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Nr. 197• Mai 2004 - Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Köln

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<strong>Köln</strong>er Mitgliederrundbrief<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2004</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 197<br />

Auf nach Europa !<br />

!<br />

<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>


I n h a l t<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Inhaltsverzeichnis, Editorial 2<br />

Adressen 26-27<br />

Europa<br />

Grußwort an die <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong> 3<br />

Daniel Cohn-Bendit<br />

Willkommen in der Europäischen Union 4-6<br />

Christiane Martin<br />

<strong>Die</strong> Türkei gehört dazu 7<br />

Kerstin Müller<br />

Wer oder was ist die europäische Grüne Partei 8<br />

Diana Siebert<br />

Europawahl <strong>2004</strong> - jeder wählt, wo er wohnt 9<br />

Marius Hermanns<br />

“Auch im sozialen Bereich müssen die 10<br />

Grenzen fallen”. Interview mit Andrea Asch<br />

Europa und die Kommunen - <strong>Köln</strong> und Europa 12<br />

Angela Spizig<br />

Dany is back in Town 13<br />

Björn Troll<br />

Devise: In Vielfalt geeint. Von den Inhalten 14<br />

und der Notwendigkeit der EU-Verfassung<br />

Edith Müller<br />

Europa bringt Frauen nach vorn 16<br />

Marianne Hürten<br />

Kommt die EU-Verfassung 17<br />

Alexander Neu<br />

NRW<br />

Aktuelles aus dem Landtag 18<br />

Marianne Hürten und Edith Müller<br />

<strong>Die</strong> EU hat zehn Neue! Wahrscheinlich kennt ihr sie<br />

auch schon bestens, die neuen Mitgliedsstaaten!?<br />

Schließlich gab es ja überall Länderporträts zu sehen,<br />

hören und zu lesen. Inzwischen ist das Thema aus den<br />

Medienschlagzeilen verschwunden, denn auch die<br />

Feuerwerke zum Beitritt sind verlöscht. Aber die<br />

Europäische Union mit nun 25 Mitgliedern ist Realität!<br />

<strong>Die</strong> EU-Wahl steht kurz bevor, die Diskussionen über<br />

die EU-Verfassung laufen auf Hochtouren - Gründe<br />

genug auch für uns, weder Zeit noch Mühe zu scheuen.<br />

Vor euch liegt ein Europa-Heft des Mach Et mit sieben<br />

farbigen Seiten und voll mit Informationen. Wir<br />

wünschen euch gute Unterhaltung.<br />

Übrigens sind wir auch gewachsen. <strong>Die</strong> Mach Et-<br />

Redaktion hat zwar nicht zehn neue, aber eine. Seit<br />

einigen Wochen verstärkt Christiane Martin aus dem<br />

OV Ehrenfeld unser Team.<br />

Europäische Grüße<br />

Euer Redaktionsteam<br />

<strong>Köln</strong><br />

Der Entwurf zum Kommunalwahlprogramm 20<br />

Jörg Penner<br />

Listen zur Kommunalwahl 20<br />

Pressemitteilung zum Austritt von 22<br />

Ralph Scherbaum<br />

Welche Eliten braucht das Land 23<br />

Tilman Kuhl<br />

Kurz notiert 24-25<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Druck:<br />

Vertrieb:<br />

Redaktion:<br />

Erscheinung:<br />

Preis:<br />

<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / DIE GRÜNEN, <strong>Kreisverband</strong> <strong>Köln</strong> • Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong><br />

Csilla Imre, Jörg Heinrich Penner<br />

Bernd Roelle, print giveaways display, Dohmengasse 9, 50829 <strong>Köln</strong><br />

KV-Büro • Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong><br />

Marius Hermanns, Christiane Martin, Dr. Helma Pasch, Dr. Ralf B. Unna, Anke Waldmann<br />

Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong> 9727888 9727889 ⌨ redaktion@mach-et.de<br />

⌨ machet@gruenekoeln.de<br />

4x jährlich<br />

1 Euro, Mitglieder kostenlos<br />

Unverlangt eingesandte Manuskripte nehmen wir gerne entgegen. Haftung wird nicht übernommen.<br />

Gedruckt auf holzfreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.


E u r o p a<br />

Grußwort an die <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong><br />

Liebe <strong>Köln</strong>er Grüne, liebe Freunde,<br />

am 13. Juni wählen wir ein neues<br />

Europaparlament. Nur vier Tage später<br />

werden die 25 Staats- und Regierungschefs<br />

der erweiterten Europäischen<br />

Union über den Verfassungsentwurf des<br />

Konvents entscheiden. Wir brauchen<br />

diese Verfassung, damit das Europa der<br />

455 Millionen handlungsfähig bleibt und<br />

zu Veränderungen in der Lage ist.<br />

Wenn wir daran interessiert sind, in<br />

der Klimapolitik oder in der Friedenspolitik<br />

etwas zu erreichen, müssen wir<br />

dies europaweit tun.<br />

Lasst uns daher am 13. Juni unsere<br />

Stimmen nutzen, um den Staatschefs der<br />

EU zu zeigen, was für ein Europa wir<br />

wollen! Wir Grüne möchten ein Europa,<br />

das im Umweltbereich, bei den Themen<br />

Frieden und sozialer Gerechtigkeit eine<br />

Seit dem 18. April <strong>2004</strong> kann der<br />

europäische Verbraucher zum Beispiel<br />

selbst bestimmen, ob er genveränderte<br />

Lebensmittel kaufen will oder nicht. An<br />

der EU-Verordnung, der wir dies verdanken,<br />

hatten das Europäische Parlament<br />

und nicht zuletzt die europäischen<br />

<strong>Grünen</strong> entscheidenen Anteil.<br />

Für die Zukunft fordern wir jedoch<br />

eine noch konsequentere Etikettierung<br />

genveränderter Lebensmittel sowie die<br />

Einführung von GVO-freien Zonen.<br />

Darüber hinaus möchten wir die Abschaffung<br />

des Euratom-Vertrages noch<br />

vor 2007 erreichen und mit dem frei<br />

werdenden Geld erneuerbare Energien<br />

fördern. Und wir werden auf einen<br />

Klima-Stabilitätspakt für Europa und<br />

eine Reduzierung des Straßengüterverkehrs<br />

drängen, um nur einige der<br />

<strong>Grünen</strong> Schwerpunkte in der nächsten<br />

Legislaturperiode des Europaparlaments<br />

zu nennen.<br />

Daniel Cohn-Bendit spricht in Kettenis<br />

Doch diese Verfassung ist nur ein<br />

erster Schritt. <strong>Die</strong> kommenden fünf Jahre<br />

werden entscheiden, welche Richtung<br />

die Union in Zukunft einschlägt. Europa<br />

muss demokratischer und transparenter<br />

werden, um endlich das Vertrauen der<br />

Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen,<br />

um eine europäische Öffentlichkeit zu<br />

entwickeln.<br />

Mit der Gründung der Europäischen<br />

<strong>Grünen</strong> Partei im Februar diesen Jahres<br />

in Rom haben wir einen ersten Beitrag<br />

dazu geleistet und gezeigt, dass wir<br />

Europa ernst nehmen. Wir Grüne führen<br />

nicht 25 einzelne nationale Wahlkämpfe,<br />

sondern einen europäischen - gemeinsam<br />

mit <strong>Grünen</strong> von Lettland bis Portugal.<br />

Denn wir müssen den Menschen<br />

klar machen, dass es eine ganze Reihe<br />

von Problemen gibt, die wir national<br />

nicht lösen können.<br />

wirkliche Macht repräsentiert. Eine wirkliche<br />

Macht für eine faire Globalisierung,<br />

für Kultur und für den Kampf<br />

um Menschenrechte. Ein<br />

solches Europa, ein anderes<br />

Europa ist möglich und wir<br />

entscheiden darüber!<br />

Wie häufig hören wir, das<br />

europäische Parlament habe<br />

keinen Einfluss und es lohne<br />

sich daher nicht, am 13. Juni<br />

zur Wahl zu gehen. Welch ein<br />

Unfug! Das Europäische<br />

Parlament hat zwar in der Tat<br />

noch lange nicht genug Kompetenzen.<br />

Doch schon heute<br />

entscheidet es in vielen<br />

Bereichen mit, die uns direkt<br />

betreffen - insbesondere in<br />

der Verbraucher- und in der<br />

Umweltpolitik.<br />

Am 13. Juni geht es also darum, was<br />

für ein Europa wir wollen - eine reine<br />

Freihandelszone, oder ein Europa, dass<br />

seine soziale und ökologische Verantwortung<br />

für seine Bürger und für die<br />

ganze Welt ernst nimmt. Ich meine,<br />

Europa ist eine Chance für grüne Politik<br />

- nutzen wir sie!<br />

Euer Dany<br />

Diana Siebert, Andrea Asch und Dany starten den<br />

grünen Staffellauf durch die belgische, französische<br />

und deutsche Region<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong><br />

3


E u r o p a<br />

Willkommen in der Europäischen Union<br />

Seit 1. <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> gehören<br />

zehn neue Staaten zur<br />

EU.<br />

Das bedeutet unkompliziertes<br />

Reisen, mehr<br />

Chancen für Umweltschutz<br />

und Frieden in<br />

Europa, stärkerer europäischer<br />

Binnenmarkt,<br />

höherer innere Sicherheit<br />

- genug gute Gründe<br />

für die Osterweiterung.<br />

Aber wer sind die<br />

neuen Nachbarn<br />

überhaupt? Und gibt es<br />

da auch Grüne?<br />

Christiane Martin<br />

Karte: Europäische Gemeinschaften 2003<br />

<strong>Die</strong> Europäische Union<br />

Estland<br />

Fläche: 45.227 qkm<br />

Hauptstadt: Tallinn (Reval)<br />

Bevölkerung: 1,439 Mio.<br />

Estland ist etwas größer als Dänemark. Nur 65 % der Bevölkerung<br />

sind gebürtige Esten; 30 % stellen eine teilweise diskriminierte<br />

Minderheit aus Russland. Estland hat einen wirtschaftlich<br />

bedeutungsvollen <strong>Die</strong>nstleistungssektor und ist<br />

bekannt für eine außerordentlich hohe Internetvernetzung.<br />

Immerhin 46 % der Bevölkerung sind online. Im benachbarten<br />

Lettland sind es nur 15 %. Als im Anfang 2003 über den EU-<br />

Beitritt abgestimmt wurde votierten 56 % für die Mitgliedschaft.<br />

Grüne Partei: Eesti Rohelised Estonia<br />

Sie wurde 1989 aus der Estonian Green Movement (EGM) heraus<br />

gegründet, trat bei der letzten nationalen Wahl nicht an<br />

und hat demzufolge keine Abgeordneten im Parlament.<br />

(www.roheline.ee)<br />

See im Südosten Estlands<br />

Epa Foto/Nipa/Timur<br />

Nisametdinov<br />

Lettland<br />

Fläche: 64.589 qkm<br />

Hauptstadt: Riga<br />

Bevölkerung: 2,34 Mio.<br />

Lettland ist der mittlere baltische Saat und etwas kleiner als<br />

Bayern. Hier leben nur 60 % Letten. Der Rest der Bevölkerung<br />

stammt aus Polen, Russland, Weißrussland und der Ukraine.<br />

Lettland ist das wichtigste Transitland zwischen Russland<br />

und Westeuropa. Für den EU-Beitritt stimmten im September<br />

2003 zwei Drittel der Letten.<br />

Grüne Partei:<br />

Latvian Green<br />

Party (LGP). Mit<br />

123 Mitgliedern<br />

wurde 19<strong>90</strong> die<br />

Lettische Grüne<br />

Partei gegründet.<br />

Heute sind<br />

es 450 Mitglieder.<br />

<strong>Die</strong> LGP<br />

Hafen in Skulte<br />

tritt seit 2001 gemeinsam<br />

mit<br />

der Latvian Rustic<br />

Union (LRU) als gemeinsame Partei Greens and Rustic union<br />

(GRU) auf. Bei der letzten nationalen Wahl holten sie<br />

zusammen 9,47 % der Stimmen und haben damit 12 Sitze<br />

im Parlament und drei Minister, von denen der Umweltminister<br />

ein Grüner ist. (www.zp.lv)<br />

Epa Photo/Afi/Aigars Jansons<br />

4<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


E u r o p a<br />

Litauen<br />

Fläche: 65.300 qkm<br />

Hauptstadt: Wilna (Vilnius)<br />

Bevölkerung: 3,484 Mio.<br />

Seit 19<strong>90</strong> ist Litauen unabhängig. Es ist der größte der baltischen<br />

Staaten, der neben den gebürtigen Litauern auch<br />

einer starken russischen und polnischen Minderheit Heimat<br />

ist.<br />

Epa Photo/Afi/Aigars Jansons<br />

Malta<br />

Kaunas<br />

Fläche: 316 qkm<br />

Hauptstadt: Valletta<br />

Bevölkerung: 388.000<br />

Mit überwältigender<br />

Mehrheit haben die<br />

Litauer im <strong>Mai</strong> 2003<br />

dem EU-Beitritt des<br />

baltischen Staates zu<br />

gestimmt.<br />

Rund <strong>90</strong> % der Wähler<br />

votierten dafür.<br />

Grüne Partei:<br />

Als einziges der EU-<br />

Beitrittsländer hat<br />

Litauen keine grüne<br />

Partei.<br />

<strong>Die</strong> Insel Malta ist das kleinste EU-Land. Seit 1964 ist sie<br />

von England unabhängig, gehört aber noch zum Commonwealth<br />

und pflegt neben Maltesisch auch Englisch als<br />

Landessprache. Nur eine knappe Mehrheit der Wähler<br />

stimmte auf Malta für den EU-Beitritt ihres Landes.<br />

Grüne Partei: Alternattiva Demokratika Malta (AD)<br />

Sie entstand in den späten 1980er Jahren und hatte<br />

Schwierigkeiten, sich im maltesischen Zwei-Parteien-System<br />

zu etablieren. Durch ihre Befürwortung des Referendums<br />

zum EU-Beitritt hat sie viele Sympathisanten gewonnen<br />

und konnte sich in lokalen Parlamenten Sitze verschaffen,<br />

im nationalen Parlament allerdings nicht.<br />

(www.alternattiva.org.mt/adenglish)<br />

Landschaft in der Nähe von Bidnija<br />

Epa Photo Lino Arrigo Azzopardi<br />

Polen<br />

Fläche: 322.685 qkm<br />

Hauptstadt: Warschau (Warszawa)<br />

Bevölkerung: 38,6 Mio.<br />

Nach Fläche<br />

und der Bevölkerungszahl<br />

her wird Polen<br />

das sechstgrößte<br />

Land der EU<br />

sein. Es weist<br />

den größten<br />

Binnenmarkt<br />

der Beitrittsländer<br />

auf und<br />

gehört zu den<br />

Altstadt von Danzig (Gdansk)<br />

am stärksten<br />

wachsenden Volkswirtschaften in Europa. Beim Referendum<br />

zum EU-Beitritt stimmten 77 % dafür.<br />

Grüne Partei: Zieloni<br />

Erste Versuche einer Parteigründung in den 19<strong>90</strong>er Jahren<br />

scheiterten. Für die Europäischen <strong>Grünen</strong> war daher lange Zeit<br />

lediglich das Ökologische Forum, eine Fraktion innerhalb de Union<br />

für Freiheit, ein anerkannter Partner. Im September 2003 gründete<br />

sich aus verschiedenen Nichtregierungsorganisationen (NGOs)<br />

heraus eine eigenständige Grüne Partei. (www.zieloni.org)<br />

Slowakei<br />

Fläche: 40.035 qkm<br />

Hauptstadt: Bratislava<br />

Bevölkerung: 5,4 Mio.<br />

<strong>Die</strong> Slowakei ist etwas größer als Niedersachsen und seit 1993<br />

unabhängig. In der Slowakei leben 75 % Slowaken, 10 % Ungarn,<br />

9 % Roma und 1 % Tschechen. Mit deutlicher Mehrheit haben<br />

sich die Slowaken für den Beitritt ihres Landes zur EU ausgesprochen.<br />

<strong>Die</strong> Wahlbeteiligung lag allerdings nur knapp über<br />

den erforderlichen 50 %.<br />

Grüne Partei: Strana Zelenych na Slovensku (GPS)<br />

<strong>Die</strong> GPS wurde 1989/<strong>90</strong> gegründet und hat eine wechselvolle Geschichte<br />

mit verschiedensten Koalitionen und Parteiabspaltungen<br />

hinter sich. Seit 2001 gibt es eine Neustrukturierung mit dem Ziel<br />

als unabhängige Partei ins nationale Parlament einzuziehen.<br />

(www.greenparty.sk)<br />

Schloss im Westen der Slowakei<br />

Epa Photo/CTK/Samuel Kubani<br />

Epa Photo Epa Janek Skarzynksi<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 5


<strong>Die</strong> Beitrittsländer<br />

Slowenien<br />

Fläche: 20.273 qkm<br />

Hauptstadt: Ljubljana<br />

Bevölkerung: 1,9 Mio.<br />

<strong>Die</strong> ehemalige jugoslawische Republik Slowenien<br />

ist etwas kleiner als Hessen. Es leben hier etwa 2<br />

Mio. Slowenen inklusive einer kleinen Minderheit<br />

von Serben und Kroaten. In Slowenien liegen<br />

Standards und Pro-Kopf-Einkommen nur knapp<br />

unter dem europäischen Durchschnitt.<br />

Grüne Partei:<br />

Für die Europawahl haben die <strong>Grünen</strong> Sloweniens<br />

ein <strong>Bündnis</strong> mit der Jugendpartei SMS geschlossen<br />

und deshalb wohl eine Chance auf ein Abgeordneten-Mandat<br />

im künftigen Europaparlament.<br />

Brücke "Tromostovje" in Ljubljana<br />

Tschechien<br />

Fäche: 78.866 qkm<br />

Hauptstadt: Prag (Praha)<br />

Bevölkerung: 10,3 Mio.<br />

Epa Photo/Antonio Bat<br />

Tschechien hat sich 1993 von der Slowakei getrennt<br />

und ist etwas kleiner als Österreich. Der Außenhandel<br />

ist auf Westeuropa orientiert: 70 % aller<br />

Exporte gehen in die EU. Bei der Abstimmung zum<br />

EU-Beitritt stimmten 77,3 % mit Ja.<br />

Grüne Partei: Strana Zelenych<br />

<strong>Die</strong> Grüne Partei in Tschechien wurde bereits 19<strong>90</strong><br />

gegründet und hat sich nach vielen innerparteilichen<br />

Querelen 2003 reformiert. Zurzeit gibt es<br />

keinen Abgeordneten im nationalen Parlament.<br />

www.stranazelenych.cz<br />

Ungarn<br />

Fläche: 93.000 qkm<br />

Hauptstadt: Budapest<br />

Bevölkerung: 10,1 Mio.<br />

Ungarn entspricht von der Fläche und der Bevölkerungszahl her in etwa<br />

Portugal. Das Land ist wegen seiner liberalen Gesetze, dem hohen<br />

Ausbildungsniveau und der guten Infrastruktur bei ausländischen<br />

Investoren beliebt. Rund 84 %der Wähler haben in Ungarn für den EU-<br />

Beitritt gestimmt. Allerdings ging nicht einmal jeder Zweite zur Wahl.<br />

Zypern<br />

Fläche: 9.251 qkm<br />

Hauptstadt: Nicosia (Levkosia)<br />

Bevölkerung: 755.000<br />

<strong>Die</strong> geteilte Insel ist<br />

halb so groß wie Sachsen.<br />

Da die griechischen<br />

Zyprioten eine<br />

Wiedervereinigung mit<br />

den türkischen ablehnten,<br />

tritt nur der griechische<br />

Teil der Insel<br />

der EU bei. <strong>Die</strong>ser Teil<br />

ist dank niedriger Steuern<br />

und eines starken<br />

<strong>Die</strong>nstleistungssektors<br />

sehr wohlhabend.<br />

Budapest mit Donau und Parlamentsgebäude<br />

Grüne Partei: Zöld Demokraták Szövetsége<br />

In einem <strong>Bündnis</strong> mit anderen kleinen Parteien haben die <strong>Grünen</strong> in<br />

