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www.L-mag.de<br />
<strong>Das</strong> <strong><strong>Mag</strong>azin</strong> <strong>für</strong> <strong>Lesben</strong><br />
MAG<br />
Mai/Juni 2013<br />
das Jubiläum<br />
DYKE* MARCH<br />
L-TOXIC-PARTY<br />
CSD<br />
Streitfaktor<br />
Adoption<br />
Kultserie<br />
„Lost Girl“<br />
Neue<br />
Freiheit<br />
<strong>Lesben</strong> in<br />
Myanmar<br />
VOLL IN<br />
MODE<br />
Titelthema FASHION: Labels • Models • Trends<br />
Deutschland 5 4,50<br />
Österreich 5 5,20<br />
Schweiz CHF 7,60<br />
Italien 5 6,10<br />
Luxemburg 5 5,30
EDITORIAL<br />
Liebe Leserin!<br />
Noch nie waren lesbische Frauen so sichtbar wie heute. <strong>Lesben</strong> sind groß<br />
in Mode! <strong>Lesben</strong> sind ein Modethema! <strong>Lesben</strong> sind in allen Medien, sie<br />
sind en vogue und auch auf dem Cover des französischen Modemagazins<br />
Elle zusammen mit der Forderung nach der „Ehe <strong>für</strong> alle!“, dem Schlachtruf<br />
der französischen Schwulen- und <strong>Lesben</strong>bewegung. In den vergangenen<br />
Monaten konnten wir am Beispiel Frankreich beobachten, dass es<br />
auch in Ländern, die wir schon als fortschrittlich verbucht hatten, immer<br />
noch möglich ist, Hass und Gewalt gegen Minderheiten zu schüren und<br />
einzelne Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen. Erst im März<br />
kam es bei einer Demonstration in Paris gegen die sogenannte Homo-Ehe<br />
zu Krawallen mit zahlreichen Verhaftungen. Fotos gingen durch die<br />
Medien von Teilnehmenden, die Schilder hielten mit „Wir wollen Jobs, keine<br />
Homo-Ehe“, und Menschen, die auf den Knien gegen die Gleichstellung<br />
beteten. Seit sich ultrakonservative<br />
Politikerinnen und Politiker und die katholische<br />
Kirche massiv an dem<br />
Geschacher um die Verteilung von Privilegien<br />
beteiligen, stieg laut der<br />
LGBT-Organisation „SOS Homophobie“<br />
die Zahl der Gewalttaten gegen<br />
Schwule und <strong>Lesben</strong> seit dem letzten<br />
Jahr sprunghaft um 30 Prozent. Wie<br />
gesagt: Wir blicken hier nicht nach<br />
Uganda oder nach Serbien, sondern<br />
nach Frankreich – dem Land von<br />
Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit!<br />
Sichtbarkeit und gesellschaftliche Partizipation<br />
kommen mit einem Preis:<br />
Unsere Sichtbarkeit macht auch Homophobie<br />
sichtbar – überall. Mit dem<br />
Ehe <strong>für</strong> alle fordert die französische Elle<br />
Erscheinen dieses Heftes beginnt die CSD-Saison. Es gibt noch viel zu<br />
erreichen, Lesbischsein ist keine Modeerscheinung – raus aus den Schränken<br />
und gemeinsam auf die Straßen!<br />
Euer L-MAG-Team<br />
L-MATES<br />
KENDRA ECKHORST<br />
37, lebt in Hamburg und schreibt als<br />
freie Journalistin hauptsächlich Texte<br />
über Feminismus und Musik. Ihr Interview<br />
mit „Herr von Eden“-Designer<br />
Bent Angelo Jensen war <strong>für</strong> sie eine<br />
Fashion-Premiere, die Lust auf mehr<br />
gemacht hat.<br />
ARNO<br />
wurde in Südafrika geboren und landete<br />
nach zehn Jahren London in<br />
Berlin. Er liebt es, zu träumen, sich<br />
treiben zu lassen und das Experimentieren<br />
mit seinen Kameras. In<br />
dieser Ausgabe setzte er die Models<br />
<strong>für</strong> das zehnjährige L-MAG-Jubiläum<br />
ins rechte Licht.<br />
Cover: Manuel Pandalis<br />
Model: Lydia Love (Anzug: „Herr von Eden“)<br />
L-MAG Juli/August 2013:<br />
<strong>Das</strong> Jubiläumsheft<br />
Die nächste L-MAG, Ausgabe Juli/August<br />
2013, erscheint am 28. Juni.<br />
Oder schon ab dem 20. Juni im Handverkauf<br />
zum CSD-Wochenende und großen<br />
L-MAG-Erlebniswochenende in Berlin.<br />
MANUELA KUGLER-KNAPE<br />
38, hat viele Interessen: Eventmanagement,<br />
Drehbuchentwicklung, Fantasy-Bücher,<br />
Kochen, Kino und die<br />
Berlinale. In der Anzeigenabteilung<br />
des Special Media SDL Verlages<br />
akquiriert sie Anzeigen mit Schwerpunkt<br />
Film und Musik.<br />
L-MAG<br />
3
INHALT<br />
3 EDITORIAL<br />
4 INHALT<br />
6 LESERINNENPOST<br />
32<br />
SCHWERPUNKT<br />
FASHION<br />
8 MAGAZIN<br />
<strong>Lesben</strong>magazin in Russland;<br />
Neues Namensgesetz Schweiz;<br />
<strong>Lesben</strong>frühlingstreffen München;<br />
und mehr<br />
11 L-KAMPAGNE<br />
DJ und Musikerin Miss Kittin<br />
12 MAGAZIN REGIO<br />
Umzug Schwules Museum;<br />
Augspurg-Heymann-Preis <strong>für</strong><br />
Susanne Baer; und mehr<br />
14 POLITIK<br />
Kein Kinderspiel: Adoptionsrecht <strong>für</strong><br />
gleichgeschlechtliche Paare in<br />
Deutschland<br />
16 INTERNATIONAL<br />
Myanmar:<br />
Neue Freiheit nach Diktatur;<br />
Serbien:<br />
Die Aktivistin Lepa Mlađenović<br />
20 FERNSEHEN<br />
Eine schrecklich freizügige Familie<br />
in der Serie „Lost Girl“<br />
22 GESCHICHTE<br />
Schatzinsel der <strong>Lesben</strong>geschichte:<br />
40 Jahre Spinnboden e.V.<br />
24 10 JAHRE L-MAG<br />
L-MAG hat Geburtstag! Lasst uns<br />
feiern: CSD auf der Spree, Dyke*<br />
March in Berlin, Jubiläums-Party<br />
28 DIE CSD-SAISON<br />
„Marching for those who can’t“ – alle<br />
CSDs im Überblick und das L-MAG-<br />
Charity-Shirt<br />
30 DIE SCHUBLADE<br />
Bye Bye, Schublade! Hallo, Diversität!<br />
Fotos (v.o.n.u.): Manuel Pandalis, Renate Hoyer<br />
74<br />
HEIM UND HERD:<br />
EXIL IN FRANKFURT<br />
4 L-MAG
L-MAG MAI/JUNI<br />
24<br />
10 JAHRE L-MAG<br />
JUBILÄUM<br />
32 SCHWERPUNKT<br />
FASHION<br />
Hosenrolle vorwärts;<br />
<strong>Das</strong> Label <strong>für</strong> Tomboys Wildfang;<br />
Hetero ist so letzte Saison: <strong>Lesben</strong><br />
auf dem Laufsteg;<br />
Der Anzugflüsterer: Interview mit Bent<br />
Angelo Jensen von „Herr von Eden“;<br />
und mehr<br />
52 ABO<br />
16<br />
INTERNATIONAL:<br />
NEUE FREIHEIT –<br />
LESBEN IN MYANMAR<br />
54 FILM<br />
„11 Freundinnen“ im Interview;<br />
„Passion“;<br />
„Pink Apple“-Filmfestival in<br />
der Schweiz;<br />
L-Filmnacht: „Zwei Mütter“<br />
58 MUSIK<br />
Interviews:<br />
Nirvanas kleine Schwestern:<br />
Pandora’s Bliss; Ex-Freundinnen und<br />
Bandkolleginnen: Saucy Monky<br />
L-Sounds: neue CDs<br />
58<br />
GEHEIMTIPP MIT<br />
L-FAKTOR:<br />
PANDORA’S BLISS<br />
Fotos (v.o.n.u.): ARNO, istockphoto.com, Felix Brokbals<br />
64 BUCH<br />
Karen-Susan Fessel: „Was du willst“;<br />
Rhiannon Argo: „Boi*hood“;<br />
Joanna Bator: „Sandberg“;<br />
Annemarie Schwarzenbach:<br />
„Afrikanische Schriften“; und mehr<br />
68 KLEINANZEIGEN<br />
74 HEIM UND HERD<br />
Exil in Frankfurt<br />
76 KLATSCH<br />
78 SEXUALITÄT<br />
Sexualität und die arabische Revolution;<br />
Test: Sextoys gegen Frühjahrsmüdigkeit<br />
82 HOROSKOP<br />
L-MAG<br />
IM INTERNET:<br />
WWW.L-MAG.DE<br />
L-MAG<br />
5
LESERINNENPOST<br />
EURE MEINUNG<br />
Zum Titelthema Studium in<br />
L-MAG 2/13<br />
liebe l-mags,<br />
1000 Dank <strong>für</strong> die Interviews mit Jack Halberstam<br />
und María do Mar Castro Varela in der<br />
aktuellen Ausgabe, da habt ihr mitten in mein<br />
queer_feministisches Herz getroffen! Erfrischend<br />
fand ich auch die dazu passenden<br />
Schubladen-<strong>Lesben</strong>, da hab ich mich direkt<br />
wiedergefunden, war doch der lesbische Radikalfeminismus<br />
mein Einstieg in den Feminismus<br />
und wandelte sich dann nach einigen<br />
Jahren und viel Literatur zum Queerfeminismus<br />
(entwicklungsgeschichtlich hängen die beiden<br />
ja eh ganz eng zusammen). So viel theoretischer<br />
Tiefgang steht euch übrigens echt gut!<br />
liebe grüße,<br />
danii<br />
Zu „Marbecca“ in L-MAG 2/13<br />
Hallo L-MAG,<br />
das war ja eine freudige Überraschung. L-MAG<br />
aus dem Briefkasten gefischt und einen<br />
Marbecca-Artikel gefunden. Vielen Dank … ich<br />
mache auch ordentlich Werbung auf den Fanforen<br />
<strong>für</strong> die neue Ausgabe ;)<br />
Lieber Gruß aus dem Schwarzwald,<br />
Inka<br />
Themenvorschläge<br />
von unseren Leserinnen<br />
Liebes L-<strong>Mag</strong>-Team,<br />
meine Freundin und ich sind begeisterte Leserinnen<br />
eures <strong><strong>Mag</strong>azin</strong>s. Super vielseitige Beiträge!<br />
Vielen Dank <strong>für</strong> eure Mühen!<br />
Nur etwas vermissen wir – wieso wird über so<br />
wenige deutsche prominente <strong>Lesben</strong> berichtet??<br />
Wir würden uns sehnlichst mal einen Beitrag<br />
über Anne Will, Hella von Sinnen o. Ä. wünschen.<br />
Anne Will macht sich in der <strong>Lesben</strong>-<br />
Community leider sowieso ziemlich rar, sie<br />
könnte auch mal bei L-Beach vorbeischauen …<br />
Ansonsten macht weiter so!<br />
Liebe Grüße,<br />
Karina<br />
Liebes L-MAG-Team,<br />
… ich frage mich, ob es nicht möglich wäre, das<br />
lesbische Genre mit einer Art Leseecke in eurem<br />
<strong><strong>Mag</strong>azin</strong> zu unterstützen und dort auch selbst<br />
verlegte Bücher vorzustellen. Denn der Trend<br />
zum Digitalen öffnet auch ohne Verlag in der<br />
Literatur immer mehr Türen. Bücher müssen<br />
nicht schlechter sein, nur weil sie keinen Verleger<br />
haben. Leider gehen sie einfach unter. Vielleicht<br />
gibt es eine Möglichkeit, wenigstens ein<br />
Stück weit auf so etwas aufmerksam zu machen.<br />
Mit freundlichen Grüßen,<br />
Katja<br />
L-Mütter mit Staubsaugern:<br />
Die L-Kampagne breitet sich aus<br />
Hallo Ihr Lieben,<br />
das habe ich beim Blättern in einem <strong><strong>Mag</strong>azin</strong><br />
entdeckt und dachte: Hey, wie fortschrittlich,<br />
Leifheit goes L-MAG ;-) Oder Leifheit klaut bei<br />
euch, whatever.<br />
Lieber Gruß aus Speyer, Kerstin<br />
Eure Meinungen zu L-MAG an:<br />
redaktion@l-mag.de<br />
Zum Thema „Die Band Mia bei L-Beach<br />
2013“<br />
Djane S.: Yeah!<br />
Post(s) von<br />
unseren<br />
Freundinnen<br />
auf Facebook<br />
Brit Z.: sensationell... freu mich derbe drauf...!<br />
Maria S.: Warum nur ich war die ganze Zeit<br />
dabei u dieses Jahr wo es mal nicht geht kommt<br />
mia<br />
Zum Thema „Brauchen wir die Homo-<br />
Ehe“?<br />
Claudia B.: Ich finde es wichtig, als Homosexuelle<br />
die Entscheidungsfreiheit zu haben, ob<br />
ich heiraten will oder nicht. Niemand hat das<br />
Recht, mir vorzuschreiben, wie ich lebe. Auch<br />
nicht ein Queeraktivist.<br />
Wiebke H.: <strong>Das</strong> ist ja schön, endlich mal was<br />
Kritisches über die Homo-Ehe zu lesen.<br />
Trix N.: Es wird damit niemand zur Ehe gezwungen,<br />
aber jede/r sollte die Möglichkeit haben.<br />
Trude B.: Monogamie und Religion halte ich<br />
<strong>für</strong> einigermassen frei wählbar, zumindest hier<br />
in Mitteleuropa. Warum etwas frei Wählbares<br />
ein Privileg sein soll, erschließt sich mir nicht.<br />
Rose F.: Allerdings geh ich davon aus, und<br />
werde es mit einem sehr amüsierten Lächeln<br />
auf dem Gesicht beobachten, wenn ich dann<br />
bei vielen Paaren nicht mehr, wie momentan<br />
immer häufiger zu beobachten, nach ein paar<br />
Monaten zu hören bekomme: „Wir sind verlobt“,<br />
sondern sich das Ganze in „Wir sind<br />
verheiratet“ ändert. Amüsiert, weil die vermeintlichen<br />
„Eheversprechen“ oft mit Vergnügen<br />
gebrochen werden.<br />
L-MAG ist Deutschlands <strong><strong>Mag</strong>azin</strong> <strong>für</strong> <strong>Lesben</strong>.<br />
Es erscheint zweimonatlich in Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz.<br />
Verlag: Special Media SDL GmbH,<br />
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Geschäftsleitung:<br />
Gudrun Fertig, Manuela Kay<br />
Creative Director print: Manuela Kay<br />
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Redaktion: Manuela Kay (V.i.S.d.P.),<br />
Stephanie Kuhnen, Simone Veenstra<br />
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6 L-MAG
L.MAGAZIN<br />
Auch die L-MAG-Redaktion ist der Meinung: Feminismus ist wichtig. Und macht Spaß<br />
Ich brauche Feminismus, weil …<br />
Kampagne gegen Klischees und <strong>für</strong> neue Definitionen<br />
Feminismus hat viele Facetten: globale Aktionen wie One Billion Rising oder<br />
Solidarität mit Pussy Riot, Netzfeminismus wie #aufschrei, Proteste gegen die<br />
„Pinkifizierung“ von Kinderzimmern oder die Aktivistinnengruppe Femen, deren sehr<br />
medienwirksame (weil barbusige) Aktionen zuletzt heftige Kritik auslösten. Über<br />
allem steht die Frage: Muss Feminismus nicht weg von der Zweigeschlechtlichkeit?<br />
Seit gut einem Jahr beschäftigt sich das Projekt „Who Needs Feminism“ mit der vielleicht<br />
grundlegendsten Frage: Braucht es überhaupt noch Feminismus und, wenn ja,<br />
warum? Die Antwort geben inzwischen auch Hunderte in Deutschland, Österreich und<br />
der Schweiz, indem sie über Bilder, Tweets und Status-Updates ausdrücken, weshalb<br />
ihnen Feminismus wichtig ist. Jasmin Mittag, die seit Oktober 2012 ehrenamtlich „Wer<br />
braucht Feminismus?“ aufbaut, sagt dazu: „Es hat mich fasziniert, dass die amerikanische<br />
Kampagne auch Menschen gewinnt, die bisher nicht feministisch aktiv sind.“<br />
Alle zu involvieren schließt <strong>für</strong> sie auch die verschiedenen feministischen Strömungen<br />
ein: „Die Kampagne wächst noch, natürlich mit dem Ziel, Feminismus so viele<br />
individuelle Gesichter und Stimmen zu geben wie möglich. Unser Anspruch ist nicht,<br />
Feminismus zu definieren, sondern anzuregen, eine eigene Definition zu entwickeln.“<br />
Dabei – und dabei, mit Klischees aufzuräumen – helfen der Kampagne prominente<br />
Partnerinnen und Partner, denn, wie Jasmin Mittag findet: „Feminismus hat ein besseres<br />
Image verdient.“ Ihr persönliches Statement? „Ich brauche Feminismus, weil<br />
Mut guttut.“ Also: Kamera raus und mitmachen!<br />
Foto: Tanja Schnitzler<br />
Sie gehört zu mir …<br />
Neues Namensrecht<br />
in der Schweiz<br />
Seit dem 1. Januar 2013 greift in der Schweiz ein<br />
neues Gesetz zur Erleichterung der Namenswahl.<br />
Davon profitieren auch lesbische und schwule<br />
Paare, die ihre Partnerschaft eintragen lassen<br />
wollen. Sie haben nun bei der Wahl des Familiennamens<br />
die gleichen Möglichkeiten wie Ehepaare:<br />
Entweder behält jede oder jeder den eigenen oder<br />
es wird ein gemeinsamer gewählt. Bisher hatte die<br />
eingetragene Partnerschaft keine Auswirkung auf<br />
das Namensrecht, weshalb bereits eingetragene<br />
Paare – im Verlauf dieses Jahres und mit der sogenannten<br />
Namenserklärung – nachträglich auf ihrem<br />
Zivilstandsamt einen solchen Wechsel vornehmen<br />
lassen können. Vor allem auf dem Zürcher Amt<br />
herrscht derzeit Hochbetrieb, denn sehr viele<br />
schwule Paare haben die Chance zur Namens vereinheitlichung<br />
gleich ergriffen. Die lesbischen<br />
Paare sind dagegen scheinbar ein wenig zögerlich:<br />
„Bisher haben zwei bereits eingetragene Frauenpaare<br />
einen Antrag auf nachträgliche Namensänderung<br />
bei uns gestellt“, so Roland Peterhans,<br />
Leiter des Stadtzürcher Zivilstandsamtes. Doch er<br />
ist optimistisch, dass sich dies noch ändern wird:<br />
„Da kann also noch viel passieren bis Ende Jahr.<br />
Zudem heiraten die meisten Paare im Sommer, das<br />
ist auch bei den gleichgeschlechtlichen Pärchen<br />
nicht anders.“<br />
Sarah Stutte<br />
Katrin Heienbrock<br />
www.werbrauchtfeminismus.de<br />
Immer aktuelle News auf<br />
www.l-mag.de<br />
Sie haben’s getan: die beiden Betreiberinnen von<br />
shoe.de Sunci und Fab heißen jetzt beide Syz<br />
Foto: shoe.org<br />
8 L-MAG
Uruguay kann’s auch<br />
Südamerika überholt Europa<br />
bei der Geschlechtergerechtigkeit<br />
Montevideo, Uruguay. <strong>Das</strong> kleine südamerikanische Land, das gerade einmal<br />
so viele Einwohner zählt wie Berlin, wurde Anfang April die weltweit zwölfte<br />
Nation, die die Homo-Ehe einführte. <strong>Das</strong> Gesetz, das bereits Ende vorigen Jahres<br />
mit einer überwältigenden Mehrheit vom Repräsentantenhaus verabschiedet<br />
worden war, wurde nun mit 23 zu 8 Stimmen im Senat bestätigt.<br />
„<strong>Das</strong> ‚Ley de Matrimonio Igualitario‘ (Gesetz zur Ehegleichstellung) wurde im<br />
Senat nochmals nachgebessert“, erklärte die transsexuelle Aktivistin und Rechtsanwältin<br />
Michelle Suárez in einer Stellungnahme gegenüber L-MAG online.<br />
„Auch Ausländer dürfen jetzt nach Uruguay kommen, um hier die Homo-Ehe<br />
zu schließen.“ Im Senat sei heftiger Jubel ausgebrochen, als das Ergebnis bekannt<br />
gegeben wurde, so Suárez weiter. Es wird damit gerechnet, dass das Gesetz innerhalb<br />
der nächsten Wochen von Präsident José Mujica unterzeichnet wird und<br />
dann in Kraft tritt. Der linksliberale Politiker, der wegen seiner einfachen Herkunft<br />
auch der „Blumenzüchterpräsident“ genannt wird, gilt als bodenständig und<br />
volksnah. Seine Partei hatte die Gesetzesinitiative unterstützt.<br />
In Uruguay wird es künftig keinen Unterschied mehr machen, welches<br />
Geschlecht oder welche sexuelle Orientierung die Eheleute haben. Neutrale<br />
Begriffe wie „Ehepartner“ sollen das bislang übliche „Mann und Frau“ ersetzen.<br />
Bereits seit 2008 gab es die Möglichkeit einer eingetragenen Lebensgemeinschaft<br />
<strong>für</strong> <strong>Lesben</strong> und Schwule. Ein Jahr später folgte die Möglichkeit,<br />
Kinder zu adoptieren. Mit der Durchführung der ersten Trauungen nach dem<br />
neuen Gesetz wird Mitte Juli gerechnet.<br />
Sonya Winterberg<br />
Der große Moment:<br />
Ein Frauenpaar<br />
wartet vor dem<br />
Repräsentantenhaus<br />
auf seine<br />
Gleichstellung<br />
Foto: Andres Stapff / Reuters<br />
<br />
HELDINNEN <br />
Patricia Field<br />
Stylistin und Erznemesis aller Stöckelschuhhasserinnen<br />
(1941 New York/USA)<br />
Patricia Field, ebenso berühmt <strong>für</strong> ihre Reibeisenstimme wie <strong>für</strong> ihre<br />
Milva-rote Haarmähne, wuchs in den 40er Jahren im New Yorker Stadtteil<br />
Queens auf. Obwohl sie über sich selbst behauptet, nie ein ausgesprochener<br />
Fashion-Freak gewesen zu sein, und auch ihre wenig originelle Kindheits-Lieblingsverkleidung,<br />
„Cowgirl“, kaum auf eine spätere Karriere als<br />
Superstar-Stylistin hindeutet, eröffnete sie nach einem Philosophiestudium<br />
und einem Job als Einkäuferin eines großen Kaufhauses bereits 1966 in<br />
Greenwich Village ihre erste Boutique. Als Herrin des House of Field<br />
hoffte sie, größere Freiheit genießen und mit Mode ihren Lebensunterhalt<br />
bestreiten zu können. Field, die sich damit rühmt, in den späten 70er Jahren<br />
die moderne Leggins erfunden zu haben, machte aus ihrem Laden eine<br />
Fundgrube <strong>für</strong> schräge Vinylklamotten und auffällige Clubwear und wurde<br />
so zum beliebten Anlaufpunkt von Dragqueens und Clubkids.<br />
Zur einer der berühmtesten <strong>Lesben</strong> des internationalen Fashionzirkus<br />
wurde sie allerdings erst, als ihre langjährige Bekannte Sarah Jessica<br />
Parker sie nach einigen Outfits <strong>für</strong> ihre Rolle als Carrie Bradshaw fragte.<br />
Von da an war Field zusammen mit ihrer damaligen Freundin und Kollegin,<br />
Rebecca Weinberg, <strong>für</strong> die Kostümausstattung bei „Sex and the City“<br />
Foto: imago stock&people<br />
zuständig und böse Zungen munkeln,<br />
sie sei wohl die alleinige Verursacherin<br />
des Ultra-High-Heel-<br />
Wahns, der seit der Ausstrahlung<br />
der Serie über den halben Globus<br />
schwappte und Orthopäden noch <strong>für</strong><br />
die nächsten Jahrzehnte mit Kundschaft<br />
versorgen wird. Für die Kostüme<br />
in der Fashion-Satire „Der Teufel trägt Prada“ war sie schließlich <strong>für</strong><br />
einen Oscar nominiert und gewann 2002 einen Emmy.<br />
Über das Schlagwort „lesbian chic“ kann sie allerdings nur lachen, in<br />
einem Interview witzelte sie, dass wohl so ziemlich alles, was vom<br />
stereotypen lesbischen Standardoutfit abweiche, eigentlich automatisch<br />
als „chic“ gelten müsse. Aktuell plant Field, einen Film zu produzieren, und<br />
verkauft nach wie vor in ihrer New Yorker Boutique High Heels, Accessoires<br />
mit Keith-Haring-Prints, Drop-Crotch-Pants mit Leopardenmuster<br />
oder rosafarbene Unisex-Shirts, die mit dem Konterfei der legendären<br />
Dragqueen Divine bedruckt sind.<br />
Schräges:<br />
2011 widmete sie sich <strong>für</strong> den US-amerikanischen Bindenhersteller Kotex<br />
einem Redesign der klassischen weißen Damenbinde.<br />
kk<br />
„Wenn du tragen möchtest, was alle haben: Geh zur Army und hol dir eine Uniform!“<br />
L-MAG<br />
9
L.MAGAZIN<br />
Neustart beim <strong>Lesben</strong>frühlingstreffen in München<br />
<strong>Das</strong> traditionsreiche LFT soll jünger werden<br />
Alles begann in den 20er Jahren: Berliner <strong>Lesben</strong><br />
verabredeten sich bis zur Machtergreifung<br />
der Nazis 1933 jedes Jahr zu einem Pfingstspaziergang.<br />
Anknüpfend an diese Tradition<br />
fand 1972 in West-Berlin das erste „<strong>Lesben</strong>pfingstreffen“<br />
statt, von nun an ebenfalls eine<br />
jährlich stattfindende Tradition, allerdings mit<br />
deutlich politischem Inhalt und weniger ein<br />
Spaziergang. Seinen Namen „<strong>Lesben</strong>Frühlingstreffen“<br />
(LFT) erhielt Europas nichtkommerzielle<br />
Großveranstaltung mit dem Do-it-<br />
Yourself-Charme dann 1992 in Bremen aus<br />
dem Wunsch heraus, den christlich geprägten<br />
Namen zugunsten mehr kultureller Vielfalt abzulegen.<br />
In den 90ern traf das LFT den Zeitgeist<br />
und die Bedürfnisse vieler: bis zu 3000<br />
<strong>Lesben</strong> trafen sich jedes Jahr in einer anderen<br />
Stadt und <strong>für</strong>chteten weder Turnhallenschlafplätze,<br />
völlig überfüllte Workshops noch heute<br />
bizarr anmutende erbitterte Diskussionen um<br />
SM-<strong>Lesben</strong>, Transgender oder die Anwesenheit<br />
von Jungen in den Kindergruppen. In den 00ern<br />
nahm die Bereitschaft vieler Frauen ab, ihre<br />
Freizeit mit solchen Strapazen zu verbinden.<br />
Zudem wurde es immer schwieriger, eine<br />
Gruppe von Frauen zu finden, die in ihrer Stadt<br />
ein LFT ehrenamtlich organisieren wollte.<br />
Letztes Jahr fand das LFT in Nürnberg statt,<br />
allerdings nur mit einer streng limitierten<br />
Kartenzahl.<br />
Doch dieses Jahr soll alles anders werden: <strong>Das</strong><br />
LFT findet in München statt und will einen<br />
Blessless rocken das<br />
Abendprogramm<br />
beim LFT 2013<br />
Neuversuch mit einem generationsübergreifenden<br />
Konzept wagen. Mit dem Motto „LFT<br />
2.0 13 München. Zeitlos lesbisch – wie lebst<br />
DU?“ sollen auch jüngere <strong>Lesben</strong> angesprochen<br />
werden. So widmet sich das vielfältige Tagesprogramm<br />
überwiegend modernen politischen<br />
und kulturellen Themen. An zwei Abenden<br />
darf bei einem bunten Abendprogramm<br />
ausgiebig gefeiert werden.<br />
In München hat man 1996 bereits Erfahrung<br />
mit einem LFT gesammelt. Damals feierten<br />
und diskutierten rund 2000 Frauen lesbische<br />
Sichtbarkeit. Ungeschlagen ist bis heute eine<br />
riesige lesbische Sexparty in einem Domina-<br />
Studio im berühmten Sperrbezirk, zu der ein<br />
eigener Shuttle-Service organisiert worden<br />
war! <strong>Das</strong> wird es dieses Mal nicht geben, da<strong>für</strong><br />
wird es erstmalig eine eigene L-MAG-Veranstaltung.<br />
Chefredakteurin Stephanie Kuhnen<br />
berichtet anlässlich des Jubiläums über „10<br />
Jahre L-MAG – Ein Blick hinter die Kulissen<br />
des <strong><strong>Mag</strong>azin</strong>s <strong>für</strong> <strong>Lesben</strong>“ und moderiert die<br />
internationale Podiumsdiskussion „Lesbian<br />
Life and Activism against Homophobia“.<br />
sh<br />
Kartenvorverkauf und Programm:<br />
www.lft-muenchen.de<br />
Foto: Promo<br />
Homopropaganda in Hochglanz<br />
<strong>Lesben</strong>magazin „Agens“ erscheint in Russland<br />
Seit 1999 existiert das russische lesbisch-feministische<br />
<strong><strong>Mag</strong>azin</strong> Ostrov (zu deutsch „Insel“). <strong>Das</strong><br />
Glanzheft <strong>für</strong> russische <strong>Lesben</strong>, VolgaVolga, gab<br />
2001 nach nur zwei Ausgaben auf. Pinx startete im<br />
Oktober 2006 und brachte es immerhin auf fast<br />
20 Nummern. Am 1. März 2013 erschien nun die<br />
erste Ausgabe der Agens (latein <strong>für</strong> „treibende<br />
Kraft“), Russlands neues Lifestyle-<strong><strong>Mag</strong>azin</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Lesben</strong>, mit einer Auflage von 999 Stück. Die Zeitschrift<br />
soll ein „Hipster-Glanzformat mit realen<br />
Geschichten über reale Leute“ darstellen. So sind<br />
erste Themenschwerpunkte schicke Männerklamotten,<br />
die auch Frauen stehen, ebenso wie<br />
Coming-out am Arbeitsplatz. Überraschend: Eine<br />
Umfrage der Redaktion habe ergeben, dass dies in<br />
Russland zum Großteil keine negative Reaktion<br />
hervorrufe. Ob Mut oder Unvernunft – Milena<br />
Tschernjawskaja und Anna Rosljakowa<br />
wagen sich an die Her -<br />
ausgabe eines <strong>Lesben</strong>magazins<br />
in einem Land, in dem „Homopropaganda“<br />
mit Geldstrafe und<br />
im schlimmsten Fall mit<br />
Gefängnis bestraft wird. „<strong>Das</strong><br />
ist nicht der Kampf gegen etwas“,<br />
erklärt Tschernjawskaja,<br />
„sondern wir wollen starken<br />
und ambitionierten jungen<br />
Frauen, die Vertreterinnen ihres eigenen Geschlechts<br />
bevorzugen, nützliche und interessante<br />
Infos zur Verfügung stellen und gesellschaftliche<br />
Vorurteile gegen <strong>Lesben</strong>, Schwule, Bisexuelle und<br />
Transgender ausräumen.“ Sie bemühten sich um einen<br />
Dialog – auch mit der Regierung. „Was wir am<br />
allerwenigsten wollen, sind<br />
Probleme mit dem Gesetz.“<br />
Mit Agens wollen die Macherinnen<br />
vor allem eines: dem<br />
„Informationskollaps“ in der<br />
russischen LGBT-Community<br />
entgegenwirken. „Die russischen<br />
Schwulen und <strong>Lesben</strong><br />
kennen einander nicht und sind<br />
der Ansicht, dass sie nicht glücklich<br />
sein können, weil rundherum<br />
alle auf sie schimpfen“, sagt<br />
Herausgeberin Tschernjawskaja, selbst Journalistin,<br />
PR-Spezialistin und Filmproduzentin. js<br />
http://agensmag.ru<br />
www.facebook.com/agensmag<br />
10 L-MAG
LDIE<br />
- KAMPAGNE<br />
L WIE OFFEN LESBISCH<br />
Elektrisch queer<br />
Foto: Brigitte Dummer<br />
Die DJ, Sängerin und Musikproduzentin Miss<br />
Kittin aka Caroline Hervé ist seit über 15 Jahren<br />
im Geschäft. Ihr Markenzeichen: die glatten<br />
Haare, jede Menge Tattoos und der Akzent der<br />
gebürtigen Französin, der dem Gurren, Schnurren,<br />
dem Sprech-, Schrei-, Rapgesang ihres oftmals<br />
als „queer elektroclash“ bezeichneten<br />
Musikstils einen unverwechselbaren Charme<br />
verleiht. Sie platzierte mehrere Clubhits – wie<br />
„1882“, „Frank Sinatra“, „Requiem for a Hit“<br />
oder die Coverversion von Serge Gainsbourgs<br />
und Jane Birkins Song „Je t’aime … moi non<br />
plus“ (gemeinsam mit Sven Väth). Daneben ist<br />
Miss Kittin eine der gefragtesten Techno-DJs,<br />
ob in Bukarest, New York, Barcelona oder ihren<br />
Wahlheimaten Paris und Berlin. Gerade erschien<br />
ihr aktuelles (selbst produziertes) Album<br />
„Calling From the Stars“.<br />
sv<br />
Foto: Tanja Schnitzler<br />
L-MAG<br />
11
L.MAGAZIN REGIONAL<br />
Unsere Frau beim<br />
Bundesverfassungsgericht<br />
NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
Susanne Baer erhält Augspurg-Heymann-Preis<br />
Zum fünften Mal wird dieses Jahr der<br />
Augspurg-Heymann-Preis <strong>für</strong> couragierte <strong>Lesben</strong><br />
verliehen. Von der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Lesben</strong> in NRW ins Leben gerufen, will<br />
der Preis Sichtbarkeit von lesbischen Frauen<br />
fördern. Namensgeberinnen des Preises sind<br />
Anita Augspurg und ihre Lebens- und<br />
Arbeitsgefährtin Lida Gustava Heymann. Die<br />
überzeugten Frauenrechtlerinnen (Ende des<br />
19., Anfang des 20. Jahrhunderts) setzten sich<br />
<strong>für</strong> Gleichstellung und das Wahlrecht <strong>für</strong><br />
Frauen ein, gründeten etliche Frauenvereine<br />
und brachten Petitionen zu politisch und frauenrechtlich<br />
relevanten Themen ein.<br />
Nach der Autorin Mirjam Müntefering (siehe<br />
L-MAG 5/09 und 1/13), Schauspielerin<br />
Maren Kroymann, Fußballerin Tanja Walther-<br />
Ahrens (siehe L-MAG 4/11) und Journalistin<br />
Inge von Bönninghausen ist die Preisträgerin<br />
dieses Jahres die Professorin <strong>für</strong> Öffentliches Recht und Geschlechterstudien und<br />
Bundesverfassungsrichterin Susanne Baer. Eine „in ihrer Funktion als Bundesverfassungsrichterin<br />
öffentliche Person. Ihre lesbische Identität lebt sie in dem Kontext selbstverständlich<br />
und offen, was zu einer wahrnehmbaren Sichtbarkeit von <strong>Lesben</strong> in unserer<br />
Gesellschaft führt“, wie es in der Jurybegründung heißt. Die 49-jährige Rechtswissenschaftlerin<br />
beschäftigt sich vornehmlich mit den Themen „sexuelle Identität“, Genderstudien,<br />
Gleichstellungsrecht, Grundrechte und vergleichendes Verfassungsrecht und<br />
feministische Rechtswissenschaft, ein Interesse, das sich bereits am Titel ihrer Doktorarbeit<br />
ablesen ließ – „Würde oder Gleichheit?“ –, die sich mit dem Recht gegen Diskriminierung<br />
am Beispiel sexueller Belästigung am Arbeitsplatz auseinandersetzte. Am 30. Juni<br />
findet um 12 Uhr die Preisverleihung im Jahrhunderthaus Bochum statt.<br />
sv<br />
Foto: Bundesverfassungsgericht<br />
www.augspurg-heymann-preis.de<br />
Die sieben Tutti Fruttis aus Wolfenbüttel<br />
NIEDERSACHSEN<br />
Klein, aber oho!<br />
LesBiSchwule Jugendgruppe<br />
in Wolfenbüttel<br />
<strong>Das</strong> niedersächsische Wolfenbüttel, bislang eher<br />
