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Landesentscheid 2009 33. Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft"

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<strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Regierungspräsidium Kassel<br />

<strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

<strong>33.</strong> Hessischer <strong>Landesentscheid</strong> zum Bundeswettbewerb 2010<br />

Dokumentation <strong>2009</strong>


Hessischer <strong>Wettbewerb</strong><br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Dokumentation<br />

<strong>Landesentscheid</strong> <strong>2009</strong>


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Regierungspräsidium Kassel<br />

Steinweg 6<br />

34117 Kassel<br />

Telefon: 0561 106-0<br />

Internet: www.rp-kassel.de<br />

Bearbeitung<br />

Regierungspräsidium Kassel<br />

Roswitha Rüschendorf<br />

Telefon: 0561-106-3125<br />

E-Mail: roswitha.rueschendorf@rpks.hessen.de<br />

Bildnachweis<br />

Regierungspräsidium Kassel<br />

Hiltrud Schwarze und Gabi Walper<br />

Layout und Druck<br />

Boxan, Kassel<br />

Juli 2010<br />

Impressum<br />

2 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Vorwort<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

auf dem <strong>Dorf</strong> gehen die Uhren anders. Stimmt das<br />

noch? Ich würde sagen: nur bedingt.<br />

Selbstverständlich herrscht in einer kleinen Gemeinde<br />

ein anderer Rhythmus als in der mittelgroßen Stadt oder<br />

erst recht in der Großstadt. Aber auch in den ländlichen<br />

Gebieten und in den dörflichen Strukturen erleben wir<br />

eine Beschleunigung des Wandels. Eines Wandels, der<br />

in sehr unterschiedliche Richtungen gehen kann.<br />

So erleben Landkreise, die im „toten Winkel“ der Verkehrsinfrastruktur<br />

liegen, die Folgen des demografischen<br />

Wandels ganz anders als diejenigen, denen neue<br />

Strukturen in recht kurzer Zeit Einwohnerzuwachs und<br />

damit auch Integrationsaufgaben bescheren. Diesen beschleunigten<br />

sozialen Wandel zu gestalten – ganz gleich<br />

in welcher Richtung er sich vollzieht, das ist in unseren<br />

Dörfern und Gemeinden eine Herausforderung an Kreativität,<br />

Engagement und Eigeninitiative der Bürgerinnen<br />

und Bürger.<br />

Staatliche Institutionen können diese Prozesse unterstützend<br />

begleiten; zum Beispiel dadurch, dass sie Plattformen<br />

des Austausches anbieten und den Initiativen<br />

und Ideen einen Marktplatz schaffen, auf dem sie verglichen<br />

und bewertet werden können. Eine solche Plattform<br />

ist der <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Die Dokumentation des <strong>Landesentscheid</strong>es <strong>2009</strong> versammelt<br />

zahlreiche Beispiele für den kreativen Umgang<br />

mit dem Wandel dörflichen Lebens. Sie ist eine Einladung<br />

zur Reise durch die Landschaften der Ideen.<br />

Ob Teilnehmer an diesem <strong>Wettbewerb</strong> oder unbeteiligte<br />

Gemeinde, ob Mitglied der Bewertungskommission<br />

oder Bürger vor Ort – alle können Sie auf dieser<br />

Reise durch die <strong>Wettbewerb</strong>sdörfer Entdeckungen machen,<br />

die für Ihr Engagement und für Ihre Herausforderungen<br />

hilfreich sein werden.<br />

Viel Freude an unseren Dörfern mit Zukunft und eine<br />

gute Lesereise wünscht Ihnen<br />

Ihr<br />

Dr. Walter Lübcke<br />

Präsident des Regierungspräsidiums Kassel<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

2 Impressum<br />

3 Vorwort<br />

4 Inhaltsverzeichnis<br />

7 Einführung<br />

10 Reiseroute der Kommission<br />

11 Karte: Teilnehmerorte<br />

12 Siegerorte der Gruppe A<br />

und erfolgreiche Teilnehmer<br />

Urkunde für herausragende Einzelleistungen<br />

13 Siegerorte der Gruppe B<br />

und erfolgreiche Teilnehmer<br />

14 Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums<br />

für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />

16 Landesbewertungskommission<br />

Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe A<br />

Bewertungsprotokolle, Bilder, Pressemitteilungen<br />

20 Borken-Dillich<br />

27 Breuberg-Rai-Breitenbach<br />

33 Breuna<br />

40 Cölbe-Schönstadt<br />

46 Hofgeismar-Hümme<br />

54 Kalbach-Heubach<br />

61 Ringgau-Rhörda<br />

68 Schlitz-Pfordt<br />

75 Wettenberg-Launsbach<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

4 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe B<br />

Bewertungsprotokolle, Bilder, Pressemitteilungen<br />

84 Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

90 Calden-Ehrsten<br />

97 Edertal-Kleinern<br />

104 Gießen-Allendorf<br />

113 Gilserberg-Schönau<br />

120 Groß-Umstadt-Richen<br />

128 Hofbieber<br />

135 Homberg/Ohm-Ober-Ofleiden<br />

142 Wetter-Oberrosphe<br />

148 Willingshausen-Zella<br />

Siegerehrung – Veranstaltung am 11. Oktober <strong>2009</strong> in der Stadthalle Melsungen<br />

156 Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />

und weitere<br />

160 Siegerehrung, Einladung und Programm<br />

163 Grußwort des Gastgebers, Fritz Voit<br />

165 Festrede des Hessischen Ministers für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, Dieter Posch<br />

169 Auf dem Land daheim – Die kulturtragende Aufgabe der Kirche im <strong>Dorf</strong>, Ulf Häbel<br />

175 Eindrücke und Einblicke, Roswitha Rüschendorf<br />

181 Regenerative Energien – Chancen für den ländlichen Raum, Norbert Lemb<br />

185 Grußwort, Carola Carius, Orstvorsteherin Cölbe-Schönstadt<br />

189 Grußwort, Werner Waid, Ortsvorsteher Edertal-Kleinern<br />

192 Programm und Standplan, 5. Spezialitätenfestival<br />

Anhang<br />

196 Bewertungsbogen<br />

198 Bildung der Regionen und Teilnehmerzahlen 2008<br />

199 Teilnehmer des Regionalentscheids 2008<br />

205 Hessische Landessieger seit 1959<br />

208 Ihre Ansprechpartner für den <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

208 Informationen, Richtlinien, Links<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

5


6 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Einführung<br />

Einführung<br />

Der <strong>33.</strong> Hessische <strong>Dorf</strong>wettbewerb wurde 2008 unter<br />

dem Titel „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ ausgelobt. Damit<br />

traten der Landes- und Bundeswettbewerb erstmalig<br />

auch unter einer gemeinsamen Überschrift an. Die vorliegende<br />

Dokumentation gibt einen Einblick in die Auslobung<br />

des Hessischen <strong>Landesentscheid</strong>es <strong>2009</strong>. Sie<br />

richtet sich damit insbesondere an die19 teilnehmenden<br />

Orts- und Stadtteile und Kommunen, die diese zweite<br />

<strong>Wettbewerb</strong>sstufe erricht haben. Die Broschüre wendet<br />

sich darüber hinaus an alle 200 Teilnehmer, die 2008<br />

dem Aufruf des Hessischen Ministeriums zur Teilnahme<br />

am <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> gefolgt sind. Die veröffentlichten<br />

Reiseberichte sollen alle Orte ermuntern, auch 2011 erneut<br />

anzutreten. Angesprochen werden weiterhin alle,<br />

die an der erfolgreichen Umsetzung des <strong>Wettbewerb</strong>es<br />

beteiligt waren. Dieses sind die Mitglieder der Kommissionen<br />

und die Landkreisverwaltungen. Nicht zuletzt verfolgt<br />

die Broschüre das Ziel, noch weitere Dörfer und<br />

Kommunen zum Mitmachen zu bewegen. Vor diesem<br />

Hintergrund wird dieses Heft als „Werbematerial“ für<br />

den erneuten Aufruf zum 34. Hessischen <strong>Dorf</strong>wettbewerb<br />

im Herbst 2010 eingesetzt.<br />

Inhalt der Dokumentation<br />

Die Broschüre bietet einen Einblick in die Ergebnisse<br />

und den Ablauf der Landesauslobung <strong>2009</strong>. Der<br />

Schwerpunkt der Dokumentation liegt in den Bereisungsprotokollen.<br />

Diese vermitteln, mit welchen Themen<br />

sich welcher Ort beteiligt <strong>hat</strong>. Die örtlichen<br />

Eindrücke wurden teilweise um weitere Informationen,<br />

zum Beispiel zur Ortsgeschichte, abgerundet. Angaben<br />

zur Kommission, Bilder und Presseartikel (Auswahl) ergänzen<br />

die Informationen. Die anlässlich der Siegerehrung<br />

gehaltenen Grußworte und Vorträge reflektieren<br />

die Eindrücke der Bereisungswochen. Sie formulieren<br />

auch aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und<br />

landespolitische Schwerpunkte. Die Siegerehrung am<br />

11. Oktober <strong>2009</strong> war eingebunden in die bundesweite<br />

„Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ und den<br />

„Tag der Regionen“.<br />

In den Anlagen finden Sie die 200 Teilnehmerorte und ihre<br />

Zuordnung zu den <strong>Wettbewerb</strong>sregionen. Weiterhin sind<br />

die Bewertungskriterien zu finden. Auch werden alle bisherigen<br />

Landessieger tabellarisch (1959 bis <strong>2009</strong>) präsentiert.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, was diese<br />

Broschüre nicht dokumentieren kann: Dieses sind zum<br />

einen die Begeisterung, die Anspannung und Herzlichkeit<br />

der Bewohnerinnen und Bewohner, die die Kommission<br />

in den Dörfern vorfand. Zum anderen sind es die<br />

sozialen Wirkungen und das gewachsene Miteinander,<br />

die die Vorbereitungen zur <strong>Dorf</strong>präsentation auslösten.<br />

Was ging dem <strong>Landesentscheid</strong><br />

<strong>2009</strong> voraus?<br />

2008/<strong>2009</strong> wurde der 50. „Geburtstag” des Hessischen<br />

<strong>Dorf</strong>wettbewerbes begangen. Als erstes Bundesland eröffnete<br />

Hessen 1958/1959 den <strong>Wettbewerb</strong> auf Länderebene<br />

unter dem Thema „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> soll schöner<br />

werden“. Daran wurde am 20. September 2007 in Stadt-<br />

Allendorf im Rahmen eines Symposiums und einer Feier<br />

erinnert. Der Wunsch, dass sich auch nach 50 Jahren zahlreiche<br />

Kommunen und Orte erneut beteiligen, <strong>hat</strong> sich erfüllt.<br />

Bis zum Stichtag 1. März 2008 <strong>hat</strong>ten 215 Orte ihre<br />

Teilnahme an dem <strong>33.</strong> Hessischen <strong>Wettbewerb</strong> bei den<br />

jeweiligen Landkreisverwaltungen gemeldet. Die räumliche<br />

Verteilung auf 19 Landkreise ergab eine Bildung von<br />

acht Austragungsregionen. Um möglichst gleiche Teilnehmerzahlen<br />

pro Region zu erreichen, setzten sich die<br />

<strong>Wettbewerb</strong>sregionen aus einem oder mehreren Landkreisen<br />

zusammen. Bedauerlicherweise haben 15 Dörfer<br />

ihre Teilnahme im Nachhinein zurück genommen. Dieses<br />

führte zu Ungleichheiten zwischen den konkurrierenden<br />

Regionen hinsichtlich der regionalen Teilnehmerzahlen.<br />

Um dieses auszugleichen, konnten teilnehmerstarke Regionen<br />

ab 30 Dörfern neben den Erstplatzierten auch den<br />

Zweitplatzierten der teilnehmerstärksten Gruppe (A oder<br />

B) in den <strong>Landesentscheid</strong> entsenden. Damit lag <strong>2009</strong> die<br />

Gesamtzahl der Dörfer bei 19 statt 16.<br />

Ein Blick auf die Teilnehmerliste im Anhang zeigt, dass<br />

die Gruppe A mit 70 im Vergleich zur Gruppe B mit 130<br />

Teilnehmerorten schwächer vertreten war. (Die Gruppe A<br />

umfasst Orte mit mindest. dreijähriger Förderung aus<br />

den Programmen der <strong>Dorf</strong>erneuerung oder einfachen<br />

Stadterneuerung ab 1983; die Gruppe B alle anderen.)<br />

Protokollinhalt<br />

Grundlagen eines Protokolls sind einerseits die eingereichten<br />

Antragsunterlagen und andererseits die Ein-<br />

7


drücke von der örtlichen Präsentation. Die unterschiedliche<br />

Informationsdichte der Vermerke begründet sich<br />

auch aus dem Umfang des zur Verfügung gestellten Materials.<br />

Die Gliederung der Protokolle richtet sich nach<br />

den fünf Hauptkriterien der Bewertung. Im Vordergrund<br />

der Beschreibungen stehen die positiven Eindrücke der<br />

vorgestellten Ansätze und Aktivitäten. Fehlende Aussagen<br />

zu Unterkriterien können ein Ausdruck für nicht im<br />

Ort anzutreffende Ansätze oder fehlende Angaben sein.<br />

Die Protokolle sind so abgefasst, dass sie auch ortsunkundigen<br />

Lesern einen Eindruck von dem <strong>Dorf</strong> und seinen<br />

Bewohnerinnen und Bewohnern wie auch von der<br />

Kommune vermitteln. Sie erheben jedoch nicht den Anspruch,<br />

die vielfältigen Aktivitäten und Leistungen in<br />

Gänze wiederzuspiegeln – dieses könnte kein noch so<br />

langer Vermerk erfüllen.<br />

Welche Rolle spielte die Präsentation<br />

für die Bewertung?<br />

Wie stelle ich in eineinhalb oder zwei Stunden den Ort<br />

so vor, dass die Kommission einen umfassenden und<br />

glaubwürdigen Eindruck erhält? Welche Bedeutung besitzt<br />

die Präsentation für die Bewertung? Da diese Fragen<br />

immer wieder gestellt werden, sei ein „Wort“ zur<br />

Bedeutung der Ortsvorstellung anlässlich der Bereisung<br />

gesagt.<br />

Zunächst: Es gibt kein eigenes Bewertungskriterium für<br />

die Vorstellung des Ortes, aber sie fließt als Indikator<br />

(Hinweis) in mehrere Kriterien ein. Da ist zum einen das<br />

Unterkriterium der Ausbildung der „dörflichen Identität“<br />

zu nennen, also die Frage nach dem sog. Wir-Gefühl.<br />

Zum anderen fließt die Präsentation in die Bewertung<br />

der verschiedenen Aktivitäten um die bauliche, grünordnerische,<br />

soziale und kulturelle Entwicklung des<br />

Ortes ein. Auch ist die „gefühlte“ Wirkung der konkreten<br />

Präsentation auf die Kommission nicht zu unterschätzen.<br />

Was heißt das?<br />

Der <strong>Wettbewerb</strong> geht davon aus, dass die Kernidee, gemeinsam<br />

an der örtlichen Entwicklung mitzuwirken, von<br />

vielen BewohnerInnen aufgenommen und getragen<br />

wird. Ob dieser Grundgedanke im Ort verankert ist lässt<br />

sich auch daran beurteilen, ob und wie die Bewohne-<br />

rInnen dieses persönlich einbringen. Das bedeutet u.a.,<br />

dass die Verantwortlichen selbst über ihre Aktivitäten<br />

berichten, statt sich, z.B. durch den Bürgermeister oder<br />

Ortsvorsteher, vertreten zu lassen. Aber auch aus einer<br />

breiten Teilnahme an der Begehung schließt die Kommission<br />

auf eine gewisse Anteilnahme und ein Interesse<br />

am <strong>Wettbewerb</strong> und seinen Inhalten. Konkret: Die Kommission<br />

schaut auch, wer ist anwesend (angemessen zur<br />

Tageszeit natürlich), wer berichtet und wie glaubwürdig<br />

ist das Vorgestellte. (Passt die gewählte Darstellungsform<br />

zu dem Inhalt?)<br />

Auch das Auftreten der Kommune in der Vorstellung ist<br />

für die Bewertung bedeutsam. Wie Sie wissen, richten<br />

sich einige Bewertungsfragen auch an die Kommune.<br />

Beispielhaft möchte ich die Fragen nach der Qualität<br />

gemeindlicher Planungen und Satzungen oder den<br />

Stand der regionalen Zusammenarbeit erwähnen. Aber<br />

auch die Frage, welche Anreize und Unterstützung die<br />

Kommunen bei der baulichen und grüngestalterischen<br />

Entwicklung im Vorfeld konkreter Maßnahmen anbieten,<br />

ist bewertungsrelevant. Diese Fragen richten sich aber<br />

nicht nur an die Kommune sondern auch an die Orte.<br />

Denn: Bewertet wird auch, welchen Stellenwert diese<br />

überörtlichen Themen in der Bewohnerschaft haben,<br />

wie sie angesprochen werden oder wie ihre „Bearbeitung“<br />

in der Gemeinde nachgefragt oder eingefordert<br />

wird. Dabei sollten auch die Probleme angesprochen<br />

werden.<br />

Anregungen für die Präsentation<br />

Einführung<br />

Die Zeit ist knapp bemessen und immer zu kurz um alles<br />

zur eigenen Zufriedenheit zu präsentieren. Vor diesem<br />

Hintergrund sind die nachfolgenden Anregungen zu verstehen.<br />

o Auch Neubau- und Gewerbegebiete sowie Ortsränder<br />

sollten in der Vorstellung bedacht werden und<br />

sei es – aus zeitlichen Gründen – nur als Luftaufnahme.<br />

o Tragen Sie nicht doppelt vor. Also: Verzichten Sie auf<br />

einen einführenden Vortrag zu allen Hauptkriterien<br />

wenn Sie sowieso eine örtliche Besichtigung eingeplant<br />

haben. Dieses hilft Zeit einzusparen.<br />

o Ausstellungstafeln ergänzen sehr gut das Gehörte.<br />

Ihre Inhalte ergänzen das Gesehene. Um der Kommission<br />

ein gezieltes Nachsehen und Überprüfen zu<br />

8 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Einführung<br />

ermöglichen, rege ich an, ihr zum Abschluss (nochmals)<br />

die Zeit für die nähere Betrachtung der Tafeln<br />

zu geben.<br />

o Rundgänge im Ort sind nicht wirklich durch Fahrten<br />

zu ersetzen. „Spaziergänge“ liefern einerseits optimale<br />

Grundlagen für die Bewertung der Kriterien<br />

„Bauen und Grün im <strong>Dorf</strong>“, also für die Kriterien 3<br />

und 4. Andererseits eröffnen sie die Möglichkeit, mit<br />

den Bewohnern zu sprechen. Letzteres ist eine weitere<br />

wichtige Informationsquelle und ergänzt den<br />

Antrag und die Vorträge.<br />

o Lassen Sie sich nicht irritieren, wenn bei der Projektpräsentation<br />

nicht alle Kommissionsmitglieder bei<br />

Ihnen stehen. Da möglichst vielfältige Eindrücke (in<br />

der kurzen Zeit) gesammelt werden sollen, gibt es zuweilen<br />

für Sie nicht erkennbare „Arbeitsteilungen“.<br />

Aber: Sie können sich darauf verlassen, dass sich die<br />

Kommission austauscht.<br />

Nach dem <strong>Wettbewerb</strong> ist vor dem<br />

<strong>Wettbewerb</strong><br />

Die Gewinner, Cölbe-Schönstadt (Gruppe A) und Edertal-Kleinern<br />

(Gruppe B), vertreten Hessen beim Bundeswettbewerb<br />

2010. Damit ist der <strong>33.</strong> Hessische<br />

<strong>Wettbewerb</strong> offiziell abgeschlossen.<br />

Doch: Nach dem <strong>Wettbewerb</strong> ist vor dem <strong>Wettbewerb</strong>!<br />

So wird der Aufruf zum 34. Hessischen <strong>Wettbewerb</strong><br />

2011/2012 durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft,<br />

Verkehr und Landesentwicklung bereits im Herbst<br />

2010 erfolgen. Da die Zielsetzungen des vergangenen<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong>es nicht an Aktualität verloren haben,<br />

bleiben die Bewertungskriterien nahezu unverändert.<br />

Dieses soll auch die Dörfer darin unterstützen, kontinuierlich<br />

weiter zu machen.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Der Stichtag für die Anmeldung wird der 1. März 2011<br />

sein. Wie gewohnt, stehen interessierten Städten und<br />

Gemeinden und den Orten die jeweiligen Landkreisverwaltungen<br />

für weitergehende Informationen zur Seite.<br />

Dank<br />

Danken möchte ich allen, die auf vielfältige Weise den<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> 2008/<strong>2009</strong> ermöglichten und unterstützten.<br />

Dieses sind die Hessische Landesregierung, die<br />

Mitglieder der Kommissionen und die Landkreisverwaltungen.<br />

Dank auch an diejenigen, die mir ihre Beiträge<br />

von der Siegerehrung zur Verfügung gestellt haben. Ergänzende<br />

Hinweise zu den Protokollen habe ich aus<br />

zahlreichen Teilnehmerdörfern erhalten. Auch hierfür<br />

sage ich danke. Was wäre die Dokumentation ohne<br />

Fotos und ohne ein ansprechendes Aussehen? Für die<br />

Aufnahmen bedanke ich mich bei meinen Kolleginnen<br />

Hiltrud Schwarze und Gabi Walper; für das Erscheinungsbild<br />

der Broschüre der Firma Boxan.<br />

Mit dem Wunsch, dass die eingetretene Dynamik in den<br />

Orten eine Fortsetzung findet, würde ich mich freuen,<br />

Sie (auch) 2011 wieder als Teilnehmer begrüßen zu dürfen.<br />

Roswitha Rüschendorf<br />

9


<strong>33.</strong> Hessischer <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“<br />

Reiseroute – <strong>Landesentscheid</strong> <strong>2009</strong><br />

Dienstag, 16. Juni <strong>2009</strong><br />

1 11.00 – 13.00 Uhr Gruppe B Groß-Umstadt-Richen<br />

2 14.30 – 16.00 Uhr Gruppe A Breuberg-Rai-Breitenbach<br />

Mittwoch, 17. Juni <strong>2009</strong><br />

3 08.30 – 10.00 Uhr Gruppe A Kalbach-Heubach<br />

4 11.30 – 13.30 Uhr Gruppe B Hofbieber<br />

5 15.30 – 17.00 Uhr Gruppe A Schlitz-Pfordt<br />

Donnerstag, 18. Juni <strong>2009</strong><br />

6 09.00 – 11.00 Uhr Gruppe B Gießen-Allendorf<br />

7 13.00 – 15.00 Uhr Gruppe A Wettenberg-Launsbach<br />

Montag, 22. Juni <strong>2009</strong><br />

8 11.30 – 13.00 Uhr Gruppe B Willingshausen-Zella<br />

9 15.30 – 17.00 Uhr Gruppe A Borken-Dillich<br />

Dienstag, 23. Juni <strong>2009</strong><br />

10 08.30 – 10.00 Uhr Gruppe B Edertal-Kleinern<br />

11 11.30 – 13.00 Uhr Gruppe B Gilserberg-Schönau<br />

12 15.00 – 16.30 Uhr Gruppe B Wetter-Oberrosphe<br />

Mittwoch, 24. Juni <strong>2009</strong><br />

13 09.00 – 11.00 Uhr Gruppe A Cölbe-Schönstad<br />

14 13.30 – 15.00 Uhr Gruppe B Homberg-Ober-Ofleiden<br />

Montag, 29. Juni <strong>2009</strong><br />

15 11.00 – 12.30 Uhr Gruppe B Calden-Ehrsten<br />

16 13.30 – 15.30 Uhr Gruppe A Hofgeismar-Hümme<br />

17 16.30 – 18.30 Uhr Gruppe A Breuna<br />

Dienstag, 30. Juni <strong>2009</strong><br />

18 09.00 – 10.30 Uhr Gruppe B Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

19 13.30 – 15.00 Uhr Gruppe A Ringgau-Röhrda<br />

Reiseroute – <strong>Landesentscheid</strong> <strong>2009</strong><br />

Das Zeitbudget für die Ortspräsentation beträgt bei einer Einwohnerzahl über 1.500 zwei Stunden.<br />

Gruppe A: anerkannte <strong>Dorf</strong>erneuerungsschwerpunkte ab drei Jahren oder nach Förderabschluss<br />

Gruppe B: alle anderen Orte<br />

10 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Teilnehmerorte<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> "<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft"<br />

<strong>Landesentscheid</strong> <strong>2009</strong><br />

A<br />

B<br />

Orte der Gruppe A<br />

Orte der Gruppe B<br />

Regierungsbezirk<br />

Kreis<br />

Gemarkung<br />

Gemeinde<br />

Lahn-Dill-Kreis<br />

Limburg-Weilburg<br />

Rheingau-Taunus-Kreis<br />

Wiesbaden<br />

Allendorf a. d. Lahn<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Oberrosphe<br />

Wetter<br />

Wettenberg<br />

Launsbach<br />

Gießen<br />

Schönstadt<br />

Cölbe<br />

Marburg-Biedenkopf<br />

Reg.Bez. Gießen<br />

Hochtaunuskreis<br />

Main-Taunus-<br />

Kreis<br />

Groß-<br />

Gerau<br />

7<br />

Reg.Bez. Darmstadt<br />

Bergstraße<br />

Waldeck-Frankenberg<br />

6<br />

Frankfurt<br />

am Main<br />

Darmstadt<br />

12<br />

Gießen<br />

Wetteraukreis<br />

Offenbach<br />

Darmstadt-<br />

Dieburg<br />

13<br />

Offenbach<br />

am Main<br />

Richen<br />

10<br />

Groß-Umstadt<br />

Edertal<br />

Kleinern<br />

Breuna<br />

Rai-Breitenbach<br />

Zella<br />

Ehrsten<br />

Hümme<br />

Dillich<br />

Schönau<br />

Schwalm-Eder-Kreis<br />

Gilserberg<br />

Ober-Ofleiden<br />

Homberg (Ohm)<br />

1<br />

11<br />

14<br />

Breuberg<br />

Odenwaldkreis<br />

2<br />

17<br />

Breuna<br />

Kassel<br />

15<br />

Hofgeismar<br />

Calden<br />

Borken (Hessen)<br />

Willingshausen<br />

8<br />

9<br />

Vogelsbergkreis<br />

Reg.Bez.<br />

Kassel<br />

Main-Kinzig-Kreis<br />

16<br />

Stadt<br />

Kassel<br />

Schlitz<br />

Pfordt<br />

Fulda<br />

Kalbach<br />

Heubach<br />

Bad Sooden-<br />

Allendorf<br />

Hersfeld-Rotenburg<br />

5<br />

18<br />

Hofbieber<br />

3<br />

Kleinvach<br />

Werra-<br />

Meißner-<br />

Kreis Röhrda<br />

19<br />

Ringgau<br />

4<br />

Hofbieber<br />

Herausgeber: Regierungspräsidium Kassel, Dez. 25<br />

Kartographie: Dez. 27.1<br />

11


Die Siegerorte der Gruppe A<br />

1. Sieger Cölbe-Schönstadt<br />

Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

2. Sieger Breuberg-Rai-Breitenbach<br />

Landkreis Odenwald<br />

3. Sieger Schlitz-Pfordt<br />

Landkreis Vogelsberg<br />

Die erfolgreichen Teilnehmer der Gruppe A<br />

(in alphabetischer Folge)<br />

Borken-Dillich<br />

Landkreis Schwalm-Eder<br />

Breuna<br />

Landkreis Kassel<br />

Hofgeismar-Hümme<br />

Landkreis Kassel<br />

Kalbach-Heubach<br />

Landkreis Fulda<br />

Ringgau-Röhrda<br />

Landkreis Werra-Meißner<br />

Wettenberg-Launsbach<br />

Kreisfreie Stadt Gießen<br />

Urkunde für herausragende Einzelleistungen<br />

Kalbach-Heubach<br />

Würdigung des Fördervereins für die Sanierung und Neunutzung<br />

der ehemaligen Landsynagoge<br />

Siegerorte Gruppe A<br />

12 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Siegerorte Gruppe B<br />

Die Siegerorte der Gruppe B<br />

1. Sieger Edertal-Kleinern<br />

Landkreis Waldeck-Frankenberg<br />

2. Sieger Wetter-Oberrosphe<br />

Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

3. Sieger Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

Landkreis Werra-Meißner<br />

Die erfolgreichen Teilnehmer der Gruppe B<br />

(in alphabetischer Folge)<br />

Calden-Ehrsten<br />

Landkreis Kassel<br />

Gießen-Allendorf<br />

Kreisfreie Stadt Gießen<br />

Gilserberg-Schönau<br />

Landkreis Schwalm-Eder<br />

Groß-Umstadt-Richen<br />

Landkreis Darmstadt-Dieburg<br />

Homberg-Ober-Ofleiden<br />

Landkreis Vogelsberg<br />

Hofbieber<br />

Landkreis Fulda<br />

Willingshausen-Zella<br />

Landkreis Schwalm-Eder<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

13


Hessisches Ministerium für Wirtschaft,<br />

Verkehr und Landesentwicklung<br />

Siegerdörfer des <strong>33.</strong> Hessischen Landeswettbewerbs<br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ <strong>2009</strong> stehen fest<br />

Erste Plätze im hessischen Landeswettbewerb „<strong>Unser</strong><br />

<strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ an Cölbe-Schönstadt und Edertal-<br />

Kleinern<br />

Wirtschaftsminister Dieter Posch: „Der Erfolg der an<br />

dem <strong>Wettbewerb</strong> teilnehmenden Dörfer ist auch der Erfolg<br />

der Bürgerinnen und Bürger“<br />

Nach der Bereisung durch die Landesbewertungskommission<br />

im Juni <strong>2009</strong> stehen nun die Ergebnisse des<br />

hessischen Landeswettbewerbs „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong><br />

Zukunft“ fest. „Der Erfolg der an dem <strong>Wettbewerb</strong> teilnehmenden<br />

Dörfer ist Ausdruck eines großen und überdurchschnittlichen<br />

Engagements der Bürger. Mit diesem<br />

<strong>Wettbewerb</strong> möchte die Landesregierung als Impulsgeber<br />

direkt die Akteure in den ländlichen Regionen<br />

ansprechen, um die Zukunft des ländlichen Raums durch<br />

Kontinuität und Nachhaltigkeit in gemeinschaftlicher<br />

Verantwortung zu sichern“, so Wirtschaftsminister Dieter<br />

Posch am Donnerstag in Wiesbaden.<br />

Der Landeswettbewerb wurde in zwei Stufen innerhalb<br />

von drei Jahren durchgeführt. Landesweit insgesamt 200<br />

Teilnehmerdörfer haben an den Regionalentscheiden,<br />

die im Jahre 2008 in acht <strong>Wettbewerb</strong>sregionen<br />

durchgeführt wurden, teilgenommen. Die 19 erfolgreichsten<br />

Kandidaten aus den Regionalentscheiden<br />

nahmen in diesem Jahr am <strong>Landesentscheid</strong> teil. Durch<br />

gute <strong>Wettbewerb</strong>svorbereitungen und ansprechende<br />

Präsentationen konnte die Landesbewertungskommission<br />

von den nachhaltigen Leistungen in den Dörfern<br />

überzeugt werden, sagte der Minister.<br />

Sowohl in den Regionalentscheiden als auch im <strong>Landesentscheid</strong><br />

wurde nach zwei Gruppen differenziert.<br />

Dabei sollte den unterschiedlichen Ausgangsbedingun-<br />

gen Rechnung getragen werden. In Gruppe A sind die<br />

Orte vertreten, die bereits öffentliche Unterstützung<br />

durch das <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm erhalten haben<br />

bzw. die noch Förderschwerpunkte sind. In Gruppe B<br />

sind die Orte, die bislang nicht an dem <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm<br />

teilnahmen, zusammengefasst.<br />

Im <strong>Landesentscheid</strong> <strong>2009</strong> der besten Dörfer Hessens<br />

wurden folgende Sieger ermittelt:<br />

Gruppe A<br />

1. Cölbe Schönstadt, Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

2. Breuberg-Rai-Breitenbach, Odenwaldkreis<br />

3. Schlitz-Pfordt, Vogelsbergkreis<br />

Gruppe B<br />

Pressemitteilung<br />

1. Edertal-Kleinern, Landkreis Waldeck-Frankenberg<br />

2. Wetter-Oberrosphe, Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

3. Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

Als Siegerprämie erhalten die erstplazierten Dörfer jeweils<br />

5.000 Euro, die zweitplazierten Dörfer jeweils<br />

3.000 Euro. Für den 3. Platz werden jeweils 2.000 Euro<br />

vergeben.<br />

Die übrigen Teilnehmer: Borken-Dillich, Breuna, Hofgeismar-Hümme,<br />

Kalbach-Heubach, Ringgau-Röhrda und<br />

Wettenberg-Launsbach (Gruppe A) sowie Calden-<br />

Ehrsten, Gießen-Allendorf, Gilserberg-Schönau, Groß-<br />

Umstadt-Richen, Homberg-Ober-Ofleiden, Hofbieber<br />

und Willingshausen-Zella (Grupppe B) erhalten jeweils<br />

eine Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme am hessischen<br />

<strong>Landesentscheid</strong>. Der Förderverein für die<br />

Sanierung und Neunutzung der ehemaligen Landsyna-<br />

14 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Pressemitteilung<br />

goge in Kalbach-Heubach erhält eine Auszeichnung für<br />

herausragende Gemeinschaftsleistungen.<br />

Die beiden Siegerdörfer aus dem <strong>Landesentscheid</strong> werden<br />

Hessen im nächsten Jahr bei dem 23. Bundeswettbewerb<br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ vertreten.<br />

„Diese Dörfer waren im <strong>Wettbewerb</strong> gemeinschaftlicher<br />

Leistungen sehr erfolgreich. Ich hoffe, dass durch diese<br />

beispielhaften Leistungen und individuellen Lösungsansätze<br />

in Zukunft noch weitere Orte zu eigenen Aktivitäten<br />

angeregt werden“, so Posch abschließend.<br />

Hinweise:<br />

Die Preisverleihung durch Wirtschaftsminister Posch wird<br />

am Sonntag, dem 11. Oktober <strong>2009</strong> in Melsungen stattfinden.<br />

Auskunft zu den Ergebnissen des <strong>Landesentscheid</strong>s<br />

erteilt die Vorsitzende der Landesbewertungskommission:<br />

Roswitha Rüschendorf, Regierungspräsidium Kassel,<br />

Tel.: 0561 / 106-3125.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

15


<strong>33.</strong> Hessischer <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Landeskommission <strong>2009</strong><br />

Hermann Brand<br />

Hessischer Städte- und Gemeindebund e. V.<br />

Henry-Dunant-Straße 13<br />

Postfach 13 51<br />

63165 Mühlheim/Main<br />

Norbert Lemb<br />

Naturschutz-Akademie Hessen<br />

Friedenstraße 38<br />

35578 Wetzlar<br />

Konrad Moog<br />

Gemeinde Dautphetal<br />

Hainstraße 1<br />

35232 Dautphetal<br />

Roswitha Rüschendorf<br />

(Leitung)<br />

Regierungspräsidium Kassel<br />

Steinweg 6<br />

34117 Kassel<br />

Landesbewertungskommission <strong>2009</strong><br />

16 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Landesbewertungskommission <strong>2009</strong><br />

Volker Schmülling<br />

Hessisches Ministerium für Umwelt,<br />

Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

Postfach 31 09<br />

65021 Wiesbaden<br />

Dagmar Söder<br />

Landesamt für Denkmalpflege Hessen<br />

Schloß Biebrich<br />

65203 Wiesbaden<br />

Brigitte Tkalec<br />

Landfrauenverband Hessen e. V.<br />

Taunusstraße 151<br />

61381 Friedrichsdorf<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Christoph Wüstenhagen<br />

Landesarbeitsgemeinschaft der<br />

Kulturinitiativen und soziokulturellen Zentren (LAKS)<br />

c/o Kulturzentrum Schlachthof<br />

Mombachstraße 12<br />

34127 Kassel<br />

Hiltrud Schwarze<br />

(Assistenz)<br />

Regierungspräsidium Kassel<br />

Steinweg 6<br />

17


18<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Bewertungsprotokolle<br />

Vorstellung der Teilnehmerorte<br />

der Gruppe A<br />

Borken-Dillich<br />

Breuberg-Rai-Breitenbach<br />

Breuna<br />

Cölbe-Schönstadt<br />

Hofgeismar-Hümme<br />

Kalbach-Heubach<br />

Ringgau-Rhörda<br />

Schlitz-Pfordt<br />

Wettenberg-Launsbach<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 19


Borken-Dillich<br />

Dillich ist der südlichste Stadtteil der Großgemeinde Borken im Schwalm-Eder-Kreis. Die Gesamtgemeinde mit insgesamt<br />

14 Stadtteilen <strong>hat</strong> sich in den vergangenen Jahrzehnten durch den Wandel in Landwirtschaft und Bergbau/<br />

Energiegewinnung strukturell mehrfach neu orientieren müssen. In der jüngeren Geschichte bestimmte 100 Jahre<br />

lang die Braunkohleförderung und -verstromung die Entwicklung der Region. Spuren der Industriegeschichte finden<br />

sich entsprechend in Landschaft, Stadt und Dörfern. Nach der Schließung des Bergbaus 1991 legt die Stadt Borken<br />

unter Aufnahme der Auswirkungen der 100-jährigen Bergbaugeschichte einen Schwerpunkt auf den Ausbau touristischer<br />

Angebote. In Dillich selbst wurde Tagebau von 1950 bis 1963 betrieben. Das <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> derzeit knapp 500 Einwohner.<br />

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Dillich 1008 unter dem Namen „Thielleichi“. Die Entwicklung des Ortes<br />

bestimmte von 1318 bis 1826 die Adelsfamilie von Dalwigk maßgeblich.<br />

Unter dem selbst gewählten Motto „starke Bürger – starke Vereine – starke Kommune“ arbeiten acht Vereine, eine<br />

engagierte Kirchengemeinschaft und der Ortsbeirat in einer lebendigen <strong>Dorf</strong>gemeinschaft zusammen. Dillich beteiligte<br />

sich 2008 erstmals am Hessischen <strong>Dorf</strong>wettbewerb. Unterstützung aus dem Hessischen <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm<br />

erhielt der Ort von 1994 bis 2002.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Das <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm beeinflusste die Entwicklung<br />

des Ortes in den vergangenen 17 Jahren in<br />

weiten Bereichen. Der im Rahmen der <strong>Dorf</strong>erneuerung<br />

gegründete Arbeitskreis „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong>“ besteht noch<br />

heute und ist ein wichtiger Motor zahlreicher Initiativen.<br />

Der Ortsbeirat in Dillich ist von allgemeinen Verwaltungstätigkeiten<br />

entlastet. Diese werden von einer kommunalen<br />

Dienststelle übernommen. Zudem arbeitet der<br />

Ortsbeirat arbeitsteilig und jedes Mitglied des Ortsbeirates<br />

<strong>hat</strong> bestimmte Aufgaben übernommen.<br />

Der Einfluss des <strong>Dorf</strong>es Dillich in der Stadt Borken ist –<br />

nach Aussage des Bürgermeisters – sehr groß.<br />

Die Stadt ist regional und interkommunal stark vernetzt.<br />

Sie <strong>hat</strong> an mehreren Forschungsprogrammen teil ge-<br />

nommen und partizipiert an einigen Förderprogrammen.<br />

Ziele, Handlungs- und Förderschwerpunkte werden<br />

in Folge regional abgestimmt. Zu nennen ist<br />

insbesondere der Zweckverband „Schwalm-Eder-<br />

West“, einem Zusammenschluss von insgesamt fünf<br />

Kommunen. Weiterhin ermöglicht die Beteiligung im<br />

Regionalforum „Schwalm-Aue e.V.“ eine Europäische<br />

Förderung aus dem Leader-Programm von 2007 bis<br />

2013. Die Kooperation umfasst sechs Kommunen.<br />

Borken ist touristisch mit vier Kommunen in der kreisübergreifenden<br />

Arbeitsgemeinschaft „Erlebnisregion<br />

Edersee“ vernetzt.<br />

In welcher Form und in welchem Umfang Ortsbeirat, Arbeitskreis<br />

oder Bewohner konkret an der Ausgestaltung<br />

der kommunalen Ziele mitwirken und welche bisherigen<br />

investiven Auswirkungen die regionale Zusammenarbeit<br />

für Dillich <strong>hat</strong>te, ist der Kommission nicht bekannt.<br />

20 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Borken-Dillich<br />

Dillich setzt sich derzeit mit den Auswirkungen des demografischen<br />

Wandels auseinander. Die Einwohnerzahl<br />

geht von 1950 mit 767 Bewohnern kontinuierlich zurück.<br />

Der Stadtteil verzeichnet mit ca. 28 % noch einen durchschnittlich<br />

hohen Altersanteil von Bewohnern über 60<br />

Jahren. Das sich abzeichnende Problem der Überalterung<br />

korrespondiert mit einem zunehmenden Leerstand<br />

an Gebäuden. Es liegt eine Gebäudeerhebung für den<br />

Ortskern mit Angaben über Gebäudenutzung bzw. -leerstand<br />

sowie über innerörtliche Flächenreserven vor. Danach<br />

sind ca. 15 Gebäude vermerkt, die kurz- oder<br />

mittelfristig einer Neunutzung zugeführt werden könnten.<br />

Das Interesse von Bürgern und Fremden, dieses Potential<br />

zu nutzen, wird als gering beschrieben. Ein<br />

Bebauungsplanentwurf für ein Baugebiet mit ca. 12 – 15<br />

Bauplätzen im Südosten der Ortslage liegt vor. In der<br />

Neuaufstellung befinden sich aktuell der Landschaftsund<br />

der Flächennutzungsplan.<br />

Für die Kommission stellte sich die beschriebene Entwicklung<br />

widersprüchlich dar. Dem vorhandenen Problembewusstsein<br />

sollte auf der Grundlage des<br />

Gebäudekatasters eine Konzeption zur Stärkung des<br />

Ortskernes folgen. Diese liegt nach Einschätzung der<br />

Kommission noch nicht schlüssig vor. Nicht erkennbar<br />

war weiterhin, welche Vorgaben der <strong>Dorf</strong>entwicklungsplan<br />

bzw. das -konzept für die zukünftige Siedlungsentwicklung<br />

besitzt. Die Kommission empfiehlt die<br />

Folgerungen aus dem Leerstands- und Nutzungskataster<br />

unter Einbindung der Bewohner zu erörtern und Überlegungen<br />

zum weiteren Vorgehen abzustimmen. Neben<br />

Gesprächen mit den Eigentümern, einer begleitenden<br />

fachlichen Beratung wäre ein aktives Immobilien- und<br />

Grundstücks- und Gebäudemanagement durch die Stadt<br />

wünschenswert. Hessenweit finden sich hierzu einige Beispiele<br />

(z.B. Bad Hersfeld, Marburg). Finanzielle kommunale<br />

Investitionsanreize, z.B. zur Sanierung, wären dabei<br />

eine Hilfe. Die innerörtlichen Freiflächen könnten unter<br />

Abwägung städtebaulicher Gesichtpunkte und ökologischer<br />

Anforderungen abschließend bewertet und über<br />

das Internet offeriert werden. Auf die konkurrierende<br />

Ausweisung eines weiteren Neubaugebietes sollte zugunsten<br />

der Ortskernstärkung verzichtet werden.<br />

Inwieweit für die Kommune und Dillich ein energetisches<br />

Konzept zur Nutzung erneuerbarer Energien und zur<br />

Steigerung der Energieeffizienz vorliegt ist der Kommission<br />

nicht bekannt. Photovoltaikanlagen finden sich indessen<br />

auf mehreren Privatdächern.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Die kommunale Infrastruktur des <strong>Dorf</strong>es mit Feuerwehrstandort,<br />

Friedhof, Gasthaus, Gemeinschaftshaus, Jugendclub,<br />

Pfarrscheune, Sport-, Grill-, und Festplatz ist<br />

in Bezug auf die Bewohnerzahl zufriedenstellend. Der<br />

Kindergarten befindet sich im benachbarten Nassenerfurt,<br />

und wird von derzeit acht Dillicher Kindern besucht.<br />

Zur Grundschule gehen die Kinder nach Frielendorf-<br />

Verna. Post, Bank und Sparkasse wurden in den vergangenen<br />

Jahren geschlossen und durch Automaten<br />

ersetzt. Vier Mal täglich bietet die Buslinie eine Anbindung<br />

an die Stadt Borken. Ein Edeka-Markt versorgt die<br />

Bürger mit Gütern des täglichen Bedarfs. Es gibt auch<br />

zwei Gaststätten im <strong>Dorf</strong>. Insgesamt finden sich ca. 50<br />

Arbeitsplätze aus Landwirtschaft, Dienstleitung, Handwerk,<br />

Gewerbe. Die „langsame“ Internet-Nutzung erweist<br />

sich als Nachteil für die lokale wirtschaftliche<br />

Entwicklung. Derzeit ist Dillich lediglich über wlan an das<br />

weltweite Netz angeknüpft. Der Ortsbeirat sowie die<br />

Stadt bemühen sich zurzeit um eine Verbesserung der<br />

Übertragungsleistungen.<br />

In die touristische Entwicklung Borkens ist Dillich bisher<br />

nur wenig und zumeist indirekt eingebunden. Mit zwei<br />

Ferienwohnungen ist der wirtschaftliche Nutzen (noch)<br />

gering. Hintergründe sind neben der relativen Ferne zu<br />

den ausgewiesenen Freizeitseen Borkens, dass die ca.<br />

160 ha großen, im Tagebau entstandenen Abbauflächen<br />

zum Teil wieder aufgefüllt wurden. Sie wurden der Landwirtschaft<br />

erneut als Nutzfläche zur Verfügung gestellt<br />

oder der natürlichen Sukzession überlassen. Die vier verbleibenden<br />

Abbauflächen bilden heute Seen. Ihre Bedeutung<br />

liegt in der Naherholung, wobei sich einer zu<br />

einem Biotop entwickelt <strong>hat</strong>.<br />

21


Seit 1955 wird der Gutshof in Dillich von der Familie von<br />

Ries als Ackerbaubetrieb mit 300 Hektar bewirtschafteter<br />

Fläche genutzt. Mit einem geplanten Ferienhaus soll<br />

ein weiteres Standbein im Tourismus geschaffen werden.<br />

Weitere drei Vollerwerbslandwirte (Milchviehhaltung)<br />

sind im Ort ansässig. Sie arbeiten überbetrieblich und<br />

ihre Nachfolge scheint gesichert.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Dillich verfügt über acht aktive Vereine: Burschenschaft,<br />

Landfrauenverein, Freiwillige Feuerwehr, Chorverein, Jugendclub,<br />

Schützenverein, Sportverein und SPD-Ortsverein.<br />

Der Sportverein Blau-Weiß Dillich blickt auf eine<br />

fast hundertjährige Tradition zurück. Mit 160 Mitgliedern<br />

betreut er acht Jugendmannschaften im Fußball. Zusätzliche<br />

Abteilungen betreiben Gymnastik und Aerobic.<br />

Der Verein betreibt den Sportplatz und das eigene<br />

Vereinsheim, das in Eigenleistung erweitert wurde. Zusätzlich<br />

wurde ein Grill-Pavillon für die Bürger von Dillich<br />

errichtet. Der Schützenverein „Thileichi 1929 Dillich<br />

e.V.“ <strong>hat</strong> mit über 20.000 Arbeitsstunden einen eigenen<br />

Schießstand und Vereinsheim errichtet. Durch zahlreiche<br />

Aktivitäten, auch außerhalb des klassischen Schützenvereins<br />

erfreut er sich einer steigenden Mitgliederzahl.<br />

Der Schützenverein führt u.a. das Ostereierschießen für<br />

Jedermann durch, organisiert das Osterfeuer und zweimal<br />

jährlich einen Kindersachenbasar. Als bleibendes<br />

Zeichen seiner sportlichen Erfolge legt der Verein einen<br />

Schützenwald an, in dem jedes Jahr der Schützenkönig<br />

eine Eiche pflanzt.<br />

Der Jugendclub „HOY“ Dillich besteht aus ca. 20 jungen<br />

Menschen im Alter von 14 bis 23 Jahren. Schon seit<br />

Borken-Dillich<br />

über 30 Jahren betreibt er das von der Gemeinde bereit<br />

gestellte Gebäude in der Neuenhainer Straße in Eigenregie.<br />

Im Laufe der Jahre wurden immer wieder Renovierungen<br />

in Eigenleistung durchgeführt. Der Club ist<br />

täglich ab 19 Uhr geöffnet und bietet neben Gemeinsamkeiten<br />

und Spielen auch Seminare für die <strong>Dorf</strong>jugend,<br />

Sportturniere und Kanutouren an. Einmal jährlich<br />

findet in Kooperation mit der Burschenschaft eine Rocknacht<br />

in Dillich statt. Diese organisiert mit ca. 23 aktiven<br />

Mitgliedern jährlich die Kirmes. Das Besondere in Dillich<br />

ist das so genannte Ständchengeld. Der Chorverein Dillich<br />

<strong>hat</strong> 23 aktive Sänger und 80 fördernde Mitglieder.<br />

Bei kirchlichen und öffentlichen Veranstaltungen singt<br />

der gemischte Chor. Der Landfrauenverein Dillich trifft<br />

sich wöchentlich. Dabei werden Themen wie Ernährung,<br />

Gesundheit, Gartengestaltung und Reiseberichte behandelt.<br />

Neben der Beteiligung an fast allen <strong>Dorf</strong>festen,<br />

organisiert der Landfrauenverein jährlich eine Erntedankfeier<br />

und eine Adventsfeier. Die Freiwillige Feuerwehr<br />

stellt mit 24 Mitgliedern den Brandschutz für Dillich<br />

und die angrenzenden Ortschaften auf einer Fläche von<br />

über 700 ha sicher. Eine Jugendfeuerwehr betreut 16 Jugendliche,<br />

die neben ihren Übungsabenden, sich mit<br />

einem Theaterstück an der jährlichen Weihnachtsfeier<br />

beteiligen. Die Feuerwehr verfügt im Feuerwehrhaus<br />

über einen Multifunktionsraum für Treffen und Feiern.<br />

Der SPD-Ortsverein Dillich engagiert sich – neben der<br />

politischen Arbeit – bei Weihnachtsfeiern, organisiert<br />

Radtouren und Sommerfeste und das traditionelle Heringsessen<br />

am Aschermittwoch.<br />

Nicht nur für die Neubürger wurde weiterhin eine vorbildliche<br />

Broschüre über Dillich mit allen Ansprechpart-<br />

22 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Borken-Dillich<br />

ner aus Verwaltung, Politik, Kirche und Vereinen sowie<br />

weiteren wichtigen Informationen zusammengestellt.<br />

Dillich <strong>hat</strong> im Jahre 2008 sein 1000jähriges Bestehen gefeiert.<br />

Die vielfältige Geschichte und interessanten Geschichten<br />

sind in einer fast 400 Seiten dicken Chronik<br />

zusammengefasst und für die Bürger aufbereitet und dokumentiert.<br />

Hierin finden sich auch die Geschichte der<br />

Dillicher Synagogengemeinde und ihrer Mitglieder. Im<br />

Ort selbst gibt es keinen Verweis darauf.<br />

Die Gemeinschaft aller Vereine mit ihren vielfältigen Veranstaltungen<br />

und Aktivitäten bilden zusammen mit der<br />

Evangelischen Kirchengemeinde ein engmaschiges soziales<br />

Netz, das es – nach Aussagen auch der jungen<br />

Bürger in Dillich – interessant und lohnenswert macht<br />

hier zu leben. Das sich die Bewohner stark mit „ihrem“<br />

<strong>Dorf</strong> und dem selbst gewählten Motto identifizieren,<br />

wurde der Kommission glaubhaft vermittelt.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Ein unregelmäßiger Ortsgrundriss, ein weitläufiges Straßennetz<br />

und städtebaulich unterschiedliche Besiedlungsbereiche<br />

charakterisieren die bebaute Ortslage<br />

von Dillich. Der kleine, historische und früher geschlossene<br />

Ortskern im Nordwesten wirkt mit der Kirchenumbauung,<br />

trotz mehrerer Abbrüche in den 70ern und<br />

Anfang der 80er Jahre, sehr homogen. Der ehemalige<br />

ovale Kirchhof liegt inselartig innerhalb eines Wegebzw.<br />

Straßennetzes, dem heutigen Kirchring. Er ist von<br />

einer kleinteiligen Bebauung mit Einhäusern und Streckhöfen<br />

sowie Wirtschaftgebäuden ringförmig umschlossen.<br />

Im Umfeld der Kirche liegen weitere ehemals<br />

öffentlich genutzte Gebäude. Dieses sind die erste<br />

Schule von 1760 (1837 erweitert) sowie die ehemalige<br />

Synagoge (2. Hälfte des 18. Jh.) und das jüdische Gemeindehaus<br />

(Anfang 19. Jh.). Alle Gebäude befinden<br />

sich heute im Privatbesitz, letztere seit 1938. Die evangelische<br />

Kirche, Ende des 16. Jh. erbaut und mehrfach<br />

verändert, wurde Anfang der 60er Jahre innen grundlegend<br />

renoviert. Ihre Baugeschichte ist noch nicht abschließend<br />

erforscht.<br />

Nördlich des Kirchrings schließt sich das ehemalige Rittergut<br />

an, das später als Herrensitz genutzt wurde. Die<br />

Gebäude des großen landwirtschaftlichen Guts wurden<br />

im 19. Jh. nach einem Besitzerwechsel erneuert und<br />

1910 um ein neues Verwalterhaus ergänzt. Das Anwe-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

sen mit zahlreichen imposanten Gebäuden ist in Fachwerk-<br />

und Massivbauweise errichtet. Es ist nach wie vor<br />

ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Wohnnutzung. Ursprünglich<br />

eng mit dem Gut verbunden liegt in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft das Dillicher „Schloss“, welches<br />

privat bewohnt wird. Das ebenfalls beeindruckende Anwesen<br />

steht am Standort einer Wasserburg, auf der die<br />

Familie von Dalwigk, ein Adelsgeschlecht aus dem<br />

Raum Korbach, 1361 eine Burg errichtete. Es wurde zuletzt<br />

1905 – 1909 im Stile des Historismus unter Aufnahme<br />

zahlreicher Renaissance-Elemente von dem<br />

Architekten August Dauber sowohl innen als auch außen<br />

völlig umgestaltet.<br />

Die Kirche mit umliegender Bebauung, der Gutshof und<br />

das Schloss sind mit den dazugehörigen Frei- und Grünflächen<br />

als Gesamtanlage nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz<br />

ausgewiesen. Bau-, siedlungsgeschichtliche<br />

und künstlerische Gründe sprechen für diese Wertigkeit.<br />

Dabei unterliegen die meisten Gebäude auch einem<br />

Schutz als Einzeldenkmal. Östlich der Gesamtanlage stehen<br />

eine größere Anzahl weiterer Baudenkmäler als Zeugnis<br />

der Siedlungserweiterung, darunter auch die etwas<br />

abseits liegende Mühle. Insgesamt dominiert im Ortskern<br />

die bis in das 20. Jahrhundert reichende traditionelle Fachwerkrähmkonstruktion.<br />

Als Baumaterialien finden sich entsprechend<br />

Holz, Schindeln, Putzbau und Ziegel sowie<br />

unverputzte Naturstein- und Sandsteinsockel. Auf Grund<br />

eines Brandes stammen die meisten Gebäude aus der Zeit<br />

nach 1757. Viele wurden mit Unterstützung einer Beratung<br />

im Rahmen der <strong>Dorf</strong>entwicklung fachgerecht renoviert. Die<br />

Bürgerinformation „<strong>Dorf</strong>erneuerung Dillich“ wird noch<br />

heute für die Beratung und als Entscheidungshilfe eingesetzt.<br />

23


Außerhalb des unmittelbaren Ortskerns prägen eine relativ<br />

lockere Bebauung mit sehr großen Grundstücken<br />

und vielen Freiflächen weite Teile des Ortsbildes. Hinsichtlich<br />

ihrer Maßstäblichkeit, Proportionsausbildung,<br />

Farbgebung und Materialwahl sind die Gebäude im weiteren<br />

Ortskern überwiegend an die traditionelle Bauweise<br />

angepasst, d.h. fügen sich unauffällig ein. Neuere<br />

Baugebietsausweisungen erstrecken sich weitläufig in<br />

südlicher und östlicher Ortslage. Wie oben bereits erwähnt,<br />

empfiehlt die Kommission die innerörtliche Verdichtung<br />

stärker zu steuern, ggf. auch bauleitplanerisch.<br />

Bei der vertieften Flächenbewertung ist dabei grundstücksbezogen<br />

abzuwägen, welche Flächen aus Gründen<br />

der Ortsbildsicherung und der ökologischen<br />

Vielfalt auch langfristig von einer Bebauung freizuhalten<br />

sind.<br />

Die öffentlichen Gebäude befinden sich in einem sehr<br />

guten Zustand. Das <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus, nach Abbruch<br />

mehrerer Anwesen 1981 eingeweiht, ist Mittelpunkt<br />

für Feste und Feierlichkeiten und steht neben der<br />

Pfarrscheune auch für private Nutzungen zur Verfügung.<br />

Die Pfarrscheune ist behindertengerecht ausgebaut und<br />

bildet das kirchliche, ehrenamtlich betreute Gemeindezentrum<br />

der evangelischen Kirchengemeinde. Trauerhalle<br />

und Vereinshäuser sind schlicht und funktional<br />

gehalten und damit dörflich ansprechend gebaut. Gut<br />

gelungen ist auch der Umbau des Feuerwehrgerätehauses.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Das baulich-räumliche Gefüge bildet mit seinen Freiund<br />

Verkehrsflächen im Ortskern ein harmonisches En-<br />

Borken-Dillich<br />

semble. Die kleinteilige Bebauung korrespondiert ansprechend<br />

mit der angrenzenden Straßen- und Freiraumgestaltung.<br />

Pflasterrinnen im Ortskern orientieren<br />

sich an traditionellen Wegebeziehungen und gliedern<br />

den Straßenraum. Natursteinmauern fassen kleine Bauerngärten<br />

und Grünflächen vor den Häusern ein. Fassadenberankungen,<br />

alter Baumbestand darunter auch<br />

zahlreiche Obstbäume, Gehölze z.B. Holunder und Rabatten<br />

mit Staudenbepflanzung finden sich häufig.<br />

Im weiteren <strong>Dorf</strong> wechselt das Bild der Grünflächen:<br />

großflächige Gärten und gärtnerisch genutzte Baulücken<br />

sowie üppige Heckeneinfriedungen geben Dillich ein<br />

grünes, naturnahes Bild. Selbst in den jüngeren Gärten<br />

sind zahlreiche naturnahe Gestaltungselemente, wie Natursteinmauern<br />

oder Pflanzen aus traditionellen Bauerngärten<br />

eingebunden. Obstanlagen inmitten des <strong>Dorf</strong>es<br />

und großkronige Bäume nehmen einerseits die Funktion<br />

von Raumkanten auf. Andererseits verstärken sie den<br />

dorftypischen Eindruck der lockeren Bebauung.<br />

Sehr stimmig und einladend zeigt sich der südwestliche<br />

Ortseingang mit großzügiger beidseitiger (Böschungs-)Bepflanzung<br />

auf Rasen. Hier befindet sich zudem das aus<br />

acht Eichen bestehende Naturdenkmal. In mehreren<br />

auch neueren Straßenabschnitten wurde auf eine Befestigung<br />

der Randstreifen zugunsten der Anlage von<br />

Grünflächen und Rabatten verzichtet. Unter Aufnahme<br />

eines (noch zu entwickelnden) grünordnerischen Leitbildes<br />

empfiehlt die Kommission die zahlreichen positiven<br />

Beispiele im Ort herauszustellen und fortzuführen. Die<br />

naturnahe Gestaltung der Gärten und Parkflächen sowie<br />

die in weiten Teilen erhaltene bis noch nicht renovierte<br />

Bausubstanz alter landwirtschaftlicher Gebäude ermöglicht<br />

es bedrohten Tierarten wie Schleiereule und Fledermausarten<br />

in Dillich zu siedeln. Der Schlosspark mit<br />

seinem mehr als hundertjährigen Baumbestand ist trotz<br />

der punktuellen Überformung durch die private Nutzung<br />

ein Kleinod in der ganzen Region. Ebenso beeindrukkend<br />

ist die Lindenallee im alten, heute noch genutzten,<br />

Friedhof. Sie ist neben den steinernen Denkmälern, die<br />

älteste Stehle steht hier seit 1635, ein Zeichen dafür,<br />

dass der Friedhof von Dillich schon sehr früh aus dem<br />

kirchlichen <strong>Dorf</strong>mittelpunkt ausgesiedelt wurde und seit<br />

Beginn des 17. Jahrhunderts an diesem Standort besteht.<br />

Es wäre zu wünschen, wenn die zahlreichen alten<br />

Grabsteinplatten als Zeugnisse der Dillicher Geschichte<br />

vor Schlagregen etc. geschützt und damit auch langfristig<br />

erhalten blieben.<br />

24 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Borken-Dillich<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Die Gemarkung Dillich umfasst eine Fläche von 514<br />

Hektar und liegt in der Westhessischen Senke. Weitgehend<br />

sandige Böden finden sich im Norden. Im Osten<br />

erstreckt sich ein Waldgebiet mit der Leutehecke, einer<br />

als Naturdenkmal ausgewiesenen Baumgruppe aus 15<br />

starken Stieleichen. Die imposanten Baumriesen mit ausladenden<br />

Kronendächern sind ca. 250 bis 300 Jahre alt.<br />

Früher wurden hier von einem Hirten die Schweine des<br />

<strong>Dorf</strong>es zur Eichelmast geführt. In diesem Bereich ist das<br />

<strong>Dorf</strong> gut in die Landschaft eingebunden. Den Gegensatz<br />

dazu bildet der südwestliche Ortsrand, für den eine zusätzliche<br />

Eingrünung empfohlen wird. Auch die verstärkte<br />

Eingrünung des vor dem Ortseingang gelegenen<br />

Gewerbeunternehmens sowie der landwirtschaftlichen<br />

Aussiedlerbetriebe wird angeregt.<br />

Der Sportplatz und das angrenzende Schützenhaus, der<br />

Fest- und Spielplatz sind gut in die Landschaft eingebunden.<br />

Der bestehende Baumbestand rund um das<br />

Schützenhaus wird durch die Pflanzung einer Eiche des<br />

jeweiligen Schützenkönigs ergänzt. Die Hecken im Außenbereich<br />

werden durch die Stadt Borken gepflegt und<br />

jährlich wird der Obstertrag von ca. 40 Obstbäumen versteigert.<br />

Im Westen fließt der Bach Olmes, in dessen<br />

Wiesengrund in den 50er und 60er Jahren große Mengen<br />

Braunkohle abgebaut wurden. Für die Olmes liegt<br />

eine Planung zur Renaturierung vor, die in Teilen bereits<br />

umgesetzt ist. Ziel ist, die Fließgeschwindigkeit des Baches<br />

durch zusätzliche Mäander zu verringern und so frühere<br />

Begradigungen im Zuge des Braunkohletagebaus<br />

teilweise zu korrigieren.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartnerin<br />

Andrea Bernhardt<br />

Am Pfarrgarten 10<br />

34582 Borken (Hessen) – Dillich<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 25


Borken-Dillich<br />

26 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Breuberg-Rai-Breitenbach<br />

Rai-Breitenbach liegt im Odenwaldkreis und Unesco-Geopark Bergstraße-Odenwald, unmittelbar an der Landesgrenze<br />

zu Bayern. Der Stadtteil ist mit seinen derzeit 883 Einwohnern im Breuberger Land am Fuße der Burg Breuberg<br />

gelegen. Schon früh war das Gebiet des heutigen Rai-Breitenbachs auf Grund der Lage an der Mümling, der<br />

Quellversorgung und der Rückzugsmöglichkeiten in den nahen Wald ein Siedlungsplatz. In seinen heutigen Grenzen<br />

entstand der Ort aber erst 1858 als Zusammenschluss der zwei Dörfer Raibach und Breidenbach. Hierzu gehören<br />

auch der südlich von Breitenbach gelegene „Mühlhäuser Hammer“, der Weiler Mühlhausen und das „Schlösschen“<br />

sowie der nördlich gelegene Arnheiter Hof mit Kapelle.<br />

Rai-Breitenbach war von 1992 bis 2000 <strong>Dorf</strong>erneuerungsschwerpunkt. Der Ort beteiligt sich seit 1992 mehrfach an<br />

dem hessischen <strong>Dorf</strong>wettbewerb. Im Internet ist der Stadtteil unter der Kerngemeinde Breuberg sowie unter<br />

www.bioenergiedorf-odenwald.de zu finden. Das dörfliche Motto lautet: „Miteinander – Füreinander“.<br />

Entwicklung des Ortes<br />

Breuberg gilt auf Grund der guten straßenverkehrlichen<br />

Anbindung als Wachstumskommune des südlichen<br />

Landkreises. Prognostisch wird von einem Bevölkerungszuwachs<br />

ausgegangen. Zurzeit wird die Neuaufstellung<br />

des Flächennutzungsplans mit Landschaftsplan<br />

von 1991 geprüft. Für Rai-Breitenbach wird angestrebt,<br />

sowohl den Ortskern zu sichern als auch eine harmonische<br />

und landschaftsverträgliche Erweiterung vorzunehmen.<br />

Aktuell befindet sich ein Bebauungsplan in<br />

Aufstellung. Er sieht an der südöstlichen Ortslage in unmittelbarer<br />

Nähe zum Schulzentrum auf einer Streuobstwiese<br />

eine Verdichtung vor. Örtliche Überlegungen<br />

für ein ökologisches <strong>Dorf</strong> in nördlicher Ausrichtung liegen<br />

weiterhin vor. Die Kommission empfiehlt bei der aktuellen<br />

Neubebauung „8 Morgen“ darauf zu achten,<br />

dass über eine starke Durchgrünung des Areals die alte<br />

Ortsrandbegrünung weiter ablesbar bleibt. Die Ausweisung<br />

des nördlichen Baugebiets „Wohnen am Raibach“<br />

mit ca. 50 Bauplätzen wird seitens der Kommission kritisch<br />

bewertet. Demgegenüber wird eine mittel- oder<br />

langfristige Arrondierung der Flächen im Bereich des<br />

Biomasseheizkraftwerks unter Beachtung der Nutzungsverträglichkeit<br />

empfohlen.<br />

Über die Stadt Breuberg ist Rai-Breitenbach Mitglied in<br />

der Interessengemeinschaft Odenwald e.V. und der Leader-Region<br />

Odenwald. Durch seine naturräumliche Lage<br />

ist die Gesamtregion ein beliebtes Fremdenverkehrsgebiet.<br />

Ein Rad- und Wanderwegenetz sind vorhanden.<br />

Breuberg ist aktiv in der touristischen Arbeitsgemeinschaft<br />

Nord eingebunden. Im Tagestourismus wird der<br />

Schwerpunkt gesehen. Welche touristischen Ziele und<br />

Maßnahmen für Breuberg und im Besonderen für Rai-<br />

Breitenbach angestrebt werden, wurde für die Kommis-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 27


sion nicht erkennbar. Derzeit kann der örtliche wirtschaftliche<br />

Effekt nicht sehr hoch sein, da es im Ort nur eine<br />

Gaststätte und eine Übernachtungsmöglichkeit auf dem<br />

Reiterhof gibt. Auch der Anschluss an den ÖPNV ist lediglich<br />

über die Schulbuslinie gewährleistet. Im Ort wäre<br />

zu prüfen, welche Potentiale aktiviert werden könnten.<br />

Unterdurchschnittlich für einen Ort dieser Größe stellt<br />

sich die Grundversorgung dar. Sie wird in weiten Teilen<br />

durch Angebote der Gemeinde Höchst und der anderen<br />

Breuberger Stadtteile sichergestellt. Ein Lebensmittelgeschäft<br />

fehlt. Neben der ev. Kirche, dem Friedhof, dem<br />

Sportplatz und den Vereinshäusern sind weiter die Modell-Grundschule<br />

und die kreiseigene Mittelpunktschule<br />

an öffentlichen Einrichtungen zu nennen. Letztere wurde<br />

in den 60-ziger Jahren gegründet. Sie nimmt heute mit<br />

Haupt-, Realschule und Gymnasialzweig ca. 1.200 Kinder<br />

aus dem Umland auf. Ein attraktives Angebot einschließlich<br />

Mittagsbetreuung zeichnet die Schule aus.<br />

Im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften wurden ein<br />

Schulgarten und ein Insektenhotel angelegt. Aber auch<br />

Kurse u.a. der Volkshochschule finden hier statt. Das<br />

Wasserwerk Mühlhausen stellt die gesamte Wasserversorgung<br />

des Ortes sicher.<br />

Der „<strong>Dorf</strong>treff“ (Bürgerhaus) ist nicht nur bauliches Zentrum<br />

im Ortskern. Mit einer attraktiven Außenanlage und<br />

mehreren Nebengebäuden entstand im Rahmen der<br />

<strong>Dorf</strong>erneuerung ein sozialer und kultureller Mittelpunkt.<br />

Ein weiteres soziales Zentrum ist die alte Schule. Hier<br />

befinden sich der örtliche Kindergarten mit kostenloser<br />

Betreuungsmöglichkeit und ein Jugendtreff. Die Zusammenarbeit<br />

mit dem städtischen Jugendpfleger wird<br />

als konfliktfrei beschrieben.<br />

Es gibt nur einige wenige Arbeitsplätze im Bereich<br />

Dienstleistung und Landwirtschaft im Ort. Das Heizkraftwerk<br />

bindet eine Honorarkraft. Der nahe gelegene<br />

Industriebetrieb Veith Pirelli bietet u.a. zahlreichen Einwohnern<br />

aus Breuberg „Lohn und Brot“.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt, dem Ortsbeirat,<br />

<strong>Dorf</strong>arbeitskreis und den Bewohnern wird nicht nur<br />

als eng sondern auch als gut bewertet. Mehrere Rai-Breitenbacher<br />

sind im Magistrat und in der Stadtverordnetenversammlung<br />

vertreten. Ausdruck dessen sind<br />

weiterhin die Mitwirkung in der Kommission „Kultur und<br />

Tourismus“ und die in nur wenigen Jahren erfolgte Entwicklung<br />

zum „Bioenergiedorf“. Die <strong>Dorf</strong>gemeinschaft<br />

28<br />

Breuberg-Rai-Breitenbach<br />

<strong>hat</strong> sich mit großem Engagement von der Projektentwicklung<br />

2005 über die Genossenschaftsgründung 2006<br />

mit derzeit 165 Mitgliedern bis zur Inbetriebnahme 2008<br />

eingesetzt. Für das Nahwärmenetz wurden dabei 7,5 km<br />

Leitungen im Ort verlegt. 150 Haushalte sind angeschlossen.<br />

Ausbaupläne liegen vor. Technische Grundlage<br />

bilden eine Holzhackschnitzelanlage und ein<br />

Blockheizkraftwerk. Da die Biomasse (Hackschnitzel und<br />

Rapsöl) aus der Region gewonnen wird, trägt dieses Projekt<br />

auch zur regionalen Wertschöpfung bei. Zusammen<br />

mit Wetter-Oberrosphe sind damit zwei von vier Bioenergiedörfer<br />

aus Hessen im diesjährigen <strong>Landesentscheid</strong><br />

vertreten.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Das kulturelle und soziale Leben findet insbesondere seinen<br />

Ausdruck in den 13 Vereinen bzw. Vereinssparten mit<br />

zum Teil langer Tradition. Sie begleiten den Jahresablauf<br />

mit zahlreichen sportlichen, kulturellen, sozialen, landschaftspflegerischen<br />

und umweltpädagogischen Angeboten<br />

und Projekten. Einige Vereine und zahlreiche<br />

Veranstaltungen sind auch überörtlich ausgerichtet. So<br />

wurde das „Rawischer Sommertheater“ in diesem Jahr<br />

bereits zum 10. Mal im Rahmen des Kultursommers Südhessen<br />

ausgerichtet. Im Ort sind die Vereine zu einem<br />

Vereinsring zusammengeschlossen. Dieser lädt auch zu<br />

der weit über die Grenzen hinaus bekannten <strong>Dorf</strong>weihnacht<br />

mit lebender Krippe auf dem <strong>Dorf</strong>platz ein.<br />

Die Arbeitsgruppen der Schule beteiligen und bringen<br />

sich ebenfalls in die örtliche Vereinsarbeit ein. Von Seiten<br />

der Bewohner gibt es örtliche Patenschaften bei der<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Breuberg-Rai-Breitenbach<br />

Lehrstellensuche. Weiterhin sind eine Krabbelgruppe,<br />

ein SeniorInnentreff und der bereits erwähnte Jugendtreff<br />

in Eigenregie organisiert. Eigenleistung und Selbsthilfe<br />

der Ortsgemeinschaft tragen erheblich dazu bei,<br />

dass die dörfliche Lebensqualität mit ihrer ökologischen<br />

und kulturellen Vielfalt gewahrt bleibt.<br />

Aus der dörflichen (Angebots-)Not eine Tugend machen,<br />

das haben sich einige Bewohnerinnen gesagt und<br />

die AG „Nachbarschaftshilfe“ gegründet. Das bisher nur<br />

in Planung entwickelte Projekt <strong>hat</strong> den Aufbau einer<br />

(Tausch-)Börse von Hilfeleistungen zum Ziel. Dabei sollen<br />

Jung und Alt, Vereine, Schulen und Unternehmen<br />

eingebunden werden. Die mögliche thematische Palette<br />

ist vielfältig und greift nahezu alle Alltagssituationen insbesondere<br />

älterer Bewohner auf. Ein ehrgeiziges Vorhaben,<br />

welches auf das Mitmachen vieler Bewohner<br />

angewiesen ist. Eingebracht werden dabei Lebenserfahrung<br />

und vorhandene Qualifikationen. Die Nebeneffekte<br />

sind: Miteinander kommunizieren, Kontakte<br />

knüpfen und fördern. Die Koordination soll ein ehrenamtliches<br />

Büroteam übernehmen. Ein Engagement mit<br />

hoher Zielsetzung unter dem Motto: Gemeinsam sind<br />

wir stark. Räumlich möchte sich das Team in der alten<br />

Schule niederlassen.<br />

Einen bildungspolitischen und umweltpädagogischen<br />

Auftrag <strong>hat</strong> sich auch die Genossenschaft gegeben. Sie<br />

bietet Führungen auch für Schulen an.<br />

Welche Verknüpfungen es zur Bürgerstiftung Breuberg<br />

gibt, blieb offen. Einige Irritationen vor Ort hinterließen<br />

bei der Kommission den Eindruck, dass der Informationsaustausch<br />

zwischen dem Ortsbeirat, dem „Arbeitskreis<br />

<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong>“ und den Bewohnern noch wirkungsvoller<br />

gestaltet werden könnte.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Auf topografisch bewegtem Gelände und von zwei<br />

nordsüdlich verlaufenden, teilweise verrohrten, Bächen<br />

geprägt, <strong>hat</strong> sich das historische Raibach westlich der<br />

Hänge in den Bachniederungen entwickelt. Die Straßenverläufe<br />

und baulich-räumliche Anordnung der Bebauung<br />

mit der höher gelegenen Kirche vermitteln den<br />

Ortstypus eines Haufendorfes. Der in der Denkmaltopografie<br />

skizzierte Ursprung als Straßendorf ist, zumindest<br />

auf den ersten Blick, nicht mehr erkennbar. Das<br />

ehemalige selbständige <strong>Dorf</strong> Breitenbach liegt westlich<br />

des gleichnamigen Baches und grenzt, durch eine<br />

Straße getrennt, an Neustadt an. Städtebaulich betrachtet<br />

bildet dieser Teil des Ortes eine bogenförmig<br />

verlaufende Appendix. Das kirchliche, wirtschaftliche<br />

und kulturelle Zentrum von Rai-Breitenbach liegt hingegen<br />

östlich des Baches, wobei Sportgelände und Schulzentrum<br />

eine gewisse Scharnierfunktion haben.<br />

Charakteristisch für den Ortskern ist einerseits eine offene<br />

Bauweise mit sowohl trauf- oder giebelständig stehenden<br />

Gebäuden und (eingeschränkt) Straßenräumen,<br />

die mehrfach nutzbar sind. Dieses Bild steht in einem<br />

harmonischen Einklang mit einer ausgeprägten innerörtlichen<br />

Durchgrünung. Unter weiterer Aufnahme des<br />

Elements Wasser wurden diese Gestaltungs- und städtebaulichen<br />

Merkmale und im Rahmen der <strong>Dorf</strong>erneuerung<br />

fortgeführt, ohne indessen nostalgisch zu wirken.<br />

So führt am Ortseingang die Lindenstraße durch eine<br />

Allee aus Kirschbäumen und Ebereschen vorbei an den<br />

hier typischen Fachwerkhäusern mit Sandsteinsockeln in<br />

die <strong>Dorf</strong>mitte, zum <strong>Dorf</strong>treff. Baum- und Pflanzinseln,<br />

Höfe mit Natursteinpflaster und üppige Begrünung fallen<br />

angenehm auf.<br />

Mit dem Ausbau einer ehemaligen Scheune zum „<strong>Dorf</strong>treff“<br />

und mit dem Neubau der Brunnenhalle und Remise<br />

wurde nicht nur eine neue lebendige Mitte<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 29


geschaffen, sondern auch eine städtebauliche unbefriedigende<br />

Situation beendet. Darüber hinaus setzen die<br />

öffentlichen Gebäude bauliche Akzente und bieten Orientierung<br />

für zukünftige Baumaßnahmen. Dieses geschieht<br />

einerseits durch die Aufnahme vorgefundener<br />

Formen/Maßstäblichkeit und Materialien wie Holz,<br />

Sandstein, Ziegel. Andererseits wird auf neue Gestaltungselemente<br />

und ungewöhnlichen Farbgebungen,<br />

z.B. beim Buswartehäuschen nicht verzichtet. Die beschriebenen<br />

Grundsätze sollen auch bei der geplanten<br />

Sanierung der alten Schule von 1869 und seines Umfeldes<br />

Eingang finden. Erste Planungen sehen eine Anbindung<br />

an den <strong>Dorf</strong>treff mit Freifläche, Spielplatz,<br />

Bachanbindung etc. vor. Die Kommission befand die<br />

Aufwertung der Gesamtsituation positiv, registrierte<br />

aber eine gewisse Überformung des Außenbereichs. Sie<br />

plädiert für mehr extensiv genutzte Freiflächen.<br />

Sehr eindrucksvoll erhebt sich die alte romanische Wehrkirche<br />

mit Wehrmauer und Wehrfriedhof am Hang. Die<br />

umfangreichen Planungen und Überlegungen für eine<br />

Um- und Neugestaltung des alten Friedhofs sowie des<br />

Kerzenhäuschens (alte Trauerhalle) werden durch eine<br />

AG koordiniert. Hierbei werden auch neue und alternative<br />

Bestattungsformen mit in das Konzept aufgenommen.<br />

Erhöhter Sanierungsbedarf besteht insbesondere<br />

für die alte Kirchhofsmauer, die mit ihren „Bischhofsmützen“<br />

gleichfalls unter Denkmalschutz steht. Die<br />

Kommission empfiehlt die historischen Grabsteine vor<br />

Schlagregen und Frost zu schützen.<br />

Schutzcharakter besitzen auch die oben genannten außerhalb<br />

des Ortes liegenden Anlagen. Während das (private)<br />

Schlösschen nur noch eine Ruine darstellt, soll die<br />

Arnheiter Kapelle zeitnah gesichert bzw. saniert werden.<br />

Schließlich handelt es sich hierbei um den einzigen<br />

noch bestehenden Kirchenbau Deutschlands, welcher<br />

mit Lehm gemauert und mit Kalkmörtel verfugt ist. Pri-<br />

30<br />

Breuberg-Rai-Breitenbach<br />

Borken-Dillich<br />

vate Baudenkmäler gibt es nur sehr wenige im Ort. Die<br />

auch im Rahmen der <strong>Dorf</strong>erneuerung realisierten Umund<br />

Ausbaumaßnahmen haben überwiegend Vorbildfunktion.<br />

Sie fügen sich harmonisch in den Straßenraum<br />

ein. Lediglich einige Neubauten im engen Ortskern<br />

heben sich hinsichtlich ihrer Größe, Proportionen und<br />

Fassadengliederung ab. Solar und Photovoltaikanlagen<br />

finden sich im neueren Ortsteil.<br />

Insgesamt sollte weiterhin ein großes Augenmerk auf<br />

die Beratung privater Bauherren gelegt werden. Kommunale<br />

Finanzierungsanreize für eine Inanspruchnahme<br />

wären wünschenswert. Eine Baugestaltungsfibel könnte<br />

Unterstützung leisten. Denkbar ist weiterhin, positive<br />

Beispiele, z.B. über einen Themenpfad, hervor zu heben.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Charakteristisch für Rai-Breitenbach ist die intensive<br />

