Nr. 197• Mai 2004 - Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Köln
Nr. 197• Mai 2004 - Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Köln
Nr. 197• Mai 2004 - Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Köln
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Köln</strong>er Mitgliederrundbrief<br />
<strong>Mai</strong> <strong>2004</strong><br />
<strong>Nr</strong>. 197<br />
Auf nach Europa !<br />
!<br />
<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>
I n h a l t<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Inhaltsverzeichnis, Editorial 2<br />
Adressen 26-27<br />
Europa<br />
Grußwort an die <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong> 3<br />
Daniel Cohn-Bendit<br />
Willkommen in der Europäischen Union 4-6<br />
Christiane Martin<br />
<strong>Die</strong> Türkei gehört dazu 7<br />
Kerstin Müller<br />
Wer oder was ist die europäische Grüne Partei 8<br />
Diana Siebert<br />
Europawahl <strong>2004</strong> - jeder wählt, wo er wohnt 9<br />
Marius Hermanns<br />
“Auch im sozialen Bereich müssen die 10<br />
Grenzen fallen”. Interview mit Andrea Asch<br />
Europa und die Kommunen - <strong>Köln</strong> und Europa 12<br />
Angela Spizig<br />
Dany is back in Town 13<br />
Björn Troll<br />
Devise: In Vielfalt geeint. Von den Inhalten 14<br />
und der Notwendigkeit der EU-Verfassung<br />
Edith Müller<br />
Europa bringt Frauen nach vorn 16<br />
Marianne Hürten<br />
Kommt die EU-Verfassung 17<br />
Alexander Neu<br />
NRW<br />
Aktuelles aus dem Landtag 18<br />
Marianne Hürten und Edith Müller<br />
<strong>Die</strong> EU hat zehn Neue! Wahrscheinlich kennt ihr sie<br />
auch schon bestens, die neuen Mitgliedsstaaten!?<br />
Schließlich gab es ja überall Länderporträts zu sehen,<br />
hören und zu lesen. Inzwischen ist das Thema aus den<br />
Medienschlagzeilen verschwunden, denn auch die<br />
Feuerwerke zum Beitritt sind verlöscht. Aber die<br />
Europäische Union mit nun 25 Mitgliedern ist Realität!<br />
<strong>Die</strong> EU-Wahl steht kurz bevor, die Diskussionen über<br />
die EU-Verfassung laufen auf Hochtouren - Gründe<br />
genug auch für uns, weder Zeit noch Mühe zu scheuen.<br />
Vor euch liegt ein Europa-Heft des Mach Et mit sieben<br />
farbigen Seiten und voll mit Informationen. Wir<br />
wünschen euch gute Unterhaltung.<br />
Übrigens sind wir auch gewachsen. <strong>Die</strong> Mach Et-<br />
Redaktion hat zwar nicht zehn neue, aber eine. Seit<br />
einigen Wochen verstärkt Christiane Martin aus dem<br />
OV Ehrenfeld unser Team.<br />
Europäische Grüße<br />
Euer Redaktionsteam<br />
<strong>Köln</strong><br />
Der Entwurf zum Kommunalwahlprogramm 20<br />
Jörg Penner<br />
Listen zur Kommunalwahl 20<br />
Pressemitteilung zum Austritt von 22<br />
Ralph Scherbaum<br />
Welche Eliten braucht das Land 23<br />
Tilman Kuhl<br />
Kurz notiert 24-25<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
V.i.S.d.P.:<br />
Druck:<br />
Vertrieb:<br />
Redaktion:<br />
Erscheinung:<br />
Preis:<br />
<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / DIE GRÜNEN, <strong>Kreisverband</strong> <strong>Köln</strong> • Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong><br />
Csilla Imre, Jörg Heinrich Penner<br />
Bernd Roelle, print giveaways display, Dohmengasse 9, 50829 <strong>Köln</strong><br />
KV-Büro • Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong><br />
Marius Hermanns, Christiane Martin, Dr. Helma Pasch, Dr. Ralf B. Unna, Anke Waldmann<br />
Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong> 9727888 9727889 ⌨ redaktion@mach-et.de<br />
⌨ machet@gruenekoeln.de<br />
4x jährlich<br />
1 Euro, Mitglieder kostenlos<br />
Unverlangt eingesandte Manuskripte nehmen wir gerne entgegen. Haftung wird nicht übernommen.<br />
Gedruckt auf holzfreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.
E u r o p a<br />
Grußwort an die <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong><br />
Liebe <strong>Köln</strong>er Grüne, liebe Freunde,<br />
am 13. Juni wählen wir ein neues<br />
Europaparlament. Nur vier Tage später<br />
werden die 25 Staats- und Regierungschefs<br />
der erweiterten Europäischen<br />
Union über den Verfassungsentwurf des<br />
Konvents entscheiden. Wir brauchen<br />
diese Verfassung, damit das Europa der<br />
455 Millionen handlungsfähig bleibt und<br />
zu Veränderungen in der Lage ist.<br />
Wenn wir daran interessiert sind, in<br />
der Klimapolitik oder in der Friedenspolitik<br />
etwas zu erreichen, müssen wir<br />
dies europaweit tun.<br />
Lasst uns daher am 13. Juni unsere<br />
Stimmen nutzen, um den Staatschefs der<br />
EU zu zeigen, was für ein Europa wir<br />
wollen! Wir Grüne möchten ein Europa,<br />
das im Umweltbereich, bei den Themen<br />
Frieden und sozialer Gerechtigkeit eine<br />
Seit dem 18. April <strong>2004</strong> kann der<br />
europäische Verbraucher zum Beispiel<br />
selbst bestimmen, ob er genveränderte<br />
Lebensmittel kaufen will oder nicht. An<br />
der EU-Verordnung, der wir dies verdanken,<br />
hatten das Europäische Parlament<br />
und nicht zuletzt die europäischen<br />
<strong>Grünen</strong> entscheidenen Anteil.<br />
Für die Zukunft fordern wir jedoch<br />
eine noch konsequentere Etikettierung<br />
genveränderter Lebensmittel sowie die<br />
Einführung von GVO-freien Zonen.<br />
Darüber hinaus möchten wir die Abschaffung<br />
des Euratom-Vertrages noch<br />
vor 2007 erreichen und mit dem frei<br />
werdenden Geld erneuerbare Energien<br />
fördern. Und wir werden auf einen<br />
Klima-Stabilitätspakt für Europa und<br />
eine Reduzierung des Straßengüterverkehrs<br />
drängen, um nur einige der<br />
<strong>Grünen</strong> Schwerpunkte in der nächsten<br />
Legislaturperiode des Europaparlaments<br />
zu nennen.<br />
Daniel Cohn-Bendit spricht in Kettenis<br />
Doch diese Verfassung ist nur ein<br />
erster Schritt. <strong>Die</strong> kommenden fünf Jahre<br />
werden entscheiden, welche Richtung<br />
die Union in Zukunft einschlägt. Europa<br />
muss demokratischer und transparenter<br />
werden, um endlich das Vertrauen der<br />
Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen,<br />
um eine europäische Öffentlichkeit zu<br />
entwickeln.<br />
Mit der Gründung der Europäischen<br />
<strong>Grünen</strong> Partei im Februar diesen Jahres<br />
in Rom haben wir einen ersten Beitrag<br />
dazu geleistet und gezeigt, dass wir<br />
Europa ernst nehmen. Wir Grüne führen<br />
nicht 25 einzelne nationale Wahlkämpfe,<br />
sondern einen europäischen - gemeinsam<br />
mit <strong>Grünen</strong> von Lettland bis Portugal.<br />
Denn wir müssen den Menschen<br />
klar machen, dass es eine ganze Reihe<br />
von Problemen gibt, die wir national<br />
nicht lösen können.<br />
wirkliche Macht repräsentiert. Eine wirkliche<br />
Macht für eine faire Globalisierung,<br />
für Kultur und für den Kampf<br />
um Menschenrechte. Ein<br />
solches Europa, ein anderes<br />
Europa ist möglich und wir<br />
entscheiden darüber!<br />
Wie häufig hören wir, das<br />
europäische Parlament habe<br />
keinen Einfluss und es lohne<br />
sich daher nicht, am 13. Juni<br />
zur Wahl zu gehen. Welch ein<br />
Unfug! Das Europäische<br />
Parlament hat zwar in der Tat<br />
noch lange nicht genug Kompetenzen.<br />
Doch schon heute<br />
entscheidet es in vielen<br />
Bereichen mit, die uns direkt<br />
betreffen - insbesondere in<br />
der Verbraucher- und in der<br />
Umweltpolitik.<br />
Am 13. Juni geht es also darum, was<br />
für ein Europa wir wollen - eine reine<br />
Freihandelszone, oder ein Europa, dass<br />
seine soziale und ökologische Verantwortung<br />
für seine Bürger und für die<br />
ganze Welt ernst nimmt. Ich meine,<br />
Europa ist eine Chance für grüne Politik<br />
- nutzen wir sie!<br />
Euer Dany<br />
Diana Siebert, Andrea Asch und Dany starten den<br />
grünen Staffellauf durch die belgische, französische<br />
und deutsche Region<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong><br />
3
E u r o p a<br />
Willkommen in der Europäischen Union<br />
Seit 1. <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> gehören<br />
zehn neue Staaten zur<br />
EU.<br />
Das bedeutet unkompliziertes<br />
Reisen, mehr<br />
Chancen für Umweltschutz<br />
und Frieden in<br />
Europa, stärkerer europäischer<br />
Binnenmarkt,<br />
höherer innere Sicherheit<br />
- genug gute Gründe<br />
für die Osterweiterung.<br />
Aber wer sind die<br />
neuen Nachbarn<br />
überhaupt? Und gibt es<br />
da auch Grüne?<br />
Christiane Martin<br />
Karte: Europäische Gemeinschaften 2003<br />
<strong>Die</strong> Europäische Union<br />
Estland<br />
Fläche: 45.227 qkm<br />
Hauptstadt: Tallinn (Reval)<br />
Bevölkerung: 1,439 Mio.<br />
Estland ist etwas größer als Dänemark. Nur 65 % der Bevölkerung<br />
sind gebürtige Esten; 30 % stellen eine teilweise diskriminierte<br />
Minderheit aus Russland. Estland hat einen wirtschaftlich<br />
bedeutungsvollen <strong>Die</strong>nstleistungssektor und ist<br />
bekannt für eine außerordentlich hohe Internetvernetzung.<br />
Immerhin 46 % der Bevölkerung sind online. Im benachbarten<br />
Lettland sind es nur 15 %. Als im Anfang 2003 über den EU-<br />
Beitritt abgestimmt wurde votierten 56 % für die Mitgliedschaft.<br />
Grüne Partei: Eesti Rohelised Estonia<br />
Sie wurde 1989 aus der Estonian Green Movement (EGM) heraus<br />
gegründet, trat bei der letzten nationalen Wahl nicht an<br />
und hat demzufolge keine Abgeordneten im Parlament.<br />
(www.roheline.ee)<br />
See im Südosten Estlands<br />
Epa Foto/Nipa/Timur<br />
Nisametdinov<br />
Lettland<br />
Fläche: 64.589 qkm<br />
Hauptstadt: Riga<br />
Bevölkerung: 2,34 Mio.<br />
Lettland ist der mittlere baltische Saat und etwas kleiner als<br />
Bayern. Hier leben nur 60 % Letten. Der Rest der Bevölkerung<br />
stammt aus Polen, Russland, Weißrussland und der Ukraine.<br />
Lettland ist das wichtigste Transitland zwischen Russland<br />
und Westeuropa. Für den EU-Beitritt stimmten im September<br />
2003 zwei Drittel der Letten.<br />
Grüne Partei:<br />
Latvian Green<br />
Party (LGP). Mit<br />
123 Mitgliedern<br />
wurde 19<strong>90</strong> die<br />
Lettische Grüne<br />
Partei gegründet.<br />
Heute sind<br />
es 450 Mitglieder.<br />
<strong>Die</strong> LGP<br />
Hafen in Skulte<br />
tritt seit 2001 gemeinsam<br />
mit<br />
der Latvian Rustic<br />
Union (LRU) als gemeinsame Partei Greens and Rustic union<br />
(GRU) auf. Bei der letzten nationalen Wahl holten sie<br />
zusammen 9,47 % der Stimmen und haben damit 12 Sitze<br />
im Parlament und drei Minister, von denen der Umweltminister<br />
ein Grüner ist. (www.zp.lv)<br />
Epa Photo/Afi/Aigars Jansons<br />
4<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
E u r o p a<br />
Litauen<br />
Fläche: 65.300 qkm<br />
Hauptstadt: Wilna (Vilnius)<br />
Bevölkerung: 3,484 Mio.<br />
Seit 19<strong>90</strong> ist Litauen unabhängig. Es ist der größte der baltischen<br />
Staaten, der neben den gebürtigen Litauern auch<br />
einer starken russischen und polnischen Minderheit Heimat<br />
ist.<br />
Epa Photo/Afi/Aigars Jansons<br />
Malta<br />
Kaunas<br />
Fläche: 316 qkm<br />
Hauptstadt: Valletta<br />
Bevölkerung: 388.000<br />
Mit überwältigender<br />
Mehrheit haben die<br />
Litauer im <strong>Mai</strong> 2003<br />
dem EU-Beitritt des<br />
baltischen Staates zu<br />
gestimmt.<br />
Rund <strong>90</strong> % der Wähler<br />
votierten dafür.<br />
Grüne Partei:<br />
Als einziges der EU-<br />
Beitrittsländer hat<br />
Litauen keine grüne<br />
Partei.<br />
<strong>Die</strong> Insel Malta ist das kleinste EU-Land. Seit 1964 ist sie<br />
von England unabhängig, gehört aber noch zum Commonwealth<br />
und pflegt neben Maltesisch auch Englisch als<br />
Landessprache. Nur eine knappe Mehrheit der Wähler<br />
stimmte auf Malta für den EU-Beitritt ihres Landes.<br />
Grüne Partei: Alternattiva Demokratika Malta (AD)<br />
Sie entstand in den späten 1980er Jahren und hatte<br />
Schwierigkeiten, sich im maltesischen Zwei-Parteien-System<br />
zu etablieren. Durch ihre Befürwortung des Referendums<br />
zum EU-Beitritt hat sie viele Sympathisanten gewonnen<br />
und konnte sich in lokalen Parlamenten Sitze verschaffen,<br />
im nationalen Parlament allerdings nicht.<br />
(www.alternattiva.org.mt/adenglish)<br />
Landschaft in der Nähe von Bidnija<br />
Epa Photo Lino Arrigo Azzopardi<br />
Polen<br />
Fläche: 322.685 qkm<br />
Hauptstadt: Warschau (Warszawa)<br />
Bevölkerung: 38,6 Mio.<br />
Nach Fläche<br />
und der Bevölkerungszahl<br />
her wird Polen<br />
das sechstgrößte<br />
Land der EU<br />
sein. Es weist<br />
den größten<br />
Binnenmarkt<br />
der Beitrittsländer<br />
auf und<br />
gehört zu den<br />
Altstadt von Danzig (Gdansk)<br />
am stärksten<br />
wachsenden Volkswirtschaften in Europa. Beim Referendum<br />
zum EU-Beitritt stimmten 77 % dafür.<br />
Grüne Partei: Zieloni<br />
Erste Versuche einer Parteigründung in den 19<strong>90</strong>er Jahren<br />
scheiterten. Für die Europäischen <strong>Grünen</strong> war daher lange Zeit<br />
lediglich das Ökologische Forum, eine Fraktion innerhalb de Union<br />
für Freiheit, ein anerkannter Partner. Im September 2003 gründete<br />
sich aus verschiedenen Nichtregierungsorganisationen (NGOs)<br />
heraus eine eigenständige Grüne Partei. (www.zieloni.org)<br />
Slowakei<br />
Fläche: 40.035 qkm<br />
Hauptstadt: Bratislava<br />
Bevölkerung: 5,4 Mio.<br />
<strong>Die</strong> Slowakei ist etwas größer als Niedersachsen und seit 1993<br />
unabhängig. In der Slowakei leben 75 % Slowaken, 10 % Ungarn,<br />
9 % Roma und 1 % Tschechen. Mit deutlicher Mehrheit haben<br />
sich die Slowaken für den Beitritt ihres Landes zur EU ausgesprochen.<br />
<strong>Die</strong> Wahlbeteiligung lag allerdings nur knapp über<br />
den erforderlichen 50 %.<br />
Grüne Partei: Strana Zelenych na Slovensku (GPS)<br />
<strong>Die</strong> GPS wurde 1989/<strong>90</strong> gegründet und hat eine wechselvolle Geschichte<br />
mit verschiedensten Koalitionen und Parteiabspaltungen<br />
hinter sich. Seit 2001 gibt es eine Neustrukturierung mit dem Ziel<br />
als unabhängige Partei ins nationale Parlament einzuziehen.<br />
(www.greenparty.sk)<br />
Schloss im Westen der Slowakei<br />
Epa Photo/CTK/Samuel Kubani<br />
Epa Photo Epa Janek Skarzynksi<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 5
<strong>Die</strong> Beitrittsländer<br />
Slowenien<br />
Fläche: 20.273 qkm<br />
Hauptstadt: Ljubljana<br />
Bevölkerung: 1,9 Mio.<br />
<strong>Die</strong> ehemalige jugoslawische Republik Slowenien<br />
ist etwas kleiner als Hessen. Es leben hier etwa 2<br />
Mio. Slowenen inklusive einer kleinen Minderheit<br />
von Serben und Kroaten. In Slowenien liegen<br />
Standards und Pro-Kopf-Einkommen nur knapp<br />
unter dem europäischen Durchschnitt.<br />
Grüne Partei:<br />
Für die Europawahl haben die <strong>Grünen</strong> Sloweniens<br />
ein <strong>Bündnis</strong> mit der Jugendpartei SMS geschlossen<br />
und deshalb wohl eine Chance auf ein Abgeordneten-Mandat<br />
im künftigen Europaparlament.<br />
Brücke "Tromostovje" in Ljubljana<br />
Tschechien<br />
Fäche: 78.866 qkm<br />
Hauptstadt: Prag (Praha)<br />
Bevölkerung: 10,3 Mio.<br />
Epa Photo/Antonio Bat<br />
Tschechien hat sich 1993 von der Slowakei getrennt<br />
und ist etwas kleiner als Österreich. Der Außenhandel<br />
ist auf Westeuropa orientiert: 70 % aller<br />
Exporte gehen in die EU. Bei der Abstimmung zum<br />
EU-Beitritt stimmten 77,3 % mit Ja.<br />
Grüne Partei: Strana Zelenych<br />
<strong>Die</strong> Grüne Partei in Tschechien wurde bereits 19<strong>90</strong><br />
gegründet und hat sich nach vielen innerparteilichen<br />
Querelen 2003 reformiert. Zurzeit gibt es<br />
keinen Abgeordneten im nationalen Parlament.<br />
www.stranazelenych.cz<br />
Ungarn<br />
Fläche: 93.000 qkm<br />
Hauptstadt: Budapest<br />
Bevölkerung: 10,1 Mio.<br />
Ungarn entspricht von der Fläche und der Bevölkerungszahl her in etwa<br />
Portugal. Das Land ist wegen seiner liberalen Gesetze, dem hohen<br />
Ausbildungsniveau und der guten Infrastruktur bei ausländischen<br />
Investoren beliebt. Rund 84 %der Wähler haben in Ungarn für den EU-<br />
Beitritt gestimmt. Allerdings ging nicht einmal jeder Zweite zur Wahl.<br />
Zypern<br />
Fläche: 9.251 qkm<br />
Hauptstadt: Nicosia (Levkosia)<br />
Bevölkerung: 755.000<br />
<strong>Die</strong> geteilte Insel ist<br />