bekannt als Einzugsgebiet von Braunschweig als<br />
<strong>für</strong> seine lesbisch-schwule Szene, hat nun erstmals<br />
eine LesBiSchwule Jugendgruppe: Tutti Frutti.<br />
Gegründet wurde sie von zwei 17-jährigen <strong>Lesben</strong>.<br />
„Wir wollen einfach hier in Wolfenbüttel <strong>für</strong> lesbische<br />
und schwule Jugendliche einen Treffpunkt<br />
schaffen, die vielleicht ansonsten denken, sie seien<br />
die Einzigen“, so Jana Schnür, die neben Marie<br />
Lietz eine der Initiatorinnen ist. <strong>Das</strong> erste Treffen<br />
in einem öffentlichen Café war spärlicher besucht<br />
als erwartet. „Einige haben sich dort wohl doch<br />
nicht hingetraut“, vermutet Jana, weshalb nun nach<br />
einem eigenen Raum gesucht wird. Denn aufgeben<br />
wollen sie und Marie auf keinen Fall. Geplant sind<br />
erst einmal ein bis zwei Treffen im Monat. „Wenn<br />
es läuft, wollen wir die Gruppe <strong>für</strong> gemeinsame<br />
Unternehmungen nutzen und um einfach Spaß zu<br />
haben.“<br />
Claudia Lindner<br />
Foto: Tutti Frutti<br />
www.tuttifrutti-wf.jimdo.de<br />
12<br />
L-MAG
Schöner und inklusiver<br />
<strong>Das</strong> Schwule Museum eröffnet nach<br />
dem Umzug am 17. Mai in Schöneberg<br />
BERLIN<br />
Mehr als ein Vierteljahrhundert war das Schwule Museum eine Institution<br />
in Kreuzberg – nun zieht es in ein großzügiges neues Quartier in der<br />
Lützowstraße. Neben Ausstellungsräumen und einem Café, das <strong>für</strong> Veranstaltungen<br />
genutzt werden kann, steht eine Präsenzbibliothek zur Verfügung.<br />
<strong>Das</strong> einmalige Archiv wandert ins klimatisierte Untergeschoss.<br />
Zum Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie am<br />
17. Mai eröffnet das neue Haus. Neben wechselnden Sonderausstellungen<br />
zeigt das Schwule Museum unter dem Titel „Transformation“ eine<br />
Überblicksausstellung, die dem Thema Geschlechterordnung und den<br />
Kämpfen um ihre Veränderung gewidmet ist, eine Zeitreise durch die Geschichte<br />
der LGBT-Bewegungen seit 1800. Die Dauerausstellung nicht<br />
wieder aufzubauen ist programmatisch gemeint, wie Vorstandsmitglied<br />
Birgit Bosold im Gespräch mit L-MAG erklärt: „Auch wenn wir versucht<br />
haben, andere Akzente zu setzen: Grundlegend <strong>für</strong> die Perspektive der<br />
bisherigen Dauerausstellung war die schwule Emanzipationsgeschichte.<br />
<strong>Das</strong> wollen wir hinter uns lassen und nicht von ungefähr haben wir uns<br />
mit einer dezidiert ‚lesbischen‘ Sonderausstellung über Christa Winsloe<br />
(Anm. d. Red.: Autorin von „Mädchen in Uniform“) vom Mehringdamm<br />
verabschiedet. Der Titel der neuen Ausstellung ‚Transformation‘<br />
steht auch <strong>für</strong> die weitere Entwicklung und Verwandlung des Museums.“<br />
So werden Fotografien den Umzug des Museums selbst dokumentieren:<br />
den schrittweisen Wandel einer Institution.<br />
kh<br />
www.schwulesmuseum.de<br />
Foto: Schwules Museum<br />
Beten unter dem Regenbogen<br />
Evangelischer Kirchentag mit Zentrum Regenbogen<br />
HAMBURG<br />
Während des 34. Evangelischen Kirchentags, der<br />
dieses Jahr unter dem Motto „So viel Du brauchst“ in<br />
Hamburg stattfindet, wird es ein gemeinsames Zentrum<br />
<strong>für</strong> die LGBTI-Community geben: das Zentrum<br />
Regenbogen im Rauhen Haus. „Bisher waren Angebote<br />
<strong>für</strong> <strong>Lesben</strong> immer in den Frauenzentren untergebracht,<br />
während zum Beispiel Homosexuelle und Kirche<br />
(HuK) ein eigenes Zentrum hatte“, erklärt Jessica<br />
Diedrich vom Orga-Team. „In diesem Jahr arbeiten wir<br />
erstmals alle gemeinsam.“ An dem Projekt beteiligen<br />
sich HuK, die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Lesben</strong> und Kirche, das Netzwerk katholischer <strong>Lesben</strong><br />
sowie Maria und Martha, Labrystheia, die Aids-Seelsorge<br />
Hamburg und queerhandicap. Die Hansestadt<br />
erwartet vom 1. bis 5. Mai rund 100.000 Gäste zu etwa<br />
2.500 Veranstaltungen wie Stadtführungen zu dem<br />
Thema „Verfolgung Homosexueller in der NS-Zeit“, einem<br />
Abendmahl unterm Regenbogen, persönliche, Beratungsgesprächen,<br />
Diskussionen, Filmvorführungen<br />
und Ausstellungen.<br />
kh<br />
www.zentrum-regenbogen.de<br />
L-MAG<br />
13
POLITIK<br />
Adoptieren ist<br />
kein Kinderspiel<br />
Kaum ein Thema wird derzeit so kontrovers<br />
diskutiert wie die Gleichstellung von <strong>Lesben</strong><br />
und Schwulen im Adoptionsrecht. L-MAG<br />
erklärt die derzeitige Gesetzeslage<br />
Rund 13.000 Kinder leben in Deutschland in sogenannten Regenbogenfamilien.<br />
Häufig stammen sie aus vorangegangenen Beziehungen, manche werden mithilfe<br />
von Insemination empfangen und immer mehr Kinder werden adoptiert.<br />
Doch nach wie vor besteht eine große Unsicherheit darüber, wie und ob es <strong>für</strong><br />
gleichgeschlechtliche Paare überhaupt infrage kommt, ein Kind anzunehmen.<br />
<strong>Das</strong> Wohl des Kindes hat Vorrang<br />
Wer adoptieren möchte, sollte sich, egal ob hetero- oder homosexuell, in erster<br />
Linie fragen, ob er in der Lage ist, die Bedürfnisse eines nicht leiblichen Kindes<br />
in den Mittelpunkt seiner weiteren Lebensplanung zu stellen. Um diese<br />
Frage geht es im Wesentlichen auch im Sozialbericht, den speziell geschulte<br />
Sozialarbeiterinnen des Jugendamtes über Adoptionsbewerber verfassen. Sylvia<br />
Latorre*, Adoptivmutter aus Dresden, erinnert sich im Gespräch mit L-MAG an<br />
den ersten Hausbesuch der Jugendamtsmitarbeiterin: „Ich war ungeheuer<br />
nervös, wie sie unsere Lebenssituation beurteilen würde. Man hat ja so die Vorstellung,<br />
dass die in alle Schränke schauen und jedes noch so intime Detail aus<br />
dem Privatleben wissen wollen.“ Doch der Sozialbericht ist kein Zeugnis über<br />
Wohlverhalten und Putzqualitäten einer künftigen Adoptivfamilie. „Uns inter -<br />
essiert in erster Linie der persönliche Reifegrad der Bewerber, wie sich der<br />
14<br />
<strong>Das</strong> kleine Adoptions-ABC<br />
Stiefkindadoption = Hier erlischt das Verwandtschaftsverhältnis eines<br />
leiblichen Elternteils (sofern bekannt) und wird auf die Co-Mutter (bzw.<br />
den Co-Vater) übertragen. Dieser Weg steht nur Paaren offen, die in<br />
einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben. Bei dem Kind muss es<br />
sich um ein leibliches Kind eines der beiden Partner handeln.<br />
Sukzessivadoption = <strong>Das</strong> Kind, das von einem der beiden Lebenspartner<br />
adoptiert wurde, wird im Nachgang („sukzessiv“) vom neuen Partner<br />
oder von der neuen Partnerin adoptiert. <strong>Das</strong> Bundesverfassungsgericht<br />
in Karlsruhe urteilte im Februar, dass bis zum 30. Juni 2014 eine<br />
gesetzliche Neuregelung in Kraft treten müsse. Zudem sind Sukzessivadoptionen<br />
<strong>für</strong> eingetragene Lebenspartnerinnen und -partner ab sofort<br />
möglich. Dies sei wegen der ansonsten eintretenden „unzumutbaren<br />
Nachteile“ geboten.<br />
Gemeinschaftliche Adoption = Die gleichzeitige Adoption eines<br />
Kindes durch beide Elternteile. Diese ist bislang nur heterosexuellen<br />
Ehepaaren vorbehalten. Die Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnern<br />
und -partnerinnen bei der Adoption wird von Grünen und SPD<br />
angestrebt, von der CDU jedoch abgelehnt.<br />
Kinderwunsch entwickelt hat, welche Vorstellungen sie vom Leben mit einem<br />
Adoptivkind haben, wie das soziale Netzwerk im Fall von Krankheit oder Krisen<br />
funktioniert und ob wir davon ausgehen dürfen, dass <strong>für</strong> das Kind bis ins Erwachsenenalter<br />
gesorgt werden kann“, so Marie Wichmann*, Mitarbeiterin<br />
einer kommunalen Adoptionsvermittlungsstelle. Doch können sich <strong>Lesben</strong> und<br />
Schwule überhaupt als Adoptiveltern bewerben? Wichmann gibt zu, dass es nach<br />
wie vor schwierig, aber nicht unmöglich ist. „Die einzelnen Landesjugendämter<br />
gehen sehr unterschiedlich mit den Anfragen homosexueller Adoptionsbewerber<br />
um“, erzählt sie. Während in den östlichen Bundesländern noch aus<br />
DDR-Zeiten Adoption zum Tagesgeschäft der Jugendämter zählt, scheint in<br />
manchem katholischem Bundesland die Einstellung vorzuherrschen, dass nur<br />
heterosexuelle Menschen eine Familie gründen dürfen. „Aber im Grunde<br />
genommen ist es wie mit älteren Ehepaaren. Die Aussicht auf ein Neugeborenes<br />
geht gegen null, weil auf ein Baby etwa sieben bis zehn Bewerbungen<br />
kommen.“ Im Gespräch und während eines Seminars <strong>für</strong> Adoptionsbewerberinnen<br />
und -bewerber werden diese dann über verschiedene Möglichkeiten,<br />
darunter auch die Auslandsadoption, informiert. „Den wenigsten Bewerbern ist<br />
klar, dass wir aber auch häufig Familien <strong>für</strong> Klein- und Grundschulkinder suchen<br />
oder <strong>für</strong> Geschwisterpaare.“ Letztere gelten als ebenso schwer vermittelbar<br />
wie Kinder im Alter ab etwa vier Jahren. „Dabei können wir über den<br />
Entwicklungsstand und die Bedürfnisse dieser Kinder schon viel zuverlässigere<br />
Aussagen treffen als beispielsweise über ein Neugeborenes, dessen Anlagen<br />
sich erst viel später zeigen“, so Marie Wichmann. Sie hat bereits mehrere<br />
lesbische Paare betreut, die sich <strong>für</strong> die Adoption eines älteren Kindes<br />
entschieden haben. „Man darf sich nichts vormachen. Adoptivkinder, egal welchen<br />
Alters, kommen mit einer besonderen Geschichte.“<br />
Kinder als politische Verhandlungsmasse<br />
Rechtlich gesehen konnte bislang freilich nur ein Elternteil das Kind adoptieren.<br />
„Wenn potenzielle Adoptionsbewerber in meine Sprechstunde kommen, frage<br />
ich nicht als Erstes nach ihrer sexuellen Orientierung, aber natürlich kommen wir<br />
L-MAG
„Die einzelnen Landesjugendämter<br />
gehen sehr unterschiedlich<br />
mit den Anfragen homosexueller<br />
Adoptionsbewerber um“<br />
Foto: istockphoto.com<br />
schnell auf das Thema.“ Der offene Umgang damit sei Voraussetzung,<br />
wenn es um das Kindeswohl gehe. „Wir suchen gefestigte Personen,<br />
die sich mit oder ohne Partnerin verantwortungsvoll um ein<br />
Kind kümmern wollen.“ Ein selbstbewusster Umgang mit der eigenen<br />
Lebensweise sei <strong>für</strong> das Kind essenziell.<br />
Rechtlich gesehen gibt es jedoch nach wie vor keine Möglichkeit<br />
der gemeinschaftlichen Adoption, denn in Deutschland gilt das Bürgerliche<br />
Gesetzbuch, das im betreffenden Paragrafen schreibt: „Wer<br />
nicht verheiratet ist, kann ein Kind nur allein annehmen.“ Wer also<br />
in einer eingetragenen Partnerschaft ein Kind adoptieren möchte,<br />
kann dies im ersten Schritt nur alleine tun, das heißt, die Partner müssen<br />
entscheiden, wer anfangs juristisch der Sorge- und Erziehungsberechtigte<br />
sein soll. Durch eine Ergänzung des Lebenspartnerschaftsgesetzes<br />
dürfen seit 2005 zwar Stiefkindadoptionen durchgeführt<br />
werden, allerdings greifen diese hier nicht. Sie sind leiblichen Kindern,<br />
beispielsweise aus Insemination, vorbehalten.<br />
Im Februar urteilte nun das Bundesverfassungsgericht, dass auch <strong>Lesben</strong><br />
und Schwule das zuvor von ihrem Lebenspartner angenommene Kind<br />
adoptieren dürfen. Diese in der Fachsprache sogenannte Sukzessivadoption<br />
ist momentan der einzige Weg zu einer gemeinsamen Adoption.<br />
Jedes Kind kann nur einmal adoptiert werden<br />
Für Sylvia Latorre ist dies nur ein schwacher Trost. Sie brachte aus erster<br />
Ehe einen Adoptivsohn mit in die neue Beziehung. „Wir sind inzwischen<br />
verpartnert, aber weder die Sukzessiv- noch die Stiefkindadoption<br />
greift in unserem Fall, obwohl mein Ex-Mann in die Adoption<br />
durch meine Frau einwilligen würde.“ In ihrem Fall spricht man von<br />
einer Kettenadoption, die in Deutschland nicht zulässig ist. Wurde ein<br />
Kind bereits einmal adoptiert, ist eine neuerliche Adoption in einer späteren<br />
Partnerschaft nur unter besonderen Voraussetzungen möglich.<br />
Und auch <strong>für</strong> die gemeinschaftliche Adoption scheint der Weg keineswegs<br />
geebnet. „Beim Bundesverfassungsgericht ist bislang kein Verfahren<br />
anhängig, in dem sich ein lesbisches oder schwules Paar dieses<br />
Recht erstreiten möchte“, weiß Marie Wichmann.<br />
Volker Beck, parlamentarischer Geschäftsführer von Bündnis 90/Die<br />
Grünen, kündigte hingegen eine entsprechende Gesetzesinitiative an.<br />
Im Rahmen der Neuregelung, die das Bundesverfassungsgericht fordere,<br />
werde der Entwurf der Grünen auch vorsehen, dass Lebenspartner<br />
und -partnerinnen unter den gleichen Voraussetzungen wie Ehepaare<br />
ein Kind adoptieren können, so Beck gegenüber der Presse in Berlin.<br />
Sonya Winterberg<br />
Weitere Informationen: www.queerkids.de<br />
* Namen auf Wunsch geändert<br />
L-MAG 15
INTERNATIONAL<br />
Die Shwedagon-Pagode, religiöses Zentrum Myanmars in Yangon<br />
Foto: istockphoto.com<br />
Die neue Freiheit nach der Diktatur<br />
Bis 2011 unterdrückte das Militär im südostasiatischen Vielvölkerstaat Myanmar die Bevölkerung.<br />
Jetzt herrscht in der jungen Demokratie auch bei <strong>Lesben</strong> und Schwulen Aufbruchstimmung<br />
Tattoos an Hals, Armen und – wie die blauen Muster<br />
verraten, die aus dem roten T-Shirt herauslugen<br />
– auch auf der Brust; ein Tribalmuster in das<br />
igelkurz geschnittene Haar rasiert: Alles klar, Sue<br />
Choe ist eine Punkerin, richtig? Die 22-jährige<br />
Birmanin lacht: „Ich bin einfach nur eine Freistil-<br />
Lesbe.“ Sue Choe nimmt sich die Freiheit, sich im<br />
Reformbirma als lesbische Aktivistin zu betätigen,<br />
immerhin: „Es geht um unsere Rechte.“ Die Übersetzerin,<br />
die <strong>für</strong> einen Fernsehsender englische und<br />
chinesische Filme mit birmanischen Untertiteln<br />
versieht, hat durchaus eine Vorstellung davon, was<br />
Rechte <strong>für</strong> Schwule und <strong>Lesben</strong> sind und sein können,<br />
eine Weile hat sie in San Francisco gelebt und<br />
studiert. Birma allerdings steckt da vergleichsweise<br />
noch in den Kinderschuhen.<br />
Mitte März eröffnete Color Rainbow, ein Projekt des<br />
Sue Choe,<br />
Aktivistin und –<br />
nach eigener<br />
Aussage –<br />
„Freistil-Lesbe“<br />
Foto: Michael Lenz<br />
HREIB (Human Rights Education Institute of<br />
Burma), in Yangon (Rangun), der größten Stadt des<br />
Landes, seine Räume. „Wir werden von amnesty international<br />
Schweden und vom Freedom House unterstützt“,<br />
erzählt Projektleiter Hla Myat. <strong>Das</strong> HREIB<br />
war vor vielen Jahren von Aung Myo Min, einem<br />
offen schwulen Exilbirmanen, im thailändischen<br />
Chiang Mai gegründet worden. Im vergangenen<br />
Herbst strich Birmas Reformregierung Tausende<br />
Dissidenten und Exilbirmanen von der Schwarzen<br />
Liste. Und so brachte Aung Myo Min nach über zwei<br />
Jahrzehnten im Exil HREIB nach Birma. Allerdings<br />
ohne offizielle Registrierung, wie Color-Rainbow-<br />
Leiter Hla Myat erklärt, „es fehlen noch die gesetzlichen<br />
Grundlagen <strong>für</strong> solche Menschenrechtsgruppen.<br />
Aber HREIB war schon zu Regierungsworkshops <strong>für</strong><br />
Menschenrechte eingeladen.“<br />
16<br />
L-MAG
INTERNATIONAL<br />
Junge <strong>Lesben</strong> und Schwule sind<br />
mutiger in ihrem Engagement<br />
Kurz vor Ostern versammelten sich in dem – ausgerechnet<br />
– rosafarbenen Mietshaus in Ranguns<br />
Stadtteil Mingalar Taungnyunt bei Color Rainbow<br />
etwa 20 junge Schwule und <strong>Lesben</strong> aus dem ganzen<br />
Land. „Wir bereiten unsere Teilnahme am Treffen<br />
von ILGA-Asia in Bangkok vor“, so Hla Myat.<br />
„Die meisten hier vertreten lesbisch-schwule Gruppen<br />
aus vielen Teilen Birmas.“ Auch Sue Choe ist<br />
zu diesem Treffen gekommen, zusammen mit<br />
Youth Pha, einer Freundin, die sie über Google<br />
Talk kennengelernt hat. „Sue Choe wohnt inzwischen<br />
bei mir, weil ihre Eltern sie rausgeworfen haben“,<br />
erzählt Youth Pha. „Nicht, weil sie lesbisch<br />
ist. Davon wissen sie nichts. Sie haben sich <strong>für</strong> ihr<br />
Aussehen geschämt.“ Ihre eigene Mutter weiß<br />
dagegen Bescheid, wie die 20-Jährige lachend<br />
berichtet: „Mütter wissen immer alles.“ Und obwohl<br />
sie sich nicht offiziell geoutet habe, seien<br />
auch ihre Geschwister im Bilde, denn: „Sie kennen<br />
meine Facebook-Seite.“<br />
Mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit sprechen<br />
Sue Choe und Youth Pha von Facebook und<br />
Menschenrechten, nehmen an Treffen teil, was sie<br />
noch vor zwei Jahren zu Zeiten der Militärdiktatur<br />
in große Schwierigkeiten mit Polizei und der „Stasi<br />
à la Birma“ gebracht hätte. „Unter der Militärherrschaft<br />
waren solche Zusammenkünfte unmöglich.<br />
Wir blieben unter uns, in geschlossenen Freundeskreisen“,<br />
berichtet Youth Pha und Sue Choe<br />
ergänzt: „Vielleicht sind deshalb viele LGTB-<br />
Aktivisten hier noch sehr jung, weil sie die ganze<br />
Angst und Unterdrückung noch nicht so verinnerlicht<br />
haben wie die älteren Generationen.“<br />
LGBT-Partykultur<br />
verbindet Homos und Heteros<br />
Neues passierte kürzlich auch im Mojo’s, einer<br />
schnieken 70er-Jahre-Retrobar mit Plüsch, Spiegeln<br />
und Chrom <strong>für</strong> die verwöhnten Sprösslinge<br />
reicher Birmanen. Nach einem Probelauf vier Wochen<br />
zuvor stieg dort am Ostersamstag FAB –<br />
Ranguns erste lesbisch-schwule Party. Organisiert<br />
wurde sie von Mieke Bakx, einer lesbischen<br />
Niederländerin, und ihrem europäischen und<br />
birmanischen Freundeskreis. Fast 200 junge<br />
Frauen und Männer waren gekommen, Ausländer<br />
wie Birmanen. Nicht alle waren lesbisch oder<br />
schwul. Auch in Rangun hat sich rumgesprochen,<br />
dass die Gay Community zu feiern versteht.<br />
Hauptberuflich arbeitet Mieke seit über einem<br />
Jahr <strong>für</strong> eine Entwicklungshilfsorganisation in<br />
Rangun. Ihre private lesbisch-schwule Entwicklungshilfe<br />
ist nicht auf Partys beschränkt. „Ich<br />
spreche auf Workshops über LGTB-Themen.<br />
Manchmal im Rahmen meiner Arbeit, manchmal<br />
werde ich aber auch von anderen NGOs eingeladen“,<br />
erzählt die 27-Jährige. Homosexualität ist in<br />
L-MAG<br />
Die Republik der Union Myanmar:<br />
<strong>Das</strong> mehrheitlich buddhistische Myanmar liegt in Südasien und grenzt an China,<br />
Laos, Thailand, Bangladesch und Indien. Myanmar ist ein Vielvölkerstaat mit<br />
rund 54 Millionen Einwohnern, die 135 verschiedenen Ethnien angehören. Die<br />
größte Ethnie sind mit einem Anteil von 70 Prozent die Birmanen. Währung ist<br />
der Kyat.<br />
Birma/Burma oder Myanmar?<br />
Die Umbenennung von Birma oder Burma zu Myanmar wurde von der Militärregierung<br />
1989 gesetzlich festgelegt – Hintergrund war das Verdeutlichen der<br />
Abkehr von der Kolonialzeit und Hinwendung zur Selbstständigkeit. So wurden<br />
generell die Ortsnamen wieder „verursprünglicht“ – weg von den Veränderungen,<br />
die die Kolonialherren eingebracht hatten. Doch einige Organisationen, Medien<br />
und Staaten verweigerten sich dem neuen Namen, als Zeichen <strong>für</strong> Kritik an der<br />
Unterdrückung der Militärdiktatur.<br />
Ende 2010 fanden in Birma die seit vielen Jahren ersten tatsächlichen (und nicht<br />
beeinflussten) Wahlen statt. Die langsame Entwicklung hin zur Demokratie und<br />
Entwicklung der Infrastrukturen wird durch Hilfestellungen aus den Nachbarländern<br />
wie auch von der Europäischen Union unterstützt.<br />
der ehemaligen britischen Kolonie noch ein Tabuthema,<br />
männliche Homosexualität gesetzeswidrig.<br />
Wie tief Unwissenheit und Vorurteile sitzen,<br />
haben Mieke und ihre Freunde auch bei der<br />
Suche nach einem Ort <strong>für</strong> FAB erfahren.<br />
Westliche TV-Serien wie<br />
„Glee“ erzeugen Toleranz<br />
Lange Jahrzehnte war Birma von der Außenwelt<br />
weitgehend isoliert, ein Pariastaat: Kein Satellitenempfang,<br />
Internet und Mobiltelefone gab es kaum<br />
und waren, wenn, dann extrem teuer. Die Medien<br />
unterlagen strengster Zensur. Von der Welt da draußen<br />
wussten die Birmanen dementsprechend wenig.<br />
<strong>Das</strong> hat sich seit Dezember 2011 radikal verändert.<br />
„Die junge Generation steht schon offener Schwulen<br />
und <strong>Lesben</strong> gegenüber. <strong>Das</strong> kommt teilweise<br />
durch TV-Serien wie ‚Glee‘ oder ‚Modern Family‘,<br />
die jetzt auch bei uns zu sehen sind, aber auch<br />
durch den Internetzugang“, weiß Hla Myat.<br />
Schwulenbars gibt es (noch) keine in Rangun.<br />
Lediglich ein paar „gayfriendly“ Karaokebars, in<br />
denen Stricher auf Kundenfang sind. Für <strong>Lesben</strong><br />
existieren gar keine Treffpunkte. „Es werden spontane<br />
Veranstaltungen wie Partys, Infoabende oder<br />
gemeinsame Kinobesuche über die sozialen<br />
Onlinenetze organisiert“, erzählt Youth Pha. Im<br />
Juni soll es sogar einige CSD-Veranstaltungen geben,<br />
allerdings nicht öffentlich. „Eine Gay-Pride-<br />
Parade wäre hier noch nicht möglich“, davon ist<br />
Sue Choe überzeugt. Trotzdem blickt sie mit Zuversicht<br />
in die Zukunft. „Die politische Situation<br />
ist noch nicht stabil. Aber es gibt auch keinen Weg<br />
zurück. Es wird langsam besser.“<br />
Michael Lenz<br />
Foto: istockphoto.com<br />
17
INTERNATIONAL<br />
„Ohne den Druck der EU<br />
wären wir ihnen völlig egal“<br />
In Serbien sind Neonazis und orthodoxer Klerus vereint in ihrem Hass auf Homosexuelle. Die<br />
Aktivistin Lepa Mlađenović kämpft mit der Organisation Labris gegen die Isolation von <strong>Lesben</strong><br />
In dem serbischen Spielfilm „Parada“ (2011) hilft<br />
ein homophober Kriegsveteran mit seinem kriminellen<br />
Schlägertrupp aus Kriegsverlierern einer<br />
wehrlosen Gruppe von <strong>Lesben</strong> und Schwulen, in<br />
Belgrad eine CSD-Parade durchzuführen. Auch<br />
wenn der Film häufig zum Lachen und zumindest<br />
anfangs als Komödie angelegt ist, endet er doch in<br />
einer Schlägerei mit Hooligans, bei der einer der<br />
schwulen Aktivisten ermordet wird. Damit kommt<br />
der Film der Lebensrealität von <strong>Lesben</strong> und<br />
Schwulen in Serbien sehr nah.<br />
2010 randalierten Rechtsradikale anlässlich des<br />
ersten Belgrader CSD seit 2001. 6.000 Polizisten<br />
mussten eine Parade von ungefähr 1.000 Teilnehmenden<br />
schützen. Seitdem wird der Demonstrationszug<br />
jedes Jahr verboten: Auch in diesem Jahr<br />
ist ein Verbot wahrscheinlich.<br />
Ende 2011 stand der Bürgermeister der Stadt<br />
Jagodina, Mitglied der serbischen Nationalversammlung<br />
und Vorsitzender der Partei „Vereintes<br />
Serbien“, Dragan Marković Palma, wegen Volksverhetzung<br />
vor Gericht. Auf seine Verurteilung<br />
reagierte er mit Stolz: „Ich selbst, ebenso wie meine<br />
Partei, bin gegen jede Versammlung, bei der<br />
Homosexuelle eine Krankheit als normal darstellen<br />
wollen.“ Mit diesem Hass steht er nicht allein da.<br />
Rund ein Viertel der serbischen Bürgerinnen und<br />
Bürger halten Homosexualität <strong>für</strong> eine Krankheit;<br />
20 Prozent sind bereit, Gewalt gegen Schwule und<br />
<strong>Lesben</strong> zu unterstützen oder zu rechtfertigen. „Als<br />
die Pride 2011 abgesagt wurde, waren wir sowohl<br />
empört als auch erleichtert – aus Angst, was alles<br />
hätte passieren können“, sagt Lepa Mlađenović,<br />
feministische Aktivistin aus Belgrad, gegenüber<br />
L-MAG. „Die gesamte LGBT-Community ist wie<br />
traumatisiert von den Ereignissen 2010.“ Der<br />
jährliche Versuch, wieder eine CSD-Parade auf die<br />
Beine zu stellen, sorgt <strong>für</strong> heftige Kontroversen<br />
innerhalb der Bewegung: „Radikale Feministinnen<br />
wie ich finden, dass man mit der derzeitigen homophoben<br />
Regierung gar nichts bewirken kann, und<br />
wir möchten uns auch nicht mit diesen Leuten auseinandersetzen,<br />
egal, wo<strong>für</strong>. Andere Gruppierungen,<br />
hauptsächlich aus der schwulen Szene, möchten es<br />
versuchen, egal, gegen welche Widerstände: weil es<br />
unser Recht ist, eine Pride Parade zu veranstalten.“<br />
Die Friedensaktivistin und Dozentin am Zentrum<br />
<strong>für</strong> Frauenstudien in Belgrad sieht den Nutzen der<br />
CSD-Parade skeptisch. „Die Diskussion ist wichtig.<br />
Aber es ist mehr ein Politikum, eine Veranstaltung,<br />
die das Image Serbiens gegenüber der EU verbessern<br />
könnte. Der Nutzen <strong>für</strong> die Community ist<br />
allerdings meiner Meinung nach nicht so groß wie<br />
die Angst, die viele von uns fest im Griff hat.“<br />
„Wir haben von<br />
unserer Regierung<br />
nichts zu erwarten“<br />
Lepa Mlađenović, Trägerin des Anne-<br />
Klein-Preises 2013, engagiert sich <strong>für</strong><br />
lesbische Sichtbarkeit in Serbien<br />
Foto: Tanja Schnitzler<br />
18<br />
L-MAG
SERBIEN<br />
ist EU-Beitrittskandidat und<br />
hat seit 2009 ein Antidiskriminierungsgesetz<br />
in seine Verfassung<br />
von 2006 aufgenommen.<br />
Im Mai 2008 beschloss der<br />
serbische Ärzteverband, Homosexualität<br />
nicht länger als<br />
Krankheit zu behandeln. Sechs<br />
Gesetze stärken insgesamt das<br />
Recht auf sexuelle Orientierung,<br />
darunter das Rundfunkund<br />
das Arbeitsgesetz. Die<br />
Realität sieht anders aus: In den Medien sind <strong>Lesben</strong> und Schwule häufig homophoben Hasstiraden<br />
ausgesetzt. Es besteht kaum politisches Interesse, Homophobie zu bekämpfen und Frauenrechte<br />
zu stärken. Intoleranz und selbst Aufrufe zu Gewalt werden selten und nicht ausreichend<br />
strafrechtlich geahndet – so gab es beispielsweise 2001 im Zusammenhang mit Angriffen auf Teilnehmende<br />
der CSD-Parade keine Festnahmen.<br />
Foto: istockphoto.com<br />
Isolation ist <strong>für</strong> <strong>Lesben</strong> in<br />
Serbien alltäglich<br />
2012 rief Lepa Mlađenović mit anderen eine Hotline<br />
ins Leben, bei der <strong>Lesben</strong> anrufen und Rat und<br />
Hilfe bekommen können. <strong>Das</strong> Projekt wird unter<br />
anderem von lesbischen Organisationen aus<br />
Dänemark und den USA finanziert. „Der Alltag<br />
einer lesbischen Frau in dieser Region wird vor<br />
allem von Angst, Scham und Einsamkeit geprägt.<br />
Viele Frauen haben niemanden, an den sie sich<br />
wenden können.“ Die Anzahl Frauen, die sich<br />
selbst verletzen, Aggressionen und Schuldgefühle<br />
gegen ihren eigenen Körper richten, ist hoch. Die<br />
59-Jährige veranstaltet mit der von ihr gegründeten<br />
Organisation Labris Workshops, die das Selbstbewusstsein<br />
lesbischer Frauen stärken. Viele Teilnehmerinnen<br />
sprechen bei solchen Treffen erstmals<br />
über ihre Liebe zu Frauen. „Schon das Wort<br />
‚lesbisch‘ ist gesellschaftlich vergiftet. Manchmal<br />
gehen wir zu Beginn eines Treffens in den Wald<br />
und schreien ‚Lesbe‘, nur um zu hören, wie sich<br />
das anfühlt“, verrät Lepa Mlađenović und fügt mit<br />
einem Zwinkern hinzu: „Natürlich bauen wir so<br />
auch Aggressionen ab.“<br />
Die Schuldgefühle sind ein Produkt der Kriegsjahre:<br />
„Im Krieg zählt das Überleben. Da ist kein<br />
Raum <strong>für</strong> die Frage nach Identitäten.“ Homosexuelle<br />
galten noch stärker als zu Friedenszeiten als<br />
„Gefahr <strong>für</strong> das System“. Viele lesbische Frauen<br />
wählten die innere Emigration, ein Gefühl, das<br />
noch heute nachklingt. „Wir fühlen uns nicht wirklich<br />
als Bürgerinnen Serbiens. Wir wissen, dass der<br />
Wunsch der Regierung nach Zufriedenheit der<br />
Bürger nicht auch uns <strong>Lesben</strong> einbezieht.“ Selbst<br />
<strong>für</strong> Menschenrechtsorganisationen ist die Diskriminierung<br />
aufgrund von sexuellen Identitäten zu<br />
einem Problem zweiter Klasse geworden: Gewalt<br />
gegen religiöse und ethnische Minderheiten, der<br />
Kampf gegen Armut und soziale Ungleichheit<br />
lassen oft wenig Platz <strong>für</strong> die Anliegen von <strong>Lesben</strong>,<br />
Schwulen, Transgendern und Bisexuellen.<br />
Selbstliebe als<br />
Überlebensstrategie<br />
„Es wird ein langer Weg, bis wir uns zu Hause fühlen“,<br />
sagt die schmale Frau mit dem Labris-Anhänger,<br />
die Wert darauf legt, als „aus Serbien“, nicht als<br />
„serbisch“ bezeichnet zu werden. Aktivistinnen wie<br />
sie arbeiten oft erst nachts, bis in den frühen Morgen,<br />
weil dann die homophoben Strukturen nicht so stark<br />
zu spüren sind. „An der ultranationalen, frauenverachtenden<br />
Regierung wird sich zu unseren Lebzeiten<br />
nichts ändern“, davon ist sie überzeugt. „Mein Traum<br />
ist daher, Frauen anzuleiten, wie sie sich ohne Einschränkung<br />
selbst lieben können.“ Sie nennt dieses<br />
Ziel „emotional literacy“, die Fähigkeit, eigene Emotionen<br />
zu akzeptieren und mit ihnen umzugehen. „Ich<br />
glaube, dass wir glücklich sein können, auch in einer<br />
homophoben Gesellschaft: wenn wir uns als lesbische<br />
Frauen bedingungslos selbst annehmen.“<br />
Text und Interview: Katrin Heienbrock<br />
ZEIG DEINE SOLIDARITÄT<br />
mit dem L-MAG Charity-<br />
Shirt „Marching for those<br />
who can’t“ (siehe Seite 29)<br />
L-MAG spendet pro verkauftem<br />
T-Shirt 5 Euro an die serbische<br />
<strong>Lesben</strong>organisation Labris.<br />
Direkt im L-Shop auf:<br />
www.l-mag.de<br />
L-MAG
FERNSEHEN<br />
Menschen und Fabelwesen<br />
bevölkern die<br />
Fantasy-Serie „Lost<br />
Girl“ – und haben<br />
einfach den<br />
besseren Sex<br />
Foto: Prodigy Pictures Showcase<br />
Eine schrecklich freizügige Familie<br />
In „Lost Girl“ ist die Fantasy-Welt in Ordnung. Alle lieben, wen und was sie wollen. Jetzt geht<br />