Ungarn und bei der letzten Nationalwahl 3,9 % errungen. Sie haben sich<br />

für den EU-Beitritt, aber gegen einen NATO-Beitritt ihres Landes<br />

ausgesprochen, was ihnen zusätzlich Sympathien brachte. Sie haben<br />

eine Chance, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. (www.zd.hu)<br />

Präsidentenpalast in Nicosia<br />

Epa Photo/Attila Kisbenedek<br />

Epa Photo/Katia Christodoulou<br />

Karlsbrücke und Prager Schloss<br />

Epa Photo/CTK/Libor Hajksy<br />

Grüne Partei: Cyprus Green Party, 1996 gegründet<br />

Seit 2001 sitzt ein Grüner Abgeordneter im Parlament. Sie verbucht auf<br />

nationaler Ebene Erfolge wie das Verbot von Militärübungen der<br />

Engländer in Akamas und ein Werbeverbot von Zigaretten in der Nähe<br />

von Schulen. <strong>Die</strong> Ziele sind eine andere Tourismuspolitik ohne Förderung<br />

des Golftourismus; die Reduzierung der innerstädtischen<br />

Umweltverschmutzung und die Entnuklearisierung der östlichen<br />

Mittelmeerregion. (www.cyprus-green-party.org)<br />

6<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


E u r o p a<br />

<strong>Die</strong> Türkei gehört dazu<br />

<strong>Die</strong>ses Jahr ist für die Beziehungen<br />

zwischen der EU und der Türkei von besonderer<br />

Bedeutung, denn im Dezember<br />

werden die Staats- und Regierungschefs<br />

über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen<br />

mit der Türkei entscheiden.<br />

Damit setzt der Europäische<br />

Rat um, was bereits seit 1963 vereinbart<br />

ist, nämlich die Möglichkeit einer<br />

Vollmitgliedschaft.<br />

Seit gut vierzig Jahren bestehen<br />

bereits die engen Beziehungen zwischen<br />

der EU und der Türkei, die 1996 mit der<br />

Errichtung einer Zollunion eine neue<br />

Qualität bekommen hat. Seit 1999 hat<br />

die Türkei zudem den Status eines<br />

Beitrittskandidaten.<br />

Klare Beitrittsregeln<br />

Für einen Beitritt zur EU gelten klare<br />

Regeln, die die EU 1993 in den Kopenhagener<br />

Kriterien festgelegt hat. Zu den<br />

politischen Kriterien zählen stabile<br />

rechtsstaatliche und demokratische<br />

Institutionen, die garantierte Einhaltung<br />

der Menschenrechte sowie der Schutz<br />

von Minderheiten. <strong>Die</strong>se Bedingungen<br />

sind nicht verhandelbar - die Türkei<br />

muss sie vor der Aufnahme von Verhandlungen<br />

erfüllen.<br />

Erste große Schritte in die richtige<br />

Richtung hat das Land bereits unternommen<br />

- die türkische Regierung hat<br />

ein hohes Reformtempo angeschlagen<br />

und für das Land weitreichende Veränderungen<br />

durchgesetzt: Das Militär<br />

unterliegt jetzt stärker als bisher einer<br />

zivilen Kontrolle, Folter und Todesstrafe<br />

wurden abgeschafft, die Rechte religiöser<br />

und ethnischer Minderheiten<br />

gestärkt - wovon vor allem die Kurden<br />

profitieren.<br />

<strong>Die</strong>se Veränderungen sind auch die<br />

Folge einer glaubwürdigen Beitrittsperspektive,<br />

die eine enorme politische<br />

Dynamik ausgelöst hat. Dennoch: Es<br />

bleibt viel zu tun. Der Gesetzgeber ist<br />

oft schon weiter als Polizei und Justiz,<br />

denn diese verschleppen noch zu häufig<br />

die Umsetzung der Reformgesetze. Deshalb<br />

wird die EU in ihrem Fortschrittsbericht,<br />

der die Grundlage für eine<br />

Aufnahme von Beitrittsverhandlungen<br />

sein wird, besonderes Augenmerk auf<br />

die Realisierung der Reformen legen.<br />

<strong>Die</strong> Aufnahme eines Landes mit<br />

überwiegend muslimischer Bevölkerung<br />

wie der Türkei hätte Modellcharakter.<br />

Ein Türkei-Beitritt liegt im strategischen<br />

Interesse der EU und<br />

Deutschlands<br />

Sie würde zeigen, dass sich Islam, Demokratie<br />

und Menschenrechte verbinden<br />

lassen und würde helfen, die Kluft<br />

zwischen den westlichen Ländern und<br />

den islamisch geprägten Staaten zu<br />

überwinden. Damit könnte den Parolen<br />

islamistischer Terroristen von einem<br />

angeblich islam-feindlichen Westen<br />

wirksam entgegengewirkt werden. Wir<br />

Europäer würden zeigen: Kampf der<br />

Kulturen? Ohne uns! Denn es geht nicht<br />

um ein Gegeneinander von westlicher<br />

und islamischer Welt, sondern darum,<br />

dass Moslems und Christen gemeinsam<br />

die gleichen Werte vertreten und für sie<br />

streiten.<br />

Eine modernisierte, fest in der EU<br />

verankerte Türkei wäre ein Stabilitätsfaktor<br />

für den gesamten Nahen und<br />

Mittleren Osten. Es ist politisch kurzsichtig<br />

anzunehmen, die EU würde von<br />

der instabilen Lage in dieser Region nach<br />

einem Türkei-Beitritt stärker als bisher<br />

betroffen. In einer globalisierten Welt ist<br />

Europa von allen Entwicklungen - ob<br />

nah oder weit entfernt - unmittelbar<br />

tangiert.<br />

Ein EU-Beitritt der Türkei wäre ein<br />

kaum zu überschätzendes Zeichen für<br />

den Dialog mit dem Islam weltweit und<br />

auch in Deutschland. <strong>Die</strong> Integration der<br />

hier lebenden etwa 2,2 Millionen<br />

Menschen türkischer Abstammung<br />

würde wesentlich erleichtert. Und das<br />

nicht erst bei der Aufnahme der Türkei<br />

sondern bereits nach dem Beginn der<br />

Beitrittsverhandlungen.<br />

EU ist Wertegemeinschaft -<br />

haben CDU/CSU das<br />

verstanden?<br />

Teile von CDU/CSU behaupten, die<br />

Türkei gehöre kulturell nicht zu Europa.<br />

Sie vergessen, dass Europa durch viele<br />

religiöse und nicht-religiöse Einflüsse<br />

geprägt worden ist. Grundsätzlich<br />

definiert sich die EU nicht als Religionssondern<br />

als Wertegemeinschaft, die auf<br />

der Achtung der Menschenrechte, auf<br />

Demokratie und Solidarität beruht. <strong>Die</strong><br />

Union ist zu feige, klar zu sagen, dass<br />

sie die EU als christlichen Club betrachtet,<br />

in dem muslimisch geprägte Länder<br />

keinen Platz haben.<br />

Den Konservativen geht es nicht um<br />

Akzeptanz, sondern um Ausgrenzung.<br />

<strong>Die</strong> CSU ist schamlos genug, die<br />

Europawahl am 13. Juni zur Abstimmung<br />

über einen EU-Beitritt der Türkei<br />

machen zu wollen. Das erinnert fatal an<br />

Roland Kochs Kampagne gegen die<br />

doppelte Staatsbürgerschaft, Motto: Wo<br />

kann ich hier gegen Ausländer unterschreiben?<br />

Solchen Tendenzen treten wir Grüne<br />

entschieden entgegen: Wir streiten für<br />

Toleranz und Integration. Denn eine<br />

Störung des Verhältnisses zur Türkei -<br />

und nichts anderes würde übrigens die<br />

von CDU/CSU geforderte "privilegierte<br />

Partnerschaft" bedeuten - wäre ein<br />

enormer Rückschlag für den Reformprozess<br />

in der Türkei und ein fatales<br />

Signal für die hier lebenden türkisch<br />

stämmigen Menschen.<br />

Reformprozess noch nicht<br />

beendet<br />

Für die Türkei bleibt noch viel zu tun,<br />

bis sie reif für den Beitritt ist. Sie muss<br />

klare Regeln erfüllen. Wenn sie das<br />

geschafft hat, darf der Aufnahme von<br />

Beitrittsverhandlungen nichts mehr im<br />

Wege stehen. Denn von einer Aufnahme<br />

der Türkei in die EU werden beide<br />

Seiten in sicherheitspolitischer, wirtschaftlicher<br />

und kultureller Hinsicht<br />

profitieren.<br />

Kerstin Müller<br />

Staatsministerin im Auswärtigen Amt<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 7


E u r o p a<br />

Wer oder was ist die Europäische Grüne Partei?<br />

<strong>Die</strong> Parteivorsitzenden der EPG<br />

Gracia Francescata & Pekka Haavisto<br />

<strong>Die</strong> Globalisierung schreitet voran.<br />

Politische Parteien müssen darauf nicht<br />

nur eine inhaltliche, sondern auch eine<br />

organisatorische Antwort finden. JedeR<br />

hat mir in Gesprächen zugestimmt:<br />

Wenn die EU sich erweitert und - nicht<br />

zuletzt durch einen Verfassungsvertrag<br />

- vertieft, dann sollten auch wir Grüne<br />

uns europaweit enger zusammen<br />

schließen.<br />

Am 21. Februar haben wir auf dem<br />

4. Kongress der Europäischen Föderation<br />

Grüner Parteien die EURO-<br />

PÄISCHE GRÜNE PARTEI (European<br />

Green Party, EGP) gegründet. Keine<br />

Partei ist da so weit wie wir. Wir sind<br />

nicht nun nicht nur DIE Europapartei in<br />

Deutschland - wir sind agieren auch<br />

europaweit als eine Partei: mit einem<br />

gemeinsamen Manifest (abgedruckt im<br />

"deutschen" Europawahlprogramm, S.<br />

14-22), einer gemeinsamen Kampagne<br />

(diese startete am 28. April in Brüssel)<br />

und einem gemeinsamen Spitzenteam.<br />

Auf dem Weg dahin stand die oft<br />

mühsame Arbeit von oft<br />

nicht sehr bekannten<br />

<strong>Grünen</strong> (wie zum Beispiel<br />

mir) gegen viele objektive<br />

wie auch innergrüne<br />

Schwierigkeiten. Objektive<br />

Schwierigkeiten waren: Es<br />

gab keine EU-Gesetz über<br />

Europäische Parteien und<br />

keine Regelung über die<br />

Finanzierung europaweit<br />

wirkender Parteien. Viel<br />

wichtiger aber: das Europäische<br />

Parlament (EP) hat<br />

zwar seine Kompetenz in<br />

den letzten Jahrzehnten<br />

nach und nach ausweiten<br />

können - jedoch hat es immer noch<br />

vergleichsweise wenig zu bestimmen.<br />

Daher sind die Fraktionen im EP nicht<br />

so diszipliniert wie beispielsweise im<br />

Bundestag. <strong>Die</strong> ParlamentarierInnen verstehen<br />

sich teilweise immer noch mehr<br />

als Abgeordnete ihres Nationalstaats<br />

denn als VertreterInnen ihrer politischen<br />

Richtung.<br />

<strong>Die</strong> innergrünen Schwierigkeiten<br />

lassen sich grob in inhaltliche und<br />

organisatorische unterscheiden. Inhaltlich<br />

gibt es starke Differenzen, wofür<br />

hier wenige Beispiele genügen müssen:<br />

<strong>Die</strong> schwedischen <strong>Grünen</strong> sind gegen<br />

den Euro und gegen die Legalisierung<br />

von Prostitution. <strong>Die</strong> (griechischen)<br />

<strong>Grünen</strong> Zyperns gegen den UN-<br />

Friedensplan - während die grüne EP-<br />

Fraktion vehement dafür ist. Auch wir<br />

von <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> waren oft<br />

einsame Minderheit: fast alle Grüne<br />

Parteien Europas waren gegen den<br />

Kosovo/ Jugoslawien-Krieg. Mehr europäische<br />

Integration heißt hier also auch<br />

weniger "grüne" nationale Alleingänge.<br />

<strong>Die</strong> Parteivorsitzenden von <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong>/<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>, Angelika<br />

Beer (Mitte) und Reinhard Bütikofer (rechts) geben<br />

per Unterschrift ihre Macht teilweise an die Europäische<br />

Ebene ab<br />

Damit sind wir bei den organisatorischen<br />

Schwierigkeiten. <strong>Die</strong> kleinen<br />

der 32 EGP-Parteien - sie repräsentieren<br />

meist unter 40.000 WählerInnen -<br />

möchten ihr Gewicht in dem entscheidenden<br />

Gremium der EGP - dem<br />

COUNCIL - nicht verlieren. Sie haben<br />

in diesem oft Gremium 1 Sitz mit 2<br />

Stimmen. Sie würden bei einer echten<br />

Europäischen <strong>Grünen</strong> Mitgliedspartei<br />

untergehen. <strong>Die</strong> FunktionsträgerInnen<br />

in den großen grünen Parteien (<strong>Bündnis</strong><br />

<strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> stehen für das Hundertfache,<br />

nämlich über 4 Millionen Wählerstimmen)<br />

hingegen möchten die auf<br />

nationaler Ebene vorhandene politische<br />

Macht nicht auf ein europaweites Gremium<br />

übertragen, das ihnen in solchen<br />

harten politischen Fragen wie Friedensund<br />

Steuerpolitik hineinredet.<br />

<strong>Die</strong> Gründung der EGP in Rom am<br />

20.-22. Februar war ein beeindruckendes<br />

Spektakel. Balsam für die Europäische<br />

Grüne Seele. Ansporn für einen aktiven<br />

Wahlkampf zu Hause. Aber es blieb<br />

auch der deutschen Presse (TAZ 23.2.,<br />

Stadt-Anzeiger und anderen) nicht<br />

verborgen, dass sich an den Strukturen<br />

der EGP nicht viel verändert hat. Wir<br />

wählten zum Beispiel auf dem Kongress<br />

keinen Vorstand, das Spitzenteam<br />

wurde per Akklamation gefeiert und alle<br />

Beschlüsse des Kongresses fassten die<br />

260 Delegierten just in der Zeit, als die<br />

jeweiligen Parteivorsitzenden am<br />

anderen Ende in Rom feierlich die Parteigründung<br />

unterzeichneten. Das Wahl-<br />

Manifest war schon im November vom<br />

COUNCIL in Luxemburg verabschiedet<br />

worden und wurde nicht diskutiert.<br />

Deine Unterstützung der EGP -<br />

jetzt ab 12 Euro im Monat<br />

Einen kleinen Schritt auf dem Weg zu<br />

einer echten Europäischen Mitgliederpartei<br />

haben wir am 8. November in<br />

Luxemburg gemacht: es gibt jetzt die<br />

Möglichkeit des "individual supporting".<br />

Jedes Mitglied einer EGP-Mitgliedspartei<br />

kann sich als EinzelunterstützerIn (Individual<br />

supporter) der EGP registrieren<br />

lassen. <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> wollen<br />

dies auf dem Länderrat am 15. <strong>Mai</strong> mit<br />

einem Mindest-Jahresbeitrag von 12<br />

Euro einführen. Dann erhalten die<br />

Supporter regelmäßig Informationen<br />

über die Europäischen <strong>Grünen</strong> per mail.<br />

Lasst uns alle davon Gebrauch machen!<br />

Der Weg zu einer stark integrierten<br />

Europäischen <strong>Grünen</strong> Partei ist noch<br />

weit - aber mit der Gründung der EGP<br />

haben wir einen kräftigen Schritt dorthin<br />

getan.<br />

Diana Siebert<br />

Weitere Informationen finden sich<br />

unter: www.europeangreens.org<br />

8<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


E u r o p a<br />

Europawahl <strong>2004</strong> - jeder wählt, wo er wohnt<br />

Seitdem zuletzt 1999 ein europäisches Parlament gewählt worden war, hat sich einiges geändert. Nicht<br />

nur, dass die Europäische Union am 1. <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> um 10 Mitgliedsstaaten auf nun insgesamt 25 angewachsen<br />

ist, es hat sich auch am Wahlverfahren einiges geändert.<br />

So wurden für die Wahl in diesem<br />

Jahr einheitliche Grundsätze festgelegt,<br />

wonach die Wahl nach dem Verhältniswahlrecht,<br />

ähnlich der Bundestagswahl<br />

in Deutschland, ausgerichtet wird,<br />

jedoch ohne die Möglichkeit Direktkandidaten<br />

aufzustellen. In jedem Land<br />

stellen die Parteien ihre Kandidaten auf<br />

Wahllisten zusammen, wobei die Kandidaten<br />

und ihre Reihenfolge auf der Liste<br />

auf Parteitagen gewählt werden und für<br />

das gesamte Bundesgebiet einheitlich<br />

gelten. Es ist aber auch möglich, für jedes<br />

Bundesland eine eigenständige Liste<br />

aufzustellen, so wie es die CDU und<br />

CSU praktizieren.<br />

Normalerweise ziehen die Kandidaten<br />

nach ihrer Position auf der Liste ins<br />

Parlament ein (also 1,2,3 etc.). Nicht so<br />

jedoch in Belgien, Dänemark, Finnland,<br />

Italien, Luxemburg, den Niederlanden,<br />

Österreich und Schweden, die mit so<br />

genannten offenen Listen arbeiten. Hier<br />

kann die Reihenfolge der Namen an der<br />

Wahlurne durch so genannte Präferenz-<br />

<strong>Die</strong> Heerlen Group - Zusammenarbeit<br />

von Mitgliedern von<br />

Groenlinks, Ecolo, Groen! und<br />

Grüne NRW<br />

Seit Januar 2002 arbeiten die Europagruppen<br />

der niederländischen, belgischen<br />

und NRW-<strong>Grünen</strong> in der<br />

Heerlen Group zusammen. Wir führen<br />

nicht nur grenzüberschreitende Diskussionen,<br />

sondern machen konkret<br />

gemeinsamen Wahlkampf in der "Kampagne<br />

ohne Grenzen", die wir am 27.<br />

April in Eupen-Kettenis starteten (s.<br />

Artikel von Björn Troll in diesem Heft).<br />

Höhepunkte dieser Staffel von Veranstaltungen<br />

werden die LDK der Niedersachsen<br />

im niederländischen Groningen<br />

und ein nach Amsterdam übertragenes<br />

Fußballspiel der Münsteraner <strong>Grünen</strong><br />

gegen Enscheder <strong>Grünen</strong> sein.<br />

Zu diesem Thema finden sich weitere<br />

Informationen sowie und ein Foto unter<br />

www.greenyourope.de/campaign bzw.<br />

under www.dianasiebert.de/heerlen/heerlen2003foto.htm<br />

stimmen geändert werden. In Schweden<br />

können sogar Namen auf den Listen<br />

hinzugefügt oder gestrichen werden.<br />

Erreichen die Parteien in der Wahl<br />

nun mehr als 5 % aller abgegebenen<br />

gültigen Stimmen, so werden ihnen je<br />

nach Höhe des Ergebnisses die jedem<br />

Land zur Verfügung stehenden Sitze im<br />

Europaparlament zugeordnet. <strong>Die</strong> in<br />

Deutschland bekannte 5 % - Hürde gibt<br />

es aber nicht in jedem Land der Union.<br />

So müssen die Parteien in Österreich und<br />

Schweden nur vier Prozent schaffen,<br />

andere Länder, wie Italien, verzichten<br />

ganz auf eine solche Sperrklausel.<br />

<strong>Die</strong> Anzahl der Sitze jedes Mitgliedstaates<br />

hängt von seiner Bevölkerungszahl<br />

ab. So hat die Bundesrepublik<br />

Deutschland nach der Erweiterung der<br />

Union 99 von 732 Sitzen zugeteilt bekommen.<br />

Trotz dieser einheitlichen Grundsätze<br />

ist man sich in Bezug auf das Mindestalter<br />

für das aktive und passive Wahlreicht,<br />

dem Wahltag und Wahlort der<br />

Wähler nicht ganz einig geworden.<br />

So kann sich jeder<br />

in Deutschland zur<br />

Wahl auf eine Liste<br />

aufstellen lassen, der<br />

das 18. Lebensjahr<br />

vollendet hat, in Belgien,<br />

Griechenland<br />

und Irland muss man<br />

21 Jahre, in Italien<br />

sogar 25 Jahre alt sein.<br />

Es wird in der Europäischen<br />

Union auch<br />

nicht überall am gleichen<br />

Tag gewählt. In<br />

den meisten Ländern,<br />

wie z.B.<br />

Deutschland und<br />

Dänemark wird am<br />

Sonntag den 13. Juni<br />

gewählt. Da in Großbritannien,<br />

Irland und<br />

den Niederlande traditionell<br />

am Donnerstag<br />

gewählt wird, ist<br />

der Termin der<br />

Anzahl der Sitze<br />

Europawahl auf den 10. Juni vorgezogen<br />

worden.<br />

Als recht neue und sehr verwirrende<br />

Wahloption kann man auch dann zur<br />

Wahl gehen, wenn man als deutscher<br />

Staatsbürger gar nicht in Deutschland<br />

wohnt. Generell gilt: Wählen dürfen alle<br />

EU-Bürgerinnen und -Bürger über 18<br />

Jahre in dem Land, in dem sie leben. Sie<br />

müssen dabei nicht seine Staatsangehörigkeit<br />

besitzen. Ausnahmen bestätigen<br />

jedoch die Regel. In Österreich muss<br />

man im Wahlregister eingetragen sein,<br />

lebt man nicht in der EU, so verwehren<br />

Dänemark, die Niederlande, Österreich<br />

und Portugal die Stimmabgabe.<br />

Eine gerade für uns Grüne bekannte<br />

und sinnvolle EU-weite Regelung<br />

besagt, dass niemand mehr gleichzeitig<br />

Mitglied im Europaparlament und im<br />

nationalen Parlament sein kann. Ähnlich<br />

der Regelung "Trennung von Amt und<br />

Mandat" der <strong>Grünen</strong> in Deutschland.<br />

Doch Ausnahmen bestätigen die Regel,<br />

Irland und Großbritannien haben noch<br />

bis 2009 Schonzeit...<br />

Marius Hermanns<br />

Diana Siebert<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 9


E u r o p a<br />

"Auch im sozialen Bereich müssen die Grenzen fallen"<br />

Interview mit der <strong>Köln</strong>er Kandidatin für das Europaparlament, Andrea Asch<br />

