Magazin 196605
Magazin 196605
Magazin 196605
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
.. 11 ... : Vencltrlft ... flr "1ft ZtwllsdWb<br />
G 7448 E<br />
ZIVILER BEVOLKERUNGSSCHUTZ<br />
•<br />
Nr.5. Mal 1966 o 11. Jahrgang 0 Preis des EInzeIheftes DM 1.150
Trümmersicher<br />
durch Behelfsschulz<br />
Die primitivste Möglichkeit, sich gegen Waffenwltkungen zu schützen, bleibt der Behelfsschulz.<br />
Dazu g ~ h ö rt auch das behellsmä8ige Herrichten yon Kellerräumen. Solche Maßnahmen haben den<br />
Vorteil, daß sie oft auch In SelbstarbeiI, ggf. durch ganze Hausgemeinschaften, durchgeführt<br />
werden können. Dieser Behelfsschutz Ist natürlich nur eine Notmaßnahme. Technisch sieht das<br />
so aus, daß dabei die Kellerdecke des als Schutzraum gewählten Kellerraumes durch eine Holzoder<br />
StahlkonstruktIon abgestützt, d. h. trOmmerslcher gemacht wird. öffnungen nach außen<br />
mUssen durch das Davorpacken abschirmender Masse gegen Strahlung geschützt werden.
INHALT<br />
•<br />
5<br />
1966<br />
Arznelmltt .. fOr SOdvI.tnam. Von Dr. RoH<br />
Schaeler<br />
Wenn mllgllch: Kombln.tlon. Unt.rlrdlsche<br />
V.rkehrsanl.gen .Is öH.ntliche Schutzrlume<br />
Frieden durch W"trechtaordnung. Von Earl<br />
W.rren, Obenller Bund .. rlchter d.r Vereinigten<br />
Sta.ten .. .. ............................ .<br />
WI. gerinnt unser Blut? .................... .<br />
Zivil. V.rteldlgung. Ihre Entwicklung In d.r<br />
BundesrepublIk. IV. Fortsetzung. Von Dr. Dr.<br />
Ullrlch ElchallcII ........................... .<br />
Ea geht auch .nd .... Vorratswirtschaft ohne<br />
H ..... llungs- oder V.rf.lIsdaten? Von Dr.<br />
Ruth T.ngemann .......................... .<br />
FOr Sie notiert ............................. .<br />
Mensch und W.ltraum. Ein. Auaat"lung<br />
Ober Großtaten der WI ... nac:hafl, Forschung<br />
und Technik. Von 0.. CI_ns Schocke .....<br />
Intern.tIonale Pollzel.u ..... lung 1988. Auch<br />
d.r BLSV macht mH ....................... .<br />
ZS staU ZB. ElnfOhNng .In...<br />
llgemelnen<br />
Z"chens fOr den ZIvIlschutz ............... .<br />
Schw.rze Fahnen Ober der Stadl Einst zlhH.<br />
die Pest zu den größten Schrecknissen. Von<br />
Dr. P.ul Behrens .......................... .<br />
N.ue BOch.r ........................•.......<br />
Landeast.11en berichten ................... .<br />
Unter Dech und Fach. L8-Feuerwehrberellschaft<br />
erhIH Unterkunft ................... .<br />
Beim .drlUen M.nn"<br />
ZB Im Bild ................................. .<br />
a<br />
11<br />
11<br />
11<br />
m<br />
EI<br />
BI<br />
11<br />
EI<br />
a<br />
EI<br />
m<br />
m<br />
IIII<br />
111<br />
Zu unserem Titelbild: 0., kann man nicht 'rOh genug lernen:<br />
die Wiederbelebung Ertrinkender.<br />
Herausgegeben Im Auttrag des Buncleemlnlst"'uma<br />
des Innem vom Bunclealullsc:hulzftrbend, Köln<br />
Redakteure: Helmut Freutet, Allred Klrd"..r, 01'. phll. CI_mens<br />
Sd'!odI;e, alle In 5000 Köln, Merloa'llI8e 10-14, Tel. 720131; Druck.<br />
Verlag und Anzeigenverwaltung: Münchner Buc:hgewerbehaus GmbH.<br />
8000 MündIen 13, Sc:ftellingatraa. 39-41, Tel. 221381. Für den Anzei~<br />
genlell verantworttlch Han. Horat.n. Z. Z. gilt AnzeigenpreisIlaie 310.<br />
ManUskripte und Bilder nur an die Redaktfon. Bel ElnMndung Ru
Wenn<br />
mögli(h:<br />
om inalion<br />
Unterirdische Verkehrsanlagen<br />
als öffentliche Schutzräume<br />
Können unterirdische Anlagen des ruhenden<br />
und fließenden Verkehrs wie<br />
U-Parkbauten. U-Garagen, U-Straßenbahnanlagen,<br />
U-Bahnanlagen, unterirdische<br />
Anlagen der Bundesbahn. Straßenund<br />
Fußgängertunnel so gestaltet werden,<br />
daß sie als .. Mehrzweckbauten" im Verteidigungsfall<br />
Menschen Schutz bieten, im<br />
Frieden aber die eigentliche Verkehrsfunklion<br />
ohne Einschränkung erfüllen können?<br />
Unter anderem auch auf diese Frage sollte<br />
eine von der Bundesregierung auf Grund<br />
des "Gesetzes über eine Untersuchung von<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse<br />
der Gemeinden" vom 1.<br />
August 1961 (BGBI. I S. 1109) berufene<br />
Sachverständigenkommission eine Antwort<br />
finden.<br />
Bericht der Sachverständigen<br />
Die aus 23 Mitgliedern bestehende Sachverständigenkommission<br />
trat auf Einladung<br />
des Bundesministers für Verkehr am 26. Februar<br />
1962 erstmalig zusammen und legte<br />
nach insgesamt 116 Sitzungen der gebildeten<br />
neun ArbeitsaUSSchüsse und 20 Vollversammlungen<br />
der Kommission der Bundesregierung<br />
am 24. August 1964 ihren Bericht<br />
vor. 1 Wie aus diesem Bericht hervorgeht.<br />
konnten sich die Sachverstandigen<br />
nicht zu einer einheitlichen und eindeutigen<br />
Stellungnahme zu obiger Frage einigen.<br />
Ein Teil der Mitglieder der Sachverständigenkommission<br />
war der Ansicht, daß der<br />
Kommission die Grundlage zur Beantwortung<br />
der ihr gestellten Frage fehle und sie<br />
daher nur einige grundsätzliche Ausführungen<br />
zu der Frage machen könne, ob es sinnvoll<br />
und vertretbar sei, unterirdische Anlagen<br />
des Verkehrs mit Anlagen für den zivilen<br />
Bevölkerungssd1utz zu kombinieren. Im<br />
wesentlid1en mit der Begründung, daß die<br />
Anlagen des unterirdischen Verkehrs und<br />
unterirdische Parkhäuser vom fließenden<br />
oder ruhenden Verkehr bis in einen Angriff<br />
hinein in Ansprud1 genommen werden und<br />
daß bei radioaktivem Niederschlag die un~<br />
terirdischen Verkehrsmittel betriebsbereit<br />
sein müssen, um die Bevölkerung aus den<br />
Zentren herauszuschaffen und um danach<br />
fur Dienst~ und Einsatzkrafte zur Verfügung<br />
zu stehen, empfahlen diese Mitglieder von<br />
einer Kombination beider Aufgaben abzusehen<br />
und jede Aufgabe sinnentsprechend<br />
nach der in ihr liegenden Gesetzmäßigkeit<br />
zu lösen. Eine Kombination beider Aufgaben<br />
bedeute: Entweder den Verkehr st illlegen<br />
und dadurch die Funktionsfahigkeit<br />
einer Stadt in kritischen Phasen entscheidend<br />
mindern oder die schutzsuClenden<br />
Menschen gefährden I Die Einrichtungen<br />
des unterirdischen Verkehrs sollten sogar<br />
für alle schutzsuchenden Personen, die in<br />
ihnen längere Zeit zu verbleiben gedenken,<br />
gesperrt werden.<br />
Ein anderer Teil der Mitglieder der Kom-<br />
2
Eine ganze Reihe von Großstädten der Bundesrepubllk<br />
bemüht sich zur Zelt, den lIIe8enden<br />
Verkehr In die .. zweite Ebene" zu verlagern_<br />
Für den Zivilschutz bietet sich damit eine einmalige<br />
Gelegenheit, durch zusätzliche Einrichtungen<br />
sowie Verstärkung der Decken und Wi n<br />
de öffentliche Schutzrl ume anzulegen.<br />
mission vertrat jedoch die Ansicht, daß untersucht<br />
werden könne und müsse, ob und<br />
ggf. unter welchen Voraussetzungen die<br />
Kombination von Verkehrsbauten mit Aufgaben<br />
des zivilen Bevölkerungsschutzes vom<br />
Standpunkt des Verkehrs aus vertretbar<br />
sei und wo die wirtschaftlid1en und technischen<br />
Grenzen für die Kombination liegen.<br />
Dazu beschäftigte sich der zuständige Arbeitsausschuß<br />
mit den von der STUVA (Studien<br />
gesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen<br />
e. V. Düsseldorf) bearbeiteten<br />
Themen und Projekten, mit den Berichten<br />
über Studienreisen deutscher Stellen in die<br />
Schweiz, nach Schweden, Holiand, Dänemark<br />
und Norwegen 1 und besichtigte selbst<br />
im September 1962 und im März 1964 unterirdische<br />
Verkehrsbauwerke in Bern, Kopenhagen<br />
und Stockholm. In dem Sachverständigenbericht<br />
kommt dieser Teil der<br />
Mitglieder nach eingehenden Ausführungen<br />
über grundsätzliche Forderungen und Abhängigkeiten<br />
bei der Errichtung von Mehrzweckbauten<br />
sowie über die unterschiedlichen<br />
Kombinationsmöglichkeiten bei unterirdischen<br />
Anlagen des ruhenden und des<br />
fließenden Verkehrs zu dem Ergebnis, daß<br />
die Errichtung von Mehrzweckbauten bei<br />
Vorliegen bestimmter Voraussetzungen als<br />
technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar<br />
anzusehen ist.<br />
In jedem Falle müßten jedoch die Aufgaben<br />
des Verkehrs ohne Einschränkung erfüllt<br />
werden, und wo dies nicht möglich sei ,<br />
könnten die unterirdischen Verkehrsanlagen<br />
nicht mit Aufgaben des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />
verbunden werden. Auch<br />
dieser Teil der Sachverständigen war jedoch<br />
der Auffassung, daß die Kommission<br />
nicht das Problem entscheiden könne, ob<br />
Mehrzweckbauten im Verteidigungsfall für<br />
ihren Schutzzweck tatsächlich genutzt werden<br />
können oder ob das nicht möglich ist,<br />
weil der fließende Verkehr aufrechterhalten<br />
werden muß oder weil Tiefgaragen nicht<br />
rechtzeitig geräumt werden können.<br />
Stellungnahme<br />
der Bundesregierung<br />
In der Stellungnahme der Bundesregierung)<br />
zu diesem Teil des Berichtes der Sachverständigenkommission<br />
wird betont, daß den<br />
Ausführungen der Mitglieder der Sachverständigenkommissiol1,<br />
die vorschlagen, von<br />
einer Kombination abzusehen und Verkehrs-<br />
und Zivilschutzaufgaben in baulicher<br />
Hinsicht getrennt zu behandeln, nicht zugestimmt<br />
werden könne. Das gelte insbesondere<br />
für die Auffassung, die unterirdischen<br />
Verkehrsanlagen hätten heute eine<br />
andere Bedeutung als im letzten Krieg und<br />
müßten bis zum Angriff und auch danach<br />
in Betrieb bleiben, so daß sie für Schutzsuchende<br />
zu sperren seien.<br />
Dazu wird au sgeführt: "Wenn die Bundes-<br />
3
egierung der Bevölkerung mit gutem<br />
Grund in der Aufklärungsschrift "Zivilschutzfibel<br />
" rät. im Überraschungsfall sidl<br />
fladl auf den Boden zu werfen, Gesicht und<br />
Hände zu bedecken, und damit eine sdlwaroe<br />
Chance angedeutet wird, dem Außersten<br />
zu entgehen, dann wird man der Bevölkerung<br />
andererseits nicht erklären können,<br />
daß die mehrere Meter unter der Erde<br />
liegenden Verkehrsanlagen keinerlei Schutz<br />
bieten würden. Die Oberlebenschance wird<br />
selbst in einer schutzmäßig nicht vorbereiteten<br />
unterirdischen Verkehrsanlage in der<br />
Regel größer sein als im Freien. Es ist daher<br />
mit Sicherheit zu erwarten, daß wenigstens<br />
diejenigen bei erkennbarer Luftgefahr<br />
in die unterirdisroen Verkehrsanlagen<br />
flüchten, die sich gerade in deren Nähe<br />
befinden. Die Bundesregierung kann es<br />
daher nicht verantworten, die Sperrung unterirdischer<br />
Verkehrsanlagen für Schutzsuchende<br />
bei Gefahr feindlicher Angriffe<br />
vorzusehen. Sie sieht im übrigen auch keine<br />
Möglichkeit, eine solche Sperrung wirksam<br />
durchzuführen. U<br />
Im übrigen stellt die Bundesregierung abschließend<br />
fest : "Die Planungen der Bundesregierung<br />
für die öffentlichen Schutzräume<br />
gehen von dem Grundsatz aus, daß<br />
in allen Wohnhäusern für die Bewohner<br />
Sdlutzräume errichtet werden, öffentliche<br />
Sd'lutzräume also nur dem Schutz der Verkehrsteilnehmer<br />
dienen, einschließlich der<br />
Personen, die sich sonst außerhalb ihrer<br />
Wohn- und Arbeitsstätten aufhalten. Offentliche<br />
Schutzräume sind daher an Verkehrsschwerpunkten<br />
vorzusehen. An diesen Steilen<br />
wird aber in vielen Fällen, besonders im<br />
Hinblick auf die zu erwartende weitgehende<br />
Verlagerung der öffentlichen Verkehrsmittel<br />
in die zweite Ebene (Tiefanlage). für einen<br />
reinen öffentlidlen Schutzraumbau ein ausreichender<br />
Platz nidlt mehr zu finden sein.<br />
Die Erfüllung der Zivilschutzaufgaben an<br />
diesen besonders gefährdeten Schwerpunkten<br />
macht daher die Ausnutzung unterirdisdler<br />
Verkehrsanlagen für die Errichtung<br />
von öffentlichen Sdlutzräumen unumgänglich<br />
nötig.<br />
Die Bundesregierung wird daher den eingeschlagenen<br />
Weg, unterirdische Verkehrsanlagen<br />
gleichzeitig als öffentliche<br />
Schutzräume einzurichten, weiter verfolgen.<br />
Sie schließt sich damit der Auffassung des<br />
anderen Teiles der Mitglieder der Sachverständigenkommission<br />
an, die die Errichtung<br />
von öffentlichen Sdlutzräumen in Verbindung<br />
mit unterirdischen Verkehrsanlagen<br />
bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen<br />
technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar<br />
halten.<br />
Der Bericht dieser Mitglieder der Sachverständigenkommission<br />
enthält wesentliche<br />
Ausführungen über die Gesetzmäßigkeiten<br />
und grundsätzlichen Zusammenhänge der<br />
technischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten<br />
der Mehrzweckbauten. Die dargelegten<br />
Erkenntnisse entsprechen im wesentlichen<br />
aum den Erfahrungen, die die<br />
Bundesregierung bei der Planung und Ausführung<br />
von bisher 15 Objekten (Stand :<br />
September 1964), die sich größtenteils noch<br />
im Bauzustand befinden, gesammelt haI. "<br />
Entschließung des Bundesrates<br />
Der Bundesrat behandelte in einer Sitzung<br />
am 17. Dezember 1965 den Bericht der<br />
Sachverständigenkommission und nahm<br />
dazu eine Entschließung an, in der zu der<br />
Frage, ob der Bau unterirdischer Verkehrsantagen<br />
mit Aufgaben des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />
verbunden werden kann,<br />
festgestellt wird:<br />
,,1 . Der Bundesrat ist der Auffassung, daß<br />
unterirdische Verkehrsbauten geeignet<br />
sind, bei feindlichen Angriffen einen gewissen<br />
Sdlutz zu bieten. Deshalb sollte<br />
angestrebt werden, die Mitverwendung un-<br />
Zu unseren Bildern:<br />
K ......_on __: _<br />
oruben IOr d .. U-Bahnen und die T ...•<br />
o.regenl Du bedeutet Schmutz, Llrm.<br />
Umleitungen. Wo lInnMr die YorauIHlzungen<br />
gegeben .. ncr,<br />
Il0l.... 1Iehrzwlldcb.uten<br />
...,k:htet werden. Die Ober·<br />
Iebenlc::Mnce wird .. Ibst In einer<br />
lChutzmiBIg nktlt worbereIteten um.·<br />
lid_on y"" ......... I. der R_I<br />
gr68er .eln .1. Im Freien. Die "",.na<br />
_ Anlogen _ .... 1_ Foll<br />
I .. "~11d< der Q .......... _.<br />
oudIonden outgeoudlt _.<br />
Der Zw.no zu Mehrzwedtanlagen ergibt<br />
.Ich dar.u., dd In den Innenatldten<br />
nach dem 8.., der U-Bahnen und TIef·<br />
oaraoen elnfech kein Platz mehr fOr<br />
reine Schutzbauten Hin wird. Ist auf<br />
Grund '* DrUlchen VertallIn .... ein wer<br />
.1Irkter Schutz nicht zu nrwtrklldten. 10<br />
lat ein TeUlChutz durch geetgnete Au.<br />
b.u .... 8ft11hmen In I ..... F.II Im 81nne<br />
cf •• ZlvlllChutz ......... eben.wert.<br />
ael Mehrzwec:Unlagen het der Verllehfa..<br />
zwedc den Vorr.ng, durch Einbauten rar<br />
den zlvUen aevOlkerunguc::hutz darf der<br />
ftle8ende Verkehr Im Frieden nicht beelnb'Ic:hU"t<br />
.erden. L.aaen aktl bekIe<br />