die TV-Serie um die so übernatürliche wie bisexuelle Bo auch in Deutschland auf Sendung<br />
Eine Welt, in der es völlig egal ist, ob jemand homo-, hetero- oder bisexuell<br />
ist, in der es keine Identitätskrise, kein Coming-out und keine blöden Bemerkungen<br />
gibt – davon sind wir bekanntlich weit entfernt. Und erstaunlicherweise<br />
gibt es auch im Kino und Fernsehen, wo doch eigentlich alles erzählbar<br />
ist, nur wenige Beispiele da<strong>für</strong>. Stellt euch nun also eine Fernsehserie vor, die<br />
in einer solchen Welt angesiedelt ist. Und dem Publikum außerdem eine<br />
bisexuelle Heldin, toughe Frauen und eine lesbische Lovestory bietet. In<br />
Kanada gibt es schon seit drei Jahren diese schöne Alternative zur schmerzlich<br />
vermissten – und zurzeit nicht absehbaren – nächsten <strong>Lesben</strong>serie. Jetzt<br />
läuft die Fantasy-Serie „Lost Girl“ endlich auch in Deutschland – wenn auch<br />
zunächst nur im Pay-TV.<br />
Die Hauptfigur Bo (Anna Silk) ist ein Succubus und gehört damit zu den übernatürlichen<br />
Wesen, genannt Fae, die in „Lost Girl“ weitgehend unerkannt unter<br />
den Menschen leben. Als Succubus ernährt sie sich von der sexuellen Energie<br />
anderer: Ein Kuss ist ein kleiner Snack, ein Quickie lässt ihre fiesesten<br />
20<br />
Wunden in Sekunden verschwinden, aber – kleiner Nachteil – wenn sie nicht<br />
rechtzeitig aufhört, tötet sie ihr Date, indem sie ihr oder ihm buchstäblich den<br />
Atem raubt.<br />
Zusammen mit ihrer besten Freundin Kenzi (Ksenia Solo), einem Menschen,<br />
ermittelt Bo in Fällen, bei denen Fae ihre Finger (wahlweise Tentakeln, Hufe,<br />
telepathischen Kräfte) im Spiel haben, und weigert sich dabei entschieden,<br />
sich einer der beiden verfeindeten Fraktionen, den „Dark Fae“ oder den „Light<br />
Fae“, anzuschließen.<br />
Neben ihrer Vorgabe, dass die sexuelle Orientierung nie zur Diskussion steht, hat<br />
Serienschöpferin Michelle Lovretta auch klare Regeln <strong>für</strong> Bos sexuellen Hunger<br />
festgelegt, wie sie der Website The Watercooler erklärte: Bo muss nicht monogam<br />
sein, sie darf da<strong>für</strong> nicht verurteilt werden („Kein Schlampenvorwurf!“) und<br />
ihre weiblichen und männlichen Affären werden gleichermaßen sexy inszeniert<br />
(„Eye Candy <strong>für</strong> alle!“). Kurz: „Lost Girl“ ist <strong>für</strong> das Mainstreamfernsehen<br />
ungewöhnlich erotisch, und das gilt natürlich auch <strong>für</strong> den <strong>Lesben</strong>sex.<br />
L-MAG
Eine gefühlsarme Sexmaschine ist Bo aber nicht, auch wenn ihre übernatürliche<br />
Fuck-the-pain-away-Methode manchmal nur Mittel zum<br />
Zweck ist: Von Anfang an hat sie ein Auge auf den Fae-Polizisten Dyson<br />
(Kris Holden-Ried) geworfen – und das andere auf die menschliche<br />
Ärztin Lauren (Zoie Palmer), die in Diensten der Fraktion der „Light<br />
Fae“ steht. Während sich Bo und Dyson sofort aufeinander stürzen,<br />
brauchen die Fans von „Doccubus“, ein Fanwort aus „Doktor Lauren“<br />
und „Succubus“, allerdings ein wenig Geduld: Ihre Beziehung entwickelt<br />
sich nur langsam und hürdenreich, bis sich in der 2. Staffel das<br />
Blatt zugunsten von Lauren wendet und sie auch insgesamt stärker in<br />
den Vordergrund rückt. Diesen Aufstieg hat sie, wie man hört, auch<br />
ihren Fans zu verdanken, allen voran den <strong>Lesben</strong>, die „Dr. Hotpants“<br />
heftig umschwärmen und zu wissen glauben, dass Zoie Palmer auch<br />
privat lesbisch ist (offiziell weiß man über sie jedoch nur, dass sie eine<br />
Katze besitzt …).<br />
Ein weiterer Publikumsliebling ist Kenzi, die ihre fehlenden Fae-Kräfte<br />
mit ihrem losen Mundwerk und Bauernschläue wettmacht und die<br />
Einzige ist, der Bo immer vertrauen kann. Ihre Freundschaft ist, wie<br />
Lovretta erklärte, „neben all der Erotik und Romantik mein kleines Liebesgedicht<br />
an all die BFFs (BestFriendsForever, also „allerbeste Freundinnen“)<br />
da draußen“.<br />
Frauenpower, Frauenliebe, Frauenfreundschaft – da wird es auch <strong>für</strong><br />
diejenigen interessant, die normalerweise Fantasy-Geschichten und<br />
Kämpfen gegen das übernatürliche Böse wenig abgewinnen können.<br />
Und all diejenigen, die nach der Teenie-Kultserie „Buffy – Die Vampirjägerin“<br />
viel zu lange auf dem Trockenen gesessen haben, werden<br />
sowieso begeistert sein.<br />
Karin Schupp<br />
Im Sommer starten in Toronto die Dreharbeiten <strong>für</strong> die 4. Staffel.<br />
Bei uns läuft die 1. Staffel (seit 22. April) bei Sony Entertainment<br />
Television, empfangbar über Telekom Entertain<br />
Doktor Lauren (Zoie Palmer, links) und Succubus Bo (Anna Silk)<br />
Foto: Prodigy Pictures Showcase/Matt Barnes<br />
L-MAG
GESCHICHTE<br />
alle Fotos: Tanja Schnitzler<br />
(von links:) Gabriele Michalak,<br />
Ilke Vehling, Sabine Balke<br />
22<br />
L-MAG
Die Schatzinsel der <strong>Lesben</strong>geschichte<br />
GESCHICHTE<br />
Der Spinnboden in Berlin, Europas größte Dokumentationsstätte lesbischer Geschichte,<br />
wird 40 Jahre alt. L-MAG-Autorin Stephanie Urgast schaute dem Archiv in die Regale<br />
Seit 40 Jahren sammelt, erforscht und gestaltet der<br />
Spinnboden lesbisches Leben in Deutschland –<br />
zahllose Dokumente sind hier zu finden. Doch<br />
warum und <strong>für</strong> wen engagieren sich die Macherinnen<br />
eigentlich? „Was nicht belegt ist, hat nicht<br />
stattgefunden“, erklärt Sabine Balke, eine der beiden<br />
Leiterinnen des Berliner Zentrums. „Insbesondere<br />
lesbische Schicksale waren bis in die 70er<br />
Jahre weitgehend unsichtbar. Sie wurden kaum dokumentiert,<br />
nur versteckt oder gar nicht benannt.“<br />
Gemeinsam mit Gabriele Michalak leitet Sabine<br />
den Spinnboden als Archiv, Bibliothek und offenen<br />
Kulturort. Einen wichtigen Schritt zu mehr<br />
Sichtbarkeit unternahm die Frauengruppe der<br />
Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW). Am<br />
25. Mai 1973 beschloss die Initiative, ab sofort<br />
Flyer, Protokolle und Artikel von und über <strong>Lesben</strong><br />
zu sammeln. „Eine visionäre Idee“, so Sabine, die<br />
die ersten zehn Jahre als „Love-Story-Archiv-<br />
Story“ beschreibt. Denn mit den wechselnden<br />
Liebesbeziehungen innerhalb der Frauengruppe<br />
wanderte die Sammlung in Ordnern und Kisten<br />
von Wohnung zu Wohnung.<br />
1982 entdeckte die Historikerin Gudrun Schwarz<br />
die Sammlung und ergänzte sie um ihre Bücher,<br />
Dias, <strong><strong>Mag</strong>azin</strong>e und Plakate. Mit einer Gruppe von<br />
Frauen begann sie die systematische Dokumentation<br />
und machte das erste <strong>Lesben</strong>archiv in ihrer<br />
Privatwohnung öffentlich zugänglich. Um institutionell<br />
anerkannt zu werden, folgte 1983 die<br />
Vereinsgründung unter dem Namen: Spinnboden<br />
– Archiv zur Entdeckung und Bewahrung von<br />
Frauenliebe e.V. „Spinnboden steht <strong>für</strong> die Frauen,<br />
die sich im Mittelalter auf den Dachböden ihre Geschichten<br />
erzählt und dabei ihre Wolle gesponnen<br />
haben. Eine öffentliche Förderung als eindeutig benanntes<br />
<strong>Lesben</strong>archiv wäre zu diesem Zeitpunkt<br />
unmöglich gewesen“, so Gabriele.<br />
Lesbisch, aber queer-freundlich<br />
Mit der Gründung umfasste der Verein eine Beratungs-,<br />
Forschungs- und Publikationsstelle, das<br />
Archiv und die Bibliothek – bis heute finanziert<br />
vom Berliner Senat. „Zwischen 1980 und 2000 liegen<br />
20 Jahre einer wechselvollen Geschichte.<br />
Frauen gingen und kamen, Gudrun Schwarz verließ<br />
ihre Wohnung, das Archiv blieb“, erzählt<br />
Sabine. Seit 2000 ist sie an der Organisation<br />
beteiligt: „Für uns war klar, dass wir den Namen<br />
ändern mussten, wenn wir noch stärker gesehen<br />
werden wollen.“ Der Spinnboden wurde nun auch<br />
im Namen lesbisch und verstärkte die Aufklärungs-<br />
und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Heute hat er einen festen Platz im Gewerbehof der<br />
Weiberwirtschaft in Berlin-Mitte. In deckenhohen<br />
L-MAG<br />
Spinnboden archiviert relevantes Lesbisches –<br />
von Zeitschriften verschiedener Zeit (oben) ...<br />
... über wissenschaftliche Werke bis hin zu<br />
Romanen (hier „Der Skorpion“ von 1919)<br />
Auch die erste Ausgabe der L-MAG ist<br />
im Spinnboden-Archiv zu finden<br />
Regalen finden sich Seltenes, Altes und Neues:<br />
von den „Liebenden Frauen“, einem der ersten lesbischen<br />
<strong><strong>Mag</strong>azin</strong>e der 20er Jahre, über Ladyfest-<br />
Fanzines bis hin zu Nachlasskisten, die oft lebenslang<br />
gehütete Geheimnisse in sich tragen. Allein<br />
das Archiv umfasst derzeit über 14.000 Medien –<br />
ein Schatz zum Studieren und Stöbern: Was haben<br />
<strong>Lesben</strong> und Heteras in den Polit-Plena diskutiert?<br />
Welche Rolle spielte das Monokel <strong>für</strong> die lesbische<br />
Identität in den 20er Jahren? Und wie gestaltete<br />
sich der lesbische Alltag im Laufe der Geschichte?<br />
Wichtige Entscheidungen treffen bis heute sämtliche<br />
Mitfrauen am Gemeinschaftstisch. „Im Plenum<br />
haben wir zum Beispiel den Begriff ‚queer‘<br />
heiß diskutiert und entschieden, weiterhin ein<br />
<strong>Lesben</strong>ort zu sein“, erklärt Sabine die Spinnboden-<br />
Politik. „Einige Angebote der Kontakt- und Infostelle<br />
sind aber offen <strong>für</strong> Transpersonen, auch bestehen<br />
Kooperationen mit LGBTI-Projekten“,<br />
ergänzt Gabriele. Sie meint: „<strong>Lesben</strong> brauchen<br />
einen Ort, an dem sie sich austauschen und an<br />
kulturellen und psycho-sozialen Angeboten teilnehmen<br />
können.“ Eine solche Mischung schafft<br />
der Spinnboden. „Ob Coming-out-, Wander- oder<br />
Ausgehgruppe. Die Kurse sind total nachgefragt“,<br />
betont Sabine.<br />
Auch der Festmonat zum Jubiläum zeigt sich<br />
vielseitig. Ab dem 4. Mai widmet sich der Spinnboden<br />
der Neuen Frauenbewegung und der Vereinsgeschichte.<br />
Ein Schwerpunkt ist dem Gedenken<br />
lesbischer Schicksale zur NS-Zeit gewidmet.<br />
Eine Party am 25. Mai beendet den Festmonat –<br />
hier treten unter anderem Rapperin Sookee und<br />
Entertainerin Coco Lorès auf.<br />
Die Zukunft der Vergangenheit<br />
Und in den nächsten 40 Jahren? Für die Zukunft<br />
wünscht sich das Spinnboden-Team die Zusammenführung<br />
verschiedener Projekte der Frauen-,<br />
<strong>Lesben</strong>- und Schwulenbewegung an einem gemeinsamen<br />
Ort. Nötig sind auch größere Räume:<br />
„Jetzt sprechen wir mit den Frauen, die in den<br />
70ern aktiv waren. Es wird in den nächsten zehn<br />
Jahren eine Flut von Nachlässen auf uns zukommen“,<br />
erklärt Sabine. „In der Szene werden wir<br />
klar wahrgenommen, aber die gesellschaftliche<br />
Akzeptanz ist noch immer gering“, meint sie. Für<br />
mehr Anerkennung macht sich der Spinnboden<br />
auch weiterhin stark, nimmt an Fachausschüssen<br />
und politischen Initiativen teil. „Doch“, so Sabine,<br />
„braucht es noch mehr Forschung, die zeigt, es gab<br />
sie, die <strong>Lesben</strong> – oft unbenannt, dennoch verfolgt<br />
und diskriminiert. <strong>Das</strong> Archivieren hat kein Ende.<br />
Wir sind die Zukunft der Vergangenheit.“<br />
www.spinnboden.de<br />
23
10 JAHRE L-MAG<br />
10 JAHRE L-MAG<br />
Wir feiern eine Erfolgsgeschichte<br />
Im Juni 2003 hätten wir es nicht <strong>für</strong> möglich gehalten. 10 Jahre später möchten das<br />
L-MAG-Team und der Verlag eine unglaubliche Erfolgsgeschichte mit Leserinnen,<br />
Anzeigenkundinnen, Freundinnen und Freunden feiern!<br />
Seit 10 Jahren nun existiert erfolgreich eine Zeitschrift in Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz, in der <strong>Lesben</strong> die Hauptrolle spielen! Über<br />
30.000 Leserinnen freuen sich alle zwei Monate über spannende Artikel<br />
aus Kultur und Politik, internationale lesbische Lebenswelten und eine<br />
große Portion Unterhaltung: L-MAG ist seit 10 Jahren das einzige <strong><strong>Mag</strong>azin</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Lesben</strong>, das es am Kiosk und im Abo gibt.<br />
Zu Beginn, im Juni 2003, verteilte das L-MAG-Team das frisch gedruckte<br />
Heft erstmals auf dem CSD Hamburg und später in Köln, Berlin, München,<br />
Stuttgart und Frankfurt persönlich. Noch skeptisch nahmen viele CSD-Besucherinnen<br />
das seinerzeit noch kostenlose Heft entgegen. „Eine Zeitschrift <strong>für</strong><br />
<strong>Lesben</strong>? Was soll das denn? Brauchen wir so was?“ Es war nicht nur Begeisterung<br />
die uns entgegenschlug, sondern auch eine gehörige Portion Skepsis.<br />
Dennoch hatten sich bald die ersten 1.000 Abonnentinnen gefunden, die das<br />
Heft unterstützen wollten – auch heute noch sind einige der „Ur-Abonentinnen“<br />
dabei – Euch gebührt unser besonderer Dank!<br />
Im Januar 2005 dann ging L-MAG als Verkaufsheft in den Zeitschriftenhandel.<br />
Ein richtiger Weg, denn innerhalb nur eines Jahres<br />
vergrößerte sich alles: Leserinnenkreis, Abo-Zahlen, Verkaufszahlen<br />
und natürlich auch das Format – endlich DIN A4!<br />
Und seitdem wird das <strong><strong>Mag</strong>azin</strong> auch in der lesbisch-schwulen<br />
Community genauso wie in der deutschen Medienlandschaft<br />
ernst genommen. Heute sichert ein fester Stamm aus Leserinnen,<br />
Abonnentinnen und Anzeigenkundinnen das Bestehen<br />
dieser einzigartigen Zeitschrift.<br />
Gekrönt wurde diese Erfolgsgeschichte von der Gründung<br />
der Special Media SDL GmbH unter der Führung der<br />
Online-Chefredakteurin und L-MAG-Redakteurin Gudrun<br />
Fertig und der L-MAG-Chefredakteurin Manuela Kay.<br />
Neben anderen schwulen und schwullesbischen <strong><strong>Mag</strong>azin</strong>en<br />
wie SIEGESSÄULE und DU&ICH sowie weiteren Publikationen<br />
<strong>für</strong> die LGBT-Community erscheint L-MAG heute in<br />
einem von <strong>Lesben</strong> geführten Verlag. <strong>Das</strong> ist durchaus ein<br />
historischer Meilenstein in der schwullesbischen Publizistik!<br />
Dies alles soll gefeiert werden!<br />
Zum Jubiläum laden wir alle Leserinnen, Anzeigenkundinnen,<br />
Unterstützerinnen und alle, die <strong>Lesben</strong> genau wie wir einfach toll<br />
finden, ein, mit uns zu feiern!<br />
Fotos: ARNO / www.arno-image.com<br />
Die große Jubiläumsausgabe von L-MAG (Ausgabe<br />
Juli/August) erscheint am 28. Juni – in Berlin zum<br />
CSD-Wochenende und großen L-MAG-Erlebniswochenende<br />
im Handverkauf bereits am 20. Juni!<br />
24<br />
L-MAG
das Jubiläum<br />
<strong>Das</strong> Jubiläumswochenende in Berlin<br />
Traumschiffe, die Straßen voller <strong>Lesben</strong> und eine rauschende Party<br />
BOOTSTOUR<br />
Mit der „MS Spree Lady“ zum<br />
CSD auf der Spree<br />
Donnerstag, 20. Juni:<br />
Check-in 17.30 Uhr – Abfahrt 19 Uhr an der Anlegestelle<br />
O2 World in Berlin-Friedrichshain<br />
Mit dem L-Tunes/L-MAG-Boot schippern wir auf der Spree lang und<br />
starten ins CSD-Wochenende.<br />
Die Bootstour mit viel Spaß, Puschelalarm und Musik beginnt <strong>für</strong><br />
das L-MAG-Boot, die „MS Spree Lady“, an der Anlegestelle O2<br />
World und endet an der Insel der Jugend in Berlin-Treptow mit einer<br />
Party im Haus Zenner. Zehn Boote sind beim CSD auf der Spree insgesamt<br />
unterwegs und zeigen auch zu Wasser, dass <strong>Lesben</strong> und<br />
Schwule sichtbar sind, gerne feiern und absolut wasserfest sind.<br />
<strong>Das</strong> Boot wird begleitet und unterhalten von Moritz G. und Kaey,<br />
Musik kommt von DJ Marsmaedchen.<br />
Wegen der begrenzten Kapazität der Boote empfiehlt sich<br />
der frühe Kartenkauf! Tickets kosten bis Ende April<br />
23 Euro + 0,50 Euro Systemgebühr.<br />
Ab 1. Mai: 25 Euro + 0,50 Euro Systemgebühr.<br />
Ticketverkauf: www.prideweek-berlin.de/tickets<br />
PARTY<br />
L-Toxic – die CSD <strong>Lesben</strong>party und die<br />
L-MAG-Jubiläumsparty in einem<br />
Samstag, 22. Juni, 21 Uhr, Club <strong>Mag</strong>dalena,<br />
Berlin-Friedrichshain, an der Schillingbrücke<br />
Alljährlich ist sie DAS lesbische Highlight des Berliner CSD, die<br />
offizielle CSD-Party „Girltoxic“. Dieses Jahr feiert Girltoxic mit<br />
L-MAG anlässlich des 10-jährigen Geburtstags zusammen „L-Toxic“.<br />
Mit dabei: Tausende Besucherinnen aus aller Welt, die sich<br />
tagsüber bereits beim großen CSD in der Berliner Innenstadt oder<br />
beim Kreuzberger Transgenialen CSD eingestimmt haben.<br />
Zur Musik von szenebekannten DJs feiern wir alles, was uns<br />
bewegt: Frauen, gute Zeitschriften, den Kampf um lesbische<br />
Gleichberechtigung und die Lust am Leben.<br />
Tickets an der Abendkasse 15 Euro,<br />
im Vorverkauf 12 Euro plus VVK-Gebühr.<br />
Ticket-Vorverkauf:<br />
www.girltoxic.com<br />
www.facebook.com/girltoxic<br />
Infos zum Club: www.magdalena-club.de<br />
Übernachten mit „der Familie“ – Hotels <strong>für</strong> L-MAG-Leserinnen, die nach Berlin reisen<br />
Günstige Preise mit<br />
Stichwort „L-MAG“<br />
Zum L-MAG-Jubiläumswochenende<br />
bieten einige<br />
von L-MAG ausgewählte<br />
Hotels und Hostels besonders<br />
günstige Preise.<br />
Für Kontaktfreudige<br />
One 80° Hostel<br />
in Berlin-Mitte<br />
Ab 15 Euro sind Viererund<br />
Sechserzimmer <strong>für</strong><br />
L-MAG-Leserinnen reserviert,<br />
die Betten sind auch<br />
einzeln buchbar.<br />
Buchungswort: L-MAG<br />
www.one80hostels.com<br />
Für Unkomplizierte<br />
Frauenhotel Intermezzo<br />
in Berlin-Mitte<br />
15 Prozent Rabatt auf alle<br />
Zimmer aller Kategorien<br />
(ab 49 Euro), solange der<br />
Vorrat reicht.<br />
Buchungswort: L-MAG<br />
www.hotelintermezzo.de<br />
Für Stilvolle<br />
Grand Hotel Esplanade<br />
in Berlin-Tiergarten<br />
Einzelzimmer: 129 Euro<br />
(statt 150 Euro)<br />
Doppelzimmer pro Nacht:<br />
149 Euro (statt 180 Euro),<br />
buchbar bis 31. Mai 2013<br />
Buchungswort: L-MAG<br />
www.esplanade.de<br />
Hotel Radisson Blu<br />
in Berlin-Mitte<br />
Für 139 Euro pro Zimmer<br />
und Nacht inkl. Frühstück<br />
(statt 185 Euro)<br />
Buchungswort (nur hier!):<br />
CSD 2013<br />
www.radissonblu.com/<br />
hotel-berlin<br />
L-MAG<br />
25
10 JAHRE L-MAG<br />
SEITE AN SEITE<br />
BEIM DYKE* MARCH<br />
Zum Geburtstag erfüllt sich L-MAG einen Traum – eine Demo <strong>für</strong> mehr lesbische<br />
Sichtbarkeit und Lebensqualität: der Dyke* March am 21. Juni in Berlin<br />
<strong>Das</strong> wird nicht nur die längste Nacht des Jahres,<br />
sondern vielleicht auch die denkwürdigste. Am<br />
Abend des 21. Juni wird es einen Dyke* March in<br />
Berlin geben! Einst erfunden von der Aktionsgruppe<br />
Lesbian Avengers in den USA, in vielen Städten der<br />
Welt immer wieder erfolgreich durchgeführt und<br />
jetzt von L-MAG wieder aufgegriffen, um eines der<br />
besten und vor allem sichtbarsten lesbischen Kulturgüter<br />
wieder ans Tageslicht und ins Bewusstsein<br />
zurückzubefördern: den Dyke* March. Im Grunde<br />
nur eine <strong>Lesben</strong>demo, aber doch so viel mehr!<br />
Die Geschichte<br />
Es begann 1993 im Vorfeld einer der größten LGBT-<br />
Menschenrechtsdemonstrationen aller Zeiten, des<br />
26<br />
March on Washington in der US-Hauptstadt, an<br />
dem Hundertausende teilnahmen. Verschiedene<br />
lesbische und andere Aktionsgruppen wie die Lesbian<br />
Avengers, Queer Nation und ACT UP organisierten<br />
am Vorabend der eigentlichen Demo eine<br />
eigene <strong>Lesben</strong>demonstration – der Dyke March<br />
war geboren. Am ersten seiner Art nahmen übrigens<br />
20.000 Personen teil!<br />
Obwohl es natürlich auch schon vor 1993 <strong>Lesben</strong>demos<br />
gab, wie etwa Lesbian Pride Marches in den<br />
70er Jahren in den USA oder die legendären<br />
Demos im Rahmen der <strong>Lesben</strong>frühlingstreffen (damals<br />
noch <strong>Lesben</strong>pfingsttreffen) in verschiedenen<br />
Städten Deutschlands, etablierte sich der Dyke<br />
March als DIE <strong>Lesben</strong>demo schlechthin 1993 in<br />
Washington. Im selben Jahr wurde die Idee aufgegriffen<br />
und zunächst in San Francisco, dann auch in<br />
anderen US- und kanadischen Großstädten fortgeführt.<br />
Jeweils am Vorabend der großen Gay- Pride-<br />
Paraden gab es mal mehr, mal weniger große<br />
<strong>Lesben</strong>demos, die sich allerdings niemals in Konkurrenz<br />
zum CSD sahen, sondern als besonderen<br />
Hinweis auf die Existenz von <strong>Lesben</strong>, die in der<br />
LGBT-Community stets eine untergeordnete Rolle<br />
spielen und spielten. So versteht sich der Dyke*<br />
March als politische Demonstration und nicht als<br />
Parade, man verzichtet auf große Wagen, Sponsoren<br />
und oft sogar – wie in San Francisco – auf eine<br />
Versammlungserlaubnis. Und obwohl es eindeutig<br />
um die Bedeutung von <strong>Lesben</strong> geht, sieht man<br />
sich als inklusives Ereignis, von dem niemand<br />
ausgeschlossen wird und bei dem vor allem Transmänner<br />
und -frauen und alle, die sich der lesbischen<br />
Community zugehörig fühlen, ausdrücklich er-<br />
L-MAG
das Jubiläum<br />
Foto: ARNO / www.arno-image.com<br />
wünscht und eingeladen sind. Darüber hinaus sind<br />
auch jene willkommen, die sich selbst nicht als <strong>Lesben</strong><br />
sehen, aber <strong>Lesben</strong> cool finden, unterstützen<br />
möchten oder einfach nur Spaß an einer Demo <strong>für</strong><br />
lesbische Sichtbarkeit haben. So hat es sich in<br />
Nordamerika eingebürgert, dass viele schwule<br />
Männer den marschierenden <strong>Lesben</strong> vom Straßenrand<br />
zujubeln. Sie schwenken Transparente wie<br />
„Lesbians are cool“ und heben scherzhaft ihre<br />
T-Shirts hoch, um das stets delikate Thema der gezeigten<br />
Nippel zu verhöhnen und ihre Solidarität<br />
mit den lesbischen Schwestern zu betonen. Man<br />
kann sich unschwer vorstellen, was <strong>für</strong> Bombenstimmung<br />
auf den Marches zwischen New York<br />
und San Francisco herrscht. In San Francisco<br />
kommt man übrigens derzeit auf 50.000 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer!<br />
Warum ein Dyke* March<br />
in Berlin?<br />
Weil es Zeit da<strong>für</strong> ist und einfach Spaß macht!<br />
Bereits im Jahr 2007 gab es in Berlin einen Dyke<br />
Trans March‚ der leider keine Fortführung fand.<br />
Als sich das L-MAG-Team überlegte, wie das<br />
Jubiläum des <strong><strong>Mag</strong>azin</strong>s am besten gefeiert werden<br />
könnte und was es Neues oder zumindest<br />
Ungewöhnliches zu veranstalten gäbe, kamen wir<br />
auf den Dyke* March als schöne, lieb gewonnene<br />
Tradition, die viele schon bei Besuchen in den<br />
USA miterleben durften. Auch das Wort Dyke<br />
passt hervorragend zu unsere Auffassung von<br />
Lesbischsein. Außerdem ist der Kampf <strong>für</strong> lesbische<br />
Sichtbarkeit auf den Straßen und in der Öffentlichkeit<br />
schließlich L-MAGs täglich Brot. Was<br />
läge also näher, als unseren Leserinnen und anderen<br />
Gewogenen eine solche Plattform zu bieten?<br />
Dabei sieht sich das L-MAG-Team lediglich als<br />
Veranstalterin und Initiatorin, keinesfalls beanspruchen<br />
wir <strong>für</strong> uns eine irgendwie geartete<br />
Hoheit auf den Dyke* March. Wir möchten einfach<br />
nur wieder gemeinsam mit anderen <strong>Lesben</strong><br />
demonstrieren, marschieren und natürlich auch<br />
feiern.<br />
Warum ein *?<br />
<strong>Das</strong> Sternchen * heißt <strong>für</strong> uns: Transgender, die<br />
sich als Teil der lesbischen Community verstehen,<br />
sind als solche herzlich willkommen. Alle anderen<br />
sind als Unterstützerinnen und Unterstützer<br />
natürlich auch jederzeit gern gesehen! Dies gilt<br />
<strong>für</strong> Hetero sexuelle genauso wie <strong>für</strong> Schwule und<br />
alle anderen, die <strong>Lesben</strong> gut und unterstützenswert<br />
finden.<br />
Warum ausgerechnet<br />
am CSD?<br />
Weil der Dyke* March seit seinen Ursprüngen immer<br />
am Vorabend der großen CSD-Paraden stattfindet.<br />
Der Dyke* March ist als Ergänzung<br />
gedacht, nicht als Alternative zu den beiden CSD-<br />
Demos, die am Samstag in Berlin stattfinden.<br />
Unser Motto: Je mehr CSD und lesbische Sichtbarkeit,<br />
desto besser!<br />
Die Fakten zum Dyke* March<br />
am 21. Juni in Berlin<br />
Wir versammeln uns am Freitag, den 21. Juni – der<br />
Nacht der Sommersonnenwende und damit längsten<br />
Nacht des Jahres – um 19.30 Uhr am Frankfurter<br />
Tor in Berlin-Friedrichshain. Dann marschieren<br />
die fröhlichen Massen über die<br />
Warschauer Straße und Warschauer Brücke, über<br />
die Oberbaumbrücke und die Spree, auf der Skalitzer<br />
Straße in Kreuzberg bis zum Kottbusser Tor.<br />
Die Strecke umfasst circa 3,5 Kilometer. Der<br />
Marsch endet am Kottbusser Tor in Kreuzberg mit<br />
der Einkehr in den Queer Club Südblock, der uns<br />
freudig erwartet, damit wir uns den Staub der<br />
Straße runterspülen können und neue Bekanntschaften<br />
begießen. Jene, die erst später am Freitag<br />
nach Berlin anreisen oder im Stau steckenbleiben,<br />
können gern ab circa 22 Uhr zu den Dyke* Marchers<br />
im Südblock dazustoßen.<br />
Der March wird keine Musikwagen mitführen,<br />
bringt also alles mit, was Krach macht, und gern in<br />
guter alter Tradition aussagekräftige Transparente<br />
die das Thema <strong>Lesben</strong> und Sichtbarkeit und lesbische<br />
Lebensqualität thematisieren. Eurer Fantasie<br />
sind keine Grenzen gesetzt. <strong>Das</strong> L-MAG-Team<br />
freut sich auf eine bunte Mischung von <strong>Lesben</strong> und<br />
Freundinnen und Freunden aller Überzeugungen,<br />
Orientierungen, Haarlängen, Altersgruppen, Nationaliäten<br />
und Befindlichkeiten.<br />
Was sind Dykes?<br />
Woher genau der Begriff Dyke als Wort <strong>für</strong> eine<br />
lesbische Frau kommt, konnte bisher nicht geklärt<br />
werden. Es gibt Hinweise, dass „dyke“ in der englischen<br />
Vulgärsprache, vor allem im Umfeld der<br />
Armen-Prostitution in Großstädten wie London des<br />
18. und 19. Jahrhunderts, „Vulva“ hieß oder eine<br />
Frau beschrieb, die Vulven begehrte oder, wenn es<br />
um Geld ging, diese auch bediente.<br />
In der lesbischen Subkultur der Afroamerikanerinnen<br />
in den 20ern nannte man eine Butch „bulldagger“<br />
oder „bulldyker“, die die Herzen aller<br />
Femmes brechen konnte und auf den Straßen von<br />
New York ihren Mann stand. Doch auch in England<br />
wurden zu dieser Zeit <strong>Lesben</strong> als Dykes,<br />
„Mannweiber“ meinend, beschimpft.<br />
Dykes, aus Sicht der wertekonservativen Gesellschaft<br />
antisoziale Mannweiber und Verführerinnen<br />
ehrbarer Frauen, geisterten in den 40ern bis 60ern<br />
als Schreckgespenst durch die populären Groschenhefte<br />
oder wurden als Antiheldinnen in der<br />
Literatur der Beat-Generation gefeiert.<br />
Erst mit der <strong>Lesben</strong>bewegung der 70er begannen<br />
Frauen in den USA, sich selbst stolz Dykes zu nennen,<br />
auch wenn sie mit der Butch/Femme-Kultur<br />
nicht viel anfangen konnten. Die wohl bekannteste<br />
und traditionsreichste Gruppe sind die „Dykes on<br />
Bikes“, die seit 1976 mit ihren Motorrädern weltweit<br />
CSD-Paraden und Dyke Marches anführen.<br />
Fast gleichzeitig gründete sich in Deutschland die<br />
<strong>Lesben</strong>bewegung, die sich – statt das medizinische<br />
„Lesbierin“ oder politisch neutrale „homosexuelle“<br />
beziehungsweise „frauenliebende Frau“ zu<br />
verwenden – das Schimpfwort „Lesbe“ aneignete.<br />
Nach dem Motto: „Eine Beleidigung kann mich<br />
nicht verletzen, wenn ich mich selbst so nenne.“<br />
Und auch im Englischen unterscheiden sich „Dykes“<br />
von „Lesbians“ – vor allem in ihrem politischen<br />
Selbstverständnis. Dykes sind die <strong>Lesben</strong>,<br />
die sich nicht an heterosexuelle Standards anpassen<br />
wollen, die nicht daran glauben, dass ihr Leben<br />
wie das „aller anderen auch“ ist und dass nur eine<br />
private Schlafzimmerlaune sie zu dem macht, was<br />
sie sind. Dykes waren an den Stonewall Riots 1969<br />
in New York beteiligt und verteidigten ihren Kiez<br />
gegen Polizeiwillkür, während „Lesbians“ wie<br />
zum Beispiel die junge Schriftstellerin Rita Mae<br />
Brown zwar an den tagelangen Straßenschlachten<br />
vorbeiflanierten, sich aber von dem Aufstand der<br />
Schmuddelkinder nicht betroffen genug fühlten,<br />
um sich an deren Seite zu stellen. Heute ist die<br />
Trennung der Begriffe nicht mehr ganz so identitätsstiftend.<br />
In Deutschland hat sich der Begriff<br />
„Lesbe“ durchgesetzt und „Dyke“ gilt in den englischsprachigen<br />
Ländern nicht mehr ausschließlich<br />
<strong>für</strong> „maskuline“ <strong>Lesben</strong>, sondern spiegelt eine<br />
innere Haltung, ungeachtet des äußeren Erscheinungsbildes.<br />
Die modernen Protagonistinnen der<br />
Dyke Marches sind lesbisch, politisch und solidarisch.<br />
kay/sk<br />
Aktuelles und Weiteres zu den L-MAG-Jubiläumsaktivitäten auf www.l-mag.de/jubiläum<br />
bei Facebook auf: www.facebook.de/DykeMarchBerlin<br />
L-MAG 27
CSD<br />
MARCHING FOR THOSE, WH<br />
Feiern und solidarisch sein<br />
Auf der ganzen Welt startet die CSD-Saison. Nicht in allen Ländern oder Gesellschaften ist<br />
dies eine Selbstverständlichkeit. L-MAG zeigt, wo die großen Partys steigen und wie ihr eure<br />
Solidarität mit anderen <strong>Lesben</strong>, Schwulen und Transgendern auf die Straßen tragen könnt<br />
Ein Spruch geht um die<br />
Welt – „Marching for those<br />
who can’t“<br />
Wann und wo der Slogan das erste Mal auftauchte,<br />
weiß man nicht, aber „Marching for those who<br />
can’t“ (etwa: Für diejenigen mitlaufen, die es nicht<br />