Mach Et: Als langjährige Vorsitzende<br />

der grünen Fraktion im Landschaftsverband<br />

wie auch als Vorsitzende des<br />

OV Mülheim bist Du in der <strong>Köln</strong>er<br />

Kommunalpolitik fest verankert. Jetzt<br />

kandidierst Du auf Platz 15 der Liste<br />

zum Europaparlament. Was hat Dich<br />

dazu bewogen, Dich in der Europapolitik<br />

zu engagieren?<br />

A.A.: Ich habe in meiner kommunalpolitischen<br />

Praxis gerade in den letzten<br />

Jahren immer stärker erfahren, welchen<br />

Einfluss die EU auf die politische Arbeit<br />

vor Ort hat. Rund 70 % aller kommunalen<br />

Entscheidungen in Deutschland<br />

werden mittlerweile durch EU-Richtlinien<br />

oder EU-Politik beeinflusst. Daher<br />

ist bei mir die Überzeugung gereift, dass<br />

das Europäische Parlament der entscheidende<br />

Ort ist, wo zukünftig Politik<br />

gemacht wird und wo ich mich engagieren<br />

will.<br />

Für welche Themenbereiche willst Du<br />

Dich einsetzen?<br />

Meine politischen Schwerpunkte<br />

sind die Sozial- und die Gesundheitspolitik<br />

und diese möchte ich auch<br />

in die Grüne Europafraktion einbringen.<br />

Unter den deutschen Abgeordneten ist<br />

im Moment niemand, der diese Themen<br />

explizit vertritt. Das muss sich ändern,<br />

denn ich bin - nicht zuletzt auch<br />

aufgrund der Erfahrungen meiner<br />

kommunalpolitischen Arbeit - überzeugt<br />

davon, dass wir die Dominanz, die<br />

derzeit auf wirtschaftlichen Themen<br />

liegt, ändern und uns verstärkt sozialen<br />

Fragen zuwenden müssen.<br />

Inwieweit greift die europäische Politik<br />

in soziale Belange der Kommunen ein?<br />

Ein Beispiel ist die aktuelle Diskussion<br />

um die Daseinsvorsorge. Unser<br />

Wohlfahrtssystem in Deutschland beruht<br />

wesentlich darauf, dass Kommunen<br />

und Länder sowie zum Teil auch der<br />

Bund die Verpflichtung haben,<br />

bestimmte soziale Leistungen im Sinne<br />

der Grundversorgung abzudecken.<br />

<strong>Die</strong>se Leistungen wurden Jahrzehnte<br />

lang von den Wohlfahrtsverbänden und<br />

freien Trägern vor Ort übernommen, die<br />

dafür Gelder vom Staat erhielten. Nun<br />

aber überschneidet sich dieses<br />

traditionelle deutsche Praxis einer öffentlichen<br />

Fürsorgepflicht mit den<br />

herrschenden EU-Wettbewerbsregeln.<br />

Wir GRÜNE meinen aber, dass man<br />

sensible Bereiche der Daseinsvorsorge<br />

nicht allein dem Markt und dem freien<br />

Spiel der Kräfte überlassen darf.<br />

Insbesondere wollen wir die Verantwortung<br />

der Kommunen für Leistungen<br />

der Daseinsvorsorge festschreiben.<br />

Auf einer ganz anderen Ebene<br />

werden heute auch die sozialen Folgen<br />

der EU-Erweiterung diskutiert. <strong>Die</strong>se<br />

Erweiterung ist ein historischer Schritt<br />

und ein großes Friedensprojekt, eine<br />

große Chance für Stabilität und<br />

Sicherheit in Europa. Sie wird aber auch<br />

soziale Verwerfungen mit sich bringen.<br />

In der deutschen Bevölkerung ist die<br />

Angst vor einem europäischen Sozialdumping<br />

weit verbreitet...<br />

<strong>Die</strong>se Gefahr besteht durchaus. Denn<br />

das Lohnniveau in den mittel- und<br />

osteuropäischen Beitrittsländern ist viel<br />

niedriger und die Arbeits- und<br />

Kündigungsschutzbestimmungen nicht<br />

so ausgeprägt wie bei uns. Hier ist eine<br />

europäische Sozialpolitik gefragt, die<br />

europaweite Standards umsetzt, wie wir<br />

<strong>Grünen</strong> sie fordern. Auch die Mindestlohndebatte<br />

muss europaweit geführt<br />

werden, um zu verhindern, dass in der<br />

Produktion immer mehr Arbeitsplätze<br />

ins Ausland verlagert werden.<br />

Man sollte aber mit Blick auf die EU-<br />

Erweiterung nicht nur von Ängsten und<br />

Vorbehalten sprechen. Sicher gibt es<br />

Bereiche, wo man gegensteuern muss<br />

und das kann man auch. Doch<br />

grundsätzlich überwiegen die Vorteile,<br />

auch ökonomisch. Für die deutsche<br />

Wirtschaft eröffnen sich neue Märkte<br />

und Exportchancen. Das bedeutet eine<br />

neue wirtschaftliche Dynamik und neue<br />

Arbeitsplätze.<br />

Sicher werden auch Arbeitsplätze<br />

abwandern, aber es gibt Daten nach<br />

denen die Produktionsverlagerungen in<br />

die mittel- und osteuropäischen Länder<br />

im Vergleich zu Anfang der <strong>90</strong>er Jahre<br />

bereits rückläufig sind. Zudem haben<br />

die neuen Beitrittsländer auch Pflichten<br />

übernommen und müssen sich an europäische<br />

Standards und Wettbewerbsregeln<br />

halten.<br />

Wird es zu der viel beschworenen<br />

Arbeitsmigration nach Deutschland<br />

kommen?<br />

Eine Zuwanderung von Arbeitskräften<br />

aus den Beitrittsländern wird es<br />

in großem Umfang vorerst nicht geben,<br />

denn die Beitrittsregelungen sehen eine<br />

Übergangsfrist von sieben Jahren vor,<br />

während der niemand aus den neuen<br />

EU-Ländern hier eine Arbeitserlaubnis<br />

erhält. Nach einer Vorgabe der<br />

Kommission muss diese Regelung<br />

allerdings alle zwei Jahre überprüft<br />

werden. Denn die Erfahrungen mit den<br />

bisherigen EU-Erweiterungen, zum<br />

Beispiel beim Beitritt Spaniens und<br />

Portugals, haben gezeigt, dass der<br />

befürchtete Zustrom von Arbeitskräften<br />

ausgeblieben ist. Daher gibt es die<br />

Erwartung, die 7-Jahres-Frist schon sehr<br />

viel früher aufzuheben, wodurch die<br />

europaweite Arbeitserlaubnis in Kraft<br />

tritt.<br />

Eine solche käme übrigens auch<br />

Deutschland zugute, denn die eingeschränkte<br />

Freizügigkeitsregelung gilt<br />

ja auch in umgekehrter Richtung. Auch<br />

Deutsche erhalten nicht automatisch eine<br />

Arbeitserlaubnis in den Beitrittsländern,<br />

und das ist natürlich von Nachteil für<br />

hiesige Firmen, die dorthin expandieren<br />

wollen.<br />

Wird eine europaweite Freizügigkeit<br />

auch Auswirkungen auf die europäischen<br />

Sozialversicherungssysteme<br />

haben?<br />

Ich halte es für ganz wichtig, dass<br />

auch die Sozialversicherungssysteme<br />

europaweit Gültigkeit haben. <strong>Die</strong><br />

Grenzen müssen auch im sozialen<br />

Bereich fallen. Es macht keinen Sinn,<br />

Freizügigkeit überall zu propagieren,<br />

und die Möglichkeit zu geben, in einem<br />

anderen EU-Land zu arbeiten, wenn die<br />

Betreffenden nicht ihre Renten-,<br />

10<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


E u r o p a<br />

Kranken- und Arbeitslosenversicherungen<br />

mitnehmen können.<br />

Nun sind die sozialen Standards in den<br />

einzelnen EU-Ländern sehr unterschiedlich...<br />

<strong>Die</strong> EU ist ja als Wirtschaftsgemeinschaft<br />

gegründet worden. Im Hinblick<br />

auf die Sozialpolitik galt und gilt das<br />

Subsidiaritätsprinzip, d.h. jedes Land<br />

kann hier seinen eigenen Weg gehen.<br />

Allerdings beginnt sich gerade aufgrund<br />

der letzten Erweiterungsrunde abzuzeichnen,<br />

dass sich das so nicht weiter<br />

durchhalten lässt. Denn unter den neuen<br />

EU-Ländern gibt es welche, deren<br />

soziale Sicherungssysteme<br />

praktisch nicht ausgebaut<br />

sind.<br />

Ein Beispiel ist Estland,<br />

dass trotz eines sehr großen<br />

Wirtschaftswachstums weder<br />

Arbeitslosenversicherung<br />

noch Sozialhilfe kennt. Daran<br />

sieht man auch, dass die<br />

Formel "Wirtschaftswachstum<br />

bedeutet gleichzeitig auch<br />

soziale Sicherung" nicht ohne<br />

weiteres aufgeht. Lebensrisiken<br />

wie Krankheit, Arbeitslosigkeit,<br />

Pflegebedürftigkeit<br />

oder Armut<br />

müssen abgesichert werden,<br />

und hier ist der Staat gefordert.<br />

Wir müssen das europäische<br />

Sozialstaatsmodell,<br />

das diese Lebensrisiken auffängt<br />

auf die neuen Mitgliedsstaaten<br />

übertragen. Es<br />

muss europaweite verbindliche<br />

Sozialstandards geben,<br />

sonst droht die Union auseinander<br />

zu brechen.<br />

Dann ist das Fernziel eine<br />

europäische Sozialunion?<br />

Ja. Was wir jetzt haben, ist<br />

in großen Teilen eine Wirtschaftsunion.<br />

Der gemeinsame<br />

Markt steht im Vordergrund.<br />

Es hapert jedoch<br />

nicht nur an sozialen Standards<br />

und Absicherungen,<br />

es hapert auch an der Union<br />

der Bürgerinnen und Bürger,<br />

einer gemeinsamen europäischen Identität.<br />

Ich glaube, dass Europa nur dann<br />

funktioniert, wenn sich die Menschen<br />

an erster Stelle als europäische<br />

Bürgerinnen und Bürger begreifen,<br />

wenn sie sich in der europäischen Union<br />

zu Hause und gut aufgehoben fühlen.<br />

Das erreicht man nur, indem man den<br />

sozialen Zusammenhalt fördert.<br />

Wie siehst Du die Chancen für eine<br />

gemeinsame Sozialpolitik? Man sieht<br />

schon bei 15 alten EU-Ländern, dass es<br />

deutliche Abstimmungsprobleme gibt.<br />

Andrea Asch, Jahrgang 59, arbeitet als Diplom-Psychologin<br />

in einem Sozialpsychiatrischen Zentrum. Sie ist verheiratet<br />

und hat zwei Mädchen und einen Jungen im Alter von elf,<br />

acht und fünf Jahren. Seit 1986 bei den <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong><br />

engagiert, ist sie seit vielen Jahren Fraktionssprecherin der<br />

<strong>Grünen</strong> Fraktion im Landschaftsverband sowie Sprecherin<br />

des OV Mülheim.<br />

Andrea Asch kandidiert auf Platz 15 der Liste zum Europaparlament.<br />

Das sind schwierige Fragen. Man<br />

wird dicke Bretter bohren müssen und<br />

es wird lange dauern, bis man zu einheitlichen<br />

Standards kommen wird. Das<br />

hat auch damit zu tun, dass die Beitrittsländer<br />

ganz andere Traditionen<br />

haben. Es gibt dort zum Beispiel keine<br />

gewachsenen Gewerkschaftsbewegungen,<br />

die als natürliche <strong>Bündnis</strong>partner<br />

Forderungen nach besseren und einheitlichen<br />

Sozialleistungen unterstützen<br />

könnten. Umso wichtiger ist es, dass sich<br />

möglichst viele Mitglieder im EU-<br />

Parlament für diesem Bereich stark<br />

machen.<br />

Wie siehst Du die Chancen der <strong>Grünen</strong><br />

bei dieser Wahl?<br />

<strong>Die</strong> letzten Zahlen sahen sehr<br />

gut für uns aus. Danach können<br />

wir in Deutschland mit 12 % der<br />

Stimmen rechnen, also auch ca.<br />

12 Abgeordneten, da ein Prozent<br />

der Stimmen ungefähr einem<br />

Mandat entspricht. Wir sind aber<br />

erst am Anfang des Wahlkampfes<br />

und die Gründung der Europäischen<br />

<strong>Grünen</strong> Partei hat uns<br />

allen einen unheimlichen Auftrieb<br />

gegeben.<br />

Wir <strong>Grünen</strong> sind die einzige<br />

Partei, die sich europaweit<br />

konstituiert hat und wir zeigen<br />

damit auch, dass wir es wirklich<br />

ernst meinen mit dem europäischen<br />

Gedanken.<br />

Ich würde mir wünschen, im<br />

Wahlkampf dieses europäische<br />

Selbstverständnis gerade auch in<br />

<strong>Köln</strong> "unter die Leute zu bringen"<br />

und sie zur Wahl der einzigen<br />

europäischen Partei zu motivieren.<br />

Das Interview führten Christiane<br />

Martin und Anke Waldmann<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 11