halb so groß wie Sachsen.<br />
Da die griechischen<br />
Zyprioten eine<br />
Wiedervereinigung mit<br />
den türkischen ablehnten,<br />
tritt nur der griechische<br />
Teil der Insel<br />
der EU bei. <strong>Die</strong>ser Teil<br />
ist dank niedriger Steuern<br />
und eines starken<br />
<strong>Die</strong>nstleistungssektors<br />
sehr wohlhabend.<br />
Budapest mit Donau und Parlamentsgebäude<br />
Grüne Partei: Zöld Demokraták Szövetsége<br />
In einem <strong>Bündnis</strong> mit anderen kleinen Parteien haben die <strong>Grünen</strong> in<br />
Ungarn und bei der letzten Nationalwahl 3,9 % errungen. Sie haben sich<br />
für den EU-Beitritt, aber gegen einen NATO-Beitritt ihres Landes<br />
ausgesprochen, was ihnen zusätzlich Sympathien brachte. Sie haben<br />
eine Chance, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. (www.zd.hu)<br />
Präsidentenpalast in Nicosia<br />
Epa Photo/Attila Kisbenedek<br />
Epa Photo/Katia Christodoulou<br />
Karlsbrücke und Prager Schloss<br />
Epa Photo/CTK/Libor Hajksy<br />
Grüne Partei: Cyprus Green Party, 1996 gegründet<br />
Seit 2001 sitzt ein Grüner Abgeordneter im Parlament. Sie verbucht auf<br />
nationaler Ebene Erfolge wie das Verbot von Militärübungen der<br />
Engländer in Akamas und ein Werbeverbot von Zigaretten in der Nähe<br />
von Schulen. <strong>Die</strong> Ziele sind eine andere Tourismuspolitik ohne Förderung<br />
des Golftourismus; die Reduzierung der innerstädtischen<br />
Umweltverschmutzung und die Entnuklearisierung der östlichen<br />
Mittelmeerregion. (www.cyprus-green-party.org)<br />
6<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
E u r o p a<br />
<strong>Die</strong> Türkei gehört dazu<br />
<strong>Die</strong>ses Jahr ist für die Beziehungen<br />
zwischen der EU und der Türkei von besonderer<br />
Bedeutung, denn im Dezember<br />
werden die Staats- und Regierungschefs<br />
über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen<br />
mit der Türkei entscheiden.<br />
Damit setzt der Europäische<br />
Rat um, was bereits seit 1963 vereinbart<br />
ist, nämlich die Möglichkeit einer<br />
Vollmitgliedschaft.<br />
Seit gut vierzig Jahren bestehen<br />
bereits die engen Beziehungen zwischen<br />
der EU und der Türkei, die 1996 mit der<br />
Errichtung einer Zollunion eine neue<br />
Qualität bekommen hat. Seit 1999 hat<br />
die Türkei zudem den Status eines<br />
Beitrittskandidaten.<br />
Klare Beitrittsregeln<br />
Für einen Beitritt zur EU gelten klare<br />
Regeln, die die EU 1993 in den Kopenhagener<br />
Kriterien festgelegt hat. Zu den<br />
politischen Kriterien zählen stabile<br />
rechtsstaatliche und demokratische<br />
Institutionen, die garantierte Einhaltung<br />
der Menschenrechte sowie der Schutz<br />
von Minderheiten. <strong>Die</strong>se Bedingungen<br />
sind nicht verhandelbar - die Türkei<br />
muss sie vor der Aufnahme von Verhandlungen<br />
erfüllen.<br />
Erste große Schritte in die richtige<br />
Richtung hat das Land bereits unternommen<br />
- die türkische Regierung hat<br />
ein hohes Reformtempo angeschlagen<br />
und für das Land weitreichende Veränderungen<br />
durchgesetzt: Das Militär<br />
unterliegt jetzt stärker als bisher einer<br />
zivilen Kontrolle, Folter und Todesstrafe<br />
wurden abgeschafft, die Rechte religiöser<br />
und ethnischer Minderheiten<br />
gestärkt - wovon vor allem die Kurden<br />
profitieren.<br />
<strong>Die</strong>se Veränderungen sind auch die<br />
Folge einer glaubwürdigen Beitrittsperspektive,<br />
die eine enorme politische<br />
Dynamik ausgelöst hat. Dennoch: Es<br />
bleibt viel zu tun. Der Gesetzgeber ist<br />
oft schon weiter als Polizei und Justiz,<br />
denn diese verschleppen noch zu häufig<br />
die Umsetzung der Reformgesetze. Deshalb<br />
wird die EU in ihrem Fortschrittsbericht,<br />
der die Grundlage für eine<br />
Aufnahme von Beitrittsverhandlungen<br />
sein wird, besonderes Augenmerk auf<br />
die Realisierung der Reformen legen.<br />
<strong>Die</strong> Aufnahme eines Landes mit<br />
überwiegend muslimischer Bevölkerung<br />
wie der Türkei hätte Modellcharakter.<br />
Ein Türkei-Beitritt liegt im strategischen<br />
Interesse der EU und<br />
Deutschlands<br />
Sie würde zeigen, dass sich Islam, Demokratie<br />
und Menschenrechte verbinden<br />
lassen und würde helfen, die Kluft<br />
zwischen den westlichen Ländern und<br />
den islamisch geprägten Staaten zu<br />
überwinden. Damit könnte den Parolen<br />
islamistischer Terroristen von einem<br />
angeblich islam-feindlichen Westen<br />
wirksam entgegengewirkt werden. Wir<br />
Europäer würden zeigen: Kampf der<br />
Kulturen? Ohne uns! Denn es geht nicht<br />
um ein Gegeneinander von westlicher<br />
und islamischer Welt, sondern darum,<br />
dass Moslems und Christen gemeinsam<br />
die gleichen Werte vertreten und für sie<br />
streiten.<br />
Eine modernisierte, fest in der EU<br />
verankerte Türkei wäre ein Stabilitätsfaktor<br />
für den gesamten Nahen und<br />
Mittleren Osten. Es ist politisch kurzsichtig<br />
anzunehmen, die EU würde von<br />
der instabilen Lage in dieser Region nach<br />
einem Türkei-Beitritt stärker als bisher<br />
betroffen. In einer globalisierten Welt ist<br />
Europa von allen Entwicklungen - ob<br />
nah oder weit entfernt - unmittelbar<br />
tangiert.<br />
Ein EU-Beitritt der Türkei wäre ein<br />
kaum zu überschätzendes Zeichen für<br />
den Dialog mit dem Islam weltweit und<br />
auch in Deutschland. <strong>Die</strong> Integration der<br />
hier lebenden etwa 2,2 Millionen<br />
Menschen türkischer Abstammung<br />
würde wesentlich erleichtert. Und das<br />
nicht erst bei der Aufnahme der Türkei<br />
sondern bereits nach dem Beginn der<br />
Beitrittsverhandlungen.<br />
EU ist Wertegemeinschaft -<br />
haben CDU/CSU das<br />
verstanden?<br />
Teile von CDU/CSU behaupten, die<br />
Türkei gehöre kulturell nicht zu Europa.<br />
Sie vergessen, dass Europa durch viele<br />
religiöse und nicht-religiöse Einflüsse<br />
geprägt worden ist. Grundsätzlich<br />
definiert sich die EU nicht als Religionssondern<br />
als Wertegemeinschaft, die auf<br />
der Achtung der Menschenrechte, auf<br />
Demokratie und Solidarität beruht. <strong>Die</strong><br />
Union ist zu feige, klar zu sagen, dass<br />
sie die EU als christlichen Club betrachtet,<br />
in dem muslimisch geprägte Länder<br />
keinen Platz haben.<br />
Den Konservativen geht es nicht um<br />
Akzeptanz, sondern um Ausgrenzung.<br />
<strong>Die</strong> CSU ist schamlos genug, die<br />
Europawahl am 13. Juni zur Abstimmung<br />
über einen EU-Beitritt der Türkei<br />
machen zu wollen. Das erinnert fatal an<br />
Roland Kochs Kampagne gegen die<br />
doppelte Staatsbürgerschaft, Motto: Wo<br />
kann ich hier gegen Ausländer unterschreiben?<br />
Solchen Tendenzen treten wir Grüne<br />
entschieden entgegen: Wir streiten für<br />
Toleranz und Integration. Denn eine<br />
Störung des Verhältnisses zur Türkei -<br />
und nichts anderes würde übrigens die<br />
von CDU/CSU geforderte "privilegierte<br />
Partnerschaft" bedeuten - wäre ein<br />
enormer Rückschlag für den Reformprozess<br />
in der Türkei und ein fatales<br />
Signal für die hier lebenden türkisch<br />
stämmigen Menschen.<br />
Reformprozess noch nicht<br />
beendet<br />
Für die Türkei bleibt noch viel zu tun,<br />
bis sie reif für den Beitritt ist. Sie muss<br />
klare Regeln erfüllen. Wenn sie das<br />
geschafft hat, darf der Aufnahme von<br />
Beitrittsverhandlungen nichts mehr im<br />
Wege stehen. Denn von einer Aufnahme<br />
der Türkei in die EU werden beide<br />
Seiten in sicherheitspolitischer, wirtschaftlicher<br />
und kultureller Hinsicht<br />
profitieren.<br />
Kerstin Müller<br />
Staatsministerin im Auswärtigen Amt<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 7
E u r o p a<br />
Wer oder was ist die Europäische Grüne Partei?<br />
<strong>Die</strong> Parteivorsitzenden der EPG<br />
Gracia Francescata & Pekka Haavisto<br />
<strong>Die</strong> Globalisierung schreitet voran.<br />
Politische Parteien müssen darauf nicht<br />
nur eine inhaltliche, sondern auch eine<br />
organisatorische Antwort finden. JedeR<br />
hat mir in Gesprächen zugestimmt:<br />
Wenn die EU sich erweitert und - nicht<br />
zuletzt durch einen Verfassungsvertrag<br />
- vertieft, dann sollten auch wir Grüne<br />
uns europaweit enger zusammen<br />
schließen.<br />
Am 21. Februar haben wir auf dem<br />
4. Kongress der Europäischen Föderation<br />
Grüner Parteien die EURO-<br />
PÄISCHE GRÜNE PARTEI (European<br />
Green Party, EGP) gegründet. Keine<br />
Partei ist da so weit wie wir. Wir sind<br />
nicht nun nicht nur DIE Europapartei in<br />
Deutschland - wir sind agieren auch<br />
europaweit als eine Partei: mit einem<br />
gemeinsamen Manifest (abgedruckt im<br />
"deutschen" Europawahlprogramm, S.<br />
14-22), einer gemeinsamen Kampagne<br />
(diese startete am 28. April in Brüssel)<br />
und einem gemeinsamen Spitzenteam.<br />
Auf dem Weg dahin stand die oft<br />
mühsame Arbeit von oft<br />
nicht sehr bekannten<br />
<strong>Grünen</strong> (wie zum Beispiel<br />
mir) gegen viele objektive<br />
wie auch innergrüne<br />
Schwierigkeiten. Objektive<br />
Schwierigkeiten waren: Es<br />
gab keine EU-Gesetz über<br />
Europäische Parteien und<br />
keine Regelung über die<br />
Finanzierung europaweit<br />
wirkender Parteien. Viel<br />
wichtiger aber: das Europäische<br />
Parlament (EP) hat<br />
zwar seine Kompetenz in<br />
den letzten Jahrzehnten<br />
nach und nach ausweiten<br />
können - jedoch hat es immer noch<br />
vergleichsweise wenig zu bestimmen.<br />
Daher sind die Fraktionen im EP nicht<br />
so diszipliniert wie beispielsweise im<br />
Bundestag. <strong>Die</strong> ParlamentarierInnen verstehen<br />
sich teilweise immer noch mehr<br />
als Abgeordnete ihres Nationalstaats<br />
denn als VertreterInnen ihrer politischen<br />
Richtung.<br />
<strong>Die</strong> innergrünen Schwierigkeiten<br />
lassen sich grob in inhaltliche und<br />
organisatorische unterscheiden. Inhaltlich<br />
gibt es starke Differenzen, wofür<br />
hier wenige Beispiele genügen müssen:<br />
<strong>Die</strong> schwedischen <strong>Grünen</strong> sind gegen<br />
den Euro und gegen die Legalisierung<br />
von Prostitution. <strong>Die</strong> (griechischen)<br />
<strong>Grünen</strong> Zyperns gegen den UN-<br />
Friedensplan - während die grüne EP-<br />
Fraktion vehement dafür ist. Auch wir<br />
von <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> waren oft<br />
einsame Minderheit: fast alle Grüne<br />
Parteien Europas waren gegen den<br />
Kosovo/ Jugoslawien-Krieg. Mehr europäische<br />
Integration heißt hier also auch<br />
weniger "grüne" nationale Alleingänge.<br />
<strong>Die</strong> Parteivorsitzenden von <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong>/<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>, Angelika<br />
Beer (Mitte) und Reinhard Bütikofer (rechts) geben<br />
per Unterschrift ihre Macht teilweise an die Europäische<br />
Ebene ab<br />
Damit sind wir bei den organisatorischen<br />
Schwierigkeiten. <strong>Die</strong> kleinen<br />
der 32 EGP-Parteien - sie repräsentieren<br />
meist unter 40.000 WählerInnen -<br />
möchten ihr Gewicht in dem entscheidenden<br />
Gremium der EGP - dem<br />
COUNCIL - nicht verlieren. Sie haben<br />
in diesem oft Gremium 1 Sitz mit 2<br />
Stimmen. Sie würden bei einer echten<br />
Europäischen <strong>Grünen</strong> Mitgliedspartei<br />
untergehen. <strong>Die</strong> FunktionsträgerInnen<br />
in den großen grünen Parteien (<strong>Bündnis</strong><br />
<strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> stehen für das Hundertfache,<br />
nämlich über 4 Millionen Wählerstimmen)<br />
hingegen möchten die auf<br />
nationaler Ebene vorhandene politische<br />
Macht nicht auf ein europaweites Gremium<br />
übertragen, das ihnen in solchen<br />
harten politischen Fragen wie Friedensund<br />
Steuerpolitik hineinredet.<br />
<strong>Die</strong> Gründung der EGP in Rom am<br />
20.-22. Februar war ein beeindruckendes<br />
Spektakel. Balsam für die Europäische<br />
Grüne Seele. Ansporn für einen aktiven<br />
Wahlkampf zu Hause. Aber es blieb<br />
auch der deutschen Presse (TAZ 23.2.,<br />
Stadt-Anzeiger und anderen) nicht<br />
verborgen, dass sich an den Strukturen<br />
der EGP nicht viel verändert hat. Wir<br />
wählten zum Beispiel auf dem Kongress<br />
keinen Vorstand, das Spitzenteam<br />
wurde per Akklamation gefeiert und alle<br />
Beschlüsse des Kongresses fassten die<br />
260 Delegierten just in der Zeit, als die<br />
jeweiligen Parteivorsitzenden am<br />
anderen Ende in Rom feierlich die Parteigründung<br />
unterzeichneten. Das Wahl-<br />
Manifest war schon im November vom<br />
COUNCIL in Luxemburg verabschiedet<br />
worden und wurde nicht diskutiert.<br />
Deine Unterstützung der EGP -<br />
jetzt ab 12 Euro im Monat<br />
Einen kleinen Schritt auf dem Weg zu<br />
einer echten Europäischen Mitgliederpartei<br />
haben wir am 8. November in<br />
Luxemburg gemacht: es gibt jetzt die<br />
Möglichkeit des "individual supporting".<br />
Jedes Mitglied einer EGP-Mitgliedspartei<br />
kann sich als EinzelunterstützerIn (Individual<br />
supporter) der EGP registrieren<br />
lassen. <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> wollen<br />
dies auf dem Länderrat am 15. <strong>Mai</strong> mit<br />
einem Mindest-Jahresbeitrag von 12<br />
Euro einführen. Dann erhalten die<br />
Supporter regelmäßig Informationen<br />
über die Europäischen <strong>Grünen</strong> per mail.<br />
Lasst uns alle davon Gebrauch machen!<br />
Der Weg zu einer stark integrierten<br />
Europäischen <strong>Grünen</strong> Partei ist noch<br />
weit - aber mit der Gründung der EGP<br />
haben wir einen kräftigen Schritt dorthin<br />
getan.<br />
Diana Siebert<br />
Weitere Informationen finden sich<br />
unter: www.europeangreens.org<br />
8<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
E u r o p a<br />
Europawahl <strong>2004</strong> - jeder wählt, wo er wohnt<br />
Seitdem zuletzt 1999 ein europäisches Parlament gewählt worden war, hat sich einiges geändert. Nicht<br />
nur, dass die Europäische Union am 1. <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> um 10 Mitgliedsstaaten auf nun insgesamt 25 angewachsen<br />
ist, es hat sich auch am Wahlverfahren einiges geändert.<br />
So wurden für die Wahl in diesem<br />
Jahr einheitliche Grundsätze festgelegt,<br />
wonach die Wahl nach dem Verhältniswahlrecht,<br />
ähnlich der Bundestagswahl<br />
in Deutschland, ausgerichtet wird,<br />
jedoch ohne die Möglichkeit Direktkandidaten<br />
aufzustellen. In jedem Land<br />
stellen die Parteien ihre Kandidaten auf<br />
Wahllisten zusammen, wobei die Kandidaten<br />
und ihre Reihenfolge auf der Liste<br />
auf Parteitagen gewählt werden und für<br />
das gesamte Bundesgebiet einheitlich<br />
gelten. Es ist aber auch möglich, für jedes<br />
Bundesland eine eigenständige Liste<br />
aufzustellen, so wie es die CDU und<br />
CSU praktizieren.<br />
Normalerweise ziehen die Kandidaten<br />
nach ihrer Position auf der Liste ins<br />
Parlament ein (also 1,2,3 etc.). Nicht so<br />
jedoch in Belgien, Dänemark, Finnland,<br />
Italien, Luxemburg, den Niederlanden,<br />
Österreich und Schweden, die mit so<br />
genannten offenen Listen arbeiten. Hier<br />
kann die Reihenfolge der Namen an der<br />
Wahlurne durch so genannte Präferenz-<br />
<strong>Die</strong> Heerlen Group - Zusammenarbeit<br />
von Mitgliedern von<br />
Groenlinks, Ecolo, Groen! und<br />
Grüne NRW<br />
Seit Januar 2002 arbeiten die Europagruppen<br />
der niederländischen, belgischen<br />
und NRW-<strong>Grünen</strong> in der<br />
Heerlen Group zusammen. Wir führen<br />
nicht nur grenzüberschreitende Diskussionen,<br />
sondern machen konkret<br />
gemeinsamen Wahlkampf in der "Kampagne<br />
ohne Grenzen", die wir am 27.<br />
April in Eupen-Kettenis starteten (s.<br />
Artikel von Björn Troll in diesem Heft).<br />
Höhepunkte dieser Staffel von Veranstaltungen<br />
werden die LDK der Niedersachsen<br />
im niederländischen Groningen<br />
und ein nach Amsterdam übertragenes<br />
Fußballspiel der Münsteraner <strong>Grünen</strong><br />
gegen Enscheder <strong>Grünen</strong> sein.<br />
Zu diesem Thema finden sich weitere<br />
Informationen sowie und ein Foto unter<br />
www.greenyourope.de/campaign bzw.<br />