V ......... unguwec::k. nIc:I'It kombln ........ ,<br />
ao rnulll .uf den Bau einer lIehrzwec::k·<br />
.nl.O. venk:ht.t werden.<br />
terirdischer Verkehrsanlagen für Zwecke<br />
des zivilen BevölkerungssdlUtzes zu ermöglichen,<br />
wo es die örtlichen Verhältnisse<br />
gestatten. Allerdings werden nicht immer<br />
die Anforderungen eines verstärkten<br />
Schutzes voll erfüllt werden können. Deshalb<br />
SOllte ggf. geprüft werden, inwieweit<br />
durch Ausbaumaßnahmen wenigstens ein<br />
Teilschutz in den unterirdischen Verkehrsanlagen<br />
erreichbar ist. Auch in diesen Fällen<br />
wird der Bund die Kosten zu tragen<br />
haben.<br />
2. In Übereinstimmung mit der Kommission<br />
sollten alle Planungen von Mehrzweckbauten<br />
unter dem Gesidltspunkt gesehen werden,<br />
daß Verkehr und Bevölkerungssdlutz<br />
ihre Eigenständigkeit haben und der frie-<br />
4
densmäßige Verkehrsablauf durch Maßnahmen<br />
für den zivilen Bevölkerungsschutz<br />
nidlt beeinträchtigt werden darf. Der Verkehrszweck<br />
hat insoweit den Vorrang. Wo<br />
sidl Verkehr und Bevölkerungsschutz nicht<br />
in Einklang bringen lassen, scheidet deswegen<br />
eine Mehrzwecklösung aus.<br />
3. Oie Kombination von Verkehrsanlage<br />
und Schutzbauwerk erschwert zwar die<br />
technische Lösung der Verkehrsprobleme ;.<br />
größere Verzögerungen in der Planung und<br />
Ausführung von VerkehrSbauten dürften jedoch<br />
gleichwohl vermeidbar sein. Dazu<br />
dient auch § 16 Abs. 1 Satz 3 des Schutzbaugesetzes,<br />
wonach Auflagen des Zivilschutzes<br />
dem Bauherrn gegenüber nur<br />
wirksam sind, wenn sie binnen 4 Monaten<br />
nach der Unterrichtung des Bundesministers<br />
des Innern über die Planung erteilt<br />
werden. Im übrigen sollte - auch im Interesse<br />
einer Kostenersparnis - angestrebt<br />
werden, die Schutzraumforderungen berei ts<br />
bei der Vorplanung zu berücksichtigen, zumal<br />
da das an den Knotenpunkten des Verkehrs<br />
verfügbare Gelände in der Regel<br />
sehr beschränkt ist.<br />
4. Nadl Auffassung des Bundesrates sollte<br />
sichergestellt werden, daß zumindest in den<br />
Schwerpunkten des Verkehrs öffentliche<br />
Schutzräume in unterirdischen Verkehrsanlagen<br />
oder in unmittelbarer Verbindung<br />
damit für die Verkehrsteilnehmer geschaffen<br />
werden. Bei den Planungen sollte auch<br />
geprüft werden, inwieweit Teile unterirdischer<br />
Verkehrsanlagen als Fluchtwege dienen<br />
und dementsprechend eingerichtet<br />
werden können."<br />
, Bundesrat-Drucksadle 465/64<br />
U<br />
J Ober die Studienreisen liegen Beridlte vor:<br />
von der STUVA über Mehrzweckbauten in der<br />
Sdlweiz,<br />
vom FadlaussdluB MSdlutzraumbauten M des BOI<br />
über Mehrzweckbauten in Sdlweden und<br />
von der Interministeriellen Kommission beim BMI<br />
über Mehrzweckbauten in den Niederlanden, in<br />
Dänemark und Norwegen.<br />
) Die Bundesregierung hat nadl eingehenden Vorarbeiten<br />
der Ressorts am 16. Juni 1965 die Empfehtungen<br />
der Sadlverständigen ausführlidl erörtert<br />
und einen Beschluß gefaBt, der als Stellungnahme<br />
der Bundesregierung zum Bericht der Sachverständigenkommission<br />
am 18. Juni 1965 den Präsidenten<br />
des Deutschen Bundestages und des<br />
Bundesrates übermittelt wurde. Siehe Bundesrat·<br />
Drucksache 343'65.<br />
5
•<br />
ure<br />
Die Menschlichkeit ist nicht ausgestorben.<br />
Immer wieder finden sich Idealisten,<br />
die Kriegsleid lindern, wie dieser<br />
Arzt, der freiwillig in Südvjetnam der<br />
Zivilbevölkerung Hilfe leistet.<br />
Von Earl Warren<br />
Oberster Bundesrlcht<br />
Die Sdlaffung eines einheitlidlen<br />
Völkerrechts ist ohne internationale<br />
Zusammenarbeit nicht möglich. Ob<br />
es sich um allgememverbindliche<br />
Staatsverträge handelt oder um ein<br />
in langjähriger Rechtspraxis erworbenes<br />
Gewohnheitsrecht, immer wird eine internationale<br />
Rechtsordnung von der Zusammenarbeit<br />
aller Völker und Staaten abhangig<br />
sein.<br />
Seit Beginn der Geschichtsschreibung war,<br />
wie wir es in den Geschichtsbüchern nachlesen<br />
können, in Frieden zu leben höchstes<br />
Bedürfnis der Menschheit. Mit dem Anbruch<br />
des Atomzeitalters ist daraus eine Notwendigkeit<br />
geworden. Oie Entwicklung anderer<br />
Methoden als der des Krieges zur<br />
Beilegung von Zwistigkeiten ist daher die<br />
vordringlichste Aufgabe unseres Jahrhunderts.<br />
Die Hoffnung auf Frieden in der Welt ist<br />
kein leerer Wahn. Sie ist heute mehr<br />
berechtigt denn je. Die blutgetränkten<br />
Schlachtfelder von gestern und heute haben<br />
uns deutlich vor Augen geführt, daß Kriege<br />
nicht einmal -den Interessen jener dienen,<br />
die sie herbeiführen, geschweige denn den<br />
Interessen der Menschheit. Kurz gesagt, die<br />
Werkzeuge des Krieges haben versagt, und<br />
so stellt sich uns die Aufgabe, die Instrumente<br />
des Friedens so zu stärken, daß sie<br />
die Lenkung der Weltpolitik übernehmen<br />
können.<br />
Die Ausdehnung der Herrschaft des Rech ts<br />
auf die ganze Weltgemeinschaft wäre eine<br />
solche Stärkung, denn es gibt keinen besseren<br />
Schutzwall des Friedens, der je von<br />
Menschenhand geschaffen wurde. Heute,<br />
da wir wissen, wie man die ganze Welt vernichten<br />
kann, ist die Schaffung von Instrumenten<br />
und Institutionen, die die Menschheit<br />
vor der Au srottung durch einen Atomkrieg<br />
bewahren. von äußerster Dringlichkeit.<br />
Die Menschen müssen lernen, miteinander<br />
auszukommen, oder sie müssen es<br />
dulden, daß alles, was sie bisher erreicht<br />
haben, in einem sinnlosen Vernichtungskrieg<br />
ausgelöscht wird.<br />
Natürlich ist die Schaffung einerWeItrechtsordnung<br />
keine leichte Aufgabe. Die Welt ist<br />
zerrissen durch Unterschiede der Sprad1e,<br />
der Hautfarbe, des Glaubens und der Weltansd1auung.<br />
Und dom stellt die Ordnung<br />
auf der Grundlage von Remt und Gesetz im<br />
nationalen und im internationalen Bereim<br />
eine Konzeption dar, die von aUen Völkern<br />
und Staaten als ideal empfunden wird. Die<br />
Redlt5basis Ist somit die geeignete Grundlage,<br />
auf der sich das Gebäude des Weltfriedens<br />
errichten läßt.<br />
Das Recht ist der Protektor der Freiheit. der<br />
Mittler der Gerechtigkeit, der Hüter dDr<br />
Grundrechte des Menschen und des Staates.<br />
Niemand ist so groß. daß er über dem<br />
Gesetz steht, und keiner ist so gering, daß<br />
er seinen Sd1utz nicht beanspruchen darf.<br />
Unser Ziel ist eine Welt rechtsordnung, die<br />
für alle Staaten und eine gegebene Situation<br />
gleiche Rechtsnormen schafIt. Der Terminus<br />
.. Herrschaft des Rechts" steht für<br />
ordentliche Verfahren. Festhalten an den<br />
grundlegenden Moralprinzipien, Achtung<br />
vor der Würde und dem Wert des einzelnen.<br />
Er schließt in sich alle Traditionen.<br />
Verfahrenswelsen und Institutionen ein, die<br />
diesen Idealen dienen. Innerhalb der einzelnen<br />
Staaten manifestiert sich die Herrschaft<br />
des Rechts in der Besdlränkung der<br />
legislativen Gewalt, im Schutz vor dem MIßbrauch<br />
der Regierungsgewalt, im Prinzip<br />
der Gleichheit vor dem Gesetz und im<br />
Schutz der persönlichen Freiheiten durch<br />
unabhängige Gerichte. Im internationalen<br />
Bereich schließt sie die Entwicklung von<br />
6
Vereinigten Staaten<br />
Seit Jahren lagl im Völkerbundpalasl<br />
in Genf die Abrüslungskonferenz. Bisher<br />
ohne Erfolg. Dennoch verdienen<br />
ihre Bemühungen zur Erhaltung des<br />
Friedens die Anerkennung aller.<br />
Traditionen, Verfahren und Institutionen<br />
ein, die die internationalen Spannungen<br />
verringern, Krisen lösen und Gewaltakte<br />
verhindern, indem sie Gewalt durch juristische<br />
Verfahren ersetzen.<br />
In dieser Hinsicht trifft der Terminus "Herrschaft<br />
des Rechts" auf weltweites Verständnis.<br />
Und immer stärker wird auch das Verständnis<br />
der Tatsache, daß jede Zivilisation<br />
auf der Achtung des Rechts aufbauen muß,<br />
denn nur dort. wo das der Fall ist, kann sie<br />
gedeihen und sich fortentwickeln. Die Herrschaft<br />
des Rechts ist ein Ideal, an dem<br />
sich die Hoffnungen und Sehnsüchte der<br />
Menschheit emporranken in ei ner gemeinsamen<br />
gewaltigen Anstrengung, das Gebäude<br />
des Weltfriedens zu errichten.<br />
Wir leben in einer Zeit, in der die ganze<br />
Welt in einem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen,<br />
wissenschaftlichen, aber auch geistigen<br />
Umbruch begriffen ist. Unsere Zeit sah<br />
Leistungen wie die des Überschallflugs, der<br />
Kernspaltung, der Entwicklung von Wunderdrogen<br />
und des bemannten Raumflugs.<br />
Rasche und sich überstürzende Veränderungen<br />
auf wirtschaftlichem, wissenschaftlichem<br />
und sozialem Gebiet - sie sind zu<br />
zahlreich, um sie hier alle aufzuzählen -<br />
machen eine Wertbestimmung nach herkömmlichen<br />
Normen und Erfahrungen von<br />
Tag zu Tag schwieriger. Neue Ausblicke in<br />
die Unendlichkeit des Raums haben sich<br />
dem um die Erfassung des Universums bemühten<br />
Menschen eröffnet. In einem nie erträumten<br />
Tempo verändert sich unser Daseinsbild.<br />
Um sicherzustellen, daß diese<br />
Veränderungen dem Menschen zum Segen<br />
gereichen, müssen wir eine WeItrechtsordnung<br />
schaffen, die es der WeItgemeinschaft<br />
ermöglicht, die Probleme, die sie<br />
aufwerfen, zu meistern und alle ihre Kräfte<br />
für friedliche und produktive Ziele einzusetzen.<br />
Dank moderner Kommunikations- und Verkehrsmittel<br />
ist unsere Welt unteilbar geworden.<br />
Was jahrhundertelang als trennendes<br />
Hindernis galt - Gebirgszüge, Ozeane,<br />
Wetter oder Klima, ja selbst Zeit und Entfernung<br />
- , hat an Bedeutung verloren.<br />
Wachsende wirtschaftliche und ku lturel le<br />
Beziehungen machen die Interdependenz<br />
und die Zusammenarbeit von Staaten auf<br />
internationaler Basis zu einem Faktor, dessen<br />
Bedeutung nur noch von wenigen in<br />
Abrede gestellt wird. Schon aus diesem<br />
Grunde beansprucht die Schaffung einer<br />
Weltrechtsordnung durch internationale Zusammenarbeit<br />
höchsten Vorrang. Die Unteilbarkeit<br />
unserer heutigen Welt kann<br />
dabei nur von Vorteil sein.<br />
Ich erwähne diese bekannten Dinge und<br />
Vorgänge, um aufzuzeigen, daß die Entwicklung<br />
auf dem Gebiet des internationalen<br />
Rechts mit dem Wandel der Weltlage<br />
nicht Schritt gehalten hat. Es ist nun Sache<br />
der Rechtswissenschaftler, diese Lücke zu<br />
schließen. Ich meine, daß wir Diener des<br />
Rechts zu ebenso spektakulären Leistungen<br />
fähig sind wie die großen Männer der Wissenschaft.<br />
Wir müssen Gesetze schaffen,<br />
die den Gebrauch der Macht so beschränken,<br />
daß er der Menschheit zum Segen gereicht<br />
und nicht zu ihrem Verderben. Ich bin<br />
sogar der Ansicht, daß die Leistungen der<br />
Naturwissenschaft plus Elektronik den konstruktiven<br />
Gedankenaustausch beflügeln<br />
können , der notwendig ist, um den Tag, von<br />
dem an eine Weltrechtsordnung die Welt<br />
regiert, beschleunigt herbeizuführen.<br />
Ich habe 1963 und noch einmal 1965 an<br />
juristischen Weltkonferenzen teilgenommen,<br />
die mich in meinem Glauben an eine<br />
internationale Rechtsordnung als Funda-<br />
7
me nt des Weltfriedens bestärkt haben. Hier<br />
waren Praktiker, die neue Ideen entwickelten<br />
und mit viel Schwung an die Verwirklichung<br />
ihrer Ideen herangingen.<br />
Es gibt eine Reihe von Anzeichen, die für<br />
die Möglichkeit der Schaffung einer Weltrechtsordnung<br />
sprechen. Wir alle aber sind<br />
uns darüber klar, daß noch ein weiter Weg<br />
vor uns liegt. Deshalb möchte ich vier<br />
Fragen herausgreifen, die mir in diesem<br />
Zusammenhang besonders wichtig erscheinen<br />
:<br />
1. Was können wir tun, damit Vernunft<br />
mehr und mehr an die Stelle der Gewalt als<br />
einer Maßnahme zur Beilegung internationaler<br />
Konflikte tritt? Die Arbeit der Vereinten<br />
Nationen auf diesem Gebiet stimmt uns<br />
zuversichtlich. Leider aber wird Vertrauen<br />
nodl immer viel zu oft mit roher Gewalt vergolten.<br />
Das Fehlen von wirksamen Rechtsverordnungen<br />
und Geridlten, die befugt<br />
sind, Meinungsverschiedenheiten der Völker<br />
und Nationen auf welt rechtlicher Basis<br />
zu schlichten, ist vielleicht der größte Riß im<br />
Bauwerk unserer Zivilisation. Wir müssen<br />
eine leistungsfähige Friedensmaschinerie<br />
entwickeln, daß heißt, wir brauchen umfassendere<br />
Gesetze und kompetente Rechtsinstitutionen.<br />
Wir brauchen WeItrechtsnormen,<br />
die den Frieden sichern und eine<br />
Atmosphäre schaffen, die die Anwendung<br />
von friedlichen Methoden zur Regel werden<br />
läßt.<br />
2. Wie müssen die Redltsinstitutionen beschaffen<br />
sein, die eine Expansion des Handels,<br />
der Investitionstätigkeit und das wirtschaftliche<br />
Wachstum auf weltweiter Basis<br />
begünstigen? Wenn es gelingt, die Lücke<br />
zwischen armen und reichen Staaten zu<br />
schließen, sind wir auf dem Wege zum<br />
Weltfrieden ein gutes Stück vorangekommen.<br />
Wirksamere judikatorische Verfahren<br />
zur Beilegung von Meinungsverschiedenheiten<br />
auf wirtschaftlichem Gebiet zu entwickeln<br />
ist eine Möglichkeit, das Problem in<br />
den Griff zu bekommen.<br />
3. Was kann getan werden, um den Rechten<br />
und Pflichten des einzelnen in bezug<br />
auf die Weltgemeinschaft größere internationale<br />
Anerkennung zu verschaffen?<br />
Hierunter fällt auch die Anerkennung der<br />
Grundrechte der Bürger eines jeden Staates,<br />
die sich als Touristen in einem anderen<br />
Lande aufhalten oder dort ihren Wohnsitz<br />
genommen haben.<br />
4. Und vor allem, was können wir tun, um<br />
Oben: Folgen des Krieges.<br />
Ein kleiner Junge sucht im Schutt eines<br />
zerstörten Hauses in Saigon nach<br />
ein paar Habseligkeiten.<br />
Links: Atomenergie für friedliche<br />
Zwecke wird in diesem Reaktor<br />
gewonnen. So genutzt, befähigt sie den<br />
Menschen, früher nie erreichbare<br />
Erfolge zu erringen. Kriegerisch<br />
angewandt, wird sie zum Fluch der<br />
Menschheit. " Die Menschen müssen<br />
lernen, miteinander auszukommen."<br />
das Verständnis für Rechtsfragen auf allen<br />
Bildungsebenen und in aller Welt zu vertiefen,<br />
den internationalen Austausdl auf<br />
juristischem Gebiet zu erleichtern und den<br />
wachsenden Komplex des nationalen und<br />
internationalen Rechts universell zugänglich<br />
zu machen? Selbst die größten Hindernisse<br />
auf dem Wege zur Schaffung einer<br />
Weltrechtsordnung können überwunden<br />
werden, wenn die Staaten alle ihre Hilfsmittel<br />