Durchgrünung des Ortes. Sie betrifft sowohl den öffentlichen<br />

(Verkehrs-)Raum als auch private Flächen. Auch<br />

ein Schulgarten wurde angelegt.<br />

Lebensraum für Fauna und Flora bieten innerorts Gehölze<br />

und Hecken, Wasserläufe, zahlreich vorhandene<br />

Sandsteinmauern, teilweise als Trockenmauern ausgebildet<br />

und diverse Freiflächen. In den vielen Vor- und<br />

Hausgärten finden sich gepflegte standortgerechte<br />

Bäume und Sträucher, die auch in den vergangenen Jahren<br />

neu angepflanzt wurden. Dabei wird auch ein besonderes<br />

Augenmerk auf die Ortseingänge gelegt.<br />

Spontanvegetation findet sich an vielen Stellen. In die<br />

Vereinsarbeit sind Ortsbildpflege, Natur- und Landschaftsschutz<br />

feste Bestandteile. Der Friedhof soll im<br />

Rahmen der Neukonzeption als „Ort der Begegnung“<br />

auch eine stärkere Bepflanzung erhalten. Unter dem<br />

Motto „Altes und Bewährtes bewahren und erhalten“<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Breuberg-Rai-Breitenbach<br />

wird aktiver Naturschutz betrieben. Dieser positive Gesamteindruck<br />

findet sich jedoch nicht durchgängig. So<br />

könnte manche Privatfläche durch einfache Entsiegelungs-<br />

und Pflanzmaßnahmen zur weiteren Artenvielfalt<br />

beitragen. Wünschenswert wäre, wenn die geplante<br />

Grünfibel umgesetzt würde. Empfohlen wird, diese<br />

durch Hinweise über die Nutzung alternative Energien<br />

zu ergänzen.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Die 1.006 ha große Gemarkung weist ca. 77% Waldanteil<br />

auf. Die Einbindung der bebauten Ortslage in den<br />

land- und forstwirtschaftlich genutzten Kulturraum ist<br />

sehr gut. Eingebettet in Feucht-, Wildblumen- und<br />

Streuobstwiesen vermittelt die Umgebung dem Besucher<br />

den Eindruck einer stimmigen Parkanlage. In den<br />

vergangenen Jahren wurde das Augenmerk verstärkt auf<br />

Naturschutzmaßnahmen gelegt. So wurden Gehölze gepflanzt<br />

und eine Feuchtwiese angelegt. Weiterhin gibt<br />

es private Initiativen zur Anlage von Ackerschonstreifen<br />

und Pflege des Grünlandes durch Beweidung. Am alten<br />

Bahndamm entstanden eine Benjeshecke und Infotafeln.<br />

Ein Insektenhotel und eine Storchenhilfe wurden aufgestellt.<br />

Aber auch die Pflege der Kopfweiden und<br />

Obstbäume ist ein wichtiger Bestandteil der aktiven<br />

Naturschutzarbeit durch die Einwohner und Schulklassen.<br />

Die Liste der anstehenden Projekte ist noch lang, z.B. das<br />

abschnittsweise Mähen der Feldraine. Umweltpädagogische<br />

und touristische Ziele verfolgt die Initiative, einen<br />

thematischen Wanderweg als „Zeitreise durch die Energiegewinnung<br />

im Breuberger Land“ aufzubauen.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Ortsvorsteher<br />

Horst Stapp<br />

Zum Pitschgrund 2a<br />

64747 Breuberg-Rai-Breitenbach<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 31<br />

sowie<br />

Wolfgang Kalbhenn<br />

Breubergstraße 32<br />

64747 Breuberg–Rai-Breitenbach


32<br />

Breuberg-Rai-Breitenbach<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Breuna<br />

Der Ortsteil Breuna liegt im Naturpark Habichtswald auf einer Anhöhe umgeben von Feldern und Wiesen inmitten<br />

einer ausgedehnten bewaldeten Hügellandschaft. Das <strong>Dorf</strong>, im Westen des Landkreises Kassel gelegen, wurde im<br />

Jahr 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Die aktuelle Einwohnerzahl des Arbeiter- und Wohndorfes liegt bei 1.635.<br />

Die gleichnamige Gemeinde mit insgesamt fünf Ortsteilen zählt ca. 4.000 Einwohner. Auf ihrer Homepage unter<br />

www.breuna.de beschreibt die Gemeinde ihr Selbstverständnis „zwischen Idylle und Moderne“. Dieses trägt einerseits<br />

dem staatlich anerkannten Luftkurort als Fremdenverkehrsgemeinde Rechnung. Zum anderen verweist der Slogan<br />

auf die Entwicklungsmöglichkeiten, die sich u.a. durch die guten verkehrlichen Anbindungen über die A 44 und<br />

B 7 ergeben. In Anlehnung daran lautet das Motto des <strong>Dorf</strong>es Breuna: „<strong>Dorf</strong> bleiben! - Für Zukunft offen!”.<br />

Die Gemeinde ist Mitglied im Regionalforum „KulturLandschaft HessenSpitze“. Damit partizipiert Breuna von 2007<br />

bis 2013 von dem europäischen Förderprogramm Leader.<br />

Der Ortsteil Breuna (ohne Rhöda) <strong>hat</strong> mehrfach seit <strong>Wettbewerb</strong>sgründung 1958/59 mit guten Ergebnissen am <strong>Dorf</strong>wettbewerb<br />

teilgenommen. Bereits 1980 war der Ort im <strong>Landesentscheid</strong> vertreten (2. Landessieger). Aktuell befindet<br />

sich Breuna in dem <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm (2003 bis 2012).<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Der Ortsteil Breuna <strong>hat</strong> als Kernort keinen eigenen Ortsbeirat.<br />

Bereits seit 10 Jahren, also deutlich vor dem Beginn<br />

der <strong>Dorf</strong>erneuerung, gibt es den Arbeitskreis (AK)<br />

<strong>Dorf</strong>erneuerung. Drei thematische Schwerpunkte <strong>hat</strong><br />

sich der AK gesetzt: 1. aktive Ortskernentwicklung;<br />

2. Zuzug und Integration von Neubürgern; 3. Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen durch Unternehmensansiedlungen.<br />

Zurzeit <strong>hat</strong> der AK 19 Mitglieder. Neben der Umsetzung<br />

des <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramms werden durch den<br />

Kreis zahlreiche Aktivitäten zur Bereicherung des dörflichen<br />

Lebens initiiert. Der Arbeitskreis ist ein wichtiges<br />

Bindeglied zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und<br />

der Verwaltung. Die Zusammenarbeit zwischen der<br />

Kommune und den Bürgern wird mit der Beschreibung<br />

,kurze Wege’ realistisch wieder gegeben. Über die aktive<br />

Mitwirkung der Gemeinde beim Regionalforum wird<br />

die kommunale Entwicklung mit regionalen Zielen abgestimmt.<br />

Mit Partnergemeinden in Italien und Thüringen<br />

wird ein reger Austausch gepflegt.<br />

Nach einem leichten Anstieg bis 1990 ist die Einwohnerzahl<br />

seitdem stabil. Etwa 18 % der Einwohner/innen<br />

sind unter 18 Jahre alt, etwa 57 % 18 – 60 Jahre und<br />

etwa 25 % über 60.<br />

Nach einer Bürgerversammlung für die Gesamtgemeinde<br />

zum demografischen Wandel wurde ein gesamtgemeindlicher<br />

Arbeitskreis (AK) „Demografischer<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 33


Wandel“ gegründet. Dieser führte eine Bürgerbefragung<br />

durch. Ziel war, Kenntnisse darüber zu erhalten,<br />

welche Infrastrukturangebote ergänzend zu den vorhandenen<br />

Einrichtungen gewünscht sind und welche<br />

Ideen es gibt, die Wohn- und Lebensqualität von Breuna<br />

weiter zu steigern. Nach einer ersten Auswertung werden<br />

die aktuellen Probleme, die sich aus dem demografischen<br />

Wandel ergeben, als (noch) gering bewertet.<br />

Doch zeigen u.a. deutlich sinkende Geburtenzahlen,<br />

dass ggf. Handlungsbedarf für Breuna besteht. Es wird<br />

angestrebt, neben dem Ausbau des sozialen Netzes für<br />

Seniorinnen und Senioren auch auf die Standortattraktivität<br />

für junge Familien zu achten. Ein Leerstands- und<br />

Sozialkataster für alle Ortsteile wird über die Gemeinde<br />

initiiert.<br />

Planungsrechtlich wurde 2008 dem Ziel nach einem Einwohnerzuwachs<br />

durch die Ausweisung eines südwestlich<br />

liegenden Wohnbaugebiets über 2,1 ha Rechnung<br />

getragen. Diese wird in zwei Abschnitten realisiert. Insgesamt<br />

regeln mehrere B-Pläne, ein Flächennutzungsund<br />

Landschaftsplan die Flächenentwicklung. Hervorzuheben<br />

ist das 2007 entstandene an der A 44 gelegene<br />

interkommunale Gewerbegebiet. Nach anfänglichen Belegungsproblemen<br />

ist dieses zwischenzeitlich gut angenommen<br />

und bietet derzeit ca. 500 Arbeitsplätze.<br />

Ungeachtet der großzügig ausgewiesenen Bauflächen<br />

zielt die Gemeinde auf eine Nutzungssicherung der Gebäude<br />

im Ortskern. Ein Förderprogramm des Kreises unterstützt<br />

neben der <strong>Dorf</strong>erneuerung die Instandsetzung<br />

alter Bausubstanz. Die Kommission gewann den Eindruck,<br />

dass über die kommunalen Planungen die unterschiedlichen<br />

Aspekte von Innenentwicklung, Gewerbeansiedlung<br />

und <strong>Dorf</strong>erneuerung gut und ausgewogen<br />

miteinander verknüpft werden. Vor der Erschließung und<br />

Vermarktung des zweiten Bauabschnittes „Vorm Steinfeld<br />

II“ empfiehlt die Kommission eine Freiflächenkartierung<br />

in der Ortslage unter Ausweisung städtebaulich sinnvoller<br />

Baulücken und nachhaltig zu sichernder Freiflächen.<br />

Diese würde einerseits eine Orientierung für die Eigentümer<br />

bieten, andererseits die baulichen Entwicklungsziele<br />

der Gemeinde transparent machen. Die Ausweisung<br />

von Abrundungsflächen nach § 34 BauGB<br />

könnte das Vorhaben ergänzen. Die Durchführung der<br />

Fragebogenaktion, d.h. das Vorgehen und die Zusammenarbeit<br />

mit der Gemeindeverwaltung bewertet die<br />

Kommission als beispielhaft und übertragbar auch auf<br />

andere Gemeinden. Eine gute Übersicht über beste-<br />

34<br />

Breuna<br />

hende Gemeindesatzungen findet sich auf der Internetseite<br />

unter Ortsrecht.<br />

In Anlehnung an das örtliche Motto „<strong>Dorf</strong> bleiben! - Für<br />

Zukunft offen!” kommt dem Ausbau regenerativer Energie<br />

seit einigen Jahren verstärkte Aufmerksamkeit zu.<br />

Zum einen betreibt die Gemeinde selbst eine Holzpelletheizung<br />

und unterhält fünf Photovoltaikanlagen. Eine<br />

Holzheizung für mehrere öffentliche Einrichtungen ist in<br />

Planung. Zum anderen finden sich im Ort mehrere private<br />

Photovoltaik- und Solarthermieanlagen sowie zwei<br />

Windkrafträder. Auch beteiligen sich Landwirte an einer<br />

Biogasanlage im Nachbarort. Über die Regionalplanung<br />

ausgewiesen ist ein100 ha großes Areal nördlich der<br />

Ortskernlage in (wald-)exponierter Lage. Zurzeit werden<br />

die bauleitplanerischen Vorgaben erstellt. Ursprünglich<br />

war die doppelte Fläche geplant, was eine nicht hinnehmbare<br />

Beeinträchtigung des Landschaftsbildes für<br />

die Ortsbewohner bedeutet hätte. Welche Auswirkungen<br />

die Neuausweisung für den Fremdenverkehr haben<br />

könnte, wurde nicht thematisiert.<br />

Als Kernort besitzt Breuna eine überdurchschnittliche öffentlich<br />

getragene Infrastruktur. Sie wird ergänzt durch<br />

diverse private Angebote und Dienstleistungen. So sind<br />

<strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus, Kindertagesstätte, Grundschule<br />

und Jugendraum, diverse Sportanlagen, die Märchenlandtherme,<br />

ein Seniorenpflegeheim, Gemeindebücherei,<br />

Rathaus, ev. Kirche und Gemeindehaus, Spielplätze,<br />

Einzelhandel, Banken, Arztpraxen und Pflegedienste,<br />

eine Postagentur, ÖPNV-Verbindungen u.v.a. zu nennen.<br />

Als Fremdenverkehrsort haben sich zudem seit den 60er<br />

Jahren Gaststätten, Hotel und Pensionen etabliert.<br />

Die Freizeiteinrichtungen mit Multifunktionsanlage an<br />

der Märchenlandtherme einschließlich eines Wellnessbereichs,<br />

die zentral gelegene Kulturscheune, Grillhütte,<br />

Reiterhöfe tragen zu dem großen Freizeitwert Breunas<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Breuna<br />

für Bewohner und Erholungssuchende bei. Infotafeln<br />

und Wegweiser, Wander- und Radwege komplettieren<br />

das vielfältige Angebot. Mehrere Broschüren informieren<br />

die Besucher über die gemeindlichen Angebote und<br />

Veranstaltungen im „Märchenland der Brüder Grimm“.<br />

Zur weiteren Wertschöpfung in Breuna tragen vier landwirtschaftliche<br />

Haupt- und mehrere Nebenerwerbsbetriebe<br />

bei. Es werden eigene Produkte direkt vermarktet.<br />

Als Besonderheiten ist der Kartoffelzuchtbetrieb zu nennen.<br />

Die vorhandenen Brennrechte ermöglichen die Verwertung<br />

des örtlichen Obstes.<br />

Die Kommission hält zusammenfassend fest, dass das<br />

innovative Vorgehen der Gemeinde und die zieIorientierte<br />

Ausrichtung der Arbeitskreise wesentlich zur positiven<br />

strukturellen Entwicklung Breunas beigetragen<br />

haben. Eine gute Kommunikation und Abstimmung bilden<br />

dabei den „Kitt“ der Vernetzung. Mit Spannung<br />

sind die Auswertung der Bewohnerbefragung und die<br />

daraus getroffenen Folgemaßnahmen zu erwarten.<br />

Dabei wäre wünschenswert, wenn die Ergebnisse einer<br />

breiten Öffentlichkeit vorgestellt und mögliche Ansätze<br />

unter Beteiligung vieler Bewohner diskutiert, abgestimmt<br />

und umgesetzt würden.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Es gibt in Breuna 15 Vereine, dazu eine Reihe überörtlicher.<br />

Mit insgesamt etwa 2.400 Mitgliedern liegt eine<br />

überdurchschnittliche Vereinsbindung vor. Diese arbeiten<br />

gut zusammen. Für ihre Vereinsheime, das Feuerwehrhaus<br />

und besonders auch für die Kulturscheune an<br />

der Tränke haben die Vereine viele Eigenleistungen erbracht.<br />

Einer der wichtigsten Kulturträger ist der Verein Breunaer<br />

Tränkenfest. Er ist auch Träger und Betreiber der<br />

Kulturscheune. Neben zahlreichen Vereinsveranstaltungen<br />

finden hier Konzerte, Lesungen oder Ausstellungen<br />

überregional bekannter Künstler statt. Zu den wichtigsten<br />

<strong>Dorf</strong>veranstaltungen zählen neben dem Tränkenfest<br />

die alljährliche Kirmes, das Sportfest, der alle zwei<br />

Jahre stattfindende Weihnachtsmarkt und das Kartoffelfest.<br />

Die Jugendarbeit erfolgt in Zusammenarbeit zwischen<br />

der ev. Kirchengemeinde und der kommunalen<br />

Jugendpflege. Einige Vereine betreiben aktiv Nachwuchsförderung.<br />

Die Neubürger werden überwiegend<br />

über die Vereine in das Sozialleben in Breuna integriert.<br />

Eine offizielle Begrüßung erfolgt über einen Neubürgerempfang.<br />

Hervorzuheben ist auch der sorgsame Umgang mit der<br />

Geschichte des 2. Weltkrieges und nationalsozialistischen<br />

Zeit. Eine aktive Erinnerungsarbeit ist in Breuna<br />

verankert. So wird der gut 200 Jahre alte jüdische Friedhof<br />

erhalten und gepflegt. In Zusammenarbeit mit dem<br />

Verein „Gegen das Vergessen e.V.“ aus Volkmarsen wurden<br />

Geschichtsrundgänge organisiert, bei denen an die<br />

ehemalige, seit dem 18. Jahrhundert nachgewiesene jüdische<br />

Bevölkerung erinnert wird. Ebenso sind die großen<br />

und gut gepflegten Kriegsgräberstätten im Ort ein<br />

eindrucksvolles Mahnmal und Orte des Gedenkens. Vor<br />

diesem Hintergrund wäre es aus Sicht der Kommission<br />

konsequent, wenn auch die neuzeitliche Ortsgeschichte<br />

eine (stärkere) Beachtung in dem gemeindlichen Internetauftritt<br />

finden würde.<br />

Der Geschichte und dem Brauchtum widmen sich weitere<br />

regelmäßige und teilweise generationenübergrei-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 35


fende Vereinsaktivitäten. Der Erhalt des ,Brünsken Platt’,<br />

die Erstellung eines „historischen Pfads in Breuna“, die<br />

Durchführung der 750-Jahr-Feier und die Komposition<br />

eines Breuna-Liedes sind beispielhaft zu nennen. Besonderen<br />

Anteil haben hieran der Geschichts- und Kulturverein<br />

sowie der Heimat- und Verkehrsvereins. Breuna<br />

ist weiterhin dem Ecomuseum Habichtswald angeschlossen.<br />

An sozialem Engagement sind vor allem der Sozialverband<br />

VdK sowie die Kirchengemeinde zu erwähnen. Die<br />

Angebote werden durch Nachbarschaftshilfe ergänzt.<br />

Von der Auswertung der Bewohnerbefragung durch den<br />

AK Demografischer Wandel erhofft sich die Gemeinde<br />

eventuelle Angebotsdefizite zu schließen.<br />

Insgesamt vermittelt Breuna den Eindruck einer vitalen<br />

Kommune mit ineinander greifenden Initiativen und Vereinen<br />

und einem guten ,Wir-Gefühl’. Die Überschaubarkeit<br />

der Gemeinde zum einen und ihr besonderes<br />

Engagement zum anderen haben zu einer starken Verknüpfung<br />

der vielfältigen Ansätze und Aktivitäten geführt.<br />

In wie weit dabei jeweils alle Bürgerinnen und<br />

Bürger angesprochen und eingebunden werden, also<br />

auch diejenigen, die sich nicht in Arbeitskreisen oder in<br />

Vereinen engagieren, war für die Kommission nicht klar<br />

erkennbar. Im Hinblick auf den Ausbau nachhaltiger Mitwirkungsstrukturen<br />

und die Integration von Neubürgern<br />

wird empfohlen ggf. die direkte Ansprache zu intensivieren.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Geschichtlich und stammesmäßig betrachtet lagen<br />

Breuna und Rhöda bis in die Neuzeit in einem Grenzgebiet.<br />

Die Wirkungen zeigen sich bis heute u.a. in der<br />

Sprache (Dialekt) und dem Ortsbild. So fanden und finden<br />

sich im Ort noch heute mehrere Bauformen. Neben<br />

der fränkischen Bauweise war das sächsisch-fränkische<br />

Einhaus als Mischform vorherrschend.<br />

Hofanlagen und Wohnhäuser spiegeln die wirtschaftliche<br />

und soziale <strong>Dorf</strong>entwicklung wieder. Das abseits der Eisenbahn<br />

und Poststation liegende <strong>Dorf</strong> Breuna war bis<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts überwiegend landwirtschaftlich<br />

geprägt. Handwerk und Tagelohn boten<br />

gleichfalls ein bescheidenes Einkommen. Als sog. Haufendorf<br />

gruppierten sich um die 1257 erstmals erwähnte<br />

36<br />

Breuna<br />

St. Margaretenkirche die öffentlichen, herrschaftlichen<br />

und privaten Anwesen. Obwohl einige der ortsgeschichtlich<br />

und städtebaulich bedeutsamen Anwesen in<br />

den vergangenen Jahrzehnten abgebrochen wurden,<br />

weist Breuna heute noch einen gut erhaltenen Ortskern<br />

auf. Die Ortsmitte mit der neugestalteten historischen<br />

Tränke, umrahmt von Kirche und Kulturscheune bildet ein<br />

ansprechendes Zentrum. Letztere ist ein gelungenes Beispiel<br />

einer Umnutzung landwirtschaftlicher Bausubstanz.<br />

Die historischen Bezüge kombiniert mit modernen Gestaltungselementen<br />

und einer großzügigen Platzgestaltung<br />

fügen sich stimmig zusammen. Das Rathaus passt<br />

sich mit seiner neueren Architektur gut in das Ortsbild<br />

ein. Positiv auffallend sind u.a. auch das gut erhaltene<br />

alte Feuerwehrhaus, der jüdische Friedhof, die Aussegnungshalle<br />

des Friedhofes und die schöne Lage des Kindergartens.<br />

Die ehemalige Synagoge wird heute<br />

landwirtschaftlich genutzt. Denkmalpflegerisch vorbildlich<br />

erhalten ist die ev. Kirche. Die modern gestaltete<br />

Bushaltestelle im Ortskern bildet einen interessanten<br />

Kontrast neuer und alter Gestaltungselemente. Viele öffentliche<br />

Gebäude sind mit Photovoltaikanlagen ausgestattet.<br />

Insgesamt wirkt das Ortsbild überdurchschnittlich<br />

harmonisch. Im Bereich der <strong>Dorf</strong>mitte gibt es viele historische<br />

Anwesen im Privatbesitz, die sich in einem<br />

guten Erhaltungszustand befinden. Historische Baumaterialien<br />

bzw. -stile sind Holz und Fachwerk, Ziegel- und<br />

Bruchsteinmauerwerk, Basaltpflaster. Die historische<br />

Dacheindeckung ist zumeist der Kremp- und Biberschwanzziegel.<br />

Auch die vorhandenen Neubauten sind<br />

größtenteils gut in das <strong>Dorf</strong> eingepasst. Leerstand gibt<br />

es nur wenig. Mit Unterstützung aus dem <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm<br />

wurden bislang neben dem <strong>Dorf</strong>platz<br />

und der Aktionsfläche im Umfeld der Märchenlandtherme<br />

45 private Maßnahmen durchgeführt.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Breuna<br />

Da für den Altkreis Wolfhagen noch keine Denkmaltopografie<br />

vorliegt, die Hinweise aus der Chronik von<br />

1988 zum Teil überholt und die vorläufigen Schnellerfassungen<br />

der Denkmalfachbehörde lückenhaft sind,<br />

empfiehlt die Kommission eine aktuelle Erfassung der<br />

Kulturdenkmäler. Vor dem Hintergrund der demografischen<br />

und sozialen Entwicklung könnte diese eine weitere<br />

Grundlage für die bauliche Entwicklung des<br />

Ortskernes liefern (s.o.). Zur Sicherung des historisch geprägten<br />

Erscheinungsbildes des Ortskerns wird eine<br />

aktive Bauberatung auch nach Abschluss der <strong>Dorf</strong>erneuerung<br />

empfohlen. Diese sollte bereits im Vorfeld<br />

anstehender Renovierungsarbeiten ansetzen. Eine ortsspezifische<br />

Gestaltungs- und Grünfibel sollte erarbeitet<br />

und jedem Haushalt zur Verfügung gestellt werden.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Breuna ist insgesamt sehr gut, insbesondere auch im öffentlichen<br />

Raum durchgrünt. Die Ortsmitte rund um die<br />

Tränke ist auch hierfür ein besonders Beispiel. Die funktionale<br />

und ästhetische Platzgestaltung überzeugt nicht<br />

zuletzt auch wegen des Baumbestandes und der Spielplatzausführung.<br />

Mit zahlreichen hochstämmigen Neuanpflanzungen,<br />

abgesengten Bordsteinen und niveaugleichem<br />

Ausbau und einem ausgeprägten Straßenbegleitgrün<br />

wurden zahlreiche Straßen neu gestaltet. Die<br />

Straßenräume wirken ruhig und sind in weiten Teilen nahezu<br />

barrierefrei. Auf eine Versiegelung wurde stellenweise,<br />

insbesondere im sog. halböffentlichen Raum,<br />

verzichtet. Diese Gestaltungselemente finden sich auch<br />

in den jüngeren Baugebieten. Die Beschilderungen und<br />

Hinweistafeln sind zurückhaltend und ansprechend. Örtliche<br />

Besonderheiten sind die Gerichtseiche aber auch<br />

die Mehlbeeren am Friedhof. Die Gestaltung des neuen<br />

Verkehrskreisels ist vermutlich einmalig in Hessen. Er<br />

wurde nach Vorgaben von Feng Shui bepflanzt und mit<br />

einer modern-traditionellen Metallskulptur eines Kirmesburschen<br />

bereichert.<br />

Die öffentliche Begrünung korrespondiert in weiten Teilen<br />

mit den Privatflächen. So finden sich Hofbäume und<br />

gut gepflegte Bauern- und Obstgärten. Diese werden<br />

häufig von traditionell vorhandenen Holzstaketenzäunen<br />

und Natursteinmauern aber auch Hecken begrenzt.<br />

Manche Gebäude haben ausgeprägte Fassadenbegrünungen.<br />

Baumreihen und Eingrünungen sorgen wie bei<br />

dem Reiterhof für harmonischen Ortsanbindung. Spezifische<br />

Maßnahmen, die zur Ausbildung einer Artenvielfalt<br />

im <strong>Dorf</strong> beitragen, wurden der Kommission nicht<br />

vorgestellt.<br />

Konkrete Verbesserungsmöglichkeiten sieht die Kommission<br />

beim Schulhof durch weitere Begrünungs- und Entsiegelungsmaßnahmen,<br />

bei dem landwirtschaftlichen<br />

Aussiedlerbetrieb und dem Getränkemarkt sowie teilweise<br />

im Neubaugebiet durch ergänzende Eingrünungen.<br />

Auch bieten noch Wege- und Straßenränder zuweilen<br />

Platz für Entsiegelungen und die Ausbildung einer Ruderalvegetation.<br />

Im Neubaugebiet wäre eine Beratungshilfe<br />

mit dem Ziel der Homogenisierung der Einfriedungen und<br />

einer naturnahen Bepflanzung wünschenswert. Wie im<br />

Ortskern gilt dabei der Grundsatz, dass durch weniger<br />

Gestaltung in der Regel mehr erreicht wird.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Die Gemarkung <strong>hat</strong> eine Größe von 1.297 ha. Der Ort<br />

Breuna fügt sich insgesamt harmonisch in die umgebende<br />

Landschaft. Markante Landschaftselemente sind<br />

der südlich liegende Braunsberg und der südwestlich<br />

von der A 44 durchschnittene Hamberg mit jeweils gut<br />

300 Metern sowie der östlich ansteigende Wald mit dem<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 37


Steinberg. Die guten Böden erlauben eine intensive<br />

landwirtschaftliche Nutzung. Die naturräumliche Lage,<br />

die relative Kleinteiligkeit der Grün- und Ackerflächen,<br />

die in weiten Teilen gute Ortsrandeingrünung und Ortsdurchgrünung,<br />

Feldholzinseln und Waldränder sorgen für<br />

ein abwechslungsreiches Landschaftsbild. Die Verbindungsstraßen<br />

und Ortseingänge sind ebenfalls durch<br />

Bäume und Gehölze in die Umgebung eingebunden. Auf<br />

der Gemarkung stehen einige Naturdenkmäler u.a. die<br />

Gerichtseiche. Gehölzstreifen entlang des Rhödaer Baches<br />

gehen naturnah in die angrenzenden Wiesen über.<br />

Vorhandene Streuobstflächen werden erhalten und gepflegt.<br />

Neuanpflanzungen aus dem Samen der Naturdenkmäler<br />

sollen standortbewährte Baumarten sichern.<br />

Begrüßenswert wäre, wenn die vorhandenen wertvollen<br />

Landschaftsbestandteile erhalten bleiben und sich Initiativen<br />

für aktive Natur- und Umweltschutzmaßnahmen<br />

fänden. Weitere, über die Ausgleichsmaßnahmen<br />

hinausgehende Anpflanzungen wären gerade auch angesichts<br />

der neuen Gewerbe- und Siedlungsflächenausweisungen<br />

zu prüfen. Eine zusätzliche südwestliche<br />

Ortsrandbepflanzung würde vermutlich die Sicht zu der<br />

Produktions- und Lagerhalle auf dem interkommunalen<br />

Gewerbegebiet zumindest für die Ortsbewohner eindämmen.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Ralf Hartmann<br />

Volkmarser Straße 3<br />

34479 Breuna<br />

38<br />

Breuna<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Breuna<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 39


Cölbe-Schönstadt<br />

Cölbe-Schönstadt im Landkreis Marburg-Biedenkopf liegt standortgünstig. Einerseits verbindet die B3 den Ort mit<br />

dem Oberzentrum Marburg. Andererseits liegt nördlich der Burgwald, das größte zusammenhängende Waldgebiet<br />

Hessens. Diesem ist Schönstadt auch geologisch und geografisch zugeordnet. Mit 1.582 Einwohnern <strong>hat</strong> der Ort in<br />

den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich an Einwohnern gewonnen.<br />

Zwei Leitgedanken stehen für Schönstadt: „Schön, schöner, Schönstadt“ und „Zukunft gestalten – Miteinander<br />

leben“. Schönstadt <strong>hat</strong> von 1985 – 1995 eine Förderung aus dem <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm erhalten und sich erstmalig<br />

2008 am <strong>Dorf</strong>wettbewerb beteiligt. Der Ort präsentiert sich unter www.schoenstadt.net im Internet.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Die Zusammenarbeit zwischen dem Ortsbeirat, den Bewohnern<br />

und der Kommune gestaltet sich zielführend<br />

und unterstützend. Dieses drückt sich glaubwürdig in<br />

der Aussage wieder: „Wir gehen höflich miteinander<br />

um, respektieren Meinungen, diskutieren kontrovers<br />

ohne den fairen Umgang aus den Augen zu verlieren.“<br />

Hiervon zeugen die innerörtlichen Arbeitsstrukturen, die<br />

Themenpalette und die Intensität ihrer Bearbeitung. Die<br />

Handlungsfelder reichen von der Mitwirkung bei der<br />

Fortschreibung des Flächennutzungsplanes mit integriertem<br />

Landschaftsplan, der Friedhofssatzung oder<br />

dem Bau des Regenrückhaltebeckens bis zur Erstellung<br />

von Gebäudenutzungskatastern, eines Energieatlas einschließlich<br />

der Kartierung solartauglicher Dachflächen.<br />

Schönstadt plant einen weiteren Ausbau regenerativer<br />

Energiegewinnungen und -nutzungen. Bereits heute findet<br />

sich ein Energiemix aus Blockheizkraftwerk, Wasserkraft,<br />

Solarthermie, Photovoltaik im Ort. Ein Bürgersolarkraftwerk<br />

ist in Planung. Ein besonderes Augenmerk liegt in der Auseinandersetzung<br />

mit den sozialen, wirtschaftlichen und<br />

baulichen Wirkungen der demografischen Entwicklung.<br />

Eine restriktive Baulandausweisung bei Priorisierung der Innenentwicklung<br />

ist selbsterklärtes Ziel. Allerdings waren für<br />

die Kommission entsprechende konkrete (grundstücksbezogene)<br />

Folgerungen nicht klar erkennbar. Die Möglichkeiten<br />

einer Fortschreibung des <strong>Dorf</strong>entwicklungsplans<br />

oder die Aufstellung eines Bebauungsplans wurden nicht<br />

angesprochen. Sie könnten Orientierung für alle liefern.<br />

Dabei gibt die Kommission zu bedenken, dass die gegenwärtige<br />

Qualität des Ortskerns sich gerade auch aus dem<br />

Wechselspiel von Bebauung und Freiflächen ergibt. Eine<br />

zeitnahe sorgfältige Flächenbewertung wäre daher wünschenswert,<br />

wie auch eine Vermarktungshilfe zukünftig leerstehender<br />

Gebäude.<br />

Kommunale Investitionsanreize durch Förderprogramme<br />

gibt es nicht.<br />

Schönstadt besitzt gute öffentliche und (eingeschränkt)<br />

private Infrastrukturangebote. Hier sind u.a. die betreute<br />

40 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Cölbe-Schönstadt<br />

Grundschule und der integrative Kindergarten zu nennen.<br />

Mit dem anvisiertem Projekt „Neue <strong>Dorf</strong>mitte“,<br />

einem Zentrum mehrerer Geschäfte und Dienstleistungen,<br />

soll die Nahversorgung bereichert werden. Handwerksbetriebe<br />

und Dienstleistungsbetriebe aber auch<br />

kleine Industriebetriebe stellen ca. 300 Arbeitsplätze.<br />

Zur innerörtlichen Wertschöpfung trägt weiterhin das<br />

Hofgut „Fleckenbühl“ bei. Das ehemalige Rittergut wird<br />

seit 1985 nach biologisch-dynamischen Prinzipien von<br />

der Suchthilfe Fleckenbühl betrieben. Neben der Landwirtschaft<br />

mit Käserei unterhält dieses einen Hofladen<br />

mit Café, eine Töpferei und Seminarräume. Dem Gut<br />

kommt beim energetischen Ausbau Schönstadts eine<br />

wichtige Rolle zu, da ab Herbst <strong>2009</strong> die Wärme aus<br />

dem Biomasseheizwerk des holzverarbeitenden Betriebes<br />

über eine Nahwärmeleitung genutzt werden soll.<br />

Dem Wandertourismus wird eine ausbaufähige Rolle im<br />

Ort beigemessen.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Das kulturelle Leben und soziale Miteinander werden<br />

wesentlich durch die gut 30 Vereine und Gruppen geprägt.<br />

Die Angebote für die Jugendlichen sind entsprechend<br />

vielfältig. Die Palette der Aktivitäten und<br />

Angebote reicht von der Geschichts- und Brauchtumspflege<br />

über kulturelle und sportliche Angebote bis hin<br />

zu zahlreichen Ansätzen, die sich den aktuellen örtlichen<br />

Problemen stellen. Zu nennen sind ausschnittsweise die<br />

(Neu-) Bürgerbroschüre „Leben in Schönstadt“, die Bewirtungsaktion<br />

für Wanderer und die Anlage des (historischen)<br />

Prämienwanderwegs „Junkernpfad“, die Baumpatenschaften,<br />

der Energie(beratungs-)tag, die „Empfehlungen<br />

zur Grüngestaltung und Nutzung von alter-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

nativen Energien im <strong>Dorf</strong>“, die Bemühungen um die Erhaltung<br />

und Ausgestaltung des <strong>Dorf</strong>ladens mit eigener<br />

Wirtschaftlichkeitsprüfung, die Erstellung der o.g. Kataster.<br />

Zu erwähnen sind weiterhin die Bemühungen zur<br />

Stärkung der dörflichen Identität mit sowohl modernen<br />

Kommunikationsformen (Internet) oder eines innerörtlichen<br />

<strong>Wettbewerb</strong> um die Schaffung einer <strong>Dorf</strong>hymne<br />

als auch der Pflege des Dialekts.<br />

Insgesamt fallen professionelles und vernetztes Vorgehen,<br />

eine starke Verzahnung zu der örtlichen Wirtschaft<br />

und die zielführende Zusammenarbeit mit der Kommune<br />

und Dritten, wie dem Hofgut „Fleckenbühl“ auf.<br />

Viele Projekte und Feste sind generationsübergreifend<br />

ausgerichtet. Mehrere Vorhaben befinden sich noch in<br />

Planung, wie der energetische Ausbau, die Schaffung<br />

einer funktionalen <strong>Dorf</strong>mitte, eine Tauschbörse etc.<br />

Der 2008 gebildete Arbeitskreis „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“<br />

mit vier Arbeitsgruppen (Soziales / Kultur / Sport;<br />

Ökologie; Wirtschaftliche Entwicklung; Schönstadt feiert)<br />

<strong>hat</strong> vieles angestoßen, entwickelt und mit den Bewohnern<br />

und der (Kirchen-)Gemeinde realisiert.<br />

Eine Grundlage für die Projekte bilden die Ergebnisse<br />

der „Selbstbewertung des dörflichen Engagements“.<br />

Sie führten zu folgenden Handlungslinien: 1. <strong>Dorf</strong>gemeinschaft<br />

stärken; 2. Zukunftsthemen aufgreifen;<br />

3. Grüngestaltung / Natur- und Landschaftspflege;<br />

4. Touristische Potentiale zur Vitalisierung des Ortes nutzen;<br />

5. Aktivitäten zur baulichen Gestaltung und Nutzung.<br />

Die vorgestellten Projekte weisen auf eine hohe integrative<br />

Fähigkeit der Initiatoren, Aktiven und Verant-<br />

41


wortlichen hin. Hierauf ist sicherlich auch in Zukunft das<br />

Hauptaugenmerk zu richten. Zu erwarten ist, dass Vielfalt<br />

und Tempo der Aktivitäten der vergangenen zwei<br />

Jahre nicht gehalten werden können. Umso wichtiger<br />

wird es sein, die innerörtliche Kommunikation nicht abbrechen<br />

zu lassen und gleichzeitig die Verantwortung<br />

„auf mehrere Schultern“ zu verteilen. Nur so kann unseres<br />

Erachtens die gegenwärtige Anerkennung und Unterstützung<br />

der <strong>Dorf</strong>bewohner auch nachhaltig gesichert<br />

werden. Unterstützung und Anerkennung durch die<br />

Kommune sind dabei weitere wichtige Erfolgsfaktoren.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Das Erscheinungsbild von Schönstadt, d.h. seine baulichräumliche<br />

und gestalterische Entwicklung werden maßgeblich<br />

durch die Ansiedlung (1. H. 14 Jh.) und<br />

Geschichte der Milchlinge von Schönstadt bestimmt. Das<br />

von ihnen 1749 auf den Grundmauern der Wasserburg<br />

erbaute Herrenhaus (Schloss) bildet den Kern der heute<br />

vorzufindenden Anlage aus der Zeit um 1900 mit mehreren<br />

(Wirtschafts-)Gebäuden und dem Park. Der dazugehörige<br />

Ort bildete sich zunächst um die Kirche als<br />

Haufendorf mit starker landwirtschaftlicher Prägung aus.<br />

Der Ausbau des Straßen- und Bahnnetzes beeinflusste<br />

die weitere Einwohner- und Bauentwicklung, wobei der<br />

Bau der Main-Weser-Bahn im 19. Jh. eine Stagnation bedeutete.<br />

Heute nehmen Durchreisende Schönstadt häufig<br />

nur von der nordsüdlich verlaufenden, ortstrennenden<br />

Bundesstraße 3 wahr.<br />

Schönstadt ist reich an Kulturdenkmälern. So gibt es<br />

neben einer Gesamtanlage eine sehr große Gebäudezahl,<br />

die als Kulturgut gewertet sind. Zu ihnen zählen<br />

neben der Kirche, die „Schlossanlage“ mit umliegenden<br />

Cölbe-Schönstadt<br />

Gehöften und das ehemalige Rittergut „Fleckenbühl“.<br />

Letzteres wurde in den vergangenen 15 Jahren schrittweise<br />

denkmalgerecht saniert, aus- und umgebaut.<br />

Bürgerhaus/Feuerwehrgerätehaus, Friedhofshalle und<br />

Kindergarten, mit An- und Umbauten, sind jüngeren Datums.<br />

Da sie nicht im historischen Ortskern liegen, wirken<br />

Architektur, Formensprache und Materialwahl nicht<br />

ortsbildstörend. Während der Kindergarten standortgünstig<br />

und im Grüngürtel gelegen im Gesamtbild<br />

transparent und leicht wirkt, könnte das Bürgerhaus nach<br />

den bereits vorgenommenen baulichen Veränderungen<br />

(Eigenleistung) durch eine bessere räumliche Einbindung<br />

noch weiter aufgewertet werden. Dieses könnte<br />

durch weitere grünordnerische Maßnahmen erfolgen,<br />

u.a. durch hochstämmige Bäume entlang der Straße<br />

sowie über eine Teilbepflanzung der Freifläche.<br />

Sehr ansprechend wirken u.a. die historische Schule und<br />

Kirche (1887) mit Gemeindehaus (1904), das Trafohäuschen<br />

(Fledermausquartier), aber auch das neue Vereinshaus.<br />

Eine (hessische?) Besonderheit bildet der<br />

ehemalige Hochwasserbehälter, der als Vereinsraum<br />

ausgebaut wurde. Einen kleinen Wermutstropfen vermittelt<br />

die aus Sicherheitsgründen aufgestellte Holzstellwand.<br />

Vielfältig zeigen sich die Straßenräume. Die wirtschaftliche<br />

und soziale Entwicklung des Ortes aber auch die topografische<br />

Lage prägen das städtebauliche Bild.<br />

Verspringende Raumkanten, dezentrale platzförmige<br />

Straßenausweitungen aber auch geschlossene Baugrenzen<br />

prägen den Ortskern. Auffallend ist der großzügige<br />

Straßenraum mit nicht abgegrenzten Flächen in der Poststraße.<br />

Mehrere Neubaugebiete erstrecken sich weitläu-<br />

42 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Cölbe-Schönstadt<br />

fig in Nord, West und Ost. Einige Straßenbreiten wurden<br />

beispielhaft für eine ansprechende Begrünung genutzt.<br />

Mit insgesamt 96 Maßnahmen zeigt das <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm<br />

Wirkung auch im privaten Bereich.<br />

Neben zahlreichen Renovierungsarbeiten gibt es diverse<br />

Gebäudeumnutzungen. Vorherrschend sind im Ortskern<br />

die geschichtlich genutzten und die Region prägenden<br />

Materialien wie Holz, Ziegel, Sandstein, Ton und damit<br />

eine erdgebundene Farbgebung. Zahlreiche den Straßenraum<br />

begleitende Details wie Einfriedungen, Pfosten,<br />

Mauern, Kratzputz bereichern das vielseitige<br />

Ortsbild. Optische Einbrüche sind vereinzelt, insbesondere<br />

bei einer gewerblichen Nutzung, festzustellen.<br />

Auch hier würden vermutlich einfache grünordnerische<br />

Maßnahmen eine bessere Einbindung bewirken. Bei<br />

Neuanlagen von Photovoltaik und Solarthermie sollte<br />

die jeweilige Wirkung auf das Straßenbild berücksichtigt<br />

werden. Auch sollte die Ausbildung von Stufen vermieden<br />

werden.<br />

Das Schloss mit den angrenzenden Gehöften und dem<br />

Park hebt sich hinsichtlich Größe und Ausführung von<br />

der die Kirche umliegenden <strong>Dorf</strong>bebauung ab. Wie<br />

auch das ehemalige Rittergut Fleckenbühl ist es von einzigartigem<br />

Reiz.<br />

Die weitere Sicherung und Pflege der Gebäude, gerade<br />

auch ihrer Baudetails und Schmuckelemente sowie Einfassungen<br />

und Freiflächen bedarf einer fachlichen Beratung,<br />

die auch zukünftig gewährleistet werden sollte.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Die Anlage, Gestaltung und Pflege der Freiflächen im öffentlichen<br />

und privaten Bereich ist vielfältig, auch unter<br />

ökologischen Gesichtspunkten. Der Friedhof <strong>hat</strong> einen<br />

reichen alten Baumbestand und ist von Hecken umgeben.<br />

Die Koniferen wurden durch Laubbäume, Zieräpfel<br />

und Zierkirschen ersetzt. Im südlichen Teil wurde Magerrasen<br />

angelegt. Auch im Bereich der Schule gibt es einen<br />

alten Baumbestand, unter anderem ein großer Walnussbaum.<br />

Ortsbildmarkant ist die 1871 gepflanzte Friedenseiche.<br />

Neben Linden sind Maulbeerbäume als örtliche<br />

Besonderheit zu finden. Die grünordnerische Verzahnung<br />

zwischen dem Ortskern und den Neubaugebieten ist in<br />

weiten Teilen gut gelungen. Darauf sollte auch bei der<br />

angestrebten Bauverdichtung geachtet werden.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Im privaten Bereich sind noch zahlreiche Haus- und<br />

Nutzgärten vorhanden. Bauerngärten und bepflanzte<br />

Bereiche mit einheimischen Gehölzen bestimmen das<br />

Ortsbild. Viele Häuser zieren Hausbäume, z.B. Flieder,<br />

Esskastanie, Kirsche. Die Pflasterungen der Innenhöfe<br />

sind häufig offenfugig belassen. Die offenen drei Fließgewässer<br />

sind nicht nur harmonisch in das Ortsbild integriert,<br />

sondern weisen über ihre Saumstreifen eine<br />

Artenvielfalt auf. Der Bachlauf „Rotes Wasser“ zeigt sich<br />

als „grünes Band“. Die Selbstverpflichtung der Bürger,<br />

die Magerrasenflächen freizuhalten, die Dokumentation<br />

ortstypischer Pflanzen, die Streuobstkartierung, Baumpatenschaften<br />

und Schnittkurse sowie diverse Artenschutzmaßnahmen<br />

stützen das Bestreben um eine<br />

vielfältige Fauna und Flora gerade auch im <strong>Dorf</strong>. Hierzu<br />

tragen das Hofgut Fleckenbühl sowie das Schloss mit<br />

seinen Hof- und Freiflächen unverkennbar bei. Insgesamt<br />

gibt es zahlreiche Kleinbiotope, deren Vernetzung<br />

weiter ausgebaut werden soll.<br />

43


<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Drei räumlich getrennte Sondernutzungen im Südwesten<br />

setzen sich von dem Ort ab. Dieses sind das bereits<br />

erwähnte Hofgut Fleckenbühl, ein holzverarbeitender<br />

Betrieb sowie der Flugplatz, der vom „Kurhessischen<br />

Verein für Luftfahrt von 1909 e.V.“ getragen wird.<br />

Der Ort ist in Teilen gut in die umliegende Landschaft<br />

eingebunden. Einerseits sind eine reich strukturierte<br />

Heckenlandschaft bei Fleckenbühl und Obstwiesen die<br />

prägenden Merkmale. Die Bewirtschaftung des Hofgutes<br />

nach ökologischen Kriterien und eine dem Naturraum<br />

angepasste Beweidung mit Schafen und Ziegen<br />

aber auch die naturnahe Bewirtschaftung des privaten<br />

Junkernwaldes tragen dazu bei. Andererseits begründen<br />

die bereits erwähnte Verzahnung der Gärten mit<br />

Pferdekoppeln, Wiesen, Obstbaum-, Heckenreihen im<br />

weiteren Ortskern die kleinräumige Struktur. Geplant ist,<br />

von einer mobilen Mosterei das Obst pressen zu lassen.<br />

Sehr schön präsentieren sich der Waldspielplatz, das<br />

Junkerngrab im Privatwald und das als Biotop angelegte<br />

Rückhaltebecken. Da keine weitere Ausweisung von<br />

Neubaugebieten erfolgen soll, empfiehlt die Kommission<br />

eine verstärkte Ortsrandausbildung durch weitere<br />

Anpflanzungen zu prüfen.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Ortsvorsteherin<br />

Carola Carius<br />

Im jungen Hain 8<br />

35091 Cölbe-Schönstadt<br />

Cölbe-Schönstadt<br />

44 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Cölbe-Schönstadt<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

45


Hofgeismar-Hümme<br />

Im nördichen Landkreis Kassel in der Talsenke des Essebachs liegt Hümme mit 1.555 Einwohnern. Das Essetal läuft<br />

nördlich in das Diemeltal aus; östlich des Ortes steigt der Rheinhardswald an. Hümme zählt zu den ältesten Siedlungen<br />

im Landkreis Kassel und wurde um 850 bereits urkundlich erwähnt. Bis heute wird die Ortsentwicklung wesentlich<br />

durch die verkehrliche Anbindung beeinflusst. Die „alte Bremer Landstraße“ querte den Ort bis 1730.<br />

Allerdings fiel Hümme in Folge kriegerischer Auseinandersetzungen im 16. Jahrhundert wüst und wurde erst 1664<br />

neu aufgebaut. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde mit dem Bau eines Kanals von Bad Karlshafen nach Kassel durch<br />

das Esse-Diemeltal begonnen. Die Relikte sind noch erkennbar und werden heute radtouristisch genutzt. Mit dem<br />

Anschluss an die Eisenbahn und dem Ausbau zu einem Knotenpunkt entwickelte sich Hümme seit Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts weiter zu einem „Eisenbahnerdorf“. Zu dieser Zeit wurden bereits 991 Einwohner gezählt. Die Schließung<br />

des Bahnanschlusses wurde vor Jahren erfolgreich verhindert.<br />

Hümme ist in erster Linie ein Wohnstandort. Seine (naturräumliche) Lage, ein breites Infrastruktur- und Freizeitangebot<br />

sowie eine lebendige <strong>Dorf</strong>gemeinschaft tragen zu der hohen Lebensqualität bei. Von 1987 bis 1995 erhielt<br />

Hümme Unterstützung aus dem <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm. Einen guten Einblick vermittelt die eigene Homepage<br />

unter www.huemme.org.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Die Zusammenarbeit zwischen dem Ortsbeirat, der Arbeitsgemeinschaft<br />

(AG) „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong>“, dem Stadtparlament<br />

und der -verwaltung ist intensiv und wird als gut<br />

beschrieben. Die örtlichen Vorstellungen und Planungsabsichten<br />

werden mit Nachdruck vorgetragen und im<br />

Rahmen der Möglichkeiten berücksichtigt und umgesetzt.<br />

Eine Besonderheit, die auch überregional nicht so<br />

häufig anzutreffen sein dürfte, bildet die o.g. Arbeitsgemeinschaft.<br />

1999 wurde sie partei- und vereinsübergreifend<br />

gebildet, nachdem 1998 keine Mehrheit im<br />

Ortsbeirat für eine <strong>Wettbewerb</strong>steilnahme zustande<br />

kam. Der Schwerpunkt wurde seither darauf gerichtet,<br />

die Lebensqualität in Hümme unter Einbeziehung möglichst<br />

vieler Bürger auch für die Zukunft zu sichern bzw.<br />

auszubauen. Vor dem Hintergrund der demografischen<br />

Prognosen für Nordhessen ein umfangreiches Vorhaben.<br />

Hierzu wurde ein „Projektkatalog“ erstellt. Nach zehn<br />

Jahren kann die AG auf 100 realisierte Projekte und Veranstaltungen<br />

blicken. Unter dem Motto: „Leben – Wohnen<br />

– Arbeiten“ wurden diese aus dem Ort heraus<br />

initiiert und unter großer Beteiligung umgesetzt. Sie zeigen<br />

sich überwiegend im öffentlichen Raum. Hümme<br />

nimmt u.a. aufgrund dieser Entwicklung unter den insgesamt<br />

sieben Stadtteilen eine herausragende Position<br />

ein. Respekt und Anerkennung <strong>hat</strong> die Kommission nicht<br />

nur vor den Ergebnissen sondern insbesondere auch vor<br />

46 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Hofgeismar-Hümme<br />

den dazu aufgebauten Kommunikationsstrukturen und<br />

seinen sozialen Wirkungen. Die Frage, wie der „harte<br />

Kern“ der AG über weitere zehn Jahre stabilisiert und<br />

generiert werden kann, sollte bei aller Projektarbeit nicht<br />

aus den Augen verloren werden.<br />

Nach den statistischen Angaben ist die Einwohnerzahl in<br />

den vergangenen zehn Jahren um 90 Personen rückläufig.<br />

Im selben Zeitraum stieg die Zahl der Arbeitsplätze<br />

um 15 auf 161 an. Aufgrund der bereits erkennbaren demographischen<br />

Entwicklung und seinen sozialen Auswirkungen<br />

wurde die modellhafte Teilnahme an einem<br />

datengestützten Infosystem zur Gebäude- und Grundversorgung(Gebäudeinformationssystem-Leerstandskataster)<br />

beschlossen. Die Initiative hierzu trägt der<br />

Landkreis Kassel in Zusammenarbeit mit anderen. Die Ergebnisse<br />

sind in Bearbeitung. Nach Aussagen der Stadt<br />

wird derzeit kein Bebauungsplanverfahren für den Ort<br />

betrieben. Trotz bestehender Konflikte mit der Kommunalaufsicht<br />

soll auch keine Straßenausbaubeitragssatzung<br />

aufgestellt werden. Angestrebt wird eine weitere<br />

Innenverdichtung der Bebauung durch Schließung innerörtlicher<br />

Baulücken sowie die Umnutzung leerstehender<br />

Gebäude. Der Flächennutzungsplan wurde 1978<br />

rechtskräftig, der Landschaftsplan ist von Ende 2001. Einige<br />

Bebauungspläne regeln die Neubauentwicklung.<br />

Die Kommission empfiehlt als weitere Grundlage für die<br />

Siedlungsentwicklung eine parzellenscharfe Erstellung eines<br />

Baulückenkatasters. Dieses könnte über den Ortsbeirat vorgenommen<br />

werden. Fachliche Begleitung sollte dabei eingebunden<br />

werden, insbesondere auch, um die Wertigkeit<br />

der Freiflächen im Ortskern und an den historischen Ortsrändern<br />

festzuhalten. Die Ergebnisse sind öffentlich vorzustellen<br />

und bieten neben dem Leerstandskataster Orientierung<br />

gerade auch für die privaten Eigentümer. Vor dem<br />

Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung sieht die Kommission<br />

in der langfristigen Nutzungssicherung der innerörtlichen<br />

Liegenschaften eine große Herausforderung für<br />

die Kommune und den Ort. Um einer Entleerung entgegenzuwirken,<br />

sollte dem Nutzungskataster zeitnah ein Maßnahmenplan<br />

folgen. Empfohlen wird außerdem, die aus<br />

kommunalen Planungen erwachsenden Vorteile für die Bürger<br />

noch stärker herauszustellen und in Anknüpfung an den<br />

<strong>Dorf</strong>entwicklungsplan ein städtebauliches Gesamtkonzept<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Im Aufbau befindet sich ein „Solarkataster“. Aktuell gibt<br />

es ca. 50 Photovoltaik- und Solarthermieanlagen. Sofern<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

nicht bereits vorgesehen, sollten alle geeigneten Dachflächenpotentiale<br />

darin vermerkt und die Karte an alle<br />

Haushalte verteilt werden. Ob die alte Mühle zur Energieerzeugung<br />

über Wasserkraft zu nutzen ist, wäre zu<br />

prüfen. Eine Energieberatung erfolgt durch die Stadt.<br />

Diese unterstützt auch Dach- und Fassadenrenovierungen<br />

und ergänzt damit die Investitionsanreize des Landkreises<br />

für denkmalgeschützte Objekte. Direkte und<br />

indirekte städtische Förderungen trugen zur Erhaltung<br />

und Betriebsentwicklung einiger Betriebe bei, namentlich<br />

in den Bereichen Fahrzeugbau, Bau einer Biogasanlage<br />

sowie der Entwicklung einer mobilen Bühne.<br />

Eingebettet in die „Erlebnisregion Kassel-Land“ vermarktet<br />

sich Hofgeismar mit anderen Städten unter<br />

„Märchenland Reinhardswald“. Hümme selbst definiert<br />

sich hierbei als „Basisstation“, gleich „ob Wandern,<br />

Schwimmen, Radfahren, Kultur erleben oder einfach nur<br />

entspannen“. Dieses unterstützen die vielfältigen Anbindungen<br />

an regionale Konzepte und Netzwerke in<br />

den Bereichen Tourismus und Kultur. Zu nennen sind insbesondere<br />

das Ecomuseum Reinhardswald und das<br />

„Netzwerk Industriekultur Nordhessen“, der Märchenwanderweg<br />

und Eco-Pfad-Diemel sowie der regionale<br />

Fahrrad-Pool. Organisatorisch erfolgt eine Anbindung<br />

an das Regionalforum Region Kassel-Land e.V. Diese<br />

wird als sog. Leader-Gruppe auch durch die Europäische<br />

Union unterstützt. Wander- und Radwege (R 4) gehen<br />

durch den Ort. In diesem Kontext stehen auch der abgeschlossene<br />

Umbau des Bahnhofsumfeldes zu einer<br />

ansprechenden touristischen Infostelle und die geplante<br />

Umnutzung des alten Bahnhofs.<br />

Die Verknüpfung der örtlichen Wünsche mit den regionalen<br />

Zielen bewertet die Kommission als wegweisend<br />

und überdurchschnittlich. Beeindruckend ist dabei, mit<br />

welcher Hartnäckigkeit und „langem Atem“ die Projekte<br />

47


verfolgt und umgesetzt werden. Wünschenswert für Ortsbesucher<br />

aber auch für die innerörtliche Informationsweitergabe<br />

wäre eine fortlaufende Internetaktualisierung.<br />

Die touristischen Aktivitäten werden durch eine gute öffentliche<br />

und private Infrastruktur und Grundausstattung<br />

begleitet. So befinden sich u.a. im Ort eine katholische<br />

und evangelische Kirche, eine städtische Verwaltungsaußenstelle,<br />

die Grundschule mit sechs Klassen, ein kommunaler<br />

Kindergarten sowie ein Gemeinde- und<br />

Jugendraum. Sportanlagen, Spielplätze und zwei Turnhallen,<br />

Friedhof mit Aussegnungshalle. Mehrere Vereinsgebäude,<br />

die <strong>Dorf</strong>wiese sowie die 2006 ausgebaute <strong>Dorf</strong>und<br />

Kulturscheune fallen weiterhin unter die Baulast der<br />

Stadt. Beachtenswert, dass das Catering für den „Scheunenbetrieb“<br />

ausschließlich über die örtliche Gastronomie<br />

erfolgt. Es wird angeregt zu prüfen, ob bzw. wie eine<br />

ganzjährige Bespielbarkeit der (Theater-)Bühne mittelfristig<br />

realisiert werden könnte. Dieses würde eine weitere<br />

kulturelle Aufwertung Hümmes bedeuten.<br />

Die leitungsgebundene Versorgung der Haushalte mit<br />

Gas und Kabelfernsehen konnte zusammen mit der Abwassernetzsanierung<br />

und dem Kläranlagenneubau in<br />

den vergangenen Jahren abgeschlossen werden. Mit<br />

zehn Haltestellen im Ort ist auch eine sehr gute Erreichbarkeit<br />

der Busse gegeben. Die Regional-Tram garantiert<br />

weiterhin eine gute Anbindung an Kassel.<br />

Bäckerei und Metzgerei und Lebensmittelgeschäft bieten<br />

eine Grundversorgung mit Lebensmitteln. Letzteres<br />

konnte durch örtliche Unterstützung gesichert werden.<br />

Imkereiprodukte sind über die mobile Direktvermarktung<br />

erhältlich. Ergänzt wird die Angebotspalette durch zwei<br />

gastronomische Betriebe mit „Fahrradpool-Station“,<br />

einem Reisebüro und einer Post- und Versandhausagentur.<br />

Örtliche Zusammenschlüsse gibt es mit dem Maschinenring<br />

und im Bereich der Holzverarbeitung.<br />

Hofgeismar-Hümme<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Hümme <strong>hat</strong> ein breit gefächertes Freizeit-, Sozial- und Kulturangebot.<br />

Getragen wird dieses von den Kirchen und den<br />

Vereinen, Initiativen, Förder- und Arbeitskreisen. Unter die<br />

insgesamt 31 Gruppierungen fallen auch drei Frauenkreise<br />

und ein Seniorenkreis. 14 sind in der Vereinsgemeinschaft<br />

Hümme organisiert. Zahlreiche regelmäßig stattfindende<br />

Aktivitäten begleiten den Jahresverlauf. Maibaumaufstellung,<br />

Heimatfest, Jugendfußballturnier, Volksradfahren, Karnevalsveranstaltungen,<br />

Sonnenwendfeuerfest, Garagenfest,<br />

Oktoberfest, Weihnachtsmarkt, Eierlesen, Jugendfeuerwehrfest,<br />

Martinsumzug usw. belegen dieses beispielhaft.<br />

Weitere Projekte wie die monatliche Herausgabe der<br />

„Hümmer Nachrichten“ seit nunmehr 40 Jahren und<br />

Bildbände sowie Ausstellungen des Geschichtsvereins<br />

u. a. zur Bahngeschichte, vervollständigen die umfangreichen<br />

Aktivitäten. Neubürger werden über die Initiativen<br />

etc. in das dörfliche Gemeinwesen eingebunden.<br />

Als Willkommensgeschenk erhalten sie einen sogenannten<br />

„Neubürgerkoffer“. Dieser enthält alle wesentlichen<br />

Informationen einschließlich Kontaktadressen.<br />

Die Neugestaltung des Schulumfeldes wurde gemeinsam<br />

durch Lehrer, Eltern und Schüler realisiert. Außergewöhnliche<br />

didaktische und methodische Ansätze führten<br />

zu einer Zertifizierung der Schule durch das Schulamt. So<br />

gibt es u.a. einen Schulgarten mit der Nachzucht historischer<br />

Kartoffelsorten auf Hochbeeten. Vorbildlich auch<br />

die Vorlesestunden durch Großeltern in der Schule und<br />

die Kinder- und Märchentheateraufführungen.<br />

Die Neugestaltung der Kindergartenaußenanlage und<br />

Spielplatz erfolgte in Eigeninitiative. Der Jugendraum,<br />

geöffnet am Wochenende, wird mit Unterstützung des<br />

städtischen Jugendarbeiters in Eigenregie verwaltet.<br />

48 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Hofgeismar-Hümme<br />

Eine Kunsttherapeutin arbeitet mit Kindern und Jugendlichen<br />

im eigenen Atelier. Es wurde ein Förderverein<br />

zur Erhaltung und Sanierung des um 1770<br />

errichteten Kirchenareals gegründet. Zurzeit stehen die<br />

Sanierung der Orgel und der Bau eines barrierefreien<br />

Kirchenzugangs an.<br />

Beachtenswert ist die „Historische <strong>Dorf</strong>erkundung<br />

Hümme” mit 30 Infotafeln. Begleitend wurde eine Bildbroschüre<br />

von der Initiative Hümme „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong>“ erstellt.<br />

Bergahornpflanzung und Patenschaftsübernahme<br />

anlässlich des „Baum des Jahres“ durch den Geschichtskreis<br />

seien ebenfalls erwähnt. Unter den Initiativen<br />

finden sich Selbst- und Nachbarschaftshilfen. So gibt<br />

es neben der VdK-Sozialberatung private Spendenaktionen,<br />

die die Sanierung der Kirchenglocken und -fenster<br />

realisierten oder Hilfen für Flut- und Brandschadensopfer<br />

organisierten. Private Hol- und Bringdienste<br />

für Ältere und Behinderte ergänzen die Angebote<br />

im <strong>Dorf</strong>.<br />

Eine Obstverwertung aus den Streuobsterträgen sowie<br />

Baumpflanzaktionen und Baumschnittlehrgänge werden<br />

angeboten. Zur Vermittlung der notwendigen Kenntnisse<br />

bei Streuobstmaßnahmen für Baumschnitt- und<br />

Neupflanzungen werden seitens der „<strong>Dorf</strong>initiative“<br />

Fachleute eingebunden. Am „Apfelbaumweg“ findet<br />

die Versteigerung des Streuobstes statt. Die angestrebte<br />

weitere Grünvernetzung mit der umliegenden Landschaft<br />

wird durch ausgefallene Projekte unterstützt. So<br />

konnten bisher 143 Bäume aus der Aktion „Ein Baum für<br />

jede/n 70-jährigen“ mit Unterstützung der Stadt gepflanzt<br />

werden. Der „Seniorenhain“ soll demnächst um<br />

Sitzgruppen und Namenstafeln ergänzt werden. Öffentliche<br />

Grünflächen, z.B. in der Birkenallee, werden zum<br />

Teil durch Anwohner gepflegt und erhalten. Neupflanzungen<br />

im Ortsbereich werden durchgeführt.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Die starke Bauentwicklung, der unregelmäßige Ortsgrundriss<br />

mit einem organisch angelegten Straßennetz<br />

und die in Teilen lockere Bebauung erfordern einen<br />

„zweiten Blick“, den Ort und seine Siedlungsgeschichte<br />

zu erfassen. Von dem Ursprung des Ortes im Bereich des<br />

Bahnhofs und dem Schwesterdorf Haldungen zeugen<br />

heute nur noch schriftliche Zeugnisse. Der baulich bezeugte<br />

historische Ortskern befindet sich weiter nordöstlich.<br />

Mit gotischem Westturm liegt die evangelische<br />

Kirche im Zentrum eines oval geschnittenen Wehrkirchhofs.<br />

Die ältesten Anwesen schließen sich konzentrisch<br />

entlang der alten Poststraße, heute Hauptstraße, an. Die<br />

ersten Erweiterungen erfolgten nach Südwesten entlang<br />

der Hauptstraße Richtung Mühlbach. Er bildet die südliche<br />

Ortsbegrenzung. Es folgten Siedlungserweiterungen<br />

ab dem späten 17. Jahrhundert nach Süden und<br />

Südwesten. Die Anbindung an die Bahn führte zu einem<br />

Wohnungsneubau Anfang des 20. Jahrhunderts. Weitere<br />

Baugebiete folgten in den 50er Jahren nach Nord<br />

und Nordwesten.<br />

Zwei Gesamtanlagen weist der Ort auf. So ist zunächst<br />

der älteste Teil des Ortskerns einschließlich seiner noch<br />

erhaltenen Ortsrandbegrünung mit Grabland und Wiesen<br />

geschützt. Die zweite Anlage umfasst die südliche<br />

und südwestliche Siedlungserweiterung ab Ende des 17.<br />

Jahrhunderts. Als Sonderform des niederdeutschen Hallenhauses<br />

findet sich in Hümme das Diemelsächsische<br />

Hallenhaus. Ebenfalls als Einhaus ausgebildet verfügt es<br />

jedoch über ein Obergeschoss, so wie die überwiegend<br />

in Hessen vorfindbaren Ernhäuser. Die große Anzahl dieser<br />

bau- und kulturgeschichtlichen Zeugnisse aus dem<br />

späten 16. und 17. Jahrhundert prägen den Ortskern<br />

maßgeblich. Daneben gibt es einige Querdielenhäuser<br />

49


sowie Flurquerdielenhäuser erbaut bis zum Ausklang<br />

des 19. Jahrhunderts. Danach endete die regional-traditionelle<br />

Bauweise. Knapp 50 Gebäude unterliegen<br />

dem Einzeldenkmalschutz aus geschichtlichen, wissenschaftlichen<br />

und künstlerischen Gründen. Darunter fällt<br />

die ev. Kirche mit traditionellem Sandsteinplattendach.<br />

Sich dieser „Kostbarkeiten“ annehmend, wurde im Verlauf<br />

der <strong>Dorf</strong>erneuerung viel Wert auf Sanierung, Umbau<br />

und Folgenutzungen der ehemaligen landwirtschaftlich<br />

genutzten Anwesen gelegt. So finden sich im Ort zahlreiche<br />

gut sanierte Anwesen. Als traditionelle Baumaterialien<br />

kamen dabei Holz und Tonziegel wieder zum<br />

Einsatz. Kleinteilige und konstruktiv ausgeführte Holzfenster<br />

finden sich wie auch Holztore und Verschalungen.<br />

Unter denkmalpflegerischer Beratung wurden viele<br />

der aufwendigen Schnitzornamente wieder hervorgehoben.<br />

Daneben stehen jedoch mehrere Gehöfte bzw. Wohnhäuser,<br />

deren Erscheinungsbild eine Unternutzung oder<br />

einen Leerstand vermuten lassen. Als Langzeitaufgabe<br />

sieht die Kommission eine denkmalpflegerisch abgestimmte<br />

Nutzungssicherung. Vor diesem Hintergrund<br />

sollte unter Einbindung der Eigentümer und der Stadt<br />

ein Entwicklungskonzept für die betroffenen Areale erstellt<br />

werden. Eventuelle Verkäufe sollten begleitet und<br />

koordiniert werden; ein ev. Zwischenerwerb durch die<br />

Stadt wäre wünschenswert (Immobilienmanagment).<br />

Eine baufachliche Beratung im Vorfeld von Renovierungsarbeiten<br />

sollte offensiv angeboten werden; auch<br />

um historische Innenausstattungen und -konstruktionen<br />

möglichst zu sichern.<br />

Die verdichtenden privaten Neubauten fügen sich hinsichtlich<br />

ihrer Maßstäblichkeit und Formensprache relativ<br />

harmonisch in das Gesamtbild ein. Vereinzelt herrscht<br />

eine gewisse Überformung und Materialbeliebigkeit vor.<br />

Schlicht und damit dem dörflichen Charakter angemessen<br />

zeigen sich die neueren kommunalen und kirchlichen<br />

Gebäude wie die katholische Kirche, die Schule,<br />

der Kindergarten, Bushaltestellen, Ortseingangstafeln,<br />

Vereinshäuser. Eine städtebaulich gute und gestalterisch<br />

ansprechende Lösung wurde mit dem Ausbau der Kulturscheune<br />

in Nachbarschaft zum Feuerwehr- mit Schützenhaus<br />

gefunden.<br />

Neben der privaten Inanspruchnahme der <strong>Dorf</strong>erneuerungsmittel<br />

wurde ein Schwerpunkt auf den Ausbau der<br />

Frei- und Verkehrsflächen gelegt. So wurden u.a. Stra-<br />

Hofgeismar-Hümme<br />

ßen und dezentrale Plätze umgebaut, das Bachbett der<br />

Esse neu gestaltet und der Spielplatz erneuert. Kleinteilige<br />

Natursteinpflasterungen finden sich vielfach im<br />

(halb-)öffentlichen Raum, u.a. an der Sparkasse. Die<br />

Kopfsteine der alten „Essebrücke“ von 1740 wurden gesichert.<br />

Eine weitestgehende Wiederverwendung der<br />

alten Materialien wird grundsätzlich angestrebt.<br />

All diese Maßnahmen führten zu einer beachtlichen Aufwertung<br />

des Ortsbildes. Im Ort wurde dadurch ein großer<br />

Impuls ausgelöst, der, wie oben beschrieben, bis<br />

heute anhält. Ein kleines und feines Projekt ist der kontinuierliche<br />

Austausch „moderner“ Einfriedungen durch<br />

ortstypische Staketenzäune. Hier ist bereits ein großer<br />

Erfolg mit 1.300 Metern zu verbuchen.<br />

Eine größere planerische und finanzielle Dimension besitzt<br />

die 2008/<strong>2009</strong> abgeschlossene Neugestaltung des<br />

Bahnhofsumfeldes. So wurden nach ersatzloser Demontage<br />

der Altuhr durch die Bahn drei Bahnhofsuhren neu<br />

installiert, ein überdachter Warteplatz und Fahrradständer<br />

errichtet. Neu gestaltet wurde auch der Straßenraum.<br />

Auf dem Kreisel fand ein historischer Prellbock<br />

seinen Platz. Das Altpflaster wurde im Parkplatzbereich<br />

eingesetzt. Funktional ausgebaut und zeitgemäß „möbliert“<br />

entstand so in der Nachbarschaft der historischen<br />

Altbebauung ein ausgewogenes Gesamtbild. Einen kleinen<br />

Wehmutstropfen bilden die noch sehr jungen Neupflanzungen.<br />

Hier wären größere Bäume wünschenswert<br />

gewesen. Die Kommission empfiehlt bei den anstehenden<br />

Umbauarbeiten weitere Gehölze wie Flieder, Holunder,<br />

Rosenstöcke zu pflanzen.<br />

Der Umfeldplanung schließen sich aktuelle Planungen<br />

zur Neunutzung des Bahnhofs an. Die Ergebnisse einer<br />

von der Stadt in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstu-<br />

50 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Hofgeismar-Hümme<br />

die für die künftige Nutzung des 1897/98 erbauten, seit<br />

den 60-er Jahren leerstehenden Bahnhofsgebäudes,<br />

stehen aus. Die Überlegungen reichen von touristischen<br />

und/oder vereinsgebundenen Nutzungen bis hin zu gewerblichen<br />

Nutzungsvarianten wie bspw. Eventveranstaltungen<br />

im gastronomischen Sektor oder auch<br />

Tagespflegeangebote für Senioren. Ziel ist auch eine<br />

stärkere Aufwertung des Bahnhofsstandortes. Mit Spannung<br />

ist zu erwarten, ob sich einige der vorläufigen<br />

Ideen für eine mögliche Folgenutzung des alten Bahnhofes<br />

realisieren lassen. Das Hauptaugenmerk wird aus<br />

Sicht der Kommission im folgenden auf ein Trägerkonzept<br />

zu legen sein, wobei aus finanziellen Erwägungen<br />

eine Privatnutzung anzustreben ist.<br />

In räumlicher Nähe befindet sich ein Industriedenkmal:<br />

der 1900 gebaute Lokschuppen mit handbetriebener<br />

Drehscheibe. Sein Erhalt wird über eine örtliche Initiative<br />

angestrebt. Ein Konzept sieht ein Museum der örtlichen<br />

Bahngeschichte mit wechselnden Ausstellungen<br />

vor. Vor dem Hintergrund der Bedeutung des Bahnanschlusses<br />

für die Ortsentwicklung wäre die Umsetzung<br />

sehr zu begrüßen.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Eine gute Durchgrünung kennzeichnet den Ort. Hierzu<br />

tragen Bauerngärten mit Bruchsteinmauern, (alte) Steintreppen,<br />

Fassadenbegrünungen, die kleinteilige Freiraumgestaltung<br />

im Oberdorf ebenso bei wie die dörflich<br />

gestalteten Spielplätze und die gepflegten Linden und<br />

Ahornbestände sowie die Hainbuchenhecken im Bahnhofsbereich.<br />

Das Kirchenumfeld mit den alten Linden,<br />

die Rotdorn- und Ligusterhecken oder die noch ablesbaren,<br />

grasbetonten alten Wegesysteme (Gänseweg)<br />

prägen den öffentlichen Raum. Im Bereich des Bahnkörpers<br />

finden sich gut ausgeprägte typische Ruderalfluren<br />

mit Wärme liebenden Arten. Bereichernd sind die<br />

Rabatten mit Hortensien, Lavendel und Rosen, dörfliche<br />

Hausbäume und eine dörfliche Flora u.a. mit Stockmalven<br />

in Privatgärten des alten Ortsbereiches. Beispielhaft<br />

ist die Beteiligung am Projekt „Archegarten“.<br />

In Zusammenarbeit mit der Naturschutzakademie Hessen<br />

sind vier Mustergärten mit erhaltenswerten alten<br />

Pflanzen und Gehölzen entstanden. Zu dem Gesamteindruck<br />

tragen auch der zum Teil üppige Mauerbewuchs<br />

mit typischen Vegetationsmustern (Mauerraute,<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Zymbelkraut) und unbefestigte Flächen mit unterschiedlich<br />

ausgeprägter Ruderalvegetation bei.<br />

Beachtenswert ist die gut gelöste Reaktivierung der ehemaligen<br />

Flutmulden zur Schaffung von Retentionsflächen<br />

zur Reduzierung von Hochwasserschäden in<br />

Absprache mit der Wasserwirtschafts- und Naturschutzverwaltung.<br />

Auch die Ausbildung der Wasserläufe mit<br />

Esse und Mühlgraben ist hervorzuheben. Der Mühlgraben<br />

zeigt einen standortgerechten Bewuchs (Farne) und<br />

ist mit dem alten gusseisernen Geländer versehen. Weitere<br />

ortsprägende Merkmale besitzen der parkähnliche<br />

alte Friedhof mit Trockenmauer, die raumbildende Friedenseiche<br />

aus dem 19. Jahrhundert und der schön gestaltete<br />

„Maibaumplatz“ mit Ortsbild prägender Lindenund<br />

Rotdornbepflanzung.<br />

Zur langfristigen Sicherung der Bäume empfiehlt die<br />

Kommission stärker auf eine ausreichende Dimensionierung<br />

der Baumscheiben im öffentlichen Straßenraum zu<br />

achten. Auf die Verbesserungspotentiale hinsichtlich der<br />

Einheitlichkeit der verwendeten Pflastermaterialien<br />

wurde bereits hingewiesen. Pflanzergänzungen ermöglichen<br />

der Spielplatz und die Neubaugebiete. Zur Unterstützung<br />

der Beratungsarbeit wird die Auflage einer<br />

„Grünfibel“ mit Angaben zu dorftypischen Materialen,<br />

Gehölzen, Nutz- und Zierpflanzen ebenfalls empfohlen.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Der Ortsteil Hümme ist weitgehend harmonisch in die<br />

umgebende Landschaft eingebettet. Im Nordwesten<br />

51


liegt die Gemarkung im Landschaftsschutzgebiet<br />

(LSchG) „Auenverbund Diemel“. Im Südwesten im kombinierten<br />

LSchG „Dingel und Eberschützer Klippen“.<br />

Dieses ist auch als Fauna-Flora-Habitat ausgewiesen.<br />

Die Gesamtfläche von knapp 1.040 ha ist überwiegend<br />

landwirtschaftlich geprägt. Städtebauliche Beeinträchtigungen<br />

ergeben sich insbesondere durch den Bahnverlauf<br />

mit ortstrennender Wirkung. Nicht besichtigt wurde<br />

das Segelfluggelände und Wochenendhausgebiet,<br />

beide am südwestlichen Gemarkungsrand gelegen.<br />

Die ehemals deutlich näher in Ortsrandlage befindliche<br />

Wald-Feldgrenze wurde im Laufe der Jahre vor allem<br />

durch die zunehmende landwirtschaftliche Flächeninanspruchnahme<br />

zurückgedrängt. Auffallend sind die in den<br />

Außenbereich führenden Wegeverbindungen mit alleenartigem<br />

Baumbestand. Kleinwald-, Feldgehölz-,<br />

Hecken- sowie Streuobststrukturen betonen die landschaftliche<br />

Vielgestaltigkeit im Außenbereich des Ortes.<br />

Nördlich der Ortslage befindet sich das Naturschutzgebiet<br />

„Hümmer Bruch bei Stammen“. Die „Hümmener<br />

Hute“; eine Heidefläche mit altem Hainbuchenbestand,<br />

ist ein Naturdenkmal und liegt östlich des Ortes. Landschaftsprägend<br />

sind die umfangreichen Grünbestände<br />

im Bereich der „Esse“ sowie der Bahnanlagen, das „Allerbruch“<br />

- Feuchtgebiet mit Graureiher-, Eisvogel-,<br />

Rohrdommel- und Wasseramselvorkommen, die „Esse-<br />

Auen“, und das Biotop „Tiefenbach“ mit Verlandungsund<br />

renaturierten Flächen. Die Nisthilfen für Störche<br />

wurden nicht gesehen. Raumprägenden Charakter besitzen<br />

die 100-jährigen Eichen im Bereich der Karlsbahntrasse.<br />

Mit zwei „Babywiesen“ wird der Streuobst-,<br />

Weiß- und Rotdorn- bestand anlässlich einer Geburt im<br />

Ort ergänzt.<br />

Mit Ausnahme des südöstlichen Einganges (hinter dem<br />

Bahnübergang) bilden die Ortseingangsbereiche harmonische<br />

optische Übergänge zur Landschaft. Das am<br />

Ortsrand gelegene Gewerbegebiet fiel hinsichtlich seiner<br />

Landschaftseinbindung positiv auf. Das Neubaugebiet<br />

am südwestlichen Ortsrand liegt recht exponiert<br />

und könnte hinsichtlich seiner landschaftlichen Einbindung<br />

noch deutlich verbessert werden. Dieses gilt analog<br />

für das große Lagergebäude am südöstlichen<br />

Ortseingang hinter dem Bahnübergang rechts in Ortseinfahrtrichtung.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Edith Matthes<br />

Schulstraße 13<br />

34369 Hofgeismar<br />

Hofgeismar-Hümme<br />

52 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Hofgeismar-Hümme<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

53


Kalbach-Heubach<br />

Kalbach-Heubach ist anerkannter Erholungsort im Landkreis Fulda. Das <strong>Dorf</strong> mit seinen ca. 700 Einwohnern liegt am<br />

nördlichen Rand des Hessischen Landrückens, dem verbindenden Höhenzug zwischen Rhön und Vogelsberg. Die Gemarkung<br />

Heubach liegt im Landschaftsschutzgebiet „Frauenstein” und dem Naturpark „Hessische Rhön“.<br />

