schüchtern zurückgezogen.<br />

Anliegen des Miteinanders bzw. Ziel<br />

des therapeutischen Prozesses muss es sein,<br />

diese Position verlassen zu können, um sich<br />

neue Möglichkeiten des in Kontakt Tretens<br />

zu erarbeiten.<br />

Ein weiteres wichtiges Therapieelement stellt<br />

die Erlebnispädagogik dar. Gemeinsame körperliche<br />

Betätigung in der freien Natur kann<br />

dabei als weitere wichtige Ressource<br />

gelten und dient der Stärkung des<br />

individuellen und kollektiven Kohärenzerlebens.<br />

Körperliche Anstrengung<br />

die vom alkoholkranken<br />

Die Behandlung<br />

Alkoholerkrankter<br />

Menschen oft nur ausschließlich als<br />

Mittel zum Zwecke des Broterwerbs<br />

erlebt wurde, erfährt dadurch eine Neubewertung.<br />

Verschiedene Ausdauersportarten<br />

werden von den KlientInnen neu erlernt und<br />

betrieben. Nicht umsonst wird in rezenten<br />

Publikationen auf die Notwendigkeit leibori-<br />

entierter Bewegungstherapie in der stationären<br />

Drogenarbeit hingewiesen. Erfahrungen aus<br />

dem klinisch-stationären Alltag zeigen die<br />

Wichtigkeit der differenzierten Behandlung<br />

unter der Beachtung der Substanzgruppen.<br />

Mit dem Schwerpunkt „Alkohol“ soll diesem<br />

Anspruch nachgekommen werden.<br />

TEXT UND FOTO:<br />

DR. HUMAN-FRIEDRICH<br />

UNTERRAINER, KLI-<br />

NISCHER UND GESUND-<br />

HEITSPSYCHOLOGE,<br />

PSYCHOTHERAPEUT<br />

I.A.U.S., LEITUNGSTEAM<br />

JOHNSDORF<br />

CARTOON: ANTONIN KUBA<br />

40 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisBetreuungsangebote |<br />

„Therapie statt Strafe“ im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Delinquent gewordene Menschen mit einer<br />

diagnostizierten Suchterkrankung (ICD –10<br />

F 10 – F19) haben, sofern sie es wollen, die<br />

Möglichkeit, statt einer Haftstrafe eine Therapie<br />

(§ 39 SMG) zu absolvieren. Der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ gehört zu jenen Einrichtungen des<br />

Landes, wo dies möglich ist, meist in Form<br />

einer stationären Behandlung und danach in<br />

einer ambulanten Nachbetreuung. Anstatt in<br />

einer Justizanstalt die Zeit abzusitzen, haben<br />

Verurteilte die Chance, ihr Leben zu verändern<br />

und neu zu gestalten. Sie können erkennen<br />

und verstehen, wie sie selbst funktionieren<br />

und entsprechend gegensteuern oder achtsam<br />

sein. Das Therapieziel ist, in Nüchternheit mit<br />

einem gesunden Körper und einem frischen<br />

Geist das neue Leben zu skizzieren und zu<br />

planen, statt stumpf wieder in das schon bekannte<br />

Elend abzusinken, nur weil es weniger<br />

Angst macht als das unbekannte Neue.<br />

Mit diesem Angebot zur Therapie stellt sich<br />

natürlich die Frage, welche PatientInnen<br />

denn die erfolgreicheren sind, die, die das<br />

Gericht im Hintergrund haben, oder die, die<br />

freiwillig gekommen sind. Für den „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“ ist jeder Mensch, der sich einer Therapie<br />

unterziehen möchte, gleich und hat<br />

dieselben Möglichkeiten der persönlichen<br />

Entwicklung. So präsentieren sich auch unsere<br />

PatientInnen. Denn auch der/die Freiwillige<br />

kommt mit einem „Pusher“ anfangs<br />

zur Therapie. Das kann die Mutter sein, das<br />

eigene Kind, FreundIn oder ArbeitgeberIn.<br />

Diese Liste der Motivatoren ließe sich endlos<br />

fortführen. Anfangs ist die Motivation<br />

fast immer extrinsisch. Es geht in der Folge<br />

darum, eine intrinsche daraus entstehen zu<br />

lassen. Der Prozess, sich selbst für etwas zu<br />

motivieren, muss erst wieder erlernt werden<br />

und geht langsam vor sich. Die Therapie nur<br />

unter dem Gesichtspunkt anzutreten, den<br />

Wunsch eines anderen zu erfüllen, entwickelt<br />

sich zu dem Ziel, auch für sich selbst etwas zu<br />

erreichen, bis zu der Schlussaussage „Ich bin<br />

für mein Leben verantwortlich und habe es<br />

in der Hand, etwas daraus zu machen.“. Um<br />

dort hin zu kommen, bedarf<br />

es Motivationsarbeit in den<br />

Einzelpsychotherapien und<br />

Gruppentherapien, Auseinandersetzung<br />

mit den<br />

Meinungen der MitpatientInnen<br />

und es braucht Zeit.<br />

Denn wie gesagt, es handelt<br />

sich um einen Prozess, und<br />

der ist kein punktuelles<br />

Ereignis.<br />

Gewiss macht die drohende<br />

Haftstrafe für<br />

GerichtspatientInnen<br />

Druck, doch es kommt<br />

darauf an, wie weit der/<br />

die Patient/in diese Tatsache<br />

in den Vordergrund<br />

rückt. Sich ständig mit<br />

dem Druck zu konfrontieren,<br />

ist auch nur eine<br />

Ablenkung von dem<br />

Wesentlichen. Es geht<br />

darum, sich während<br />

der stationären Therapie zu entwickeln und<br />

neue Lebensenergie zu tanken, um sich Perspektiven<br />

eröffnen zu können. Wieder eine<br />

berufliche und soziale Integration zu schaffen,<br />

sind unsere generellen Ziele, die für alle<br />

PatientInnen, die Therapie machen möchten,<br />

gleich sind. Wir unterstützen sie dabei mit<br />

unseren Angeboten, egal ob anfangs fremdoder<br />

selbstmotiviert. Im Zentrum steht der<br />

soziale Gedanke der Unterstützung jedes/r<br />

Hilfsbedürftigen, der/die darum bittet.<br />

TEXT UND FOTO: MAG. CHRISTOPH KAINZMAYER, KLI-<br />

NISCHER UND GESUNDHEITSPSYCHOLOGE, PSYCHOTHE-<br />

RAPEUT, LEITER ETTLHOF<br />

CARTOON: ANTONIN KUBA<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 41


| grünerkreisBetreuungsangebote<br />

Das gemeinnützige Beschäftigungsprojekt<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ in Zusammenarbeit mit dem<br />

Arbeitsmarktservice Niederösterreich<br />

Die Hauptaufgabe des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

ist die Rehabilitation und Integration von<br />

suchtkranken Personen. Hinsichtlich Integration<br />

erfüllt das „Gemeinnützige Beschäftigungsprojekt“,<br />

welches seit 1986 gemeinsam<br />

mit dem Arbeitsmarktservice Niederösterreich<br />

erfolgreich durchgeführt wird, eine<br />

maßgebliche Rolle.<br />

Ein positiv abgeschlossener, 18-monatiger stationärer<br />

Therapieaufenthalt ist Voraussetzung,<br />

um in den Genuss eines vom Arbeitsmarktservice<br />

NÖ geförderten, zeitlich befristeten<br />

Transitarbeitsplatzes im Rahmen des „Gemeinnützigen<br />

Beschäftigungsprojektes“ zu<br />

kommen. Die geförderte Transitanstellung,<br />

der ein erfolgreich absolviertes Probemonat<br />

im geplanten Arbeitsbereich zwei Monate vor<br />

dem voraussichtlichen Anstellungsbeginn vorausgeht,<br />

ist auf ein Jahr (in Ausnahmefällen<br />

maximal auf 1 ½ <strong>Jahre</strong>) befristet. Während<br />

dieser Zeit soll die/der Transitarbeiterin/Transitarbeiter<br />

lernen bzw. wieder lernen, sich an<br />

geregelte Arbeitszeiten zu halten, pünktlich am<br />

Arbeitsplatz zu erscheinen und die Verpflichtungen,<br />

die durch die Anstellung eingegangen<br />

wurden, einzuhalten. Sie/er muss erfahren,<br />

dass das Anstellungsverhältnis nicht leichtfertig<br />

aufgrund einer kleinen Krise aufs Spiel<br />

gesetzt werden darf. Sie/er muss auch lernen,<br />

mit ihrem/seinem Verdienst auszukommen.<br />

Darüber hinaus ist es natürlich auch äußerst<br />

wichtig, sich im jeweiligen Arbeitsbereich die<br />

nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten anzueignen.<br />

Bedingung ist, dass die/der Transitarbeiterin/Transitarbeiter<br />

gleichzeitig eine<br />

Aus- oder Weiterbildung beginnt oder fortsetzt,<br />

um über eine fundierte Ausbildung zu<br />

verfügen und dadurch größere Chancen zu<br />

haben, auf dem freien Arbeitsmarkt Fuß zu<br />

fassen bzw. zu bestehen.<br />

Durch den geschützten Rahmen des Vereins<br />

können sich die TransitarbeiterInnen während<br />

der AMS-geförderten Anstellung weiter<br />

stabilisieren. Sie haben Zeit, sich in Ruhe<br />

auf dem freien Arbeitsmarkt zu orientieren<br />

und auf ein geregeltes Leben „draußen“ vorzubereiten.<br />

Aufgrund seiner Größe und Vielfältigkeit<br />

verfügt der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ über die verschiedensten<br />

Arbeitsbereiche und bietet somit den<br />

KlientInnen die Möglichkeit, individuell und<br />

entsprechend ihrer Interessen und Fähigkeiten<br />

bzw. dort eingesetzt zu werden, wo sie ihre<br />

Kenntnisse vertiefen und ihr Können weiter<br />

ausbauen können.<br />

Die Landwirtschaft ist einer der wichtigsten<br />

Arbeitsbereiche. So manche/mancher Transitangestellte/r,<br />

die/der aus der Großstadt zum<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“ gefunden hat, hat erst durch<br />

ihre Tätigkeit in der Landwirtschaft die Liebe<br />

zur Natur und zu den Tieren entdeckt. Wer<br />

den sogenannten „grünen Daumen“ hat, gerne<br />

im Freien arbeitet und an schönen Gärten<br />

Gefallen findet, ist sicherlich in der Gärtnerei<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ ein/eine willkommene/r<br />

Mitarbeiter/in. Nicht von den Arbeitsbereichen<br />

wegzudenken sind auch die beiden modernst<br />

ausgestatteten Tischlereien und die Schlossereien<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“, sowie der Bereich<br />

Bau- und Renovierungsarbeiten. Die Kreativwerkstätten,<br />

der Fuhrpark, das Seminarhotel<br />

und der Bereich Catering runden die Palette<br />

der Arbeitsbereiche ab.<br />

Seit dem <strong>Jahre</strong> 1986 waren 366 KlientInnen<br />

auf einem geförderten Transitarbeitsplatz<br />

angestellt und haben so den Weg zurück in<br />

das Berufsleben geschafft. Viele davon haben<br />

sich für einen Weiterverbleib im Verein entschieden<br />

und leisten heute wertvolle Arbeit<br />

für den „Grünen <strong>Kreis</strong>“.<br />

An dieser Stelle sei allen FunktionärInnen und<br />

Angestellten des Arbeitsmarktservices Niederösterreich<br />

– der Landesgeschäftsstelle Wien<br />

und der regionalen Geschäftsstelle Neunkirchen<br />

– für die jahrelange großartige Unterstützung<br />

und hervorragende Zusammenarbeit<br />

auf das Allerherzlichste gedankt.<br />

TEXT: THERESIA KAGER,<br />

LEITERIN ZENTRALBÜRO<br />

FOTO: THERESIA KAGER,<br />

MAG. BARBARA KREN<br />

42 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisBetreuungsangebote |<br />

Nachbetreuung<br />

Die Nachbetreuung im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Die Saat ist erst im Boden.<br />

