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Festschrift 25 Jahre (2008) - Grüner Kreis

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grünerkreisBetreuungsangebote |<br />

Suchtkranke Jugendliche<br />

Die Behandlung<br />

Jugendlicher im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Rausch trinken, Alkoholexzesse, ´mal Cannabis<br />

rauchen – für viele Jugendliche ein<br />

harmloser Spaß. Die Abhängigkeit und Sucht,<br />

die aus dem Missbrauch resultieren kann,<br />

entsteht nicht von heute auf morgen, sondern<br />

entwickelt sich teilweise sehr langsam<br />

und für Außenstehende oft zunächst unerkennbar.<br />

Die psychosozialen Ursachen dafür<br />

sind so vielfältig wie das Leben selbst<br />

und vielfach das Ende einer langen Kette<br />

individueller, sozialer und gesellschaftlicher<br />

Fehlentwicklungen. Als Motiv für den Drogenkonsum<br />

bei Jugendlichen gilt meist Neugierde,<br />

Experimentierfreude, der Reiz des<br />

Verbotenen und des Risikos, Langeweile,<br />

Geltungsbedürfnis oder Flucht vor unangenehmen<br />

Situationen.<br />

Unterschiedliche Motivationstypen finden<br />

sich unter jugendlichen Drogenkonsumierenden:<br />

– „Sucher“: Drogenkonsum als quasi-therapeutische<br />

Selbsthilfe bei Kontaktschwierigkeiten<br />

– „Experimentierer“: differenzierte, intelligente,<br />

wissensdurstige Jugendliche, die<br />

meist eine Drogenkarriere durchlaufen<br />

– „Dionysier“: unstete, unbeschwert dahin<br />

lebende, kontaktreiche, häufig unreife Persönlichkeiten<br />

– „Wahllose“, “Nimmer satte“: hochgradig<br />

egozentrische, triebhafte, aggressive, sich<br />

selbst überschätzende Jugendliche<br />

– „Konformisten“: „Fußvolk in Missbraucherkreisen,<br />

beeinflussbar durch Gruppendruck,<br />

unselbstständig, neigen zur Überkompensation<br />

ihrer Insuffizienzen<br />

Ein Aspekt, der für die Therapie bei Jugendlichen<br />

wesentlich ist, ist, dass der Missbrauch<br />

und die Abhängigkeit den Entwicklungsverlauf<br />

eines Jugendlichen beeinflusst. Es lässt sich<br />

allerdings nicht klar trennen, welche Defizite<br />

schon vor der Sucht vorhanden waren und<br />

welche sich durch die Sucht entwickelten.<br />

Vor allem in folgenden Faktoren zeigen sich<br />

oft Unterschiede zu nicht süchtigen Jugendlichen:<br />

– in der geringen Beziehungs- und Konfliktfähigkeit<br />

(Kommunikationsfähigkeiten)<br />

– in dem eingeschränkten Freizeitverhaltens-<br />

Repertoire<br />

– in der geringen Selbstachtung bzw. in dem<br />

Fehlen eines positiven Selbstwertgefühls<br />

– in dem Fehlen von Vertrauen in die Selbstwirksamkeit<br />

und von der Überzeugung,<br />

wichtige Ereignisse selbst beeinflussen zu<br />

können, sich kompetent zu fühlen („Ich<br />

werde schon fertig mit den Problemen.“)<br />

– in den Bewältigungsstilen („Coping“): Ein<br />

aktiver Problembewältigungsstil – im Gegensatz<br />

zur Problemvermeidung – gilt<br />

für die Entwicklung im Jugendalter als<br />

bedeutsam. Insbesondere ist ein Bewältigungsstil<br />

von Bedeutung, der zur Lösung<br />

von Problemen auf soziale Ressourcen<br />

zurückgreift.<br />

– in der Erfahrung in der Bewältigung von<br />

Problemlagen<br />

– in den kognitiven Fähigkeiten: Sie sind die<br />

Basis, auf der Jugendliche Konflikte und<br />

Probleme bewältigen; z.B. analytisches,<br />

differenziertes Denken, Sprachvermögen,<br />

Entscheidungsfähigkeit etc.<br />

Daraus ist ersichtlich, wie wichtig zusätzliche<br />

pädagogische Interventionen in der<br />

Therapie mit Jugendlichen sind, sowohl zur<br />

Reduzierung der Entwicklungsdefizite und<br />

um Anregungen für andere Entwicklungsverläufe<br />

zu geben, als auch zur Förderung der<br />

Identitätsentwicklung und Nachreifung der<br />

Persönlichkeit.<br />

TEXT UND FOTO: MAG. DORIS EICHHORN, KLINISCHE UND<br />

GESUNDHEITSPSYCHOLOGIN, LEITERIN WALDHEIMAT<br />

<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ 37

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