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Das Magazin für Lesben - L-Mag

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BUCH<br />

Aufwachsen in einer anderen Welt<br />

Skaterbois zwischen Geschlechterchaos und Subkultur<br />

Der österreichische Verlag Zaglossus ließ<br />

sich bei seiner Namensgebung von der<br />

lateinischen Bezeichnung des Langschnabeligels<br />

inspirieren. Ein Tier, das biologische<br />

Klassifizierungen sprengt (ein eierlegendes<br />

Säugetier) und daher die perfekte Metapher <strong>für</strong> das<br />

Verlagsprogramm bietet: Denn hier wird Literatur<br />

verlegt, die neue Blickrichtungen eröffnen,<br />

Scheuklappen vermeiden und vor allem Vielfalt<br />

darstellen will.<br />

All das findet sich in dem Debüt einer jungen amerikanischen<br />

Autorin, die weiß, wovon sie schreibt:<br />

Herzschmerz, Geldsorgen, die Suche nach der großen<br />

Liebe und dem passenden Lebensentwurf weit<br />

ab der Gendernorm. Die Icherzählerin Georgie<br />

beobachtet in „Bio*hood“ ebenso unverkrampft<br />

wie persönlich Verhältnisse und Veränderungen<br />

innerhalb ihrer „Crew“: Da ist beispielsweise<br />

Soda, die sich entscheiden wird, von einer Sie zu<br />

einem Er zu werden, oder Georgies beste Freundin<br />

Cruzer, die sich immer weiter von ihr entfernt.<br />

Da geben Affären, Geliebte oder Zufallsbekanntschaften<br />

dem Leben eine neue Richtung – so lässt<br />

sich Georgie <strong>für</strong> einen Job die Haare wachsen,<br />

wird zur Femme mit allem, was dazugehört, und<br />

begleitet diese Veränderung mit einem neugierigen,<br />

nicht selten amüsierten Blick.<br />

Ein wenig gewöhnungsbedürftig liest sich der<br />

Gender Gap (wie beispielsweise bei Freund_innen)<br />

und sorgt zunächst <strong>für</strong> ein eher stolperndes<br />

Lesen. Auf der anderen Seite setzt diese stilistische<br />

Eigenheit schließlich immer dann eine Zäsur,<br />

wenn es um gewohnte Geschlechterzuschreibungen<br />

geht. Und passt daher sehr gut zum Inhalt. Erfrischend,<br />

ungewöhnlich und absolut empfehlenswert!<br />

sv<br />

Rhiannon Argo: „Boi*hood“,<br />

Zaglossus, 300 Seiten, 17,95 Euro<br />

Foto: Amos Mac<br />

Verlieren, um zu gewinnen<br />

Karen-Susan Fessels neuer<br />

Roman „Was du willst“<br />

Jona hat alles, was sie will – meint sie. Seit<br />

Jahren ist sie mit Sille in einer stabilen Beziehung,<br />

beide haben ihre eigene Wohnung<br />

und ihren Beruf, durch die sie sich nicht häufig<br />

sehen, aber sie leben zufrieden mit- und nebeneinander.<br />

Doch dann trifft Jona die eine Frau,<br />

die alles Bisherige <strong>für</strong> sie infrage stellt. Obwohl es<br />

eigentlich Liebe auf den ersten Blick ist, will Jona<br />

das Vertraute, das sie hat, da<strong>für</strong> nicht riskieren und<br />

so bleibt es bei einer kurzen Affäre. Doch dann gerät<br />

Jonas Welt auch ohne ihr Zutun aus<br />

den Fugen, als sich Sille plötzlich von ihr trennt.<br />

Sprachlich aufs Wesentliche verdichtet, schildert<br />

Karen-Susan Fessel die Gefühlswelt ihrer Pro tagonistin<br />

intensiv, auch wenn man sich beim Lesen<br />

manchmal noch mehr erzählerischen Raum <strong>für</strong> Jonas<br />

Erleben von Trennung und Verlust wünscht. In<br />

jedem Fall gelingt der Autorin aber mit „Was du<br />

willst“ ein kompakter wie einfühlsamer Roman, in<br />

dem es weniger um neue<br />

Verliebtheit geht, als vielmehr<br />

darum, das, was man wirklich<br />

will, auch zu leben.<br />

Claudia Lindner<br />

Karen-Susan Fessel:<br />

„Was du willst“, Querverlag,<br />

134 Seiten, 12,90 Euro<br />

64 L-MAG

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