Ich bringe unseren PatientInnen zum Thema Nachbetreuung folgendes Bild:<br />

„Wenn du – vielleicht nach jahrelangem Konsum von Drogen/Alkohol – zu uns kommst,<br />

kannst du dich wie ein Feld, auf dem eigentlich etwas Schönes wachsen könnte, vorstellen.<br />

Ein Feld, das jahrelang nicht gepflegt wurde, ein Feld, das womöglich sogar als Müllablageplatz<br />

verwendet wurde, ein Feld, das sehr verwahrlost ist. Wenn du die Therapie bei<br />

uns beginnst, dauert es zunächst einige Zeit bis all die Sachen weggeräumt sind, die die<br />

Sicht auf das Feld und die Erde versperren. Du brauchst Geräte, die Angebote der therapeutischen<br />

Station, die dir dabei helfen, all das wegzuräumen. Das braucht Zeit.<br />

Wenn das Feld frei liegt, brauchst du wiederum Zeit, bis du weißt, wie du die Erde vorbereiten<br />

kannst, dass du Samen in die Erde geben kannst. Dann erst kannst du die Samen<br />

in die Erde geben. Das braucht auch Zeit.<br />

Wenn die Samen in der Erde sind, ist die stationäre Therapie zu Ende.<br />

Nun gehst du hinaus. Das Feld ist bestellt. Es ist aber noch nichts Grünes ersichtlich. Es ist<br />

vorbereitet. Es gibt viele Gefahren für das bestellte Feld: Krähen oder andere Tiere könnten<br />

die Samen fressen. Es könnte zu viel oder zu wenig regnen. Es könnte zu kalt, zu heiß oder<br />

zu stürmisch für die Saat sein. Jetzt kommt es darauf an, wie du das Feld bestellt hast und<br />

wie du das Feld, wenn du wieder „draußen“ bist, pflegst.<br />

Was du brauchst, um den Samen, deinem gesunden Leben, eine Chance zu geben, sind<br />

vier Grundpfeiler: eine Wohnung, einen Beruf, gesunde Beziehungen und befriedigende<br />

Freizeitgestaltung.<br />

Besonders zu Beginn deines cleanen Lebens bläst der Wind extrem stark. Die Saat ist immer<br />

wieder sehr gefährdet. Jeder Intelligente Mensch wird, wenn er ein neues Projekt angeht,<br />

bei dem er noch nicht viel Erfahrung hat, unterstützende Hilfe annehmen. Hier kommt die<br />

Nachbetreuung ins Spiel. Professionelle Hilfe, die dir hilft, wenn einer dieser Grundpfeiler<br />

wackelt oder sogar weg bricht. Und das ist sehr wahrscheinlich, dass das passiert.<br />

Ich denke du kennst genug MitpatientInnen, die es „draußen“ nicht geschafft haben.<br />

Also, sei intelligent.“<br />

Die Ablösung aus dem geschützten<br />

Rahmen nach stationärer Lang- oder<br />

Kurzzeittherapie stellt einen kritischen<br />

Prozess dar. Ohne entsprechende<br />

Begleitung ist ein Rückfall<br />

in das Krankheitsverhalten sehr<br />

wahrscheinlich. Die Behandlung<br />

ist mit der Beendigung der stationären<br />

Maßnahme keinesfalls beendet.<br />

Vielmehr setzt eine Phase<br />

intensiver weiterführender Therapie<br />

ein, welche allerdings auf<br />

dem Prinzip der Selbstständigkeit<br />

bzw. der selbstständigen Arbeitstätigkeit<br />

des/der Patienten/in<br />

basiert. Das Prinzip der Eigenleistung,<br />

das bedeutet, dass für<br />

die Wohnmöglichkeit, für das<br />

Paket psychotherapeutischer Betreuung,<br />

ärztlicher Begleitung<br />

sowie Harntests wie auch für<br />

die Teilnahme an Sport- und<br />

Freizeitprogrammen ein Betrag<br />

zu leisten ist, stellt einen wichtigen<br />

Faktor der Nachbetreuungsbehandlung<br />

dar, in dem<br />

für den/die Patienten/in der<br />

Wert der Angebote augenscheinlich<br />

wird.<br />

TEXT UND FOTOS: EWALD<br />

POLLHEIMER, PSYCHOTHE-<br />

RAPEUT, LEITUNGSTEAM<br />

MARIENHOF<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 43


| grünerkreisBetreuungsangebote<br />

Die Angehörigen betreuung im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Sucht stellt auch immer ein soziales Geschehen<br />

dar, d.h. sie betrifft nicht nur den/die<br />

Süchtige/n, sondern auch all jene Menschen,<br />

die mit ihm/ihr in Verbindung stehen, wie<br />

Familienangehörige, PartnerInnen, FreundInnen<br />

und ArbeitskollegInnen. Gerade in<br />

diesem Zusammenhang ist es wesentlich,<br />

über das Phänomen der Co-Abhängigkeit, das<br />

süchtiges Verhalten fördern und die eigenen<br />

Bedürfnisse einschränken kann, aufzuklären.<br />

Denn auch das Verhalten, das die Sucht unterstützt,<br />

beginnt oft kaum wahrnehmbar, so<br />

wie diese selbst. Der Begriff „co-dependence“<br />

oder „codependency“ ist seit Mitte der 70-er<br />

<strong>Jahre</strong> verbreitet und beschreibt das Verhalten<br />

jener Personen, die mit einem/r Süchtigen<br />

zusammenleben oder eine enge Bindung zu<br />

ihm/ihr haben und deren Leben dadurch<br />

beeinträchtigt ist. Co-Abhängigkeit ist aber<br />

auch in größeren Systemen, wie beispielsweise<br />

am Arbeitsplatz, wo der/die süchtige<br />

Mitarbeiter/in nicht mit seiner/ihrer Sucht<br />

und seinem/ihrem Verhalten konfrontiert<br />

wird, sondern darüber hinweggesehen wird,<br />

anzutreffen und meint auch, dass durch die<br />

Übernahme von Verantwortung für den/die<br />

Süchtige/n unbewusst zur Weiterentwicklung<br />

und Aufrechterhaltung der Sucht beigetragen<br />

wird.<br />

Seit den Anfängen seines Bestehens versucht<br />

der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ die Angehörigen systematisch<br />

in den Behandlungsprozess mit einzubeziehen.<br />

Wenn möglich finden drei- bis viermal<br />

jährlich Angehörigenseminare und Familiengespräche<br />

statt und sind fixer Bestandteil der<br />

stationären Therapie in den Einrichtungen in<br />

Niederösterreich und in der Steiermark. Diese<br />

Angehörigenseminare sollen den betroffenen<br />

Familienmitgliedern die Gelegenheit bieten,<br />

sich untereinander auszutauschen, sowie<br />

Informationen über die Erkrankung und Behandlung<br />

in den stationären Einrichtungen<br />

zu bekommen. Das Einbeziehen der Familie<br />

in die Behandlung stellt eine Notwendigkeit<br />

dar und beginnt schon bei der Vorbereitung<br />

auf den stationären Therapieaufenthalt des/r<br />

Süchtigen, setzt sich – idealerweise – während<br />

der stationären Therapie fort und sollte<br />

auch noch im Zuge der Nachbetreuung des/r<br />

Süchtigen weitergeführt werden.<br />

Die in den stationären Einrichtungen stattfindenden<br />

Seminare bieten den Angehörigen<br />

neben der Möglichkeit, die Einrichtung samt<br />

BewohnerInnen, MitarbeiterInnen und Tagesablauf<br />

sowie Behandlungsstruktur kennen<br />

zu lernen, in den therapeutischen Gruppen<br />

unrealistische Forderungen, mitunter ambivalente<br />

Haltungen dem/r Süchtigen gegenüber<br />

zu analysieren, neue Verhaltensmuster zu<br />

erarbeiten, von Schuldzuweisungen abzugehen,<br />

sowie die Zusammenhänge zwischen<br />

Suchtproblematik und Familiensystem zu<br />

erkennen und zu verstehen. Unter psychotherapeutischer<br />

Begleitung wird gemeinsam<br />

mit KlientInnen und deren Angehörigen das<br />

Suchtsystem betrachtet und analysiert. In<br />

diesem Zusammenhang gilt es, den Angehörigen<br />

ihren Anteil an der Suchterkrankung<br />

des Familienmitgliedes zu verdeutlichen, aber<br />

auch die (Haupt)Verantwortung des/r Süchtigen<br />

zu thematisieren und so auch zu einer<br />

Entlastung der Eltern beizutragen. Die Angst<br />

vor gegenseitigen Schuldzuweisungen scheint<br />

nachvollziehbar, dennoch stehen vielmehr<br />

Klärung und Klarheit über Geschehnisse<br />

aus der Vergangenheit, Erlernen konstruktiver<br />

Interaktions- und Verhaltensmuster,<br />

sowie Übernahme von Eigenverantwortung<br />

im Vordergrund. So kann die Teilnahme<br />

44 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisBetreuungsangebote |<br />

von Angehörigen an derartigen Gruppen einerseits<br />

eine klärende, entlastende Funktion,<br />

andererseits auch eine belastende Funktion<br />

im Sinne von Wahrnehmen und Akzeptieren<br />

der eigenen Anteile und Fehler haben.<br />

Besonders schmerzvoll ist der Prozess, die<br />

Diagnose Sucht bei einem Familienmitglied<br />

oder einer nahe stehenden Person zu akzeptieren;<br />

aber noch schwieriger scheint es zu<br />

sein, den eigenen, den persönlichen Anteil<br />

daran wahr- und anzunehmen. Wesentlich<br />

in diesem Zusammenhang ist die Bereitschaft<br />

der Angehörigen, sich dem familiären System,<br />

dessen Entwicklung und Veränderungsmöglichkeiten<br />

bewusst und mutig zu stellen, um<br />

ein neues System zu entwickeln. Einerseits<br />

geht es also um Vergangenheitsbewältigung,<br />

um Aus- und Versöhnung, anderseits um<br />

ein neues Kennenlernen und Erproben von<br />

Kommunikationsmustern. Auch der Umgang<br />

miteinander, wenn das Suchtproblem<br />

bewältigt bzw. nicht mehr in der vorherigen<br />

Intensität vorhanden ist, und der/die Süchtige<br />

wieder Verantwortung für sein/ihr Handeln<br />

übernehmen und seine/ihre eigenen Entscheidungen<br />

treffen muss, ist ein relevantes Thema.<br />

Die Teilnahme an derartigen Gruppen,<br />

stellt für viele – sowohl für KlientInnen als<br />

auch deren Angehörige – eine große Herausforderung,<br />

oftmals auch einen Wendepunkt<br />

bzw. wesentlichen Einschnitt in der stationären<br />

Therapie bzw. dem Therapieverlauf<br />

dar; doch nicht bei allen Betroffenen besteht<br />

die Bereitschaft, sich auf derartige, mitunter<br />

aufwühlende oder schmerzhafte Begegnungen<br />

einzulassen. Hier ist oft Motivations- bzw.<br />

Überzeugungsarbeit zu leisten.<br />

Auch in den ambulanten Einrichtungen des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ werden regelmäßig Angehörigengruppen<br />