können) drückt die Solidarität derjenigen <strong>Lesben</strong>,<br />
Schwulen und Transgender aus, die das Privileg<br />
oder den Mut besitzen, sichtbar gemeinsam mit<br />
anderen bei den CSD-Feierlichkeiten und Dyke<br />
Marches <strong>für</strong> ihre Rechte auf die Straße zu gehen.<br />
Diskriminierung, Verfolgung und zum Teil auch<br />
die Todesstrafe bedrohen <strong>Lesben</strong>, Schwule und<br />
Transgender in vielen Staaten der Welt. Selbst in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz ist es <strong>für</strong><br />
manche Menschen nicht ungefährlich, offen homosexuell<br />
oder trans zu leben. Immer noch verlieren<br />
Menschen ihre Arbeit, junge <strong>Lesben</strong> und<br />
Schwule werden auf dem Schulhof oder in ihren<br />
biologischen Familien gemobbt oder religöse und<br />
28<br />
kulturelle Traditionen reagieren auf gleichgeschlechtliche<br />
Lebensentwürfe mit Ausschluss.<br />
Beim Dyke March 2006 im kanadischen Toronto<br />
trugen <strong>Lesben</strong> T-Shirts mit der Aufschrift<br />
„Marching for those who can’t – Moscow 2006“<br />
und reagierten damit auf das Verbot des CSD in<br />
Moskau. Seit 2007 ist das Motto fester Bestandteil<br />
des CSD Stockholm. Aktivistinnen und Aktivisten<br />
der Nichtregierungsorganisation RSFL sorgten<br />
2010 <strong>für</strong> Gänsehaut, als sie die Parade in weißen<br />
T-Shirts mit dem Slogan auf der Brust, mit Gaffa-<br />
Tape verklebten Mündern und Schildern, auf denen<br />
die Namen Ermordeter oder Verfolgerstaaten<br />
genannt wurden, eröffneten. Beim Pride March<br />
London 2011 marschierte eine Gruppe von Schwulen<br />
und <strong>Lesben</strong> aus Litauen unter diesem Motto.<br />
Und letztes Jahr hielten sogar Aktivistinnen und<br />
Aktivisten beim ersten CSD im Verfolgerstaat<br />
Uganda Schilder hoch, auf denen sie mit<br />
„Marching for those who can’t“ anderen Mut<br />
machten und damit sagten: „Ich weiß, dass es <strong>Lesben</strong>,<br />
Schwule und Transgender weltweit gibt, die<br />
können nicht hier sein. Ich bin hier. Ich kämpfe <strong>für</strong><br />
ihre Rechte mit!“<br />
L-MAG unterstützt die Idee, die eigene Anwesenheit<br />
auf einem CSD oder beim Dyke March nicht<br />
nur zum Feiern zu nutzen, sondern auch die eigene<br />
Verbundenheit mit anderen <strong>Lesben</strong>, Schwulen und<br />
Transgendern auf der ganzen Welt zu zeigen!<br />
Mit dem Charity-Shirt von L-MAG „Marching for<br />
those who can’t“ unterstützt du die serbische <strong>Lesben</strong>organisation<br />
Labris (siehe Seite 18 u. 19), die<br />
sich nicht nur in Belgrad <strong>für</strong> die Rechte von <strong>Lesben</strong><br />
in ihrem Land einsetzt, sondern auch das<br />
ganze Jahr hindurch Aufklärungs- und Lobbyarbeit<br />
leistet, lesbische Literatur übersetzt und zusammen<br />
mit anderen, kleinen LGBT-Organisationen<br />
gegen Diskriminierung und <strong>für</strong> Anerkennung<br />
in Serbien kämpft. Letztes Jahr wurde der CSD<br />
Belgrad verboten – vielleicht kann er dieses Jahr<br />
stattfinden, noch dazu gewaltfrei und ohne hass -<br />
erfüllte Gegendemonstration. Man soll nie aufgeben,<br />
da<strong>für</strong> zu kämpfen – und dazu gehört Solidarität,<br />
„Marching for those who can’t“!<br />
L-MAG
CSD<br />
Solidarisch auf dem CSD:<br />
In Stockholm 2011 eröffnet<br />
die LGBT-Organisation RSFL<br />
mit „Marching for those<br />
who can’t“ die Parade<br />
O CAN’T<br />
ZEIG DICH UND UNTER-<br />
STÜTZE DIE WELTWEITE<br />
LGBT-COMMUNITY<br />
BESTELL DEIN CHARITY-<br />
SHIRT ZUM CSD IM L-SHOP<br />
AUF WWW.L-MAG.DE/L-SHOP<br />
MARCHING<br />
FOR THOSE<br />
WHO CAN’T<br />
Die T-Shirts in Öko-Qualität kosten<br />
25 Euro. Vom Verkaufspreis spendet<br />
L-MAG 5 Euro pro Shirt an die serbische<br />
<strong>Lesben</strong>organisation Labris.<br />
Für diese Fundraising-Aktion übernimmt<br />
www.spreadshirt.de die Shirt-Anfertigung,<br />
Abrechnung und Auftragsabwicklung<br />
<strong>für</strong> L-MAG.<br />
Die Spendenübergabe findet direkt<br />
zwischen L-MAG und Labris statt.<br />
Foto: picture alliance / ZUMA PRESS<br />
DEUTSCHLAND,<br />
ÖSTERREICH<br />
UND SCHWEIZ<br />
Hannover: 18.–19. Mai<br />
Parade: 18. Mai<br />
Düsseldorf: 17.–20. Mai<br />
Parade: 19. Mai<br />
Dresden: 25. Mai–2. Juni<br />
Parade: 1. Juni<br />
Kiel: 1. Juni<br />
Regensburg: 1. Juni<br />
Innsbruck (Österreich):<br />
6.–9. Juni<br />
Parade: 8. Juni<br />
Zürich (Schweiz):<br />
7.–8. Juni<br />
Parade: 8. Juni<br />
Karlsruhe: 8. Juni<br />
Wien (Österreich):<br />
11.–16. Juni<br />
Parade: 15. Juni<br />
Münster: 15. Juni<br />
Nordwest (Oldenburg):<br />
Parade: 15. Juni<br />
Trier: 15. Juni<br />
Berlin, Lesbisch-Schwules<br />
Stadtfest: 15.–16. Juni<br />
Berlin, Pride Week:<br />
Parade: 22. Juni<br />
Berlin, Transgenialer<br />
CSD: 15.–21. Juni<br />
Parade: 22. Juni<br />
Brühl: 22. Juni<br />
Wuppertal: 20.–30. Juni<br />
Straßenfest: 29. Juni<br />
Weimar: 29. Juni<br />
Erfurt: 29. Juni<br />
Schwerin:<br />
21. Juni–6. Juli<br />
Parade: 6. Juli<br />
Köln, Straßenfest:<br />
5.–7. Juli<br />
Parade: 7. Juli<br />
München: 6.–14. Juli<br />
Parade: 13. Juli<br />
Konstanz + Kreuzlingen:<br />
13. Juli<br />
Bielefeld: 3.–19. Juli<br />
Parade: 20. Juli<br />
Leipzig: 12.–20. Juli<br />
Parade: 20. Juli<br />
Frankfurt am Main:<br />
19.–21. Juli<br />
Parade: 20. Juli<br />
Rostock: 20. Juli<br />
Saarbrücken:<br />
19.–21. Juli<br />
Parade: 21. Juli<br />
Braunschweig:<br />
13.–27. Juli<br />
Parade: 27. Juli<br />
Stuttgart:<br />
19.–28. Juli<br />
Parade: 27. Juli<br />
Mainz: 27. Juli<br />
Duisburg: 27. Juli<br />
Ruhr-CSD (Essen):<br />
2.–3. August<br />
Nürnberg: 3. August<br />
Hamburg:<br />
27. Juli–4. August<br />
Parade: 3. August<br />
Augsburg: 3. August<br />
Wiesbaden:<br />
3. August<br />
Bonn: 3. August<br />
Rhein-Neckar (Mannheim):<br />
10. August<br />
Siegen: 10. August<br />
Ulm: 9.–11. August<br />
Parade: 10. August<br />
Koblenz: 16.–17. August<br />
Lübeck: 16.–17. August<br />
Parade: 17. August<br />
<strong>Mag</strong>deburg:<br />
9.–18. August<br />
Parade: 17. August<br />
Darmstadt: 17. August<br />
Kassel: 24. August<br />
Dortmund: 24. August<br />
Märkischer Kreis +<br />
Sauerland (Iserlohn):<br />
7. September<br />
Halle (Saale):<br />
7. September<br />
Cottbus: 21. September<br />
EUROPA<br />
Athen (Griechenland):<br />
8. Juni<br />
Straßburg (Frankreich):<br />
15. Juni<br />
Helsinki (Finnland):<br />
24.–30. Juni<br />
Barcelona (Spanien):<br />
21.–30. Juni<br />
Parade: 29. Juni<br />
Dublin (Irland):<br />
21.–30. Juni<br />
Parade: 29. Juni<br />
London (Großbritannien):<br />
25.–30. Juni<br />
Parade: 29. Juni<br />
Oslo (Norwegen):<br />
21.–30. Juni<br />
Parade: 29. Juni<br />
Paris (Frankreich):<br />
29. Juni<br />
Marseille (Frankreich),<br />
Europride: 10.–20. Juli<br />
Parade: 20. Juli<br />
Vilnius (Litauen): 27. Juli<br />
Stockholm (Schweden):<br />
30. Juli–3. August<br />
Amsterdam (Niederlande):<br />
2.–4. August<br />
Parade: 3. August<br />
Reykjavík (Island):<br />
8.–11. August<br />
Prag (Tschechien):<br />
12.–18. August<br />
Kopenhagen (Dänemark):<br />
21.–24. August<br />
Parade: 24. August<br />
WELTWEIT<br />
International Day Against<br />
Homophobia (IDAHO),<br />
weltweit: 17. Mai<br />
São Paulo (Brasilien):<br />
30. Mai–3. Juni<br />
Parade: 2. Juni<br />
Tel Aviv (Israel): 7. Juni<br />
Los Angeles (USA):<br />
7.–9. Juni<br />
Parade: 9. Juni<br />
Shanghai (China):<br />
15.–22. Juni<br />
Toronto (Kanada):<br />
21.–30. Juni<br />
New York (USA):<br />
28.–30. Juni<br />
Parade: 30. Juni<br />
San Francisco (USA):<br />
29.–30. Juni<br />
Parade: 30. Juni<br />
Stand: April 2013<br />
Änderungen vorbehalten.<br />
Zusammenstellung der<br />
Termine: Dana Müller<br />
Foto: istockphoto.com<br />
L-MAG<br />
29
DIE SCHUBLADE<br />
BYE BYE,<br />
SCHUBLADE!<br />
Wir hatten sie alle: die Schranklesbe, die Butch, die Femme, die queerfeministische Gender-Studies-Studentin, Esolesbe, Hipsterlesbe<br />
und viele mehr. In unserer Rubrik „Die Schublade“ fragten wir danach, ob auch drinsteckt, was draufsteht. Viele Male<br />
überraschten unsere Protagonistinnen, die sich auf unsere Aufrufe zum Motto-Fotoshooting über die Facebook-Seite von<br />
L-MAG meldeten, mit ihren eigenen Assoziationen. L-MAG bedankt sich bei allen, die sich mit ihrem Klischee vor die Kamera<br />
wagten, und allen Leserinnen, die so hitzig über Sinn und Unsinn von Schubladen diskutiert haben. Selbst wenn es zu jedem<br />
Klischee auch eine passende Lesbe gibt, können wir abschließend festhalten: Keine Schublade dieser Welt kann<br />
<strong>Lesben</strong> aufhalten! L-MAG schließt „Die Schublade“ mit diesem Ergebnis: Bye bye, Schublade! Hallo, Diversität!<br />
Foto: istockphoto.com<br />
Aileen, 20<br />
Femme<br />
Lili, 24<br />
Hipsterlesbe<br />
Eva, 24<br />
Kampflesbe<br />
Momo, 27<br />
queerfeministische<br />
Gender-Studies-<br />
Studentin<br />
Julia, 22<br />
Kurzhaarlesbe<br />
Anna, 26<br />
Normalolesbe<br />
30 L-MAG
DIE SCHUBLADE<br />
Radfem.<br />
Lesbe<br />
Sandkastenlesbe<br />
Queerfem.<br />
Lesbe<br />
Butch<br />
Ökolesbe<br />
Schranklesbe<br />
Kurzhaarlesbe<br />
Szenelesbe<br />
Langhaarlesbe<br />
Normalolesbe<br />
Hipsterlesbe<br />
Esolesbe<br />
Normalolesbe<br />
Femme<br />
Vivi, 21<br />
Szenelesbe<br />
Maria, 27<br />
Ökolesbe<br />
Tina, 29<br />
Butch<br />
Carina, 51<br />
Esolesbe<br />
Wiebke, 52<br />
Sandkastenlesbe<br />
Ulrike, 55<br />
lesbische radikal-feministische<br />
Separatistin<br />
Julia, 22<br />
Langhaarlesbe<br />
Fotos: Goodyn Green<br />
L-MAG<br />
31
TITELTHEMA FASHION<br />
Foto: Manuel Pandalis (Anzug „Herr von Eden“)<br />
32
ASHION –<br />
LESBEN VOLL<br />
IN<br />
MODE<br />
DER „HOLLYWOOD REPORTER“, eins der größten Klatschblätter<br />
seiner Zeit, berichtete 1932 von einer Begegnung mit der Drehbuchautorin<br />
Salka Viertel, die auf die Ankunft ihrer Freundin, der<br />
Schauspielerin Greta Garbo, wartete: „Mrs. V. kam in maßgeschneideter<br />
Kleidung, flachen Schuhen usw. am Bahnhof an und wurde sofort<br />
von Reportern umschwärmt, die auf ‚die Glamouröse‘ warteten …“<br />
Dies kam einem Outing gleich, denn maßgeschneiderte Kleidung und<br />
flache Schuhe wurden zu dieser Zeit als eindeutige lesbische Codes –<br />
auch von heterosexuellen Menschen – verstanden. Daran hat sich bis<br />
heute nicht viel geändert: Lesbische und viele bisexuelle Frauen folgen<br />
oftmals ihren eigenen Kleiderregeln oder Vorstellungen von Stil und<br />
werden damit zu Trendsetterinnen. Durch Bekleidung wird Begehren<br />
erzeugt und beschrieben. <strong>Das</strong>s sich <strong>Lesben</strong> nicht zu kleiden wissen,<br />
gehört in die Mottenkiste der langweiligen Modelügen. Vielmehr stellen<br />
<strong>Lesben</strong> seit der Erfindung der Couture die richtigen Fragen: Fühle<br />
ich mich selbst schön darin? Kann ich mich darin bewegen? Finden<br />
mich die richtigen Menschen darin attraktiv?<br />
L-MAG hat sich in der Welt der Mode auf den Laufstegen weltweit<br />
und hinter den Kulissen angesagter Labels umgeschaut. Eine anekdotenreiche<br />
Kulturgeschichte jagt mit flatternden Beinkleidern durch ein<br />
Jahrhundert weiblicher Extravaganz. Und viele aufregende Designs haben<br />
wir auch gefunden. L-MAG stellt fest (wir haben es geahnt): <strong>Lesben</strong><br />
sind der letzte Schrei!<br />
33
TITELTHEMA FASHION<br />
HOSENROLLE VORWÄRTS<br />
SICH ANDERS ALS KONVENTIONELL WEIBLICH ZU KLEIDEN SIGNALISIERT FREIHEIT:<br />
BEWEGUNGSFREIHEIT, SEXUELLE FREIHEIT UND EINEN GANZ EIGENEN STIL<br />
Lässige Jeans, Hemden, Chucks – ein androgyner Look. Lesbischsein<br />
und dazu stehen; das tragen, was man wirklich cool findet; sich weder<br />
Rollenvorgaben noch Stereotypen anpassen, sondern durch den<br />
Stil der Kleidung selbst ausdrücken – das ist der Zeitgeist der<br />
Stunde. Denn nur wer sich keinem Klischee verschreibt, nicht<br />
einfach nur Butch oder Femme ist, nähert sich dem an, was Feminismus<br />
wirklich meint: dem konsequenten Ausbrechen aus der traditionellen<br />
Rolle.<br />
Schon seit vielen Jahrhunderten schlüpfen Frauen in Männerkleider,<br />
häufig wegen eines Berufes, der Männern vorbehalten<br />
ist. Frauen, die als Mann getarnt zur Army gingen, heirateten<br />
sogar oft eine Frau. Hier war Cross-Dressing<br />
Mittel zum Zweck – Kriegsreporterin beispielsweise<br />
konnte im Ersten Weltkrieg nur sein, wer nach<br />
außen ein Mann war. So wie Dorothy Lawrence:<br />
Sie trug Uniform und ging damit in die Geschichte<br />
ein. Cross-Dressing konnte schützen: Viele Frauen<br />
trugen im Krieg Männerkleider, um Vergewaltigungen<br />
zu entgehen. In Friedenszeiten nahm das<br />
Phänomen dann spielerische Züge an. So tarnte<br />
sich in dem Nachkriegsfilm „<strong>Das</strong> Wirtshaus im<br />
Spessart“ Franziska Comtesse von und zu<br />
Sandau (gespielt von Liselotte Pulver) mit Männerkleidern,<br />
um ihrer Entführung zu entgehen.<br />
Auch Yentl beziehungsweise Anshel (gespielt<br />
von Barbra Streisand) im gleichnamigen Film<br />
und Victoria beziehungsweise Victor (Julie Andrews)<br />
in „Victor/Victoria“ hatten gute Gründe,<br />
in die schützende Kleidung des anderen Geschlechts<br />
zu schlüpfen.<br />
Zwar war es bei den Kelten und Germanen normal,<br />
dass Frauen Beinkleider trugen, doch später, noch bis<br />
Ende des 19. Jahrhunderts, ernteten Frauen in Hosen Hohn<br />
und Spott. Als die Frauenrechtlerin Amelia Bloomer 1851<br />
in den USA <strong>für</strong> ihre Bewegungsfreiheit knöchellange<br />
weite Hosen entwarf, war das ein Skandal. Und noch<br />
1910, als der Modedesigner Paul Poiret seine Modelle in<br />
Frankreich in bodenlangen Hosenrock-Kostümen auf den<br />
Laufsteg schickte, galt das als sehr gewagt.<br />
Die wirklichen Urmütter der Hosen <strong>für</strong> Damen sind<br />
dar um Superstars: Anita Berber und Coco Chanel.<br />
Anita, 1899 in Leipzig geboren, machte als Tänzerin<br />
und Selbstdarstellerin Furore: Sie führte auf St. Pauli<br />
den Nackttanz ein und inszenierte die skandalösesten<br />
Shows der 20er Jahre im Berliner Kabarett Schall und<br />
Rauch. Tagsüber arbeitete sie als feminines Model,<br />
nachts saß sie in der <strong>Lesben</strong>bar ihrer Geliebten und<br />
trug Herrenanzüge. Die Vanity Fair veröffentlichte<br />
Fotos von ihr, denn sie trat mit ihrer knabenhaften<br />
34<br />
Figur einen neuen Stil los, der als „à la Berber“ in die Modegeschichte<br />
einging und später von Marlene Dietrich weitergeführt wurde. Anita Berber<br />
war die erste Frau, die einen Smoking trug, verrucht, Vamp, Femme fatale<br />
und weiblicher Bohemien zugleich. Zehn Jahre später machte dann Marlene<br />
die Hosenanzüge, die so hervorragend zu ihrer tiefen, rauchigen<br />
Stimme passten, <strong>für</strong> Frauen salonfähig. Ihr gelang das, weil sie<br />
nicht die Einzige war. Coco Chanel entwarf zeitgleich Beinkleider,<br />
weil sie genervt war, im Rock in ihrem heiß geliebten<br />
Venedig nicht vernünftig in Gondeln ein- und aussteigen zu<br />
können. <strong>Das</strong> war der Startschuss: Männliche wie weibliche<br />
Merkmale zu vereinigen kam ebenso in Mode wie der dazugehörende<br />
Begriff – androgyn. Grace Jones, Marla Glen,<br />
Annie Lennox, die Liste ist lang. Die Lesbe von heute sucht<br />
nach modischen Vorbildern, schnappt sich einen totschicken<br />
Blazer aus der Männerabteilung oder trägt Feinrippunterhemdchen,<br />
weil die wundervolle Jenny Shimizu das<br />
auch tut. <strong>Das</strong>s glitzernde Fummel einfach großartig sind,<br />
hat Beth Ditto uns vorgemacht. Seit ihr ist es möglich,<br />
Femme zu sein und trotzdem gegen das traditionell<br />
Weibliche in der Mode zu rebellieren. Cross-Dressing,<br />
Stilmix und Zitate aus allen Modejahrzehnten sind<br />
angesagt und das macht mehr Freude, als nur simpel den<br />
Bauarbeiter oder Holzfäller zu geben.<br />
Und jetzt die gute Nachricht: <strong>Das</strong> Aufheben der<br />
Geschlechterklischees hat den Catwalk erreicht! Jean<br />
Paul Gaultier ließ in Paris das Brautkleid, das eine<br />
jegliche Haute-Couture-Show abschließt, von einem<br />
Mann vorführen. <strong>Das</strong> australische Model serbokroatischer<br />
Herkunft Andrej Peji führt, und das ist absolut<br />
neu, Damen- und Herrenmode vor. Auch Lea Tisci, die in<br />
Brasilien als Leo geboren wurde, ist eine Revolution.<br />
Noch nie zuvor hat ein transsexuelles Model so coole<br />
Kampagnen gerockt wie sie <strong>für</strong> Givenchy. Die letzten<br />
Jahre sah man in den <strong><strong>Mag</strong>azin</strong>en eher Frauen, die sich<br />
männliche Attribute zulegten, Gestalten, die wegen ihrer<br />
Androgynität Ikonen wurden. Jetzt geht das Spiel aber<br />
noch einen Tick weiter, bei vielen Entwürfen kann man<br />
nicht mehr zwischen Männer- und Frauenmode unterscheiden.<br />
Und der neue Androgyn-Look ist sexy, er<br />
unterdrückt die weiblichen Formen nicht und er führt sie<br />
auch nicht vor. <strong>Das</strong> erinnert an den Look einer unserer<br />
Lieblingsikonen, Tilda Swinton, an ihr sieht nichts angepasst<br />
aus, sie scheint immer zwischen den Geschlechtern<br />
zu schweben. So wie Orlando, der im gleichnamigen Film<br />
(nach dem Roman von Virginia Woolf) von 1992<br />
sein Geschlecht wechselt. 20 Jahre später also passiert das<br />
live auf dem Laufsteg. Wir sind ein gutes Stück weitergekommen.<br />
Lena Braun<br />
L-MAG
Fotos (v.l.n.r.): Manuel Pandalis (Anzug: „Herr von Eden“); INTERFOTO / Science & Society<br />
DIE MUTTER ALLER HOSENANZÜGE:<br />
STILIKONE UND SCHAUSPIELERIN<br />
MARLENE DIETRICH<br />
L-MAG 35
TITELTHEMA FASHION<br />
TOMBOYS – DIE NEUEN<br />
TRENDSETTERINNEN<br />
DAS FASHION-LABEL WILDFANG IST ERST SEIT APRIL<br />
MIT EINEM ONLINESHOP AM START, ABER DANK SEINER<br />
GENIALEN WERBEKAMPAGNE UND EINES INNOVATIVEN KON-<br />
ZEPTES SIND SIE JETZT SCHON STARS IN DER MODESZENE<br />
Im Internet schlagartig bekannt wurde das USamerikanische<br />
Fashion-Label mit dem deutschen<br />
Namen Wildfang vor allem durch eine aufsehenerregende<br />
Fotokampagne mit Stars wie der<br />
Schauspielerin Katherine Moennig, der Gossip-<br />
Schlagzeugerin Hannah Blilie und der Fußballerin<br />
Megan Rapinoe. Sie und andere bekannte „Tomboys“<br />
modelten glaubwürdig und familiär weniger<br />
<strong>für</strong> eine Kleidungskollektion, als <strong>für</strong> ein Lebensgefühl.<br />
Bei Wildfang geht es auch nicht um künstlerische<br />
Entwürfe, die auf einheitliches Design bestehen.<br />
Wildfang ist die Marke, bei der alle<br />
Tomboys etwas <strong>für</strong> sie Passendes finden sollen. Im<br />
April ging die erste Kollektion im Onlineshop<br />
(www.wildfang.com) des Labels an den Start –<br />
leider wird vorerst jedoch nicht nach Europa versendet.<br />
Aber Wildfang haben große Pläne, wie die<br />
beiden Gründerinen Julia Parsley und Emma<br />
McIlroy und Kreativchefin Taralyn Thuot im<br />
Gespräch mit L-MAG erzählen.<br />
L-MAG: Wie kamt ihr darauf, eine so speziell<br />
ausgerichtete Firma zu gründen?<br />
Emma: Ich kann mich noch gut daran erinnern, als<br />
wir zum ersten Mal die Idee hatten. Julia und ich<br />
waren zusammen shoppen und sahen ein Männershirt,<br />
das mit einer kaum bekleideten Kate Moss<br />
vorne drauf bedruckt war, dazu sahen wir<br />
einen Blazer mit Flicken an den Ellenbogen. Julia<br />
fragte mich: „Warum gibt es solche Sachen nicht<br />
<strong>für</strong> uns?“ Drei Jahre später haben wir Wildfang<br />
gegründet.<br />
Wer verbirgt sich hinter Wildfang?<br />
Julia: Zur Wildfang-Familie gehören im Moment<br />
um die 20 Leute, die sich Teilzeit, Vollzeit und<br />
Doppelvollzeit <strong>für</strong> Wildfang Fashion und Kultur<br />
engagieren. Und was wir an Weisheit nicht haben,<br />
machen wir mit Talent, harter Arbeit und ganz altmodischer<br />
Chuzpe wett.<br />
Kommt ihr auch ursprünglich aus der Modebranche?<br />
SCHÖN, AUCH<br />
VON HINTEN,<br />
DIE WILDFANG-<br />
MODELS<br />
Fotos: Lindsey Byrnes<br />
36<br />
L-MAG
MODELN FÜR DAS TOMBOY-LABEL (VON LINKS NACH RECHTS):<br />
FRAUENSCHWARM KATHERINE MOENNIG, REDAKTEURIN LAUREL PANTIN, FASHION-BLOGGERIN<br />
NADIA SARWAR, FUSSBALLERIN MEGAN RAPINOE UND GOSSIP-SCHLAGZEUGERIN HANNAH BLILIE<br />
L-MAG<br />
37
TITELTHEMA FASHION<br />
Julia: Ich habe <strong>für</strong> die Nike Stiftung gearbeitet, die<br />
internationale Entwicklungsarbeit unter anderem <strong>für</strong><br />
jugendliche Mädchen aus armen Ländern leistet.<br />
Emma: Ich war in den letzten sechs Jahren im<br />
Marketing bei Nike beschäftigt. Ich bin ein totaler<br />
Markenmarketing-Nerd und bin total sportbesessen.<br />
Bei Nike zu arbeiten war mein Traumjob. Dort<br />
habe ich alles über Kundenorientiertheit gelernt.<br />
Taralyn: Und ich war auch zehn Jahre bei Nike<br />
angestellt. In der Zeit habe ich die geilsten Projekte<br />
gemacht: Ladenkonzepte erstellt, Promis gestylt<br />
und Frauenkollektionen entworfen.<br />
Was ist das Konzept von Wildfang? Ist das ein<br />
neuer Trend?<br />
Emma: Daran ist nichts Neues. <strong>Das</strong> ist kein Trend.<br />
Wildfänge gibt es seit Jahrhunderten. Von Coco<br />
Chanel zu Lauren Hutton, von Patti Smith zu<br />
Shiloh Jolie. Tomboys sind ein Teil unserer Geschichte.<br />
Es wird sie immer geben.<br />
Wer ist dann eure Zielgruppe, andere Tomboys?<br />
Und wer ist überhaupt ein Tomboy?<br />
Emma: Tomboysein ist genauso sehr eine Geisteshaltung<br />
und Lebenseinstellung wie ein Style.<br />
Wildfang sieht in Tomboys Frauen, die stark,<br />
unabhängig, ehrgeizig und zielgerichtet sind, aber<br />
immer noch viel Spaß haben. Frauen, die ihre<br />
eigenen Wege gehen, und natürlich die, mit denen<br />
man unbedingt ein Bier trinken will.<br />
Julia: Tomboys gibt es in allen Größen und<br />
Formen. Daher gibt es auch ein ganzes Spektrum<br />
an Stilen: maßgeschneidert und hochgeschlossen,<br />
College-Stil, der rebellische Rock-’n’-Roll-Look<br />
und dann noch die ganzen Stil-Mixe oder etwas<br />
freizügiger. Es gibt die Tomboys, die mehr zweckmäßige<br />
Kleidung tragen. Oder die mehr urbanen<br />
Tomboys, die einen von der Streetwear inspirierten<br />
Look bevorzugen. Unsere Kundinnen können morgens,<br />
wenn sie zur Arbeit gehen, völlig anders aussehen,<br />
als wenn sie abends mit ihren Freundinnen<br />
bei einem Konzert sind. Deswegen bieten wir bei<br />
Wildfang eine große Vielfalt unterschiedlicher<br />
LAUREL PANTIN (LINKS) UND MEGAN RAPINOE<br />
38<br />
L-MAG
Fotos: Lindsey Byrnes<br />
WILDFANG SUCHT<br />
FRECHE, SPASSIGE,<br />
SELBSTBEWUSSTE<br />
MODELS, WIE MEGAN<br />
RAPINOE UND NADIA SA-<br />
WAR (RECHTS)<br />
„L WORD“-STAR<br />
KATHERINE MOENNIG<br />
(LINKS) ALS WILDFANG<br />
Looks an, damit unsere Kundinnen einfach immer<br />
wie sie selbst gerade sind, auch gekleidet sein<br />
können.<br />
Was und wer inspiriert euch bei Wildfang?<br />
Julia: Tomboys natürlich! Einige unserer liebsten<br />
Stilikonen sind Lauren Hutton, Annie Lennox,<br />
Alison Mosshart, Alexa Chung, Debbie Harry. Und<br />
dann natürlich auch eine Menge Jungs wie Mick<br />
Jagger, James Dean, Keith Richards, Pharrell<br />
Williams, Bruce Springsteen. Tomboys lassen sich<br />
viel von Männern inspirieren.<br />
Taralyn: Die Designer und Designerinnen, die ich<br />
am meisten bewundere und die mich inspirieren,<br />
sind diejenigen, die den androgynen Look neu erfunden<br />
haben: Ann Demeulemeester in den 90ern<br />
oder Alexander Wang in den 00ern oder heute:<br />
Hedi Slimane zusammen mit Saint Laurent. Ich<br />
glaube, das Beste, was passieren konnte, war, dass<br />
der traditionellen Vorstellung von Mode – Frauenkleidung<br />
ist <strong>für</strong> Frauen und Männerkonfektion<br />
eben einzig und allein <strong>für</strong> Männer – die Handschellen<br />
abgenommen wurden. <strong>Das</strong> hat so viel<br />
Neues an Kleidung und Kampagnen in Gang gesetzt<br />
wie Saskia de Brauw <strong>für</strong> Yves Saint Laurent<br />
oder Casey Legler for All Saints.<br />
Sind lesbische Frauen Trendsetterinnen? Oder<br />
gibt es so was wie eine lesbische Mode?<br />
Emma: Wir fühlen uns eher unwohl bei der Frage.<br />
Wenn wir Tomboys definieren, denken wir nicht an<br />
Sexualität. Es geht um Lebenseinstellung und Stil,<br />
nicht um Sexualität.<br />
Für eure erste Bildkampagne mit Wildfang modeln<br />
unter anderem Hannah Blilie, Megan Rapinoe<br />
and Kate Moennig. Wie passen diese<br />
Frauen, die in ihren Metiers Superstars sind, zu<br />
Wildfang?<br />
Emma: Bei Wildfang suchen wir nach bestimmten<br />
Qualitäten: frech, spaßig, selbstbewusst und inspirierend.<br />
Wir wollten mit Frauen zusammenarbeiten,<br />
die genau das verkörpern. Diese Frauen verkörpern<br />
genau das. Sie sind Tomboys. Sie sind talentiert,<br />
interessant, spaßbetont, authentische Rollen-Modelle<br />
<strong>für</strong> die Wildfang-Familie. Es war ein großes<br />
Privileg, mit ihnen zu arbeiten. Wir hatten tonnenweise<br />
Spaß bei unserem Fotoshooting in Portland.<br />
Wo verkauft ihr eure Sachen? In Geschäften<br />
oder übers Internet?<br />
Emma: Noch sind wir ja eine ganz frisch gegründete<br />
Firma. Wir arbeiten uns den Arsch ab, um endlich<br />
abzuheben. Noch können wir nicht alles schaffen,<br />
was wir uns vorgenommen haben, aber das<br />
könnt ihr glauben: Wir haben sehr große Pläne!<br />
Eines Tages wollen wir ein Ladengeschäft hier in<br />
Portland haben. Vielleicht sogar eins in London und<br />
eins in Berlin! Aber bis dahin brauchen wir noch ein<br />
bisschen. Jetzt gerade arbeiten wir auf Hochtouren<br />
daran, unsere Klamotten über das Internet zu verkaufen<br />
– leider dieses Jahr noch nicht mit einem Versand<br />
nach Europa. Aber auch das ist natürlich in Vorbereitung<br />
<strong>für</strong> die absehbare Zukunft.<br />
Habt ihr Lieblingslabels, vielleicht sogar welche,<br />
die besonders „Tomboy-freundlich“ sind?<br />
Taralyn: Bei uns wird es über 50 unterschiedliche<br />
Marken geben, aus denen wir unsere Kollektion bis<br />
zum Herbst 2013 auswählen. Einige sind bekannt,<br />
andere nicht. Wir haben lange gesucht, um<br />
spezielle Stücke zu finden, die wirklich „Tomboy“<br />
sind. In der Kollektion gibt es auch sehr unterschiedliche<br />
Preisklassen. Und es wird auch Accessoires<br />
und Schuhe geben. Einiges kommt von<br />
Marken wie Modern Vice, Bridge and Burn,<br />
Alternative Apparel, Cheap Monday und Shade<br />
of Grey.<br />
Was ist dieses Jahr total angesagt?<br />
Taralyn: Ganz klar: die 90er sind zurück! <strong>Das</strong> heißt<br />
Blazer und bei den Schuhen Creeper und Budapester,<br />
bei den Hosen hauteng und hoher Bund.<br />
Interview: Stephanie Kuhnen<br />
www.wildfang.com<br />
L-MAG 39
TITELTHEMA FASHION<br />
VON LINKS: CARA DELEVINGNE,<br />
ARIZONA MUSE, CASEY LEGLER,<br />
FREJA BEHA ERICHSON,<br />
MILOU VAN GROESEN<br />
HETERO IST<br />
SO LETZTE<br />
SAISON!<br />
SELBSTBEWUSST, SCHÖN, SEXY<br />
UND OFFENSIV: LESBISCHE MODELS<br />
EROBERN DIE GROSSEN LAUFSTEGE<br />
Heute, unter den berühmten Topmodels,<br />
da gibt es sehr viele Lesbierinnen“,<br />
sagte der Modezar Karl Lagerfeld<br />
2011 bei Markus Lanz (ZDF) und<br />
plauderte gleich noch aus dem Nähkästchen:<br />
„Da ist eine, die ist genial. Die bricht die<br />
Herzen aller Mädchen, auch die, die offiziell normal<br />
sind. Die kriegt alle.“ Wen Opa Karl da in seiner<br />
altmodischen Art meinte, ist klar: Chanel-Star<br />
Freja Beha Erichsen, über die er in der Glamour<br />
sagte, sie habe „die moderne Attitüde, nicht zuletzt,<br />
weil sie lesbisch ist. Freja ist sexy, aber dezent. Sie<br />
hat <strong>Mag</strong>ie.“ Tatsächlich ist die Dänin <strong>für</strong> ihre<br />
Model-Eroberungen berüchtigt und vor allem ihre<br />
Beziehung mit Arizona Muse vor zwei Jahren<br />
schlug Wellen, denn die beiden gehörten damals<br />
zu den Top 3 der erfolgreichsten Models der Welt<br />
(und stehen auch heute noch an der Spitze).<br />
Erichsen, die mittlerweile mit der Sängerin Anna<br />
Calvi zusammen sein soll, ist nicht die einzige<br />
„Modelizerin“: Ihre Ex Catherine McNeil rollte das<br />
Model-Feld jahrelang von Australien aus auf, bis sie<br />
fast drei Jahre lang eine solide Beziehung mit der<br />
australischen MTV-Moderatorin (und Ex-Model)<br />
40<br />
Ruby Rose hatte. Inzwischen ist McNeils „RR“-<br />
Tattoo jedoch weggelasert und letztes Jahr zeigte<br />
sie sich erstmals mit einem männlichen Lover, was<br />
ihr erstaunte Schlagzeilen wie „Ist McNeil keine<br />
Lesbe mehr?“ einbrachte.<br />
<strong>Das</strong>s eine prominente Geliebte die Aufmerksamkeit<br />
schlagartig erhöht, erlebt gerade auch das<br />
französische Model Marie de Villepin, nebenbei<br />
Sängerin der Band Pinkmist: Sie wird von Paparazzi<br />
verfolgt, seit sie die neue Freundin von<br />
Schauspielerin Amber Heard ist. Zu sehen und<br />
hören ist sie in dem Kurzfilm „Devouring Art“ (auf<br />
vsmagazinelive.com) von und mit (ihrer angeblichen<br />
Ex) Rie Rasmussen, die in dem Thriller<br />
„Femme Fatale“ (2002) Rebecca Romijn küsste<br />
und legendär wurde, als sie ihren einzigen Auftritt<br />
bei einer Victoria’s-Secret-Modenschau so begründete:<br />
„Wie alle anderen wollte ich dort ein<br />
Supermodel vögeln. Und ich hab’s getan!“<br />
Ein Rising Star nicht nur in der Fashionwelt ist<br />
Harmony Boucher, mit der das koreanische Label<br />
Tomboy wirbt: Als sie im letzten Sommer in<br />
London ihre Freundin Nicole Bettencourt Coelho<br />
heiratete, schenkte ihr Models.com eine ganze Fotostrecke<br />