under www.dianasiebert.de/heerlen/heerlen2003foto.htm<br />
stimmen geändert werden. In Schweden<br />
können sogar Namen auf den Listen<br />
hinzugefügt oder gestrichen werden.<br />
Erreichen die Parteien in der Wahl<br />
nun mehr als 5 % aller abgegebenen<br />
gültigen Stimmen, so werden ihnen je<br />
nach Höhe des Ergebnisses die jedem<br />
Land zur Verfügung stehenden Sitze im<br />
Europaparlament zugeordnet. <strong>Die</strong> in<br />
Deutschland bekannte 5 % - Hürde gibt<br />
es aber nicht in jedem Land der Union.<br />
So müssen die Parteien in Österreich und<br />
Schweden nur vier Prozent schaffen,<br />
andere Länder, wie Italien, verzichten<br />
ganz auf eine solche Sperrklausel.<br />
<strong>Die</strong> Anzahl der Sitze jedes Mitgliedstaates<br />
hängt von seiner Bevölkerungszahl<br />
ab. So hat die Bundesrepublik<br />
Deutschland nach der Erweiterung der<br />
Union 99 von 732 Sitzen zugeteilt bekommen.<br />
Trotz dieser einheitlichen Grundsätze<br />
ist man sich in Bezug auf das Mindestalter<br />
für das aktive und passive Wahlreicht,<br />
dem Wahltag und Wahlort der<br />
Wähler nicht ganz einig geworden.<br />
So kann sich jeder<br />
in Deutschland zur<br />
Wahl auf eine Liste<br />
aufstellen lassen, der<br />
das 18. Lebensjahr<br />
vollendet hat, in Belgien,<br />
Griechenland<br />
und Irland muss man<br />
21 Jahre, in Italien<br />
sogar 25 Jahre alt sein.<br />
Es wird in der Europäischen<br />
Union auch<br />
nicht überall am gleichen<br />
Tag gewählt. In<br />
den meisten Ländern,<br />
wie z.B.<br />
Deutschland und<br />
Dänemark wird am<br />
Sonntag den 13. Juni<br />
gewählt. Da in Großbritannien,<br />
Irland und<br />
den Niederlande traditionell<br />
am Donnerstag<br />
gewählt wird, ist<br />
der Termin der<br />
Anzahl der Sitze<br />
Europawahl auf den 10. Juni vorgezogen<br />
worden.<br />
Als recht neue und sehr verwirrende<br />
Wahloption kann man auch dann zur<br />
Wahl gehen, wenn man als deutscher<br />
Staatsbürger gar nicht in Deutschland<br />
wohnt. Generell gilt: Wählen dürfen alle<br />
EU-Bürgerinnen und -Bürger über 18<br />
Jahre in dem Land, in dem sie leben. Sie<br />
müssen dabei nicht seine Staatsangehörigkeit<br />
besitzen. Ausnahmen bestätigen<br />
jedoch die Regel. In Österreich muss<br />
man im Wahlregister eingetragen sein,<br />
lebt man nicht in der EU, so verwehren<br />
Dänemark, die Niederlande, Österreich<br />
und Portugal die Stimmabgabe.<br />
Eine gerade für uns Grüne bekannte<br />
und sinnvolle EU-weite Regelung<br />
besagt, dass niemand mehr gleichzeitig<br />
Mitglied im Europaparlament und im<br />
nationalen Parlament sein kann. Ähnlich<br />
der Regelung "Trennung von Amt und<br />
Mandat" der <strong>Grünen</strong> in Deutschland.<br />
Doch Ausnahmen bestätigen die Regel,<br />
Irland und Großbritannien haben noch<br />
bis 2009 Schonzeit...<br />
Marius Hermanns<br />
Diana Siebert<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 9
E u r o p a<br />
"Auch im sozialen Bereich müssen die Grenzen fallen"<br />
Interview mit der <strong>Köln</strong>er Kandidatin für das Europaparlament, Andrea Asch<br />
Mach Et: Als langjährige Vorsitzende<br />
der grünen Fraktion im Landschaftsverband<br />
wie auch als Vorsitzende des<br />
OV Mülheim bist Du in der <strong>Köln</strong>er<br />
Kommunalpolitik fest verankert. Jetzt<br />
kandidierst Du auf Platz 15 der Liste<br />
zum Europaparlament. Was hat Dich<br />
dazu bewogen, Dich in der Europapolitik<br />
zu engagieren?<br />
A.A.: Ich habe in meiner kommunalpolitischen<br />
Praxis gerade in den letzten<br />
Jahren immer stärker erfahren, welchen<br />
Einfluss die EU auf die politische Arbeit<br />
vor Ort hat. Rund 70 % aller kommunalen<br />
Entscheidungen in Deutschland<br />
werden mittlerweile durch EU-Richtlinien<br />
oder EU-Politik beeinflusst. Daher<br />
ist bei mir die Überzeugung gereift, dass<br />
das Europäische Parlament der entscheidende<br />
Ort ist, wo zukünftig Politik<br />
gemacht wird und wo ich mich engagieren<br />
will.<br />
Für welche Themenbereiche willst Du<br />
Dich einsetzen?<br />
Meine politischen Schwerpunkte<br />
sind die Sozial- und die Gesundheitspolitik<br />
und diese möchte ich auch<br />
in die Grüne Europafraktion einbringen.<br />
Unter den deutschen Abgeordneten ist<br />
im Moment niemand, der diese Themen<br />
explizit vertritt. Das muss sich ändern,<br />
denn ich bin - nicht zuletzt auch<br />
aufgrund der Erfahrungen meiner<br />
kommunalpolitischen Arbeit - überzeugt<br />
davon, dass wir die Dominanz, die<br />
derzeit auf wirtschaftlichen Themen<br />
liegt, ändern und uns verstärkt sozialen<br />
Fragen zuwenden müssen.<br />
Inwieweit greift die europäische Politik<br />
in soziale Belange der Kommunen ein?<br />
Ein Beispiel ist die aktuelle Diskussion<br />
um die Daseinsvorsorge. Unser<br />
Wohlfahrtssystem in Deutschland beruht<br />
wesentlich darauf, dass Kommunen<br />
und Länder sowie zum Teil auch der<br />
Bund die Verpflichtung haben,<br />
bestimmte soziale Leistungen im Sinne<br />
der Grundversorgung abzudecken.<br />
<strong>Die</strong>se Leistungen wurden Jahrzehnte<br />
lang von den Wohlfahrtsverbänden und<br />
freien Trägern vor Ort übernommen, die<br />
dafür Gelder vom Staat erhielten. Nun<br />
aber überschneidet sich dieses<br />
traditionelle deutsche Praxis einer öffentlichen<br />
Fürsorgepflicht mit den<br />
herrschenden EU-Wettbewerbsregeln.<br />
Wir GRÜNE meinen aber, dass man<br />
sensible Bereiche der Daseinsvorsorge<br />
nicht allein dem Markt und dem freien<br />
Spiel der Kräfte überlassen darf.<br />
Insbesondere wollen wir die Verantwortung<br />
der Kommunen für Leistungen<br />
der Daseinsvorsorge festschreiben.<br />
Auf einer ganz anderen Ebene<br />
werden heute auch die sozialen Folgen<br />
der EU-Erweiterung diskutiert. <strong>Die</strong>se<br />
Erweiterung ist ein historischer Schritt<br />
und ein großes Friedensprojekt, eine<br />
große Chance für Stabilität und<br />
Sicherheit in Europa. Sie wird aber auch<br />
soziale Verwerfungen mit sich bringen.<br />
In der deutschen Bevölkerung ist die<br />
Angst vor einem europäischen Sozialdumping<br />
weit verbreitet...<br />
<strong>Die</strong>se Gefahr besteht durchaus. Denn<br />
das Lohnniveau in den mittel- und<br />
osteuropäischen Beitrittsländern ist viel<br />
niedriger und die Arbeits- und<br />
Kündigungsschutzbestimmungen nicht<br />
so ausgeprägt wie bei uns. Hier ist eine<br />
europäische Sozialpolitik gefragt, die<br />
europaweite Standards umsetzt, wie wir<br />
<strong>Grünen</strong> sie fordern. Auch die Mindestlohndebatte<br />
muss europaweit geführt<br />
werden, um zu verhindern, dass in der<br />
Produktion immer mehr Arbeitsplätze<br />
ins Ausland verlagert werden.<br />
Man sollte aber mit Blick auf die EU-<br />
Erweiterung nicht nur von Ängsten und<br />
Vorbehalten sprechen. Sicher gibt es<br />
Bereiche, wo man gegensteuern muss<br />
und das kann man auch. Doch<br />
grundsätzlich überwiegen die Vorteile,<br />
auch ökonomisch. Für die deutsche<br />
Wirtschaft eröffnen sich neue Märkte<br />
und Exportchancen. Das bedeutet eine<br />
neue wirtschaftliche Dynamik und neue<br />
Arbeitsplätze.<br />
Sicher werden auch Arbeitsplätze<br />
abwandern, aber es gibt Daten nach<br />
denen die Produktionsverlagerungen in<br />
die mittel- und osteuropäischen Länder<br />
im Vergleich zu Anfang der <strong>90</strong>er Jahre<br />
bereits rückläufig sind. Zudem haben<br />
die neuen Beitrittsländer auch Pflichten<br />
übernommen und müssen sich an europäische<br />
Standards und Wettbewerbsregeln<br />
halten.<br />
Wird es zu der viel beschworenen<br />
Arbeitsmigration nach Deutschland<br />
kommen?<br />
Eine Zuwanderung von Arbeitskräften<br />
aus den Beitrittsländern wird es<br />
in großem Umfang vorerst nicht geben,<br />
denn die Beitrittsregelungen sehen eine<br />
Übergangsfrist von sieben Jahren vor,<br />
während der niemand aus den neuen<br />
EU-Ländern hier eine Arbeitserlaubnis<br />
erhält. Nach einer Vorgabe der<br />
Kommission muss diese Regelung<br />
allerdings alle zwei Jahre überprüft<br />
werden. Denn die Erfahrungen mit den<br />
bisherigen EU-Erweiterungen, zum<br />
Beispiel beim Beitritt Spaniens und<br />
Portugals, haben gezeigt, dass der<br />
befürchtete Zustrom von Arbeitskräften<br />
ausgeblieben ist. Daher gibt es die<br />
Erwartung, die 7-Jahres-Frist schon sehr<br />
viel früher aufzuheben, wodurch die<br />
europaweite Arbeitserlaubnis in Kraft<br />
tritt.<br />
Eine solche käme übrigens auch<br />
Deutschland zugute, denn die eingeschränkte<br />
Freizügigkeitsregelung gilt<br />
ja auch in umgekehrter Richtung. Auch<br />
Deutsche erhalten nicht automatisch eine<br />
Arbeitserlaubnis in den Beitrittsländern,<br />
und das ist natürlich von Nachteil für<br />
hiesige Firmen, die dorthin expandieren<br />
wollen.<br />
Wird eine europaweite Freizügigkeit<br />
auch Auswirkungen auf die europäischen<br />
Sozialversicherungssysteme<br />
haben?<br />
Ich halte es für ganz wichtig, dass<br />
auch die Sozialversicherungssysteme<br />
europaweit Gültigkeit haben. <strong>Die</strong><br />
Grenzen müssen auch im sozialen<br />
Bereich fallen. Es macht keinen Sinn,<br />
Freizügigkeit überall zu propagieren,<br />
und die Möglichkeit zu geben, in einem<br />
anderen EU-Land zu arbeiten, wenn die<br />
Betreffenden nicht ihre Renten-,<br />
10<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
E u r o p a<br />
Kranken- und Arbeitslosenversicherungen<br />
mitnehmen können.<br />
Nun sind die sozialen Standards in den<br />
einzelnen EU-Ländern sehr unterschiedlich...<br />
<strong>Die</strong> EU ist ja als Wirtschaftsgemeinschaft<br />
gegründet worden. Im Hinblick<br />
auf die Sozialpolitik galt und gilt das<br />
Subsidiaritätsprinzip, d.h. jedes Land<br />
kann hier seinen eigenen Weg gehen.<br />
Allerdings beginnt sich gerade aufgrund<br />
der letzten Erweiterungsrunde abzuzeichnen,<br />
dass sich das so nicht weiter<br />
durchhalten lässt. Denn unter den neuen<br />
EU-Ländern gibt es welche, deren<br />
soziale Sicherungssysteme<br />
praktisch nicht ausgebaut<br />
sind.<br />
Ein Beispiel ist Estland,<br />
dass trotz eines sehr großen<br />
Wirtschaftswachstums weder<br />
Arbeitslosenversicherung<br />
noch Sozialhilfe kennt. Daran<br />
sieht man auch, dass die<br />
Formel "Wirtschaftswachstum<br />
bedeutet gleichzeitig auch<br />
soziale Sicherung" nicht ohne<br />
weiteres aufgeht. Lebensrisiken<br />
wie Krankheit, Arbeitslosigkeit,<br />
Pflegebedürftigkeit<br />
oder Armut<br />
müssen abgesichert werden,<br />
und hier ist der Staat gefordert.<br />
Wir müssen das europäische<br />
Sozialstaatsmodell,<br />
das diese Lebensrisiken auffängt<br />
auf die neuen Mitgliedsstaaten<br />
übertragen. Es<br />
muss europaweite verbindliche<br />
Sozialstandards geben,<br />
sonst droht die Union auseinander<br />
zu brechen.<br />
Dann ist das Fernziel eine<br />
europäische Sozialunion?<br />
Ja. Was wir jetzt haben, ist<br />
in großen Teilen eine Wirtschaftsunion.<br />
Der gemeinsame<br />
Markt steht im Vordergrund.<br />
Es hapert jedoch<br />
nicht nur an sozialen Standards<br />
und Absicherungen,<br />
es hapert auch an der Union<br />
der Bürgerinnen und Bürger,<br />
einer gemeinsamen europäischen Identität.<br />
Ich glaube, dass Europa nur dann<br />
funktioniert, wenn sich die Menschen<br />
an erster Stelle als europäische<br />
Bürgerinnen und Bürger begreifen,<br />
wenn sie sich in der europäischen Union<br />
zu Hause und gut aufgehoben fühlen.<br />
Das erreicht man nur, indem man den<br />
sozialen Zusammenhalt fördert.<br />
Wie siehst Du die Chancen für eine<br />
gemeinsame Sozialpolitik? Man sieht<br />
schon bei 15 alten EU-Ländern, dass es<br />
deutliche Abstimmungsprobleme gibt.<br />
Andrea Asch, Jahrgang 59, arbeitet als Diplom-Psychologin<br />
in einem Sozialpsychiatrischen Zentrum. Sie ist verheiratet<br />
und hat zwei Mädchen und einen Jungen im Alter von elf,<br />
acht und fünf Jahren. Seit 1986 bei den <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong><br />
engagiert, ist sie seit vielen Jahren Fraktionssprecherin der<br />
<strong>Grünen</strong> Fraktion im Landschaftsverband sowie Sprecherin<br />
des OV Mülheim.<br />
Andrea Asch kandidiert auf Platz 15 der Liste zum Europaparlament.<br />
Das sind schwierige Fragen. Man<br />
wird dicke Bretter bohren müssen und<br />
es wird lange dauern, bis man zu einheitlichen<br />
Standards kommen wird. Das<br />
hat auch damit zu tun, dass die Beitrittsländer<br />
ganz andere Traditionen<br />
haben. Es gibt dort zum Beispiel keine<br />
gewachsenen Gewerkschaftsbewegungen,<br />
die als natürliche <strong>Bündnis</strong>partner<br />
Forderungen nach besseren und einheitlichen<br />
Sozialleistungen unterstützen<br />
könnten. Umso wichtiger ist es, dass sich<br />
möglichst viele Mitglieder im EU-<br />
Parlament für diesem Bereich stark<br />
machen.<br />
Wie siehst Du die Chancen der <strong>Grünen</strong><br />
bei dieser Wahl?<br />
<strong>Die</strong> letzten Zahlen sahen sehr<br />
gut für uns aus. Danach können<br />
wir in Deutschland mit 12 % der<br />
Stimmen rechnen, also auch ca.<br />
12 Abgeordneten, da ein Prozent<br />
der Stimmen ungefähr einem<br />
Mandat entspricht. Wir sind aber<br />
erst am Anfang des Wahlkampfes<br />
und die Gründung der Europäischen<br />
<strong>Grünen</strong> Partei hat uns<br />
allen einen unheimlichen Auftrieb<br />
gegeben.<br />
Wir <strong>Grünen</strong> sind die einzige<br />
Partei, die sich europaweit<br />
konstituiert hat und wir zeigen<br />
damit auch, dass wir es wirklich<br />
ernst meinen mit dem europäischen<br />
Gedanken.<br />
Ich würde mir wünschen, im<br />
Wahlkampf dieses europäische<br />
Selbstverständnis gerade auch in<br />
<strong>Köln</strong> "unter die Leute zu bringen"<br />
und sie zur Wahl der einzigen<br />
europäischen Partei zu motivieren.<br />
Das Interview führten Christiane<br />
Martin und Anke Waldmann<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 11
E u r o p a<br />
Europa und die Kommunen - <strong>Köln</strong> und Europa<br />
<strong>Die</strong> Europa-Wahlen stehen vor der<br />
Tür! Viele von uns werden sich an den<br />
Wahlkampf-Ständen engagieren, um die<br />
<strong>Köln</strong>erInnen davon zu überzeugen, dass<br />
sie zur Europawahl gehen müssen - und<br />
dass sie dabei Grün wählen sollen.<br />
In den letzten Wochen vor der Erweiterung<br />
auf 25 Länder herrschte in der<br />
Stadt eine durchaus positive Europa-<br />
Stimmung. In der Presse und in den<br />
Medien gab es viele Beiträge, die uns die<br />
neuen Beitrittsländer farbig und lebendig<br />
nahe brachten. <strong>Die</strong> <strong>Köln</strong>er Musik-<br />
Triennale hatte Europa zum Thema, und<br />
der Gala-Abend vor dem 1. <strong>Mai</strong> hieß<br />
"Europa, mon amour".<br />
An den Tapezier-Tischen unter den<br />
grünen Schirmen müssen wir diese positive<br />
Haltung aufgreifen und verstärken<br />
- dabei werden wir sicherlich auch häufiger<br />
auf Sorgen oder Verunsicherung<br />
stoßen und Fragen beantworten müssen<br />
wie: Was haben wir eigentlich von<br />
Europa? Was bringt uns Europa hier in<br />
<strong>Köln</strong>? Haben wir überhaupt Einfluss<br />
darauf, was "die da in Brüssel" machen?<br />
Wie sieht es mit dem Einfluss aus?<br />
<strong>Die</strong> Kommune ist seit jeher der Nukleus<br />
der Demokratie. Hier wird auch<br />
Europa gelebt.<br />
Bereits heute wirken sich etwa 70 %<br />
der Entscheidungen, die in Brüssel getroffen<br />
werden, direkt auf die Kommunen<br />
aus. <strong>Die</strong>se Beschlüsse betreffen<br />
die Städte auf der finanziellen, der funktionalen<br />
und der administrativen Ebene<br />
und umfassen Bereiche wie die Vergabe<br />
öffentlicher Aufträge (europaweite Ausschreibungen)<br />
und die kommunale<br />
Daseinsvorsorge .<br />
Für die <strong>Grünen</strong> sind darüber hinaus<br />
Themen wie Umweltstandards, Migration<br />
und Genderaspekte von großem<br />
Interesse.<br />
Grundsätzlich gilt das "Subsidiaritätsprinzip",<br />
nach dem die regionale und<br />
lokale Ebene ausdrücklich in europäische<br />
Entscheidungen mit einbezogen<br />
werden sollen. Das "Konnexitätsprinzip"<br />
soll berücksichtigen, dass die finanziellen<br />
Belastungen der betroffenen<br />