E u r o p a<br />

Europa und die Kommunen - <strong>Köln</strong> und Europa<br />

<strong>Die</strong> Europa-Wahlen stehen vor der<br />

Tür! Viele von uns werden sich an den<br />

Wahlkampf-Ständen engagieren, um die<br />

<strong>Köln</strong>erInnen davon zu überzeugen, dass<br />

sie zur Europawahl gehen müssen - und<br />

dass sie dabei Grün wählen sollen.<br />

In den letzten Wochen vor der Erweiterung<br />

auf 25 Länder herrschte in der<br />

Stadt eine durchaus positive Europa-<br />

Stimmung. In der Presse und in den<br />

Medien gab es viele Beiträge, die uns die<br />

neuen Beitrittsländer farbig und lebendig<br />

nahe brachten. <strong>Die</strong> <strong>Köln</strong>er Musik-<br />

Triennale hatte Europa zum Thema, und<br />

der Gala-Abend vor dem 1. <strong>Mai</strong> hieß<br />

"Europa, mon amour".<br />

An den Tapezier-Tischen unter den<br />

grünen Schirmen müssen wir diese positive<br />

Haltung aufgreifen und verstärken<br />

- dabei werden wir sicherlich auch häufiger<br />

auf Sorgen oder Verunsicherung<br />

stoßen und Fragen beantworten müssen<br />

wie: Was haben wir eigentlich von<br />

Europa? Was bringt uns Europa hier in<br />

<strong>Köln</strong>? Haben wir überhaupt Einfluss<br />

darauf, was "die da in Brüssel" machen?<br />

Wie sieht es mit dem Einfluss aus?<br />

<strong>Die</strong> Kommune ist seit jeher der Nukleus<br />

der Demokratie. Hier wird auch<br />

Europa gelebt.<br />

Bereits heute wirken sich etwa 70 %<br />

der Entscheidungen, die in Brüssel getroffen<br />

werden, direkt auf die Kommunen<br />

aus. <strong>Die</strong>se Beschlüsse betreffen<br />

die Städte auf der finanziellen, der funktionalen<br />

und der administrativen Ebene<br />

und umfassen Bereiche wie die Vergabe<br />

öffentlicher Aufträge (europaweite Ausschreibungen)<br />

und die kommunale<br />

Daseinsvorsorge .<br />

Für die <strong>Grünen</strong> sind darüber hinaus<br />

Themen wie Umweltstandards, Migration<br />

und Genderaspekte von großem<br />

Interesse.<br />

Grundsätzlich gilt das "Subsidiaritätsprinzip",<br />

nach dem die regionale und<br />

lokale Ebene ausdrücklich in europäische<br />

Entscheidungen mit einbezogen<br />

werden sollen. Das "Konnexitätsprinzip"<br />

soll berücksichtigen, dass die finanziellen<br />

Belastungen der betroffenen<br />

Ebenen bei legislativen Akten mit bedacht<br />

werden und verhältnismäßig sein<br />

müssen.<br />

Da naturgemäß bei der Entscheidungsfindung<br />

im Europäischen Parlament<br />

die unterschiedlichsten Interessenlagen<br />

eine Rolle spielen - nationale<br />

ökonomische Interessen wie auch ideologische<br />

parteipolitische Positionen - ist<br />

es für uns wichtig, möglichst viele Abgeordnete<br />

ins Europaparlament zu<br />

entsenden, die über die Befolgung dieser<br />

Prinzipien wachen und ausdrücklich<br />

und unsere Grüne Grundhaltung vertreten:<br />

europäisch und bürgernah!<br />

Mit Andrea Asch aus <strong>Köln</strong>-Mülheim<br />

haben wir in diesem Jahr eine Kandidatin<br />

für das Europa-Parlament, die sich<br />

die Vernetzung zwischen der kommunalen,<br />

der regionalen und der europäischen<br />

Ebene auf die Fahne geschrieben<br />

hat und dafür durch ihre jahrelange<br />

Arbeit als Fraktionsvorsitzende der<br />

grünen Fraktion im Landschaftsverband<br />

Rheinland bestens qualifiziert ist - ein<br />

Argument, mit dem wir beim Wahlkampf<br />

in <strong>Köln</strong> punkten können!<br />

In der vergangenen Legislaturperiode<br />

hat sich Heide Rühle intensiv um das<br />

Thema "Europa und die Kommunen"<br />

gekümmert und im Rahmen des <strong>Grünen</strong><br />

Netzwerks "Grünkom" den direkten<br />

Draht und einen intensiven Informationsaustausch<br />

mit grünen BürgermeisterInnen<br />

und DezernentInnen in<br />

ganz Deutschland gepflegt. Auch sie<br />

wird in den nächsten Jahren in Brüssel<br />

und Straßburg dafür garantieren, dass<br />

kommunale Belange berücksichtigt<br />

werden.<br />

Es gibt noch andere, wenn auch eher<br />

indirekte Möglichkeiten für die Kommunen,<br />

Einfluss in Brüssel geltend zu<br />

machen. Da ist <strong>Köln</strong> sehr gut aufgestellt:<br />

Wir sind Mitglied in allen wichtigen<br />

kommunalen Spitzenverbänden (Städtetag,<br />

Rat der Gemeinden und Regionen<br />

Europas) und in starken Netzwerken<br />

wie Eurocities. <strong>Die</strong>se Gremien haben es<br />

erreicht, dass beim Entwurf des europäischen<br />

Verfasssungsvertrages auch<br />

das Selbstverwaltungsrecht der Kommunen<br />

verankert wurde.<br />

Was haben wir von Europa? Was bringt<br />

uns Europa hier in <strong>Köln</strong>?<br />

Schon im Mittelalter florierte <strong>Köln</strong>s<br />

Wirtschaft, weil die Stadt in einem Netzwerk<br />

aktiv war - in der Hanse. Dass <strong>Köln</strong><br />

den Ruf einer offenen, lebendigen Stadt<br />

genießt, hat auch etwas mit der zentralen<br />

Lage der Stadt in Europa, mit der zweitausendjährigen<br />

europäischen Geschichte<br />

und mit ihren Einwohnern und Einwanderern<br />

zu tun, die immerhin aus 180<br />

Nationen stammen.<br />

Ein wichtiges Argument am Wahlkampfstand<br />

ist sicherlich, dass der<br />

Standort <strong>Köln</strong> wirtschaftlich enorm vom<br />

Export in die EU profitiert: 60% aller<br />

Lieferungen gehen in die Mitgliedstaaten<br />

der Union. Und <strong>Köln</strong>s Engagement<br />

in Netzwerken wie "Polis" (Thema:<br />

Mobilität) und "Global Cities Dialogue"<br />

(Thema: Neue Technologien) oder "Les<br />

Rencontres" (Thema: Kultur) ergänzt<br />

den ökonomischen Mehrwert durch<br />

Austausch von Wissen, Erfahrung, und<br />

"best- practise Modellen". <strong>Die</strong>se europäische<br />

Orientierung kommt der Stadt,<br />

der Verwaltung und den BürgerInnen<br />

zugute.<br />

Darüber hinaus bietet die EU europäischen<br />

Städten, die bereit sind, mit<br />

einander zu kooperieren, unterschiedliche<br />

Förderprogramme und Projekte<br />

an. Auch hier nimmt die Stadt <strong>Köln</strong> mit<br />

ihrem aktiven Europa-Büro, das von<br />

Frieder Wolf geleitet wird, viele Möglichkeiten<br />

im Bereich Bildung, Kultur und<br />

Wirtschaft wahr.<br />

Beim “Wiener Kongress” der europäischen<br />

<strong>Grünen</strong> im letzten Dezember<br />

saß ich auf dem Podium zusammen mit<br />

Dany Cohn Bendit und VertreterInnen<br />

aus Schweden, Belgien und Polen und<br />

stellte einem interessierten Publikum<br />

<strong>Köln</strong>s beispielhafte europäische Netzwerk-Arbeit<br />

vor. Damals lautete das<br />

Thema "The Greening of European<br />

Cities".<br />

Zeigen wir mit unserem Wahlkampf<br />

und mit unserem Ergebnis, dass <strong>Köln</strong><br />

einen maßgeblichen Anteil daran hat,<br />

die europäischen Städte ergrünen zu<br />

lassen!<br />

Angela Spizig<br />

Bürgermeisterin, MdR<br />

Weitere Informationen und Links zur Europa-<br />

Arbeit der grünen Bürgermeisterin, zu den<br />

Netzwerken und zum Europabüro findet Ihr<br />

unter www.gruene-koeln.de , wenn Ihr auf<br />

"Bürgermeisterin" klickt. Tel.: 0221-221-26063.<br />

12<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


E u r o p a<br />

Dany is back in Town<br />

Aber leider nicht in <strong>Köln</strong> - weshalb<br />

die <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong> die Möglichkeit<br />

nutzten, mit über fünfzehn Mitgliedern<br />

nach Eupen-Kettenis zu einer gemeinsamen<br />

Veranstaltung der belgischen,<br />

niederländischen und deutschen <strong>Grünen</strong><br />

fahren und Europa zu leben! Denn die<br />

Welt hört ja hinter <strong>Köln</strong> bekanntlich<br />

nicht auf.<br />

Genau das zeigten Andrea Asch -<br />

unsere <strong>Köln</strong>er Kandidatin auf Platz 15<br />

der grünen Bundesliste - und Diana<br />

Siebert. Sie starteten von der großen<br />

Bühne aus einen grünen Staffellauf<br />

durch die belgische, französische und<br />

deutsche Region (s. Foto S. 3).<br />

Diana und Andrea warfen sich die<br />

Bälle nur so zu: "Was braucht man für<br />

eine Radtour"; "Auf jeden Fall ein Kölsch<br />

und die dazu gehörige Kölschstange!"<br />

Worauf Dany sich - ganz der Sportsmann<br />

- mockierte: "Radfahren und Bier<br />

saufen…!" Unsere beiden <strong>Köln</strong>erinnen<br />

ließen sich nicht beirren: "Und eine<br />

Banane gehört natürlich auch noch mit<br />

hinein…!"<br />

Zum Schluss durfte der überhaupt<br />

nicht so pazifistische Dany mit der<br />

Pistole in die Luft schießen und hiermit<br />

die "Tour de Region" eröffnen.<br />

<strong>Die</strong> 15 <strong>Köln</strong>er Teilnehmer in Kettenis<br />

Dass er nicht nur mit Pistolen umzugehen<br />

weiß sondern auch mit der<br />

freien Rede, bewies er dann in seiner<br />

halbstündigen Rede - in souveränem<br />

Deutsch und Französisch. Überhaupt:<br />

<strong>Die</strong> Sprachenvielfalt zog sich durch den<br />

ganzen Abend.<br />

Jedoch auch der beste Redner bekommt<br />

mit der Zeit einen trockenen<br />

Mund. Andreas Hupke schaffte Abhilfe<br />

in einer unnachahmlichen Art: Einfach<br />

rauf auf die Bühne mit einem Glas<br />

Wasser, kurz bei Dany abgestellt - der<br />

ließ sich nicht beirren und hielt weiterhin<br />

seine Rede - und wieder zurück auf<br />

seinen Platz in der ersten Reihe vor der<br />

Bühne.<br />

Für mich blieb zum Schluss nur eine<br />

Frage offen: Warum fing Dany bloß<br />

zum Schluss an, so lustvoll mit<br />

einem Luftballon zu spielen? War<br />

das Europa, das er so lustvoll<br />

spielerisch durch die Luft wirbeln<br />

ließ. Es hatte was Chaplineskes an<br />

sich - irgendwie wie in seinem Film<br />

"Der große Diktator".<br />

<strong>Die</strong> Rückfahrt brachte mir zwar<br />

keine Erkenntnisse aber das eine<br />

oder andere belgische Bier, das<br />

Edith Müller uns ausgegeben hatte.<br />

Wenn Europa so aussieht wie an<br />

diesem Abend - na dann: "Let's<br />

green Europe!"<br />

Björn Troll, OV 1<br />

Andrea Asch und Daniel Cohn-Bendit eröffnen die "Tour de Region"<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 13


E u r o p a<br />

Devise: In Vielfalt geeint<br />

Von den Inhalten und der Notwendigkeit der EU-Verfassung<br />

Am 11. November 2003 nahm ich an<br />

der Feier zum polnischen Nationalfeiertag<br />

im Aachener Krönungssaal teil.<br />

Ein festlicher Rahmen für ein ebenso<br />

festliches Ereignis. Als die polnische<br />

Nationalhymne erklang, erhoben sich<br />

alle Teilnehmenden selbstverständlich.<br />

Am Schluss der Veranstaltung sang der<br />

Aachener Männergesangsverein die<br />

Europahymne "Freude schöner Götterfunken".<br />

Und ich war einen Moment<br />

lang nicht sicher, ob ich mich nun<br />

erheben soll oder nicht. Ob Oberbürgermeister<br />

oder Generalkonsulin, alle<br />

blieben sitzen, also auch ich. Einen<br />

protokollarischen Hinweis dazu konnte<br />

ich bislang nicht entdecken.<br />

Symbole und Devise der EU<br />

<strong>Die</strong> Zeit dafür, dass sich europäische<br />

Bürgerinnen und Bürger mit den<br />

Symbolen der Europäischen Union so<br />

identifizieren wie mit den nationalen<br />

Symbolen, ist noch nicht reif. Der Weg<br />

dahin ist also noch weit, aber vorgezeichnet.<br />

Der Artikel IV-1 des "Entwurfs über<br />

einen Vertrag für eine Verfassung für<br />

Europa", so heißt das Konvolut,<br />

beschreibt die Symbole der EU. Neben<br />

Flagge und Hymne entdeckt man: "<strong>Die</strong><br />

Devise der EU lautet: In Vielfalt geeint."<br />

<strong>Die</strong>se Devise bündelt all die Bemühungen,<br />

die mit dem europäischen<br />

Integrationsprozess verbunden sind: Ein<br />

freier Zusammenschluss der Bürgerinnen<br />

und Bürger sowie der Staaten<br />

Europas. <strong>Die</strong>ser Doppelcharakter der<br />

Europäischen Union, also einerseits das<br />

direkt demokratische Prinzip der<br />

Repräsentanz der Bürger, als auch das<br />

Staatenprinzip, dieser Doppelcharakter<br />

drückt sich im Unionsprinzip aus.<br />

Deshalb ist die neue Verfassung auch<br />

ein Verfassungsvertrag, der von den<br />

Staats- und Regierungschefs letztlich<br />

unterzeichnet werden muss und dann<br />

von den Mitgliedstaaten ratifiziert wird.<br />

Der Impuls für die Verfassung geht<br />

zurück auf die enttäuschenden Ergebnisse<br />

der Regierungskonferenz von Nizza,<br />

wo die versammelten Regierungschefs<br />

Kompromisse auf kleinstem<br />

gemeinsamem Nenner fanden. Große<br />

Reformen, die angesichts der Erweiterung<br />

der EU dringend anstanden, fielen<br />

unter den Tisch. <strong>Die</strong> Methode des<br />

Konvents wurde dann eingeübt bei der<br />

Erarbeitung der Europäischen Charta<br />

der Grundrechte, zu der übrigens der<br />

Gipfel in <strong>Köln</strong> den Startschuss lieferte.<br />

Und nun hat der Verfassungskonvent<br />

ein umfangreiches Werk erarbeitet.<br />

Fangen wir vorne an:<br />

Von der Vielfalt ...<br />

In der lesenswerten Präambel wird<br />

Bezug genommen auf die kulturellen,<br />

religiösen und humanistischen Überlieferungen<br />

der EU. <strong>Die</strong>se Klausel ist<br />

zurzeit noch umstritten, da einige Mitgliedstaaten,<br />

aber auch die CDU, sich<br />

für einen expliziten Gottesbezug<br />

einsetzen. Ich vermute, es wird nicht<br />

dazu kommen. Das scheitert schon allein<br />

an Frankreich, einem laizistischen Staat.<br />

Im ersten Teil des Verfassungsentwurfs<br />

finden sich die Ziele der Union.<br />

Hervorzuheben ist ein neuer Bezug auf<br />

die Wahrung der kommunalen Selbstverwaltung<br />

in Artikel 5, das wichtigste<br />

Begehren der deutschen Kommunalen<br />

Spitzenverbände, die sich hier erfolgreich<br />

durchgesetzt haben.<br />

Was ändert sich bei den Institutionen?<br />

Wie werden sie für eine EU 25 umgestaltet?<br />

Der Rat erhält eine Präsidentschaft,<br />

die nicht mehr alle halbe Jahre wechselt,<br />

sondern für 2,5 Jahre gewählt wird.<br />

Damit konsolidiert sich die Präsidentschaft<br />

in ihrer Arbeitsweise; gleichzeitig<br />

wird die nationale "Eitelkeit" - jeder<br />

muss mal dran kommen - zurückgedrängt.<br />

Der Rat als europäischer Gesetzgeber<br />

neben dem Europäischen Parlament tagt<br />

in Zukunft öffentlich. <strong>Die</strong> Transparenz<br />

der Gesetzgebung wird deutlich erhöht.<br />

Der Rat schafft sich, und das ist wohl<br />

die wichtigste Errungenschaft, einen<br />

neuen Posten, und zwar einen Außenminister,<br />

der gleichzeitig als Vizepräsident<br />

der Europäischen Kommission<br />

agieren soll. <strong>Die</strong>ser Außenminister wird<br />

mit einem organisatorischen Unterbau<br />

in Gestalt eines europäischen Diplomatischen<br />

<strong>Die</strong>nstes ausgestattet. Gemeinsame<br />

europäische Außen- und Sicherheitspolitik<br />

wird dadurch institutionell<br />

gestärkt.<br />

... zur Einheit<br />

Eine der umstrittensten Fragen beim<br />

Rat sind die Bestimmungen über die<br />

Stimmengewichtung bei Mehrheitsentscheidungen.<br />

Namentlich Polen und<br />

Spanien haben die Festlegungen des<br />

14<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


E u r o p a<br />

Nizza-Vertrages - 27 Stimmen, im Vergleich<br />

Deutschland mit 29 Stimmen -<br />

verteidigt, weil sie sie günstiger stellt als<br />

das, was der Konvent vorschlägt: In<br />

Zukunft soll die doppelte Mehrheit<br />

gelten, also die Mehrheit der Mitgliedstaaten<br />

und die Mehrheit von 60 %<br />

der Bevölkerung. Nach dem Wahlsieg<br />

von Zapatero in Spanien und dem<br />

Rücktritt von Ministerpräsident Miller<br />

in Polen scheint es möglich zu sein, einen<br />

Kompromiss in dieser Frage zu finden.<br />

Dann könnte die Verfassung in der Tat<br />

unter irischer Ratspräsidentschaft im<br />

Juni dieses Jahres verabschiedet werden.<br />

Darauf hoffen wir alle.<br />

<strong>Die</strong> Europäische Kommission, die zur<br />

Zeit pro Mitgliedstaat eine/n Kommissar/in<br />

hat, für große Mitgliedstaaten wie<br />

Deutschland zwei (Schreyer und Verheugen),<br />

erweitert sich jetzt um zehn<br />

weitere Kommissare. Damit wird das<br />

Gremium entscheidungsresistent und<br />

zu schwerfällig. Man bedenke alleine die<br />

Zeit, die verstreicht, wenn nur jedes<br />

Mitglied sich zu jedem Tagesordnungspunkt<br />

einmal meldet. Also schlägt der<br />

Konvent eine Begrenzung der Kommission<br />

auf 15 Mitglieder vor, und zwar ab<br />

1. November 2009. <strong>Die</strong>se Regelung ist<br />

klug, denn sie ermöglicht den neuen<br />

Mitgliedstaaten jetzt mit einem "eigenen"<br />

Kommissar Erfahrungen zu machen.<br />

<strong>Die</strong>se Regelung ist aber auch deshalb<br />

klug, weil sie ab 2009 eine arbeitsfähigere<br />

Kommission instaliert.<br />

<strong>Die</strong> Charta der Grundrechte ist als<br />

Teil II voll in die Verfassung aufgenommen<br />

und damit in Zukunft justitiabel,<br />

eine der wichtigsten Forderungen, die<br />

wir erhoben haben.<br />

Kompetenzenregelung<br />

Erwähnen möchte ich noch die aus<br />

deutscher Sicht sehr gewünschte<br />

Kompetenzregelung zwischen der EU<br />

und den Mitgliedstaaten. <strong>Die</strong>se wird<br />

unterstützt durch einen besonderen<br />

Subsidiaritätsmechanismus, der in<br />

Zukunft dazu führen soll, dass Brüsseler<br />

Gesetzesinitiativen auf die Logik der<br />

Subsidiarität überprüft werden sollen.<br />

Das gibt auch den Bundesländern die<br />

Chance, rechtzeitig zu intervenieren,<br />

wenn in ihre spezifischen Rechte eingegriffen<br />

werden würde.<br />

Zur Stärkung der regionalen Strukturen<br />

der EU-Mitgliedstaaten gibt es im<br />

Entwurf ein Klagerecht des Ausschusses<br />

der Regionen sowie ein Klagerecht des<br />

Bundesrates. Auch dies eröffnet den<br />

Bundesländern eine Chance zur Intervention<br />

in eigener Sache.<br />

Ausgehend von den Erfahrungen des<br />

11. September findet sich im Konventsentwurf<br />

eine Solidaritätsklausel, die die<br />

Mitgliedstaaten zu gemeinsamer Unterstützung<br />

auffordert im Falle eines<br />

Terroranschlags oder einer anderen<br />

Katastrophe. <strong>Die</strong>se Klausel hat der<br />

Europäische Rat nach dem Anschlag in<br />

Madrid Atocha bereits angewandt, obwohl<br />

die Verfassung noch gar nicht in<br />

Kraft ist.<br />

Brauchen wir also diese Verfassung?<br />

Ja, denn ohne die neuen Regeln, namentlich<br />

ohne die neue Rationalität der<br />

Institutionen, wird die Handlungsfähigkeit<br />

der erweiterten EU nicht zu<br />

gewährleisten sein. Erweiterung und<br />

Vertiefung, das sollte immer Hand in<br />

Hand gehen. <strong>Die</strong> Erweiterung ist erfolgt,<br />

jetzt muss auch die Zustimmung zur<br />

Verfassung kommen.<br />

Und Referendum ja oder nein? Wir<br />

Grüne haben uns immer für ein EUweites<br />

Referendum eingesetzt.<br />

Edith Müller<br />

Landtagsfest zur EU-Erweiterung<br />

Der EU-Beitrittstermin der 10 neuen<br />

Länder am 1. <strong>Mai</strong> bot Anlass für ein<br />

Kulturfest im Landtag am 28. April. <strong>Die</strong><br />

Initiative ging von den Deutsch-<br />

Polnischen, der Deutsch-Slowakischen<br />

und der Deutsch-Baltischen Parlamentariergruppen<br />

aus - also von den<br />

Abgeordneten, die sich seit längerem<br />

mit den Beitrittsländern befassen.<br />

Besonders erfreulich war, dass zahlreiche<br />

neue EU-Bürger gekommen<br />

waren, um zusammen mit Diplomaten<br />

und Politikern dieses historische Ereignis<br />

würdig zu feiern. In lockerer Atmosphäre<br />

begleitet von Musik führte man<br />

Gespräche und schmiedete den einen<br />

oder anderen neuen Plan.<br />

In der Wandelhalle eröffnete der<br />

Landtagspräsident eine Ausstellung mit<br />

Werken polnischer und slowakischer<br />

Künstler.<br />

Genießen konnte man außerdem<br />

Volksmusik aus Lettland und der<br />

Slowakei sowie Jazzmusik aus Polen.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 15


