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das Jubiläum<br />
Foto: ARNO / www.arno-image.com<br />
wünscht und eingeladen sind. Darüber hinaus sind<br />
auch jene willkommen, die sich selbst nicht als <strong>Lesben</strong><br />
sehen, aber <strong>Lesben</strong> cool finden, unterstützen<br />
möchten oder einfach nur Spaß an einer Demo <strong>für</strong><br />
lesbische Sichtbarkeit haben. So hat es sich in<br />
Nordamerika eingebürgert, dass viele schwule<br />
Männer den marschierenden <strong>Lesben</strong> vom Straßenrand<br />
zujubeln. Sie schwenken Transparente wie<br />
„Lesbians are cool“ und heben scherzhaft ihre<br />
T-Shirts hoch, um das stets delikate Thema der gezeigten<br />
Nippel zu verhöhnen und ihre Solidarität<br />
mit den lesbischen Schwestern zu betonen. Man<br />
kann sich unschwer vorstellen, was <strong>für</strong> Bombenstimmung<br />
auf den Marches zwischen New York<br />
und San Francisco herrscht. In San Francisco<br />
kommt man übrigens derzeit auf 50.000 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer!<br />
Warum ein Dyke* March<br />
in Berlin?<br />
Weil es Zeit da<strong>für</strong> ist und einfach Spaß macht!<br />
Bereits im Jahr 2007 gab es in Berlin einen Dyke<br />
Trans March‚ der leider keine Fortführung fand.<br />
Als sich das L-MAG-Team überlegte, wie das<br />
Jubiläum des <strong><strong>Mag</strong>azin</strong>s am besten gefeiert werden<br />
könnte und was es Neues oder zumindest<br />
Ungewöhnliches zu veranstalten gäbe, kamen wir<br />
auf den Dyke* March als schöne, lieb gewonnene<br />
Tradition, die viele schon bei Besuchen in den<br />
USA miterleben durften. Auch das Wort Dyke<br />
passt hervorragend zu unsere Auffassung von<br />
Lesbischsein. Außerdem ist der Kampf <strong>für</strong> lesbische<br />
Sichtbarkeit auf den Straßen und in der Öffentlichkeit<br />
schließlich L-MAGs täglich Brot. Was<br />
läge also näher, als unseren Leserinnen und anderen<br />
Gewogenen eine solche Plattform zu bieten?<br />
Dabei sieht sich das L-MAG-Team lediglich als<br />
Veranstalterin und Initiatorin, keinesfalls beanspruchen<br />
wir <strong>für</strong> uns eine irgendwie geartete<br />
Hoheit auf den Dyke* March. Wir möchten einfach<br />
nur wieder gemeinsam mit anderen <strong>Lesben</strong><br />
demonstrieren, marschieren und natürlich auch<br />
feiern.<br />
Warum ein *?<br />
<strong>Das</strong> Sternchen * heißt <strong>für</strong> uns: Transgender, die<br />
sich als Teil der lesbischen Community verstehen,<br />
sind als solche herzlich willkommen. Alle anderen<br />
sind als Unterstützerinnen und Unterstützer<br />
natürlich auch jederzeit gern gesehen! Dies gilt<br />
<strong>für</strong> Hetero sexuelle genauso wie <strong>für</strong> Schwule und<br />
alle anderen, die <strong>Lesben</strong> gut und unterstützenswert<br />
finden.<br />
Warum ausgerechnet<br />
am CSD?<br />
Weil der Dyke* March seit seinen Ursprüngen immer<br />
am Vorabend der großen CSD-Paraden stattfindet.<br />
Der Dyke* March ist als Ergänzung<br />
gedacht, nicht als Alternative zu den beiden CSD-<br />
Demos, die am Samstag in Berlin stattfinden.<br />
Unser Motto: Je mehr CSD und lesbische Sichtbarkeit,<br />
desto besser!<br />
Die Fakten zum Dyke* March<br />
am 21. Juni in Berlin<br />
Wir versammeln uns am Freitag, den 21. Juni – der<br />
Nacht der Sommersonnenwende und damit längsten<br />
Nacht des Jahres – um 19.30 Uhr am Frankfurter<br />
Tor in Berlin-Friedrichshain. Dann marschieren<br />
die fröhlichen Massen über die<br />
Warschauer Straße und Warschauer Brücke, über<br />
die Oberbaumbrücke und die Spree, auf der Skalitzer<br />
Straße in Kreuzberg bis zum Kottbusser Tor.<br />
Die Strecke umfasst circa 3,5 Kilometer. Der<br />
Marsch endet am Kottbusser Tor in Kreuzberg mit<br />
der Einkehr in den Queer Club Südblock, der uns<br />
freudig erwartet, damit wir uns den Staub der<br />
Straße runterspülen können und neue Bekanntschaften<br />
begießen. Jene, die erst später am Freitag<br />