angeboten und auch hier geht<br />

es nach Abbau von Berührungsängsten um<br />

Entlastung, Informations- und Erfahrungsaustausch<br />

und Wissensvermittlung über Co-<br />

Abhängigkeit. In diesem Rahmen erfahren<br />

die TeilnehmerInnen professionelle Beratung<br />

und Unterstützung – für viele auch erstmals<br />

die Gelegenheit, ihre Ängste, Sorgen, Schuldund<br />

Schamgefühle zu thematisieren, ohne auf<br />

Ablehnung oder Unverständnis zu stoßen,<br />

sowie sich der Vernachlässigung der eigenen<br />

Bedürfnisse bewusst zu werden. Neben Mitteilungsmöglichkeit<br />

und Informationsvermittlung<br />

findet auch Veränderung statt, nämlich<br />

dahingehend, bisher Sucht aufrechterhaltende<br />

Faktoren zu erkennen und zu durchbrechen,<br />

eigene Bedürfnisse wieder wahrzunehmen<br />

und zu (er)leben. Hier können Angehörige<br />

wieder Kraft und Hoffnung schöpfen und<br />

Bewältigungsstrategien, sowie längerfristige<br />

Antworten auf<br />

Fragen finden<br />

Angehörige auf<br />

www.gruenerkreis.at.<br />

Perspektiven entwickeln. Daraus ergibt sich<br />

auch, dass in der Angehörigenberatung die<br />

Aufmerksamkeit weg vom/von der Süchtigen<br />

und dessen/deren Verhaltensweisen auf die<br />

jeweiligen Familienmitglieder gerichtet wird,<br />

auf deren Gedanken und Gefühle. Die Sorgen<br />

um den/die süchtige/n Partner/in, das<br />

süchtige Familienmitglied, das oft im Mittelpunkt<br />

des Geschehens steht, führt mitunter<br />

zu Vernachlässigung eigener Bedürfnisse und<br />

Interessen, auch Vernachlässigung der eigenen<br />

persönlichen Entwicklung. Wenn einzelne<br />

Familienmitglieder sich dazu entschließen,<br />

an derartigen Angehörigengruppen teilzunehmen,<br />

haben sie meist einen leidvollen Weg<br />

hinter sich, gekennzeichnet von Ängsten, hoffnungsvollen<br />

Phasen, aber auch von Wut und<br />

Resignation. Besonders aber das Zurücknehmen<br />

der eigenen Wünsche und Bedürfnisse<br />

zugunsten des süchtigen Familienmitgliedes<br />

ist meist unübersehbar. Die Gemeinsamkeit<br />

der TeilnehmerInnen besteht darin, dass sie an<br />

eine/n Süchtige/n gebunden scheinen, oft auch<br />

angst-, wut- oder schmerzbesetzt. Da der/die<br />

Süchtige in seinen/ihren aktiven Suchtphasen<br />

für die Gefühle, die die Angehörigen sich und<br />

ihm gegenüber empfinden, nicht erreichbar<br />

und ansprechbar ist, wird diese Wut, Kränkung<br />

oder der Schmerz erst später den/die<br />

Süchtige/n (be)treffen. Für die von der Sucht<br />

betroffenen Angehörigen sind der Umgang<br />

mit Kontrolle, Beschützen, Übernehmen<br />

von Verantwortlichkeiten oder der Versuch,<br />

den/die Abhängige/n vor den Konsequenzen<br />

seines/ihres Verhaltens zu schützen, stets wiederkehrende<br />

Themen. Es kommt innerhalb<br />

der Familie zu Veränderungen im Hinblick<br />

auf die Rollen, da dem/der Süchtigen durch<br />

sein/ihr mitunter unberechenbares Verhalten<br />

Verantwortung und Aufgaben abgenommen<br />

werden (müssen), was wiederum zur Aufrechterhaltung<br />

der Sucht beiträgt, da aus<br />

Sicht des/r Süchtigen kein Veränderungsbedarf<br />

besteht. Ein Zuviel an Unterstützung (sei<br />

es in finanzieller oder emotionaler Hinsicht)<br />

wird den/die Süchtige/n nicht dazu animieren,<br />

Veränderungen anzustreben oder die Notwendigkeit<br />

einer Therapie zu erkennen. So<br />

vergeht unter Umständen aus Angst, Scham<br />

oder falsch verstandener Hilfe viel Zeit, ehe<br />

das Annehmen von professioneller Hilfe als<br />

zulässig erachtet wird.<br />

Die Angehörigenarbeit, die Angehörige von<br />

Suchtkranken mit einbezieht, über Entstehung<br />

und Aufrechterhaltung von Sucht, aber auch<br />

über Veränderungsmöglichkeiten informiert,<br />

verstärkt den Behandlungserfolg und ist wesentlicher<br />

Bestandteil des Therapieprogramms.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass in jenen Familien, in<br />

denen die Angehörigen Konfrontations- und<br />

Änderungsbereitschaft zeigen und bereit sind,<br />

sich auf Angehörigenseminare einzulassen,<br />

auch die Rehabilitationschance für den/die<br />

Süchtige/n steigt.<br />

TEXT: MAG. FRANZISKA<br />

ZUSSNER, KLINISCHE UND<br />

GESUNDHEITSPSYCHO-<br />

LOGIN, LEITUNGSTEAM<br />

JOHNSDORF<br />

FOTOS: MAG. FRANZISKA<br />

ZUSSNER, SUSANNE<br />

FESSLER-ROJKOWSKI<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 45


| grünerkreisSozialökonomischeArbeitsprojekte<br />

Das Seminarhotel „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

<br />

Nach einer Brandstiftung im <strong>Jahre</strong> 1903 wurden<br />

große Teile alter Gebäude in Mönichkirchen<br />

am Wechsel zerstört. Wenig später eröffnete<br />

das Hotel Binder und galt damals bald als<br />

Symbol einer neuen, viel versprechenden Zeit<br />

für die einheimische Bevölkerung, da es immer<br />

mehr Sommergäste in diese Region lockte.<br />

Doch wohl kaum jemand mochte sich damals<br />

vorstellen, was aus dem Kurhotel werden würde<br />

und welche Vielfalt an Menschen es je beherbergen<br />

sollte. 1992 erwarb der Verein „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“ das ehemalige Hotel Binder, um eine<br />

Sozialhilfeeinrichtung für Frauen und eine<br />

Jugendwohlfahrtseinrichtung für weibliche<br />

Jugendliche zu errichten. Das Haus wird von<br />

den PatientInnen nicht nur bewohnt, sondern<br />

auch als Seminarzentrum betrieben.<br />

Im Seminarhotel „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ gibt es neben<br />

elf Zimmern für unsere Patientinnen,<br />

die sich im ersten Stock des Hauses befinden,<br />

auch dreizehn Zimmer im zweiten Stock für<br />

unsere Gäste. Meist besuchen uns langjährige<br />

Stammgäste, die sehr gerne immer wieder zu<br />

uns kommen. Der Seminarbetrieb gehört zur<br />

Arbeitstherapie, die Teil des Behandlungskonzeptes<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ ist. Hier können<br />

die Patientinnen im geschützten Rahmen die<br />

Lebensrealität kennen lernen, wieder erlernen<br />

und erproben. Für sie ist es wichtig, die Abläufe<br />

für einen reibungslosen Seminarbetrieb vor,<br />

während und nach einem Seminar zu kennen.<br />

Alle Frauen unseres Hauses übernehmen diverse<br />

Aufgaben in den Seminarzimmern, in<br />

der Küche und Waschküche oder treten in<br />

direkten Kontakt mit unseren Gästen.<br />

Das Seminarhotel ist ebenfalls Lehrhotel für<br />

die therapiebegleitende „Gastronomische/<br />

Hotellerie Fachausbildung und Ausbildung<br />

zum/zur Cateringexperten/in“, die in Zusammenarbeit<br />

mit dem ITM International<br />

College of Tourism and Management und<br />

der Hotelfachschule Semmering sowie dem<br />

AMS NÖ durchgeführt wird.<br />

In der Regel übernehmen zwei Patientinnen<br />

die Betreuung der Gäste und fungieren als<br />

Ansprechpersonen für Seminarleitung und<br />

Seminargäste. Zu dieser Aufgabe als Ansprechperson<br />

gehört auch der Empfang und<br />

die Zimmerschlüsselvergabe bei neu ankommenden<br />

Gästen. Am ersten Abend stellen sich<br />

die beiden Patientinnen den SeminarteilnehmerInnen<br />

in einer kurzen Begrüßungsrunde<br />

vor und erklären den Gästen unsere Hausregeln.<br />

Während der gesamten Seminardauer<br />

betreuen sie die Gäste und kümmern sich<br />

liebevoll um das Herrichten der Mahlzeiten,<br />

das Decken der Tafel, um das Servieren und<br />

das Abservieren der Speisen.<br />

Die Mehrzahl unserer Patientinnen ist mit<br />

und in den Seminarzimmern beschäftigt.<br />

Hier wird ihnen vorab genau erklärt, wie ein<br />

Zimmer auszusehen hat, damit sich ein Gast<br />

auch wohl fühlt. Dazu gehört das ordentliche<br />

Bettenmachen genauso wie ein freundlich gestalteter<br />

Couchtisch. Weiters zählt zu unserem<br />

Service das tägliche Reinigen der Zimmer und<br />

das tägliche Wechseln der Handtücher und<br />

Bettwäsche, die in der hauseigenen Waschküche<br />

gewaschen und gebügelt werden.<br />

Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich findet<br />

sich in unserer Küche. Für die Zubereitung<br />

der Speisen kommt eigens ein im Verein angestellter<br />

Seminarkoch zu uns ins Seminarhotel<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“. Dieser leitet dann meist zwei<br />

Patientinnen an, die ihm bei der Zubereitung<br />

und Garnierung der Speisen behilflich sind.<br />

Sehr gerne geht das Küchenpersonal bei zeitgerechter<br />

Anmeldung auch auf Sonderwünsche<br />

unserer Gäste ein, wie z.B. vegetarische<br />

Menüs oder spezielle Schonkost.<br />

Den Seminargästen steht ein großer und ein etwas<br />

kleinerer Seminarraum zur Verfügung.<br />

Der kleinere dient den Gästen in erster Linie<br />

als Speiseraum, aber auch für Gruppenarbeiten<br />

wird er sehr gerne genützt. Der große<br />

Seminarraum ist mit einer Videoleinwand<br />

und einer modernen Beameranlage ausgestattet,<br />

mit der es auch möglich ist, DVDs<br />

oder Videos anzusehen. Darüber hinaus besteht<br />

auch eine PC-Anschlussmöglichkeit.<br />

Besonders schätzen unsere Gäste im Sommer<br />

unseren schönen ruhig gelegenen, sonnigen<br />

Garten, den man direkt vom großen Saal aus<br />

betreten kann.<br />

Viele unserer Patientinnen finden Freude an<br />

den abwechslungsreichen Aufgaben, die unser<br />

Seminarbetrieb zu bieten hat, und auch unsere<br />

Gäste schätzen die persönliche Betreuung<br />

und familiäre und heimelige Atmosphäre im<br />

Seminarhotel „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“.<br />

TEXT: ILSE BRAUNSTORFER,<br />

DIPL. PÄDAGOGIN, BINDER<br />

FOTOS: ILSE BRAUNSTOR-<br />

FER, BERITH SCHISTEK<br />

46 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisSozialökonomischeArbeitsprojekte |<br />

Catering „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

Seit über vier <strong>Jahre</strong>n bieten wir unseren PatientInnen<br />

im Zuge der Arbeitstherapie nun<br />

schon die Möglichkeit, im Cateringservice zu<br />

arbeiten. Anlässlich der Eröffnung von Pool 7,<br />

dem Ausstellungs- und Verkaufslokal des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ im ersten Wiener Bezirk,<br />