E u r o p a<br />

Europa bringt Frauen nach vorn<br />

Deutsche Frauen profitieren stark von<br />

den Vorgaben der Europäischen Union.<br />

<strong>Die</strong> letzte frauenpolitische Errungenschaft,<br />

die wir europäischem Recht zu<br />

verdanken haben, ist der Unisex-Tarif<br />

bei der Riesterrente. Dampf gemacht für<br />

diese Entscheidung hat nicht nur Alice<br />

Schwarzer mit ihrer Kampagne<br />

www.tagderabgrechung.de, sondern<br />

auch der noch frische Vorschlag der<br />

Europäischen Kommission für eine neue<br />

Antidiskriminierungsrichtlinie zur<br />

Gleichstellung von Frauen und Männern<br />

außerhalb von Arbeitsmarkt und Beschäftigung.<br />

Seit 1957 im Vertrag von Rom zur<br />

Gründung der Europäischen Gemeinschaft<br />

der Grundsatz der Entgeltgleichheit<br />

für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

verankert wurde, haben die<br />

Europäische Kommission und das Europäische<br />

Parlament, die Herausforderung<br />

"Gleichstellung" und aktive Antidiskriminierungspolitik<br />

sehr ernst genommen.<br />

Mit bis heute acht Richtlinien zur Gleichbehandlung<br />

und Chancengleichheit von<br />

Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt<br />

und in Sozialversicherungsangelegenheiten<br />

machte die Gemeinschaft<br />

den Mitgliedsstaaten Druck.<br />

<strong>Die</strong> Länder sind gehalten, die europäischen<br />

Vorgaben in nationales Recht<br />

umzusetzen. Wenn sie dies nicht innerhalb<br />

vorgegebener Fristen tun, werden<br />

sie einem Kontroll- und Mahnverfahren<br />

unterzogen und ggf. bis vor den Europäischen<br />

Gerichtshof (EuGH) gebracht.<br />

Deutschland ist dabei keineswegs Vorreiter<br />

bei der Umsetzung von EU-Recht<br />

in deutsches Recht. Oft genug wurden<br />

EU-Richtlinien erst unter Druck umgesetzt,<br />

wurden diskriminierende Vorschriften<br />

erst nach einem EuGH-Urteil<br />

geändert.<br />

In den <strong>90</strong>er-Jahren haben die Rechtsauseinandersetzungen<br />

wegen geschlechtsspezifischer<br />

Diskriminierung<br />

vor dem EuGH stark zugenommen.<br />

Allein zwischen 1993 und 1998 gab es<br />

über 60 Entscheidungen. In vielen Fällen<br />

klagten Frauen erfolgreich gegen ihre<br />

Benachteiligung als Teilzeitkraft, denn<br />

eine EU-Richtlinie verbietet Regelungen,<br />

die sich überproportional nachteilig für<br />

Frauen auswirken.<br />

Im Amsterdamer Vertrag wurde die<br />

Gleichstellung von Frauen und Männern<br />

als eines der grundlegenden Ziele der<br />

EU festgeschrieben. <strong>Die</strong> EU erwartet<br />

dabei systematisches Vorgehen; entsprechend<br />

dem Konzept des Gender<br />

<strong>Mai</strong>nstreaming soll die unterschiedliche<br />

soziale, kulturelle und wirtschaftliche<br />

Situation von Frauen und Männern<br />

analysiert werden. Alle Politikbereiche<br />

müssen ihre Maßnahmen unter Berücksichtigung<br />

dieser Unterschiede zwischen<br />

den Geschlechtern ausrichten, um so<br />

eine tatsächliche Gleichstellung herzustellen<br />

und die Ursachen von Diskriminierung<br />

gezielt zu beseitigen.<br />

Auch in den verschiedenen EU-<br />

Förderprogramme ist die Gleichstellung<br />

von Männern und Frauen als ein wichtiges<br />

Kriterium verankert. Beispielsweise<br />

müssen alle, die mit EU-Geldern<br />

forschen wollen, verbindliche Gender-<br />

Kriterien berücksichtigen. So mancher<br />

deutsche Forscher, der geglaubt hat, es<br />

reicht darauf hin zu weisen, dass in<br />

seinem Labor auch Frauen arbeiten (als<br />

Hilfskräfte z.B.), ging leer aus. So macht<br />

die EU Druck, dass Frauen gleichberechtigt<br />

an Forschungsvorhaben beteiligt<br />

und Geschlechteraspekte bei der Fragestellung<br />

berücksichtigt werden. Nicht<br />

nur bei der medizinischen Forschung ist<br />

das von größter Wichtigkeit.<br />

<strong>Die</strong> EU - Vorreiterin für konsequente<br />

Antidiskriminierungspolitik<br />

Drei Antidiskriminierungsrichtlinien<br />

der EU sind in Deutschland noch nicht<br />

umgesetzt. Darin weitet die EU z.B. den<br />

Gleichbehandlungsgrundsatz aus auf<br />

Rasse und ethnische Herkunft. Das beschäftigungsbezogene<br />

Diskriminierungsverbot<br />

wird noch weitergehend<br />

ausgedehnt auf Religion oder Weltanschauung,<br />

Behinderung, Alter und<br />

sexuelle Ausrichtung.<br />

Gestützt auf diese Richtlinien<br />

bemühen sich Grüne auf Bundes- und<br />

Landesebene seit Jahren um ein umfassendes<br />

Antidiskriminierungsgesetz.<br />

Bisher ließ sich der Koalitionspartner<br />

nicht überzeugen. Doch Ende April<br />

leistete wieder ein Gericht (das Bundesarbeitsgericht)<br />

Schützenhilfe; ein in<br />

gleichgeschlechtlicher Partnerschaft<br />

lebender Beamter hatte erfolgreich den<br />

Ortszuschlag eingeklagt. Vielleicht wird<br />

die SPD jetzt verhandlungsbereit.<br />

Grüne Frauen mischen aktiv mit<br />

Mit Power und Beharrlichkeit haben<br />

grüne Frauen im Europäischen Parlament<br />

aktiv an der europäischen Gleichstellungspolitik<br />

mitgewirkt: Elisabeth<br />

Schrödter setzte sich intensiv für konsequente<br />

Beachtung des Gleichstellungsgrundsatzes<br />

beim europäischen Sozialfond<br />

ein. Hiltrud Breyer kämpft seit<br />

Jahren für frauenpolitische Fortschritte<br />

in Richtlinien, Empfehlungen und Parlamentsbeschlüssen<br />

auf europäischer<br />

Ebene. Claudia Roth, die 1999 aus dem<br />

EU-Parlament ausschied, hat die Antidiskriminierungspolitik<br />

die EU engagiert<br />

vorangetrieben. Sie wurde dafür sogar<br />

vor zwei Jahren vom schwulen Netzwerk<br />

mit der Kompassnadel belohnt.<br />

Marianne Hürten<br />

16<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


E u r o p a<br />

Kommt die EU-Verfassung ?<br />

Anlass und Grund für das einstweilige Scheitern der Regierungskonferenz<br />

Eine Europäische Verfassung sollte<br />

es sein, was auf der Regierungskonferenz<br />

Mitte Dezember 2003 in<br />

Brüssel verabschiedet werden sollte.<br />

Der im Juli 2003 vom Verfassungskonvent<br />

verabschiedete Verfassungsvertrags-Entwurf<br />

wurde hoch gelobt.<br />

Angesichts der bevorstehenden Erweiterung<br />

und der damit einhergehenden<br />

zunehmenden Interessensvielfalt der<br />

Mitgliedsstaaten sollte die Handlungsfähigkeit<br />

der EU durch entsprechende<br />

Anpassungen sichergestellt werden.<br />

Doch das ehrgeizige Projekt scheiterte<br />

bekanntlich (zunächst). Der Grund dafür<br />

schien offensichtlich: Spanien und Polen<br />

wollten an der Stimmengewichtung im<br />

Rat nicht rütteln lassen, während Frankreich<br />

und Deutschland eine Vereinfachung<br />

der Entscheidungsmechanismen<br />

einforderten, so die oberflächliche<br />

Analyse.<br />

Was jedoch die Frage der Stimmengewichtung<br />

im Rat der wirkliche Grund<br />

oder handelt es sich dabei nicht vielmehr<br />

um einen Anlass, der den tiefer<br />

liegenden Grund überdeckte?<br />

Bei der Frage um eine europäische<br />

Verfassung geht es um nichts weniger<br />

als um einen entscheidenden Schritt hin<br />

zur Festlegung des Endzustandes<br />

EUropas. Worum geht es bei der Frage<br />

des Endzustandes? Vereinfachend lässt<br />

sich der Endzustand auf zwei Grundkategorien<br />

reduzieren:<br />

- ein föderales Europa, also eine echte<br />

politische Europäische Union mit<br />

vorherrschenden staatsähnlichen<br />

Strukturen oder<br />

- ein konföderales Europa mit vorherrschenden<br />

zwischenstaatlichen<br />

Strukturen bei dem die Mitgliedsstaaten<br />

die Herren der Union bleiben.<br />

Bislang führt die EU eine Art Zwitterdasein,<br />

bei der sowohl staatsähnliche als<br />

auch zwischenstaatliche Strukturelemente<br />

nebeneinander und miteinander<br />

verschachtelt bestehen. <strong>Die</strong><br />

Verabschiedung des Verfassungsvertrags-Entwurfs<br />

könnte den Befürwortern<br />

des staatsähnlichen Ansatzes<br />

zum Vorteil gereichen. Und genau dieses<br />

blieb den Vertretern des zwischenstaatlichen<br />

Antrages nicht verborgen.<br />

Insbesondere einige osteuropäische<br />

Länder fürchten vierzehn Jahre nach<br />

Wiedergewinnung ihrer Souveränität<br />

den erneuten Verlust derselben an Brüssel.<br />

Daher favorisieren sie ein Europa<br />

bei dem sie einerseits möglichst wenig<br />

politische Souveränität an Brüssel<br />

abtreten müssen und andererseits durch<br />

klassische zwischenstaatliche Zusammenarbeit<br />

möglichst viel wirtschaftliche<br />

Stabilität von West-Europa erhalten.<br />

Unter den künftigen Neu-Mitgliedern<br />

wagte es nur Polen, seinen Widerstand<br />

des in seinen Augen zu viel politischen<br />

Europas auszusprechen. Allerdings nicht<br />

offen, sondern versteckt hinter dem<br />

Argument der Stimmengewichtung im<br />

Rat. Dabei konnte sich Polen seinerzeit<br />

der offenen Unterstützung Spaniens<br />

sicher sein.<br />

Frankreich und Deutschland hingegen<br />

fordern ein starkes politisches<br />

Europa. Entsprechend äußerten sie ihre<br />

Enttäuschung über das Scheitern der<br />

Regierungskonferenz. Sie deuteten die<br />

Möglichkeit eines Europas der "unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten", für<br />

den Fall an, dass der Verfassungsvertrags-Entwurf<br />

auf absehbare Zeit und<br />

in dieser Form nicht unterschrieben<br />

werden sollte. Aber was meinen Paris<br />

und Berlin damit?<br />

Haben wir nicht bereits unterschiedliche<br />

Integrationsdichten in der<br />

EU? <strong>Die</strong> Währungsunion und das<br />

Schengener-Abkommen sind eindeutige<br />

Tatbestände unterschiedlicher Integrationsdichten,<br />

denn nicht alle EU-<br />

Mitglieder nehmen am EURO oder am<br />

Schengener Abkommen teil.<br />

<strong>Die</strong> in diesem Zusammenhang vermehrt<br />

zu vernehmenden Begriffe wie<br />

"Kerneuropa", "Avantgarde" und "Gravitationskern"<br />

verdeutlichen den Willen<br />

einiger EU-Staaten, sich bezüglich des<br />

Integrationsstandes nicht auf den<br />

kleinsten gemeinsamen Nenner festhalten<br />

zu lassen: <strong>Die</strong>jenigen Staaten, die<br />

können und wollen, sollen auch entsprechend<br />

die Möglichkeit haben, sich<br />

stärker zu integrieren als jene Staaten,<br />

die entweder nicht wollen oder können.<br />

<strong>Die</strong>se Möglichkeit ist zwar als Nukleus<br />

bereits Bestandteil des Nizza-Vertrags<br />

und im Entwurf des Verfassungs-<br />

Vertrages noch weiter entwickelt<br />

worden. Jedoch bieten die nukleushaften<br />

Möglichkeiten des Nizza-Vertrages<br />

wenig Handlungsspielraum. Und der<br />

Verfassungs-Vertrag selbst ist bislang<br />

nur ein Entwurf und bietet somit noch<br />

keine rechtliche Handlungsgrundlage.<br />

Also hat es den Anschein, dass Paris<br />

und Berlin mit dem Begriff der "unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten" noch<br />

etwas anderes meinen könnten: Eine<br />

verstärkte Integration außerhalb der EU-<br />

Verträge derer die Wollen oder Können<br />

- kurzum an der EU vorbei.<br />

Hiermit baut die deutsch-französische<br />

Achse eine glaubhafte Drohkulisse auf,<br />

um die Staaten, die dem zwischenstaatlich<br />

orientierten Ansatz zu neigen,<br />

unter erheblichen Handlungs- und<br />

Konzessionsdruck zu setzen. Aber selbst<br />

wenn der Verfassungsvertrag im Sinne<br />

der deutsch-französischen Achse verabschiedet<br />

werden sollte, wofür nach dem<br />

Kurswechsel Spaniens einiges spricht,<br />

wird die Idee von der EU der "unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten" allein<br />

aus pragmatischen Gründen ein Instrument<br />

des europäischen Integrationsprozesses<br />

- nur eben innerhalb des<br />

Verfassungsvertrages.<br />

Alexander Neu<br />

Ak-Internationales / KV-<strong>Köln</strong><br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 17


N R W<br />

Aktuelles aus dem Landtag<br />

Edith Müller und Marianne Hürten berichten über neueste Entwicklungen<br />

Keine Atomtransporte von<br />

Rossendorf nach Ahaus<br />

<strong>Die</strong> Landtagsfraktion lehnt den Transport<br />

des Atommülls des ehemaligen<br />

Forschungsreaktors Rossendorf in<br />

Sachsen nach Ahaus ab. Seit dem Amtsantritt<br />

der rot-grünen Bundesregierung<br />

1998 hat es keine Castor-Transporte<br />

mehr nach Ahaus gegeben. <strong>Die</strong>s ist ein<br />

positives Ergebnis der im Atomkonsens<br />

vereinbarten Politik der dezentralen<br />

Zwischenlagerung des Atommülls an<br />

den Kraftwerken, die ihn produziert<br />

haben.<br />

<strong>Die</strong> Betreiber der Anlage in Rossendorf<br />

wollen jetzt aufgrund einer von SPD<br />

und Wirtschaft durchgesetzten Ausnahmeregelung<br />

für Forschungsreaktoren im<br />

Atomkonsens, dass 18 Atommüll-<br />

Behälter mit den im Reaktor verwendeten<br />

hochradioaktiven Brennelementen<br />

in das über 600 km entfernte Ahaus über<br />

die Straße transportiert werden.<br />

<strong>Die</strong>ser Transport ist sicherheitstechnisch<br />

gefährlich und finanziell unsinnig.<br />

<strong>Die</strong> anfallenden Sicherungskosten würden<br />

allein für NRW rund 50 Mio<br />

betragen. Das Land Nordrhein-Westfalen<br />

hat gegen die Durchführung des<br />

Castor-Transports eine Klage eingereicht.<br />

Abitur nach 12 Jahren<br />

<strong>Die</strong> Landesregierung hat nach ausführlicher<br />

Erörterung das Abitur nach<br />

12 Jahren als Regelfall beschlossen.<br />

Durch die PISA-Studie haben wir<br />

gelernt, dass wir zu viele Hürden in<br />

unserem Bildungssystem haben und<br />

dass zu viele Barrieren nichts anderem<br />

dienen, als Lernen und Leistung zu<br />

behindern.<br />

Wichtigstes Ziel ist es, die Zahl und<br />

die Ausbildungsqualität von Abiturienten<br />

sowie die Durchlässigkeit zwischen<br />

den Schulformen zu erhöhen. An diesen<br />

Leitlinien orientiert sich das Konzept.<br />

<strong>Die</strong> notwendige Erweiterung der Stundentafel<br />

in der Sekundarstufe I wird für<br />

alle Schulformen vorgenommen. Davon<br />

werden dann alle Schülerinnen und<br />

Schüler profitieren. Zudem können<br />

sowohl Gymnasien als auch Gesamtschulen<br />

ein optionales Förderjahr der<br />

Sek. I einrichten, um leistungsschwächeren<br />

Schülerinnen und Schülern den Weg<br />

zum Abitur zu erleichtern.<br />

Wie weiter mit der WestLB-AG<br />

und der NRW.Bank?<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung beider Institute wird<br />

