Der „Vogelhändler“ trotzte dem Regen - beim Bistum Mainz
Der „Vogelhändler“ trotzte dem Regen - beim Bistum Mainz
Der „Vogelhändler“ trotzte dem Regen - beim Bistum Mainz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vorwort<br />
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,<br />
der Staatschef von Bolivien hat Papst<br />
Benedikt XVI., nach<strong>dem</strong> dieser aus<br />
Brasilien wieder nach Rom zurückgekehrt<br />
war, „hinterher gerufen“, dass die<br />
Kirche beten und keine Politik machen<br />
solle.<br />
Bei der Eröffnung einer Ausstellung<br />
zum Holocaust in Jerusalem kam es zur<br />
Auseinandersetzung zwischen <strong>dem</strong><br />
Botschafter des Vatikans und der Ausstellungsleitung<br />
über die Rolle von<br />
Papst Pius XII. Nach Meinung der Verantwortlichen<br />
in Jerusalem habe der<br />
Papst zu lange geschwiegen und zu<br />
wenig laut protestiert, als er vom Morden<br />
an den Juden Europas erfahren<br />
hat.<br />
Hier offenbart sich das Dilemma der katholischen<br />
Kirche, das Dilemma aber<br />
auch jedes Einzelnen, der sein<br />
Christsein ernst nimmt: Am Himmelfahrtstag<br />
haben die Jünger den Auftrag<br />
erhalten, die Welt mit der Botschaft Jesu<br />
Christi in Berührung zu bringen, die<br />
Auferstehung zu bezeugen. Zunächst<br />
wäre dies ganz im Sinne des bolivianischen<br />
Staatspräsidenten. Kirche hat<br />
fromm zu sein. Punkt aus. Doch zeigt<br />
die Geschichte, dass derjenige, der mit<br />
Christus, mit seinen Worten, mit seinem<br />
Leben, mit seinen Sakramenten in Berührung<br />
kommt, dies nicht aus seinem<br />
Alltag heraushalten kann. Je mehr wir<br />
von Christus wissen, desto mehr wird er<br />
sich bei unseren Taten und Worten im<br />
Innern zu Wort melden, wird sein Geist,<br />
der Hl. Geist, uns in die ganze Wahrheit<br />
einführen: In die Wahrheit über unser<br />
Leben und über das Leben der Welt.<br />
Das verändert grundsätzlich die Blickrichtung:<br />
über das Hier und Jetzt hinauszuschauen<br />
und auch die Ewigkeit<br />
mit in den Blick, mit in die Berechnung<br />
zu nehmen.<br />
Dies führt zu <strong>dem</strong> Dilemma, dass die<br />
Geschichte von der Kirche erwartet,<br />
dass sie mutig den Mund öffnet, wo<br />
Menschen um ihre Würde, um ihr<br />
Recht, um Gerechtigkeit, um die Unversehrtheit<br />
ihrer Seele und Leibes gebracht<br />
werden. Nur hat die Geschichte<br />
es leichter, weil sie nicht mitten drin<br />
steckt, sondern zurückschauen kann,<br />
und in der Rückschau man leichter erkennt,<br />
wo Dinge sich schief entwickelt<br />
haben oder grundsätzlich falsch waren.<br />
(Das ist keine Entschuldigung für die<br />
Kirche. Das hat Papst Johannes Paul II.<br />
deutlich gemacht, als er sich zur Jahrtausendwende<br />
zu den Fehlern, Irrtümern<br />
und Sünden der Kirche bekannt<br />
hat.) Aber solange man mitten drin ist,<br />
ist es schwerer zu erkennen, was faul<br />
ist und noch schwerer gegen den allgemeinen<br />
Trend den Mund zu öffnen,<br />
zu protestieren oder sich gar zu verweigern.<br />
Daher verspricht Jesus seinen Jüngern,<br />
dass er sie nicht allein lässt, dass er Ihnen<br />
den Heiligen Geist senden wird. In<br />
3