Horizonte. - Graubündner Kantonalbank

Horizonte März 2013
Brasilien
Nur langsame Konjunkturerholung
Trotz der massiven Stimulierungsmassnahmen kommt
die Konjunkturerholung nur langsam voran. Während
der private Konsum stetig wächst, sind die Investitionen
seit fünf Quartalen rückläufig. Ausschlaggebend für die
nur moderate Konjunkturerholung ist neben dem globalen
Umfeld die Wirtschaftspolitik Brasiliens, deren Fokus
auf umfangreichen kurzfristigen Konjunkturstimulierungen
liegt. Dabei greift die Regierung immer häufiger
auf von den Investoren wenig goutierte interventionistische
Massnahmen zurück und vernachlässigt die für
das langfristige Wachstum wichtigen strukturellen Reformen.
Dadurch hat das Vertrauen in die Wirtschaftspolitik
gelitten, was die Investitionstätigkeit beeinträchtigt.
Hartnäckig hohe Inflation
Trotz des schwachen Wirtschaftswachstums 2012 sind
die Inflationserwartungen gestiegen. Ausschlaggebend
sind primär die grossen Lohnzuwächse, die mit dem
angespannten Arbeitsmarkt und dem Mangel an qualifizierten
Arbeitskräften zu erklären sind. Zusammen mit
dem fehlen-den Produktivitätswachstum hat dies massiv
steigende und inflationär wirkende Lohnstückkosten zur
Folge. Die Inflationsrate ist im Januar auf 6.15% geklettert,
was nahe an der oberen Grenze des zulässigen
Toleranzkorridors (Inflationsziel von 4.5% mit
plus/minus 2% Toleranzbreite) liegt. Die Regierung versucht
u.a. mit der Senkung öffentlicher Preise, die Teuerung
zu dämpfen.
Wachstums- versus Inflationsrisiken
Der brasilianische Real hat sich – unterstützt durch die
Wirtschaftspolitik – von Juli 2011 bis Ende 2012 um
gut 25% gegenüber dem US-Dollar abgeschwächt. Mit
den gestiegenen Inflationserwartungen liess die Regierung
in den letzten Wochen den Real gegenüber dem
Dollar jedoch wieder auf 1.95 ansteigen. Momentan ist
eine Diskussion im Gange, ob das Wachstums- oder
das Inflationsrisiko grösser sei und ob der Inflationsanstieg
mit einer weiteren Aufwertung des Real oder mit
Zinserhöhungen zu bekämpfen sei. Wir gehen davon
aus, dass die Verantwortlichen vorerst den Real sich
leicht weiter festigen lassen. Um den Industriesektor
nicht noch stärker zu belasten, wird die tolerierte Aufwertung
aber bescheiden ausfallen. Angesichts der unbefriedigenden
Konjunkturerholung sind vorläufig keine
Zinserhöhungen zu erwarten, doch dürften die Währungshüter
verbal auf einen restriktiveren geldpolitischen
Kurs abzielen.
23
Wirtschaftszahlen Brasilien
2000 - 10 2011 2012 1 2013 1 2014 1
BIP 3.7 2.7 0.9 3.4 3.7
Staatshaushalt 2 3.5 2.6 2.5 2.3 2.1
Leistungsbilanz 2 0.9 2.1 2.4 3.0 3.3
Inflation 3 6.7 6.6 5.4 6.0 5.7
Arbeitslosenrate 3 10.2 6.0 5.5 5.5 5.4
1 ZKB-Prognose
2 in % BIP
3 Jahresdurchschnitt Quelle: ZKB
Grafik 1: Vorlaufindikator und BIP-Wachstum
12
10
8
6
4
2
0
-2
-4
-6
97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
OECD-Vorlaufindikator (in % vs. Vj.)
Industrieproduktion (in % vs. Vj., rechte Skala)
Grafik 2: Zinsen Brasilien
28
26
24
22
20
18
16
14
12
10
8
20
15
10
5
0
-5
-10
-15
-20
Quelle: Thomson Datastream
6
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13
LeitzinsFed-Funds-Satz
JPM EMBI Renditespread (rechte Skala)
Grafik 3: BRL-Wechselkurs
1.00
0.80
0.60
0.40
2500
2000
1500
1000
500
0
Quelle: Thomson Datastream
0.20
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
BRL/CHF
4
3
2
1
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
USD/BRL
1.00
0.80
0.60
0.40
0.20
4
3
2
1
Quelle: Thomson Datastream