und ihre gemeinsame Electropop-Band Vuvuvultures<br />
wird in England gerade mächtig gehypt.<br />
Die lässigste Lesbe im Topmodel-Olymp ist aber<br />
wohl die aus der H&M-Werbung bekannte Milou<br />
Van Groesen. „Haha, nein. Ziemlich lesbisch“, beantwortete<br />
sie schon 2009 die Interviewfrage, ob<br />
sie einen Freund habe, und schwärmte von Kate<br />
Moennig: „Die schärfste Frau der Welt!“ Die<br />
Holländerin ist eine der Verflossenen von McNeil<br />
und zurzeit mit einer Stylistin liiert.<br />
Supermodel Julia Nobis sorgte zwar letztes Jahr<br />
mit einem „<strong>Lesben</strong>kuss“-Motiv im Urban-Outfitters-Katalog<br />
<strong>für</strong> homophobe Proteste in den USA,<br />
hält sich privat aber deutlich bedeckter: Die<br />
Aus tralierin, deren Freundin nicht aus der Branche<br />
stammen soll, schaltete inzwischen ihr Facebook-<br />
Profil ab, das sie als „an Männern und Frauen interessiert“<br />
und Fan der Gruppe „Ich würde es mit<br />
Freja Beha tun … mehr als nur einmal“ auswies.<br />
Natürlich ist nicht jede, die mal mit einer Frau<br />
knutscht, gleich lesbisch, aber „fast jedes Model ist<br />
bi-try“, verriet Jessica Clark, lesbisches Model und<br />
Schauspielerin („A Perfect Ending“), im After Ellen-<br />
Interview. Damit meinte sie Kolleginnen wie Abbey<br />
L-MAG
L-MAG<br />
Lee Kershaw, die mit Freja Beha und McNeil<br />
techtelte, aber der Times sagte: „Ich nenne mich<br />
nicht bisexuell, ich experimentiere nur gern.“<br />
Oder auch das aktuelle It-Girl Cara Delevingne,<br />
deren Flirt mit Popstar Rita Ora wohl eher ein Kokettieren<br />
mit Bisexualität ist, auch wenn sie sich<br />
von ihr „wifey“ (Frauchen) nennen lässt und „Ich<br />
spiele <strong>für</strong> mehr als ein Team“ tweetete.<br />
Diese Zeilen hier lassen sich jedoch problemlos<br />
auch ohne diese „Bi-Ausprobiererinnen“ füllen. Da<br />
ist etwa Eden Clark, die vom Tatler zu einer von<br />
„London’s smartest and loveliest lesbians“ gekürt<br />
wurde. Die französische Ex-Olympiaschwimmerin<br />
Casey Legler, die als erste Frau einen Vertrag als<br />
Männermodel bekam. Die Stuttgarterin Djosefin<br />
Maurer, Gewinnerin des German Elite Model Look<br />
2001, die in L. A. mit der Musikerin Otep Shamaya<br />
zusammenlebt. Oder Tasha Tilberg, die ihre Freundin<br />
schon immer zu ihren Shootings mitbrachte und<br />
sagte: „Ich finde es toll, wenn die Leute merken,<br />
dass wir überall sind und wie alle anderen aussehen.“<br />
Nun ja, „wie alle anderen“ seht ihr wohl eher<br />
nicht aus, aber – im wahrsten Sinne des Wortes –<br />
schön, dass es euch gibt! Karin Schupp<br />
Fotos (v.l.n.r.): GoRunway; Burberry Prorsum Fall 2012; fashion-law.org; Ze Takahashi; Yannis Vlamos; istockphoto.com<br />
41
Fotos: Jan Riephoff<br />
42<br />
L-MAG
DER ANZUGFLÜSTERER<br />
DAS LABEL „HERR VON EDEN“ SETZT BEI SEINER FRAUENKOLLEKTION AUF EINEN MIX<br />
AUS KLASSIK, MODERNE UND ANDROGYNIE. L-MAG BESUCHTE DEN MODEMACHER<br />
BENT ANGELO JENSEN IN SEINEM ATELIER<br />
Der Herrenanzug, von Frauen getragen,<br />
sieht sowieso am besten aus“,<br />
hält Bent Angelo Jensen fest. Selbst<br />
gekleidet in einen blaugrauen Wollanzug<br />
mit aufgerauter Oberfläche<br />
und schmalem Stehkragen, klemmt er sich den<br />
schwarzen Sitzhocker zwischen die Beine, hält<br />
eine Zigarettenpackung locker in der rechten<br />
Hand und umrundet mit der anderen mal das<br />
Feuerzeug oder streicht sich mit türkisfarbenen<br />
Nägeln durch den kurzen Pony.<br />
<strong>Das</strong> Label „Herr von Eden“ gründete Bent Angelo<br />
Jensen 1998. Seine erste Produktion bestand aus<br />
einem schwarzen und einem weißen Anzug, seit<br />
damals ist der Modeschöpfer auf der Suche nach<br />
dem perfekten Anzug. Seine Modelle kamen an.<br />
Seit seiner Gründung kamen Läden in Berlin und<br />
Köln dazu.<br />
Ein Herrenausstatter wollte er nie werden und<br />
entwickelte erstmals <strong>für</strong> die Herbstkollektion 2004<br />
auch eine Frauenlinie, die eng an seine Herrenanzüge<br />
angelehnt war. Mäntel und Anzüge aus<br />
Tweedstoffen und mit Karomuster dominierten damals<br />
den 50 Meter langen Laufsteg im ehemaligen<br />
Kaispeicher A in Hamburg, auf den sich heute die<br />
unvollendete Elbphilharmonie stützt.<br />
KALKULIERTE AUSBRÜCHE<br />
„Die Nachfrage war immer da“, erzählt er und<br />
schlägt einen größeren Bogen durch die Modewelt.<br />
Zu Marlene Dietrich mit ihren weltberühmten<br />
weiten Hosen oder auch zum Smoking des<br />
Jahrhundert-Modeschöpfers Yves Saint Laurent,<br />
den dieser in den 70er Jahren <strong>für</strong> die Frau kreierte.<br />
„Seitdem hat keine Frau etwas gegen einen<br />
vernünftigen Nadelstreifenanzug einzuwenden“,<br />
schließt Bent Angelo Jensen und kommt zu seiner<br />
eigenen Geschichte: eine Reihe von Swing-Partys<br />
um die Jahrtausendwende, auf denen es auch um<br />
die alten Anzugschnitte ging, die Suche vieler lesbischer<br />
Frauen nach einem schönen Stück oder<br />
auch Frauen, die ihre Männer beim Einkauf<br />
begleiteten.<br />
„Ich habe den Sprung gewagt und festgestellt, je<br />
konsequenter ich einen Herr-von-Eden-Stil verfolge,<br />
also eher Old School, desto besser wird es<br />
angenommen“, bilanziert er.<br />
<strong>Das</strong> feminine Gegenstück zum Anzug, den er<br />
während unseres Atelierbesuches trägt, umschlingt<br />
eine hölzerne, kopflose Kleiderpuppe und<br />
hat statt einer Knopfleiste eine Schlaufe auf der<br />
L-MAG<br />
Foto: Christiane Stephan<br />
BENT ANGELO JENSEN – KOPF<br />
DES LABELS „HERR VON EDEN“<br />
Vorderseite und ist stärker talliert. Streng, klassisch<br />
und doch wenig autoritär, spielen die Kreationen<br />
mit Brüchen und kombinieren wohl überlegt<br />
hauchzartes Gewebe mit festen Stoffen, setzen auf<br />
überlange Hosenbeine oder eben einen saftig roten<br />
Smoking. Diese kalkulierten Ausbrüche spiegeln<br />
sich auch im Atelier am Hamburger Großneumarkt<br />
wider. Von hier aus leitet das Multitalent Bent<br />
Angelo Jensen sein Unternehmen: Er ist Mode designer,<br />
Unternehmer, Model seiner Kampagnen und<br />
Lebemann in einem. Großzügig und aufgeräumt<br />
kommt die Arbeitsstätte daher, wartet mit einem Rokokosofa<br />
mit schwarzer Polsterung und goldener<br />
Rückenlehnenverzierung auf, einem ebenfalls mit<br />
gestepptem Stoff eingepackten Tresen und zwei<br />
Säulen samt Geländer. „Auf Eleganz und Tradition<br />
stehe ich genauso wie auf Provokation“, beschreibt<br />
der 35-Jährige seinen unverwechselbaren Stil.<br />
DAS FLÜSTERN DER STOFFE<br />
„Letztendlich flüstern dir die Stoffe schon zu, was<br />
aus ihnen entstehen soll“, kommentiert der De signer<br />
seine Zwiegespräche mit den großen Ballen.<br />
Eine kleinere Auswahl findet sich ordentlich in ein<br />
Wandregal gestapelt, mit Enden, die zu Dreiecken<br />
gefaltet, zungengleich zum Ziehen, Abrollen und<br />
Einhüllen einladen. Ein Cape, ein Overall oder<br />
doch noch einmal das Thema Knickerbocker-<br />
Hosen aufnehmen? Auf Notizzetteln hält er seine<br />
Gedanken fest, fertigt Zeichnungen, um sich den<br />
letzten Impuls von den verschiedenen Geweben zu<br />
holen. Selbstredend lässt auch er sich auf die<br />
globalen Trends ein, wie er an dem Kleidungsstück<br />
des Sackos erläutert, das in den letzten Jahren eine<br />
Wandlung von elegant zu sportlich durchmachte<br />
und <strong>für</strong> ihn mittlerweile grotesk die Silhouette verändert.<br />
„Es ist alles zu hysterisch und zickig geworden,<br />
was die Länge der Sackos betrifft“, erklärt<br />
er seine wieder länger werdenden Jacken. Eine<br />
Frage des eigenen Geschmacks, die ihn auch bei<br />
der Frauenlinie leitet und – wie er formuliert –<br />
„eher auf einen Oversized-Look als auf ein Blazerchen“<br />
setzt.<br />
ANZÜGE FÜR ALLE GESCHLECHTER<br />
Und die positive Resonanz auf die Verbindung von<br />
Moderne und Tradition in Designs von „Herrn von<br />
Eden“ gibt ihm recht. Die Frauen-Klassik-<br />
Linie, bestehend aus einem Nadelstreifenanzug,<br />
einem Smoking und einem Frack, wird eher gekauft<br />
als die gewagteren Kreationen. „Ich muss das<br />
Rad nicht neu erfinden“, erzählt er und auch, dass<br />
er „hier die Essenz rausfiltern“ möchte, was sich<br />
Mitarbeiterinnen und Kundinnen vom Herr-von-<br />
Eden-Look wünschen.<br />
Einem Look, der auch bei Stars wie Susan Sarandon<br />
ankommt, die schon häufiger im Berliner Geschäft<br />
gesichtet wurde. Aber auch die weniger<br />
bekannte Anzugsliebhaberin wird hier fündig,<br />
selbst wenn sie selbstbewusst nach einem Herrenanzug<br />
greift, weil ihr die androgyne Damenvariante<br />
noch zu feminin ist.<br />
Aber sich gleich eine Regenbogenflagge auf das<br />
Ladenfenster zu kleben, wie man es oft bei<br />
Geschäften, die besonders „gay friendly“ sind,<br />
sieht, hält der Modemacher <strong>für</strong> übertrieben. <strong>Das</strong><br />
würde seine Spiellust eindämmen, die sich nicht<br />
nur in seinen Kollektionen zeigt, sondern wie ein<br />
roter Faden den gesamten Auftritt der Marke kennzeichnet.<br />
In den Kampagnen von „Herrn von<br />
Eden“ knutschen auch Kerle, das biologische Geschlecht<br />
ist zumeist uneindeutig. Aber das braucht<br />
man ja auch gar nicht <strong>für</strong> den perfekten Anzug, der,<br />
wie er zusammenfasst, „<strong>für</strong> den einen Abend oder<br />
<strong>für</strong> eine bestimmte Zeit existiert, aber nicht <strong>für</strong> die<br />
Ewigkeit“.<br />
Kendra Eckhorst<br />
43
TITELTHEMA FASHION<br />
DER STOFF,<br />
AUS DEM<br />
TRÄUME SIND<br />
VERFÜHRUNG UND KUNSTWERK ZU-<br />
GLEICH: DIE DESIGNS DES LABELS<br />
„HERRN VON EDEN“ SPIELEN MIT<br />
KONVENTIONEN UND SEH GEWOHN-<br />
HEITEN – GESCHLECHT IST NEBEN-<br />
SACHE, ES GEHT UM WICHTIGERES:<br />
DEN EIGENEN STIL!<br />
ZWEIMAL IM JAHR ERSCHEINEN<br />
DIE SOGENANNTEN LOOKBOOKS<br />
MIT DEN NEUSTEN KOLLEKTIONEN.<br />
L-MAG ZEIGT VIER HIGHLIGHTS.<br />
FOTOS: MANUEL PANDALIS<br />
MODEL: LYDIA LOVE<br />
44<br />
L-MAG
L-MAG 45
TITELTHEMA FASHION<br />
46 L-MAG
L-MAG<br />
47
TITELTHEMA FASHION<br />
DEUTSCHLANDS<br />
MYSTERIÖSES TOPMODEL<br />
BEI DER TV-CASTINGSHOW „GERMANY’S NEXT TOPMODEL“ (GNTM) TRAT ERSTMALIG<br />
EINE OFFEN LESBISCHE KANDIDATIN AN. L-MAG SPRACH MIT „SOPHIE AUS MÜNCHEN“<br />
BEVOR SIE FREIWILLIG VOM LAUFSTEG GING<br />
Sie hätte gewinnen können! Nach einer<br />
Performance in einem grotesken<br />
Geisha-Kostüm überreichte Show-<br />
Übermutter Heidi Klum der 23-jährigen<br />
Sophie ein Glamourfoto (Foto<br />
rechts) und erklärte, dass sie eine Runde weiter sei.<br />
Sophie freute sich riesig und ließ dennoch die<br />
Bombe platzen: Sie verkündete ihren Ausstieg<br />
„aus persönlichen Gründen“. Die Jury und Heidi<br />
Klum spielten fassungslos.<br />
Zuvor hatte sich schon gezeigt, dass „Sophie aus<br />
München“, die im realen Leben Laura Sophie Jais<br />
heißt und aus dem oberbayrischen Landkreis<br />
Garmisch-Partenkirchen kommt, anders war als<br />
die anderen Kandidatinnen – und damit ist nicht<br />
die kalkulierte Sensation ihres Lesbischseins<br />
gemeint. Laura Sophie, die Studentin mit dem Abiturdurchschnitt<br />
von 1,5, zeigte sich erwachsener<br />
und reifer, mehr an ihrem Studium als an der<br />
Glamourwelt interessiert. Ihr freiwilliges Ausscheiden<br />
hinterließ nicht nur bei GNTM-Fans die<br />
Frage Was kann so wichtig sein, dass eine junge,<br />
attraktive Frau eine solche Karrierechance verpassen<br />
will? L-MAG hätte Laura Sophie diese Frage<br />
BYE-BYE, HEIDI!<br />
LAURA ALIAS SOPHIE<br />
KEHRTE DER GLAMOUR-<br />
WELT DEN RÜCKEN<br />
gerne noch bei einer zweiten Interview-Anfrage<br />
gestellt, aber von ihrem Management gab es keine<br />
weitere Stellungnahme. Sie selbst ließ über ihre<br />
Facebook-Seite verlauten, dass es eine richtige<br />
Entscheidung sei, die sie nicht bereue.<br />
Dennoch hat „Sophie aus München“ einen bleibenden<br />
Eindruck hinterlassen. Nicht nur als das<br />
Mädchen, das Heidi Klum verschmähte, sondern<br />
auch als eine selbstbewusst lesbische junge Frau,<br />
die in einem solchen Umfeld erfrischend unverkrampft<br />
über sich selbst sprechen und einen eigene<br />
Meinung vertreten konnte.<br />
L-MAG: Sophie, du trägst als eine von wenigen<br />
GNTM-Kandidatinnen kurze Haare. Haben<br />
Kurzhaarige es schwerer, damit zu punkten?<br />
Sophie: <strong>Das</strong> kann schon schwierig sein. Für die<br />
meisten Jobs werden einfach lange Haare gefordert.<br />
<strong>Das</strong> habe ich bei Modeljobs selbst erlebt.<br />
Aber bei „Germany’s Next Topmodel – by Heidi<br />
Klum“ kann es auf jeden Fall dazu beitragen, dass<br />
ich heraussteche. Wenn später ein Kunde ein<br />
Model mit kurzen Haaren sucht, hat man natürlich<br />
gute Chancen, weil es davon sehr wenige gibt.<br />
Warum willst du ein Topmodel werden?<br />
Ich habe großen Spaß am Modeln und am Reisen.<br />
Privat schminke ich mich relativ selten und dezent.<br />
Aber bei einem Shooting in andere Rollen zu<br />
schlüpfen finde ich superspannend. Manchmal erkenne<br />
ich mich auf Fotos gar nicht wieder. Es wäre<br />
natürlich super, wenn ich mit diesem Hobby auch<br />
noch Geld verdienen könnte. Seit der Sendung ist<br />
alles total verrückt: Gerade war ich noch Studentin<br />
und jetzt erkennen mich auf einmal überall Leute!<br />
Du hast dich in einer Folge geoutet – war das<br />
mit dem Heidi-Klum-Team vorab abgesprochen<br />
oder deine spontane Entscheidung?<br />
Ich habe von Anfang an zu Pro7 gesagt, dass ich<br />
auch über meine sexuelle Orientierung rede. Ich<br />
finde es wichtig, dass das Thema mehr in den<br />
Medien präsent ist. Die Leute in Deutschland sollen<br />
sehen, dass es was völlig Normales ist und in<br />
jeder Gruppe von Menschen (Männer, Frauen,<br />
Anwälte, Ärzte, Busfahrer, Arme, Reiche und auch<br />
Models) homosexuelle Menschen zu finden sind.<br />
Sabrina und den anderen Mädels hatte ich bereits<br />
ohne Kameras erzählt, als wir mal unter uns waren,<br />
dass ich lesbisch bin. Natürlich wollte ich<br />
auch, dass der Zuschauer Bescheid weiß.<br />
Wie haben deine Konkurrentinnen reagiert?<br />
Die Mädels waren alle total süß und meinten, dass<br />
das doch nichts Besonderes mehr sei und man auch<br />
nicht weiter darüber reden müsse. Im Team hat<br />
sich dadurch gar nichts verändert. Mein Outing bei<br />
GNTM war wirklich nicht der Rede wert. <strong>Das</strong><br />
wurde in der Presse im Nachhinein größer gemacht,<br />
als es war.<br />
Wann hast du dich das erste Mal in eine Frau<br />
verliebt?<br />
<strong>Das</strong>s ich auf Frauen stehe, habe ich schon ziemlich<br />
früh gemerkt. Als ich 18 war, habe ich mich<br />
dann zum ersten Mal richtig in eine Frau verliebt.<br />
Aber sie wollte leider nichts von mir wissen; das<br />
war hart. Aber seitdem ging es steil bergauf. Nun<br />
bin ich seit drei Jahren mit meiner Freundin zusammen<br />
und sehr glücklich. Sie ist ein halbes Jahr<br />
älter als ich.<br />
Wann hast du dich vor deiner Familie und deinen<br />
Freunden geoutet?<br />
<strong>Das</strong> kam alles nach und nach. Meine Freunde haben<br />
mitbekommen, wenn ich auf Partys mit irgendwelchen<br />
Mädchen geknutscht habe. <strong>Das</strong> war<br />
aber nie ein Problem <strong>für</strong> sie. Gegenüber meiner<br />
Fotos: ProSieben/Oliver S.<br />
48<br />
L-MAG
Mama habe ich mit 16 mal angedeutet, dass ich bisexuell<br />
bin. Erst als ich mir richtig sicher war, habe<br />
ich es meinen Eltern erzählt – das war dann mit 18,<br />
als ich mich in besagte Frau verliebte.<br />
Feminismus in den 70er und 80er Jahren hieß oft<br />
Männerfeindlichkeit, Latzhosen und politische<br />
Demos. Was bedeutet <strong>für</strong> dich Feminismus 2013?<br />
Die Frauen damals mussten ja noch richtig <strong>für</strong> ihre<br />
Anerkennung kämpfen. Mir fällt da auch der Film<br />
„Milk“ ein. Aber heute sind die Gleichstellung<br />
von Homosexuellen und die Gleichstellung von<br />
Mann und Frau fast schon gegeben. Ich habe zumindest<br />
nie eine schlechte Erfahrung gemacht<br />
oder wurde benachteiligt, nur weil ich eine Frau<br />
bin oder weil ich lesbisch bin. Vielleicht hatte ich<br />
auch einfach nur Glück. Deshalb würde ich mich<br />
auch nicht als Feministin bezeichnen. Ich finde es<br />
auch wichtig, dass sich Leute etwa <strong>für</strong> die Frauenquote<br />
engagieren.<br />
Homophobie in Russland, katholische Kirchenproteste<br />
in Frankreich, Adoptionsdebatte in<br />
Deutschland – beschäftigst du dich mit politischen<br />
Debatten rund um Frauen?<br />
Leider viel zu wenig! Aber mir bleibt jedes Mal der<br />
Mund offen stehen, wenn ich lese, wie naiv und<br />
ignorant manche Menschen sind und dass man sich<br />
noch irgendwo <strong>für</strong> seine Sexualität rechtfertigen<br />
muss – egal ob in Deutschland oder irgendwo in<br />
Europa. Ich versuche aber die Welt ein bisschen zu<br />
verbessern, indem ich immer offen mit dem Thema<br />
umgehe, mich nicht verstecke und die Menschen<br />
sensibilisiere. Bis jetzt hat sich niemand getraut,<br />
mir irgendwelche gemeinen Dinge ins Gesicht<br />
zu sagen. Falls das aber passiert, bin ich gut vorbereitet.<br />
Möchtest du einmal Kinder mit deiner Lebenspartnerin<br />
haben?<br />
Im Moment denke ich darüber nicht nach, aber<br />
irgendwann wollen wir bestimmt Kinder haben –<br />
ob eigene oder adoptiert. Bis dahin ist die ganze<br />
Adoptionsdebatte hoffentlich durch.<br />
Interview: Jana Schulze<br />
L-MAG
TITELTHEMA FASHION<br />
COOLE MUST-HAVES<br />
UND KLASSIKER<br />
SIE SOLLTEN IN KEINEM QUEER KLEIDER-<br />
SCHRANK FEHLEN – KLASSIKER UND EXTRAS<br />
FÜR DAS MODISCHE LESBISCHE AUFTRETEN.<br />
DIE TIPPS DER L-MAG-REDAKTION<br />
KAROHEMD: Übrigens:<br />
Maßgeschneidert muss nicht<br />
teuer sein und damit ist auch<br />
gewährleistet, dass das Hemd<br />
an Schultern und Brust richtig<br />
sitzt!<br />
CHUCKS, ursprünglich als Basketballschuhe entwickelt,<br />
feiern demnächst ihren 100. Geburtstag und sind<br />
einfach saubequem und waschmaschinenfest. Der Ausdruck<br />
„she wears sensible shoes“ („sie trägt vernünftiges<br />
Schuhwerk“) bedeutet nicht umsonst auch „sie steht auf<br />
Frauen“.<br />
Ob Onassis- oder Windsor-Knoten,<br />
streng gebunden oder locker<br />
über dem Feinrippunterhemd –<br />
kaum ein Outfit, das nicht durch<br />
die richtige KRAWATTE aufgewertet<br />
wird.<br />
An diese Kette lassen sich alle <strong>Lesben</strong> gerne legen:<br />
die legendäre METALLKETTE am Biker-Portemonnaie<br />
und/oder Schlüsselbund. Mittels Karabiner<br />
an der Gürtelschlaufe festgemacht, baumelt sie lässig<br />
an der Hüfte. Expertinnen wissen, dass auf der<br />
linken Seite getragen sexuell aktiv (top) und rechts<br />
passiv (bottom) heißt. Besonders wichtig am Ensemble:<br />
der Flaschenöffner, um sexy Frauen ein<br />
Bier öffnen zu können.<br />
Die SCHIEBERMÜTZE –<br />
erinnert an die 30er Jahre und<br />
wurde gerne von Frauen getragen,<br />
um sich als Mann zu verkleiden<br />
oder weil sie es einfach schick fanden.<br />
Der Evergreen: Die<br />
501 erinnert an<br />
James Dean und<br />
erreichte Kultstatus<br />
in der Homo-Szene<br />
der 70er Jahre.<br />
Sitzt immer noch<br />
super.<br />
Der LIPPENSTIFT <strong>für</strong> die<br />
Hosen-, Westen- oder Handtasche<br />
kann auch eine ganze Profipalette<br />
zum Selbstmischen<br />
sein – damit trifft man immer<br />
den richtigen Ton.<br />
Leder riecht gut, wird mit den<br />
Jahren immer besser und die<br />
echte MOTORRADJACKE<br />
verspricht mehr als Freiheit<br />
und Coolness. Was könnte<br />
anziehender sein?<br />
50<br />
HOSENTRÄGER<br />
Nein, wir brauchen sie nicht, damit die<br />
Hose hält, wir nutzen sie als modisches<br />
Accessoire. Um – einen Daumen daruntergehakt<br />
– am Tresen zu stehen und stilvoll<br />
lässig auszusehen.<br />
Texte: sv/kay<br />
L-MAG<br />
Fotos: istockphoto.com
DIE NEUEN L<br />
Liebe Leserinnen,<br />
lasst uns ehrlich über Geld reden!<br />
Ein anspruchsvolles <strong><strong>Mag</strong>azin</strong> <strong>für</strong> lesbische Frauen zu produzieren<br />
ist teuer.<br />
L-MAG finanziert sich zu 24 Prozent aus Anzeigen im Heft,<br />
17 Prozent aus dem freien Verkauf und 59 tragen unsere<br />
Abonnentinnen bei. Diese sichern die Existenz von L-MAG.<br />
Der Anzeigenmarkt ist wichtig, aber launisch. <strong>Lesben</strong> als<br />
Zielgruppe sind <strong>für</strong> viele Werbekunden ein Buch mit sieben<br />
Siegeln. Hinzu kommt, dass in L-MAG auch Unternehmen<br />
und Vereine aus der Community Anzeigen schalten können,<br />
die über keine großen Werbebudgets verfügen.<br />
In den letzten Jahren ist vieles teurer geworden: Energie,<br />
Treibstoff, Papier, Dienstleistungen und vieles mehr. Auch<br />
L-MAG bleibt von den steigenden Kosten nicht verschont.<br />
Mit der September/Oktober-Ausgabe 2012 mussten wir den<br />
Preis eines Einzelheftes von 3,90 Euro auf 4,50 Euro anheben.<br />
Seitdem haben wir uns viele Gedanken gemacht, um einen<br />
Weg zu finden, die jetzt leider auch notwendige Anhebung<br />
des Abo-Preises fair zu gestalten. Wir wissen, dass die<br />
steigenden Nebenkosten nicht nur L-MAG betreffen,<br />
sondern alle unsere Leserinnen.<br />
Wenn L-MAG-Abos gekündigt werden, geschieht das in der<br />
Regel aus finanziellen Gründen und mit großem Bedauern<br />
der Abonnentin. Schon lange war es uns deshalb ein<br />
Anliegen, die Finanzierung von L-MAG neu und mit Blick<br />
auf die Lebens situation unserer Leserinnen zu gestalten.<br />
UNSERE IDEE: WIR VERTEILEN UM!<br />
In Zukunft können wir euch zwei verschiedene<br />
Abos anbieten: das Standard-Abo und das Fair-<br />
Abo. Leserinnen, die ein Standard-Abo schalten,<br />
unterstützen damit gleichzeitig andere Leserinnen,<br />
die sich nur ein Fair-Abo leisten können.<br />
Die Abo-Prämien, die zusätzliche Kosten verursachen, haben<br />
wir vorerst eingestellt. Da<strong>für</strong> bieten wir unseren Abonnentinnen<br />
aktionsweise andere Vorteile – wie zum Beispiel<br />
exklusive Verlosungen oder spezielle Angebote.<br />
Wir glauben daran, dass Umverteilung möglich und zum<br />
Vorteil aller ist!<br />
Euer L-MAG-Team<br />
PS: Für alle, die bereits ein Abo haben, ändert sich am Preis<br />
nichts!<br />
52 L-MAG
-MAG-ABOS<br />
› STANDARD-ABO<br />
12 Ausgaben <strong>für</strong> 49 Euro<br />
6 Ausgaben <strong>für</strong> 27 Euro<br />
6 Ausgaben Ausland:<br />
30 Euro – 40 USD – 50 CHF<br />
<strong>Das</strong> Standard-Abo ist <strong>für</strong> alle. Gleichzeitig unterstützt<br />
ihr damit andere Leserinnen, die das Fair-Abo<br />
schalten, und sichert die Existenz von L-MAG.<br />
Motto: Leserinnen unterstützen Leserinnen. Dieses<br />
Abo ist auch <strong>für</strong> Haushalte mit mehreren Leserinnen,<br />
<strong>für</strong> Institutionen, Bibliotheken und Vereine.<br />
› FAIR-ABO<br />
12 Ausgaben <strong>für</strong> 39 Euro<br />
6 Ausgaben <strong>für</strong> 23 Euro<br />
6 Ausgaben Ausland:<br />
25 Euro – 35 USD – 45 CHF<br />
<strong>Das</strong> Fair-Abo ist <strong>für</strong> Studentinnen, (Um-)Schüle -<br />
rinnen, Bezieherinnen von Sozialleistungen und<br />
Geringverdienerinnen. Anders als bei anderen<br />
„Sozial-Abos“ verlangen wir keinen Nachweis. Wir<br />
vertrauen unseren Leserinnen!<br />
<strong>Das</strong> Fair-Abo wird durch das Standard-Abo erst<br />
ermöglicht und kann jederzeit in ein Standard-Abo<br />
umgewandelt werden, wenn sich die individuelle<br />
Lebenssituation verändert.<br />
› PROBE-ABO<br />
3 Ausgaben <strong>für</strong> 10 Euro<br />
3 Ausgaben Ausland:<br />
15 Euro – 20 USD – 25 CHF<br />
<strong>Das</strong> Probe-Abo verlängert sich NICHT automatisch<br />
und kann nur einmal geschaltet werden.<br />
› ABO-VORTEILE<br />
➜<br />
➜<br />
➜<br />
➜<br />
L-MAG<br />
L-MAG pünktlich bei Erscheinen im Briefkasten,<br />
sogar noch vor Verkauf im Handel<br />
Mit den Abo-Paketen Geld sparen<br />
Immer aus erster Hand informiert über lesbische<br />
Themen<br />
Nicht zu vergessen: Du sicherst mit deinem Abo<br />
das Bestehen dieser einzig artigen Zeitschrift<br />
Alle Abos gibt es auch zum Verschenken!<br />
Ein Geschenkabo verlängert sich NICHT!<br />
Alle Abos bequem online bestellen:<br />
› WWW.L-MAG.DE<br />
53
FILM<br />
Freundinnen aus der Parallelwelt<br />
Der Dokumentarfilm „11 Freundinnen“<br />
begleitet einige Fußball-Nationalspielerinnen<br />
auf ihrem steinigen Weg<br />
Mit „Full Metal Village“ über das niedersächsische Dorf Wacken und sein alljährliches<br />
Heavy-Metal-Festival machte Regisseurin Sung-Hyung Cho 2006<br />
deutlich, wie eine gute, tiefgründige und humorvolle Doku aussehen kann.<br />
Für die Fußballerinnen-Doku „11 Freundinnen“ porträtierte sie die Spielerinnen<br />
Ursula Holl, Anja Mittag, Bianca Schmidt, Lira Bajramaj und Dszenifer<br />
Marozsán vor und während der WM in Deutschland 2011. Dabei stieß sie allzu<br />
oft an die persönlichen Grenzen der Spielerinnen und die Regeln der DFB-<br />
Maschinerie. L-MAG-Chefredakteurin Manuela Kay traf Sung-Hyung Cho<br />
zum Interview in Berlin und erfuhr, warum sich ein Land mit Frauenfußball<br />
noch immer schwer tut.<br />
L-MAG: Wie ist dein Verhältnis zu Fußball, wie kamst du zu dem Thema?<br />
Sung-Hyung Cho: Fußball ist eigentlich gar nicht mein Thema. Der erste<br />
Kontakt kam während der Recherche zum Heavy Metal, da habe ich festgestellt,<br />
dass die alle Fußballfans sind. Mit<br />
denen bin ich zum ersten Mal ins Stadion<br />
gegangen, das war schon sehr gigantisch. Ich<br />
dachte immer, Fußballfans sind alle ein bisschen<br />
doof, die sind immer in großen Gruppen<br />
unterwegs und brüllen lautstark. Dann im<br />
Stadion habe ich mich auch beim Grölen<br />
ertappt, das ist ein Phänomen.<br />
Und Frauenfußball?<br />
Frauenfußball hat mich schon gar nicht inter -<br />
essiert. Als mir der Film von der Produktionsfirma<br />
Pandora angeboten wurde, habe ich zunächst<br />
abgelehnt. Aber weil die Firma so<br />
renommiert ist, habe ich gesagt, ich schaue<br />
mir ein Spiel an, dann sehen wir weiter. <strong>Das</strong><br />
Spiel war zufällig Deutschland gegen Nordkorea<br />
– ich bin aus Südkorea, ich dachte, das ist ein Zeichen – und die Atmosphäre<br />
im Stadion war völlig anders als beim Männerfußball. Die Frauen auf<br />
dem Fußballfeld, die sind so unterschiedlich: einige so ganz germanisch, wie<br />
Göttinnen, groß und stark, und andere wieder klein und dann zierliche, so wie<br />
Lira (Anm. d. Red.: Bajramaj). Die habe ich nach dem Spiel gesehen, umzingelt<br />
von Journalisten, mit perfekten Fingernägeln, die Schminke null verschmiert,<br />
die schwitzte auch kaum, unglaublich. Und da dachte ich dann:<br />
Okay, den Film mache ich.<br />
Vor allem der Vergleich zu Nordkorea war sicher interessant?<br />
Ja, die sind sehr klein und sehen auch alle gleich aus auf dem Platz.<br />
<strong>Das</strong> sagst du als Koreanerin?<br />
Ja, wirklich, die sehen alle so ähnlich aus, während unsere Frauen (lacht), also<br />
unsere deutschen Frauen so unterschiedlich aussehen.<br />
Was war eigentlich Ziel des Films? Frauenfußball an sich, die einzelnen<br />
Spielerinnen zu porträtieren oder die WM zu begleiten?<br />
Die WM war praktisch der Rahmen, der das Ganze attraktiv macht. Mich hat<br />
interessiert, wie sich Frauen in Deutschlands Sport Nummer eins und in eine<br />
absolute Männerdomäne einbringen. Aber ich wollte nicht die ganze Mannschaft<br />
zeigen, sondern nur ein paar Frauen. <strong>Das</strong> war nicht einfach. Sobald eine<br />
in der Nationalmannschaft ist, sind die nicht mehr so ansprechbar. Die haben<br />
Verpflichtungen, was sie sagen sollen oder nicht sagen dürfen oder wo sie vorsichtig<br />
sein sollen.<br />
<strong>Das</strong>s du immer wieder an Grenzen gestoßen bist, ist dem Film anzumerken.<br />
Andererseits – was haben die Stars im Nationalteam noch zu<br />
verlieren?<br />
54<br />
Hat da jemand die neue Folge<br />
von „Lost Girl“ dabei?<br />
Sung-Hyung<br />
Cho, Filme -<br />
macherin und<br />
ganz neu:<br />
Fußballfan<br />
Guck mal auf die Männer, wenn die interviewt<br />
werden, sagen auch alle immer das Gleiche. <strong>Das</strong><br />
sind Nationalspieler oder Bundesligaspieler, die<br />
können nicht anders. Im Vergleich zu den Männern<br />
sind die Frauen wirklich noch relativ frei<br />
und authentischer, nicht so indoktriniert, finde<br />
ich. Aber sie müssen schon sehr aufpassen, was<br />
sie sagen, die sind sehr empfindlich gegenüber Medien.<br />
Wie nahe haben dich die Spielerinnen denn im Rahmen des Films an sich<br />
rangelassen?<br />
Da<strong>für</strong>, dass sie alle Nationalspielerinnen sind, haben sie es echt versucht. Aber<br />
zum Beispiel hätte ich so gern Lira beim Beten gefilmt. <strong>Das</strong> wollte sie auf<br />
keinen Fall. Und auch beim Thema Homosexualität ging nichts.<br />
Hast du das angesprochen und die Spielerinnen haben abgelehnt,<br />
darüber zu sprechen?<br />
Wenn man das anspricht, ist die Antwort immer gleich: Jeder muss das <strong>für</strong><br />
sich entscheiden. Im eigenen Leben gestalten sie das, wie sie wollen, aber im<br />
Interview vermeiden sie die Antworten.<br />
Warum darf Ursula Holl als Einzige im Film ein Privatleben haben? Sie<br />
lebt mit ihrer Freundin zusammen, die springt auch mal durchs Bild, das<br />
scheint ganz unverkrampft. Was unterscheidet sie von den anderen<br />
Spielerinnen?<br />
Na ja, sie ist alt genug und sie kann den Medien standhalten.<br />
Bei den anderen durftest du kein Privatleben filmen?<br />
<strong>Das</strong> ist ja nicht nur ihre eigene Entscheidung. Der Film wird unterstützt vom<br />