- soweit das möglich ist - von der Fraktion<br />

kritisch begleitet. Uns geht es in<br />

erster Linie um die Vermeidung weiterer<br />

Haushaltsrisiken. Deshalb wird sich das<br />

Land auch nicht an der notwendigen<br />

Kapitalaufstockung der AG beteiligen.<br />

Das hat erhebliche Auswirkungen auf<br />

die zukünftige Struktur der WestLB-AG.<br />

<strong>Die</strong> neue Förderbank des Landes, die<br />

NRW.Bank, existiert seit April. Sie soll<br />

in Zukunft alle Förderprogramme des<br />

Landes abwickeln. Ihre zentralen Kompetenzfelder<br />

sind Wirtschaftsförderung,<br />

Wohnungs- und Städtebau, Infrastrukturmaßnahmen<br />

und die<br />

Kommunalfinanzierung. <strong>Die</strong> Verhandlungen<br />

über die zukünftige Struktur<br />

beider Institute sind noch nicht abgeschlossen.<br />

Volksinitiativen erleichtern<br />

<strong>Die</strong> Volksinitiative wurde im März<br />

2002 in die Verfassung aufgenommen.<br />

Ausgehend von den vorliegenden Erfahrungen<br />

möchten wir das Verfahren<br />

erleichtern. Anstelle der Eintragung in<br />

die Liste bei der Gemeinde soll zukünftig<br />

die freie Unterschriftensammlung<br />

ermöglicht werden. Dann könnten<br />

in Zukunft die Unterschriften zur Unterstützung<br />

der Volksinitiative in Fußgängerzonen<br />

oder auf dem Mark gesammelt<br />

werden, der Gang zum Rathaus entfiele.<br />

Außerdem sollen erfolgreiche Initiativen<br />

in Zukunft ein Anhörungsrecht im<br />

jeweiligen Fachausschuss erhalten.<br />

Mehr Transparenz bei den<br />

Diäten<br />

<strong>Die</strong> Kommission zur Neuregelung<br />

der Abgeordnetenbezüge hat ihren Abschlussbericht<br />

vorgelegt. Kernelement:<br />

<strong>Die</strong> privilegierte staatliche Altersversorgung<br />

soll abgeschafft werden zugunsten<br />

einer selbständigen, privaten<br />

Altersvorsorge. Der Ältestenrat hat den<br />

Präsidenten des Landtags jetzt aufgefordert,<br />

einen entsprechenden Gesetzentwurf<br />

vorzulegen.<br />

Subventionsabbau - auch bei<br />

der Steinkohle<br />

<strong>Die</strong> im Düsseldorfer Signal vereinbarte<br />

Reduzierung der Steinkohlesubventionen<br />

um jährlich 40 Mio. Euro<br />

sowie die Umsetzung des Ergebnisses<br />

des Vermittlungsausschusses nach der<br />

Koch-Steinbrück-Liste beschäftigt die<br />

rot-grünen Koalitionäre in Bund und<br />

Land. Das Kanzler-Wort lässt sich nur<br />

schwerlich mit den vereinbarten Subventionskürzungen<br />

erfüllen. Angesichts der<br />

Haushaltslage in NRW bestehen wir auf<br />

der Erfüllung des Düsseldorfer Signals,<br />

parallel dazu treten wir massiv für die<br />

Schließung der Zeche Walsum.<br />

Gesundheitspolitik<br />

Im März berichtete Ministerin Fischer<br />

vor dem Ausschuss Arbeit, Gesundheit<br />

und Soziales, dass das Ministerium die<br />

Einführung eines umfassenden Krebsregisters<br />

für NRW plant und erläuterte<br />

erste Details. Im Sommer soll der Gesetzentwurf<br />

vorgelegt werden.<br />

<strong>Die</strong> grüne Landtagsfraktion hat bereits<br />

vor zwei Jahren einen Beschluss mit<br />

Eckpunkten für ein flächendeckendes,<br />

bevölkerungsbezogenes Krebsregister<br />

gefasst und begrüßte daher, dass das<br />

Ministerium jetzt in dieser Richtung tätig<br />

wird. Mit der flächendeckenden Erfassung<br />

und einer - datenschutzsicheren<br />

- Meldepflicht bei bösartigen Tumoren<br />

können in naher Zukunft Datenbanken<br />

aufgebaut werden, die dabei helfen<br />

können, Krebsgefahren zu erkennen und<br />

Behandlungsqualität zu sichern. Bisher<br />

müssen MedizinerInnen und Forscher-<br />

Innen vor allem auf statistisches Material<br />

aus Skandinavien zurückgreifen. <strong>Die</strong>ser<br />

unhaltbare Zustand wird nun beseitigt.<br />

NRW zieht damit endlich mit anderen<br />

Ländern gleich.<br />

Mit dem Krebsregister NRW wird<br />

endlich eine gezielte Präventions- und<br />

18<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


NRW<br />

Versorgungsforschung, zugeschnitten<br />

auf die Gegebenheiten in unserem Land,<br />

sichergestellt werden können.<br />

Am 18. März <strong>2004</strong> fand im Landtag<br />

ein Kongress der grünen Landtagsfraktion<br />

mit dem Titel "Weil der Mensch<br />

ein Mensch ist… - <strong>Die</strong> Zukunft der<br />

Gemeindepsychiatrie in NRW" statt. Mit<br />

über 300 TeilnehmerInnen war es die<br />

bisher größte grüne Veranstaltung im<br />

Landtag.<br />

Erstmals saßen bei einem Kongress<br />

dieser Größe alle drei Betroffenengruppen<br />

in der Art eines Trialoges an<br />

einem Tisch: die Psychiatrie-Erfahrenen,<br />

die Professionellen und die Angehörigen.<br />

Bei der Auswertung unserer<br />

Großen Anfrage im Landtag zusammen<br />

mit der Fachszene wurde immer wieder<br />

deutlich, dass bei der psychiatrischen<br />

Versorgung alle drei Blickwinkel wichtig<br />

sind. Insbesondere die Übergänge von<br />

der stationären zur ambulanten Versorgung<br />

müssen besser auf einander abgestimmt<br />

werden. Mit dem ganztägigen<br />

Kongress haben wir die Möglichkeit<br />

geboten, in acht Foren die unterschiedlichen<br />

Themenbereiche aus verschiedenen<br />

Perspektiven zu betrachten, sich<br />

auszutauschen und Handlungsempfehlungen<br />

zu diskutieren. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />

werden veröffentlicht und in die weitere<br />

Arbeit der Fraktion einfließen.<br />

Sozialpolitik<br />

Im Dezember vergangenen Jahres<br />

verabschiedete der Landtag das Gesetz<br />

zur Gleichstellung von Menschen mit<br />

Behinderungen (Landesgleichstellungsgesetz).<br />

<strong>Die</strong> Integration von Menschen<br />

mit Behinderungen in die Regelangebote<br />

ist das Kernanliegen des Gesetzes, das<br />

kommunal v.a. durch Zielvereinbarungen<br />

erreicht werden soll. Das Gesetz<br />

schafft den rechtlichen Rahmen im<br />

Zuständigkeitsbereich des Landes für<br />

die gleichberechtigte Teilhabe von<br />

Menschen mit Behinderungen. Allerdings<br />

gibt es Bereiche, in denen die<br />

Gleichstellung im Einzelnen durch<br />

spezifische Regelungen umzusetzen ist.<br />

Das Landesgleichstellungsgesetz zielt<br />

auch darauf ab, wichtige Regelangebote<br />

freier Träger für Menschen mit Behinderungen<br />

zu öffnen, z.B. Schwangerschaftskonfliktberatung,<br />

Frauenhäuser<br />

oder Schuldnerberatung. Hier stallt sich<br />

natürlich sofort die Frage der Finanzierung.<br />

Mit den Ende April beschlossenen<br />

Änderungen im Spielbankengesetz<br />

können nun ab 1. <strong>Mai</strong> auch Projekte über<br />

die Stiftung Wohlfahrtspflege gefördert<br />

werden, die der Integration von Menschen<br />

mit Behinderungen dienen oder<br />

benachteiligte Kinder besonders fördern.<br />

Gleichstellung von Lesben und<br />

Schwulen<br />

Ende April entschied das Bundesarbeitsgerichtes<br />

im Fall eines Mannes<br />

aus Remscheid, dass bei der Auszahlung<br />

von Ortszuschlägen eingetragene<br />

Lebenspartnerschaften traditionellen<br />

Ehen gleich zu stellen sind. <strong>Die</strong>ses Urteil<br />

gibt uns Rückenwind bei unseren langjährigen<br />

Bemühungen um ein Landesantidiskriminierungsgesetz<br />

und die<br />

Gleichstellung gleichgeschlechtlicher<br />

Paare mit Ehen. <strong>Die</strong> nach der Einführung<br />

Eingetragener Lebenspartnerschaften<br />

notwendige Anpassung des Landesrechtes<br />

ist längst überfällig.<br />

Auf einer Veranstaltung der grünen<br />

Landtagsfraktion am 7. <strong>Mai</strong> wird deutlich:<br />

- Noch immer haben in vielen Landesvorschriften<br />

eingetragene gleichgeschlechtliche<br />

Partnerschaften nicht<br />

die gleichen Rechte wie Ehepaare<br />

- Auch schwule oder lesbische Landesbedienstete<br />

erleben an ihren Arbeitsplätzen<br />

Diskriminierung<br />

Deshalb wollen wir alle Möglichkeiten<br />

auf Landesebene auszuschöpfen<br />

hin zur umfassenden Gleichberechtigung<br />

und für ein Antidiskriminierungsgesetz.<br />

Frauen und Hartz<br />

Rund 200 Frauen und wenige Männer<br />

folgten der Einladung der grünen<br />

Landtagsfraktion nach Düsseldorf, um<br />

sich am 5. März auf der Veranstaltung<br />

"Gehartzte Zeiten -Frauen in Not zwischen<br />

Sozialhilfe und Arbeitslosengeld<br />

II" über die Folgen der Hartzgesetze,<br />

insbesondere für Sozialhilfe beziehende<br />

Frauen informieren zu lassen.<br />

Zukünftig erhalten die meisten dieser<br />

Frauen Arbeitslosengeld II. <strong>Die</strong> Höhe<br />

der Regelsätze orientiert sich an der<br />

Sozialhilfe. Für Arbeitslosenhilfebeziehende<br />

wird das vielfach eine schmerz--<br />

hafte Kürzung sein. Für Sozialhilfeempfängerinnen<br />

ändert sich scheinbar<br />

materiell wenig . Doch der Eindruck<br />

täuscht; die Regelsätze umfassen ab<br />

Januar 2005 bereits Pauschalen für alle<br />

einmaligen Bedarfe. Ausnahmen bilden<br />

lediglich mehrtägige Klassenfahrten und<br />

Erstausstattungen für Wohnung oder<br />

Bekleidung.<br />

Vor allem Alleinerziehende mit<br />

größeren Kindern wird dies hart treffen,<br />

denn für diese wurde der alte Regelsatz<br />

nur um 15 bzw. 10 Euro im Monat<br />

erhöht. Wie davon Kleidung, Schul- und<br />

Freizeitbedarf finanziert werden soll<br />

bleibt ein Rätsel. Real handelt es sich um<br />

eine empfindliche Kürzung. Da ist es<br />

nur ein kleiner Trost, dass zukünftig<br />

SozialhilfempfängerInnen erstmalig ein<br />

Altersvorsorgevermögen, eine Lebensversicherung<br />

und ein angemessenes Kfz<br />

zugestanden wird.<br />

<strong>Die</strong> Diskussion über die Umsetzung<br />

löste allerdings bei den meisten VeranstaltungsteilnehmerInnen<br />

einen richtigen<br />

Schock aus. Weder die Sozialämter<br />

noch die Agenturen für Arbeit sind<br />

anscheinend strukturell und personell<br />

hineichend auf den Aufgabenwechsel<br />

vorbereitet.<br />

Zu hoffen ist, dass rechtzeitig<br />

Regelungen getroffen werden, die den<br />

Belagen der Betroffenen gerecht werden<br />

und v.a. die Leistungsgewährung ab<br />

1.1.2005 sicherstellen.<br />

<strong>Die</strong> Dokumentation der Veranstaltung<br />

ist in Arbeit. Eine Resolution, die<br />

im Nachgang zu der Veranstaltung<br />

erarbeitet wurde, findet breite Unterstützung.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 19


K ö l n<br />

Der Entwurf zum Kommunalwahlprogramm ist fertig<br />

Endlich! Auf der Programmwerkstatt<br />

in Lieberhausen wurde vordiskutiert,<br />

sechs Programmforen tagten im Februar<br />

/ März, manche sogar mehr mehrmals,<br />

Facharbeitskreise von Partei und Fraktion<br />

diskutierten intensiv ihre Textbausteine.<br />

Delegiertenrat und Fraktion benannten<br />

Mitglieder der Programmkommission.<br />

Ralf Unna trat zurück, ihm folgte<br />

Csilla Imre, die aus Zeitmangel dann<br />

auch zurücktreten mußte. <strong>Die</strong> Kommission<br />

besteht jetzt aus Jörg Frank,<br />

Jörg Penner, Angela Spizig und Diana<br />

Siebert als Geschäftsführerin. Ihnen<br />

fiel die Aufgabe zu, zu ordnen, Überschneidungen<br />

und Verdoppelungen<br />

aus den Texten zu streichen, Formulierungen<br />

zu straffen, vieles aber auch<br />

selbst zu formulieren. Querverweise<br />

sollen nach der Mitgliederversammlung<br />

eingefügt werden, wenn das<br />

Programm beschlossen ist.<br />

Einige Textbausteine enthielten<br />

fundierte Analysen, waren damit aber<br />

viel zu lang. Konkrete Handlungsanweisungen<br />

an die Verwaltung, die<br />

eher in Ratsanträge gehören, wurden<br />

gestrichen oder zusammengefasst.<br />

Landes- und Bundespolitik ist jetzt nur<br />

noch da erwähnt, wo Grüne in Land<br />

oder Bund wichtige neue Rahmenbedingungen<br />

für kommunales handeln<br />

durchgesetzt haben. Bei der Kürzungen<br />

mag schon mal der eine oder andere<br />

wichtige Aspekt untergegangen sein,<br />

dazu müssten Änderungsanträge gestellt<br />

werden. Manches ist aber immer<br />

noch zu langatmig.<br />

Änderungsanträge kann jedes Mitglied<br />

stellen. Sie sollen möglichst per<br />

Email an buero@gruenekoeln.de geschickt<br />

werden. Notfalls geht es aber<br />

auch als Brief an das <strong>Kreisverband</strong>sbüro.<br />

Frist für die Einreichung von<br />

Änderungsanträgen ist Montag,<br />

der 10.5.<strong>2004</strong><br />

Alle Änderungsanträge sollen mit der<br />

Zeilennummer der Textpassage versehen<br />

sein, auf die sie sich beziehen. <strong>Die</strong><br />

Programmkommission wird sich dann<br />

in der Woche vor der Mitgliederversammlung<br />

am 15.5. mit den<br />

Anträgen beschäftigen und der<br />

Versammlung einen Vorschlag zur<br />

Übernahme oder Ablehnung machen<br />

- möglichst im Konsens mit den<br />

AntragstellerInnen, so wie es bei<br />

Bundesparteitagen üblich ist. So kann<br />

sich die Versammlung auf die<br />

wichtigen Kontroversen konzentrieren.<br />

Einen Änderungsantrag wird die<br />

Programmkommission selbst stellen:<br />

Das Kapitel "Nachhaltiges Wirtschaften"<br />

besteht nur aus dem Finanzteil.<br />

Der Wirtschaftsteil wird nachgeliefert.<br />

Für ihn wird die Antragsfrist<br />

auf Freitag, den 14.5. verlängert.<br />

Jörg Heinrich Penner<br />

<strong>Die</strong> komplette Reserveliste von <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>Köln</strong><br />

zur Kommunalwahl <strong>2004</strong><br />

Schon im letzten Mach Et haben wir die Plätze 1 bis 26 der Reserveliste zur Kommunalwahl <strong>2004</strong><br />

vorgestellt. Auf der Mitgliederversammlung vom 29.03.04 wurden zusätzlich die Plätze 27 bis 49 gewählt.<br />

1 Barbara Moritz<br />

2 Jörg Frank<br />

3 Angela Spizig<br />

4 Ossi Helling<br />

5 Sabine Ulke<br />

6 Peter Sörries<br />

7 Karin Schmidt<br />

8 Arif Ünal<br />

9 Gaby Schlitt<br />

10 Andreas Wolter<br />

11 Sabine Müller<br />

12 Gerd Brust<br />

13 Bettina Tull<br />

14 Horst Thelen<br />

15 Brigitta von Bülow<br />

16 Manfred "Berti" Waddey<br />

17 Elisabeth Thelen<br />

18 René Oehler<br />

19 Katrin Barion<br />

20 Ralf Unna<br />

21 Andrea Asch<br />

22 Stefan Peil<br />

23 Kirsten Reinhardt<br />

24 Harald Junge<br />

25 Astrid Reimers<br />

26 Karsten Kretschmer<br />

27 Anna Schönhütte<br />

28 Herbert Clasen<br />

29 Angelika Winkin<br />

30 Manfred Winnen<br />

31 Regina Kobold<br />

32 Tilman Kuhl<br />

33 Kerstin Ciba<br />

34 Ralf Klemm<br />

35 Roswitha Berscheid<br />

36 <strong>Die</strong>ter Redlin<br />

37 Angela Behring<br />

38 Rolf Peter Suberg<br />

39 Edith Müller<br />

40 Kevin Liebig<br />

41 Conny Wittsack-Junge<br />

42 Arndt Klocke<br />

43 Susanne Eichmüller<br />

44 Jörg Heinrich Penner<br />

45 Diana Siebert<br />

46 Björn Troll<br />

47 Maria Bogdanou<br />

48 Bernd Wilhelm<br />

49 Csilla Imre<br />

20<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


K ö l n<br />

<strong>Die</strong> KandidatInnen für die <strong>Köln</strong>er Bezirksvertretungen<br />

OV 1 Innenstadt<br />

1 Roswitha Berscheid<br />

2 Andreas Hupke<br />

3 Elisabeth Thelen<br />

4 Tilman Kuhl<br />

5 Astrid Reimers<br />

6 Karsten Kretschmer<br />

7 Maria Bogdanou<br />

8 Christoph Goormann<br />

9 Anja Kölbl<br />

10 Björn Troll<br />

11 Gundi Haep<br />

12 Reiner Scheible<br />

13 Diana Siebert<br />

14 Matthias Neumann<br />

OV 5 Nippes<br />

1 Susanne Eichmüller<br />

2 Herbert Clasen<br />

3 Manfred Richter<br />

4 Ronald Dittmark<br />

5 Rita Lück<br />

6 Peter Ungerathen<br />

7 Elke Close<br />

8 Thomas Eichmüller<br />

<strong>Die</strong> DirektkandidatInnen für die Kommunalwahl<br />

OV 2 Rodenkirchen<br />

1 Manfred Giesen<br />

2 Eberhard Petschel<br />

3 Thomas Kahlix<br />

4 Alexander Balint<br />

5 Frank Schober<br />

6 Hartmut Neubauer<br />

7 Heidi Näpflein<br />

8 Belinda Harnack<br />

9 Michael Speer<br />

10 Sabine Müller<br />

11 Peter Sörries<br />

Wahlkreis<br />

Ortsverband<br />

Gebiet<br />

DirektkandidatInnen<br />

1 1 Altstadt Süd I Tilman Kuhl<br />

2 1 Neustadt Süd I Barbara Moritz<br />

3 1 Altstadt Süd II, Neustadt Süd II, Neust. Nord I Andreas Wolter<br />

4 1 Altstadt Nord Jörg Frank<br />

5 1 Neustadt Nord II Elisabeth Thelen<br />

6 1 Deutz Karsten Kretschmer<br />

7 7 Poll, Westhoven, Ensen Thomas Ehses<br />

8 7 Gremberghoven, Eil, Porz I Arif Ünal<br />

9 7 Urbach, Elsdorf, Grengel Rolf Peter Suberg<br />

10 7 Wahnheide, Wahn, Lind, Libur <strong>Die</strong>ter Redlin<br />

11 7 Porz II, Langel, Zündorf Ciler Firtina<br />

12 2 Bayenthal, Marienburg, Raderberg, Raderthal Thomas Kahlix<br />

13 2 Zollstock Ralf Unna<br />

14 2 Rondorf, Hahnwald, Rodenkirchen Peter Sörries<br />

15 2 Weiß, Sürth, Godorf, Immendorf, Meschenich Sabine Müller<br />

16 3 Klettenberg, Sülz I Gaby Schlitt<br />

17 3 Sülz II Ossi Helling<br />

18 3 Lindenthal I Angela Spizig<br />

19 3 Lindenthal II, Braunsfeld, Müngersdorf I Roland Schüler<br />

20 3 Müngersdorf II, Junkersdorf, Weiden I Katrin Barion<br />

21 3 Weiden II, Lövenich, Widdersdorf Gerhard Brust<br />

22 4 Ehrenfeld I Manfred/Berti Waddey<br />

23 4 Ehrenfeld II, Neuehrenfeld Brigitta von Bülow<br />

24 4 Bickendorf, Ossendorf Kirsten Reinhardt<br />

25 4 Vogelsang, Bocklemünd, Mengenich Bettina Tull<br />

26 6 Seeberg, Heimersdorf Diana S iebert<br />

27 6 Volkhoven/Weiler, Chorweiler, Blumenberg Bernhard Hanfland<br />

28 6 Lindweiler, Pesch, Esch/Auweiler Wolfgang Kleinjans<br />

29 6 Merken., Fühlin., Roggend./Thenh., Worringen Cornelie Wittsack-Junge<br />

30 5 Niehl I, Longerich Ronald Dittmark<br />

31 5 Mauenheim, Bilderstöckchen Herbert Clasen<br />

32 5 Nippes I Horst Thelen<br />

33 5 Nippes II, Riehl, Niehl II Susanne Eichmüller<br />

34 5 Niehl III, Weidenpesch Manfred Richter<br />

35 9 Mülheim I, Buchforst, Buchheim Sabine Wenzel<br />

36 9 Mülheim II Florian Haarmann<br />

37 9 Mülheim III, Stammheim, Flittard Manfred Winnen<br />

38 9 Dünnwald, Höhenhaus Sabine Ulke<br />

39 9 Dellbrück Andrea Asch<br />

40 9 Holweide Günter Hermkes<br />

41 8 Brück, Rath/Heumar Martin Peters<br />

42 8 Humboldt/Gremberg I, Kalk Karin Schmidt<br />

43 8 Humboldt/Gremberg II, Vingst Angela Behring<br />

44 8 Höhenberg, Merheim Manfred Kreische<br />

45 8 Ostheim, Neubrück Wolfgang Füssenich<br />

OV 3 Lindenthal<br />

1 Ulla Theisling<br />

2 Roland Schüler<br />

3 Angelika Burauen<br />

4 Jan Körber<br />

5 Hille Lammers<br />

6 Hans Biedermann<br />

7 Sabine Pakulat<br />

8 Jörg Neuheiser<br />

9 Claudia Pinl<br />

10 Gerd Brust<br />

11 Gerhild Loer<br />

12 Ralf Unna<br />

13 Gabriele Sachlitt<br />

14 Ossi Helling<br />

OV 4 Ehrenfeld<br />

1 Brigitta von Bülow<br />

2 Harald Hoyer<br />

3 Petra Wilke<br />

4 Max Baumann<br />

5 Kirsten Reinhardt<br />

6 Stefan Bey<br />

7 Christiane Martin<br />

8 Holger Opladen<br />

9 Bettina Tull<br />

10 Franz Dillmann<br />

11 Helma Pasch<br />

OV 6 Nord/Chorweiler<br />

1 Bernhard Hanfland<br />

2 Cornelie Wittsack-Junge<br />

3 Wolfgang Kleinjans<br />

4 Matthias Schmeiert<br />

5 Alla Jarovaja<br />

6 Marlies Hanfland-Hilt<br />

7 Anneliese Peter<br />

8 Cemal Budak<br />

9 Regina Bannert<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 21


K ö l n<br />

Fortsetzung Bezirkslisten<br />

OV 7 Porz/Poll<br />

1 <strong>Die</strong>ter Redlin<br />

2 Thomas Ehses<br />

3 Jürgen Piper<br />

4 Ciler Firtina<br />

5 Rolf Peter Suberg<br />

6 Albert Liesegang<br />

7 Bernd Wilhelm<br />

8 Stefan Dziallas<br />

9 Roy Mepham<br />

OV 8 Kalk<br />

1 Angela Behring<br />

2 Wolfgang Füssenich<br />

3 Sabine <strong>Die</strong>mer<br />

4 Manfred Kreische<br />

5 Karin Schmidt<br />

6 Martin Peters<br />

OV 9 Mülheim<br />

1 Sabine Wenzel<br />

2 Florian Haarmann<br />

3 Sabine Ulke<br />

4 Günter Hermkes<br />

5 Andrea Restle<br />

6 Rolf Ebert<br />

7 Marianne Böttcher<br />

8 Manfred Winnen<br />

9 Eva Glattfeld<br />

10 Uwe Köhler<br />

11 Andrea Asch<br />

Stellungnahme des <strong>Kreisverband</strong>es zum<br />

Partei-Austritt des Ratsmitglieds Ralph Scherbaum<br />

Der Wechsel von Ralph Scherbaum von den <strong>Grünen</strong> zur SPD ist durch alle lokalen Medien gegangen<br />

und auf großes öffentliches Interesse gestoßen. Mach Et bringt hier die vollständige Presseerklärung<br />

des <strong>Köln</strong>er <strong>Kreisverband</strong>es zum Austritt des Ratsmitgliedes.<br />