wurde überlegt, wie wir die erwarteten 200<br />

Personen auch kulinarisch versorgen könnten.<br />

Da ich aus der Gastronomie komme, schlug<br />

ich vor, ein Buffet in Zusammenarbeit mit<br />

den Patienten der Therapieeinrichtung Villa<br />

auszurichten. Es wurde ein schöner Erfolg,<br />

viele der damals Anwesenden genossen „Speis<br />

und Trank“ und buchten kurz darauf diverse<br />

Buffets bei uns. Nun war es an der Zeit, unser<br />

anfangs recht improvisiertes Arbeiten Stück<br />

für Stück in Richtung Professionalität zu bringen,<br />

um den Wünschen unserer KundInnen<br />

auch entsprechen zu können.<br />

Anfangs gestaltete es sich recht mühsam, allen<br />

Anforderungen eines professionellen Caterings<br />

gerecht zu werden. Es war ein manchmal<br />

steiniger, aber immer spannender Weg<br />

dorthin, wo wir uns heute mit unserer Arbeit<br />

befinden. In erster Linie ging und geht es aber<br />

dabei immer um unsere PatientInnen, das<br />

heißt, sie sollen im Rahmen der Arbeitstherapie<br />

durch ein sehr praxisorientiertes<br />

Arbeiten Fähigkeiten erlernen, die es ihnen<br />

ermöglichen, nach der stationären<br />

Therapie erfolgreich in den Arbeitsmarkt<br />

einzusteigen. Ihre speziellen Bedürfnisse,<br />

Ängste, Schwächen, aber auch Fähigkeiten<br />

sind Basis für unser Tun. Der eigentliche<br />

Zweck der Arbeitstherapie, also das Lernen<br />

mit den PatientInnen, bleibt aber unseren<br />

KundInnen größtenteils verborgen. Das soll<br />

es auch, schließlich haben wir den Anspruch<br />

an uns, ein professionelles Cateringservice<br />

von hervorragender Qualität zu bieten. Die<br />

Zufriedenheit der KundInnen messen wir an<br />

ihrer Bewertung mittels Fragebögen. Eine<br />

Durchschnittsbenotung von 1,3 (nach dem<br />

Schulnotensystem) gibt uns recht und bestätigt<br />

die Qualität unseres Angebots.<br />

Obendrein zeigen wir durch die Verwendung<br />

von Fairtrade Produkten und Grundprodukten<br />

aus biologischem Anbau ökologisches und soziales<br />

Engagement. Speisen, die bei diversen<br />

Veranstaltungen übrig bleiben, werden von<br />

uns an karitative Einrichtungen wie z.B. die<br />

„Gruft“ weiter gegeben.<br />

Von kleinen Konferenzen mit Kaffeepausen<br />

über Firmenfeiern mit Galabuffet bis hin zu<br />

mehrtägigen Großveranstaltungen, bei denen<br />

über tausend Personen bewirtet werden, reicht<br />

unsere Palette. Speziell bei Großaufträgen für<br />

mehrere hundert Gäste wird unser Team, das<br />

durchwegs aus PatientInnen bzw. ehemaligen<br />

PatientInnen des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ besteht,<br />

auf die Probe gestellt. Es ist jedes Mal schön<br />

zu sehen, wie wir als Team alle Aufgaben<br />

und logistischen Herausforderungen lösen<br />

und dabei auch noch jede Menge Spaß an<br />

der Arbeit haben.<br />

Für mich persönlich ist es das größte Lob,<br />

wenn unsere Gäste ganz erstaunt darüber sind,<br />

dass es sich bei unseren MitarbeiterInnen um<br />

PatientInnen mit einer Suchtkrankheit handelt,<br />

und wenn sie uns positiv rückmelden,<br />

dass unser Service genauso gut, wenn nicht<br />

sogar besser, wie bei anderen professionellen<br />

Cateringfirmen ist. Letztes Jahr konnten wir<br />

an die 9000 Gäste bewirten. Ihnen vermitteln<br />

wir ein anderes, ein positiveres Bild von suchtkranken<br />

Menschen und können sie vielleicht<br />

sogar davon überzeugen, dass Menschen, die<br />

eine stationäre Therapie hinter sich gebracht<br />

haben, einen Arbeitsplatz und somit wieder<br />

einen Platz in der Gesellschaft verdienen.<br />

Anfangs gab es natürlich Überlegungen, ob<br />

wir bei unserem Service auf die Ausschank<br />

von Alkohol verzichten sollten. Nach langen<br />

Gesprächen mit unseren PsychotherapeutInnen<br />

wagten wir das Experiment und schenkten<br />

Alkohol bei allen Veranstaltungen aus. Denn<br />

einerseits wäre ein Cateringunternehmen, das<br />

keine alkoholischen Getränke im Sortiment<br />

anbietet, wirtschaftlich sicherlich im Nachteil<br />

gegenüber anderen AnbieterInnen, und<br />

andererseits wäre das auch nicht wirklich<br />

praxisbezogen. Nach vierjähriger Erfahrung<br />

auf diesem Gebiet kann ich heute bestätigen,<br />

dass es für unsere PatientInnen eine Bereicherung<br />

darstellt, zu lernen, mit dem für sie<br />

„gefährlichen“ Produkt Alkohol schon während<br />

der Therapie verantwortungsbewusst<br />

umzugehen. Natürlich kommt es immer wieder<br />

zu Konfliktsituationen. Diese bieten den<br />

PsychotherapeutInnen und mir Anlass, das<br />

Thema offen und praxisnahe ansprechen zu<br />

können. Vor allem werden die PatientInnen<br />

langsam und begleitet darauf vorbereitet, was<br />

sie nach ihrer stationären Therapie im Alltag<br />

erwartet, nämlich eine ständige Konfrontation<br />

mit Alkohol und somit mit ihrer Sucht.<br />

In über vier <strong>Jahre</strong>n gab es keinen einzigen<br />

Rückfall mit Alkohol während einer Veranstaltung.<br />

Das alleine zeigt deutlich, dass mehr<br />

in unseren PatientInnen steckt als manchmal<br />

vermutet.<br />

Für die nächsten <strong>Jahre</strong> haben wir uns vorgenommen,<br />

unser Service weiter zu perfektionieren,<br />

unsere langjährigen StammkundInnen<br />

weiterhin von unserer Arbeit zu überzeugen,<br />

und natürlich, wie jedes Jahr, neue zufriedene<br />

Gäste zu gewinnen. Zukünftige PatientInnen<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ sollen so, wie viele andere<br />

zuvor, Spaß an einer spannenden, herausfordernden<br />

und abwechslungsreichen Arbeit im<br />

Catering finden.<br />

TEXT UND FOTOS: KLAUS TOCKNER, SUCHTBERATER,<br />

HOTELKAUFMANN, LEITER CATERING<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 47


| grünerkreisSozialökonomischeArbeitsprojekte<br />

Pool 7,<br />

die Ausstellungsund<br />

Verkaufsgalerie<br />

des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

Im Frühjahr 2003 hatte Dir. Alfred Rohrhofer<br />

die Idee, ein Verkaufsgeschäft für Kunsthandwerk,<br />

das auch gleichzeitig eine Kunstgalerie<br />

mit Arbeiten aus Sozialeinrichtungen und ein<br />

Veranstaltungslokal sein sollte, zu betreiben.<br />

Die Eröffnung der neu adaptierten Räume<br />

mit dem Namen Pool 7 an der Adresse Rudolfsplatz<br />

9 im 1. Wiener Gemeindebezirk im<br />

Juni 2003 war ein voller Erfolg. In den ersten<br />

<strong>Jahre</strong>n seines Bestehens war das<br />

Pool 7 ein Beschäftigungsprojekt<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“. Es wurde im<br />

Rahmen der von ESF und BMWA<br />

geförderten EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />

drug-addicts@work<br />

und mit AMS Mitteln betrieben. In<br />

den Geschäftsbereichen arbeiteten Menschen<br />

mit Suchterfahrung, die sich durch die Anstellung<br />

in Pool 7 beruflich qualifizierten und<br />

dadurch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

verbesserten.<br />

Eine der Erfolgsgeschichten, die in Pool 7 ihren<br />

Anfang nahmen, ist das Cateringunternehmen<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“. In der ersten Zeit<br />

als Verköstigung zu den unterschiedlichsten<br />

Veranstaltungen in den Räumen des Pool 7<br />

konzipiert, entwickelte sich bald ein höchst<br />

erfolgreiches Unternehmen unter der Leitung<br />

von Klaus Tockner. Mit ersten Aufträgen von<br />

externen privaten Firmen – viele davon zählen<br />

wir heute zu unseren StammkundInnen – war<br />

der Grundstein für den Erfolg gelegt.<br />

Schon das äußere Erscheinungsbild<br />

von Pool 7 vermittelt Atmosphäre.<br />

Das Lokal mit seinen riesigen<br />

Bogenfenstern, ein offener, Licht<br />

durchfluteter Raum mit Galerie<br />

und Grünpflanzen, das alles lädt<br />

zum Verweilen ein. Regelmäßige<br />

Ausstellungen von bildenden KünstlerInnen<br />

mit Vernissagen tragen dazu bei, den „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“ neuen Personengruppen vorzustellen,<br />

großes Interesse sowohl für die ausgestellten<br />

Bilder wie für die Arbeit des Vereins regen zu<br />

Gesprächen und zum Wiederkommen an.<br />

Diese Stimmung ist auch entscheidend bei der<br />

Vermietung des Seminar- und Tagungsraums.<br />

Seit dem Jahr 2006<br />

steigt das Interesse von<br />

sozialen Einrichtungen,<br />

aber auch privaten Firmen<br />

kontinuierlich, in<br />

Pool 7 Meetings und<br />

Tagungen abzuhalten.<br />

Das Team vor Ort<br />

ist bemüht, für bis zu<br />

20 SeminarteilnehmerInnen<br />

eine professionellen<br />

Ablauf – auch<br />

mit kleinem Cateringservice<br />

– zu gewährleisten.<br />

www.pool7.at<br />

Pool 7 versteht sich obendrein als Schaufenster<br />

und Verkaufsraum für alle Einrichtungen der<br />

Suchtkrankenhilfe, für Therapiewerkstätten<br />

und sozialökonomische Betriebe. Kunstobjekte<br />

und Bilder hängen neben Wandteppichen,<br />

Keramiken stehen neben Skulpturen aus Stein<br />

und Holz, daneben werden handgeschöpfte<br />

Papiere, kunstvoll gebundene Bücher, Hefte<br />

und Alben zum Verkauf angeboten.<br />

Seit dem Jahr 2007 werden die Räumlichkeiten<br />

im 1. Stock auch als Bürostandort genutzt. Hier<br />

befinden sich die Abteilungen Prävention mit<br />

Dr. Dominik Batthyany, Fundraising mit Dipl.<br />

Kfm.(FH) David Gottschling und Kunst im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“ mit Kurt Neuhold.<br />

Pool 7 sieht sich als Schnittstelle zwischen<br />

sozialem Engagement, Kunst und Kreativität,<br />

Wirtschaftlichkeit und Markt. Damit<br />

beschreiten wir einen innovativen Weg, erproben<br />

neue Formen der Zusammenarbeit,<br />

versuchen, ökonomisch erfolgreich zu sein<br />

und vor allem unsere inhaltlichen Anliegen<br />

langfristig umzusetzen.<br />

TEXT: HARALD BERGER,<br />

LEITER POOL 7<br />

FOTOS: HARALD<br />

BERGER,BERITH SCHISTEK<br />

48 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisSozialökonomischeArbeitsprojekte |<br />

Die Tischlerei<br />

am Berghof<br />

Vor ungefähr 16 <strong>Jahre</strong>n begann es. Aus einem<br />

kleinem Werkraum mit einigen Heimwerkermaschinen<br />

am Berghof, damals noch<br />

Königsberghof genannt, entwickelte sich bis<br />

heute eine vollwertig eingerichtete Tischlerwerkstätte.<br />

Dieses Ergebnis, einen professionell funktionierenden<br />

Tischlereibetrieb auf die Beine<br />

gestellt zu haben, ist – natürlich mit großzügiger<br />

Unterstützung der Geschäftsführung<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ – der Verdienst von<br />