Ebenen bei legislativen Akten mit bedacht<br />
werden und verhältnismäßig sein<br />
müssen.<br />
Da naturgemäß bei der Entscheidungsfindung<br />
im Europäischen Parlament<br />
die unterschiedlichsten Interessenlagen<br />
eine Rolle spielen - nationale<br />
ökonomische Interessen wie auch ideologische<br />
parteipolitische Positionen - ist<br />
es für uns wichtig, möglichst viele Abgeordnete<br />
ins Europaparlament zu<br />
entsenden, die über die Befolgung dieser<br />
Prinzipien wachen und ausdrücklich<br />
und unsere Grüne Grundhaltung vertreten:<br />
europäisch und bürgernah!<br />
Mit Andrea Asch aus <strong>Köln</strong>-Mülheim<br />
haben wir in diesem Jahr eine Kandidatin<br />
für das Europa-Parlament, die sich<br />
die Vernetzung zwischen der kommunalen,<br />
der regionalen und der europäischen<br />
Ebene auf die Fahne geschrieben<br />
hat und dafür durch ihre jahrelange<br />
Arbeit als Fraktionsvorsitzende der<br />
grünen Fraktion im Landschaftsverband<br />
Rheinland bestens qualifiziert ist - ein<br />
Argument, mit dem wir beim Wahlkampf<br />
in <strong>Köln</strong> punkten können!<br />
In der vergangenen Legislaturperiode<br />
hat sich Heide Rühle intensiv um das<br />
Thema "Europa und die Kommunen"<br />
gekümmert und im Rahmen des <strong>Grünen</strong><br />
Netzwerks "Grünkom" den direkten<br />
Draht und einen intensiven Informationsaustausch<br />
mit grünen BürgermeisterInnen<br />
und DezernentInnen in<br />
ganz Deutschland gepflegt. Auch sie<br />
wird in den nächsten Jahren in Brüssel<br />
und Straßburg dafür garantieren, dass<br />
kommunale Belange berücksichtigt<br />
werden.<br />
Es gibt noch andere, wenn auch eher<br />
indirekte Möglichkeiten für die Kommunen,<br />
Einfluss in Brüssel geltend zu<br />
machen. Da ist <strong>Köln</strong> sehr gut aufgestellt:<br />
Wir sind Mitglied in allen wichtigen<br />
kommunalen Spitzenverbänden (Städtetag,<br />
Rat der Gemeinden und Regionen<br />
Europas) und in starken Netzwerken<br />
wie Eurocities. <strong>Die</strong>se Gremien haben es<br />
erreicht, dass beim Entwurf des europäischen<br />
Verfasssungsvertrages auch<br />
das Selbstverwaltungsrecht der Kommunen<br />
verankert wurde.<br />
Was haben wir von Europa? Was bringt<br />
uns Europa hier in <strong>Köln</strong>?<br />
Schon im Mittelalter florierte <strong>Köln</strong>s<br />
Wirtschaft, weil die Stadt in einem Netzwerk<br />
aktiv war - in der Hanse. Dass <strong>Köln</strong><br />
den Ruf einer offenen, lebendigen Stadt<br />
genießt, hat auch etwas mit der zentralen<br />
Lage der Stadt in Europa, mit der zweitausendjährigen<br />
europäischen Geschichte<br />
und mit ihren Einwohnern und Einwanderern<br />
zu tun, die immerhin aus 180<br />
Nationen stammen.<br />
Ein wichtiges Argument am Wahlkampfstand<br />
ist sicherlich, dass der<br />
Standort <strong>Köln</strong> wirtschaftlich enorm vom<br />
Export in die EU profitiert: 60% aller<br />
Lieferungen gehen in die Mitgliedstaaten<br />
der Union. Und <strong>Köln</strong>s Engagement<br />
in Netzwerken wie "Polis" (Thema:<br />
Mobilität) und "Global Cities Dialogue"<br />
(Thema: Neue Technologien) oder "Les<br />
Rencontres" (Thema: Kultur) ergänzt<br />
den ökonomischen Mehrwert durch<br />
Austausch von Wissen, Erfahrung, und<br />
"best- practise Modellen". <strong>Die</strong>se europäische<br />
Orientierung kommt der Stadt,<br />
der Verwaltung und den BürgerInnen<br />
zugute.<br />
Darüber hinaus bietet die EU europäischen<br />
Städten, die bereit sind, mit<br />
einander zu kooperieren, unterschiedliche<br />
Förderprogramme und Projekte<br />
an. Auch hier nimmt die Stadt <strong>Köln</strong> mit<br />
ihrem aktiven Europa-Büro, das von<br />
Frieder Wolf geleitet wird, viele Möglichkeiten<br />
im Bereich Bildung, Kultur und<br />
Wirtschaft wahr.<br />
Beim “Wiener Kongress” der europäischen<br />
<strong>Grünen</strong> im letzten Dezember<br />
saß ich auf dem Podium zusammen mit<br />
Dany Cohn Bendit und VertreterInnen<br />
aus Schweden, Belgien und Polen und<br />
stellte einem interessierten Publikum<br />
<strong>Köln</strong>s beispielhafte europäische Netzwerk-Arbeit<br />
vor. Damals lautete das<br />
Thema "The Greening of European<br />
Cities".<br />
Zeigen wir mit unserem Wahlkampf<br />
und mit unserem Ergebnis, dass <strong>Köln</strong><br />
einen maßgeblichen Anteil daran hat,<br />
die europäischen Städte ergrünen zu<br />
lassen!<br />
Angela Spizig<br />
Bürgermeisterin, MdR<br />
Weitere Informationen und Links zur Europa-<br />
Arbeit der grünen Bürgermeisterin, zu den<br />
Netzwerken und zum Europabüro findet Ihr<br />
unter www.gruene-koeln.de , wenn Ihr auf<br />
"Bürgermeisterin" klickt. Tel.: 0221-221-26063.<br />
12<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
E u r o p a<br />
Dany is back in Town<br />
Aber leider nicht in <strong>Köln</strong> - weshalb<br />
die <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong> die Möglichkeit<br />
nutzten, mit über fünfzehn Mitgliedern<br />
nach Eupen-Kettenis zu einer gemeinsamen<br />
Veranstaltung der belgischen,<br />
niederländischen und deutschen <strong>Grünen</strong><br />
fahren und Europa zu leben! Denn die<br />
Welt hört ja hinter <strong>Köln</strong> bekanntlich<br />
nicht auf.<br />
Genau das zeigten Andrea Asch -<br />
unsere <strong>Köln</strong>er Kandidatin auf Platz 15<br />
der grünen Bundesliste - und Diana<br />
Siebert. Sie starteten von der großen<br />
Bühne aus einen grünen Staffellauf<br />
durch die belgische, französische und<br />
deutsche Region (s. Foto S. 3).<br />
Diana und Andrea warfen sich die<br />
Bälle nur so zu: "Was braucht man für<br />
eine Radtour"; "Auf jeden Fall ein Kölsch<br />
und die dazu gehörige Kölschstange!"<br />
Worauf Dany sich - ganz der Sportsmann<br />
- mockierte: "Radfahren und Bier<br />
saufen…!" Unsere beiden <strong>Köln</strong>erinnen<br />
ließen sich nicht beirren: "Und eine<br />
Banane gehört natürlich auch noch mit<br />
hinein…!"<br />
Zum Schluss durfte der überhaupt<br />
nicht so pazifistische Dany mit der<br />
Pistole in die Luft schießen und hiermit<br />
die "Tour de Region" eröffnen.<br />
<strong>Die</strong> 15 <strong>Köln</strong>er Teilnehmer in Kettenis<br />
Dass er nicht nur mit Pistolen umzugehen<br />
weiß sondern auch mit der<br />
freien Rede, bewies er dann in seiner<br />
halbstündigen Rede - in souveränem<br />
Deutsch und Französisch. Überhaupt:<br />
<strong>Die</strong> Sprachenvielfalt zog sich durch den<br />
ganzen Abend.<br />
Jedoch auch der beste Redner bekommt<br />
mit der Zeit einen trockenen<br />
Mund. Andreas Hupke schaffte Abhilfe<br />
in einer unnachahmlichen Art: Einfach<br />
rauf auf die Bühne mit einem Glas<br />
Wasser, kurz bei Dany abgestellt - der<br />
ließ sich nicht beirren und hielt weiterhin<br />
seine Rede - und wieder zurück auf<br />
seinen Platz in der ersten Reihe vor der<br />
Bühne.<br />
Für mich blieb zum Schluss nur eine<br />
Frage offen: Warum fing Dany bloß<br />
zum Schluss an, so lustvoll mit<br />
einem Luftballon zu spielen? War<br />
das Europa, das er so lustvoll<br />
spielerisch durch die Luft wirbeln<br />
ließ. Es hatte was Chaplineskes an<br />
sich - irgendwie wie in seinem Film<br />
"Der große Diktator".<br />
<strong>Die</strong> Rückfahrt brachte mir zwar<br />
keine Erkenntnisse aber das eine<br />
oder andere belgische Bier, das<br />
Edith Müller uns ausgegeben hatte.<br />
Wenn Europa so aussieht wie an<br />
diesem Abend - na dann: "Let's<br />
green Europe!"<br />
Björn Troll, OV 1<br />
Andrea Asch und Daniel Cohn-Bendit eröffnen die "Tour de Region"<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 13
E u r o p a<br />
Devise: In Vielfalt geeint<br />
Von den Inhalten und der Notwendigkeit der EU-Verfassung<br />
Am 11. November 2003 nahm ich an<br />
der Feier zum polnischen Nationalfeiertag<br />
im Aachener Krönungssaal teil.<br />
Ein festlicher Rahmen für ein ebenso<br />
festliches Ereignis. Als die polnische<br />
Nationalhymne erklang, erhoben sich<br />
alle Teilnehmenden selbstverständlich.<br />
Am Schluss der Veranstaltung sang der<br />
Aachener Männergesangsverein die<br />
Europahymne "Freude schöner Götterfunken".<br />
Und ich war einen Moment<br />
lang nicht sicher, ob ich mich nun<br />
erheben soll oder nicht. Ob Oberbürgermeister<br />
oder Generalkonsulin, alle<br />
blieben sitzen, also auch ich. Einen<br />
protokollarischen Hinweis dazu konnte<br />
ich bislang nicht entdecken.<br />
Symbole und Devise der EU<br />
<strong>Die</strong> Zeit dafür, dass sich europäische<br />
Bürgerinnen und Bürger mit den<br />
Symbolen der Europäischen Union so<br />
identifizieren wie mit den nationalen<br />
Symbolen, ist noch nicht reif. Der Weg<br />
dahin ist also noch weit, aber vorgezeichnet.<br />
Der Artikel IV-1 des "Entwurfs über<br />
einen Vertrag für eine Verfassung für<br />
Europa", so heißt das Konvolut,<br />
beschreibt die Symbole der EU. Neben<br />
Flagge und Hymne entdeckt man: "<strong>Die</strong><br />
Devise der EU lautet: In Vielfalt geeint."<br />
<strong>Die</strong>se Devise bündelt all die Bemühungen,<br />
die mit dem europäischen<br />
Integrationsprozess verbunden sind: Ein<br />
freier Zusammenschluss der Bürgerinnen<br />
und Bürger sowie der Staaten<br />
Europas. <strong>Die</strong>ser Doppelcharakter der<br />
Europäischen Union, also einerseits das<br />
direkt demokratische Prinzip der<br />
Repräsentanz der Bürger, als auch das<br />
Staatenprinzip, dieser Doppelcharakter<br />
drückt sich im Unionsprinzip aus.<br />
Deshalb ist die neue Verfassung auch<br />
ein Verfassungsvertrag, der von den<br />
Staats- und Regierungschefs letztlich<br />
unterzeichnet werden muss und dann<br />
von den Mitgliedstaaten ratifiziert wird.<br />
Der Impuls für die Verfassung geht<br />
zurück auf die enttäuschenden Ergebnisse<br />
der Regierungskonferenz von Nizza,<br />
wo die versammelten Regierungschefs<br />
Kompromisse auf kleinstem<br />
gemeinsamem Nenner fanden. Große<br />
Reformen, die angesichts der Erweiterung<br />
der EU dringend anstanden, fielen<br />
unter den Tisch. <strong>Die</strong> Methode des<br />
Konvents wurde dann eingeübt bei der<br />
Erarbeitung der Europäischen Charta<br />
der Grundrechte, zu der übrigens der<br />
Gipfel in <strong>Köln</strong> den Startschuss lieferte.<br />
Und nun hat der Verfassungskonvent<br />
ein umfangreiches Werk erarbeitet.<br />
Fangen wir vorne an:<br />
Von der Vielfalt ...<br />
In der lesenswerten Präambel wird<br />
Bezug genommen auf die kulturellen,<br />
religiösen und humanistischen Überlieferungen<br />
der EU. <strong>Die</strong>se Klausel ist<br />
zurzeit noch umstritten, da einige Mitgliedstaaten,<br />
aber auch die CDU, sich<br />
für einen expliziten Gottesbezug<br />
einsetzen. Ich vermute, es wird nicht<br />
dazu kommen. Das scheitert schon allein<br />
an Frankreich, einem laizistischen Staat.<br />
Im ersten Teil des Verfassungsentwurfs<br />
finden sich die Ziele der Union.<br />
Hervorzuheben ist ein neuer Bezug auf<br />
die Wahrung der kommunalen Selbstverwaltung<br />
in Artikel 5, das wichtigste<br />
Begehren der deutschen Kommunalen<br />
Spitzenverbände, die sich hier erfolgreich<br />
durchgesetzt haben.<br />
Was ändert sich bei den Institutionen?<br />
Wie werden sie für eine EU 25 umgestaltet?<br />
Der Rat erhält eine Präsidentschaft,<br />
die nicht mehr alle halbe Jahre wechselt,<br />
sondern für 2,5 Jahre gewählt wird.<br />
Damit konsolidiert sich die Präsidentschaft<br />
in ihrer Arbeitsweise; gleichzeitig<br />
wird die nationale "Eitelkeit" - jeder<br />
muss mal dran kommen - zurückgedrängt.<br />
Der Rat als europäischer Gesetzgeber<br />
neben dem Europäischen Parlament tagt<br />
in Zukunft öffentlich. <strong>Die</strong> Transparenz<br />
der Gesetzgebung wird deutlich erhöht.<br />
Der Rat schafft sich, und das ist wohl<br />
die wichtigste Errungenschaft, einen<br />
neuen Posten, und zwar einen Außenminister,<br />
der gleichzeitig als Vizepräsident<br />
der Europäischen Kommission<br />
agieren soll. <strong>Die</strong>ser Außenminister wird<br />
mit einem organisatorischen Unterbau<br />
in Gestalt eines europäischen Diplomatischen<br />
<strong>Die</strong>nstes ausgestattet. Gemeinsame<br />
europäische Außen- und Sicherheitspolitik<br />
wird dadurch institutionell<br />
gestärkt.<br />
... zur Einheit<br />
Eine der umstrittensten Fragen beim<br />
Rat sind die Bestimmungen über die<br />
Stimmengewichtung bei Mehrheitsentscheidungen.<br />
Namentlich Polen und<br />
Spanien haben die Festlegungen des<br />
14<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
E u r o p a<br />
Nizza-Vertrages - 27 Stimmen, im Vergleich<br />
Deutschland mit 29 Stimmen -<br />
verteidigt, weil sie sie günstiger stellt als<br />
das, was der Konvent vorschlägt: In<br />
Zukunft soll die doppelte Mehrheit<br />
gelten, also die Mehrheit der Mitgliedstaaten<br />
und die Mehrheit von 60 %<br />
der Bevölkerung. Nach dem Wahlsieg<br />
von Zapatero in Spanien und dem<br />
Rücktritt von Ministerpräsident Miller<br />
in Polen scheint es möglich zu sein, einen<br />
Kompromiss in dieser Frage zu finden.<br />
Dann könnte die Verfassung in der Tat<br />
unter irischer Ratspräsidentschaft im<br />
Juni dieses Jahres verabschiedet werden.<br />
Darauf hoffen wir alle.<br />
<strong>Die</strong> Europäische Kommission, die zur<br />
Zeit pro Mitgliedstaat eine/n Kommissar/in<br />
hat, für große Mitgliedstaaten wie<br />
Deutschland zwei (Schreyer und Verheugen),<br />
erweitert sich jetzt um zehn<br />
weitere Kommissare. Damit wird das<br />
Gremium entscheidungsresistent und<br />
zu schwerfällig. Man bedenke alleine die<br />
Zeit, die verstreicht, wenn nur jedes<br />
Mitglied sich zu jedem Tagesordnungspunkt<br />
einmal meldet. Also schlägt der<br />
Konvent eine Begrenzung der Kommission<br />
auf 15 Mitglieder vor, und zwar ab<br />
1. November 2009. <strong>Die</strong>se Regelung ist<br />
klug, denn sie ermöglicht den neuen<br />
Mitgliedstaaten jetzt mit einem "eigenen"<br />
Kommissar Erfahrungen zu machen.<br />
<strong>Die</strong>se Regelung ist aber auch deshalb<br />
klug, weil sie ab 2009 eine arbeitsfähigere<br />
Kommission instaliert.<br />
<strong>Die</strong> Charta der Grundrechte ist als<br />
Teil II voll in die Verfassung aufgenommen<br />
und damit in Zukunft justitiabel,<br />
eine der wichtigsten Forderungen, die<br />
wir erhoben haben.<br />
Kompetenzenregelung<br />
Erwähnen möchte ich noch die aus<br />
deutscher Sicht sehr gewünschte<br />
Kompetenzregelung zwischen der EU<br />
und den Mitgliedstaaten. <strong>Die</strong>se wird<br />
unterstützt durch einen besonderen<br />
Subsidiaritätsmechanismus, der in<br />
Zukunft dazu führen soll, dass Brüsseler<br />
Gesetzesinitiativen auf die Logik der<br />
Subsidiarität überprüft werden sollen.<br />
Das gibt auch den Bundesländern die<br />
Chance, rechtzeitig zu intervenieren,<br />
wenn in ihre spezifischen Rechte eingegriffen<br />
werden würde.<br />
Zur Stärkung der regionalen Strukturen<br />
der EU-Mitgliedstaaten gibt es im<br />
Entwurf ein Klagerecht des Ausschusses<br />
der Regionen sowie ein Klagerecht des<br />
Bundesrates. Auch dies eröffnet den<br />
Bundesländern eine Chance zur Intervention<br />
in eigener Sache.<br />
Ausgehend von den Erfahrungen des<br />
11. September findet sich im Konventsentwurf<br />
eine Solidaritätsklausel, die die<br />
Mitgliedstaaten zu gemeinsamer Unterstützung<br />
auffordert im Falle eines<br />
Terroranschlags oder einer anderen<br />
Katastrophe. <strong>Die</strong>se Klausel hat der<br />
Europäische Rat nach dem Anschlag in<br />
Madrid Atocha bereits angewandt, obwohl<br />
die Verfassung noch gar nicht in<br />
Kraft ist.<br />
Brauchen wir also diese Verfassung?<br />
Ja, denn ohne die neuen Regeln, namentlich<br />
ohne die neue Rationalität der<br />
Institutionen, wird die Handlungsfähigkeit<br />
der erweiterten EU nicht zu<br />
gewährleisten sein. Erweiterung und<br />
Vertiefung, das sollte immer Hand in<br />
Hand gehen. <strong>Die</strong> Erweiterung ist erfolgt,<br />
jetzt muss auch die Zustimmung zur<br />
Verfassung kommen.<br />
Und Referendum ja oder nein? Wir<br />
Grüne haben uns immer für ein EUweites<br />
Referendum eingesetzt.<br />
Edith Müller<br />
Landtagsfest zur EU-Erweiterung<br />
Der EU-Beitrittstermin der 10 neuen<br />
Länder am 1. <strong>Mai</strong> bot Anlass für ein<br />
