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Jens Tasche Körper, Bindung und Abwehr - Bioenergetik Berlin

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Wahrnehmungsverzerrungen <strong>und</strong> <strong>Abwehr</strong>prozesse beeinflusst. Allerdings nicht im gleichem<br />

Maße, wie in der Vorstellungen der Ich-Psychologie. Das sich entwickelnde<br />

Repräsentanzenmodell bestimmt im Weiteren den Umgang des Kindes mit Trennungen von<br />

der Mutter. Ein sicher geb<strong>und</strong>enes Kind reagiert auf Trennungen mit Trauer, verfügt aber<br />

gleichzeitig auf Gr<strong>und</strong> der frühen Erfahrungen über eine Zuversicht bezüglich der baldigen<br />

Rückkehr der Mutter <strong>und</strong> kann deshalb auf diese Rückkehr auch mit Freude reagieren.<br />

Im Laufe der kindlichen Entwicklung ergänzt sich das „inner working model“ mehr <strong>und</strong> mehr<br />

durch die Schaffung weiterer Repräsentanzen von <strong>Bindung</strong>serfahrungen. Parallel dazu aktiviert<br />

das <strong>Bindung</strong>ssystem weitere Verhaltenssysteme, deren Entwicklungen für die<br />

emotionale <strong>und</strong> soziale Reifung des Kindes notwenig sind. Zu diesen Verhaltenssystemen<br />

gehören:<br />

- das erk<strong>und</strong>ende Verhaltenssystem,<br />

- das soziale Verhaltenssystem (erlaubt Verhaltensanpassung),<br />

- das Verhaltenssystem zur Affektregulierung.<br />

Insgesamt ist die <strong>Bindung</strong>stheorie von einer sozialbiologischen Sichtweise geprägt. Deshalb<br />

versteht sie das <strong>Bindung</strong>sbedürfnis auch nicht als primäre Suche nach der Mutter. Das Kind<br />

versucht vielmehr ein Gefühl der Sicherheit zu erreichen <strong>und</strong> zu verinnerlichen, das es nur mit<br />

Hilfe der <strong>Bindung</strong>sperson erreichen kann. Dieses Sicherheitsgefühl versetzt das Kind in die<br />

Lage, Regulierungsmechanismen höherer Ordnung zu erzeugen, die für die emotionale <strong>und</strong><br />

soziale Reifung erforderlich sind. (vgl. Fonagy 2003, 11- 26)<br />

Entwicklungspsychopathologien in der <strong>Bindung</strong>stheorie<br />

Entwicklungspsychopathologien entstehen aus Sicht der <strong>Bindung</strong>stheorie, wenn es statt zu der<br />

Repräsentation einer „sicheren <strong>Bindung</strong>“ zur Repräsentationen von unsicheren <strong>Bindung</strong>serfahrungen<br />

kommt. Wenn das Verhalten der Mutter nicht dazu führt, dass das Kind bei Trennungen<br />

der Rückkehr der Mutter zuversichtlich entgegensieht, entwickelt das Kind ein Repräsentanzenmodell,<br />

in dem nicht mit einem Entgegenkommen der <strong>Bindung</strong>sperson gerechnet<br />

wird. Gleichzeitig erlebt sich das Kind dabei vielleicht als nicht liebenswert <strong>und</strong> fehlerhaft.<br />

Der Mangel an Zuversicht zwingt das Kind nun die Trennungssituationen anders zu<br />

bewältigen. Tatsächlich hat sich die akademische <strong>Bindung</strong>stheorie in den letzten 40 Jahren<br />

vorrangig damit beschäftigt, <strong>Bindung</strong>sstile zu ermitteln <strong>und</strong> die Auswirkungen von sicheren<br />

<strong>und</strong> unsicheren <strong>Bindung</strong>en auf das Kind zu erforschen. Dabei herrscht unter<br />

<strong>Bindung</strong>stheoretikern Einigkeit darüber, dass eine sichere <strong>Bindung</strong> als dominanter<br />

Schutzfaktor gegenüber psychischen Erkrankungen wirkt.<br />

Unsichere <strong>Bindung</strong>en werden bei Kindern meist in drei Kategorien eingeteilt<br />

• unsicher vermeidend geb<strong>und</strong>en – das Kind zeigt wenig Kummer während der Trennung<br />

<strong>und</strong> deutliches Desinteresse bei der Rückkehr der Mutter,<br />

• ambivalent widerstrebend geb<strong>und</strong>en – das Kind reagiert bekümmert auf die Trennung,<br />

aber nicht getröstet, wenn die Mutter zurückkehrt,<br />

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