Tischlermeister Christian Handler. Nach<br />

einem Jahr Meisterpraxis begegnete er durch<br />

Zufall Prim. Dr. Günter Pernhaupt, der ihm<br />

die Stelle des Arbeitsanleiters in der Tischlerei<br />

anbot. Noch heute ist er bestrebt, interessierten<br />

PatientInnen die Grundkenntnisse<br />

für eine weitere Ausbildung zum/r Tischler/in<br />

zu vermitteln.<br />

Der Zweite im Bunde, Ernst Stückler, wurde<br />

drei <strong>Jahre</strong> später über das AMS vermittelt,<br />

da die Arbeitsaufträge immer umfangreicher<br />

wurden. Seit dieser Zeit ist er als wertvoller<br />

Mitarbeiter neben seiner Tätigkeit als Tischlergeselle<br />

bemüht, PatientInnen mit seinen<br />

Fachkenntnissen zu unterstützen,<br />

sehr oft mit großem Erfolg.<br />

In den darauf folgenden <strong>Jahre</strong>n<br />

wurde die Bandbreite an Maschinen<br />

und Werkzeug erweitert<br />

und so entstand eine vorzeigbare<br />

Tischlerei. Im März 2006 begann<br />

Thomas Katzgraber mit seiner<br />

Tischlerlehre im Betrieb und<br />

auch er unterstützt seitdem<br />

zahlreiche KlientInnen beim<br />

Tischlern im Rahmen des arbeitstherapeutischen<br />

Angebots.<br />

Produziert und gearbeitet wird<br />

hauptsächlich für die Einrichtungen<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“; Möbelbau und Montagearbeiten<br />

in allen Betreuungshäusern gehören<br />

zum Berufsalltag.<br />

Ebenso werden Aufträge für KundInnen, die<br />

echte Handarbeitsqualität schätzen, erledigt,<br />

ohne jedoch mit dem örtlich ansässigen Gewerbe<br />

in Konkurrenz zu treten. Die persönliche<br />

Betreuung der KundInnen übernimmt<br />

dabei Christian Handler. Die Bandbreite<br />

reicht von Einbauküchen, Büroeinrichtungen,<br />

Schlaf- und Wohnzimmern bis hin zu Türen,<br />

Balkonen, Fußböden, Wand- und Deckenverkleidungen.<br />

Auch Restaurierungs- und Reparaturaufträge<br />

werden fachgerecht ausgeführt,<br />

wobei bei Restaurierungen großer Wert auf<br />

Erhaltung des Originalzustands gelegt wird.<br />

Qualität und Service stehen an erster Stelle.<br />

Damit kann die kleine, aber feine Tischlerei<br />

nicht nur bei KundInnen punkten, es ist auch<br />

eine Freude für die MitarbeiterInnen und PatientInnen,<br />

dort zu arbeiten.<br />

An Arbeit und Aufträgen mangelt es nicht<br />

und so sind immer PatientInnen in der<br />

Tischlerei beschäftigt. Erfolgreiche<br />

Rehabilitation, Resozialisierung<br />

und Reintegration in<br />

die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt<br />

stehen im Zentrum<br />

der arbeitstherapeutischen Behandlung<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“. Alle<br />

KlientInnen des Vereins haben Zugang<br />

zur abwechslungs- und lehrreichen<br />

Arbeit in der Tischlerei. Im<br />

Rahmen der Arbeitstherapie können<br />

sie erste Schritte in Richtung<br />

Tischlereiausbildung machen. Sie haben die<br />

Möglichkeit, die grundlegenden Strukturen<br />

für einen geregelten Arbeitsablauf zu lernen<br />

und zu üben sowie kreativ und selbstständig<br />

zu arbeiten. Es besteht für Interessierte auch<br />

die Möglichkeit, diesen Beruf über das AMS<br />

und eines der Berufsförderungsinstitute zu<br />

erlernen. Diesen Weg haben schon einige<br />

PatientInnen mit Erfolg eingeschlagen und<br />

dadurch ihren Platz in der Gesellschaft und<br />

im Berufsleben gefunden.<br />

TEXT UND FOTOS: CHRISTIAN HANDLER, TISCHLERMEIS-<br />

TER, ARBEITSANLEITER BERGHOF<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 49


| grünerkreisSozialökonomischeArbeitsprojekte<br />

Gartenbau<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

Im Februar 2006 wurde das Projekt Gärtnerei<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ unter meiner Leitung<br />

neu gestartet und Gartenbau „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“ getauft. Im ersten Jahr begannen wir<br />

als Zwei-Mann-Betrieb. Mittlerweile besteht<br />

unser Team aus einem Meister, zwei GesellInnen,<br />

einer Bürokraft sowie zwei Hilfskräften.<br />

Außerdem werden Jahr für Jahr mehr<br />

PatientInnen im Rahmen der Arbeitstherapie<br />

eingesetzt.<br />

Gartenbau „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ plant, errichtet und<br />

pflegt hauptsächlich Gärten im Privatbereich.<br />

Die PatientInnen des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ arbeiten<br />

immer wieder gerne bei uns und lernen<br />

so den Umgang mit Maschinen, Materialien,<br />

Pflanzen und Baustellenabläufen kennen. Sie<br />

sind immer wieder überrascht, wie umfangreich<br />

Angebot und Service sind.<br />

Wasser wird bei uns vielseitig eingesetzt, ganz<br />

gleich ob als Schwimmteich, Quellstein oder<br />

architektonisches Wasserbecken. Auch computergesteuerte<br />

Bewässerungsanlagen finden<br />

sich in unserer Angebotspalette.<br />

Steine aus den unterschiedlichsten Materialien<br />

und Formen werden zu phantasievollen<br />

Pflasterflächen oder Stützmauern<br />

verarbeitet. Hier ist neben<br />

Phantasie vor allem Kraft gefragt<br />

und so entstehen oft mächtige<br />

Kunstwerke.<br />

Um die von unseren KundInnen oft gewünschten<br />

Pflanzennischen herstellen zu<br />

können, ist ein ausgeprägtes Pflanzenwissen<br />

von Vorteil. Kenntnisse über Austrieb, Blüte,<br />

Frucht, Wachsen und Vergehen jeder einzelnen<br />

Pflanze sind Voraussetzung.<br />

Seit diesem Jahr wollen wir unsere Gärten auch<br />

„ins rechte Licht rücken“ und bieten unseren<br />

KundInnen perfekt abgestimmte Gartenbe-<br />

Pflanzungen, Wassergärten,<br />

Steinarbeiten:<br />

planen,<br />

anlegen, pflegen<br />

– Gartenbau „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“ bietet Gartengestaltung<br />

auf<br />

hohem Niveau.<br />

www.gartenbau.gruenerkreis.at<br />

leuchtungssysteme an, um den Aufenthalt im<br />

grünen Wohnzimmer auch nach dem Sonnenuntergang<br />

genießen zu können.<br />

Den PatientInnen bietet Gartenbau „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“ die Möglichkeit, neben der Gartengestaltung<br />

auch den Tierfriedhof<br />

„Himmelgarten“ nahe der Therapieeinrichtung<br />

Waldheimat zu betreuen.<br />

Der Himmelgarten wurde<br />

im Frühjahr 2003 auf dem Gelände<br />

der Waldheimat errichtet.<br />

Während Antares Tierbestattungen unter<br />

der Geschäftsleitung von Hubert Mallisa die<br />

Bestattungstätigkeiten übernimmt, kümmert<br />

sich Gartenbau „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ um das Anlegen<br />

und Pflegen der Grabstätten sowie der<br />

gesamten Anlage.<br />

Da wir mit der und für die Natur arbeiten,<br />

bauen unsere PatientInnen eine intensive Beziehung<br />

zu ihr auf. Sie sehen plötzlich nicht<br />

nur den Garten, sondern<br />

sie können ihn<br />

auch hören, riechen,<br />

fühlen und schmecken.<br />

Und weil unsere<br />

Gärten keine Produkte<br />

sind, sondern<br />

vielmehr Dienstleistungen,<br />

entdecken<br />

viele PatientInnen<br />

Eigenschaften wie Pünktlichkeit, Ehrlichkeit,<br />

Verlässlichkeit und Freundlichkeit an<br />

sich – Eigenschaften, die im gesellschaftlichen<br />

und beruflichen Leben tagtäglich von ihnen<br />

erwartet werden.<br />

TEXT: RALF BURK, LANDSCHAFTSGÄRTNERMEISTER,<br />

GESCHÄFTSFÜHRER GARTENBAU „GRÜNER KREIS“<br />

FOTOS: RALF BURK, HUBERT MALISSA, HYDROBALANCE<br />

50 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisSozialökonomischeArbeitsprojekte |<br />

Die Landwirtschaft im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ war von Anfang<br />

an eng mit der Landwirtschaft verbunden. Es<br />

begann mit einer Land- und Forstwirtschaft<br />

auf einem Bergbauernhof in Krumbach (Hosien)<br />

auf einer Seehöhe von ca. 800m mit Schafen<br />

und Schweinen. Heute tummeln sich auf<br />

fünf Bauernhöfen Schafe, Zucht- und Mastschweine,<br />

Pferde, Ziegen, Lamas, Hühner,<br />

Hochland- und Zwergrinder.<br />

Außerdem gibt es auf einem<br />

Hof einen Streichelzoo. Viele<br />

PatientInnen erleben hier<br />

das erste Mal Kontakt<br />

zu „echten Tieren“.<br />

Besonders<br />

beeindruckend<br />

sind meist die<br />

urigen zotteligen<br />

Hochlandrinder.<br />

Als gelernter Landwirt betreue ich zusammen<br />

mit einigen MitarbeiterInnen sämtliche Landund<br />

Forstwirtschaften des Vereins. Dieser<br />

Bereich ist ein wichtiger Schwerpunkt im<br />

Rahmen der Arbeitstherapie. Tiere füttern,<br />

Ställe ausmisten, Weidezäune herrichten,<br />

Spaziergänge mit den Lamas, Waldarbeiten<br />

usw. sind Tätigkeiten, die einen starken Bezug<br />

zur Natur herstellen. Durch den Umgang<br />

mit Tieren, mit Lebewesen, fühlt man wieder<br />

die eigene Lebendigkeit. Die Arbeiten sind<br />

abwechslungsreich und verantwortungsvoll.<br />

Von der Zuverlässigkeit der PatientInnen<br />

hängt die Gesundheit der Tiere ab, aber auch<br />

der Zustand der Gärten, Weiden und Waldstücke.<br />

Der <strong>Kreis</strong>lauf der Natur, das Erleben<br />

von Tiergeburten und die Pflege bis zu ihrem<br />

natürlichen Tod oder dem Schlachten<br />

der Nutztiere machen deutlich, dass unsere<br />

Lebensmittel nicht im Supermarkt wachsen.<br />

Ein achtsamer und respektvoller Umgang<br />

mit unserer Nahrung kann so gelernt werden.<br />

Man muss auch lernen, unvermeidbare<br />

Misserfolge zu akzeptieren. Tiere können<br />

auch bei bester Pflege krank werden und<br />

sterben, Naturereignisse können viel<br />

sorgfältige Arbeit zunichte machen.<br />

Solche Enttäuschungen auszuhalten<br />

und trotzdem nicht aufzugeben,<br />

ist auch Teil des<br />

psychotherapeutischen<br />

Prozesses.<br />

Auch in der Forstwirtschaft<br />

gibt es<br />

zahlreiche Tätigkeiten,<br />

die das Werden<br />

und Vergehen in<br />

der Natur verdeutlichen<br />

und begleiten. Junge Bäumchen werden gepflanzt<br />

und müssen dann gepflegt werden.<br />

Damit sie Luft und Licht zum Wachsen haben,<br />

werden unerwünschte Stauden entfernt. Um<br />

die Bäumchen vor Wildverbiss zu schützen,<br />

werden sie eingezäunt und die Wipfel mit<br />

einer Schutzfarbe bestrichen. Es macht viel<br />

Arbeit, bis aus einem Setzling ein richtiger<br />

Baum wird. Ausgewachsene Bäume werden<br />

dann gefällt, zu Brennholz zersägt, zerhackt<br />

und aufgeschlichtet. Jeder kann so mithelfen,<br />

damit die Holzheizungen im Winter die gewohnte<br />

kuschelige Wärme abgeben.<br />

Bei der Pflege der Obstbäume vermitteln<br />

wir Wissen z.B. über alte Obstsorten und<br />

auch die Erkenntnis, dass noch mehr Arbeit<br />

daraus entsteht. Das Obst wird zur richtigen<br />

Zeit geerntet und zu Säften, Marmeladen usw.<br />

verarbeitet. Nichts ist selbstverständlich vor-<br />

handen. Jeder Komfort muss erst erarbeitet<br />

werden. Auf diese Weise vermittelt ein langer<br />

Arbeitstag in der Landwirtschaft befriedigende<br />

Erfolgserlebnisse und eine gesunde<br />

Müdigkeit stellt sich ein.<br />

Ausbildungen können PatientInnen auch auf<br />

dem Gebiet der Landwirtschaft absolvieren. So<br />

können beispielsweise Kurse und Prüfungen<br />

für den/die land- und forstwirtschaftliche/n<br />

Facharbeiter/in im nahe gelegenen landwirtschaftlichen<br />

Bildungszentrum Warth abgelegt<br />

werden. Einige PatientInnen haben diese bereits<br />

in der Vergangenheit mit Erfolg bestanden<br />

und weitere werden folgen.<br />

Gemüsebeete<br />

anlegen und Holz<br />

einholen zählen<br />

auch zu den<br />

landwirtschaftlichen<br />

Tätigkeiten im<br />

Rahmen der<br />

Arbeitstherapie.<br />

TEXT: JOHANN SCHWARZ,<br />

LEITER LANDWIRTSCHAFT<br />

FOTOS: JOHANN<br />

SCHWARZ, BERITH<br />

SCHISTEK<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 51


| grünerkreisInternational<br />

Die internationalen<br />

Kontakte<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ sieht einen Schwerpunkt<br />