Kulturfest im Landtag am 28. April. <strong>Die</strong><br />
Initiative ging von den Deutsch-<br />
Polnischen, der Deutsch-Slowakischen<br />
und der Deutsch-Baltischen Parlamentariergruppen<br />
aus - also von den<br />
Abgeordneten, die sich seit längerem<br />
mit den Beitrittsländern befassen.<br />
Besonders erfreulich war, dass zahlreiche<br />
neue EU-Bürger gekommen<br />
waren, um zusammen mit Diplomaten<br />
und Politikern dieses historische Ereignis<br />
würdig zu feiern. In lockerer Atmosphäre<br />
begleitet von Musik führte man<br />
Gespräche und schmiedete den einen<br />
oder anderen neuen Plan.<br />
In der Wandelhalle eröffnete der<br />
Landtagspräsident eine Ausstellung mit<br />
Werken polnischer und slowakischer<br />
Künstler.<br />
Genießen konnte man außerdem<br />
Volksmusik aus Lettland und der<br />
Slowakei sowie Jazzmusik aus Polen.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 15
E u r o p a<br />
Europa bringt Frauen nach vorn<br />
Deutsche Frauen profitieren stark von<br />
den Vorgaben der Europäischen Union.<br />
<strong>Die</strong> letzte frauenpolitische Errungenschaft,<br />
die wir europäischem Recht zu<br />
verdanken haben, ist der Unisex-Tarif<br />
bei der Riesterrente. Dampf gemacht für<br />
diese Entscheidung hat nicht nur Alice<br />
Schwarzer mit ihrer Kampagne<br />
www.tagderabgrechung.de, sondern<br />
auch der noch frische Vorschlag der<br />
Europäischen Kommission für eine neue<br />
Antidiskriminierungsrichtlinie zur<br />
Gleichstellung von Frauen und Männern<br />
außerhalb von Arbeitsmarkt und Beschäftigung.<br />
Seit 1957 im Vertrag von Rom zur<br />
Gründung der Europäischen Gemeinschaft<br />
der Grundsatz der Entgeltgleichheit<br />
für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
verankert wurde, haben die<br />
Europäische Kommission und das Europäische<br />
Parlament, die Herausforderung<br />
"Gleichstellung" und aktive Antidiskriminierungspolitik<br />
sehr ernst genommen.<br />
Mit bis heute acht Richtlinien zur Gleichbehandlung<br />
und Chancengleichheit von<br />
Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt<br />
und in Sozialversicherungsangelegenheiten<br />
machte die Gemeinschaft<br />
den Mitgliedsstaaten Druck.<br />
<strong>Die</strong> Länder sind gehalten, die europäischen<br />
Vorgaben in nationales Recht<br />
umzusetzen. Wenn sie dies nicht innerhalb<br />
vorgegebener Fristen tun, werden<br />
sie einem Kontroll- und Mahnverfahren<br />
unterzogen und ggf. bis vor den Europäischen<br />
Gerichtshof (EuGH) gebracht.<br />
Deutschland ist dabei keineswegs Vorreiter<br />
bei der Umsetzung von EU-Recht<br />
in deutsches Recht. Oft genug wurden<br />
EU-Richtlinien erst unter Druck umgesetzt,<br />
wurden diskriminierende Vorschriften<br />
erst nach einem EuGH-Urteil<br />
geändert.<br />
In den <strong>90</strong>er-Jahren haben die Rechtsauseinandersetzungen<br />
wegen geschlechtsspezifischer<br />
Diskriminierung<br />
vor dem EuGH stark zugenommen.<br />
Allein zwischen 1993 und 1998 gab es<br />
über 60 Entscheidungen. In vielen Fällen<br />
klagten Frauen erfolgreich gegen ihre<br />
Benachteiligung als Teilzeitkraft, denn<br />
eine EU-Richtlinie verbietet Regelungen,<br />
die sich überproportional nachteilig für<br />
Frauen auswirken.<br />
Im Amsterdamer Vertrag wurde die<br />
Gleichstellung von Frauen und Männern<br />
als eines der grundlegenden Ziele der<br />
EU festgeschrieben. <strong>Die</strong> EU erwartet<br />
dabei systematisches Vorgehen; entsprechend<br />
dem Konzept des Gender<br />
<strong>Mai</strong>nstreaming soll die unterschiedliche<br />
soziale, kulturelle und wirtschaftliche<br />
Situation von Frauen und Männern<br />
analysiert werden. Alle Politikbereiche<br />
müssen ihre Maßnahmen unter Berücksichtigung<br />
dieser Unterschiede zwischen<br />
den Geschlechtern ausrichten, um so<br />
eine tatsächliche Gleichstellung herzustellen<br />
und die Ursachen von Diskriminierung<br />
gezielt zu beseitigen.<br />
Auch in den verschiedenen EU-<br />
Förderprogramme ist die Gleichstellung<br />
von Männern und Frauen als ein wichtiges<br />
Kriterium verankert. Beispielsweise<br />
müssen alle, die mit EU-Geldern<br />
forschen wollen, verbindliche Gender-<br />
Kriterien berücksichtigen. So mancher<br />
deutsche Forscher, der geglaubt hat, es<br />
reicht darauf hin zu weisen, dass in<br />
seinem Labor auch Frauen arbeiten (als<br />
Hilfskräfte z.B.), ging leer aus. So macht<br />
die EU Druck, dass Frauen gleichberechtigt<br />
an Forschungsvorhaben beteiligt<br />
und Geschlechteraspekte bei der Fragestellung<br />
berücksichtigt werden. Nicht<br />
nur bei der medizinischen Forschung ist<br />
das von größter Wichtigkeit.<br />
<strong>Die</strong> EU - Vorreiterin für konsequente<br />
Antidiskriminierungspolitik<br />
Drei Antidiskriminierungsrichtlinien<br />
der EU sind in Deutschland noch nicht<br />
umgesetzt. Darin weitet die EU z.B. den<br />
Gleichbehandlungsgrundsatz aus auf<br />
Rasse und ethnische Herkunft. Das beschäftigungsbezogene<br />
Diskriminierungsverbot<br />
wird noch weitergehend<br />
ausgedehnt auf Religion oder Weltanschauung,<br />
Behinderung, Alter und<br />
sexuelle Ausrichtung.<br />
Gestützt auf diese Richtlinien<br />
bemühen sich Grüne auf Bundes- und<br />
Landesebene seit Jahren um ein umfassendes<br />
Antidiskriminierungsgesetz.<br />
Bisher ließ sich der Koalitionspartner<br />
nicht überzeugen. Doch Ende April<br />
leistete wieder ein Gericht (das Bundesarbeitsgericht)<br />
Schützenhilfe; ein in<br />
gleichgeschlechtlicher Partnerschaft<br />
lebender Beamter hatte erfolgreich den<br />
Ortszuschlag eingeklagt. Vielleicht wird<br />
die SPD jetzt verhandlungsbereit.<br />
Grüne Frauen mischen aktiv mit<br />
Mit Power und Beharrlichkeit haben<br />
grüne Frauen im Europäischen Parlament<br />
aktiv an der europäischen Gleichstellungspolitik<br />
mitgewirkt: Elisabeth<br />
Schrödter setzte sich intensiv für konsequente<br />
Beachtung des Gleichstellungsgrundsatzes<br />
beim europäischen Sozialfond<br />
ein. Hiltrud Breyer kämpft seit<br />
Jahren für frauenpolitische Fortschritte<br />
in Richtlinien, Empfehlungen und Parlamentsbeschlüssen<br />
auf europäischer<br />
Ebene. Claudia Roth, die 1999 aus dem<br />
EU-Parlament ausschied, hat die Antidiskriminierungspolitik<br />
die EU engagiert<br />
vorangetrieben. Sie wurde dafür sogar<br />
vor zwei Jahren vom schwulen Netzwerk<br />
mit der Kompassnadel belohnt.<br />
Marianne Hürten<br />
16<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
E u r o p a<br />
Kommt die EU-Verfassung ?<br />
Anlass und Grund für das einstweilige Scheitern der Regierungskonferenz<br />
Eine Europäische Verfassung sollte<br />
es sein, was auf der Regierungskonferenz<br />
Mitte Dezember 2003 in<br />
Brüssel verabschiedet werden sollte.<br />
Der im Juli 2003 vom Verfassungskonvent<br />
verabschiedete Verfassungsvertrags-Entwurf<br />
wurde hoch gelobt.<br />
Angesichts der bevorstehenden Erweiterung<br />
und der damit einhergehenden<br />
zunehmenden Interessensvielfalt der<br />
Mitgliedsstaaten sollte die Handlungsfähigkeit<br />
der EU durch entsprechende<br />
Anpassungen sichergestellt werden.<br />
Doch das ehrgeizige Projekt scheiterte<br />
bekanntlich (zunächst). Der Grund dafür<br />
schien offensichtlich: Spanien und Polen<br />
wollten an der Stimmengewichtung im<br />
Rat nicht rütteln lassen, während Frankreich<br />
und Deutschland eine Vereinfachung<br />
der Entscheidungsmechanismen<br />
einforderten, so die oberflächliche<br />
Analyse.<br />
Was jedoch die Frage der Stimmengewichtung<br />
im Rat der wirkliche Grund<br />
oder handelt es sich dabei nicht vielmehr<br />
um einen Anlass, der den tiefer<br />
liegenden Grund überdeckte?<br />
Bei der Frage um eine europäische<br />
Verfassung geht es um nichts weniger<br />
als um einen entscheidenden Schritt hin<br />
zur Festlegung des Endzustandes<br />
EUropas. Worum geht es bei der Frage<br />
des Endzustandes? Vereinfachend lässt<br />
sich der Endzustand auf zwei Grundkategorien<br />
reduzieren:<br />
- ein föderales Europa, also eine echte<br />
politische Europäische Union mit<br />
vorherrschenden staatsähnlichen<br />
Strukturen oder<br />
- ein konföderales Europa mit vorherrschenden<br />
zwischenstaatlichen<br />
Strukturen bei dem die Mitgliedsstaaten<br />
die Herren der Union bleiben.<br />
Bislang führt die EU eine Art Zwitterdasein,<br />
bei der sowohl staatsähnliche als<br />
auch zwischenstaatliche Strukturelemente<br />
nebeneinander und miteinander<br />
verschachtelt bestehen. <strong>Die</strong><br />
Verabschiedung des Verfassungsvertrags-Entwurfs<br />
könnte den Befürwortern<br />
des staatsähnlichen Ansatzes<br />
zum Vorteil gereichen. Und genau dieses<br />
blieb den Vertretern des zwischenstaatlichen<br />
Antrages nicht verborgen.<br />
Insbesondere einige osteuropäische<br />
Länder fürchten vierzehn Jahre nach<br />
Wiedergewinnung ihrer Souveränität<br />
den erneuten Verlust derselben an Brüssel.<br />
Daher favorisieren sie ein Europa<br />
bei dem sie einerseits möglichst wenig<br />
politische Souveränität an Brüssel<br />
abtreten müssen und andererseits durch<br />
klassische zwischenstaatliche Zusammenarbeit<br />
möglichst viel wirtschaftliche<br />
Stabilität von West-Europa erhalten.<br />
Unter den künftigen Neu-Mitgliedern<br />
wagte es nur Polen, seinen Widerstand<br />
des in seinen Augen zu viel politischen<br />
Europas auszusprechen. Allerdings nicht<br />
offen, sondern versteckt hinter dem<br />
Argument der Stimmengewichtung im<br />
Rat. Dabei konnte sich Polen seinerzeit<br />
der offenen Unterstützung Spaniens<br />
sicher sein.<br />
Frankreich und Deutschland hingegen<br />
fordern ein starkes politisches<br />
Europa. Entsprechend äußerten sie ihre<br />
Enttäuschung über das Scheitern der<br />
Regierungskonferenz. Sie deuteten die<br />
Möglichkeit eines Europas der "unterschiedlichen<br />
Geschwindigkeiten", für<br />
den Fall an, dass der Verfassungsvertrags-Entwurf<br />
auf absehbare Zeit und<br />
in dieser Form nicht unterschrieben<br />
werden sollte. Aber was meinen Paris<br />
und Berlin damit?<br />
Haben wir nicht bereits unterschiedliche<br />
Integrationsdichten in der<br />
EU? <strong>Die</strong> Währungsunion und das<br />
Schengener-Abkommen sind eindeutige<br />
Tatbestände unterschiedlicher Integrationsdichten,<br />
denn nicht alle EU-<br />
Mitglieder nehmen am EURO oder am<br />
Schengener Abkommen teil.<br />
<strong>Die</strong> in diesem Zusammenhang vermehrt<br />
zu vernehmenden Begriffe wie<br />
"Kerneuropa", "Avantgarde" und "Gravitationskern"<br />
verdeutlichen den Willen<br />
einiger EU-Staaten, sich bezüglich des<br />
Integrationsstandes nicht auf den<br />
kleinsten gemeinsamen Nenner festhalten<br />
zu lassen: <strong>Die</strong>jenigen Staaten, die<br />
können und wollen, sollen auch entsprechend<br />
die Möglichkeit haben, sich<br />
stärker zu integrieren als jene Staaten,<br />
die entweder nicht wollen oder können.<br />
<strong>Die</strong>se Möglichkeit ist zwar als Nukleus<br />
bereits Bestandteil des Nizza-Vertrags<br />
und im Entwurf des Verfassungs-<br />
Vertrages noch weiter entwickelt<br />
worden. Jedoch bieten die nukleushaften<br />
Möglichkeiten des Nizza-Vertrages<br />
wenig Handlungsspielraum. Und der<br />
Verfassungs-Vertrag selbst ist bislang<br />
nur ein Entwurf und bietet somit noch<br />
keine rechtliche Handlungsgrundlage.<br />
Also hat es den Anschein, dass Paris<br />
und Berlin mit dem Begriff der "unterschiedlichen<br />
Geschwindigkeiten" noch<br />
etwas anderes meinen könnten: Eine<br />
verstärkte Integration außerhalb der EU-<br />
Verträge derer die Wollen oder Können<br />
- kurzum an der EU vorbei.<br />
Hiermit baut die deutsch-französische<br />
Achse eine glaubhafte Drohkulisse auf,<br />
um die Staaten, die dem zwischenstaatlich<br />
orientierten Ansatz zu neigen,<br />
unter erheblichen Handlungs- und<br />
Konzessionsdruck zu setzen. Aber selbst<br />
wenn der Verfassungsvertrag im Sinne<br />
der deutsch-französischen Achse verabschiedet<br />
werden sollte, wofür nach dem<br />
Kurswechsel Spaniens einiges spricht,<br />
wird die Idee von der EU der "unterschiedlichen<br />
Geschwindigkeiten" allein<br />
aus pragmatischen Gründen ein Instrument<br />
des europäischen Integrationsprozesses<br />
- nur eben innerhalb des<br />
Verfassungsvertrages.<br />
Alexander Neu<br />
Ak-Internationales / KV-<strong>Köln</strong><br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 17
N R W<br />
Aktuelles aus dem Landtag<br />
Edith Müller und Marianne Hürten berichten über neueste Entwicklungen<br />
Keine Atomtransporte von<br />
Rossendorf nach Ahaus<br />
<strong>Die</strong> Landtagsfraktion lehnt den Transport<br />
des Atommülls des ehemaligen<br />
Forschungsreaktors Rossendorf in<br />
Sachsen nach Ahaus ab. Seit dem Amtsantritt<br />
der rot-grünen Bundesregierung<br />
1998 hat es keine Castor-Transporte<br />
mehr nach Ahaus gegeben. <strong>Die</strong>s ist ein<br />
positives Ergebnis der im Atomkonsens<br />
vereinbarten Politik der dezentralen<br />
Zwischenlagerung des Atommülls an<br />
den Kraftwerken, die ihn produziert<br />
haben.<br />
<strong>Die</strong> Betreiber der Anlage in Rossendorf<br />
wollen jetzt aufgrund einer von SPD<br />
und Wirtschaft durchgesetzten Ausnahmeregelung<br />
für Forschungsreaktoren im<br />
Atomkonsens, dass 18 Atommüll-<br />
Behälter mit den im Reaktor verwendeten<br />
hochradioaktiven Brennelementen<br />
in das über 600 km entfernte Ahaus über<br />
die Straße transportiert werden.<br />
<strong>Die</strong>ser Transport ist sicherheitstechnisch<br />
gefährlich und finanziell unsinnig.<br />
<strong>Die</strong> anfallenden Sicherungskosten würden<br />
allein für NRW rund 50 Mio<br />
betragen. Das Land Nordrhein-Westfalen<br />
hat gegen die Durchführung des<br />
Castor-Transports eine Klage eingereicht.<br />
Abitur nach 12 Jahren<br />
<strong>Die</strong> Landesregierung hat nach ausführlicher<br />
Erörterung das Abitur nach<br />
12 Jahren als Regelfall beschlossen.<br />
Durch die PISA-Studie haben wir<br />
gelernt, dass wir zu viele Hürden in<br />
unserem Bildungssystem haben und<br />
dass zu viele Barrieren nichts anderem<br />
dienen, als Lernen und Leistung zu<br />
behindern.<br />
Wichtigstes Ziel ist es, die Zahl und<br />
die Ausbildungsqualität von Abiturienten<br />
sowie die Durchlässigkeit zwischen<br />
den Schulformen zu erhöhen. An diesen<br />
Leitlinien orientiert sich das Konzept.<br />
<strong>Die</strong> notwendige Erweiterung der Stundentafel<br />
in der Sekundarstufe I wird für<br />
alle Schulformen vorgenommen. Davon<br />
werden dann alle Schülerinnen und<br />
Schüler profitieren. Zudem können<br />
sowohl Gymnasien als auch Gesamtschulen<br />
ein optionales Förderjahr der<br />
Sek. I einrichten, um leistungsschwächeren<br />
Schülerinnen und Schülern den Weg<br />
zum Abitur zu erleichtern.<br />
Wie weiter mit der WestLB-AG<br />
und der NRW.Bank?<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung beider Institute wird<br />
- soweit das möglich ist - von der Fraktion<br />
kritisch begleitet. Uns geht es in<br />
erster Linie um die Vermeidung weiterer<br />
Haushaltsrisiken. Deshalb wird sich das<br />
Land auch nicht an der notwendigen<br />
Kapitalaufstockung der AG beteiligen.<br />
Das hat erhebliche Auswirkungen auf<br />
die zukünftige Struktur der WestLB-AG.<br />
<strong>Die</strong> neue Förderbank des Landes, die<br />
NRW.Bank, existiert seit April. Sie soll<br />
in Zukunft alle Förderprogramme des<br />
Landes abwickeln. Ihre zentralen Kompetenzfelder<br />
sind Wirtschaftsförderung,<br />
Wohnungs- und Städtebau, Infrastrukturmaßnahmen<br />
und die<br />
Kommunalfinanzierung. <strong>Die</strong> Verhandlungen<br />
über die zukünftige Struktur<br />
beider Institute sind noch nicht abgeschlossen.<br />
Volksinitiativen erleichtern<br />
<strong>Die</strong> Volksinitiative wurde im März<br />
2002 in die Verfassung aufgenommen.<br />
Ausgehend von den vorliegenden Erfahrungen<br />
möchten wir das Verfahren<br />
erleichtern. Anstelle der Eintragung in<br />
die Liste bei der Gemeinde soll zukünftig<br />
die freie Unterschriftensammlung<br />
ermöglicht werden. Dann könnten<br />
in Zukunft die Unterschriften zur Unterstützung<br />