Die Gemeinde ist Mitglied im Regionalforum Fulda-Südwest.<br />

1983 bis 1990 wurde Kalbach-Heubach über das <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm gefördert. 1999/2000 nahm der Ort bereits<br />

am 30. <strong>Dorf</strong>wettbewerb teil. Das Motto des <strong>Dorf</strong>es lautet „Lich sänn Häwich”.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Die Zusammenarbeit zwischen Kommune, Ortsbeirat<br />

und Bewohnern gestaltet sich konstruktiv und die örtliche<br />

Entwicklung bereichernd. Anlassbezogen werden<br />

Arbeitskreise bzw. Ausschüsse gebildet, die bis zum Projektabschluss<br />

auch mehrere Jahre arbeiten. Beispielhaft<br />

sei die örtliche Begleitung beim Bau des Bürgerhauses<br />

genannt. Dieses wird heute ehrenamtlich vom Heimatverein<br />

verwaltet. Auch zwei Fördervereine („Landsynagoge<br />

Heubach“ und ev. Kindergarten „Sonneninsel”)<br />

sprechen für die enge Verzahnung von Bürgern, Kirche,<br />

Ortsbeirat und Kommune.<br />

Die Einwohnerzahl ist seit ca. 10 Jahren relativ stabil und<br />

hinsichtlich der Altersstruktur ausgewogen. Nach einem<br />

Gemeindevertreterbeschluss wurde 2008 ein Freiflächenund<br />

Leerstands-/Nutzungskataster erstellt. Dieses weist<br />

aktuell 13 leer stehende und mehrere untergenutzte Gebäude<br />

auf. Die Besitzer von Freiflächen sollen im Weiteren<br />

bezüglich ihrer Nutzungsvorstellungen befragt<br />

werden. Auch wird eine Einbindung Heubachs in das<br />

kreiseigene Projekt zur Neunutzung leerstehender Anlagen<br />

aktuell geprüft. Hierbei würden die Planungskosten<br />

durch den Landkreis und die Kommune teilweise übernommen<br />

und Vermarktungshilfe angeboten. Die Kommission<br />

bewertet die bisherige Bestandserfassung als<br />

eine gute Grundlage, sich weiter intensiv mit der sozialen<br />

und baulichen Innenentwicklung Heubachs auseinander<br />

zu setzen. Hierbei sind sicherlich vorrangig die betroffenen<br />

Eigentümer einzubinden. Die Kommission plädiert<br />

jedoch dafür, das Gesamtthema gerade auch öffentlich<br />

weiter zu behandeln, da vielfältige Wirkungen, z.B. auf<br />

die private und öffentliche Infrastruktur, zu erwarten sind.<br />

Dabei sollten auch Vorgaben für die städtebauliche und<br />

baulich-gestalterische Entwicklung abgestimmt werden.<br />

Sofern diese über den <strong>Dorf</strong>entwicklungsplan nicht vorliegen,<br />

wäre seine Fortschreibung oder die Aufstellung<br />

eines Bebauungsplans für die Ortskernlage zu prüfen. Erfahrungen<br />

im Management von Immobilien und Flächen<br />

liegen auch in anderen hessischen Kommunen vor. Ein<br />

Erfahrungsaustausch wird empfohlen. Der Innenentwicklung<br />

sollte absoluter Vorrang vor der Ausweisung neuer<br />

Baugebiete gegeben werden.<br />

54 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Kalbach-Heubach<br />

Planungsvorhaben des Ortes sind die Erweiterung des<br />

Feuerwehrhauses, die Neugestaltung des Kinderspielplatzes<br />

sowie die Ausweisung eines Wander- und Radwegenetzes.<br />

Weiterhin sollen verstärkt regenerative und<br />

regionale Energiequellen genutzt werden. Nach dem<br />

Vorbild anderer Dörfer wird ein Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk<br />

mit einem entsprechenden Nahwärmesystem<br />

errichtet. Dazu ist die Gründung einer Genossenschaft<br />

gerade erfolgt.<br />

An sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Grundausstattung<br />

<strong>hat</strong> Heubach u.a. eine evangelische Filialkirche,<br />

einen Sportplatz, ein Feuerwehrhaus, eine Mehrzweckhalle<br />

im Bürgerhaus (Sport, Kultur, Vereine etc.). Auch<br />

gibt es ein öffentliches Freibad. Im Bürgerhaus gibt es<br />

eine Gemeindebücherei, an die auch die Kindergartenkinder<br />

bereits herangeführt werden. Die 2006 wieder<br />

eingeweihte Landsynagoge ist einerseits ein musealer<br />

Ort. Er lädt ein zum Erinnern und gibt Einblicke, wie sich<br />

ehemals jüdisches Leben in der Synagoge gestaltete.<br />

Andererseits finden hier dem Ort und der Räumlichkeit<br />

angemessene Veranstaltungen statt. Weitere Angebote<br />

für Kinder und Jugendliche sind ein Kinderspielplatz am<br />

Bürgerhaus und ein selbstverwalteter Jugendraum im<br />

Feuerwehrhaus. Der Ortsvorsteher bietet zweimal wöchentlich<br />

eine Reihe gemeindlicher Dienstleistungen an.<br />

Für die Verschönerung und Pflege der dörflichen Einrichtungen<br />

steht dem Ortsbeirat seitens der Kommune<br />

ein Etat in Höhe von 6500,- p.a. zur Verfügung.<br />

Bedingt durch die geografische Lage im Mittelgebirge<br />

kommt dem Aktiv-Tourismus eine auch wirtschaftliche Bedeutung<br />

zu. So stieg die Zahl der Übernachtungen von<br />

2005 mit ca. 11.600 auf je ca. 14 – 15 Tsd. in den Folgejahren<br />

bei tendenziell steigender Verweildauer. Die örtlichen<br />

Beschilderungen und Informationsmöglichkeiten<br />

sind aktuell, umfassend und ansprechend vom Heimatverein<br />

gestaltet. Skilift, eine Loipe, ein Paragliding-<br />

Übungshang sowie ein großes Rad- und Wanderwegenetz<br />

sorgen für ein breites touristisches Angebot.<br />

Für die Kinder des Ortes und des Nachbarortes Uttrichshausen<br />

gibt es einen bereits seit 63 Jahren bestehenden<br />

evangelischen Kindergarten. Der Kindergarten<br />

<strong>hat</strong> ein fortschrittliches pädagogisches Konzept. Über<br />

Projektarbeit bestehen Berührungspunkte der Kinder zu<br />

den örtlichen Vereinen und Betrieben. Er bietet auch integrative<br />

Plätze an und ab August <strong>2009</strong> gibt es Betreuungsmöglichkeiten<br />

für unter 3-jährige Kinder. Ergänzt<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

wird das Betreuungsangebot durch eine Krabbelgruppe,<br />

die von einer Elterninitiative getragen wird und die<br />

einen Raum über dem Kindergarten nutzen kann. Eine<br />

Grundschule, Einkaufsmöglichkeiten sowie ärztliche Versorgung<br />

gibt es im Nachbarort Uttrichshausen, wohin es<br />

auch Busverbindungen gibt.<br />

Für Senioren gibt es mehrere Angebote u.a. regelmäßige<br />

Treffen. Die Pflegeversorgung wird durch die Sozialstation<br />

Fliedetal gewährleistet. Der „Sozialverband<br />

VdK Deutschland“ engagiert sich in der Senioren- und<br />

Behindertenbetreuung. In den letzten sieben Jahren<br />

haben sich fünf kleinere Betriebe im Ort neu gegründet,<br />

darunter auch ein Café mit Billardraum und Solarium.<br />

Einige landwirtschaftliche Betriebe vermarkten ihre<br />

Produkte direkt.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Es gibt in Heubach 12 Vereine, z.T. in langer Tradition.<br />

Diese kümmern sich auch intensiv um die Jugendarbeit.<br />

Daneben gibt es die Kinder- und Jugendarbeit in der<br />

evangelischen Gemeinschaft und zwei eigenständige<br />

Jugendinitiativen: ,Chor ohne Namen’ und Tanzgruppe<br />

,Blue Magic Girls’. In der Pflege von Tradition und<br />

Brauchtum ist eine Vielzahl von Vereinsaktivitäten zu<br />

nennen, wie die Pflege der Heubacher Sprache, historische<br />

Theateraufführungen, Kirmes, Backhausfest, Liedgutpflege<br />

oder Schellenmann.<br />

Besonders auffallend sind das große gemeinschaftliche<br />

Engagement und die Eigenleistungen, die in vielen Be-<br />

55


eichen eine wichtige Voraussetzung für die örtliche Entwicklung<br />

sind. Der Bau des Bürgerhauses wurde durch<br />

etwa 11.500 Std. Eigenleistung möglich. Auch die Restaurierung<br />

der Landsynagoge und einige weitere Beispiele<br />

zeugen hier von dem starken Gemeinschaftssinn.<br />

Viele Impulse und Aktivitäten gehen dabei vom örtlichen<br />

Heimatverein aus. So <strong>hat</strong> er sich in den vergangenen<br />

Jahrzehnten für den Erhalt und die Neunutzung<br />

gefährdeter historischer Gebäude (alte Schule, Backhaus,<br />

altes Spritzenhaus) eingesetzt. Die kontinuierliche<br />

Pflege aller Grünanlagen und des Wandernetzes wird<br />

von ihm organisiert. Seine Bemühungen um die <strong>Dorf</strong>entwicklung<br />

und Landschaftspflege brachten der Gemeinde<br />

Kalbach die Auszeichnung „Spar-Euro“ durch<br />

die Hessische Landesregierung.<br />

Im Rahmen der Vereinsarbeit bestehen eine Reihe von<br />

Austausch- oder Partnerschaftsprogrammen mit Vereinen<br />

aus anderen Ländern oder Regionen. Neubürger<br />

werden insbesondere über Vereinsaktivitäten integriert.<br />

An sozialen Initiativen ist der Hilfsdienst ,Engelsruf’ zu<br />

nennen. Unter dem Dach des Sozialverbandes VdK wird<br />

unkompliziert nachbarschaftliche Hilfe für bedürftige<br />

Menschen organisiert (Einkäufe/Besorgungen, Arztbesuche,<br />

Kinderbetreuung, Computerkurse für Senioren<br />

etc.).<br />

Besondere Erwähnung verdient die bereits angesprochene<br />

Heubacher Landsynagoge. In dem Förderverein<br />

wurden unterschiedliche Interessengruppen eingebunden<br />

und es wurde ein stimmiges Konzept zur Restaurierung<br />

und weiteren Nutzung entwickelt. Die Synagoge<br />

verbindet in vorbildlicher Art und Weise Erinnerung und<br />

Gedenken mit kulturellen Begegnungen. Einerseits <strong>hat</strong><br />

das Haus durchaus Museumscharakter. Andererseits finden<br />

hier anspruchsvolle Veranstaltungen statt, die vor<br />

allem das Miteinander großer Religionen zum Thema<br />

haben und deren Anspruch ohne weiteres mit großstädtischen<br />

Kulturprogrammen vergleichbar ist. Für<br />

Schulen der weiteren Umgebung ist die Landsynagoge<br />

auch zu einem interessanten Ausflugsziel und Lernort<br />

geworden. Dass damit gleichzeitig auch die dörfliche (jüdische)<br />

Geschichte der NS-Zeit Thema wurde, ist<br />

zwangsläufig. In einem Gedenkbuch in der Synagoge<br />

werden alle jüdischen Bürger Heubachs gewürdigt, die<br />

während der Shoa umkamen oder vertrieben wurden.<br />

Sie beherbergt weiterhin ein Heimatarchiv. Eine so stringente<br />

und mutige Herangehensweise an diesen Teil der<br />

Geschichte ist in dörflichen Zusammenhängen, wo jeder<br />

Kalbach-Heubach<br />

jeden kennt und wo Geschichte viel personengebundener<br />

wahrgenommen wird, mehr als bemerkenswert.<br />

Auch vor diesem Hintergrund erfolgte die Verleihung<br />

einer Sonderauszeichnung für Heubach.<br />

Oft hört man in Heubach den lakonischen Satz: „Wer<br />

einmal hier ist, bleibt”. Insgesamt entsteht der Eindruck<br />

eines starken 'Wir'-Gefühles (s.a. das Motto). Die „Häwicher”<br />

gehen viele wichtige Entwicklungen gemeinsam<br />

an. In einem kurzen Filmbeitrag, den Heubacher selbst<br />

produziert haben, wird ein leicht selbstironischer Blick<br />

auf den Ort und seine Menschen geworfen. Die hohe<br />

Identifikation der Bewohner mit ihrem Ort bietet derzeit<br />

eine gute Voraussetzung, auch Jugendliche in die Gemeinschaftsleistungen<br />

einzubinden. Diesem sollte weiterhin<br />

große Aufmerksamkeit zukommen. Nur so werden<br />

sich auch längerfristig die gerade vom Heimatverein getragenen<br />

vielfältigen Aufgaben bewerkstelligen lassen.<br />

Vergleichbares gilt auch für die Arbeit der Fördervereine.<br />

Förderlich könnte dabei vielleicht ein verstärktes<br />

Zugehen auf die Neubürger sein. Neu geprüft sollte<br />

eine (Neu-)Eröffnung eines <strong>Dorf</strong>ladens. Ggf. kann das<br />

Konzept in Zusammenarbeit mit einer Sozialeinrichtung,<br />

die sogenannte ,schwer vermittelbare’ Arbeitslose betreut,<br />

erstellt werden. Auch hierbei sollten weite Teile<br />

der Bevölkerung eingebunden werden. Schließlich<br />

könnte durch die weitere Entwicklung eines sanften Tourismus<br />

(Camping, Pensionen/Hotel, Gaststätten) sowie<br />

die schon angesprochenen Pläne für eine Bioenergie-<br />

56 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Kalbach-Heubach<br />

anlage in genossenschaftlicher Trägerschaft noch weiteres<br />

wirtschaftliches Potential im Ort generiert werden.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Entstehungsgeschichtlich entwickelte sich Heubach entlang<br />

des gleichnamigen Bachs. Das enge Tal „erzwang“<br />

eine spätere Bebauung auch auf den höheren Lagen, so<br />

dass sich der Ort heute durch verschiedene Bauabschnitte<br />

auf einem unregelmäßigen Geländerelief als<br />

Haufendorf zeigt. In Folge gibt es das „sog. Alte <strong>Dorf</strong>“,<br />

das Mittel-, Unter- und Oberdorf. Die historische Bebauung<br />

ist landwirtschaftlich geprägt. Es finden sich<br />

Dreiseitanlagen, Hakenhöfe und die für die Rhön typischen<br />

Wohnstallhäuser, deren Nutzungen zum Teil vertikal<br />

angeordnet sind. An historischen Baumaterialien<br />

herrschen Sandstein, Bruchsteine und Basaltpflaster,<br />

Fachwerk-, Naturstein- und verschindelte Häuser vor.<br />

Landwirtschaftliche Nebengebäude sind oft in Holzbauweise<br />

(senkrecht verbrettert) erkennbar. Die historische<br />

Dacheindeckung ist zumeist das Krempziegeldach.<br />

Mit seiner kleinparzelligen Bebauung ist der gesamte historische<br />

Ortskern als Gesamtanlage nach dem Denkmalschutzgesetz<br />

erfasst. Hierunter fallen auch der<br />

<strong>Dorf</strong>platz (1696) mit <strong>Dorf</strong>linde (1951), die Kirche (Mitte<br />

18 Jh.) und der Treppenaufgang. Die evangelische Kirche<br />

wurde Mitte der 80er Jahre restauriert. Sie ist innerhalb<br />

des <strong>Dorf</strong>es reizvoll gelegen und mit der den<br />

Kirchhof umgebenden Natursteinmauer markant und erhaltenswert,<br />

aber auch sanierungsbedürftig. Neben diesen<br />

öffentlichen Gebäuden werden das Backhaus, die<br />

Landsynagoge (Denkmalschutzpreis 2007) und knapp<br />

zehn private Anwesen als Kulturdenkmäler aus vor allem<br />

orts- und baugeschichtlichen Gründen bewertet.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Städtebaulich betrachtet sind Alt- und Neubebauung<br />

zumeist harmonisch angeordnet. Ortsbildprägende Einbrüche<br />

gibt es jedoch bei einigen An- und Umbauten,<br />

bei denen oftmals Gebäude- und Fassadengliederung<br />

sowie Materialverwendung neue Maßstäbe im Ort setzen.<br />

Gut gelungen zeigt sich der Um- und Anbau des<br />

Bürgerhauses.<br />

Im Rahmen der <strong>Dorf</strong>erneuerung wurde die Ortsdurchfahrt<br />

und der Gerichtsplatz an der Linde neu gestaltet,<br />

ebenso Friedhof- und Kirchumfeld. Der Lindenplatz<br />

wurde seiner historischen Bedeutung als Gerichtsplatz<br />

und städtebaulichen Wertigkeit angemessen sehr schön<br />

wieder hergestellt. Bushaltestellen wurden im Stile der<br />

dörflichen Bebauung aus Sandstein errichtet. Darüber<br />

hinaus wurde 1995 der Killeplatz (einst Standort des<br />

Kille-Hauses) als Skulpturenstandort für den identitätsstiftenden<br />

,Schellenmann’ ortsgerecht gestaltet. Viele<br />

Maßnahmen dokumentieren das ausgeprägte Geschichtsbewusstsein<br />

der Verantwortlichen. Denkmalschutz<br />

und Ortsbildgestaltung werden mit touristischen<br />

Anforderungen zusammengeführt, z.B. bei der Restaurierung<br />

der alten Brunnenanlagen, der Aufstellung von<br />

Plakatwänden (als Schutz gegen Häuserwerbung) oder<br />

der Holzwegweiser, die auf die unterschiedlichen Wander-<br />

und Radwege sowie Sehenswürdigkeiten hinweisen.<br />

An den alten Häusern wurden die historischen<br />

Hausnamen angebracht.<br />

Auch im privaten Bereich wurde im Rahmen der <strong>Dorf</strong>erneuerung<br />

eine große Anzahl von Anwesen (insgesamt<br />

66 Maßnahmen) saniert oder aufgewertet. Die Intention<br />

der <strong>Dorf</strong>erneuerung sollte auch weiterhin Beachtung finden.<br />

Dabei wäre es wünschenswert, wenn bei anstehenden<br />

Sanierungs- und Umbaumaßnahmen verstärkt<br />

auf das historische <strong>Dorf</strong>bild und seine prägenden Ele-<br />

57


mente wie Gebäudegliederung und -gestaltung, Materialverwendung<br />

und Farbgebung geachtet wird. Auch<br />

würde manche (teil-)entsiegelte (Hof-)Fläche das Anwesen<br />

und den Straßenraum harmonischer gestalten. Eine<br />

kleinräumige Bepflanzung oder eine offenfugige Pflasterung<br />

oder wassergebundene Decke wären Alternativen.<br />

Wir empfehlen, auf vorhandene positive Beispiele<br />

im Ort öffentlich, z.B. über Tafeln oder einen Rundweg,<br />

hinzuweisen. Fachliche Beratung im Einzelfall sowie die<br />

Erstellung einer Bau- und Grüngestaltungsfibel werden<br />

empfohlen. Letztere sollte auch Hinweise zur Nutzung<br />

alternativer Energie aufnehmen.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Wie beschrieben gewährt Heubach vielfältige aber auch<br />

widersprechende und konkurrierende Einblicke. Dieses<br />

gilt neben der Bauentwicklung auch für die Ortsbegrünung.<br />

So bestimmen einerseits große Laubbäume das<br />

<strong>Dorf</strong>bild. Neben Linden finden sich z.B. an einigen Stellen<br />

Mehlbeerbäume. Wie der Lindenplatz sind der Kirchhof<br />

mit anschließendem Friedhof markante und<br />

ansprechende innerörtliche Freiflächen. Letzterer könnte<br />

durch die Pflanzung weiterer Laubbäume noch aufgewertet<br />

werden.Sehr ansprechend sind auch das (private)<br />

Kirchenumfeld mit Backhaus, Obstbaumwiese und Gewässer.<br />

In der Mehrzahl der Privatgärten finden sich neben Zierauch<br />

heimische Pflanzen sowie Gehölze, Obstbäume.<br />

Auch einige gut angelegte Bauerngärten sind zu finden.<br />

Spontanvegetation findet sich insbesondere überall<br />

dort, wo Unternutzungen bzw. Leerstand vorliegen. So<br />

bringt ein verwildertes Gartengrundstück mit einem<br />

leerstehenden Haus zwar Naturnähe in den Ort. Aber<br />

Baumschnitt und extensive Pflege wären angebracht,<br />

um den Charakter als Streuobstwiese zu erhalten. Als<br />

bewusstes Gestaltungsprinzip finden sich Ruderalflächen<br />

eher im öffentlichen Raum. Für die bereits empfohlene<br />

Entsiegelung weiterer Flächen würden sich mehrere<br />

Möglichkeiten anbieten. Das eine oder andere Fremdgehölz<br />

könnte noch durch orts- bzw. regionsspezifische<br />

Sorten ersetzt werden. Hausbegrünungen und Hausbäume<br />

wie Flieder würden das <strong>Dorf</strong>bild und die Aufenthaltsqualität<br />

im Straßenraum weiter verbessern.<br />

Empfohlen wird auch, auf eine Vereinheitlichung von<br />

Einfriedungsmaterialien (vorzugsweise Holzstaketenzaun<br />

und Sandsteinmauern) zu achten.<br />

Im Sinne eines zeitgemäßen Artenschutzes wäre es erfreulich,<br />

wenn die mancherorts sichtbare Abschreckung<br />

von Schwalben durch aufgehängte CDs entfernt würde.<br />

Die Anbringung einfacher Kotbrettchen kann der Verschmutzung<br />

durch Schwalbenkot mit wenig Aufwand<br />

entgegenwirken.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Kalbach-Heubach<br />

Heubach fügt sich harmonisch in die Mittelgebirgslandschaft<br />

ein. Von Frauenstein und Schwarzenberg, Ausläufern<br />

der Vorderrhön, <strong>hat</strong> man einen schönen Blick<br />

über das in die Hanglage eingebettete <strong>Dorf</strong> weiter in<br />

Richtung Wasserkuppe. Insgesamt handelt es sich um<br />

einen in seiner Kleinräumigkeit und Vielfältigkeit relativ<br />

naturnahen Landschaftsraum. Das <strong>Dorf</strong> liegt im Naturpark<br />

Rhön. Die Landwirtschaft prägt durch ihre z.T. extensive<br />

Nutzung die Gemarkung. Etwas höher gelegen<br />

schließen sich Mischwälder an. Die vorhandenen Streuobstbestände<br />

sind meist in gutem Pflegezustand. Das<br />

Obst wird zu großen Teilen verwertet, wobei in der Ern-<br />

58 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Kalbach-Heubach<br />

tezeit erfreulicherweise auch die Kinder des Ortes einbezogen<br />

werden. Die Übergänge vom <strong>Dorf</strong> zum Landschaftsraum<br />

sind meistenteils gut. Die Möglichkeiten<br />

einer stellenweise verbesserten landschaftlichen Einbindung<br />

der Neubaugebiete sollten geprüft werden. Auch<br />

manche Wirtschaftsgebäude außerhalb könnten wirksamer<br />

eingegrünt sein. Der schön gestaltete und gut gepflegte<br />

Grillplatz mit Hütte lädt in landschaftlich<br />

besonders reizvoller naturnaher Lage auf dem Schwarzenberg<br />

zum Verweilen und Feiern ein.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Ortsvorsteher<br />

Gerhard Müller<br />

Hauptstraße 12<br />

36148 Kalbach<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

59


Kalbach-Heubach<br />

60 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Ringgau-Rhörda<br />

Geografisch betrachtet liegt Röhrda zwischen dem nordhessischen Bergland und dem Thüringer Wald im Naturpark<br />

Meissner-Kaufunger Wald. An zwei Quellen im Netratal gegründet, gehört Röhrda zu den ältesten Siedlungsplätzen<br />

der Region. Der Ringgau und mit ihm Röhrda blicken auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurück. Als<br />

Grenzgebiet im nordöstlichen Werra-Meißner-Kreis gehörte der Ort bis Mitte des 15. Jahrhunderts wechselhaft zu<br />

Thüringen und Hessen. Noch bis Kriegsende 1945 orientierte sich die Bevölkerung überwiegend nach Eisenach.<br />

Röhrda unterlag bis in die Neuzeit, 1803, zwei Gerichtsbarkeiten und damit unterschiedlichen herrschaftlichen Zugehörigkeiten.<br />

Auch mehrere Dialektgrenzen stoßen in Röhrda aufeinander. Die wichtige Handelsstraße von Leipzig<br />

nach Frankfurt „Die langen Hessen“ führte durch den Ringgau. Den Ort auch zukünftig bei den zu erwartenden<br />

demografischen Veränderungen „lebenswert erhalten und gestalten“, dass haben sich die 770 Bewohner zum Ziel<br />

gesetzt. Röhrda <strong>hat</strong> seit 1961 häufig am <strong>Dorf</strong>wettbewerb teilgenommen und erhielt dabei 1989 die Goldmedaille<br />

auf Bundesebene. Mittel aus dem Programm der <strong>Dorf</strong>erneuerung wurden 1982 bis 1989 eingesetzt. Die Röhrda präsentiert<br />

sich unter www.roehrda.de im Internet.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Die Grenzlage zur ehemaligen DDR wirkte sich erheblich<br />

auf die Entwicklung Röhrdas nach 1950 aus. Die Bevölkerungszahl<br />

sank bis 1990 von 943 auf 769 Einwohner.<br />

Nach der Grenzöffnung war ein leichter Anstieg zu verzeichnen.<br />

In Folge der aktuellen demografischen Entwicklung<br />

im Werra-Meißner-Kreis fiel der Bewohnerstand<br />

nach 2000 erneut auf nunmehr auf 770. Davon sind 49<br />

als Zweitwohnsitz gemeldet. Die Gemeinde <strong>hat</strong> mit Unterstützung<br />

des Landkreises aktuell ein Leerstandskataster<br />

erstellt. Nachdem in den vergangenen Jahren<br />

mehrere Objekte verkauft werden konnten, stehen zurzeit<br />

noch einige Gebäude, darunter zwei Wohnhäuser,<br />

leer. Daneben wurden elf Häuser neu gebaut und zahlreiche<br />

Anwesen an Kinder übertragen. Empfohlen wird<br />

das Leerstandskataster um das edv-gestützte Baulückenkataster<br />

des Landkreises und ggf. eine grundstücksbezogene<br />

Altersanalyse zu ergänzen. Die Erhebungen<br />

könnten in Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde<br />

und örtlichen Vertretern heraus erstellt werden.<br />

Der Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan<br />

ist von 1993. Bis 2005 war der gesamte Ort durch<br />

einen Bebauungsplan abgedeckt. Der Ortskern wurde<br />

2005 entlassen. 2004 erfolgte eine Erweiterung und Erschließung<br />

am südöstlichen Ortsrand um ein Wohngebiet<br />

mit 14 Bauplätzen und einem kleinem Gewerbegebiet.<br />

Der Kauf der ersten zwei Grundstücke wird von der Gemeinde<br />

subventioniert, wobei bis heute kein Verkauf vorliegt.<br />

Mit der Ausweisung steht die Gemeinde im<br />

Gegensatz zu aktuellen Bestrebungen des Landkreises,<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 61


zukünftig den Schwerpunkt auf die Sicherung der Ortskerne<br />

und Abrundung der Baubestände zu setzen. Die<br />

Kommission <strong>hat</strong> die Ausweisung unter Abwägung der<br />

voraussichtlichen Nachfrage und der Gesamtkosten und<br />

ohne die finanzpolitischen Hintergründe zu kennen, kritisch<br />

hinterfragt. Aus ihrer Sicht sollte eine außervertragliche<br />

Lösung mit der Hessischen Landgesellschaft gesucht<br />

werden. Da im Landkreis vermutlich in weiteren Kommunen<br />

ein Überangebot an Bauplätzen auf der Grundlage<br />

älterer Bebauungspläne vorliegt, wird ein gemeinsames<br />

Vorgehen empfohlen.<br />

Unter der Überschrift „Demografie im Dialog“ wurde<br />

Ende 2007 eine Kooperationsveranstaltung in Röhrda<br />

zum Thema „Älter werden in unseren Dörfern“ durchgeführt.<br />

Neben der Gemeinde Ringgau beteiligten sich<br />

die Nachbargemeinde Weißenborn und der Landkreis.<br />

Von ihm ging die Initiative aus. In wie weit in Röhrda die<br />

auf der gut besuchten Veranstaltung formulierten Ziele<br />

und Ansätze zur Verbesserung der Alltags- und Lebenssituation<br />

älterer Bewohner aufgegriffen und weiterverfolgt<br />

wurden, ist der Kommission nicht bekannt. Nach<br />

Information des Bürgermeisters wurden bereits einige<br />

kleine Projekte umgesetzt.<br />

Die Grenz- und Mittelgebirgslage machen den Ringgau<br />

zu einem interessanten (Rad-) Wandergebiet. Auch mehrere<br />

Fernwanderwege queren die Region. Als Naherholungsgebiet<br />

<strong>hat</strong> sich der Ringgau über die Region hinaus<br />

etabliert. Trotz mehrfacher Bemühungen in der Vergangenheit<br />

ist der Übernachtungstourismus hingegen von<br />

geringer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Voraussetzungen<br />

für eine Prädikatisierung zu einem Erholungs- oder<br />

Ringgau-Rhörda<br />

Luftkurort waren bisher trotz der guten naturräumlichen<br />

Bedingungen nicht gegeben. Dieses mag u.a. daran liegen,<br />

dass es neben dem Landgasthof nur wenige Privatquartiere<br />

im Ort gibt und die touristische Freizeitinfrastruktur<br />

auf mehrere Ortsteile verteilt ist. In Röhrda<br />

befinden sich u.a. eine Parkanlage mit integriertem <strong>Dorf</strong>teich,<br />

ein Wassertretbecken und ein Sportgelände einschließlich<br />

Tennisspielplatz. Die weiteren öffentlichen<br />

Infrastruktureinrichtungen umfassen Grundausstattungen<br />

wie Grundschule mit Sporthalle, <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus,<br />

Gemeindebücherei, Spielplätze, Friedhof<br />

mit Kapelle, Vereinsräume und eine Grillhütte sowie ein<br />

Feuerwehrgerätehaus. Daneben gibt es eine Reihe<br />

kirchlicher Angebote in den kircheneigenen Gebäuden.<br />

Weiterführende Schulen werden über die Nachbarorte<br />

abgedeckt. Rollende Dienste, z.B. der Bank, ergänzen<br />

die Versorgung.<br />

Die Grundversorgung mit Lebensmitteln decken ein Geschäft<br />

sowie mehrere Direktvermarkter ab. Letztere verkaufen<br />

auch überregional. Die Gemeinde engagiert sich<br />

zurzeit im Aufbau eines „Markttreffs“ im Nachbarort Datterode.<br />

Sollte das Projekt realisiert werden, so würde es<br />

zu einer guten Ergänzung der Angebotspalette in Röhrda<br />

führen. Neben der Landwirtschaft, u.a. einem Saatgutbetrieb<br />

im Ortskern, bieten eine Reihe von kleinen Unternehmen<br />

und Dienstleistern über 100 Arbeitsplätze im<br />

Ort. Eine bestehende private Biogasanlage soll zukünftig<br />

Schule und Sporthalle energetisch versorgen. Privat gibt<br />

es einige Photovoltaikanlagen. Über den öffentlichen<br />

Nahverkehr ist die Kreisstadt Eschwege zu erreichen. Die<br />

Breitbandversorgung wird zurzeit ausgebaut.<br />

Das Zusammenwirken von Ortsbeirat, Bewohnern und der<br />

Gemeindeverwaltung wird von den Beteiligten als vertrauensvoll<br />

und gut bezeichnet. Sprechstunden ermöglichen<br />

einen unkomplizierten persönlichen Kontakt zum<br />

Bürgermeister.<br />

62 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Ringgau-Rhörda<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Vielleicht war es die relative Abgeschiedenheit der vergangenen<br />

Jahrzehnte, die den 10 örtlichen Vereinen<br />

eine starke Mitgliedschaft sicherte. Während die meisten<br />

ab Mitte des 20. Jahrhunderts gegründet wurden,<br />

liegen die Wurzeln der Freiwilligen Feuerwehr und des<br />

Männergesangvereins im vorangegangenen Jahrhundert.<br />

Viele Kinder und Jugendliche engagieren sich in<br />

den Vereinen u.a. in der Freiwilligen Feuerwehr, im Turnermusikzug<br />

und in der Sportgemeinschaft Datterode/Röhrda.<br />

Auch eine Laientheatergruppe spielt seit<br />

1985. Die Rahmenbedingungen für eine offene, begleitete<br />

Jugendarbeit stellt die ev. Kirchengemeinde in der<br />

ehemaligen Pfarrscheune. Eine kritische Standortbeschreibung<br />

ihrer Aktivitäten stellten die Jugendlichen<br />

der Kommission vor. Im angrenzenden alten Pfarrhaus<br />

bietet die Kirchengemeinde den Bewohner an, sich außerhalb<br />

des dörflichen Alltags zu treffen. Frauencafé,<br />

Männerfrühstück stehen hierfür beispielhaft. Soziale<br />

Hilfe wird im Ort noch stark über die Nachbarschaften<br />

gewährleistet. Sie sind auch wichtige Ansprechpartner<br />

für die Neubürger.<br />

Eine große Anzahl von vereinsorganisierten Festen begleitet<br />

das Jahr. Dabei ragen zwei Veranstaltungen heraus:<br />

die Kirmes und das Angerfest mit einem <strong>Dorf</strong>markt.<br />

Letzteres wird von den Vereinen gemeinsam organisiert<br />

und durchgeführt, während die Kirmes zumeist privat organisiert<br />

wird. Einige Veranstaltungen sind von überörtlicher<br />

Bedeutung.<br />

Welchen großen Stellenwert die Vereine für das örtliche<br />

Leben besitzen, ist auch an dem Umfang der Eigenleistungen<br />

zu erfassen. So haben sich die Bewohner er-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

heblich an der Sanierung des Bürgerhauses, der Kirche,<br />

Grillhütte und aktuell am Umbau des <strong>Dorf</strong>angers beteiligt.<br />

Auch der Pflege des öffentlichen Grüns nehmen sich<br />

die Vereine an. Der Heimat- und Verkehrsverein sowie<br />

der örtliche Förderverein haben sich in den vergangenen<br />

Jahren intensiv um eine weitere Aufwertung des<br />

Ortsbildes eingesetzt. In Anlehnung an die Ortsgeschichte<br />

war und ist es Ziel, die Bedeutung des Wassers<br />

für die Entwicklung Röhrdas sichtbar werden zu lassen.<br />

In Eigenleistung wurden dazu abschnittsweise mehrere<br />

Abschnitte freigelegt und ausgebaut. Auf ehemalige<br />

Mühlenstandorte wird verschiedenartig hingewiesen.<br />

Wichtige Vorarbeiten liefert die 1998 abgeschlossene<br />

umfassende Ortschronik. Die Hervorhebung des Elements<br />

Wasser <strong>hat</strong> die Kommission sehr positiv bewertet.<br />

Nicht nur vor diesem Hintergrund bietet sich ein<br />

markierter und als Flyer ausgearbeiteter Rundgang<br />

durch den Ort an. Als neues Projekt plant der Verein die<br />

Herausgabe eines Mundartbuches.<br />

Die Kommission gewann insgesamt den Eindruck, dass<br />

die Bewohner Röhrdas eine starke Bindung zu ihrem Ort<br />

aufweisen und sich mit ihm und der Region identifizieren.<br />

Durch die Randlage und die schwierige finanzielle<br />

Situation der Kommune haben sich die Bewohner schon<br />

lange zur Selbsthilfe verpflichtet und dieses durch<br />

„handfeste“ Unterstützung unterstrichen. Diese Selbstverpflichtung<br />

wird zukünftig unter der prognostizierten<br />

demografischen Entwicklung noch wichtiger werden.<br />

Auch aus diesem Grund wäre die Fortsetzung und örtli-<br />

63


che Beteiligung an dem o.g. Demografieprojekt „Älter<br />

werden…“ wünschenswert.<br />

Eine große Herausforderung für den Ortsbeirat und die<br />

Vereine sieht die Kommission weiterhin darin, Gemeinsinn<br />

und Miteinander auch in der jungen Generation zu<br />

sichern bzw. zu wecken. Hierzu werden über die derzeitigen<br />

Angebote neue Initiativen zu entwickeln sein. Film-,<br />

Internet- oder Zeitungsprojekte könnten vielleicht Anreize<br />

bieten, sich als Jugendlicher mit dem <strong>Dorf</strong> und seiner Entwicklung<br />

auseinander zu setzen. Vielleicht kann hierfür die<br />

bereits aktive Jugendgruppe gewonnen werden.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Mit acht (ehemaligen) Mühlen kann Röhrda als das Mühlendorf<br />

des Ringgaus bezeichnet werden. Die topografisch<br />

bewegte Lage und sein unregelmäßiger Grundriss<br />

machen es für die Bewohner und Besucher zu einem Ort<br />

der langen Wege. Achse der Siedlungsentwicklung<br />

waren die zwei Quellbäche. Wie bereits eingangs beschrieben,<br />

schaut Röhrda auf eine bewegte Geschichte<br />

zurück. Dieses spiegelt sich auch in seiner Bauentwicklung<br />

wieder. Zwei historische Siedlungskerne sind heute<br />

auszumachen. Ob zeitgleich entwickelt und zusammengewachsen<br />

oder zeitlich versetzt entstanden ist offen. Unbestritten<br />

aber zählt der Martinsborn mit der Kapelle in<br />

südwestlicher erhöhter Lage zur Erstbebauung. Als Zeugnis<br />

steht heute noch die Westmauer als Ruine im <strong>Dorf</strong>.<br />

Das zweite und heutige Zentrum liegt an der um 1400 erbauten<br />

Kirche Peter und Paul. Als „Eigen- und Wehrkirche“<br />

errichtet, liegt sie ebenfalls exponiert. Wehrturm<br />

und das erhaltene spitzbogige Tor der Umfassungsmauer<br />

gehen auf den Beginn des 16. Jahrhunderts zurück. Unmittelbar<br />

angrenzend der großzügig angelegte Gutshof.<br />

Ringgau-Rhörda<br />

Röhrda ist ein Haufendorf von besonderem Charme. Diverse<br />

Straßen- und Wegebeziehungen, zuweilen begleitet<br />

von den schmalen Bachläufen, eröffnen<br />

abwechslungsreiche Einblicke. Neben dem ansprechenden<br />

<strong>Dorf</strong>anger gibt es eine Reihe kleiner, dezentraler<br />

Raumöffnungen und Plätze, begrenzt von gut<br />

erhaltenen Anwesen. Die Grundstückszuschnitte und<br />

Größe der Anwesen sind noch heute Spiegel der wirtschaftlichen<br />

und sozialen Entwicklung einerseits und<br />

Resultat der naturräumlichen Vorgaben mit vielen Geländesprüngen<br />

andererseits. Der bau- und kulturgeschichtliche<br />

Wert von Röhrda schlägt sich entsprechend<br />

in der Ausweisung des gesamten Ortskerns als Gesamtanlage<br />

nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz nieder.<br />

Zahlreiche private Anwesen sind darüber hinaus<br />

neben den kirchengeschichtlichen Zeugnissen als Einzeldenkmäler<br />

ausgewiesen. Neben der geschichtlichen<br />

Bedeutung sind städtebauliche aber auch künstlerische<br />

Gründe angeführt. Die althistorische private Bebauung<br />

reicht vereinzelt bis Mitte des 17. Jahrhunderts zurück.<br />

Traditionell ist der fränkische Fachwerkstil im Ort vorherrschend.<br />

An Materialien herrschen neben Holz, Kalkbruch-<br />

und Sandstein sowie Ziegel und eine rote<br />

Dacheindeckung aus Ton (ehemals Krempziegel) vor. An<br />

Einfriedungen finden sich der Staketenzaun und schmiedeeiserne<br />

Hofabgrenzungen. Neue Wohnhäuser fügen<br />

sich zumeist harmonisch in das Straßenbild ein. Die im<br />

Rahmen der Flurbereinigung in den 70-er Jahren durchgeführte<br />

partielle Ortsentkernung bzw. Neuordnung fällt<br />

nur „auf den zweiten Blick“ auf. Die organische Bauweise<br />

reicht mit Einschränkungen bis in die neueren<br />

Baugebiete an den Ortsrändern. Eine städtebauliche<br />

Zäsur bildet neben der B7 im Norden die östlich verlaufende<br />

Ringgaustraße, die den Ortskern von den Sportanlagen<br />

und dem geplanten Neubaugebiet trennt.<br />

64 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Ringgau-Rhörda<br />

Neben der herausragenden Kirche sind die sonstigen<br />

öffentlichen Gebäude wie Pfarrscheune und altes Pfarrhaus,<br />

Backhäuser, Grillhütte, und Bürgerhaus (alte<br />

Schule), altes Feuerwehrhaus, Friedhofshalle, Vereinsheime<br />

hinsichtlich ihrer Maßstäblichkeit und Ausführung<br />

gut in das Gesamtbild integriert. Sehr schön auch die<br />

Eingangsbereiche Martinsborn und Schindgraben mit<br />

dem Pavillon. Schule und Sporthalle einschließlich ihres<br />

Umfeldes heben sich davon als schlichte Zeugnisse der<br />

70-er Jahre ab. Als Besonderheit sei das ehemalige jüdische<br />

Bad im Keller eines Privatanwesens genannt. Die<br />

Gesamträumlichkeiten wurden beispielhaft saniert. Sie<br />

stehen für Feiern auch öffentlich zur Verfügung. Welche<br />

Bedeutung die jüdische Gemeinde für Röhrda besaß,<br />

blieb unerwähnt.<br />

Nach zahlreichen Verschönerungsmaßnahmen in den<br />

80- und 90-er Jahren widmete sich der Heimatverein in<br />

den vergangenen Jahren erneut der Straßenraumgestaltung<br />

nunmehr mit dem Ziel der partiellen Bachfreilegung,<br />

ohne jedoch eine Renaturierung vornehmen zu<br />

können. Neben einigen ausgebauten Teilstücken mit begleitender<br />

Bepflanzung ist eine gewisse Material-, Formen-<br />

und Farbenvielfalt im Straßenraum auffallend.<br />

Dieses findet sich auch in Teilen der Neubaugebiete und<br />

schließt auch die Einfriedungen ein. Daneben gibt es<br />

zahlreiche, in Trockenbauweise ausgebildete Natursteinmauern,<br />

zum Teil renovierungsbedürftig.<br />

Die Kommission empfiehlt über einen offenen Prozess<br />

und mit fachlicher Begleitung eine Gestaltungs-, Grünund<br />

Energiefibel zu erstellen und an alle Haushalte zu<br />

verteilen. Diese sollte einerseits Hinweise über den Umgang<br />

mit historischer Bausubstanz und Nutzung alternativer<br />

Energien liefern. Wünschenswert wäre ein aktives<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

fachliches Beratungsangebot im Vorfeld anstehender<br />

Maßnahmen, da weitere Fassadenfreilegungen und Gebäuderenovierungen<br />

zu erwarten sind. Andererseits<br />

sollte das Heft Empfehlungen zu Freiraumgestaltungen,<br />

Einfriedungen und Bepflanzungen, ggf. straßen- oder<br />

grundstücksbezogen enthalten. Die Hinweise und Anregungen<br />

sollten dem Grundsatz folgen: weniger ist zumeist<br />

mehr und zwar sowohl für das Auge, das<br />

Wohlbefinden und für Flora und Fauna. Dieser Grundsatz<br />

gilt auch bei der Anlage von Wegen, für sog. halböffentliche<br />

Randbereiche, kleine Plätze, Straßen- und<br />

Hofbefestigungen etc. Ein gutes Beispiel bietet hierzu<br />

der neugestaltete <strong>Dorf</strong>anger und der Schindgraben.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Röhrda präsentiert sich als ein intensiv durchgrünter Ort.<br />

Weite Teile sind naturnah gestaltet u.a. das Kirchenumfeld<br />

mit Aufgang, der neugestaltete Anger als Lindenplatz,<br />

die Spielplätze, Schindgraben mit Treppe und<br />

auch das Wassertretbecken am Ortseingang. Beeindruckend<br />

auch der große üppig begrünte Friedhof, der<br />

von einer Natursteinmauer gefasst ist. Empfohlen wird,<br />

die alten Grabsteine vor Schlagregen und Frost zu schützen.<br />

Harmonisch und dörflich geprägt sind ebenfalls eine<br />

Reihe privater Anwesen. Beispielhaft seien die innerörtlichen<br />

Nutzgärten und das Umfeld der Untermühle mit<br />

Baumbestand und breiter Fugenbildung in den gepflasterten<br />

Freiflächen genannt. Tritt- und Ruderalgesellschaften<br />

finden hier Raum. Neben zahlreichen hochstämmigen<br />

Bäumen gibt es eine Anzahl von Gehölzen<br />

wie Rosenstöcke, Flieder, Obstbäume etc. in den Straßenräumen<br />

und Höfen. Weiterhin tragen Hecken,<br />

65


Mauer- und Fassadenbegrünungen zur Ortbegrünung<br />

bei. Spezielle Maßnahmen zum Artenschutz wurden<br />

nicht vorgestellt.<br />

Die Kommission empfiehlt weitere Teilentsiegelungen<br />

und Neupflanzungen vornehmen. Im Sinne der eigenen<br />

Zielsetzung sollten standortfremde Gehölze nach und<br />

nach ersetzt werden. Hierfür finden sich zahlreiche Beispiele<br />

im Ort. Vielleicht könnten auch die Rosenrabatten<br />

im Straßenraum als Leitgehölz aufgegriffen und<br />

fortgeführt werden. Die Hangbepflanzung mit Bodendeckern<br />

könnte durch Stauden ersetzt werden. Positive<br />

Beispiele könnten öffentlich hervorgehoben werden,<br />

z. B. durch entsprechende Beschilderungen ggf. als<br />

Rundweg ausgebildet.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Die Gemarkung von Röhrda ist von mehreren Schutzgebieten<br />

umgeben. Im Süden grenzt das Vogelschutzgebiet<br />

„Rendaer Höhe“ an. Im Westen und Norden liegen<br />

je ein Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Der Ort ist insgesamt<br />

landschaftlich sehr gut eingebunden. Hierzu trägt einerseits<br />

der westliche, kleinstrukturierte und landwirtschaftlich<br />

genutzte Kulturraum mit anschließend<br />

ansteigendem Waldgebiet bei. Andererseits ist in weiten<br />

Teilen eine gute Verzahnung zur innerörtlichen Begrünung<br />

gegeben. Dieses trifft insbesondere für den westlichen,<br />

nördlichen und nordöstlichen Ortsrand zu. Als<br />

Besonderheit für einen Ort in dieser Größe ist der im<br />

Rahmen der Flurbereinigung ausgebaute und die Netra<br />

einbindende <strong>Dorf</strong>teich mit einem großzügigen, naturnah<br />

angelegten Park hervorzuheben. Das Gelände bietet<br />

einerseits Möglichkeiten für die Naherholung und<br />

den Anglersport. Gleichzeitig ist mit ihm ein eindrucksvolles<br />

Biotopsystem entstanden.<br />

Grabland ist der Ortsbebauung vorgelagert. Zahlreiche<br />

Obstbäume markieren traditionell die Wege und Straßen.<br />

Sehr schön liegt die Grillhütte am Ortsrand in Waldrandnähe.<br />

Eine Wiese wird ehrenamtlich von Senioren<br />

extensiv gepflegt. Ob und in welchem Umfang Artenund<br />

Naturschutzmaßnahmen durch überörtliche Naturschutzgruppen<br />

wahrgenommen werden, ist der Kommission<br />

nicht bekannt. Auch die eventuelle Einbindung<br />

der jüngeren Generation in Pflegemaßnahmen wie<br />

Baumschnitte wurde nicht angesprochen.<br />

Verbesserungen in der Eingrünung der bebauten Ortslage<br />

sieht die Kommission in der verstärkten Bepflanzung<br />

des Orteinganges von der B 7 kommend durch<br />

straßenseitige Bepflanzung des Gewerbebetriebes. Im<br />

Süden wäre eine westliche hochstämmige Bepflanzung<br />

der Straße im Kurvenbereich mit einer Torausbildung<br />

wünschenswert. Dieses würde das Gesamtbild mit der<br />

guten Friedhofsbegrünung abrunden. Auch die relativ<br />

offene Schulbebauung könnte stärker durch Bepflanzungen<br />

an die Ortslage angebunden werden. Auf eine<br />

Eingrünung des neuen Baugebiets ist zu achten.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Alexander Hartmann<br />

Hintergasse 19<br />

37296 Röhrda<br />

Ringgau-Rhörda<br />

66 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Ringgau-Rhörda<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

67


Schlitz-Pfordt<br />

Im östlichsten Teil des Vogelsbergkreises liegt Pfordt mit aktuell 399 Einwohnern. Pfordt ist einer von 16 Ortsteilen<br />

der Burgenstadt Schlitz im Schlitzerland. Mit einer Fläche von 142 qkm stellt sie die drittgrößte Flächengemeinde<br />

Hessens. Die Pfordter Gemarkung umfasst davon eine Gesamtfläche von 902 ha, von der ca. 43 % landwirtschaftlich<br />

genutzt werden. Das seit dem Jahr 852 unter dem Namen „Porta“ erwähnte <strong>Dorf</strong> leitet seinen Namen von lat.<br />

„porta”= Pforte ab. Ein Name, der sich aus seiner Lage an einem Pilgerweg nach Fulda herleiten könnte oder aber<br />

auch aus der alten Wegeverbindung vom Kloster Fulda zur Kirche nach Schlitz, die bei Pfordt den Fluss querte. In<br />

der zuletzt genannten Annahme wird ein Bezug zu der Abgabe annehmenden Klosterpforte in Fulda hergestellt. Die<br />

im Ursprung mittelalterliche Kirche bildet den Mittelpunkt der in der Talaue der Fulda gelegenen <strong>Dorf</strong>siedlung. Von<br />

leicht ansteigenden Ackerflächen umgeben, ist die Gemarkung traditionell landwirtschaftlich geprägt.<br />

Pfordt ist wie die anderen – überwiegend sehr kleinen – Stadtteile in Bezug auf die kommunale Ausstattung und<br />

Dienstleistungen auf die nahe gelegene zentrale Kernstadt orientiert. Die hohe Motivation und kontinuierliche Aktivität<br />

der Einwohner zeigt sich u.a. in den häufigen und erfolgreichen Teilnahmen am <strong>Dorf</strong>wettbewerb mit bisher<br />

14 Beteiligungen. 2012 läuft die Unterstützung aus dem Programm der <strong>Dorf</strong>erneuerung für Pfordt nach neunjähriger<br />

Dauer aus. „Gemeinsam die Zukunft gestalten“ ist Leitbild des Ortes. Über die Homepage der Kernstadt<br />

www.schlitz.de sind Eindrücke über Pfordt erhältlich.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Nach einem deutlichen Rückgang nach 1950 steigt die<br />

Einwohnerzahl von Pfordt seit 1970 von 318 Einwohnern<br />

wieder leicht aber stetig auf nunmehr knapp 400 Bewohner<br />

an. Dieses <strong>hat</strong> mehrere Gründe. Die Attraktivität<br />

der naturräumlichen Lage macht Pfordt zu einem beliebten<br />

Wohnstandort. Dabei bieten die Nähe zur Kernstadt<br />

aber auch zum Oberzentren Fulda, Lauterbach,<br />

Hünfeld und Bad Hersfeld Arbeitsmöglichkeiten in der<br />

Region. Auch <strong>hat</strong> sich die innerörtliche private Beschäftigungsstruktur<br />

ständig weiterentwickelt. Mit 48 Arbeitsplätzen<br />

kann Pfordt eine relativ hohe Anzahl<br />

vorweisen. Davon stellen die je vier landwirtschaftlichen<br />

Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe (noch) über zehn.<br />

Weitere Arbeitsplätze liegen im Handwerk, Handel und<br />

Dienstleistungen. Rollende Wagen ermöglichen eine<br />

Versorgung mit Lebensmitteln.<br />

Die kommunal bereitgestellte Infrastruktur ist im Verhältnis<br />

zu der Einwohnerzahl angemessen. So sind u.a. Friedhof<br />

mit Halle, ein betreuter Jugendraum (im ehemaligen<br />

Backhaus), und Vereinsräume im Ort vorhanden. Eine Bereicherung<br />

für das Gemeinwesen stellt die <strong>2009</strong> fertig<br />

gestellte Kulturscheune dar. Sie übernimmt in weiten Teilen<br />

die Aufgaben des bisherigen, zu kleinen Bürgerhau-<br />

68 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Schlitz-Pfordt<br />

ses in der ehemaligen Schule. Dieses steht nunmehr zum<br />

Verkauf an. Ein mobiler Bürgerbus, gesponsert von städtischen<br />

Unternehmen, ergänzt die Anbindung an das<br />

Netz des öffentlichen Personennahverkehrs.<br />

Der Flächennutzungsplan trat 1993, der Landschaftsplan<br />

2002 in Kraft. Die Kommune als auch die Bewohner<br />

haben sich zum Ziel gesetzt, die Lebensqualität in Pfordt<br />

gerade auch vor dem Hintergrund der negativen Demografieprognosen<br />

nicht nur zu sichern sondern zu erhöhen.<br />

Ein Bündel von Ansätzen und Aktivitäten wurden<br />

hierzu entwickelt und bereits umgesetzt. Im Bereich der<br />

Siedlungsentwicklung wurde dieses zunächst über die<br />

Ausweisung von zwei kleineren Baugebieten eingeleitet.<br />

Das erste „<strong>Dorf</strong>gebiet“ arrondiert seit 1993 den Westen<br />

des Ortskerns. 1998 wurde der Bebauungsplan<br />

„Am Schlitzer Garten“ mit weiteren Bauplätzen im Nordwesten<br />

des Ortes rechtskräftig. Die Kommune fördert<br />

dabei den Zuzug junger Familien. Für das erste bis dritte<br />

minderjährige Kind erhält eine Familie einen Preisnachlass<br />

von 1.000 Euro pro Kind. Auch der unentgeltliche<br />

Kindergartenbesuch in der Kernstadt soll Anreize zum<br />

Zuzug geben.<br />

In den vier <strong>Dorf</strong>erneuerungsarbeitskreisen wird ergänzend<br />

der Schwerpunkt auf Maßnahmen zur Stabilisierung<br />

der Innenentwicklung gelegt. Ein Scheunenkataster<br />

mit Überlegungen für zukünftige Nutzungen befindet<br />

sich in Arbeit. Danach <strong>hat</strong> Pfordt relativ wenig Leerstand<br />

in seiner Gebäudesubstanz zu beklagen. Eine aktive Vermarktung<br />

leerstehender Gebäude wird mit Unterstützung<br />

der Stadt betrieben. Eine systematische Nutzungs-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

und Leerstandserfassung liegt für die Gesamtstadt und<br />

für den Vogelsbergkreis (noch) nicht vor. Eine Chance zu<br />

weiteren Verbesserungen wird in dem gewünschten<br />

Ausbau der innerörtlich verlaufenden Kreisstraße u.a.<br />

durch großzügige Bepflanzungen gesehen. Die Kommission<br />

empfiehlt neben dem Nutzungskataster die<br />

Erstellung eines fachlich abgestimmten Baulückenkataster.<br />

Auch die touristischen innerörtlichen Angebote sollen<br />

ausgebaut bzw. ergänzt werden. Ausgeschilderte Wanderwege,<br />

der Hessische Fernradweg R1 (von der Wasserkuppe<br />

zur Weser) und eine Kanuanlegestelle bieten<br />

bereits heute Möglichkeiten der Naherholung und für<br />

den Fremdenverkehr. Eine örtliche Gastronomie mit<br />

Biergarten und Übernachtungsmöglichkeiten ist vorhanden.<br />

Südlich und in kurzer Entfernung befinden sich<br />

zwei Seen (ehemalige Kiesabbauflächen). Der sommerliche<br />

Badebetrieb sowie die Möglichkeit zum Sportangeln<br />

ziehen bereits seit Jahren Gäste an. Änderungen<br />

des F-Plans und ein Bebauungsplan von 2003 ermöglichen<br />

weitergehende touristische Nutzungen. Derzeit<br />

wird ein (Betreiber-) Konzept „Freizeitgebiet Pfordter<br />

Seen“ erstellt und ein Investor gesucht. Damit soll dem<br />

Tourismus eine weitere expandierende Rolle in der örtlichen<br />

Entwicklung zukommen. Ob die Ausweisung des<br />

Freizeitgebietes den erhofften wirtschaftlichen Folgeeffekt<br />

für Pfordt bringen wird, wird von der Kommission<br />

kritisch hinterfragt. Dem hingegen ist von einer regionalen<br />

Wertschöpfung auszugehen.<br />

Ein engmaschiges Netzwerk der Zusammenarbeit kennzeichnet<br />

Pfordt. Durch Bürgerversammlungen werden<br />

bei anstehenden Planungen die Bürger vor Ort betei-<br />

69


ligt. Ortsbeirat und die Arbeitskreise gewährleisten einerseits<br />

Transparenz und Mitwirkung. Sie eröffnen andererseits<br />

auch Möglichkeiten, initiativ zu werden. Eine<br />

Interessensweitergabe bei kommunalen Planungen und<br />

Entscheidungen sichern weiterhin mehrere Bewohner<br />

durch ihre Vertretung in den städtischen Gremien ab.<br />

Eine Abstimmung mit regionalen Entwicklungszielen ist<br />

durch die Mitgliedschaft der Stadt im Regionalforum<br />

„Vogelsberg“ und durch die Mitarbeit einiger Ortsbewohner<br />

gegeben. Die gemeinsame Klammer aller Aktivitäten<br />

bildet der Wunsch, die demografischen<br />

Veränderungen aktiv zu gestalten. Die Kommission gewann<br />

dabei den Eindruck eines vertrauensvollen und<br />

zielorientierten Miteinander, was von den Bewohnern<br />

anerkannt und geschätzt wird.<br />

Bürgerliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Zahlreiche Vereine und Gruppen prägen das breite und<br />

lebendige soziale und kulturelle Leben im Ort. Mehrfachmitgliedschaften<br />

der Bewohner sind häufig zu fin-<br />

Schlitz-Pfordt<br />

den. Die Förderung der Jugend ist ein wichtiger<br />

Schwerpunkt der Vereins- und Engagementaktivitäten.<br />

Sie bieten eine breite Kinder- und Jugendarbeit an. Ein<br />

Beispiel ist der mit 260 Mitgliedern sehr aktive Sportverein.<br />

Allein 10 Betreuer trainieren die Fußballjugendmannschaften<br />

und führen Freizeiten durch. Die Kirmesburschen<br />

und -mädchen richten die traditionelle<br />

Bachkirmes aus. Nachdem das Backhaus längere Zeit<br />

ohne Nutzung geblieben war, wurde dieses in Eigenleistung<br />

zu einem sehr ansprechenden Jugendraum umgebaut.<br />

Die evangelische Kirchengemeinde engagiert<br />

sich gerade auch in der Jugendbegleitung. Der kürzlich<br />

gegründete innovative Kulturverein „Kultur aktiv” initiiert<br />

Theateraufführungen in der neuen Kulturscheune.<br />

Die Jugend-Theatergruppe will ihre schauspielerischen<br />

Aktivitäten durch vermehrte Auftritte noch intensivieren.<br />

Ein regionaler Schwerpunkt liegt in der Brauchtumspflege<br />

mit Volkstanz- und Trachtengruppen sowie einer<br />

Spinnstube für Ältere und Jüngere. Weithin bekannt ist<br />

das internationale Schlitzer Trachtenfest. Hieran beteiligt<br />

sich die Gruppe regelmäßig und bietet darüber hinaus<br />

den internationalen Gästen Quartier. Weitere<br />

Vereine wie die Freiwillige Feuerwehr, der Taubenverein,<br />

zwei Chorsparten (traditionell und modern), eine Gymnastikgruppe<br />

oder ein lockeres Treffen der Seniorinnen<br />

ermöglichen eine vielfältige Freizeitgestaltung. Die<br />

70 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Schlitz-Pfordt<br />

Landfrauen der Gesamtgemeinde agieren auch in Pfordt<br />

frei nach dem Motto: "Mitmachen – mitreden – miteinander<br />

mehr erreichen." Den Jahresverlauf begleiten gemeinsam<br />

organisierte Veranstaltungen und Aktionen wie<br />

„saubere Flur“. Die Jagdgenossenschaft unterstützt<br />

zahlreiche Projekte u.a. durch die unentgeltliche Bereitstellung<br />

des Maschinenparks und eines Baugerüsts. Die<br />

Inneneinrichtung der Kulturscheune wurde von ihr maßgeblich<br />

mit finanziert. Neubürger erhalten ein Willkommenspaket<br />

und werden über die Vereine integriert.<br />

Eine Ortschronik und Hausschilder (in Arbeit), die auf die<br />

alten Familiennamen verweisen, tragen mit dazu bei,<br />

dass die örtliche Geschichte lebendig bleibt.<br />

Traditionell beteiligen sich die Bewohner an öffentlichen<br />

Bau- und Grünmaßnahmen. Dieses dokumentieren beeindruckend<br />

viele Projekte, zuletzt mit Unterstützung aus<br />

dem <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm. Als Beispiele sind zu<br />

nennen: <strong>Dorf</strong>platz und Spielplätze, Jugendraum, Friedhof,<br />

Grillhütte und Kulturscheune.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Linksseitig der Fulda gelegen bietet Pfordt mit einem<br />

unregelmäßigen Grundriss ein sehr ansprechendes Ortsbild.<br />

Den Auftakt bildet der schöne, gut eingegrünte<br />

Ortseingang mit der mächtigen, alten Steinbogenbrücke<br />

von 1804 über die Fulda. In der <strong>Dorf</strong>mitte erhebt<br />

sich die auf einen vorreformatorischen Bau zurückgehende<br />

und 1615 in ihrer heutigen Form entstandene Kirche.<br />

Den Turm erhielt sie 1894. In unmittelbarer Nähe<br />

steht die ehemalige Schule von 1903, ab 1970 bis <strong>2009</strong><br />

als Bürgerhaus genutzt. Im „alten Deutschen Baustil“ als<br />

Putz- und Fachwerkbau ausgebildet, ist sie ein weiteres<br />

ortsbildprägendes Element von hohem städtebaulichen,<br />

geschichtlichem und künstlerischen Wert. Platzartig und<br />

offen sind das Umfeld von Kirche und Schule mit der<br />

mächtigen Linde. Als dritte öffentliche Einrichtung befindet<br />

sich das ehemalige Backhaus gegenüberstehend.<br />

Bei der angestrebten Privatisierung der Schule sollte<br />

darauf geachtet werden, dass auch das (kleine) Grundstück<br />

dorfgerecht gestaltet wird. Die ehemalige und gegenwärtige<br />

öffentliche Nutzung dieses <strong>Dorf</strong>bereiches<br />

sollte dabei ablesbar bleiben.<br />

Die Straßenbilder zeichnen sich durch malerisch gruppierte<br />

Bauten und große, zur Straße hin offene Höfe aus.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Durch den weitgehenden Verzicht auf Einfriedungen privat<br />

genutzter Flächen besitzt der Ort ein unverwechselbares<br />

organisches Straßenbild. Mehrere Brände im 20.<br />

Jahrhundert führten zu Ersatzbauten, die sich baulich-<br />

räumlich und gestalterisch insgesamt gut in das Gesamtbild<br />

einfügen. Nicht verschwiegen werden soll die<br />

Tatsache, dass im (vermeintlichen) Einklang mit der<br />

<strong>Wettbewerb</strong>sprogrammatik 1969 ein großes Anwesen<br />

im Ortskern abgebrochen und an seiner Stelle ein<br />

Springbrunnen errichtet wurde. Der Ortskern ist ungeachtet<br />

der baulichen und gestalterischen Einbrüche und<br />

Veränderungen noch immer eine Gesamtanlage nach<br />

dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Darunter fallen<br />

auch knapp 20 Anwesen bzw. Wohnhäuser als Einzeldenkmäler.<br />

Sie dokumentieren die wirtschaftliche und<br />

soziale Entwicklung des Ortes seit dem 17. Jahrhundert.<br />

Die Mehrzahl der Denkmäler entstammt aus dem<br />

19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Fachwerkkonstruktionen<br />

und Ziegelmauerwerk, Verschalung und<br />

Schindeln, Sandsteinsockel, rote Tonziegel sind die vorherrschenden<br />

traditionellen Baumaterialen. Die Renovierungen<br />

und Sanierungen wurden fachgerecht und<br />

zurückhaltend insbesondere hinsichtlich der Materialund<br />

Farbgebung durchgeführt. Als schlichte Massivbauten<br />

wurden die jüngeren Häuser errichtet; darunter auch<br />

das Sportlerheim und die Trauerhalle. Diese ansprechende<br />

gestalterische „Bescheidenheit“ sollte auch weiterhin<br />

Leitbild bleiben. Photovoltaik- und Solarthermie-<br />

Anlagen sind vereinzelnd zu finden.<br />

Das Feuerwehrhaus, 1996 in einer ehemaligen Scheune<br />

eingerichtet, ist ein Beispiel für die sinnvolle Umnutzung<br />

der zuvor leerstehenden, in Gemeindebesitz befindlichen<br />

Hofanlage. Die mit viel Eigenleistung umgebaute<br />

Kulturscheune „<strong>Dorf</strong>schern” als Ort für Veranstaltungen<br />

kann als besonders gelungener moderner architektoni-<br />

71


scher Beitrag zum Ensemble des Ortes gewertet werden.<br />

Sie kann angemietet werden. Eine Ergänzung des<br />

Angebots an Vereinsräumen im Dachgeschoss ist projektiert.<br />

Ergänzt durch einen Kinderspielplatz und eine<br />

Grillhütte, stellt sie einen zweiten attraktiven „Ortsmittelpunkt“<br />

am Ortsrand dar.<br />

Ebenfalls als sinnvolle Nutzung wird der Ankauf eines<br />

größeren Hofes mit Nebengebäuden als Winterquartier<br />

durch einen Wanderzirkus gesehen, wobei wiederum<br />

der Zirkus einen erfreulichen Beitrag zur Belebung des<br />

<strong>Dorf</strong>lebens leistet.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Die dörfliche Begrünung mit altem Baumbestand, überwiegend<br />

einheitlichen Neupflanzungen, Hecken und<br />

schönen Nutzgärten wirkt harmonisch. Dazu tragen auch<br />

die zahlreichen nicht versiegelte Flächen bei. Idyllische<br />

und dabei funktionsgerechte Situationen und Räume ergeben<br />

sich durch die zur Straße offenen, großen und oft<br />

liebevoll bepflanzten oder gepflasterten Hofflächen.<br />

Der Platz in der Ortsmitte an der Kirche, ehemals Schulhof,<br />

lebt von der alten, großkronigen Linde. Ihre Pflege<br />

und ihr Erhalt sollten auch weiterhin – nach einem Verkauf<br />

des Schulhauses – ein wichtiges Anliegen bleiben,<br />

auch um die hohe Aufenthaltsqualität dieses Festplatzes<br />

zu erhalten. Die Neuanpflanzungen mit kleinkronigen<br />

Bäumen als Markierung des Weges zum Kircheneingang<br />

fassen den Platz auf angenehme Weise. Eine<br />

Besonderheit stellt der Abenteuerspielplatz im alten<br />

Hohlweg „Relles Hohl“ dar. Er ist ein nachahmenswertes<br />

Beispiel für die Belebung und Aufwertung eines historischen<br />

Landschaftsreliktes, das durch seinen natürlichen<br />

Bewuchs und seine besondere Atmosphäre als Spielplatz<br />

auch ohne vorgefertigte Standartgeräte einen<br />

hohen Reiz ausübt. Sehr ansprechend auch der Friedhof<br />

mit alter Ummauerung und neuer Bepflanzung.<br />

Empfohlen wird eine Erneuerung der Allee zum Sportplatz,<br />

der durch eine bessere Eingrünung noch gewinnen<br />

könnte. Ortsuntypische Gehölze sollten weiter nach<br />

und nach ausgetauscht und Fassadenberankungen und<br />

Gehölze, wo möglich, ergänzend gepflanzt werden.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Schlitz-Pfordt<br />

Harmonisch und malerisch gelegen präsentiert sich<br />

Pfordt in der naturbelassenen Flussaue. Die leicht hügelige<br />

Landschaft weist im Auenbereich Grünland- und<br />

ansteigend Ackerbaunutzung bei kleinteiliger Strukturierung<br />

und guter Durchgrünung auf. Der angrenzende<br />

Wald reicht teilweise bis an das <strong>Dorf</strong>. Die östlich des<br />

<strong>Dorf</strong>es von Südwest nach Nordost verlaufende Fulda ist<br />

beidseitig als Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund<br />

Fuldatal“ ausgewiesen und als Fauna-Flora-Habitat-<br />

Gebiet „Obere- und mittlere Fuldaaue“ klassifiziert.<br />

Nördlich grenzt das Naturschutzgebiet „Breitecke“, ein<br />

Feuchtgebiet, an. Im Osten liegt das große Naturschutzund<br />

Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Breitenbachtal bei<br />

Michelsrombach“ mit Teilen in der Gemarkung.<br />

Der Ort ist durch die Flussbepflanzung zum einen und<br />

den Obstbäumen und Wiesen zum anderen insgesamt<br />

gut eingegrünt und mit der Landschaft verbunden.<br />

Landwirtschaftliche Nutzung, ein extensiv genutzter Kulturraum,<br />

vielfältige vernetzte Biotopsysteme und eine<br />

Freizeitnutzung an den Seen liegen scheinbar ohne störende<br />

Wechselwirkungen nah bei einander. Der Bau<br />

einer Fischtreppe unterstützt u.a. den Artenschutz. Nach<br />

72 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Schlitz-Pfordt<br />

einem erfolgreichen Projekt zum vorbeugenden Gewässerschutz<br />

erfolgt die pflanzenbauliche Nutzung unter<br />

möglichst gewässerschonenden Gesichtspunkten, für<br />

den die Stadt als Betreiber des Wasserwerks den Landwirten<br />

für den Mehraufwand einen finanziellen Ausgleich<br />

leistet.<br />

Insgesamt erscheint die Einbindung des <strong>Dorf</strong>es in die<br />

Landschaft sehr gelungen, fast ideal; hier wäre nur noch<br />

auf eine ergänzende Bepflanzung von Feldrainen hinzuweisen.<br />

Das Gebiet der Pfordter Seen bildet ein Potential,<br />

das sensibel und so schonend wie möglich<br />

touristisch entwickelt werden sollte. Beim Blick von oben<br />

zeigt sich eine durchweg intakte und bisher weitgehend<br />

ungestört erscheinende Dachlandschaft. Um diese in Zukunft<br />

zu erhalten, sollten neue Standorte für Solaranlagen<br />

und Photovoltaik sehr gut überlegt werden. Die<br />

Erstellung eines Dachkatasters als Bürgerinfo wird empfohlen.<br />

Auf moderne glasierte Dacheindeckungen sollte<br />

verzichtet werden.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Herbert Schlosser<br />

Friedhofsweg 3<br />

36110 Schlitz – Pfordt<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

73


Schlitz-Pfordt<br />

74 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Wettenberg-Launsbach<br />

Launsbach ist mit 364 ha Fläche und 2.390 Einwohnern ein Ortsteil der Gemeinde Wettenberg im Landkreis Gießen.<br />

Nach Auflösung der Stadt Lahn schlossen sich 1979 neben Launsbach zwei weitere mittelhessische Gemeinden zur<br />

Gesamtgemeinde Wettenberg zusammen. Diese liegt im Verdichtungsraum des Oberzentrums Giessen.<br />

Geografisch betrachtet gehört Launsbach zum Gleiberger Land. Dieses wird im Osten und Süden von der Lahn begrenzt.<br />

Die an Launsbach angrenzenden Erhebungen liegen bei über 300 Meter. Darunter befindet sich auch der Gleiberg<br />

mit der Ober- und Unterburg. Erstere reicht bis in das Jahr 1000 zurück. Das Gleiberger Land mit dem knapp<br />

500 Metern sich erhebenden Dünsberg geht nordwestlich in das Gladenbacher Bergland über.<br />

Mit dem Jahr 1242 wird Launsbach im Vergleich zu den umliegenden Ansiedlungen relativ spät erstmals erwähnt.<br />

Eine junge Siedlungsgründung lässt sich entsprechend vermuten. In der (sumpfigen) Lahnaue gelegen, unterstand<br />

der Ort bis 1885 zumeist dem gemeinschaftlichen Besitz zweier Obrigkeiten.<br />

Erst ab dieser Zeit befindet es sich im Alleinbesitz der Grafen von Nassau. Seine kleinbäuerliche Struktur erhielt sich<br />

Launsbach bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit der Ansiedlung von Zigarrenfabriken und dem Bau der Bahnstrecke<br />

Wetzlar-Lollar nahm die Einwohnerzahl stark zu. So entwickelte sich Launsbach zur Wohngemeinde mit einem hohen<br />

Auspendleranteil u.a. nach Wetzlar und Gießen.<br />

Launsbach wurde von 1992 bis 2001 als Schwerpunkt aus dem Hessischen <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm unterstützt.<br />

Nach dem offiziellen Abschluss beteiligt sich der Ortsteil seit 2002 kontinuierlich am Hessischen <strong>Dorf</strong>wettbewerb.<br />

Die Leitgedanken des Ortsteiles liegen in der Nachhaltigkeit, der Vernetzung und der Integration seiner Bewohner.<br />

Informationen zu Launsbach sind über die Homepage der Gemeinde Wettenberg einzusehen.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Die attraktive Wohnlage in der Nähe zu Giessen <strong>hat</strong> die<br />

Einwohnerzahl in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich<br />

wachsen lassen. Der Anstieg erfolgte von 1.120 Einwohnern<br />

1950 über 1.780 Personen im Jahr 1970 bis aktuell<br />

ca. 2.400 Einwohner im Haupt- und Nebenwohnsitz. Prognostisch<br />

wird bis 2020 von einer stabilen Stagnation<br />

ausgegangen. Durch eine lokale Bildungsinitiative „Familie<br />

<strong>hat</strong> Zukunft“ will Launsbach auch zukünftig attraktiv<br />

bleiben. Mit der Erhaltung der Kindertagesstätte und der<br />

Grundschule konnten dafür wichtige Voraussetzungen<br />

geschaffen werden.<br />

Launsbach verfügt derzeit über eine umfassende und<br />

gut funktionierende öffentliche Infrastruktur. Mit der betreuten<br />

Grund- und integrierten Gesamtschule „Gleiberger<br />

Land“ ist die schulische Versorgung optimal.<br />

Zwei Kindertageseinrichtungen, die kommunale Kindertagesstätte<br />

„Mäusenest“ und die privat geführte Ein-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 75


ichtung „Ameise e.V.“ stehen im Ortsteil zur Verfügung.<br />

Alle Bildungsträger arbeiten beeindruckend eng zusammen.<br />

Sie engagieren sich gemeinsam und vielfältig<br />

mit ihren Fördervereinen und anderen Organisationen.<br />

So wird z.B. über die Ferienspiele eine zweiwöchige<br />

Ganztagsbetreuung in den Sommerferien sichergestellt.<br />

Besonderes Augenmerk wird auf die pädagogische Konzeption<br />

und Ausrichtung gelegt. Die Jugendarbeit besitzt<br />

eine große Bedeutung. Neben den Vereinen<br />

engagieren sich hierbei die Kirchengemeinde und die<br />

Kommune sehr stark. Auch gibt es in Wettenberg seit<br />

2006 wieder eine Jugendvertretung.<br />

Das Bürgerhaus mit Kegelbahn, Vereins- und Sozialräumen<br />

sowie die Verwaltungsstelle mit einem Versammlungsraum<br />

und das Bürgerprojekt Belzgass bieten neben<br />

der Evangelischen Kirche und dem Evangelischen Gemeinde-<br />

und Jugendhaus Möglichkeiten für Veranstaltungen<br />

und sind wichtige innerörtliche Treffpunkte.<br />

Ein Busrundverkehr bindet den Ort an die Kerngemeinde<br />

an. Mehrere klassifizierte Straßen stellen die<br />

(über-)regionale Anbindung sicher. Von dem sukzessiv<br />

ausgebauten regionalen Rad- und Wandernetz im Gleiberger<br />

Land erhofft sich Launsbach einen weiteren Attraktivitätszuwachs<br />

und wirtschaftlichen Nutzen.<br />

Trotz der teils städtisch wirkenden Strukturen leben und<br />

arbeiten in der Gemarkung Launsbach noch ein Haupterwerbslandwirt<br />

und mehrere Landwirte im Nebenerwerb.<br />

209 Arbeitsplätze existieren im <strong>Dorf</strong> und bieten –<br />

rein rechnerisch – knapp 10 Prozent der Bevölkerung<br />

wohnortnahe Beschäftigungsmöglichkeiten. Die ärztliche<br />

Versorgung ist vom Allgemeinmediziner über Zahn-<br />

Wettenberg-Launsbach<br />

arzt bis zum Tierarzt sehr gut. Trotz der guten Lage und<br />

Angebotsstruktur zeigen sich jedoch Probleme um die<br />

Erhaltung der örtlichen Lebensmittelversorgung und der<br />

Poststelle im <strong>Dorf</strong>. Letztere wurde in das ev. Gemeindehaus<br />

integriert.<br />

Auch um die Auswirkungen des prognostizierten demografischen<br />

Wandels zu spezifizieren, <strong>hat</strong> die Gemeinde<br />

2007/2008 ein Strukturgutachten für Launsbach erstellen lassen.<br />

Kommunalpolitischer Wunsch ist, die örtliche und kommunale<br />

Entwicklung aktiv zu steuern. Unter Aufnahme des<br />

<strong>Dorf</strong>erneuerungsplans wurden Handlungslinien und Ziele<br />

formuliert. Vorschläge zur „institutionalisierten“ Einbindung<br />

der Bewohner und zum Aufbau eines Kommunikationsnetzwerks<br />

ergänzen die Empfehlungen. Überalterungstendenzen<br />

gibt es in den älteren Neubaugebieten. Eine Antragstellung<br />

zur Aufnahme in ein hessisches Förderprogramm<br />

ist beabsichtigt. Auch über eine kommunale Eigeninitiative<br />

ein „Kommunales Beratungsprogramm“ anzubieten wird<br />

nachgedacht.<br />

Launsbach ist mit Flächennutzungsplan, Landschaftsplan<br />

und mit Bebauungsplänen fast flächendeckend beplant.<br />

Für den Ortskern existiert eine Gestaltungssatzung.<br />

Neubauprojekte oder Straßenbaumaßnahmen werden<br />

frühzeitig in öffentlichen Veranstaltungen den Bürgern<br />

vorgestellt und so eine aktive Bürgerbeteiligung erreicht.<br />

Spezielle Anreize, wie die Modernisierung der<br />

Ortskerne oder die energetische Nutzung von Gebäuden<br />

ergänzen die klassischen Flächenplanungen.<br />

Wettenberg konnte bereits zahlreiche Preise als umweltfreundliche<br />

Kommune und klimafreundliche Gemeinde<br />

gewinnen. Dieses schlägt sich auch in dem<br />

Ortsteil Launsbach nieder. Die Gemeinde <strong>hat</strong> dabei die<br />

76 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Wettenberg-Launsbach<br />

Bürger über einen Energiebeirat eingebunden und ein<br />

eigenes Förderprogramm zur energetischen Beratung<br />

aufgelegt. Sie konzentriert zahlreiche eigene Geldmittel<br />

auf energetische Sanierung der kommunalen Gebäude.<br />

Investitionen zur Energiegewinnung, z.B. Photovoltaik-<br />

Anlagen auf öffentlichen Dächern, überlässt sie im Gegenzug<br />

privaten Investoren. Eine energetische Beratung<br />

ist gewährleistet.<br />

2006 vertrat der Ortsteil das Land Hessen mit gutem Erfolg<br />

beim europäischen <strong>Dorf</strong>erneuerungswettbewerb.<br />

Launsbach kooperiert des Weiteren über die Gesamtgemeinde<br />

Wettenberg in mehreren regionalen Netzwerken.<br />

So agiert die Gemeinde im Zusammenschluss<br />

mit drei weiteren Kommunen als Tourismusregion „Gleiberger<br />

Land“. Die Wurzeln der interkommunalen Zusammenarbeit<br />

liegen jedoch schon im Jahre 1994.<br />

Schwerpunktmäßig stehen dabei Fragen der Sicherung<br />

bzw. des Ausbaus der Infrastruktur und der Daseinvorsorge.<br />

Weiterhin ist die Gemeinde Mitglied im Regionalforum<br />

„Giessener Land“. Dieses ist auch als sog.<br />

Leader-Aktionsgruppe durch die Europäische Union<br />

anerkannt. Projekte werden entsprechend von 2007 bis<br />

2013 finanziell unterstützt. Im Sozial- und Ausbildungsbereich<br />

gibt es mehrere interkommunale Zusammenschlüsse,<br />

z.B. die AWO-Kleeblatt-Pflegeeinrichtungen.<br />

Des Weiteren pflegt die Gemeinde mehrere intensive<br />

Austausch- und Arbeitsbeziehungen zu (außer-)europäischen<br />

Städten.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen der Kommune und den<br />

Bürgern wird in Launsbach in vielfältiger Form gelebt.<br />

Impulse für Projekte finden sich thematisch breit gestreut.<br />

Initiiert werden sie aus dem Ort und der Verwaltung<br />

gleichermaßen. Die örtliche Verwaltungsstelle, die<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

kommunalen Bürgerlotsen, die aktiven Projektbeiräte<br />

und Arbeitskreise und eine anlassbezogene breite Einbindung<br />

der Bewohner gewährleisten Transparenz und<br />

öffentliche Akzeptanz in der Planung und Umsetzung.<br />

Während die Kommune durch den Bauhof meist technische<br />

Hilfestellungen z.B. bei Festen und Veranstaltungen<br />

gibt, leisten die Bürger ehrenamtliches Engagement,<br />

z. B. im Naturschutz oder bei Ferienspielen. Die<br />

Gemeinde zeichnet dieses Engagement dann ihrerseits<br />

wieder durch <strong>Wettbewerb</strong>e und Prämierungen aus. Beispielhaft<br />

sind auch die Projekte, die auf ein generationsübergreifendes<br />

„Älter werden“ zielen.<br />

Die durchgeführten Aktionen und Initiativen, die aktiv<br />

vom Bürgermeister und dem Gemeindeparlament unterstützt<br />

werden, zielen auf eine Stärkung des „Wir-Gefühls“<br />

und ein soziales Miteinander. Wie tragfähig dieses<br />

„Wir-Gefühl“ ist, zeigen zahlreiche Initiativen der Bürger,<br />

die sich z. T. in der Phase der <strong>Dorf</strong>erneuerung von<br />

1992 bis 2001 entwickelt wurden und bis heute in vielen<br />

sozialen, kulturellen und bürgerschaftlichen Bereichen<br />

erfolgreich sind. Allein 45 Personen engagierten sich in<br />

der Vorbereitung des <strong>Wettbewerb</strong>es „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“.<br />