nach Berlin anreisen oder im Stau steckenbleiben,<br />
können gern ab circa 22 Uhr zu den Dyke* Marchers<br />
im Südblock dazustoßen.<br />
Der March wird keine Musikwagen mitführen,<br />
bringt also alles mit, was Krach macht, und gern in<br />
guter alter Tradition aussagekräftige Transparente<br />
die das Thema <strong>Lesben</strong> und Sichtbarkeit und lesbische<br />
Lebensqualität thematisieren. Eurer Fantasie<br />
sind keine Grenzen gesetzt. <strong>Das</strong> L-MAG-Team<br />
freut sich auf eine bunte Mischung von <strong>Lesben</strong> und<br />
Freundinnen und Freunden aller Überzeugungen,<br />
Orientierungen, Haarlängen, Altersgruppen, Nationaliäten<br />
und Befindlichkeiten.<br />
Was sind Dykes?<br />
Woher genau der Begriff Dyke als Wort <strong>für</strong> eine<br />
lesbische Frau kommt, konnte bisher nicht geklärt<br />
werden. Es gibt Hinweise, dass „dyke“ in der englischen<br />
Vulgärsprache, vor allem im Umfeld der<br />
Armen-Prostitution in Großstädten wie London des<br />
18. und 19. Jahrhunderts, „Vulva“ hieß oder eine<br />
Frau beschrieb, die Vulven begehrte oder, wenn es<br />
um Geld ging, diese auch bediente.<br />
In der lesbischen Subkultur der Afroamerikanerinnen<br />
in den 20ern nannte man eine Butch „bulldagger“<br />
oder „bulldyker“, die die Herzen aller<br />
Femmes brechen konnte und auf den Straßen von<br />
New York ihren Mann stand. Doch auch in England<br />
wurden zu dieser Zeit <strong>Lesben</strong> als Dykes,<br />
„Mannweiber“ meinend, beschimpft.<br />
Dykes, aus Sicht der wertekonservativen Gesellschaft<br />
antisoziale Mannweiber und Verführerinnen<br />
ehrbarer Frauen, geisterten in den 40ern bis 60ern<br />
als Schreckgespenst durch die populären Groschenhefte<br />
oder wurden als Antiheldinnen in der<br />
Literatur der Beat-Generation gefeiert.<br />
Erst mit der <strong>Lesben</strong>bewegung der 70er begannen<br />
Frauen in den USA, sich selbst stolz Dykes zu nennen,<br />
auch wenn sie mit der Butch/Femme-Kultur<br />
nicht viel anfangen konnten. Die wohl bekannteste<br />
und traditionsreichste Gruppe sind die „Dykes on<br />
Bikes“, die seit 1976 mit ihren Motorrädern weltweit<br />
CSD-Paraden und Dyke Marches anführen.<br />
Fast gleichzeitig gründete sich in Deutschland die<br />
<strong>Lesben</strong>bewegung, die sich – statt das medizinische<br />
„Lesbierin“ oder politisch neutrale „homosexuelle“<br />
beziehungsweise „frauenliebende Frau“ zu<br />
verwenden – das Schimpfwort „Lesbe“ aneignete.<br />
Nach dem Motto: „Eine Beleidigung kann mich<br />
nicht verletzen, wenn ich mich selbst so nenne.“<br />
Und auch im Englischen unterscheiden sich „Dykes“<br />
von „Lesbians“ – vor allem in ihrem politischen<br />
Selbstverständnis. Dykes sind die <strong>Lesben</strong>,<br />
die sich nicht an heterosexuelle Standards anpassen<br />
wollen, die nicht daran glauben, dass ihr Leben<br />
wie das „aller anderen auch“ ist und dass nur eine<br />
private Schlafzimmerlaune sie zu dem macht, was<br />
sie sind. Dykes waren an den Stonewall Riots 1969<br />
in New York beteiligt und verteidigten ihren Kiez<br />
gegen Polizeiwillkür, während „Lesbians“ wie<br />
zum Beispiel die junge Schriftstellerin Rita Mae<br />
Brown zwar an den tagelangen Straßenschlachten<br />
vorbeiflanierten, sich aber von dem Aufstand der<br />
Schmuddelkinder nicht betroffen genug fühlten,<br />
um sich an deren Seite zu stellen. Heute ist die<br />
Trennung der Begriffe nicht mehr ganz so identitätsstiftend.<br />
In Deutschland hat sich der Begriff<br />
„Lesbe“ durchgesetzt und „Dyke“ gilt in den englischsprachigen<br />
Ländern nicht mehr ausschließlich<br />
<strong>für</strong> „maskuline“ <strong>Lesben</strong>, sondern spiegelt eine<br />
innere Haltung, ungeachtet des äußeren Erscheinungsbildes.<br />
Die modernen Protagonistinnen der<br />
Dyke Marches sind lesbisch, politisch und solidarisch.<br />
kay/sk<br />
Aktuelles und Weiteres zu den L-MAG-Jubiläumsaktivitäten auf www.l-mag.de/jubiläum<br />
bei Facebook auf: www.facebook.de/DykeMarchBerlin<br />
L-MAG 27