seiner Arbeit auch in der Vernetzung und<br />

Öffnung, im Austausch, in der Forschung<br />

und Förderung der abstinenzorientierten<br />

Suchthilfe im Rahmen seiner nationalen und<br />

internationalen Kontakte. So trägt der Verein<br />

mit seiner offenen Einstellung und Tätigkeit<br />

zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung<br />

einer professionellen Suchthilfe mit hohem<br />

Qualitätsanspruch bei.<br />

Sich international zu vernetzen, bedeutet<br />

nicht nur Erfahrungsaustausch über das unterschiedliche<br />

Verständnis von Suchthilfe,<br />

sondern ebenso Auseinandersetzung mit den<br />

kulturellen, gesellschaftlichen und ökonomischen<br />

Gegebenheiten der einzelnen Länder,<br />

wie auch mit der Bedeutung von sozialem<br />

Gleichgewicht. Diese Erkenntnisse fließen immer<br />

wieder in die tägliche Arbeit mit ein und<br />

bereichern sie, wie sie auch die Werte und das<br />

Handeln beeinflussen. Die Mitgliedschaft des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ in internationalen Organisationen,<br />

sowie die Teilnahme der MitarbeiterInnen<br />

an internationalen Kongressen sind<br />

wichtige Erfahrungen, die neue Perspektiven<br />

in der Suchtarbeit öffnen.<br />

Die Zusammenarbeit auf europäischer sowie<br />

internationaler Ebene bewirkt ein „voneinander<br />

Lernen“ und führt zu einem gegenseitigen<br />

Erfahrungsaustausch. Wahrgenommen zu<br />

werden als qualifizierte Einrichtung vor dem<br />

Hintergrund der verschiedenen Konzeptionen,<br />

Strukturen und institutionellen Zusammenhänge<br />

im Rahmen der stationären<br />

Suchthilfe ist eine wesentliche Voraussetzung,<br />

Diskussionsforen für den gemeinsamen wissenschaftlichen<br />

und methodischen Austausch<br />

zu schaffen. Neben den fachlichen Ergebnissen<br />

bilden auch die Entwicklung und Erprobung<br />

gemeinsamer Kooperationsformen eine<br />

wichtige Basis für die Zusammenarbeit auf<br />

internationaler Ebene. Dies waren und sind<br />

die Grundelemente des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ im<br />

Engagement für eine europäische und internationale<br />

Zusammenarbeit.<br />

So hat der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ in seinem europäischen<br />

Engagement schon sehr früh Seminare<br />

zu den Themen Mütter und Kinder durchgeführt.<br />

Zum Beispiel 1997 wurde im Seminarhotel<br />

Binder die Thematik der „vergessenen<br />

Kinder“ sehr ausführlich behandelt, einesteils<br />

mit Referaten, darunter auch von Verena Schäfer,<br />

die immer mit klaren Forderungen für das<br />

Wohl der Kinder plädierte, andernteils auch<br />

mit praktischen Beispielen für Kindertherapie,<br />

wie damals die für viele Mitarbeitenden<br />

neue Therapieform der Kinesiologie. In einem<br />

weiteren Seminar im Jahr 2000 widmete sich<br />

wiederum Verena Schäfer speziell der Reintegration<br />

von Müttern, Eltern und deren Kindern,<br />

ein Thema, welches unter ganz anderen<br />

Aspekten anzugehen ist als die Reintegration<br />

der allein stehenden Männer. Kurz, der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ hat sich immer wieder speziell für die<br />

Schwächsten im Umfeld der Süchtigen eingesetzt,<br />

für die Kinder der abhängigen Eltern.<br />

Die europaweite Vernetzung, die der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ zu dieser Thematik anstrebte und auch<br />

ermöglichte, bleibt in bester Erinnerung.<br />

Aber auch in einem ganz anderen Gebiet war der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“ maßgeblich beteiligt, nämlich<br />

bei der Gründung des „Soccer without Drugs-<br />

Cup“, des „Fußball ohne Drogen- Cups“.<br />

Die „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Mannschaft brachte den<br />

2. Platz beim „Fußball ohne Drogen-Cup“<br />

2007 nach Hause.<br />

So hat der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ 1999 den FODC in<br />

Wien mit der Beteiligung vieler therapeutischer<br />

Gemeinschaften aus ganz Europa durchgeführt<br />

und wird auch im Jubiläumsjahr <strong>2008</strong><br />

wieder als Veranstalter auftreten. Der Cup dient<br />

nicht nur gemäss dem Leitpapier als Modell<br />

zum Erfahrungsaustausch unter den TeilnehmerInnen,<br />

sondern auch zum Transport gesundheitsbezogener<br />

Botschaften. Fußball hat<br />

für viele Menschen einen hohen, emotionalen<br />

Stellenwert und hilft so, selbstschädigendes<br />

Verhalten wie Sucht zu verhindern oder aus<br />

diesem auszusteigen. Fußball fördert auch das<br />

Gemeinschaftsgefühl, steht für Spaß am Spiel<br />

und bietet eine positive Identifikationsmöglichkeit.<br />

Aus diesem Grund ist die Teilnahme<br />

an diesem Cup eine wichtige präventive Botschaft<br />

und auch ein wichtiger Beitrag in der<br />

europäischen stationären Suchthilfe.<br />

Dafür dass aber Erfahrungsaustausch sowie<br />

Kooperationsformen zum Tragen kommen,<br />

bedarf es messbarer Strukturen und finanzieller<br />

Absicherung. So ist seit längerer Zeit<br />

zu beobachten, dass in den verschiedensten<br />

europäischen Ländern die Finanzierung<br />

durch die öffentliche Hand in der abstinenzorientierten<br />

Suchthilfe rückläufig ist. Trotz<br />

dieser schwierigen finanziellen Situation ist<br />

es auffallend, wie viele Ressourcen in der stationären<br />

Suchthilfe vorhanden sind, aber auch<br />

immer noch zu einem großen Teil brach liegen.<br />

Aus diesem Grund hat der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ mit<br />

KollegInnen aus anderen Ländern den EAC<br />

European Addiction Care – Europäisches<br />

Suchthilfenetzwerk gegründet. Dieser Verein<br />

hat sich speziell die Förderung der Aus- und<br />

Fortbildung von MitarbeiterInnen in neuen<br />

Suchthilfenetzwerken zum Ziel gesetzt.<br />

Durch die Teilnahme am EFTC, der eingebettet<br />

in den WFTC – hier handelt es sich um eine<br />

Non-Governmental Organisation in einem<br />

Beratungsstatus mit der Wirtschafts- und Sozialabteilung<br />

der United Nations – agiert, wird<br />

ein Erfahrungsaustausch auf internationaler<br />

52 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisInternational |<br />

Ebene und somit eine Vernetzung von Fachleuten aus der ganzen Welt<br />

ermöglicht. Im April 2004 wurde der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ als Vollmitglied in<br />

den EFTC European Federation of Therapeutic Communities aufgenommen.<br />

Die Non-Profit Organisation EFTC bezeichnet sich auch als<br />

“European co-operation in the field of drug treatment, prevention and<br />

research”. Es handelt sich hier um einen Zusammenschluss von mehr<br />

als 40 therapeutischen Gemeinschaften in <strong>25</strong> europäischen Ländern,<br />

die, wie der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ auch, Ziele, die der Reduktion der Drogennachfrage<br />

oder der Förderung und Verbesserung von Präventions- und<br />

Behandlungsangeboten dienen, verfolgen.<br />

Nicht nur die erkenntnisorientierte Diskussion verschiedener Arbeitsansätze,<br />

sondern auch die Reflexion und Evaluation der eigenen<br />

Arbeitsweise dient dazu, eigene Ressourcen zu lokalisieren, zu wecken<br />

und zu nutzen. So plant der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ auch in den kommenden<br />

<strong>Jahre</strong>n weitere Begegnungen mit anderen europäischen Suchthilfeeinrichtungen<br />

mit dem Fokus auf die Integration von benachteiligten<br />

Personen.<br />

TEXT: LOTHAR SCHÄFER, INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN<br />

FOTOS: ARCHIV „GRÜNER KREIS“<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ ist Mitbegründer des internationalen „Fußball<br />

ohne Drogen-Cup“ („Soccer without Drugs-Cup“), eine Suchtpräventionsaktion,<br />

die erstmals 1998 in Berlin stattfand.<br />

Sie dient nicht nur als Modell zum Erfahrungsaustausch unter den<br />

TeilnehmerInnen, sondern auch zum Transport gesundheitsbezogener<br />

Botschaften. Menschen, die bereits ein Suchtproblem überwunden<br />

haben oder sich noch in Behandlung befinden, treffen am<br />

Fußballfeld aufeinander. Fußball hat für viele Menschen einen hohen<br />

emotionalen Stellenwert und hilft so, selbstschädigendes Verhalten<br />

wie Sucht zu verhindern oder aus diesem auszusteigen.<br />

Näheres finden Sie auf www.tannenhof.de/fussball.<br />

Im März 2005 wurde auf Initiative von Dir. Alfred Rohrhofer,<br />

Geschäftsführer des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“, der Verein „EAC European<br />

Addiction Care – Europäisches Suchthilfenetzwerk“ mit<br />

Sitz in 1010 Wien, Rudolfsplatz 9, gegründet. Seine Tätigkeit erstreckt<br />

der EAC auf das gesamte Gebiet von Europa mit Schwerpunkt<br />

Mittel- und Osteuropa. Der Verein, der nicht auf Gewinn<br />

ausgerichtet ist, hat zum Ziel, Personen und Organisationen,<br />

die sich in der Suchthilfe engagieren, zu unterstützen und mit<br />

anderen europäischen Organisationen im Suchthilfebereich zu<br />

vernetzen. Dieser Zweck wird durch Beratung, Schulung von<br />

Suchtfachkräften, Austausch von Informationen, Erfahrungen<br />

und Know how sowie Unterstützung beim Aufbau von Suchthilfenetzwerken<br />

erfüllt. Weitere Schwerpunkte liegen in den<br />

Bereichen der Öffentlichkeitsarbeit und der Veranstaltung von<br />

Fachkongressen, die die grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

und das Wissen fördern, sowie der wissenschaftlichen Arbeit<br />

in Form von Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Suchtkrankheiten.<br />

Die Idee zu EAC entstand aus zahlreichen Aktivitäten der drei<br />

Einrichtungen „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“, AWO Arbeiterwohlfahrt Bremerhaven<br />

und JOIN, einem Schweizer Beratungsunternehmen<br />

im Sozialbereich, die sich bereits seit <strong>Jahre</strong>n in Süd-, Mittel- und<br />

Osteuropa im sozialen Bereich engagieren.<br />

Details finden Sie auf www.eac.gruenerkreis.at.<br />

Im April 2004 wurde der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ als Vollmitglied in den<br />

EFTC aufgenommen. Es handelt sich hier um einen Zusammenschluss<br />

von mehr als 40 therapeutischen Gemeinschaften<br />

in <strong>25</strong> europäischen Ländern, die, wie der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ auch,<br />