Weitere „Wurzeln“ für den hohen Grad der Mitwirkung<br />

und Eigeninitiative liegen auch in der Beteiligung<br />

an dem kommunalen Agenda 21-Prozess.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten<br />

Grundlage des ausgeprägten „Wir-Gefühls“ ist die oben<br />

beschriebene gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

zwischen Kommune, Kirche, Vereinsgemeinschaft und<br />

Bewohnern. Das <strong>Dorf</strong> profitiert einerseits von der professionellen<br />

Unterstützung durch die Mitarbeiter der Gemeinde<br />

u.a. dem Umweltberater und dem Kinder- und<br />

Jugendbüro. Andererseits lebt es von dem hohen eh-<br />

77


enamtlichen Engagement vieler Bürger und der Kirchengemeinde.<br />

Auffallend sind die unterschiedlichen Themenfelder, in<br />

denen sich Bürger in Vereinen und Arbeitsgemeinschaften<br />

– oft generationsübergreifend – engagieren. Sie umfassen<br />

sowohl die klassisch-traditionellen Vereinsangebote<br />

in Sport, Gesang und Feuerwehr. Es sind darüber hinaus<br />

die zahlreichen kulturellen, umweltpädagogischen und sozialen<br />

Aktivitäten, die das Vereins- und Gruppenleben ausmachen.<br />

Hierunter fallen die Aktivitäten der Heimatstube<br />

zur Pflege des Brauchtums über Mundartpflege, die Do-<br />

kumentation der Hausnamen, die Ortsspaziergänge oder<br />

die vielfältigen Angebote des Kunst- und Kulturkreises<br />

Wettenberg e.V. Es sind aber auch die Ferienspiele, die<br />

Arbeit der Jugendvertretung, die Großelterntage, die Anlage<br />

eines Gesundheitspfades durch die Seniorenwerkstatt,<br />

die <strong>Dorf</strong>-Polka, Kirmes und Backhausfeste oder die<br />

Artenschutzmaßnahmen, die das innerörtliche Miteinander<br />

dokumentieren. Die Professionalität der Projektdurchführungen<br />

bezeugen beispielhaft die Broschüren<br />

„Familien-Spiel-Räume“ und die „24. Wettenberger Ferienspiele“<br />

sowie das „Wettenberg-Spiel“, ein Gedächtnis<br />

und Wissensspiel für die ganze Familie.<br />

Ein außergewöhnliches Projekt ist das „Bürgerprojekt<br />

Belzgass e.V.“. Mit seiner wirtschafts- und sozialgeschichtlichen,<br />

umwelt- und bildungspolitischen Ausrichtung<br />

beschreitet der Verein den Spagat, die örtliche<br />

Geschichte mit den gegenwärtigen Herausforderungen<br />

und zukunftsweisenden (nachhaltigen) Lösungen zu verbinden.<br />

Es ist ein Projekt, das Jung und Alt anspricht und<br />

dabei sinnlich erfahrbar bleibt.<br />

In der Launsbacher Vereinsgemeinschaft koordinieren<br />

die 21 Vereine zweimal jährlich alle Termine und Aktivi-<br />

Wettenberg-Launsbach<br />

täten. Hier ist die Vernetzung mit den Naturschutzvereinen<br />

besonders intensiv. Zahlreiche dörfliche Feste und<br />

Aktivitäten, von der Kirmes über die Kelter und dörflichen<br />

Theateraufführungen bis zum örtlichen Sporttag<br />

bereichern das Jahr.<br />

Im Bereich der Bildung haben alle Einrichtungen, von<br />

der Kindertagesstätte über die Grund- und Gesamtschule<br />

je einen aktiven und mitgliederstarken Förderverein.<br />

Diese kooperieren auf vielfältige Weise und<br />

konkret mit den örtlichen Vereinen, Senioren, Institutionen,<br />

der Kirchengemeinde und der sehr aktiven Burschen-<br />

und Mädchenschaft „Eiskaale“ zusammen.<br />

Zusätzlich wird die Vernetzung in Arbeitsgruppen „Familienfreundliche<br />

Kommune“ und „Lokales Bündnis<br />

Wettenberg: Familie <strong>hat</strong> Zukunft“ oder dem Projekt<br />

„Runder Tisch für Kinderbetreuung“, zum Teil ortsteilübergreifend,<br />

gefördert und unterstützt. Eine örtliche<br />

Bildungsmesse bzw. ein Bildungsforum, die die Bildungsmöglichkeiten<br />

im weitesten Sinne vorstellte, fand<br />

2008 über 80 Teilnehmer.<br />

Dieses alles sind die äußerlich erkennbaren Ergebnisse<br />

eines großen bürgerschaftlichen Engagements und<br />

einer zukunftsorientierten Kommunalentwicklung. Die<br />

äußerlich nicht unmittelbar erkennbaren Wirkungen sind<br />

für Launsbach mindestens gleich bedeutend. Diese liegen<br />

in dem Miteinander der Generationen, dem Einbinden<br />

von Neubürgern und die Hilfe bei der Betreuung<br />

aller Altersgruppen von Kleinkind bis Jugendlichen. Die<br />

Kommission erlebte ein lebendiges soziales Netzwerk,<br />

in dem „Wir-Gefühl“ und „Bürgerstolz“ zu Recht zu finden<br />

sind.<br />

78 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Wettenberg-Launsbach<br />

Baugestaltung und Bauentwicklung<br />

Der alte Siedlungskern von Launsbach liegt am Osthang<br />

des Wettenberges. Der Einwohnerzuwachs ging einher<br />

mit einer insbesondere südlichen und westlichen großen<br />

Flächeninanspruchnahme durch Einfamilienhäuser.<br />

Dabei wurde der Wettenberg halbkreisförmig im Süden<br />

umschlossen. Diese Bebauung grenzt direkt an den<br />

Nachbarort Krofdorf-Gleiberg an. Neben den Ausläufern<br />

des nordsüdlich verlaufenden schmalen Höhenzuges<br />

trennt der parallel verlaufende Gleibach die beiden<br />

Ortsteile. Im Bereich des letzten Neubaugebietes sind<br />

noch ca. 10 Bauplätze baureif. Die neuen Baugebiete<br />

haben die Vorgabe, sich in der Baugestaltung den umgebenden<br />

Baulichkeiten anzupassen.<br />

Die Präsentation des Ortes erstreckte sich vorwiegend<br />

auf die historisch-alte und die angrenzende(n) neue(n)<br />

Ortsmitte(n). Der alte Ortskern gruppiert sich kreisförmig<br />

um die 1618 (um-)gebaute Kirche. Diese liegt in<br />

einem von einer mächtigen Bruchsteinmauer umschlossenen<br />

Kirchhof. Die Kirche wurde an Stelle einer 1289<br />

erwähnten Kapelle neu errichtet. Der alte Ortskern<br />

zeichnet sich noch heute durch eine geschlossene und<br />

stellenweise dichte kleinteilige Bauweise aus. Seine baulichen<br />

Anlagen reichen bis in das 17. Jahrhundert zurück,<br />

als Landwirtschaft und Handwerk noch die Wirtschaftsstruktur<br />

bestimmten. Der traditionelle Fachwerkrähmbau<br />

bzw. die Mischbauweise herrschen vor. Als traditionelle<br />

Baumaterialien finden sich neben dem Holz, der Ziegelstein,<br />

(Bruchsteinsockel-)Mauerwerk, Schiefer und die<br />

rote Tonziegel. Mehrere Gebäude sind verputzt<br />

oder/und umgebaut. Über einen im Rahmen der <strong>Dorf</strong>erneuerung<br />

entwickelten Bebauungsplan und eine Gestaltungssatzung<br />

wird die bauliche und gestalterische<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Entwicklung, wie der Ausbau von Scheunen und Nebengebäuden<br />

zu Wohnraum, gesteuert. Die Kirche ist<br />

saniert, das ehemalige Spritzenhaus wurde zu einem<br />

Kelterhaus umgebaut und wird vom örtlichen Obst- und<br />

Gartenbauverein betreut. Das Backhaus bzw. Rathaus/Backhaus<br />

und die alte Schule wurden fachgerecht<br />

saniert. Neben diesen sind eine größere Anzahl der Gebäude<br />

als Einzelkulturdenkmal ausgewiesen. Zahlreiche<br />

stehen für die regionaltypischen Hüttenberger Hofreiten<br />

mit den zum Teil noch typischen Hoftoren. Städtebauliche<br />

und geschichtliche aber häufig auch künstlerische<br />

Erwägungen begründen die hohe Gebäudewertigkeit.<br />

Das baulich-räumliche Gefüge und das Straßenbild<br />

zeichnen sich insgesamt durch wenig Leerstand/Unternutzung<br />

und kaum Baulücken aus. Die Gemeinde unterstützt<br />

diese Entwicklung im Ortskern. Dieses erfolgt<br />

über Beratungsangebote und die Prämierung besonderer<br />

Projekte zur Erhaltung ortstypischer Bausubstanz und<br />

dorfgerechten Gestaltung von Freiflächen, Vor- und<br />

Hausgärten. Zahlreiche Private engagieren sich bei der<br />

traditionellen Grüngestaltung bzw. der Begrünung von<br />

Hauswänden. Finanzielle Zuschüsse gibt es für eine<br />

energetische Vor-Ort-Beratung.<br />

Zu den besonderen Projekten gehört das bereits oben<br />

erwähnte Bürgerprojekt „Belzgass“, bei dem eine alte<br />

Hofreite komplett mit Wohnhaus und Nebengebäuden<br />

in ihrer Bausubstanz und den räumlichen Nutzungen erhalten<br />

wurde. Das Bürgerprojekt dient als Lernort, Begegnungsstätte<br />

und lebendiges Museum mit Tierhaltung<br />

und traditioneller Gartenbewirtschaftung.<br />

Das aus den siebziger Jahren stammende Bürgerhaus<br />

mit angebauten Vereinsräumen bildet mit dem Feuerwehrhaus,<br />

der Grundschule und dem Kindergarten ein<br />

Zentrum der westlichen Neubebauung. Funktional ausgebildet<br />

erstreckt es sich über ein zusammenhängendes<br />

größeres Areal, in dem die Gebäude und die Nutz- und<br />

Freiflächen mit einander verschränkt sind. Hinsichtlich<br />

der Gebäudeproportionen, ihrer Maßstäblichkeit, Formensprache,<br />

Material- und Farbwahl heben sich diese<br />

öffentlichen Gebäude selbstbewusst von der traditionellen<br />

Bauweise ab. Als Scharnier zwischen diesen beiden<br />

Zentren entstand an der Obergasse das sogenannte<br />

Dienstleistungszentrum als neue Ortsmitte.<br />

Mehrere Gebäude halten wichtige Angebote für die Bewohner<br />

vor. Die Verwaltungsstelle, die private Kinderta-<br />

79


gesstätte und die Geldinstitute sowie mehrere Gewerbeund<br />

Dienstleistungsbetriebe sind hier verortet. Weitere<br />

öffentliche Einrichtungen wie das neue Evangelische Kinder-<br />

und Jugendhaus, die Gesamtschule mit den Sporteinrichtungen<br />

und der Friedhof befinden sich am<br />

Ortsrand.<br />

Alle öffentlichen Hochbauten wurden von der Gemeinde<br />

energetisch geprüft. Auf der Kindertagesstätte<br />

befindet sich eine thermische Solaranlage, auf öffentlichen<br />

Gebäuden eine 100 KW Photovoltaikanlage als<br />

Bürgersolaranlage und Heizungen öffentlicher Gebäude<br />

wurden mit Gasbrennwertanlagen oder Pelletheizungen<br />

ausgestattet. Das Engagement der Gemeinde, unterstützt<br />

von einem Energiebeirat aus Bürgern, <strong>hat</strong> der Gemeinde<br />

zahlreiche bundesweite Preise eingebracht.<br />

Auch hierbei profitiert Launsbach von der guten Zusammenarbeit<br />

mit der Gesamtgemeinde Wettenberg.<br />

Grüngestaltung und<br />

Grünentwicklung<br />

Die naturnahe Pflege und Erhaltung von innerörtlichem<br />

Grün ist Launsbach sehr wichtig. Es ist Teil des gemeindlichen<br />

Konzeptes zur Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen<br />

in der Gemeinde, für die die Gemeinde<br />

Wettenberg – mit Launsbach – bereits zahlreiche Preise<br />

erhielt. Im Ortsgebiet gibt es für Grünflächen ein Herbizid-<br />

und Pestizidverbot. Durch Festsetzungen in den Bebauungsplänen<br />

wird eine gute Durchgrünung auch der<br />

Neubaugebiete sichergestellt. Auffallend ist der teilweise<br />

Verzicht auf Einfriedungen im Neubaugebiet. Vielerorts<br />

prägen großkronige Bäume, insbesondere im Bereich der<br />

Sportanlage und der Schule das Bild der Grünflächen.<br />

Das Kirchenumfeld wurde städtebaulich durch Neupflan-<br />

zungen aufgewertet und damit auch ökologisch bereichert.<br />

Die Pflege der öffentlichen Grünflächen wird durch<br />

den Bauhof mit ausgebildeten Gärtnern sichergestellt.<br />

Dieses wird durch einen ehrenamtlichen Gießdienst unterstützt.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Obst- und Gartenbauverein<br />

und dem Naturschutzbund werden – auch innerörtlich –<br />

Artenschutzmaßnahmen durchgeführt. Fledermausquartiere<br />

im Kirchturm, Schleiereule in der Belzgass und ein<br />

Schwalbenhaus sind beispielhafte Ergebnisse.<br />

Bei innerörtlichen Bepflanzungen kooperieren Gemeinde<br />

und Verbände, bei privaten Anpflanzungen können<br />

Bürger auf professionelle Beratung der Gemeinde<br />

mit Pflanzlisten zur standortgerechten Bepflanzung zurückgreifen.<br />

Zur stärkeren Motivation der Bürger sich an<br />

diesen Angeboten zu beteiligen, gibt es den <strong>Wettbewerb</strong><br />

„Blühendes Wettenberg“. Anfallendes Schnittgut<br />

wird energetisch in einer Hackschnitzelanlage verwertet.<br />

Die Spielplätze im <strong>Dorf</strong>gebiet wurden nach pädagogischen<br />

Kriterien zusammengestellt und ihr Zustand ist<br />

gut. Durch ein dezentrales Mulden- und Rigolensystem<br />

konnte eine dezentrale Versickerung des anfallenden<br />

Regenwassers, insbesondere bei Starkregen, erreicht<br />

werden.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Wettenberg-Launsbach<br />

Launsbach wird umgeben von einer abwechslungsreichen<br />

Kulturlandschaft. Im Südwesten der Gemarkung<br />

liegt das Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund Lahn-<br />

80 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Wettenberg-Launsbach<br />

Dill“. In einer aktiven Kooperation zwischen Gemeinde,<br />

Landwirten und Naturschutzverbänden werden zahlreiche<br />

Projekte zur Landschaftspflege und zum Arten- und<br />

Biotopschutz betreut. Die Landschaftspflegegemeinschaft<br />

pflegt die ausgedehnten Streuobstwiesen mit<br />

1.500 Bäumen und der Obst- und Gartenbauverein<br />

berät bei der Sortenauswahl für Neupflanzungen. Die<br />

Ernte der Bäume wird im Herbst durch den Obst- und<br />

Gartenbauverein versteigert und kann auch gleich<br />

in der örtlichen Kelter zu Saft bzw. Most verpresst werden.<br />

Die gemeindeeigenen Waldflächen werden nachhaltig<br />

bewirtschaftet. Das Grünland wird u.a. mit einer alten<br />

Haustierrasse, dem Roten Höhenvieh, beweidet. Sowohl<br />

artenreiche Magerstandorte wie auch Feucht-<br />

wiesen werden in den Niederungen nach einem abgestimmten<br />

Pflegekonzept genutzt. Die natürlichen Bachläufe<br />

und -täler sind ein wichtiges Nahrungsbiotop für<br />

den Schwarzstorch. Der Gleibach, der durch die westliche<br />

Gemarkung Launsbach fließt, wurde mit Unterstützung<br />

aus Landesmitteln renaturiert. Neben der<br />

Erhaltung einer artenreichen Lebensgemeinschaft ist<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

das Ziel eine autochthone Forellenart (Bachforelle) zu<br />

erhalten. Eine aktive Bachpatenschaft von engagierten<br />

Bürgern begleitet das Renaturierungsprojekt des Gleibaches.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Ernst Friedrich<br />

An der Ziegelhütte 8<br />

35435 Wettenberg<br />

81


Wettenberg-Launsbach<br />

82 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Bewertungsprotokolle<br />

Vorstellung der Teilnehmerorte<br />

der Gruppe B<br />

Calden-Ehrsten<br />

Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

Edertal-Kleinern<br />

Gießen-Allendorf<br />

Gilserberg-Schönau<br />

Groß-Umstadt-Richen<br />

Homberg-Ober-Ofleiden<br />

Hofbieber<br />

Wetter-Oberrosphe<br />

Willingshausen-Zella<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

83


Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

Relativ ruhig und ohne Durchgangsstraßen liegt in dem großen Werrabogen das <strong>Dorf</strong> Kleinvach im Naturpark Meissner-Kaufunger<br />

Wald. Im Osten der kleinen Gemarkung steigt der Hörne mit 523 m Richtung Thüringen an. Nordwestlich<br />

und jenseits des Flusses verlaufen die B 27 und die Bahnstrecke Bebra-Göttingen. Die Kernstadt Bad<br />

Sooden-Allendorf im Werra-Meißner-Kreis befindet sich nur drei km nördlich. Die seit 1196 nachweisbare aber erst<br />

1297 erstmals schriftlich erwähnte Siedlung gruppiert sich um eine mittelalterliche Wasserburg. Ihren Platz nimmt<br />

heute das Rittergut mit seinem Herrenhaus der Renaissance sowie der zugehörigen evangelischen Kirche von 1559<br />

ein. Die 1596 mit dem Gut belehnte und bis vor einigen Jahrzehnten ansässige Familie Hombergk, die sich nach dem<br />

Ort von Vach nannte, bestimmte über Jahrhunderte maßgeblich die Geschicke des <strong>Dorf</strong>es.<br />

Nunmehr zum dritten Mal in Folge nimmt der Ort mit seinen 265 Einwohnern am <strong>Dorf</strong>wettbewerb teil. Als<br />

Leitgedanken steht: „Kleinvach ist ein zukunftsfähiges <strong>Dorf</strong> für alle Generationen.“ Im Internet ist Kleinvach unter<br />

www.bad-sooden-allendorf.de zu finden.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Die Bevölkerungszahl stieg auf Grund der hohen<br />

Flüchtlingszahl in den 50-er Jahren auf 400 Einwohner.<br />

Nach einem Rückgang liegt sie seit 1970 relativ stabil<br />

bei aktuell 265 Personen. Ein Flächennutzungsplan von<br />

2007, ein Landschaftsplan von 2005 sowie ein Bebauungsplan<br />

von 2001 regeln die Siedlungsentwicklung.<br />

Letzterer umfasst im Südosten des Ortskernes 30 Bauplätze.<br />

Diese sind weitgehend belegt. Eine südliche Erweiterung<br />

ist möglich, soll aber unter Aufnahme der<br />

prognostizierten Baulandnachfrage für den Werra-<br />

Meißner-Kreis nicht weiter verfolgt werden. Der Magistrat<br />

unterstützt in geringem Umfang Fassadenrenovierungen<br />

und den Einbau von Fenstern bei denkmalwürdigen oder<br />

geschützten baulichen Anlagen.<br />

Ein Gebäudenutzungs- und Baulückenkataster auf der<br />

EDV-gestützten Grundlage des Landkreises lag noch<br />

nicht vor, soll aber umgesetzt werden. Aktuell gibt es<br />

einen geringen Leerstand. Darunter fallen ein privates<br />

Backhaus und die alte Schule in der Hörnestraße.<br />

Letztere ist in kommunalem Eigentum. Eine städtebauliche<br />

Besonderheit Kleinvachs ist die starke Begrünung<br />

des Ortes mit großzügigen innerörtlichen<br />

Grünflächen. Vor diesem Hintergrund empfiehlt die<br />

Kommission bei der Erstellung des Baulückenkatasters<br />

den unverwechselbaren Charakter des Ortskernes zu<br />

sichern. Das bedeutet, dass unter Mitwirkung der Bewohner<br />

und mit fachlicher Begleitung auch die<br />

langfristig von einer Bebauung freizuhaltenden Flächen<br />

als solche ausgewiesen werden. Dieses würde eine Orientierung<br />

der Grundstückseigentümer bieten.<br />

84 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

Im Verhältnis zur Ortsgröße ist eine gute öffentliche<br />

Grundstruktur im Ort vorhanden. Kommunale Einrichtungen<br />

wie <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus mit Grillplatz, Friedhof,<br />

Feuerwehr, Spiel- und Bolzplatz und Jugendraum<br />

sowie eine kleine Kirche von 1559 sind vorhanden. Die<br />

Anzahl der örtlichen Arbeitsplätze liegt bei ca. 15. Den<br />

größten Anteil daran <strong>hat</strong> die Land- und Forstwirtschaft<br />

mit acht Arbeitsplätzen. Daneben sind einige Handwerksbetriebe,<br />

ein Architekturbüro und ein Gewerbebetrieb<br />

ansässig.<br />

Die Anbindung an die Kernstadt ist zufriedenstellend.<br />

Dort werden auch die Kindergartenkinder betreut. Ein<br />

Anrufsammeltaxi (AST-Taxi) ergänzt das öffentliche<br />

Nahverkehrsangebot. Rollende Dienste sichern eine<br />

Grundversorgung mit Waren und Dienstleistungen.<br />

Die Nähe zur Bäderstadt Bad Sooden-Allendorf und zur<br />

Werra bieten günstige Voraussetzungen, sich als Ort in<br />

die touristische Region einzubinden. Kleinvach liegt an<br />

gut ausgebauten und ausgeschilderten Wanderwegen.<br />

Für Radtouristen ist der Werra-Radweg und die Anbindung<br />

an den Herkules-Radweg Kassel – Eisenach<br />

besonders interessant. Kleine Anlegestellen unterstützen<br />

den Kanutourismus. Im Ort ergänzen eine<br />

Kinderspielwiese, eine Wassertretstelle und Angel -<br />

möglichkeiten die Freizeitangebote. Mit mehreren Übernachtungsangeboten<br />

für unterschiedliche Zielgruppen<br />

ist Kleinvach sehr gut aufgestellt. Darunter befinden sich<br />

der Gutshof und ein u.a. für seine Küche regional bekanntes<br />

Gasthaus mit 60 Betten sowie das <strong>2009</strong> entstandene<br />

kleine „Heuhotel“ an der Werra.<br />

Die Überschaubarkeit des Ortes und die damit verbundene<br />

sozialräumliche Nähe ermöglichen kurze Wege<br />

und schnelle Absprachen zwischen dem Ortsbeirat, den<br />

Bewohnern und der Kirchengemeinde. Die Zusammen-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

arbeit wird insgesamt als gut und vertrauensvoll bewertet.<br />

Die Kommission gewann den Eindruck, dass der<br />

Ortsbeirat örtliche Wünsche und Interessen aktiv aufgreift<br />

und den Weg zur Kommune sucht.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Das soziale und kulturelle Miteinander prägen zum einen<br />

die Kirchengemeinde und die sechs Vereine im Ort.<br />

Mehrfachmitgliedschaften in den Vereinen sind häufig<br />

anzutreffen. Sie zeichnen sich für zahlreiche Treffen, Aktionen<br />

und Feste wie Wanderungen und Seniorentreffen<br />

aus, sind aber auch für regional ausgerichtete<br />

Turniere und Veranstaltungen verantwortlich. Einige<br />

Feste werden gemeinsam organisiert und durchgeführt.<br />

Beispielhaft hierfür stehen: Osterfeuer, Brunnen- und<br />

Backhausfest, Kirmes und Beachparty. Insgesamt sind<br />

viele Kinder und Jugendliche in den Vereinen aktiv.<br />

Dabei findet die Feuerwehr einen besonderen Zuspruch.<br />

In Anlehnung an das Kirchenjahr bietet die Kirchengemeinde<br />

mehrere Angebote für die Bewohner.<br />

Zum anderen gibt es eine Reihe von vereinsunabhängigen<br />

Gemeinschaftsaktivitäten und Nachbarschaftsleistungen,<br />

die dem gesamten Ort zu gute kommen. Von<br />

beispielhafter Eigeninitiative zeugen die in ihrer<br />

gesamten Länge nach historischem Vorbild und mit<br />

vorhandenem Material gepflasterte <strong>Dorf</strong>straße und die<br />

Innenrenovierung der Kirche. Ein im Verhältnis zur Ortsgröße<br />

beeindruckendes Engagement ist noch anderweitig<br />

zu verzeichnen. Die örtliche Teilnahme am<br />

Freiwilligentag wird für die Pflege von Erholungsflächen,<br />

u.a. am Kulturdenkmal „Weißes Kreuz“ genutzt. <strong>Dorf</strong>bewohner<br />

betreuen die örtliche Kleinkindergruppe über<br />

den „Tigerlämmchenclub“. Sie gestaltete auch den Bar-<br />

85


fußweg im Bereich der Wassertretstelle. Weiterhin gibt<br />

es neben dem AST-Taxi das Angebot „Ältere fahren Jüngere”<br />

mit dem Auto für Jugendliche. Auch die Organisation<br />

und Gestaltung des Jugendraumes unter Regie<br />

des Sportvereins ist vorbildlich. Inwieweit ein hinausgehender<br />

Bedarf in der Betreuung von Kindern im Alter<br />

von sechs bis 14 Jahren besteht, war für die Kommission<br />

nicht auszumachen. Ungewöhnlich befand die Kommission,<br />

dass sich bisher kein Bewohner mit der schriftlichen<br />

Aufarbeitung der interessanten Ortsgeschichte befasst.<br />

Eine mobile Essensversorgung ermöglicht der örtliche<br />

Gasthof am Ortseingang. Er wird Generationen übergreifend<br />

betrieben. Zu ihm gehört ein landwirtschaftlicher<br />

Betrieb mit Schweinemast. Der Gasthof bietet 60<br />

Betten vornehmlich für Wander- und Radtouristen an.<br />

Der Apfelweinpressclub verarbeitet und vermarktet<br />

eigene Obstprodukte. Eine neue private Initiative greift<br />

den Kanu-Tourismus auf der Werra auf. Sie bietet einen<br />

Transfer-Service im alten Fährhaus mit eigener Anlegestelle<br />

und Heuhotel im – damit sinnvoll umgenutzten<br />

– ehemaligen Raiffeisenlager an. Als Unterstützung<br />

dieses lokalen Unternehmens wäre die Arrondierung<br />

des benachbarten, gegenwärtig brach<br />

liegenden kleinen Grundstücks zur Nutzung für eine Toilettenanlage<br />

oder sonstige ergänzende Einrichtungen<br />

der Kanustation empfehlenswert. Dieses erfordert nach<br />

Aussagen den Grunderwerb. Vielleicht kann die Stadt<br />

bei den Kaufverhandlungen vermitteln oder das kleine<br />

Areal zunächst selbst erwerben.<br />

Einen besonderen Stellenwert im kulturellen und touristischen<br />

Angebot nimmt das Rittergut ein. Dort bietet die<br />

anderenorts wohnende Eigentümerfamilie attraktive Ferienwohnungen<br />

an. Der Schafstall kann für Feiern<br />

genutzt werden. Im großen Gutshof finden Floh- und andere<br />

Märkte statt. Als erfolgreiche, über den Ort hinaus<br />

Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

strahlende Initiative <strong>hat</strong> sich die Veranstaltung "LaWerra"<br />

etabliert. Schon zum dritten Mal findet die Ausstellung<br />

von Frauenkunst aus der Region statt. Mit über 30<br />

Künstlerinnen verschiedener Sparten zieht sie zahlreiche<br />

Besucher an und gilt (noch) als Geheimtipp.<br />

Insgesamt wirkt das Miteinander der Akteure in dem<br />

kleinen Ort allein schon durch die räumliche Nähe sehr<br />

verwoben. Eingebunden sind, gemäß dem oben genannten<br />

Motto, alle Generationen und auch die Neubürger.<br />

Eine ausgeprägte Nachbarschaft und ein starkes Wir-<br />

Gefühl ist spürbar und erlebbar. Dieses zu pflegen und<br />

über die junge Generation kontinuierlich zu generieren<br />

wird eine wichtige Aufgabe nicht nur für den Ortsbeirat<br />

sein. Dieses dürfte der Ortsgemeinschaft auch zukünftig<br />

gelingen, wenn Mitwirkung und die Bereitschaft, Verantwortung<br />

zu teilen, weiterhin angeboten werden.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Obwohl nur wenige herausragende historische Einzelbauten<br />

das Ortsbild bestimmen, macht ein stimmiges<br />

Gesamtbild den besonderen Reiz von Kleinvach aus.<br />

Dieses begründet sich einerseits aus der dem Flussverlauf<br />

folgenden Bebauung in der Werraniederung. Andererseits<br />

ist es der klar ablesbare städtebauliche<br />

Grundriss mit den großen innerörtlichen Freiflächen. Aus<br />

86 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

geschichtlichen Erwägungen wurde der historische<br />

Ortskern einschließlich des Uferstreifens als Gesamtanlage<br />

nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz ausgewiesen.<br />

Im Zentrum steht dabei der Gutshof. Dieser<br />

wie weitere Gebäude in der Hörnestrasse und Fährgasse<br />

besitzen die Wertigkeit von Einzeldenkmälern. Die Baudenkmäler<br />

dokumentieren in ihren Grundrissen und Ausführungen<br />

die wirtschaftliche und soziale Entwicklung<br />

des Ortes bis in das 19. Jahrhundert und damit vierhundert<br />

Jahre Ortsgeschichte. Hier herrschen als traditionelle<br />

Baumaterialien Fachwerk, Holz, Sandstein und<br />

Ziegel vor. Der rote Krempziegel findet sich nur noch<br />

vereinzelt. Das Gutshaus sowie die Kirche sind massiv<br />

gebaut und verputzt. Die Ergänzung des alten Straßendorfes<br />

durch eine relativ einheitliche, südlich vorgelagerte<br />

Bauzeile der Nachkriegszeit gliedert sich gut ein.<br />

Dieselbe Qualität sollte auch in den jüngsten Erweiterungsgebieten<br />

durch eine gewisse Einheitlichkeit<br />

bei Formen, Farben und Materialien angestrebt werden.<br />

Die Verwendung glänzender Dachziegel, eine manchmal<br />

willkürlich erscheinende Anordnung von Photovoltaikelementen<br />

oder untypische Bauformen bilden<br />

hier aber auch im Ortskern stellenweise eine Beeinträchtigung<br />

des Ortsbildes. Überstände an Gauben etc.<br />

Verzierungen an Blendbrettern und Balkongeländern<br />

sowie Treppenläufen verweisen vereinzelt auf nachempfundene<br />

süddeutsche Gestaltungsmerkmale. Ein Rückgriff<br />

auf einfache regional überlieferte Ausführungen<br />

würde zuweilen zu einem ruhigeren Gesamtbild beitragen.<br />

Textlich und bildlich festgehaltene Gestaltungsempfehlungen,<br />

verbunden mit Nutzungshinweisen zum<br />

Einsatz alternativer Energien und einer fachlichen Beratung<br />

im Vorfeld der Baumaßnahmen werden empfohlen.<br />

Das <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus (DGH), eingerichtet in der<br />

ehemaligen <strong>Dorf</strong>schule, ist architektonisch ansprechend.<br />

Es stellt mit dem gut ausgestatteten Jugendraum und<br />

der separaten Grillhütte einen zum geselligen Treffen<br />

und Feiern einladenden Ortsmittelpunkt dar. Der<br />

Gesamteindruck könnte aus Sicht der Kommission durch<br />

eine ansprechendere Außengestaltung noch mehr<br />

gewinnen. Bei einem ev. Neueinbau der Fenster sollte<br />

eine konstruktive Fensterteilung gewählt werden.<br />

Das bestehende Feuerwehrhaus fügt sich gut in das<br />

Ortsbild ein. Der geplante und im Modell vorgestellte<br />

seitliche Anbau sollte jedoch nochmals überdacht werden.<br />

Alternativ wäre ein Zwillingsbau mit Durch-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

gangsmöglichkeit zu erwägen. Das kommunale und<br />

noch zu sanierende Nachbargebäude aus dem frühen<br />

19. Jahrhundert (alte Schule) wäre vielleicht als Schulungsraum<br />

geeignet und damit einer sinnvollen Nutzung<br />

zugeführt.<br />

Die im Inneren anlässlich der 400-Jahrfeier vorbildlich<br />

erneuerte Kirche würde nach entsprechender Sanierung<br />

der Fassade und der Umgestaltung der Außenanlage<br />

unzweifelhaft eine Bereicherung des Ortsbildes darstellen.<br />

Ein auf dem Nachbargrundstück gelegener Flüssiggastank<br />

könnte durch entsprechende Abpflanzung in<br />

seiner störenden Wirkung gemildert werden.<br />

Eine Bereicherung für die Brunnenfeste bildet ein privat<br />

vorbildlich instandgesetztes Backhaus. Ein weiteres<br />

Backhaus, derzeit vom Verfall bedroht, sollte allein aus<br />

städtebaulichen Gründen für eine zukünftige Nutzung –<br />

welcher Art auch immer - unbedingt gesichert und erhalten<br />

werden. Gleiches gilt für eine baulich intakte alte<br />

Schmiede, ebenfalls in Privathand. Anzuerkennen ist die<br />

private Leistung für die Erhaltung des großen und ortsbildprägenden<br />

Gutshofes mit seiner umfangreichen<br />

Bausubstanz, bestehend aus Herrenhaus, großvolumigen<br />

Scheunen und Brennhaus.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Einen unschätzbaren Wert stellt der Fluss mit seinen begrünten<br />

Ufern und den dortigen, den Häusern vorgelagerten<br />

Bauerngärten dar. Die nach altem Vorbild mit<br />

vorhandenem Material vorbildlich in Eigenleistung<br />

gepflasterte Fährgasse und Hörnestraße versinnbildlichen<br />

hier symbolhaft die „Durchgängigkeit in der<br />

Vielfalt”. Der niveaugleiche Ausbau der Gehwege oder<br />

die Verwendung halbhoher Bordsteine tragen mit dazu<br />

87


ei. Sehr ansprechend sind Grünstreifen, die die Hörnestrasse<br />

flankieren und der Verzicht auf ausgewiesene befestigte<br />

Gehwege. Im Gegensatz dazu steht mancher<br />

private und halböffentliche Randbereich. Sie zeichnen<br />

sich durch Material- und Gestaltungsvielfalt aus. Anerkennenswert<br />

ist die Wiedererrichtung eines Brunnens<br />

an alter Stelle, wobei die Gestaltung durch Anhäufung<br />

unterschiedlicher Elemente nicht ganz schlüssig erscheint.<br />

Die mit einfachen Mitteln angelegte Bootsanlegestelle<br />

fügt sich gut in den schönen Wiesenbereich am Werraufer<br />

ein. Auch die rustikale Bushaltestelle unter einer großen<br />

Eiche passt zum <strong>Dorf</strong>. Eine Frauengruppe von 15 Personen<br />

pflegt in verdienstvoller Weise das öffentliche Grün.<br />

Neben Obstbäumen und Weide- und Grünflächen bestimmen<br />

viele Hainbuchenhecken das Ortsbild. Auch<br />

schöne Ruderalflächen mit Spontanvegetation, Nutzgärten<br />

und individuelle Rabattenbepflanzungen mit<br />

Stauden sowie alten Rosenstöcken finden sich. Mit den<br />

Fassadenberankungen ergibt sich insgesamt ein sehr<br />

vielgestaltiges, aber dem dörflichen Charakter durchaus<br />

angemessenes Bild. Ein Kleinod sind die vorhandenen<br />

Gartenzäune mit alten Granitpfosten, ergänzt durch viele<br />

Staketenzäune; so auch am neugestalteten Spielplatz an<br />

der Werra. Das Neubaugebiet weicht optisch durch seine<br />

Konzentration von Nadelgehölzen vom Ortskern ab.<br />

Am Parkplatz des Gasthofes „Zur Linde“ sollte unbedingt<br />

die Planung umgesetzt werden, die eine Eingrünung<br />

der Fläche durch Bäume und Hecken anstelle des<br />

vorhandenen Metallzaunes vorsieht. Weiterhin wird eine<br />

Ergänzung des Bestandes an großkronigen Bäumen im<br />

öffentlichen Raum, vor allem in den Nebenstraßen,<br />

empfohlen. Der schon oben angesprochene DGH-Platz<br />

verdient eine hochwertigere Gestaltung, die eine ökologische<br />

Aufwertung durch Versickerungsmöglichkeit<br />

und Funktionalität mit noch höherer Aufenthaltsqualität<br />

verbindet. Empfohlen wird eine Entsiegelung und die<br />

Pflanzung eines großkronigen Baumes in der Mitte, das<br />

Trafohäuschen sollte eingegrünt werden.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Das <strong>Dorf</strong> findet im Westen und Norden eine natürliche<br />

Rahmung durch den Flusslauf der Werra. Nach Süden<br />

und Osten bilden Neubaugebiete den Ortsrand. Hier<br />

wäre eine Verbesserung der Eingrünung möglich; auf<br />

eine Erweiterung der Neubaugebiete sollte verzichtet<br />

werden.<br />

Die das <strong>Dorf</strong> umgebenden Ackerflächen und Weiden<br />

der Flussniederung werden in weiterer Entfernung durch<br />

das hügelige Waldgebiet begrenzt. Im Außenbereich<br />

gibt es schöne Streuobstbestände, die durch eine Arbeitsgruppe<br />

gepflegt werden. Für die Verwertung sorgt<br />

der örtliche Kelterclub. Mit Ausnahme der Ortslage liegt<br />

die Gemarkung im „Landschaftsschutzgebiet Auenverbund<br />

Werra“.<br />

Eine regionale Besonderheit mit Seltenheitswert sind die<br />

privat genutzten und dadurch auch in ihrem Bestand erhaltenen<br />

34 Kelleranlagen südlich der Ortslage aus dem<br />

späten 19. Jahrhundert. Ein weiteres kulturlandschaftliches<br />

Denkmal, auch als Wanderziel ausgewiesen, stellt<br />

die südlich des Ortes gelegene ehemalige Wüstung<br />

Wettingen mit der reizvollen Andreaskapelle, dem Friedhof<br />

mit Grablege der örtlichen Adelsfamilie Hombergk<br />

und dem weißen Kreuz dar. Die Wegeverbindungen<br />

dorthin könnten durch passende Bepflanzungen noch<br />

attraktiver gestaltet werden. Vergleichbares gilt für die<br />

Brückenstraße als Ortseingang von Westen. Eine kleine<br />

Allenausbildung mit hochstämmigen Bäumen wäre ein<br />

Vorschlag.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

Borken-Dillich<br />

Ortsvorsteher<br />

Klaus Polednicek<br />

Brückenstraße 12<br />

37242 Bad Sooden-Allendorf - Kleinvach<br />

88 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

89


Calden-Ehrsten<br />

Ehrsten liegt in einem der nördlichsten Ausläufer der Hessischen Senke im flachen Talgrund der Nebelbeeke im<br />

Landkreis Kassel. Im Westen grenzt die Gemarkung an den Habichtswald. Die nähere und weitere Umgebung von<br />

Ehrsten ist durch die Höhen des Mittelgebirges geprägt. Dabei steigen im Süden und Südwesten der Bärenberg und<br />

Hohe Dörnberg auf bis zu 600 Meter an. Gemarkung und Ort werden von mehreren Bächen durchzogen.<br />

Als <strong>Dorf</strong> „Heristi, später „Hersten“, schaut Ehrsten auf eine über 1200-jährige Geschichte zurück. Seine erste urkundliche<br />

Erwähnung ist 952. Die Siedlung liegt im wechselnden Einflussbereich der fränkischen und sächsischen Grafen<br />

und der Paderborner und Mainzer Kirchen. Das Rittergeschlecht derer von Schartenberg bestimmt die<br />

Entwicklung für einige Jahrhunderte. Ein Bergfried der westlich gelegenen Burganlage zeugt heute noch davon.<br />

Die bewegte Geschichte Ehrstens begründet sich u.a. aus der strategischen Lage der Siedlung am Fulda-Diemel-<br />

Höhenweg (Hohe Straße), einer bis ins 14. Jahrhundert wichtigen Verkehrsachse. Sprachlich beeinflusst wird Ehrsten<br />

durch seine Lage an der Sprachgrenze zwischen Nieder- und Mitteldeutsch, wobei sich in Ehrsten die niederdeutsche<br />

Mundart durchsetzte.<br />

Das einst bäuerlich-handwerklich geprägte <strong>Dorf</strong> erlebte mit dem industriellen Aufschwung in Kassel und dem Bahnbau<br />

im 19. Jahrhundert größere soziale und wirtschaftliche Veränderungen. Der Bau des Flughafens in Calden 1968<br />

und die Eingemeindung zu Calden 1972 setzten weitere Entwicklungsimpulse in den vergangenen Jahrzehnten.<br />

Heute zählt der Ort 701 Einwohner. In der Befürchtung, die eigene dörfliche Identität zu verlieren, haben sich die<br />

Ehrstener zur Aufgabe gesetzt, ihre Lebensqualität durch eigenes Zutun bewusst weiter zu entwickeln. Ihr Leitmotto<br />

lautet: „1200 Jahre machen Lust auf Zukunft“. Nach 2005 <strong>hat</strong> Ehrsten 2008 zum zweiten Mal am <strong>Dorf</strong>wettbewerb<br />

teilgenommen. Beide Male konnte sich der Ort für den <strong>Landesentscheid</strong> qualifizieren. Mit der Anerkennung als <strong>Dorf</strong>erneuerungsschwerpunkt<br />

2007 wird Ehrsten in der Folgezeit nunmehr auch finanziell unterstützt.<br />

Allgemeine Entwicklung des <strong>Dorf</strong>es<br />

Die Bewohner Ehrstens sind über ein enges Informations-<br />

und Mitwirkungsnetzwerk in die Entscheidungen<br />

des Ortsbeirats und der Kommune eingebunden. Als<br />

wichtiger Impulsgeber und Koordinator dörflicher<br />

Schwerpunkte <strong>hat</strong> sich bereits 1996 der „Arbeitskreis<br />

Geschichte und <strong>Dorf</strong>entwicklung e.V.“ (AGD) gebildet.<br />

Unter großer Beteiligung der Bewohnerschaft gehen<br />

zahlreiche Projekte auf ihn zurück. Mit Beginn der <strong>Dorf</strong>erneuerung<br />

wurde ein Arbeitskreis gebildet. Dieser gliedert<br />

sich bei ca. 60 Aktiven in sechs thematische<br />

Gruppen. Kurze Wege, arbeitsteiliges und professionelles<br />

Vorgehen, eine enge Vernetzung zu den Vereinen<br />

und intensive Abstimmung mit dem Ortsbeirat sowie die<br />

Durchführung von Bürgerversammlungen, kennzeichnen<br />

überzeugend die innerörtliche Zusammenarbeit. Hinzu<br />

kommen die wöchentlichen Bürgersprechstunden durch<br />

90 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Calden-Ehrsten<br />

den Ortsvorsteher. Gute Kontakte bestehen zur polnischen<br />

Kirchengemeinde und zum „Schutzhof Calden“.<br />

Seit einigen Jahren findet ein verstärkter Austausch mit<br />

benachbarten Ortsteilen und Gemeinden projektbezogen<br />

statt.<br />

Mit aktuell 701 Einwohnern <strong>hat</strong> Ehrsten gegenüber dem<br />

Jahr 1995 gut 80 Einwohner verloren. Auch vor diesem<br />

Hintergrund wurde ein Leerstandskataster erstellt. Danach<br />

verzeichnet Ehrsten elf Gebäudeleerstände. Erste<br />

Anwesen konnten veräußert werden. In der Vergangenheit<br />

wurde bereits der Gutshof zu Wohnzwecken, die<br />

große landwirtschaftliche Scheune als Konzertscheune<br />

und ein Aussiedlerbetrieb als „Schutzhof Calden“ umgebaut.<br />

Dem Ziel, den Ortskern zu stärken und zu reaktivieren,<br />

wurde dadurch Rechnung getragen, dass die<br />

Ausweisung einer Wohnbaufläche von vier ha 2007 nicht<br />

weiter bauleitplanerisch verfolgt wurde. Die weitere<br />

Siedlungsentwicklung soll verdichtend und arrondierend<br />

erfolgen. Im Ort findet sich hierzu ein hohes Problembewusstsein.<br />

Die Kommission empfiehlt auch konzeptionell<br />

an dem Thema „Gebäudeleerstand – Wiedernutzung“<br />

weiter zu arbeiten. So besteht über die <strong>Dorf</strong>erneuerung<br />

im Grundsatz die Möglichkeit, über Gespräche<br />

und Objekt- oder Teilbereichsplanungen,<br />

Grundstücks- und Nutzungsüberlegungen zu skizzieren.<br />

Es sollte auch eine aktive Vermarktung der Anwesen<br />

unter Einbindung (Federführung) der Gemeindeverwal-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

tung angestrebt werden. Weiterhin würde ein qualifiziertes<br />

Freiflächenkataster Hinweise für die weitere<br />

bauliche Entwicklung im <strong>Dorf</strong> bieten. Auch nach Abschluss<br />

der <strong>Dorf</strong>erneuerung sollte die „eingefrorene“<br />

Planung nicht aktiviert werden. Mit der 18. Änderung<br />

des Flächennutzungsplans wurde die Flächenentwicklung<br />

für Ehrsten 2007 aktualisiert; der Landschaftsplan<br />

wurde in den 90er Jahren fortgeschrieben. Mehrere Bebauungspläne<br />

sind vorhanden, u.a. zur Legalisierung<br />

eines Kleingartengebietes östlich des Ortes. Calden ist<br />

Mitglied im Regionalforum „KulturLandschaft Hessen-<br />

Spitze“. Dieses wird auch als Lokale Aktionsgruppe im<br />

Rahmen des Leader-Programmes durch die Europäische<br />

Union gefördert. Welche Wechselwirkungen zwischen<br />

Ehrsten und dem Regionalforum bestehen wurde nicht<br />

vorgestellt.<br />

Seit einigen Jahren richtet sich der örtliche Fokus auf die<br />

Aufstellung eines Konzeptes zur Nutzung regenerativer<br />

Energien und auf Planungen zur Steigerung der örtlichen<br />

Energieeffizienz sowie auf Ansätze der Energievermeidung.<br />

Hierzu wurden u.a. eine Machbarkeitsstudie<br />

über das Kompetenznetzwerk DeENet, eine Haushaltsbefragung,<br />

ein Dachflächensolarkataster und mehrere<br />

öffentliche Informationsveranstaltungen durchgeführt.<br />

Nach der ersten Auswertung werden Potenziale in dem<br />

Ausbau von Solarenergiesystemen und dem Aufbau<br />

eines Nahwärmenetzes im Ortskern im Weiteren geprüft.<br />

Ein auch investives Interesse der Bewohner scheint<br />

vorhanden zu sein. Vorbildhaft ist die Konzeptanbindung<br />

an Ansätze der Kommune und des Landkreises. Welchen<br />

Stellenwert die 2006 vorgestellten Überlegungen zur<br />

Einbringung von Biomasse und damit zur Sicherung<br />

91


landwirtschaftlicher Arbeitsplätze noch haben, blieb bei<br />

der Vorstellung offen.<br />

Die öffentliche Grundversorgung in Ehrsten ist zufriedenstellend.<br />

So gibt es neben einem <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus<br />

(DGH) u.a. Spiel- und Freizeitanlagen,<br />

Vereinsgebäude, einen Friedhof mit Trauerhalle sowie<br />

eine ev. und kath. Kirche mit eigenen Jugend- und Gemeinderäumen.<br />

Für das DGH. 1975 aus der alten Schule<br />

entstanden, wird zurzeit ein Trägerkonzept erstellt. Die<br />

Kommission empfiehlt hierzu den Kontakt zu Willingshausen-Zella,<br />

einem weiteren <strong>Wettbewerb</strong>steilnehmer,<br />

aufzunehmen. Kinderkrippe, Kindergärten und Schulen<br />

liegen in der Kerngemeinde und Umgebung.<br />

Ca. 50 Unternehmen mit knapp 100 Arbeitsplätzen in<br />

Handwerk, Landwirtschaft und insbesondere Dienstleistung<br />

sind in Ehrsten zu finden. Hierunter fallen auch die<br />

privat geführte, überregional bekannte Kulturscheune,<br />

der „Schutzhof Calden“ als größter Arbeitgeber und das<br />

landtechnische landwirtschaftliche Lohnunternehmen<br />

sowie ein Hofladen-Cafe´ und eine Bankfiliale. Mit sieben<br />

Betrieben, davon vier im Haupterwerb ist die Landwirtschaft<br />

noch relativ stark im Ort vertreten.<br />

Die Versorgung mit Dienstleistungen und Gütern des<br />

täglichen Bedarfs im Ort sicher zu stellen, <strong>hat</strong> sich 1998<br />

die Bewohnerschaft nach Schließung des letzten Ladens<br />

zur Aufgabe gestellt. Seit nunmehr knapp 12 Jahren gibt<br />

es in den Räumen des ehemaligen Ladens in der Ortsmitte<br />

das neue und nunmehr barrierefrei ausgebaute<br />

Geschäft. Unter dem Namen „<strong>Unser</strong> Laden“ wird dieses<br />

als GbR geführt. Getragen wird es von ca. 70 Bewohnern,<br />

einem ehrenamtlich tätigen Vorstand und sieben<br />

Bewohnerinnen auf 400 Euro Basis. Daneben haben<br />

zahlreiche Bewohner in den vergangenen Jahren an<br />

dem Aufbau mitgewirkt. Die Angebotspalette wurde<br />

stetig erweitert. Heute finden sich dort neben Lebensmitteln<br />

und Backwaren, Frischfleisch, Versandhausvertretung,<br />

Bücherei, Zeitschriften und ein Cafe´. Angenommen<br />

werden Lottoscheine und Wäsche zur Reinigung.<br />

Viele Frischprodukte kommen aus der Region; die<br />

Waren werden auch dorthin ausgeliefert. Mit dem Bürgerladen<br />

konnte nicht nur das Versorgungsdefizit behoben<br />

werden. Der Laden ist vielmehr auch zu einem<br />

unentbehrlichen Treffpunkt für die Bewohner geworden.<br />

Direktvermarktung und Imkerei erweitern die Angebotspalette<br />

im <strong>Dorf</strong>. Zum Leidwesen der Bewohner fehlt<br />

es noch immer an einer Gaststätte. Für Bewohner und<br />

Calden-Ehrsten<br />

Betriebe ist auch der fehlende DSL-Anschluss nachteilig.<br />

An einer Lösung wird zurzeit mit der Kommune gearbeitet.<br />

Ohne wirtschaftliche Bedeutung für den Ort ist<br />

der Tages- und Übernachtungstourismus.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Als beispielhaft und beeindruckend bewertet die Kommission<br />

die Breite der dörflichen Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen.<br />

Sie werden einerseits getragen aus der<br />

Achtung vor der Tradition und Geschichte sowie einer<br />

großen Verbundenheit mit dem <strong>Dorf</strong>. Andererseits<br />

zeichnen sich die Projekte durch Innovation und<br />

Zukunftsorientierung aus. An der kulturellen, sozialen<br />

und wirtschaftlichen Entwicklung im <strong>Dorf</strong> sind die bestehenden<br />

Vereine und „modernen“ Arbeitsgruppen<br />

gleichermaßen beteiligt. Dabei wird auch ein großes<br />

Augenmerk auf den umliegenden Kulturraum gelegt.<br />

Unter den Vereinen befindet sich der über 100 Jahre<br />

alte und mitgliederstärkste Verein der freiwilligen<br />

Feuerwehr. Er engagiert sich stark in der Kinder- und Jugendausbildung,<br />

organisiert eine Reihe von Veranstaltungen<br />

und Festen im Jahr und pflegt internationale<br />

Kontakte. Mit einem großen Anteil von Eigenleistungen<br />

konnte das alte Geräte- und Schulungshaus um- und<br />

ausgebaut werden. Traditionsreich sind auch der gemischte<br />

Chor von 1886, der ortsübergreifende Zusammenschluss<br />

der Landfrauen, die sozialdemokratischen<br />

Gruppierungen und der Turn- und Sportverein. Die Vereine<br />

sind in einem Vereinsring zusammengeschlossen.<br />

Über dem „AK Geschichte und DE“ wurde die dörfliche<br />

Geschichte neu thematisiert. Im Ergebnis sind u.a.<br />

92 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Calden-Ehrsten<br />

eine Chronik und ein Kalender, ein <strong>Dorf</strong>archiv, ein Brunnenkataster,<br />

die Dokumentation der Mundart und alter<br />

Hausnamen, Ortstafeln und vieles mehr entstanden. Begleitet<br />

werden die „Entdeckungen“ und Forschungsergebnisse<br />

durch zahlreiche öffentliche Veranstaltungen<br />

mit dem Ziel, die Spuren der Geschichte im <strong>Dorf</strong> nachhaltig<br />

in Wert zusetzen und im Alltag soweit wie möglich<br />

zu verankern. Hierzu zählt auch die Pflege der<br />

Kulturlandschaft und der vorhandenen Biotope. Auf öffentlichen<br />

Grenzbegängen wird die Gemarkung vorgestellt.<br />

Die Anlage von Kulturwegen befindet sich im<br />

Aufbau. Dieses gilt auch für eine eigene Homepage. Sie<br />

soll umfassende Informationen sowohl in Hochdeutsch<br />

als auch in Platt aufnehmen und auch über Angebote<br />

des <strong>Dorf</strong>ladens informieren.<br />

Die jahreszeitlich festgelegten und überlieferten Feste<br />

wie Kirmes, Erntedank, Karneval und Lanfterfest wurden<br />

in den vergangenen Jahren anlassbezogen erweitert.<br />

Hierzu trägt auch die Neuanlage eines <strong>Dorf</strong>platzes in der<br />

Ortsmitte bei. Dieser wurde überwiegend in Eigenleistung<br />

ausgebaut wie auch der <strong>2009</strong> eingeweihte<br />

naturnahe Spielplatz und die Anlage einer Multifunktionsfläche<br />

für die Jugendlichen. Die zuletzt durchgeführten<br />

Projekte stehen ebenfalls beeindruckend für die<br />

Selbsthilfe und Eigenorganisation der Bewohner.<br />

Die Aufnahme und dörfliche Integration von Spätaussiedlern<br />

wie auch ein harmonisches Miteinander der Religionsgemeinschaften<br />

prägen weiterhin das soziale<br />

Leben im <strong>Dorf</strong>. Die Jugendlichen werden neben den<br />

Vereinen durch ein Jugendorchester und ein zweimal<br />

wöchentlich geöffnetes, kirchlich betreutes Jugendzentrum<br />

angesprochen. Die sehr aktive Kirchengemeinde<br />

wird durch einen eigenen, neu gegründeten Förderverein<br />

unterstützt.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

All die oben aufgeführten Aktivitäten und Planungen lassen<br />

erkennen, dass sich die Bewohner von Ehrsten sehr<br />

stark mit ihrem <strong>Dorf</strong> identifizieren und eine große Bereitschaft<br />

vorliegt, die Lebensqualität in ihrem <strong>Dorf</strong> auch<br />

für die nächsten Jahrzehnte zu sichern.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Mit zwei von Südwest nach Nordost parallel verlaufenden<br />

Straßen wirkt der heutige „alte“ Ortskern von Ehrsten<br />

planmäßig angelegt. Rechtwinklig abgehende<br />

Quergassen verbinden die beiden Längsstraßen. In<br />

einem der schachbrettartig ausgebildeten Karrees (alter<br />

Kirchhof) liegt die Kirche. Mit Bauelementen aus dem<br />

15. Jahrhundert weist sie spätgotische Elemente auf und<br />

dürfte damit zu den ältesten baugeschichtlichen Zeugnissen<br />

im Ort zählen. In unmittelbarer Nachbarschaft<br />

steht das 1834 erbaute Pfarrhaus. Die bauliche Entwicklung<br />

verlief allerdings entlang der alten <strong>Dorf</strong>straße, der<br />

heutigen Zierenberger Straße. Im Norden begrenzt die<br />

Lanfter die historische Bebauung. Der alte Ortskern mit<br />

seiner straßenzeiligen (Hof-)Bebauung und den rückwärtigen<br />

Garten- und Freiflächen steht als Gesamtanlage<br />

aus geschichtlichen Gründen unter Denkmalschutz.<br />

Sie umfasst auch eine größere Anzahl von Einzeldenkmälern.<br />

Diese stammen überwiegend aus dem 18. und<br />

19. Jahrhundert und stehen zumeist in der Tradition des<br />

mitteldeutschen Ernhauses, sind aber auch als Hofanlage<br />

ausgebildet. Die zumeist in Fachwerkrähmbauweise<br />

errichteten und zum Teil noch verkleideten bzw. verputzten<br />

Gebäude prägen das städtebauliche Bild. Die<br />

ab den 60er Jahren entstandenen Baugebiete wirken im<br />

Vergleich zum Ortskern weitläufig und mit Ausnahme<br />

des großen Baugebietes im Nordwesten organisch angelegt.<br />

Sie umschließen den alten Ort in weiten Teilen.<br />

93


Zumeist unauffällig fügen sich die Neubauten hinsichtlich<br />

ihrer Maßstäblichkeit, Materialwahl und Farbgebung<br />

einschließlich ihrer An- und Umbauten in das Ortsbild<br />

ein. Dieses gilt auch für die kommunalen und kirchlichen<br />

Gebäude, die sich in einem guten Zustand befinden.<br />

Beispiele hierfür sind der Feuerwehrstützpunkt, ehemals<br />

Raiffeisenlager, die Bushaltestellen und die Freizeitanlagen<br />

(zum Teil noch renovierungsbedürftig) und die Trauerhalle,<br />

1953 erbaut. Herausragend saniert ist die Kirche.<br />

Wie diese ist auch das DGH ein identitätsstiftendes<br />

Kleinod. Die Kommission empfiehlt die weiteren Umbaumaßnahmen<br />

im DGH unter Aufnahme der historischen<br />

Vorgaben und Baudetails handwerklich auszuführen.<br />

Im <strong>Dorf</strong> finden sich gute Beispiele für private Gebäudesanierungen<br />

und -renovierungen sowie Umnutzungen.<br />

Über die beraterische und finanzielle Unterstützung aus<br />

dem <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm ist zu erwarten, dass<br />

weitere Anwesen folgen. Dieses würde die innerörtliche<br />

Wohnqualität stärken und das Ortsbild bereichern. Es ist<br />

zu wünschen, dass die noch vorhandenen historischen<br />

Baudetails wie Türen etc. dabei aufgenommen werden.<br />

Empfohlen wird im Rahmen der <strong>Dorf</strong>erneuerung eine<br />

möglichst grundstücksbezogene Bau-, Gestaltungs- und<br />

Grünfibel unter Beteiligung der Bewohner und fachlicher<br />

Begleitung zu erstellen. Positive Beispiele könnten<br />

z.B. durch Vorstellung im Internet, Ortstafeln, Rundweg<br />

öffentlich In-Wert gesetzt werden. Die Bürgerbroschüre<br />

könnte durch Empfehlungen zur Nutzung alternativer<br />

Energien einschließlich und Hinweise zu geeigneten<br />

Dachflächen (Dachflächenkataster) ergänzt werden. Dieses<br />

ist mit der unteren Denkmalschutzbehörde abzustimmen.<br />

Im Weiteren wird auf die 2006 protokollierten<br />

Anregungen zur baulichen Entwicklung verwiesen.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Eine große Zahl hochstämmiger und großkroniger Laubbäume,<br />

insbesondere Linden, prägt das <strong>Dorf</strong>bild nicht<br />

nur im Ortskern. In weiten Teilen fassen Bäume, niedrigere<br />

Gehölze oder Hecken beidseits den Straßenraum.<br />

Die Kommission empfiehlt die fehlenden Raumkanten<br />

durch Neuanpflanzungen auszubilden und auch die Blumenkübel<br />

zu ersetzen. Auffallend die zahlreichen Hausberankungen,<br />

Wein aber auch Rosengewächse, die<br />

Hecken und die vielfältigen innerörtlichen Ziergärten mit<br />

üppigem Staudenbestand. Gute Beispiele finden sich<br />

Calden-Ehrsten<br />

auch in den jüngeren Baugebieten, wo Rotdorn, Linden<br />

und Lavendel bepflanzte Rabatten vorzufinden sind.<br />

Daneben finden sich aber auch Straßenbereiche mit<br />

zahlreichen standortfremden und ökologisch minderwertigen<br />

Gehölzen sowie eine größere Anzahl verdichteter<br />

Freiflächen. Sehr harmonisch zeigt sich das<br />

Ortsbild in den Abschnitten mit den unbefestigten Straßenrandstreifen<br />

u.a. in den Ortseingängen. Nutz- und<br />

Grabland ist in der bebauten Ortslage noch häufig zu<br />

finden. Vom Anglerverein gespendet wurde ein Schwalbenhaus<br />

aufgestellt. Es wäre wünschenswert, wenn über<br />

Beratung und Bürgerbroschüre die standortfremden Gehölze<br />

nach und nach ersetzt würden. Dabei könnten<br />

mehrere private Flächen, z.B. das Ladenumfeld, durch<br />

Teilentsiegelungen und Bepflanzungen aufgewertet<br />

werden.<br />

Unter Aufnahme der Ortsgeschichte und mit dem Ziel,<br />

die ökologische Vielfalt und Aufenthaltsqualität im <strong>Dorf</strong><br />

zu verbessern, plant der Arbeitskreis <strong>Dorf</strong>erneuerung,<br />

die innerörtliche „grüne Achse“ zu stärken. Die Verbindung<br />

reicht vom südlich gelegenen Friedhof über die<br />

94 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Calden-Ehrsten<br />

Kirche und Pfarrgarten, führt entlang der Lanfter zum<br />

neuen Spielplatz. Mit der Neugestaltung des Pfarrgartens<br />

wurden bereits erste Maßnahmen realisiert. Ein<br />

überzeugendes Konzept, das im Rahmen der <strong>Dorf</strong>erneuerung<br />

sukzessiv fortgeführt werden sollte. Markant<br />

präsentiert sich dabei das Kirchenumfeld mit seiner dorfgerechten<br />

Begrünung und einer Sandsteinfassung mit<br />

Staketenzaun. Auch der im 18. Jahrhundert an den <strong>Dorf</strong>rand<br />

verlegte Friedhof mit der mehrhundertjährigen,<br />

1987 sanierten Linde und dem üppigen Baum- und Gehölzbestand<br />

sowie der barocken Mauereinfassung sind<br />

vorbildhafte Beispiele dörflicher Grün- und Freiraumgestaltung.<br />

Empfohlen wird, die historischen Grabsteine<br />

noch besser vor Schlagregen zu schützen wie auch die<br />

erneute Ausweisung der „Friedenslinde“ als Naturdenkmal.<br />

Nicht weniger beeindruckend präsentieren<br />

sich am alten Ortseingang das historische „Kriegergärtchen“<br />

(Kastanie, Linde, Eiche, gepflanzt 1871). Neben<br />

der Friedhofslinde und der Beuys-Eiche gehören sie zu<br />

den wohl am stärksten wahrgenommenen Bäumen im<br />

Ort. Umweltpädagogisch begleitet werden die Maßnahmen<br />

durch einen Naturlehrpfad, der weiter ausgebaut<br />

werden soll. Sehr ansprechend wurde das DGH<br />

und sein Umfeld mit dem Altbaumbestand u.a. durch<br />

Berankungen, altem Natursteinpflaster gestaltet. Die<br />

funktionsbedingte Asphaltierung der neuen Multifunktionsfläche<br />

fällt gegenüber dem Sport- und Freizeitbereichen<br />

und dem DGH-Umfeld ab.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Nach dem Verkauf eines Waldanteils vor gut 100 Jahren<br />

besitzt die Gemarkung heute nur noch 541ha. Überwiegend<br />

wird sie ackerbaulich genutzt. Grünland findet sich<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

zumeist entlang der Bachläufe und der wasserführenden<br />

Gräben. Im Süden liegt ein kleiner Flächenanteil in dem<br />

Landschaftsschutzgebiet „Landschaftsteile im Altkreis<br />

Hofgeismar“. Im Westen der Ortslage (ehemals Naturpark<br />

Habichtswald mit dem Schartenberg) reichen Teile<br />

des Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet „Wälder bei Zierenberg“<br />

in die Gemarkung. In diesem Gemarkungsteil<br />

wurden in den vergangenen Jahren eine Reihe von Naturschutzmaßnahmen<br />

realisiert. So entstand ein Flachwasserbiotop<br />

in Ortsrandnähe. Dem historischen Weg<br />

zur Schartenburg folgend wurde der Frankenteich zu<br />

einem Amphibienschutzgebiet ausgebaut und unterhalb<br />

eine Feldholzinsel angelegt. Erläuterungen informieren<br />

die Besucher über diesen Teil der Landschaft. Weiterhin<br />

wurde die verwilderte Streuobstwiese wieder herausgestellt<br />

und mittels Pflegeschnitte „verjüngt“. Die weitere<br />

Anpflanzung alter Obstsorten soll den Gesamtbestand<br />

im Ort vergrößern. Das gekelterte Obst wird beim nunmehr<br />

jährlich stattfindenden Apfelfest verkostet. Einen<br />

Einblick in die Fauna und Flora der näheren Umgebung<br />

Ehrstens bietet die Ortschronik. Als Naturdenkmal findet<br />

sich (nur noch) eine Wieseneiche südlich der Ortslage.<br />

Aus der weitläufigen (Neu-)Bebauung, dem verzweigten<br />

Straßennetz und den Bachläufen haben sich unterschiedlich<br />

strukturierte Ortsrandbegrünungen ausgebildet.<br />

Der hohe Freiflächenanteil in der bebauten Ortslage<br />

sichert eine insgesamt gute Anbindung an die umgebende<br />

Landschaft, insbesondere im Nordosten zur<br />

Nebelbeeke. Die Grün- und Gehölzstreifen entlang der<br />

Bäche und Straßen bilden eine Vernetzung in den Ort<br />

hinein. Partiell wäre eine stärkere Ortsrandausbildung<br />

wünschenswert. Auch die ackerbaulich genutzten Flächen<br />

besitzen noch Potenziale für eine weitere Strukturierung<br />

der Gemarkung.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Wolfgang Braun<br />

Meimbresser Straße 8<br />

34379 Calden-Ehrsten<br />

95


Calden-Ehrsten<br />

96 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Edertal-Kleinern<br />

Der 1968 staatlich anerkannte Erholungsort Kleinern liegt im Wesetal zwischen Edersee und Bad Wildungen im<br />

Landkreis Waldeck-Frankenberg. Er gehört zum Naturpark Kellerwald-Edersee und erstreckt sich unmittelbar am südöstlichen<br />

Rand des gleichnamigen Nationalparks. 1225 wurde das <strong>Dorf</strong> erstmals urkundlich erwähnt. Unter dem<br />

Grafen von Waldeck entstand 1662 das Schloss Christiansburg. In der Zeit bis zu seinem Abriss 1712 erlebte Kleinern<br />

einen großen Aufschwung. Heute weist das <strong>Dorf</strong> mit aktuell 614 Einwohnern eine stabile Einwohnerstruktur auf.<br />

Eine Besonderheit sind die drei im Gemarkungsbereich entspringende Heilquellen. Durch sie, die Mühlen und durch<br />

das ehemalige Eisenhammerwerk wird die bereits historische Bedeutung des Wassers für das <strong>Dorf</strong> am Wesebach und<br />

Heimbach deutlich. In dem zur 777-Jahrfeier entworfenen Logo sind die Quellen symbolisch dargestellt.<br />

Kleinern <strong>hat</strong> seit 1959 mehrfach am <strong>Wettbewerb</strong> teilgenommen. Nach 12- jähriger Pause erzielte der Ort im Regionalentscheid<br />

2008 den 2. Platz. Das Logo „Lustig Kleinern“ stammt aus der Zeit der Grafenresidenz. Es wird heute<br />

um das Motto „ das lebendige <strong>Dorf</strong> mit Zukunft“ ergänzt. Die seit 1997 bestehende Internetseite lautet:<br />

www.kleinern.de.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Eine als gut und sachorientiert geschilderte Zusammenarbeit<br />

prägt das Verhältnis zwischen Bürgern, Ortsbeirat,<br />

„<strong>Dorf</strong>team“ und der Großgemeinde. Die vielfältigen<br />

Aktivitäten zeugen von der starken Vernetzung untereinander.<br />

Verbindungen gibt es auch zum Verein<br />

„Region Kellerwald-Edersee”, dem Träger für das europäische<br />

Förderprogramm LEADER sowie zur Nationalparkverwaltung.<br />

So wird nordwestlich des Ortes eines<br />

von vier Nationalpark-Informationszentren entstehen.<br />

Begonnen wurde bereits mit dem „Info-Schmetterling“<br />

als sog „Interimslösung“.<br />

Flächennutzungsplan und Bebauungspläne haben die<br />

Siedlungsentwicklung der jüngsten Vergangenheit gelenkt.<br />

Der Landschaftsplan ist neu aufgestellt. Mit mehreren<br />

Bauabschnitten wurden nordwestlich des Ortskerns<br />

seit 1983 Bauplätze ausgewiesen. Potential be-<br />

steht noch für ca. 10 Häuser. Der demografische und<br />

strukturelle Wandel ist in Ansätzen auch in Kleinern sichtbar.<br />

Aktuell ist ein Leerstand bei drei Wohngebäuden zu<br />

verzeichnen. Vor dem Hintergrund der demographischen<br />

Situation und der zurückgehenden Baulandnachfrage<br />

wird keine neue Baugebietsausweisung angestrebt<br />

und dem Entwicklungsziel „Innen vor Außen“ Vorrang<br />

eingeräumt. Dieses wirkt schlüssig, zumal es noch innerörtliche<br />

Bauflächen gibt. Das energetische Förderprogramm<br />

der Großgemeinde soll ausreichende Anreize<br />

zur Wiedernutzung des Leerstands schaffen.<br />

Die Kommission regt an, dass neben dem Fördermittelanreiz<br />

auch eine aktive und örtlich unterstützte Vermarktung<br />

und professionelle Beratung eingesetzt<br />

werden. Diese sollte individuell und grundstücksbezogen<br />

erfolgen. Dabei sollten einerseits die Möglichkeiten<br />

des Wohnen im Altbau aufgezeigt werden. Andererseits<br />

sollten auch die Vorteile des Wohnens im Ortszentrum<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 97


mit kurzen Wegen und sozialer Nähe deutlich herausgestellt<br />

werden.<br />

Das Angebot an infrastruktureller, öffentlicher und privater<br />

Grundausstattung und deren Frequentierung ist in<br />

Kleinern überdurchschnittlich. An öffentlichen Einrichtungen<br />

stehen neben der ev. Kirche, dem Friedhof und<br />

<strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus ein ev. Kindergarten, Spielplatz,<br />

Feuerwehr, Backhaus, Sportplatz und weitere Freizeitanlagen<br />

bereit. Mit knapp 50 wird die Anzahl der örtlichen<br />

gewerblichen Betriebe u.a. aus Handwerk, Dienstleistung,<br />

Gastronomie und Landwirtschaft angegeben.<br />

Unter Hinzuziehung der privat geführten Ferienunterkünfte<br />

dürfte die Anzahl der im Ort registrierten Arbeitsplätze<br />

das Doppelte erreichen.<br />

Diese Vielfalt verweist auch auf die lange Fremdenverkehrstradition<br />

und unterstreicht nicht zuletzt die daraus<br />

resultierende zusätzliche Nachfrage. Schließlich ist Kleinern<br />

seit 1983 Luftkurort und seit 1993 mit dem Zusatzprädikat<br />

„familienfreundlich“ ausgezeichnet. Ca. 22.000<br />

Übernachtungen pro Jahr bei knapp 50 Übernachtungsangeboten<br />

sind ein Indiz für die wirtschaftliche Bedeutung<br />

des Fremdenverkehrs. Mit ehrenamtlich<br />

erstellten Web-Portalen informiert Kleinern über seine<br />

touristischen Angebote und örtlichen Aktivitäten. Insgesamt<br />

ist festzustellen, dass die Kommune und der Ort<br />

die günstigen Standortbedingungen mit der räumlichen<br />

Nähe zu den Bäderorten Bad Wildungen und Rheinhardshausen<br />

und demNaturpark einerseits und zum Na-<br />

Edertal-Kleinern<br />

tionalpark andererseits frühzeitig erkannt und stetig ausgebaut<br />

haben. Die aktuell stabilen Einwohnerzahlen, die<br />

günstige Lage in der Ferienregion „Edersee“, das hohe<br />

Maß an dörflicher Gemeinsamkeit und Engagement verdeutlichen,<br />

dass der Ort in wesentlichen Punkten eine<br />

zukunftsfähige Position einnimmt. Gleichwohl bestätigen<br />

die für die Region prognostizierten demographischen<br />

Veränderungen die Notwendigkeit, diese zu<br />

verfolgen und die Attraktivität des Ortes am Rande des<br />

Edersees nachhaltig zu sichern.<br />

Welche sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen das<br />

abseits liegende (ehemalige) Wochenendhausgebiet<br />

südlich des Wesebachtales mit mehr als 50 Häusern auf<br />

den Ort und insbesondere das Ortskern haben, konnte<br />

die Kommission nicht abschließend beurteilen.<br />

Die Gesamtgemeinde finanziert seit 2001 ein Beratungsangebot<br />

für den Einsatz regenerativer Energien.<br />

Zahlreiche Solar- und einige Photovoltaikanlagen zeigen<br />

das Interesse der Bürger an zukunftsorientierter Energienutzung.<br />

Neben der Auseinandersetzung mit dem<br />

demografischen Wandel wird empfohlen, dass sich das<br />

<strong>Dorf</strong> im Sinne einer ganzheitlichen und nachhaltigen Zukunftssicherung<br />

noch stärker mit der Nutzung regenerativer<br />

Energieträger befasst. Inwieweit dabei in der<br />

waldreichen Umgebung mit der Möglichkeit der verstärkten<br />

Holznutzung für zentrale oder dezentrale Wärmeerzeugung<br />

auch die Realisierung der Nutzung bzw.<br />

Wiedernutzung der Wasserkraft an den ehemaligen<br />

Mühlen eine Rolle spielt, wäre zu überprüfen.<br />

98 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Edertal-Kleinern<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Kleinern <strong>hat</strong> ein ausgeprägtes, sozial und thematisch<br />

breit gefächertes Vereinsleben. Mit zahllosen Festveranstaltungen<br />

bereichern die Vereine im Jahresverlauf das<br />

<strong>Dorf</strong>leben und steigern gleichsam die Attraktivität des<br />

Ortes auch für die Gäste. Alle örtlichen Aktivitäten sind<br />

in einem Jahresterminplan festgehalten.<br />

Die örtlichen Aktivitäten spannen einen Bogen zwischen<br />

Tradition und Fortschritt. Im geschichtlichen Fokus stehen<br />

der bevorstehende 300ste Jahrestag des Abrisses<br />

von Schloss Christiansburg, das Leben und Werk des<br />

Landschaftsmalers Willi Tillmanns und die Geschichte<br />

der Mühlen und der Kirche. Die Nutzung auch moderner<br />

Informationsmittel in Form von einem gut gegliederten<br />

Webportal spricht neben den Gästen gerade auch die<br />

jüngere Generation an. Der Internetzugang für Einheimische<br />

und Gäste im i-Punkt im Bürgerhaus ist kostenlos.<br />

Die örtlichen Angebote im musikalischen, sozialen und<br />

umweltpädagogischen Bereich richten sich gezielt an<br />

unterschiedliche Altersgruppen. Beispielhaft seien die<br />

Kindertanzgruppe, die Flötengruppe, die Weihnachtswichtel,<br />

die Mineralquellen- und naturkundlichen Führungen<br />

sowie die Seniorengymnastik aufgeführt.<br />

Beachtenswert sind auch das „Drehbuch zum <strong>Dorf</strong>wett-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

bewerb“ und der <strong>Dorf</strong>erkundungspfad. Letzterer steht<br />

mit seinen 17 Stationen nicht nur im Internet, sondern ist<br />

auch als kleine Broschüre erhältlich. Die Vielfalt der gemeinsamen<br />

Tätigkeiten schließt weiterhin Baumpflanzaktionen,<br />

Grünflächenpflege, die Schaffung und<br />

Betreuung von Erkundungs-, Natur-, Lehr- und Wanderwegen<br />

und die Eigenleistung bei mehreren baulichen<br />

Projekten (Sportlerheim, Wassertretanlagen etc.) ein.<br />

Beachtenswert ist der von der Vereinsgemeinschaft geschaffene<br />

Jugendförderfond. Zur weiteren Unterstützung<br />

und Bündelung der örtlichen Jugendarbeit wird im<br />

Sommer ein Jugendparlament gewählt. Neubürger werden<br />

persönlich vom Ortsvorsteher begrüßt.<br />

Schon frühzeitig erkannte das <strong>Dorf</strong>, dass eine Grundversorgung<br />

mit Lebensmitteln und Waren des täglichen<br />

Bedarfs für den Fremdenverkehrsort existentielle Bedeutung<br />

<strong>hat</strong>. Der bereits 1993 unter Beratung der Denkmalpflege<br />

und mit finanzieller Förderung aus Mitteln der<br />

Regionalentwicklung in einer ehemaligen Scheune eingerichtete<br />

<strong>Dorf</strong>laden, bietet heute auf 200 m2 Verkaufsfläche<br />

ein Warensortiment von über 5.000 verschiedenen<br />

Artikeln an. Er <strong>hat</strong> sich zu einem wichtigen innerörtlichen<br />

