Dem Zensor. Staatserhaltende Sozial- demokratie. - DIR
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werde es aber gewiß in meinem Buche n o <br />
tieren.<br />
II.<br />
Geschrieben am andern Tage, als mein Herr das<br />
zweite Mal ausgegangen Ist.<br />
Jetzt ist mein Herr wiederum nicht zu<br />
Hause.<br />
Ihr sollt wissen, daß an jenem Tage,<br />
als er zum erstenmal ausging, seine G e <br />
mahlin ihm ein Kind geschenkt hatte. Er<br />
kam spät in der Nacht mit vielen Menschen,<br />
war froh, flammenden Gesichtes, seine Augen<br />
waren hell und lustig und er sprach mit<br />
Menschen von seinem Kinde. Er sagte, daß<br />
wenn er zwei oder drei Stimmen weniger<br />
bekommen hätte, so wäre es um sein Kind<br />
geschehen gewesen . . . E r nennt das Kind<br />
gar w u n d e r b a r Mandat oder Parlament.<br />
Ich weiß nicht, wie Stimmen ein Kind<br />
umbringen können, vielleicht meint er die<br />
Geburtswehen. D a ß er seinem Kinde zwei<br />
Namen gab, das ist nicht gerade w u n d e r <br />
lich. Die Menschern machen es gern s o ;<br />
sogar Hunde haben zwei Namen. Sein Kind<br />
hat mein Herr nicht mitgebracht, denn die<br />
Männer lieben es nicht, ihre Säuglinge zu<br />
pflegen. Die Sau und die Hündin sagen<br />
dasselbe von ihren Männern.<br />
III.<br />
Geschrieben am andern Tage, als mein Herr zum<br />
dritten Mal ausging.<br />
Mein Herr freut sich seines Kindes ganz<br />
ausnehmend. Er liebt es sehr und sagt<br />
immer: „Mein Mandat ruft mich." Jetzt ist<br />
er zum drittenmal ausgegangen. Ich freue<br />
mich des Glückes meines Herrn und seiner<br />
Abwesenheit, weil ich mein Buch fortsetzen<br />
kann.<br />
Nur eines wundert mich! Seine Gattin<br />
oder Geliebte hat mein Herr ganz vergessen.<br />
Er spricht nimmermehr von ihr.<br />
Einmal erinnerte ihn ein Mensch an<br />
seine Geliebte. Mein Herr schüttelte den<br />
Kopf und sagte, er liebe sie schon nicht<br />
so sehr, wie sein Kind, sein Mandat.<br />
Liebte er seine frühere Liebe echt und stark,<br />
so müßte er das Kind verlieren. Freilich,<br />
Revolution, seine Schöne, bleibe für ihn<br />
immer ein Ideal, aber er müßte sich jetzt<br />
mit etlichen Reformen (ich meine, es seien<br />
dies unzüchtige W e i b e r ? ) einlassen, denn<br />
dieselben seien zur Zeit wichtiger.<br />
Ich gesteh' es, daß ich der Logik meines<br />
Herrn nicht n a c h k o m m e n k a n n : warum<br />
sagt er, er würde sein Kind verlieren, wenn<br />
er seiner Gattin treu bliebe? Ich meine im<br />
Gegenteil, daß er noch mehrere Kinder von<br />
ihr haben könnte. Und warum geht er mit<br />
Prostituierten um, wenn er ein W e i b hat,<br />
d a s sein I d e a l i s t ? Ich bin, aufrichtig gestanden,<br />
strikte Anhängerin der Monogamie.<br />
Hündin und Sau sagen dasselbe von ihren<br />
Männern, was die Gattin meines Herrn sagen<br />
würde. Ich meine aber ganz ernstlich, die<br />
Menschen seien größer als Hunde und<br />
Schweine, und sie sollten es verstehen,<br />
Gattin und Kinder zu lieben.<br />
Mein Herr verweilt jetzt immer sehr<br />
flüchtig zu Hause. Er hat einen schönen<br />
Hut, schöne Kleider und Schuhe. Er sagt,<br />
er müsse es tun, um die W ü r d e seines Kindes<br />
nicht zu erniedrigen.<br />
Einst kam mein Herr sehr schnell in<br />
die Stube, öffnete das Fenster, sah hinab<br />
und viele, sehr viele Menschen kamen und<br />
standen unter seinem Fenster. Sie sangen,<br />
klatschten in die Hände, sogar gab es ein<br />
Orchester.<br />
Die Menschen waren sehr froh, sprachen<br />
viel Gutes über meinen Herrn. Mein<br />
Herr sagte, er sei jetzt froh, er liebe sein<br />
Kind und hoffe viel von demselben. Ich<br />
weiß nicht, warum er von seinem Kinde<br />
viel hofft? Es ist ja noch so klein, und<br />
sollte er nicht lieber sein Kind lieben?<br />
Einige Menschen riefen ein Hoch auf<br />
seine Gemahlin aus, aber da machte er s o <br />
gleich ärgerlich das Fenster zu. Es sagte zu<br />
sich selbst, daß es ihm auch ohne Gattin<br />
ganz gut gehe.<br />
So bin ich mit meinem Buche zu Ende,<br />
ich vermutete nicht, daß ich meinen Herrn<br />
in einem so finsteren Lichte darstellen<br />
würde. Ich wollte von ihm nur gut reden.<br />
Aber ich, eine Mücke, spreche die W a h r <br />
heit. Man ist in einer schweren Lage, s o <br />
bald man ein Buch schreibt und einen<br />
Herrn hat, der seine Gemahlin verläßt.<br />
Krebs.<br />
Einige Anregungen über<br />
freiheitl. Literaturherausgabe.<br />
Nachfolgende Ausführungen entnehmen wir<br />
einem interessanten Brief eines unserer Leser. Er<br />
bietet in seinem Schreiben so zahlreiche wichtige<br />
Anregungen, daß wir es für notwendig erachten,<br />
die wichtigsten Bruchstücke des Briefes zu veröffentlichen.<br />
Anm. d. Red.<br />
„ . . . In Italien bestehen in einer Reihe<br />
von Städten Gruppen, die alljährlich einige<br />
Broschüren auf eigene Rechnung herausgeben.<br />
Andere haben eigene Verlagsbuchhandlungen<br />
auf kommunistischer Grundlage.<br />
Der Leiter ist gewöhnlich ein P r o p a -