der Volksinitiative in Fußgängerzonen<br />
oder auf dem Mark gesammelt<br />
werden, der Gang zum Rathaus entfiele.<br />
Außerdem sollen erfolgreiche Initiativen<br />
in Zukunft ein Anhörungsrecht im<br />
jeweiligen Fachausschuss erhalten.<br />
Mehr Transparenz bei den<br />
Diäten<br />
<strong>Die</strong> Kommission zur Neuregelung<br />
der Abgeordnetenbezüge hat ihren Abschlussbericht<br />
vorgelegt. Kernelement:<br />
<strong>Die</strong> privilegierte staatliche Altersversorgung<br />
soll abgeschafft werden zugunsten<br />
einer selbständigen, privaten<br />
Altersvorsorge. Der Ältestenrat hat den<br />
Präsidenten des Landtags jetzt aufgefordert,<br />
einen entsprechenden Gesetzentwurf<br />
vorzulegen.<br />
Subventionsabbau - auch bei<br />
der Steinkohle<br />
<strong>Die</strong> im Düsseldorfer Signal vereinbarte<br />
Reduzierung der Steinkohlesubventionen<br />
um jährlich 40 Mio. Euro<br />
sowie die Umsetzung des Ergebnisses<br />
des Vermittlungsausschusses nach der<br />
Koch-Steinbrück-Liste beschäftigt die<br />
rot-grünen Koalitionäre in Bund und<br />
Land. Das Kanzler-Wort lässt sich nur<br />
schwerlich mit den vereinbarten Subventionskürzungen<br />
erfüllen. Angesichts der<br />
Haushaltslage in NRW bestehen wir auf<br />
der Erfüllung des Düsseldorfer Signals,<br />
parallel dazu treten wir massiv für die<br />
Schließung der Zeche Walsum.<br />
Gesundheitspolitik<br />
Im März berichtete Ministerin Fischer<br />
vor dem Ausschuss Arbeit, Gesundheit<br />
und Soziales, dass das Ministerium die<br />
Einführung eines umfassenden Krebsregisters<br />
für NRW plant und erläuterte<br />
erste Details. Im Sommer soll der Gesetzentwurf<br />
vorgelegt werden.<br />
<strong>Die</strong> grüne Landtagsfraktion hat bereits<br />
vor zwei Jahren einen Beschluss mit<br />
Eckpunkten für ein flächendeckendes,<br />
bevölkerungsbezogenes Krebsregister<br />
gefasst und begrüßte daher, dass das<br />
Ministerium jetzt in dieser Richtung tätig<br />
wird. Mit der flächendeckenden Erfassung<br />
und einer - datenschutzsicheren<br />
- Meldepflicht bei bösartigen Tumoren<br />
können in naher Zukunft Datenbanken<br />
aufgebaut werden, die dabei helfen<br />
können, Krebsgefahren zu erkennen und<br />
Behandlungsqualität zu sichern. Bisher<br />
müssen MedizinerInnen und Forscher-<br />
Innen vor allem auf statistisches Material<br />
aus Skandinavien zurückgreifen. <strong>Die</strong>ser<br />
unhaltbare Zustand wird nun beseitigt.<br />
NRW zieht damit endlich mit anderen<br />
Ländern gleich.<br />
Mit dem Krebsregister NRW wird<br />
endlich eine gezielte Präventions- und<br />
18<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
NRW<br />
Versorgungsforschung, zugeschnitten<br />
auf die Gegebenheiten in unserem Land,<br />
sichergestellt werden können.<br />
Am 18. März <strong>2004</strong> fand im Landtag<br />
ein Kongress der grünen Landtagsfraktion<br />
mit dem Titel "Weil der Mensch<br />
ein Mensch ist… - <strong>Die</strong> Zukunft der<br />
Gemeindepsychiatrie in NRW" statt. Mit<br />
über 300 TeilnehmerInnen war es die<br />
bisher größte grüne Veranstaltung im<br />
Landtag.<br />
Erstmals saßen bei einem Kongress<br />
dieser Größe alle drei Betroffenengruppen<br />
in der Art eines Trialoges an<br />
einem Tisch: die Psychiatrie-Erfahrenen,<br />
die Professionellen und die Angehörigen.<br />
Bei der Auswertung unserer<br />
Großen Anfrage im Landtag zusammen<br />
mit der Fachszene wurde immer wieder<br />
deutlich, dass bei der psychiatrischen<br />
Versorgung alle drei Blickwinkel wichtig<br />
sind. Insbesondere die Übergänge von<br />
der stationären zur ambulanten Versorgung<br />
müssen besser auf einander abgestimmt<br />
werden. Mit dem ganztägigen<br />
Kongress haben wir die Möglichkeit<br />
geboten, in acht Foren die unterschiedlichen<br />
Themenbereiche aus verschiedenen<br />
Perspektiven zu betrachten, sich<br />
auszutauschen und Handlungsempfehlungen<br />
zu diskutieren. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />
werden veröffentlicht und in die weitere<br />
Arbeit der Fraktion einfließen.<br />
Sozialpolitik<br />
Im Dezember vergangenen Jahres<br />
verabschiedete der Landtag das Gesetz<br />
zur Gleichstellung von Menschen mit<br />
Behinderungen (Landesgleichstellungsgesetz).<br />
<strong>Die</strong> Integration von Menschen<br />
mit Behinderungen in die Regelangebote<br />
ist das Kernanliegen des Gesetzes, das<br />
kommunal v.a. durch Zielvereinbarungen<br />
erreicht werden soll. Das Gesetz<br />
schafft den rechtlichen Rahmen im<br />
Zuständigkeitsbereich des Landes für<br />
die gleichberechtigte Teilhabe von<br />
Menschen mit Behinderungen. Allerdings<br />
gibt es Bereiche, in denen die<br />
Gleichstellung im Einzelnen durch<br />
spezifische Regelungen umzusetzen ist.<br />
Das Landesgleichstellungsgesetz zielt<br />
auch darauf ab, wichtige Regelangebote<br />
freier Träger für Menschen mit Behinderungen<br />
zu öffnen, z.B. Schwangerschaftskonfliktberatung,<br />
Frauenhäuser<br />
oder Schuldnerberatung. Hier stallt sich<br />
natürlich sofort die Frage der Finanzierung.<br />
Mit den Ende April beschlossenen<br />
Änderungen im Spielbankengesetz<br />
können nun ab 1. <strong>Mai</strong> auch Projekte über<br />
die Stiftung Wohlfahrtspflege gefördert<br />
werden, die der Integration von Menschen<br />
mit Behinderungen dienen oder<br />
benachteiligte Kinder besonders fördern.<br />
Gleichstellung von Lesben und<br />
Schwulen<br />
Ende April entschied das Bundesarbeitsgerichtes<br />
im Fall eines Mannes<br />
aus Remscheid, dass bei der Auszahlung<br />
von Ortszuschlägen eingetragene<br />
Lebenspartnerschaften traditionellen<br />
Ehen gleich zu stellen sind. <strong>Die</strong>ses Urteil<br />
gibt uns Rückenwind bei unseren langjährigen<br />
Bemühungen um ein Landesantidiskriminierungsgesetz<br />
und die<br />
Gleichstellung gleichgeschlechtlicher<br />
Paare mit Ehen. <strong>Die</strong> nach der Einführung<br />
Eingetragener Lebenspartnerschaften<br />
notwendige Anpassung des Landesrechtes<br />
ist längst überfällig.<br />
Auf einer Veranstaltung der grünen<br />
Landtagsfraktion am 7. <strong>Mai</strong> wird deutlich:<br />
- Noch immer haben in vielen Landesvorschriften<br />
eingetragene gleichgeschlechtliche<br />
Partnerschaften nicht<br />
die gleichen Rechte wie Ehepaare<br />
- Auch schwule oder lesbische Landesbedienstete<br />
erleben an ihren Arbeitsplätzen<br />
Diskriminierung<br />
Deshalb wollen wir alle Möglichkeiten<br />
auf Landesebene auszuschöpfen<br />
hin zur umfassenden Gleichberechtigung<br />
und für ein Antidiskriminierungsgesetz.<br />
Frauen und Hartz<br />
Rund 200 Frauen und wenige Männer<br />
folgten der Einladung der grünen<br />
Landtagsfraktion nach Düsseldorf, um<br />
sich am 5. März auf der Veranstaltung<br />
"Gehartzte Zeiten -Frauen in Not zwischen<br />
Sozialhilfe und Arbeitslosengeld<br />
II" über die Folgen der Hartzgesetze,<br />
insbesondere für Sozialhilfe beziehende<br />
Frauen informieren zu lassen.<br />
Zukünftig erhalten die meisten dieser<br />
Frauen Arbeitslosengeld II. <strong>Die</strong> Höhe<br />
der Regelsätze orientiert sich an der<br />
Sozialhilfe. Für Arbeitslosenhilfebeziehende<br />
wird das vielfach eine schmerz--<br />
hafte Kürzung sein. Für Sozialhilfeempfängerinnen<br />
ändert sich scheinbar<br />
materiell wenig . Doch der Eindruck<br />
täuscht; die Regelsätze umfassen ab<br />
Januar 2005 bereits Pauschalen für alle<br />
einmaligen Bedarfe. Ausnahmen bilden<br />
lediglich mehrtägige Klassenfahrten und<br />
Erstausstattungen für Wohnung oder<br />
Bekleidung.<br />
Vor allem Alleinerziehende mit<br />
größeren Kindern wird dies hart treffen,<br />
denn für diese wurde der alte Regelsatz<br />
nur um 15 bzw. 10 Euro im Monat<br />
erhöht. Wie davon Kleidung, Schul- und<br />
Freizeitbedarf finanziert werden soll<br />
bleibt ein Rätsel. Real handelt es sich um<br />
eine empfindliche Kürzung. Da ist es<br />
nur ein kleiner Trost, dass zukünftig<br />
SozialhilfempfängerInnen erstmalig ein<br />
Altersvorsorgevermögen, eine Lebensversicherung<br />
und ein angemessenes Kfz<br />
zugestanden wird.<br />
<strong>Die</strong> Diskussion über die Umsetzung<br />
löste allerdings bei den meisten VeranstaltungsteilnehmerInnen<br />
einen richtigen<br />
Schock aus. Weder die Sozialämter<br />
noch die Agenturen für Arbeit sind<br />
anscheinend strukturell und personell<br />
hineichend auf den Aufgabenwechsel<br />
vorbereitet.<br />
Zu hoffen ist, dass rechtzeitig<br />
Regelungen getroffen werden, die den<br />
Belagen der Betroffenen gerecht werden<br />
und v.a. die Leistungsgewährung ab<br />
1.1.2005 sicherstellen.<br />
<strong>Die</strong> Dokumentation der Veranstaltung<br />
ist in Arbeit. Eine Resolution, die<br />
im Nachgang zu der Veranstaltung<br />
erarbeitet wurde, findet breite Unterstützung.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 19
K ö l n<br />
Der Entwurf zum Kommunalwahlprogramm ist fertig<br />
Endlich! Auf der Programmwerkstatt<br />
in Lieberhausen wurde vordiskutiert,<br />
sechs Programmforen tagten im Februar<br />
/ März, manche sogar mehr mehrmals,<br />
Facharbeitskreise von Partei und Fraktion<br />
diskutierten intensiv ihre Textbausteine.<br />
Delegiertenrat und Fraktion benannten<br />
Mitglieder der Programmkommission.<br />
Ralf Unna trat zurück, ihm folgte<br />
Csilla Imre, die aus Zeitmangel dann<br />
auch zurücktreten mußte. <strong>Die</strong> Kommission<br />
besteht jetzt aus Jörg Frank,<br />
Jörg Penner, Angela Spizig und Diana<br />
Siebert als Geschäftsführerin. Ihnen<br />
fiel die Aufgabe zu, zu ordnen, Überschneidungen<br />
und Verdoppelungen<br />
aus den Texten zu streichen, Formulierungen<br />
zu straffen, vieles aber auch<br />
selbst zu formulieren. Querverweise<br />
sollen nach der Mitgliederversammlung<br />
eingefügt werden, wenn das<br />
Programm beschlossen ist.<br />
Einige Textbausteine enthielten<br />
fundierte Analysen, waren damit aber<br />
viel zu lang. Konkrete Handlungsanweisungen<br />
an die Verwaltung, die<br />
eher in Ratsanträge gehören, wurden<br />
gestrichen oder zusammengefasst.<br />
Landes- und Bundespolitik ist jetzt nur<br />
noch da erwähnt, wo Grüne in Land<br />
oder Bund wichtige neue Rahmenbedingungen<br />
für kommunales handeln<br />
durchgesetzt haben. Bei der Kürzungen<br />
mag schon mal der eine oder andere<br />
wichtige Aspekt untergegangen sein,<br />
dazu müssten Änderungsanträge gestellt<br />
werden. Manches ist aber immer<br />
noch zu langatmig.<br />
Änderungsanträge kann jedes Mitglied<br />
stellen. Sie sollen möglichst per<br />
Email an buero@gruenekoeln.de geschickt<br />
werden. Notfalls geht es aber<br />
auch als Brief an das <strong>Kreisverband</strong>sbüro.<br />
Frist für die Einreichung von<br />
Änderungsanträgen ist Montag,<br />
der 10.5.<strong>2004</strong><br />
Alle Änderungsanträge sollen mit der<br />
Zeilennummer der Textpassage versehen<br />
sein, auf die sie sich beziehen. <strong>Die</strong><br />
Programmkommission wird sich dann<br />
in der Woche vor der Mitgliederversammlung<br />
am 15.5. mit den<br />
Anträgen beschäftigen und der<br />
Versammlung einen Vorschlag zur<br />
Übernahme oder Ablehnung machen<br />
- möglichst im Konsens mit den<br />
AntragstellerInnen, so wie es bei<br />
Bundesparteitagen üblich ist. So kann<br />
sich die Versammlung auf die<br />
wichtigen Kontroversen konzentrieren.<br />
Einen Änderungsantrag wird die<br />
Programmkommission selbst stellen:<br />
Das Kapitel "Nachhaltiges Wirtschaften"<br />
besteht nur aus dem Finanzteil.<br />
Der Wirtschaftsteil wird nachgeliefert.<br />
Für ihn wird die Antragsfrist<br />
auf Freitag, den 14.5. verlängert.<br />
Jörg Heinrich Penner<br />
<strong>Die</strong> komplette Reserveliste von <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>Köln</strong><br />
zur Kommunalwahl <strong>2004</strong><br />
Schon im letzten Mach Et haben wir die Plätze 1 bis 26 der Reserveliste zur Kommunalwahl <strong>2004</strong><br />
vorgestellt. Auf der Mitgliederversammlung vom 29.03.04 wurden zusätzlich die Plätze 27 bis 49 gewählt.<br />
1 Barbara Moritz<br />
2 Jörg Frank<br />
3 Angela Spizig<br />
4 Ossi Helling<br />
5 Sabine Ulke<br />
6 Peter Sörries<br />
7 Karin Schmidt<br />
8 Arif Ünal<br />
9 Gaby Schlitt<br />
10 Andreas Wolter<br />
11 Sabine Müller<br />
12 Gerd Brust<br />
13 Bettina Tull<br />
14 Horst Thelen<br />
15 Brigitta von Bülow<br />
16 Manfred "Berti" Waddey<br />
17 Elisabeth Thelen<br />
18 René Oehler<br />
19 Katrin Barion<br />
20 Ralf Unna<br />
21 Andrea Asch<br />
22 Stefan Peil<br />
23 Kirsten Reinhardt<br />
24 Harald Junge<br />
25 Astrid Reimers<br />
26 Karsten Kretschmer<br />
27 Anna Schönhütte<br />
28 Herbert Clasen<br />
29 Angelika Winkin<br />
30 Manfred Winnen<br />
31 Regina Kobold<br />
32 Tilman Kuhl<br />
33 Kerstin Ciba<br />
34 Ralf Klemm<br />
35 Roswitha Berscheid<br />
36 <strong>Die</strong>ter Redlin<br />
37 Angela Behring<br />
38 Rolf Peter Suberg<br />
39 Edith Müller<br />
40 Kevin Liebig<br />
41 Conny Wittsack-Junge<br />
42 Arndt Klocke<br />
43 Susanne Eichmüller<br />
44 Jörg Heinrich Penner<br />
45 Diana Siebert<br />
46 Björn Troll<br />
47 Maria Bogdanou<br />
48 Bernd Wilhelm<br />
49 Csilla Imre<br />
20<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
K ö l n<br />
<strong>Die</strong> KandidatInnen für die <strong>Köln</strong>er Bezirksvertretungen<br />
OV 1 Innenstadt<br />
1 Roswitha Berscheid<br />
2 Andreas Hupke<br />
3 Elisabeth Thelen<br />
4 Tilman Kuhl<br />
5 Astrid Reimers<br />
6 Karsten Kretschmer<br />
7 Maria Bogdanou<br />
8 Christoph Goormann<br />
9 Anja Kölbl<br />
10 Björn Troll<br />
11 Gundi Haep<br />
12 Reiner Scheible<br />
13 Diana Siebert<br />
14 Matthias Neumann<br />
OV 5 Nippes<br />
1 Susanne Eichmüller<br />
2 Herbert Clasen<br />
3 Manfred Richter<br />
4 Ronald Dittmark<br />
5 Rita Lück<br />
6 Peter Ungerathen<br />
7 Elke Close<br />
8 Thomas Eichmüller<br />
<strong>Die</strong> DirektkandidatInnen für die Kommunalwahl<br />
OV 2 Rodenkirchen<br />
1 Manfred Giesen<br />
2 Eberhard Petschel<br />
3 Thomas Kahlix<br />
4 Alexander Balint<br />
5 Frank Schober<br />
6 Hartmut Neubauer<br />
7 Heidi Näpflein<br />
8 Belinda Harnack<br />
9 Michael Speer<br />
10 Sabine Müller<br />
11 Peter Sörries<br />
Wahlkreis<br />
Ortsverband<br />
Gebiet<br />
DirektkandidatInnen<br />
1 1 Altstadt Süd I Tilman Kuhl<br />
2 1 Neustadt Süd I Barbara Moritz<br />
3 1 Altstadt Süd II, Neustadt Süd II, Neust. Nord I Andreas Wolter<br />
4 1 Altstadt Nord Jörg Frank<br />
5 1 Neustadt Nord II Elisabeth Thelen<br />
6 1 Deutz Karsten Kretschmer<br />
7 7 Poll, Westhoven, Ensen Thomas Ehses<br />
8 7 Gremberghoven, Eil, Porz I Arif Ünal<br />
9 7 Urbach, Elsdorf, Grengel Rolf Peter Suberg<br />
10 7 Wahnheide, Wahn, Lind, Libur <strong>Die</strong>ter Redlin<br />
11 7 Porz II, Langel, Zündorf Ciler Firtina<br />
12 2 Bayenthal, Marienburg, Raderberg, Raderthal Thomas Kahlix<br />
13 2 Zollstock Ralf Unna<br />
14 2 Rondorf, Hahnwald, Rodenkirchen Peter Sörries<br />
15 2 Weiß, Sürth, Godorf, Immendorf, Meschenich Sabine Müller<br />
16 3 Klettenberg, Sülz I Gaby Schlitt<br />
17 3 Sülz II Ossi Helling<br />
18 3 Lindenthal I Angela Spizig<br />
19 3 Lindenthal II, Braunsfeld, Müngersdorf I Roland Schüler<br />
20 3 Müngersdorf II, Junkersdorf, Weiden I Katrin Barion<br />
21 3 Weiden II, Lövenich, Widdersdorf Gerhard Brust<br />
22 4 Ehrenfeld I Manfred/Berti Waddey<br />
23 4 Ehrenfeld II, Neuehrenfeld Brigitta von Bülow<br />
24 4 Bickendorf, Ossendorf Kirsten Reinhardt<br />
25 4 Vogelsang, Bocklemünd, Mengenich Bettina Tull<br />
26 6 Seeberg, Heimersdorf Diana S iebert<br />
27 6 Volkhoven/Weiler, Chorweiler, Blumenberg Bernhard Hanfland<br />
28 6 Lindweiler, Pesch, Esch/Auweiler Wolfgang Kleinjans<br />
29 6 Merken., Fühlin., Roggend./Thenh., Worringen Cornelie Wittsack-Junge<br />
30 5 Niehl I, Longerich Ronald Dittmark<br />
31 5 Mauenheim, Bilderstöckchen Herbert Clasen<br />
32 5 Nippes I Horst Thelen<br />
33 5 Nippes II, Riehl, Niehl II Susanne Eichmüller<br />
34 5 Niehl III, Weidenpesch Manfred Richter<br />
35 9 Mülheim I, Buchforst, Buchheim Sabine Wenzel<br />
36 9 Mülheim II Florian Haarmann<br />
37 9 Mülheim III, Stammheim, Flittard Manfred Winnen<br />
38 9 Dünnwald, Höhenhaus Sabine Ulke<br />
39 9 Dellbrück Andrea Asch<br />