Treff- und Kommunikationspunkt entwickelt.<br />

Das reichhaltige dörfliche Engagement, die <strong>Dorf</strong>hymne<br />

und das Logo „Lustig Kleinern“ zeugen von einem starken<br />

Wir-Gefühl und der Identifikation der Bürgerinnen<br />

und Bürger mit „dem lebendigen <strong>Dorf</strong> mit Zukunft“. Um<br />

auch zukünftig die zahlreichen Projekte finanzieren zu<br />

können, empfiehlt die Kommission, den Aufbau einer<br />

Bürgerstiftung zu prüfen. Die zahlreichen Betriebe im<br />

Ort und das große Interesse seiner Bewohner an der örtlichen<br />

Entwicklung bilden aus Sicht der Kommission<br />

gute Voraussetzungen, um das nötige Stammkapital aufzubauen.<br />

99


Baugestaltung und -entwicklung<br />

Die im 13.Jahrhundert erbaute und im 17. Jahrhundert<br />

in ihrer heutigen Form in barocker Architektur erweiterte<br />

ev. Kirche ist mit ihrem wuchtigen Turm das dominierende<br />

Gebäude des Ortes. Der künstlerisch wertvolle<br />

geschnitzte Lindenholzaltar ist ein bedeutsames Kleinod<br />

der Kirche. Ringförmig, insbesondere in südlicher, talseitiger<br />

Richtung, schließt sich der historische Ortskern<br />

mit einem großen Anteil fachgerecht sanierter Fachwerkgebäude<br />

an. Dabei ist die baulich-räumliche Enge<br />

von Bebauung und Straßenraum im unmittelbaren Umfeld<br />

der Kirche weitgehend erhalten. Dieses engere Zentrum<br />

besitzt die Wertigkeit einer Gesamtanlage nach<br />

dem hessischen Denkmalschutzgesetz. Daneben sind<br />

gut zehn Gebäude bzw. Anwesen als Kulturdenkmal ausgewiesen.<br />

Die Siedlungsentwicklung westlich und nordwestlich der<br />

alten Ortslage <strong>hat</strong> in den letzten Jahrzehnten den Charakter<br />

des ursprünglichen Haufendorfes verändert. Dies<br />

wird u.a. an der fingerförmigen Bebauung im Bereich<br />

der „Elmsbergstraße“ deutlich.<br />

Obwohl im weiteren Ortsbereich eine deutliche Durchmischung<br />

der älteren Bausubstanz mit jüngeren Gebäuden<br />

vorliegt, waren die Bemühungen um den Erhalt und<br />

die Sicherung zahlreicher ortsbildprägender Altgebäude<br />

und des städtebaulichen Gesamtbildes erfolgreich. Dieses<br />

ist letztlich auch ein Ergebnis der Aktivitäten vor Ort.<br />

Viele Gebäude sind handwerksgerecht renoviert und saniert.<br />

Dabei kamen die regionalen Baustoffe wie Holz,<br />

Ziegel, Ton, Sandstein wieder zum Einsatz. Im Hinblick<br />

auf mittel- und langfristig anstehende Vorhaben, z.B.<br />

Gebäuderenovierungen oder Erneuerung von Einfrie-<br />

Edertal-Kleinern<br />

dungen, Stützmauern und Hofflächen wäre es wünschenswert,<br />

wenn im Ort eine baufachliche Beratung gerade<br />

im Vorfeld baulicher Veränderungen angeboten<br />

würde. Bei dem Neueinbau von Fenstern sieht die Kommission<br />

einen besonderen Beratungsbedarf. Der Einbau<br />

von Holzfenstern mit konstruktiven (Sprossen-)Teilungen<br />

wäre für zahlreiche Altgebäude angemessen. Eine Gestaltungsfibel<br />

könnte unterstützend wirken. Sie sollte<br />

auch den Anbau und Ausbau von Balkonen und Loggien<br />

aufnehmen. Handelt es sich doch hierbei um relativ<br />

neue Bauelemente, die ihren Ursprung im Fremdenverkehr<br />

finden.<br />

Das <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus mit <strong>Dorf</strong>brunnen, dem<br />

angrenzenden Backhaus und der ansprechenden<br />

Straßenraumgestaltung bilden als „<strong>Dorf</strong>platz“ den Mittelpunkt<br />

vieler örtlicher Feiern und Feste. Die sonstigen<br />

öffentlichen Gebäude und Einrichtungen zeigen den<br />

verantwortlichen Umgang mit den Grundsätzen von<br />

Ortsbilderhaltung und -gestaltung und der richtigen<br />

Verwendung von Material und Farben. Dieser Gesamteindruck<br />

wird auch bei individuellen Lösungen, z.B. bei<br />

Bänken, Hinweisschildern und sonstigen kleinteiligen<br />

Elementen der Freiraumgestaltung, nicht beeinträchtigt.<br />

Bei der Solar- und Photovoltaiknutzung sollten die Belange<br />

der Ortsbilderhaltung und der Denkmalpflege<br />

weiterhin eine angemessene Berücksichtigung finden.<br />

Die Kommission empfiehlt die Erarbeitung eines Dachflächenkatasters<br />

für die Solar- und Photovoltaiknutzung.<br />

Dieses könnte die Gunstflächen darstellen, die sowohl<br />

eine wirtschaftliche Nutzung versprechen, aber auch den<br />

100 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Edertal-Kleinern<br />

Belangen der Ortsbilderhaltung und der Denkmalpflege<br />

Rechnung tragen. Dieses wäre eine Entscheidungshilfe<br />

gerade für Privathaushalte.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Vogelschutz- und Grüngestaltungsmaßnahmen und ihre<br />

Pflege nehmen im Bewusstsein der Bürger und in den<br />

Aktivitäten der örtlichen Gemeinschaft breiten Raum ein.<br />

In der gesamten Ortslage, aber auch im Bereich der 2,5<br />

Hektar großen Freizeitanlage „Spicke“ erfolgt die Pflege<br />

der öffentlichen Anlagen in Eigenleistung der Bürger<br />

bzw. Ortsvereine. Zahlreiche Bruthilfen für Vögel wurden<br />

aufgestellt.<br />

Traditionelle innerörtliche Bepflanzungen mit Hofbäumen,<br />

Bauern- und Kräutergärten, Hecken, Trockenmauern<br />

und Fassadenbewuchs prägen das Ortsbild. Seit<br />

einigen Jahren werden gezielte Baumpflanzaktionen<br />

zum Erhalt aussterbender Obstbaumsorten durchgeführt.<br />

Auch kleinräumig wie bei staudenbepflanzten Vorgärten,<br />

Pflanzbeeten im Straßenbereich und beim<br />

Blumenschmuck ist zu erkennen, dass die Bedeutung<br />

von „Grün im <strong>Dorf</strong>“ nachhaltig bei den Bürgern verankert<br />

ist. Ein Anlieger der Elmsbergstraße war mit seinem<br />

ökologisch gestalteten Vorgarten Teilnehmer der Aktion<br />

„Offene Gärten 2008“.<br />

Nach Aussage der örtlichen Vertreter wurden in den vergangenen<br />

Jahren das Thema der Bepflanzung und<br />

Durchgrünung öffentlich thematisiert. Dabei ging es<br />

konkret um den Verzicht bzw. das Entfernen nicht standortgerechter<br />

Bäume und Sträucher in der Ortslage, den<br />

ökologischen Wert von Entsiegelungsmaßnahmen im<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

privaten und öffentlichen Bereich und die Auswahl innerörtlicher<br />

Einfriedigungen unter Beachtung ortstypischer<br />

Vorbilder. Die sichtbaren ersten Erfolge sollen<br />

weiter verfolgt werden.<br />

Im Neubaugebiet „Auf dem kleinen Felde“ sind bauleitplanerische<br />

Festsetzungen zur Ortsrandeingrünung<br />

und zur inneren Durchgrünung des Siedlungsbereiches<br />

befriedigend umgesetzt worden. Beim bevorstehenden<br />

Straßenausbau im Neubaugebiet sollte der Erhalt unversiegelter<br />

Straßenrandflächen angestrebt werden. Sie<br />

bieten Raum für zusätzliche Durchgrünungen aber auch<br />

für Ruderal- und Trittgesellschaften.<br />

Die in ihrer Ausdehnung einmalige Freizeitanlage<br />

„Spicke“ in der Aue des Wesebaches, aber auch die innerörtliche<br />

Anlage mit der Sonnenuhr am „Zipfel“, die<br />

öffentlich zugänglichen Quellen und Brunnen und die<br />

vielfältigen Wander- und Erlebnispfade erfordern einerseits<br />

ein sehr großes Pflegeengagement der Bürger. Andererseits<br />

tragen aber alle Begrünungs- und Pflegemaßnahmen<br />

zur Steigerung des Erholungs- und Erlebniswert<br />

des Fremdenverkehrsortes bei.<br />

101


<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Die Gemarkung ist mit Ausnahme der Ortslage als Vogelschutzgebiet,<br />

der nordwestliche Teil zusätzlich als<br />

Fauna-Flora-Habitat-Schutzfläche ausgewiesen. Hier<br />

liegt auch das Naturschutzgebiet „Dicker Kopf“. Darüber<br />

hinaus liegen auf der Gemarkung zwei Naturdenkmäler.<br />

Insgesamt ist das <strong>Dorf</strong> weitgehend harmonisch in die<br />

Landschaft eingebunden. Die Eingrünung der Ortsränder<br />

und der Außenbereichsbauten sind überwiegend<br />

vorbildlich. Defizite am nordöstlichen Ortsrand könnten<br />

noch behoben werden. Auch die Ortseingänge der<br />

Durchgangsstraße könnten durch eine weitere Bepflanzung<br />

noch stärker betont und damit aufgewertet werden.<br />

Auch eine intensivere Strukturierung der<br />

landwirtschaftlichen Flächen in den anschließenden Gemarkungsteilen<br />

durch Gehölze, Hecken usw. würde zu<br />

einer verbesserten Verzahnung mit dem Nationalpark<br />

beitragen. Baumbepflanzungen in Richtung des Nationalpark-Info-Schmetterlings<br />

und entlang der Straße nach<br />

Emdenau zeigen, dass hier bereits vernetzende und<br />

strukturierende grünordnerische Elemente realisiert worden<br />

sind.<br />

Von besonderer ökologischer Wertigkeit ist der südliche<br />

Gemarkungsteil im Bereich der Wesebachaue u. a. mit<br />

den von Nabu-Mitgliedern angekauften und gepflegten<br />

Feuchtwiesen und Obstbaumpflanzungen und auch der<br />

Freizeitanlage „Spicke“.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Ortsvorsteher<br />

Werner Waid<br />

Heimbachstraße 7<br />

34549 Edertal – Kleinern<br />

Edertal-Kleinern<br />

102 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Edertal-Kleinern<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

103


Gießen-Allendorf<br />

Gießen-Allendorf liegt im südwestlichen Teil des Landkreises Gießen in der oberhessischen Tiefebene am Kleebach,<br />

der von Südost nach Nordwest mitten durch das <strong>Dorf</strong> fließt und nördlich des Ortes in die Lahn mündet. Dabei befindet<br />

sich der alte Ortskern südwestlich in Tallage. Die flächenmäßig größeren wohnbaulichen Erweiterungen liegen<br />

nordöstlich des Bachlaufs. Die Gemarkung <strong>hat</strong> knapp 388 ha.<br />

Allendorf blickt mit seiner ersten urkundlichen Erwähnung 790 auf eine über 1200-jährige Geschichte zurück. Im 13.<br />

Jahrhundert wird es nachweislich dem Zentgericht Hüttenberg mit 20 weiteren Dörfern unterstellt. Hüttenberg bezeichnet<br />

gleichzeitig den Landschafts- und Kulturraum zwischen Gießen im Westen, Wetzlar im Osten, Lahn im Norden<br />

und dem Limesverlauf im Südosten. Der Hüttenberg war über Jahrhunderte bis 1703 gemeinschaftlicher Besitz<br />

der Landgrafen von Hessen und der Grafen von Nassau. Mit der Teilung Hüttenbergs wurde Allendorf Hessen-Darmstadt<br />

zugewiesen.<br />

Erbauseinandersetzungen, Kriege und aber auch ungünstige Bodenverhältnisse führten Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

zu einer hohen Schuldenlast. Der Verkauf gemeindeeigenen Landes an das Nachbardorf war eine Folge. Dieses<br />

beschleunigte einen frühen landwirtschaftlichen Strukturwandel vom Haupt- zum Nebenerwerb. Die zunehmende<br />

Industrialisierung ermöglichte Mitte des 19. Jh. neue Erwerbsmöglichkeiten, u.a. im Stein-, Sand- und Kiesabbau. Bis<br />

in das 20. Jahrhundert bestand dabei eine kleinbäuerliche <strong>Dorf</strong>struktur. Mit der großen Bevölkerungszunahme nach<br />

1945 und den entsprechenden Baugebietsausweisungen erweiterte sich Allendorf räumlich und strukturell. Über<br />

einen Grenzänderungsvertrag und schloss sich die Gemeinde Allendorf 1971 freiwillig dem Oberzentrum Gießen an.<br />

Dieses erfolgte vor dem Hintergrund der Neugründung der „Lahnstadt“, zu der Allendorf als Bezirk Dutenhofen von<br />

1977 bis (zur Auflösung) 1979 gehörte. Heute leben 1.966 Einwohner im Stadtteil, davon 172 im Nebenwohnsitz.<br />

Allendorf nahm erstmalig 2008 am Hessischen <strong>Dorf</strong>wettbewerb teil und konnte sich auf Anhieb überzeugend für den<br />

<strong>Landesentscheid</strong> qualifizieren. Als Leitgedanken <strong>hat</strong> der Ort formuliert: „Es ist schön in Allendorf zu leben für jede<br />

Generation. <strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft! Keine Angst vor dem demografischen Wandel.“ Die eigene Homepage informiert<br />

unter www.allendorf-lahn.de umfassend über die Teilnahme an dem <strong>Dorf</strong>wettbewerb und gibt einen Einblick<br />

in den Stadtteil. Allendorf bemüht sich um die Aufnahme in das <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm des Landes.<br />

104 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Gießen-Allendorf<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Der aktive und selbstbewusste Ortsbeirat besteht aus<br />

neun Mitgliedern. Er sieht sich in seinem Selbstverständnis<br />

heute vor allem in einer Mittlerfunktion zwischen<br />

Bürgerschaft und Verwaltung sowie den<br />

städtischen Gremien im Sinne eines „Dienstleisters“ für<br />

die Bürgerschaft. Dieses <strong>hat</strong> sich gerade auch in Konfliktsituationen<br />

wie im Zusammenhang mit dem Ausbau<br />

der Untergasse und der Erhebung von Straßenbeiträgen<br />

gut bewährt. Frühzeitige und umfassende Bürgerbeteiligungen<br />

bei sämtlichen, den Ort und seine Bürger betreffenden<br />

Planungen, Maßnahmen und Projekten wie<br />

dem innerörtlichen Straßenausbau oder der Erstellung<br />

des Rundwegekonzeptes sind daher die Regel. Fünf<br />

Stadtverordnete, zwei Magistratsmitglieder und zwei<br />

Kreistagsabgeordnete aus Allendorf vertreten überörtlich<br />

mit großer Kontinuität den Stadtteil. Die Kommune<br />

unterhält eine Verwaltungsstelle im Ort.<br />

Die Initiative zur Teilnahme am <strong>Dorf</strong>wettbewerb ging<br />

von einer interdisziplinär zusammengesetzten Arbeitsgruppe<br />

unter Leitung des Ortsvorstehers aus. Sie beabsichtigt<br />

den angestoßenen Prozess auch über den<br />

<strong>Wettbewerb</strong> hinaus weiter kontinuierlich zu begleiten<br />

und zu gestalten. Die Kommission empfiehlt an ausgewählten<br />

strukturellen Themen auch konzeptionell weiter<br />

zu arbeiten.<br />

Die Stadt <strong>hat</strong> 2000 einen Flächennutzungsplan (F-Plan)<br />

aufgestellt. Ein Landschaftsplan liegt seit 2005 vor. Mehrere<br />

Bebauungspläne bilden die Grundlage für die nordöstliche<br />

Siedlungserweiterung, die ab Mitte der 50er<br />

Jahre einsetzte. Der F-Plan sieht die Ausweisung eines<br />

großzügigen neuen Baugebietes von ca. 30 ha als nordöstliche<br />

Erweiterungsfläche vor. Diese sichtexponierte<br />

Fläche soll ggf. kostenermäßigt Bauland für junge Familien<br />

bereitstellen. Die geplante Baugebietsausweisung<br />

wird von der Kommission kritisch hinterfragt. Für<br />

sie war u.a. nicht erkennbar, wie sich die Folgen des demografischen<br />

Wandels im Hinblick auf die Einwohnerund<br />

Infrastrukturentwicklung der Stadt und insbesondere<br />

Allendorfs darstellen. Es gab auch keine Hinweise<br />

darauf, wie das landes- und stadtpolitische Ziel, bebaute<br />

Ortslagen zugunsten der Sicherung von Freiflächen zu<br />

verdichten bzw. zu reaktivieren, für Allendorf umgesetzt<br />

werden kann. Die Kommission empfiehlt, unter Einbindung<br />

der Bewohner die innerörtlichen Baulücken fachlich<br />

begründet aufzunehmen und öffentlich zu machen.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Ungeachtet dessen widerspricht die Baugebietsausweisung<br />

den Grundsätzen des <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramms.<br />

Städtische Förderprogramme, z.B. zur Gebäudesanierung,<br />

werden nicht angeboten.<br />

Mit Ausnahme der Obergasse ist der Ausbau der Ortssowie<br />

überörtlichen Straßen abgeschlossen. Der Brunnenplatz<br />

wurde neu gestaltet. Die Trinkwasserver- und<br />

Abwasserentsorgung sind auf gutem technischem<br />

Stand. Das Trinkwasser, ehemals aus einem ortseigenen<br />

Versorgungsnetz, wird den Landwirten kostenlos zur Verfügung<br />

gestellt. Dieses gilt auch für die Speisung des<br />

<strong>Dorf</strong>brunnens und des Kneippbeckens sowie die Berieselung<br />

des Sportplatzes. Vorbildlich wird der Umgang<br />

mit den natürlichen Wasserressourcen zur Bewältigung<br />

der örtlichen Hochwasserproblematik im Rahmen der<br />

Anlagen zur Hochwasserrückhaltung bewertet. Die Maßnahmen<br />

beinhalten dabei einen naturnah gestalteten<br />

Auenbereich mit Kleebach und Mühlengraben und die<br />

Integration des örtlichen Rundwanderweges. Nach Abschluss<br />

der Rekultivierung wird der letzte Abschnitt geschlossen.<br />

Als Stadtteil von Gießen verfügt Allendorf über eine<br />

überdurchschnittliche Infrastruktur. Zwei Busverbindungen<br />

nach Gießen und Wetzlar, ortsnahe Anschlüsse an<br />

den Nah- und Fernverkehr (BAB) und ein sich im Ausbau<br />

befindendes Radwegenetz ermöglichen eine hohe<br />

Mobilität. Die Kommune unterhält eine einzügige<br />

Grundschule mit derzeit rund 50 Schülerinnen/Schüler<br />

in drei Klassen. Die Grundschule konkurriert mit der Einrichtung<br />

in Klein-Linden. Wünschenswert wäre, wenn in<br />

Allendorf der Schulstandort auch langfristig gesichert<br />

werden könnte. Hierzu erfolgen zurzeit Überlegungen.<br />

Die zweizügige Kindertagesstätte besitzt mehrere al-<br />

105


tersgemischte Gruppen und bietet eine sehr gute Ganztagesbetreuung.<br />

Die Beiträge sind einkommensabhängig<br />

gestaffelt. Weiterhin befinden sich im Ort eine Mehrzweckhalle<br />

mit Nebenräumen, ein Backhaus, der Friedhof<br />

mit Trauerhalle. Eine große Sportanlage, Fest- und<br />

Bolzplatz, ein Freibad, Vereinshäuser und mehrere Spielplätze<br />

runden die infrastrukturellen kommunalen Einrichtungen<br />

ab. Die Kirchengemeinde unterhält neben<br />

der Kirche ein Gemeindehaus mit Jugendraum. Eine<br />

selbstverwaltete Jugendabteilung des Turn- und Sportvereins<br />

(TSV) wird angestrebt. Die kommunale Jugendeinrichtung<br />

liegt im Nachbarort. Sie wird insgesamt von<br />

drei Stadtteilen genutzt.<br />

Rund 50 Betriebe/Unternehmen und Dienstleister gewährleisten<br />

eine gute innerörtliche Grundversorgung.<br />

Sie umfasst auch (zahn-)ärztliche Praxen und drei Hebammen,<br />

mehrere Einzelhandelsgeschäfte, zwei Gaststätten,<br />

eine Ausflugsgaststätte (Mühle), Kreditinstitute<br />

und einige kleine Handwerksbetriebe. Rollende „Läden“<br />

ergänzen die Angebote. Über den seit 1976 bestehenden<br />

mitgliederstarken „Förderkreis häusliche Pflege<br />

e.V.“ besteht ein bürgernahes, differenziertes Hilfsangebot<br />

im Ort welches u.a. über den „Altentreff“ gerade<br />

auch die älteren Bewohner im Stadtteil erreicht.<br />

Die oben genannten kommunalen und örtlichen Angebote<br />

und Aktivitäten zielen auch darauf, dem demographischen<br />

Wandel aktiv zu begegnen und das Leben und<br />

Arbeiten im Stadtteil für alle Generationen qualitativ<br />

hochwertig zu sichern. Gegenwärtig verzeichnet der<br />

Stadtteil bei stagnierender bzw. leicht rückläufiger Bevölkerungsentwicklung<br />

eine recht ausgeglichene Altersstruktur.<br />

Knapp 60 % der Einwohner stellen die 18 bis<br />

60-jährigen, gut 25 % die über 60-jährigen und knapp<br />

Gießen-Allendorf<br />

15 % die unter 18-jährigen. Es gibt derzeit noch keinen<br />

nennenswerten Gebäudeleerstand. Gleichwohl wird im<br />

Ort erwogen, ein Leerstands- bzw. Umnutzungskataster<br />

zu erarbeiten.<br />

Unter dem Motto: “<strong>Unser</strong> (Allen-)<strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“<br />

wurde eine kritische Bestandsaufnahme zu mehreren<br />

Teilbereichen örtlichen Lebens erstellt. Daraus wurden<br />

vielfältige Ziele abgeleitet. Unter den Fragen „Wo stehen<br />

wir, wo wollen wir hin?” wurden die Ergebnisse aber<br />

auch die Projekte nachvollziehbar über Text, Grafik und<br />

Bild auf zahlreichen Schautafeln visualisiert. Diese mit<br />

Unterstützung der Stadt beeindruckende und professionell<br />

erstellte Präsentation bildet eine ausgezeichnete<br />

Grundlage für die weitere Arbeit im Stadtteil. Sie ist<br />

dabei ein hervorragendes Medium, um weitere Bewohner<br />

in die Diskussion, Planung und Umsetzung von<br />

Stadtteilprojekten einzubinden. Die Kommission empfiehlt<br />

die Tafeln dauerhaft aufzustellen.<br />

Über die kommunale und örtliche Zusammenarbeit mit<br />

der Landschaftspflegevereinigung Gießen gibt es kleine<br />

Wertschöpfungsketten. Sie umfassen die umfangreichen<br />

Bemühungen zur Pflege und Erhaltung, Nutzung und<br />

Vermarktung der umfangreichen Streuobstbestände u.a.<br />

auf der stadteigenen Kuhwiese und dem privaten Judenberg.<br />

Pflanzung, Baumschnitt, Obstversteigerung,<br />

Einsatz einer mobilen Presse und Obstbrand tragen<br />

dazu bei. Vereine und Landwirte führen die Arbeiten<br />

gegen ein geringes Entgelt durch. Weitere Flächenankäufe<br />

werden erwogen. In Allendorf liegt ein Teil des<br />

größten zusammenhängenden Streuobstwiesenkomplexes<br />

Oberhessens. Weitere wirtschaftliche Initiativen<br />

sind die private Reaktivierung des alten städtischen<br />

Backhauses, die Nutzung der Gemeinschaftsgefrieranlage<br />

über den Feuerwehrverein, das Kartoffelfest mit Di-<br />

106 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Gießen-Allendorf<br />

rektvermarktung und die Maschinengemeinschaft mit<br />

Unterstützung der Jagdgenossenschaft.<br />

Allendorf profitiert einerseits deutlich von der Nähe zum<br />

Oberzentrum und seinen Infrastrukturangeboten. Andererseits<br />

hält der Stadtteil zahlreiche kommunale und<br />

private Angebote auch für die benachbarten Orte vor.<br />

Bewohner und Kommune scheinen gleichermaßen von<br />

der selbstbewussten, dörflich geprägten Gemeinschaft,<br />

ihrer traditionsbewussten Identität und dem hohen Gestaltungswillen<br />

zu profitieren. Die Kommission gewann<br />

den Eindruck, dass durch die <strong>Wettbewerb</strong>svorbereitungen<br />

ein noch engerer „Schulterschluss“ zwischen den<br />

Vereinen, dem Ortsbeirat und der städtischen Verwaltung<br />

entstand.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Allendorf besitzt mit 18 Vereinen und mehreren „Clubs“<br />

ein sehr reges soziales und kulturelles Miteinander. Die<br />

Vereinsgründungen reichen zum Teil bis in das 19. Jahrhundert.<br />

Zahlreiche Neugründungen gab es in den vergangenen<br />

zwei Jahrzehnten. Die Vereine haben sich zu<br />

der Vereinsgemeinschaft „Allendorf/Lahn“ zusammengeschlossen.<br />

Mit dem Ortsbeirat besitzt die Gemeinschaft<br />

eine wichtige Bedeutung als Multiplikator und<br />

Initiator innerörtlicher Diskussionen. In wechselnder<br />

Leitung werden von ihr die zahlreichen Veranstaltungen<br />

koordiniert oder auch durchgeführt. Das Mehrzweckgebäude<br />

wird von ihr verwaltet. Ferner betreibt er auch seit<br />

2007 in Zusammenarbeit mit dem Ortsvorstand die ansprechende<br />

und gut strukturierte örtliche Homepage.<br />

Sie wird fortlaufend aktualisiert und maßgeblich durch<br />

die örtlichen Gewerbetreibenden finanziert. Nach Einstellung<br />

des offiziellen Mitteilungsblattes übernahm der<br />

Vereinsring ebenfalls die Herausgabe des „Allendorfer<br />

Blättchens“ dreimal pro Jahr mit einem umfassenden Informationsangebot.<br />

Auch werden die umfangreichen Eigenleistungen,<br />

wie beim Bau des Mehrzweckgebäudes,<br />

über den Vereinsring und Ortsbeirat abgestimmt. Insgesamt<br />

ist eine große Bereitschaft der Vereine festzustellen,<br />

sich über die Pflege ihres Vereinszwecks hinaus,<br />

für das Gemeinwesen zu engagieren.<br />

Auffallend sind die thematische Vielfalt und die soziale<br />

Vernetzung der Aktivitäten. So gibt es zahlreiche generationsübergreifende,<br />

auch interkonfessionell getragene<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Kinder- Jugend-, Senioren- und Frauenaktivitäten.<br />

Neben den Vereinen engagieren sich dabei der Kindergarten,<br />

die Kirchengemeinde und der oben erwähnte<br />

„Förderkreis häusliche Pflege e.V.“ stark. Nachbarschaftshilfe<br />

wird traditionell angeboten. Eine große Anzahl<br />

traditioneller und jahresbezogener Veranstaltungen<br />

prägen den Jahresverlauf. Straßenfeste ergänzen diese<br />

Angebote. Mehrere Chöre darunter ein „Projektchor“<br />

bereichern das kulturelle Leben. Um die Integration von<br />

Neu- und ausländischen Mitbürgern in die dörfliche Gemeinschaft,<br />

aber auch in der Vereinsarbeit zu verbessern,<br />

soll eine „Neubürgerinformationsschrift“ erstellt werden.<br />

Übertragenswerte umweltpädagogische Projekte werden<br />

kooperativ mit Kindergarten und Schule umgesetzt.<br />

Zu nennen sind Projekte wie die Schulhofneugestaltung<br />

durch Schüler, die Naturschutzmaßnahmen im Schulgarten<br />

und die umwelt- und naturschutzorientierten Projektarbeiten.<br />

Sie führten in ihrer Gesamtheit zu der<br />

Auszeichnung der Schule als „Umweltschule“. Maßnahmen<br />

der Landschaftspflege finden über die Vereine organisiert<br />

statt. So <strong>hat</strong> sich der Angelverein „Unteres<br />

Kleebachtal“ die Ufer- und Auenpflege zur Aufgabe gestellt.<br />

Daneben existiert eine vielschichtige Naturschutzarbeit.<br />

Sie wird in erster Linie durch die örtliche<br />

Naturschutzgruppe getragen und durch das Umweltamt<br />

Gießen und die Landschaftspflegevereinigung Gießen<br />

unterstützt. Die Übernahme der Pflege von öffentlichen<br />

Grünanlagen ist sichergestellt und soll durch Patenschaftsmodelle<br />

ergänzt werden.<br />

All die beschriebenen (Vereins-) Aktivitäten tragen maßgeblich<br />

dazu bei, die dörfliche Identität nachhaltig zu<br />

stärken. Sie ergänzen in besonderer Weise den wichtigen<br />

kulturellen Schwerpunkt im Ort, die <strong>Dorf</strong>geschichte<br />

lebendig zu halten und das Brauchtum zu pflegen. Hier-<br />

107


für zählen u.a. die Erstellung der <strong>Dorf</strong>chronik und die<br />

Pflege der Hüttenberger Mundart. In privater Hand liegen<br />

ein Heimatmuseum und ein kleines Mühlenmuseum.<br />

Auch gibt es eine Sammlung archäologischer<br />

Flurfunde. Es sind neben der Traditionspflege aber auch<br />

die neuartigen Projekte, die Gemeinsinn und Wir-Gefühl<br />

unter den Bewohnern stärken. Projekte wie die oben genannte<br />

eigene Homepage, ein Allendorf-Lied und Allendorf-Gedicht<br />

sowie die Erstellung eines ortseigenen<br />

Wappens zählen dazu. Letzteres wurde den Bewohnern<br />

2004 zur Abstimmung gestellt und findet sich nun auf<br />

den Ortseingangsschildern. Um die Haus- und Einwohnergeschichte<br />

auch im Alltag zu verankern, empfiehlt die<br />

Kommission die Erstellung von Haustafeln mit den historischen<br />

<strong>Dorf</strong>namen und Hausnummern. Dieses<br />

könnte ggf. als Schulprojekt zur dörflichen Spurensuche<br />

durchgeführt werden.<br />

Die Zukunft der örtlichen „freiwilligen Feuerwehr“ erschien<br />

der Kommission vor dem Hintergrund der Berufsfeuerwehr<br />

in Gießen fraglich. Empfohlen wird,<br />

konzeptionelle Überlegungen zur Sicherung dieser für<br />

die Ortsgemeinschaft wichtigen Einrichtung anzustellen.<br />

Mit der bereits erwähnten Backhausnutzung, den Hausschlachtungen,<br />

den Obstversteigerungen und der<br />

Branntweinherstellung sowie der Selbstvermarktung einiger<br />

landwirtschaftlicher Produkte können örtlich erzeugte<br />

und verarbeitete Lebensmittel vermarktet bzw.<br />

erworben werden.<br />

Die Kommission erfuhr beeindruckt, dass zentrale Verwaltungs-,<br />

Organisations- und Angebotsstrukturen eines<br />

Oberzentrums die Ausbildung eigenständiger Stadtteilprojekte<br />

nicht ausschließen und ein Stadtteil sehr wohl<br />

seine relative kulturelle, soziale und wirtschaftliche Eigenständigkeit<br />

bewahren kann. Um auch weiterhin die<br />

Einbindung der Bewohner zu stärken, aber auch Projekte<br />

finanziell abzusichern, wird die Gründung eine Bürgerstiftung<br />

in Allendorf angeregt.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Auf den ersten Eindruck vermittelt der Ortskern heute<br />

das Bild eines Straßendorfes, welches von Südwest nach<br />

Nordost ausgerichtet ist und dessen Straßenverlauf den<br />

Kleebach in östlicher Richtung quert. Tatsächlich liegt<br />

der historische Siedlungskern jedoch kompakt im heutigen<br />

Einmündungsbereich mehrerer Straßen im westli-<br />

Gießen-Allendorf<br />

chen Ortsteil. Hier fanden sich um den <strong>Dorf</strong>platz (Thingplatz?)<br />

mit einer mehrhundertjährigen Linde über Jahrhunderte<br />

fast alle gemeindeeigenen Einrichtungen wie<br />

Backhaus, Wachthaus, Armenhaus, Spritzenhaus und die<br />

in das 13. Jh. zurückgehende nördlich versetzte Kirche<br />

mit Kirchhof, Leiternhaus, <strong>Dorf</strong>schule (später Rathaus).<br />

In Nachbarschaft lagen die privaten Anwesen, die Gaststätten<br />

und das herrschaftliche Zollhaus. Noch heute bildet<br />

der <strong>Dorf</strong>platz den Ausgangspunkt für die historische<br />

<strong>Dorf</strong>wanderung. Hier stehen die nunmehr knapp 80-jährige<br />

Linde, das aus dem 19. Jahrhundert stammende<br />

und mehrfach umgebaute und aktuell restaurierte Backhaus<br />

mit Feuerwehrschlauchturm/Spritzenhaus. Zusammen<br />

mit der nach 1845 umgebauten ev. Kirche, der<br />

alten Kirchhofsmauer und den eingelassenen Grabsteinen,<br />

dem ev. Gemeindehaus sowie der „Zehntscheune“<br />

(Armenhaus) besitzt dieser Teil des <strong>Dorf</strong>es für seine Bewohner<br />

heute einen hohen Identifikationswert.<br />

Der Ortskern bildet mit der weiteren, entlang des Straßenkreuzes<br />

sich erstreckenden Bebauung eine denkmalpflegerische<br />

Gesamtanlage. Sie umfasst die Grenzen<br />

der baulichen Entwicklung Allendorf bis ca. 1815. Innerhalb<br />

dieser Grenzen besonders im Kirchenumfeld<br />

mit der angrenzenden Hintergasse ist die <strong>Dorf</strong>struktur<br />

noch weitestgehend erhalten. Sie wird durch die Hüttenberger<br />

Hofreiten, zumeist L-förmig ausgerichtet, geprägt.<br />

Ihre Bebauung geht bis in das ausgehende<br />

17. Jahrhundert zurück. Entsprechend unterstehen zahlreiche<br />

Gebäude auch dem Einzelschutz. Städtebaulich<br />

herausragend zeigt sich die Untergasse mit ihren regel-<br />

108 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Gießen-Allendorf<br />

mäßig angeordneten Hofreiten und beidseits weitgehend<br />

erhaltenen Scheunen und der <strong>Dorf</strong>schmiede. Der<br />

verkehrsberuhigte Ausbau <strong>hat</strong> ansprechende Baumpflanzungen<br />

und Pflanzinseln vorgesehen, für die mittelfristig<br />

Pflegepatenschaften vergeben werden sollen.<br />

Der Ausbau der Obergasse und die Sanierung eines<br />

<strong>Dorf</strong>brunnens stehen derzeit an.<br />

Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche<br />

(Fachwerk-)Bauten saniert und Wirtschaftsgebäude<br />

umgenutzt. Dabei blieben auch mehrere der regionstypischen<br />

„Hüttenberger Hoftore“ erhalten. Da noch eine<br />

Reihe von Fassaden unter Putz oder Fassadenverkleidungen<br />

liegen, sind weitere Sanierungen und mögliche<br />

Ortsbildverbesserungen mittelfristig zu erwarten. Einschränkend<br />

auf das Gesamtbild wirken manche neue<br />

Fassadendetails mit eher städtischen oder sogenannten<br />

modernen Stilelementen. Städtebaulich positiv sind hingegen<br />

die giebelständigen Neubauten in der Ober- und<br />

Untergasse zu bewerten. Um das bauliche Gesamtbild<br />

im Ortkern nachhaltig zu verbessern empfiehlt die Kommission<br />

ein Gestaltungsleitbild zu erstellen. Dieses sollte<br />

möglichst grundstücksbezogen die Eigentümer u.a.<br />

über Farbgebung, Fassadengliederung, Materialeinsatz<br />

und handwerkliche Ausführungen von Türen und Fenstern<br />

informieren. Wünschenswert wäre, wenn neben<br />

der Broschüre eine baufachliche Beratung im Vorfeld<br />

von Veränderungen initiiert werden könnte. Angeregt<br />

wird ein eigener Arbeitskreis zu diesem Thema im Ort.<br />

<strong>Dorf</strong>leben und Ortsbild werden aber von weiteren öffentlichen<br />

Gebäuden bestimmt. Dieses ist zunächst die<br />

Kleebach-Grundschule. Wegen ihrer städtebaulichen<br />

und ortsgeschichtlichen Bedeutung stehen die 1858 erbaute<br />

„rote Schule“ und die 1908 errichtete, angrenzende<br />

„weiße Schule“ heute unter Denkmalschutz. Im<br />

Kontrast steht hierzu der rückwärtige Anbau. Die zentral<br />

gelegene Mehrzweckhalle mit angegliedertem Textilgeschäft<br />

und vorgelagertem Parkplatz entstand Anfang der<br />

70er Jahre unter Abbruch mehrerer Gebäude. Sie fällt<br />

hinsichtlich der baulichen Formensprache und funktionalen<br />

Ausrichtung zwar deutlich gegenüber der weiteren<br />

Bebauung ab. Mit Gaststätte und Räumlichkeiten für<br />

den Ortsbeirat und der Nähe zur Sportanlage besitzt sie<br />

jedoch eine wichtige Funktion für das sportliche und kulturelle<br />

Leben der Ortsgemeinschaft. Unauffällig und<br />

daher ansprechend präsentieren sich die Neubauten der<br />

freiwilligen Feuerwehr, die Gemeinschaftsgefrieranlage<br />

und der Kindergarten. Ungewöhnlich und beeindruk-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

kend sind Freifläche und Spielbereich. Hier finden sich<br />

auch die Kalksteine der alten Kleebachbrücke wieder.<br />

Der Kindergarten bildet eine städtebauliche „Brücke“<br />

zum „Neudorf“. Die Kleebachbrücke, in ihren Ursprüngen<br />

aus dem 17. Jahrhundert, musste in 2007 in „technischer<br />

Bauweise“ vollständig neu errichtet werden. Die<br />

ambitionierte Neugestaltung des Brunnenplatzes mit<br />

dem darunter befindlichem Regenrückhaltebecken<br />

sowie mit Wasserspiel und Sitzgelegenheiten bildet mit<br />

dem gegenüber liegendem „Centralpark“ mit Bouleplatz<br />

und Kneippbecken zwei wichtige innerörtliche<br />

Grün- und Freizeitflächen. Es wäre zu überlegen, wie der<br />

„<strong>Dorf</strong>platz“ räumlich stärker gefasst werden könnte. Hinsichtlich<br />

der Materialwahl folgt er stilistisch eher städtischen<br />

Leitbildern. Er setzt aber damit auch deutliche<br />

Kontraste und schafft so einen interessanten Spannungsbogen<br />

zwischen dem altem Ortskern und der jenseits<br />

des Kleebachs gelegenen Neubebauung. Diese<br />

vollzog sich ab 1900 zunächst einzeilig nach Norden. In<br />

den folgenden Jahrzehnten wurden nördlich und nordöstlich<br />

weitere große Baugebiete ausgewiesen. Eine Besichtigung<br />

dieser Gebiete erfolgte aus zeitlichen<br />

Gründen nicht.<br />

Die städtischen und örtlichen Ansätze zur Nutzung erneuerbarer<br />

Energien wurden der Kommission nicht vorgestellt.<br />

Hierzu könnten die öffentlichen und privaten<br />

Potentiale für Solarthermie, Photovoltaik und Wasserkraft<br />

geprüft werden. Inwieweit alternative Heizsysteme<br />

z.B. über den Einsatz von Biomasse, Holzhackschnitzel,<br />

für den Stadtteil realistisch und wirtschaftlich tragbar<br />

sind, konnte nicht beurteilt werden.<br />

109


Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Die bebaute Ortslage Allendorfs weist gut ausgeprägte<br />

dörfliche Grünbestände auf: Im „Kirchenpark“ fallen<br />

auch unbefestigte Bereiche mit Spontanvegetation auf.<br />

Die umgebende Mauer <strong>hat</strong> eine typische Vegetation<br />

ausgebildet. Die Spielplätze und ihr Umfeld, die Schulgelände<br />

mit Schulgarten, Kräuterspirale, Insektenhotel,<br />

Teich und Bolzplatz, die Grünanlage am Kleebachwehr,<br />

die Eingrünung des Sportplatzes und die Obstbaumwiese<br />

im Übergangsbereich zur offenen Landschaft sind<br />

Elemente, die maßgeblich zur innerörtlichen Durchgrünung<br />

beitragen. Möglichkeiten zur verbesserten Platzausbildung<br />

sieht die Kommission noch bei der neuen<br />

Brunnenanlage. Partiell würden straßenseitige Ergänzungspflanzungen<br />

die Aufenthaltsqualität verbessern.<br />

Als ansprechend und gut im Hinblick auf die Gehölzauswahl<br />

wertete die Kommission die Grüninseln und<br />

Pflanzbeete, die im Zuge der umfangreichen Straßenausbaumaßnahmen<br />

erstellt wurden. Als Leitstaude<br />

wurde hier die Rose eingesetzt. Übertragbar auch die<br />

durchlässige Versiegelung des Kirchweges. Sie ermöglicht<br />

die Ausbildung von Ruderalgesellschaften und<br />

Spontanvegetation. Ökologisch wertvoll sind die innerörtlichen,<br />

in Eigenleistung der Allendorfer Vereine in den<br />

70er Jahren angelegten Vogelschutzgehölze „Hochstraße“,<br />

„Am Kasimir“ und am nordöstlichen Bebauungsrand<br />

sowie die Flächen „Am Rondell“ mit dem<br />

Ortsbild prägenden Ahornbaumbestand.<br />

Großzügige, überwiegend dörflich ausgebildete Nutzgärten<br />

und Innenhöfe vereinzelt mit (Obst-)Baumbestand,<br />

prägen den alten Ortskern. Dort wo Grünstreifen<br />

zwischen Straßen und Gehweg angelegt wurden, wirkt<br />

der Straßenraum wohltuend strukturiert. Der am Ortsrand<br />

gelegene Friedhof wird durch einen alten Trauerweidenbestand<br />

geprägt.<br />

Einschränkend wirkte sich aus, dass die Neubaugebiete<br />

östlich des Kleebachs lediglich als Luftbild bewertet werden<br />

konnten. Als Artenschutzmaßnahmen finden sich<br />

Vogelnisthilfen für Schwalben.<br />

Die Kommission empfiehlt in Erweiterung der Bau- und<br />

Gestaltungsbroschüre auch eine Grünfibel zu erstellen.<br />

Diese könnte Hinweise zur Freiflächengestaltung von<br />

Höfen, Vorgärten, Straßenrabatten, Bauminseln etc. aufnehmen<br />

und die Bewohner über Gehölze, Stauden, Fas-<br />

sadenberankungen und ihre fachgerechte Pflanzung und<br />

Pflege liefern.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Gießen-Allendorf<br />

„Allendorf ist grün und liegt schön in der Landschaft“, so<br />

die Worte des Ortsvorstehers. Die Kommission fand<br />

diese Aussage vor Ort meist eindrucksvoll bestätigt. Insgesamt<br />

wirkt das <strong>Dorf</strong> harmonisch in die umgebende<br />

Landschaft eingebettet. Verantwortlich hierfür ist zum<br />

einen das grüne Band des Kleebachs. Der Bachlauf,<br />

seine Zuflüsse und der Mühlgraben bilden naturnahe<br />

Auenwaldstrukturen mit hoher ökologischer Qualität. Sie<br />

sind Teil des Landschaftsschutzgebiets „Auenverbund<br />

Lahn-Dill“. Die augenfälligsten großflächigen Grünbestände<br />

im ortsnahen Außenbereich sind zum anderen<br />

die Streuobstbestände. Sie erstrecken sich überwiegend<br />

südwestlich des Ortes und reichen teilweise bis in die<br />

Ortslage. Ihre Sicherung erfolgt durch ein differenziert<br />

entwickeltes Pflegemanagement u.a. über Schafbeweidung.<br />

Die Umsetzung erfolgt über die Landschaftspflegegemeinschaft<br />

Gießen (LPV) und die Landwirte unter<br />

Einbindung der örtlichen Vereine und Naturschutzgruppen.<br />

Hochstammneupflanzungen bei kostenloser Baum-<br />

110 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Gießen-Allendorf<br />

beschaffung durch die Stadt und unter maßgeblicher<br />

Regie des SPD-Ortsvereins sowie der Beteiligung von<br />

Feuerwehr und der örtlichen Naturschutzgruppe vervollständigen<br />

diese Maßnahmen. Alleenartige raumbildende<br />

Baumreihen prägen die Straßenverbindungen<br />

Kleinlinden – Lützellinden.<br />

Noch eher kleinbäuerlich geprägt zeigt sich das landwirtschaftliche<br />

Nutzungsmuster der anschließenden offenen<br />

Gemarkung. Wiesen, Äcker und waldartige Relikte<br />

u.a. drei angelegte Feldholzinseln begünstigen den Eindruck<br />

einer relativ intakten Landschaft. Ein „Erinnerungswäldchen“<br />

soll ergänzend angelegt werden. Im<br />

Nordwesten oberhalb der Autobahn liegt das Fauna-<br />

Flora-Habitat-Schutzgebiet „Lahnaue zwischen Atzbach<br />

und Gießen“.<br />

Überzeugend ist die Integration der in Rekultivierung<br />

befindlichen ehem. Kreisabfalldeponie, die als „Grüner<br />

Hügel“ mit Aussichtspunkt und Bepflanzung gestaltet<br />

werden soll. Die Deponie wird in das Grün- und Rundwegekonzept<br />

integriert. Dieser führt auch zum Allendorfer<br />

Wäldchen im Norden. Sehr positiv wird die<br />

Anlage eines kulturhistorischen Pfades und die Spurensuche<br />

der alten Wüstung bewertet. Informationstafeln<br />

auch mit historischen Hinweisen weisen auf die örtlichen<br />

Besonderheiten hin.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Durch die oben beschriebenen Maßnahmen konnten<br />

die Lebensräume für eine biologische Vielfalt auch nachhaltig<br />

ausgebaut werden. Die gut ausdifferenzierten Biotop-<br />

und Nutzungsstrukturen in Allendorf begünstigen<br />

die Ausprägung der typischen Artenvielfalt bei Flora und<br />

Fauna, speziell der Vogelwelt mit Steinkauz, Wendehals,<br />

Schwarzmilan, Pirol, Wasseramsel, Eisvogel. Ansitzwarten<br />

für Raub- bzw. Greifvögel wurden zur Unterstützung<br />

durch den örtlichen „NABU“ errichtet.<br />

Einschränkend auf das positive Gesamtbild wirkt die<br />

nordöstliche „sternförmige“ Neubauentwicklung in<br />

Hanglage. Dies gilt analog für die älteren Siedlungsbauten<br />

der „Wohnbau Gießen“ im Bereich des Hochwasserschutzdammes.<br />

Durch mangelnde bzw. voll -<br />

ständig fehlende Eingrünung sind sie sehr exponiert und<br />

beeinträchtigen das Orts- und Landschaftsbild der Aue<br />

erheblich. Empfohlen wird, die vorgelagerten Wiesenbereiche<br />

ggf. für entsprechende Maßnahmen ins Auge<br />

zu fassen sowie mittelfristig die vorhandenen Nadelgegen<br />

Hartholzauengehölze auszutauschen. Dies gilt im<br />

Grundsatz auch für die in der Vergangenheit vermutlich<br />

ohne bauleitplanerische Vorbereitung entstandene<br />

Kleingartenanlage im Ortseingangsbereich, die den Zersiedelungseffekt<br />

verstärkt. Empfohlen wird zumindest<br />

eine Überplanung mit dem Ziel einer besseren landschaftlichen<br />

Einbindung oder ein sukzessiver Rückbau.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Stephan Henrich<br />

Stadtplanungsamt<br />

Berliner Platz 1<br />

35390 Gießen<br />

111


112<br />

Gießen-Allendorf<br />

Borken-Dillich<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Gilserberg-Schönau<br />

An der Südgrenze des Naturparks Kellerwald-Edersee im Schwalm-Eder-Kreis liegt die Gesamtgemeinde Gilserberg.<br />

Nur wenige Kilometer nördlich vom gleichnamigen Gemeindesitz befindet sich der kleine Ort Schönau. Mit 354<br />

Meter über dem Meeresspiegel liegt der Ortsteil in der Quellmündung des Humbaches, der westlich unterhalb des<br />

<strong>Dorf</strong>es in die Gilsa mündet. Östlich und nördlich steigt die Gemarkung auf knapp 500 m an. Hier befinden sich auch<br />

der örtliche Hausberg, der „Schlossberg“ und der „Silberstollen“. Dieser bereits auf der benachbarten Gemarkung<br />

liegende ehemalige Schacht wurde vor einigen Jahren als Fledermausstollen ausgebaut. Erstmals 1264 als „Schonowe“<br />

urkundlich erwähnt, <strong>hat</strong> der Ort aktuell 297 Einwohner. Er ist heute überwiegend Wohnort.<br />

Schönau <strong>hat</strong> einige Male in den 80er und 90er Jahren am hessischen <strong>Dorf</strong>wettbewerb teilgenommen. 2008 errang<br />

der Ortsteil im Regionalentscheid den zweiten Platz in seiner Bewertungskategorie. In diesem Jahr wurde Schönau<br />

auch als <strong>Dorf</strong>erneuerungsschwerpunkt anerkannt. Zum Zeitpunkt der Bewertung lag eine Ortsentwicklungskonzeption<br />

vor. Die gegenwärtige Aufbruchstimmung drückt sich in dem Leitgedanken zur Ortsentwicklung aus:<br />

„Lebendiges <strong>Dorf</strong> mit traditionsbewussten, jedoch aufgeschlossenen, toleranten, aktiven Bewohnern, die Tourismusangebote<br />

und neue Wege der <strong>Dorf</strong>gemeinschaft entwickeln“. Informationen über Schönau sind über die Homepage<br />

der Gemeinde unter www.gilserberg.de zu finden.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Bis in das letzte Jahrhundert hinein war Schönau strukturell<br />

stark von der Landwirtschaft und dem angegliederten<br />

Handwerk geprägt. Heute gibt es nur noch drei<br />

landwirtschaftliche Betriebe, wovon einer im Haupterwerb<br />

arbeitet. Die 15 der 17 örtlichen Arbeitsplätze<br />

kommen aus Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben.<br />

Eingeschränkt ist die innerörtliche Versorgung mit Gütern<br />

und Dienstleistungen des täglichen und periodischen<br />

Bedarfs. Neben einer mobilen Versorgung stellen<br />

insbesondere der Ortsteil Gilserberg als Kleinzentrum<br />

und die Nachbargemeinden die öffentliche und private<br />

Infrastruktur bereit. In Schönau selbst finden sich neben<br />

der evangelischen Kirche an öffentlichen Einrichtungen<br />

ein <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus mit dem selbstverwalteten<br />

Jugendraum, ein Feuerwehrgerätehaus und Spielplatz,<br />

der Friedhof (ohne Trauerhalle), ein Festplatz und die<br />

Schutzhütte auf dem Schlossberg. Zwei Mal täglich fährt<br />

ein kommunaler Bus den Ort an.<br />

Schönau <strong>hat</strong> in den letzten Jahrzehnten einen Einwohnerzuwachs<br />

um 20 % gegenüber 1970 zu verzeichnen.<br />

Seit 2000 ist eine stabile Einwohnerzahl zu beobachten,<br />

allerdings mit einer Tendenz zur Überalterung. Eine Besonderheit<br />

ist, dass 45 Personen lediglich im Zweitwohnsitz<br />

gemeldet sind. In der Ausweisung von zwei<br />

größeren Wohnbaugebieten nördlich und oberhalb des<br />

Ortskerns Ende der 60er und Mitte der 70er Jahre liegt<br />

eine Begründung. Diese weisen auch Ferienhäuser auf.<br />

Ein weiteres kleines Baugebiet erstreckt sich westlich<br />

des Ortes und wurde 1986 erschlossen. Insgesamt gibt<br />

es noch mehrere freie Bauplätze. Der Flächennutzungsplan<br />

wurde 1980 genehmigt, der Landschaftsplan 2003.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 113


Die Kommune <strong>hat</strong> keine eigenen Förderprogramme zur<br />

Bauunterhaltung oder -sanierung im Haushalt eingestellt.<br />

Die Wirkungen von Strukturwandel, partieller Abwanderung<br />

und Überalterung zeigen sich nicht nur in der<br />

örtlichen Erwerbs- und Infrastruktur sondern sind auch<br />

ablesbar über Gebäudeleerstand und -unternutzungen<br />

im Ortskern. Diese Situation betrifft überwiegend die<br />

großen Hofanlagen. Ein Leerstand- und Nutzungskataster<br />

befindet sich auf Initiative des Landkreises in Arbeit.<br />

Die Kommission empfiehlt die Nutzungsanalyse auch<br />

auf die „neuen“ Baugebiete auszudehnen und um ein<br />

Baulückenkataster zu ergänzen. Dieses sollte, fachlich<br />

unterstützt, die städtebaulichen wertvollen Freiflächen<br />

berücksichtigen und als freizuhaltende Flächen ausweisen.<br />

Eine Problemlösung für die Altbausubstanz erhoffen sich<br />

die Bewohner und die Gemeinde über das <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm.<br />

Die Mitglieder des Arbeitskreises<br />

<strong>Dorf</strong>erneuerung (AK-DE) sind sich der schwierigen Situation<br />

durchaus bewusst und sehen in der Wiederbelebung<br />

des Ortszentrums eine Hauptaufgabe für die<br />

nächsten Jahre.<br />

Ein Ansatzpunkt für eine Reaktivierung wird in dem Aufund<br />

Ausbau touristischer Angebote u.a. durch eine verstärkte<br />

Verknüpfung mit bestehenden regionalen Aktivitäten<br />

gesehen. Die naturräumlichen und organisatorischen<br />

Voraussetzungen hierfür sind im Grundsatz<br />

günstig. So ist die Gemeinde Gilserberg in zahlreichen<br />

Verbänden vertreten. Sie ist Mitglied im „Regionalforum<br />

Kellerwald-Edersee e.V.”, wodurch eine Projektförderung<br />

durch die Europäische Union bis 2013 ermöglicht<br />

wird. Ein weiterer Ansatzpunkt bietet die anvisierte Einbindung<br />

an die Konzeption des Geo-Parks des benach-<br />

Gilserberg-Schönau<br />

barten Landkreises Waldeck-Frankenberg. Die Mitgliedschaft<br />

in der touristischen Arbeitsgemeinschaft „Rotkäppchenland<br />

Schwalm-Knüll“ eröffnet im Grundsatz<br />

weitere Möglichkeiten für den Ausbau des Fremdenverkehrs.<br />

Auch gibt es eine Einbindung in das touristische<br />

Konzept des Nationalparks Kellerwald - Edersee. So<br />

führt der Qualitätswanderweg „Kellerwaldsteig“ oberhalb<br />

des Ortes vorbei. Schönau ist auch Ausgangspunkt<br />

für den Kulturerlebnispfad „Stätte-Tour“. Dieser lenkt<br />

die Besucher an kultur- und wirtschaftsbedeutsame<br />

Zeugnisse in der nahen Region. Der Schlossberg mit<br />

dem historischen Tanzplatz und der „Kyramide“ (Kellerwald-Klimaschutz-Pyramide)<br />

ist ein weiterer nahegelegener<br />

Anziehungspunkt. Die Mountainbiker starten mit<br />

internationalen Teilnehmern jährlich zu einem Marathon<br />

im Ort. Noch fehlt es an einer klaren, auch nach außen<br />

wahrnehmbaren touristischen Angebotskonzeption.<br />

Unter Aufnahme der oben beschriebenen Vorgaben<br />

wird diese voraussichtlich in dem Freizeitsegment Wandern<br />

liegen.<br />

Auch gibt es bisher auf Grund der fehlenden Infrastruktur<br />

noch keinen lokalen wirtschaftlichen Nutzen von den<br />

interessanten wander- und radtouristischen Angeboten<br />

in naturnaher und abwechslungsreicher Landschaft. So<br />

sind u.a. weder Gaststätte noch Zimmer- oder Wohnungsanbieter<br />

im Ort zu finden.<br />

Die Kommission gewann den Eindruck, dass zwar einerseits<br />

die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für<br />

eine touristische Anbindung gut sind. Andererseits erfordern<br />

parallele Vermarktungswege und die Vernetzungsvielfalt<br />

aufwendige organisatorische und inhaltliche<br />

Abstimmungen. Hinzu kommt, dass die Verbindungen<br />

kreisübergreifend in zwei weitere Landkreise reichen.<br />

Personell, so der Eindruck der Kommission, laufen<br />

114 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Gilserberg-Schönau<br />

die Aktivitäten bisher stark auf den Gemeindevorstand<br />

zu.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen dem Ortsbeirat und der<br />

Gemeinde wird beiderseits als vertrauensvoll und gut<br />

beschrieben. Zwei Ortsbewohner sind im gemeindlichen<br />

Parlament vertreten. Im Kinder- und Jugendbeirat sowie<br />

im Seniorenbeirat finden sich Mitglieder aus Schönau.<br />

Mit der Bildung des AK-DE bietet sich nunmehr die<br />

Möglichkeit einer weiteren Arbeits- und Verantwortungsteilung<br />

zwischen der Gemeinde, dem Ortsbeirat<br />

und den Bewohnern. Im Rahmen der <strong>Dorf</strong>erneuerung<br />

sollten die Ansätze zusammengeführt und im Hinblick<br />

auf eine Umsetzung gewichtet werden.<br />

Motivation und Bereitschaft sich aktiv einzubinden sind<br />

derzeit sehr hoch im Ort. Der dörfliche Focus wird zurzeit<br />

auf den Ausbau des DGH und den Umbau der Ortsmitte<br />

gelegt. Eine Konzeption, die die Privatanwesen einbezieht,<br />

steht noch aus oder wurde nicht vorgestellt. Die<br />

Kommission kann die private Investitions- und auch Innovationsbereitschaft<br />

im Ort nicht beurteilen. Allerdings<br />

sieht sie für eine örtliche Strukturstärkung insbesondere<br />

dann eine Chance, wenn Konzept und Umsetzung von<br />

einer breiten Mehrheit der Bewohner erarbeitet und<br />

(auch investiv) getragen werden. Hierzu sind sicherlich<br />

viele vertrauensvolle Einzelgespräche mit den Eigentümern<br />

zu führen, um die Möglichkeiten der Veränderung<br />

auszuloten. Diese könnten ggf. über ein „Tandem“ –<br />

<strong>Dorf</strong>erneuerungsberater und Vertreter des AK-DE –<br />

wahrgenommen werden. Auch kommt aus Sicht der<br />

Kommission der Gemeindeverwaltung eine aktive Aufgabe<br />

als Immobilienmanager zu. Den „goldenen und<br />

schnellen Weg“ einer Problemlösung wird es nicht<br />

geben. Ein Austausch mit anderen Kommunen in ver-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

gleichbar strukturierten Regionen eröffnet vielleicht<br />

neue Ansätze und Lösungen. Diese sind auch aus der<br />

Mitgliedschaft in dem Zweckverband „Schwalmverbund“<br />

zu erwarten. Er eröffnet eine regionale Schwerpunktabstimmung<br />

und Projektförderungen. Auch aus<br />

der Mitwirkung im interkommunalen „Virtuellen Gründerzentrum“<br />

können über Beratung und Vermittlung<br />

Einzellösungen z.B. durch Unternehmensgründungen<br />

gefunden werden.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Die Aktivitäten der Kirchengemeinde und mehrerer Vereine<br />

tragen das kulturelle und soziale Leben im <strong>Dorf</strong>. So<br />

organisiert die Feuerwehr neben den Wettkämpfen das<br />

traditionelle Himmelsfahrtsfest und engagiert sich in der<br />

Jugendarbeit u.a. mit umweltpädagogischen Projekten.<br />

Sehr rege sind der Singkreis und der evangelische Frauenkreis<br />

mit seinen wöchentlichen Treffen. Letzterer plant<br />

für die Bewohner Tagesfahrten und richtet den jährlichen<br />

Seniorennachmittag aus. Der Jugendclub zeichnet sich<br />

mindestens für drei jährlich wiederkehrende Feste verantwortlich:<br />

Diese sind der Kinderkarneval, die Maifeier<br />

und das Glühweinfest. Eine mehrtägige Fahrt organisiert<br />

der Verein der Reisefreunde für das <strong>Dorf</strong>. Weiterhin sind<br />

der „Schönauer Gedenktag“ und die kommunalen Ferienspiele<br />

Angebote, die das <strong>Dorf</strong>leben bereichern. Die<br />

Nachbarschaftshilfe bei Beerdigungen ist genauso<br />

selbstverständlich im Alltag verankert wie die Pflege des<br />

öffentlichen Grüns durch die Vereine und Bürger. Die<br />

Kommission gewann bei der Vorstellung den Eindruck,<br />

dass starke kirchliche und geschichtliche Bindungen bestehen<br />

und die Pflege von Tradition und ihrer Werte die<br />

<strong>Dorf</strong>gemeinschaft verbindet.<br />

115


Mit der Aufnahme des AK-DE entstanden neue Impulse.<br />

Ein wesentliches Motiv liegt in der fehlenden räumlichen<br />

Ausstattung der Gruppentreffen. Das DGH als ehemalige<br />

Schule verfügt nicht annähernd über die benötigten<br />

Räume und ist darüber hinaus in Teilen in einem<br />

unzureichenden baulichen Zustand. Hiervon betroffen<br />

ist insbesondere der Jugendraum. Innenrenovierungen<br />

wurden bereits in Eigenleistung abgeschlossen. Da im<br />

Ort, mit Ausnahme des Kirchengebäudes, kein sonstiger<br />

öffentlicher Raum vorhanden ist, erfährt das<br />

<strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus mit den geplanten Nutzungserweiterungen<br />

wie einem „Internetdorfladen“ und einer<br />

„<strong>Dorf</strong>stube“ eine hohe Wertschätzung als kultureller,<br />

sozialer und infrastruktureller <strong>Dorf</strong>mittelpunkt. Zurzeit<br />

gibt es eine Reihe konkreter Überlegungen, wie die örtlichen<br />

Freizeitangebote ergänzt und die Hilfsangebote<br />

erweitert werden können. Ein Trägerverein wurde bereits<br />

gegründet. Im weiteren Planungsverlauf wird es insbesondere<br />

darum gehen, die vorhandenen und geplanten<br />

Angebote, ihre Pflege und die Gebäudeunterhaltung<br />

auch nachhaltig personell, organisatorisch und finanziell<br />

abzusichern. Die Kommission empfiehlt hierzu einen<br />

Austausch mit vergleichbaren Trägervereinen (z.B. Willingshausen-Zella<br />

als diesjährigen <strong>Wettbewerb</strong>steilnehmer).<br />

Die Aufbruchstimmung im Ort ist im Weiteren auf die<br />

Neugestaltung des DGH-Umfeldes und der Ortsmitte<br />

ausgerichtet. Letztere dient als Festplatz und ist Übungsfläche<br />

für die Freiwillige Feuerwehr.<br />

Für die Kommission war beeindruckend, wie offensiv<br />

und zielgerichtet die Vorhaben vom AK-DE vorgetragen<br />

wurden. Es ist den Akteuren zu wünschen, dass eine<br />

große Anzahl der Bewohner die Vorhaben tatkräftig und<br />

nachhaltig unterstützen. Wichtige Voraussetzungen und<br />

Gilserberg-Schönau<br />

Erfolgsfaktoren wie ein starker Gemeinschaftssinn und<br />

die Bereitschaft der Verantwortungsübernahme, liegen<br />

auf jeden Fall vor. Die <strong>Dorf</strong>erneuerung und die Vorbereitungen<br />

zur 750-Jahrfeier im Jahr 2014 bieten die<br />

Chance, die innerörtlichen sozialen Bindungen generationsübergreifend<br />

noch weiter auszubauen. Der geplante<br />

eigene Internetauftritt unter der Adresse<br />

www.schoenau-kellerwald.de wird dabei zur notwendigen<br />

Transparenz beitragen.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Die Orts- und Bauentwicklung von Schönau zeigt sich<br />

auch für Besucher gut ablesbar. So präsentiert sich das<br />

historische Ortszentrum mit der sichtexponierten ev. Filialkirche<br />

und dem umgebenden Friedhof und den großen<br />

zwei- und dreiseitigen Höfen aus dem 18. und 19.<br />

Jahrhundert. Entlang der Straße zur Kirche schließen<br />

sich in Folge der Siedlungsentwicklung ab dem 19. Jh.<br />

kleinteiligere Hofanlagen an. Einige größere innerörtliche<br />

Freiflächen verweisen heute auf ehemalige Anwesen<br />

im Kern. Einschneidend haben sich auf die<br />

Ortsbaustruktur die Ereignisse vom August 1855 niedergeschlagen.<br />

Bei einem Wirbelsturm wurden von 47<br />

Gebäuden 45 beschädigt. Die städtebauliche Besonderheit<br />

des Ortskerns liegt heute in dem abwechslungsreichen<br />

Wechsel von bebauten und unbebauten<br />

Flächen. Weitergehende städtebauliche Überlegungen<br />

sollten dieses als Leitmotiv unterstützend aufgreifen.<br />

Deutlich abgesetzt vom <strong>Dorf</strong>kern zeigt sich die bereits<br />

erwähnte jüngere Bauentwicklung am Südhang des<br />

Schlossberges nördlich des Ortskerns.<br />

Die Kirche verweist auf das Jahr 1585. Sie ist mehrfach<br />

aus- und umgebaut worden. Als früher protestantischer<br />

116 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Gilserberg-Schönau<br />

Saalkirchenbau in Bruchsteinmauerwerk mit erneuertem<br />

Fachwerkobergeschoß aus dem 20. Jh. steht sie unter<br />

Denkmalschutz. Diesem unterstehen auch sechs weitere<br />

Gebäude/Anwesen sowie die abseits des Ortes liegende<br />

Hichelmühe. Fachwerkrähmbau, Ziegel- und<br />

Sandsteinmauerwerk, Tonziegel, Holzschindel sind die<br />

historischen und auch heute noch anzutreffenden Baumaterialien<br />

und -weisen. Einige Anwesen wurden in den<br />

vergangenen Jahren unter Aufnahme der historischen<br />

Vorgaben renoviert. Insgesamt zeichnet sich Schönau<br />

durch ein vielfältiges Straßen- und Ortsbild aus, wozu<br />

die topografisch bewegte Lage beiträgt. Beeindruckend<br />

liegt die alte Schule, das jetzige DGH, mit großem Umfeld<br />

und in erhöhter Lage. Der großzügige Aufgang und<br />

Vorplatz sollen nach den ersten Überlegungen neben<br />

dem Spielplatz weitere Freizeitfunktionen (Bolzplatz,<br />

Basketballkorb) insbesondere für Jugendliche und Kinder<br />

aufnehmen. Der untere Bereich (Wanderparkplatz)<br />

könnte zu einer allgemeinen touristischen Informationsund<br />

Anlaufstelle ausgebaut werden.<br />

Die weitere große Freiraumplanung erstreckt sich auf<br />

den Fest- und Feuerwehrübungsplatz. Diese derzeit ungegliederte<br />

asphaltierte Fläche mit fehlenden Nutzungszuweisungen<br />

in zentraler Ortslage gibt dem<br />

<strong>Dorf</strong>zentrum eine gewisse Beliebigkeit. Auch hier ist<br />

eine Nutzungs- und Gestaltungsaufwertung beabsichtigt.<br />

Dieses soll geschehen durch die Wiederherstellung<br />

des ehemaligen <strong>Dorf</strong>brunnens sowie der Errichtung<br />

eines offenen Gebäudes, das sowohl als Bühne für Gesang<br />

oder Schauspiel wie auch als Unterstand bei <strong>Dorf</strong>oder<br />

Grillfesten genutzt werden kann. Für die neue Ortsmitte<br />

empfiehlt die Kommission eine Teilbereichsplanung<br />

unter Einbezug der gegenüberliegenden Anwesen<br />

und Grundstücke. Dabei wäre es wünschenswert, wenn<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

die leerstehende und stark renovierungsbedürftige<br />

Scheune einer öffentlichen Nutzung ggf. im Kontext des<br />

touristischen Konzeptes zugeführt würde.<br />

Angestrebt wird weiterhin, den Treppenaufgang zur Kirche,<br />

zum Ehrenmal und zum Friedhof mit regionalen<br />

Baustoffen barrierefrei umzugestalten. Die geplanten<br />

funktionalen und optischen Aufwertungen werden zweifelsohne<br />

zu einer Attraktivitätserweiterung des <strong>Dorf</strong>es<br />

für seine Ortsbewohner und Besucher beitragen. Die<br />

Kommission empfiehlt auf einen naturnahen Ausbau zu<br />

achten und sich auf wenige, aber wiederkehrende Materialien<br />

zu beschränken und Überformungen zu vermeiden.<br />

Dieser Grundsatz gilt auch für die anstehenden<br />

privaten Ausbaumaßnahmen. Die Aufstellung eines gestalterischen<br />

und auch energetischen Leitbildes mit konkreten,<br />

ggf. grundstücksbezogenen Empfehlungen wäre<br />

wünschenswert. Die zahlreich vorhanden positiven Beispiele<br />

im <strong>Dorf</strong> könnten ergänzend als Vorbilder herausgestellt<br />

werden. Hinweise zum Artenschutz bei<br />

anstehenden Umbaumaßnahmen könnten die Fibel ergänzen.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Der historische Grüngürtel um den Ortskern mit Gärten<br />

und Obst(wiesen) ist noch in weiten Teilen erhalten.<br />

Zahlreiche innerörtliche unversiegelte Hof-, Wiesen- und<br />

Freiflächen, Hof- und Obstbäume, Bauerngärten, Hausberankungen,<br />

Hecken und Gehölze tragen zu einer in<br />

weiten Teilen guten und intensiven Durchgrünung bei. In<br />

der Schlossbergstraße, am Kirchhof sowie vor dem<br />

<strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus fallen u.a. alte Laubbäume ins<br />

Auge.<br />

117


Sehr ansprechend sind auch die Straßenbereiche, in<br />

denen auf die Anlage von ausgebauten Gehwegen zugunsten<br />

von (niveaugleichen) Rasenflächen und Rabatten<br />

verzichtet wurde oder private Bepflanzungen, die in<br />

den öffentlichen Raum ranken. Ruderalgesellschaften<br />

sind (noch) auf den sog. ungeordneten Flächen zu finden.<br />

Dass dieses auch zukünftig der Fall ist, sollte bei<br />

den weiteren Planungen berücksichtigt werden. Auch<br />

sollte auf die Ausbildung großer Baumscheiben geachtet<br />

werden. Fehlende städtebauliche bedeutsame<br />

Raumkanten könnten durch die Pflanzung hochstämmiger<br />

Bäume (wieder) hergestellt werden. Dieses gilt insbesondere<br />

für die bereits erwähnte <strong>Dorf</strong>mitte aber auch<br />

für einige Straßenabschnitte. Die Erarbeitung und Verteilung<br />

einer Broschüre mit Pflanz- und Gestaltungsempfehlungen<br />

für Frei- und Nutzflächen mit Angaben<br />

zu Gehölzen, Stauden, Kletterpflanzen, Pflaster, Einfriedungen<br />

wäre als Orientierungshilfe für die Eigentümer<br />

wünschenswert.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

An den Ausläufern des Naturparks Kellerwald in verkehrlich<br />

ruhiger Lage liegt Schönau reizvoll auf dem Gilserberger<br />

Hochland. Der Nordteil der Gemarkung ist als<br />

Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet „Waldgebiet südlich<br />

Densberg“ ausgewiesen. In der Gemarkung gibt es einige<br />

naturräumliche und kulturgeschichtliche Besonderheiten.<br />

Ökologisch interessant sind z.B. die Teichanlage<br />

an der Hichelmühle und der Bach Gilsa als Lebensraum<br />

für Eisvogel und Schwarzstorch. Als Ausgleichsmaßnahme<br />

wurde vor einigen Jahren seitens der Gemeinde<br />

eine Streuobstwiese angelegt. Weitere Streuobstwiesen<br />

wurden durch die Jagdgenossenschaft geschaffen. Die<br />

Nisthilfen für Vögel und Insekten und Fledermäuse unterstützen<br />

den Artenschutz im Ort und in der Gemarkung.<br />

Natur- und Kulturraum sind auch für das Projekt<br />

Geopark Waldeck-Frankenberg von besonderer Bedeutung.<br />

Alte Abbau- und Verhüttungsstätten sind neben<br />

Gesteinsvorkommen und Versteinerungen in der Gemarkung<br />

zu finden. Der Wanderweg „Stätte-Tour“ zwischen<br />

Schönau und Schönstein greift die Thematik des<br />

historischen Bergbaus auf.<br />

Fast idealtypische Ortseingänge mit gekrümmter Linienführung<br />

und guter Anpflanzung führen in das <strong>Dorf</strong>.<br />

Insgesamt ist der Ort gut in die umgebende Landschaft<br />

eingebunden und mit dieser verzahnt. Punktuell könnten<br />

Ergänzungen vorgenommen werden. Auf eine gute Eingrünung<br />

der Gebäude im Außenbereich sollte geachtet<br />

werden.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Hans-Hermann Rittig<br />

Kirschbrunnen 4<br />

34630 Gilserberg<br />

Gilserberg-Schönau<br />

118 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Gilserberg-Schönau<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

119


Groß-Umstadt-Richen<br />

Richen liegt als Stadtteil der Odenwälder Weininsel Groß-Umstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Die Einwohnerzahl<br />

beträgt aktuell 1.631. Seine erste urkundliche Erwähnung führt auf das Jahr 1266 zurück. Gemarkungsfunde weisen<br />

auf eine römische Besiedlung hin. Eine günstige Voraussetzung bot hierfür der Bach „Richer“, der heute den Ort<br />

von Süd nach Nord quert und in die Gersprenz fließt. Auf diesen Bach („fluevio ricchina“, Urkunde von 766) geht vermutlich<br />

der Ortname zurück. Nachweisbar gehörte die Siedlung um 1300 zum Kloster Fulda, Ende des 14. Jahrhunderts<br />

zu Kurpfalz und ab 1576 zur Kurpfalz und Hessen. Um 1635, nach dem Ende des 30jährigen Krieges finden sich<br />

nur noch vier Familien im <strong>Dorf</strong>. Eine aktive Anwerbung auch in Österreich und der Schweiz führt zur erneuten Besiedlung<br />

und zum wirtschaftlichen Neubeginn. Bis in das 20. Jahrhundert stieg die Einwohnerzahl kontinuierlich, aber<br />

bescheiden an. Den großen Zuwachs erfuhr der Ort erst nach Kriegsende durch die Niederlassungen der Flüchtlinge.<br />

Nachdem Richen mehrere Jahrhunderte Filialort zu Groß-Umstadt war, erfolgte seine Eingemeindung 1977. Naturräumlich<br />

gehört der Ortsteil mit seinen 600,5 ha zum vorderen Odenwald im Rhein-Main-Tiefland.<br />

Richen <strong>hat</strong> 2008 zum zweiten Mal nach 2005 am Hessischen <strong>Dorf</strong>wettbewerb teilgenommen. Der Stadtteil wurde, auch<br />

als Ergebnis seines großen Engagements, <strong>2009</strong> als Schwerpunkt der <strong>Dorf</strong>erneuerung anerkannt. Das Motto der <strong>Dorf</strong>gemeinschaft<br />

lautet: „Historisches bewahren, Zukunft aktiv gestalten“. Einen ersten Einblick in das <strong>Dorf</strong> bietet die Internetpräsentation<br />

unter www.richen.eu sowie die Plattform der Kommune, die über den Verlauf der <strong>Dorf</strong>erneuerung<br />

informiert.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Die kontinuierliche Steigerung von ehemals 750 Einwohnern<br />

im Jahr 1950 bis aktuell 1.631 führte nicht nur<br />

zu einer weiteren Inanspruchnahme der Flächen, sondern<br />

trug auch zur strukturellen Stärkung des Stadtteiles<br />

bei. So finden sich heute über 40 Betriebe und Unternehmen<br />

mit rund 300 Arbeitsplätzen im Ort. Dabei stellen<br />

zwei Transportunternehmen sowie der städtische<br />

Bauhof einen großen Anteil der Beschäftigten. Daneben<br />

finden sich mehrere kleinere, innovative Unternehmen.<br />

Neben zwei Blumengeschäften, eine davon mit Post-<br />

agentur, gibt es seit 2008 wieder einen privat geführten<br />

kleinen Laden mit angeschlossener Bäckerei und holzgefeuertem<br />

Ofen. Das innerörtliche Grundsortiment an<br />

Lebensmitteln wird ergänzt durch einen der Landwirtschaft<br />

und Metzgerei angegliederten Hofladen für<br />

Wurst- und Fleischwaren. Eher ungewöhnlich für einen<br />

Ort dieser Größe ist das Fehlen von Gastronomie, Banken<br />

und Sparkassen. Mit noch 18 Arbeitsplätzen in der<br />

(verarbeitenden) Landwirtschaft besitzt diese eine noch<br />

vergleichsweise große Bedeutung. Die Kommune stellte<br />

mit dem Einwohnerzuwachs weitere Grundversorgungen<br />

in Richen bereit. Heute finden sich in kommunaler<br />

120 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Groß-Umstadt-Richen<br />

Trägerschaft u.a. eine Schule, die mehrere Schulformen<br />

umfasst und eine Kindertagesstätte. Ferner zeigt sich die<br />

Stadt als Baulastträger verantwortlich für das alte Rathaus,<br />

den Sportplatz, zwei Spielplätze, die Trauerhalle,<br />

Feuerwehr- und Vereinshäuser sowie in Ermangelung<br />

eines Bürgerhauses für einen Saal als Anbau an eine<br />

ehemalige Gaststätte. Eine langfristige Absicherung des<br />

gut genutzten Saalanbaus für die dörflichen Aktivitäten<br />

wäre wünschenswert. Das ehemalige Rathaus bietet<br />

Räumlichkeiten für den Ortsbeirat und einige Vereine.<br />

Religiöse und soziale Zentren sind neben der evangelischen<br />

Kirche die beiden kirchlichen Gemeindehäuser.<br />

Beide befinden sich in der Nachkriegssiedlung. Die ev.<br />

Kirche ergänzt mit einer eigenen Einrichtung die städtische<br />

Kinderbetreuung. Schon vor der Gebietsreform<br />

<strong>hat</strong>te die Gemeinde ein gut ausgebautes und in Stand<br />

gehaltenes Wasser- und Kanalalisationsnetz. Die Anbindung<br />

an die nahe gelegene Bundesstraße, sowie der unmittelbar<br />

in der Nähe gelegene Anschluss an Schnellstraße<br />

und Autobahn, ermöglicht es den Bürgern schnell<br />

in die Ballungszentren Rhein-Main zu gelangen. Ein<br />

Anruf-Bus ergänzt die Nahverkehrsangebote. Die Anbindung<br />

an das Radwegenetz ist gegeben. Die Odenwaldbahn<br />

verläuft entlang der östlichen Baugrenze. Im<br />

Ergebnis ist festzustellen, dass die räumliche Nähe zur<br />

Kernstadt, eine durchschnittliche Grundinfrastrukturausstattung<br />

und die gute Verkehrsanbindung den Zuzug<br />

junger Familien begünstigen. Letzteres wird auch durch<br />

finanzielle Anreize der Kommune unterstützt. Entsprechend<br />

ist der Anteil der Kinder mit 10 % und der Per -<br />

sonen unter 20 Jahren mit gut 20 % im Ort überdurchschnittlich<br />

hoch.<br />

Die örtlichen Pläne und Satzungen sind an denen der<br />

Kernstadt orientiert. Der Flächennutzugsplan von 1988<br />

befindet sich in der Neuaufstellung. Er ist auf der Internetseite<br />

der Stadt einsehbar. Ein Bebauungsplan ist vorhanden.<br />

Einige Bauplätze sollen zur Abrundung nördlich<br />

des Friedhofs bereitgestellt werden. Die Gemeinde sieht<br />

es als eine primäre Aufgabe, gerade die alten Hofreiten<br />

zu reaktivieren. Dafür <strong>hat</strong> sie einen Ortsbildpflegefonds<br />

aufgelegt. Die Energieberatung wird aus der Kernstadt<br />

angeboten. Ob diesem ein Konzept zugrunde liegt<br />

wurde nicht erörtert. Ein vorbildhaftes kommunales<br />

Handlungskonzept wurde im Rahmen der Agenda-21<br />

Diskussionen 2001 vom Stadtparlament verabschiedet.<br />

Dieses thematisch breit angelegte Programm wurde<br />

unter großer Beteiligung der Bevölkerung in gut drei<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Jahren erstellt. Zur Absicherung der nachhaltigen Ziele<br />

sind auch selbstbeschränkende Maßnahmen u.a. zur<br />

Siedlungsentwicklung aufgenommen. Vielleicht auch vor<br />

diesem Hintergrund wird die Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Ortsbeirat, den Bewohnern und der Stadt als transparent,<br />

produktiv und atmosphärisch gut beschrieben.<br />

Insgesamt tragen hierzu zum einen die offene Informationspolitik<br />

der Stadt, zum zweiten die Vertretung mehrerer<br />

Bewohner Richens im Stadtparlament und drittens<br />

eine auf Mitwirkung ausgerichtete Arbeit des Ortsbeirats<br />

bei.<br />

Ein wichtiger „Kümmerer“ für innerörtliche Probleme ist<br />

die seit 1999 sehr rege agierende Agenda-21 Gruppe.<br />

Der kleine und beständige Kern <strong>hat</strong> sich die Reaktivierung<br />

historischer und öffentlich genutzter Räumlichkeiten<br />

sowie die Brauchtumspflege zur Hauptaufgabe<br />

gestellt. Von der <strong>Dorf</strong>erneuerung erwarten die Bewohner<br />

weitere Impulse auch zur Stärkung der Innenentwicklung.<br />

Der Prozess soll offen und unter großer<br />

Mitwirkung der Bewohner gestaltet werden.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Neben den Bildungseinrichtungen prägen sieben Vereine,<br />

die Agenda 21-Gruppe und die zwei Kirchengemeinden<br />

das kulturelle Angebot und das soziale<br />

Miteinander in Richen. Der Zusammenschluss der Vereine<br />

zu einem Kulturring ermöglicht zum einen eine konkurrenzfreie<br />

Abstimmung der verschiedenen Aktivitäten<br />

und zum anderen die Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen<br />

wie die Teilnahme an dem Groß-Umstädter<br />

Weinfest. Es ist auch der Kulturring, der den<br />

Internetauftritt des Ortes organisiert. Es wäre wün-<br />

121


schenswert, dass sich für den weiteren Ausbau und die<br />

regelmäßige Aktualisierung weitere Bewohner verantwortlich<br />

zeigen.<br />

Neben den traditionsreichen Vereinen wie dem Turnund<br />

Sportverein Richen (TSV), der Freiwilligen Feuerwehr<br />

oder dem auf über 120 Jahre zurückblickenden<br />

Gesangverein Eintracht haben sich in der zweiten Hälfte<br />

des 20. Jahrhunderts die Landfrauen, die Sportschützen<br />

und die Angler und Naturschützer zu neuen Vereinen zusammengeschlossen.<br />

Ihre Feste und Aktionen wurden<br />

mit der Gründung der Agenda 21-Gruppe vor 10 Jahren<br />

um weitere, auf das Gemeinwohl ausgerichtete, Projekte<br />

und Angebote ergänzt. So wurde durch ihre Initiative<br />

und ihr Engagement das öffentliche Badhaus mit Backhaus<br />

baulich gesichert und zu einem kleinen <strong>Dorf</strong>museum<br />

mit restauriertem Backofen umgenutzt. Auch der<br />

Erhalt und die Instandsetzung des baulich angebundenen<br />

alten Rathauses von 1869 sowie die private Restaurierung<br />

der darin befindlichen originalen Turmuhr gehen<br />

auf diese Gruppe zurück. Mit der großen Beteiligung am<br />

Tag des offenen Denkmals 2002 und 2007 <strong>hat</strong> die<br />

Agenda 21-Gruppe den Blick weiterhin auf die innerörtlichen,<br />

privaten Altbaubestände gelenkt. Vorbildhaft<br />

sind zwei sehr ansprechende Broschüren in Zusammenarbeit<br />

mit der Stadtverwaltung entstanden. Aktuell organisiert<br />

die Gruppe Kurse, Ausstellungen, Märkte, ein<br />

monatliches sonntägliches Frühstück im alten Rathaus<br />

und mehr. Dabei wird sie, soweit erforderlich, von den<br />

Vereinen und Bewohnern unterstützt. Insbesondere auf<br />

die Privatunterstützung sind die Aktionen „Herbstzauber<br />

in Richer Höfen“ und „ Kunst in Bauerngärten“ angewiesen.<br />

Diese unregelmäßig stattfindenden Projekte<br />

sind weitere Beispiele für das große und nachhaltig ausgerichtete<br />

Engagement im <strong>Dorf</strong>. Durch die Beteiligung<br />

der neu Hinzugezogenen bezeugen die Aktionen aber<br />

Groß-Umstadt-Richen<br />

auch die große integrative Wirkung. Die Kommission<br />

möchte (nicht nur) die Agenda 21-Gruppe ausdrücklich<br />

in ihrer Ausrichtung bestärken, Altes zu sichern und –<br />

durch Zulassen von Neuem – lebendig zu halten. Unter<br />

diesem Leitgedanken wurden auch Vereinshäuser und<br />

Saalrenovierungen in großer Eigenleistung der Bewohner<br />

realisiert.<br />

Eine Besonderheit bei den jahreszeitlich geprägten Angeboten<br />

ist die auf eine private Initiative zurück gehende<br />

Richer Fastnacht. So <strong>hat</strong> sich Richen in den vergangenen<br />

Jahren in der Region zu einer Hochburg mit Prinzenpaar<br />

und vielen Veranstaltungen ausgebildet, obgleich es keinen<br />

eigenständigen Karnevalsverein vor Ort gibt.<br />

Viele Jugendliche engagieren sich in den Vereinen. So<br />

bietet die Feuerwehr derzeit zwei Gruppen für 60 Kinder<br />

und Jugendliche an. Mehrere sportliche Sparten unterhält<br />

der mitgliederstarke TSV Richen auch für seine 180<br />

jungen Mitglieder. Noch relativ neu, aber bereits mit<br />

einem guten Echo versehen, ist die Laien-Theatergruppe<br />

des TSV. Beide Kirchengemeinden unterhalten<br />

in ihren Räumen eine Reihe generationsübergreifender<br />

Angebote. In Ergänzung der bestehenden kirchlichen<br />

und Vereinsangebote regt die Kommission an, die Möglichkeit<br />

für die Gründung und Eigenorganisation eines<br />

Jugendchors zu prüfen. Dieses könnte vielleicht mit Unterstützung<br />

der Schule erfolgen. Die Gruppe könnte sich<br />

im Schwerpunkt „modernem“ Liedgut zuwenden. Wünschenswert<br />

wäre zudem, wenn die Teilnahme am Kultursommer<br />

Südhessen, eine bislang private Initiative,<br />

weiterhin und auf breiter Basis realisiert werden könnte.<br />

Noch fehlt es an einem Jugendraum im Stadtteil. Aus<br />

Sicht der Kommission sollte in der <strong>Dorf</strong>erneuerung ein<br />

Augenmerk auf die kommunale und freie Jugendarbeit<br />

und das fehlende Raumangebot gelegt werden.<br />

122 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Groß-Umstadt-Richen<br />

