Jens Tasche Körper, Bindung und Abwehr - Bioenergetik Berlin
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Die <strong>Bindung</strong>stheorie <strong>und</strong> die Ich-Psychologie haben sich im Vergleich hierzu in einem sehr<br />
viel stärkerem Maße mit der Veränderung des Krankheitspanoramas befasst <strong>und</strong> bieten insbesondere<br />
für Entstehung struktureller Störungen plausible Erklärungen an.<br />
Um klären zu können welchen Nutzen diese Erklärungsansätze für die BA haben können,<br />
möchte ich zunächst mit Hilfe von vier Fragen die entwicklungspsychologischen Konzepte<br />
miteinander vergleichen:<br />
1. Wie sehen Ich-Psychologie, <strong>Bindung</strong>stheorie <strong>und</strong> BA die Gr<strong>und</strong>motive kindlicher Entwicklung?<br />
2. Wie sehen sie das Unbewusste <strong>und</strong> die Entwicklung der psychischen Struktur?<br />
3. Wie betrachten sie in diesem Zusammenhang die Fragen von Affektregulierung <strong>und</strong><br />
<strong>Abwehr</strong>?<br />
4. Wie sehen sie die kindliche Sexualität hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Entstehung<br />
von Psychopathologien?<br />
Wie sehen Ich-Psychologie, <strong>Bindung</strong>stheorie <strong>und</strong> BA die Gr<strong>und</strong>motive kindlicher Entwicklung?<br />
Am eindeutigsten lässt sich die Frage für die <strong>Bindung</strong>stheorie beantworten. Sie lehnt energieökonomische<br />
<strong>und</strong> triebtheoretische Konzeptionen gr<strong>und</strong>sätzlich ab <strong>und</strong> hält ihr eigenes Verständnis<br />
der Motive kindlicher Entwicklung für naturwissenschaftlich nachweisbar. Nach<br />
Überzeugung der <strong>Bindung</strong>stheorie wird das Kind von einem biologisch-phylogenetischem<br />
Streben nach Sicherheit geleitet. Wenn dieser Zustand erreicht ist, werden weitere, biologisch<br />
verankerte Verhaltenssysteme (etwa das Erk<strong>und</strong>ungssystem) aktiviert. So sieht die <strong>Bindung</strong>stheorie<br />
in der <strong>Bindung</strong>, d.h. dem Streben nach einer subjektiv empf<strong>und</strong>enen Sicherheit,<br />
ein System, das die Evolution übernommen hat, weil damit die psychischen Entwicklungsaufgaben<br />
des Kindes sinnvoll erfüllt werden können. (vgl. Fonagy 1994, 23ff)<br />
Die Ich-Psychologie bekennt sich dagegen selbstverständlich zu Freuds triebtheoretischen<br />
Vorstellungen. Sie hat dem Trieb eine Reihe weiterer Entwicklungsmotive hinzugefügt, die je<br />
nach Autor als Triebabkömmlinge oder auch eigenständige Kräfte beschrieben werden. Im<br />
Ergebnis beeinflussen unterschiedliche Kräfte die Entwicklung des Kindes in einer stark konflikthaften<br />
Weise, lassen sich aber letztlich unter dem Ziel der Ich-Autonomie subsumieren.<br />
Auch die motivationalen Vorstellungen der BA werden von einem Streben nach Autonomie<br />
geprägt, dass sich im bioenergetischen Verständnis unmittelbar aus der Triebentwicklung<br />
ergibt <strong>und</strong> nicht, wie in der Ich-Psychologie, das Ergebnis eines komplexen, konfliktreichen<br />
intrapsychischen Geschehens ist. So sind aus bioenergetischer Sicht die Motive des Kindes<br />
widerspruchsfrei. Die psychische Entwicklung wird nur durch ein Versagen der Umwelt negativ<br />
beeinflusst.<br />
Wie sehen BA, <strong>Bindung</strong>stheorie <strong>und</strong> Ich-Psychologie das Unbewusste <strong>und</strong> die Entwicklung<br />
der psychischen Struktur?<br />
Die Annahme eines dynamischen Unbewussten findet sich in allen drei Konzeptionen. Gemeinsam<br />
ist ihnen die Auffassung, dass die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins<br />
durch Inhalte bedingt ist, die auch durch angestrengtes Erinnern nicht bewusst zu machen<br />
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