einsetzen, um die juristische Bildung<br />
zu fördern und juristische Erkenntnisse und<br />
Erfahrungen einem möglichst großen Kreis<br />
zu erschließen.<br />
Ich bin der festen Überzeugung, daß der<br />
Zeitpunkt für die Schaffung einer Welt- 0<br />
redltsordnung jetzt gekommen ist.<br />
8
•<br />
1<br />
unser<br />
ul?<br />
ZU den erstaunlichsten Fähigkeiten des<br />
Menschen- und Tierkörpers gehört es,<br />
daß er Verletzungen mit einem Blutschorf<br />
verschließen kann, unter dem sich durch<br />
Neubildung von Gewebezellen die Heilung<br />
vollzieht. Wären wir dazu nicht imstande,<br />
so müßten wir bei jedem kleinen Unfall verbluten;<br />
vor allem würden Blutungen, wie sie<br />
sich in inneren Organen auch bei scheinbar<br />
gesunden Menschen oft ereignen, zum<br />
Tode führen. Die Natur hat aber Sorge getragen,<br />
daß die entstehende Kruste einen<br />
größeren Blutverlust fast immer verhindert<br />
und nach Erfüllung dieser Aufgabe entweder<br />
abfällt oder aufgelöst wird.<br />
Zur Aufklärung der komplizierten Vorgänge,<br />
die sich bei der Blutgerinnung abspielen,<br />
haben viele Forscher beigetragen. Trotzdem<br />
sind noch nicht alle Einzelheiten bekannt.<br />
Man weiß indessen, daß eine bestimmte<br />
Art von Blutkörperchen sowie eine<br />
lange Reihe von sogenannten Gerinnungsfaktoren,<br />
also Inhaltsstoffen des Blutes,<br />
eine maßgebende Rolle dabei spielen.<br />
Ein Modellversuch, der leicht zu veranstalten<br />
ist, erleichtert das Verständnis. Läßt<br />
man etwas Blut vom Menschen oder von<br />
einem Säugetier in einer senkrechten Glasröh<br />
re einige Zeit stehen, so bildet sich alsbald<br />
ein fester dunkelroter Bodensatz. Die<br />
darüberstehende dünne Flüssigkeit ist hellgelb.<br />
Der rote " Blutkuchen" besteht aus weißen<br />
und roten Blutkörperchen, Blutplättchen<br />
und Fibrin. Die Blutkörperchen schwimmen<br />
im gesunden Blut in ungeheuer großer<br />
Zahl ; die roten sind kernlose Zellen, dienen<br />
dem Sauerstofftransport und verleihen<br />
dem Blut seine charakteristische Farbe,<br />
während die weißen, rasch bewegliche<br />
.. Wanderzellen ", vo r allem zur Bekämpfung<br />
vo n eingedrungenen Krankheitserregern<br />
und Fremdkörpern eingesetzt werden. Der<br />
Zahl nach liegen die schon erwähnten Blutplättchen,<br />
die sogenannten Thrombozyten,<br />
zwischen beiden Arten von Blutkörperchen.<br />
Man hat etwa 250000 von ihnen in einem<br />
Kubikmillimeter Blut gezählt. Mit diesen<br />
Thrombozyten müssen wir uns später noch<br />
beschäftigen. Das gelbe dünne Serum ist<br />
aus dem Plasma, dem flüssigen Anteil des<br />
Blutes, entstanden.<br />
Gerinnung an der "fremden" Fläche<br />
Unser Versuch spielt sich in ähnlicher Form<br />
jedesmal ab, wenn Blut bei einer Verletzung<br />
aus einem Gefäß hervorquillt und dann mit<br />
irgendeiner Fläche in Berührung kommt. In<br />
unserem Modellversuch war es die Wand<br />
des Glases, bei Verwundungen sind es benachbarte<br />
Organe, zerrissene Gefäßwände<br />
oder die Haut. Auch die Innenwand der<br />
Blutgefäße kann das nämliche Ereignis zur<br />
Folge haben, wenn eine Verengung oder<br />
Entzündung des Blutweges vorliegt. Die Berührung<br />
mit einer solchen "fremden" Oberfläche<br />
hat zur Folge, daß das Calcium des<br />
Blutes, der sogenannte Faktor IV, mehrere<br />
andere Faktoren - insgesamt werden etwa<br />
15 unterschieden - in Aktion setzt; dadurch<br />
werden die oben erwähnten Thrombozyten<br />
aus ihrem Ruhezustand angeregt; sie ballen<br />
sich zusammen oder setzen sich an der<br />
Oberfläche oder an Fremdkörpern nieder.<br />
Es wäre für unsere kurze Betrachtung zu<br />
weitläufig, wollten wir das Zusammenspiel<br />
aller Blutgerinnungsfaktoren in seiner Komj:liziertheit<br />
darlegen ; dazu kommt, daß über<br />
manches die Meinungen der Wissenschaftler<br />
auseinandergehen.<br />
Einem Inhaltsstoff des Blutes müssen wir<br />
nun unsere Aufmerksamkeit zuwenden, den<br />
wir bisher noch nicht besprochen haben.<br />
Wir meinen das Fibrinogen. Es ist dies ein<br />
Eiweißkörper, der in der Leber gebildet<br />
wird und den man auch als Faktor I bezeichnet.<br />
Während mehrere der übrigen<br />
Faktoren miteinander reagieren, entsteht<br />
Thrombin, welches das Fibrinogen in Fibrin<br />
umwandelt. Es bildet elastische Fasern, die,<br />
wie in unserem Modellversuch beschrieben,<br />
den gallertartigen Blutkuchen entstehen<br />
lassen. Indem sie sich zusammenziehen,<br />
wird das Serum ausgepreßt und das Gerinnsel<br />
immer mehr verfestigt.<br />
Blutegel verhindert Erstarren<br />
Wir dürfen noch einmal betonen, daß die an<br />
der Gerinnung beteiligten Bestandteile des<br />
Blutes sämtlich erst durch ein höchst verwickeltes<br />
Zusammenspiel in ihre aktive<br />
Form übergehen. Das Blut kann also unter<br />
normalen Umständen in den Adern nicht<br />
von selbst gerinnen. Im übrigen läßt sich<br />
der Vorgang durch verschiedene Medikamente<br />
verzögern oder ganz verhindern.<br />
In erster linie ist hier das Hirudin zu erwähnen,<br />
das vom Blutegel gebildet wird ;<br />
saugt er sich an einem Warmblüter fest, so<br />
ergießt sich etwas Hirudin in die BißsteIle.<br />
Dadurch erreicht das Tier, daß das Blut an<br />
der Wunde und in seinem Körperinnern<br />
nicht vorzeitig erstarrt. Heparin, das in der<br />
menschlichen Leber vorkommt, und mit ihm<br />
verwandte Heparinoide werden ebenso wie<br />
Hirudin dazu benutzt, auf dem Wege der<br />
Einspritzung oder Einreibung bei Stauungen<br />
der verschiedensten Art das Blut<br />
flüssig zu erhalten.<br />
Eine Reihe von synthetischen Stoffen, von<br />
denen etliche mit dem Cumarin oder dem<br />
Indandoin verwandt sind, erfÜllten ähnliche<br />
Zwecke. Blutgerinnsel in den Gefäßen kann<br />
man mit den Fermenten Streptokinase und<br />
Streptodornase zur Auflösung bringen.<br />
Ernsthafte Krankheiten, die mit Gefäßversdllüssen<br />
zusammenhängen, werden so in<br />
oft verblüffender Weise geheitt.<br />
Umgekehrt hat die wissenschaftliche Forschung<br />
eine Reihe von Substanzen aufgefunden<br />
und als Medikamente dem Apotheker<br />
und dem Arzt in die Hand gegeben,<br />
welche die Blutgerinnung fördern. Sie wer·<br />
den au s Eiweiß, Gelatine oder Blut gewonnen<br />
und dem Patienten äußerlich, z. B. al s<br />
Verband oder als Streupuder, aber auch al s<br />
einzunehmende oder einzuspritzende Arznei,<br />
zugeführt und bringen so manche bedrohliche<br />
Blutung zum Stehen. Einer der<br />
größten Fortschritte ist es, daß der Arzt<br />
heute auch Patienten erfolgreich behandeln<br />
kann, die an der früher so gefürchteten<br />
Hämophilie, der Bluterkrankheit, leiden.<br />
Dr. P. B./ GDA<br />
9
• •<br />
lVI E<br />
IV. Teil Fortsetzung aus ZB Nr. 4/66<br />
VI. Die Entwicklung der zivilen<br />
Notstandsplanung in der NATO<br />
1. Lag somit der Schwerpunkt der NATO<br />
Anstrengungen in den ersten Jahren der<br />
Allianz auf politischem und militärischem<br />
Gebiet, so stellte sich doch sehr rasch heraus,<br />
daß die militärisdle Verteidigung Europas<br />
auf die Unterstützung durch parallele<br />
zivile Planungen und Maßnahmen angewiesen<br />
war. Angesichts der Abhängigkeit der<br />
in Europa stehenden Streitkräfte von der<br />
Versorgung über den Atlantik wurde dieses<br />
Problem zuerst im Bereich der Hochseeschiffahrt<br />
sichtbar. So kam es im Mai 1950<br />
zur Bildung eines zivilen " Planungsausschusses<br />
für Hochseeschiffahrt", dessen<br />
Hauptaufgabe in der Ausarbeitung von Plänen<br />
zur Sicherstellung der erforderlichen<br />
Transportleistungen über den Ozean lag.<br />
Gerade auf diesem Gebiet verfügten die USA<br />
und Großbritannien aus der Zeit des zweiten<br />
Weltkrieges über erheblid1e Erfahrungen,<br />
die in diesem Aussdluß nutzbar gemad1t<br />
werden sollten.<br />
Dem Planungsausschuß für Hochseeschifffahrt<br />
folgte im Januar 1952 die Bildung des<br />
zivilen " Planungsaussd1usses für Erdöl".<br />
Die Bedeutung der Versorgung volImotorisierter<br />
Verbände, aber auch aller Transportmittel,<br />
mit Erdölprodukten ließ seine Erridltung<br />
besonders wichtig erscheinen.<br />
Als drittes Gremium rief dann der NATO<br />
Rat am 28. Juli 1952 den .. Planungsaussd1uß<br />
für den europäischen Binnenverkehr<br />
auf dem Land- und Wasserweg" ins Leben.<br />
Er sollte sich mit der Deckung des verteidigungswichtigen<br />
Bedarfs an Transportleistungen<br />
des Binnenverkehrs und den entsprechenden<br />
Forderungen an die Verkehrsinfrastruktur<br />
befassen.<br />
Am 19. November 1952 besdlloß der<br />
NATO-Rat sd1ließlich auch die Einsetzung<br />
des " Civi i Defence Committees", das<br />
sprünglich als Forum für alle tee;,n;sc;,en]<br />
und administrativen Gesichtspunkte der<br />
vilen Verteidigung gedacht war, sich aber<br />
im Laufe der Zeit zu einem Ausschuß für<br />
den zivilen Bevölkerungssdlutz entwikkelte.<br />
Von ihm wurde im November 1954<br />
der "Au sschuß für Sanitätswesen" abgespalten.<br />
Außer den erwähnten Ausschüssen hatte<br />
der NATO-Rat noch eine Reihe von anderen<br />
Gremien für die verschiedensten Sachgebiete<br />
gebildet, wie auch die genannten<br />
Ausschüsse ihrerseits zum Teil Vorläufer<br />
in anderer Gestalt besaßen. Dennoch bleibt<br />
festzuhalten, daß die genannten fünf Ausschüsse<br />
die ersten waren, die sich mehr<br />
oder minder ausschließlich mit Fragen der<br />
zivilen Verteidigung befaßten. Zwar hatten<br />
sie ihre Tätigkeit zunädlst unter dem Gesichtspunkt<br />
aufgenommen, die unabdingbare<br />
Unterstützung der militärischen Verteidigung<br />
durch den zivilen Bereidl sicherzustellen,<br />
doch ergab sich sehr bald, daß<br />
diese Beschränkung ihrer Aufgabe den Erfordernissen<br />
einer umfassenden Verteidigung<br />
nicht gerecht wurde.<br />
2~ufgabe de;- Verteidigung- der Allianz<br />
und ihrer Mitglieder mußte es sein, den Bestand<br />
und die Grundordnung der NATO<br />
Staaten, aber au ch das Leben und die Freiheit<br />
ihrer Bürger gegen Angriffe von außen<br />
zu schützen 1 • Das Wesen des Krieges ließ<br />
sich zumindest im abendländischen Raum<br />
lange Zeit als eine Auseinandersetzung bewaffneter<br />
Streitkräfte begreifen. Diese nahm<br />
jedoch weder die Nationen in ihrer Gesamtheit<br />
in Ansprudl, nod'! bedrohte sie allgemein<br />
die Existenz ihrer Bürger. Erst im Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts, nämlich einige<br />
Monate nach Beginn des ersten Weltkrieges,<br />
wurde aus dem Kampf bewaffneter<br />
Streitkräfte ein Völkerringen, das alle Le-<br />
Am Eingangstor zum Kommando Allied<br />
Forces Central Europe (AFCENT), der<br />
Alliierten Streitkräfte Europa Mitte, In<br />
Fontainebleau: Soldaten aus drei Nationen<br />
bei gemeinsamer Kontrolle.<br />
10
Von MinisterialratDr. jur.,Dr. phil. Ullrich Eichstädt,Bonn<br />
•<br />
erte. I<br />
•<br />
un<br />
Ihre Entwicklung • In<br />
der Bundesrepublik<br />
bensbereiche erlaBte, Front und Heimat unlösbar<br />
verknüpfte und zur Mobilisierung aller<br />
geistigen, politischen, wirtschaftlichen,<br />
personellen und materiellen Mittel zwang.<br />
Dieser Wandel zum " totalen " Krieg trat im<br />
zweiten Weltkrieg klar zutage. Die Kriegführung<br />
bei der Seiten richtete sich mit großer<br />
Intensität gegen die unbewaffnete Zivilbevölkerung,<br />
ihre Wohnstätten und die<br />
Mittel zur Befriedigung ihrer Lebensbedürfnisse.<br />
Die fortsdlreitende Technik gab den<br />
kämpfenden Parteien mit massierten Luftstreitkräften<br />
und den ersten Raketen die<br />
Waffen für eine tödliche Bedrohung der Zivilbevölkerung<br />
in die Hand. Die konsequente<br />
Fortführung der sdlon in den zwanziger<br />
Jahren entwickelten Ideen des Generals<br />
Douhet über die Luftkriegführung der<br />
Zukunft barg Gefahren in sich, die durch<br />
die beginnende Entwicklung der Raketentechnik<br />
und die Erfindung von nuklearen<br />
und thermonuklearen Waffen ins ungemessene<br />
gesteigert wurde.<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg zeigten die<br />
Analysen der verschiedenen Möglichkeiten<br />
einer Kriegführung, daß künftige Konflikte<br />
größeren Ausmaßes niemals mehr Kämpfe<br />
bewaffneter Heere allein, sondern bei der<br />
Komplexität unserer modernen Welt immer<br />
totale Auseinandersetzungen sein würden,<br />
die die beteiligten Völker mit ihrem gesamten<br />
verfügbaren Potential auszufechten haben.<br />
Von einer derart totalen, alle Lebensbereiche<br />
erfassenden Kriegführung mußte<br />
daher jede moderne Verteidigungsplanung<br />
ausgehen. Dies galt auch für die Planung<br />
der NATO.<br />
Während einst die Staaten und ihre Bevölkerung<br />
durch die aktive militärische Abwehr<br />
feindlicher Angriffe geSchützt werden<br />
konnten, ist in unserem Zeitalter eine Verteidigung<br />
mit militärischen Mitteln allein<br />
nicht mehr möglich. Daraus folgt, daß jeder<br />
Staat für den Kriegsfall umfassende Vor-<br />
kehrungen auch im zivilen Bereich treffen<br />
muß. wenn er seine Existenz und das Leben<br />
seiner Bürger nicht von vornherein in<br />
Frage stellen will. Ohne derartige zivile<br />
Vorkehrungen ist aber auch keine wirksame<br />
militärische Verteidigung mehr möglich.<br />
Oie zivile Verteidigung ist damit zu einem<br />
unverzichtbaren Korrelat der militärischen<br />
Verteidigung geworden. Beide müssen sich<br />
sinnvoll ergänzen, denn eine moderne Verteidigung<br />
kann heute nur ein geschlossenes<br />
Ganzes sein.<br />
Aus dieser Erkenntnis heraus empfahl der<br />
NATO-Rat am 26. Mai 1955 den Regierungen<br />
aller Mitgliedsstaaten, unverzüglich mit<br />
dem Aufbau einer zivilen Verteidigung zu<br />
beginnen. Gestützt auf den bereits erwähnten<br />
Art. 3 des NATO-Vertrages (vg1. V.<br />
Zift. 1) riet der Rat den Mitgliedsstaaten, im<br />
Hinblick auf einen Ernstfall<br />
1. für die Erhaltung von Menschenleben,<br />
d. h. für den Schutz der Zivilbevölkerung<br />
und die Gewährleistung tragbarer Lebensbedingungen,<br />
2. für die Aufrechterhaltung der Staats- und<br />
Regierungsfunktionen und<br />
3. für die Unterstützung der militärischen<br />
Verteidigung durch die zivile Seite<br />
in jeder nur möglichen Weise Sorge zu<br />
tragen.<br />
Diese Empfehlungen vom 26. Mai 1955<br />
stellen den Auftakt der zivilen Verteidigung<br />
dar. In einem Zeitpunkt, in dem die Bundes<br />
republik noch nicht aktiv in der NATO<br />
mitwirkte, entstand so ein neu es Aufgabengebiet,<br />
das die englische Bezeichnung "Civii<br />
Emergency Planning" erhielt. Daraus ergab<br />
sich der deutsche Terminus " Zivile Notstandsplanung"<br />
, der aber seinem Wesensgehalt<br />