Die Kommission erlebte über die Präsentation der oben<br />

beispielhaft skizzierten Projekte und Ansätze eine hohe<br />

Identifikation der Bewohner mit ihrem <strong>Dorf</strong>. Sie gewann<br />

dabei den Eindruck, dass anstehenden Entscheidungen<br />

zur weiteren Ortsentwicklung unter Abwägung vielfältiger<br />

Argumente und unter Einbindung möglichst zahlreicher<br />

Bewohner getroffen werden sollen. In wie weit<br />

hierbei auch die „alten Neubürger“ eingebunden werden<br />

können, konnte die Kommission nicht abschließend<br />

beurteilen.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Gemessen an der heutigen flächenhaften Ausdehnung<br />

des Stadtteiles erstreckt sich das historische Zentrum<br />

des <strong>Dorf</strong>es auf kleiner Grundfläche. In Anlehnung an die<br />

parallel in Süd-Nord-Richtung verlaufende <strong>Dorf</strong>- und<br />

Hauptstraße lehnt sich die Ortskernbebauung an. Die<br />

im rechten Winkel liegende Schmiedegasse verbindet<br />

die beiden Straßen. Rechtwinklig sind auch die nach<br />

außen, also nach Westen und Osten abknickenden<br />

Wege und Straßen angelegt. Dadurch ergibt sich ein regelmäßiger<br />

Grundriss des Ortskerns mit zum Teil sehr<br />

geringer Straßenbreite. Seine heutige Bebauung führt<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

überwiegend in das 17. und 18. Jahrhundert zurück. Mit<br />

der Saalkirche von 1758/59, dem alten Rathaus und dem<br />

integrierten ehemaligen Back-, Spritzen- und Badhaus,<br />

der Schule von 1869, lagen alle wichtigen öffentlichen<br />

Einrichtungen bis in der Neuzeit in dem Zentrum. Nicht<br />

mehr vorhanden sind weitere gemeindliche Einrichtungen,<br />

die im Rathaus und seinem Umfeld untergebracht<br />

waren. Beispielhaft seien die Viehwaage und die Wasserpumpe<br />

genannt. Trotz zahlreicher Veränderungen in<br />

den vergangenen Jahrzehnten ist die Gesamtstruktur<br />

gut erhalten. Sie zeichnet sich durch geschlossene Hofreiten<br />

mit zumeist giebelständigen Fachwerkhäusern auf<br />

schmalen Grundstücken aus. Ortscharakteristisch sind<br />

die großen rundbogigen, straßenseitigen Sandsteintore<br />

mit teilweise noch vorhandenen Handpforten aus dem<br />

frühen 18. Jahrhundert. An regionaltypischen Materialien<br />

und Bauformen herrschen Sandstein(quader), Fachwerkrähm<br />

und Ziegelmauerwerk, Putzbau, Satteldach<br />

zum Teil mit Krüppelwalm sowie Holzschindel, Holzver-<br />

123


schalung; Klappläden und eine rote Ziegeleindeckung<br />

vor. Ungewöhnlich hinsichtlich seiner großzügigen Proportionen<br />

und der Materialverwendung (gelber und<br />

roter Ziegelstein, kombiniert mit Sandstein) zeigt sich die<br />

alte Schule, die seit 1969 bei detailgetreuer Außensanierung<br />

als Kindergarten genutzt wird. Auch Dank der<br />

Eigenleistung befinden sich die öffentlichen Gebäude<br />

in einem guten Erhaltungszustand, sind aber teilweise<br />

renovierungsbedürftig und energetisch zu effektivieren.<br />

Im privaten Bereich wurden ebenfalls mit großer Eigenleistung<br />

mehrere Hofanlagen nach historischem Vorbild<br />

und mit entsprechender handwerklicher Ausführung<br />

sowie unter Berücksichtigung ökologischer Bauprodukte<br />

und des Denkmalschutzes saniert. So erhielt 2004 eine<br />

Hofreite den hessischen Denkmalpreis. Anerkennenswert<br />

und bedeutsam für die dörfliche Geschichte sind<br />

auch die private Neunutzung der örtlichen Schmiede<br />

und die Sicherung ihrer Einrichtung einschließlich der<br />

Werkzeuge. Der gesamte Ortskern mit einigen Anwesen<br />

östlich der Hauptstraße wird als Gesamtanlage nach<br />

dem Hessischen Denkmalschutzgesetz bewertet. Sie beinhaltet<br />

auch einige Einzeldenkmäler u.a. die oben erwähnten<br />

öffentlich genutzten Gebäude. Neben ihrer<br />

städtebaulichen und ortsgeschichtlichen Bedeutung<br />

sind es oftmals baukünstlerische Gründe, die ihre Wertigkeit<br />

ausmachen. Zwei Kulturdenkmäler liegen zudem<br />

außerhalb der Gesamtanlage. Eines davon ist das um<br />

1900 erbaute dörfliche Spritzenhaus.<br />

Leerstände fielen mit Ausnahme des alten markanten<br />

Mühlenanwesens nicht auf; ein Leerstands- und Nutzungskataster<br />

wurde nicht vorgestellt. Sofern nicht erstellt,<br />

empfiehlt die Kommission eine Aufstellung aus<br />

der auch Belegungs- und Altersdaten hervorgehen. Es<br />

Groß-Umstadt-Richen<br />

wäre zu wünschen, wenn im Rahmen der <strong>Dorf</strong>erneuerung<br />

die vorhandene Altbebauung nicht nur hinsichtlich<br />

ihrer Substanz sondern auch in ihrer Nutzung gesichert<br />

und fachgerecht renoviert werden würde. Dabei könnte<br />

auch manche Überformung zurückgenommen und<br />

Fremdmaterialien wieder ausgetauscht werden. Empfohlen<br />

wird, Leitlinien zur Baugestaltung unter Einbindung<br />

der Bewohner/Eigentümer möglichst straßenbezogen<br />

zu erstellen. Diese sollte auch auf Neu- und Anbauten<br />

eingehen. Ferner wären konkrete Hinweise zum<br />

Einsatz regenerativer Energien und zur Freiraumgestaltung<br />

einschließlich Begrünung hilfreich.<br />

Die Ortserweiterung erfolgte zum einen im Norden und<br />

Nordwesten jenseits der Haupt- und Semder Straße. Insbesondere<br />

die Letzte stellt mit ihrem Ost-West-Verlauf<br />

eine städtebauliche Zäsur dar und schiebt sich funktional<br />

als Riegel zwischen dem Ortskern einerseits und der<br />

Wohn-, Gewerbebebauung und den Sportanlagen andererseits.<br />

Am Ortseingang vor dem Sportplatz wären<br />

Querungshilfen für Fußgänger eine mögliche Sicherheitsmaßnahme.<br />

Die neue Umgehungsstraße von Groß-<br />

Umstadt soll den Ortskern merklich entlasten, was<br />

derzeit in eingeschränkter Form durch einen Kreisel geschieht.<br />

Die größte Neugebietsausweisung liegt indessen<br />

im Südwesten mit der Gustav-Hacker-Siedlung, der<br />

Grundschule, dem ev. Kindergarten und dem katholischen<br />

Gemeindehaus. Die Siedlung grenzt unmittelbar<br />

an die Kernstadtbebauung. Die Kommission empfiehlt,<br />

sofern noch nicht vorliegend, ein Baulückenkataster<br />

unter fachlicher Abwägung und Aufnahme erhaltenswerter<br />

innerörtlicher Garten-, Grün- und Freiflächen zu<br />

erstellen. Dabei sollte auch die zum Teil noch vorhandene<br />

alte Ortskerneingrünung berücksichtigt und aufgewertet<br />

werden. Ob die geplante Wohnbauabrundung<br />

in der Nähe des Friedhofs der Umsetzung des <strong>Dorf</strong>er-<br />

124 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Groß-Umstadt-Richen<br />

neuerungsprogrammes widerspricht, wurde nicht thematisiert.<br />

Im Grundsatz schließen sich jedoch eine Neubebauung<br />

und Programmaufnahme aus. Auch die im<br />

Flächennutzungsplanentwurf dargestellten Siedlungsflächenerweiterungen<br />

sollten ebenfalls im Kontext der<br />

<strong>Dorf</strong>erneuerungsziele geprüft werden.<br />

Sicherlich nicht einfach in der Umsetzung gestaltet sich<br />

der örtliche Wunsch nach einer Ortsmitte. Historisch lag<br />

diese im Bereich der Kirche. Sie war aber weniger räumlich<br />

sondern eher funktional, also über die Nutzung, ausgebildet.<br />

Mit der Bevölkerungsentwicklung sind heute<br />

die infrastrukturellen Angebote mit Saal, Sportplatz, Kindergärten<br />

etc. im Ort verteilt. Es stellt sich aus Sicht der<br />

Kommission die Frage, ob nicht eine Aufwertung der<br />

gegenwärtigen (neuen und alten) Funktionsräume der<br />

Vorzug gegenüber dem Ausbau nur einer Mitte gegeben<br />

werden sollte.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Die enge und straßenangrenzende Bebauung im alten<br />

Ortskern erlaubt nur eine zurückhaltende Begrünung im<br />

Straßenraum. Hochstämmige Bäume und Gehölze bilden<br />

daher die Ausnahme. In Ermangelung dieser Möglichkeiten<br />

wurden an zahlreichen Fassaden Wein- und<br />

Rosenstöcke gesetzt. Neben den ebenfalls vorfindbaren<br />

Kirschbäumen bietet sich insgesamt ein harmonisches<br />

Bild. Zusammen mit dem niveaugleich ausgebauten<br />

schmalen Gehwegen und Rinnen sind die Straßenräume<br />

einerseits funktional ausgerichtet und andererseits im<br />

Hinblick auf Materialwahl und Formensprache dörflich<br />

angemessen schlicht. Um zukünftige Überformungen zu<br />

verhindern sollte dieses Grundprinzip bei den augenscheinlich<br />

anstehenden Straßensanierungen beibehalten<br />

werden. Die Kommission empfiehlt die Fußwegebeziehungen<br />

auch zu den Neubaugebieten gestalterisch<br />

und grünordnerisch aufzuwerten. Dabei könnte auch der<br />

eine oder andere kleine Platz für eine nachbarschaftliche<br />

Nutzung naturnah angelegt werden.<br />

Entlang der alten <strong>Dorf</strong>straße mit dem Basaltpflaster finden<br />

sich in den Hofinnenflächen oftmals noch gepflegte<br />

Bauern- und Nutzgärten. Daneben gibt es Gehölzpflanzungen<br />

und mit Sommerblumen bepflanzten Terracotta-<br />

Töpfe. In dieser Gesamtheit wirken die Anwesen<br />

ansprechend und freundlich. Bei der Anpflanzung von<br />

neuen Hofbäumen sollten jedoch verstärkt heimische<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Arten bzw. Sorten gewählt werden. In Verbundenheit mit<br />

der Weinbautradition vor Ort sollten die vorgefundenen<br />

Gebäudebegrünungen durch Weinstöcke weiter verfolgt<br />

werden. Neben dem Wein könnte sich die Rose als<br />

Leitpflanze ausbilden und über Patenschaften gepflegt<br />

werden.<br />

Als innerörtliche grüne Oase zeigt sich der ehemalige<br />

Löschteich und Waschplatz. Er wurde zu einem dörflichen<br />

kleinen Park mit altem Baumbestand umgestaltet.<br />

Möglichkeiten der weiteren Eingrünung werden im Umfeld<br />

der Sportanlagen und entlang der begleitenden<br />

Bachläufe gesehen. Dabei wäre die Pflege sicher zu stellen.<br />

Einige öffentliche Grünbereiche werden von den<br />

Bewohnern gepflegt. So auch der Friedhof, der, wie die<br />

Spielplätze, aus zeitlichen Gründen nicht vorgestellt<br />

wurde. Potential für Entsiegelungen sieht die Kommission<br />

an manchen Randbereichen aber auch im Umfeld<br />

des Feuerwehrhauses. Als Maßnahmen zum innerörtlichen<br />

Artenschutz entstand ein Insektenhotel.<br />

125


<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

In der schmalen, nord-südlich verlaufenden Gemarkung<br />

Richens liegen zwei Landschaftsschutzgebiete (LSCHG).<br />

Diese sind im Nordwesten die „Untere Gersprenz“ und<br />

im Norden das LSCHG „Landkreis Dieburg“. Beide besitzen<br />

gleichfalls den Status eines Vogelschutzgebietes<br />

nach der EU-Vogelschutzrichtlinie. Nördlich der Ortslage<br />

liegen auch einige Einzelhöfe. Bei guten Ackerböden<br />

wird die Gemarkung landwirtschaftlich und vielfältig genutzt.<br />

Entlang des nördlichen, renaturierten Richer Baches<br />

erfolgt eine extensive Pflege durch Schafhaltung.<br />

Die landschaftliche Einbindung des <strong>Dorf</strong>es ist in weiten<br />

Teilen gut gegeben. Dieses ist auch mit Einschränkungen<br />

für die Einfahrtsstraßen gegeben. Naturschutz- und<br />

Landschaftspflegemaßnahmen sind in die Vereinsarbeit<br />

integriert. Unter Einbindung des Naturschutzbundes<br />

entstanden dabei Vogelnisthilfen u.a. für Störche. An<br />

umweltpädagogischen Aktionen werden neben dem<br />

Bau des Insektenhotels auch Vogelstimmwanderungen<br />

angeboten.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Kai Cezanne<br />

Schmiedestraße 6<br />

64823 Groß-Umstadt<br />

Groß-Umstadt-Richen<br />

126 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Groß-Umstadt-Richen<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

127


Hofbieber<br />

In der reizvollen Mittelgebirgslandschaft der Vorderrhön liegt das im Jahre 1093 erstmals eindeutig erwähnte, aber<br />

als Siedlungsort („Biberaha“) wohl wesentlich ältere Hofbieber. Früher Sitz des Zehntgrafen und des Centgerichts<br />

<strong>hat</strong> Hofbieber heute seine Zentralität als Kerngemeinde mit 16 bzw. 18 Ortsteilen im Landkreis Fulda ausgebaut. Die<br />

gleichnamige Gesamtgemeinde ist eine aufstrebende Ferienregion. Sie wirbt für sich im Internet unter dem Motto<br />

“in der Natur verwurzelt”. Schließlich liegt Hofbieber sowohl im Naturpark Hessische Rhön als auch im Biosphärenreservat<br />

Rhön. Auf topografisch bewegtem Gelände präsentiert sich Hofbieber inmitten einer durch die Landwirtschaft<br />

geprägten, offenen Landschaft mit markanten Erhöhungen und weitem Blick, den rhöntypischen „offenen<br />

Fernen”. Der staatlich anerkannte Luftkurort Hofbieber <strong>hat</strong> 1.985 Einwohner.<br />

Hofbieber <strong>hat</strong> erstmalig am <strong>33.</strong> <strong>Dorf</strong>wettbewerb 2008 teilgenommen. Mit dem öffentlichen Aufruf „ Wir machen<br />

mit!“ konnte Hofbieber sich auf Anhieb für den <strong>Landesentscheid</strong> qualifizieren. Hofbieber ist unter www.hofbieber.de<br />

im Internet zu finden.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Hofbieber <strong>hat</strong> sich zu einem bevorzugten Wohnort auch<br />

für die Beschäftigten der im nahe gelegenen Raum<br />

Fulda angesiedelten Unternehmen entwickelt. Der Ort<br />

ist als Fremdenverkehrsort etabliert. In Folge verzeichnet<br />

die Kerngemeinde seit 1970 einen großen, fast doppelten<br />

Bewohnerzuwachs. Diesen Trend sieht man als Verpflichtung<br />

an, den Ort auch in Zukunft für alle<br />

Generationen attraktiv zu erhalten und zu gestalten.<br />

Neubaugebiete werden nachfrageorientiert ausgewiesen.<br />

Ein aktuelles Baugebiet in nordöstlicher Ortslage<br />

verfügt noch über ca. 20 Bauplätze.<br />

Hofbieber ist aber auch Arbeitsstandort. Mit 150 Arbeitsplätzen<br />

insbesondere im Handwerk und in Dienstleistungen<br />

besitzt der Ort ein recht hohes wirtschaftliches<br />

Potenzial. Ein im Ort ansässiger Gewerbeverein<br />

bündelt die gewerblichen Aktivitäten und kümmert sich<br />

um das Marketing. In nordwestlicher Randlage und<br />

westlich des Friedhofs des Ortes wurde vor kurzem ein<br />

1,5 ha großes Gewerbegebiet für das örtliche Handwerk<br />

ausgewiesen. In Planung befindet sich die angrenzende<br />

Ausweisung einer Industriefläche über 1 ha. Flächenutzungs-<br />

und Landschaftsplan entstanden Mitte der 90-<br />

Jahre.<br />

Der Ort stellt insgesamt eine bemerkenswert vollständige<br />

Infrastruktur. Sie deckt nahezu alle Bereiche des<br />

täglichen Bedarfs ab. Bäcker- und Metzgerläden, Bankstellen<br />

sowie zwei Supermärkte, Apotheken und Ärzte<br />

sind ebenso vorhanden wie zwei Kindergartenstandorte,<br />

vier Kinderspielplätze, ein modernes Gemeindezentrum/Bürgerhaus,<br />

Grund-, Haupt- und Realschule an der<br />

Biebertalschule und Sportanlagen u.a. ein Golfplatz. Regionale<br />

Produkte bieten eine Ölmühle, die Raps aus örtlichem<br />

Anbau verarbeitet, ein Geflügelzüchter sowie die<br />

örtlichen Imker mit Direktvermarktung.<br />

128 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Hofbieber<br />

Zufriedenstellend sind auch die Anbindungen an den öffentlichen<br />

Nahverkehr sowie an das Rad- und Wanderwegenetz.<br />

In Zusammenarbeit mit der touristischen<br />

Arbeitsgemeinschaft „Die Rhöner“ werden die touristischen<br />

Angebote kontinuierlich ausgebaut. Attraktionen<br />

wie der Milseburgradweg (R 3), der Golfplatz und ein<br />

Barfuß-Erlebnispfad im Ort sind (über-)regional bekannt.<br />

Der Fremdenverkehr <strong>hat</strong> auch für Hofbieber einen<br />

hohen Stellenwert. Er stärkt die Infrastruktur und bindet<br />

Arbeitsplätze. Ein ehrgeiziges Projekt, das Bewohner<br />

und Besucher aller Altersklassen anziehen und zusammenführen<br />

soll, ist der auf einer zentrumsnahen Freifläche<br />

konzipierte “Generationenpark“. Die fortgeschrittene<br />

Planung sieht unterschiedliche Erlebnisfelder<br />

für spielerische Aktivitäten vor.<br />

Mit einem Holzhackschnitzel-Heizwerk setzt man auf örtliche<br />

Ressourcen in der Energiegewinnung. Sie versorgt<br />

zahlreiche öffentliche Einrichtungen und private Haushalte.<br />

Auch ein „Bürgersolar-Projekt“ wird angeboten.<br />

Sie sieht die Installation von Anlagen auf öffentlichen<br />

Dächern vor (Feuerwehrhaus, Gemeindebauhof und<br />

demnächst Holzhackschnitzel-Heizanlage). Eine kommunale<br />

Energieberatungsstelle unterstützt Bewohner<br />

hinsichtlich energetischer Maßnahmen und Modernisierungen.<br />

Die Gemeinde berät auch bei der Planung von<br />

Zisternen.<br />

Auf Wunsch des Ortsbeirats wurde eine gutachterliche<br />

Untersuchung von der Gemeinde finanziert, um insbesondere<br />

den Ortskern als neuen <strong>Dorf</strong>mittelpunkt neu zu<br />

gestalten. Der Auftrag beinhaltet auch eine Flächenund<br />

Gebäudeanalyse und ggf. die Entwicklung neuer<br />

Nutzungskonzepte. Ziel ist es, die innerörtliche Entwicklung<br />

vorrangig zu behandeln und keinen Leerstand entstehen<br />

zu lassen (aktuell ein Leerstand im Ortskern). Der<br />

Landkreis unterstützt die Ortskernsanierung. Weitere<br />

Projekte sind sichere Schulwege/Verbesserung der verkehrlichen<br />

Situation und das o.g. Generationenprojekt.<br />

Eine wichtige soziale Einrichtung ist das Hilfesystem<br />

KNHH (Kommunales Netzwerk-Humandienste Hofbieber),<br />

das nach vorausgegangenen Bürgerbefragungen<br />

und Bedarfserhebungen ins Leben gerufen wurde und<br />

damit unmittelbar auf den demographischen Wandel<br />

reagiert. Im mobilen Einsatz werden ältere, kranke und<br />

bedürftige Mitbürger versorgt und Nachbarschaftshilfe<br />

organisiert. Hierfür wurden auch Mitarbeiter gezielt ausgebildet.<br />

Pflege findet zu Hause nach Bedarf statt. Eine<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

wichtige Ergänzung der sozialen Betreuung ist das derzeit<br />

im Bau befindliche Familienzentrum. Neben einer<br />

Seniorenbegegnungsstätte und der Geschäftsstelle des<br />

KNHH soll das Zentrum zu einer Beratungs-, Schulungsund<br />

Bildungsstelle u.a. für Familien, Eltern, Alleinerziehende,<br />

Senioren werden. Auch soll die Einrichtung in Familienfragen<br />

beraten. In dem Gesamtkomplex sind<br />

integriert eine Kindertagesstätte, eine Kindergrippe und<br />

ein Hort mit Mittagstischangebot auch für die Grundschüler<br />

der Biebertalschule. Getragen wird das Modellvorhaben<br />

von einer Stiftung gemeinsam mit der<br />

Nachbargemeinde.<br />

Kommunale Vorhaben und örtliche Projekte verstehen<br />

sich als Gemeinschaftsprojekte der Kommune, des Ortsbeirats<br />

und der Bewohnerschaft. Die vorgestellte Zusammenarbeit<br />

wirkt überzeugend. Dabei bilden die<br />

Vereine ein wichtiges Glied. Eine enge Verzahnung besteht<br />

zum kommunalen (Kriminal-)Präventionsrat, zu den<br />

Geschichts-, Senioren- und Jugendbeiräten. Diese sind<br />

in den vergangenen Jahren gegründet worden. Zu wichtigen<br />

Themen finden Bürgerversammlungen statt. Positive<br />

informelle Strukturen und sehr aktive Einzelpersonen<br />

bringen die anstehenden Projekte voran; der<br />

<strong>Dorf</strong>wettbewerb wirkte inspirierend und sozial integrierend.<br />

Seitens der Gemeinde wird in der Förderung des<br />

bürgerschaftlichen Engagements eine Chance gesehen,<br />

sowohl die Lebensqualität in allen Orten zu sichern als<br />

auch die Zufriedenheit ihrer Bewohner, den sozialen<br />

Frieden, zu garantieren.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

19 Vereine und Gruppen prägen das Leben im Ort. Sie<br />

bilden mit der Kirche und der politischen Gemeinde den<br />

sozialen und kulturellen „Kitt“ im Gemeinwesen. Einige<br />

129


agieren auch überregional oder sind Dachverbänden angeschlossen.<br />

Hohe stabile Mitgliederzahlen, lange Traditionen<br />

und Untersparten kennzeichnen viele von<br />

ihnen. Eine Vielfalt von Veranstaltungen und Angeboten<br />

ist vorzufinden. Die Beschäftigung mit Brauchtum und<br />

Historie besitzt dabei einen hohen Stellenwert. Mundart-<br />

und Liedpflege, thematische Wanderungen, Heimatabende<br />

oder die umfangreiche Ortschronik, erstellt<br />

2003 anlässlich des Ortsjubiläums, seien beispielhaft genannt.<br />

Dem wirtschaftlichen und touristischen Ausbau<br />

des Ortes widmen sich weitere Vereine. So ist Träger der<br />

örtlichen Fremdenverkehrsarbeit der Verkehrsverein.<br />

Touristisch engagiert sich auch der mitgliederstarke<br />

Rhönclub. Die Förderung der Wirtschaft in der Gesamtgemeinde<br />

<strong>hat</strong> sich der Gewerbeverein zum Ziel gesetzt.<br />

Neben der Vereinsarbeit im engen Sinne kommen diverse<br />

öffentliche Angebote und Feste dazu. Sie richten<br />

sich nach dem (kirchlichen) Jahresablauf oder sprechen<br />

die Gäste an (Schwerpunkt <strong>2009</strong> Sternenwanderungen).<br />

Integration und soziale Hilfe bieten neben den Vereinen<br />

die kirchliche Frauengruppe (kfd) und der Sozialverband<br />

VdK. NeubürgerInnen werden über eine Info-Broschüre<br />

begrüßt. Um eine bessere Abstimmung untereinander<br />

und mit der Kommune zu erzielen, haben sich die Vereine<br />

zu einem “Arbeitskreis der örtlichen Vereine”<br />

(AdÖV) zusammengeschlossen.<br />

Das breite und vielseitige Engagement und Wirken der<br />

Gruppen und Vereine wird überdurchschnittlich bewertet.<br />

Die schwierige Aufgabe, nicht nur die örtlichen Belange<br />

aufzugreifen, sondern gleichzeitig als Kerngemeinde<br />

die kommunale Gesamtentwicklung und auch<br />

die touristisch-regionale Stärkung im Blick zu haben,<br />

stellen insbesondere Ortsbeirat und AdÖV vor außergewöhnlichen<br />

Herausforderungen. Art und Umfang, wie<br />

dieses angegangen wird, führte zu einer großen Anerkennung<br />

durch die Kommission. Als Zukunftsaufgabe<br />

sieht sie Kontinuität im Wirken und in der Zusammenarbeit<br />

auszubauen. Das bedeutet auch, die Kinder und Jugendlichen<br />

bereits heute zu gewinnen. Ob dieses auch<br />

weiterhin schwerpunktmäßig über die Vereinsarbeit zu<br />

gewährleisten ist, ist selbstkritisch zu hinterfragen. Ggf.<br />

sind über den selbstverwalteten Jugendraum hinaus<br />

weitere Rahmenbedingungen oder (Mitwirkungs-)Angebote<br />

erforderlich, um die Identifikation mit dem Wohnort<br />

zu fördern und den Weg zum Mitmachen zu ebnen.<br />

Dem bereits beschrittenen Weg der projektgebundenen<br />

Zusammenarbeit mit den Schulen und Kindergärten wird<br />

dabei eine besondere Bedeutung gegeben.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Hofbieber<br />

Historisch betrachtet ist Hofbieber ein Haufendorf mit<br />

einer klar ausgebildeten <strong>Dorf</strong>mitte. Diese Ortsstruktur<br />

ist auch heute noch ablesbar. Im Mittelpunkt steht, weithin<br />

sichtbar, die prägnante doppeltürmige Katholische<br />

Pfarrkirche. Sie wurde um 1900 anstelle eines spätgotischen<br />

Vorgängerbaus errichtet. Die St. Georgs-Kirche ist<br />

ein Wahrzeichen des Ortes. Die Kirche (mit zum Teil<br />

noch erhaltener wehrhafter Friedhofsmauer), Pfarrhaus,<br />

Schule (Abriss 1999) und Gasthaus bildeten bis zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts das religiöse und gesellschaftliche<br />

Zentrum des Ortes. Um sie gruppierten sich<br />

(Klein-)Gehöfte und Einzelhäuser. Der großräumige Lindenplatz<br />

und der Kirchenvorplatz mit Kriegerdenkmal<br />

des 1. Weltkrieges entstanden erst ab 1920 nach Gebäudeabträgen.<br />

130 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Hofbieber<br />

Auch heute konzentrieren sich im Ortszentrum in fußgängerfreundlichen<br />

Entfernungen die meisten wichtigen<br />

Gemeinschaftseinrichtungen: In Nachbarschaft zur Kirche<br />

finden sich das moderne und architektonisch ansprechende<br />

Bürgerhaus, außerdem die Schule mit neuer<br />

Schulhalle, Kindergarten/Hort wie auch ein Lebensmittelmarkt.<br />

Dieser wurde gut in eine vorhandene große<br />

Scheune integriert und das denkmalgeschützte zugehörige<br />

Wohnhaus mitgenutzt. Die Neubaugebiete folgen<br />

dem Talverlauf und erstrecken sich nordöstlich und südwestlich<br />

des Ortskerns.<br />

Nachdem die alte, kleinteilige Baustruktur dem Zeitgeist<br />

der 60/70-er Jahre folgend für Neubauten und Verkehrsflächen<br />

weitgehend verschwand, finden sich heute<br />

nur noch relativ wenige Kulturdenkmäler im Ort. Zum<br />

Teil baulich verändert, dokumentieren sie die (kleinland-)<br />

wirtschaftliche und soziale Geschichte Hofbiebers. Ortsbildprägend<br />

sind sie Zeugen traditionellen Bauens, oft<br />

als ehemalige Wohnstallhäuser/Ernhäuser mit zum Teil<br />

künstlerischen Qualitäten erstellt.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Das Gesamtbild ist indessen modern, oft auch in Anlehnung<br />

an die historische Formensprache. Durch die Anhäufung<br />

unterschiedlicher und auch vereinzelt großmaßstäblicher<br />

Neubauten (Schulzentrum, Bürgerhaus,<br />

Handelsunternehmen u.a.) vermittelt die Ortsmitte dem<br />

Besucher eine gewisse Beliebigkeit im Sinne einer verloren<br />

gegangenen Geschichte. Bis heute nicht zufriedenstellend<br />

gelöst ist das großflächige Platzgefüge in<br />

der Ortsmitte.<br />

Die Kommission empfiehlt im Hinblick auf ein harmonisches,<br />

auch modernes Gesamtbild die 2003 entstandene<br />

Gestaltungssatzung um ein baulich-räumliches und<br />

gestalterisches Leitbild zu ergänzen. Straßenbezogene<br />

Aussagen würden insbesondere privaten Bauherrn Orientierung<br />

anbieten. Dieses sollte auch über den AdÖV<br />

verankert werden. Beratungsangebote und ggf. Finanzierungsanreize<br />

wären eine sinnvolle Ergänzung.<br />

Ein Altbau, ehemals Bäckerei mit Café, wurde von der<br />

Gemeinde angekauft, um freiere Hand bei der Neuordnung<br />

des Zentrums zu haben. Hier wäre zu überlegen,<br />

ob das bauhistorisch nicht herausragende, jedoch ortsbildprägende<br />

Gebäude mit vertretbarem Aufwand erhalten<br />

und einer neuen Nutzung zugeführt werden<br />

könnte. Dieses könnte einen weiteren Identitätsverlust<br />

in diesem Bereich vermeiden. Das schon mit verschiedenen<br />

Planungsvarianten in Angriff genommene Gesamtkonzept<br />

für die Ortsmitte sollte ein besonderes<br />

Augenmerk auf die Unterbringung des ruhenden Verkehrs<br />

legen, der gegenwärtig das Straßenraumbild sehr<br />

stark dominiert. Nicht besucht wurden der abseits liegende<br />

Weihershof und die Weihersmühle und Friedhof.<br />

Der Gutshof ist als Ensemble denkmalgeschützt.<br />

131


Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Mit der Entfernung von Teilen der alten, kleinteiligen Bebauung<br />

im Ortszentrum einerseits und der Neubebauung<br />

andererseits entstanden großzügig angelegte<br />

Verkehrs- und Freiräume mit weiten Durchblicken. So<br />

vielfältig und ansprechend die Durchgrünung der neueren<br />

Baugebiete ist, so zurückhaltend ist sie im Ortskern.<br />

In Teilräumen ist ein hoher Versiegelungsgrad, auch mit<br />

Betonsteinen, vorzufinden. Als verbesserungsfähig wird<br />

auch der Schulhof mit seiner insgesamt relativ hohen<br />

Versiegelung bewertet. Von einer Begrünung der Fassaden<br />

wird selten Gebrauch gemacht. Abhilfe könnte<br />

ein Grüngestaltungsplan liefern, der grundstücksbezogen<br />

aufgestellt und abgestimmt werden sollte. Er sollte<br />

auch eine Fibel über orts- und standortgerechte Arten<br />

für Garten- und Freiflächen beinhalten. Dieses würde die<br />

vorhandenen positiven Ansätze aufwerten und die Entscheidungen<br />

bei Neuanlagen erleichtern.<br />

Die ehemals inmitten eines ummauerten Kirchhofs gelegene<br />

Pfarrkirche kommt in ihrem heute weiträumigen,<br />

begrünten und fast parkartig wirkenden Umfeld gut zur<br />

Wirkung. Ein besonders schönes und eigenständiges<br />

Element darin ist der aus Basaltsteinen neugestaltete<br />

alte <strong>Dorf</strong>teich „Weeth“. Optisch positiv wirken etliche<br />

schöne Großbäume im Zentrum. Alte und neuere Basaltund<br />

Sandsteinmauern bringen das ortstypische Material<br />

gut zur Geltung. Für die Pflege der öffentlichen Grünflächen<br />

bestehen Patenschaften.<br />

Als originelle Idee kann die Anlage des „Sinnespfades”<br />

unter künstlerischer Beteiligung von Kindern als Zuwegung<br />

zum Barfuß-Erlebnispfad gewertet werden. Letzterer<br />

stellt ein begrüßenswertes Angebot auch für den<br />

Fremdenverkehr dar. Der spielerische Umgang mit der<br />

Landschaft soll durch den schon oben angesprochenen,<br />

projektierten Generationenpark mit Spielplätzen für alle<br />

Altersklassen ergänzt werden – hier ist, bei wirklich kreativer<br />

Planung, sicherlich eine Bereicherung des Freiraumes<br />

in Ortsrandnähe zu erwarten.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Hofbieber<br />

Trotz seiner relativ großen Ausdehnung fügt sich der Ort<br />

gut in die hügelige Landschaft ein. Dazu tragen eine relativ<br />

intakte Dachlandschaft mit starker Durchgrünung<br />

ebenso wie umliegende Streuobstwiesen, die über<br />

Baumpatenschaften gepflegt werden, bei. Auch der mit<br />

einer großen Anzahl einheimischer Gewächse bepflanzte<br />

westlich und auf 400 m Höhe liegende Golfplatz<br />

trägt zu dem harmonischen Bild bei. Dieser wurde auf<br />

dem kargen Boden angelegt. Ebenfalls landschaftsmarkant<br />

hebt sich östlich der Ortslage das Europäische<br />

Schutzgebiet Fauna-Flora-Habitat „Vorderrhön“ und das<br />

Landschaftsschutzgebiet „Hessische Rhön“ als Waldgebiet<br />

ab.<br />

132 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Hofbieber<br />

Anders das Erscheinungsbild im Nordwesten der Ortslage.<br />

Hier herrschen landwirtschaftliche und am Ortsrand<br />

gewerbliche Nutzungen vor. Landschaftsprägende<br />

Bepflanzungen gibt es vorwiegend entlang der Straßen.<br />

Bei der Bebauung des schon vorhandenen Gewerbegebietes<br />

sollte auf gute Landschaftsverträglichkeit und<br />

grünordnerische Verzahnung geachtet werden. Mit der<br />

neu geplanten Industriefläche wird erstmals der durch<br />

die L 3174 begrenzte nordwestliche Ortsrand überschritten.<br />

Wünschenswert wäre eine hochstämmige<br />

nördliche Bepflanzung. Auch der oberhalb des Ortes an<br />

der Landstraße gelegene Edeka-Großmarkt fällt relativ<br />

stark ins Auge.<br />

Geschichtsträchtige Objekte wie Flurdenkmäler sowie<br />

historisch bedeutende Orte in der Umgebung wie das<br />

„Küppelchen” mit Kapelle, Kreuzweg und Mariengrotte<br />

werden gepflegt und im Bewusstsein gehalten. Dieses<br />

gilt auch für mehrere Bildstöcke und Feldkreuze. Alte,<br />

verwilderte Ackerterrassen stellen wertvolle Biotope dar.<br />

Sehr gut gelegen auch der Grillplatz „Farrod“.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Ortsvorsteher<br />

Gerhard Quanz<br />

Biebersteiner Weg 19<br />

36145 Hofbieber<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

133


Hofbieber<br />

134 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Homberg/Ohm-Ober-Ofleiden<br />

Ober-Ofleiden ist ein <strong>Dorf</strong> mit 1.060 Einwohnern und zweitgrößter Stadtteil von Homberg/Ohm im Vogelsbergkreis.<br />

Seine erste urkundliche Erwähnung liegt um 800. Sie steht vermutlich im Zusammenhang mit der Niederlassung<br />

des Hl. Bonifatius auf der nahegelegenen Amöneburg. Die naturräumliche Lage in der Ohmaue lässt eine<br />

frühere Siedlungsgründung vermuten. Ober-Ofleiden liegt in der Senke des Ohmtals. Geografisch betrachtet befindet<br />

sich der Stadtteil zwischen dem nordwestlich liegenden Amöneburger Becken und dem Nördlichen Vogelsberg-Vorland,<br />

wobei letzterer zum Westhessischen Bergland gehört. Der Siedlungskern und heutige alte Ortskern<br />

mit Kirche findet sich westlich des süd-nördlich verlaufenden Flusses Ohm. Die einwohnermäßig größeren Neubaugebiete<br />

erstrecken sich nordöstlich hangaufwärts. Sie grenzen unmittelbar an die Bebauung der Stadt Homberg.<br />

Der Stadtteil bezeichnet sich selbst als Stadt und Land, als Gemeinschaft zwischen Tradition und Moderne, zwischen<br />

Villa und Fachwerk. Trotz oder wegen dieser vermeintlichen Gegensätze ist das Motto des <strong>Dorf</strong>es „Ein <strong>Dorf</strong> baut<br />

Brücken“, womit sowohl die realen Bauwerke über die Ohm für Verkehr und Fußgänger, als auch das Zusammenwirken<br />

der Menschen in Ober-Ofleiden gemeint ist. Ober-Ofleiden <strong>hat</strong> 2008 erstmalig am Hessischen <strong>Dorf</strong>wettbewerb<br />

teilgenommen. Eine Anerkennung als <strong>Dorf</strong>erneuerungsschwerpunkt erfolgte <strong>2009</strong>.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Ober-Ofleiden ist verkehrsmäßig gut angebunden. In der<br />

Nähe befinden sich Bundesstraßen-, Autobahn- und<br />

Bahnanschlüsse. Den Ort durchquert eine Landesstraße.<br />

Die 1901 im ersten Abschnitt eingeweihte Ohmtalbahn<br />

wurde 1980 zunächst für den Personenverkehr- und 1993<br />

für den Güterverkehr geschlossen. Heute finden hier noch<br />

Materialfahrten für das angrenzende Basaltwerk statt.<br />

Durch den Stadtteil führen mehrere regionale Radwege.<br />

Ober-Ofleiden ist ein <strong>Dorf</strong> mit teilweise städtischen<br />

Strukturen. Ein Kindergarten und eine Krabbelgruppe<br />

stehen den örtlichen Kindern zur Verfügung. Das <strong>Dorf</strong>-<br />

gemeinschaftshaus, Vereinshäuser, Backhaus, Grill-,<br />

Sport-, Bolz- und Spielplätze, ein selbstverwalteter Jugendtreff<br />

sowie drei gastronomische Betriebe bilden die<br />

Örtlichkeiten für gemeinschaftliche Aktivitäten. Weiterhin<br />

wurden zuletzt einige dezentrale Plätze für nachbarschaftliche<br />

Treffen geschaffen. Neben der evangelischen<br />

Kirche bietet ein Gemeindehaus das religiöse Zentrum.<br />

Ein Friedhof mit Trauerhalle ist ebenfalls vorhanden.<br />

Ober-Ofleiden verfügt mit 22 Betrieben in Handwerk,<br />

Industrie und Dienstleistung über eine für die Größe des<br />

Ortes beachtliche Wirtschaftsstruktur. Zusammen mit der<br />

Land- und Forstwirtschaft mit insgesamt sechs Hauptund<br />

Nebenerwerbsbetrieben, sind in Ober-Ofleiden 71<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 135


Arbeitsplätze vorhanden. Am Rande des Stadtteiles ist<br />

ein überörtliches Schulungszentrum der AOK angesiedelt.<br />

Im zum Teil in der Gemarkung liegenden Steinbruch<br />

findet regelmäßig die Stein-Expo, eine Messe<br />

über Abbautechnik, statt.<br />

Die Nachfrage in dem einwohnerstarken Stadtteil an Gütern<br />

und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs <strong>hat</strong> eine<br />

gute private Infrastruktur zur Sicherung der Grundversorgung<br />

entstehen lassen. Allein drei Supermärkte in<br />

einem Einkaufszentrum, verschiedene Handwerksbetriebe<br />

und mehrere gastronomische Betriebe bilden das<br />

Gerüst der privaten Angebotsstruktur. Ein Hofladen mit<br />

Hausschlachtung und Direktvermarktung und ein attraktiver<br />

Blumenladen, der gezielt aus der Stadt aufs <strong>Dorf</strong><br />

umgesiedelt ist, ergänzen regionaltypisch und hochwertig<br />

das Angebot an Einkaufsmöglichkeiten. Darüber<br />

hinaus sichert die Nähe zur Kernstadt die infrastrukturelle<br />

Grundausstattung.<br />

Die Stadt Homberg <strong>hat</strong> für Ober-Ofleiden ein Leerstandskataster<br />

erstellen lassen. Danach stellt in der<br />

Selbsteinschätzung des <strong>Dorf</strong>es der demografische Wandel<br />

kein großes Problem dar. Die Einwohnerzahl ist in<br />

den letzten zehn Jahren „lediglich“ von 1.172 Einwohnern<br />

im Jahr 2000 auf aktuell 1.057 zurückgegangen,<br />

davon sind 50 im Nebenwohnsitz. Um eine weitere bauliche<br />

Entwicklung zu ermöglichen, ist die Schaffung von<br />

ca. 15 zusätzlichen Bauplätzen im westlichen Grüngürtel<br />

und in Abrundung der Ortslage in Diskussion. Bauplätze<br />

in der „Peripherie“ sollen nicht geschaffen<br />

werden. Für neue Bauplätze interessieren sich nach eigenen<br />

Angaben im Ortskern 15 Bauwillige. Welche Auswirkungen<br />

ein Umzug für die innerörtliche Gebäudeauslastung<br />

im Ortskern haben könnte, wurde nicht erörtert,<br />

wie auch nicht auf den möglichen Konflikt mit dem<br />

<strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm des Landes Hessen. Dieses<br />

schließt im Grundsatz eine Neuausweisung von Wohnbauflächen<br />

aus. Die Kommission <strong>hat</strong> die Neuausweisung<br />

kritisch bewertet. Sie empfiehlt vielmehr eine innerörtliche,<br />

grundstücksbezogene Freiflächenbewertung.<br />

Dabei sollten auch grünordnerische Aspekte aufgenommen<br />

werden. Zur kommunalen Entwicklung liegen<br />

derzeit die planerischen Grundlagen in Form eines Flächennutzungsplanes,<br />

eines Bebauungsplanes mit Landschaftsplan<br />

und einer Abrundungssatzung vor.<br />

Nach eigenem Bekunden, ist das Bewusstsein für eine<br />

regionaltypische Baugestaltung sehr ausgeprägt, was<br />

Homberg/Ohm-Ober-Ofleiden<br />

entsprechende Vorgaben und Satzungen entbehrlich<br />

machen würde. Gleichwohl empfiehlt es sich, die Erhaltung<br />

der vor allem im alten Ortsteil vorhandenen, noch<br />

weitgehend in traditioneller Bausubstanz erhaltenen<br />

Höfe und Gebäude durch eine Gestaltungssatzung oder<br />

eine Baufibel zu unterstützen.<br />

Der Ortsbeirat Ober-Ofleiden ist das Bindeglied zwischen<br />

Bürgern und Stadtverwaltung. Er <strong>hat</strong> keine Verwaltungsaufgaben<br />

zu erledigen. Die örtlichen Probleme<br />

und Planungen werden in den Ortsbeiratssitzungen in<br />

Anwesenheit von Bürgermeister oder Magistratsmitgliedern<br />

besprochen. Die öffentlichen Sitzungen finden<br />

unter reger Beteiligung der Bürger statt.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Das gesellschaftliche Leben in Ober-Ofleiden wird durch<br />

zahlreiche Veranstaltungen und Feste und ein reges Vereinsleben<br />

geprägt. Die Hofreite Nicklas dient als Kulisse<br />

eines Theaterstückes, das von der ca. 20 Personen umfassenden<br />

örtlichen Theatergruppe vorgeführt wird. Das<br />

aktuelle Stück greift ein Thema der örtlichen Kirchengeschichte<br />

zur Christianisierung auf. Es wurde von einem<br />

Bürger geschrieben und dreht sich um das Lutherbild<br />

von Ober-Ofleiden.<br />

Rund um verschiedene „Treffpunkte“ in Ober-Ofleiden<br />

haben sich regelmäßige Feste entwickelt. Hierunter fallen<br />

das Brunnenfest des heimatkundlichen Kreises am<br />

<strong>Dorf</strong>brunnen und das Eichbaumfest im Neubaugebiet,<br />

wo sich an einem Sitzplatz unter einer alten Eiche ein<br />

Nachbarschaftsfest entwickelt <strong>hat</strong>. Nach der Eigeninitia-<br />

136 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Homberg/Ohm-Ober-Ofleiden<br />

tive Jugendlicher, einen Bauwagen am Ortsrand als Treffpunkt<br />

auszubauen, gibt es nunmehr auch das Bauwagenfest<br />

der Bauwagenfreunde, die dabei den Apfelsaft<br />

und Apfelwein aus selbst gekelterten Äpfeln der örtlichen<br />

Streuobstwiesen nutzen. Das Maifeuer in Ober-<br />

Ofleiden wird traditionell entfacht. Erstmals im Rahmen<br />

der Vorbereitung des Wettwerbes „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“<br />

fand ein Neujahrsfest statt. <strong>Dorf</strong>abende und<br />

Seniorennachmittage werden vom Ortsbeirat mit Unterstützung<br />

der acht Vereine und Gruppen organisiert.<br />

Der Landfrauen- und Hausfrauenverein, die Burschenund<br />

Mädchenschaft, der Heimatliche Kreis oder die<br />

evangelische Jugend bieten Möglichkeiten, sich im <strong>Dorf</strong><br />

zu treffen. Seit <strong>2009</strong> ergänzt ein Kinderchor die beiden<br />

Erwachsenen-Chöre und die Flötengruppe. Jung und alt<br />

engagieren sich gemeinsam in den neuerdings zwei<br />

Backhausgruppen. Nicht nur sportliche Freizeitangebote<br />

stellen die Freiwillige Feuerwehr, der Sport- und Freizeitclub,<br />

der Sportverein und die „Garagenjungs“, eine<br />

Gruppe männlicher und weiblicher Bürger, die sich dem<br />

Motorradsport widmen. Der SV 1959 Ober-Ofleiden ist<br />

mit mehreren Abteilungen und Sparten nicht nur mitglieder-,<br />

sondern auch leistungsstark. Alle Vereine beteiligen<br />

sich an Aktionen wie „Saubere Landschaft“ oder<br />

die Schaffung von Sitzmöglichkeiten im <strong>Dorf</strong>, wie zum<br />

Beispiel die Herrichtung des Eichbaumplatzes. So wurden<br />

in Eigeninitiative mehrere kleine Platzbereiche wie<br />

die zwei Brunnenplätze angelegt.<br />

Gemäß dem Motto von Ober-Ofleiden „Brücken schaffen“<br />

legt der örtliche Sportverein ein besonderes Augenmerk<br />

auf die Integration ausländischer Kinder. Die<br />

<strong>Dorf</strong>gemeinschaft zeigt sich aufgeschlossen gegenüber<br />

Neubürgern aller Nationalitäten. Zur Verbesserung der<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Kontakte zwischen dem altem <strong>Dorf</strong> und Neubaugebiet<br />

wurde ein Fußball-Turnier mit Mannschaften aus den<br />

Ortsteilen organisiert.<br />

Gärten spielen nicht nur im Ortsbild eine besondere<br />

Rolle, sie sind auch Thema für verschiedene Aktionen.<br />

Im Kindergarten wurde eine Kräuterspirale für die Kleinen<br />

angelegt und die Vielzahl interessanter und gut gepflegter<br />

Bauerngärten wurde im Rahmen eines<br />

<strong>Wettbewerb</strong>es des Heimatkundlichen Arbeitskreises mit<br />

dem „Ober-Ofleidener Gartenpreis“ ausgezeichnet.<br />

Diese Bauerngärten lockten u.a. im Rahmen der Hessischen<br />

Zentralveranstaltung „Tag der Offenen Gartenpforte“<br />

auch Gartenfreunde aus anderen Regionen nach<br />

Ober-Ofleiden.<br />

Die Kommission sieht die große Herausforderung für<br />

den Ortsbeirat und die Vereine, die eigene dörfliche<br />

Identität zu pflegen und fortwährend neu zu generieren.<br />

Erschwerend schätzt sie hierbei die räumliche Distanz<br />

zwischen den Siedlungsbereichen und die Nähe zur<br />

Kernstadt ein. Vor diesem Hintergrund <strong>hat</strong> die Jury den<br />

eingeschlagenen Weg, soziale Nähe auch über Nachbarschaften<br />

auszubauen, besonders positiv bewertet.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Die Baugestaltung von Ober-Ofleiden als Gesamtheit<br />

betrachtet, ist unterschiedlich und vielfältig. Dieses ist<br />

insbesondere der regen Siedlungsentwicklung der vergangenen<br />

fünf Jahrzehnte östlich der Ohm geschuldet.<br />

Im Umfeld der Kirche, deren Kernsubstanz auf das 13.<br />

Jahrhundert zurück geht, zeigt sich ein gut erhaltener<br />

und städtebaulich weitgehend intakter Ortskern. Seine<br />

Ursprungsbebauung erstreckt sich südlich der Kirche auf<br />

unregelmäßigem Grundriss. Neben Einhäusern finden<br />

137


sich zwei- und dreiseitige Hofanlagen. Diese, zum Teil<br />

sehr großen Anwesen sind zumeist in zeitgemäßer Fachwerkrähm-<br />

und in Mischbauweise mit massiven Erdgeschoss<br />

gebaut. Mehrere Gebäude weisen Schmuckelemente<br />

auf. Unter Beibehaltung der traditionellen<br />

Baumaterialien und Formensprache schließt sich daran<br />

die ortsbildprägende „jüngere“ Bebauung aus dem späten<br />

18. und 19 Jahrhundert entlang der heutigen Durchgangsstraße<br />

und Brunnenstraße an. Einige wenige<br />

Hofanlagen liegen dabei straßenbegleitend östlich der<br />

Ohm. Als dorftypische Materialien finden sich Holz,<br />

Ziegel, Sandstein und Schiefer sowie Basalt im Freiraum.<br />

In der Dacheindeckung dominiert (noch) die rote Tonziegel.<br />

Als Wetterschutz finden sich Holzschindel und<br />

Naturschiefer. Nachahmenswert ist die Beschilderung<br />

der meisten Häuser im alten Ortskern mit den <strong>Dorf</strong>namen<br />

seiner (früheren) Besitzer.<br />

Insgesamt wirkt der alte Ortskern trotz einiger, u.a. straßenausbaubedingter<br />

Abbrüche, sehr harmonisch. Hierzu<br />

tragen zum einen die Ausbildung markanter (Straßen-)<br />

Raumkanten durch imposante Einzelgebäude oder<br />

Bäume (Linden und Eichen) bei. Zum anderen sind es<br />

die gut gepflegten Gebäude, deren Fachwerk behutsam<br />

und handwerklich gerecht freigelegt und renoviert<br />

wurde. Zwei historische Brunnen und das alte, ebenfalls<br />

sanierte Backhaus sind noch funktionierende Zeugen<br />

vergangenen <strong>Dorf</strong>lebens und dörflicher Sozial- und Wirtschaftsstrukturen.<br />

Hierzu zählen auch das imposante<br />

Mühlenanwesen im Ort sowie die „Alte Schule“ von<br />

1781 und die kleine Dreschhalle, beide beispielhaft privat<br />

saniert bzw. renoviert und genutzt. Unter Einbeziehung<br />

modernster Heizungstechnik, u.a. mit regenerativen<br />

Energien und optimaler Wärmedämmung wird zurzeit<br />

ein weiteres Gebäude umgebaut. In der Mühle wird<br />

bereits über Wasserkraft Strom erzeugt.<br />

Die Kirche in Ober-Ofleiden ist der älteste Kirchenstandort<br />

in Hessen. Durch den aktiven Förderverein der<br />

Kirche konnte u.a. bisher die Dachkonstruktion erneuert<br />

werden. Zu den überregionalen Besonderheiten der Kirche<br />

gehört zweifelsohne das Kirchenbild „Luther mit<br />

Schwan“. Aus den oben genannten Aspekten wird der<br />

enge Ortskern als Gesamtanlage nach dem Hessischen<br />

Denkmalschutzgesetzt bewertet. Er beinhaltet eine<br />

Reihe von Einzeldenkmälern, einige auch im weiteren<br />

Ortskern. Die Kommission empfiehlt im Rahmen der<br />

<strong>Dorf</strong>erneuerung mit den Eigentümern und in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Stadt Nutzungskonzepte für die<br />

Homberg/Ohm-Ober-Ofleiden<br />

großen Wirtschaftsgebäude zu erstellen, da diese kurzoder<br />

mittelfristig untergenutzt sein dürften.<br />

Am Rande des alten Ortsteils stehen das baulich und<br />

gestalterisch ansprechende <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus<br />

(ehemalige Schule) aus den 60er Jahren und die später<br />

angebaute Kindertagesstätte. Sie könnten durch eine<br />

Gebäudebegrünung und verbesserte Umfeldgestaltung<br />

noch weiter aufgewertet werden. Kindergarten<br />

und Trauerhalle sind gestalterisch schlichte Funktionsbauten.<br />

Sie fügen sich unauffällig in die Ortsbebauung<br />

ein.<br />

Die Bebauung aus dem 20. und 21. Jahrhundert auf der<br />

anderen Ohmseite wirkt gegenüber der Altbebauung<br />

gestalterisch heterogener und ist, soweit gesehen, ohne<br />

bauliche Besonderheiten. Ein kleines Gewerbegebiet<br />

zwischen dem alten und neuen Ortsteil verstärkt die<br />

trennende Wirkung der Ohm, auch wenn die vorhandenen<br />

Verkehrs- und Fußgängerbrücken „Verbindungen“<br />

schaffen. Für Besucher erweckt es so den Anschein von<br />

zwei Dörfern unter einem Namen.<br />

Die dreibogige Ohmbrücke von 1890 wurde im Oberaufbau<br />

erneuert und verbreitert sowie im Bestand<br />

saniert. Hierdurch ist dem Ort eine „gesichtslose“ Betonbrücke<br />

erspart geblieben. Einschränkend ist festzustellen,<br />

dass sich der positive Eindruck vor allem durch<br />

die Seitenansichten erschließt und weniger bei der<br />

Überquerung. Mit Hinweis auf das alte Geländer war die<br />

historische Brücke bis zu ihrem Ausbau in die Liste der<br />

Kulturdenkmaler aufgenommen.<br />

Der Fußgängersteg über die Ohm wurde in Holzbauweise<br />

ausgeführt. Diese von der Bevölkerung gern ge-<br />

138 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Homberg/Ohm-Ober-Ofleiden<br />

nutzte Überquerung der Ohm könnte an den Übergängen<br />

zum Land optisch aufgewertet werden und durch<br />

eine entsprechende Eingrünung das Straßenbild optimieren.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Das Ortsbild von Ober-Ofleiden zeichnet sich durch eine<br />

starke Durchgrünung und zahlreiche ortsbildprägende<br />

Bäume aus. Ausladende Linden und Eichen besc<strong>hat</strong>ten<br />

Plätze, fassen optisch z.B. das Ehrenmal vor der Kirche<br />

oder begrünen den Friedhof. Dabei werden im alten<br />

Ortskern die öffentlichen Bäume durch private Anpflanzungen<br />

in Höfen und Gärten, oftmals auch mit einheimischen<br />

Gehölzen, ergänzt. Zusammen mit dem meist<br />

noch vorhandenen traditionellen Pflaster mit Fugenbildung<br />

zeigt sich ein durchgrüntes und harmonisches<br />

Ortsbild. Die herausragenden Bauerngärten mit ihren typischen<br />

Stauden und Nutzpflanzen, die offensichtlich<br />

keine Vorzeigefunktion haben, sondern „lebendig“ genutzt<br />

werden und die mehr oder weniger hohen Trokkenmauern<br />

machen Ober-Ofleiden zu recht zu einem<br />

Ausflugsziel für Gartenfreunde.<br />

Die sanierten Brunnen bilden heute nicht nur einen Anlaufpunkt<br />

für jung und alt. Einer der Brunnen ist auch ein<br />

ökologisches Kleinod mit dem Vorkommen des sehr seltenen<br />

Hirschzungenfarns. Die „grüne“ Badestelle an der<br />

Ohm wird durch die Ofleidener Bürger genutzt. Der Bereich<br />

stellt damit ein vorbildliches Miteinander von Nutzung<br />

und Erhaltung der Auenlandschaft.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Im neuen Ortsteil ist die Grüngestaltung insbesondere in<br />

Privatgärten durch die weit verbreitete Gartenkultur der<br />

Thujas und Rasenflächen geprägt. Bemerkenswert sind<br />

die Eingrünung der Parkstreifen mit noch jungen Bäumen<br />

und Rosengewächsen. Hier wurde der Grundstock<br />

für eine spätere Ortsbild betonende Durchgrünung gelegt.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Ober-Ofleiden ist umgeben von einer attraktiven Mittelgebirgslandschaft.<br />

Nordwestlich des alten Ortskerns<br />

erstreckt sich entlang der Ohm das Landschaftsschutzgebiet<br />

„Auenverbund-Lahn-Dill“. Die Aue der Ohm<br />

prägt die umgebende Landschaft und ist weitgehend<br />

traditionell als Grünland genutzt. Der mäandrierende<br />

und außerhalb der Ortschaft wenig verbaute Fluss ist<br />

u.a. Lebensraum für den Eisvogel, was ein Indiz für einen<br />

weitgehend intakten Flusslauf ist.<br />

Insbesondere am Rande des alten Ortsbereiches ist die<br />

Verzahnung des Ortsrandes mit den umgebenden Viehweiden<br />

sehr eng. Die Weideflächen schließen sich oft<br />

nahtlos an die Gartenflächen an. Neben der Viehhaltung<br />

sind es die Obstgärten, die den Übergang zwischen<br />

<strong>Dorf</strong> und Landschaft bilden. Seit <strong>2009</strong> gibt es ein spezielles<br />

Programm in Ofleiden, was die Neupflanzung und<br />

Pflege der Streuobstwiesen fördert. Durch einen Baumschnittlehrgang<br />

wurde das Wissen um die Pflege der<br />

Obstbäume verbessert. Die örtliche Burschenschaft betreut<br />

einen Teil der Obstbäume. Sie erntet und keltert<br />

das geerntete Obst.<br />

139


Ein Lehrpfad informiert mit Infotafeln und Musteranlagen,<br />

wie einem Insektenhotel über praktische Naturschutzmaßnahmen.<br />

Durch Nisthilfen für Fledermäuse<br />

und Steinkauz wird gezielt die Tierwelt gefördert. Die<br />

Fledermäuse haben im örtlichen Kirchturm einen Lebensraum<br />

gefunden, wobei sie die Aue und das Umfeld<br />

des <strong>Dorf</strong>es als Jagdgebiet nutzen.<br />

Hervorzuheben ist die Allee am hohen Berg mit einem<br />

alten Bestand an erhaltenswerten Esskastanien. Der<br />

Ortsrand des neueren Ortsteils wurde durch Hecken teilweise<br />

eingegrünt. Diese Bemühungen sind ein guter Anfang<br />

und sollten weiter verstärkt werden.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Ortsvorsteher<br />

Hans Knauf<br />

Brunnenstraße 12<br />

35315 Homberg/Ohm - Ober-Ofleiden<br />

Homberg/Ohm-Ober-Ofleiden<br />

140 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Homberg/Ohm-Ober-Ofleiden<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

141


Wetter-Oberrosphe<br />

Das am Rande des Burgwaldes; des größten hessischen zusammenhängenden Waldgebietes gelegene <strong>Dorf</strong> im Landkreis<br />

Marburg-Biedenkopf, blickt auf eine mehr als 1200-jährige Geschichte zurück. Mit zurzeit 827 Einwohnern ist<br />

die Einwohnerzahl stabil. Auswirkungen des auch in dieser Region prognostizierten demografisch bedingten Bevölkerungsrückganges<br />

sind noch nicht zu verzeichnen.<br />

Der Stadtteil von Wetter <strong>hat</strong> von 1977–1983 mehrfach am <strong>Wettbewerb</strong> teilgenommen und 1983 eine Goldmedaille<br />

im Bundesentscheid errungen. Erstmalig 2008 wieder dabei, wurde das <strong>Dorf</strong> Sieger im regionalen Wettstreit. Oberrosphe<br />

präsentiert sich unter www.oberrosphe.de im Internet. Das örtliche Motto: „Oberrosphe – ein <strong>Dorf</strong> im Aufbruch“<br />

steht glaubwürdig auch für die vergangenen Jahrzehnte.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Die aktuellen dörflichen Aktivitäten bezeugen eine lebendige,<br />

aktive und vorausschauende <strong>Dorf</strong>gemeinschaft.<br />

Diese befasst sich auch mit der Nutzung regenerativer<br />

Energieträger und den Auswirkungen des zu erwartenden<br />

demografischen Wandels. Das Verhältnis von Bürgerinnen<br />

und Bürgern untereinander und die Zusammenarbeit zwischen<br />

Bevölkerung und Ortsbeirat werden als beispielhaft<br />

bezeichnet.<br />

Oberrosphe verfügt, geschichtlich begründet, über eine<br />

Gesamtanlage und weist diverse Einzeldenkmäler aus. Die<br />

Siedlungsentwicklung der letzten Jahrzehnte gründet sich<br />

auf Darstellungen eines genehmigten Flächennutzungsplanes<br />

und Festsetzungen zweier Bebauungspläne. Ein<br />

Landschaftsplan ist in Aufstellung. Die offensichtlichste<br />

Bauentwicklung des sich über weite Bereiche als Straßendorf<br />

präsentierenden alten Ortes <strong>hat</strong> sich in den letzten<br />

Jahren am südwestlichen Ortsrand konzentriert. Obwohl<br />

der dortige Bebauungsplan noch (teilweise schon erschlossene)<br />

Entwicklungsflächen ausweist, <strong>hat</strong> die <strong>Dorf</strong>gemeinschaft<br />

erkannt, dass aufgrund des aus der<br />

demografischen Entwicklung resultierenden Nachfragerückganges<br />

nach neuen Bauflächen, die Innenentwicklung<br />

mit der Nutzung von vorhandenen Baulücken und dem<br />

Erhalt potentiell leerfallender Altbausubstanz in den Fokus<br />

rücken muss. Ein örtlich initiiertes Leerstandskataster weist<br />

aktuell nur geringen Gebäudeleerstand aus. Die Kommune<br />

gewährt mit einem Förderprogramm bauwilligen<br />

jungen Familien einen finanziellen Anreiz beim Erwerb<br />

kommunaler Bauplätze. Trotz stabiler Einwohnerzahlen<br />

sollte die thematisierte demografische Entwicklung im<br />

Fokus bleiben. Die bereits initiierte Erhebung der Leerstandssituation,<br />

Sozial- und Nutzungsstruktur sollte fortgeführt<br />

und die Ergebnisse im <strong>Dorf</strong> unter Einbindung der<br />

Stadt Wetter erörtert werden.<br />

Die Mitarbeit in der Entwicklungsregion „Burgwald – Ederbergland“<br />

<strong>hat</strong> die Durchführung diverser Veranstaltungen,<br />

142 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Wetter-Oberrosphe<br />

u. a. des „Kulturherbstes Burgwald“, des Herbstmarktes<br />

mit dem Tag der Regionen und die Präsentation bei der<br />

Burgwaldmesse ausgelöst.<br />

Das Angebot des öffentlichen Personen-Nahverkehrs zur<br />

Kernstadt, den weiterführenden Schulen und zum Zentrum<br />

Marburg wird als zufrieden stellend bewertet. An<br />

öffentlich bereitgestellter Infrastruktur gibt es u.a. ein<br />

<strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus, die aktuell durch eine Elterninitiative<br />

gerettete Grundschule und den eingruppigen<br />

Kindergarten. Dieser arbeitet mit der Schule beispielgebend<br />

zusammen, z. B. bei der Organisation der Mittagsversorgung.<br />

Zur Unterstützung der Unterhaltung<br />

und Sanierung der ortsbildprägenden Kirche mit ihrem<br />

einzigartigen Fachwerkaufbau und ihrer wertvollen Kanzel<br />

<strong>hat</strong> sich ein Förderverein gebildet.<br />

Die günstige naturräumliche Lage am Rande des Burgwaldes<br />

mit interessanten Wander- und Radwegen bietet<br />

ein ausbaufähiges Potential für sanften Tourismus. Es<br />

bestehen deshalb Ansätze, das noch geringe Angebot<br />

an Ferienwohnungen und örtlicher Gastronomie, gegebenenfalls<br />

mit Mitteln der Regionalförderung zu erweitern.<br />

Bei der Präsentation wurde deutlich, dass im<br />

Bereich von Land- und Forstwirtschaft, Handwerk und<br />

Dienstleistung eine ansehnliche Zahl von Arbeitsplätzen<br />

im <strong>Dorf</strong> vorhanden sind.<br />

Da überdurchschnittliches Entwicklungspotential für den<br />

Ausbau des touristischen Angebotes vorliegt, sollten die<br />

Bemühungen fortgesetzt und forciert werden. Dabei<br />

sind nicht nur weitere engagierte „MitstreiterInnen“ zu<br />

suchen sondern auch ökonomische Aspekte bei den ehrenamtlich<br />

realisierten Angeboten sollten aufgenommen<br />

werden. Unterstützung bei Konzeption und ggf. Finanzierung<br />

bietet u.a. die Landkreisverwaltung<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Mit 19 Vereinen und Interessengruppen weist Oberrosphe<br />

ein vielfältiges und reges Vereinsleben auf. Vom<br />

Heimat- und Verschönerungsverein wird im „Alten Forsthof“<br />

das weit über die Grenzen des <strong>Dorf</strong>es bekannte<br />

und mit wechselnden thematischen Schwerpunkten an<br />

die Öffentlichkeit tretende <strong>Dorf</strong>museum, einschließlich<br />

der Außenanlagen mit Bauerngarten etc. betreut. Das<br />

<strong>Dorf</strong>museum bietet auch auf Anfrage und an Wochen-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

enden Kaffee und Kuchen, einen speziellen Seniorenkaffee<br />

40+ sowie Angebote von Selbstvermarktern und<br />

auch den Rahmen für die Aktivitäten der Vereine mit<br />

Sport, Gesang, Tanz und Brauchtumspflege. Traditionen<br />

und Brauchtum werden so rege gepflegt.<br />

Im ehemaligen Wiegehäuschen (Viehwaage) wurde eine<br />

(Tausch-)Bücherei, auch mit Vorleseangeboten, eingerichtet.<br />

Der <strong>Dorf</strong>- und Getränkeladen sichert auch über<br />

einen Bringdienst die Nahversorgung mit Waren des<br />

täglichen Bedarfs.<br />

Herausragendes Projekt der örtlichen Gemeinschaft<br />

stellt das im Herbst 2008 in Betrieb genommene zentrale<br />

mit Holzhackschnitzel befeuerte Heizkraftwerk mit<br />

dem zugehörigen Nahwärmenetz dar. Aktuell sind mehr<br />

als 120 Haushalte sowie öffentliche Gebäude an dem<br />

genossenschaftlich organisierten Unternehmen (117 Genossen)<br />

angeschlossen und werden mit Nahwärme versorgt.<br />

Land und Landkreis haben das Pilotprojekt<br />

finanziell unterstützt. Ein weiterer Ausbau zu einer Kraft-<br />

143


Wärme-Kopplung ist zeitnah geplant. Das Projekt <strong>hat</strong><br />

Oberrosphe als „Bioenergiedorf“ (www.bioenergiedorfoberrosphe.de)<br />

gemacht und ist am Rande des holzreichen<br />

Burgwaldes auch ein vorbildliches Beispiel des<br />

Aufbaues und der Entwicklung eigener Wertschöpfungsketten.<br />

Die Weiterentwicklung bzw. der Ausbau<br />

des Heizwerkes zu einer BHKW-Lösung ist in Planung<br />

und sollte mit noch breiterer personeller tatkräftiger Unterstützung<br />

realisiert werden. Dieses wäre der in diesem<br />

Raum bedeutsamen Pilotfunktion angemessen und<br />

würde auch eine Entlastung der derzeitigen Verantwortlichen<br />

ermöglichen.<br />

In Vorbereitung der <strong>Wettbewerb</strong>steilnahme <strong>hat</strong> der Ort<br />

mit sechs Bewohnergruppen jeweils eine Selbstbewertung<br />

des dörflichen Engagementspotentials vorgenommen.<br />

Ziel war es, über die Stärken-/Schwächenanalyse<br />

die innerörtlichen Handlungserfordernisse zu erkennen<br />

und gegebenenfalls neu auszurichten.<br />

Die stetigen Aktivitäten, Oberrosphe lebens- und liebenswert<br />

und einzigartig zu gestalten, spiegeln sich<br />

nicht nur in den gegenwärtigen Projekten wieder, sondern<br />

werden auch in den Zukunftsideen des Aufbaues<br />

eines Skulpturenweges, eines Lehr- und Sinnesparkes,<br />

dem Wiederaufbau der kleinen Schutzhütte auf der<br />

„Stirnhelle“, der ortsbildverträglichen Gestaltung der<br />

Fest- und Freifläche nahe der Ortsmitte und des naturnahe<br />

geplanten Erhalts des Bachlaufes deutlich.<br />

Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an kommunalen<br />

Entscheidungen ist groß. Aktuell wurden die Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

bei den laufenden Planungen<br />

des innerörtlichen Kreisstraßenausbaues und den damit<br />

Wetter-Oberrosphe<br />

verbundenen Straßenraumgestaltungen genutzt. Das Interesse<br />

aller Altersgruppen am <strong>Wettbewerb</strong>, an dessen<br />

Vorbereitung und an der Präsentation des Ortes vermittelt<br />

ein authentisches Bild von der Verbundenheit der<br />

Bewohner mit ihrem Lebensumfeld. Die herausragende<br />

Qualität des Oberrospher <strong>Dorf</strong>lebens dürfte dabei aus<br />

dem überdurchschnittlichen Engagement von (zahlreichen)<br />

Einzelpersonen gespeist werden. Dieses führte<br />

neben den beschriebenen Leuchtturmprojekten Museum<br />

„Alter Forsthof“ und „Bioenergiedorf“ zu einer<br />

breiten Verzahnung mit vielfältigen innerörtlichen sozialen,<br />

wirtschaftlichen und kulturellen Aktivitäten. Die<br />

Identifikation der Bewohner mit dem Leitgedanken<br />

„Oberrosphe – ein <strong>Dorf</strong> im Aufbruch“ wird dadurch<br />

spürbar und überzeugend. Diesen Weg weiter zu gehen<br />

und dabei auch die nachfolgende Generation mitzunehmen<br />

ist die Herausforderung für die Zukunft.<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Der <strong>Dorf</strong>mittelpunkt mit dem <strong>Dorf</strong>gemeinschafts- und<br />

Feuerwehrhaus (altes Bürgerhaus), der <strong>Dorf</strong>brücke, dem<br />

Bücherhäuschen, den ortsbildprägenden Bäumen, den<br />

Mauern- und Natursteinpflasterflächen und der Geschichtstafel<br />

verbindet Denkmalschutzziele und Funktionalität<br />

gelungen und vorbildlich. Architektur mit<br />

modernen Komponenten, regionale Baustoffe (Sandstein,<br />

Ziegel, Holz), eine behutsame Freiraummöblierung<br />

und -gestaltung sowie ortstypische Bepflanzung<br />

und Grüngestaltung fördern die hohe Aufenthaltsqualität<br />

der angrenzenden Gebäude und Freiflächen.<br />

Der Blick der Bürger für denkmalpflegerische Belange<br />

und den Erhalt des Ortsbildes wird aber auch bei dem<br />

liebevoll sanierten „Alten Forsthof“, dem Interesse an<br />

der Sanierung der Kirche und deren Außenbereich (Plattenweg,<br />

Umfassungsmauer, Baumbewuchs) durch Grün-<br />

144 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Wetter-Oberrosphe<br />

dung des Förderkreises und an vielfältigen sonstigen<br />

ortsbildgestaltenden Aktivitäten deutlich. Beispielhaft<br />

seien noch die Gestaltung der Brunnen „Federborn“<br />

und „Müllersborn“, die Sanierung und Nutzung des<br />

Backhauses und die vorbildlichen Hinweistafeln an den<br />

öffentlichen Gebäuden genannt.<br />

In dieser Gesamtbetrachtung stellen sich Baugestaltung<br />

und -entwicklung im privaten Bereich eher durchschnittlich<br />

dar. Vor dem Hintergrund, dass hierzu professionelle<br />

Beratung und finanzielle Unterstützung einen<br />

wertvollen Anreiz zum Erhalt, zur Sanierung und gegebenenfalls<br />

Umnutzung privater alter Bausubstanz liefern<br />

könnten, ist die Enttäuschung der <strong>Dorf</strong>gemeinschaft<br />

über die bisher vergeblichen Bemühungen zur Aufnahme<br />

in das <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm nachvollziehbar.<br />

Gleichwohl existieren auch im privaten Bereich eine<br />

Reihe gelungener Altbausanierungen. So wurde u.a.<br />

dem Hof „Gerds“ eine Auszeichnung mit dem Denkmalschutzpreis<br />

zuerkannt. Besonderes Augenmerk<br />

könnte den sichtexponierten, hanglagigen Gebäuden<br />

zukommen. Fassadengliederungen, angepasste Materialwahl<br />

könnten bei anstehenden Renovierungen vereinzelt<br />

zu einer harmonischeren Einbindung führen. Auch<br />

gezielte Bepflanzungen wären denkbar.<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Die Kommission nahm eine insgesamt harmonische<br />

Grüngestaltung des <strong>Dorf</strong>es wahr. Während im öffentlichen<br />

Bereich ein hohes Bewusstsein für Grüngestaltung<br />

und Baumartenwahl sichtbar wird und besonderen Ausdruck<br />

am <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus/Feuerwehrgerätehaus,<br />

am Museum „Alter Forsthof“ und an der Kirche<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

findet, sind in einigen privaten Bereichen noch weitere<br />

Verbesserungen und Ergänzungen wünschenswert.<br />

Gleichwohl zeigen eine erhebliche Anzahl von Privatgrundstücken<br />

mit Hofbäumen, gut gestalteten Innenhöfen,<br />

Blumen- und Staudenbeeten, ortstypischen<br />

(metallischen ) Einfriedigungen und lebenden Hecken<br />

einen vorbildlichen Charakter und ein großes Interesse<br />

für eine dorfgerechte Durchgrünung und Gestaltung.<br />

Die positiven Beispiele „werbend“ im <strong>Dorf</strong> einsetzen<br />

und eine fachliche, ggf. von Ortsbewohnern getragene<br />

Beratung könnten zu einer Sicherung und Abrundungen<br />

führen. Beachtenswert sind die zahlreichen kleinräumigen<br />

Flächen und Mauern, die eine Spontanvegetation<br />

(noch) ermöglichen. Allerdings waren auch erforderliche<br />

Sanierungsarbeiten, z.B. an der Kirchmauer erkennbar.<br />

Der dringende Wunsch der Ortsgemeinschaft auf eine<br />

optische Aufwertung und funktionale Gestaltung der<br />

großen Fest- und Parkplatzfläche in der Innerortslage<br />

zwischen Bücherhäuschen und <strong>Dorf</strong>museum und unter<br />

Einbindung des angrenzenden Gewässers, verdient<br />

ebenfalls konzeptionelle und finanzielle Unterstützung,<br />

da es sich bei dieser Fläche um eine wichtige Komplettierung<br />

der innerörtlichen Freiraumgestaltung handelt.<br />

Auch bei dieser Baumaßnahme gilt der Grundsatz, dass<br />

weniger bei Materialwahl und Farbgestaltung in der<br />

Regel ein mehr an Wirkung erzeugt.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Am nördlichen bzw. östlichen Ortsrand besteht ein unmittelbarer<br />