40 9 Holweide Günter Hermkes<br />
41 8 Brück, Rath/Heumar Martin Peters<br />
42 8 Humboldt/Gremberg I, Kalk Karin Schmidt<br />
43 8 Humboldt/Gremberg II, Vingst Angela Behring<br />
44 8 Höhenberg, Merheim Manfred Kreische<br />
45 8 Ostheim, Neubrück Wolfgang Füssenich<br />
OV 3 Lindenthal<br />
1 Ulla Theisling<br />
2 Roland Schüler<br />
3 Angelika Burauen<br />
4 Jan Körber<br />
5 Hille Lammers<br />
6 Hans Biedermann<br />
7 Sabine Pakulat<br />
8 Jörg Neuheiser<br />
9 Claudia Pinl<br />
10 Gerd Brust<br />
11 Gerhild Loer<br />
12 Ralf Unna<br />
13 Gabriele Sachlitt<br />
14 Ossi Helling<br />
OV 4 Ehrenfeld<br />
1 Brigitta von Bülow<br />
2 Harald Hoyer<br />
3 Petra Wilke<br />
4 Max Baumann<br />
5 Kirsten Reinhardt<br />
6 Stefan Bey<br />
7 Christiane Martin<br />
8 Holger Opladen<br />
9 Bettina Tull<br />
10 Franz Dillmann<br />
11 Helma Pasch<br />
OV 6 Nord/Chorweiler<br />
1 Bernhard Hanfland<br />
2 Cornelie Wittsack-Junge<br />
3 Wolfgang Kleinjans<br />
4 Matthias Schmeiert<br />
5 Alla Jarovaja<br />
6 Marlies Hanfland-Hilt<br />
7 Anneliese Peter<br />
8 Cemal Budak<br />
9 Regina Bannert<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 21
K ö l n<br />
Fortsetzung Bezirkslisten<br />
OV 7 Porz/Poll<br />
1 <strong>Die</strong>ter Redlin<br />
2 Thomas Ehses<br />
3 Jürgen Piper<br />
4 Ciler Firtina<br />
5 Rolf Peter Suberg<br />
6 Albert Liesegang<br />
7 Bernd Wilhelm<br />
8 Stefan Dziallas<br />
9 Roy Mepham<br />
OV 8 Kalk<br />
1 Angela Behring<br />
2 Wolfgang Füssenich<br />
3 Sabine <strong>Die</strong>mer<br />
4 Manfred Kreische<br />
5 Karin Schmidt<br />
6 Martin Peters<br />
OV 9 Mülheim<br />
1 Sabine Wenzel<br />
2 Florian Haarmann<br />
3 Sabine Ulke<br />
4 Günter Hermkes<br />
5 Andrea Restle<br />
6 Rolf Ebert<br />
7 Marianne Böttcher<br />
8 Manfred Winnen<br />
9 Eva Glattfeld<br />
10 Uwe Köhler<br />
11 Andrea Asch<br />
Stellungnahme des <strong>Kreisverband</strong>es zum<br />
Partei-Austritt des Ratsmitglieds Ralph Scherbaum<br />
Der Wechsel von Ralph Scherbaum von den <strong>Grünen</strong> zur SPD ist durch alle lokalen Medien gegangen<br />
und auf großes öffentliches Interesse gestoßen. Mach Et bringt hier die vollständige Presseerklärung<br />
des <strong>Köln</strong>er <strong>Kreisverband</strong>es zum Austritt des Ratsmitgliedes.<br />
GRÜNE KÖLN<br />
Ebertplatz 23<br />
50668 <strong>Köln</strong><br />
Pressemitteilung<br />
Heute erklärte Ralph Scherbaum, seit<br />
1999 für die <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong> Mitglied im<br />
Stadtrat, seinen Austritt aus dem<br />
<strong>Kreisverband</strong> <strong>Köln</strong> und der Ratsfraktion<br />
<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>.<br />
Dazu erklärt Jörg Penner, Sprecher<br />
des <strong>Grünen</strong> <strong>Kreisverband</strong>es <strong>Köln</strong>:<br />
Es gibt Austritte, die sind bedauerlich.<br />
Der von Ralph Scherbaum gehört dazu.<br />
In den letzten Jahren hat er sich in Partei<br />
und Kommunalpolitik vorwiegend als<br />
ehrlicher Makler von Gewerkschaftsinteressen<br />
hervorgetan und auch einen<br />
engagierten Bundeswahlkampf geführt.<br />
<strong>Die</strong>s war sicher nicht der Grund<br />
dafür, dass die Parteibasis ihn weder für<br />
den nächsten Rat noch für die Bezirksvertretung<br />
Innenstadt aufstellen wollte.<br />
Seine Frustration darüber kann ich<br />
verstehen.<br />
Seine absurden offiziellen Austrittsgründe<br />
zeugen aber eher von getrübtem<br />
Realitätssinn: Gerade die <strong>Grünen</strong> waren<br />
es doch, die das wahre Ausmaß des<br />
finanzpolitischen Desasters offen gelegt<br />
haben, das seine neuen politischen<br />
Freunde von der SPD in den <strong>90</strong>er Jahren<br />
mit Duldung der CDU im Wesentlichen<br />
verschuldet haben.<br />
Gerade in arbeitsmarktpolitischen<br />
Fragen haben sich die <strong>Köln</strong>er <strong>Grünen</strong><br />
auf Bundesebene und kommunaler<br />
Ebene mit konkreten Reformmodellen<br />
profiliert, die zu mehr Beschäftigung<br />
führen, während Genosse Wolfgang<br />
Clement die Umsetzung der Hartz-<br />
Reformen chaotisiert.<br />
Noch absurder ist der Vorwurf von<br />
Ämter- und Postenklüngel: Auch ein<br />
Jahr nach Beginn der schwarz-grünen<br />
Koalition ist die Verwaltung immer noch<br />
von SPD-Parteibuchsoldaten durchsetzt.<br />
Das Grüne Prinzip Fachkompetenz vor<br />
Parteibuch lässt sich nur mühsam durchsetzen<br />
und stößt allzu oft auch auf<br />
Widerstand bei CDU und OB.<br />
Ob Ralph Scherbaum der SPD helfen<br />
kann, endlich wieder kommunalpolitisches<br />
Profil zu entwickeln, bleibt<br />
fraglich. Wir werden es mit Interesse<br />
beobachten.<br />
Wir gehen aber davon aus, dass sich<br />
sein demokratisches Grundverständnis<br />
mit dem Austritt nicht gewandelt hat<br />
und fordern ihn daher auf, sein Ratsmandat<br />
unverzüglich zurückzugeben.<br />
Denn er hat dieses Mandat von den<br />
grünen WählerInnen erhalten. Sie haben<br />
einen Anspruch darauf, auch weiter<br />
durch einen grünen Mandatsträger<br />
vertreten zu werden.<br />
Jörg Penner<br />
<strong>Köln</strong>, 27. April <strong>2004</strong><br />
Verantwortlich: Jörg Penner,<br />
Sprecher des <strong>Kreisverband</strong>es <strong>Köln</strong><br />
22<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
B i l d u n g<br />
Welche Eliten braucht das Land?<br />
Elite - eigentlich ein Begriff, der<br />
bislang im gesellschaftlichen Diskurs<br />
verpönt war. Eliten manifestierten sich<br />
durch Vererbung, Stand oder Vermögen,<br />
der Begriff stammt ursprünglich aus<br />
dem Militärischen und galt bis vor<br />
kurzem noch als Antonym zu Demokratie<br />
- elitär ist, was nicht-demokratisch<br />
ist.<br />
Doch in jüngster Zeit erfuhr der Begriff<br />
eine Renaissance: Er steht plötzlich<br />
im Zentrum einer Debatte um die Hochschul-Politik,<br />
seit Bildungsministerin<br />
Edelgard Bulmahn zusammen mit<br />
Bundeskanzler Gerhard Schröder die<br />
stärkere Förderung einer akademischen<br />
Elite anregten. Anlässlich dieser neu<br />
entfachten Diskussion stellte auch das<br />
seit elf Jahren bestehende<br />
Dellbrücker Forum die<br />
Frage: "Welche Eliten braucht<br />
das Land?"<br />
Unter der Moderation<br />
des WDR-Redakteurs Arnd<br />
Henze diskutierten Klaus<br />
Holz, Leiter des Evangelischen<br />
Studienwerkes<br />
Villigst, die NRW-Wissenschaftsministerin<br />
Hannelore<br />
Kraft, Christiane Konegen-<br />
Grenier, Leiterin beim Institut<br />
der deutschen Wirtschaft,<br />
und der Fraktionsvize der<br />
Grü-nen, Reinhard Loske.<br />
An einer fachlich begründbaren<br />
Kompetenz-Elite<br />
gebe es keine Kritik, erklärte<br />
Loske, aber nur, wenn der<br />
Begriff der "Elite" mit<br />
ethischen Ansprüchen präzisiert<br />
wird: Wer sich zur<br />
Elite zählt, muss auch eine<br />
Vorbildfunktion wahr-nehmen<br />
und sich durch Verantwortungsbewusstsein<br />
und einer Orientierung<br />
am Gemeinwohl auszeichnen.<br />
Denn nur so wird Elite auch mit Demokratie<br />
vereinbar und eine Bereicherung<br />
für die Gesellschaft.<br />
Aber wie sollen Eliten herausgebildet<br />
werden? Sollen Elite-Universitäten<br />
geschaffen werden, wie dies die Wirtschaftsvertreterin<br />
Christiane Konegen-<br />
Grenier forderte, die entsprechend dem<br />
amerikanischen Modell durch die Studierenden<br />
weitgehend selbst finanziert<br />
werden sollen und die den Wettbewerb<br />
und damit die Qualitätssteigerung unter<br />
deutschen Universitäten anregen könnten?<br />
Oder sollen - wie das die Wissenschaftsministerin<br />
Hannelore Kraft für<br />
realistischer erklärt - nur einzelne,<br />
renommierte Fakultäten als 'Leuchtürme'<br />
staatliche Sonderförderung<br />
erfahren? So kämen in Nordrhein<br />
Westfalen etwa die bereits international<br />
beachteten Aachener Ingenieurswissenschaften<br />
oder die Bonner Biowissenschaften<br />
für eine Sonderförderung in<br />
Betracht. <strong>Die</strong> Vernetzung mit außerhochschulischen<br />
Forschungseinrichtungen<br />
ist seit langem schon ein vielfach<br />
empfohlener Weg zur Verbesserung der<br />
Universitätsausbildung in Deutschland.<br />
Statt der Diskussion um eine Elitenbildung<br />
ist - wie von der Partei der<br />
<strong>Grünen</strong> empfohlen - vielleicht ohnehin<br />
eine Auseinandersetzung über die<br />
Optimierung der Hochschul-Landschaft<br />
angebrachter: Durch die Erschließung<br />
neuer Finanzierungspotentiale durch die<br />
Patentrechtsverwertung, die Drittmittel-<br />
Forschung oder das Liegenschaftsmanagement.<br />
Auf weitere Maßnahmen<br />
pochte <strong>Grünen</strong>-Politiker Loske in der<br />
Diskussion: <strong>Die</strong> Gastfreundschaft gegen-<br />
über Migranten sollte gepflegt werden,<br />
um die Besten der Welt für die Universitäten<br />
zu gewinnen. Auch sollte die<br />
Abschaffung Beamtentums durch einen<br />
Wissenschaftstarifvertrag voran getrieben<br />
werden.<br />
Vom Streit über die Bildung von<br />
Eliten ist der Weg zum dauernden<br />
Zankapfel der Politik, den Studiengebühren,<br />
nicht weit. Auch das Podium<br />
des Dellbrücker Forums konnte hier zu<br />
keinem Konsens gelangen. Einigkeit<br />
bestand nur in der Forderung nach den<br />
sogenannten "nachgelagerten Studiengebühren".<br />
Hier müssten die Gebühren<br />
erst nach Beendigung des Studiums<br />
geleistet werden und die Höhe würde<br />
sich aus der Studiendauer und dem<br />
anschließenden Verdienst errechnen.<br />
Ein nachgelagerter Semsterbeitrag<br />
von 500 Euro pro Semester, so<br />
rechnete Christiane Konegen-<br />
Grenier vor, könnte zu jährlichen<br />
Einnahmen von 1,6 Milliarden Euro<br />
führen.<br />
Für Reinhard Loske jedoch gehört<br />
die gesamte Bildungsfinanzierung<br />
auf den Prüfstand. Ein Studienkonto<br />
und Bildungsgutscheine für lebenslanges<br />
Lernen zählen zum <strong>Grünen</strong><br />
Forderungskatalog. Und Loske<br />
betonte: Beiträge für Ausbildung<br />
und Studium seien nur denkbar,<br />
wenn eine beitragsfreie Kindergartenzeit<br />
und Schuldbildung<br />
gesichert seien, um eine hochwertige<br />
frühkindliche Förderung zu garantieren.<br />
Denn - so sein Resümee -<br />
letztlich ist es gerade die Primarausbildung,<br />
in der wichtige Weichen<br />
für eine soziale Eliten-Bildung<br />
gestellt werden. So lautet ein empirisch<br />
nachgewiesene These: Wenn<br />
wir mehr Nobe-preisträger für<br />
Physik wollen, brauchen wir mehr<br />
Musikunterricht in den Grundschulen.<br />
Tilman Kuhl<br />
Weitere Informationen zum Dellbrücker<br />
Forum unter: www.dellbruecker-forum.de<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 23
K u r z n o t i e r t<br />
Grün ist lecker<br />
Das bewiesen am 2. April <strong>2004</strong><br />
Michael Vesper, Angela Spizig und<br />
Andrea Asch auf der Schildergasse. Sie<br />
kochten Dinkelpfannkuchen und verteilten<br />
sie an interessierte Passanten. Der<br />
Grüne Landtagsabgeordnete Oliver<br />
Keymis moderierte die Veranstaltung,<br />
die auf regen Zuspruch stieß.<br />
Wer auch einmal kochen will wie der<br />
Minister, findet hier das Rezept. Alle<br />
Zutaten sollten natürlich aus Bio-Herstellung<br />
kommen!<br />
Dinkelpfannkuchen für 2 Personen<br />
Teig:<br />
100 g Dinkelmehl<br />
2 Bio-Eier<br />
100 ml Milch<br />
1 Prise Salz<br />
Füllung:<br />
400 g geschnittener Wirsing<br />
20 g Margarine<br />
1 kleine Zwiebel, gehackt<br />
200 ml Schmand<br />
Salz und Pfeffer<br />
Soße:<br />
2 Tomaten<br />
½ kleine Zwiebel, gehackt<br />
Olivenöl<br />
Basilikum<br />
Salz und Pfeffer<br />
Aus den Teigzutaten einen glatten<br />
Pfannkuchenteig herstellen und etwas<br />
ruhen lassen. Dann daraus zwei große<br />
Pfannkuchen backen.<br />
<strong>Die</strong> Zwiebeln in der Margarine<br />
anbraten und den Wirsing zugeben.<br />
Etwas Wasser zufügen, kurz schmoren<br />
lassen und den Schmand zugeben. Alles<br />
etwas einkochen, auf die Pfannekuchen<br />
geben, diese einrollen und in Scheiben<br />
schneiden.<br />
<strong>Die</strong> Tomaten kurz in heißes Wasser<br />
geben, abschrecken, schälen und in<br />
Würfel schneiden. <strong>Die</strong>se mit den<br />
Zwiebeln in Olivenöl anbraten, salzen,<br />
pfeffern und mit Basilikum würzen.<br />
Promis beim Kochen<br />
Künstler für Grün!<br />
Ein grünes Gemälde wurde bei der grünen Fundraising-Veranstaltung im<br />
Waschsalon "Cleanicum" auf die amerkanische Art - nämlich in 10-Euro-Schritten<br />
- von Volker Beck als Auktionator versteigert. Es spülte ein schönes Sümmchen in<br />
die grüne Wahlkampfkasse.<br />
Der edle Spender ist Carmelo Cicero, der in Sizilien geboren wurde, aber schon<br />
viele Jahre in <strong>Köln</strong> lebt und arbeitet. Einige seiner schönsten Objekte, Collagen und<br />
Gemälde sind als Leihgaben im Büro der grünen Bürgermeisterin zu bewundern<br />
Auch beim politischen Aschermittwoch in der Brennerei Weiß wirkten <strong>Köln</strong>er<br />
KünstlerInnen mit. Das Rose Theegarten-Ensemble präsentierte Auszüge aus seiner<br />
Revue "Immergrün", deren Titel gerade für ein grünes Publikum erfreuliche<br />
Perspektiven eröffnet. Sieben singende SchauspielerInnen und ein Musiker machten<br />
sich die winzige Bühne untertan und ernteten Begeisterung und teilweise entfesseltes<br />
Gelächter beim Publikum, darunter auch Bärbel Höhn.<br />
Da es schon etliche Anfragen gegeben hat: Zur Zeit tritt die Gruppe mit diesem<br />
50er Jahre Kult-Stück im herrlichen 30er Jahre Theatersaal im Belgischen Haus auf<br />
und entzündet dort ein kulturelles Feuerwerk genau gegenüber vom "Loch" auf<br />
der Cäcilienstraße. (Termine und Infos unter www.rose-theegarten-ensemble.de)<br />
<strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> freuen sich über diese Unterstützung und hoffen auf weitere kreative<br />
Zusammenarbeit! Mille grazie!<br />
Angela Spizig<br />
Richtigstellung<br />
Im Mach Et 196 hat sich auf Seite 5 leider ein Fehler eingeschlichen. Dort heißt es: “Dabei wurden die ersten drei Plätze in<br />
ungewohnt großer Einigkeit bestimmt. ... Erst ab dem vierten Platz kam es zu harten Kampfkandidaturen ...“<br />
<strong>Die</strong>se Aussage ist nicht richtig. Für den zweiten Platz kandidierten Jörg Frank und Ralph Scherbaum. Jörg Frank erhielt<br />
im ersten Wahldurchgang mit 58 % der Stimmen. Ralph Scherbaum erhielt 25 % der Stimmen bei 41 Stimmenthaltungen.<br />
24<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
K u r z n o t i e r t<br />
Bärbel Höhn kommt -<br />
Gentechnik in der<br />
europäischen Gemeinschaft<br />
Termin: 27.5. <strong>2004</strong>, 19.30 Uhr<br />
Ort: <strong>Köln</strong>-Ehrenfeld, Venloer Str. 399<br />
im "Zeit der Kirschen"<br />
Gentechnik lässt sich in Deutschland<br />
nicht verhindern! Denn die Gesetze dazu<br />
macht Brüssel und dort hat man längst<br />
grünes Licht gegeben für die umstrittene<br />
Technologie. Trotz Standortregister für<br />
die Anbauflächen und Kennzeichnungspflicht<br />
für Lebensmittel - es bleiben<br />
offene Fragen.<br />
Gründungs-Treffen Grüne Hochschulgruppe Uni <strong>Köln</strong><br />
Gut fünf Jahre gibt es an der Uni <strong>Köln</strong><br />
keine Grüne Hochschulgruppe mehr.<br />
<strong>Die</strong>s soll nicht so bleiben.<br />
Aus der <strong>Grünen</strong> Jugend und auf<br />
Anregung vom zuständigen Landesvorstands-Mitglied<br />
Arndt Klocke gibt es<br />
eine Initiative zur Neu-Gründung einer<br />
Hochschulgruppe.<br />
Ein erstes Treffen findet am <strong>Die</strong>nstag<br />
11. <strong>Mai</strong> ab 19 Uhr im <strong>Grünen</strong> Büro,<br />
Ebertplatz 23, statt. Anwesend wird auch<br />
die grüne Hochschulpolitikerin Ruth<br />
Seidl, MdL, sein. Im Rahmen ihrer NRW-<br />
Hochschultour besucht sie an diesem<br />
Tag die <strong>Köln</strong>er Uni. Angesichts aktueller<br />
Debatten z.B. um Studiengebühren,<br />
Elite-Unis und ZVS-Abschaffung gibt es<br />
genug Themen, um an der Hochschule<br />
politisch aktiv zu.<br />
Alle Interessieren sind herzlich zum<br />
ersten Treffen eingeladen. Kontakt über<br />
Arndt Klocke, arndt.klocke@gmx.de und<br />
Tel. 0221-4741991<br />
Arndt Klocke<br />
Bärbel Höhn, Grüne NRW-Umweltministerin<br />
stellt sich diesen und diskutiert<br />
mit Vertretern der Verbraucherzentrale<br />
und der Biotechnologie-<br />
Industrie.<br />
Auf in den Wahlkampf<br />