nach von Anfang an dem deutschen<br />
Begriff der zivilen Verteidigung entsprach.<br />
Er hat die Gesamtheit aller Planungen und<br />
Maßnahmen im zivilen Bereich zum Inhalt,<br />
die der Verteidigung im umfassenden Sinne<br />
dienen.<br />
3. Wenige Monate später zog der NATO-Rat<br />
die Konsequenzen aus seinen grundlegenden<br />
Empfehlungen vom Mai 1955 auch in<br />
seinem eigenen Bereich 1 • Ähnlich wie er<br />
für den militärischen Sektor den Militärausschuß<br />
der Generalstabschefs als Spitzengremium<br />
eingesetzt hatte (vg1. V. Zift. 4),<br />
beschloß er nun am 9. November 1955 die<br />
Bildung des "Oberausschusses tür zivile<br />
Notstandsplanung" als oberstes Organ für<br />
alle Fragen der zivilen Verteidigung.<br />
Der Oberausschuß sollte die einzelnen<br />
Fachausschüsse für die verschiedenen Gebiete<br />
der zivilen Notstandsplanung koordinieren,<br />
ihnen Richtlinien erteilen und spezielle<br />
Untersuchungen für solche Gebiete<br />
veranlassen, für die kein Fachausschuß zuständig<br />
war. Darüber hinaus sollte er die<br />
Fortschritte der einzelnen Staaten bei der<br />
Verwirklichung der Ratsempfehlungen sowie<br />
die Arbeitsberichte der Fachausschüsse<br />
überprüfen, dem Rat darüber berichten und<br />
ihm Empfehlungen an die Mitgliedsstaaten<br />
unterbreiten. Diese Aufgabe ist eine seiner<br />
wichtigsten Funktionen.<br />
Der Oberausschuß setzt sich aus nationalen<br />
Vertretern von hohem Rang, zumeist den<br />
für die Koordinierung der zivilen Verteidigung<br />
in den einzelnen Staaten verantwortlichen<br />
Staatssekretären, zusammen. Sein<br />
Vorsitzender ist der Generalsekretär der<br />
NATO selbst, der sich allerdings weitgehend<br />
durch seinen Exekutivsekretär vertreten<br />
läßt. Der OberausschuB tritt im allgemeinen<br />
einmal im Jahr zusammen, zumeist<br />
im Herbst, um seine Vorlagen für die<br />
NATO-Ministerratstagung fertigzuslellen.<br />
Abgesehen von gewissen Änderungen seiner<br />
Zuständigkeiten im Frühsommer 1961<br />
und im Herbst 1965 blieb die Aufgabensteilung<br />
des Oberausschusses bis heute<br />
unverändert. Auf seine Tätigkeit im einzel-<br />
11
nen kann hier nicht näher eingegangen<br />
werden.<br />
4. Erstmalig für das Jahr 1957 führte der<br />
Ober ausschuß ein Verfahren ein. um die<br />
von den Mitgliedsstaaten bei der Notstandsplanung<br />
erzielten Fortschritte festzustellen.<br />
Wenngleich die zivile Verteidigung eine im<br />
wesentlichen nationale Aufgabe ist. wurde<br />
sie dadurch doch einer alljährlidlen Überprüfung<br />
durch den O.berausschuß und den<br />
NATO-Rat unterworfen. Diese zivile Jahreserhebung<br />
war dem entsprechenden mIlitärischen<br />
Verfahren nachgebildet. Im Gegensatz<br />
zum militärischen Bereich. in dem die<br />
Mehrzahl der Mitglieder der Allianz feste<br />
Bindungen gegenüber der NATO übernommen<br />
hat. gibt es aber auf dem zivilen Sektor<br />
keine konkreten Verpflichtungen. Beide Erhebungen<br />
sollen indessen die NATO in die<br />
lage versetzen. die gesamten militärischen<br />
und zivilen Verteidigungsvorbereitungen zu<br />
überschauen und den Stand der allgemeinen<br />
Bereitschaft zu beurteilen.<br />
Da sich bald herausstellte, daß das zivile<br />
Jahreserhebungsverfahren den Oberausschuß<br />
überforderte, wurde am 16. Oktober<br />
1957 ein besonderer Unterausschuß gebildet.<br />
Diesem übertrug der Oberausschuß<br />
alle Vorbereitungen für die Jahreserhebung,<br />
so daß er sich selbst nur noch mit den abschließenden<br />
Berichtsentwürfen zu befassen<br />
brauchte.<br />
Im laufe der Zeit übernahm der .. Unterausschuß<br />
Jahreserhebung" jedoch weitere<br />
Aufgaben, die vor allem aus zentralen Planungen<br />
erwuchsen, für die kein anderes<br />
Gremium zuständig war, die aber von dem<br />
nur einmal im Jahr tagenden Oberausschuß<br />
nicht gemeistert werden konnten. Demzufolge<br />
wurde jenes Gremium im Dezember<br />
1959 in "Unterausschuß für die zivile Notstandsplanung"<br />
um benannt. Es setzte sich<br />
aus den In den einzelnen Staaten für die<br />
Koordinierung der zivilen Verteidigung zuständigen<br />
Referenten zusammen und wurde<br />
von einem Angehörigen des Generalsekretariates<br />
geleitet.<br />
Die Aufgabenteilung zwischen Ober- und<br />
Unterausschuß erwies sich jedoch bald als<br />
unZUlänglich. Bereits im Frühjahr 1961<br />
zwang dIe intensivierte Arbeit auf dem hier<br />
erörterten Gebiet zu einer Erweiterung der<br />
Kompetenzen des Unterausschusses. Um<br />
die laufende Koordinierung der Fachausschüsse<br />
bei Grundsatzfragen von allgemeiner<br />
Bedeutung sicherzustellen und Studien<br />
und Pläne über zentrale Probleme, wie z. B.<br />
die Organisation der im Kriege einzusetzenden<br />
zivilen NATO-Behörden für Transport-<br />
und Versorgungsfragen, Flüchtlingswesen<br />
u. a. m., bearbeiten zu können, entschied<br />
der NATO-Rat am 5. Juli 1961 , daß<br />
der bisherige Unterausschuß in einen "Koordinierungsausschuß<br />
für zivile Notstandsplanung"<br />
umzuwandeln sei. Der nunmehrige<br />
Koordinierungsausschuß tagte im allgemeinen<br />
einmal im Monat und nahm bald<br />
eine sehr bedeutsame Stellung ein, zumal<br />
er auch das Recht erhielt, Eilvorlagen mit<br />
Zustimmung des VorSitzenden des Oberaussc:husses<br />
unmittelbar dem NATO-Rat zu<br />
unterbreiten.<br />
Konservierung<br />
von Hautgewebe<br />
Ober eine Zelt von ca. 20 Monaten wurde<br />
menschliche Haut, mit Schutzlösungen getrlnkt.<br />
durch AbkOhlung auf minus 185 0 C fOr T,ansplantationen<br />
konserviert. Das Verfahren wurde<br />
von Dr. Ronald B. Berggren und Dr. Herndon<br />
B. lehr von der Medizinischen Akademie der<br />
Universität Pennsylvanlen (Philadelphia) und<br />
der Forsch ungsstIftung fUr Medizin In Camden<br />
(New Jersey) entwickelt.<br />
Die Mediziner trennten die Haut in dOnne<br />
Schichten, t,änkten sie mll lösungen von Glyzerin<br />
und dem VerSUchspriparat DMSO (Olmethylsufoxyd)<br />
und lIeOen Ile In flUsslgem Stickstott<br />
langsa m auf minus 185 0 C abkühlen. Bel<br />
der splleren Obertragung waren keine Aeaktlonsunterlchlede<br />
zwischen einem tlefgekOhlten<br />
Präparat und einem Irischen Transplantat zU<br />
bemerken. Der große Vorteil dieses Verfahrens<br />
liegt darin, daß mehr Haut als Im Augenblick<br />
fOr eine bestimmte Obertragung erforderlich<br />
vom Spender während einer Operation entnommen<br />
werden kann; man braucht Ihn nlchl<br />
Immer wieder von neuem zu einer Operation<br />
heranzUziehen.<br />
(AO)<br />
Von dieser Regelung bis zur Einsetzung<br />
eines " Sländigen Oberausschusses" für<br />
die Zeit zwischen den Sitzungen des eigentlichen<br />
Oberausschusses war nur noch ein<br />
kleiner Schritt. Er wurde endgültig Im<br />
Herbst 1965 getan, um eine StraUung der<br />
Arbeiten auf dem Gebiet d'9r zivilen Notstandsplanung<br />
zu erreichen. Im Grunde<br />
wurde damit nur nac:hgeholt, was für das<br />
oberste NATO-Organ, den Rat, und den<br />
Militärausschuß schon lange vorher geregelt<br />
worden wa r.<br />
5. Dem im Spätherbst 1955 eingesetzten<br />
Oberaussch uß für zivile Notstandsplanung<br />
wurden die bereits bestehenden fünf Fachausschüsse<br />
(vgl. VI. Ziff. 1), nämlich<br />
- der Planungsausschuß für Hochseeschifffahrt,<br />
- der Planungsausschuß für Erdöl,<br />
- der Planungsausschuß fü( den europäischen<br />
Binnenverkehr.<br />
- der Ausschuß für Zivilschutz und<br />
- der Sanitätsausschuß<br />
nachgeordnet. In der Folgezeit wurden jedoch<br />
weitere Gremien geschaffen.<br />
Schon im November 1952 war eine Sachverständigengruppe<br />
für Arbeitskräfte gebildet<br />
worden. Im April 1956 wandelte der<br />
Oberausschuß diese Gruppe in den "Planungsausschuß<br />
für Arbeitskräfte" um. Er<br />
sollte sich mit allen Fragen der Deckung<br />
des Bedarfs an ArbeitSkräften auf den verschiedenen<br />
Gebieten der Notstandsplanung<br />
befassen.<br />
Ihm folgte der "Planungsaussc:huß für zivile<br />
luftfahrt", der vom NATO-Rat am<br />
16. Mai 1956 eingesetzt wurde. Seine Auf~<br />
gabe war es, in erster linie Pläne für die<br />
SowJetischen Wissenschaftlern Isl es gelungen,<br />
lebendes Gewebe mit einem synthetischen Material<br />
zu verbinden. Sie schufen so eine Innige<br />
Verbindung von Organischem und Anorganischem.<br />
Ein solcherart geschaffenes .. hatbblologisches"<br />
Gefäß kann erkrankte BlutgefäOe<br />
ersetzen. Bel diesem kUnslllchen Blutgefäß<br />
handeIl es Ilch um ein synthetisches Gerippe,<br />
das mit dem ElwelBstoff Kollegen gerollt Iit.<br />
welchel vom Organismus allmählich aufgelaugt<br />
wird. Das junge Bindegewebe des Organlsmul<br />
ernährt ,Ich von diesem StoII, wächst und tUIII<br />
den " leeren Raum " Im Gerippe. E, wlchl t<br />
den vom Kollagen gebahnten Weg weiter und<br />
bildet neue lebende Geläßwände. wobei die<br />
Resorpllonsgeschwlndlgkelt des Kollagens der<br />
Wachstumsgeschwindigkeit des Bindegewebes<br />
entspricht. Dank spezieller Mlllel. die eine Blutgerinnung<br />
verhindern. wird sogar bel Venenoperallonen<br />
jede ThrombusbIldung ausgeschlo<br />
.. en . Durch besondere Behandlung kann<br />
die ResorptIonsgeschwindigkeIt des Eiweißgewebes<br />
dem Alter des Patienten entsprechend<br />
geregelt werden.<br />
wfj<br />
Ausnutzung und Koordlnierung des zivilen<br />
luftverkehrs im Ernstfall auszuarbeiten.<br />
Einige Monate später bildete der Oberausschuß<br />
im Januar 1957 einen "Planungsausschuß<br />
für ziviles Fernmeldewesen". Er sollte<br />
sich mit allen Fragen der Deckung des Bedarfs<br />
an Fernmeldeverbindungen und -mitteln<br />
befassen. Dabei war dieser Ausschuß<br />
in besonderem Maße auf die Zusammenarbeit<br />
mit den militärischen Stellen für<br />
Fernmeldefragen angewiesen.<br />
Im Oktober 1958 löste der Oberausschuß<br />
zwei bis dahin existente - hier aber noch<br />
nicht erwähnte - Fachausschüsse, nämlich<br />
den Ausschuß für Kohle- und Stahlplanung<br />
und den Planungsausschuß für Industrierohstoffe,<br />
auf. An ihre Stelle tral der " Industrieplanungsausschuß<br />
M , der sich mit den<br />
Problemen der internationalen Versorgung<br />
mit Gütern der gewerblichen Wirtschaft beschäftigte.<br />
Al s letzter Fachausschuß wurde schließlich<br />
im Dezember 1962 ein "Planungsausschuß<br />
für Ernährung und landwirtschaft" geschaffen,<br />
der für alle Probleme der Versorgung<br />
mit Nahrungsgütern zuständig war.<br />
Die einzelnen Aufgaben der insgesamt<br />
zehn Fachausschüsse lassen im Rahmen<br />
ihrer speziellen Zuständigkeit eine generelle<br />
Unterscheidung in drei große Gruppen<br />
zu :<br />
Einmal behandeln die Ausschüsse Fragen,<br />
die zwar voll und ganz in die nationale Zuständigkeit<br />
der einzelnen länder fallen, je·<br />
doch allgemeines Interesse für alle Mitgliedsstaaten<br />
haben. Auf diese Weise werden<br />
Informationen ausgetauscht und An·<br />
regungen gegeben. die vor allem in den er-<br />
12
Wissenschaftliche<br />
Erforschung<br />
Oie der Arbeitsgemeinschaft der Elsen- und<br />
Metall-Berufsgenossenschaften angeschlossenen<br />
Berufsgenossenschaften werden die elektrischen<br />
Unfälle wissenschaftlich erforschen.<br />
Insbesondere sollen die Unfallursachen, Ihr.<br />
phychologlschen Auswirkungen und die Maßnahmen<br />
zur Ersten Hilfe untersucht werden.<br />
Für dieses Forschungsvorhaben Isl für das<br />
laufende Jahr ein Betrag von 100 000,- DM<br />
bereitgestellt worden. Da s Personal, da s zur<br />
Durchführung dieser Arbeiten erforderlich Ilt,<br />
und die notwendigen Räume stellte die Berufsgenossenschaft<br />
der Fe inmechanik und Elektrotechn<br />
ik zur VerfOgung. Oie auszufüllenden Fragebogen<br />
Ober elektrische Unfälle werden durch<br />
eine Datenverarbeitungsanlage ausgewertet.<br />
Oie Zentralstelle für Unfallverhütung des Hauptverbandes<br />
der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
begrüßt dieses Vorhaben und hält es<br />
für wünschenswert, daß alle Berufsgenossenschaften<br />
die in ihren Bereichen anfallenden<br />
elektrischen Unfälle der Berufsgenossenschaft<br />
tor Elektrotechnik und Feinmecha nik zur Auswertung<br />
zur Verfügung stellen.<br />
bgl<br />
sten Jahren der Ausschußtätigkeit von großem<br />
Wert waren. Damals wurde auf vielen<br />
Gebieten Neuland beschritten; jeder Staat<br />
konnte sich die bereits vorliegenden Erfahrungen<br />
anderer nutzbar machen. Später<br />
verlor diese Aufgabe zunehmend an Bedeutung.<br />
Die zweite Aufgabengruppe umfaßt jene<br />
Probleme, die zwar auch von den einzelnen<br />
Mitgliedsstaaten gelöst werden müssen, bei<br />
denen sie jedodl auf die Zusammenarbeit<br />
mit mehreren Partnern angewiesen sind, so<br />
daß es einer gemeinsamen Abstimmung<br />
und Koordinierung bedarf. Dies gilt z. B.<br />
für alle Fragen des grenzüberschreitenden<br />
Verkehrs, sei es beim Fernmelde- oder<br />
Transportwesen , sei es auf dem Gebiete<br />
des Warndienstes.<br />
Zu der dritten Aufgabengruppe gehören<br />
jene Fragen, die nur durch das Zusammenwirken<br />
sämtlicher Mitgliedsstaaten gelöst<br />
werden können. Hier ist vor allem die Organisation<br />
eines internationalen Apparates<br />
tür die Versorgung aller Staaten der Allianz<br />
im Kriege zu nennen. Das gleiche gilt für<br />
die Abstimmung umfassender ziviler Planungen<br />
mit den militärisdlen Kommandobehörden.<br />
Es handelt sich mithin um zentrale<br />
Fragen der gemeinsamen Selbsthilfe<br />
und der gegenseitigen Unterstützung im<br />
Sinne des Art. 3 des NATO-Vertrages, da<br />
bei diesen Aufgaben alle Mitgliedsstaaten<br />
gegenseitig aufeinander angewiesen sind.<br />
Diese Aufgaben gewannen im Laufe der<br />
Jahre zunehmend an Gewicht.<br />
Alle zehn Fachaussdlüsse' setzen sich aus<br />
Vertretern der Mitgliedsstaaten, zumeist den<br />
zuständigen Referenten der Jeweiligen<br />
Nach neueren amerikanischen Untersuchungen<br />
sind vo ll ausgereifte Getreidekörner mit einer<br />
starken natOrlichen Schutzschicht gegen schädliche<br />
Strahlen versehen. Brotgetreide auf dem<br />
Halm weist gegenüber radioaktiven Strahlen<br />
den höchsten Immunitätswert auf. Der durch<br />
künstliche Bestrahlung mit Spaltprodukten ermittelte<br />
Beeinflussungstaktor beträgt nur 9,3"H,<br />
während ungeschützte Nahrungsmittel wie<br />
Fleisch oder kochfertig vera rbeitete Produkte<br />
bel einer n Stunden dauernden Bestrahlung<br />
über der Toleranzdosis· eine Schädigung bis zu<br />
29,S' I.. erleiden können. Erst ein Intensiver<br />
und lange anhaltender Beschuß mit radioaktiven<br />
Strahlen bewirkt Umwandlungen In den<br />
Zellen der Getreidekörner. Bel Strahlenschäden<br />
soll künftig ungemahlenes Getreide als Genesungskost<br />