Übergang der Ortsbebauung zum Wald. Die<br />

fingerartig nach Süden ausgedehnten älteren Siedlungsflächen<br />

stellen sich talseitig fast ohne jegliche Ortsrandeingrünung<br />

dar. Auch der südwestliche Ortsrand<br />

mit dem exponierten Reiterhof, dem anschließenden<br />

Neubaugebiet und dem Heizwerk sollten aus ökologischen<br />

und landschaftsästhetischen Gründen zur charakteristischen<br />

Gestaltung des Überganges zwischen<br />

Bebauung und freier Landschaft grünordnerisch aufgewertet<br />

werden. In den übrigen Bereichen, insbesondere<br />

nördlich der Ortslage im Auenbereich der „Rosphe“, findet<br />

sich ein reich strukturierter Ortsrand mit Streuobstwiesen,<br />

Wäldchen, extensiven Grünlandflächen mit<br />

Nassstaudenfluren, Amphibientümpel und -teichen. Die<br />

Pflege ortsnaher Biotope erfolgt unter Mitwirkung von<br />

Nabu-Mitgliedern.<br />

145


Im (fiskalischen) Burgwald innerhalb der weit hineinreichenden<br />

Gemarkungsgrenze von Oberrosphe sind eine<br />

Vielzahl verschiedener ineinander greifender Lebensräume<br />

mit einem überregional bedeutsamen Artenspektrum<br />

anzutreffen. Besonders wertvolle Landschaftsteile<br />

(z. B. die „Franzosenwiesen“) sind als Naturschutzgebiete<br />

mit höchstem Schutzstatus versehen. Das Nebeneinander<br />

von naturnahen Buchenwäldern, heidelbeerreichen<br />

Kiefernforsten, Mooren, naturnahen Teichen<br />

und Quellbächen, mageren Sandböden und den<br />

angrenzenden bzw. eingesprengten Agrarlandschaften,<br />

stellt ein kostbares Kleinod innerhalb der hessischen<br />

Landschaften dar und birgt ein hohes Potential für<br />

naturnahe Erholung und sanften Tourismus.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Ortsvorsteher<br />

Hans Busch<br />

Hofestr. 9<br />

35083 Wetter-Oberrosphe<br />

Wetter-Oberrosphe<br />

146 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Wetter-Oberrosphe<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

147


Willingshausen-Zella<br />

Willingshausen-Zella liegt im südlichen Landkreis Schwalm-Eder in der Auenlandschaft gebildet durch Schwalm, Antreff<br />

und Grenf. Der Ort wurde im Jahr 1224 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname soll zurückgehen auf das<br />

lateinische „cella“. Dieses bezeichnet eine Mönchszelle oder auch kleine (Mönchs-)Ansiedlung. Im dreißigjährigen<br />

Krieg wurde das <strong>Dorf</strong> vollkommen zerstört und erst Jahre später um 1658 wieder aufgebaut. Einen wirtschaftlichen<br />

Aufschwung verzeichnet Zella in Folge der Bahnstreckeneröffnung Treysa-Hersfeld 1907 (Knüllwaldbahn). Die Strecke<br />

wurde in den 70er Jahren wieder stillgelegt und wird in Teilen heute radtouristisch genutzt. Aktuell zählt der Ort 512<br />

Einwohner.<br />

Willingshausen gehört zur Kulturlandschaft der „Schwalm“. Die Region vermarktet sich touristisch als „Rotkäppchenland“.<br />

Die Kulturgeschichte der Schwalm steht seit dem 19. Jahrhundert im Blickpunkt der volkskundlichen Forschung.<br />

In Willingshausen gründete sich die älteste Künstlerkolonie Europas.<br />

Die Gemeinde beteiligt sich in langer Tradition mit jeweils mehreren Ortsteilen am Hessischen <strong>Dorf</strong>wettbewerb.<br />

Zella <strong>hat</strong> im Jahr 2005 erstmalig teilgenommen. Das Motto des <strong>Dorf</strong>es leitet sich aus dem Ortsnamen ab und lautet<br />

„Zusammenhalt, Einigkeit, Liebe, Lieder, Außergewöhnlich”. Der im Aufbau befindlichen Internetseite www.zella-inder-schwalm.de<br />

ist bereits einiges über den Ort zu entnehmen.<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und dem<br />

Ortsbeirat ist eng und vertrauensvoll. Aus Zella sind<br />

eine Beigeordnete im Gemeindevorstand sowie zwei<br />

Bürger im Parlament vertreten. Der Ortsbeirat besteht<br />

aus fünf Mitgliedern. Von großer Bedeutung ist das informelle<br />

Netzwerk der Zusammenarbeit. Ein wichtiges<br />

Bindeglied zwischen den Bürgern, Ortsbeirat und der<br />

Kommune ist dabei der „Verbund Zeller Vereine“ (VZV).<br />

Dieser wurde 2003 gegründet. Er gestaltet maßgeblich<br />

die innerörtliche Entwicklung mit und ermöglicht die erforderliche<br />

Transparenz bei Projektplanungen und -umsetzungen.<br />

Wichtige öffentliche Vorhaben werden<br />

frühzeitig zur Diskussion und Abstimmung gestellt. Beispiele<br />

hierfür sind die Planung und Realisierung eines<br />

neuen <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshauses sowie die Festlegung<br />

seiner Trägerschaft, die Maßnahmen zur Kanalnetzerneuerung<br />

oder die Neuregelung der Friedhofssatzung<br />

mit Ausweitung der Bestattungsformen. Hierzu werden<br />

Bürgerversammlungen einberufen, örtliche Befragungen<br />

und Einzelgespräche geführt. Die Kommission erlebte<br />

eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und eine<br />

hohe innerörtliche Bereitschaft, Verantwortung mit zu<br />

übernehmen. Deutlich wird diese vorbildhafte Kooperation<br />

insbesondere bei den vertraglich geregelten<br />

Betreiberkonzepten für die alte Schule und dem <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus<br />

(DGH).<br />

148 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Willingshausen-Zella<br />

Willingshausen und Zella sind nicht nur über die Vereine<br />

regional orientiert. Sie sind auch Mitglied in der Touristischen<br />

Arbeitsgemeinschaft „Rotkäppchenland Schwalm-<br />

Knüll“ und im Regionalforum „Schwalm-Aue“ e.V. Das<br />

Forum erhält eine Förderunterstützung von 2007 bis<br />

2013 durch das Europäische Leader Programm. Maßnahmen<br />

nach dem Stadtumbauprogramm des Bundes<br />

„Schwalm-Eder-West“ sind geplant.<br />

Die Einwohnerzahl ist seit 1970 stabil und seit 2000<br />

leicht steigend bei einer etwas überdurchschnittlichen<br />

Geburtsrate. 1950 wohnten ca. 100 Einwohner mehr im<br />

<strong>Dorf</strong>. Bei dem gleichzeitigen etwas überdurchschnittlichen<br />

Anteil älterer Personen lässt dieser Anstieg die Bewohner<br />

zuversichtlich in Richtung Zukunft blicken.<br />

Bauleitplanungen sind umfassend vorhanden. So wurden<br />

der Landschaftsplan 2003 und der neu aufgestellte Flächennutzungsplan<br />

1991 genehmigt. Die Ortslage wird<br />

durch mehrere Bebauungspläne abgedeckt. Am alten<br />

Bahnhof wurde ein Gewerbe- und Sondergebiet ausgewiesen.<br />

Das letzte größere 1994 erschlossene Baugebiet<br />

erstreckt sich in südwestlicher Richtung und verfügt noch<br />

über zwei freie Grundstücke. Die Siedlungsentwicklung<br />

entspricht den vorliegenden Planungen. Empfohlen wird<br />

bei einer Neuaufstellung des Flächennutzungsplans die<br />

Landschaftsplanung zu integrieren.<br />

Unter Beachtung der zu erwartenden demografischen<br />

Entwicklungen sind keine weiteren Siedlungsflächen vorgesehen.<br />

Bei weiterer Nachfrage sollen Baulücken im Innenbereich<br />

genutzt werden. Die Kommission empfiehlt<br />

ein fachlich abgestimmtes Baulückenkataster, welches<br />

die Wertigkeit der innerörtlichen Freiflächen angemessen<br />

berücksichtigt. Ein EDV-gestütztes Leerstandskataster<br />

ist auf Initiative des Landkreises in Bearbeitung. Die<br />

ersten Ergebnisse weisen einige wenige leerstehende<br />

und untergenutzte (Wohn-) Gebäude innerhalb der<br />

denkmalgeschützten Gesamtanlage auf. Auch diese Bestandsaufnahme<br />

sollte für den Gesamtort vervollständigt<br />

und um eine Analyse ergänzt werden. In<br />

Abstimmung mit der Denkmalfachbehörde könnten<br />

städtebauliche Teilbereichsplanungen die weitere<br />

innerdörfliche Entwicklung steuernd unterstützen. Ein<br />

aktives kommunales Immobilienmanagement wäre begleitend<br />

wünschenswert.<br />

Die leitungsgebundene öffentliche Infrastruktur ist gut.<br />

So wurden Mängel des Abwassersystems systematisch<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

erfasst und behoben. Es gibt eine Abwassersatzung und<br />

eine Straßenbeitragssatzung. Darüber hinaus existiert<br />

eine fortgeschriebene Friedhofssatzung von 2008. Die<br />

Gemeinde Willingshausen trägt den kreiseigenen Titel<br />

Solargemeinde 2007. In Zella selbst finden sich Anlagen<br />

regenerativer Energienutzung. Diese sind jedoch ausschließlich<br />

in Privathand. Die vorgestellte CO 2-Bilanzierung<br />

weist u.a. vier Blockheizkraftwerke, einige<br />

Photovoltaik- und mehrere Solaranlagen auf. Sie werden<br />

energetisch ergänzt um eine Pellet-, fünf Feststoffbrennund<br />

vier Wärmepumpen-Anlagen. Im Ausbau befindet<br />

sich die Wasserkraftnutzung auf der ehemaligen Mühle.<br />

Die Kommission empfiehlt die Erstellung einer Gesamtkonzeption<br />

zur systematischen und effektiven Nutzung<br />

regenerativer Energien und zum schonenden Umgang<br />

mit den natürlichen Ressourcen. Diese könnte mit<br />

grundstücksbezogenen Potentialangaben und Förderhinweisen<br />

an jeden Haushalt verteilt werden.<br />

An öffentlicher sozialer, kultureller und wirtschaftlicher<br />

Grundausstattung bietet Zella im Verhältnis zur Einwohnerzahl<br />

eine gute Ausstattung: Sportplatz, zwei Spielplätze,<br />

Feuerwehrhaus, Friedhof mit Trauerhalle,<br />

Festplatz, Grillhütte und ein neues und altes <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus.<br />

Letzteres ist die alte Schule. Sie wird<br />

seit 2005 als Vereinshaus und Bücherei genutzt. Die<br />

evangelische Kirche und das Gemeindehaus mit einem<br />

kirchlichen Jugendclub ergänzen die Angebote. Kindergarten<br />

und Grundschule sowie die ärztliche Versorgung<br />

liegen indessen in den Nachbarorten, wohin es Busverbindungen<br />

gibt. Vielleicht könnte bei bleibender ansteigender<br />

Geburtenrate in Zella mittelfristig eine Kindertagesstätte<br />

aufgemacht werden? Willingshausen<br />

beteiligt sich an dem interkommunalen Kooperationsprojekt<br />

„Virtuelles Gründerzentrums“, welches Gewer-<br />

149


eansiedlungen ermöglichen bzw. erleichtern will. Es<br />

gibt eine Reihe von Programm- und Hilfeangeboten wie<br />

Fahrdienste und regelmäßigen Treffen für Senioren. Inwieweit<br />

Jugendliche aus Zella im kommunalen Kinderparlament<br />

mitwirken, wurde nicht vorgestellt.<br />

Fast sechzig Arbeitsplätze finden sich in der Landwirtschaft,<br />

dem verarbeitendem Gewerbe, Dienstleistung<br />

und Handel. Entsprechend gut ist die private Versorgung,<br />

zumindest in Teilbereichen. So gibt es neben den<br />

Metzgereierzeugnissen in der örtlichen Fleischerei auch<br />

eine Reihe von Waren des täglichen Bedarfes zu kaufen.<br />

Rollende Wagen ergänzen das Versorgungsangebot.<br />

Der örtliche Hotel- und Restaurantbetrieb stellt seine<br />

Räumlichkeiten auch regelmäßig für das dörfliche Leben<br />

zur Verfügung, z.B. den Festsaal für Theatervorstellungen.<br />

Eine <strong>Dorf</strong>wirtschaft dient als Treffpunkt. Von tagestouristischer<br />

Bedeutung sind mehrere regionale Wanderund<br />

Radwege, die durch Zella führen. Welche wirtschaftliche<br />

Bedeutung der örtliche Fremdenverkehr für<br />

die Gesamtgemeinde und Region <strong>hat</strong>, wurde nicht erörtert.<br />

Bürgerschaftliche Aktivitäten und<br />

Selbsthilfeleistungen<br />

Es gibt in Zella 15, darunter traditionsreiche, Vereine und<br />

Gruppen. Sie sind im schon erwähnten VZV zusammengeschlossen.<br />

Der Verband bildet eine gute organisatorische<br />

Basis für das überdurchschnittliche gemeinschaftliche<br />

Engagement mit vielfältigen Eigenleistungen und Festen.<br />

Als nachahmenswerte Besonderheit ist die Trägerschaft<br />

des VZV für das alte und neue <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus hervorzuheben.<br />

Schon der Bau des neuen DGH wurde durch<br />

etwa 2.000 Stunden Mitarbeit möglich. Der laufende<br />

Willingshausen-Zella<br />

selbstverwaltete Betrieb läuft in dieser Form erheblich<br />

ökonomischer. Hand angelegt wurde auch beim Bau des<br />

Festplatzes, des Platzes „Radlers Ruh“, der Renovierung<br />

des Festplatzes und des Backhauses. Die Spielvereinigung<br />

Zella-Loshausen plant den Ausbau des Vereinsheimes am<br />

Sportplatz mit einem hohen Anteil von Eigenleistungen.<br />

Jugendarbeit findet in Zusammenarbeit mit der Kirche<br />

und der kommunalen Jugendpflege statt. Weiter betreiben<br />

die Feuerwehr und der Sportverein aktiv Nachwuchsförderung.<br />

Es gibt weitere Angebote für Kinder<br />

seitens der Kommune, etwa die Ferienspiele unter Einbeziehung<br />

des ,Kleinen Kultursommers’ und in Elterninitiative<br />

eine Krabbelgruppe. Die Neubürger integrieren<br />

sich am leichtesten über die Vereine in Zella. Auf<br />

eine gute Nachbarschaft weist die bemerkenswerte<br />

Initiative der Bewohner des Neubaugebietes hin. Sie<br />

organisiert zweimal jährlich ein Fest und lädt dazu alle<br />

Bewohner ein.<br />

Zur Pflege von Tradition und Brauchtum tragen eine<br />

Vielzahl von regelmäßigen Vereinsaktivitäten bei: das<br />

Tragen der Schwälmer Trachten, das Volkstheater, Kirmes<br />

mit Brühtrogrennen, Backhausfest, Brotbackkurse<br />

in Backhaus und altem DGH, Gesangsverein, Fischerfest,<br />

150 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Willingshausen-Zella<br />

Gedenkfeier zum Volkstrauertag. Für die Durchführung<br />

zeichnen sich der VZV, einzelne Vereine oder auch Vereinskooperationen<br />

aus. Die Veranstaltungen und Vereinsaktivitäten<br />

sind zumeist generationenübergreifend<br />

und zuweilen auch überregional ausgerichtet. Die örtlichen<br />

Gewerbebetriebe sind gut eingebunden. Das ortsansässige<br />

Hotel organisiert auch eine Reihe von<br />

kommerziellen Disco-Veranstaltungen, die zum Teil mehrere<br />

Tausend junge Leute nach Zella locken.<br />

An sozialen Initiativen ist vor allem das Engagement des<br />

Evangelischen Frauenkreises erwähnenswert, wodurch<br />

Nachbarschaftshilfe und Programme für ältere und hilfsbedürftige<br />

Menschen organisiert werden. Ein örtlicher<br />

Mietwagenservice bietet für Senioren Fahrdienste zu günstigen<br />

Preisen an. Am Neubaugebiet wurde ein Spielplatz<br />

mit viel Eigenleistung der Anwohner geschaffen.<br />

Auf private wirtschaftliche Impulse wurde bereits oben<br />

hingewiesen. Es gibt drei Blockheizkraftwerke im Ort,<br />

mit denen die jeweiligen Unternehmen und auch einige<br />

Haushalte angeschlossen sind. Einige Erzeuger u.a. die<br />

Imker, vermarkten ihre ländlichen Produkte direkt. Das<br />

touristische Potenzial wird vor allem durch den örtlichen<br />

Hotelbetrieb genutzt. Eine Mühle wird in privater Regie<br />

restauriert, wobei hier auch die Wasserkraft einer Nutzung<br />

zugeführt werden soll.<br />

Insgesamt vermittelt Zella mit seinen verzahnten, ineinander<br />

greifenden Initiativen und Aktivitäten ein unaufgeregtes<br />

und stark ausgeprägtes „Wir-Gefühl”. Die<br />

anstehenden Dinge werden gemeinsam angegangen<br />

und realisiert. Dass die Kommune intensiv über den VZV<br />

mit dem Vereinen zusammenarbeitet und Bürger über<br />

Befragungen in wichtige Entscheidungen eingebunden<br />

werden, fördert die Gemeinschaftsbildung zusätzlich.<br />

Nach außen hin wird dieses u.a. durch das bereits am<br />

Ortseingang lesbare Motto oder über ein eigenes Gedicht<br />

dokumentiert. Dieses hohe Engagement auch in<br />

den weiteren Jahren zu halten wird nicht einfach sein<br />

und bedarf vermutlicher eigener Überlegungen. Wünschenswert<br />

wäre, wenn der begonnene Internetauftritt<br />

ergänzt und aktualisiert würde. Eine gegenseitige Verlinkung<br />

mit der Kommune wird empfohlen. Dieses wird<br />

sicherlich nur dauerhaft möglich, wenn die Textverantwortlichkeit<br />

bei mehreren Vereinen/Personen und die<br />

Einstellung und Pflege des Internets bei nur einer oder<br />

zwei Personen liegt. Vielleicht findet sich hierfür ein EDVbegeisterter<br />

Jugendlicher.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Baugestaltung und -entwicklung<br />

Der alte Ortkern ist mit einem rechtwinkligen Straßennetz<br />

annähernd rund als Haufendorf ausgebildet. Im<br />

Osten fließt die Schwalm, im Süden der Mühlbach durch<br />

das <strong>Dorf</strong>. Die Gemeinschaftsbauten mit dem Backhaus<br />

von 1770, der alten <strong>Dorf</strong>schule (das heutige Vereinshaus<br />

und Bücherei) und alte Schulscheune sowie dem Gemeindehaus<br />

liegen nah bei einander. Ein wenig nördlich<br />

steht die ummauerte Kirche von 1805; südlich versetzt<br />

das Mühlenanwesen. Die Siedlungserweiterungen im<br />

18. und 19 Jahrhundert erfolgten entlang der Kurhessen-<br />

und Rasenstraße und vereinzelt westlich, angrenzend<br />

an den „Eckweg“ und die Straße „Zum kühlen<br />

Grund“. Die Ausweisung als Gesamtanlage nach dem<br />

hessischen Denkmalschutzgesetz greift diese noch<br />

heute gut ablesbare Siedlungsentwicklung auf. Nicht<br />

aufgenommen sind die Erweiterungen jenseits (östlich)<br />

der Schwalm aus dem frühen 20 Jahrhundert. Hier liegt<br />

auch die jüngere Siedlungserweiterung. Sie erfolgte im<br />

kleineren Umfang östlich entlang der nördlichen Ausfahrtstraße.<br />

In zweiter Reihenbebauung wurde für den<br />

Hotelbetrieb eine (Erweiterungs-) Fläche bereit gestellt.<br />

Größere Ausweisungen von Wohngebieten erfolgten in<br />

den 90er Jahren in westlicher und südwestlicher Richtung.<br />

Auffallend in Zella ist der hohe Anteil in ihrer Grundsubstanz<br />

(noch) gut erhaltener Hofanlagen. Kleine dreiseitige<br />

Anlagen prägen neben zweigeschossigen<br />

Ernhäusern das <strong>Dorf</strong>. Bemerkenswert, weil nur noch selten<br />

in Dörfern zu finden, eine größere Anzahl von Ständerbauten.<br />

Diese Konstruktion wurde in Zella noch im<br />

18. Jahrhundert errichtet. Entsprechend hoch ist der Anteil<br />

der denkmalgeschützten Einzelanlagen mit knapp<br />

40 Anwesen und weitaus mehr Einzelgebäuden. Das<br />

151


dorfbauliche Gesamtbild ist im Ortskern weitgehend ungestört.<br />

Neu- und Anbauten fügen sich hinsichtlich ihrer<br />

Maßstäblichkeit und Formensprache dem historischen<br />

Erscheinungsbild unter. Somit <strong>hat</strong> Zella insgesamt eine<br />

weitgehend ungestörte <strong>Dorf</strong>struktur mit ansprechenden<br />

Raumsituationen aufzuweisen.<br />

Als traditionelle Baumaterialien herrschen Fachwerk<br />

auch in Kombination mit Klinker, vereinzelt Schiefer- und<br />

Holzschindelfassaden, Sandsteinmauerwerk, Holztore<br />

und Basaltpflaster vor. Die historische Dacheindeckung<br />

ist zumeist der Krempziegel. Die Gebäude sind jedoch<br />

in einem unterschiedlichen Erhaltungszustand. Einerseits<br />

wurden zahlreiche private Anwesen unter Berücksichtigung<br />

denkmalpflegerischer Kriterien in den letzten Jahren<br />

renoviert bzw. werden zurzeit saniert, u.a. das Gehöft<br />

neben der alten Schule sowie die erwähnte alten Mühle.<br />

Instandsetzungsmaßnahmen stehen jedoch andererseits<br />

bei mehreren privaten Anwesen aus. Mehrere Fassaden<br />

sind (noch) mit ehemals „modernen“ Materialen verkleidet.<br />

Hierdurch entsteht ein heterogenes Gesamtbild.<br />

Die öffentlichen Anlagen und Gebäude sind in einem<br />

überwiegend sehr guten Zustand. Hinsichtlich ihrer Proportionen<br />

und Gestaltung halten sich das neue DGH<br />

und angrenzende Feuerwehrhaus am Ortsrand erfreulich<br />

an die örtlichen Vorgaben. Positiv vermerkte die<br />

Kommission auch, dass die alte Schule entgegen der ursprünglichen<br />

Planung in (öffentlicher) Nutzung bleibt.<br />

Eine Bushaltestelle und das Gefallenendenkmal fügen<br />

sich gut in das Ortsbild ein. Ein gelungenes Beispiel gemeinschaftlicher<br />

Renovierung ist auch das Backhaus und<br />

die Kirche. Renovierungen stehen noch an der alten<br />

Schule und der ehemaligen und inzwischen privatisierten<br />

Schulscheune an.<br />

Willingshausen-Zella<br />

Das große Potential der historischen, zum Teil untergenutzter<br />

Bausubstanz und die hohe Bereitschaft, sich für<br />

das Gemeinwesen zu engagieren, bieten aus Sicht der<br />

Kommission gute Voraussetzungen für eine Unterstützung<br />

durch das Programm der <strong>Dorf</strong>erneuerung. Fachliche<br />

Beratung, Teilbereichsplanungen (z.B. von der<br />

Kirche zur alten Schule) und Förderungen könnten dazu<br />

beitragen, den Ortskern in einer vielfältigen Nutzung zu<br />

sichern, ohne dass das städtebauliche Gefüge nachhaltigen<br />

Schaden nimmt. Bis dahin wäre eine offensive Bauund<br />

Gestaltungsberatung gerade im Vorfeld von Renovierungsarbeiten<br />

von großer Wichtigkeit. Zur Sicherung<br />

der zahlreichen Baudetails und Bauelemente wäre eine<br />

(grundstücksbezogene) Gestaltungsfibel wünschenswert.<br />

Diese könnte unter Mitwirkung der Bewohner aufgestellt<br />

werden (ggf. über mehrsemestrige Volkshochschulkurse).<br />

Ein fachlich abgestimmtes Baulückenkataster<br />

ist in die oben genannte Gebäudebestandsaufnahme<br />

zu integrieren. Die Kommission bestärkt den Ort<br />

ausdrücklich darin, auf die Ausweisung von weiteren<br />

Bauzeilen zugunsten der Funktionssicherung des Ortskerns<br />

zu verzichten. Ein Leitbild für die Straßenraumgestaltung<br />

wird weiterhin empfohlen. Dieses sollte nur<br />

wenige Baumaterialen und -formen aufnehmen, um eine<br />

optische „Ruhe“ zur erzeugen (weniger ist mehr).<br />

Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Insgesamt vermittelt Zella einen harmonisch dörflich begrünten<br />

Eindruck: Als Straßenleitbaum ist die Stieleiche<br />

anzutreffen. Ortseinfahrten, Spielplätze und Friedhof<br />

sind besonders gut gestaltet. Auch finden sich vereinzelt<br />

schöne Hofbäume und Gehölze, gut gepflegte Bauern-<br />

und Obstgärten, oft auch mit den dazu gut<br />

passenden Holzstaketenzäunen, Hainbuchenhecken<br />

oder Naturstein-Trockenmauern. An manchen Gebäuden<br />

prägen Fassadenbegrünungen positiv das Hof- und<br />

Straßenbild. Eingrünungsmaßnahmen an dem Neubaugebiet<br />

sowie dem neuen DGH sind weitgehend gut gelungen.<br />

Die Schwalm und der Mühlbach sind naturnah<br />

im <strong>Dorf</strong> integriert. Einige Grünanlagen werden von Vereinen<br />

und Anwohnern gepflegt, so auch der Friedhof,<br />

der neue Spielplatz oder der Sportplatz.<br />

Empfohlen werden Entsiegelungsmaßnahmen zur Ausbildung<br />

von Tritt- und Ruderalgesellschaften und eine<br />

weitere dorfgerechte Bepflanzung in Anlehnung an das<br />

o.g. Leitbild zur Straßenraumgestaltung. Sportplatz,<br />

152 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Willingshausen-Zella<br />

Aussiedlerhof und Hotelbetrieb könnten durch weitere<br />

Eingrünungen verstärkt in die umgebende Landschaft<br />

eingebunden werden. Hierzu würde auch eine Teilentsiegelung<br />

des Hotelparklatzes beitragen.<br />

<strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Die Gemarkung <strong>hat</strong> eine Größe von 561 ha. Sie ist als<br />

schmaler Korridor ausgebildet und verläuft von Südwesten<br />

nach Nordosten. Zwei Landschaftsschutzgebiete<br />

liegen in der Gemarkung. Dieses sind der „Auenverbund<br />

Schwalm“ und das „Vogelschutzgebiet Schwalmniederung<br />

bei Schwalmstadt“. Sie umschließen mit<br />

Ausnahme nach Süden nahezu vollständig die Ortslage.<br />

Im Bereich der Antreff wird ortsteilübergreifend die Renaturierung<br />

und Pflege der Auen über den „Förderverein<br />

Kulturlandschaft“ unterstützt. Mit extensiver Pflege<br />

und Bewirtschaftung des Grünlandes wird der naturnahe<br />

Charakter der Auenlandschaft nachhaltig gesichert. Im<br />

Nachbarort Loshausen nisten Weißstörche, die innerhalb<br />

der Zellaer Gemarkung ebenfalls ihren Lebensraum finden.<br />

Empfohlen wird, die Pappelbestände im Auenbereich<br />

nach und nach durch naturnähere Uferbaumbepflanzungen<br />

wie Erlen, Weiden, Eschen etc. zu ersetzen.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Zella liegt harmonisch in der Auenlandschaft von<br />

Schwalm und Antreff. Eine heckenreiche Feldflur in Verbindung<br />

mit der guten auch innerörtlichen gewässerbegleitenden<br />

Durchgrünung tragen zur insgesamt guten<br />

Einbindung des <strong>Dorf</strong>es in den Natur- und Kulturraum<br />

bei. Das naturnahe Schwalmufer ist innerhalb der Gemarkung<br />

vom örtlichen Anglerverein gepachtet und wird<br />

von diesem wie auch die Fischteiche mit angrenzender<br />

Feldholzinsel gepflegt.<br />

Die südliche von Gungelshausen kommende Ortseingangsstraße<br />

weist als Hohlweg auf die erhaltenswerte<br />

Struktur der alten Wegeverbindungen hin. Die geschwungene<br />

Linienführung und die Abpflanzungen ergeben<br />

eine nahezu idealtypische dörfliche Eingangssituation.<br />

Bedauerlich ist der Abbruch der barocken<br />

Brücke im Zuge des Kreisstraßenausbaus vor einigen<br />

Jahren. Ein Streuobstbestand an der K 106 und Bornwiesenweg<br />

ist in einem recht guten Pflegezustand.<br />

Die Bewertungskommission, August <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Ortsvorsteher<br />

Stefan Völker<br />

Gassengärten 3<br />

34628 Willingshauen-Zella<br />

153


Willingshausen-Zella<br />

154 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Siegerehrung<br />

Siegerehrung<br />

Veranstaltung am 11. Oktober 2010<br />

in der Stadthalle Melsungen<br />

Pressemitteilung des Hessisches Ministeriums für Wirtschaft,<br />

Verkehr und Landesentwicklung und weitere<br />

Einladung und Programm zur Preisverleihung<br />

Grußwort des Gastgebers<br />

Fritz Voit<br />

<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft<br />

Dieter Posch<br />

Auf dem Land daheim<br />

Ulf Häbel<br />

Eindrücke und Einblicke<br />

Roswitha Rüschendorf<br />

Regenerative Energien<br />

Norbert Lemb<br />

Grußwort der Ortsvorsteherin von Cölbe-Schönstadt<br />

Carola Carius<br />

Grußwort des Ortsvorstehers von Edertal-Kleinern<br />

Werner Waid<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

155


Hessisches Ministerium für Wirtschaft,<br />

Verkehr und Landesentwicklung<br />

Pressemitteilung<br />

ACHTUNG: Sendesperrfrist Donnerstag, 9. Juli, 8:00 Uhr!!!<br />

Siegerdörfer des <strong>33.</strong> Hessischen Landeswettbewerbs „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ <strong>2009</strong> stehen fest<br />

Erste Plätze im hessischen Landeswettbewerb „<strong>Unser</strong><br />

<strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ an Cölbe-Schönstadt und Edertal-Kleinern<br />

Wirtschaftsminister Dieter Posch: „Der Erfolg der an<br />

dem <strong>Wettbewerb</strong> teilnehmenden Dörfer ist auch der Erfolg<br />

der Bürgerinnen und Bürger“<br />

Nach der Bereisung durch die Landesbewertungskommission<br />

im Juni <strong>2009</strong> stehen nun die Ergebnisse des<br />

hessischen Landeswettbewerbs „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“<br />

fest. „Der Erfolg der an dem <strong>Wettbewerb</strong> teilnehmenden<br />

Dörfer ist Ausdruck eines großen und<br />

überdurchschnittlichen Engagements der Bürger. Mit<br />

diesem <strong>Wettbewerb</strong> möchte die Landesregierung als<br />

Impulsgeber direkt die Akteure in den ländlichen Regionen<br />

ansprechen, um die Zukunft des ländlichen<br />

Raums durch Kontinuität und Nachhaltigkeit in gemeinschaftlicher<br />

Verantwortung zu sichern“, so Wirtschaftsminister<br />

Dieter Posch am Donnerstag in Wiesbaden.<br />

Der Landeswettbewerb wurde in zwei Stufen innerhalb<br />

von drei Jahren durchgeführt. Landesweit insgesamt 200<br />

Teilnehmerdörfer haben an den Regionalentscheiden,<br />

die im Jahre 2008 in acht <strong>Wettbewerb</strong>sregionen durchgeführt<br />

wurden, teilgenommen. Die 19 erfolgreichsten<br />

Kandidaten aus den Regionalentscheiden nahmen in<br />

diesem Jahr am <strong>Landesentscheid</strong> teil. Durch gute <strong>Wettbewerb</strong>svorbereitungen<br />

und ansprechende Präsentationen<br />

konnte die Landesbewertungskommission von den<br />

nachhaltigen Leistungen in den Dörfern überzeugt werden,<br />

sagte der Minister.<br />

Sowohl in den Regionalentscheiden als auch im <strong>Landesentscheid</strong><br />

wurde nach zwei Gruppen differenziert.<br />

Dabei sollte den unterschiedlichen Ausgangsbedingungen<br />

Rechnung getragen werden. In Gruppe A sind die<br />

Orte vertreten, die bereits öffentliche Unterstützung<br />

durch das <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm erhalten haben<br />

bzw. die noch Förderschwerpunkte sind. In Gruppe B<br />

sind die Orte, die bislang nicht an dem <strong>Dorf</strong>erneuerungsprogramm<br />

teilnahmen, zusammengefasst.<br />

Im <strong>Landesentscheid</strong> <strong>2009</strong> der besten Dörfer Hessens<br />

wurden folgende Sieger ermittelt:<br />

Gruppe A<br />

1. Cölbe Schönstadt,<br />

Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

2. Breuberg-Rai-Breitenbach, Odenwaldkreis<br />

3. Schlitz-Pfordt, Vogelsbergkreis<br />

Gruppe B<br />

1. Edertal-Kleinern,<br />

Landkreis Waldeck-Frankenberg<br />

2. Wetter-Oberrosphe,<br />

Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

3. Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach<br />

Pressemitteilung<br />

Wiesbaden, 09.07.<strong>2009</strong><br />

156 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Pressemitteilung<br />

Als Siegerprämie erhalten die erstplazierten Dörfer jeweils<br />

5.000 Euro, die zweitplazierten Dörfer jeweils<br />

3.000 Euro. Für den 3. Platz werden jeweils 2.000 Euro<br />

vergeben.<br />

Die übrigen Teilnehmer: Borken-Dillich, Breuna, Hofgeismar-Hümme,<br />

Kalbach-Heubach, Ringgau-Röhrda<br />

und Wettenberg-Launsbach (Gruppe A) sowie Calden-<br />

Ehrsten, Gießen-Allendorf, Gilserberg-Schönau, Groß-<br />

Umstadt-Richen, Homberg-Ober-Ofleiden, Hofbieber<br />

und Willingshausen-Zella (Grupppe B) erhalten jeweils<br />

eine Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme am hessischen<br />

<strong>Landesentscheid</strong>. Der Förderverein für die Sanierung<br />

und Neunutzung der ehemaligen Landsynagoge in<br />

Kalbach-Heubach erhält eine Auszeichnungen für herausragende<br />

Gemeinschaftsleistungen.<br />

Die beiden Siegerdörfer aus dem <strong>Landesentscheid</strong> werden<br />

Hessen im nächsten Jahr bei dem 23. Bundeswettbewerb<br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ vertreten.<br />

„Diese Dörfer waren im <strong>Wettbewerb</strong> gemeinschaftlicher<br />

Leistungen sehr erfolgreich. Ich hoffe, dass durch diese<br />

beispielhaften Leistungen und individuellen Lösungsansätze<br />

in Zukunft noch weitere Orte zu eigenen Aktivitäten<br />

angeregt werden“, so Posch abschließend.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Hinweise:<br />

Die Preisverleihung durch Wirtschaftsminister Posch wird<br />

am Sonntag, dem 11. Oktober <strong>2009</strong> in Melsungen stattfinden.<br />

Auskunft zu den Ergebnissen des <strong>Landesentscheid</strong>s erteilt<br />

die Vorsitzende der Landesbewertungskommission:<br />

Roswitha Rüschendorf, Regierungspräsidium Kassel,<br />

Tel.: 0561 / 106-3125.<br />

Kontakt:<br />

Pressestelle - Marion Jäkle<br />

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr<br />

und Landesentwicklung<br />

Kaiser-Friedrich-Ring 75, 65185 Wiesbaden<br />

Tel 0611 815 2023, Fax 0611 815 2227<br />

Mail: marion.jaekle@hmwvl.hessen.de<br />

www.wirtschaft.hessen.de<br />

157


Engagementbote<br />

Kurzinformationen der<br />

LandesEhrenamtsagentur Hessen<br />

Ausgabe 09-<strong>2009</strong> September <strong>2009</strong><br />

Nachwuchs neu denken – „Senioren für die Vereinarbeit gewinnen“<br />

Workshop der LandesEhrenamtsagentur und des Landessportbundes Hessen am 17.10.09<br />

von 10.00 -16.30 Uhr in der Landessportschule in Frankfurt.<br />

Ältere Menschen für die ehrenamtliche Mitarbeit im Sportverein zu gewinnen wird zu einer immer wichtigeren<br />

Aufgabe der Vereinsarbeit. Auf der einen Seite gibt es immer mehr Menschen, die gesund und tatkräftig<br />

in den Ruhestand gehen. Andererseits gibt es eine Vielzahl ehrenamtlicher Aufgaben in den Vereinen, die<br />

auf Erledigung warten. Beides, die tatkräftigen Älteren und die Aufgaben zusammen zu bringen, müsste<br />

doch gelingen. Theoretisch hört sich dies leicht an, in der Praxis ist das aber gar nicht so einfach. Der Workshop<br />

will zeigen, wie es gehen kann. Es werden wichtige Tipps für die Einbindung von Senioren gegeben<br />

und gemeinsam Strategien für eine stärkere Mobilisierung der Älteren erarbeitet. Hauptzielgruppe der Veranstaltung<br />

sind Vereinsfunktionäre und Personalverantwortliche, die Wege suchen, ältere Menschen für die<br />

ehrenamtliche Mitarbeit im Sportverein zu gewinnen. Mit einer Email an<br />

landesehrenamtsagentur@gemeinsam-aktiv.de erhalten Sie weitere Informationen.<br />

Vorankündigung 2010<br />

Die LandesEhrenamtsagentur startet im nächsten Jahr wieder eine Fortbildungsreihe „Freiwilligen-<br />

Management“. Von April bis November sind drei dreitägige Seminareinheiten geplant. Die Fortbildung wird<br />

zum sechten Mal angeboten und richtet sich an Interessierte aus sozialen Einrichtungen, Verbänden,<br />

Vereien usw., die mit Freiwilligen arbeiten (wollen). Die Ausschreibung erfolgt Ende Oktober, wer sich<br />

bereits jetzt einen Platz sichern möchte, sendet eine Email an christel.presber@gemeinsam-aktiv.de.<br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ – Landesauslobung <strong>2009</strong><br />

Bürgerengagement in hessischen Dörfern<br />

Die diesjährige Ehrung aller Teilnehmer/innen am Hessischen <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ – Landesauslobung<br />

<strong>2009</strong> - findet am 11.10.<strong>2009</strong> in Melsungen statt. Die Urkunden überreicht der Hessische<br />

Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Dieter Posch. Eingebunden ist die Veranstaltung in<br />

die Woche des Bürgerschaftlichen Engagements und den Tag der Regionen. Die Besucher/innen erwartet<br />

ab 9.30 Uhr ein vielfältiges Programm. Einladung und mehr Informationen unter http://www.rpkassel.de/irj/RPKS_Internet?uid=2c50cc75-bcfa-3111-0104-397ccf4e69f2<br />

oder bei Roswitha Rüschendorf, RP<br />

Kassel (0561-106-3125).<br />

Ehrenamtliche jetzt auch fit im „Web 2.0“<br />

Am 22.09. und am 27.10. bietet die Landesehrenamtskampagne „Gemeinsam Aktiv“ in Wetzlar und Kassel<br />

beitragsfreie Veranstaltungen an. Noch können Sie sich kurzfristig anmelden, es sind noch wenige Plätze<br />

frei. Alle Infos unter www.gemeinsam-aktiv.de<br />

Bewegungsfreundlicher Schulhof – Schulhofgestaltung<br />

Unter diesem Motto führt der Landessportbund Hessen (lsb h) am 11. und 12.11.<strong>2009</strong> ein Grundlagen- und<br />

Aufbauseminar in der Sportschule in Frankfurt durch. Lehrer/innen, Mitarbeiter/innen von Schulämtern,<br />

Grünflächen- und Bauämtern sowie Eltern- und Schülervertretungen sind die Zielgruppe. Im Grundlagenseminar<br />

geht es um Bedarfs- und Grundlagenplanung. Beim Aufbauseminar geht von den konkreten Planungsschritten<br />

bis zur Bauüberwachung. Die Seminare können auch einzeln besucht werden. Alle weiteren<br />

Informationen unter: http://www.landessportbund-hessen.de/bereiche/sportinfrastruktur/veranstaltungen/seminarangebote.html<br />

Feste sicher feiern<br />

Tipps zur Lebensmittelhygiene und -sicherheit bei Vereinsfesten<br />

Egal ob in kleiner oder großer Runde, ein reichhaltiges Angebot an Speisen gehört fast zu jeder Feier dazu.<br />

Doch das birgt auch ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial für die Gäste. Bereits kleine Nachlässigkeiten<br />

im Umgang mit Nahrungsmitteln können große Folgen in Form von Lebensmittelinfektionen oder<br />

gar Lebensmittelvergiftungen haben. Wo die Gefahren lauern und wie man damit umgehen sollte, zeigt eine<br />

ansprechende Broschüre des Deutschen Hausfrauenverbandes. Landesverband Hessen. Sie soll vor allem<br />

Vereine hinsichtlich Lebensmittelsicherheit auf Festen fit machen. Der DHB bietet auch Seminare an. Weitere<br />

Informationen unter: http://www.hausfrauenbund-hessen.de/236.html<br />

Impressum: LandesEhrenamtsagentur Hessen, Otto-Fleck-Schneise 4, 60528 Frankfurt/M � 069 - 67 89-426 � 069 - 67 89-206 @<br />

landesehrenamtsagentur-hessen@gemeinsam-aktiv.de<br />

Herausgeber: LandesEhrenamtsagentur Hessen<br />

Pressemitteilung<br />

158 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Pressemitteilung<br />

Herausgeber: Hessische Städte- und Gemeinde-Zeitung 09/09<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft” 159


Einladung zur Siegerehrung<br />

160 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Impressionen<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

161


Impressionen<br />

162 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Fritz Voit<br />

Erster Stadtrat von Melsungen<br />

Grußwort des Gastgebers<br />

Sehr geehrter Herr Staatsminister Posch!<br />

Sehr geehrter Herr Regierungspräsident Dr. Lübcke!<br />

Sehr geehrte Frau Rüschendorf!<br />

Sehr geehrte Teilnehmerorte <strong>2009</strong>!<br />

Sehr verehrte Damen und Herren!<br />

Ihnen allen ein herzliches Willkommen in unserer schönen<br />

Fachwerkstadt Melsungen.<br />

Sie haben mit Ihrer Entscheidung in Melsungen die fünfzigste<br />

Preisverleihung „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ stattfinden<br />

zu lassen, und damit hier ein Jubiläum zu begehen,<br />

eine gute Wahl getroffen. Zu diesem Jubiläum und Ihrer<br />

Wahl des Ortes meinen herzlichsten Glückwunsch und<br />

viel Erfolg auch weiterhin. Damit möchte ich gleichzeitig<br />

die Grüße und Glückwünsche unseres Bürgermeisters,<br />

Dieter Runzheimer und die der städtischen Gremien<br />

überbringen.<br />

Eine gute Wahl zum Einen, weil viele teilnehmende Dörfer<br />

in Mittel- und Nordhessen liegen; zum Anderen, weil<br />

heute auch das 5. Nordhessische Spezialitätenfestival<br />

hier stattfindet. Dazu wünsche ich Ihnen nach der Preisverleihung<br />

viel Vergnügen und einen guten Appetit.<br />

Melsungen <strong>hat</strong> mit seinen sieben Ortsteilen 14.000 Einwohner<br />

und bietet weit über 6.000 Arbeitplätze an. Vier<br />

unserer Ortsteile waren in der <strong>Dorf</strong>erneuerung, einer ist<br />

es noch. Die anderen drei Ortsteile profitierten durch<br />

Kanal- und Straßenneubau, die das Ortsbild erneuerten,<br />

ohne den typischen Charakter zu verändern. Die Zielsetzung,<br />

unseren Ortteilen eine Zukunft zu geben, wird<br />

von den Bewohnern, den Ortsbeiräten und den Stadtverordneten<br />

gemeinsam verfolgt. Jeder Ortsteil schickt<br />

einen Stadtverordneten in das Parlament und ist damit<br />

auch dort gewichtig vertreten. <strong>Dorf</strong>gemeinschaftshäuser,<br />

Spiel- und Sportplätze, ein lebendiges Vereinsleben,<br />

die Feuerwehr im <strong>Dorf</strong> und die Pflege gut nachbarschaftlicher<br />

Beziehungen ergänzen diesen Bereich.<br />

Das soziale Gefüge ist die Grundlage für ein reales<br />

Leben im <strong>Dorf</strong>. Dazu gehört aber auch die Anbindung<br />

an Kindergärten, Schulen, ärztliche Versorgung, seelsor-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

gerischen Beistand und die Möglichkeit, mit dem öffentlichen<br />

Nahverkehr die unterschiedlichsten Ziele zu<br />

erreichen, aber auch die Bereitstellung und Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen. Dies ist eine zwingende Notwendigkeit,<br />

um die jungen Leute überhaupt am Ort zu behalten.<br />

Ein Abwandern dieser Menschen würde das<br />

Ende einer <strong>Dorf</strong>gemeinschaft bedeuten.<br />

Sicherlich trägt dieser <strong>Wettbewerb</strong> dazu bei, die Anstrengungen<br />

zu verstärken, ländliche Regionen und Dörfer<br />

für die Menschen lebenswert zu erhalten. In diesem<br />

Sinne wünsche ich allen Teilnehmern von <strong>2009</strong>, dass sie<br />

auch nach der Preisverleihung in ihren Bemühungen<br />

nicht nachlassen und andere anspornen, dieses Ziel vielleicht<br />

im nächsten Jahr zu erreichen.<br />

Herzlichen Glückwunsch und der Veranstaltung einen<br />

guten Verlauf.<br />

163


Impressionen<br />

164 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Dieter Posch<br />

Hessischer Minister für Wirtschaft,<br />

Verkehr und Landesentwicklung<br />

Festrede<br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft –<br />

ein <strong>Wettbewerb</strong> gemeinschaftlicher Leistungen“<br />

Sehr geehrte Frau Rüschendorf,<br />

sehr geehrter Herr Stadtrat Voit,<br />

meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

ich freue mich sehr, hier in Melsungen mit Ihnen den Abschluss<br />

des <strong>33.</strong> <strong>Landesentscheid</strong>es „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong><br />

Zukunft“ <strong>2009</strong> feiern zu dürfen und die Preisträger<br />

auszeichnen zu können.<br />

Der <strong>Dorf</strong>wettbewerb – ein <strong>Wettbewerb</strong> gemeinschaftlicher<br />

Leistungen – <strong>hat</strong> in Hessen bereits seit 50<br />

Jahren Tradition. Mit dem <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> 2008/<strong>2009</strong><br />

können wir auf 50 erfolgreiche Jahre <strong>Dorf</strong>wettbewerb<br />

mit über 10.000 Teilnehmern zurückblicken. Als erstes<br />

Bundesland <strong>hat</strong> Hessen 1958/1959 den <strong>Wettbewerb</strong><br />

flächendeckend durchgeführt. Der erste Bundeswettbewerb<br />

fand 1961 statt.<br />

Im Laufe dieser 50 Jahre haben sich die <strong>Wettbewerb</strong>sschwerpunkte<br />

den politischen und gesellschaftlichen<br />

Veränderungen fortlaufend angepasst. Neben Erhaltungs-,<br />

Pflege- und Verschönerungsaufgaben wurden<br />

bereits 1968 bauliche und städtebauliche Gesichtspunkte<br />

in den Vordergrund gestellt. Bewertet wurden<br />

unter „Einzelleistungen“ die Maßnahmen im privaten<br />

Lebensbereich und unter „Gemeinschaftsleistungen“<br />

die Ergebnisse zur Aufwertung des Ortsbildes und zum<br />

Aufbau gemeinschaftlicher Einrichtungen. Im Jahre 1975<br />

wurden erstmals bürgerschaftliche Initiativen und die Mitarbeit<br />

bei Gemeinschaftsleistungen in die Bewertung<br />

aufgenommen. Damals fanden auch die Aspekte Ortsgeschichte,<br />

Natur- und Landschaftsschutz und die<br />

Denkmalpflege verstärkt Eingang in die Richtlinien.<br />

Mit dem Hessischen <strong>Wettbewerb</strong>stitel „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong>“ ist<br />

seit 1993/94 der Ansatz einer ganzheitlichen Entwicklung<br />

des <strong>Dorf</strong>es in den Vordergrund getreten. Das bürgerschaftliche<br />

Engagement erhielt in diesem Zusammenhang<br />

eine erneute Aufwertung und erstreckte<br />

sich auch auf die Bereiche der sozialen, kulturellen und<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

wirtschaftlichen Entwicklung. Nach der zeitgemäßen Namensänderung<br />

des Bundeswettbewerbs <strong>hat</strong> Hessen den<br />

<strong>Wettbewerb</strong>stitel „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ ebenfalls<br />

übernommen.<br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ – der Name des <strong>Wettbewerb</strong>es<br />

steht für einen hohen Anspruch an das dörfliche<br />

Leben. Dabei ist die Bedeutung von Kontinuität und<br />

Nachhaltigkeit gewachsen. Dies bedeutet, dass nicht in<br />

erster Linie die zu bestimmten <strong>Wettbewerb</strong>sterminen erbrachten<br />

Leistungen den Ausschlag geben sollen, sondern<br />

dass das über längere Zeiträume zu bewertende<br />

überdurchschnittliche Engagement der Bürgerinnen und<br />

Bürger sowie die gemeinschaftlichen Leistungen im Hinblick<br />

auf Nachhaltigkeit die ausschlaggebende Rolle<br />

spielen.<br />

Der <strong>Dorf</strong>wettbewerb lebt vom gemeinsamen Handeln<br />

und vom gemeinsamen Erfolg. Dieses Engagement verdient<br />

Anerkennung. Um dafür gute Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, veranstaltet das „Netzwerk Bürgerschaftliches<br />

Engagement“ in diesem Jahr bereits die<br />

fünfte bundesweite Woche des bürgerschaftlichen<br />

Engagements, die heute zu Ende geht. Mit der Durchführung<br />

dieses <strong>Wettbewerb</strong>s und der heutigen Ehrung<br />

der Teilnehmer möchte die Landesregierung als Impulsgeber<br />

direkt die Akteure in den Regionen ansprechen.<br />

Ziel ist dabei die Sicherstellung und Verbesserung der<br />

ökologischen, ökonomischen und sozialen Leistungsfähigkeit<br />

der ländlichen Regionen.<br />

165


Die Entwicklung ländlicher Räume in Hessen steht heute<br />

vor neuen mehrdimensionalen Herausforderungen. Angesichts<br />

der gravierenden regionalen Unterschiede sind<br />

differenzierte Lösungen gefragt. Das regionalpolitische<br />

Ziel der hessischen Landesregierung heißt deshalb<br />

„Stärkung der regionalen <strong>Wettbewerb</strong>sfähigkeit“ durch<br />

dynamische Entwicklungsprozesse.<br />

Der demografische Wandel <strong>hat</strong> die Dörfer längst erreicht.<br />

Für viele Vereine und Einrichtungen im <strong>Dorf</strong> geht<br />

es um das nackte Überleben. Neben vielen anderen Aspekten<br />

gewinnt die Leerstandsproblematik zunehmend<br />

an Bedeutung. Wenn sich die Leerstände ausbreiten, so<br />

rückt ein absehbares Ende des dörflichen Lebens näher.<br />

Besonders in stark schrumpfenden ländlichen Siedlungsbereichen<br />

ist die ökonomische Tragfähigkeit von<br />

infrastrukturellen Grundausstattungen gefährdet. Die<br />

Infrastrukturkosten je angeschlossenen Haushalt steigen<br />

an. Durch den Bevölkerungsrückgang erhöht sich die<br />

kommunale Pro-Kopf-Verschuldung und engt die Handlungsspielräume<br />

vor Ort weiter ein.<br />

Beispielhaft für den Strukturwandel sei hier auch die<br />

zunehmend fehlende Infrastruktur genannt. Vielerorts<br />

hinterlässt die größte Lücke das nicht mehr existierende<br />

<strong>Dorf</strong>gasthaus – nicht nur für die gastronomische Versorgung,<br />

sondern als zwangloser Anlaufpunkt und Informationsquelle<br />

für Gäste und <strong>Dorf</strong>bewohner<br />

insbesondere außerhalb organisierter Gruppen und<br />

Vereine.<br />

Diese Entwicklungen, vor allem der Bevölkerungsrückgang,<br />

erfordern die Anpassung der Infrastrukturen hinsichtlich<br />

des Nachhaltigkeitsaspektes unter der Prämisse<br />

„Mehr <strong>Dorf</strong> für weniger Bürger“. Hierzu gehören insbesondere<br />

innovative Lösungen zur Sicherung und<br />

Verbesserung der Erreichbarkeit von Einrichtungen der<br />

Grundversorgung sowie deren Umstrukturierung unter<br />

dem Aspekt einer effizienteren Nutzung. So können<br />

z. B. auch Rückbaumaßnahmen in bestimmten Fällen ein<br />

sinnvoller Lösungsansatz sein.<br />

Dies soll im Rahmen der aktuellen Förderprogramme,<br />

durch Verbesserung der Wohnqualität in den Ortskernen<br />

der Dörfer, durch Steigerung der allgemeinen<br />

Lebensqualität, durch Bewahrung des kulturellen Erbes<br />

und der regionalen Identitäten sowie durch Wertschöpfung<br />

aus der Entwicklung wirtschaftlicher Kompetenz<br />

und des Landtourismus erreicht werden. Durch diese<br />

Dieter Posch<br />

Förderprogramme sollen sich wettbewerbs-, wertschöpfungs-<br />

und beschäftigungswirksame Impulse im Sinne<br />

einer selbstragenden Entwicklung besser entfalten können.<br />

Darüber hinaus ist eine weitere wichtige Aufgabe im<br />

ländlichen Raum die Förderung der Kompetenzentwicklung<br />

z.B. von leitenden Akteuren der Regionalforen, von<br />

ehrenamtlichen Akteuren auf der örtlichen und regionalen<br />

Ebene sowie für Existenzgründer, durch fachliche<br />

Fortbildung, Coaching, Prozessmanagement und<br />

Controlling, um den demografischen Wandel strukturierend<br />

zu begleiten sowie regionsspezifische Entwicklungschancen<br />

zu erkennen und daraus Projekte<br />

anzustoßen. Neue demografisch notwendige Anpassungsstrategien<br />

und die Überwindung interkommunaler<br />

Konkurrenzen (Kirchturmdenken) sind dabei unerlässlich.<br />

Sie sind die Voraussetzung dafür, dass eine nachhaltige<br />

Innenentwicklung der Städte und Gemeinden stattfinden<br />

kann. Dazu gehören verschiedene regionale Vernetzungsstrategien<br />

wie z. B. kommunale Kooperationen,<br />

interkommunale Entwicklungskonzepte und landesweite<br />

Pilotprojekte, wie z.B. „Vitale Orte 2020“.<br />

Das Entwicklungsziel lautet dabei „Innenentwicklung<br />

geht vor Außenentwicklung“, da die Nutzung der<br />

Bausubstanz in den Kerngebieten vieler Dörfer nicht<br />

mehr nachhaltig gesichert ist. Um eine nachhaltige<br />

Innenentwicklung zu ermöglichen, sollte eine kommunale<br />

Gesamtstrategie für Investitionen in die Kernbereiche<br />

der Kommunen entwickelt und der Verzicht auf<br />

weitere Baulandausweisungen festgeschrieben werden.<br />

In der Konsequenz lassen sich dadurch sowohl ein weiterer<br />

Flächenverbrauch in den Ortsrandlagen als auch<br />

weitere Erschließungskosten für die Kommune durch<br />

Straßenbau sowie Ver- und Entsorgung reduzieren und<br />

in vielen Fällen können die bestehenden Systeme auch<br />

wieder ausgelastet werden.<br />

Die Förderung kann heute auch über die Förderschwerpunkte<br />

hinausgehend in anderen Ortsteilen zur Umsetzung<br />

eines ortsübergreifenden Innenentwicklungskonzepte<br />

für Investitionsmanagement und punktuelle<br />

Maßnahmen zur Innenentwicklung der Ortskerne eingesetzt<br />

werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Orte und<br />

Maßnahmen im Rahmen der kommunalen Entwicklungsstrategie<br />

mit dem Förderschwerpunkt in einen<br />

überörtlichen konzeptionellen Zusammenhang gestellt<br />

und in Dimension und Wirkung beschrieben sind.<br />

166 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Dieter Posch<br />

Nachhaltige Innenentwicklung im Sinne der hessischen<br />

<strong>Dorf</strong>erneuerung ist in erster Linie ein Anschub für die<br />

zukunftsfähige Entwicklung der Gesamtgemeinde, insbesondere<br />

im Hinblick auf ein selbständiges Immobilienund<br />

Flächenmanagement. Flächen- und Immobilienmanagement<br />

kann z.B. darin bestehen, dass in ein ortsteilbezogenes<br />

Immobilien- und Grundstücksmanagement<br />

investiert wird, um problematische Anwesen<br />

marktfähig für einen Verkauf mit nachfolgender Investition<br />

zu machen. Die kommunale Investition ist vergleichsweise<br />

niedrig und kann auch von finanzschwachen<br />

Kommunen bewältigt werden.<br />

Darüber hinaus bestehen weitere Fördermöglichkeiten<br />

im Rahmen des „Entwicklungsplans für den ländlichen<br />

Raum 2007 bis 2013“ zur Förderung von Projekten, zur<br />

Erschließung regionaler Märkte, zur Verbesserung der<br />

Versorgung und zur Förderung der Regionalkultur, unabhängig<br />

von einem Förderschwerpunkt der <strong>Dorf</strong>erneuerung.<br />

Das bedeutet aber, dass sich die Kommunen<br />

aktiv in die Entwicklung der ländlichen Regionen einbringen<br />

und dabei ihre herausragenden Projekte im regionalen<br />

Entwicklungsplan verankern.<br />

Der <strong>Dorf</strong>wettbewerb soll dazu beitragen, das Verständnis<br />

der <strong>Dorf</strong>bevölkerung für zukünftige Herausforderungen<br />

zu stärken und die bürgerschaftliche Mitwirkung zu<br />

intensivieren. Er soll beispielhaft gemeinschaftliche Leistungen<br />

und Lösungsansätze herausstellen und weitere<br />

Orte zu eigenen Aktivitäten anregen. Im Ergebnis geht<br />

es also nicht nur um die Platzierung im Rahmen des <strong>Wettbewerb</strong>es,<br />

sondern um eine Stärkung der dörflichen<br />

Identität, des gemeinsamen Zusammenlebens und einer<br />

nachhaltigen Gestaltung des eigenen Lebensraumes.<br />

In der heutigen Zeit, in der sich der Staat mit seinen sehr<br />

begrenzten Finanzmitteln aus vielen wichtigen Bereichen<br />

zurückziehen muss, ist es umso wichtiger, dass<br />

durch gemeinschaftliche Leistungen Zeichen gesetzt<br />

werden. Deshalb haben gerade solche <strong>Wettbewerb</strong>e<br />

Zukunft, die mit einem relativ geringen finanziellen Einsatz<br />

solche positiven Entwicklungsprozesse anstoßen.<br />

Auch nach 50 Jahren <strong>hat</strong> der <strong>Dorf</strong>wettbewerb in Hessen<br />

nichts an Attraktivität eingebüßt.<br />

Mein besonderer Dank für das Engagement bei der<br />

Durchführung des <strong>Wettbewerb</strong>s gilt auch all jenen, die<br />

über Jahre hinweg ihren wichtigen Beitrag geleistet<br />

haben – dazu zählen die regionalen Bewertungskom-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

missionen, die Landesbewertungskommission sowie die<br />

zuständigen Landkreisverwaltungen, die die Orte im<br />

Vorfeld des <strong>Wettbewerb</strong>s fachlich betreuen.<br />

Abschließend möchte ich alle Bürgerinnen und Bürger in<br />

den Orten mit bis zu 3.000 Einwohnern ermuntern, auch<br />

am nächsten <strong>Wettbewerb</strong> wieder teilzunehmen, um ihr<br />

<strong>Dorf</strong> im Rahmen des <strong>Wettbewerb</strong>s gemeinschaftlicher<br />

Leistungen für die Zukunft fit zu machen.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

167


Impressionen<br />

168 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Ulf Häbel<br />

Pfarrer i.R. aus Laubach-Freienseen<br />

Auf dem Land daheim – Die kulturtragende Aufgabe<br />

der Kirche im <strong>Dorf</strong><br />

Berufssoziologische Aspekte aus der Arbeit<br />

eines <strong>Dorf</strong>pfarrers<br />

Vor neunzehn Jahren bin ich mit meiner Familie aufs<br />

Land gezogen. Dort war ich mit einer halben Anstellung<br />

19 Jahre lang <strong>Dorf</strong>pfarrer, betreibe nebenher eine<br />

Selbstversorgerlandwirtschaft und beschäftige mich intensiv<br />

mit der Frage nach dem Leben auf dem Land.<br />

Wenn ich in Synoden oder anderen kirchlichen Gremien<br />

von Landleben oder der Kirche im <strong>Dorf</strong> rede, wird dies<br />

oft mit der Bemerkung “idyllisch” kommentiert. Doch<br />

mich interessiert nicht die vermeintliche Idylle des Lebens<br />

auf dem Land und auch nicht die traditionsorientierte<br />

Positionierung der Kirche im <strong>Dorf</strong>. Mich interessiert<br />

die Frage nach dem Sinn dörflicher Lebensformen und<br />

was die Kirche zur Sinngebung und Lebensdeutung beitragen<br />

kann.<br />

I. „Von Heimat redet hier keiner”<br />

Dörfer waren einmal relativ eigenständige Lebensräume.<br />

Für die Menschen, die dort arbeiteten und lebten, war<br />

das <strong>Dorf</strong> wie ein Organismus, zu dem sich die meisten<br />

innerlich zugehörig fühlten. Man war im <strong>Dorf</strong> daheim,<br />

das war der unmittelbare Lebensraum auf den sich die<br />

Menschen bezogen haben. Die Gemarkung rundherum,<br />

Feld, Wald und Flur, die Kulturlandschaft war die Lebensgrundlage.<br />

In der Land- und Forstwirtschaft mit den<br />

dazugehörenden Handwerkern fanden die meisten<br />

<strong>Dorf</strong>bewohner Arbeit und Brot. Zu dem Lebensraum<br />

<strong>Dorf</strong> gehörten ganz selbstverständlich der Kindergarten<br />

und die Volksschule dazu. Hier lernten die Kinder Sitten<br />

und Traditionen des <strong>Dorf</strong>es kennen und die Lebensformen<br />

und Überzeugungen der Menschen zu verstehen.<br />

Heimatkunde und Weltgeschichte beschrieben den Horizont,<br />

in dem die nachkommenden Generationen sich<br />

im Gefühl der Zusammengehörigkeit mit den Vorfahren<br />

begriffen. Schließlich muss man wissen, woher man<br />

kommt, um zu wissen, wer man ist.<br />

In den letzten 60 Jahren <strong>hat</strong> sich das Leben auf dem<br />

Land grundlegend gewandelt. Die relative Selbständigkeit<br />

ist einer starken Fremdbestimmung gewichen.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Ländliche Räume sind namenloses „Umland” der Metropolen<br />

geworden. Was zur alltäglichen Lebensgestaltung<br />

und Daseinsvorsorge nötig ist, wanderte in kleinere<br />

oder größere Zentren ab, z.B. Ausbildungsplätze und<br />

bezahlte Arbeit, Läden und Arztpraxen, öffentliche Verwaltungen<br />

und Schulen. Die Menschen auf dem Land<br />

haben diese Veränderungen als Verlust ihrer selbstbestimmten<br />

Lebensformen und der ihnen vertrauten Strukturen<br />

erlebt. Sie fühlten sich als „Opfer” zentralistisch<br />

orientierter Veränderungsprozesse. An drei sogenannten<br />

Reformen will ich das deutlich machen.<br />

Mit der Landreform (Flurbereinigung) begann in den<br />

Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts die Umwandlung<br />

der kleinräumig-bäuerlichen Landwirtschaft zur<br />

heute global orientierten Agrarindustrie. „Wachsen und<br />

Weichen” ist seitdem das Motto. Bis zum heutigen Tag<br />

geben täglich ca. 50 Bauernhöfe in Deutschland wegen<br />

mangelnder Wirtschaftlichkeit auf. 1950 gab es in der<br />

(alten) Bundesrepublik Deutschland ca. 2,5 Millionen<br />

Bauernhöfe; 2008 sind es im vereinigten Deutschland<br />

knapp 500.000.<br />

Durch die Verwaltungsreform in den Sechzigerjahren<br />

verloren die Dörfer ihre politische Selbständigkeit. Aus<br />

verwaltungstechnischen Gründen wurden die Dörfer in<br />

Städte oder Großgemeinden eingegliedert. Lange Antragswege<br />

zu Behörden und oft von örtlicher Sachkenntnis<br />

ungetrübte Entscheidungen werden von den<br />

Bürgern beklagt. Der Ortsbeirat eines <strong>Dorf</strong>es darf sich<br />

169


ohne Entscheidungskompetenz zu ausstehenden Problemen<br />

äußern, wenn diese oft schon in der zentralen<br />

kommunalen Verwaltung erledigt sind. „Wenn die Kuh<br />

geschissen <strong>hat</strong>, sagen wir: Platsch”, formulierte ein Ortsbeirat<br />

diese Erfahrung sarkastisch.<br />

Im Zuge der zentralistisch angelegten Veränderungen<br />

verschwanden über die Bildungsreform auch Kindergärten<br />

und <strong>Dorf</strong>schulen. Überschaubare „Zwergschulen”<br />

gaben die Kinder an unübersichtliche Mittelpunkt- oder<br />

Gesamtschulen ab. In großen zentralen Schulen sollen<br />

angeblich die Bildungschancen größer sein. Man handelte<br />

sich freilich gleichzeitig ein höheres Gewaltpotential<br />

an den Schulen ein und unterwarf die Kinder dem<br />

Stress langer Transportwege.<br />

Im <strong>Dorf</strong> geblieben ist bisher die Kirche. Sie ist so zusagen<br />

die „letzte Instanz” für Kultur und Sinngebung. In<br />

einer Denkschrift über den ländlichen Raum forderte der<br />

Europarat schon 1996 seine Mitgliedsländer auf, die<br />

vielfältigen ländlichen Regionen in Europa zu fördern<br />

und weiter zu entwickeln. Ziel ist dabei nicht, idyllische<br />

Naturreservate oder folkloristische Museen zu schaffen,<br />

sondern das Zugehörigkeitsgefühl der Menschen zu<br />

ihrem <strong>Dorf</strong> und ihre Beheimatung in der Region zu stärken.<br />

Als „identitätsfestigende Einrichtungen” werden<br />

vor allem die Kirchengemeinden, die Ortsvereine sowie<br />

Kindergärten und Schulen genannt. Lasst wenigstens die<br />

Kirche im <strong>Dorf</strong>, lautet deshalb die dringliche Bitte. An<br />

die Pfarrerinnen und Pfarrer gewandt heißt dies: Mischt<br />

euch in das Alltagsleben ein, bringt euch selbst und die<br />

euch anvertraute Botschaft sinngebend und lebensdeutend<br />

ein.<br />

II. Die Dörfer im <strong>Dorf</strong> und die<br />

kulturvermittelnde Aufgabe<br />

der Kirche<br />

Ein <strong>Dorf</strong>, so klein und überschaubar es auch sein mag,<br />

<strong>hat</strong> seine eindeutige Prägekraft, die es früher einmal gehabt<br />

<strong>hat</strong>, verloren. Auf der einen Seite <strong>hat</strong> der Traditionsabbruch<br />

auch auf dem Land längst eingesetzt und<br />

Orientierungsverluste mit sich gebracht. Auf der anderen<br />

Seite ist die Vielfalt der unterschiedlichen Lebensformen<br />

und Überzeugungen aus der Stadt eingewandert.<br />

Das <strong>Dorf</strong> ist keine “heile Welt”, es ist weder<br />

naturbezogene Idylle noch Geborgenheitsreservat. Es<br />

ist keine in sich geschlossene Lebenswelt, sondern viel-<br />

fältig auf die geographische und soziale Umwelt bezogen.<br />

Diesen Zustand versucht man mit dem Begriff des<br />

„regionalen <strong>Dorf</strong>es”, bzw. „der Dörfer im <strong>Dorf</strong>” auszudrücken.<br />

Man kann die unterschiedlichen Verhaltensformen<br />

und Orientierungen in vier sogenannte Kulturkreise<br />

idealtypisch kategorisieren:<br />

1. Die Alt-Dörfler<br />

Darunter sind die „Ur-Einwohner“ eines <strong>Dorf</strong>es zu verstehen,<br />

die „Einheimischen”. Es sind Menschen, deren<br />

Herkunftsfamilie und Bekanntschaftsnetze im <strong>Dorf</strong> beheimatet<br />

sind. Sie fühlen sich mit dem <strong>Dorf</strong> und seinen<br />

Traditionen verbunden, haben ein hohes Zugehörigkeitsgefühl<br />

und auch ein starkes Wir-Bewusstsein. Früher<br />

stellten die Alt-Dörfler in der Regel die Honoratioren<br />

des <strong>Dorf</strong>es wie Bürgermeister, Ortslandwirt und Vereinsvorsteher.<br />

Die Alt-Dörfler orientieren sich an den Traditionen<br />

und Legitimationsorten, an dem Rathaus<br />

(solange es im <strong>Dorf</strong> war), an dem Gasthaus (mit seinen<br />

meinungsbildenden Stammtischen) und an der Kirche.<br />

Die Alt-Dörfler erleben und bedauern den Traditionsabbruch<br />

am stärksten. Sie versuchen, die ihnen vertrauten<br />

und liebgegewonnenen Traditionen weiter zu pflegen<br />

(Kirmes, Traditionsfeste, Mundart, heimisches Liedgut).<br />

Ihr Erfolg ist bescheiden.<br />

2. Die Neu-Dörfler<br />

Ulf Häbel<br />

Eine stark zunehmende Gruppierung in den letzten drei<br />

Jahrzehnten sind die Neuzugänge im <strong>Dorf</strong>. Oft sind das<br />

Menschen, die aus der Metropole aufs Land ziehen<br />

wegen der schönen Landschaft, der ruhigen Lage oder<br />

weil der Bauplatz billiger ist als in der Stadt. Manche ziehen<br />

auch nur für die Zeit der „Kinderaufzucht“ in den<br />

ländlichen Raum. Zu den Neu-Dörflern zählen aber auch<br />

Menschen, die durch Einheiraten ins <strong>Dorf</strong> gekommen<br />

sind. Inzwischen stellen in vielen Dörfern, die im Umland<br />

von Metropolen liegen, die Neu-Dörfler bereits die<br />

Mehrheit der Bevölkerung. In ihrem Bewegungsdreieck<br />

sind sie ganz anders ausgerichtet als die Alt-Dörfler. Sie<br />

orientieren sich an individuellen Interessen; sie wollen,<br />

dass das <strong>Dorf</strong> ihnen auch bietet, was sie von ihm erwarten.<br />

Man kann das Bewegungsdreieck mit dem Partykeller<br />

(für ausgesuchte Freunde), einem Interessenverein<br />

(Trimm -Dich, Golf, Tennis) und dem Zweitwagen (den<br />

sie wegen der hohen Mobilität brauchen), kennzeichnen.<br />

170 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Ulf Häbel<br />

Das Traditionsdreieck der Alt-Dörfler ist ihnen fremd, ja<br />

geradezu suspekt. Sie wollen sich auch nicht in die traditionelle<br />

<strong>Dorf</strong>gemeinschaft (Gesangverein, Feuerwehr,<br />

Schützenverein) einbringen. Für die Alt-Dörfler ist dieses<br />

starke persönliche Interesse der Neu-Dörfler bei<br />

gleichzeitig fehlender Identitätsabsicht mit dem alten<br />

<strong>Dorf</strong> befremdlich, fast beleidigend.<br />

3. Die emanzipierten Dörfler<br />

Eine dritte Gruppe, die in den letzten drei Jahrzehnten<br />

in Dörfern von sich reden machten, kann man als emanzipierte<br />

Dörfler bezeichnen. Es handelt sich oft um jüngere<br />

Menschen – besonders Frauen – die eine neue<br />

Ländlichkeit und Lust am <strong>Dorf</strong> mitbringen. Sie ziehen<br />

ähnlich wie die Neu-Dörfler aus irgendeinem, oft individuellen<br />

Grund ins <strong>Dorf</strong>. Oft sind es auch Menschen, die<br />

nach längerer Abwesenheit (z. B. Ausbildung, Beruf) in<br />

ihr Herkunftsdorf zurückkehren. Sie sind in der Regel<br />

nicht an der traditionellen, ländlichen Agrarkultur interessiert,<br />

aber am <strong>Dorf</strong> als regionalem Lebensraum. Sie<br />

suchen gemeinsame Handlungsorte im <strong>Dorf</strong>. Sie engagieren<br />

sich in Bürgerinitiativen, die z.B. zur Einrichtung<br />

von Krabbelgruppen für Kleinkinder führen. Sie bringen<br />

Ideen zur Einrichtung eines Waldkindergartens ein oder<br />

unterstützen die Wiedereröffnung von <strong>Dorf</strong>schulen,<br />

Läden oder Selbstvermarktungshöfen. Man könnte sie<br />

als Anhänger einer neuen ländlichen Bewegung bezeichnen.<br />

Ihr Bewegungsdreieck ist zwischen Bürgerinitiativen,<br />

Direktvermarktungsorten und dörflichen<br />

Kunstkneipen zu sehen. Sie haben zwar eine gebrochene<br />

und auf Zeit begrenzte Identität mit dem <strong>Dorf</strong>; ihr<br />

Interesse gilt aber der Gestaltung des gemeinsamen<br />

dörflichen Lebens. In diesem Bewusstsein, dass Treffpunkte,<br />

Kontakte und Kommunikation zwischen den<br />

Menschen sinnvoll und nötig sind, gibt es Berührungspunkte<br />

mit den Alt-Dörflern und gelegentlich Handlungskoalitionen<br />

mit ihnen.<br />

4. Die Rand-Dörfler<br />

Eine vierte Gruppe stellen Randsiedler des <strong>Dorf</strong>es, die<br />

isoliert und am Rand leben. Ob es die entwürdigend bezeichneten<br />

„<strong>Dorf</strong>deppen” sind oder zwangsweise zugewanderte<br />

Aussiedler oder Asylsuchende: Sie leben ohne<br />

innere Zugehörigkeit zum <strong>Dorf</strong>, bleiben meist Randsiedler<br />

und heimatlos. Sie finden ihr Bewegungsdreieck<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

an Orten kultureller Heimatlosigkeit bzw. in cliquenbestimmten<br />

Nischen: In der Gartenhütte am Ortsrand, in<br />

ihrem eigenen Kultverein (Fanclub) und in auffallendem<br />

Konsumverhalten (Medien, Alkohol). Sie spielen für die<br />

aktive Gestaltung des dörflichen Lebens keine Rolle. Sie<br />

werden, wenn die Anzahl nicht zu groß ist, meist geduldet,<br />

aber kaum ins dörfliche Leben einbezogen. Sie verbindet<br />

eher eine negative Identität mit dem <strong>Dorf</strong>. Wenn<br />

man das dörfliche Leben im Horizont dieser vier „Kulturkreise”<br />

bzw. Verhaltensmuster begreift, wird klar, dass<br />

das <strong>Dorf</strong> ein Lebensraum sozialer Umbrüche und Spannungen<br />

ist.<br />

Eindeutige Orientierungen sind der Vielfalt und Widersprüchlichkeit<br />

gewichen. Auseinandersetzungsfähigkeit<br />

ist angesagt, die auf der Anerkennung der neuen Pluralität<br />

des <strong>Dorf</strong>es basiert. Es geht in einer nachhaltigen<br />

Entwicklung des dörflichen Lebens nicht um die Frage,<br />

welche Gruppierung sich durchsetzt, sondern um die<br />

gegenseitige Vermittlung der Lebensformen und die<br />

Vernetzung der verschiedenen kulturellen Prägungen.<br />

Im Mittelpunkt des dörflichen Lebens steht nicht eine<br />

bestimmte Prägung des Menschen, sondern der<br />

Mensch selbst, in seiner gottebenbildlichen Würde und<br />

mit seinem Recht auf die eigene und im sozialen Kontext<br />

verantwortete Lebensgestaltung. Dieser kulturvermittelnden<br />

Aufgabe sollte sich die Kirche im <strong>Dorf</strong> stellen.<br />

Denn sie ist mit ihrer biblischen Botschaft an den Menschen<br />

gewiesen, dessen Wert nicht in ökonomischer<br />

Nutzbarkeit oder einer spezifischen kulturellen Prägung<br />

liegt, sondern in seiner Gottebenbildlichkeit und Versöhnungsfähigkeit.<br />

Die Kirchengemeinde kann Forum<br />

für den vermittelnden Diskurs sein, da sie sich nicht partikularen<br />

Interessen unterwerfen muss. Pfarrerinnen und<br />

Pfarrer im <strong>Dorf</strong> sollten „Lotsen” zwischen den unterschiedlichen<br />