DFB und dann müssen sie mehr oder weniger mitmachen. Ich habe schon die<br />
ausgewählt, die mehr publik gemacht haben. Manche wollten überhaupt nicht<br />
bei der Arbeit gefilmt werden. Aber Anja (Mittag) und Dszenifer Marozsán,<br />
die durften wir bei der Arbeit aufnehmen. Die schützen ihr Privatleben, das<br />
muss man auch akzeptieren.<br />
Aber die männlichen Profifußballer haben doch auch Familie, Frauen,<br />
Freundinnen und Kinder. Die Frauen dagegen ...<br />
L-MAG<br />
Foto: Carmen Jaspersen / picture alliance / dpa
Für mich gibt es seit dem Film zwei Sorten von Menschen: Profifußballer<br />
und Nicht-Profifußballer. <strong>Das</strong> ist eine ganz besondere Welt. Hast<br />
du jemals einen Profifußballer in seiner Küche gesehen? Die lassen dich<br />
nicht zu Hause filmen. Wir durften immerhin filmen, wie Anja die Kabine<br />
geputzt hat. <strong>Das</strong> ist eigentlich unvorstellbar – stell dir vor: Schweinsteiger<br />
putzt seine Kabine nach dem Training …<br />
Findest du es nicht eine schreiende Ungerechtigkeit, dass die<br />
Spielerinnen nebenbei noch arbeiten müssen, während männliche<br />
Fußballer viel verdienen?<br />
Fußball ist eine Parallelgesellschaft. Da ist ja kein Monat gleich, es gibt<br />
Tiefs und Hochs. Für sie ist das die Realität. Ich weiß nicht, ob das gesund<br />
ist. Deswegen finde ich gut, dass unsere Frauen ein duales System<br />
führen. Aber stell dir das vor: vormittags trainieren, abends trainieren<br />
und dazwischen arbeiten. Und am Wochenende sind die Bundesligaspiele.<br />
Die Frauen trainieren genauso hart wie die Männer, dann noch<br />
Job und dann kochen sie auch noch und haben ihren Haushalt, die sind<br />
ja dreifach belastet. Es ist unglaublich, was die schaffen.<br />
Deine Prognose <strong>für</strong> die EM – wurde aus der WM und dem Ausscheiden<br />
etwas gelernt?<br />
Ich glaube, solange die Atmosphäre nicht von den Spielerinnen kommt,<br />
sondern vom Team drum rum und vom DFB, dann wird es nicht einfach.<br />
Der DFB muss sich wirklich ein bisschen kulturell revolutionieren.<br />
„11 Freundinnen“, 102 Minuten, Kinostart: 23. Mai<br />
DIE<br />
L-FILMNACHT<br />
„Zwei Mütter“:<br />
Sehr gewollt schwanger<br />
Isabella und Katja wollen schwanger<br />
werden. <strong>Das</strong> Paar ist sich einig,<br />
dass sie keinen Vater wollen,<br />
sondern einfach nur das Sperma<br />
eines Mannes. Doch das ist gar<br />
nicht so einfach, denn die sonst so<br />
üppig vorhandene Körperflüssigkeit<br />
wird von Staat, Gesellschaft<br />
und Moral besser bewacht als die<br />
Kronjuwelen der englischen Königin.<br />
Kinderwunsch und Sperma-<br />
Beschaffungssorgen drohen das<br />
ansonsten glückliche Frauenpaar<br />
allmählich aufzureiben. <strong>Das</strong> fiktive<br />
Paar trifft auf reale Personen<br />
und Institutionen, Wirklichkeit und<br />
Nicht schwanger: Katja und<br />
Isa in schlechter Stimmung<br />
Wunsch treffen aufeinander und das Ende ist eher melancholisch<br />
und nicht so richtig happy. Seltsam auch, dass mit der Schwangerschaft<br />
die biologische Mutter sich plötzlich zum Kummer der Co-<br />
Mutter und entgegen jeder Absprache zum Samenspender hingezogen<br />
fühlt. Viele Fragen im fiktionalen Teil bleiben leider offen,<br />
aber der Film soll zur Diskussion anregen. Und das gelingt.<br />
Foto: Blindtext<br />
Buch und Regie: Anna Zohra Berrached, mit: Sabine Wolf,<br />
Karina Plachetka, Deutschland 2013, 79 Minuten<br />
L-MAG
FILM<br />
Knapp vorbei<br />
Brian De Palmas<br />
Remake „Passion“<br />
Zwei Frauen, ein Kuss, ein Todesfall. „Passion“<br />
hätte das Zeug zu einem richtig guten lesbischen<br />
Thriller: Alle Führungspositionen sind mit Frauen<br />
besetzt und von der ersten Einstellung an herrscht<br />
eine mörderisch erotische Atmosphäre. Allein: <strong>Das</strong><br />
lesbische Begehren bleibt ein Spiel, eine Intrige.<br />
Christine (Rachel McAdams), die Chefin einer erfolgreichen<br />
Werbeagentur, führt die schüchterne<br />
Mitarbeiterin Isabelle (Noomi Rapace, bekannt als<br />
lesbisches Idol Lisbeth Salander aus Stieg Larssons<br />
Millennium-Trilogie) ein in ihre Welt aus Luxus<br />
und Macht. Zugleich nutzt sie Isabelles Naivität<br />
und Talent <strong>für</strong> ihre eigene Karriere. Als Isabelle<br />
beginnt, nach dem Vorbild der Chefin einen eigenen<br />
Plan zu verfolgen, entsteht ein Machtkampf,<br />
den nur eine der beiden lebend übersteht. Zunächst<br />
VERLOSUNG<br />
L-MAG verlost 2 Filmpakete zu „Passion“<br />
(inklusive 2 Kinokarten, Soundtrack und<br />
Plakat) auf www.l-mag.de<br />
Vorsicht, Noomi, Rachel steht<br />
auf Fesselspiele – Noomi Rapace<br />
(li.) und Rachel McAdams<br />
macht der Film seinem französischen Vorbild<br />
„Crime d’Amour“ aus dem Jahr 2010 alle Ehre,<br />
denn das Verbrechen ist begleitet von wahrhaft verwirrender<br />
Lust. Jede Geste zwischen McAdams<br />
und Rapace erhöht die sexuelle Spannung, doch<br />
erst in der Figur der lesbischen Assistentin Dani<br />
(Karoline Herfurth, 2010 an der Seite von Nina<br />
Hoss als lesbischer Vampir zu sehen) wird lesbisches<br />
Begehren selbst zum Mordmotiv. Christine<br />
inszeniert sich nämlich intrigant als Opfer eines sexuellen<br />
Übergriffs durch Dani. Für einen lesbischen<br />
Film Noir hat es dennoch nicht gereicht, das Drehbuch<br />
will den heterosexuellen Plot: Es ist Isabelles<br />
Affäre mit Christines Freund Dirk (Paul Anderson),<br />
die den Hass auslöst.<br />
Sarah Schaschek<br />
Buch und Regie: Brian De Palma,<br />
mit: Rachel McAdams, Noomi Rapace,<br />
Karoline Herfurth, Paul Anderson u. a.,<br />
Deutschland/Frankreich 2012, 97 Minuten,<br />
Kinostart: 2. Mai<br />
Filmprogramm <strong>für</strong> die ganze Familie<br />
<strong>Das</strong> 16. „Pink Apple“-Filmfestival in der Schweiz<br />
In der Schweiz stehen die Zeichen wieder auf<br />
Pink. Anfang Mai findet in Zürich (1.–9. Mai) und<br />
Frauenfeld (10.–12. Mai) die mittlerweile<br />
16. Ausgabe des schwullesbischen Filmfestivals<br />
„Pink Apple“ statt. Auch diesmal werden die neuesten<br />
Dokumentar-, Kurz- und Spielfilme mit<br />
Transgender-, lesbischem oder schwulem Inhalt<br />
aus aller Welt gezeigt, insgesamt über 90 Produktionen.<br />
Der diesjährige Schwerpunkt – Regenbogenfamilien<br />
– wird sowohl dokumentarisch<br />
(„Right 2 Love“), humoristisch („Gayby“) und<br />
auch dramatisch („Zwei Mütter“ – siehe die<br />
L-Filmnacht) umgesetzt. Zürich eröffnet in diesem<br />
Jahr mit einem <strong>Lesben</strong>film in Anwesenheit der beiden<br />
kanadischen Regisseurinnen Dominique<br />
Cardona und Laurie Colbert. Sie stellen ihren Film<br />
„Margarita“ vor: ein amüsantes Drama über eine<br />
junge Mexikanerin, die seit sechs Jahren illegal<br />
56<br />
<strong>Das</strong> freut: Filmfestival jetzt familienfreundlich<br />
als Nanny in Kanada lebt, dann aber ihren Job<br />
und ihre neue Heimat zu verlieren droht. Weitere<br />
Highlights: ein Eurovision-Special mit Vortrag<br />
und Dokumentarfilmen über die Queerness am<br />
und rund um den Song Contest. Auf keinen Fall<br />
verpassen sollte man auch die Zürcher Live-<br />
Performance der israelischen Band Euroflash, die<br />
in Tel Aviv mit ihren trashigen Choreografien des<br />
ESC schon ein Hit sind. Und noch ein Leckerbissen:<br />
„Wir haben dieses Jahr extra eine neue Sparte<br />
eingeführt, <strong>für</strong> einen Genrefilm, den es so noch<br />
nicht gab: „‚Strange Frame‘ ist der erste lesbische<br />
Science-Fiction-Animationsfilm überhaupt und<br />
wird als Schweizer Premiere gezeigt“, so<br />
Mediensprecherin Barbara Spirig.<br />
Sarah Stutte<br />
www.pinkapple.ch<br />
L-MAG
MUSIK<br />
Nirvanas kleine Schwestern<br />
Die belgisch-deutsche Band Pandora’s Bliss kämpft mit Wut<br />
und Gitarre <strong>für</strong> eine bessere Welt<br />
Es gibt sie noch, die guten Dinge! Grunge zum<br />
Beispiel. Auch wenn dieser Musikstil aus Punkrock,<br />
Heavy Metal und schlabbrigen Holzfällerhemden<br />
mit dem letzten großen Rockstar, Mastermind<br />
von Nirvana und<br />
Courtney-Love-Ehemann Kurt<br />
Cobain, Mitte der 90er verschwand,<br />
ist Grunge nicht tot.<br />
Grunge ist nur von Seattle nach<br />
Belgien ausgewandert und fängt<br />
noch mal neu an. Die Band Pandora’s<br />
Bliss ist rechtmäßige Erbin<br />
und Sängerin Annie singt<br />
nicht nur wie der junge Kurt<br />
Cobain, sie sieht ihm auch noch<br />
ähnlich. Dennoch ist Pandora’s<br />
Bliss eine ganz eigenständige<br />
Band. 2006 von den beiden<br />
Schwestern Annie und Mia Croysh gegründet, haben<br />
sich die Pandoras mit mehr als 250 Konzerten<br />
weltweit vor allem einen Namen als umtriebige<br />
Live-Band gemacht. Derzeit fegen sie mit frischer<br />
Platte auch in Deutschland über die Bühnen.<br />
L-MAG sprach mit Gitarristin und Sängerin<br />
Annie über den Retro-Verdacht, starke Frauen im<br />
Rockgeschäft und Pläne <strong>für</strong> das Alter.<br />
L-MAG: Euer Album heißt „Oh Glorious Serenity“,<br />
was mit „Oh glorreiche Gelassenheit“<br />
übersetzt werden könnte – wie passt das zu eurer<br />
eher energiegeladenen Musik?<br />
Annie Croysh: Der Titel ist natürlich Ironie. Er<br />
repräsentiert aber genau das, wonach ich immer<br />
wieder strebe, was ich aber niemals so haben<br />
werde. Ich empfinde viele Dinge sehr intensiv. Es<br />
ist alles vergänglich, und jetzt kommt man langsam<br />
in das Alter, wo die Großelterngeneration<br />
wegstirbt. <strong>Das</strong> ist eine ziemlich heftige Zeit,<br />
gerade wenn man den Jugendwahn unserer Gesellschaft<br />
sieht, wie ältere Leute in Altersheime<br />
58<br />
Pandora’s Bliss on Tour:<br />
9.5. Oldenburg (Polyester)<br />
18.5. Herdorf (Rattenloch)<br />
19.5. Trier (Exhaus)<br />
31.5. Frankfurt (<strong>Das</strong> Bett)<br />
1.6. Neckarsulm (Kreatief)<br />
3.8. Welkenraedt (Charity Fest)<br />
31.8. Wokuhl (Rock im Wald)<br />
Aktuelles Album „Oh Glorious<br />
Serenity“ (Comet Records)<br />
abgeschoben werden, als ob sie Ballast wären. In<br />
anderen Kulturen hält die Familie zusammen und<br />
kümmert sich umeinander. Ich leide da auch ein<br />
bisschen drunter – auch dass Menschen sterben<br />
müssen, dass wir uns eines Tages<br />
alle verlieren werden. <strong>Das</strong> ist ein<br />
großer Einfluss auf unsere Musik<br />
und auf meine Texte.<br />
In den Texten sprichst du viel<br />
von Wut, Enttäuschung, Verletzungen.<br />
Machst du Musik, um<br />
diesen Gefühlen Ausdruck zu<br />
verleihen?<br />
Ja, auf jeden Fall. Nicht nur <strong>für</strong><br />
mein eigenes kleines Leben, sondern<br />
<strong>für</strong> das, was die Menschheit<br />
eigentlich ist. Wir Westeuropäer<br />
tun so zivilisiert, aber in Afrika<br />
werden immer noch kleine Mädchen von der eigenen<br />
Familie beschnitten, aufgeschlitzt wie ein<br />
Schwein! In Uganda gibt es Diskussionen, die Todesstrafe<br />
<strong>für</strong> Homosexuelle einzuführen. Und wir<br />
haben nichts Besseres zu tun, als uns „Germany’s<br />
Next Top Model“ reinzuziehen! Wenn wir nicht so<br />
ignorant wären in unserer Gesellschaft, könnten<br />
wir noch viel mehr verändern.<br />
Siehst du dich als Mahnerin?<br />
Ich komme nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern<br />
drücke die Dinge aus, die passieren. Ich hatte<br />
einige Supporter aus Argentinien oder Frankreich,<br />
die sprechen nicht so gut Englisch, spüren aber,<br />
was diese Musik zum Ausdruck bringt. Da geht es<br />
am Ende auch weniger um Texte als um Emotionen,<br />
die in der Musik sind.<br />
Ihr werdet oft mit Grunge-Bands aus den 90ern<br />
verglichen, The Breeders, Nirvana, L7, auch<br />
Riot-Grrrl-Musik – macht ihr Musik von vor<br />
20 Jahren?<br />
Nee, das ist totaler Quatsch, das sind absolut neue<br />
Songs! Wenn ich meine Songs sehe und die von<br />
damals, da merkt man, dass 20 Jahre dazwischenliegen.<br />
Natürlich sind ein paar im Grunge-Stil, aber<br />
Musik beeinflusst sich halt. Vielleicht fällt es ein<br />
bisschen mehr auf, weil es Bands wie uns derzeit<br />
nicht so oft gibt.<br />
L-MAG machte in der „Rock ’n’ Roll“-Ausgabe<br />
(1/2013) einen neuen Trend in Richtung<br />
Frauen-Rock aus …<br />
<strong>Das</strong> glaube ich! Ich kenne viele Bands mit Frauen<br />
am Mikro oder an Instrumenten, da findet weiterhin<br />
eine Emanzipation statt.<br />
Ist Rockmusik noch immer eine Jungs-Welt?<br />
Wir sind nie von Männern gedisst worden, weil wir<br />
mehr Frauen in der Band haben, im Gegenteil, die<br />
meisten finden das super: „Mädels, die ins Mikro<br />
brüllen, coole Sache!“<br />
Und wie ist das mit dir als offen lesbischer Musikerin?<br />
Mein Vorteil ist vielleicht, dass ich schon als Kind<br />
einen Scheiß drauf gegeben habe, was andere<br />
Leute über mich denken. Ich habe immer mein<br />
Ding durchgezogen, das macht es mir einfacher als<br />
anderen Frauen, die vielleicht Zweifel an sich<br />
haben und nicht so selbstbewusst sind. Da braucht<br />
es wirklich noch Aufklärung, dass eine Frau so<br />
stark sein kann wie ein Mann. Es gibt viele Frauen,<br />
die eigentlich emanzipiert, intelligent und stark<br />
sind, aber trotzdem immer wieder den Schwanz<br />
L-MAG
Laut, bissig und voller<br />
Gefühl: die Schwestern<br />
Annie und Mia und<br />
Schlagzeuger Roman<br />
(von links)<br />
Foto: Felix Brokbals<br />
einziehen. Kommt, Mädels, ihr könnt das! Es<br />
ist wichtig, sein eigenes Leben zu leben.<br />
Alles, was drum rum passiert, kann eigentlich<br />
nur passieren, wenn du selber zu dir stehst und<br />
weißt, wer du bist.<br />
Deine kratzige Stimme ist euer Markenzeichen.<br />
Wie pflegst du sie?<br />
Ich trinke gern Ingwertee und heiße Milch.<br />
(lacht) Ich habe viele Jahre sehr viel geraucht,<br />
jetzt rauche ich etwas weniger, werde aber trotzdem<br />
immer Raucherin sein, weil ich Rauchen<br />
liebe. Aber es kommt eher aus dem Bauch. Ich<br />
kann es selbst kaum erklären, wo es herkommt,<br />
es ist ein Ventil <strong>für</strong> mich, meine Emotionen rauszulassen.<br />
Meine Stimme ist mein sprechendes<br />
Herz, das muss man natürlich pflegen.<br />
Du hörst auch gern klassische Musik ...<br />
Große Einflüsse sind Giuseppe Verdi und<br />
Tschaikowsky. Wir arbeiten auch mit Geigen,<br />
das kommt sicher aus der Ecke. Aber ich höre<br />
auch Velvet Underground und das neue Bowie-<br />
Album finde ich super! Toll, dass er mit 69<br />
noch da ist, total beeindruckend.<br />
Und du? Wirst auch du mit 69 noch Musik<br />
machen?<br />
Auf jeden Fall! Ich werde dann kein „Sick<br />
Me!“ mehr auf der Bühne brüllen, aber sicher<br />
etwas anderes. (lacht)<br />
Malte Göbel<br />
www.pandorasguitar.com<br />
L-MAG
MUSIK<br />
Die Frontfrauen und Ex-Freundinnen Cynthia<br />
(2. v. li.) und Annmarie (3. v. li.), umrahmt von<br />
Schlagzeugerin Megan (li.) und Bassist Steve (re.)<br />
Foto: Carrie Gifford<br />
Gute Exen, schlechte Exen<br />
Die Band Saucy Monky aus Los Angeles ist in Deutschland ein Geheimtipp. L-MAG sprach<br />
mit Annmarie und Cynthia, Frontfrauen auf der Bühne und Ex-Freundinnen im realen Leben<br />
Fast wären sie trotz einiger Achtungserfolge und mittlerweile zwölfjährigen<br />
Bandbestehens ein Geheimtipp geblieben, dazu verdammt, Songs <strong>für</strong> Soundtracks<br />
cooler Independent-Filme oder TV-Serien zu liefern, um anschließend<br />
gleich wieder vergessen zu werden.<br />
Aber dank sozialer Internet-Medien, eines lesbischen Musikvideos und des<br />
gut nachvollziehbaren Songs „Akward“ spielten sich Saucy Monky aus Los<br />
Angeles in die Facebook-Profile und auf die persönlichen Liebeskummer-<br />
Hitlisten trennungsbetroffener <strong>Lesben</strong>.<br />
Die beiden Frontfrauen der Band, Cynthia Catania und Annmarie Cullen,<br />
wissen genau, wovon sie singen: Sie waren einige Jahre selbst ein Liebespaar.<br />
Aber anstatt während eines Rosenkriegs die Band zu verheizen, machte diese<br />
Erfahrung Saucy Monky nur besser. Gerade veröffentlichten sie ihre EP<br />
„Trophy Girl“, deren Titel ein eher unschönes Phänomen im Liebesreigen<br />
beschreibt: eine schöne Frau, die nur als Trophäe in der Öffentlichkeit präsentiert<br />
wird, um die Ex-Freundin zu ärgern.<br />
L-MAG sprach mit Annmarie und Cynthia über ihre Musik und das Leben als<br />
Ex-Freundinnen. Heute sind sie übrigens beste Freundinnen und ein bisschen<br />
wie ein altes Ehepaar.<br />
L-MAG: Was ist das Leitmotiv eurer EP „Trophy Girl“?<br />
Annmarie Cullen: Es geht ums Schlussmachen und Nach-vorne-Schauen.<br />
Und um Schmerz. Und um das Darüber-Hinwegkommen.<br />
60<br />
Cynthia Catania: Genau genommen geht es einfach um Liebesbeziehungen.<br />
Hattet ihr schon mal „Trophäen-Freundinnen“?<br />
Annmarie: Ich nicht!<br />
Cynthia: (pikiert) Und was war ich?<br />
Annmarie: Ich habe nichts mit dir angefangen, weil du so eine scharfe Braut<br />
warst, sondern weil du intelligent bist! Ich finde es verdammt nervig, wenn die<br />
eigene Ex mit einer Trophäe ankommt. Es ist völlig egal, ob die total scharf<br />
oder dumm wie ein Brot ist. Es verunsichert dich. <strong>Das</strong> Beste, was dir passieren<br />
kann, ist, dass du <strong>für</strong> eine verlassen wirst, die unansehnlich und doof ist.<br />
(lacht)<br />
Euch hat die Trennung ja musikalisch ganz gutgetan. Ihr seid immer besser<br />
geworden. Könnt ihr Trennungen also zur musikalischen Qualitätssteigerung<br />
empfehlen?<br />
Cynthia: Ich wette, dass bei den meisten Paaren, die auch zusammenarbeiten,<br />
mit der Trennung die Arbeit den Bach runtergeht. <strong>Das</strong> war schon ziemlich<br />
hart, so weit zu kommen wie wir.<br />
Annmarie: Ich denke, die Musik hat uns zusammengehalten. Wir waren über<br />
zwei Jahre ein Paar und haben uns Ende 2004 getrennt. Wir hatten also einige<br />
Jahre, um mit dem ganzen Scheiß klarzukommen. Und das neue Album fühlt<br />
sich einfach wie das Beste an, was wir als Band geschafft haben. Wir haben<br />
zwar unsere Liebesbeziehung verloren, aber wir wollten die Band nicht auch<br />
L-MAG
„Wir haben zwar unsere Liebesbeziehung<br />
verloren, aber wir wollten die Band<br />
nicht auch noch verlieren“<br />
noch verlieren. Wir wollten einfach nicht mit zwei Verlusten umgehen<br />
müssen, also haben wir uns da durchgekämpft. <strong>Das</strong> ist, wie wenn Menschen<br />
wegen eines Kindes zusammenbleiben. Die Band ist unser Kind.<br />
Heute sind wir beste Freundinnen und Familie zugleich: mit dem ganzen<br />
Stress und den Streitereien, die Familien eben auch haben.<br />
War es anders als bei den bisherigen Saucy-Monkey-Alben, diese<br />
neuen Songs zu schreiben?<br />
Annmarie: Nicht wirklich. Zwischen mir und Cynthia stimmt einfach<br />
die Chemie, was das Schreiben anbelangt, das war sogar in den echt<br />
harten Jahren so. Da waren wir schon immer sehr friedlich miteinander.<br />
Entweder komme ich mit einer Idee an und sie macht daraus dann einen<br />
runden Song oder umgekehrt. Wir schreiben eher selten einen Song von<br />
Anfang an zusammen.<br />
Eure „Trophy Girl“-EP erinnert an die Solo-Arbeit von Amy Ray<br />
von den Indigo Girls: gradliniger Rock, Punk-Attitüde und viel<br />
Melodie. Hat euch Amy Ray inspiriert?<br />
Annmarie: <strong>Das</strong> habe ich schon mal gehört. Also, sie ist wirklich eine<br />
Musikerin, die wir sehr bewundern. Die Indigo Girls sind eine Wahnsinnsband<br />
auf der Bühne, sie schreiben tolle Lieder, aber sie sind kein<br />
direkter Einfluss. Uns verbindet diese Mischung aus Handwerk, Gesang<br />
und Harmonien.<br />
Cynthia: Und das Lesbischsein!<br />
Wenn es um Dates geht, seid ihr dann Konkurrentinnen oder habt<br />
ihr einen völlig unterschiedlichen Geschmack?<br />
Annmarie: Daten ist gerade nicht so mein Ding. Ich komme frisch aus<br />
einer fünfjährigen Beziehung, die ziemlich heftig auseinanderging.<br />
Cynthia: <strong>Das</strong> kann man so sagen. Deine Trennung war etwas ungemütlich<br />
<strong>für</strong> mich … (lacht)<br />
Annmarie: Wieso? Weil ich wieder zu haben bin? Es ist ja nun nicht so,<br />
dass ich die Frauen mit dem Besen verscheuchen würde, aber Cynthia<br />
bekommt einfach mehr Aufmerksamkeit. Sie ist die dunkle, mysteriöse<br />
Schönheit und ich die seltsame Quasselstrippe.<br />
Cynthia: Ach, red doch keinen Quatsch!<br />
Annmarie: Doch, doch! Aber so bin ich eben.<br />
Da wir schon davon sprechen, ich habe gelesen, dass ihr beide in<br />
euren Anfangszeiten als Band noch im Schrank wart.<br />
Annmarie: <strong>Das</strong> stimmt. Heute ist mir das sogar peinlich, aber alle<br />
haben ihren eigenen Weg zu gehen. Und jetzt ist es irgendwie andersrum<br />
– wir sind so öffentlich lesbisch und haben auch ein sehr explizit<br />
lesbisches Video gemacht, aber kaum eine Lesbe weiß, dass wir überhaupt<br />
existieren. <strong>Das</strong> ist schon nervig!<br />
Cynthia: Für uns ist es echt hart, uns auf dem lesbisch-schwulen Musikmarkt<br />
bemerkbar zu machen, genauso gut könnten wir versuchen,<br />
einen Top-40-Hit zu landen. Wir sind immer noch nicht lesbisch genug!<br />
Annmarie: Wir sind da echt ratlos, weil wir wirklich alles versuchen,<br />
um die Mädels <strong>für</strong> uns zu begeistern, aber wir kriegen einfach immer<br />
mehr heterosexuelle Fans.<br />
Interview: Lawrence Ferber<br />
Übersetzung: Stephanie Kuhnen<br />
www.saucymonky.com<br />
„Trophy Girl“<br />
(olivoiL records)<br />
L-MAG<br />
61
MUSIK<br />
L-Sounds<br />
Musikalische Lichtspiele<br />
Austra<br />
Nach dem überraschenden Erfolg ihres 2010er-Debüts „Feel It Break“ meldet<br />
sich die queer Darkpop-Formation Austra um Sängerin Katie Stelmanis und<br />
Schlagzeugerin Maya Postepski nun mit dem zweiten Album „Olympia“<br />
zurück. Aus dem kanadischen Trio ist mittlerweile eine sechsköpfige Band<br />
geworden, die gemeinsam am Sound der zweiten Platte feilte. Die hippieske<br />
neue Gruppendynamik schlug sich hörbar auf die zwölf Stücke nieder, denn<br />
düster-konzentrierte Wuchtbrummen wie „Beat and the Pulse“ oder „Spellwork“<br />
sucht man vergebens. Der eremitische Nihilismus weicht einer barocken Verspieltheit,<br />
dunstige Sonnenstrahlen brechen in den einstmals nächtlichen Zauberwald.<br />
<strong>Das</strong> mögen die einen schade finden, denn gerade die schwärzesten<br />
Momente gehörten zu Austras besten, die anderen freut’s, denn diese Musik ist<br />
der perfekte Soundtrack <strong>für</strong> den heiß ersehnten Frühling.<br />
Jan Noll<br />
AUF<br />
TOUR<br />
„Olympia“ (Domino)<br />
www.austramusic.com<br />
Foto: Presse<br />
AUF<br />
TOUR<br />
Chillig<br />
Wunderbar wunderlich<br />
CocoRosie<br />
Foto: J.M.Ruellan<br />
Gina Estrada<br />
Gleich der erste Song ist der titelgebende<br />
und damit ist gesetzt, was sich vom<br />
Album der Schweizer Musikerin erwarten<br />
lässt: eine Sammlung von musikalischen<br />
Traumblüten zwischen Elektro, eingängigem House, von<br />
poppig über verspielt-absurd bis chillig-clubtauglich. Die glasklare<br />
Stimme der Sängerin führt an der langen Leine durch das abgestimmte<br />
Album und tritt manchmal hinter Elektro-Spielereien<br />
zurück, die in den mutigeren Arrangements fast eine geträumte<br />
Reminiszenz an das wahnwitzige St. Petersburger Projekt „Messer<br />
<strong>für</strong> Frau Müller“ sind.<br />
sv<br />
„Picturing My Dream“ (Broken Silence)<br />
www.ginaestrada.ch<br />
Ja, ist das wirklich erst knapp zwei Jahre her, dass wir das letzte CocoRosie-<br />
Album vorliegen hatten? Während „Grey Oceans“ noch hier und da klang<br />
wie direkt aus dem Badezimmer der profeministischen Schwestern Bianca<br />
und Sierra, ist das aktuelle, inzwischen fünfte – „Tales of a Grass Widow“ –,<br />
zwar deutlich glatter, aber deshalb nicht weniger nahe an seinen Hörerinnen<br />
und Hörern. Wie das gelingt? Nun, das muss etwas mit dem speziellen<br />
CocoRosie-Sound zu tun haben: Experimentell anmutende Soundschnipsel<br />
und ungewöhnlicher Einsatz scheinbarer Stimmversuche in perfekt melodiöser<br />
Einbettung zwischen Hip-Hop, Folk- und Filmsoundtrack-Zitaten machen<br />
die elf Songs des Albums zu einem Sahnestückchen des musikalischen<br />
Hörgenusses. Passend zum Namen handelt das Album vom imaginären<br />
Dialog zwischen einem Waisenkind und einer Totengräberin. Morbide? Vielleicht.<br />
Aber vor allem eines: unglaublich hörenswert!<br />
sv<br />
„Tales of a GrassWidow“ (City Slang)<br />
www.myspace.com/cocorosie<br />
Verlosung<br />
L-MAG verlost 3 x das neue Album „Tales of a Grass Widow“<br />
von CocoRosie unter www.l-mag.de<br />
Her mit dem Sommer<br />
Mélanie Pain<br />
Wer erinnert sich nicht an die hochgelobte<br />
Band Nouvelle Vague, die Bekanntes<br />
(gerne New-Wave-Klassiker) ebenso<br />
schwebend wie neu vertonte? Einer der<br />
größten Wiedererkennungswerte neben<br />
dem erfolgreichen Konzept war die Stimme<br />
der Sängerin Mélanie Pain. Klang sie<br />
doch stets wie ein musikalischer Augenaufschlag<br />
Brigitte Bardots: betont unschuldig,<br />
doch mit geheimnisvollem Versprechen. <strong>Das</strong> tut sie noch,<br />
auch auf ihrem inzwischen zweiten Solo-Album. Oft fröhlich und<br />
pop-perlig doch nie beliebig. Und raus auf die Sommerterrasse mit<br />
Cocktailschirmchen und „By By Manchester“.<br />
sv<br />
„By By Manchester“ (JSM/Rough Trade)<br />
www.melaniepain.com<br />
62 L-MAG
Private Balladen<br />
Natalie Maines<br />
Es ist ruhig geworden um die Dixie Chicks, jene All-Girls-Countryband, die sich weder scheute,<br />
unbequeme Themen in ihren Songs aufzugreifen, noch unverblümte Kritik am damaligen Präsidenten<br />
George W. Bush zu üben. Eher ruhiger lässt es auch Leadsängerin Natalie Maines in ihrem Solo-<br />
Debüt „Mother“ angehen, dessen titelgebender Track, eine Version aus Pink Floyds Album „The<br />
Wall“, bereits auf dem Benefiz-Album „West of Memphis: Voices For Justice“ erschien. Persönlicher<br />
und fast balladesk kommt das Album daher, gerockt wird nur verhalten. Doch Dixie-Chicks-Fans finden<br />
sicher bekannte Anklänge, wenn auch ohne die stimmliche Vielschichtigkeit, die die Kombination<br />
von Maines und ihren ehemaligen Band-Kolleginnen ausmachte.<br />
sv<br />
„Mother“ (Sony Music)<br />
http://nataliemainesmusic.com<br />
Foto: Sony Music<br />
Zu spaßig <strong>für</strong> den Diskurs<br />
Bleached<br />
Fisch und Fleisch<br />
Clara Luzia<br />
AUF<br />
TOUR<br />
Nach dem etwas zahnlosen „Falling Into Place“ meldet sich die<br />
lesbische Indiefolk-Sängerin Clara Luzia aus Wien nun mit ihrem<br />
neuen Album „We Are Fish“ zurück. Motiviert verlässt sie die ausgetretenen<br />
Pfade der verträumt klampfenden Kindfrau und gibt<br />
ihren Kompositionen einen noiserockigen Twist. <strong>Das</strong> erinnert in den besten Momenten – vor<br />
allem im großartig spukigen Titelstück und in „Leave The Light On“ – an Throwing Muses,<br />
erreicht aber insgesamt nicht die Spielfreude ihres Karrieremeilensteins „The Ground Below“<br />
aus dem Jahr 2009.<br />
Jan Noll<br />
„We Are Fish“ (Asinella/Broken Silence)<br />
www.claraluzia.com<br />
Britische Eleganz<br />
Alison Moyet<br />
Gleich der erste Song steigt mit „Looking For A Fight“<br />
mitten ins volle Programm. <strong>Das</strong> ist sonniger Punkrock,<br />
wie er nur in Südkalifornien gemacht werden kann:<br />
goldig, frech, beschwingt und roh. <strong>Das</strong> Debütalbum<br />
der Schwestern Jennifer und Jessie Clavin, die bereits<br />
in der Frauenpunkband Mika Miko zusammen spielten<br />
und sich musikalisch einfach nicht voneinander<br />
trennen wollten, erinnert an Blondie, die Go-Go’s,<br />
The Runnaways und die Ramones. Man kann also<br />
sagen, sie haben von den Besten gelernt. Bleached<br />
machen einfach Spaß, an dieser Musik ist so gar nichts<br />
Intellektuelles, nichts, was man in Queer-Theorie<br />
verorten kann oder bei dem man elaborierten Melodien<br />
folgen muss. Bleached sind einfach zu hip <strong>für</strong> den<br />
Diskurs. Da möchte man raus an den See, unterwegs<br />
noch was anstellen und dabei Dosenbier trinken.<br />
Danke, Bleached!<br />
sk<br />
„Ride Your Heart“ (Cargo Records)<br />
http://hellobleached.tumblr.com<br />
L-MAG<br />
Foto: Presse<br />
Die Britin Alison Moyet war in den 80ern<br />
die erste Beth Ditto: als Musikerin kommerziell<br />
erfolgreich, Stilikone trotz<br />
schrillster Outfits, Unterstützerin der<br />
LGBT-Community und zu smart <strong>für</strong> den<br />
Mainstream. <strong>Das</strong> lag natürlich an ihrer<br />
kurzen Zeit beim legendären Synthie-<br />
Pop-Duo Yazoo, aber auch danach legte<br />
sie eine fulminante Solo-Karriere hin.<br />
Ihre soulige, raue Stimme macht sie unverwechselbar.<br />
Und – das ist nicht zu unterschätzen<br />
– sie machte dicken weißen<br />
Mädchen Hoffnung, mehr im Leben erreichen<br />
zu können als die ewige Freakrolle.<br />
Nach ihrer Pop-Karriere wechselte<br />
Moyet ins Musical und machte sich dort<br />
einen Namen, als die meisten ihrer 80er-Kolleginnen schon Baumärkte eröffneten oder wegen<br />
Insolvenz in TV-Realityshows einsaßen. Mit „The Minutes“ ist Moyet vielleicht kein großer<br />
Wurf der Selbstneuerfindung gelungen, aber sie hat ein solides, abwechslungsreiches und kurzweiliges<br />
Album geschrieben, das stellenweise an ihre Zeiten bei Yazoo anknüpft, manchmal<br />
sogar nach Madonna klingt und sich immer wie eine typische Alison-Moyet-Platte anfühlt:<br />
samtig und poppig elegant.<br />
sk<br />
„Ten Minutes“ (Cooking Vinyl),<br />
http://alisonmoyet.com<br />
63<br />
Foto: Presse
BUCH<br />
Aufwachsen in einer anderen Welt<br />
Skaterbois zwischen Geschlechterchaos und Subkultur<br />
Der österreichische Verlag Zaglossus ließ<br />