Ziele, die der Reduktion der Drogennachfrage oder der Förderung<br />

und Verbesserung von Präventions- und Behandlungsangeboten<br />

dienen, verfolgen.<br />

Beratung und Unterstützung der Arbeit in Einrichtungen der<br />

Suchtkrankenhilfe, Förderung der Aus- und Fortbildung von<br />

pädagogischen und therapeutischen Fachkräften und Öffentlichkeitsarbeit<br />

im Sinne der Durchführung wissenschaftlicher<br />

Symposien, der Publikation von Fachinformationen und der Kooperation<br />

mit Fachkreisen sind weitere Zwecke des EFTCs, der<br />

1978 gegründet wurde und seinen Sitz in Belgien hat. Die regelmäßig<br />

veranstalteten Tagungen und Kongresse ermöglichen den<br />

Erfahrungsaustausch und die Diskussion verschiedener Arbeitsansätze,<br />

was der Reflexion der eigenen Arbeitssituation dient.<br />

Die Teilnahme am EFTC, der eingebettet in den WFTC – hier<br />

handelt es sich um eine Non-Governmental Organisation in<br />

einem Beratungsstatus mit der Wirtschafts- und Sozialabteilung<br />

der United Nations – agiert, ermöglicht einen Erfahrungsaustausch<br />

auf internationaler Ebene und somit eine Vernetzung<br />

von Fachleuten aus der ganzen Welt.<br />

Weitere Informationen finden Sie auf www.eftc-europe.com.<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 53


| grünerkreisWissenschaft<br />

Der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“<br />

und die<br />

Wissenschaft:<br />

ARS Addiction<br />

Research<br />

Society<br />

www.ars.gruenerkreis.at<br />

Addiction Research Society (ARS) wurde 2001<br />

von Prim. Univ. Prof. DDr. Michael Lehhofer,<br />

Sigmund Freud Klinik Graz, Univ. Prof. Peter<br />

M. Liebmann, Medizinische Universität Graz,<br />

und Dir. Alfred Rohrhofer, Geschäftsführer<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“, als Präsidenten gegründet.<br />

Ziel von ARS ist die wissenschaftliche<br />

Erforschung der medizinischen Grundlagen<br />

der Suchterkrankung, wobei explizit ein interdisziplinärer<br />

klinischer Ansatz zwischen<br />

psychologisch-psychiatrischen<br />

und pathophysiologischen Fragestellungen<br />

gewählt wird. Zu<br />

diesem Zweck werden laufend<br />

Forschungsprojekte durchgeführt,<br />

teilweise auch unter aktiver Teilnahme<br />

von KlientInnen des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“. Resultate<br />

dieser Untersuchungen konnten bereits in<br />

renommierten internationalen medizinischen<br />

Journalen und auf internationalen Fachkongressen<br />

publiziert werden.<br />

Folgende Projekte werden derzeit durchgeführt:<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ als Österreichs<br />

größter Anbieter von stationärer Langzeittherapie<br />

verfügt über umfangreiche Erfahrung<br />

in der Diagnostik und Therapie Suchtkranker,<br />

die in Form der Datenbank auch für<br />

wissenschaftliche Zwecke über ARS nutzbar<br />

gemacht werden soll. Seit einigen <strong>Jahre</strong>n geht<br />

Dr. Human-Friedrich Unterrainer der Rolle<br />

von Religiosität und Spiritualität im Kontext<br />

von Abhängigkeitserkrankungen nach.<br />

Im interdisziplinären Austausch zwischen<br />

Medizin, Theologie und Psychologie werden<br />

hier die Möglichkeiten der Integration einer<br />

religiös-spirituellen Komponente auch<br />

im Behandlungssetting einer stationären<br />

Langzeittherapieeinrichtung fokussiert. Der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“ vertritt ein humanistisches<br />

Menschenbild – das therapeutische Konzept<br />

ist im immanenten Raum verankert<br />

– allerdings werden die „Fenster zur Transzendenz“<br />

offen gehalten. Süchtige weisen im<br />

Vergleich zu anderen psychiatrischen PatientInnengruppen<br />

ein besonders<br />

geringes religiös-spirituelles<br />

(Wohl)befinden auf. Dies kann<br />

aus therapeutischer Sicht als<br />

Ausdruck eines allgemein defizitären<br />

Beziehungserlebens, auch in Bezug<br />

auf Gott oder eine höhere Macht gewertet<br />

werden, ein wichtiger Auftrag für die therapeutische<br />

Gemeinschaft.<br />

Mit März <strong>2008</strong> ging nach knapp zweijähriger<br />

Planung das bisher größte Forschungsprojekt<br />

von ARS zwischen dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“ und<br />

der Medizinischen Universität Graz in die<br />

Phase der Datenerhebung. Unter der Leitung<br />

von Prof. Dr. Peter M. Liebmann, Institut für<br />

Pathophysiologie & Immunologie, widmet<br />

sich ein interdisziplinäres WissenschafterInnenteam<br />

bestehend aus Mag. Karoline<br />

Etschmaier (Biologie), Dr. Adelheid Kresse<br />

(Molekularbiologie), PD Dr. Sandra Wallner<br />

(Ernährungswissenschaft) und Dr. Human-<br />

Friedrich Unterrainer (Klinische Psychologie,<br />

Psychotherapie) physiologischen und<br />

psychologischen Aspekten der Stressverarbeitung<br />

bei männlichen Alkoholikern. Im<br />

medizinisch-psychiatrischen Bereich stehen<br />

Dr. Leonidas Lemonis, ärztlicher Leiter des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“, und Prof. DDr. Michael<br />

Lehhofer, Sigmund Freud Klinik Graz, beratend<br />

zur Verfügung. Bei Alkoholpatienten<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ wird dabei zu mehreren<br />

Messzeitpunkten die Stressantwort einer<br />

physiologischen und psychodiagnostischen<br />

Analyse unterzogen. Diesen Untersuchungen<br />

liegt die Hypothese zugrunde, dass sich Alkoholiker<br />

substanziell von nichtabhängigen<br />

Personen bezüglich ihrer Stressverarbeitung<br />

unterscheiden. Einzelne an dieser Reaktion<br />

beteiligte Gene werden dabei mitanalysiert.<br />

Erste Ergebnisse werden Ende nächsten <strong>Jahre</strong>s<br />

erwartet.<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ sieht es als gesellschaftliche<br />

Verpflichtung an, seine fundierte Erfahrung<br />

aus der therapeutischen Arbeit der wissenschaftlichen<br />

Forschung zugänglich zu machen,<br />

um mitzuhelfen, die einschlägige Prävention<br />

und Therapie zu verbessern. Eine verstärkte<br />

Kooperation mit universitären Einrichtungen<br />

soll in Zukunft auch der internen Weiterbildung<br />

des psychotherapeutischen Personals<br />

und somit der Qualitätssteigerung der Betreuung<br />

und Behandlung von suchtkranken<br />

Personen zu Gute kommen.<br />

TEXT UND FOTO: DR. HUMAN-FRIEDRICH UNTERRAINER,<br />

KLINISCHER UND GESUNDHEITSPSYCHOLOGE, PSYCHO-<br />

THERAPEUT I.A.U.S., THERAPEUTISCHES LEITUNGSTEAM<br />

JOHNSDORF, FÜR DAS ARS FORSCHUNGSTEAM<br />

54 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


grünerkreisFundraising |<br />

Unterstützen & Spenden<br />

Projekte & Programme im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ feiert in diesem Jahr seinen <strong>25</strong>. Geburtstag.<br />

Ein Viertel Jahrhundert unzähliger Stunden<br />

Einsatz und Engagement, um Suchtkranke am Weg<br />

zurück in ein drogenfreies Leben zu begleiten. Dabei<br />

hat sich der Verein über die <strong>Jahre</strong> hinweg stetig weiterentwickelt.<br />

Visionen wurden zu Ideen und Ideen<br />

zu Realität.<br />

Engagierte SpenderInnen und SponsorInnen trugen<br />

und tragen heute dazu bei, suchtkranken Menschen<br />

einen Weg zurück in die Gesellschaft zu eröffnen. PatientInnen<br />

erhielten eine Chance durch die Förderung<br />

der Projekte & Programme des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ wie<br />

z.B. Kunst oder Sport im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ im Rahmen<br />

der aktiven Freizeitgestaltung oder Kinder im „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“. Oft sind es genau diese Bereiche, die nicht<br />

allein durch die öffentliche Hand finanziert werden<br />

können, sondern erst durch die großzügige Unterstützung<br />

vieler Menschen und sozial engagierter Unternehmen<br />

ermöglicht werden. Auch in Zukunft bauen<br />

wir auf die Unterstützung von PartnerInnen, um Betroffenen<br />

zu helfen.<br />

Wir laden auch Sie herzlich ein, mit Ihrem Engagement<br />

diese Projekte & Programme des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

aktiv zu unterstützen. So nehmen beispielsweise die<br />

Sportteams des Vereins regelmäßig und erfolgreich<br />

an nationalen und internationalen Veranstaltungen<br />

teil und leisten damit einen wichtigen Beitrag dazu,<br />

das Bild von suchtkranken Menschen in der Öffentlichkeit<br />

zu verändern. Dazu gehören bedeutende Veranstaltungen<br />

wie der Wien und der Berlin Marathon,<br />

der „Fußball ohne Drogen-Cup“ oder Mountainbike<br />

Marathons.<br />

Kunst im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ hingegen fördert die Auseinandersetzung<br />

mit und die Produktion von Kunst. Mit<br />

den Mitteln und der Präsentation von Kunst schafft der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“ einen Diskurs zu den gesellschaftlich<br />

noch immer tabuisierten Themen Sucht und Drogen.<br />

In Zusammenarbeit mit professionellen KünstlerInnen<br />

werden in den stationären Einrichtungen regelmäßig<br />

Workshops durchgeführt, bei denen die TeilnehmerInnen<br />

die Möglichkeiten der Kunst kennen<br />

lernen. Dabei entstehen immer wieder interessante<br />

Kunstwerke, die oft einprägsam die schwierige Lebenssituation<br />

der Betroffenen mit ästhetischen Mitteln zum<br />

Ausdruck bringen.<br />

Das Eltern-Kind-Haus am Marienhof ermöglicht und<br />

fördert die heilpädagogisch geführte Behandlung der<br />

Kinder von suchtkranken Eltern. Mit der Übernahme<br />

einer Patenschaft können Sie dazu beitragen, einem<br />

Kind suchtkranker Eltern eine positive Entwicklung<br />

in Sicherheit und Geborgenheit zu ermöglichen. Im<br />

Rahmen einer spieltherapeutischen Behandlung kann<br />

das Kind bisherige traumatische Erlebnisse aufarbeiten,<br />

wird in seiner ganzen Person wahrgenommen<br />

und bekommt damit eine Chance auf Heilung und<br />

gesunde Entwicklung.<br />

Ob nun als Privatperson oder UnternehmerIn – für<br />

Menschen, die einen wertvollen Beitrag zur Reintegration<br />

suchtkranker Menschen in die Gesellschaft leisten<br />

möchten, sind die Möglichkeiten zur Unterstützung<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ vielfältig. Sie reichen von Spendenleistungen<br />

über Sach- und Dienstleistungen bis hin<br />

zu gemeinsamen Veranstaltungen – in Form von Einzelprojekten<br />

oder langjährigen Partnerschaften. Jeder<br />

Beitrag ist herzlich willkommen. Denn zu wünschen<br />

bleibt immer, dass suchtkranke Menschen ihren – ganz<br />

eigenen, selbstbestimmten – Platz in der Gesellschaft<br />

finden können und neue Lebensperspektiven erhalten,<br />

um den eingeschlagenen Weg der Abstinenz beizubehalten.<br />

Bitte helfen Sie uns helfen!<br />

UNTERSTÜTZEN & SPENDEN<br />

Um unsere Projekte & Programme langfristig sicher<br />

zu stellen und neue zu fördern, laden wir Sie<br />

ein, uns näher kennen zu lernen. Anhand unserer<br />

Broschüre „Sozial Sponsoring“ oder in einem persönlichen<br />

Gespräch zeigen wir Ihnen gerne, wie Sie<br />

uns aktiv unterstützen können. Weitere Informationen<br />

erhalten Sie auch auf www.gruenerkreis.at<br />

im Bereich Unterstützen & Spenden, per eMail<br />

an spenden@gruenerkreis.at oder persönlich unter<br />

(664) 811 16 64. Interessieren Sie sich für unseren<br />

Newsletter, kontaktieren Sie uns bitte unter<br />

redaktion@gruenerkreis.at.<br />

TEXT: DKFM. (FH) DAVID GOTT-<br />

SCHLING, FUNDRAISING,<br />

DR. BRIGITTE WIMMER, LEITERIN<br />

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT<br />

FOTOS: BERITH SCHISTEK, ARCHIV<br />

„GRÜNER KREIS“<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 55


Herzlichen Dank an alle<br />

MitarbeiterInnen des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“, die diese<br />