Kulturen sein, um verständnisverbindend<br />

und vermittelnd zu einer gemeinsamen Kultur der<br />

Menschlichkeit beizutragen.<br />

III. Lasst die Kirche im <strong>Dorf</strong> –<br />

die letzte Instanz für eine Kultur<br />

der versöhnten Gemeinschaft<br />

In einem <strong>Dorf</strong> gab es Streit zwischen zwei Vereinen um<br />

den Termin und die Gestaltung der Kirmes. Als sich<br />

keine Lösung in dem entstandenen Konflikt finden ließ,<br />

gingen ein paar Leute zum Ortspfarrer mit der Bitte:<br />

„Herr Pfarrer, Sie müssen sich da einmischen; die Kirche<br />

171


ist doch überparteilich und steht für Versöhnung!” Mit<br />

dieser Bitte war ein durchaus richtiges Empfinden für die<br />

Aufgabe der Kirche beschrieben. Sie vertritt keine partikularen<br />

oder gruppenspezifischen Interessen. Sie soll<br />

ein Gemeinschaftsinteresse entwickeln und fördern helfen,<br />

das die unterschiedlichen Gruppierungen und Lebensanschauungen<br />

in konstruktive Beziehung bringt.<br />

Nicht die einseitige Zugehörigkeit zu einem Kulturkreis,<br />

sondern deren Vermittlung beschreibt die angemessene<br />

Aufgabe der Kirche im <strong>Dorf</strong>. Wenn auch Kirche und<br />

Pfarrhaus meist im alten <strong>Dorf</strong> stehen und damit der<br />

Wunsch der „Alt-Dörfler” verständlich ist, dass der Pfarrer<br />

einer von ihnen sein soll, steht der Pfarrer/die Pfarrerin<br />

zwischen den Kulturkreisen. Er/sie soll sie<br />

vermitteln und so das Zugehörigkeitsgefühl aller Menschen<br />

zu ihrer Lebenswelt stärken.<br />

Das Leitbild des <strong>Dorf</strong>es, in dem ich lebe – es wurde im<br />

Zuge des <strong>Dorf</strong>erneuerungsprozesses entwickelt – lautet:<br />

In unserem <strong>Dorf</strong> soll jede und jeder Heimat, Bildung und<br />

Identität finden. Die Kirchengemeinde wird zum Forum<br />

für einen Diskurs über die unterschiedlichen Vorstellungen<br />

und Lebensentwürfe im <strong>Dorf</strong>. Die dahinter stehende<br />

Vision ist die Beheimatung aller Menschen im Ort, die<br />

versöhnte Gemeinschaft bei unterschiedlichen biographischen,<br />

religiösen und kulturellen Prägungen.<br />

Eine biblische Metapher für diese Vision finde ich im<br />

„wandernden Gottesvolk“: Zu dem in der Wüste wandernden<br />

Volk gehörten Avantgardisten und Nachzügler,<br />

Links- und Rechtsabweichler, Zentralisten und Randsiedler.<br />

Sie zählten alle dazu. Erst zusammen waren sie<br />

das Volk. Für die Gemeinsamkeit stand der Kultus (Gottesdienst,<br />

Gebet, Gesang), der alle in ihrer Würde achtete<br />

und sie über alle Unterschiede hinweg einte. Die<br />

dargelegte kulturorientierte Aufgabenstellung der Kirche<br />

geht über religiöse Dienstleistung (Gottesdienst,<br />

Amtshandlung, Unterricht) hinaus. Sie ist ein ständiger<br />

Prozess der Partizipation und Begleitung von Menschen<br />

in einem sich wandelnden Lebensraum. Der evangelische<br />

Theologe Friedrich Schleiermacher <strong>hat</strong> einmal von<br />

der gegenseitigen Anverwandlung von Glaube und Lebenswelt<br />

gesprochen. Dieser Prozess lässt sich an dem<br />

Dreischritt der Organisationsentwicklung – wahrnehmen,<br />

verstehen, gestalten – deutlich machen.<br />

Wahrnehmen<br />

In einem <strong>Dorf</strong> war nach mehrjähriger Vakanzzeit wieder<br />

ein Pfarrer in sein Amt eingeführt worden. Auf die Frage,<br />

was man von ihm erwarte, sagte jemand: „Wir wollen,<br />

dass der Pfarrer für uns da ist und keine Programme auf<br />

uns runterlässt“. Die Präsenz des Pfarrers ist nötig, seine<br />

wahrnehmende Anwesenheit, die teilnehmende Partizipation.<br />

Innerkirchlich gesprochen geht es weniger um<br />

die Residenz im Pfarrhaus, mehr um die empathische<br />

und zuverlässige Präsenz im Lebensraum. Der Pfarrer/die<br />

Pfarrerin soll die Menschen aufsuchen, ihre Bedürfnisse<br />

und Lebenssituationen kennenlernen und<br />

angemessen zur Sprache bringen. Die Landbevölkerung<br />

ist durch die kulturellen Verluste der letzten Jahrzehnte<br />

weitgehend verstummt. Besonders den Bauern <strong>hat</strong> es<br />

die Sprache verschlagen, die „Opfer” veränderter Lebensbedingungen<br />

wurden! Dieses Phänomen aufmerksam<br />

wahrzunehmen und behutsam und angemessen<br />

wieder zur Sprache zu bringen, ist eine geradezu seismographische<br />

Aufgabe für die Kirche auf dem Land.<br />

Verstehen<br />

Ulf Häbel<br />

Wenn es uns gelingt die unterschiedlichen Bedürfnisse<br />

und Lebensumstände der Menschen angemessen auszudrücken<br />

und in einen konstruktiven Diskurs miteinander<br />

zu bringen, werden sich die Menschen von „ihrer<br />

Kirche“ verstanden und sich ihr zugehörig fühlen. Wenn<br />

wir nicht einseitig für Traditionen oder moderne Ideen,<br />

für individuelle Interessen oder Anpassungen an Kollektive<br />

stehen, sondern die faire und konstruktive Beziehung<br />

der Unterschiede aufeinander fördern, kann ein neues<br />

Verständnis für eine versöhnte Gemeinschaft entstehen.<br />

Mit einem Begriff aus der interaktionistischen Rollentheorie<br />

kann man das die Ambiguitätstoleranz nennen.<br />

Damit ist nicht eine repressive Toleranz gemeint, die<br />

sagt, man kann es ja nicht ändern, dass es die Anderen<br />

(Rand-Dörfler, Traditionalisten usw.) gibt, man muss sie<br />

eben ertragen. Ambiguitätstoleranz ist der Wunsch und<br />

das Bestreben, die anderen zu verstehen und bei allen<br />

religiösen, biographischen oder kulturellen Verschiedenheiten<br />

den Lebensraum, den alle teilen auch gemeinsam<br />

zu gestalten. Für dieses Bemühen steht die<br />

Kirche im <strong>Dorf</strong>. Deshalb sollten Pfarrerinnen und Pfarrer<br />

Lotsen zwischen den Kulturkreisen sein und für einen<br />

zielorientierten Diskurs einstehen.<br />

172 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Ulf Häbel<br />

Gestalten<br />

Die skizzierte Aufgabe schließt natürlich ein erhebliches<br />

Maß an Konfliktpotential ein, dem sich die Kirche nicht<br />

entziehen kann. Sie wird geradezu ein Forum für Auseinandersetzungen<br />

sein müssen. In der pluriformen Gesellschaft<br />

(auch im <strong>Dorf</strong>) gibt es bei der Suche nach<br />

Orientierung drei grundlegende Verhaltensmuster. Das<br />

eine ist der Rückzug in die eigene kulturelle Nische.<br />

Menschen ziehen sich in die vertraute Traditionen und<br />

Herkunftsbräuche, in ihre Kindheitsfrömmigkeit oder Erfahrung<br />

zurück. Rückzugstendenzen in die totale Privatheit<br />

oder in gleichgesinnte (oft fundamentalistisch<br />

orientierte) Gruppierungen werden zurzeit immer stärker.<br />

Das zweite grundlegende Verhaltensmuster ist die<br />

ständige Anpassung an Trends, Modeerscheinungen<br />

und angebliche Mehrheitsmeinungen. Bei dieser Haltung<br />

ist der Verlust der eigenen Identität für Einzelne wie<br />

auch Gruppen und Organisationen unausweichlich. Das<br />

dritte Grundmuster, das alleine die Kultur der versöhnten<br />

Gemeinschaft fördern kann, ist die Auseinandersetzung.<br />

Bedingung dazu sind die realistische Wahrnehmung<br />

der Situation im (ländlichen) Lebensraum, das<br />

Verständnis für die unterschiedlichen Lebensformen und<br />

Prägungen sowie die Fähigkeit, die Unterschiede fair<br />

aufeinander zu beziehen.<br />

Die Kirche im <strong>Dorf</strong> sollte diese Auseinandersetzung fördern,<br />

ja ein Forum dafür sein. Damit würde sie eine Kultur<br />

der versöhnten Gemeinschaft der Menschen<br />

vertreten, was ihrem Auftrag entspricht. Ein besonderes<br />

Interesse der Kirche müsste bei den Randsiedlern der<br />

dörflichen Gemeinschaft liegen. Denn an den Rändern<br />

einer Gesellschaft wird deutlich, wohin sie tendiert. Die<br />

Ränder zeigen Brüche, Abbrüche oder innovative Tendenzen<br />

auf. Die Ränder sind wie ein Tastsinn für absterbendes<br />

oder auferstehendes Leben.<br />

Deshalb: Lasst die Kirche im <strong>Dorf</strong> als letzte Instanz einer<br />

Kultur der Menschlichkeit.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

173


Impressionen<br />

174 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Roswitha Rüschendorf<br />

Regierungspräsidium Kassel<br />

Eindrücke und Einblicke<br />

Als „Luftschnäpper“ sind wir Mitte Juni aufgebrochen;<br />

Reisende, die Kulturraum, Landschaft und Ihr <strong>Dorf</strong> kennen<br />

lernen wollten. Luftschnäpper, das sind Erholungssuchende,<br />

die einfliegen, sich alles kurz anschauen, eine<br />

gewisse Unruhe ins <strong>Dorf</strong> bringen, und dann wieder verschwinden.<br />

So mögen es vielleicht einige von Ihnen<br />

oder Ihrer Mitbewohner gedacht haben, nicht wahr?<br />

Aber unser Besuch war ein wenig diffiziler, unsere Bewertungstätigkeit<br />

komplex und anspruchsvoll. Doch<br />

dazu später mehr.<br />

Vorbemerkung<br />

Wir, die Sommerfrischler, wurden herzlich, mit Anspannung,<br />

einer gewissen Unruhe, aber zuweilen auch einer<br />

guten Portion Gelassenheit empfangen. Sie haben uns<br />

eingeladen Zeugen zu werden: Zeugen von dem, was<br />

Sie und Ihr Team zusammen mit der Bewohnerschaft<br />

und Ihrer Kommune für Ihren Ort in den vergangenen<br />

Jahren und Monaten initiiert, organisiert und aufgebaut<br />

haben. Für Sie ging es darum, eine Momentaufnahme<br />

für uns zu „zeichnen“ und dabei auch Ihre Visionen,<br />

Ziele und Ideen für die weitere Zukunft Ihres Lebensmittelpunktes<br />

zu präsentieren.<br />

Wir sind gestoßen auf Dörfer voller Energie (nein, nicht<br />

wie Sie nun spontan denken, Bioenergiedörfer, die gab<br />

es auch, aber dazu später), Dörfer, die vor Tatendrang<br />

klirrten, ohne indessen den Bezug zum Realisierbaren<br />

verloren zu haben. Für Ihre Darstellungen (!!!), Ihre Herzlichkeit<br />

und Gastfreundschaft bedanke ich mich im<br />

Namen alle Kommissionsmitglieder noch einmal ausdrücklich!<br />

Einblicke in die Themenvielfalt<br />

und Arbeitsstrukturen<br />

Gesehen haben wir vieles! Einen Farbtupfer aus der Palette<br />

der Darbietungen möchte ich Ihnen im Folgenden<br />

andeutungsweise zeichnen:<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

• die Richer Vereine und Gruppen zeigten uns ein-<br />

drucksvoll, dass es nicht auf die Anzahl der Vereine<br />

ankommt sondern auf das, was man daraus macht;<br />

• den Aufbau einer Tauschbörse für individuelle Hilfeleistungen,<br />

dass haben sich die Rai-Breitenbacher<br />

vorgenommen;<br />

• dass die hohe Lebensqualität in Heubach selbst<br />

Außerirdische zum Bleiben ermuntert, dass demonstrierten<br />

uns die Häwicher mit Selbstironie;<br />

• da ist Hofbieber, die Jung und Alt, Einheimische und<br />

Gäste über einen Generationenpark noch mehr zusammen<br />

führen wollen;<br />

• selbst überdurchschnittliche Vereinsaktivitäten sind<br />

noch zu toppen, dass führte uns Pfordt durch die<br />

Neugründung des Vereins Kultur-Aktiv vor;<br />

• die Ressourcen von Naturraum und Menschen auch<br />

wirtschaftlich nutzen, darauf verstehen sich die Allendorfer;<br />

• Ein Beispiel für eine interaktive Wertschöpfung, dafür<br />

steht Launsbach; hier werden Kooperation und sozialer<br />

Austausch groß geschrieben;<br />

• Dass Bürger Verantwortung übernehmen wollen und<br />

können, dass zeigen die Bürger aus Zella: Sie haben<br />

die Trägerschaft für ihr DGH übernommen;<br />

• Ein Team von Experten, so gestaltet sich die Arbeit<br />

des Ortsbeirats in Dillich;<br />

• die Jugend über ein eigenes Parlament zu Wort kommen<br />

lassen, dass <strong>hat</strong> sich Kleinern vorgenommen;<br />

• ihre Ortsmitte wollen sie wieder beleben, daran arbeiten<br />

alle in Schönau;<br />

175


• (Vor-)Lesen bildet, dass sagten sich die Oberrospher<br />

und bauten ihr Wiegehäuschen zu einer lebendigen<br />

Bücherei um;<br />

• ungewöhnliche Schritte gingen die Schönstädter, um<br />

ihren (privat geführten) <strong>Dorf</strong>laden wieder auf die<br />

Beine zu helfen;<br />

• sechs Auszeichnungen für regionaltypische Gärten –<br />

damit schafft Ober-Ofleiden nicht nur Augenweiden<br />

im Ortsbild sondern setzt auch Vorbilder;<br />

• Welche großen Wirkungen und Erfolge Diskussionen<br />

auf Augenhöhe erzeugen, davon kann sich jeder in<br />

Ehrsten überzeugen;<br />

• 100 Projekte in 10 Jahren, dass schafft nur Hümme;<br />

• Die Zufriedenheit der Bürger mit ihrer Kommune erkennen<br />

und Wünsche erfassen, dass initiiert Breuna<br />

durch eine ungewöhnliche Fragebogenaktion;<br />

• wenn kein Geld da ist, dann pflastern wir eben selbst<br />

unsere Straße, das sagten nicht nur die Bürger aus<br />

Kleinvach, sondern sie taten dieses auch;<br />

• wie junge Menschen eine alte (Pfarr-)Scheune wiederbeleben<br />

können, dass zeigt Röhrda.<br />

Vermeintliche Selbstverständlichkeiten, die uns in zahlreichen<br />

Dörfern weiterhin begegneten waren …<br />

• die gemeinschaftliche und ehrenamtliche Pflege öffentlicher<br />

Grünanlagen,<br />

• die Nachbarschaftshilfen,<br />

• die Erstellung von Engagement-Barometern durch<br />

den Einsatz der Arbeitshilfe „Selbstbewertung leicht<br />

gemacht“,<br />

• die Internetpflege,<br />

• Kooperationen zwischen Schulen, Kindergärten und<br />

Vereinen,<br />

• die Bespielung gemeinschaftlich errichteter Kulturscheunen,<br />

• die Betreibung von <strong>Dorf</strong>läden,<br />

• die Erstellung regelmäßig erscheinender <strong>Dorf</strong>zeitungen<br />

und vieles mehr.<br />

Das alles initiieren Sie und mit Ihnen viele andere. Sie<br />

haben nicht nur Ideen gehabt, sondern es auch geschafft,<br />

Strukturen im <strong>Dorf</strong> aufzubauen. Ich denke an dieser<br />

Stelle an die zahlreichen Arbeitskreise <strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> mit<br />

ihren diversen Unterarbeitsgruppen. Viele haben sich<br />

bereits über Jahre bewährt und arbeiten eng mit dem<br />

Ortsbeirat und der Kommune zusammen. Der Soziologe<br />

würde sagen: Sie schaffen und pflegen einen Ort des<br />

Lernens in Ihrem Gemeinwesen.<br />

Das geht nur, wenn gegenseitiges Vertrauen besteht,<br />

Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt wird und<br />

auch die eine oder andere Alleinzuständigkeit aufgegeben<br />

wird. Ein „dickes Fell“ und Humor, Beharrlichkeit<br />

und Diplomatie sind persönliche Eigenschaften, die es<br />

Ihnen erleichtern, Misstrauen, Abwehr, Neid und Fehlschlägen<br />

zu begegnen. Denken wir z.B. daran, welche<br />

Hürden zu überwinden sind, um ein Leerstands- und<br />

Nutzungskataster zu erstellen und die Ergebnisse öffentlich<br />

zu diskutieren.<br />

Zusammenfassend ist für mich festzuhalten, dass all die<br />

dörflichen Projekte auf einem hohen Grad der innerörtlichen<br />

Kommunikation und Vernetzung beruhen. Dieses<br />

zeichnet aus meiner Sicht nicht nur die 19 Teilnehmerorte<br />

am <strong>Landesentscheid</strong>, sondern auch alle 200 Dörfer<br />

aus dem Regionalentscheid 2008 aus. Dadurch unterscheiden<br />

sie sich von vielen anderen hessischen Dörfern<br />

und Stadtteilen. Alle hier im Saal wissen aus Erfahrung,<br />

welches Geschick es erfordert, aus einer Idee ein Strohfeuer<br />

zu entfachen; welche Bemühungen erforderlich<br />

sind, Nachbarn, Vereins- und Parteikollegen etc. zu erreichen<br />

und letztendlich diese zu überzeugen, an dem<br />

Gedanken weiter zu arbeiten. Dutzende von Abstimmungen<br />

und Konzeptentwürfen pflastern den Prozess,<br />

bis ein Projekt umgesetzt wird. Wie viel Überzeugungsarbeit<br />

ist zu leisten, bis im Idealfall eine Veränderung in<br />

den dörflichen Alltag zur Selbstverständlichkeit wird.<br />

Von meinem Beitrag am heutigen Tage erwarten Sie<br />

daher zu Recht, dass ich hervorhebe, wie stark Sie waren<br />

und sind, wie überdurchschnittlich Ihr Zusammenwirken<br />

um eine attraktive Zukunft für Ihren Ort. Hierin bestärke<br />

ich Sie und mit mir alle Kommissionsmitglieder gerne<br />

und mit voller Überzeugung. Ihre Dörfer stehen für Innovation<br />

und Aufbruch. Dieses bejaht ausdrücklich die<br />

Unterschiedlichkeit der Ausgangsbedingungen und<br />

auch der Ansätze und Projekte. Sie können Stolz auf das<br />

hohe soziale und kulturelle Wirken in Ihrem Ort sein.<br />

Und: Sie persönlich dürfen mit großer Zufriedenheit auf<br />

das bisher Erreichte blicken. In diesem Sinne haben für<br />

uns alle Orte gewonnen, nicht nur die sechs Preisträger!<br />

Einblicke in die Bewertung<br />

Roswitha Rüschendorf<br />

Ungeachtet dieser Gewissheit werden Sie sich einige<br />

seit dem 9.Juli, dem Tag der Ergebnisveröffentlichung,<br />

fragen: Warum stehen Schönstadt, Kleinern, Rai-Brei-<br />

176 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Roswitha Rüschendorf<br />

tenbach, Oberrosphe, Pfordt und Kleinvach an der<br />

Spitze der Bewertung und nicht wir? Wodurch unterscheiden<br />

sich ihre Projekte von den unsrigen? Was zeichnet<br />

sie aus? Waren wir nicht überzeugend? Haben wir<br />

uns unzureichend präsentiert?<br />

Sicher in dem einen oder anderen Ort wäre die Regie<br />

noch verbesserungsfähig. Diese Antwort sehe ich aber<br />

nur vor dem Hintergrund, dass in einer optimalen Präsentation<br />

möglichst alle <strong>Wettbewerb</strong>skriterien angesprochen<br />

werden.<br />

Zunächst zur Frage: Was fließt denn in eine Bewertung<br />

ein? Eine Bewertung beruht vor allem auf zwei Aspekten:<br />

Erster Aspekt: Die Berücksichtigung aller Bewertungskriterien<br />

in ihrer Auffächerung in fünf Hauptkriterien und<br />

zahlreichen Unter- und Teilkriterien. Sie gemeinsam bilden<br />

die Grundlage der Bewertung. Das heißt: Zu jedem<br />

– auch Teilkriterium – erfolgt eine Einschätzung und Bewertung<br />

– und das auch, wenn ein Teilkriterium nicht<br />

vorgestellt wurde.<br />

Zweiter Aspekt: Die Glaubwürdigkeit der Vermittlung.<br />

Hierzu sind in der Regel ergänzende Informationen als<br />

das offiziell Präsentierte erforderlich.<br />

Weiter zur Frage: Was macht nun eine überdurchschnittliche<br />

Bewertung aus?<br />

Bei einer überdurchschnittlich guten Bewertung haben<br />

die Orte zunächst zu allen fünf Haupt- und Unterkriterien<br />

Aussagen getroffen. Dabei werden zu zahlreichen<br />

Aussagen auch Ansätze gezeigt. Eine überdurchschnittliche<br />

Bewertung <strong>hat</strong> darüber hinaus auch mindestens in<br />

einem Hauptkriterium in Gänze, zumeist aber in zweien,<br />

besonders hoch punkten können.<br />

Dieses kann anschaulicher so beschrieben werden: Es<br />

reicht nicht, wenn z.B. in dem Hauptkriterium 2 „Bürgerschaftliche<br />

Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen” die<br />

„Kulturelle Vielfalt“ als ein Unterkriterium von vieren außergewöhnlich<br />

hoch ist. Auch die anderen drei Teilkriterien<br />

müssen recht hoch bepunktet werden, um<br />

abschließend eine überdurchschnittliche Punktzahl im<br />

Hauptkriterium 2 zu erzielen. So ist zu erklären, dass die<br />

Bewertungsspanne im Hauptkriterium 2 in der Gruppe B<br />

zwischen 23 und 31 (von max. 35) Punkten liegt.<br />

Offensichtlich ist auch die Spanne im Hauptkriterium 1<br />

„Allgemeine Entwicklung“. Dieses Handlungsfeld umfasst<br />

drei Unterkriterien mit klar formulierten Teilkrite-<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

rien. Bei der Bereisung waren große Unterschiede in der<br />

örtlichen Darstellung zu verzeichnen. Im Gesamtergebnis<br />

ist es nur dem beharrlichen Nachfragen einzelner<br />

Kommissionsmitglieder zu verdanken, dass manche<br />

Orte auf die jetzige Punktzahl kamen.<br />

Betrachten wir uns nunmehr den oben genannten zweiten<br />

Aspekt. Oder: Was bedeuten diese Vorgaben für die<br />

Arbeit der Kommission? Wie kamen wir zu den Enzelinformationen<br />

und damit Ergebnissen?<br />

Um die Fülle der dörflichen Ansätze in der knappen Zeit<br />

von 1,5 oder 2 Stunden aufnehmen zu können, war es<br />

unser Anliegen, möglichst viele Informationen zu sammeln.<br />

Dieses erfolgte zunächst durch Ihre Präsentation.<br />

Aber, wir ergänzten diese durch gezielte Gespräche einzelner<br />

Kommissionsmitglieder mit den Bewohnern. Es<br />

wäre einfacher – für alle – gewesen, lediglich gemeinsam<br />

den Worten der „Sprecher“, also nur einigen, zu<br />

lauschen. Als angemessen haben wir es jedoch betrachtet,<br />

das eine zu tun, ohne das andere nicht sein zu<br />

lassen. D.h. wir haben uns bewusst bei den Ortsrundgängen<br />

unter die Bewohnerschaft gemischt. Erhalten<br />

haben wir dadurch einen Strauß aus Informationen, Meinungen<br />

und Eindrücken. Sie bildeten die Basis für den<br />

späteren internen Austausch. Sie sind die Grundlage,<br />

dass die Breite der örtlichen Ansätze möglichst umfassend<br />

bewertet werden kann. (Es wäre allerdings vermessen<br />

zu sagen, dass dieses wirklich gelingen kann.)<br />

Nicht alle fanden unser (angekündigtes) Vorgehen, den<br />

Kontakt auch mit der weiteren Bewohnerschaft im Verlauf<br />

des Rundganges zu suchen, vorteilhaft. Zu sehr<br />

waren doch einige auf eine lediglich geschlossen – zuhörende<br />

Kommission eingestellt. Dass wir hier zuweilen<br />

für Irritationen gesorgt haben, bedauere ich. Gleichwohl<br />

bestätige ich, dass es für jeden Ort, in dem es auch Zeit<br />

für Gespräche gab, ein Gewinn war.<br />

Diesjährige Besonderheit<br />

Ich möchte nicht schließen, ohne auf eine Besonderheit<br />

in diesem Jahr zu sprechen zu kommen, zumindest für<br />

mich war es eine. Unter den 19 Orten waren zwei Kerngemeinden.<br />

Dieses stellt alle Beteiligten vor eine große<br />

Herausforderung, insbesondere auch dann, wenn kein<br />

Ortsbeirat vorgesehen ist. Da der Landeswettbewerb<br />

nicht als ein <strong>Wettbewerb</strong> der Kommunen ausgeschrie-<br />

177


en ist, mussten, aus dem Blickwinkel der Kommission,<br />

die ortsspezifischen Ansätze herausgestellt werden. Hier<br />

gilt mehr denn je die Aussage: Bewertungsgrundlage<br />

bleibt die Richtlinie. Das kann im Ergebnis bedeuten,<br />

dass wir die Aktivitäten und Ansätze des Bürgermeisters,<br />

der Gemeindevertretung und der Verwaltung ohne Abstriche<br />

als engagiert, zukunftsweisend und überdurchschnittlich<br />

einschätzen. Dennoch muss der Ort im<br />

Ergebnis nicht (ganz) vorne liegen. Denn die Jury bewertet<br />

den Ort auch vor der Frage: Welchen Anteil<br />

haben die Ortsbewohner an der Entstehung und Umsetzung<br />

des Gezeigten – oder – Was konkret tue ich in<br />

meinem Ort für meine Kommune? Flapsig formuliert?<br />

Nicht allein die Geschicke und Weitsicht des Bürgermeisters<br />

und des Parlaments stehen im Vordergrund der<br />

Bewertung. Gleichwohl sind diese wichtig und finden<br />

sich entsprechend auch in verschiedenen Kriterien wieder.<br />

Vergleichbares gilt auch für die Orts- und Stadtteile,<br />

in denen Einrichtungen der Stadt und des Landkreises<br />

(Kindertagesstätten, Sozialzentren, Schulen, etc.) überdurchschnittlich<br />

vertreten sind, z.B. wie in Allendorf, Richen,<br />

Launsbach).<br />

Eine persönliche Anmerkung am Rande: Ich könnte mir<br />

sehr gut einen Landeswettbewerb vorstellen, der, unter<br />

Aufnahme der regelmäßigen Veröffentlichungen des<br />

Hessischen Städte- und Gemeindebundes unter der<br />

Überschrift Aktive Bürger – Starke Kommunen steht.<br />

Haben doch in den vergangenen Jahren zahlreiche Gemeinden<br />

und Städte nicht nur neue Wege auf die demografischen<br />

und strukturellen Herausforderungen<br />

gesucht, sondern auch dabei die Bedeutung der Bürger<br />

bei der Bewältigung der Aufgaben (wieder-)entdeckt.<br />

Wir zumindest haben großartige Kommunen auf der Bereisung<br />

vorgefunden<br />

Lassen Sie mich abschließend zum Ausgangspunkt meiner<br />

Gedanken, dem Bild des Luftschnäppers, zurück<br />

kehren, also zur Vorstellung des einflatternden und das<br />

<strong>Dorf</strong> überfliegenden Besuchers:<br />

Die vorherigen Einblicke in die Vielfalt der Themen und<br />

das Prozedere der Bewertung sollten die Komplexität<br />

einer Ergebnisfindung nochmals veranschaulichen. Dieses<br />

war mir auch deshalb wichtig, um dadurch die eine<br />

oder andere Enttäuschung zu relativieren. Wir waren vor<br />

Ort bemüht, das Präsentierte zu differenzieren und zugleich<br />

zu einem Ganzen zu integrieren. Das Differenzieren<br />

zielte auf die Wahrnehmung von Details und die<br />

Vereinzelung des Gezeigten. Die Integration suchte das<br />

Gegenteil, also die Verbindung der einzelnen Aspekte<br />

sowie die dahinter stehenden Motive herzustellen. Nur<br />

durch diese beiden Prozesse war es uns möglich, die<br />

Komplexität der dörflichen Strukturen zu erfassen.<br />

Ich leite nunmehr zu einem thematischen Schwerpunkt<br />

über, der gegenüber dem <strong>Wettbewerb</strong>sjahr 2006 in diesem<br />

Jahr noch augenfälliger vertreten war: Dem Ausbau<br />

und der effektiven Nutzung nachhaltiger Energien. Hiermit<br />

waren und sind aktuell viele der 19 teilnehmenden<br />

Kommunen und Stadt-/Ortsteile befasst. Die präsentierten<br />

Beispiele waren hinsichtlich ihrer Konzeption und<br />

Umsetzung beeindruckend und (mit kleinen Einschränkungen)<br />

überzeugend. Vor diesem Hintergrund wird<br />

nunmehr mein Kollege aus der Jury, Herr Norbert Lemb,<br />

auf einige <strong>Wettbewerb</strong>sorte und ihre energetischen<br />

Wege besonders eingehen.<br />

Ich bedanke mich für Ihr Zuhören!<br />

Roswitha Rüschendorf<br />

178 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Impressionen<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

179


Impressionen<br />

180 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Norbert Lemb<br />

Bewertungskommission<br />

Regenerative Energien –<br />

Chancen für den Ländlichen Raum<br />

Als Jury-Teilnehmer der letzten drei Landeswettbewerbe<br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ fällt bei der Bereisung <strong>2009</strong><br />

auf, dass die Regenerativen Energien deutlich an Bedeutung<br />

im Ländlichen Raum gewonnen haben. Sicher<br />

kann man sagen, das hängt mit der allgemeinen Bedeutung<br />

der regenerativen Energien in der Energieproduktion,<br />

der gesellschaftlichen Diskussion und der<br />

Wirtschaftlichkeit zusammen. Aber so einfach ist es<br />

nicht.<br />

Bei der Bereisung wurde deutlich, dass in den Dörfern<br />

oft von Verlusten gesprochen wird. Der demografische<br />

Wandel mit Verlust an Einwohnern, Verlust an Infrastruktur<br />

und Einkaufsmöglichkeiten sowie dem Verlust<br />

an sozialen und kulturellen Einrichtungen. Auf einmal ist<br />

da ein Thema, das neu ist, das neue Potenziale für eine<br />

wirtschaftliche Tätigkeit erschließt, ja sogar – wenn auch<br />

in begrenztem Maße, aber immerhin – auch neue Arbeitsplätze<br />

ins <strong>Dorf</strong> bringen kann.<br />

Der Ländliche Raum, das <strong>Dorf</strong>, bietet hier neue Chancen<br />

und Potenziale. Ein Mix an Möglichkeiten, regenerative<br />

Energie zu gewinnen, ist im Ländlichen Raum<br />

gegeben. Wasserkraft, Sonnenstrom, Windkraft, Biomasse!<br />

Und der besondere Charme dieser Energie ist<br />

nicht nur die wirtschaftliche Ertragskraft – es werden<br />

auch strukturelle Potenziale des Ländlichen Raumes<br />

(wieder) genutzt.<br />

Für die energetische Nutzung von Wasserkraft werden<br />

alte Mühlen, die früher eher lokalen Produktionsprozessen<br />

Strom lieferten, wieder rentabel und genutzt. Oftmals<br />

werden sie durch ortsfremde Investoren betrieben.<br />

Aber, neben der Stromnutzung kommt so oft Kapital ins<br />

<strong>Dorf</strong>, welches auch die Bausubstanz und nicht nur das<br />

„Kraftwerk“ saniert. Das Orts- oder Landschaftsbild profitiert<br />

so nebenbei.<br />

Bei der Windkraft profitiert nicht immer das Landschaftsbild.<br />

Hier sind sicher Einzelfallentscheidungen zu<br />

treffen. Unstrittig ist, dass der Ländliche Raum die Fläche<br />

zur Verfügung <strong>hat</strong>, um Windparks aufzunehmen und zu<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

betreiben. Wichtig ist dabei, dass die Region nicht nur<br />

die Lasten der Windkraft durch landschaftliche Beeinträchtigungen<br />

trägt, sondern auch an der wirtschaftlichen<br />

Wertschöpfung, der meist von Fonds und<br />

Investoren gebauten Anlagen, partizipiert.<br />

Die Produktion und Nutzung von Biomasse in Biogasanlagen<br />

ist die Fortsetzung der klassischen Landwirtschaft.<br />

Dies geht nur mit der notwendigen Fläche, den<br />

landwirtschaftlichen Geräten und natürlich der Investition<br />

in eine Biogasanlage. Hier kann die Landwirtschaft<br />

– neben dem klassischen Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln<br />

– in die Energieerzeugung bzw. in die Vorstufe<br />

dazu einsteigen und ein zusätzliches Element der wirtschaftlichen<br />

Wertschöpfung erschließen.<br />

Die Biomasse Holz ist in einigen Regionen als regionaler<br />

und nachwachsender Rohstoff wieder entdeckt worden.<br />

Nicht nur die stark angestiegene Gewinnung von<br />

Kaminholz, sondern auch die Nutzung in lokalen Biomassekraftwerken<br />

<strong>hat</strong> nicht nur ökologische Vorteile,<br />

sondern sie fördert auch regionale und lokale Wertschöpfungsketten.<br />

Die Solarstromproduktion ist bisher auf großen Flächen<br />

– allerdings nur mit Bebauungsplan – möglich. Klassische<br />

Ackerflächen können für Freiflächen auch genutzt<br />

werden, allerdings ist die meistverbreitete Form der Solarstromproduktion<br />

die Nutzung von großen Dachflächen.<br />

Hier können eine bisher ungenutzte Scheune<br />

181


wieder zu einem Wirtschaftsfaktor und die dörfliche Gebäudestruktur<br />

zu einem Nutzen für seine Eigentümer<br />

werden.<br />

Die Nutzung Regenerativer Energien im Ländlichen<br />

Raum ist eine Chance, die in mehrfacher Form zukunftsfähig<br />

ist. Erstens ist die Energiegewinnung mit regenerativen<br />

Ressourcen zukunftsfähig, zweitens ist zu<br />

erwarten, dass diese Form der Energiegewinnung mit<br />

der Endlichkeit der fossilen Ressourcen immer mehr an<br />

Bedeutung gewinnt. Neben der Nutzung regenerativer<br />

Ressourcen ist zumindest bei Wind, Solar und Biomasse<br />

die effiziente Gewinnung von Energie mit großen Flächen<br />

(Land/Dach) verbunden. Hier <strong>hat</strong> der Ländliche<br />

Raum definitiv einen Standortvorteil gegenüber urbanen<br />

und dicht besiedelten Räumen, wo meist die Fläche<br />

nicht vorhanden ist oder die Grundstückspreise großflächige<br />

Anlagen wenig wirtschaftlich machen.<br />

Dass zahlreiche Menschen die Chancen der regenerativen<br />

Energien im Ländlichen Raum erkannt haben und<br />

bereits nutzen, zeigen die zahlreichen Energiegewinnungsanlagen<br />

im Ländlichen Raum. Aber auch die<br />

Dörfer und Gemeindeverwaltungen fördern diese Zukunftschance:<br />

Ob durch kommunale Dachanalysen zur<br />

Prüfung der Eignung für Photovoltaik oder die Bildung<br />

von lokalen Energiegemeinschaften zur gemeinsamen<br />

Produktion, Verteilung und Nutzung von Energie. Es<br />

sind alles Initiativen, die in der Summe dem Ländlichen<br />

Raum und unseren Dörfern einen Standortvorteil gegenüber<br />

anderen Kommunen und den Ballungsräumen<br />

geben. Vor allem aber gibt die Gewinnung regenerativer<br />

Energien den Dörfern eine Zukunft.<br />

Norbert Lemb<br />

182 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Impressionen<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

183


Impressionen<br />

184 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Carola Carius<br />

Ortsvorsteherin von Cölbe-Schönstadt<br />

Grußwort<br />

Sehr geehrter Herr Staatsminister Posch,<br />

sehr geehrter Herr Regierungspräsident Dr. Lübke,<br />

sehr geehrte Frau Rüschendorf,<br />

verehrte Gäste aus den Teilnehmerorten,<br />

wir alle hier haben die Chance genutzt, das Leben auf<br />

dem Land attraktiver zu gestalten. Sie, Frau Rüschendorf,<br />

mit der Organisation und Durchführung des <strong>Wettbewerb</strong>s,<br />

wir mit unserer Teilnahme und unserem<br />

Engagement. Es gilt: „Dabei sein ist alles“.<br />

Vielen Dank an den Bläserchor 1901 Schönstadt e.V.,<br />

der diesen Gedanken mit „The olympic spirit“ so<br />

passend untermalte.<br />

Vielleicht möchten Sie wissen, warum Schönstadt im<br />

<strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ so erfolgreich<br />

war, quasi aus dem Stand heraus auf den 1. Platz kommen<br />

konnte. Ich denke:<br />

– ein Grund war sicher die interessante und gut aufgearbeitete<br />

<strong>Dorf</strong>geschichte,<br />

– die alten Gemäuer, wie das Rittergut Fleckenbühl, das<br />

Schloss, der Gutshof und die Martinskirche,<br />

– die vielen Fachwerkgebäude, die dank der gezielten<br />

Förderung durch die <strong>Dorf</strong>erneuerung sehr schön erhalten<br />

sind,<br />

– auch die Aktivitäten der nahezu zwanzig Vereine mit<br />

Ihrer zum Teil über hundertjährigen Tradition haben<br />

einen Beitrag dazu geleistet,<br />

– unsere zum großen Teil fein gegliederte Landschaft,<br />

das Grün im <strong>Dorf</strong> mit den vielen Nutzgärten,<br />

– die Anlagen im Bereich alternativer Energiegewinnung,<br />

die wir dank vieler Investitionen durch Privatpersonen<br />

und Firmen vorweisen konnten,<br />

– unser Energieatlas und die eigene Energiemesse 2008,<br />

die eine gute Grundinformation für unsere Mitbürger<br />

leistete,<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

– gute Information und Transparenz. Für die regelmäßigen<br />

Treffen der Initiative „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ werden<br />

daher immer Tagesordnungen und Protokolle<br />

geschrieben und auf unserer Internetseite und im Mitteilungsblatt<br />

veröffentlicht.<br />

– unsere Broschüre „Leben in Schönstadt“ über Aktivitäten<br />

und Einrichtungen in Schönstadt, die an alle<br />

Bürger verteilt wird,<br />

– und vor allem das große Engagement der vielen Menschen<br />

im <strong>Dorf</strong>, die sich – über den eigenen Tellerrand<br />

hinaus – den unterschiedlichsten Themen verschreiben,<br />

so wie Sie alle hier das auch für Ihre Dörfer getan haben.<br />

Wir haben viel Unterstützung erfahren. Die Kreisverwaltung<br />

Marburg-Biedenkopf half uns beispielsweise auf<br />

dem Weg, Stärken und Schwächen heraus zu arbeiten.<br />

Viele Projekte konnten wir dank der Unterstützung durch<br />

unsere Gemeinde zügig umsetzen. Wir haben uns vieler<br />

Hilfen und Helfer bedient, zum Beispiel auch der Region<br />

Burgwald-Eder-Bergland. Ihnen allen unseren recht herzlichen<br />

Dank!<br />

In unserer <strong>Dorf</strong>bevölkerung ist eine unglaubliche Eigendynamik<br />

entstanden, die ständig Neues hervorbringt.<br />

Ganz besonders gelungen ist die Neuauflage unserer<br />

traditionellen <strong>Dorf</strong>kirmes. Mitglieder des Bläserchors<br />

erstellten ein neues Konzept für das Fest, das nun<br />

„Schönstadt feiert“ heißt. Es beinhaltet einen hohen<br />

185


Spaßfaktor, richtet sich im Kern an die <strong>Dorf</strong>bevölkerung<br />

und <strong>hat</strong> mit der <strong>Dorf</strong>olympiade und den Mannschaften<br />

der Straßen und Firmen einen äußerst integrativen<br />

Charakter, ganz bewusst generationenübergreifend. Wir<br />

freuen uns schon auf die zweite Ausgabe des Festes<br />

Ende Oktober.<br />

Ein besonders wichtiges Projekt heißt „Nahversorgung<br />

Schönstadt“. Wir haben in dieses Projekt viel Zeit investiert,<br />

da wir der Überzeugung sind, dass die Versorgung<br />

unseres <strong>Dorf</strong>es mit den Gütern des täglichen<br />

Bedarfs und die Schaffung eines lebendigen <strong>Dorf</strong>mittelpunktes<br />

unerlässlich sind, will man das Miteinander,<br />

die lebendige <strong>Dorf</strong>gemeinschaft fördern. Dazu gehört<br />

für uns auch, dass für ältere Mitbürger die Möglichkeit<br />

eines betreuten Wohnens geschaffen wird.<br />

Verehrter Herr Posch, wir würden uns freuen, wenn wir<br />

insbesondere hierfür auf Ihre Unterstützung zählen könnten.<br />

Es ist gesamtgesellschaftlich von großem Nutzen,<br />

wenn wir – alt geworden – nicht oder nicht verfrüht in<br />

die Pflegeeinrichtungen der umliegenden Städte umgesiedelt<br />

werden müssen und wenn das <strong>Dorf</strong> als Kultur-<br />

und Lebensraum in seiner Vielfalt weiter entwickelt<br />

wird. Ich freue mich sehr, den Preis für unser <strong>Dorf</strong> entgegen<br />

nehmen zu dürfen und ich tue dies in dem<br />

Bewusstsein, dass jedes Teilnehmerdorf Lob und Anerkennung<br />

verdient <strong>hat</strong>.<br />

Recht herzlichen Dank!<br />

Carola Carius<br />

186 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Impressionen<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

187


Impressionen<br />

188 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Werner Waid<br />

Ortsvorsteher von Edertal-Kleinern<br />

Grußwort<br />

Sehr geehrter Herr Staatsminister Posch,<br />

sehr geehrter Herr Regierungspräsident Lübcke,<br />

sehr geehrte Frau Rüschendorf,<br />

verehrte Mitglieder der Landesbewertungskommission,<br />

meine sehr verehrten Damen und Herren!<br />

Aus „lustig Kleinern“ grüße ich Sie alle als Ortsvorsteher<br />

ganz herzlich. Kleinern ist ein 620 Seelen-Ort der<br />

Gemeinde Edertal und liegt im Naturpark Kellerwald-<br />

Edersee zwischen dem Heilbäderzentrum Bad Wildungen-Reinhardshausen<br />

und dem Edersee, idyllisch<br />

gelegen im Wesetal, südöstlich am Nationalpark Kellerwald-Edersee.<br />

Das landwirtschaftlich geprägte Dörfchen entwickelte<br />

sich in den letzten Jahren mit maßgeblicher Hilfe der Regionalförderung<br />

zu einem kleingewerblich und touristisch<br />

orientierten familienfreundlichen Luftkurort.<br />

Ausgestattet mit einer komfortablen Infrastruktur und<br />

vielfältigen Freizeitangeboten! Die Ferienregion Edersee<br />

etabliert sich sukzessiv zu der führenden „Sanften<br />

Tourismus“-Region in Nordhessen. Das Angebot vom<br />

Natur- und Nationalpark, sowie das darauf abgestimmte<br />

Marketing des Verkehrsvereines Kleinern fördern erheblich<br />

diese positive Entwicklung.<br />

Durch unsere schon mittlerweile 10. Teilnahme am <strong>Wettbewerb</strong><br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“, wurde die Chance,<br />

das Wir-Gefühl in unserem Ort zu stärken, genutzt und<br />

führte zu einer großen Aufbruchstimmung. Die <strong>Dorf</strong>gemeinschaft<br />

und das „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong>-Team“ schaffte es im<br />

laufenden <strong>Wettbewerb</strong>, gemeinsame Aktionen anzugehen,<br />

beispielhaftes herauszustellen und Projektideen<br />

überzeugend in die Tat umzusetzen.<br />

Nach dem tollen Erfolg im Regionalentscheid, das uns in<br />

die Top Ten unseres Hessenlandes brachte, stand in unserer<br />

Lokalpresse die Schlagzeile: Das Sommermärchen<br />

geht weiter. Daraufhin krempelte das „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong>-<br />

Team“ und engagierte <strong>Dorf</strong>bewohner wieder die Ärmel<br />

hoch. Wir warfen uns dementsprechend in Schale und<br />

so wurde noch ein – für unser kleines <strong>Dorf</strong> – grandioser<br />

Erfolg errungen.<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Am 9. Juli teilte uns Frau Rüschendorf mit, dass wir im<br />

<strong>Dorf</strong>wettbewerb mit hauchdünnem Vorsprung den<br />

1. Platz belegten und damit Hessenmeister <strong>2009</strong> für<br />

Orte ohne <strong>Dorf</strong>erneuerung sind. Den Freudentaumel<br />

hätten Sie erleben sollen, die Kleinerschen – ob Jung<br />

oder Alt –, alle freuten sich riesig über diesen Erfolg. Wir<br />

feierten bis in die späten Abendstunden. Und wenn’s<br />

ums Feiern geht, da sind die Kleinerschen Bewohner<br />

echt stark, das zeigt unsere fest- und feierfreudige<br />

<strong>Dorf</strong>gemeinschaft in jedem Jahr bei unseren sehr zahlreichen<br />

Festveranstaltungen.<br />

Ein Festhighlight unseres Ortes möchte ich als Beispiel<br />

besonders herausstellen: Haben Sie schon einmal einen<br />

Almabtrieb besucht? Sie müssen nicht in den Allgäu<br />

fahren, in Kleinern findet eine solche Veranstaltung alle<br />

zwei Jahre statt. Beim Almabtrieb im vergangenen Jahr,<br />

waren unter den weit mehr als 3.000 Gästen unter anderem<br />

auch Besucher aus Kassel anwesend und<br />

bestaunten das Spektakel auf dem <strong>Dorf</strong>platz. Sie hockten<br />

zusammen mit anderen Personen in Lederhose und<br />

Trachtenhemd, schunkelten zu der stimmungsvollen<br />

Volksmusik, in der Hand eine halbe Maß Bier, mit einer<br />

großen Haxe und Leberkäse auf dem Teller. Da sagte<br />

der Franz in Kasseler Mundart: Du Karl „Das es hie<br />

schenner als innen Allgäu!” – Und am nächsten Samstag<br />

ist bei uns Kartoffelfest, zu dem ich Sie alle herzlich einladen<br />

möchte.<br />

189


Haben Sie Verständnis und Nachsicht, das ich die Werbung<br />

für außergewöhnliche Festveranstaltungen in unserem<br />

Ort so deutlich herausstelle.<br />

Meine sehr versehrten Damen und Herren,<br />

in einem Fachwerkdorf wie Kleinern schlägt das Herz der<br />

dörflichen Identität. Das haben „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong>-Team“, die<br />

Mitglieder der zehn örtlichen Vereine, zehn örtlichen<br />

Gruppen, der Ortsbeirat und engagierte <strong>Dorf</strong>bewohner<br />

der Bewertungskommission in der Präsentation und<br />

beim <strong>Dorf</strong>rundgang überzeugend darstellen können. Es<br />

war sehr anstrengend, aber es <strong>hat</strong> uns auch großen Spaß<br />

gemacht!<br />

Für die sehr gute Zusammenarbeit und Unterstützung<br />

seitens der Gemeinde Edertal möchte ich mich bei<br />

Ihnen Herr Bürgermeister Gottschalk, aber auch dem<br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong>-Team“ und allen <strong>Dorf</strong>bewohnern von Kleinern<br />

für das große Engagement ganz herzlich bedanken.<br />

Einen besonderen Dank möchte ich für einen unserer Silberlocken<br />

aussprechen: Mein besonderer Dank geht an<br />

Bert Rohrbach. Mit überaus großem ehrenamtlichen Engagement<br />

installierte und aktualisiert er seit über 10<br />

Jahren nicht nur unseren professionellen Internetauftritt.<br />

Er lieferte auch die Idee für das Drehbuch zum <strong>Dorf</strong>wettbewerb,<br />

das er selbst eindrucksvoll bearbeitet und<br />

gestaltet <strong>hat</strong>. Die toll gelungene über 50-seitige<br />

Broschüre zeigt Einblicke in unsere 784- jährige <strong>Dorf</strong>geschichte,<br />

in die Entwicklungen der Gegenwart. Sie<br />

zeigt Perspektiven für unsere Zukunft und <strong>hat</strong> damit erheblich<br />

zu unserem Erfolg beigetragen!<br />

Schauen sie mal unter www.kleinern.de. Hier finden Sie<br />

die wichtigsten Informationen über unseren familienfreundlichen<br />

Luftkurort Kleinern und seine Umgebung!<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />

wir Kleinerschen Bürger sind stolz, die Gemeinde Edertal,<br />

Kreis Waldeck-Frankenberg und unser Hessenland<br />

im nächsten Jahr beim Bundeswettbewerb zu vertreten<br />

und werden alles versuchen, den tollen Erfolg zu wiederholen.<br />

Für den Bundeswettbewerb läuft unsere Ideenschmiede<br />

schon auf Volldampf, wir sind dabei<br />

zukunftsfähige Ideen und Projekte zu entwickeln und erfolgreich<br />

in die Tat umzusetzen. Bitte drücken Sie uns<br />

die Daumen, denn ich bin zuversichtlich, dass wir es<br />

auch im nächsten Jahr schaffen können, eine gute<br />

Platzierung zu erreichen. Die Bürger stehen mit dem<br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong>-Team“ zusammen und sind mit dem Slo-<br />

gan:„lustig Kleinern, das lebendige <strong>Dorf</strong> mit Zukunft“<br />

hoch motiviert.<br />

Wir können nicht in die Zukunft blicken, aber wir können<br />

den Grundstein für unsere Zukunft legen und damit<br />

Zukunft bauen: Regenerative Energien, Natur und<br />

Umwelt, Demographischer Wandel, Integration,<br />

überörtliche Zusammenarbeit – es gibt noch sehr viele<br />

Arbeitsfelder anzupacken und für kommende Generationen<br />

weiterzuentwickeln!<br />

Die Zukunft <strong>hat</strong> viele Namen. Für die Schwachen ist sie<br />

das Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte.<br />

Für die Klugen und Tapfern ist sie die Chance.<br />

Diese Worte des Französischen Schriftstellers Victor<br />

Hugo beschreiben am besten den Kleinerschen Geist!<br />

Herzlichen Glückwunsch an Cölbe-Schönstadt zum<br />

1. Platz im <strong>Wettbewerb</strong> mit <strong>Dorf</strong>erneuerung!<br />

Sehr geehrter Herr Stadtrad Voit, herzlichen Dank für die<br />

Gastfreundschaft in der Bartenwetzer-Stadt. Vielen Dank<br />

an Frau Göbel für die tatkräftige Unterstützung im Regional-<br />

und <strong>Landesentscheid</strong>. Aber vor allem, herzlichen<br />

Dank, liebe Frau Rüschendorf und den Damen und Herren<br />

der Bewertungskommission: Merci, Merci, Juri!<br />

Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit!<br />

Werner Waid<br />

190 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Impressionen<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

191


Programm und Standplan<br />

192 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Impressionen<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

193


194<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Anhang<br />

Anhang<br />

Bewertungsbogen<br />

Bildung der Regionen und Teilnehmerzahlen 2008<br />

Hessische Landessieger des <strong>Dorf</strong>wettbewerbes 1959 – <strong>2009</strong><br />

Ansprechpartner für den <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“<br />

Informationen, Richtlinien, Links<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

195


Bewertungsbogen – <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ – 2008 / <strong>2009</strong><br />

Stadt / Gemeinde Stadt- / Ortsteil Gruppe<br />

Haupt- / Unterkriterien Teilkriterien Höchst- erreichte<br />

punktzahl Punktzahl<br />

1. Allgemeine Entwicklung<br />

Zusammenarbeit zwischen Kommune,<br />

Ortsbeirat und Bewohnern<br />

Örtliche Planungen, Konzepte,<br />

Satzungen<br />

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche<br />

Grund ausstattung<br />

2. Bürgerschaftliche Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen<br />

Kulturelle Vielfalt<br />

Soziales Gefüge<br />

Wirtschaftlich-soziale Initiativen<br />

Dörfl iche Identität<br />

3. Baugestaltung und -entwicklung<br />

Im öffentlichen Bereich<br />

Im privaten Bereich<br />

• Mitwirkung bei kommunalen Planungen und örtlichen, kommunalen,<br />

regionalen Entwicklungskonzepten<br />

• Auseinandersetzung mit den Folgen des demogra fi schen<br />

Wandels<br />

• Stand, Qualität und Umsetzung<br />

• Verantwortlicher Umgang mit den natürlichen Ressourcen<br />

• Vorhandene Infrastruktureinrichtungen im Hinblick auf die<br />

örtlichen Erfordernisse und ihre Qualität<br />

• Aufbau und Entwicklung eigener Wertschöpfungsketten 10<br />

• Vereinsleben / Zusammenarbeit<br />

• Pfl ege historischen Brauchtums, <strong>Dorf</strong>feste<br />

• Umgang mit der Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />

• Angebote außerhalb der Vereine<br />

• Initiativen und Einrichtungen sozialer und kultureller<br />

Selbsthilfe<br />

• Einbindung von Neubürgern in das Gemeinschaftsleben<br />

• Generationsübergreifende Initiativen<br />

• Umweltpädagogische und ökologisch ausgerichtete<br />

Initiativen<br />

• Einrichtung von (Teil-) Arbeitsplätzen<br />

• Initiativen zur Nutzung der örtlichen Erwerbspotentiale<br />

• Sicherung bzw. Aufbau der Grundversorgung<br />

• Örtliche und überörtliche Kooperationen<br />

• Ausprägung des „Wir-Gefühls“<br />

• Erscheinungsbild, Erhaltung, Pfl ege und Nutzung von<br />

Gebäuden und baulichen Anlagen<br />

• Berücksichtigung von Denkmalschutz und Denkmalpfl ege<br />

• Einsatz umweltgerechter Materialien und Techniken<br />

• Ortstypische Gestaltung und Nutzung der Frei- und Verkehrsfl<br />

ächen<br />

• Geordnete Außenwerbung und Beschilderung<br />

• Erscheinungsbild, Erhaltung, Pfl ege und Nutzung von<br />

Gebäuden und baulichen Anlagen<br />

• Berücksichtigung von Denkmalschutz und Denkmalpfl ege<br />

• Einsatz umweltgerechter Materialien und Techniken<br />

• Ortstypische Bauformen und Materialien bei Renovierungen<br />

• Ortstypische Gestaltung von Neu- und Umbauten<br />

• Eingliederung von Neu- und Umbauten in das Ortsbild<br />

10<br />

10<br />

10<br />

5<br />

10<br />

10<br />

Zwischensumme<br />

Bewertungsbogen<br />

196 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

1


Bewertungsbogen<br />

Bewertungsbogen – <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“ – 2008 / <strong>2009</strong><br />

Haupt- / Unterkriterien Teilkriterien Höchstpunktzahl<br />

4. Grüngestaltung und -entwicklung<br />

Gestaltung, Nutzung und Pfl ege von<br />

Grünfl ächen im öffentlichen Bereich<br />

Gestaltung, Nutzung und Pfl ege von<br />

Grünfl ächen im privaten Bereich<br />

5. <strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />

Gestaltung, Entwicklung, Nutzung<br />

und Pfl ege der Kulturlandschaft<br />

• <strong>Dorf</strong>gerechte Begrünung von Plätzen und Freifl ächen, Sport-<br />

und Spielanlagen, Friedhöfen, Verkehrsfl ächen, Grünanlagen<br />

und Gewässern<br />

• Erhaltung von Ruderalfl ächen mit ortstypischer Wildfl ora<br />

• Eingrünung bzw. landschaftliche Einbindung von Straßen,<br />

Ver- und Entsorgungseinrichtungen sowie Aussiedlungsbetrieben,<br />

Industrie- und Gewerbekomplexen mit im Naturraum<br />

standortgerechten Gehölzen<br />

• Historische Besonderheiten<br />

• Fassaden- und Dachbegrünung<br />

• Erhaltung und Entwicklung von naturnahen Lebensräumen für<br />

Pfl anzen und Tiere / Vernetzte Biotopsysteme<br />

• Spezielle Arten- und Biotopschutzmaßnahmen<br />

• <strong>Dorf</strong>gerechte Begrünung von Vor-, Wohn- und Nutzgärten<br />

• Anpfl anzung von Haus- bzw. Hofbäumen und Obstgehölzen<br />

• Fassaden- und Dachbegrünung<br />

• Eingrünung von Industrie-, Gewerbe- und landwirtschaftlichen<br />

Gebäuden mit im Naturraum standortgerechten Gehölzen<br />

• Auswahl der Einfriedungen unter Beachtung der<br />

ortstypischen Vorbilder<br />

• Erhaltung und Pfl ege der Grabstätten und Grabmale unter<br />

Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte<br />

• Erhaltung und Entwicklung von naturnahen Lebensräumen<br />

für Pfl anzen und Tiere<br />

• Spezielle Arten- und Biotopschutzmaßnahmen<br />

• Erhaltung, Pfl ege und Entwicklung charakteristischer und<br />

vielfältiger Landschaftsbestandteile sowie schutzwürdiger<br />

Biotope<br />

• Anbindung der innerörtlichen Grün- und Freifl ächen an die<br />

Landschaft<br />

• Qualität landschaftspfl egerischer Maßnahmen in der<br />

Gemarkung<br />

• Einbindung in die Landschaft<br />

• Gestaltung und landschaftliche Einbindung von baulichen<br />

Anlagen unter ökologischen Gesichtspunkten<br />

• Historische Besonderheiten<br />

• Förderung des Arten- und Biotopschutzes<br />

• Umsetzung von Landschaftsplänen, landschaftspfl egerischen<br />

Begleitplänen und Planung vernetzter Biotopsysteme<br />

Ort / Datum Unterschrift<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Zwischensumme<br />

Gesamtpunktzahl<br />

65<br />

10<br />

15<br />

10<br />

100<br />

2<br />

erreichte<br />

Punktzahl<br />

197


<strong>33.</strong> Hessischer <strong>Wettbewerb</strong><br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“<br />

Regionalentscheid 2008<br />

Bildung der Regionen und Teilnehmerzahlen 2008<br />

Region Landkreis/Stadt (Anzahl) Federführung<br />

Kassel (35) Kassel (35) Landkreis Kassel<br />

Schwalm-Eder (31) Schwalm-Eder (31) Landkreis Schwalm-Eder<br />

Nordwest (30) Waldeck-Frankenberg (13)<br />

Marburg-Biedenkopf (17) Landkreis Waldeck-Frankenberg<br />

Nordost (21)<br />

Werra-Meißner (17)<br />

Hersfeld-Rotenburg (4) Landkreis Werra-Meißner<br />

Südost (22) Fulda (16)<br />

Main-Kinzig (6) Landkreis Fulda<br />

Mitte (23) Vogelsberg (19)<br />

Wetterau (4) Landkreis Vogelsberg<br />

West (17) Lahn-Dill (3)<br />

Limburg-Weilburg (9)<br />

Gießen (5)<br />

Hochtaunus (-) Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

Süd (21) Bergstraße (1)<br />

Darmstadt-Dieburg (7)<br />

Groß-Gerau (1)<br />

Rheingau-Taunus (8)<br />

Odenwald (4) Landkreis Darmstadt-Dieburg<br />

Veränderungen gegenüber dem Anmeldestichtag 01.03.08: 15 Abmeldungen<br />

Teilnehmer am <strong>Landesentscheid</strong> <strong>2009</strong>:<br />

Sieger der Gruppen A und B sowie ab einer Regionsgröße von 30 Teilnehmern auch der zweite Sieger der stärksten<br />

Gruppe; damit insgesamt 19 Orte<br />

Stand: 07.10.2008<br />

Regionen und Teilnehmerzahl<br />

198 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Teilnehmer des Regionalentscheids<br />

<strong>33.</strong> Hessischer <strong>Wettbewerb</strong><br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Teilnehmer des Regionalentscheides 2008<br />

lfd.Nr. Gemeinde/Ort Landkreis Region Gruppe<br />

A B<br />

1. Neckarsteinach-Grein Bergstraße Süd X<br />

2. Babenhausen-Harreshausen Darmstadt-Dieburg Süd X<br />

3. Babenhausen-Hergershausen Darmstadt-Dieburg Süd X<br />

4. Groß-Umstadt-Raibach Darmstadt-Dieburg Süd X<br />

5. Groß-Umstadt-Richen Darmstadt-Dieburg Süd X<br />

6. Groß-Umstadt-Semd Darmstadt-Dieburg Süd X<br />

7. Modautal-Ernsthofen Darmstadt-Dieburg Süd X<br />

8. Reinheim-Überau Darmstadt-Dieburg Süd X<br />

9.* Seeheim-Jugenheim-Balkhausen Darmstadt-Dieburg Süd X<br />

10. Bad Salzschlirf Fulda Süd-Ost X<br />

11. Fulda-Trätzhof Fulda Süd-Ost X<br />

12. Hilders-Brand Fulda Süd-Ost X<br />

13. Kalbach-Heubach Fulda Süd-Ost X<br />

14. Poppenhausen-Abtsroda Fulda Süd-Ost X<br />

15. Poppenhausen-Rodholz Fulda Süd-Ost X<br />

16. Tann-Wendershausen Fulda Süd-Ost X<br />

17. Ebersburg-Ried Fulda Süd-Ost X<br />

18. Eichenzell-Büchenberg Fulda Süd-Ost X<br />

19. Eichenzell-Rothemann Fulda Süd-Ost X<br />

20. Flieden-Stork Fulda Süd-Ost X<br />

21. Fulda-Lüdermund Fulda Süd-Ost X<br />

22. Fulda-Sickels Fulda Süd-Ost X<br />

23. Gersfeld-Mosbach Fulda Süd-Ost X<br />

24. Hofbieber Fulda Süd-Ost X<br />

25. Hünfeld-Sargenzell Fulda Süd-Ost X<br />

26. Gießen-Allendorf Gießen West X<br />

27.* Biebertal-Frankenbach Gießen West X<br />

28. Langgöns-Oberkleen Gießen West X<br />

29.* Pohlheim-Grüningen Gießen West X<br />

30. Pohlheim-<strong>Dorf</strong>-Güll Gießen West X<br />

31. Rabenau-Rüddingshausen Gießen West X<br />

32. Wettenberg-Launsbach Gießen West X<br />

<strong>33.</strong> Gernsheim-Allmendfeld Groß-Gerau Süd X<br />

34. Alheim-Licherode Hersfeld-Rotenburg Nord-Ost X<br />

35. Alheim-Baumbach Hersfeld-Rotenburg Nord-Ost X<br />

36. Philippthal-Gethsemane Hersfeld-Rotenburg Nord-Ost X<br />

37.* Bad Hersfeld-Sorga Hersfeld-Rotenburg Nord-Ost X<br />

38. Hauneck-Bodes Hersfeld-Rotenburg Nord-Ost X<br />

39. * Wehrheim -Pfaffenwiesbach Hochtaunuskreis West X<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

199


Teilnehmer des Regionalentscheids<br />

lfd.Nr. Gemeinde/Ort Landkreis Region Gruppe<br />

A B<br />

40. Bad Emstal-Balhorn Kassel Kassel X<br />

41. Bad Emstal-Riede Kassel Kassel X<br />

42. Breuna Kassel Kassel X<br />

43. Breuna-Niederlistingen Kassel Kassel X<br />

44. Breuna-Oberlistingen Kassel Kassel X<br />

45. Breuna-Wettesingen Kassel Kassel X<br />

46. Calden-Ehrsten Kassel Kassel X<br />

47. Fuldatal-Simmershausen Kassel Kassel X<br />

48. Grebenstein-Burguffeln Kassel Kassel X<br />

49. Grebenstein-Schachten Kassel Kassel X<br />

50. Helsa-Eschenstruth Kassel Kassel X<br />

51. Helsa-St. Ottilien Kassel Kassel X<br />

52. Helsa-Wickenrode Kassel Kassel X<br />

53.* Hofgeismar-Hombressen Kassel Kassel X<br />

54. Hofgeismar-Hümme Kassel Kassel X<br />

55. Hofgeismar-Kelze Kassel Kassel X<br />

56. Liebenau-Lamerden Kassel Kassel X<br />

57. Liebenau-Ostheim Kassel Kassel X<br />

58. Naumburg-Altendorf Kassel Kassel X<br />

59. Naumburg-Altenstädt Kassel Kassel X<br />

60. Nieste Kassel Kassel X<br />

61. Oberweser-Heisebeck Kassel Kassel X<br />

62. Schauenburg-Elmshagen Kassel Kassel X<br />

63.* Schauenburg-Martinhagen Kassel Kassel X<br />

64. Trendelburg-Deisel Kassel Kassel X<br />

65. Trendelburg-Eberschütz Kassel Kassel X<br />

66. Trendelburg-Friedrichsfeld Kassel Kassel X<br />

67. Wahlsburg-Lippoldsberg Kassel Kassel X<br />

68. Wahlsburg-Vernawahlshausen Kassel Kassel X<br />

69. Wolfhagen-Gasterfeld Kassel Kassel X<br />

70. Wolfhagen-Ippinghausen Kassel Kassel X<br />

71. Wolfhagen-Ista Kassel Kassel X<br />

72. Wolfhagen-Leckringhausen Kassel Kassel X<br />

73. Wolfhagen-Nothfelden Kassel Kassel X<br />

74. Wolfhagen-Philippinenburg Kassel Kassel X<br />

75. Wolfhagen-Wenigenhasungen Kassel Kassel X<br />

76. Zierenberg-Burghasungen Kassel Kassel X<br />

77. Dillenburg-Manderbach Lahn-Dill West X<br />

78. Hüttenberg-Vollnkirchen Lahn-Dill West X<br />

79. Schöffengrund-Oberquembach Lahn-Dill West X<br />

80.* Schöffengrund-Niederquembach Lahn-Dill West X<br />

81.* Waldsolms-Weiperfelden Lahn-Dill West X<br />

82. Brechen-Werschau Limburg-Weilburg West X<br />

83. Dornburg-Langendernbach Limburg-Weilburg West X<br />

84. Dornburg-Thalheim Limburg-Weilburg West X<br />

85. Limburg-Ahlbach Limburg-Weilburg West X<br />

86. Limburg-Eschhofen Limburg-Weilburg West X<br />

200 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Teilnehmer des Regionalentscheids<br />

lfd.Nr. Gemeinde/Ort Landkreis Region Gruppe<br />

A B<br />

87. Limburg-Offheim Limburg-Weilburg West X<br />

88.* Runkel-Dehrn Limburg-Weilburg West X<br />

89. Runkel-Ennerich Limburg-Weilburg West X<br />

90. Villmar-Seelbach Limburg-Weilburg West X<br />

91. Weilmünster-Laubuseschbach Limburg-Weilburg West X<br />

92. Bad Soden-Salmünster-Wahlert Main-Kinzig Süd-Ost X<br />

93. Biebergemünd-Rossbach Main-Kinzig Süd-Ost X<br />

94. Jossgrund-Burgjoß Main-Kinzig Süd-Ost X<br />

95.* Ronneburg-Hüttengesäß Main-Kinzig Süd-Ost X<br />

96. Schöneck-Oberdorfelden Main-Kinzig Süd-Ost X<br />

97. Sinntal-Weichersbach Main-Kinzig Süd-Ost X<br />

98. Wächtersbach-Wittgenborn Main-Kinzig Süd-Ost X<br />

99. Amöneburg-Erfurtshausen Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

100. Cölbe-Schönstadt Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

101. Dautphetal-Hommertshausen Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

102. Ebsdorfergrund-Wittelsberg Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

103. Fronhausen-Bellnhausen Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

104. Lahntal-Sterzhausen Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

105. Lohra-Altenvers Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

106. Lohra-Kirchvers Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

107. Marburg-Bauerbach Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

108. Marburg-Hermershausen Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

109. Münchhausen-Simtshausen Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

110. Stadtallendorf-Hatzbach Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

111. Steffenberg-Niedereisenhausen Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

112. Weimar-Niederwalgern Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

113. Wetter-Oberrosphe Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

114. Wetter-Treisbach Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

115. Wetter-Unterrosphe Marburg-Biedenkopf Nord-West X<br />

116. Breuberg-Wald-Amorbach Odenwaldkreis Süd X<br />

117. Breuberg-Rai-Breitenbach Odenwaldkreis Süd X<br />

118. Erbach-Ebersberg Odenwaldkreis Süd X<br />

119. Erbach-Bullau Odenwaldkreis Süd X<br />

120. Aarbergen-Panrod Rheingau-Taunus-Kreis Süd X<br />

121. Aarbergen-Rückershausen Rheingau-Taunus-Kreis Süd X<br />

122. Hünstetten-Wallrabenstein Rheingau-Taunus-Kreis Süd X<br />

123. Idstein-Eschenhahn Rheingau-Taunus-Kreis Süd X<br />

124. Idstein-Nieder-Oberrod Rheingau-Taunus-Kreis Süd X<br />

125. Lorch-Wollmerschied Rheingau-Taunus-Kreis Süd X<br />

126. Taunusstein-Niederlibbach Rheingau-Taunus-Kreis Süd X<br />

127. Taunusstein-Wingsbach Rheingau-Taunus-Kreis Süd X<br />

128. Borken-Dillich Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

129. Borken-Großenenglis Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

130. Edermünde-Grifte Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

131. Felsberg-Beuern Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

132. Gilserberg-Heimbach Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

1<strong>33.</strong> Gilserberg-Schönau Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

201


Teilnehmer des Regionalentscheids<br />

lfd.Nr. Gemeinde/Ort Landkreis Region Gruppe<br />

A B<br />

134. Guxhagen-Grebenau Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

135. Homberg-Allmuthshausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

136. Homberg-Holzhausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

137. Homberg-Mörshausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

138. Jesberg-Hundshausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

139. Knüllwald-Berndshausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

140. Knüllwald-Völkershain Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

141. Körle Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

142. Malsfeld-Elfershausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

143. Melsungen-Günsterode Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

144. Melsungen-Kirchhof Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

145. Morschen-Eubach Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

146. Morschen-Heina Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

147. Neuental-Bischhausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

148. Neuental-Schlierbach Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

149. Oberaula-Hausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

150. Oberaula-Ibra Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

151. Oberaula-Olberode Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

152. Oberaula-Wahlshausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

153. Spangenberg-Mörshausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

154. Schwalmstadt-Wiera Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

155. Wabern-Hebel Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

156.* Wabern-Zennern Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

157. Willingshausen-Merzhausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

158. Willingshausen-Steina Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

159. Willingshausen-Zella Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

160. Lauterbach-Maar Vogelsberg Mitte X<br />

161. Schlitz-Pfordt Vogelsberg Mitte X<br />

162. Schlitz-Fraurombach Vogelsberg Mitte X<br />

163. Lautertal-Meiches Vogelsberg Mitte X<br />

164. Kirtorf-Ober-Gleen Vogelsberg Mitte X<br />

165. Homberg-Gontershausen Vogelsberg Mitte X<br />

166. Homberg-Ober-Offleiden Vogelsberg Mitte X<br />

167. Gemünden-Ehringshausen Vogelsberg Mitte X<br />

168. Schlitz-Willofs Vogelsberg Mitte X<br />

169. Schlitz-Rimbach Vogelsberg Mitte X<br />

170. Grebenau-Wallersdorf Vogelsberg Mitte X<br />

171. Schotten-Eschenrod Vogelsberg Mitte X<br />

172. Freiensteinau-Salz Vogelsberg Mitte X<br />

173. Freiensteinau-Gunzenau Vogelsberg Mitte X<br />

174. Romrod-Nieder-Breidenstein Vogelsberg Mitte X<br />

175. Romrod-Strebendorf Vogelsberg Mitte X<br />

176. Ulrichstein-Unter-Seibertenrod Vogelsberg Mitte X<br />

177. Grebenhain-Herchenhain Vogelsberg Mitte X<br />

178. Grebenhain-Nösberts-Weidmoos Vogelsberg Mitte X<br />

179. Allendorf (Eder)-Haine Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

180. Bad Arolsen-Schmillinghausen Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

202 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Teilnehmer des Regionalentscheids<br />

lfd.Nr. Gemeinde/Ort Landkreis Region Gruppe<br />

A B<br />

181.* Bad Arolsen-Wetterburg Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

182. Bad Wildungen-Bergfreiheit Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

183. Bad Wildungen-Mandern Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

184. Battenberg-Berghofen Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

185. Diemelsee-Benkhausen Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

186. Diemelstadt-Hesperinghausen Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

187. Edertal-Affoldern Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

188. Edertal-Hemfurth Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

189. Edertal-Kleinern Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

190. Frankenberg-Schreufa Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

191. Twistetal-Elleringhausen Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

192.* Vöhl-Basdorf Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

193. Vöhl-Buchenberg Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

194. Bad Sooden-Allendorf-Dudenrode Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

195. Bad Sooden-Allendorf-Kleinvach Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

196. Berkatal-Frankershausen Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

197. Berkatal-Hitzerode Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

198. Eschwege-Albungen Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

199. Eschwege-Niddawitzhausen Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

200. Herleshausen-Nesselröden Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

201. Meißner-Vockerode Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

202. Meißner-Wolfterode Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

203. Neu Eichenberg-Berge/Neuenrode Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

204. Ringgau-Lüderbach Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

205. Ringgau-Renda Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

206. Ringgau-Rittmannshausen Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

207. Ringgau-Röhrda Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

208. Waldkappel-Bischhausen Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

209. Waldkappel-Harmuthsachsen Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

210. Witzenhausen-Hundelshausen Werra-Meißner Nord-Ost X<br />

211. Büdingen-Wolferborn Wetterau Mitte X<br />

212. Niddatal-Kaichen Wetterau Mitte X<br />

213. Büdingen-Eckartshausen Wetterau Mitte X<br />

214.* Florstadt-Mockstadt Wetterau Mitte X<br />

215. Butzbach-Fauerbach Wetterau Mitte X<br />

* Abmeldungen<br />

Bad Arolsen-Wetterburg Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

Bad Hersfeld-Sorga Hersfeld-Rotenburg Nord-Ost X<br />

Biebertal-Frankenbach Gießen West X<br />

Florstadt-Mockstadt Wetterau Mitte X<br />

Hofgeismar-Hombressen Kassel Kassel X<br />

Pohlheim-Grüningen Gießen West X<br />

Ronneburg-Hüttengesäß Main-Kinzig Süd-Ost X<br />

Runkel-Dehrn Limburg-Weilburg West X<br />

Schauenburg-Martinhagen Kassel Kassel X<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

203


lfd.Nr. Gemeinde/Ort Landkreis Region Gruppe<br />

A B<br />

Schöffengrund-Niederquembach Lahn-Dill West X<br />

Seeheim-Jugendheim-Balkhausen Darmstadt-Dieburg Süd X<br />

Vöhl-Basdorf Waldeck-Frankenberg Nord-West X<br />

Wabern-Zennern Schwalm-Eder Schwalm-Eder X<br />

Waldsolms-Weiperfelden Lahn-Dill West X<br />

Wehrheim-Pfaffenwiesbach Hochtaunus West X<br />

Stand: 01.10.2008<br />

Teilnehmer des Regionalentscheids<br />

204 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Hessische Landessieger<br />

Hessische Landessieger des <strong>Dorf</strong>wettbewerbes 1959 - <strong>2009</strong><br />

„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> soll schöner werden”/„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong>”/„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

Jahr Ort Landkreis/Region Gruppe Anzahl<br />

d. Orte<br />

1959 (Wanfried)-Altenburschla LK Werra-Meißner 68<br />

1960 (Alsfeld)-Eifa Vogelsbergkreis 219<br />

1961 (Butzbach)-Maibach Wetteraukreis 314<br />

1962 (Frielendorf)-Allendorf Schwalm-Eder-Kreis A 292<br />

(Leun)-Biskirchen Lahn-Dill-Kries B 124<br />

1963 (Wetter)-Amönau LK Marburg-Biedenkopf A 13<br />

(Laubach)-Münster LK Gießen B 286<br />

1964 (Melsungen)-Adelshausen Schwalm-Eder-Kreis A 116<br />

(Rimbach)-Albersbach Lk Bergstraße B 302<br />

1965 (Heringen)-Herfa LK Hersfeld-Rotenburg A 155<br />

(Idstein)-Oberauroff Rheingau-Taunus-Kreis B 310<br />

1966 (Taunusstein)-Hambach Rheingau-Taunus-Kreis A 75<br />

(Marburg)-Wehrshausen LK Marburg-Biedenkopf B 275<br />

1967 (Lichtenfels)-Rhadern LK Waldeck-Frankenberg A 71<br />

(Mittenaar)-Offenbach Lahn-Dill-Kreis B 406<br />

1968 (Malsfeld)-Sipperhausen Schwalm-Eder-Kreis A 89<br />

(Idstein)-Dasbach Rheingau-Taunus-Kreis B 458<br />

1969 (Lindenfels)-Schlierbach LK Bergstraße A 78<br />

(Mittenaar)-Offenbach Lahn-Dill-Kreis B 500<br />

1970 (Volkmarsen)-Herbsen LK Waldeck-Frankenberg A1 112<br />

Hüttenberg Lahn-Dill-Kreis A2 32<br />

(Weinbach)-Freienfels LK Limburg-Weilburg B1 148<br />

(Weilburg)-Waldhausen LK Limburg-Weilburg B2 45<br />

1971 (Herborn)-Hirschberg Lahn-Dill-Kreis A1 87<br />

Eichenzell LK Fulda A2 24<br />

(Dautphetal)-Herzhausen LK Marburg-Biedenkopf B1 136<br />

Hüttenberg Lahn-Dill-Kreis B2 33<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

205


Hessische Landessieger<br />

1972 (Neuenstein)-Obergeis LK Hersfeld-Rotenburg A1 106<br />

Aßlar-Wehrdorf Lahn-Dill-Kreis A2 23<br />

Schwalmstadt-Ascherode Schwalm-Eder-Kreis B1 137<br />

Bebra-Weiterode LK Hersfeld-Rotenburg B2 35<br />

1973 Vöhl-Asel LK Waldeck-Frankenberg A1 125<br />

(Selters)-Münster LK Limburg-Weilburg A2 19<br />

Wanfried-Altenburschla Werra-Meißner-Kreis B1 187<br />

Hilders LK Fulda B2 73<br />

1974 Hünfeld-Großenbach LK Fulda A1 105<br />

(Reinheim)-Georgenhausen LK Darmstadt-Dieburg A2 25<br />

Willingen-Welleringhausen LK Waldeck-Frankenberg B1 233<br />

(Dautphetal)-Holzhausen LK Marburg-Biedenkopf B2 78<br />

1975 Hauneck-Rotensee LK Hersfeld-Rotenburg A1 97<br />

Heringen-Lengers LK Hersfeld-Rotenburg A2 46<br />

Wald-Michelbach -<br />

Oberschönmattenwag LK Bergstraße B1 256<br />

Aßlar-Werdorf Lahn-Dill-Kreis B2 78<br />

1976 Diemelstadt-Helmighausen LK Waldeck-Frankenberg A1 92<br />

Lautertal-Gadernheim LK Bergstraße A2 22<br />

Nüsttal-Silges LK Fulda B1 253<br />

Sinn-Fleisbach Lahn-Dill-Kreis B2 78<br />

1977 Bebra-Asmushausen LK Hersfeld-Rotenburg A1 67<br />

Wartenberg-Landenhausen Vogelsbergkreis A2 13<br />

Modautal-Asbach LK Darmstadt-Dieburg B1 240<br />

Burgwald-Bottendorf LK Waldeck-Frankenberg B2 72<br />

1978 Twistetal-Nieder-Waroldern LK Waldeck-Frankenberg A1 55<br />

Kirchhain-Großseelheim LK Marburg-Biedenkopf A2 18<br />

Wanfried-Völkershausen Werra-Meißner-Kreis B1 193<br />

Wartenberg-Landenhausen Vogelsbergkreis B2 57<br />

1979/1980 Idstein-Lenzhahn Rheingau-Taunus-Kreis A1 267<br />

Nentershausen LK Hersfeld-Rotenburg A2 73<br />

Lindenfels-Schlierbach LK Bergstraße S1 21<br />

Wartenberg-Landenhausen Vogelsbergkreis S2 15<br />

1981/1982 Bad Hersfeld-Beiershausen LK Hersfeld-Rotenburg A1 169<br />

Fronhausen LK Marburg-Biedenkopf A2 41<br />

Idstein-Lenzhahn Rheingau-Taunus-Kreis S1 62<br />

Oberweser-Oedelsheim LK Kassel S2 35<br />

206 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Hessische Landessieger<br />

1983/1984 Nüstta-Rimmels LK Fulda A1 121<br />

Selters-Eisenbach LK Limburg-Weilburg A2 39<br />

Oberweser-Arenborn LK Kassel S1 36<br />

Kirchhain-Großseelheim LK Marburg-Biedenkopf S2 17<br />

1985/1986 Zwesten-Niederurff Schwalm-Eder-Kreis A1 126<br />

Oberweser-Gieselwerder LK Kassel A2 31<br />

Nüsttal-Rimmels LK Fulda S1 41<br />

Wiesbaden-Frauenstein Stadt Wiesbaden S2 22<br />

1987/1988 Hauneck-Bodes LK Hersfeld-Rotenburg A1 136<br />

Geisenheim-Johannisberg Rheingau-Taunus-Kreis A2 22<br />

Zwesten-Niederurff Schwalm-Eder-Kreis S1 34<br />

Immenhausen-Holzhausen LK Kassel S2 26<br />

1989/1990 Burgwald-Wiesenfeld LK Waldeck-Frankenberg A1 94<br />

Bad Hersfeld-Asbach LK Hersfeld-Rotenburg A2 38<br />

Lindenfels-Seidenbuch LK Bergstraße S1 32<br />

Oberweser-Oedelsheim LK Kassel S2 29<br />

1991/1992 Kirchhain-Burgholz LK Marburg-Biedenkopf A1 78<br />

Witzenhausen-Roßbach Werra-Meißner-Kreis A2 33<br />

Burgwald-Wiesenfeld LK Waldeck-Frankenberg S1 28<br />

Willingshausen-Loshausen Schwalm-Eder-Kreis S2 31<br />

1993/1994 Weißenborn-Rambach Werra-Meißner-Kreis A 58<br />

Oberweser-Arenborn LK Kassel B 111<br />

1995/1996 Willingshausen Schwalm-Eder-Kreis A 40<br />

Kirchhain-Himmelsberg LK Marburg-Biedenkopf B 126<br />

1999/2000 Edertal-Wellen LK Waldeck-Frankenberg A 85<br />

Fulda-Malkes LK Fulda B 220<br />

2002/2003 Wanfried-Heldra LK Werra - Meißner A 72<br />

Münchhausen-Wollmar LK Marburg - Biedenkopf B 156<br />

2005/2006 Frankenau-Altenlotheim LK Waldeck-Frankewnberg A 72<br />

Alsfeld-Altenburg LK Vogelsberg B 101<br />

2008/<strong>2009</strong> Cölbe-Schönstadt LK Marburg-Biedenkopf A 70<br />

Stand: 09.07.09<br />

Edertal-Kleinern LK Waldeck-Frankenberg B 130<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”<br />

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Ihre Ansprechpartner für den <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft“<br />

Beratung vor Ort und Durchführung<br />

des Regionalentscheides:<br />

Ihre Landkreisverwaltung, Fachgebiet oder Abteilung<br />

<strong>Dorf</strong>- und Regionalentwicklung, ländlicher Tourismus<br />

Koordination des Regionalentscheides und<br />

Durchführung des <strong>Landesentscheid</strong>es:<br />

Regierungspräsidium Kassel, Dezernat 25<br />

Roswitha Rüschendorf<br />

Steinweg 6, 34117 Kassel<br />

Telefon: 0561–106-3125<br />

E-Mail: roswitha.rueschendorf@rpks.hessen.de<br />

Informationen, Richtlinien, Links<br />

www.rp-kassel.de (Direktlink zum <strong>Dorf</strong>wettbewerb)<br />

www.hmwvl.hessen.de<br />

www.dorfwettbewerb.bund.de<br />

Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum<br />

und Verbraucherschutz (Hg)., 2007:<br />

<strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft –<br />

Hessischer <strong>Landesentscheid</strong> zum Bundeswettbewerb<br />

2010“. Richtlinie & Empfehlungen.<br />

Wiesbaden 01.09.2007.<br />

Weitere Informationen und unterstützende Materialien<br />

erhalten Sie bei<br />

Roswitha Rüschendorf, Regierungspräsidium Kassel.<br />

Grundsatzfragen und Bundeswettbewerb:<br />

Hessisches Ministerium für Wirtschaft,<br />

Verkehr und Landesentwicklung<br />

Referat I 5<br />

Karl-Michael Musseleck<br />

Kaiser-Friedrich-Ring 75<br />

65185 Wiesbaden<br />

Ansprechpartner<br />

Telefon: 0611–815–2934<br />

E-Mail: karl-michael.musseleck@hmwvl.hessen.de<br />

208 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”


Regierungspräsidium Kassel<br />

Steinweg 6<br />

34117 Kassel

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