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Private Balladen<br />
Natalie Maines<br />
Es ist ruhig geworden um die Dixie Chicks, jene All-Girls-Countryband, die sich weder scheute,<br />
unbequeme Themen in ihren Songs aufzugreifen, noch unverblümte Kritik am damaligen Präsidenten<br />
George W. Bush zu üben. Eher ruhiger lässt es auch Leadsängerin Natalie Maines in ihrem Solo-<br />
Debüt „Mother“ angehen, dessen titelgebender Track, eine Version aus Pink Floyds Album „The<br />
Wall“, bereits auf dem Benefiz-Album „West of Memphis: Voices For Justice“ erschien. Persönlicher<br />
und fast balladesk kommt das Album daher, gerockt wird nur verhalten. Doch Dixie-Chicks-Fans finden<br />
sicher bekannte Anklänge, wenn auch ohne die stimmliche Vielschichtigkeit, die die Kombination<br />
von Maines und ihren ehemaligen Band-Kolleginnen ausmachte.<br />
sv<br />
„Mother“ (Sony Music)<br />
http://nataliemainesmusic.com<br />
Foto: Sony Music<br />
Zu spaßig <strong>für</strong> den Diskurs<br />
Bleached<br />
Fisch und Fleisch<br />
Clara Luzia<br />
AUF<br />
TOUR<br />
Nach dem etwas zahnlosen „Falling Into Place“ meldet sich die<br />
lesbische Indiefolk-Sängerin Clara Luzia aus Wien nun mit ihrem<br />
neuen Album „We Are Fish“ zurück. Motiviert verlässt sie die ausgetretenen<br />
Pfade der verträumt klampfenden Kindfrau und gibt<br />
ihren Kompositionen einen noiserockigen Twist. <strong>Das</strong> erinnert in den besten Momenten – vor<br />
allem im großartig spukigen Titelstück und in „Leave The Light On“ – an Throwing Muses,<br />
erreicht aber insgesamt nicht die Spielfreude ihres Karrieremeilensteins „The Ground Below“<br />
aus dem Jahr 2009.<br />
Jan Noll<br />
„We Are Fish“ (Asinella/Broken Silence)<br />
www.claraluzia.com<br />
Britische Eleganz<br />
Alison Moyet<br />
Gleich der erste Song steigt mit „Looking For A Fight“<br />
mitten ins volle Programm. <strong>Das</strong> ist sonniger Punkrock,<br />
wie er nur in Südkalifornien gemacht werden kann:<br />
goldig, frech, beschwingt und roh. <strong>Das</strong> Debütalbum<br />
der Schwestern Jennifer und Jessie Clavin, die bereits<br />
in der Frauenpunkband Mika Miko zusammen spielten<br />
und sich musikalisch einfach nicht voneinander<br />
trennen wollten, erinnert an Blondie, die Go-Go’s,<br />
The Runnaways und die Ramones. Man kann also<br />
sagen, sie haben von den Besten gelernt. Bleached<br />
machen einfach Spaß, an dieser Musik ist so gar nichts<br />
Intellektuelles, nichts, was man in Queer-Theorie<br />
verorten kann oder bei dem man elaborierten Melodien<br />
folgen muss. Bleached sind einfach zu hip <strong>für</strong> den<br />
Diskurs. Da möchte man raus an den See, unterwegs<br />
noch was anstellen und dabei Dosenbier trinken.<br />
Danke, Bleached!<br />
sk<br />
„Ride Your Heart“ (Cargo Records)<br />
http://hellobleached.tumblr.com<br />
L-MAG<br />
Foto: Presse<br />
Die Britin Alison Moyet war in den 80ern<br />
die erste Beth Ditto: als Musikerin kommerziell<br />
erfolgreich, Stilikone trotz<br />
schrillster Outfits, Unterstützerin der<br />
LGBT-Community und zu smart <strong>für</strong> den<br />
Mainstream. <strong>Das</strong> lag natürlich an ihrer<br />
kurzen Zeit beim legendären Synthie-<br />
Pop-Duo Yazoo, aber auch danach legte<br />
sie eine fulminante Solo-Karriere hin.<br />
Ihre soulige, raue Stimme macht sie unverwechselbar.<br />
Und – das ist nicht zu unterschätzen<br />
– sie machte dicken weißen<br />
Mädchen Hoffnung, mehr im Leben erreichen<br />
zu können als die ewige Freakrolle.<br />
Nach ihrer Pop-Karriere wechselte<br />
Moyet ins Musical und machte sich dort<br />
einen Namen, als die meisten ihrer 80er-Kolleginnen schon Baumärkte eröffneten oder wegen<br />
Insolvenz in TV-Realityshows einsaßen. Mit „The Minutes“ ist Moyet vielleicht kein großer<br />
Wurf der Selbstneuerfindung gelungen, aber sie hat ein solides, abwechslungsreiches und kurzweiliges<br />
Album geschrieben, das stellenweise an ihre Zeiten bei Yazoo anknüpft, manchmal<br />
sogar nach Madonna klingt und sich immer wie eine typische Alison-Moyet-Platte anfühlt:<br />
samtig und poppig elegant.<br />
sk<br />
„Ten Minutes“ (Cooking Vinyl),<br />
http://alisonmoyet.com<br />
63<br />
Foto: Presse