verwendet und seine Wirkung näher<br />
erforscht werden.<br />
wtj<br />
• Toleranzdosis nennt man das Maß der Bestrahlung,<br />
das ohne akute Gefährdung als zulässig angesehen<br />
wird.<br />
Fachressorts zusammen. Sie wählen ihre<br />
Vorsitzenden aus ihren eigenen Reihen und<br />
tagen im allgemeinen mehrfach im Jahr.<br />
Die Mehrzahl dieser Gremien hat überdies<br />
eine größere Anzahl von Unterausschüssen<br />
und Arbeitsgruppen eingesetzt, die zum<br />
Teil zu ständigen Einrichtungen geworden<br />
sind, zum Teil aber auch nur ad hoc zur<br />
Klärung von Einzelfragen gebildet werden<br />
und sich dann wieder auflösen. So hat sich<br />
die Ausschußstruktur im Laufe der Jahre<br />
zwar stark verfeinert, ist aber auch einem<br />
ständigen Wandel unterworfen.<br />
6. Neben den Ausschüssen der NATO steh t<br />
das Generalsekretariat 4 , auch Internationaler<br />
Stab genannt, dessen Bildung der Rat<br />
im Februar 1952 in Lissabon beschlossen<br />
hatte. Es stellt den Verwaltungsapparat für<br />
den NATO-Rat und sämtliche Ausschüsse,<br />
in denen die Mitgliedsstaaten der Allianz<br />
vertreten sind. Dieser Verwaltungsapparat<br />
setzt sidl aus integriertem Personal zusammen,<br />
das einen eigenen Rechtsstatus hat.<br />
Das Generalsekretariat trifft jedoch keine<br />
eigenen Entsdleidungen, sondern bereitet<br />
lediglich die Beschlußfassung der zuständigen<br />
Organe vor und führt sie im Rahmen<br />
seiner Zuständigkeit durch.<br />
An der Spitze des Internationalen Stabes<br />
steh t ein Generalsekretär, der zugleich<br />
audl Vorsitzender des NATO-Rates und des<br />
Oberausschusses fü r zivile Notstandsplanung<br />
ist. Ein stellvertretender Generalsekretär<br />
unterstützt ihn bei der Durchführung<br />
seiner Aufgaben und vertritt ihn im<br />
Falle seiner Abwesenheit.<br />
Das Generalsekretariat gliedert sich In<br />
- die Politische Abteilung,<br />
- die Informationsabteilung,<br />
- die Wirtschafts- und Finanzabteilung,<br />
- die Abteilung Produktion, Logistik und<br />
Infrastruktur und<br />
- die Abteilung für wissenschaftliche Angelegenheiten.<br />
Alle fünf Abteilungen werden von beigeordneten<br />
Generalsekretären geleitet. Zu diesem<br />
Verwaltungsapparat gehört ferner<br />
- das Exekutivsekretariat,<br />
das einem Exekutivsekretär untersteht. Dieser<br />
ist zugleich auch Sekretär des NATO<br />
Rates und vertritt zumeist den Generalsekretär<br />
im Vorsitz des Oberausschusses<br />
tür zivile Notstandsplanung. Er koordiniert<br />
die Gesamtheit der Ausschußarbeiten der<br />
NATO. Sein Sekretariat stellt den Aussdlüssen<br />
das erforderliche Sekretariatspersanal<br />
zur Verfügung und sorgt für die<br />
techniSche Ausfertigung der Sitzungsunterlagen<br />
und Dokumente.<br />
Dem Exekutivsekretär untersteht ferner das<br />
Bü ro für zivile Notstandsplanung, das 1961<br />
neu gebildet wurde. Sein Leiter ist der<br />
eigentlich zuständige Beamte des Generalsekretariats<br />
für dieses Gebiet. Er war auch<br />
Vorsitzender des Unterausschusses und<br />
des späteren Koordinierungsausschusses<br />
für zivile Notstandsplanung. Zu seinen Aufgaben<br />
gehört es, alle einschlägigen Ausschüsse<br />
und Arbeitsgruppen sowie die nationalen<br />
Behörden der einzelnen Mitgliedsstaaten<br />
beratend zu unterstützen. Ihm unterstehen<br />
auch technische Berater für verschiedene<br />
Fadlbereiche.<br />
Betradltet man die Stellung des Büros für<br />
zivile Notstandsplanung in der Organisation<br />
des Generalsekretariates. so drängt sich<br />
der Sdlluß auf, daß diese Struktur der Bedeutung<br />
der zivilen Notstandsplanung nicht<br />
ausreichend gerecht wird. Es wäre fraglos<br />
wünschenswert. daß dieses wichtige Gebiet<br />
in einer eigenen Abteilung des Generalsekretariates<br />
bearbeitet würde und diese<br />
einen Leiter gleichen Ranges wie die übrigen<br />
Abteilungen des Internationalen Stabes<br />
erhielte.<br />
Andererseits ist nicht zu verkennen, daß die<br />
Mitgliedsstaaten der NATO auf dem Gebiet<br />
der zivilen Notstandsplanung in vollem Umfange<br />
selbständig sind und die Verantwortung<br />
für alle ihre Maßnahmen in nationaler<br />
Zuständigkeit tragen. Die Organe der NATO<br />
können insofern nur koordinierend und beratend<br />
tätig werden sowie Empfehlungen<br />
aussprechen, aber keine Weisungen erteilen.<br />
Anders als im militärischen Bereich der<br />
NATO gibt es auf dem Gebiet der zivilen<br />
Verteidigung nicht einmal eine teilweise<br />
Integration. Demgemäß vollzieht sich die<br />
Arbeit in den Notstands-Planungsausschüssen<br />
in sehr viel lockerer Form. als<br />
dies in den integrierten militärischen Stäben<br />
geschieht. (Fortsetzung lolgt)<br />
1 Vgl. Aufsatz des Verfassers .. Notwendigkeit und<br />
Wesen der zivilen Notstandsplanung" In Zivilschutz<br />
1962. S . 233 If.<br />
J Vgl. zum lolgenden: HAus der Arbeit der NATO<br />
- Oie Bedeutung der zivilen Notstandsplanung"<br />
tnformallonsdienst der NATO, Paris 1962 und<br />
"NATO-Handbuch", 12. Ausgabe, Paris 1965.<br />
I Vgl. Obersicht im NATO-Handbuch, 12. Ausgabe ,<br />
Paris 1965, Schema 2.<br />
, Vgl. NATO-Handbuch, Paris 1965, S. 25 fI. und<br />
Schema 3<br />
13
Es geh" auch anders!<br />
Vorratswirtschaft ohne Herstellungs- oder<br />
Verfallsdaten?<br />
Von Dr. Rulh Tangemann<br />
D<br />
er von der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Verbraudlerverbände seit<br />
Jahren erhobenen Forderung<br />
nach Herstellungs- und oder Verfallsdaten<br />
auf allen verpackten Lebensmitteln kommt<br />
im Hinblick auf die Bevorratung im Haushalt<br />
besondere Bedeutung zu. Wie kann<br />
man lebensmittel "wälzen", d. h. in bestimmten<br />
Zeitabständen durch neu zu erwerbende<br />
ersetzen, wenn man oimt weiß,<br />
wie viele Wochen, Monate oder gar Jahre<br />
diese unsere "Mittet zum Leben" am Tage<br />
des Einkaufs schon alt sind? In Zeitangaben<br />
auf Tabellen richten wir uns nach amtlichen<br />
Ratschlägen, wo meist von einem<br />
halben Jahr, von einem oder auch von zwei<br />
Jahren die Rede ist. Wie schnell vergehen<br />
aber sechs Monate oder ein Jahr - beim<br />
Fabrikanten, beim Grossisten, beim Einzelhändler<br />
- , ehe die Ware an den Letztverbraudler<br />
gelangt? Vorratswirtsdlaft ist also<br />
ohne Herstellungsdatum, Abpack-, Abfülloder<br />
Verfallsdaten praktisdl nidlt mögtidl.<br />
Bereits vor 2'12 Jahren hat sidl der Deutsdle<br />
Bundestag zu diesem beredltigten<br />
Verlangen der Verbraudler bekannt und im<br />
Dezember 1963 einstimmig die Vorlage<br />
einer entspredlenden Verordnung von der<br />
Bundesregierung verlangt. Verabschiedet<br />
wurde bisher ledigtidl eine Verordnung<br />
über Diät- und Säuglingskosl, die nur noch<br />
mit Herstellungs- oder Verfallsdatum datiert<br />
angeboten werden darf. Man sieht also, daß<br />
es gehtl<br />
Ferner haben seit einem Jahr einige tatkräftige<br />
Lebensmittel-Unternehmen freiwillig<br />
die von den Konsumenten stark beach-<br />
Eine geregelle Vorratswlrtschafl ohne Herstellungs-<br />
oder Verfallsdaten auf den verpackten<br />
l ebensml«eln Ist praktisch nicht möglich. Viele<br />
Hausfrauen haben sich bisher damit geholfen,<br />
das Datum des Einkaufs auf der Packung anzubringen.<br />
Wenn aber nicht zu erkennen Ist,<br />
wie lange die lebensmittel schon vor dem Kauf<br />
gelagert haben, bietet diese Methode keine<br />
ausreichende Garantie für Haltbarkeit.<br />
tete und anerkannte Datierung von Hunderten<br />
von verpackten Lebensmitteln vorangetrieben.<br />
Ein zweiter Beweis, daß es geht!<br />
Backwaren, Fleisdl- und Wurstwaren,<br />
Mildlprodukte und Obst und Gemüse<br />
werden dort mit dem Herstellungsdatum,<br />
Abfüll- oder audl Verfallsdatum angeboten.<br />
Die Filialisten, die den Sprung aus der<br />
Anonymität in die offene, unverschlüsselto<br />
Datumsangabe gemacht haben, sind von<br />
den Verbraudlern inzwischen stürmisdl honoriert<br />
worden : Ihr Absatz ist allenthalben<br />
stark gestiegen I Ein Zeichen, daß es sich<br />
mit dem Wissen, mit dem Vertrauen des<br />
Konsumenten besser verkauft als gegen<br />
seine seit Jahren klar bekundeten Wünsche<br />
auf klare, wahre Etiketten auch hinsidltlich<br />
des Alters der Lebensmittel. Es gibt aber<br />
leider in unserer Marktwirtsdlaft, in der<br />
nach einem Wort von Bundeswirtschaftsminister<br />
Schmücker nalles Wirtsdlaften<br />
dem Verbraucher dienen" soll, eben immer<br />
nodl Bastionen, wo eher ein Kamel durdl<br />
ein Nadelöhr geht, als daß man nadl den<br />
Wünschen des Konsumenten fabriziert und<br />
anbietet.<br />
Dies wurde nicht zuletzt in der vor einigen<br />
Monaten nach § 5 des Lebensmiltelgesetzes<br />
vorgeschriebenen Anhörbesprechung<br />
im Bundesgesundheitsministerium offenbar,<br />
in der Vertreter der Wissenschaft,<br />
der beteiligten Wirtschaft und der Verbraucher<br />
über den En twurf einer Novellierung<br />
der Lebensmittel kennzeichnungs-Verordnung<br />
aus dem Jahre 1935 diskutierten. In<br />
Erfüllung des schon fast ehrwürdigen Verbraucherwunsches<br />
nach dem " Geburtsda-<br />
14
tum" der Lebensmittel will die Verordnung<br />
zunächst für Fleisch und Fleischwaren,<br />
Fische und Fischwaren sowie Schalen- und<br />
Krustentiere die Kennzeichnung mit dem<br />
Herstellungs- oder Verfallsdatum verbindlich<br />
machen. Von der Wirtschaft - Hersteller<br />
und Verkäufer - wurde diese Forderung,<br />
deren Realisierung im übrigen, wie<br />
wir bereits oben anführten, auf dem Beschluß<br />
des Gesetzgebers beruht, rundweg<br />
abgelehnt - , gleich, ob es sich um verpackte<br />
Frischwaren, um Konserven, Tiefkühlkost<br />
o. a. m. handelte!<br />
Die Verbraucher sollten hieraus nur den<br />
einen Schluß ziehen: nur noch solche<br />
Lebensmittel zu kau fen, die auf freiwil liger<br />
Basis bereits das Herstellungs- oder Aufbrauchdatum<br />
tragen, damit sie die verbraucherfreundlichen<br />
Unternehmen unters,tützen,<br />
auf diesem Wege fortzufahren und<br />
die ablehnenden Hersteller- und Ve rkaufsbetriebe<br />
durch Meidung ihrer Produkte<br />
zwingen, endlich auch ihre Visitenkarte zu<br />
lüften. Wenn alle Verbraucher entsprechend<br />
solidarisch handeln würden, brauchten wir<br />
in dieser Frage gar keinen Gesetz- oder<br />
Verordnungsgeber mehr. Wir würden das<br />
Marktangebot aus eigenen Kräften regeln,<br />
eine Methode, zu der sich die deutschen<br />
Konsumenten leider noch immer viel zuwenig<br />
bekennen.<br />
Für die häusliche Vorratshaltung aber sollte<br />
man - soweit es sie sdlOn gibt - überhaupt<br />
nur datierte, fertig verpackte Waren<br />
kaufen, weil man sie nur dann sinnvol l austauschen<br />
kann.<br />
Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung<br />
der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände<br />
e. V., Bonn, aus der "verbraucher rundschau·,<br />
Heft 8, August 1965, übernommen.<br />
Lichtspendende<br />
Isotope<br />
In der UdSSR wurden Lumineszenz<br />
Leudltkörper für eine Betriebsdauer<br />
von mehreren Jahren entwickelt. Es<br />
handelt sich um einen Satz von Leuchtelementen,<br />
die sich in einem Gehäuse<br />
aus glasartig durchsichtigem Kunststoff<br />
befinden. Jedes Leuchtelement<br />
besteht aus einer hermetisdl verschlossenen<br />
Glasröhre, die mit dem<br />
Wasserstoffisotop Tritium gefüllt und<br />
an den Innenwänden mit Luminophor<br />
bedeckt ist. Der Zerfall des radioaktiven<br />
Gases läßt auf dem Luminophor<br />
Beta-Partikel aufprallen, so daß<br />
dieser unter dem Einfluß der Strahlung<br />
zu leuchten beginnt.<br />
wfj<br />
*<br />
Sauberes<br />
,<br />
Kernkraftwerk<br />
Auch der Bund, der Lebensmittel Im großen<br />
Stil bevorratet, muß "wälzen " . Das heißt, daß<br />
lebensmittel In besllmmten Zeitabständen durch<br />
neu zu erwerbende ersetzt werden müssen.<br />
Das Ve rsuchsatomkraftwerk Kahl am<br />
Main hat seit der vollen Betriebsaufnahme<br />
im Januar 1962 über 400 Millionen<br />
kWh Strom geliefert. Die<br />
Betriebsstunden werden mit 27 000 angegeben.<br />
Das entspricht einer Verfügbarkeit<br />
von 88 Prozent. In dieser Zeit<br />
gelangte mit dem Kühlwasser nur ein<br />
Neuntel der Strahlungsmenge wieder<br />
in den Main, die in den ohnehin strengen<br />
Schutzvorschriften als "tragbar"<br />
erklärt wird. Messungen haben ergeben,<br />
daß das Mainwasser, bevor es<br />
zum Reaktor geleitet wird, eine größere<br />
Radioaktivität aufweist als nach<br />
der Rückführung in den Fluß. (DAtF)<br />
*<br />
15
Abbau der US-BomberfloHe<br />
geplant<br />
Raketen sollen ab 1971 die Sicherheit der<br />
freien Welt gewährleisten<br />
Die amerikanische Raketenflotte hat inzwischen eine Stärke erreicht,<br />
die den Unterhalt großer Bombergeschwader nicht länger<br />
notwendig erscheinen läßt, um die primäre Aufgabe der strategischen<br />
Streitkräfte zu erfüllen: "Von einem vorsätzlichen Kernwaflenangriff<br />
auf die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten dadurch<br />
abzuschrecken, daß fortgesetzt ein Höchstmaß an unbedingter<br />
Fähigkeit gewahrt wird, jedem möglichen Aggressor oder jeder<br />
Gruppierung von Aggressoren im Verlauf eines strategischen<br />
nuklfitaren Schlagabtauschs zu jedem Zeitpunkt und selbst nach<br />
Hinnahme eines überraschungsangriffs in untragbarem Maße Schaden<br />
zuzufügen ", ist Zweck der "gewährleisteten Zerstörungsfähigkeit"<br />
, die der amerika nische Verteidigungsminister Robert S. McNamara<br />
Ende Januar vor dem Ausschuß für die Streitkräfte des US<br />
Repräsentantenhauses forderte.<br />
Der Verteidigungsminister unterstrich vor dem Ausschuß erneut die<br />
Verpflidltung der Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit der<br />
Ve rteidigung ihrer Verbündeten, insbesondere auch der Verbündeten<br />
in Europa. Im Verlauf einer umfassenden Analyse der sowjetischen<br />
nuklearen Bedrohung erklärte er hierzu wörtlich:<br />
"Zwei Dinge möchte ich klarstellen: Erstens möchte ich, um jede<br />
mögliche Fehlkalkulation seitens Dritter auszuschließen, noch einmal<br />
wiederholen, daß die Vereinigten Staaten, auch wenn sie selbst<br />
im Falle eines allgemeinen Atomkrieges schwer zu leiden hätten,<br />
in vollem Maße zur Verteidigung ihrer Verbündeten ve rpflichtet<br />
sind. Zweitens betrachten wir die Begrenzung möglicher Schäden<br />
nicht als eine Frage, die nur die Vereinigten Staaten angeht.<br />
Unsere Offensivkräfte decken die strategischen Möglichkeiten<br />
eines Gegners, unseren Verbündeten in Europa Schaden zuzufügen,<br />
ebenso ab, wie eine gegnerische Bedrohung der Vereinigten<br />
Staaten."<br />
Die Stärke der US-Flotte strategiSCher Fernlenkwaffen, wie sie für<br />