sich bei seiner Namensgebung von der<br />
lateinischen Bezeichnung des Langschnabeligels<br />
inspirieren. Ein Tier, das biologische<br />
Klassifizierungen sprengt (ein eierlegendes<br />
Säugetier) und daher die perfekte Metapher <strong>für</strong> das<br />
Verlagsprogramm bietet: Denn hier wird Literatur<br />
verlegt, die neue Blickrichtungen eröffnen,<br />
Scheuklappen vermeiden und vor allem Vielfalt<br />
darstellen will.<br />
All das findet sich in dem Debüt einer jungen amerikanischen<br />
Autorin, die weiß, wovon sie schreibt:<br />
Herzschmerz, Geldsorgen, die Suche nach der großen<br />
Liebe und dem passenden Lebensentwurf weit<br />
ab der Gendernorm. Die Icherzählerin Georgie<br />
beobachtet in „Bio*hood“ ebenso unverkrampft<br />
wie persönlich Verhältnisse und Veränderungen<br />
innerhalb ihrer „Crew“: Da ist beispielsweise<br />
Soda, die sich entscheiden wird, von einer Sie zu<br />
einem Er zu werden, oder Georgies beste Freundin<br />
Cruzer, die sich immer weiter von ihr entfernt.<br />
Da geben Affären, Geliebte oder Zufallsbekanntschaften<br />
dem Leben eine neue Richtung – so lässt<br />
sich Georgie <strong>für</strong> einen Job die Haare wachsen,<br />
wird zur Femme mit allem, was dazugehört, und<br />
begleitet diese Veränderung mit einem neugierigen,<br />
nicht selten amüsierten Blick.<br />
Ein wenig gewöhnungsbedürftig liest sich der<br />
Gender Gap (wie beispielsweise bei Freund_innen)<br />
und sorgt zunächst <strong>für</strong> ein eher stolperndes<br />
Lesen. Auf der anderen Seite setzt diese stilistische<br />
Eigenheit schließlich immer dann eine Zäsur,<br />
wenn es um gewohnte Geschlechterzuschreibungen<br />
geht. Und passt daher sehr gut zum Inhalt. Erfrischend,<br />
ungewöhnlich und absolut empfehlenswert!<br />
sv<br />
Rhiannon Argo: „Boi*hood“,<br />
Zaglossus, 300 Seiten, 17,95 Euro<br />
Foto: Amos Mac<br />
Verlieren, um zu gewinnen<br />
Karen-Susan Fessels neuer<br />
Roman „Was du willst“<br />
Jona hat alles, was sie will – meint sie. Seit<br />
Jahren ist sie mit Sille in einer stabilen Beziehung,<br />
beide haben ihre eigene Wohnung<br />
und ihren Beruf, durch die sie sich nicht häufig<br />
sehen, aber sie leben zufrieden mit- und nebeneinander.<br />
Doch dann trifft Jona die eine Frau,<br />
die alles Bisherige <strong>für</strong> sie infrage stellt. Obwohl es<br />
eigentlich Liebe auf den ersten Blick ist, will Jona<br />
das Vertraute, das sie hat, da<strong>für</strong> nicht riskieren und<br />
so bleibt es bei einer kurzen Affäre. Doch dann gerät<br />
Jonas Welt auch ohne ihr Zutun aus<br />
den Fugen, als sich Sille plötzlich von ihr trennt.<br />
Sprachlich aufs Wesentliche verdichtet, schildert<br />
Karen-Susan Fessel die Gefühlswelt ihrer Pro tagonistin<br />
intensiv, auch wenn man sich beim Lesen<br />
manchmal noch mehr erzählerischen Raum <strong>für</strong> Jonas<br />
Erleben von Trennung und Verlust wünscht. In<br />
jedem Fall gelingt der Autorin aber mit „Was du<br />
willst“ ein kompakter wie einfühlsamer Roman, in<br />
dem es weniger um neue<br />
Verliebtheit geht, als vielmehr<br />
darum, das, was man wirklich<br />
will, auch zu leben.<br />
Claudia Lindner<br />
Karen-Susan Fessel:<br />
„Was du willst“, Querverlag,<br />
134 Seiten, 12,90 Euro<br />
64 L-MAG
Wenn die Mutter sich selbst vergisst<br />
BUCH<br />
Autobiografischer Comic<br />
über Alzheimer-Erkrankung<br />
Sarah Leavitts autobiografische Erinnerungen<br />
an ihre an Alzheimer erkrankte Mutter setzen<br />
sich mühelos mit einer Krankheit auseinander,<br />
die nicht gerade als Verkaufsschlager gelten<br />
dürfte. Und sie tut das in einer derart<br />
anrührenden, nahen und absolut ehrlichen Art und<br />
Weise, dass ich „<strong>Das</strong> große Durcheinander“ gerne<br />
jeder ans Herz legen würden. Vom Zeichenstil an<br />
Paige Braddocks „Jane’s World“ erinnernd, berichtet<br />
auch Sarah aus ihrem ganz normalen Leben:<br />
ihre Kinderängste, ihr erster Liebeskummer<br />
wegen einer Frau, ihr (etwas verunglücktes) Coming-out,<br />
die erste Situation, in der sich ihre Mutter<br />
seltsam benimmt … unterbrochen von Rückblenden,<br />
Erklärungen oder Perspektivwechsel. <strong>Das</strong><br />
liest sich dramaturgisch hier und da etwas holprig,<br />
ergibt aber im Großen und Ganzen eine wunderbar<br />
persönliche Beschäftigung mit einem Thema,<br />
das der Künstlerin eindeutig nahegeht. Und damit<br />
auch den Leserinnen. Einziges Problem des Buches<br />
ist das Label:<br />
Seit einigen Jahren<br />
existiert <strong>für</strong> das<br />
Medium Comic ein<br />
Begriff, der es <strong>für</strong><br />
den Mainstream<br />
adeln soll: „Graphic<br />
Novel“. Ursprünglich<br />
<strong>für</strong> eine abgeschlossene,<br />
illustrierte<br />
Geschichte<br />
im Buchformat gebraucht, gilt er inzwischen fast<br />
als Qualitätsmerkmal. Eine Graphic Novel verspricht<br />
Ernsthaftigkeit und ein wichtiges Thema<br />
und findet so auch ihren Platz in Verlagen, die<br />
streng genommen weder auf Comics spezialisiert<br />
sind noch ein Programm da<strong>für</strong> haben. Der Beltz<br />
Verlag beispielsweise ordnet „<strong>Das</strong> große Durcheinander“<br />
seiner Abteilung Ratgeber zu. Da bleibt zu<br />
hoffen, dass es dort nicht untergeht. sv<br />
Sarah Leavitt: „<strong>Das</strong> große Durcheinander“,<br />
Beltz, 128 Seiten, 19,95 Euro<br />
Himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt<br />
Zwei unmögliche Lieben in „Sarajevo in der Geliebten“<br />
L-MAG<br />
Anfangs winden sich die Sätze und erinnern<br />
eher an eine Doktorarbeit, als dass sie zum<br />
Schmökern einladen. Aber leichte Lesekost,<br />
die in Bosnien spielt, hätte angesichts der Geschichte<br />
des Balkanstaates kaum gepasst. Und sowieso<br />
haben Geschichten, in denen es um eine<br />
Liebesaffäre geht, die keine Zukunft hat, das<br />
Recht, schwermütig daherzukommen. <strong>Das</strong><br />
anspruchsvolle, philosophische Debüt von Melica<br />
Bešlija erzählt von zwei namenlosen Frauen, die<br />
aus Sarajevo stammen. Die Liebhaberin lebt heute<br />
in Wien; die Geliebte noch in der alten Heimatstadt.<br />
Dort begegneten sie sich im gemeinsamen<br />
Freundeskreis, sind elektrisiert voneinander, trinken<br />
zu viel Rotwein mit Cola und fallen überein -<br />
ander her. Doch die Chancen stehen eher schlecht:<br />
„Ich glaube nicht, dass die Unterschiedlichkeit unserer<br />
zwei Welten von dem Alltag getragen werden<br />
kann, möglicherweise kann sie aber etwas viel<br />
Höheres ergeben“, so die Liebhaberin. Die<br />
Geliebte ist zudem mit einem Mann verheiratet,<br />
hatte in den vergangenen Jahren etliche Liebschaften<br />
und liebt Sarajevo mehr als sich. So wandert<br />
dieser Roman durch eine zweite Herzensgeschichte<br />
– nämlich die mit der von den Bergen<br />
umzingelten Stadt, in der Homosexualität verachtet<br />
wird und Menschen stadtauswärts in ein schäbiges<br />
Hotel fahren, um geheime Lust und Leidenschaft<br />
auszuleben. 247 Seiten berührende Tiefschläge<br />
und Höhepunkte und mittendrin der poetische<br />
Versuch, zu definieren, was eine Geliebte<br />
überhaupt ist: „eine Frau, die man bis zum Endes<br />
seines Lebens nicht verabschieden<br />
kann“.<br />
Jana Schulze<br />
Melica Bešlija:<br />
„Sarajevo in<br />
der Geliebten“,<br />
edition atelier,<br />
247 Seiten, 19.95 Euro<br />
65
BUCH<br />
Kein<br />
bisschen leise<br />
<strong>Das</strong> „Lesbische Auge“<br />
schiebt eine Doppelnummer<br />
Auch dieses Jahr erscheint ein weiterer<br />
Band in der erotischen Reihe „Mein lesbisches<br />
Auge“ des Konkursbuchverlags.<br />
Streng genommen die zwölfte Ausgabe, kommt sie<br />
jedoch mit einer Doppelnummer daher: 12/13.<br />
Warum? Aus Ordnungsliebe – so entspricht die<br />
Nummer des Buches ab nun den letzten Ziffern des<br />
Erscheinungsjahres. In gewohnter Mischung aus<br />
Gemälden, Fotos, Poesie, fiktiven und biografischen<br />
Texten, ebenso realistisch wie absurd oder<br />
sexy, bietet auch dieser Band <strong>für</strong> jeden Geschmack<br />
etwas: Da sorgen beispielsweise ein kleiner Unfall<br />
und eine Migräne <strong>für</strong> überraschende Nähe und Sex<br />
am Morgen; eine Märchenprinzessin macht sich<br />
auf, das Lieben zu lernen, Myrthe schreibt ihrem<br />
liebsten Mitzerl von ihren Abenteuern bei und mit<br />
Madame und ...<br />
... mehr wird nicht verraten.<br />
sv<br />
Laura Méritt (Hg):<br />
„Mein lesbisches Auge“,<br />
Konkursbuchverlag,<br />
288 Seiten, 15,50 Euro<br />
Foto: Enrica Coltello<br />
Frauen auf dem Treibsand der Geschichte<br />
Familienroman und Identitätssuche aus weiblicher Sicht: „Sandberg“<br />
Im „nachdeutschen“ Waldenburg (jetzt<br />
Wałbrzych), im Dreiländereck zwischen<br />
Polen, Tschechien und Deutschland, sammeln<br />
sich nach dem Zweiten Weltkrieg Vertriebene und<br />
Umgesiedelte aus unterschiedlichsten östlichen<br />
Ländern und Regionen. Für sie werden die sozialistischen<br />
Plattenbauten auf dem Sandberg (Piaskowa<br />
Góra) errichtet. Eine der Familien, die voller<br />
Hoffnung dort einziehen, ist Familie Chmura:<br />
Jadzia, Stefan und Tochter Dominika. Diese ist<br />
der jüngste Teil einer Familiengeschichte, die<br />
Autorin Joanna Bator anhand der Mutter-Tochter-<br />
Verhältnisse erzählt. 1968 selbst in Wałbrzych geboren,<br />
entwirft sie so ein Panorama polnischer<br />
Geschichte des 20. Jahrhunderts. Es geht um<br />
Verluste und Entwurzelung, um Träume vom<br />
Schwiegersohn in Castrop-Rauxel und der<br />
„BeErDe“ an sich und darum, anders zu sein.<br />
Nicht die große männliche Politik, sondern Frauenschicksale<br />
in der Provinz im Brennglas Plattenbau<br />
werden hier geschildert. Die Geschichte<br />
einer Identitätssuche wird dabei auch anhand von<br />
Dominika erzählt, die anders ist: nicht weich und<br />
blond, sondern hager und dunkel. Sie schwärmt<br />
<strong>für</strong> Boy George, hat eine lesbische Freundin und<br />
einen männlichen Kopf – einen <strong>für</strong> Mathematik<br />
nämlich. Geschickt verwebt die Autorin, kongenial<br />
übersetzt von Esther Kinsky, dabei die<br />
Lebenswege der Frauen ineinander. Nicht chronologisch,<br />
doch einer ganz eigenen Logik folgend:<br />
Es sind Details, die das Buch durchziehen<br />
und Geschichten verbinden – Motive, Gegenstände,<br />
vor allem Gerüche: Essig, Bananen. Ostparfüms<br />
(Roter Mohn) werden von Westdüften<br />
(Grüner Apfel) abgelöst, bis schließlich die Mauer<br />
fällt und die Risse (nicht nur) im Plattenbau nicht<br />
mehr zu flicken sind. Ein ungewöhnliches, gewaltiges,<br />
sprachwitziges und zugleich schicksalschweres<br />
Buch.<br />
Doro Martin<br />
Joanna Bator:<br />
„Sandberg“,<br />
Suhrkamp, 492 Seiten,<br />
11,99 Euro<br />
66 L-MAG
Lesbisches Traumschiff<br />
Viel Wasser, viel Gefühl und ein Schuss Sommer in „Liebe in Sicht“<br />
Was könnte verlockender sein, als dem<br />
kalten Winter auf einer Kreuzfahrt in<br />
die Karibik zu entfliehen? Wenn sechs<br />
<strong>Lesben</strong> gemeinsam auf eine Tour nach Puerto Rico<br />
und den Bahamas aufbrechen, sind Liebes-Irrungen<br />
und Wirrungen allerdings vorprogrammiert.<br />
Liebe ist hier sehr schnell in Sicht: Die bezaubernde<br />
Femme Natalie Chapman hat es sich in den<br />
Kopf gesetzt, ihre Geschäftspartnerin und ehemalige<br />
Geliebte Didi zurückzugewinnen – auch wenn<br />
diese mit neuer Freundin an Bord ist. Da kommt<br />
ihr ihre Zimmergenossin, Kelly Ridenour, Ex-Soldatin<br />
und Bilderbuch-Butch (oder „Top“, wie es<br />
hier ganz amerikanisch heißt) gerade recht. Eingeweiht<br />
in die Intrige, zieht Kelly alle Register und<br />
Natalie muss sich schließlich entscheiden … Ein<br />
vergnüglicher Roman der Lambda-Award-Gewinnerin<br />
KG MacGregor, der die Annäherung der<br />
beiden unterschiedlichen Frauen äußerst unterhaltsam,<br />
wenn auch sehr amerikanisch erzählt und Lust<br />
auf Sommerreisen macht.<br />
Doro Martin<br />
KG MacGregor:<br />
„Liebe in Sicht“,<br />
Krug & Schadenberg,<br />
304 Seiten, 16,90 Euro<br />
Mitten aus dem Herzen<br />
der Finsternis<br />
Die „Afrikanischen Schriften“ von Annemarie Schwarzenbach<br />
<strong>Das</strong> Leben der Schweizer Schriftstellerin Annemarie<br />
Schwarzenbach (1908 – 1942) ist atemberaubend<br />
tragisch: geboren in eine reiche Industriellenfamilie,<br />
Tochter einer mit dem Faschismus sympathisierenden,<br />
lesbischen Mutter, meistens unglücklich – unter<br />
anderem in Erika Mann – verliebt, außergewöhnlich<br />
attraktiv, schwer drogenabhängig und mit einem<br />
unfassbaren Schreibtalent gesegnet, das sich aus den<br />
genannten Gründen nie so ganz entfalten konnte.<br />
Und weil Schwarzenbach mit nur 34 Jahren an den<br />
Folgen eines Fahrradunfalls starb, spricht man von<br />
ihren Schriften aus den 40ern als ihrem „Spätwerk“.<br />
Beim Schweizer Chronos-Verlag wurden ihre<br />
Reportagen, Gedichte, autobiografischen Notizen<br />
sowie die lyrische Umarbeitung ihres Romans „<strong>Das</strong><br />
Wunder des Baums“ (erstveröffentlicht 2011) in dem<br />
Band „Afrikanische Schriften“ zusammengestellt<br />
und geben Einblick in die allerletzte Schaffensphase<br />
während ihrer Afrika-Reise 1941/42. Viele der Texte,<br />
die zum Teil <strong>für</strong> Schweizer Zeitungen geschrieben<br />
wurden, wurden nur dort einmalig veröffentlicht.<br />
Kennerinnen des bisher publizierten Werkes Schwarzenbachs<br />
werden auf eine gereifte Reisejournalistin<br />
und Persönlichkeit treffen, die im Begriff ist, alle<br />
Hemmnisse ihres Talentes über Bord zu werfen und<br />
gestärkt und selbstsicher an Land zu gehen, um sich<br />
Familie, Faschismus und emotionaler Überbedürftigkeit<br />
entgegenzustellen und endlich eine Jahrhundertschriftstellerin<br />
zu werden. Neueinsteigerinnen in<br />
den Schwarzenbach-Kosmos liegt ein Band mit<br />
hervorragenden Reportagen eines längst vergangenen<br />
Afrikas und intimen Einsichten in eine Autorin vor,<br />
der immer etwas dazwischenkam: die Liebe, der<br />
Krieg und am Ende ein simples<br />
Fahrrad.<br />
sk<br />
Annemarie Schwarzenbach:<br />
„Afrikanische Schriften“,<br />
Chronos, 336 Seiten,<br />
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<strong>Lesben</strong>beratung@mhc-hamburg.de<br />
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Regenbogenfamilien Göttingen –<br />
Austausch und vieles mehr von<br />
Regenbogeneltern und solchen,<br />
die es werden wollen:<br />
www.regenbogenfamiliengoettingen.de<br />
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Schwule mit Kindern und Kinderwunsch<br />
– jeden 2. So im Monat von<br />
15-18h – Kortumstr. 143, Bochum<br />
www.rosastrippe.de/kinder<br />
Plz 7<br />
Raum Stuttgart Schwuler Mann,<br />
42, Akademiker, möchte gern im<br />
Rahmen einer Regenbogenfamilie<br />
Vater werden. mail:<br />
1971971(at)gmx.de<br />
Verschiedenes Suche<br />
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„Ja, Sie will“. Habt Ihr Tipps <strong>für</strong><br />
ein schönes o. ausgefallenes Standesamt<br />
in D? Wir sind gespannt<br />
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Ich suche 2.Ausgabe der L.MAG.<br />
Wer diese verkaufen möchte bitte<br />
schreiben an: scope3@gmx.de.<br />
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Ich suche die 2.Ausgabe/Herbst<br />
2003 der L.MAG. Wer sie mir verkaufen<br />
möchte, bitte schreiben an:<br />
scope3@gmx.de. Danke!!<br />
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Freundschaft, spontane Unternehmungen<br />
(Kino, Kneipe o.ä.)im<br />
Raum HL. pamsus8274@web.de<br />
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Interessantes Hochzeitspaar <strong>für</strong><br />
Projekt von zwei Profifotografen<br />
gesucht. Die entstandenen Bilder<br />
werden dem Paar kostenlos zur Verfügung<br />
gestellt. 0176-21995097 /<br />
0171-5454914<br />
Unterricht<br />
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Hand – in Kleinstgruppen oder<br />
ganz individuell. Mit positiver<br />
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Hilfe bei<br />
Dämmung einer Dach- und Kellerdecke<br />
in 12623 bln. Kontakt –<br />
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räumen – umzüge organisieren –<br />
packen – gestalten – malern –<br />
mach’ ich alles <strong>für</strong> dich – iris –<br />
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Gesundheit/Wellness<br />
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Schönhauser Allee 124,<br />
10437 Berlin<br />
Tel.: 030-87 33 69 80<br />
www.anakoluth.de<br />
Eisenherz<br />
Lietzenburger Str. 9a,<br />
10789 Berlin<br />
Tel.: 030-313 99 36<br />
www.prinz-eisenherz.com<br />
Darmstadt<br />
Buchhandlung Lesezeichen<br />
Liebfrauenstr. 69,<br />
64289 Darmstadt<br />
Tel.: 06151-96 77 957<br />
www.lesezeichen-darmstadt.de<br />
Dresden<br />
Pusteblume<br />
Pulsnitzer Str. 1,<br />
01099 Dresden<br />
Tel.: 0351-802 78 80<br />
www.pusteblume-buchhandlung.de<br />
Frankfurt/Main<br />
Oscar Wilde<br />
Alte Gasse 51, 60313<br />
Frankfurt/Main,<br />
Tel.: 069-2812 60<br />
www.oscar-wilde.de<br />
Hamburg<br />
Frauenschwarm @<br />
Buchladen Männerschwarm<br />
Lange Reihe 102,<br />
20099 Hamburg<br />
Gruß & Kuss<br />
Plz 2<br />
Du bist ein Teil von mir! Jahre<br />
sind vergangen. Unsere Liebe war<br />
eingefroren. Jetzt blüht unsere Liebe<br />
wieder auf ... <strong>Das</strong> ist ein Zeichen..<br />
Kuss NJ<br />
Muckel, du machst mich jeden<br />
Tag glücklich. Ich liebe Dich über<br />
alles. Dein Haselmaus Mädchen<br />
Schnute Mäuschen Mäulchen<br />
Plz 4<br />
Am 06.06.2013 sagen wir JA!<br />
Mein Goldschatz ich liebe dich<br />
mehr als du dir vorstellen kannst<br />
und ich freue auf unsere Zukunft<br />
dein Knuffikuss.<br />
Tel.: 040-43 60 93<br />
www.frauenschwarm.net<br />
Mannheim<br />
Frauenbuchladen Xanthippe<br />
T3,4, 68161 Mannheim,<br />
Tel.: 0621/21663<br />
www.frauenbuchladenxanthippe.de<br />
München<br />
Lillemors Frauenbuchladen<br />
Barerstraße 70, 80799<br />
München<br />
Tel. 089-2721205<br />
www.frauenliteratur.de<br />
Stuttgart<br />
Erlkönig<br />
Nesenbachstr. 52, 70178<br />
Stuttgart<br />
Tel.: 0711-63 91 39<br />
www.buchladen-erlkoenig.de<br />
Tübingen<br />
Frauenbuchladen Thalestris<br />
Bursagasse 2, 72070 Tübingen<br />
Tel.: 07071-265 90<br />
www.frauenbuchladen.net<br />
SCHUSCH bald tragen wir den<br />
gleichen Namen, unsere kleine Familie<br />
macht mich glücklich und du<br />
machst mich stolz. Ich liebe dich<br />
dein PAUL<br />
Hey Baby! <strong>Das</strong> Leben mit dir ist<br />
wunderschön! Mit unserer neuen<br />
Wohnung ist unser Glück komplett!!<br />
Ich liebe DICH und gebe dich und<br />
Emma nicht mehr her!!<br />
Plz 6<br />
Schnucki & Schnukki...danke <strong>für</strong><br />
2 1/2 Jahre Mit dir wird jeder Tag<br />
besonders und jeder Moment einzigartig.<br />
Egal wohin, mit dir – auf jeden<br />
Fall.<br />
Zippi-T & Kadda, Dirdy & Jacqi,<br />
Subby & Janni, Schnucki & Zippi-<br />
Anwältinnen<br />
Barbara Wessel<br />
Christina Clemm<br />
auch Fachanwältin <strong>für</strong> Strafrecht<br />
Yorckstrasse 80 | 10965 Berlin<br />
U-BHF Mehringdamm<br />
Tel 030. 62 20 17 48<br />
buero@anwaeltinnen-kreuzberg.de<br />
www.anwaeltinnen-kreuzberg.de<br />
Lebenspartnerschaften<br />
und Familienrecht<br />
Aufenthalts- und Asylrecht<br />
Strafrecht<br />
Gewaltschutz/Stalking<br />
L-MAG<br />
69
KLEINANZEIGEN<br />
Deine Kleinanzeige in L-MAG<br />
Mein Text:<br />
Privatanzeigen bis hierher kostenlos (nicht gewerblich), mit Chiffre: 5 €, Gewerbliches<br />
je Zeile (30 Zeichen) 5 €, mit Chiffre: + 5 €<br />
m Bargeld/Scheck liegt bei<br />
Meine Anschrift<br />
Name<br />
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E-Mail-Adresse<br />
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Ich ermächtige Special Media SDL GmbH widerruflich, den Betrag von folgendem<br />
Konto abzubuchen:<br />
Kontoinhaber/-in:<br />
Konto-Nr.<br />
Datum/Unterschrift:<br />
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Meine Anzeige unter der PLZ __ in der Rubrik<br />
m Aktivitäten<br />
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m Immobilien<br />
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m Wohnung suche m Musik<br />
m Gesundheit/ m Mitfahrgelegenheit<br />
Technik<br />
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m Familie<br />
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Wie antworte ich auf eine Chiffre-Kleinanzeige?<br />
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im inneren Umschlag<br />
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ausreichend frankieren!<br />
Coupon schicken an:<br />
Special Media SDL GmbH, L-MAG Kleinanzeigen<br />
Ritterstraße 3, 10969 Berlin<br />
oder per Fax an 030-23 55 39 19,<br />
oder E-Mail: kleinanzeigen@l-mag.de<br />
Fragen zu Kleinanzeigen werden nicht telefonisch entgegen genommen<br />
Kleinanzeigen online aufgeben unter: l-mag.de/kleinanzeigen<br />
Annahmeschluss <strong>für</strong> die nächste Ausgabe ist der 01.06.2013<br />
J< L-Beach 2013 wir kommen! Wir<br />
freuen uns auf ein grandioses Wochenende<br />
mit Euch.<br />
Danke <strong>für</strong> die wunderschönen 3<br />
Jahre. Egal wie schwer es war, wir<br />
haben alles zusammen gemeistert.<br />
Ich liebe dich so unbeschreiblich.<br />
IMMER -Josie<br />
Schilatzionis! Ich wünsche dir alles<br />
Liebe & Gute zum Geburtstag! Ich<br />
liebe dich & will noch viele weitere<br />
Jahre mit dir verbringen! *kuss*<br />
Schilatzio<br />
Liebe<br />
Überall<br />
45 jährige feminine<br />
Krankengymnastin,<br />
möchte<br />
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gerne ausnutzen, lebe noch zu Hause,<br />
weil ich mich nicht abnabeln<br />
kann oder aus Bequemlichkeit, suche<br />
Frau, die unerreichbar ist, mir<br />
das Herz bricht und mich ausnutzt,<br />
gerne auch heterosexuell.<br />
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Gibt es DICH? Wenn ja, trau dich!<br />
Ich (36,blond,mask.,Kind) suche<br />
immer am falschen Ort. Meld Dich,<br />
wenn du es bist. iro76@gmx.de<br />
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humorvoll melde dich!<br />
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DIE ZEIT IST DA Feminine Sie<br />
(49 J.,173 cm) mit tierischem Anhang<br />
sucht Dich (40 – 55 J., feminin).<br />
Du hast Niveau, bist vielseitig<br />
interessiert und aufgeschlossen, bereit<br />
Neues und Verrücktes zu erle-<br />
ben. <strong>Mag</strong>st gute Gespräche und hast<br />
Lust auf neue Begegnungen ?<br />
Freue mich auf Deine Antwort.<br />
Chiffre: 5697<br />
Plz 4<br />
Liebe + Freundschaft, existieren<br />
nicht in dieser Welt, somit gründe<br />
ich meine eigene. <strong>Mag</strong>st Du 43-<br />
52J., lesb., ein Teil darin sein?<br />
Chiffre: 5687<br />
Plz 5<br />
Ich (w/33/1,66m/normale Figur),<br />
unternehmenslustig, warmherzig,<br />
naturliebend, humorvoll und treu –<br />
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harmonische Beziehung. Ich freue<br />
mich auf eure Zuschriften (gern<br />
auch mit Foto ) … Nur Mut!<br />
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Wanted – 51J sucht einfühlsame<br />
Sie, tierlieb, Romantik, Treue, ganz<br />
wichtig, trau Dich bitte SMS oder<br />
Anruf 0177-7557882<br />
Plz 6<br />
Niveauvolle, romantische, attr.,<br />
sportl., gepfl., 177 cm, NR, fem. Sie<br />
sucht dich fem. bis 45 J., zum Aufbau<br />
einer Beziehung mit Vertrauen.<br />
ba.schultz@hotmail.de<br />
Jetzt ist Schluß! Ich kann nicht<br />
länger zusehen, wie sich meine beste<br />
Freundin (41,fem.) tapfer durch<br />
ihr Singleleben schlägt. Wenn Du<br />
(fem.) im Raum Mannheim lebst,<br />
um die 40 bist, gern lachst, gern<br />
reist und Sport <strong>für</strong> Dich kein<br />
Fremdwort ist, solltest Du es versuchen!<br />
Ich halte mich ab jetzt raus.<br />
Chiffre: 5683<br />
Sie 43 J. sportl,schlank und stud.<br />
sucht interessante attr. Sie <strong>für</strong> ein<br />
harmonisches Miteinander. Freu<br />
mich von Dir zu lesen –<br />
feuerblume999@yahoo.de<br />
Ich(40) mask., trotz Übergew.<br />
sportl. +“ein wenig“ fußballverr.,<br />
suche eine Frau <strong>für</strong> eine Bezieh. in<br />
der jede sie selbst bleibt, die Mischung<br />
aus geben + nehmen stimmt<br />
und in der wir „zusammen“ kritische<br />
Situationen meistern, sowie die<br />
schönen Momente genießen. Keine<br />
Tiere! Keine Fernbez. -Raum DA<br />
(bis 50km) Chiffre: 5689<br />
Vielleicht suchst Du mich? Attraktive,<br />
schlanke, stud. sportl. Sie<br />
(42J.) sucht interessante, gebildete<br />
Frau mit Herz. Raum HD/MA<br />
feuerblume999@yahoo.de<br />
Ich suche dich, wenn... ich dich<br />
wärmen darf, wenn du frierst... ich<br />
dich beschützen darf, wenn du<br />
Angst hast... ich dich pflegen darf,<br />
wenn du krank bist... wir gemeinsam<br />
lachen und weinen... wir uns<br />
gemeinsam Sonnenauf- und untergänge<br />
anschauen... wir auch mal gemütlich<br />
im Kerzenschein auf der<br />
Couch liegen... wir gemeinsam<br />
Pferde stehlen... du gerne mit einem<br />
Lächeln aufgeweckt werden möchtest...<br />
du dich freust, wenn es Frühstück<br />
ans Bett gibt... wir gute und<br />
tiefsinnige Gespräche führen können<br />
wir gemeinsam Schneemänner<br />
bauen und Schneeballschlachten<br />
machen... wenn Du zwischen 40-50<br />
Jahre alt bist Dann meld Dich<br />
tierliebe61@yahoo.de<br />
Hallo, ich suche eine nette Sie, um<br />
gemeinsam den Sommer zu geniessen.<br />
Bin 46 mit XXL-Figur. Ich fahre<br />
gerne E-Bike, gehe spazieren,<br />
mag gemütliche Abende auf der<br />
Couch; gehe aber auch sehr gerne<br />
aus. Freue mich auf Deine E-Mail;<br />
gerne Raum HG, FB<br />
skorana44@gmx.de<br />
Lesbe sucht Lesbe, Sie solo, such<br />
zärtliche Freundin <strong>für</strong> eine Beziehung.<br />
Bild wäre nett, freue mich.<br />
Keine SMS, keine e-Mail, nur<br />
postadresse. Chiffre: 5173<br />
Frauenreiseziele und Reisebüros<br />
PLZ 1<br />
Frauenbildungsstätte Franzenhof,<br />
16269 Wriezen,<br />
Tel: 033456 - 715 22, Fax: 033456<br />
- 700 51, www.franzenhof.de,<br />
info@franzenhof.de,<br />
Vollpension/ Selbstversorgung/<br />
Ferienaufenthalte (teilw. rollstuhl -<br />
befahrbar). Ca. 90 Seminare pro<br />
Jahr ermöglichen Kompetenzerweiterung<br />
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18109 Rostock,<br />
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<strong>Das</strong> Frankfurter Restaurant Exil – Rückzugsort <strong>für</strong> Feinschmeckerinnen<br />
Menschen aus rund 170 Nationen leben in Frankfurt<br />
am Main, wie die Servicewebsite der hessischen<br />
Stadt stolz vermeldet. International inspiriert<br />
ist auch die Frische-Küche zum Niederknien des<br />
Gourmettempels Exil, der im Gegensatz zu seinem<br />
Namen gut erreichbar, wenn auch eher unauffällig<br />
in der Mercatorstraße zu finden ist.<br />
Aber womöglich sollte man unter dem Namen des<br />
Restaurants auch eher einen „Zufluchtsort“ verstehen,<br />
denn die Gäste empfängt schon beim Eintreten<br />
ein warmes Willkommen, der Raum wirkt<br />
spürbar liebevoll dekoriert. Und damit zeigt sich<br />
auch schon das Erfolgsrezept des Restaurants – seit<br />
16 Jahren: Beate Hüller und Frank Küppers<br />
höchstpersönlich. Beide leben mit Leidenschaft ihr<br />
Können und das vermittelt sich durchweg in Küche,<br />
Service, Ambiente und Atmosphäre.<br />
Bei der Arbeit lernten die beiden sich kennen und<br />
schätzen, zu Zeiten, als in der Küche dieselbe<br />
eiserne Regel galt wie im Fußball: „Homosexuelle<br />
gibt’s hier nicht.“ Dagegen setzten Beate und<br />
Frank ihre eigene Devise: „Die Freiheit nehme ich<br />
mir!“, beschlossen sie und verwirklichten ihre Vorstellungen<br />
in einem eigenen Betrieb. Sie gingen in<br />
ihr Exil, daher also der Name. Explizit <strong>für</strong> die<br />
Szene war das Restaurant zwar nie gedacht, aber<br />
„<strong>für</strong> alle verzauberten Menschen war Beate einfach<br />
schon immer der <strong>Mag</strong>net“, sagt Frank<br />
schmunzelnd, „sie ist an allem schuld!“. Die<br />
Hotelfachfrau besetzt den kreativen Part des Duos:<br />
Ihre Expertise am Herd bringt sie von Haus aus<br />
mit, dazu langjährige Erfahrung als Selbstständige<br />
in München. Zu ihren Spezialitäten gehört auch,<br />
„es ein bisschen nett zu machen“, wie sie es nennt.<br />
Ein beseeltes Lokal – in Frankfurt tatsächlich eine<br />
Seltenheit! Ihr Geschäftspartner Frank hat sein<br />
Handwerk als Koch von der Pike auf gelernt und<br />
obendrein eine klassisch-französische Ausbildung<br />
absolviert. Er hat unter großen Namen und in der<br />
Gourmetküche Erfahrungen gesammelt. Daher<br />
vereint ihr Restaurant Elemente der klassisch-deutschen,<br />
der französischen und mediterranen Küche.<br />
Genießen auf hohem Qualitätsniveau, ohne abgehoben<br />
zu sein.<br />
Vor allem legt die Exil-Küche Wert auf Frische.<br />
Man findet wohl kaum ein reichhaltigeres tagesfrisches<br />
Angebot an Gemüse, Fisch, Salaten & Co.,<br />
auch die Knödel sind handgemacht. Die täglich<br />
wechselnde Abendkarte präsentiert eine enorme<br />
Palette an Kreationen der jeweiligen Jahreszeit.<br />
Daneben haben sich Lieblingsgerichte auf der<br />
Standardkarte eingebürgert, wie der Spinatsalat<br />
oder Apfelpfannkuchen.<br />
74<br />
Rezeptempfehlung aus dem Frankfurter Exil<br />
Moelleux au chocolat auf Bourbonvanillesauce<br />
Zutaten:<br />
125g Butter, 125g Bitter-Kuvertüre,<br />
3 Eigelb, 1 Vollei, 35g Zucker, 35g Grieß<br />
Schokolade im Wasserbad schmelzen (Vorsicht, nicht zu heiß werden<br />
