Festschrift 25 Jahre (2008) - Grüner Kreis
Festschrift 25 Jahre (2008) - Grüner Kreis
Festschrift 25 Jahre (2008) - Grüner Kreis
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
| grünerkreisBetreuungsangebote<br />
Die Angehörigen betreuung im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />
Sucht stellt auch immer ein soziales Geschehen<br />
dar, d.h. sie betrifft nicht nur den/die<br />
Süchtige/n, sondern auch all jene Menschen,<br />
die mit ihm/ihr in Verbindung stehen, wie<br />
Familienangehörige, PartnerInnen, FreundInnen<br />
und ArbeitskollegInnen. Gerade in<br />
diesem Zusammenhang ist es wesentlich,<br />
über das Phänomen der Co-Abhängigkeit, das<br />
süchtiges Verhalten fördern und die eigenen<br />
Bedürfnisse einschränken kann, aufzuklären.<br />
Denn auch das Verhalten, das die Sucht unterstützt,<br />
beginnt oft kaum wahrnehmbar, so<br />
wie diese selbst. Der Begriff „co-dependence“<br />
oder „codependency“ ist seit Mitte der 70-er<br />
<strong>Jahre</strong> verbreitet und beschreibt das Verhalten<br />
jener Personen, die mit einem/r Süchtigen<br />
zusammenleben oder eine enge Bindung zu<br />
ihm/ihr haben und deren Leben dadurch<br />
beeinträchtigt ist. Co-Abhängigkeit ist aber<br />
auch in größeren Systemen, wie beispielsweise<br />
am Arbeitsplatz, wo der/die süchtige<br />
Mitarbeiter/in nicht mit seiner/ihrer Sucht<br />
und seinem/ihrem Verhalten konfrontiert<br />
wird, sondern darüber hinweggesehen wird,<br />
anzutreffen und meint auch, dass durch die<br />
Übernahme von Verantwortung für den/die<br />
Süchtige/n unbewusst zur Weiterentwicklung<br />
und Aufrechterhaltung der Sucht beigetragen<br />
wird.<br />
Seit den Anfängen seines Bestehens versucht<br />
der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ die Angehörigen systematisch<br />
in den Behandlungsprozess mit einzubeziehen.<br />
Wenn möglich finden drei- bis viermal<br />
jährlich Angehörigenseminare und Familiengespräche<br />
statt und sind fixer Bestandteil der<br />
stationären Therapie in den Einrichtungen in<br />
Niederösterreich und in der Steiermark. Diese<br />
Angehörigenseminare sollen den betroffenen<br />
Familienmitgliedern die Gelegenheit bieten,<br />
sich untereinander auszutauschen, sowie<br />
Informationen über die Erkrankung und Behandlung<br />
in den stationären Einrichtungen<br />
zu bekommen. Das Einbeziehen der Familie<br />
in die Behandlung stellt eine Notwendigkeit<br />
dar und beginnt schon bei der Vorbereitung<br />
auf den stationären Therapieaufenthalt des/r<br />
Süchtigen, setzt sich – idealerweise – während<br />
der stationären Therapie fort und sollte<br />
auch noch im Zuge der Nachbetreuung des/r<br />
Süchtigen weitergeführt werden.<br />
Die in den stationären Einrichtungen stattfindenden<br />
Seminare bieten den Angehörigen<br />
neben der Möglichkeit, die Einrichtung samt<br />
BewohnerInnen, MitarbeiterInnen und Tagesablauf<br />
sowie Behandlungsstruktur kennen<br />
zu lernen, in den therapeutischen Gruppen<br />
unrealistische Forderungen, mitunter ambivalente<br />
Haltungen dem/r Süchtigen gegenüber<br />
zu analysieren, neue Verhaltensmuster zu<br />
erarbeiten, von Schuldzuweisungen abzugehen,<br />
sowie die Zusammenhänge zwischen<br />
Suchtproblematik und Familiensystem zu<br />
erkennen und zu verstehen. Unter psychotherapeutischer<br />
Begleitung wird gemeinsam<br />
mit KlientInnen und deren Angehörigen das<br />
Suchtsystem betrachtet und analysiert. In<br />
diesem Zusammenhang gilt es, den Angehörigen<br />
ihren Anteil an der Suchterkrankung<br />
des Familienmitgliedes zu verdeutlichen, aber<br />
auch die (Haupt)Verantwortung des/r Süchtigen<br />
zu thematisieren und so auch zu einer<br />
Entlastung der Eltern beizutragen. Die Angst<br />
vor gegenseitigen Schuldzuweisungen scheint<br />
nachvollziehbar, dennoch stehen vielmehr<br />
Klärung und Klarheit über Geschehnisse<br />
aus der Vergangenheit, Erlernen konstruktiver<br />
Interaktions- und Verhaltensmuster,<br />
sowie Übernahme von Eigenverantwortung<br />
im Vordergrund. So kann die Teilnahme<br />
44 <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“