die nächsten fünf Jahre vorgeschlagen wurde, re icht nach Ansicht<br />
des Ministers aus, das erforderliche Zerstörungspotential auch<br />
ohne den Einsatz von Bombereinheiten selbst im Falle eines kombinierten<br />
sowjetisch-chinesischen Angriffs sicherzustellen. Die Ve r<br />
ringerung der Zahl der Langstreckenbomber von gegenwärtig<br />
680 auf 465 bis 1971 stellt daher kein Risiko für die Vereinigten<br />
Staaten dar. Zu diesem Zeitpunkt wird etwa die Hälfte der ve r<br />
bliebenen Bomber aus MaSchinen des z. Z. in Entwicklung befindlichen<br />
Typs FB-111 bestehen, der Rest aus Maschinen einer<br />
neue ren Version des derzeitig gebräuchlichen Typs B-52.<br />
Schon vor rund eineinhalb Jahren hatte Verteidigungsminister<br />
McNamara in einer Rede erklärt, daß die strategischen Streitkräfte<br />
der USA ausreichen, die Vernichtung sowohl der Sowjetunion als<br />
auch Rotchinas selbst unter den ungünstigsten Umständen sicherzustellen,<br />
unter denen ein Kriegsausbruch denkbar wäre. Und im<br />
Februar 1965 wies der Minister vor dem Kongreß darauf hin, daß<br />
die amerikanische Planung den Fall einkalkuliere, daß ein Gegner<br />
die Vereinigten Staaten oder ihre Verbündeten zuerst angreife.<br />
Der jüngste Aspekt der amerikanischen Planung ist, wie Verteidigungsminister<br />
McNamara am 25. Januar vor dem Ausschuß des<br />
Repräsentantenhauses ausführte, die zunehmende Bedrohung<br />
durch das kommunistische China, ndie die Vereinigten Staaten mit<br />
größter Besorgnis erfüllt". Obwohl Rotch ina möglicherweise " bis<br />
Mitte oder Ende der siebziger Jahre eine kleine Flotte von interkontinentalen<br />
Raketen aufbauen und einsatzbereit machen kann " ,<br />
hält der Minister eine Entscheidung über den Aufbau einer US-Verteid<br />
igung gegen eine BedrOhung von dieser Seite im Augenbl ick<br />
noch nicht für nötig.<br />
Nach Auffassung von Beobachtern in Washington geben die Erklärungen<br />
Verteidigungsminister McNamaras vor dem Ausschuß für<br />
die Streitkräfte einen ungewöhnlich detallierten Überblick über die<br />
Gefahren eines Krieges mit nuklearen Waffen. Sie sind geeignet,<br />
die amerikanische Öffentlichkeit und darüber hinaus die Welt über<br />
die Schrecken eines Atomkrieges aufzuklären und darzutun, welche<br />
Schritte die Vereinigten Staaten unternehmen, um einen solchen<br />
Krieg zu verhindern.<br />
(AD)<br />
Rechtsschutz und Haftung<br />
bei radioaktiven Stoffen<br />
Neue Broschüre für die Praxis im Bereich<br />
der Kernenergienutzung<br />
nObwohl die praktische Nutzung der Atomernergie noch verhältnismäßig<br />
jung ist, gibt es, wie die Bücherverzeichnisse zeigen, schon<br />
eine recht stattliche Literatur über diesen Bereich ", schreibt Dr. jur.<br />
Rudolf Fleck im Vorwort seiner soeben im Verlag Neue Wirtschafts<br />
Briefe (Herne und Berlin) erschienenen, 35 Seiten Format DIN A 5<br />
umfassenden Broschüre "Umgang mit radioaktiven Stoffen -<br />
Rechtsschutz und Haftung" , die als allgemeinverständliche Darstellung<br />
für Kerningenieure, Techniker und Betriebsleiter gedacht<br />
ist. " Das gilt auch für solche Bücher, Broschüren und Hefte, die<br />
dem naturwissenschaftlichen Laien in allgemeinverständlicher<br />
Form nahebringen wollen, was es mit der Kernenergie auf sich hat.<br />
Die breitere Öffentlichkeit soll mit Recht darüber unterrichtet sein,<br />
daß sich mit der techniSchen und wirtSchaftlichen Nutzbarmachung<br />
der Kernenergie eine Entwicklung anbahnt, die ungeahnte und<br />
nahezu unfaßbare Möglichkeiten für Technik und Wirtschaft des<br />
Menschen enthält.<br />
Obwohl uns zwar die rechtlichen Vorschriften für den Umgang mit<br />
radioaktiven Stoffen im weitesten Sinn schon längere Zeit vorliegen,<br />
ist das allgemeine Wissen um die rechtliche Seite der Kernenergie<br />
in der Öffentlichkeit nur spärlich verbreitet. Während es,<br />
wie schon erwähnt, ein umfangreiches und ausgezeichnetes populär<br />
gehaltenes Schrifttum über die naturwissenschaftliche Seile<br />
unseres Fragenkomplexes gibt, fehlt ein allgemeinverständliches<br />
Sch rifttum über die Rechtsfrag en beim Umgang mit radioaktiven<br />
Stoffen fast völlig. Das hat sicher seinen Grund mit darin, daß sich<br />
schon im allgemeinen juristische Stoffe nicht leicht populär darstellen<br />
lassen; hinzu kommt, daß die juristischen Fragen der Kernenergie<br />
allein schon fast fachwissenschaftlich nicht unbedingt zu<br />
den einfachsten gehören, was ihre Konzeption und ihren gedanklichen<br />
Unterbau anlangt.<br />
Mit der vorliegenden Schrift will der Verfasser versuchen, auch bei<br />
einem breiten Personenkreis das Verständnis der Fragen des<br />
Rechtsschutzes und der Rechtssicherheit im Bereich der Kernenergienutzung<br />
ZU wecken. Vor allem soll die Schrift der Praxis zur<br />
Hand gehen und den Studierenden des Faches Kernenergie an<br />
Ingenieur- und Hochschulen, den im praktischen Betrieb und in der<br />
praktischen Verantwortung stehenden Kerningenieuren, Technikern,<br />
Betriebsleitern und Unternehmern zu einem rechtskundlichen Ergänzungswissen<br />
verhelfen. Es wird sie in ihrer Überzeugung, daß<br />
im Bereiche der Kernenergie mit aller Sorgfalt und großer Verant·<br />
wortungsfreude gearbeitet werden muß, bestärken."<br />
16
\<br />
Radioisotope -<br />
unentbehrliche Helfer<br />
Radioisotope, von denen 130 Arten in Instituten der US-Ätomenergie-Kommission<br />
(AEC) in technischen Mengen routinemäßig<br />
hergestellt werden, sind in der Medizin, Industrie und naturwissenschaftlichen<br />
Forschung unentbehrlich. Dreißig verschiedene Radioisotope<br />
werden allein in mehr als 300 amerikanischen Kliniken zur<br />
Diagnose und Behandlung von Schilddrüsenstörungen, Untersuchungen<br />
von Organfunktionen, bei Versuchen mit Gewebetransplantationen<br />
in der Krebstherapie, zur Erforschung von Stoffwechselvorgängen<br />
und in der hämalologischen Forschung verwendet.<br />
Die Industrie benutzt strahlende Substanzen zum Messen, Röntgen<br />
und als Indikatoren, die selbst so schwierige Untersuchungen wie<br />
die Bestimmung von MOlekularstrukturen und der chemischen Kinetik<br />
beim Ablauf von Reaktionen zulassen.<br />
Die AEC ließ Ende 1965 eine Erhebung bei 40 großen amerikanischen<br />
Firmen durchführen, von denen 95 Prozent Radioisotope<br />
benutzen und 65 Prozent über Kobalt- und Cäsium-Bomben als<br />
Strahlenquellen für Laboratoriumszwecke verfügen. Allein diese<br />
Gruppe von Firmen wendet jährlich 14 Millionen Dollar für Forschung<br />
und Entwicklung im ' Zusammenhang mit ionisierender<br />
Strahlung auf. Rund 50 Prozent benutzen RadiOisotope im Fabrikationsprozeß.<br />
Ein interessanter Aspekt ergibt sich aus der Anwendung von Kobalt-<br />
oder Cäsium-Strahlenquellen bei Agrarprodukten. Nach Untersuchungen<br />
der AEC ist bei Erdbeeren der Verlust um 75 Prozent<br />
geringer, wenn sie bis zu drei Stunden nach der Ernte, auf fünf bis<br />
null Grad Celsius gekühlt, mit einer Dosis von 100 000 bis 300000<br />
rad bestrahlt und dann bis zum Verkauf kühlgehalten werden. Die<br />
Kosten von 20 Cent tür die Bestrahlung von 12 bis 15 Pfund Erdbeeren<br />
stehen in keinem Verhältnis zu dem Verlust in Höhe von<br />
75 Cent, der normalerweise durch Verderb von Früchten auf dem<br />
Weg vom Erzeuger zum Verbraucher entsteht. Im Frühjahr 1966<br />
wird eine Forschungsgruppe der Universität Kaliforniens das neue<br />
Verfahren in Erdbeerplantagen mit einer fahrbaren Bestrahlungsanlage<br />
demonstrieren.<br />
Auch die Bestrahlung von Melonen, Mangofrüchten und Bananen<br />
wäre von großem wirtschaftlichem Wert. Gamma-Bestrahlung kann<br />
den Reifeprozeß bei Bananen um zwei Wochen verzögern und, z. B.<br />
beim Import von Melonen, das Einschleppen von Schädlingen verhindern.<br />
Dr. Lloyd Brownell von der UniverSität Michigan schlägt<br />
vor, Getreidevorräte durch Bestrahlung mit Kobalt-60 anstatt durch<br />
eegasung lagerfähig zu halten. Dies empfiehlt sich vor allem in den<br />
Tropen und Subtropen, wo jährliCh etwa 50 Prozent der Getreideernte<br />
durch Schädlingsbefall vernichtet werden (in der übrigen Welt<br />
im Durchschnitt 10 Prozent).<br />
(AD)<br />
17
Dr. C lemens Schocke<br />
ensch<br />
und<br />
Eine Ausstellung über Großtaten der<br />
Wissenschaft, Forschung undTechnik<br />
-.; ' 0<br />
P ~II ' J ,. • • ()<br />
· 0 •<br />
"<br />
• 0<br />
, ..... Hi o<br />
11_'<br />
·.n<br />
11 _ -4. ' 0 •<br />
Ir. ". 0<br />
,(; o:.- . ~ :- . 'o~:-:-~----<br />
Q .<br />
"....- .'<br />
'~'-.______ ~_.~o~~.~~----<br />
..., " .. 0<br />
I<br />
,<br />
• o . ..<br />
" • • ':--'0""- --<br />
O. r geschichtliche Tell der Ausstellung gab<br />
einen OberblIck Ober die Entwicklung der Weltraumforschung.<br />
Hier die von Galilei errechneten<br />
Stellungen der vier Jupllermonde.<br />
Wenn wir auf den Bildschirmen unserer<br />
Fernsehgeräte mächtige Raketen von Cap<br />
Kennedy aufsteigen sehen, die bemannte<br />
unbemannte Raumkapseln in die<br />
... 'WA'ilA des Weltraumes tragen oder Salelliauf<br />
ihre Umlaufbahnen bringen, wenn<br />
wir von Erfolgen der sowjetischen Raumfahrt<br />
hören, beschleicht uns nid1t dann unwillkürlich<br />
der Gedanke, daß diese Großtaten<br />
der Wissenschaft, Forsdlung und<br />
Technik letzten Endes als "Werkzeuge des<br />
Krieges" dazu dienen könnten, Völker und<br />
Staaten zu vernichten? Gewiß, Raketen,<br />
mit Atomköpfen bestückt, vermögen Not<br />
und Tod bis in die entferntesten Winkel<br />
unserer Erde zu tragen. Es liegt bei den<br />
Menschen selbst, in erster Linie bei den<br />
Mächtigen dieser Welt, daß die gewaltigen<br />
und großartigen Erfindungen unseres Jahrhunderts<br />
nicht zum Fluch, sondern zum Segen<br />
der Menschheit verwandt werden.<br />
"Wenn wir recht wählen ", so schrieb bereits<br />
im Jahre 1955 Albert Einstein, einer der<br />
genialsten Forscher und Denker unseres<br />
Zeitalters, " liegt vor uns ein unablässiger<br />
Fortschritt in Glück, Wissen und Weisheit."<br />
In dieser Zeitsduift muß gewiß immer<br />
wieder auf die Gefahren hingewiesen<br />
werden, die durch den Mißbrauch großartiger<br />
Erfindungen - Raketen, Atomenergie,<br />
WeltraumsateJliten u. a. - erwachsen,<br />
müssen die Möglid'lkeiten erörtert werden,<br />
die uns Schutz und Sicherheit geben. Doch<br />
dürfen wir darüber nicht das Positive ve r<br />
nachlässigen oder übersehen, das uns<br />
durch die Entdeckungen der letzten Jahre<br />
oder Jahrzet'lnte geschenkt wu rde. Aus<br />
diesem Grunde berichten wir auf diesen<br />
Seiten über die Ausstellung "Mensch und<br />
Weltraum", die erstmalig Ende März 1966<br />
in Köln der Offentlichkeit zugänglich gemacht<br />
wurde. Ihre Aufgabe und Zielsetzung<br />
ist, zu beweisen und zu überzeugen, sowohl<br />
theoretisd'l durd'l Wort und Bild aJs auch<br />
praktisch durch geeignete Ausstellungsstücke,<br />
daß die für die Weltraumforschung<br />
aufgewandten großen Summen nicht nur<br />
dem allgemeinen Fortschritt dienen, sondern.<br />
daß heute schon jeder Mensch einen<br />
unmittelbaren Nutzen von den Ergebnissen<br />
dieser Forschung hat.<br />
Oie Ausstellung "Mensch und Weltraum "<br />
steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministers<br />
für wissenschaftliche Forschung,<br />
Or. Gerhard Stoltenberg, der sie<br />
am 26. März 1966 in Köln eröffnete und der<br />
am 10. Februar 1966 vor dem Deutschen<br />
Bundestag erklärte: "Wir betreiben Weltraumforschung<br />
nicht aus falschem Prestigedenken.<br />
Oie Tatsache, daß sidl zehn westeuropäische<br />
länder an der ESRO (WeltraumforsdlUng),<br />
sechs an der ElOO (Raketenentwicklung)<br />
beteiligen, sollte allen Kritikern<br />
zu denken geben. Aber wir müssen<br />
uns aud'l in Zukunft auf sorgfältig ausgewählte<br />
Einzelprogramme beschränken,<br />
um mit begrenzten Mitteln ein Maximum<br />
an wissenschaftlichen technologischen Erkenntnissen<br />
zu gewinnen. Deshalb kommt<br />
den Entscheidungen dieses Jahres über<br />
das Zukunftsprogramm der ELOO und die<br />
Zusammenarbeit mit den Ve reinigten Staaten<br />
vo n Amerika große Bedeutu ng zu. Wir<br />
werden 1966 ebenfalls unser nationales<br />
Programm präzisieren und zu einer Vorschau<br />
für die nächsten vier Jahre erweitern."<br />
Welche Bedeutung die We ltraumforschung<br />
18
und Raumfahrt bereits heute in den Vereinigten<br />
Staaten von Nordamerika haben,<br />
dürfte aus folgenden Angaben ersichtlich<br />
werden :<br />
Ein vereinfachtes Organisationsschema der<br />
NASA (National Aeronautics and Space<br />
Administration) weist drei Bearbeitungszentralen<br />
aus, denen je nach Aufgabenbereich<br />
verschiedene ForsdlUngs- und Versuchsstätten<br />
unterstehen.<br />
"Amt für den bemannten Raumflug " mit<br />
Marshall Space Flight Center, Manned<br />
Spacecraft Center, Kennedy Space Center.<br />
"Amt für Technologie" mit fOnf Instituten:<br />
Ames, Langley, Lewis, Edwards und dem<br />
neuen Edwards Research.<br />
"Amt für Weltraumforschung " mit Goddard<br />
Space Flight Center, Jet Propulsion, Laboratory<br />
sowie Startplätzen an der West- und<br />
Ostküste der USA.<br />
Bei einer Beschäftigtenzahl von 36 ()()()<br />
fließen etwa 10 v. H. jährlich, das sind zwei<br />
Milliarden DM vom NASA-Raumfahrtbudget,<br />
in die NASA-Entwicklungsstätten und in die<br />
Verwaltung. 90 v. H., das sind rund 18 Milliarden<br />
DM, stehen der Industrie zur Entwicklung<br />
und Bereitstellung der erforderlidlen<br />
Geräte zur Verfügung. Rund 300 000<br />
Personen arbeiten an dem bemannten<br />
Raumflugprogramm, das mit Mercury- und<br />
Gemini-Flügen begann und mit "Apollo"<br />
Vorhaben einen gewissen Höhepunkt erreichen<br />
soll. Mit "Apollo" sollen noch bis<br />
1970 drei Astronauten zum Mond fliegen.<br />
Das gesamte Programm wird etwa 120 Milliarden<br />
DM kosten. - Die USA-Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie zählt bereits rund<br />
700 000 Besdläftigte, womit diese die<br />
AutomobHindustrie überrundet hat und hinter<br />
der Stahlindustrie an zweiter Stelle<br />
steht.<br />
Wie der " Leitfaden" der Ausstellung<br />
"Mensch und Weltraum" betont, lassen sidl<br />
nach ihrer Zielsetzung die derzeitigen und<br />
zukünftigen Programme auf dem Gebiet der<br />
Weltraumforschung und der Raumfahrt wie<br />
folgt einteilen: Wissenschaftliche Programme,<br />
wirtschaftliche Programme, bemannte<br />
Programme, militärische Programme.<br />
Die wissenschaftlichen Programme, mit<br />
denen sich die Weltraumforschung in erster<br />
Linie befaßt, zielen vor allem auf die Erforsdlung<br />
folgender Gebiete ab : Atmosphärenforschung<br />
(von Erde, Mond, Planeten,<br />