lassen). Ebenso Butter weich werden lassen, bis sie cremig ist<br />
(Butterfett und Molke dürfen sich nicht getrennt haben). Eigelb, Ei,<br />
Zucker, Grieß zu einer homogenen Masse rühren. Geschmolzene Kuvertüre<br />
und Butter unterrühren, bis die Masse cremig, klümpchenfrei<br />
und glänzend ist. In ein gebuttertes und gezuckertes Förmchen füllen.<br />
Bei 180° ca. 12–13 Min. in den Backofen, danach auf Vanillesauce<br />
stürzen. Der Clou: der weiche Schokokern im Torteninneren.<br />
Guten Appetit!<br />
Der spezielle Gruß aus der Küche, rosa Linsen mit<br />
Cabanossi, klingt ebenso überraschend, wie er<br />
schmeckt, das Filet in Trüffelsauce ist ein Gedicht.<br />
Staunen, genießen, schwärmen möchte man, immer<br />
wieder, Gang <strong>für</strong> Gang. Spontan blinken alle<br />
möglichen Jubiläen, runden Geburtstage und Familienfeiern<br />
im Kalender, <strong>für</strong> die man das Exil-<br />
Catering anheuern oder gleich das ganze Restaurant<br />
mit seinen 48 Plätzen mieten könnte. Die Zeit<br />
dazwischen überbrückt man am besten mit Tischreservierungen.<br />
Die sind absolut notwendig. Denn<br />
das Exil ist nicht selten bis auf den letzten Stuhl<br />
ausgebucht. „Unsere Gäste stellen eine gute Mischung<br />
von Homos und Heteros dar ... aber der Anteil<br />
an <strong>Lesben</strong> ist in der letzten Zeit deutlich gewachsen,<br />
auch als Stammgäste“, erklärt Beate.<br />
Langhaarige Frauen mit Designer-Logo-Taschen<br />
gleiten vorbei. Der Aperol Spritz ist der beste der<br />
Stadt. Erst recht, wenn der kleine begrünte Innenhof<br />
mit südländischem Flair dazu aufmacht. Zum<br />
Glück hat das Exil ab Februar auch mittags geöffnet.<br />
Miriam Reith<br />
http://exil-frankfurt.de<br />
L-MAG
Links: Beate Hüller und Frank Küppers,<br />
die zwei Seelen des Frankfurter Restaurants<br />
Exil, das bekannt ist <strong>für</strong> frische<br />
Küche und unprätentiöses Ambiente<br />
alle Fotos: Renate Hoyer<br />
L-MAG<br />
75
Klatsch von<br />
Karin Schupp<br />
Foto: Ed Krieger<br />
Foto: Brigitte Dummer<br />
Ganz so Rock ’n’ Roll war’s dann doch nicht:<br />
Gossip-Sängerin Beth Ditto war in Portland<br />
verhaftet worden, nachdem sie betrunken aus einer<br />
Kneipe geflogen war und auf der Straße unter anderem<br />
„Obama, Obama“ (sie meinte bestimmt<br />
Michelle!) krakeelt hatte. Als falsch stellten sich<br />
aber angebliche Augenzeugenberichte heraus, sie<br />
habe zuvor dem Barkeeper kräftig ins Gemächt<br />
getreten. Tatsächlich wurde Ditto „nur“ wegen Ruhestörung<br />
zu einer Strafe von 435 Dollar verdonnert.<br />
„<strong>Das</strong> entspricht<br />
einem Bußgeld <strong>für</strong> zu<br />
schnelles Fahren“, betonte<br />
ihr Management.<br />
„Die Gerüchte von<br />
physischer Gewalt sind<br />
unwahr und waren<br />
nicht Teil der Vorwürfe.“<br />
1<br />
Lesbischere News<br />
kriegen wir von ihr<br />
nicht: Jodie Foster<br />
führt Regie bei einer<br />
Folge der neuen US-<br />
Fernsehserie „Orange<br />
is the New Black“, die den Titel „Lesbischer Antrag<br />
abgelehnt“ trägt. Die Serie basiert auf den<br />
wahren Knasterfahrungen einer bisexuellen PR-<br />
Managerin, die verknackt wurde, weil sie zehn<br />
Jahre zuvor <strong>für</strong> eine Drogendealerin, die ihre<br />
Loverin war, Geld gewaschen hatte. Ansonsten<br />
bleibt Jodie bei ihrem Credo: nichts Privates. So<br />
lehnte die zweifache Mutter den Vorschlag von<br />
Rosie O’Donnell, selbst Mutter von fünf Kindern<br />
(und in ihren wilden Zeiten übrigens mal mit<br />
L-Beach-2013-Star Sophie B. Hawkins (1) liiert),<br />
ab, gemeinsam ein Buch <strong>für</strong> lesbische Eltern zu<br />
schreiben. Geld spielt da keine Rolle: Letztes Jahr<br />
ließ Jodie bereits einen Verlag abblitzen, der ihr ein<br />
Millionenhonorar <strong>für</strong> ihre Memoiren angeboten<br />
hatte.<br />
2<br />
Foto: justjared.com<br />
Schön wär’s ja, aber die Beweislage ist dünn:<br />
Zuerst hängte das US-Klatschblatt National<br />
Enquirer Kristen Stewart (2, re.) eine Beziehung<br />
mit Katy Perrys lesbischer Assistentin Tamra Natisin<br />
(2, li.) an (verbürgt ist bisher nur, dass die beiden<br />
befreundet sind), dann konterte das<br />
Konkurrenzmagazin Star mit <strong>Lesben</strong>-Gerüchten<br />
über Jennifer Lawrence. Die partyfreudige<br />
Oscar-Gewinnerin ließ offenbar im Hawaii-Urlaub<br />
an der Hotelbar ein paar Männer abblitzen, hielt<br />
lieber mit einer Freundin Händchen und besuchte<br />
mit ihr einen Stripclub. Im Internet kommentierten<br />
Hetero-Frauen diesen Bericht (den bestimmt<br />
ein Mann geschrieben hat) so: „<strong>Das</strong> ist doch ein<br />
ganz normaler Mädels-Urlaub!“<br />
3<br />
Ist Michelle Shocked (3) homophob oder nicht?<br />
Weiß sie es selbst? Die Folk-Musikerin, die in den<br />
späten 80ern sehr erfolgreich war und bislang als<br />
bi galt, rief während eines Konzerts in San Francisco<br />
Sätze wie „Ich lebe in Angst, dass die Welt<br />
zerstört wird, wenn Homosexuelle heiraten dürfen“<br />
ins protestierende Publikum. Nachdem<br />
daraufhin Veranstalter Auftritte von ihr absagten,<br />
ruderte die tiefgläubige Christin zurück. In einem<br />
TV-Interview bei CNN erklärte sie, dass sie „absolut<br />
nicht homophob“ sei und <strong>für</strong> die Homo-Ehe<br />
eintrete, fügte aber kryptisch hinzu: „Aber ich<br />
denke nicht, dass die Wahrheit so einfach gestrickt<br />
ist. Sie liegt in der Nuance und die ist völlig verloren<br />
gegangen.“<br />
Oder vielleicht sind<br />
auch ihre Medikamente<br />
einfach nicht<br />
richtig eingestellt?<br />
Während einige „The<br />
L Word“-Stars neue<br />
Wege gehen – Leisha<br />
Hailey (Alice) nimmt<br />
mit ihrer Band Uh<br />
Huh Her gerade ein<br />
Dance-Album auf<br />
und Laurel Holloman<br />
(4) (Tina) stellt 4<br />
Foto: hdwallpaperspot.com<br />
Foto: silencio.fr<br />
5<br />
ihre Bilder noch bis 23. Juni im Berliner Palazzo<br />
Italia aus –, sind Jennifer Beals und „The L<br />
Word“-Produzentin Ilene Chaiken wieder in einer<br />
Fernsehserie vereint. „Westside“ verspricht allerdings<br />
nichts Lesbisches: Beals spielt die Matriarchin<br />
einer Familie (also wahrscheinlich Bette in<br />
Hetero), die mit einem anderen Clan verfeindet ist.<br />
Während „Westside“ erst noch gedreht wird, ist<br />
ihre Ex-Kollegin Mia Kirshner (5) (Jenny) bereits<br />
auf unseren Bildschirmen zu sehen: als Puffmutter<br />
in der Science-Fiction-Serie „Defiance“ (seit<br />
15. April beim Pay TV-Sender Syfy). „Es war mir<br />
extrem wichtig, dass<br />
das kein Ort ist, wo<br />
Frauen sich Männern<br />
unterwerfen“, sagte<br />
sie bei einer Pressekonferenz<br />
über ihr TV-<br />
Bordell und versprach<br />
außerdem, dass die<br />
Serie „auf jeden Fall<br />
auch Frauen mit<br />
Frauen und Männer<br />
mit Männern“ biete.<br />
„Wir sind Helden“-<br />
Sängerin Judith Holofernes<br />
(6) macht sich<br />
6<br />
<strong>für</strong> Regenbogenfamilien stark. „Als Tochter einer<br />
lesbischen Mutter kann ich tatsächlich meine Gitarre<br />
spielenden, Songs schreibenden, Nachwuchs<br />
fütternden Hände da<strong>für</strong> ins Feuer legen, dass aus<br />
Kindern aus ‚Nicht-Standard-Familien‘ sehr wohl<br />
was werden kann. Zum Beispiel ziemlich quietschfidele<br />
Künstler – aber ganz bestimmt auch irgendwas<br />
Bürgerlicheres, falls euch das umtreibt“,<br />
schrieb die Frontfrau der pausierenden Band in<br />
ihren Blog und warb <strong>für</strong> die Aktion „Wir sind Familie“,<br />
die Akzeptanz <strong>für</strong> das Thema schaffen will.<br />
Für Holofernes ist das Engagement nicht neu,<br />
schon 2004 sagte sie der taz über ihre Herkunft:<br />
„Ich habe schon als Kind gewusst, dass alles in<br />
Ordnung ist, wenn die Liebe da ist.“<br />
Foto: fanpop.com<br />
Foto: Presse<br />
76 L-MAG
SEXUALITÄT<br />
Foto: Mohamed Abd El Ghany / Reuters<br />
Nach der Revolution zurück an den Herd<br />
Die Wissenschaftlerin Shereen El Feki hat das Liebesleben in der arabischen Welt untersucht.<br />
<strong>Lesben</strong> kämpfen dort vor allem <strong>für</strong> ihre Rechte als Frauen<br />
Shereen El Feki wuchs als Tochter eines Ägypters und einer<br />
Britin in Kanada auf. Sie promovierte in Medizin und war stellvertretende<br />
Vorsitzende der von der UN eingesetzten „Global<br />
Commission on HIV and the Law“. Als Journalistin arbeitete sie<br />
<strong>für</strong> Al-Dschasira und den Economist.<br />
Ihr Buch „Sex und die Zitadelle. Liebesleben in der sich<br />
wandelnden arabischen Welt“ ist im Februar erschienen.<br />
<strong>Das</strong> Verhältnis der arabischen Völker zur Sexualität ist<br />
<strong>für</strong> sie ein Schlüssel zum Verständnis des Arabischen<br />
Frühlings. Neben den politischen und ökonomischen<br />
Umbrüchen gibt es den privaten Aufstand junger Frauen<br />
und Männer gegen die patriarchale Familienordnung. In<br />
El Fekis Augen gelingt diese sexuelle Befreiung nur,<br />
wenn die Besonderheiten arabischer Kultur berücksichtigt<br />
werden.<br />
Mit L-MAG sprach Shereen El Feki über die besondere<br />
Situation von lesbischen Frauen in der arabischen Welt.<br />
L-MAG: Frau El Feki, um die sexuelle Kultur zu<br />
untersuchen, haben Sie fünf Jahre lang arabische<br />
Länder bereist. Was hat Sie überrascht?<br />
Autorin Shereen El Feki<br />
Shereen El Feki: Ich war erstaunt, wie offen die Menschen mit mir<br />
geredet haben. Wir glauben ja, dass die Region bei diesen Fragen verschlossen<br />
ist. Ich habe viele Frauen und Männer getroffen, die sich <strong>für</strong><br />
sexuelle Aufklärung einsetzen. Es gibt Projekte <strong>für</strong> unverheiratete<br />
Mütter, <strong>für</strong> Sexarbeiter oder <strong>für</strong> Menschen, die außerhalb heterosexueller<br />
Normen leben.<br />
Wo<strong>für</strong> setzen sich queer Aktivisten ein?<br />
Zunächst einmal bezeichnen sich nicht alle, die gleichgeschlechtlichen<br />
Sex haben, als schwul, lesbisch oder queer.<br />
Aber selbst die, die es tun und in den wenigen NGOs arbeiten,<br />
die Homosexuelle unterstützen, setzen sich eher allgemein<br />
<strong>für</strong> Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit ein als<br />
<strong>für</strong> die speziellen Rechte Homosexueller.<br />
Also kein „Gay Pride“ in Ägypten?<br />
Viele Frauen und Männer, die ich kennengelernt habe und die<br />
jenseits der heterosexuellen Norm leben, achten die Grenzen,<br />
die ihr Glaube ihnen setzt. Es geht ihnen weniger um ein<br />
Coming-out als um die Freiheit, innerhalb der eigenen vier<br />
Wände zu tun, was ihnen beliebt. Ein schwuler Mann in<br />
Kairo hat es mir einmal so erklärt: „Ich würde keinen Mann<br />
auf der Straße küssen, weil dies ein islamisches Land ist.<br />
Foto: Kristof Arasim<br />
78<br />
L-MAG
Warum sollte ich auf meine Sexualität stolz sein? Ich will als Mensch<br />
respektiert werden, nicht als Schwuler.“<br />
Welche Rolle spielt dann sexuelle Identität?<br />
In der arabischen Kultur gibt es eine grundsätzliche Spannung zwischen<br />
der Identität des Einzelnen und den Forderungen der Familie. Man<br />
existiert nicht zuerst als Bürgerin oder Bürger, sondern als Tochter oder<br />
Sohn oder Ehefrau von anderen. Es ist schwer, eine sexuelle Identität zu<br />
entwickeln, wenn man gar keine individuelle Identität besitzt. Dazu<br />
kommt eine ganz eigene arabische Tradition von Homosexualität.<br />
Was ist das <strong>für</strong> eine Tradition?<br />
Wir haben eine lange Geschichte gleichgeschlechtlicher Liebe, trotz der<br />
Verbote im Islam. Die großen erotischen Dichter des 8. Jahrhunderts<br />
berichten detailreich über gleichgeschlechtliche Beziehungen. Nicht selten<br />
werden die Vorzüge gegenüber Heterosexualität betont. Diese literarische<br />
Tradition ist seit dem 19. Jahrhundert weitgehend verschwunden.<br />
Heute werden Schwule in Ägypten verhaftet. In den meisten<br />
arabischen Ländern gibt es Gesetze gegen Somodie, gegen vage definierte<br />
„homosexuelle Akte“ oder „widernatürlichen Geschlechtsverkehr“.<br />
Aber selbst wo es kein Verbot gibt, werden Schwule verfolgt. In<br />
Ägypten wird Homosexualität nicht per Gesetz kriminalisiert, trotzdem<br />
werden Schwule regelmäßig verhaftet und im Gefängnis vergewaltigt.<br />
Seit islamische Konservative an der Macht sind, ist die Aussicht auf<br />
offizielle Toleranz nicht gerade gestiegen.<br />
Trifft das auch <strong>für</strong> <strong>Lesben</strong> zu?<br />
Lesbische Frauen stehen seltener in der Schusslinie, weil viele Menschen<br />
Schwierigkeiten haben, sich lesbische Sexualität überhaupt vorzustellen.<br />
In der arabischen Geschichte waren <strong>Lesben</strong> allerdings nicht immer<br />
so unsichtbar. Der klassische arabische Ausdruck ist suhaqiyya – eine<br />
Frau, die sich an einer anderen Frau reibt. Der mittelalterliche Dichter<br />
Al-Tifashi schreibt zum Beispiel: „Diese Frauen lieben einander noch<br />
intensiver, als Männer es tun.“<br />
Wieso sind <strong>Lesben</strong> heute weniger sichtbar?<br />
Unabhängig von ihrer sexuellen Präferenz werden <strong>Lesben</strong> im arabischen<br />
Raum genauso diskriminiert wie andere Frauen. Schwule können<br />
bei den Eltern ausziehen, reisen, unverheiratet bleiben. Eine lesbische<br />
Frau hat es einmal so zusammengefasst: „Es ist entscheidend, ein Mann<br />
zu sein.“<br />
Im Moment werden Frauen auf dem Tahrir-Platz angegriffen. Zu<br />
Beginn des Arabischen Frühlings haben sie dort gemeinsam mit den<br />
Männern demonstriert. Wieso sind sie nicht mehr sicher?<br />
Es ist schwer zu sagen, wer genau hinter der Gewalt steckt. Man kann<br />
aber annehmen, dass die sexuellen Übergriffe politisch motiviert sind.<br />
Ein Motiv da<strong>für</strong> hätten etwa islamische Konservative, die finden, dass<br />
Frauen nicht in die Öffentlichkeit gehören. Der effektivste Weg, sie wieder<br />
von der Straße zu verbannen, ist, sie sexuell einzuschüchtern.<br />
Oppositionelle können auch selbst Gründe haben. Wer der Regierung<br />
schaden will, zeigt mit Vergewaltigungen, dass die Straßen unsicher<br />
sind und die Politik nicht funktioniert.<br />
<strong>Das</strong> hört sich an, als könnten Frauen dabei nur verlieren.<br />
Die Berichte sind verstörend, aber sie zeigen auch eine positive Entwicklung.<br />
Früher war sexuelle Belästigung eine persönliche und familiäre<br />
Schande, niemand hat darüber geredet. Heute gehen die Frauen ins<br />
Fernsehen und sagen: „Ich bin sexuell angegriffen<br />
worden, tut etwas dagegen. Ich habe ein Recht<br />
als Frau, auf dem Tahrir-Platz zu demonstrieren.“<br />
Interview Sarah Schaschek<br />
Shereen El Feki: „Sex und die Zitadelle.<br />
Liebesleben in der sich<br />
wandelnden arabischen Welt“,<br />
Hanser Berlin,<br />
416 Seiten, 24,90 Euro<br />
L-MAG<br />
79
SEXUALITÄT<br />
Liebeskugeln heißen<br />
nun Joyballs – zumindest<br />
bei Joydivision<br />
Die<br />
sexy<br />
Frühjahrskollektion 2013<br />
L-MAG testet fünf Higlights gegen Frühjahrsmüdigkeit<br />
Verbunden im Hier und Jetzt<br />
Die „Blissful Bondage“-DVD des Sacred-Kink-<br />
Academy-Kollektivs ist eine Mischung aus Ratgeber-<br />
und Inspirations-DVD und bietet neben<br />
kurzen Videos zu Seilkunde und Sicherheit Fessel-Anleitungen,<br />
eine tantrische Fesselmassage<br />
und ein kurzes Cock-Bondage-Special. <strong>Das</strong> zentrale<br />
Fesselmassagevideo ist angenehm unprätentiös<br />
und wirkt ein bisschen, als dürfte man seinen<br />
freundlichen Kreuzberger Nachbarinnen beim<br />
Schmusen und später beim Fesseln zusehen. <strong>Das</strong> ist ästhetisch nicht unansprechend,<br />
allerdings in der gesamten Länge von 59 Minuten nicht das<br />
spannendste Erlebnis auf Erden – aber es geht ja auch um Entspannung.<br />
zichten – <strong>Mag</strong>gie’s <strong>Mag</strong>ic scheint nicht ganz funkentstört zu sein. Wie das<br />
Original sieht auch er etwas nach Massage-Hilfsmittel aus dem Orthopädiefachhandel<br />
aus, hat aber durch die neue rot-schwarze Farbgebung deutlich<br />
gewonnen und die „R2D2s abgebrochener Oberarm“-Ästhetik abgelegt.<br />
<strong>Mag</strong>gie’s <strong>Mag</strong>ic wird mit einem „Wings of Joy Selbstliebe-Ritual“,<br />
einer Art Masturbationsanleitung, geliefert.<br />
Monstervibrationen, die im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten mit<br />
125 Euro allerdings etwas teuer ausfallen.<br />
Wings of Joy/<strong>Mag</strong>gie Tapert: <strong>Mag</strong>gie’s <strong>Mag</strong>ic<br />
Bezugsquelle: www.maggietapert.com<br />
Material: Schwarzes Hartplastik mit Silikonkopf<br />
Preis: 125 Euro<br />
Sympathische Entdeckung der Langsamkeit <strong>für</strong> Bondage-Anfängerinnen.<br />
„Blissful Bondage: Die Kunst der tantrischen Fesselmassage“ von<br />
Ruby May und Klara Luhmen / Sacred Kink Academy (DVD, 2012)<br />
Bezugsquelle: www.lauramedia.de<br />
FSK: 16<br />
Preis: ca. 13 Euro<br />
Vibrierender Mercedes<br />
Ein weiterer Nachbau des legendären superstarken „Hitachi<br />
<strong>Mag</strong>ic Wand“-Vibrators mit dem tennisballgroßen Vibrationskopf<br />
kommt von „Mommy Is Coming“-Star und langjähriger<br />
Sexpertin <strong>Mag</strong>gie Tapert. Wie bei den anderen Nachbauten<br />
braucht man bei <strong>Mag</strong>gie’s <strong>Mag</strong>ic keinen zimmerkraftwerksartigen<br />
Spannungswandler mehr einzusetzen, er wird einfach in<br />
die Steckdose gesteckt und los geht es in zwei extrem kräftigen<br />
Vibrationsintensitäten. Ganz kann es der Zauberstab in Sachen<br />
Vibration nicht mit dem Original aufnehmen, er steht aber den<br />
anderen Nachbauten in nichts nach und ist sogar deutlich leiser<br />
als einige Vorgänger. <strong>Das</strong> macht ihn allerdings noch nicht komplett<br />
nachbarschaftsfreundlich, denn sobald er in Betrieb ist,<br />
muss man in seinem näheren Umfeld auf Fernsehempfang ver-<br />
80<br />
Verlässliche Hausfreundin<br />
Traditionshersteller Joydivision, bekannt <strong>für</strong> ebenso preiswerte<br />
wie qualitativ hochwertige Toys, liefert mit dem<br />
Joystick Flic Flac einen angenehm biegsamen Stabvibrator<br />
mit weicher Silikonoberfläche, guter Vibrationsübertragung<br />
und leicht verdicktem, knubbeligem G-Spotter-Kopf. Flic<br />
Flac ist stufenlos verstellbar, batteriebetrieben und wird mit<br />
einem kleinen Täschchen geliefert. Er ist TÜV-geprüft,<br />
Phthalat/Weichmacher-frei, hypoallergen und dermatologisch<br />
und klinisch getestet, mit dem Flic Flac kann also –<br />
sofern nicht mal wieder vergessen wurde, aufgeladene<br />
Akkus bereitzuhalten – nichts schiefgehen.<br />
Zwar nicht die Revolution auf dem Toymarkt, aber wohl einer der besten<br />
Vibratoren, die <strong>für</strong> unter 30 Euro zu bekommen sind.<br />
Joydivision Joystick Flic Flac<br />
Bezugsquelle: www.joydivision-international-ag.de<br />
Größe: ca. 17,8 cm lang, ca. 4 cm Durchmesser<br />
Material: Marmoriertes Silikon,<br />
erhältlich in Grün-, Lila- oder Pink-Weiß<br />
Preis: ca. 27 Euro<br />
L-MAG
Medizinbällchen<br />
Joydivision Joyballs secret sind eine Neuinterpretation traditioneller<br />
Liebeskugeln, etwas zierlicher und leichter einzuführen als ihre meist<br />
kugelrunden Vorgänger. Statt des üblichen langen Rückholbändchens<br />
haben die Joyballs eine Rückholschlaufe, die mit eingeführt wird. <strong>Das</strong><br />
klingt erst mal gruselig und nach verschwundenem Tamponfaden, funktioniert<br />
aber mit etwas Übung ziemlich gut.<br />
Insgesamt sind die Joyballs weniger ein Sextoy als vielmehr eine Art<br />
Mösenhantel, mit der sich die geneigte Selbstoptimiererin in „Trainingseinheiten“<br />
(sic!) von anfangs nur zehn Minuten den Beckenboden<br />
stählen soll. Während die Packungsbeilage primär die präventiven und<br />
regenerativen Vorzüge des Beckenbodentrainings, namentlich Prävention<br />
von Schwächung der Beckenbodenmuskulatur und damit einhergehenden<br />
Arten von Inkontinenz und Rückbildung nach Schwangerschaft,<br />
betont, geht es auf der Joydivision-Website etwas deutlicher zur<br />
Sache. Dort heißt es: „So spüren Sie mehr von Ihrem Partner – und Ihr<br />
Partner vor allem mehr von Ihnen!“ – Selbstoptimierung im Sinne der<br />
heterosexuellen Matrix also.<br />
Für Mösensportlerinnen.<br />
Joydivision Joyballs secret<br />
Bezugsquelle: www.joydivision-international-ag.de<br />
Größe: Kugeldurchmesser ca. 3,7 cm<br />
Material: Medizinisches Silikon<br />
Preis: ca. 20 Euro<br />
Heißes Höschen<br />
Die französisch-US-amerikanische<br />
Toyschmiede Wet For Her, die sich<br />
mit ihren Produkten primär an lesbische,<br />
queer, transgender und bisexuelle<br />
Weiblichkeiten richtet, hat<br />
sich mit den Harness-Spezialisten von SpareParts zusammengetan und<br />
mit dem Tomboi Partner Pack ein Toyset auf den Markt geworfen, das<br />
kaum Wünsche offenlässt. Es besteht aus einem recht schlichten einfarbigen<br />
Wet For Her Toy Five Silikon-Dildo, einem superstylischen<br />
SpareParts Tomboi Harness, einem Aufbewahrungstäschchen und einer<br />
Flasche be wet – our way-Gleitgel. Glanzstück dieses Unterhaltungspakets<br />
ist eindeutig der Harness in Form einer Boicut-Unterhose mit integriertem,<br />
dehnbarem O-Ring, der kleine bis mittelgroße Dildos problemlos<br />
halten kann. Erfreulicherweise ist der Harness von Größe XXS<br />
bis XXXXXL (wobei Größe L hier ungefähr wie eine Größe 44 sitzt) erhältlich.<br />
Er hat innen zwei eingenähte Täschchen <strong>für</strong> Bullet-Vibratoren<br />
oder sonstiges Gepäck und eine doppelte Lage Stoff zwischen Dildofuß<br />
und Trägerin. <strong>Das</strong> glänzende rote Spandexmaterial sieht ein bisschen<br />
nach Superheldinnen-Wrestling aus, sitzt aber stabil und hält den Dildo<br />
an seinem Platz. <strong>Das</strong> Gleitgel ist wasserbasiert, aber glyzerinhaltig, wer<br />
also zu Hefepilzen neigt, sollte damit unter Umständen eher sparsam<br />
hantieren.<br />
Sieht gut aus, sitzt gut, wer allerdings Lederharnesse mit der Stabilität<br />
von Klettergurten gewöhnt ist, wird sich etwas umstellen müssen.<br />
Wet for Her & SpareParts: Tomboi Partner Pack<br />
Bezugsquelle: www.wetforher.com/eu<br />
Größe: S, M, L (der Dildo); XXS–5XL (der Harness)<br />
Material: Nylon und Spandex (Harness); Silikon (Dildo);<br />
glyzerinhaltiges Gleitgel auf Wasserbasis<br />
Preis: ca. 116 Euro<br />
Texte: kk<br />
L-MAG<br />
81
HOROSKOP<br />
VON THOMAS SCHNEIDER<br />
Heather Peace (Zwillinge), geboren am 16. Juni 1975, Schauspielerin („Lip-Service“) und Musikerin<br />
Foto: Andrew Whitton<br />
WIDDER<br />
(21.3. – 20.4.)<br />
Die dynamischen Energien<br />
nehmen bis zum Ende des<br />
Monats heftig zu. Veränderungsdruck liegt in der<br />
Luft. Die Zeit ist da, Neues zu erobern. Wenn<br />
nötig, müssen Sonderwege gegangen, mehr noch,<br />
erstritten und erkämpft, werden, besonders bei<br />
gesellschaftlichen Positionen. Nicht ganz leicht<br />
bei dem politischen Anpassungsdruck, unter dem<br />
wir stehen! Dennoch geht es darum, einen kühlen<br />
Kopf zu bewahren und am besten mit guten<br />
Argumenten zu kämpfen.<br />
STIER (21.4.– 20.5.)<br />
Du darfst jetzt nicht den Biss verlieren. Saturn setzt<br />
dich in vielen Dingen auf die Wartebank. Als<br />
venusbetontes Zeichen liebst du es eher „easy<br />
going“ – „nur kein Stress“ – und den Platz im Grünen,<br />
wo es sich mit leckeren Sachen gemütlich machen<br />
lässt. <strong>Das</strong> ist gut und richtig so, nur leider<br />
momentan die falsche Zeit da<strong>für</strong>. Du musst jetzt<br />
„dranbleiben“, immer wieder aufs Neue den Leuten<br />
„auf das Dach steigen“, und das, ohne dabei die<br />
Geduld und den guten Ton zu verlieren!<br />
ZWILLINGE (21.5.– 21.6.)<br />
Merkur kommt gerade rechtzeitig in dein Sternzeichen,<br />
um dich an dich selbst zu erinnern. Deine Lust<br />
aufs Denken, aufs Informieren, aufs Weitergeben<br />
von Informationen und Ideen meldet sich spätestens<br />
Mitte Mai zurück. Es geht darum, aktiv zu kommunizieren,<br />
dich an beruflichen und gesellschaftlichen<br />
Diskussionen zu beteiligen. „Einbringen durch<br />
Kommunikation“ ist das Stichwort. Aber auch kleine<br />
Unternehmungen, Reisen, Events, Small Talk und<br />
Partys stehen in den nächsten zwei Monaten unter<br />
den besten Vorzeichen.<br />
KREBS (22.6.– 22.7.)<br />
Mit etwas Geduld müsste eigentlich alles klappen,<br />
was du dir beruflich vornimmst. Ab Juni verändert<br />
und steigert sich deine Lebensqualität ziemlich.<br />
Venus rückt in dein Zeichen und macht das Leben<br />
leichter. Der Alltag steckt voller angenehmer Überraschungen.<br />
Sympathien fliegen dir zu, und wenn<br />
du willst, muss es nicht unbedingt bei Sympathie<br />
bleiben. Liebesbeziehungen, Liebesgefühle liegen<br />
in der Luft. Und ab Ende Juni geht es dann so richtig<br />
<strong>für</strong> dich los!<br />
LÖWE (23.7.– 23.8.)<br />
Im Mai und Juni ist es an der Zeit, wieder sinnlicher<br />
zu werden. Ein Aspekt öffnet dein Herz und mit<br />
einem offenen Herzen öffnet man auch andere.<br />
Genieße die schöne Zeit. Wenn du Single bist, treibe<br />
dich viel herum. Es stehen schöne Begegnungen an,<br />
ob daraus was wird, steht aber zumindest in den Sternen<br />
noch nicht geschrieben. Wenn du in einer Beziehung<br />
bist, widme ihr wieder mehr Zeit und Aufmerksamkeit,<br />
daraus kann viel Tiefes entstehen.<br />
JUNGFRAU (24.8.– 23.9.)<br />
Die Suche nach Glück beginnt in den kommenden<br />
zwei Monaten noch mal von vorn. Sie verlangt<br />
nicht nur Aktionismus von dir, sondern auch<br />
Vertrauen und Hingabe an das Glück oder an die<br />
bestehende Partnerschaft. Zwanghaftes Suchen<br />
war noch nie von Erfolg gekrönt und verhindert,<br />
zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Also:<br />
Schön locker bleiben! In einer bestehenden Partnerschaft<br />
ist die Zeit gut, sich wieder und neu zu<br />
entdecken. <strong>Das</strong> geht natürlich am besten zu zweit,<br />
versucht also, euch Freiräume zu schaffen.<br />
WAAGE (24.9.– 23.10.)<br />
Träume und Hoffnungen kommen nun in ihre<br />
Bewährungsphase. Vision und Wirklichkeit müssen<br />
durch dich miteinander verbunden werden.<br />
In Liebesdingen ist deine Abenteuerlust gefragt.<br />
Riskiere was, gehe wohin, wo du eigentlich nicht<br />
hingehen würdest. „Good girls go to heaven, bad<br />
girls go everywhere“ könnte dein Motto <strong>für</strong> die<br />
nächsten zwei Monate sein. Als Waage-Frau bist<br />
du zwar kein richtiges „bad girl“, aber versuchen<br />
kannst du es ruhig mal. Macht manchmal Spaß<br />
und lohnt sich in jedem Fall, denn die Zeichen<br />
stehen gut, dass etwas dabei herauskommt.<br />
SKORPION (24.10.– 22.11.)<br />
Unter Saturn geht es darum, die Realität neu zu gestalten.<br />
Alles Überflüssige, alles, was nicht mehr<br />
wirklich funktioniert, was in sich „faul“ ist, fällt von<br />
dir ab. <strong>Das</strong> können Beziehungen sein, aber auch berufliche<br />
Entwicklungen. Dein Leben wird aufs<br />
Wesentliche reduziert – eine Art Diät: Alle überflüssigen<br />
Pfunde und aller Ballast fallen von dir ab.<br />
Aber wir hängen ja oft an schlechten Ess- und Lebensgewohnheiten<br />
… Diese Veränderungsprozesse<br />
nehmen mehr oder weniger selbst ihren Lauf und<br />
kommen auf dich zu. Bleib offen und auf eine unerschrockene<br />
Art ehrlich zu dir selbst.<br />
SCHÜTZE (23.11. – 21.12.)<br />
Noch bis Ende Juni steht Jupiter in Opposition.<br />
<strong>Das</strong> heißt, das Glück fordert dich heraus. Es<br />
kommt nicht zu dir, sondern zwingt dich, dich in<br />
eine Richtung zu bewegen, die du freiwillig nicht<br />
einschlagen würdest. Du wirst zu deinem Glück<br />
gezwungen, so könnte man diesen Aspekt auf eine<br />
Formel bringen. Sei also dem gegenüber sehr<br />
wachsam, was du nicht willst. Da liegen die großen<br />
Chancen. Hinzu kommt noch ein verwirrender<br />
Neptun-Aspekt. Du bist sehr leicht einzulullen.<br />
Eine gute Freundin, die es ehrlich mit dir meint, ist<br />
also in den nächsten zwei Monaten eine gute Begleiterin.<br />
STEINBOCK (22.12. – 20.1.)<br />
Für dich als Steinbock-Frau geht es in den kommenden<br />
zwei Monaten (und darüber hinaus)<br />
darum, dich neu zu besinnen, auf weitere Veränderungen<br />
vorzubereiten bzw. in Inventur zu gehen<br />
mit den schon laufenden Veränderungen. Was<br />
davon ist <strong>für</strong> dich richtig? Was bieten dir diese<br />
Veränderungen an Möglichkeiten <strong>für</strong> innere Zufriedenheit?<br />
Hast du bei aller Freiheit und Unabhängigkeit<br />
genug Partnerschaft und Nähe? Oder<br />
auch andersherum: trotz Partnerschaft noch genug<br />
Freiheit?<br />
WASSERMANN (21.1. – 19.2.)<br />
Vor allem eines ist in den kommenden zwei Monaten<br />
aktuell: Hast du beruflich genug Unabhängigkeit<br />
erreicht? Wenn nicht, wie kommst du<br />
dahin? Suche nach Wegen, denn Unabhängigkeit<br />
ist eines deiner großen Lebensziele. Uranus hilft<br />
dir, indem er Möglichkeiten und Wege aufzeigt.<br />
Dann gilt es blitzschnell zu reagieren und die Gelegenheiten<br />
beim Schopf zu fassen. Daneben stehen<br />
Partys, Events, kleine Reisen an und bieten<br />
Möglichkeiten, neue Menschen und Partnerinnen<br />
kennenzulernen.<br />
FISCHE (20.2. – 20.3.)<br />
Schon ab Mai bahnt sich ein Qualitätswechsel an.<br />
Optimismus macht sich breit, Neues kündigt sich<br />
an – und kommt auch bald auf dich zu. Trotzdem<br />
muss beruflich/privat noch etwas entwirrt werden.<br />
Mach nicht den Fehler, diese unbequeme Klärungs-<br />
und Aufräumarbeit zu überspringen, weil<br />
etwas Angenehmeres bereitsteht. Du hast genug<br />
Kraft! Und Erfolg hat nur, wer bereit ist, sich auch<br />
auf Unangenehmes einzulassen.<br />
82 L-MAG