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HBB-Nr. 94.pdf - Hörselberg Bote

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trefflichen Bier“. Von dort aus ritt der Zug im<br />

Galopp schnell nach Ruhla und überraschte die<br />

unbewaffneten Mannschaften, die gerade vom<br />

Appell auseinander gingen. Ein großer Teil wurde<br />

deswegen ohne weiteres gefangen genommen.<br />

Graf von Pinto eilte schleunigst zum Quartier des<br />

weimarischen Majors von Linker. Er verließ es<br />

erst, nachdem die Kapitulation zustande gekommen<br />

war.<br />

Die Kapitulationsurkunde hatte folgenden Inhalt:<br />

„Zwischen dem königlich-preußischen Rittmeister<br />

Grafen von Pinto und dem herzoglich-weimarischen<br />

Major von Linker ist folgende Kapitulation<br />

vorgenommen worden.<br />

Die herzoglich-weimarischen Truppen ergeben<br />

sich zu Kriegsgefangenen, werden mit marschieren,<br />

behalten aber ihre sämtliche Bagage und<br />

werden transportiert. Die Offiziere behalten ihre<br />

Degen und sind auf ihr Ehrenwort verpflichtet,<br />

nicht gegen die königlich-preußischen Truppen<br />

oder dessen Alliierten zu dienen. Die Transportierung<br />

wird Herr Kommandant der königlich-preußischen<br />

Truppen bestimmen. Diese Kapitulation<br />

hat nur solange Gültigkeit, bis der durchl. Herzog<br />

von Weimar dieselbe genehmigt.<br />

Ruhla, den 12. April 1813*<br />

Graf von Pinto Linker, Major“<br />

*(Die Urkunde ist offensichtlich falsch datiert?)<br />

Von Ruhla eilte die Abteilung unter Begleitung<br />

des Majors von Linker in Richtung Schwarzhausen<br />

und Winterstein, wo nach kurzer Auseinandersetzung<br />

sich die dort einquartierten Offiziere<br />

mit ihren Mannschaften gefangen nehmen ließen.<br />

Die Genehmigung wurde am 14. April 1813 vom<br />

weimarischen „Geheimconseil“ verweigert.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war das komplette Bataillon<br />

aber bereits in Gefangenschaft der Preußen. Über<br />

Friedrichroda, Tabarz und Ohrdruf marschierte es<br />

nach Arnstadt, wo es am 14. April um 9.00 Uhr<br />

eintraf.<br />

Von dort aus ging es über Berka, Jena und Gera<br />

nach Altenburg, wo es am 20. April 1813 eintraf.<br />

Nach einer flammenden Rede des preußischen<br />

Generalfeldmarschalls Gebhard Leberecht von<br />

Blücher entschlossen sich die Offiziere, Unteroffiziere<br />

und Mannschaften des Bataillons, mit Ausnahme<br />

des gotha-altenburgischen Leutnants von<br />

Wangenheim, sich den Preußen anzuschließen<br />

und für die Sache Deutschlands zu kämpfen.<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> <strong>Nr</strong>. 94 / 2013<br />

24<br />

Die thüringischen Herzöge und Regierungen<br />

missbilligten das patriotische Verhalten des Majors<br />

von Linker und seines Bataillons. Am 12.<br />

August 1813 verurteilte das von den ernestinischsächsischen<br />

Herzögen beauftragte Kriegsgericht<br />

den herzoglich-weimarischen Major Johann August<br />

von Linker in Abwesenheit zu „12-jährigem<br />

Arreste“ auf der Veste Leuchtenburg. Des Weiteren<br />

erkannte man ihm seine Würde als Offizier<br />

ab.<br />

Bereits am 25. April trafen die Thüringer in Dresden<br />

ein. Weiter ging es über Bunzlau (Boleslawiec),<br />

Glogau (Glogow) und Breslau (Wroclaw)<br />

nach Zindel (Wojnowice). Von dort aus ging es<br />

zurück nach Schweidnitz (Swidnica) und Löwenberg<br />

in Schlesien (Lwówek Śląski).<br />

Im Mai 1813 waren sie kurzzeitig an der Belagerung<br />

der Festung Glogau beteiligt und zwischen<br />

Glogau und Breslau in Gefechte verwickelt. Ende<br />

Mai, Anfang Juni erfolgte der Rückzug bis Ohlau<br />

(Olawa), wo es der schlesischen Armee zugeordnet<br />

wurde. Teile des Bataillons wurden von russischen<br />

Vorposten, die sie wegen ihrer Uniform<br />

für Franzosen hielten, festgenommen. Erst als in<br />

Brieg (Brzeg), Hauptmann von Boyneburg, die<br />

irrtümliche Gefangennahme aufklären konnte,<br />

wurden sie wieder befreit.<br />

Anfang Juni, während des Waffenstillstandes<br />

von Preuschwitz, lagerte das Bataillon zwischenzeitlich<br />

in Zindel. Ab 17. Juni verstärkte das<br />

Thüringer Bataillon die preußische Garnison in<br />

Schweidnitz.<br />

Das 1. Thüringer Bataillon, wie es nun genannt<br />

wurde, wurde in Schweidnitz durch Kriegsgefangene<br />

und Überläufer aller Nationen (außer<br />

Franzosen) auf 800 Mann verstärkt und mit neuen<br />

englischen Uniformen versehen. Die Uniform bestand<br />

aus einem breitschößigen Frack von dunkelblauem<br />

Tuch mit rotem Stehkragen und hellblauen<br />

Aufschlägen. Die Beinkleider sowie die mit<br />

einem Hängekragen versehenen Mäntel waren<br />

hellgrau. Die Kopfbedeckung blieb der Weimarische<br />

Tschako. Die Offiziere trugen Mützen von<br />

Wachstuch.<br />

Das 1. Thüringische Bataillon wurde nunmehr der<br />

7. Brigade des 1. Armeekorps der schlesischen<br />

Armee unter Generalleutnant Graf Yorck von

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