Sonne) mit Aufbau, räumlicher Verteilung,<br />
Wechselwirkung von Partikeln, Feldern<br />
usw. - Strahlungen: Verteilung, Energie,<br />
Wechselwirkung, Auswirkungen usw.<br />
- Felder: Magnetische, elektrische Felder.<br />
Außerdem gibt es astronomische und biologische<br />
Forschungsprogramme.<br />
Eine besondere Bedeutung hat die Satellitentechnik<br />
durdl praktische Anwendungen<br />
in wirtschaftlichen Programmen erhalten,<br />
wie Nachrichtensatelliten, Wettersatelliten,<br />
Navigationssatelliten und geodätische Satelliten.<br />
- Bemannte Programme haben<br />
erdnaheAufgabensteIlungen (Raumkabinen<br />
und Raumstationen). Später sollen auch bemannte<br />
Programme zur Mond- und Planetenforsc:hung<br />
durchgeführt werden. - Eine<br />
weitere Gruppe bilden die militärischen<br />
Programme, die sich mit Nachrichten, Wetter,<br />
Navigation, Aufklärung und Verteidigung<br />
befassen und daher zum Teil in die<br />
anderen Gruppen eindringen.<br />
Für die Durchführung dieser Programme<br />
werden jeweils drei Hauptsysteme benötigt,<br />
deren Bereitstellung in das Gebiet der<br />
Raumfahrt fallen : 1. Trägerraketen, die je<br />
nach Aufgabensteilung eine instrumentierte<br />
Nutzlast auf die gewünschte Bahn bringen.<br />
2. Das Nutzlastsystem mit versdliedenartigen<br />
Instrumenten, Bordenergieanlagen,<br />
Steuer- und Stabilisierungseinrichtungen,<br />
Datenübertragungssystemen bzw. auch<br />
eigenen Antrieben. 3. Bodenanlagen, die<br />
der Bahnverfolgung, Steuerung, Datenübertragung<br />
und Auswertung dienen, sowie<br />
Prüfanlagen, Startplätze usw. - Die Bereitstellung<br />
und Entwicklung von Elementen<br />
dieser Hauptsysteme erfaßt praktisch alle<br />
modernen Fachgebiete, womit sich sowohl<br />
die Raumfahrttechnik (Industrie) wie auch<br />
teilweise die Raumfahrtforschung - in der<br />
Bundesrepublik Deutschland die "Deutsche<br />
Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt<br />
e. V." (DVL) und die " Deutsche Forschungsanstalt<br />
für Luft- und Raumfahrt e. V_"<br />
(DFL) - befassen. Langfristige Programme<br />
sind vor allem: Entwicklung und Bau von<br />
Hochleistungsträgerraketen und wiedereinsetzbare<br />
Raumtransporter, Mond-, Sonnenund<br />
Planetenforschung, die bemannte<br />
Mondlandung, Nachrichten-, Wetter- und<br />
Navigationssatellitensysteme sowie Errichtung<br />
von Raumstationen.<br />
Ausstellungen Ober Teilgebiete der Weltraumforschung<br />
hat es schon in verschiedenen<br />
Städten des Bundesgebietes - meistens<br />
in Amerikahäusern - gegeben. Die<br />
Ausstellung "Mensch und Weltraum" unterscheidet<br />
sich jedoch von ihnen, wie die<br />
Trägergesellschaft der Ausstellung, das<br />
"Kuratorium der Mensch und der Weltraum<br />
e. V." betont, nicht nur durch den Umfang<br />
(in Köln betrug die Ausstellungsfläche<br />
19
3600 qm), sondern auch durch den systematischen<br />
Aufbau und die umfassende Darstellung<br />
der nationalen und Internationalen<br />
Programme, ihre Verflechtung und ihren<br />
Zusammenhang, In systematischer Gliederung<br />
werden die geschichtliche Entwicklung<br />
der Weltraumforschung, die bisherigen Ergebnisse<br />
und zukünftige Möglichkeiten behandelt.<br />
Im geschichtlichen Ausstellungsteil werden<br />
-, wie es in einer Darstellung des "Kuratorium<br />
der Mensch und der Weltraum<br />
e. V. " - heißt, Sehnsucht und Traum des<br />
Menschen vom Griff nach den Sternen und<br />
vom Vorstoß in den Kosmos von den Anfängen<br />
der Weltraumforschung bis zur modernen<br />
Entwicklung der Raketentechnik<br />
verdeutlicht. Wertvolle Leihgaben des Deu t<br />
schen Museums in München, wie z. B. das<br />
Newtonsche Spiegelteleskop oder die<br />
Heliometer von Utzschneider und Fraunhofer,<br />
ergänzen zusammen mit Leihgaben<br />
aus Kö lner Sammlungen den geschichtlichen<br />
Darstellungsbereich, Dazu kommen<br />
Originalraketenteile aus dem entscheidenden<br />
Beitrag Deutschlands zur Entwicklung<br />
der Raketentechnik, (Es ist eine Original<br />
V 2 zu sehen, die heute im Urteil der Fachwelt<br />
als "Vater aller Trägerraketen " gilt,<br />
sowie eine übersicht der amerikanischen<br />
Raketenentwicklung.)<br />
Die deutsche Wissenschaft zeigt mit Exponaten<br />
der Deutschen Gesellschaft für Flugwissenschaften<br />
und der ihr angeSchlossenen<br />
Raumfahrtinstitute, der Max-Plan c!~ <br />
Gesellsdlaft sowie verschiedener Institute<br />
von Hochschulen und Universitäten , was an<br />
wissenschaftlichen Arbeitsgrundlagen bereits<br />
vorhanden ist. Oie deutsche und die<br />
französische Industrie zeigen Beispiele für<br />
Ihren technischen Leistungsstand, die jedem<br />
Besucher beweisen, daß Europa auf<br />
dem Sektor Raumfahrttechnik durchaus<br />
gute Voraussetzungen für eine echte Partnerschaft<br />
erarbeitet hat, - Die Frage,<br />
welche Chancen Europa und die Bundesrepublik<br />
Deutschland in der Weltraumforschung<br />
angesichts des amerikanischen<br />
und sowjetischen Vorsprungs haben, beantwortet<br />
die Ausstellung durch die Ergebnisse<br />
der internationalen Zusammenarbeit<br />
in den Organisationen ELDO, ESRO und<br />
EUROSPACE. (ELDO ist die europäische<br />
Organisation für den Bau von Trägerraketen,<br />
ESRO ist die europäische Organisation<br />
für gemeinsame Weltraumforschung, EURO<br />
SPACE ist die Interessenvertretung der<br />
europäischen Industrien für ein gemeinsames<br />
Studien- und Entwicklungsprogramm.)<br />
Auf einer Informationstagung des " Kuratoriums<br />
der Mensch und der Weltraum e, V."<br />
in Köln betonte der Leiter der Abteilung<br />
Weltraumforschung, Weltraumkunde, Raumflugforschung<br />
und Technik im Bundesministerium<br />
für wissenschaftlidle Forschung,<br />
Ministerialdirigent Oipl.-Ing, Max Mayer,<br />
Ziel der deutsd"1en Weltraumforschung sei<br />
weder der bemannte Weltraumflug noch die<br />
Herstellung großer Trägerraketen. Die deutschen<br />
wissensdlaftlichen Forschungen konzentrierten<br />
sid1 auf die Erforschung des<br />
Erdmagnetfeldes und der oberen Atmosphäre,<br />
Der erste deutsche Forschungssatel-<br />
Saturn-V-Raketen sollen das " Apollo" -Yorhaben der NASA, die bemannte<br />
Mondlandung mit drei Astronauten, verwirklichen helfen.<br />
Unser Bild zeigt eine graphische Darstellung dieses geplanten Raumftuge.,<br />
aufgenommen auf der Kölner Ausstellung " Men.ch und Weltraum".<br />
lit solle Ende des Jahres 1968 in den USA<br />
mit einer amerikanischen Rakete gestartet<br />
werden, die von der NASA kostenlos zur<br />
Verfügung gestellt werde. Im weiteren Verlauf<br />
seiner Ausführungen erklärte Ministerialdirigent<br />
Mayer u. a.: Seit 1962 habe die<br />
Bundesrepublik 350 Millionen DM zur Förderung<br />
der Weltraumforschung ausgegeben,<br />
Es sei bedauerlich, daß sich die<br />
moderne Technologie in der Bundesrepublik<br />
in einem beklagenswerten Rückstand<br />
befinde. Nicht nur in den USA, sondern<br />
auch in vielen europäischen Ländern sei<br />
die Forsdlung unter Aufwendung erheblidler<br />
Geldmittel vorangetrieben worden, In<br />
der Bundesrepublik sei ein gefährliches<br />
Forschungsvakuum entstanden, Der Wohlstand<br />
von morgen, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Industrie fänden ihreSicherung nur<br />
durch die Forschung von heute. Darum sei<br />
es eine wirtschaftliche Notwendigkeit und<br />
keine Prestigefrage, wenn sich die Bundesregierung<br />
entschlossen habe, mit Steuermitteln<br />
die Raumforschung zu fördern. -<br />
Der Bundesminister für wissenschaftliche<br />
Forsdlung, Dr. Gerhard Stoltenberg, der in<br />
Köln die Ausstellung eröffnete, wies darauf<br />
hin, daß die wirtschaftliche Bedeutung und<br />
der politische Rang einer Nation auch von<br />
den Ergebnissen abhänge, die sie auf<br />
neuen Gebieten der Forschung erziele, Es<br />
müsse davor gewarnt werden, die Erfolge<br />
anderer Staaten in der Weltraumforschung<br />
allzu gleichgültig hinzunehmen,<br />
Die Ausstellung "Mensch und Weltraum "<br />
wird nach ihrer Beendigung in Köln<br />
(17. April 1966) nam derzeitiger Planung in<br />
den Städten Hannover, Hamburg, Braunschweig,<br />
Berlin, Frankfurt und München gezeigt<br />
werden. Ein umfangreiches Rahmenprogramm,<br />
das der Ausstellung beigegeben<br />
ist, umfaßt u. a, die Vorführung von hochinteressanten<br />
Dokumentarfilmen, Vortragsveranstaltungen<br />
für die Offentlidlkeit, Diskussionen<br />
zwischen Vertretern von Wissenschaft<br />
und Industrie und sonstige Sonderveranstaltungen.<br />
Abschließend sei nodl erwähnt,<br />
daß die Besucher der Ausstellung<br />
sich an einem Preisausschreiben beteiligen<br />
können. Dem Gewinner winkt als Preis ein<br />
kostenloser Flug nach Cap Kennedy, um<br />
dort einen Weltraumstart mitzuerleben.<br />
20
Nach den internationalen Polizeiausstellungen<br />
1926 in Berlin und 1956 in Essen<br />
wird in diesem Jahr die "Internationale<br />
Polizeiausstellung" (IPA) vom 27. August<br />
bis 11. September in Hannover ihre Tore<br />
öffnen. Die Schirmherrschaft hat der Herr<br />
Bundespräsident übernommen. Veranstalter<br />
ist das Land Niedersachsen. Das Messegelände<br />
in Hannover bietet in seiner Weitläufigkeit<br />
den Ausstellern genügend Raum.<br />
Außer der Bundesrepublik mit ihren einzelnen<br />
Ländern werden auch ausländische<br />
Staaten mitwirken. Angehörige ihrer Poli-.<br />
zeiorganisationen werden während der<br />
Ausstellungszeit an besonders wichtigen<br />
und zentralen Punkten der Stadt den Verkehr<br />
regeln. So soll die Polizeiausstellung<br />
zu einem internationalen Treffen der Polizeibeamten<br />
werden, bei dem fadlliche und<br />
freundschaftliche Verbindungen geknüpft<br />
und gefestigt werden können.<br />
Die IPA 1966 soll den Besuchern einen<br />
Überblick über die Entwicklung und den<br />
gegenwärtigen Stand des Polizeiwesens in<br />
aller Welt geben, sie mit den vielseitigen<br />
Aufgaben einer modernen Polizei bekannt<br />
madlen, Interesse und Verständn is für die<br />
polizeiliche Tätigkeit wecken und damit<br />
die Verbundenheit zwisdlen Polizei und<br />
Bevölkerung stärken. Neben einer Schau<br />
modernster technischer Hilfsmittel, derer<br />
sich die Polizei in der Gegenwart bedienen<br />
muß, sollen dem Besucher auch Einblicke<br />
in Organisation, Ausbildung und Schulwe-<br />
BLSY<br />
I ~~ lnternatiOnale<br />
Polizeiausstellung<br />
Hannover<br />
Xl. Augusttt<br />
September<br />
1966<br />
sen, in Methodik und Praxis der täglichen<br />
Arbeit sowie in Gesch ichte und Schrifttum<br />
der Polizei gewährt werden.<br />
Durch die Beteiligung möglichst vieler Länder<br />
wird die Notwendigkeit einer internationalen<br />
Zusammenarbeit der Polizei im<br />
Zeitalter des Zusammenrückens von Ländern<br />
und Kontinenten hervorgehoben.<br />
Eine mit der Ausstellung verbundene Industriesdlau<br />
wird den Besuchern Gelegenheit<br />
geben, die Ausrüstungen für alle Gebiete<br />
der Polizei kennenzulernen, miteinander<br />
zu vergleichen, zu prüfen und zu<br />
beurteilen.<br />
Die Fachausstellung wird sich in fünf<br />
Gruppen gliedern, wobei in der Gruppe V<br />
auch Behörden und Einrichtungen teilnehmen,<br />
die neben der Polizei in irgendeiner<br />
Form der Aufrechterhaltung von Sidlerheit<br />
und Ordnung oder dem Schutz der Bevölkerung<br />
dienen. In dieser Gruppe wird<br />
auf Veranlassung des Bundesministers des<br />
Innern auch der Bundesluftschutzverband<br />
in einer Sonderschau die Besucher über<br />
seine Arbeit und Aufgaben informieren.<br />
Auch das Bundesamt für zivilen Bevölkerungsschutz<br />
wird mit einem Stand vertreten<br />
sein.<br />
Schließlich soll ein umfangreiches Rahmenprogramm<br />
mit Sondervorführungen, Sportveranstaltungen<br />
und einem internationalen<br />
Polizeisternflug und einer internationalen<br />
Polizeisternfahrt die große Ausstellung abrun<br />
den.<br />
Unter dem Aktenzeichen VII A I - 741 001 /2 -<br />
vom 25. 1. 1966 hat der Bundesminister des<br />
Innern folgende Bekanntmachung veröffentlicht:<br />
Der Deutsche Bundestag hat In seiner 132.<br />
Sitzung am 24. Juni 1964 einen Beschluß gefaßt,<br />
wonach die Bundesregierung u. a. ersucht<br />
wird, den bisherigen Begriff "Ziviler Bevölkerungsschutz"<br />
durch den Begriff " Zivilschutz"<br />
zu ersetzen. In Ausführung dieses<br />
Beschlusses wird meine Bekanntmachung vom<br />
25. November 1960 (GMBI. Nr. 36 S. 522), geändert<br />
durch me ine Bekanntmachung vom 15.<br />
Mai 1963 (GMBI. Nr. 15 S. 210), wie folgt neu<br />
gefaßt:<br />
Im Einvernehmen mit den Herren Innenministern<br />
(Senatoren) der linde, habe Ich ein<br />
allgemeines Zeichen fOr den Zivilschutz eingeführt.<br />
Da s In der Anlage abgebildete Zeichen<br />
wird dargestellt durch ein blaues Dreieck mit<br />
gelber Beschriftung "ZS" In einem gelben Kreis<br />
mit blauer Umrandung In den RAl-Farben<br />
Blau Nr. 5007 und Gelb Nr. 1012.<br />
Das ZS-Zelchen wird eingeführt als<br />
1. Ärmelabzeichen an der DIenstbekleidung der<br />
Angehörigen des ZIvIlschutzkorps, des luft-<br />
ZS stall ZB<br />
Einlührung eines allgemeinen<br />
Zeichens tür den Zivilschutz<br />
schutzhIlfsdienstes, des luftschutzwarndienstes,<br />
des örtlichen Alarmdienstes und der Selbstschutzanzüge<br />
(auch für Armbinden),<br />
2. Kennzeichen an den Fahrzeugen des Zivilschutzkorps,<br />
des luftschutzhIlfsdienstes, des<br />
Luftschutzwarndienstes und der Selbstschutzanzüge,<br />
3. Armbinde für die Selbstschutzwarte, die Leiter<br />
der Selbstschutzbezirke und SelbstschutzteilbezIrke<br />
und die Melder Innerhalb der Selbstschuugllederungen,<br />
4. Kennzeichen an lagern, öffentlichen Schutzräumen<br />
und sonstigen Einrichtungen des Zivilschutzes,<br />
5. Anstecknadeln für die Zivilkleidung der Angehörigen<br />
des ZIvIlsch utzkorps, des luftschutzhIlfsdienstes,<br />
des luftschutzwarndienstes, des<br />
örtlichen Alarmdienstes, der SelbslschutzzUge<br />
sowie für die in Ziff. 3 genannten Selbstschutzkräfte.<br />
Das ZS-Zelchen soll zum Ausdruck bringen,<br />
daß der Zivilschutz zu den In Art. 63 Abs. 2 des<br />
IV. Genfer Rot-Kreuz-Abkommens zum Schutz<br />
von Zivilpersonen In Kriegszelten vom 12. August<br />
1949 (BGBI. 11 1954 S. 781) genannten<br />
besondern Organisationen gehört, welche die<br />
Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung durch<br />
Aufrechterhaltung der lebenswichtigen öffentlichen<br />
Dienste, durch Verteilung von Hllfssendungen<br />
und durch Organlslerung von Rettungsaktionen<br />
sichern wollen. Seine Tätigkeit als<br />
Organisation sowie die Tätigkeit seines Personals<br />
unterliegen den gleichen Regeln, wie<br />
sie Art. 63 Abs. 1 des IV. Genter Rol-Kreuz·<br />