GRÜNE KÖLN<br />

Ebertplatz 23<br />

50668 <strong>Köln</strong><br />

Pressemitteilung<br />

Heute erklärte Ralph Scherbaum, seit<br />

1999 für die <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong> Mitglied im<br />

Stadtrat, seinen Austritt aus dem<br />

<strong>Kreisverband</strong> <strong>Köln</strong> und der Ratsfraktion<br />

<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>.<br />

Dazu erklärt Jörg Penner, Sprecher<br />

des <strong>Grünen</strong> <strong>Kreisverband</strong>es <strong>Köln</strong>:<br />

Es gibt Austritte, die sind bedauerlich.<br />

Der von Ralph Scherbaum gehört dazu.<br />

In den letzten Jahren hat er sich in Partei<br />

und Kommunalpolitik vorwiegend als<br />

ehrlicher Makler von Gewerkschaftsinteressen<br />

hervorgetan und auch einen<br />

engagierten Bundeswahlkampf geführt.<br />

<strong>Die</strong>s war sicher nicht der Grund<br />

dafür, dass die Parteibasis ihn weder für<br />

den nächsten Rat noch für die Bezirksvertretung<br />

Innenstadt aufstellen wollte.<br />

Seine Frustration darüber kann ich<br />

verstehen.<br />

Seine absurden offiziellen Austrittsgründe<br />

zeugen aber eher von getrübtem<br />

Realitätssinn: Gerade die <strong>Grünen</strong> waren<br />

es doch, die das wahre Ausmaß des<br />

finanzpolitischen Desasters offen gelegt<br />

haben, das seine neuen politischen<br />

Freunde von der SPD in den <strong>90</strong>er Jahren<br />

mit Duldung der CDU im Wesentlichen<br />

verschuldet haben.<br />

Gerade in arbeitsmarktpolitischen<br />

Fragen haben sich die <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong><br />

auf Bundesebene und kommunaler<br />

Ebene mit konkreten Reformmodellen<br />

profiliert, die zu mehr Beschäftigung<br />

führen, während Genosse Wolfgang<br />

Clement die Umsetzung der Hartz-<br />

Reformen chaotisiert.<br />

Noch absurder ist der Vorwurf von<br />

Ämter- und Postenklüngel: Auch ein<br />

Jahr nach Beginn der schwarz-grünen<br />

Koalition ist die Verwaltung immer noch<br />

von SPD-Parteibuchsoldaten durchsetzt.<br />

Das Grüne Prinzip Fachkompetenz vor<br />

Parteibuch lässt sich nur mühsam durchsetzen<br />

und stößt allzu oft auch auf<br />

Widerstand bei CDU und OB.<br />

Ob Ralph Scherbaum der SPD helfen<br />

kann, endlich wieder kommunalpolitisches<br />

Profil zu entwickeln, bleibt<br />

fraglich. Wir werden es mit Interesse<br />

beobachten.<br />

Wir gehen aber davon aus, dass sich<br />

sein demokratisches Grundverständnis<br />

mit dem Austritt nicht gewandelt hat<br />

und fordern ihn daher auf, sein Ratsmandat<br />

unverzüglich zurückzugeben.<br />

Denn er hat dieses Mandat von den<br />

grünen WählerInnen erhalten. Sie haben<br />

einen Anspruch darauf, auch weiter<br />

durch einen grünen Mandatsträger<br />

vertreten zu werden.<br />

Jörg Penner<br />

<strong>Köln</strong>, 27. April <strong>2004</strong><br />

Verantwortlich: Jörg Penner,<br />

Sprecher des <strong>Kreisverband</strong>es <strong>Köln</strong><br />

22<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


B i l d u n g<br />

Welche Eliten braucht das Land?<br />

Elite - eigentlich ein Begriff, der<br />

bislang im gesellschaftlichen Diskurs<br />

verpönt war. Eliten manifestierten sich<br />

durch Vererbung, Stand oder Vermögen,<br />

der Begriff stammt ursprünglich aus<br />

dem Militärischen und galt bis vor<br />

kurzem noch als Antonym zu Demokratie<br />

- elitär ist, was nicht-demokratisch<br />

ist.<br />

Doch in jüngster Zeit erfuhr der Begriff<br />

eine Renaissance: Er steht plötzlich<br />

im Zentrum einer Debatte um die Hochschul-Politik,<br />

seit Bildungsministerin<br />

Edelgard Bulmahn zusammen mit<br />

Bundeskanzler Gerhard Schröder die<br />

stärkere Förderung einer akademischen<br />

Elite anregten. Anlässlich dieser neu<br />

entfachten Diskussion stellte auch das<br />

seit elf Jahren bestehende<br />

Dellbrücker Forum die<br />

Frage: "Welche Eliten braucht<br />

das Land?"<br />

Unter der Moderation<br />

des WDR-Redakteurs Arnd<br />

Henze diskutierten Klaus<br />

Holz, Leiter des Evangelischen<br />

Studienwerkes<br />

Villigst, die NRW-Wissenschaftsministerin<br />

Hannelore<br />

Kraft, Christiane Konegen-<br />

Grenier, Leiterin beim Institut<br />

der deutschen Wirtschaft,<br />

und der Fraktionsvize der<br />

Grü-nen, Reinhard Loske.<br />

An einer fachlich begründbaren<br />

Kompetenz-Elite<br />

gebe es keine Kritik, erklärte<br />

Loske, aber nur, wenn der<br />

Begriff der "Elite" mit<br />

ethischen Ansprüchen präzisiert<br />

wird: Wer sich zur<br />

Elite zählt, muss auch eine<br />

Vorbildfunktion wahr-nehmen<br />

und sich durch Verantwortungsbewusstsein<br />

und einer Orientierung<br />

am Gemeinwohl auszeichnen.<br />

Denn nur so wird Elite auch mit Demokratie<br />

vereinbar und eine Bereicherung<br />

für die Gesellschaft.<br />

Aber wie sollen Eliten herausgebildet<br />

werden? Sollen Elite-Universitäten<br />

geschaffen werden, wie dies die Wirtschaftsvertreterin<br />

Christiane Konegen-<br />

Grenier forderte, die entsprechend dem<br />

amerikanischen Modell durch die Studierenden<br />

weitgehend selbst finanziert<br />

werden sollen und die den Wettbewerb<br />

und damit die Qualitätssteigerung unter<br />

deutschen Universitäten anregen könnten?<br />

Oder sollen - wie das die Wissenschaftsministerin<br />

Hannelore Kraft für<br />

realistischer erklärt - nur einzelne,<br />

renommierte Fakultäten als 'Leuchtürme'<br />

staatliche Sonderförderung<br />

erfahren? So kämen in Nordrhein<br />

Westfalen etwa die bereits international<br />

beachteten Aachener Ingenieurswissenschaften<br />

oder die Bonner Biowissenschaften<br />

für eine Sonderförderung in<br />

Betracht. <strong>Die</strong> Vernetzung mit außerhochschulischen<br />

Forschungseinrichtungen<br />

ist seit langem schon ein vielfach<br />

empfohlener Weg zur Verbesserung der<br />

Universitätsausbildung in Deutschland.<br />

Statt der Diskussion um eine Elitenbildung<br />

ist - wie von der Partei der<br />

<strong>Grünen</strong> empfohlen - vielleicht ohnehin<br />

eine Auseinandersetzung über die<br />

Optimierung der Hochschul-Landschaft<br />

angebrachter: Durch die Erschließung<br />

neuer Finanzierungspotentiale durch die<br />

Patentrechtsverwertung, die Drittmittel-<br />

Forschung oder das Liegenschaftsmanagement.<br />

Auf weitere Maßnahmen<br />

pochte <strong>Grünen</strong>-Politiker Loske in der<br />

Diskussion: <strong>Die</strong> Gastfreundschaft gegen-<br />

über Migranten sollte gepflegt werden,<br />

um die Besten der Welt für die Universitäten<br />

zu gewinnen. Auch sollte die<br />

Abschaffung Beamtentums durch einen<br />

Wissenschaftstarifvertrag voran getrieben<br />

werden.<br />

Vom Streit über die Bildung von<br />

Eliten ist der Weg zum dauernden<br />

Zankapfel der Politik, den Studiengebühren,<br />

nicht weit. Auch das Podium<br />

des Dellbrücker Forums konnte hier zu<br />

keinem Konsens gelangen. Einigkeit<br />

bestand nur in der Forderung nach den<br />

sogenannten "nachgelagerten Studiengebühren".<br />

Hier müssten die Gebühren<br />

erst nach Beendigung des Studiums<br />

geleistet werden und die Höhe würde<br />

sich aus der Studiendauer und dem<br />

anschließenden Verdienst errechnen.<br />

Ein nachgelagerter Semsterbeitrag<br />

von 500 Euro pro Semester, so<br />

rechnete Christiane Konegen-<br />

Grenier vor, könnte zu jährlichen<br />

Einnahmen von 1,6 Milliarden Euro<br />

führen.<br />

Für Reinhard Loske jedoch gehört<br />

die gesamte Bildungsfinanzierung<br />

auf den Prüfstand. Ein Studienkonto<br />

und Bildungsgutscheine für lebenslanges<br />

Lernen zählen zum <strong>Grünen</strong><br />

Forderungskatalog. Und Loske<br />

betonte: Beiträge für Ausbildung<br />

und Studium seien nur denkbar,<br />

wenn eine beitragsfreie Kindergartenzeit<br />

und Schuldbildung<br />

gesichert seien, um eine hochwertige<br />

frühkindliche Förderung zu garantieren.<br />

Denn - so sein Resümee -<br />

letztlich ist es gerade die Primarausbildung,<br />

in der wichtige Weichen<br />

für eine soziale Eliten-Bildung<br />

gestellt werden. So lautet ein empirisch<br />

nachgewiesene These: Wenn<br />

wir mehr Nobe-preisträger für<br />

Physik wollen, brauchen wir mehr<br />

Musikunterricht in den Grundschulen.<br />

Tilman Kuhl<br />

Weitere Informationen zum Dellbrücker<br />

Forum unter: www.dellbruecker-forum.de<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 23


K u r z n o t i e r t<br />

Grün ist lecker<br />

Das bewiesen am 2. April <strong>2004</strong><br />

Michael Vesper, Angela Spizig und<br />

Andrea Asch auf der Schildergasse. Sie<br />

kochten Dinkelpfannkuchen und verteilten<br />

sie an interessierte Passanten. Der<br />

Grüne Landtagsabgeordnete Oliver<br />

Keymis moderierte die Veranstaltung,<br />

die auf regen Zuspruch stieß.<br />

Wer auch einmal kochen will wie der<br />

Minister, findet hier das Rezept. Alle<br />

Zutaten sollten natürlich aus Bio-Herstellung<br />

kommen!<br />

Dinkelpfannkuchen für 2 Personen<br />

Teig:<br />

100 g Dinkelmehl<br />

2 Bio-Eier<br />

100 ml Milch<br />

1 Prise Salz<br />

Füllung:<br />

400 g geschnittener Wirsing<br />

20 g Margarine<br />

1 kleine Zwiebel, gehackt<br />

200 ml Schmand<br />

Salz und Pfeffer<br />

Soße:<br />

2 Tomaten<br />

½ kleine Zwiebel, gehackt<br />

Olivenöl<br />

Basilikum<br />

Salz und Pfeffer<br />

Aus den Teigzutaten einen glatten<br />

Pfannkuchenteig herstellen und etwas<br />

ruhen lassen. Dann daraus zwei große<br />

Pfannkuchen backen.<br />

<strong>Die</strong> Zwiebeln in der Margarine<br />

anbraten und den Wirsing zugeben.<br />

Etwas Wasser zufügen, kurz schmoren<br />

lassen und den Schmand zugeben. Alles<br />

etwas einkochen, auf die Pfannekuchen<br />

geben, diese einrollen und in Scheiben<br />

schneiden.<br />

<strong>Die</strong> Tomaten kurz in heißes Wasser<br />

geben, abschrecken, schälen und in<br />

Würfel schneiden. <strong>Die</strong>se mit den<br />

Zwiebeln in Olivenöl anbraten, salzen,<br />

pfeffern und mit Basilikum würzen.<br />

Promis beim Kochen<br />

Künstler für Grün!<br />

Ein grünes Gemälde wurde bei der grünen Fundraising-Veranstaltung im<br />

Waschsalon "Cleanicum" auf die amerkanische Art - nämlich in 10-Euro-Schritten<br />

- von Volker Beck als Auktionator versteigert. Es spülte ein schönes Sümmchen in<br />

die grüne Wahlkampfkasse.<br />

Der edle Spender ist Carmelo Cicero, der in Sizilien geboren wurde, aber schon<br />

viele Jahre in <strong>Köln</strong> lebt und arbeitet. Einige seiner schönsten Objekte, Collagen und<br />

Gemälde sind als Leihgaben im Büro der grünen Bürgermeisterin zu bewundern<br />

Auch beim politischen Aschermittwoch in der Brennerei Weiß wirkten <strong>Köln</strong>er<br />

KünstlerInnen mit. Das Rose Theegarten-Ensemble präsentierte Auszüge aus seiner<br />

Revue "Immergrün", deren Titel gerade für ein grünes Publikum erfreuliche<br />

Perspektiven eröffnet. Sieben singende SchauspielerInnen und ein Musiker machten<br />

sich die winzige Bühne untertan und ernteten Begeisterung und teilweise entfesseltes<br />

Gelächter beim Publikum, darunter auch Bärbel Höhn.<br />

Da es schon etliche Anfragen gegeben hat: Zur Zeit tritt die Gruppe mit diesem<br />

50er Jahre Kult-Stück im herrlichen 30er Jahre Theatersaal im Belgischen Haus auf<br />

und entzündet dort ein kulturelles Feuerwerk genau gegenüber vom "Loch" auf<br />

der Cäcilienstraße. (Termine und Infos unter www.rose-theegarten-ensemble.de)<br />

<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> freuen sich über diese Unterstützung und hoffen auf weitere kreative<br />

Zusammenarbeit! Mille grazie!<br />

Angela Spizig<br />

Richtigstellung<br />

Im Mach Et 196 hat sich auf Seite 5 leider ein Fehler eingeschlichen. Dort heißt es: “Dabei wurden die ersten drei Plätze in<br />

ungewohnt großer Einigkeit bestimmt. ... Erst ab dem vierten Platz kam es zu harten Kampfkandidaturen ...“<br />

<strong>Die</strong>se Aussage ist nicht richtig. Für den zweiten Platz kandidierten Jörg Frank und Ralph Scherbaum. Jörg Frank erhielt<br />

im ersten Wahldurchgang mit 58 % der Stimmen. Ralph Scherbaum erhielt 25 % der Stimmen bei 41 Stimmenthaltungen.<br />

24<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


K u r z n o t i e r t<br />

Bärbel Höhn kommt -<br />

Gentechnik in der<br />

europäischen Gemeinschaft<br />

Termin: 27.5. <strong>2004</strong>, 19.30 Uhr<br />

Ort: <strong>Köln</strong>-Ehrenfeld, Venloer Str. 399<br />

im "Zeit der Kirschen"<br />

Gentechnik lässt sich in Deutschland<br />

nicht verhindern! Denn die Gesetze dazu<br />

macht Brüssel und dort hat man längst<br />

grünes Licht gegeben für die umstrittene<br />

Technologie. Trotz Standortregister für<br />

die Anbauflächen und Kennzeichnungspflicht<br />

für Lebensmittel - es bleiben<br />

offene Fragen.<br />

Gründungs-Treffen Grüne Hochschulgruppe Uni <strong>Köln</strong><br />

Gut fünf Jahre gibt es an der Uni <strong>Köln</strong><br />

keine Grüne Hochschulgruppe mehr.<br />

<strong>Die</strong>s soll nicht so bleiben.<br />

Aus der <strong>Grünen</strong> Jugend und auf<br />

Anregung vom zuständigen Landesvorstands-Mitglied<br />

Arndt Klocke gibt es<br />

eine Initiative zur Neu-Gründung einer<br />

Hochschulgruppe.<br />

Ein erstes Treffen findet am <strong>Die</strong>nstag<br />

11. <strong>Mai</strong> ab 19 Uhr im <strong>Grünen</strong> Büro,<br />

Ebertplatz 23, statt. Anwesend wird auch<br />

die grüne Hochschulpolitikerin Ruth<br />

Seidl, MdL, sein. Im Rahmen ihrer NRW-<br />

Hochschultour besucht sie an diesem<br />

Tag die <strong>Köln</strong>er Uni. Angesichts aktueller<br />

Debatten z.B. um Studiengebühren,<br />

Elite-Unis und ZVS-Abschaffung gibt es<br />

genug Themen, um an der Hochschule<br />

politisch aktiv zu.<br />

Alle Interessieren sind herzlich zum<br />

ersten Treffen eingeladen. Kontakt über<br />

Arndt Klocke, arndt.klocke@gmx.de und<br />

Tel. 0221-4741991<br />

Arndt Klocke<br />

Bärbel Höhn, Grüne NRW-Umweltministerin<br />

stellt sich diesen und diskutiert<br />

mit Vertretern der Verbraucherzentrale<br />

und der Biotechnologie-<br />

Industrie.<br />

Auf in den Wahlkampf<br />

<strong>Die</strong> heiße Phase des EU-Wahlkampfes<br />

hat bereits begonnen. Plakate sind aufgehängt<br />

und überall in der Stadt stehen<br />

unsere <strong>Grünen</strong> Stände.<br />

Wer Grüne Positionen und Ideen an<br />

die Frau und an den Mann bringen will,<br />

muss wissen, wie er am Besten argumentiert<br />

und überzeugt. Deshalb fanden<br />

am 23. und 26. April im <strong>Grünen</strong><br />

Zentrum Wahlkampfschulungen zu<br />

aktuellen und kontroversen europapolitischen<br />

Themen statt.<br />

Zwischen fünfzehn und zwanzig<br />

interessierte und engagierte WahlkämpferInnen<br />

- unter ihnen viele<br />

Jugendliche - lauschten gebannt, was<br />

Edith Müller und Diana Siebert zur EU-<br />

Verfassung sagen konnten, Andrea Asch<br />

zur EU-Erweiterung, Angela Spitzig<br />

über die EU und die Kommunen und<br />

Kerstin Müller zum EU-Beitritt der<br />

Türkei. Und weil Wahlkampf auch Spaß<br />

machen soll, gab es leckeres Essen und<br />

Trinken.<br />

Es werden übrigens noch Helfer für<br />

den Wahlkampf gesucht! <strong>Die</strong> Koordinierung<br />

hat der AK Internationales übernommen.<br />

Dort gibt es alle nötigen Infos.<br />

Kontakt:<br />

Alexander Neu<br />

Tel. (0221) 2791026<br />

ak-internationales@web.de<br />

Patrick Kopischke<br />

Tel. (0221) 4742043<br />

ak-internationales@web.de<br />

Der Ortsverband Ehrenfeld lädt alle<br />

Interessierten herzlich ein!<br />

Nähere Informationen gibt es bei<br />

Christiane Martin, Tel. 0221-552663,<br />

Email: chr_martin@gmx.de.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 25