<strong>Die</strong> heiße Phase des EU-Wahlkampfes<br />
hat bereits begonnen. Plakate sind aufgehängt<br />
und überall in der Stadt stehen<br />
unsere <strong>Grünen</strong> Stände.<br />
Wer Grüne Positionen und Ideen an<br />
die Frau und an den Mann bringen will,<br />
muss wissen, wie er am Besten argumentiert<br />
und überzeugt. Deshalb fanden<br />
am 23. und 26. April im <strong>Grünen</strong><br />
Zentrum Wahlkampfschulungen zu<br />
aktuellen und kontroversen europapolitischen<br />
Themen statt.<br />
Zwischen fünfzehn und zwanzig<br />
interessierte und engagierte WahlkämpferInnen<br />
- unter ihnen viele<br />
Jugendliche - lauschten gebannt, was<br />
Edith Müller und Diana Siebert zur EU-<br />
Verfassung sagen konnten, Andrea Asch<br />
zur EU-Erweiterung, Angela Spitzig<br />
über die EU und die Kommunen und<br />
Kerstin Müller zum EU-Beitritt der<br />
Türkei. Und weil Wahlkampf auch Spaß<br />
machen soll, gab es leckeres Essen und<br />
Trinken.<br />
Es werden übrigens noch Helfer für<br />
den Wahlkampf gesucht! <strong>Die</strong> Koordinierung<br />
hat der AK Internationales übernommen.<br />
Dort gibt es alle nötigen Infos.<br />
Kontakt:<br />
Alexander Neu<br />
Tel. (0221) 2791026<br />
ak-internationales@web.de<br />
Patrick Kopischke<br />
Tel. (0221) 4742043<br />
ak-internationales@web.de<br />
Der Ortsverband Ehrenfeld lädt alle<br />
Interessierten herzlich ein!<br />
Nähere Informationen gibt es bei<br />
Christiane Martin, Tel. 0221-552663,<br />
Email: chr_martin@gmx.de.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 25
A d r e s s e n<br />
<strong>Kreisverband</strong> <strong>Köln</strong> (KV)<br />
Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong><br />
Mo. 14–19, Di. -Do. 10–14, Fr. 10–14<br />
9727888 9727889<br />
⌨ buero@gruenekoeln.de<br />
www.gruenekoeln.de<br />
Bank für Sozialwirtschaft<br />
BLZ 370 205 00, Kto.-<strong>Nr</strong>. 81 44 300<br />
Geschäftsführerin: Dr. Diana Siebert<br />
Mitgliederverwaltung und<br />
Buchführung:<br />
⌨ kevin@gruenekoeln.de<br />
Vorstand<br />
Csilla Imre 0172 21 70 582<br />
⌨ csilla.imre@netcologne.de,<br />
Jörg H. Penner 8875940<br />
⌨ J.H.Penner@t-online.de, Andreas<br />
Wolter, Dr. Ralf B. Unna 437359,<br />
Kirsten Reinhardt 2611817,<br />
⌨ kirsten.reinhardt@koeln.de<br />
Delegiertenrat<br />
Mo. nach Vereinbarung 19.30 Uhr, KV-Büro<br />
Ortsverbände (OV)<br />
OV 1: Innenstadt / Deutz<br />
c/o <strong>Kreisverband</strong>,<br />
Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong>,<br />
Anna Schönhütte, 4204495<br />
⌨ anna_schoenhuette@yahoo.com<br />
Elisabeth Thelen (BV) 221-25919<br />
⌨ elisabeth.thelen@stadt-koeln.de<br />
Roswitha Skladny (BV) 383939 383942<br />
www.gruenekoeln.de/bezirk1<br />
nach Vereinbarung<br />
OV 2: Rodenkirchen<br />
c/o Sabine Müller, Schwarzerlenweg<br />
42, 50999 <strong>Köln</strong>, 02236-322155<br />
⌨ sabine.mueller63@freenet.de<br />
Alexander Balint (BV), Jürgen Bürger<br />
(BV), Thomas Kahlix (BV), 3591-<br />
309, ⌨ gruene-bv2@stadt-koeln.de<br />
www.gruenekoeln.de/bezirk2<br />
Peter Sörries (MdR), 0179-2045306<br />
⌨ peter.soerries@koeln.de<br />
jeden 1. Do. im Monat und n.V.<br />
OV 3: Lindenthal / Sülz<br />
c/o Jan Körber 0172-7853041<br />
⌨ bezirk3@gruenekoeln.de,<br />
Gerhild Loer, 9435336<br />
⌨gerhildloer@netcologne.de,<br />
Josef Struhkamp 482637<br />
⌨ hsb-holzsystembau@t-online.de<br />
Ulla Theisling (BV), 444420,<br />
952949-55 952949-11, Sabine Pakulat,<br />
2825269,<br />
⌨ pakulat.zonneveld@gmx.de<br />
www.gruenekoeln.de/bezirk3<br />
jeden 2. und 4. Donnerstag im Mo.,<br />
20 Uhr, Kinderheim Sülzgürtel 47<br />
OV 4: Ehrenfeld<br />
Christiane Martin, Ottostr. 3, 50823<br />
<strong>Köln</strong>, 552663, ⌨<br />
chr_martin@gmx.de,<br />
Franz Dillmann (BV) 5102117<br />
Brigitta v. Bülow (BV) + 554171<br />
⌨ buelow@netcologne.de<br />
www.gruenekoeln.de/bezirk3<br />
nach Vereinbarung<br />
OV 5: Nippes<br />
Wilhelmstr. 36 • 50733 <strong>Köln</strong><br />
Friedel Steinforth 7327228<br />
⌨ steinforth@netcologne.de<br />
Horst Thelen (BV) ,<br />
728470 7392150<br />
⌨ nc-thelenho@netcologne.de<br />
OV: jeden 1. Mo. im Monat 20 Uhr,<br />
Wilhelmstr. 36, Sprechstunde: jeden<br />
Mo. 18–20 Uhr, Wilhelmstr. 36<br />
www.gruenekoeln.de/bezirk5<br />
BV: jeden Di. 20 Uhr, Neußer Str.<br />
450, Zi. 2.07, 221-95309 221-95394<br />
OV 6: <strong>Köln</strong>-Nord / Chorweiler<br />
c/o Bernhard Hanfland (BV)<br />
+ 7<strong>90</strong>1791,<br />
www.gruenekoeln.de/bezirk6<br />
jeden Di. 19:30 Uhr, Bezirksrathaus<br />
Chorweiler , Pariser Platz 1 + 221-<br />
96307<br />
OV 7: Porz / Poll<br />
Thomas Ehses, Salmstr. 16a, 51105<br />
<strong>Köln</strong> ⌨ post@t-ehses.de, <strong>Die</strong>ter Redlin<br />
(BV), + 02203 85792<br />
⌨ d.redlin@oleco.net<br />
www.gruenekoeln.de/bezirk7<br />
jeden letzten Di. im Monat<br />
19:30 Uhr, Bürgerzentrum Engelshof<br />
OV 8: Kalk<br />
c/o Georg Lücke, Eiserfelder Str. 28<br />
• 51109 <strong>Köln</strong>, 840501<br />
⌨ gruene.kalk@gmx.de,<br />
Wolfgang Füssenich (BV) 896684,<br />
Karin Schmidt (BV) ,<br />
854708, 0177 3985089,<br />
⌨ karin.schmidt@netcologne.de<br />
www.gruenekoeln.de/bezirk8<br />
jeden 4. Di. im Monat, 20 Uhr,<br />
in der Regel Bürgerhaus Kalk, Kalk-<br />
Mülheimer Str. 58, Clubraum<br />
(Veranstaltungsort vorher erfragen!)<br />
OV 9: Mülheim<br />
c/o Florian Haarmann, 618356<br />
Papageienstr. 20, 51063 <strong>Köln</strong><br />
⌨ symbiose@01019freenet.de<br />
Sabine Wenzel: 720 21 99, BV:<br />
Wiener Platz 2a , 51065 <strong>Köln</strong>, Raum<br />
642, 221-99309 221-99486<br />
Mach met! Rof ens an!<br />
Auf einen Blick: Adressen und Treffen<br />
von <strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong> in <strong>Köln</strong><br />
www.gruenekoeln.de/bezirk9<br />
nach Vereinbarung<br />
Parteiarbeitskreise<br />
Bundespolitik<br />
c/o Kerstin Ciba 0151/12 14 00 49,<br />
Patrick Kopischke, 4742043<br />
⌨ patrick_kopischke@web.de<br />
Thomas Gier, 323987<br />
ak-bundespolitik@web.de<br />
nach Vereinbarung<br />
GewerkschafterInnen<br />
c/o Andreas Hupke<br />
⌨ andreas.hupke@stadtkoeln.de<br />
nach Vereinbarung<br />
Internationales<br />
c/o Alexander Neu, ⌨ neual@gmx.de,<br />
279 1026<br />
Andrea Malorny, 0175 9443998<br />
Patrick Kopischke, 4742043<br />
⌨ patrick_kopischke@web.de<br />
ak-internationales@web.de<br />
Lesben<br />
c/o Ratsfraktion, Bürgerstr. 2 •<br />
50668 <strong>Köln</strong>, Regina Kobold 221-<br />
25917 ⌨ regina.kobold@stadtkoeln.de,<br />
Astrid Reimers + 315783<br />
nach Vereinbarung<br />
Migration<br />
c/o Iêda Maria da Costa Souza,<br />
427657 ⌨ iedasouza@aol.com,<br />
Karin Schmidt, 0177-3985089, ⌨<br />
Karin.Schmidt@koeln.de<br />
nach Vereinbarung<br />
Schwule<br />
c/o Christoph Goormann,<br />
⌨ christoph.goormann@stadt-koeln.de<br />
221-26063, Sitzung/Stammtisch:<br />
erster Mo i. Mo. 19 Uhr<br />
Wirtschaftspolitik<br />
c/o: Matthias Neumann<br />
⌨ m.neumann@stb-mengen.de<br />
0171/8763337), Matthias Lenk<br />
⌨ m.lenk@netcologne.de, 325667<br />
jeden dritten <strong>Die</strong>nstag im Monat<br />
im <strong>Grünen</strong> Zentrum, Ebertplatz 23<br />
Grüne Jugend<br />
c/o Kevin Liebig, 0177/ 7387178<br />
⌨ kevin@gruene-jugend-koeln.de<br />
Oona Grünebaum, 0175-5999755<br />
⌨ oona@gruene-jugend-koeln.de<br />
www.gruene-jugend-koeln.de<br />
Mi. 19 Uhr, KV-Büro, Ebertplatz 23<br />
26<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong>
A d r e s s e n<br />
Ratsfraktion<br />
Bürgerstraße 2 • 50667 <strong>Köln</strong><br />
Mo.–Fr. 9–12, Mo.-Do. 13-16<br />
221-25919 221-24555<br />
⌨ gruene-fraktion@stadt-koeln.de<br />
jeden Mi. 18:30 Uhr, Ratsfraktion<br />
(„Mittwochskreis“)<br />
Ratsarbeitskreise<br />
Bürgerstraße 2 • 50667 <strong>Köln</strong><br />
Finanzen und Verwaltung<br />
Jörg Frank, MdR, 417157 4201147<br />
⌨ joerg.frank@stadt-koeln.de<br />
Rainer Holtmann 221-25914<br />
⌨rainer.holtmann@stadt-koeln.de<br />
nach Vereinbarung<br />
Frauen<br />
Susanne.Kremer-Buttkereit 221-<br />
25916 ⌨ Susanne.Kremer-<br />
Buttkereit@STADT-KOELN.DE<br />
Gaby Schlitt, MdR + 445194<br />
⌨ g.schlitt@netcologne.de<br />
Karin Schmidt, 0177-3985089<br />
⌨ Karin.Schmidt@koeln.de<br />
nach Vereinbarung<br />
Gesundheit<br />
Arif Ünal, MdR + 442633<br />
⌨ hami.arif@t-online.de<br />
Rainer Holtmann 221-25914<br />
⌨rainer.holtmann@stadt-koeln.de<br />
nach Vereinbarung<br />
Jugend<br />
Susanne.Kremer-Buttkereit 221-<br />
25916, ⌨ Susanne.Kremer-<br />
Buttkereit@STADT-KOELN.DE<br />
Gaby Schlitt, MdR + 445194<br />
⌨ g.schlitt@netcologne.de<br />
nach Vereinbarung<br />
Kunst und Kultur<br />
Peter Sörries, MdR 9339825<br />
Angela Spizig, MdR<br />
4300752 4300753<br />
⌨ ah.spizig@t-online.de<br />
Susanne.Kremer-Buttkereit 221-<br />
25916, ⌨ Susanne.Kremer-Buttkereit<br />
@stadt-koeln.de, nach Vereinbarung<br />
Schule und Bildung<br />
Sabine Ulke, MdR + 9641257<br />
Angelika Winkin, MdR<br />
6910916 9<strong>90</strong>077<strong>90</strong><br />
⌨ winkin@netcologne.de, Rita Lück<br />
⌨ rita.lueck@stadt-koeln.de, 221-<br />
25915, nach Vereinbarung<br />
Soziales<br />
Ossi Helling, MdR 470-5629<br />
⌨ ossi.helling@stadt-koeln.de<br />
nach Vereinbarung<br />
Sport<br />
Bettina Tull, MdR 5302739<br />
⌨ bettina.tull@stadt-koeln.de<br />
Götz Sonnenschein (SB) 6806606<br />
<strong>Die</strong>ter Göbel (SE) 7601797<br />
nach Vereinbarung<br />
Stadtentwicklung<br />
Barbara Moritz, MdR<br />
⌨ barbara.moritz@stadt-koeln.de<br />
Manfred Waddey, MdR<br />
9559800 9559801<br />
⌨ manfred.waddey@netcologne.de<br />
221-25915 Rita Lück<br />
nach Vereinbarung<br />
Umwelt<br />
Regina Kobold 221-25917<br />
⌨ regina.kobold@stadt-koeln.de<br />
Dr. Harald Junge, MdR + 5<strong>90</strong>2519<br />
Sabine Ulke, MdR + 9641257<br />
jeden Di. 17:30 Uhr, Ratsfraktion<br />
Verkehr<br />
Manfred Waddey, MdR<br />
9559800 9559801<br />
⌨ manfred.waddey@netcologne.de<br />
Bettina Tull, MdR 5302739<br />
⌨ bettina.tull@stadt-koeln.de<br />
221-25915 Rita Lück<br />
nach Vereinbarung<br />
Wirtschaft und Liegenschaften<br />
Jörg Frank, MdR, 417157 4201147<br />
⌨ joerg.frank@stadt-koeln.de<br />
Manfred Neugroda 811697<br />
Beschäftigung<br />
nach Vereinbarung<br />
Bürgermeisterin Angela Spizig<br />
Rathaus, Haus Neuerburg • 50667 <strong>Köln</strong><br />
221-26063 221-26064<br />
⌨ angela.spizig@stadt-koeln.de<br />
⌨ christoph.goormann@stadt-koeln.de<br />
Erläuterungen: Öffnungszeiten, Treffen, Postanschrift, Telefon, Fax,<br />
⌨ E-<strong>Mai</strong>l, Homepage, MdB Mitglied des Bundestags, MdL Mitglied des Landtags,<br />
MdR Mitglied des Rates, BV BezirksvertreterIn, SB SachkundieR BürgerIn,<br />
SE SachkundigeR EinwohnerIn<br />
In den Schulferien, an Feiertagen und bei besonderen Anlässen können die jeweiligen<br />
Treffen ausfallen. Deshalb empfiehlt es sich immer, bei den Ansprechpersonen<br />
nachzufragen. Alle Treffen sind öffentlich, können also von jeder und<br />
jedem besucht werden. <strong>Die</strong> Termine der Ratsarbeitskreise sind immer auch in der<br />
Ratsfraktion bekannt.<br />
Bundesverband<br />
Geschäftsstelle<br />
Platz vor dem Neuen Tor 1 • 10115 Berlin<br />
030 28442-0 030 28442-210<br />
⌨ info@gruene.de<br />
www.gruene.de<br />
Versand<br />
Weidendamm 1 • 15831 Groß-Kienitz<br />
033708 30<strong>90</strong>3 033708 30<strong>90</strong>5<br />
⌨ versand@gruene.de<br />
Bundestagsfraktion<br />
Platz der Republik 1 • 11011 Berlin<br />
030 227-55518 030 227-56552<br />
www.gruene.de<br />
Regional- und Wahlkreisbüros<br />
Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong><br />
Mo. 11-18; Di. 9-16; Mi.+Do. 9-17; Fr.<br />
9-14 Uhr<br />
Volker Beck, MdB<br />
⌨ regionalbuero.volkerbeck@netcologne.de<br />
Arndt Klocke 7201455 722278<br />
Kerstin Müller, MdB<br />
⌨ kerstin-in-koeln@t-online.de<br />
Daniel John 7220369 9725710<br />
Dr. Reinhard Loske, MdB<br />
Mülheimerstr. 7A • 51357 Leverkusen,<br />
⌨ LoskevorOrt@t-online.de<br />
Tilman Kuhl 0214/5008184<br />
0214/5005719, Di. und Do. 10.00 -<br />
16.00 Uhr und nach Absprache<br />
Landesverband NRW<br />
Jahnstraße 52 • 40215 Düsseldorf<br />
0211 38666-0 0211 38666-99<br />
⌨ info@gruene-nrw.de<br />
www.gruene-nrw.de<br />
Landesvorstand<br />
Arndt Klocke, 0221-4741991<br />
⌨ Klocke@gruene-nrw.de<br />
Kennedy-Ufer 2 • 50663 <strong>Köln</strong><br />
Landtagsfraktion NRW<br />
Platz des Landtags 1 • 40221 Düsseldorf<br />
0211 884-2860 0211 884-2870<br />
⌨ gruene@landtag.nrw.de<br />
www.gruene.landtag.nrw.de<br />
Bettina Tull 0211 884-2887<br />
Marianne Hürten, MdL<br />
Edeltraut Busalt-Schröder,<br />
0211 884-2349, -2658 -3521<br />
⌨ marianne.huerten@landtag.nrw.de<br />
Edith Müller, MdL<br />
Maria Bogdanou , Christiane Rennert<br />
0211 884-2068, -2802 -3008<br />
⌨ edith.mueller@landtag.nrw.de<br />
Fraktion im Landschaftsverband Rheinland<br />
Andrea Asch, Manfred Winnen, Stefan<br />
Peil. Geschäftsführerin: Ulrike<br />
Kessing, 809-3369 809-2560<br />
Mo-Fr. 9-15 ⌨ kessing@lvr.de<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 27
Postvertriebsstück G 4224 • Entgelt bezahlt<br />
<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>, <strong>Kreisverband</strong> <strong>Köln</strong><br />
Ebertplatz 23 • 50668 <strong>Köln</strong><br />
Terminkalender<br />
Veranstaltungshinweise <strong>Mai</strong> bis September <strong>2004</strong><br />
29.06. Podiumsdiskussion der SpitzenkandidatInnen<br />
zur Kommunalwahl, Im Media Park<br />
6, Journalistenschule, 18 00<br />
Ende Juni<br />
Auftakt Kommunalwahlkampf<br />
02.-04.07. CSD, Motto: "Schluss mit den Mogelpackungen"<br />
03.07 20 Jahre Grüne im LVR - Geburtstagsfeier,<br />
Mauenheimer 92, Alteberger Hof, 16 00<br />
03.07. CSD-Politikbühne: Diskussionsveranstaltungen<br />
"Schluss mit den Mogelpackungenkommunal"<br />
Theo-Burauen-Platz, 17 00<br />
04.07 Endspiel Fußball-EMLissabon<br />
10.-11. 07. LDK Hagen<br />
13. 07. Veranstaltung über Gesundheitsversorgung<br />
der MigrantInnen mit Arif Ünal<br />
13.07. AK Bundespolitik, Verbindungen zwischen<br />
Bundespolitik und Kommunalpolitik<br />
(genaues Thema steht noch nicht fest)<br />
15.07. Diskussionsabend beim Völklinger Kreis<br />
über Kommunalpolitik aus schwuler Sicht<br />
mit Andreas Wolter, Mauritiusplatz, Hotel<br />
Mauritius, 20 - 22<br />
20.07. AK-Internationales, Der Nahost-Konflikt,<br />
Grünes Zentrum, Ebertplatz 23, 20 00<br />
07.09. Veranstaltung über "Hunde in <strong>Köln</strong>" mit Ralf<br />
Unna<br />
14.09. AK Bundespolitik, Verbindungen zwischen<br />
Bundespolitik und Kommunalpolitik<br />
(genaues Thema steht noch nicht fest)<br />
19.09. Sommerfest der rechtsrheinischen <strong>Grünen</strong><br />
Porz, Oberstraße, Engelshof<br />
26.09. Kommunalwahl<br />
15.05. Kreis-MV: Verabschiedung des Kommunalwahlprogramms,<br />
Schule Nesselroder Str. 15,<br />
10-18 Uhr<br />
17.05. Bürgerinnen retten ihre Städte? Chancen<br />
und Grenzen von Stiftungen und PPP mit<br />
Michael Vesper, Hermann-Pünder-Str. 1,<br />
Horion, Raum Wupper, 19 30<br />
18.05. Wer wir sind und was wir wollen - NeueinsteigerInnentreff,<br />
Ebertplatz 23, 20 00<br />
25.05. AK-Internationales, Europawahl, Grünes<br />
Zentrum, Ebertplatz 23, 20 00<br />
27.05. Bärbel Höhn kommt - Gentechnik in Europa,<br />
Podiumsdiskussion, Ehrenfeld, Venloer Str.<br />
399, "<strong>Die</strong> Zeit der Kirschen", 19 30<br />
28.05. Europa wählt. Diskussion mit Andrea Asch,<br />
VHS Neumarkt, Info-Zentrum Europa, 20 15<br />
02.06. Wahlkampfhöhepunkt Europawahl, (<strong>Köln</strong>),<br />
mit Rebecca Harms, Innenstadt, Venloer<br />
Str., Stadtgarten<br />
03.06. Talk am Dom mit EuropakandidatInnen (für<br />
die <strong>Grünen</strong>: Andrea Asch), Domkloster,<br />
Domforum 17 00<br />
04.06. Bärbel Höhn bei Grüne <strong>Köln</strong>,<br />
Näheres bitte erfragen.<br />
08.06. AK Bundespolitik in Kooperation mit dem<br />
AK Umwelt, Erneuerbare Energien , Grünes<br />
Zentrum, Ebertplatz 23, 20 00<br />
10.06. Bundesweite Europahöhepunktsveranstaltung,<br />
Ddorf, Tonhalle<br />
12.06. Eröffnungspiel Fußball-EM Porto<br />
13.06. Europawahl<br />
22.06. AK-Internationales, <strong>Die</strong> aktuelle Situation in<br />
Indien und Pakistan, mit Barbara Böttger,<br />
Grünes Zentrum, Ebertplatz 23, 20 00<br />
<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong>