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L.MAGAZIN<br />
Neustart beim <strong>Lesben</strong>frühlingstreffen in München<br />
<strong>Das</strong> traditionsreiche LFT soll jünger werden<br />
Alles begann in den 20er Jahren: Berliner <strong>Lesben</strong><br />
verabredeten sich bis zur Machtergreifung<br />
der Nazis 1933 jedes Jahr zu einem Pfingstspaziergang.<br />
Anknüpfend an diese Tradition<br />
fand 1972 in West-Berlin das erste „<strong>Lesben</strong>pfingstreffen“<br />
statt, von nun an ebenfalls eine<br />
jährlich stattfindende Tradition, allerdings mit<br />
deutlich politischem Inhalt und weniger ein<br />
Spaziergang. Seinen Namen „<strong>Lesben</strong>Frühlingstreffen“<br />
(LFT) erhielt Europas nichtkommerzielle<br />
Großveranstaltung mit dem Do-it-<br />
Yourself-Charme dann 1992 in Bremen aus<br />
dem Wunsch heraus, den christlich geprägten<br />
Namen zugunsten mehr kultureller Vielfalt abzulegen.<br />
In den 90ern traf das LFT den Zeitgeist<br />
und die Bedürfnisse vieler: bis zu 3000<br />
<strong>Lesben</strong> trafen sich jedes Jahr in einer anderen<br />
Stadt und <strong>für</strong>chteten weder Turnhallenschlafplätze,<br />
völlig überfüllte Workshops noch heute<br />
bizarr anmutende erbitterte Diskussionen um<br />
SM-<strong>Lesben</strong>, Transgender oder die Anwesenheit<br />
von Jungen in den Kindergruppen. In den 00ern<br />
nahm die Bereitschaft vieler Frauen ab, ihre<br />
Freizeit mit solchen Strapazen zu verbinden.<br />
Zudem wurde es immer schwieriger, eine<br />
Gruppe von Frauen zu finden, die in ihrer Stadt<br />
ein LFT ehrenamtlich organisieren wollte.<br />
Letztes Jahr fand das LFT in Nürnberg statt,<br />
allerdings nur mit einer streng limitierten<br />
Kartenzahl.<br />
Doch dieses Jahr soll alles anders werden: <strong>Das</strong><br />
LFT findet in München statt und will einen<br />
Blessless rocken das<br />
Abendprogramm<br />
beim LFT 2013<br />
Neuversuch mit einem generationsübergreifenden<br />
Konzept wagen. Mit dem Motto „LFT<br />
2.0 13 München. Zeitlos lesbisch – wie lebst<br />
DU?“ sollen auch jüngere <strong>Lesben</strong> angesprochen<br />
werden. So widmet sich das vielfältige Tagesprogramm<br />
überwiegend modernen politischen<br />
und kulturellen Themen. An zwei Abenden<br />
darf bei einem bunten Abendprogramm<br />
ausgiebig gefeiert werden.<br />
In München hat man 1996 bereits Erfahrung<br />
mit einem LFT gesammelt. Damals feierten<br />
und diskutierten rund 2000 Frauen lesbische<br />
Sichtbarkeit. Ungeschlagen ist bis heute eine<br />
riesige lesbische Sexparty in einem Domina-<br />
Studio im berühmten Sperrbezirk, zu der ein<br />
eigener Shuttle-Service organisiert worden<br />
war! <strong>Das</strong> wird es dieses Mal nicht geben, da<strong>für</strong><br />
wird es erstmalig eine eigene L-MAG-Veranstaltung.<br />
Chefredakteurin Stephanie Kuhnen<br />
berichtet anlässlich des Jubiläums über „10<br />
Jahre L-MAG – Ein Blick hinter die Kulissen<br />
des <strong><strong>Mag</strong>azin</strong>s <strong>für</strong> <strong>Lesben</strong>“ und moderiert die<br />
internationale Podiumsdiskussion „Lesbian<br />
Life and Activism against Homophobia“.<br />
sh<br />
Kartenvorverkauf und Programm:<br />
www.lft-muenchen.de<br />
Foto: Promo<br />
Homopropaganda in Hochglanz<br />
<strong>Lesben</strong>magazin „Agens“ erscheint in Russland<br />
Seit 1999 existiert das russische lesbisch-feministische<br />
<strong><strong>Mag</strong>azin</strong> Ostrov (zu deutsch „Insel“). <strong>Das</strong><br />
Glanzheft <strong>für</strong> russische <strong>Lesben</strong>, VolgaVolga, gab<br />
2001 nach nur zwei Ausgaben auf. Pinx startete im<br />
Oktober 2006 und brachte es immerhin auf fast<br />
20 Nummern. Am 1. März 2013 erschien nun die<br />
erste Ausgabe der Agens (latein <strong>für</strong> „treibende<br />
Kraft“), Russlands neues Lifestyle-<strong><strong>Mag</strong>azin</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Lesben</strong>, mit einer Auflage von 999 Stück. Die Zeitschrift<br />
soll ein „Hipster-Glanzformat mit realen<br />
Geschichten über reale Leute“ darstellen. So sind<br />
erste Themenschwerpunkte schicke Männerklamotten,<br />
die auch Frauen stehen, ebenso wie<br />
Coming-out am Arbeitsplatz. Überraschend: Eine<br />
Umfrage der Redaktion habe ergeben, dass dies in<br />
Russland zum Großteil keine negative Reaktion<br />
hervorrufe. Ob Mut oder Unvernunft – Milena<br />
Tschernjawskaja und Anna Rosljakowa<br />
wagen sich an die Her -<br />
ausgabe eines <strong>Lesben</strong>magazins<br />
in einem Land, in dem „Homopropaganda“<br />
mit Geldstrafe und<br />
im schlimmsten Fall mit<br />
Gefängnis bestraft wird. „<strong>Das</strong><br />
ist nicht der Kampf gegen etwas“,<br />
erklärt Tschernjawskaja,<br />
„sondern wir wollen starken<br />
und ambitionierten jungen<br />
Frauen, die Vertreterinnen ihres eigenen Geschlechts<br />
bevorzugen, nützliche und interessante<br />
Infos zur Verfügung stellen und gesellschaftliche<br />
Vorurteile gegen <strong>Lesben</strong>, Schwule, Bisexuelle und<br />
Transgender ausräumen.“ Sie bemühten sich um einen<br />
Dialog – auch mit der Regierung. „Was wir am<br />
allerwenigsten wollen, sind<br />
Probleme mit dem Gesetz.“<br />
Mit Agens wollen die Macherinnen<br />
vor allem eines: dem<br />
„Informationskollaps“ in der<br />
russischen LGBT-Community<br />
entgegenwirken. „Die russischen<br />
Schwulen und <strong>Lesben</strong><br />
kennen einander nicht und sind<br />
der Ansicht, dass sie nicht glücklich<br />
sein können, weil rundherum<br />
alle auf sie schimpfen“, sagt<br />
Herausgeberin Tschernjawskaja, selbst Journalistin,<br />
PR-Spezialistin und Filmproduzentin. js<br />
http://agensmag.ru<br />
www.facebook.com/agensmag<br />
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