Festbroschüre durch ihre Beiträge<br />

mitgestalteten und ihre Ideen<br />

und Überzeugung<br />

zum Ausdruck brachten.<br />

Besten Dank unseren SponsorInnen, die die Herstellung der <strong>Festschrift</strong> unterstützten.<br />

Kontakt<br />

Zentralbüro<br />

A-2872 Mönichkirchen <strong>25</strong><br />

Tel.: (2649) 83 06, Fax: (2649) 83 07<br />

eMail: office@gruenerkreis.at<br />

Web: www.gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Betreuungszentrum<br />

A-1070 Wien, Hermanngasse 12<br />

Tel.: (1) 526 94 89, Fax: (1) 526 94 89-4<br />

eMail: ambulanz.wien@gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Betreuungszentrum<br />

A-8020 Graz, Sterngasse 12<br />

Tel.: (316) 76 01 96, Fax: (316) 76 01 96-40<br />

eMail: ambulanz.graz@gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Betreuungszentrum<br />

A-9020 Klagenfurt, Feldmarschall Konrad-Platz 3<br />

Tel.: (463) 59 01 26, Fax: (463) 59 01 27<br />

eMail: ambulanz.klagenfurt@gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Betreuungszentrum<br />

A-4020 Linz, Sandgasse 11<br />

eMail: buero.linz@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Werner Braun, MSc<br />

Leitung der Vorbetreuung<br />

Burgenland, Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg<br />

Mobiltel.: (664) 230 53 12<br />

eMail: werner.braun@gruenerkreis.at<br />

AMS Suchtberatung durch Nina Reisinger<br />

Projektleitung AMS Suchtberatung<br />

Mobiltel.: (664) 811 16 71<br />

eMail: nina.reisinger@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Gabriele Wurstbauer<br />

Niederösterreich, Burgenland<br />

AMS Suchtberatung<br />

Mobiltel.: (664) 811 16 76<br />

eMail: gabriele.wurstbauer@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Emmelite Braun-Dallio<br />

Niederösterreich, Burgenland<br />

Mobiltel.: (664) 384 08 <strong>25</strong><br />

eMail: emmelite.braun-dallio@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Sabine Rößler<br />

Wien<br />

Mobiltel.: (664) 811 16 67<br />

eMail: sabine.roessler@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Walter Clementi<br />

Wien, Niederösterreich, Burgenland<br />

Mobiltel.: (664) 384 08 27<br />

eMail: walter.clementi@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Karin Petrovic<br />

Leitung Ambulantes Betreuungszentrum Graz<br />

Steiermark<br />

Mobiltel.: (664) 384 08 26<br />

eMail: ambulanz.graz@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Agnes Szilveszter<br />

Steiermark<br />

Mobiltel.: (664) 811 16 73<br />

eMail: agnes.szilveszter@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Günther Gleichweit<br />

Steiermark<br />

Mobiltel.: (664) 524 79 91<br />

eMail: guenther.gleichweit@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch MMag a . Magdalena Zuber<br />

Leitung Ambulantes Betreuungszentrum Klagenfurt<br />

Kärnten, Osttirol<br />

Mobiltel.: (664) 384 02 80<br />

eMail: ambulanz.klagenfurt@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Veronika Kuran<br />

Oberösterreich, Büro Linz<br />

Mobiltel.: (664) 910 00 05<br />

eMail: veronika.kuran@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Konrad Endres<br />

Oberösterreich<br />

Mobiltel.: (664) 811 16 65<br />

eMail: konrad.endres@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Richard Köppl<br />

Salzburg<br />

Mobiltel.: (664) 811 16 68<br />

eMail: richard.koeppl@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Susanne Fessler-Rojkowski<br />

Tirol<br />

Mobiltel.: (664) 811 16 75<br />

eMail: susanne.fessler-rojkowski@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Christian Rath<br />

Vorarlberg, Tirol<br />

Mobiltel.: (664) 310 94 37<br />

eMail: christian.rath@gruenerkreis.at<br />

Öffentlichkeitsarbeit durch Dr.Brigitte Wimmer<br />

Mobiltel.: (664) 210 33 69<br />

eMail: brigitte.wimmer@gruenerkreis.at<br />

Fundraising durch Dkfm.(FH) David Gottschling<br />

Mobiltel.: (664) 811 16 64<br />

eMail: david.gottschling@gruenerkreis.at<br />

56 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


folgte die Zertifi zierung nach EU-Richtlinie<br />

1774. Damit ist der Mönichkirchner Materialien und Herkunftsländern, Tier-<br />

Tierurnen aus den unterschiedlichsten<br />

Betrieb einer von fünf zugelassenen Tierbestattern<br />

in Österreich und der einzige spannend, die ehemaligen PatientInnen<br />

grabsteine und Tiergrabzubehör. „Es ist<br />

mit einem wirklich umfassenden Angebot<br />

an Bestattungsmöglichkeiten. nomischen Arbeitsprojekt tätig zu sehen.<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ in diesem sozialöko-<br />

lautet der Titel des neuesten Buches über<br />

Tierfriedhöfe in Europa. Mit einem Vorwort<br />

von Brigitte Bardot und einem Es-<br />

besitzen, weiterhin gelegentlich Unver-<br />

mit der sich die jungen Leute einbringen,<br />

Wenn auch Menschen, die kein Tier Der Enthusiasmus und die Begeisterung,<br />

say von Elke Heidenreich werden interessierte<br />

TierliebhaberInnen zu den schöns-<br />

sich doch eine deutliche Veränderung im Freude.“, meint Hubert Malissa. Egal ob<br />

ständnis für dieses Thema zeigen, zeigt erfüllen mich gleichzeitig mit Stolz und<br />

ten Tierfriedhöfen Europas geführt, unter<br />

anderem in Paris oder in London. nen. Die Zahl der Menschen, die für eine Die jungen Leute sind mit großem Eifer<br />

Verhalten der betroffenen TierhalterIn-<br />

abends, an Wochenenden oder Feiertagen:<br />

Eine Neuaufl age dieses Buchs wird zukünftig<br />

wohl nicht um die Aufnahme ständnis haben, wächst beständig. Für trauernden TierhalterInnen beizustehen.<br />

Entsorgung ihres Haustieres kein Ver-<br />

dabei, wenn es gilt, den ausnahmslos tief<br />

des Himmelgartens bei Mönichkirchen sie bietet ANTARES in Kooperation mit Nur mit ihrer Hilfe gelang es, die gepflegte<br />

herumkommen, Europas höchstgelegener<br />

Tierfriedhof und wohl auch der Ein-<br />

einzigartige Vielfalt im Bereich der Tier-<br />

zu lassen, die die Öffentlichkeit mittler-<br />

dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“ eine in Österreich Anlage zu einer Tiergedenkstätte werden<br />

zige in einem heilklimatischen Höhenkurort.<br />

Dies umso eher, als diese Tiergedenkstätte<br />

wahrscheinlich eine der<br />

letzten sein wird, die je in Betrieb genommen<br />

wurden. Hat doch die Europäische<br />

Gemeinschaft entschieden, das<br />

„Vergraben von Risikomaterial der Kategorie<br />

Eins“ generell zu untersagen ...<br />

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde<br />

weile mit Wohlwollen registriert hat und<br />

der Himmelgarten nächst der „<strong>Grüner</strong><br />

die bereits mehrfach Gegenstand von Berichten<br />

in Printmedien und TV wurde.<br />

<strong>Kreis</strong>“ Betreuungseinrichtung Waldheimat<br />

eröffnet. TierbesitzerInnen aus<br />

Der unter maßgeblicher Mithilfe des<br />

Wien, Niederösterreich und der Steiermark<br />

nehmen das Angebot, ihre vierbei-<br />

gestaltete Himmelgarten liegt genau in<br />

österreichischen Künstlers Helmut Kand<br />

nigen Freunde nicht mehr zu „entsorgen“,<br />

der Mitte zwischen Wien und Graz und<br />

zunehmend in Anspruch und gestalten<br />

ist aus diesen Städten bequem mit dem<br />

statt dessen einen Abschied in Würde. bestattung an. Ein 24 Stunden Service Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

Gartenbau „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“, ein Betrieb<br />

der „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong> – Gemeinnützige Erdbestattungen oder das „Kolumba-<br />

für Abholungen und Überführungen, innerhalb einer Stunde zu erreichen.<br />

Text und Fotos: Hubert Malissa, Geschäftsführer<br />

ANTARES Tierbestattungen<br />

Aus- und FortbildungsgesmbH “, hat es rium“ im Himmelgarten (d.i. die kreisförmige<br />

Urnenwand zur Beisetzung der<br />

sich gemeinsam mit ANTARES Tierbestattungen<br />

der Familie Malissa zur Aufgabe<br />

gemacht, TierbesitzerInnen in dieäscherungen<br />

in ausgewählten Tierkre-<br />

Asche des kremierten Tierkörpers), Einsen<br />

schweren Stunden helfend zur Seite matorien genauso wie Begräbnisse im eigenen<br />

Garten der TierhalterInnen (wo<br />

zu stehen. „Es geht hier nicht so sehr um<br />

das Tier als vielmehr um die Menschen, gesetzlich zugelassen) stehen zur Verfügung.<br />

Praktisch jeder KundInnen-<br />

ANTARES Tierbestattungen<br />

die einen Weg suchen, die Trauer über<br />

den Verlust der meist langjährigen Wegbegleiter<br />

zu verarbeiten.“, meint Hubert Ökotiersärge aus Kiefernholz, produ-<br />

24h Service: (664) 230 62 84<br />

wunsch kann erfüllt werden.<br />

A-2872 Mönichkirchen <strong>25</strong><br />

Malissa, der den Betrieb gemeinsam mit ziert in einem der Betriebe des „Grünen malissa@tierbestattungen.at<br />

seiner Frau im Jahr 2002 gründete. 2003 <strong>Kreis</strong>es“ werden genauso angeboten wie www.tierbestattungen.at<br />

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Suchtprävention in Betrieben<br />

Rehabilitationszentrum<br />

Johnsdorf<br />

Seminarhotel „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

Sozial Sponsoring<br />

Finden Sie den Weg zu erfolgreicher Unternehmenskommunikation<br />

mit gesellschaftlicher Verantwortung.<br />

Ways out of addiction<br />

– the “<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>” Society for the rehabilitation<br />

and integration of addicted persons<br />

Suchtkranke Jugendliche<br />

Das Eltern-Kind-Haus<br />

Sucht und seelische Erkrankung:<br />

Die Behandlung der Komorbidität<br />

Nachbetreuung<br />

Suchtprävention in Schulen<br />

Wege aus der Sucht –<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ stellt sich vor<br />

Fragen zum Thema SUCHT?<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ bietet Beratung<br />

in Niederösterreichs AMS Stellen.<br />

Vorbetreuung<br />

Ambulante Zentren<br />

Ambulante Therapie<br />

Stationäre Kurzzeittherapie<br />

Stationäre Langzeittherapie<br />

Gestern hat mich<br />

die Mama<br />

schwer<br />

geSCHOCKt ...<br />

Tätigkeitsbericht<br />

2006<br />

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Auf vier Pfoten in den Himmel …<br />

Tiergedenkstätte<br />

Himmelgarten<br />

www.gruenerkreis.at


Verein zur Rehabilitation und Integration suchtkranker Personen<br />

Vereinsvorstand: Brigitte Podsedensek, Dr. Erhard Doczekal, Dir. Alfred Rohrhofer, Ernst Steurer<br />

Vereinssitz: A-1070 Wien, Hermanngasse 12, Tel.: (1) 526 94 89, Fax: (1) 526 94 89-4, ambulanz.wien@gruenerkreis.at<br />

Zentralbüro (Zustelladresse): A-2872 Mönichkirchen <strong>25</strong>, Tel.: (2649) 83 06, Fax: (2649) 83 07, office@gruenerkreis.at<br />

Bankverb.: Raiffeisenbank NÖ-Süd Alpin, KtoNr.: 727-073, BLZ 32195, Bank Austria Creditanstalt, KtoNr.: 697.363.505, BLZ 12000<br />

www.gruenerkreis.at

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