A d r e s s e n<br />

<strong>Kreisverband</strong> <strong>Köln</strong> (KV)<br />

Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong><br />

Mo. 14–19, Di. -Do. 10–14, Fr. 10–14<br />

9727888 9727889<br />

⌨ buero@gruenekoeln.de<br />

www.gruenekoeln.de<br />

Bank für Sozialwirtschaft<br />

BLZ 370 205 00, Kto.-<strong>Nr</strong>. 81 44 300<br />

Geschäftsführerin: Dr. Diana Siebert<br />

Mitgliederverwaltung und<br />

Buchführung:<br />

⌨ kevin@gruenekoeln.de<br />

Vorstand<br />

Csilla Imre 0172 21 70 582<br />

⌨ csilla.imre@netcologne.de,<br />

Jörg H. Penner 8875940<br />

⌨ J.H.Penner@t-online.de, Andreas<br />

Wolter, Dr. Ralf B. Unna 437359,<br />

Kirsten Reinhardt 2611817,<br />

⌨ kirsten.reinhardt@koeln.de<br />

Delegiertenrat<br />

Mo. nach Vereinbarung 19.30 Uhr, KV-Büro<br />

Ortsverbände (OV)<br />

OV 1: Innenstadt / Deutz<br />

c/o <strong>Kreisverband</strong>,<br />

Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong>,<br />

Anna Schönhütte, 4204495<br />

⌨ anna_schoenhuette@yahoo.com<br />

Elisabeth Thelen (BV) 221-25919<br />

⌨ elisabeth.thelen@stadt-koeln.de<br />

Roswitha Skladny (BV) 383939 383942<br />

www.gruenekoeln.de/bezirk1<br />

nach Vereinbarung<br />

OV 2: Rodenkirchen<br />

c/o Sabine Müller, Schwarzerlenweg<br />

42, 50999 <strong>Köln</strong>, 02236-322155<br />

⌨ sabine.mueller63@freenet.de<br />

Alexander Balint (BV), Jürgen Bürger<br />

(BV), Thomas Kahlix (BV), 3591-<br />

309, ⌨ gruene-bv2@stadt-koeln.de<br />

www.gruenekoeln.de/bezirk2<br />

Peter Sörries (MdR), 0179-2045306<br />

⌨ peter.soerries@koeln.de<br />

jeden 1. Do. im Monat und n.V.<br />

OV 3: Lindenthal / Sülz<br />

c/o Jan Körber 0172-7853041<br />

⌨ bezirk3@gruenekoeln.de,<br />

Gerhild Loer, 9435336<br />

⌨gerhildloer@netcologne.de,<br />

Josef Struhkamp 482637<br />

⌨ hsb-holzsystembau@t-online.de<br />

Ulla Theisling (BV), 444420,<br />

952949-55 952949-11, Sabine Pakulat,<br />

2825269,<br />

⌨ pakulat.zonneveld@gmx.de<br />

www.gruenekoeln.de/bezirk3<br />

jeden 2. und 4. Donnerstag im Mo.,<br />

20 Uhr, Kinderheim Sülzgürtel 47<br />

OV 4: Ehrenfeld<br />

Christiane Martin, Ottostr. 3, 50823<br />

<strong>Köln</strong>, 552663, ⌨<br />

chr_martin@gmx.de,<br />

Franz Dillmann (BV) 5102117<br />

Brigitta v. Bülow (BV) + 554171<br />

⌨ buelow@netcologne.de<br />

www.gruenekoeln.de/bezirk3<br />

nach Vereinbarung<br />

OV 5: Nippes<br />

Wilhelmstr. 36 • 50733 <strong>Köln</strong><br />

Friedel Steinforth 7327228<br />

⌨ steinforth@netcologne.de<br />

Horst Thelen (BV) ,<br />

728470 7392150<br />

⌨ nc-thelenho@netcologne.de<br />

OV: jeden 1. Mo. im Monat 20 Uhr,<br />

Wilhelmstr. 36, Sprechstunde: jeden<br />

Mo. 18–20 Uhr, Wilhelmstr. 36<br />

www.gruenekoeln.de/bezirk5<br />

BV: jeden Di. 20 Uhr, Neußer Str.<br />

450, Zi. 2.07, 221-95309 221-95394<br />

OV 6: <strong>Köln</strong>-Nord / Chorweiler<br />

c/o Bernhard Hanfland (BV)<br />

+ 7<strong>90</strong>1791,<br />

www.gruenekoeln.de/bezirk6<br />

jeden Di. 19:30 Uhr, Bezirksrathaus<br />

Chorweiler , Pariser Platz 1 + 221-<br />

96307<br />

OV 7: Porz / Poll<br />

Thomas Ehses, Salmstr. 16a, 51105<br />

<strong>Köln</strong> ⌨ post@t-ehses.de, <strong>Die</strong>ter Redlin<br />

(BV), + 02203 85792<br />

⌨ d.redlin@oleco.net<br />

www.gruenekoeln.de/bezirk7<br />

jeden letzten Di. im Monat<br />

19:30 Uhr, Bürgerzentrum Engelshof<br />

OV 8: Kalk<br />

c/o Georg Lücke, Eiserfelder Str. 28<br />

• 51109 <strong>Köln</strong>, 840501<br />

⌨ gruene.kalk@gmx.de,<br />

Wolfgang Füssenich (BV) 896684,<br />

Karin Schmidt (BV) ,<br />

854708, 0177 3985089,<br />

⌨ karin.schmidt@netcologne.de<br />

www.gruenekoeln.de/bezirk8<br />

jeden 4. Di. im Monat, 20 Uhr,<br />

in der Regel Bürgerhaus Kalk, Kalk-<br />

Mülheimer Str. 58, Clubraum<br />

(Veranstaltungsort vorher erfragen!)<br />

OV 9: Mülheim<br />

c/o Florian Haarmann, 618356<br />

Papageienstr. 20, 51063 <strong>Köln</strong><br />

⌨ symbiose@01019freenet.de<br />

Sabine Wenzel: 720 21 99, BV:<br />

Wiener Platz 2a , 51065 <strong>Köln</strong>, Raum<br />

642, 221-99309 221-99486<br />

Mach met! Rof ens an!<br />

Auf einen Blick: Adressen und Treffen<br />

von <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> in <strong>Köln</strong><br />

www.gruenekoeln.de/bezirk9<br />

nach Vereinbarung<br />

Parteiarbeitskreise<br />

Bundespolitik<br />

c/o Kerstin Ciba 0151/12 14 00 49,<br />

Patrick Kopischke, 4742043<br />

⌨ patrick_kopischke@web.de<br />

Thomas Gier, 323987<br />

ak-bundespolitik@web.de<br />

nach Vereinbarung<br />

GewerkschafterInnen<br />

c/o Andreas Hupke<br />

⌨ andreas.hupke@stadtkoeln.de<br />

nach Vereinbarung<br />

Internationales<br />

c/o Alexander Neu, ⌨ neual@gmx.de,<br />

279 1026<br />

Andrea Malorny, 0175 9443998<br />

Patrick Kopischke, 4742043<br />

⌨ patrick_kopischke@web.de<br />

ak-internationales@web.de<br />

Lesben<br />

c/o Ratsfraktion, Bürgerstr. 2 •<br />

50668 <strong>Köln</strong>, Regina Kobold 221-<br />

25917 ⌨ regina.kobold@stadtkoeln.de,<br />

Astrid Reimers + 315783<br />

nach Vereinbarung<br />

Migration<br />

c/o Iêda Maria da Costa Souza,<br />

427657 ⌨ iedasouza@aol.com,<br />

Karin Schmidt, 0177-3985089, ⌨<br />

Karin.Schmidt@koeln.de<br />

nach Vereinbarung<br />

Schwule<br />

c/o Christoph Goormann,<br />

⌨ christoph.goormann@stadt-koeln.de<br />

221-26063, Sitzung/Stammtisch:<br />

erster Mo i. Mo. 19 Uhr<br />

Wirtschaftspolitik<br />

c/o: Matthias Neumann<br />

⌨ m.neumann@stb-mengen.de<br />

0171/8763337), Matthias Lenk<br />

⌨ m.lenk@netcologne.de, 325667<br />

jeden dritten <strong>Die</strong>nstag im Monat<br />

im <strong>Grünen</strong> Zentrum, Ebertplatz 23<br />

Grüne Jugend<br />

c/o Kevin Liebig, 0177/ 7387178<br />

⌨ kevin@gruene-jugend-koeln.de<br />

Oona Grünebaum, 0175-5999755<br />

⌨ oona@gruene-jugend-koeln.de<br />

www.gruene-jugend-koeln.de<br />

Mi. 19 Uhr, KV-Büro, Ebertplatz 23<br />

26<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>


A d r e s s e n<br />

Ratsfraktion<br />

Bürgerstraße 2 • 50667 <strong>Köln</strong><br />

Mo.–Fr. 9–12, Mo.-Do. 13-16<br />

221-25919 221-24555<br />

⌨ gruene-fraktion@stadt-koeln.de<br />

jeden Mi. 18:30 Uhr, Ratsfraktion<br />

(„Mittwochskreis“)<br />

Ratsarbeitskreise<br />

Bürgerstraße 2 • 50667 <strong>Köln</strong><br />

Finanzen und Verwaltung<br />

Jörg Frank, MdR, 417157 4201147<br />

⌨ joerg.frank@stadt-koeln.de<br />

Rainer Holtmann 221-25914<br />

⌨rainer.holtmann@stadt-koeln.de<br />

nach Vereinbarung<br />

Frauen<br />

Susanne.Kremer-Buttkereit 221-<br />

25916 ⌨ Susanne.Kremer-<br />

Buttkereit@STADT-KOELN.DE<br />

Gaby Schlitt, MdR + 445194<br />

⌨ g.schlitt@netcologne.de<br />

Karin Schmidt, 0177-3985089<br />

⌨ Karin.Schmidt@koeln.de<br />

nach Vereinbarung<br />

Gesundheit<br />

Arif Ünal, MdR + 442633<br />

⌨ hami.arif@t-online.de<br />

Rainer Holtmann 221-25914<br />

⌨rainer.holtmann@stadt-koeln.de<br />

nach Vereinbarung<br />

Jugend<br />

Susanne.Kremer-Buttkereit 221-<br />

25916, ⌨ Susanne.Kremer-<br />

Buttkereit@STADT-KOELN.DE<br />

Gaby Schlitt, MdR + 445194<br />

⌨ g.schlitt@netcologne.de<br />

nach Vereinbarung<br />

Kunst und Kultur<br />

Peter Sörries, MdR 9339825<br />

Angela Spizig, MdR<br />

4300752 4300753<br />

⌨ ah.spizig@t-online.de<br />

Susanne.Kremer-Buttkereit 221-<br />

25916, ⌨ Susanne.Kremer-Buttkereit<br />

@stadt-koeln.de, nach Vereinbarung<br />

Schule und Bildung<br />

Sabine Ulke, MdR + 9641257<br />

Angelika Winkin, MdR<br />

6910916 9<strong>90</strong>077<strong>90</strong><br />

⌨ winkin@netcologne.de, Rita Lück<br />

⌨ rita.lueck@stadt-koeln.de, 221-<br />

25915, nach Vereinbarung<br />

Soziales<br />

Ossi Helling, MdR 470-5629<br />

⌨ ossi.helling@stadt-koeln.de<br />

nach Vereinbarung<br />

Sport<br />

Bettina Tull, MdR 5302739<br />

⌨ bettina.tull@stadt-koeln.de<br />

Götz Sonnenschein (SB) 6806606<br />

<strong>Die</strong>ter Göbel (SE) 7601797<br />

nach Vereinbarung<br />

Stadtentwicklung<br />

Barbara Moritz, MdR<br />

⌨ barbara.moritz@stadt-koeln.de<br />

Manfred Waddey, MdR<br />

9559800 9559801<br />

⌨ manfred.waddey@netcologne.de<br />

221-25915 Rita Lück<br />

nach Vereinbarung<br />

Umwelt<br />

Regina Kobold 221-25917<br />

⌨ regina.kobold@stadt-koeln.de<br />

Dr. Harald Junge, MdR + 5<strong>90</strong>2519<br />

Sabine Ulke, MdR + 9641257<br />

jeden Di. 17:30 Uhr, Ratsfraktion<br />

Verkehr<br />

Manfred Waddey, MdR<br />

9559800 9559801<br />

⌨ manfred.waddey@netcologne.de<br />

Bettina Tull, MdR 5302739<br />

⌨ bettina.tull@stadt-koeln.de<br />

221-25915 Rita Lück<br />

nach Vereinbarung<br />

Wirtschaft und Liegenschaften<br />

Jörg Frank, MdR, 417157 4201147<br />

⌨ joerg.frank@stadt-koeln.de<br />

Manfred Neugroda 811697<br />

Beschäftigung<br />

nach Vereinbarung<br />

Bürgermeisterin Angela Spizig<br />

Rathaus, Haus Neuerburg • 50667 <strong>Köln</strong><br />

221-26063 221-26064<br />

⌨ angela.spizig@stadt-koeln.de<br />

⌨ christoph.goormann@stadt-koeln.de<br />

Erläuterungen: Öffnungszeiten, Treffen, Postanschrift, Telefon, Fax,<br />

⌨ E-<strong>Mai</strong>l, Homepage, MdB Mitglied des Bundestags, MdL Mitglied des Landtags,<br />

MdR Mitglied des Rates, BV BezirksvertreterIn, SB SachkundieR BürgerIn,<br />

SE SachkundigeR EinwohnerIn<br />

In den Schulferien, an Feiertagen und bei besonderen Anlässen können die jeweiligen<br />

Treffen ausfallen. Deshalb empfiehlt es sich immer, bei den Ansprechpersonen<br />

nachzufragen. Alle Treffen sind öffentlich, können also von jeder und<br />

jedem besucht werden. <strong>Die</strong> Termine der Ratsarbeitskreise sind immer auch in der<br />

Ratsfraktion bekannt.<br />

Bundesverband<br />

Geschäftsstelle<br />

Platz vor dem Neuen Tor 1 • 10115 Berlin<br />

030 28442-0 030 28442-210<br />

⌨ info@gruene.de<br />

www.gruene.de<br />

Versand<br />

Weidendamm 1 • 15831 Groß-Kienitz<br />

033708 30<strong>90</strong>3 033708 30<strong>90</strong>5<br />

⌨ versand@gruene.de<br />

Bundestagsfraktion<br />

Platz der Republik 1 • 11011 Berlin<br />

030 227-55518 030 227-56552<br />

www.gruene.de<br />

Regional- und Wahlkreisbüros<br />

Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong><br />

Mo. 11-18; Di. 9-16; Mi.+Do. 9-17; Fr.<br />

9-14 Uhr<br />

Volker Beck, MdB<br />

⌨ regionalbuero.volkerbeck@netcologne.de<br />

Arndt Klocke 7201455 722278<br />

Kerstin Müller, MdB<br />

⌨ kerstin-in-koeln@t-online.de<br />

Daniel John 7220369 9725710<br />

Dr. Reinhard Loske, MdB<br />

Mülheimerstr. 7A • 51357 Leverkusen,<br />

⌨ LoskevorOrt@t-online.de<br />

Tilman Kuhl 0214/5008184<br />

0214/5005719, Di. und Do. 10.00 -<br />

16.00 Uhr und nach Absprache<br />

Landesverband NRW<br />

Jahnstraße 52 • 40215 Düsseldorf<br />

0211 38666-0 0211 38666-99<br />

⌨ info@gruene-nrw.de<br />

www.gruene-nrw.de<br />

Landesvorstand<br />

Arndt Klocke, 0221-4741991<br />

⌨ Klocke@gruene-nrw.de<br />

Kennedy-Ufer 2 • 50663 <strong>Köln</strong><br />

Landtagsfraktion NRW<br />

Platz des Landtags 1 • 40221 Düsseldorf<br />

0211 884-2860 0211 884-2870<br />

⌨ gruene@landtag.nrw.de<br />

www.gruene.landtag.nrw.de<br />

Bettina Tull 0211 884-2887<br />

Marianne Hürten, MdL<br />

Edeltraut Busalt-Schröder,<br />

0211 884-2349, -2658 -3521<br />

⌨ marianne.huerten@landtag.nrw.de<br />

Edith Müller, MdL<br />

Maria Bogdanou , Christiane Rennert<br />

0211 884-2068, -2802 -3008<br />

⌨ edith.mueller@landtag.nrw.de<br />

Fraktion im Landschaftsverband Rheinland<br />

Andrea Asch, Manfred Winnen, Stefan<br />

Peil. Geschäftsführerin: Ulrike<br />

Kessing, 809-3369 809-2560<br />

Mo-Fr. 9-15 ⌨ kessing@lvr.de<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 27


Postvertriebsstück G 4224 • Entgelt bezahlt<br />

<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>, <strong>Kreisverband</strong> <strong>Köln</strong><br />

Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong><br />

Terminkalender<br />

Veranstaltungshinweise <strong>Mai</strong> bis September <strong>2004</strong><br />

29.06. Podiumsdiskussion der SpitzenkandidatInnen<br />

zur Kommunalwahl, Im Media Park<br />

6, Journalistenschule, 18 00<br />

Ende Juni<br />

Auftakt Kommunalwahlkampf<br />

02.-04.07. CSD, Motto: "Schluss mit den Mogelpackungen"<br />

03.07 20 Jahre Grüne im LVR - Geburtstagsfeier,<br />

Mauenheimer 92, Alteberger Hof, 16 00<br />

03.07. CSD-Politikbühne: Diskussionsveranstaltungen<br />

"Schluss mit den Mogelpackungenkommunal"<br />

Theo-Burauen-Platz, 17 00<br />

04.07 Endspiel Fußball-EMLissabon<br />

10.-11. 07. LDK Hagen<br />

13. 07. Veranstaltung über Gesundheitsversorgung<br />

der MigrantInnen mit Arif Ünal<br />

13.07. AK Bundespolitik, Verbindungen zwischen<br />

Bundespolitik und Kommunalpolitik<br />

(genaues Thema steht noch nicht fest)<br />

15.07. Diskussionsabend beim Völklinger Kreis<br />

über Kommunalpolitik aus schwuler Sicht<br />

mit Andreas Wolter, Mauritiusplatz, Hotel<br />

Mauritius, 20 - 22<br />

20.07. AK-Internationales, Der Nahost-Konflikt,<br />

Grünes Zentrum, Ebertplatz 23, 20 00<br />

07.09. Veranstaltung über "Hunde in <strong>Köln</strong>" mit Ralf<br />

Unna<br />

14.09. AK Bundespolitik, Verbindungen zwischen<br />

Bundespolitik und Kommunalpolitik<br />

(genaues Thema steht noch nicht fest)<br />

19.09. Sommerfest der rechtsrheinischen <strong>Grünen</strong><br />

Porz, Oberstraße, Engelshof<br />

26.09. Kommunalwahl<br />

15.05. Kreis-MV: Verabschiedung des Kommunalwahlprogramms,<br />

Schule Nesselroder Str. 15,<br />

10-18 Uhr<br />

17.05. Bürgerinnen retten ihre Städte? Chancen<br />

und Grenzen von Stiftungen und PPP mit<br />

Michael Vesper, Hermann-Pünder-Str. 1,<br />

Horion, Raum Wupper, 19 30<br />

18.05. Wer wir sind und was wir wollen - NeueinsteigerInnentreff,<br />

Ebertplatz 23, 20 00<br />

25.05. AK-Internationales, Europawahl, Grünes<br />

Zentrum, Ebertplatz 23, 20 00<br />

27.05. Bärbel Höhn kommt - Gentechnik in Europa,<br />

Podiumsdiskussion, Ehrenfeld, Venloer Str.<br />

399, "<strong>Die</strong> Zeit der Kirschen", 19 30<br />

28.05. Europa wählt. Diskussion mit Andrea Asch,<br />

VHS Neumarkt, Info-Zentrum Europa, 20 15<br />

02.06. Wahlkampfhöhepunkt Europawahl, (<strong>Köln</strong>),<br />

mit Rebecca Harms, Innenstadt, Venloer<br />

Str., Stadtgarten<br />

03.06. Talk am Dom mit EuropakandidatInnen (für<br />

die <strong>Grünen</strong>: Andrea Asch), Domkloster,<br />

Domforum 17 00<br />

04.06. Bärbel Höhn bei Grüne <strong>Köln</strong>,<br />

Näheres bitte erfragen.<br />

08.06. AK Bundespolitik in Kooperation mit dem<br />

AK Umwelt, Erneuerbare Energien , Grünes<br />

Zentrum, Ebertplatz 23, 20 00<br />

10.06. Bundesweite Europahöhepunktsveranstaltung,<br />

Ddorf, Tonhalle<br />

12.06. Eröffnungspiel Fußball-EM Porto<br />

13.06. Europawahl<br />

22.06. AK-Internationales, <strong>Die</strong> aktuelle Situation in<br />

Indien und Pakistan, mit Barbara Böttger,<br />

Grünes Zentrum, Ebertplatz 23, 20 00<br />

<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>

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