Abkommens fUr die Tätigkeit der internationalen<br />
Gesellschaft vom Roten Kreuz festgelegt<br />
hat (GMBI. 1966 S. 101)<br />
21
••<br />
c warze a nen u<br />
BlSldlllll<br />
IIle Pesl ZI d.<br />
,rIlleI Sellncblsse.<br />
Seit mehr als zwei Jahrtausenden trieb<br />
die furchtbare Seuche der Pest ihr Unwesen<br />
im Abendland. Bis vor wenigen<br />
Jahrzehnten war man der grauenerregenden<br />
Krankheit gegenüber wehrlos, wenn<br />
sie erst einmal in ein Dorf, eine Stadt eingedrungen<br />
war. Das Totenglöcklein läutete<br />
Tag und Nacht. Von den Türmen wehten<br />
sdlwarze Fahnen, die den Reisenden schon<br />
von ferne warnen wollten : "Kehre um, denn<br />
hier herrscht der Schwarze Tod!"<br />
Alte Berichte lassen uns das Entsetzen<br />
nachfühlen, das die Pest verbreitete. Bedenken<br />
wir, daß die Länder Europas früher<br />
bedeutend weniger Einwohner zählten als<br />
in unserer Zeit, so wird uns das Ausmaß<br />
der Katastrophen erst richtig klar. Fielen<br />
der Pest doch oft Tausende von Menschen<br />
in einer Stadt, Millionen in einem Land zum<br />
Opfer. So ist es verständlich, daß die Angst<br />
vor grassierenden Krankheiten stets wach<br />
war und die Menschen früherer Zeit nie zur<br />
Ruhe kommen ließ.<br />
" Pest" bedeutet im Lateinischen nichts anderes<br />
als "Seuche" schlechthin. So kommt<br />
es, daß die Berichte aus der Zeit vor Christi<br />
Geburt nidlt immer deutlich werden lassen,<br />
welche Krankheit jeweils ihre Sdlreckensherrschaft<br />
ausübte, wenn eine Seuche auftrat.<br />
Nur wenn die Chronisten uns die Ersdleinungsformen<br />
näher beschreiben, können<br />
wir rückschauend erkennen, ob Syrien,<br />
Ägypten, Palästina, Griechenland und italien<br />
im Altertum nun jeweils von Pocken,<br />
Fleckfieber oder von der Pest heimgesud'lt<br />
wurden.<br />
Entsetzen ergriff die Menschen<br />
Klarer wird das Bild erst mit dem Beginn<br />
des Mittelalters. Man spridlt von der " Pest<br />
des Justinian", die um 540 in Konstantinopel<br />
und anschließend in Kleinasien herrschte;<br />
die uns überlieferten Sdlriften schildern<br />
den Krankheitsablauf der Beulenpest klar<br />
und umfangreidl. Allein in Konstantinopel<br />
mußten mehr als 10000 Mensdlen daran<br />
sterben. In den anschließenden Jahrzehn-<br />
22<br />
Schutzpatrone der Ärzte waren im Mittelalter<br />
die Brüder Kosmas und Damian,<br />
die um das Jahr 300 als christliche<br />
Ärzte enthauptet wurden. Ihre Heilkraft<br />
wurde bei Geschwüren, Drüsenleiden<br />
und Epidemien gepriesen. Die<br />
Erfolge ihrer Kuren verschafften ihnen<br />
den Ruf. Wundertäter zu sein. Unsere<br />
Skizzezeigt das Segeberger Chirurgensiegel.<br />
... _z...tn ... __ .........<br />
-.._Dr ...... _ .... _<br />
...... und ................ bill •• ' >.<br />
~ ............... rsadclall·rMIe<br />
....................<br />
Leeer WIll ~ 1 DIe<br />
a., .ra ...... und .. ..... .. WOll<br />
Ortacfl....... und LAlMIIIIlaII.n.. .....<br />
..... ........ ba.l"" .......... Au.<br />
...... (17a'21) In .... _. und In"<br />
.10 .................... ......<br />
(DIll ". S I'h .. )<br />
ten lIackerte die Seuche noch mehrmals auf<br />
und griff auf viele Mittelmeerländer über.<br />
Merkwürdigerweise finden sidl für die nun<br />
folgenden 800 Jahre kaum Nachweise für<br />
das Ersdleinen der Pest. Um so sdlrecklicher<br />
muß es gewesen sein, als nach so<br />
langen Jahren der Ruhe die tod bringenden<br />
Beulen wieder auftraten, und zwar um 1330<br />
in Italien. Wenige Jahre später klopfte der<br />
Sdlwarze Tod mit härterer Faust an die<br />
Tore des Abendlandes. Um 1347 kam er<br />
aus dem innersten Asien und erreichte die<br />
Gegend am Schwarzen Meer. Unbemerkt<br />
bestieg er die Schiffe der italienischen<br />
Kaufleute, ermordete viele von ihnen schon<br />
auf offener See, ging mit den Heimkehrern<br />
in Italien an Land und breitete sich dort<br />
schnell aus. Genua, Venedig und viele an <br />
dere volkreidle Städte waren das nächste<br />
Ziel. Unbeschreiblich war das Entsetzen,<br />
das die Einwohner ergriff, von denen vielerorts<br />
mehr als die Hälfte starb. Es fehlte<br />
an Ärzten, Verbandmitteln, an Nahrung und<br />
Kleidung. Die Friedhöfe waren zu klein ;<br />
man legte die Leichen in große Gruben<br />
oder versenkte sie in Flüsse.<br />
Mit Schaudern sah Frankreidl die Pest auf<br />
sich zukommen. In Avignon, dem damaligen<br />
Sitz des Papstes, zählte man im nämlidlen<br />
Jahr 1348 mehr als 60000 Tote. Ein<br />
paar Wochen später waren Paris und Calais<br />
erfaßt, bald darauf audl England, wo<br />
rund eineinhalb Millionen Menschen dem<br />
Schwarzen Tod zum Opfer fielen.<br />
Auch Deutschland blieb<br />
nicht verschont<br />
Bis dahin hatte das Verderben zwar<br />
Deutschland noch verschont, dafür aber von<br />
zwei Seiten in die Zange genommen. Ein<br />
sdlwächerer Seuchenzug griff von England<br />
und Dänemark aus an, ein besonders gefährlicher<br />
gelangte über den Brenner nach<br />
Bayern. Mühldorf am Inn, München, Landshut,<br />
Ulm und Esslingen litten entsetzlich.<br />
Und wieder gabelte sich der Strom der Gefahr;<br />
ein Arm ergoß sich weiter nach Nor-
ta t<br />
Einst machte man für Krankheiten Dä·<br />
monen verantwortlich. Hier ein assyri·<br />
scher geflügelter Dämon.<br />
öffnen eines Pestgeschwürs. Nach<br />
einem Holzschnitt aus dem Jahre 1482.<br />
den, überflutete Frankfurt, Mitteldeutschland<br />
mit Erfurt, Weimar und Halle, bog an<br />
der Ostsee in Lübeck, Danzig und Elbing<br />
narn Südosten und überzog schließlich<br />
Kurland, Polen und Rußland. Ein anderer<br />
Teit folgte den Alpen narn Osten, verheerte<br />
österreich und drang im Sommer 1349 in<br />
Wien ein, wo 40000 Opfer zu beklagen waren.<br />
Im Jahre 1352 hatte sich die furchtbare<br />
Macht ausgetobt; die Pest erlosch, nachdem<br />
sie in Europa etwa 25 Millionen Menschen<br />
in den Tod gerissen hatte.<br />
Doch sol lte den Völkern nur eine kurze<br />
Pause gegönnt sein. Zehn Jahre später<br />
schon flackerte der Seuchenbrand wieder<br />
auf. Man vermutet, daß er mit Schiffen aus<br />
dem Nahen Osten eingeschleppt wurde.<br />
Und abermals, in Abständen weniger Jahre,<br />
wütete die Pest ein drittes und viertes Mal<br />
in europäischen Ländern.<br />
Auch das 15. und 16. Jahrhundert brachte<br />
häufige Schrecknisse, die teils auf kleinere<br />
Landstriche beschränkt blieben, teils aber<br />
auch den ganzen Kontinent erschütterten.<br />
Besonders ist die Seuche von 1563 bis<br />
1565 zu erwähnen, die in London ausbrach<br />
und rheinaufwärts bis in die Schweiz<br />
vordrang. Oberitalien machte um 1575<br />
Schreckliches mit, während in den Jahren<br />
1663 bis 1668 die letzte große europäische<br />
Epidemie wütete, der in London in einem<br />
einzigen Jahr 68 000 Menschen zum Opfer<br />
fielen. Sie zog sich wieder den Rhein entlang,<br />
wobei Nordfrankreich und die Schweiz<br />
nicht verschont blieben. Für Österreich, vor<br />
allem für seine Hauptstadt, brachten d ie<br />
Jahre 1678 bis 1681 noch einmal das<br />
große Sterben. Abgesehen von örtlich begrenzten<br />
Epidemien hat die Pest damit ihre<br />
Macht in Europa verloren, wenngleich sie<br />
auch, z. B. in Wien und in Marseille, noch<br />
verschiedentlich aufflackerte.<br />
Das große Grauen<br />
Die Angst, die auf diese Weise immer wieder<br />
unseren Erdteil überzog, können wir<br />
vielleicht dann in etwa nachfühlen, wenn<br />
wir an d ie Schreckensszenen des letzten<br />
Krieges denken, als in unseren Städten<br />
Feuer vom Himmel fiel. Und doch verstehen<br />
wir, daß unsere Vorfahren wohl noch mehr<br />
Grauen empfinden mußten ; denn sie hatten<br />
für das schreckliche Geschehen ja keinerlei<br />
Erklärung. Da der Tod vor der TOre stand,<br />
suchten die meisten in ihrem christlichen<br />
Glauben Trost und machten ihre Rechnung<br />
mit dem Himmel. Bußprediger mahnten zu<br />
Einkehr und Besinnung. In Wien war es der<br />
berühmte Hofprediger Abraham a Santa<br />
Clara (1644 bis 1709), der mit barocker<br />
Sprachgewalt die letzten Stunden vor dem<br />
Tod zu deuten suchte, während in den Straßen<br />
der ReSidenzstadt ohne Unterlaß die<br />
Todeskarren fuhren. Sankt Rochus, jener<br />
tapfere Mann, der um 1330 in Italien todesmutig<br />
viele Kranke gepflegt hatte, wurde im<br />
Abendland zum Pestheiligen. Dem frühchristlichen<br />
Märtyrer Sebastian wurden<br />
Standbilder und Kapellen gewidmet. Seit<br />
altersher war sein Bild mit den Pfeilen, die<br />
ihn zu Tode gebracht hatten, bekannt. Jetzt<br />
deutete man die Geschosse als die Angriffswaffen<br />
des Schwarzen Todes und<br />
brachte den Heiligen auf diese Weise mit<br />
der Pest in Verbindung. Kaiser Karl VI. von<br />
Habsburg errichtete nach einem Gelübde<br />
die Karlskirche in Wien. Das bekannteste<br />
Baudenkmal, das an das En de einer Pestzeit<br />
erinnert, ist das Wahrzeichen von Venedig,<br />
die Kirche Santa Maria della Salute.<br />
Pestsäulen finden wir in vielen Städten,<br />
Pestaltäre in manchen Kirchen. Noch heute<br />
werden da und dort Passionsspiele gepflegt,<br />
die auf ein Gelübde aus der Pestzeit zurückgehen.<br />
Bedeutete mithin das Nahen des Schwarzen<br />
Todes für viele innere Einkehr und trieb<br />
es manchen dazu an, in heldischer Gesinnung<br />
für kranke Mitmenschen das Leben<br />
in die Schanze zu schlagen, so verloren<br />
andere ihre guten Grundsätze. Die Todesangst<br />
ließ die Not des Nächsten vergessen.<br />
Mit Erschütterung lesen wir in den Chroniken<br />
, wie Eltern ihre Kinder, Ki nder ihre Ettern<br />
im Stiche ließen, wie Apotheker und<br />
Ärzte aus verseuchten Gebieten flohen und<br />
23
schließlich keiner mehr die Pestkranken mit<br />
Nahrung versorgen, pflegen oder bestatten<br />
wollte.<br />
übten die einen Buße, so gaben sich andere<br />
jeglichem Genußtaumel hin, als ob sie<br />
alle Freizügigkeit dieser Welt noch kosten<br />
wollten. Ausschweifungen und Verbrechen<br />
waren an der Tagesordnung. Die Obrigkeit<br />
mußte besondere Notstandsgesetze erlassen,<br />
um dem moralischen Verfall Einhalt zu<br />
gebieten. Das Standrecht wurde verhängt,<br />
das Plünderern und Marodeuren die Todesstrafe<br />
androhte ; weniger belastete Delinquenten<br />
wurden vor den Augen der Menge<br />
gefoltert. Drakonische Maßnahmen, wie sie<br />
im Mittelalter ohnehin nicht selten waren,<br />
sollten abschreckend wirken, weder Berufungsrecht<br />
noch Begnadigung wurden gewährt.<br />
Frühere Schutzmaßnahmen<br />
~~~Preise<br />
N<br />
kaulen I<br />
stark herabgesetzt<br />
für Schreibmaschinen aus<br />
Vorführung und Retouren,<br />
trotzdem Garantie u. Umtauschrecht.<br />
Kleinste Raten. Fordern<br />
Sie Gratiskatalog B 26<br />
)Io(THELDeutschlands gro<br />
"" Büromaschinenhau<br />
A . G . M . Z H<br />
34 GÖTTINGEN, Postfach 601<br />
Mit der Aufrechterhaltung von Zucht und<br />
Ordnung gab man sich indessen nicht zufrieden.<br />
Es lag auf der Hand, daß in erster<br />
Linie die Seuche bekämpft werden mußte.<br />
Die gigantische Aufgabe konnte damals<br />
nicht gelöst werden. "Diese Seuche spottet<br />
unser und unserer Heilmittel", klagt im<br />
16. Jahrhundert der Leibarzt der dänischen<br />
Königin. Schon hundert Jahre zuvor hatte<br />
die Obrigkeit in Paris ein medizinisches<br />
Gutachten der Universität angefordert. Die<br />
Gelehrten kamen darin zu dem Schluß, daß<br />
man den Gestirnen die Schuld am Schwarzen<br />
Tod zuzuschreiben habe. Mehr als 200<br />
Jahre lang herrschte diese Meinung vor.<br />
Männer wie Johannes Kepler huldigten der<br />
nämlichen Anschauung, während mit Martin<br />
Luther viele andere von der Macht böser<br />
Geister sprachen.<br />
Daß die Pest in zwei Formen auftreten<br />
kann, berichten schon sehr alte Quellen. An<br />
der Lungenpest starben die Menschen<br />
meist schon wenige Stunden nach dem Auftreten<br />
der ersten Anzeichen. Sie waren unrettbar<br />
verloren. Bemerkte man dagegen<br />
am Körper der infizierten Personen schwarze<br />
Beulen, so konnte man die Schwellungen<br />
öffnen und dem Patienten dadurch<br />
Linderung ve rschaffen. Zur Ableitung der<br />
giftigen Körpersäfte sollten Aderlässe, Klistiere<br />
und künstlich gesetzte Wunden dienen.<br />
Eine kleine Anzahl .Kranker wurde so<br />
gerettet, besonders zu Zeiten, wo ein Seuchenzug<br />
im Abklingen war.<br />
Uralte Erfahrung halte gelehrt, daß die Pest<br />
ansteckend ist. Eine Unzahl von amtlichen<br />
Vorschriften, ärztlichen RatSchlägen und<br />
volkstümlichen Schutzmaßnahmen baute<br />
auf dieser Erkenntnis auf. Besonders waren<br />
die Ärzte von der Ansteckungsgefahr bedroht.<br />
Deshalb schuf man für sie eine<br />
Schutzkleidung, die einen langen Überwurf<br />
aus Leder oder Leinen aufwies. Kopf und<br />
Gesicht waren mit einer Maske bedeckt, in<br />
deren spitzen, hervorstehenden Nasenteil<br />
man starkriechende Stoffe, wie Duftkräuter,<br />
Essig usw. brachte. Man glaubte, damit die<br />
Atemluft reinigen zu können.<br />
Mit einer bis zu zwei Meter langen Lanze<br />
öffnete der Arzt die Pestbeulen des Kranken,<br />
dem er sich meist nu r auf etliche<br />
Schritte Abstand näherte. Der Patient war<br />
angewiesen, Tag und Nacht Tür und Fenster<br />
seiner Kammer offenzuhalten. Neben<br />
den wohlriechenden Substanzen schrieb<br />
man auch den stinkenden einen günstigen<br />
Einfluß zu. So kam man zu Maßnahmen,<br />
die nur unseren Ekel<br />
hervorrufen können.<br />
Mit Vorliebe bediente<br />
man sich überdies<br />
der Räucherung.<br />
Der schwelende<br />
Rauch von harzigen<br />
Hölzern und<br />
aromatiSchen Kräutern<br />
sollte die Luft<br />
reinigen. Dem gleichen<br />
Zweck dienten<br />
große Feuer, die<br />
man bei Tag und<br />
Nacht auf Straßen<br />
und Plätzen abbrante.<br />
Die Medikamente,<br />
die man als<br />
Schutz- und Heilmittel<br />
gegen die<br />
Pest anwandte, waren dem Pflanzenreich<br />
entnommen. Keines von ihnen konnte nach<br />
dem heutigen Stand der Wissenschaft wirkliche<br />
Hilfe bringen.<br />
Kröten gegen die Seuche<br />
Das mußte man auch in damaliger Zeit feststellen,<br />
und so nahm man seine Zuflucht<br />
zu allerlei magischen Hilfen, zu Zauberei<br />
und mystischen Handlungen, Talismanen<br />
und Amuletten. Wer es sich leisten konnte,<br />
trug einen Smaragd am Finger oder um den<br />
Hals. Gedenkmünzen, die sogenannten<br />
Pesttaler, dienten dem gleichen Zweck.<br />
Großes Vertrauen setzte man in Zubereitungen,<br />
die aus gedörrten und zerstampften<br />
Kröten hergestellt wurden.<br />
Neben all diesen, von Ärzten und Nichtärzten<br />
empfohlenen Maßnahmen sehen die<br />
Verordnungen der Behörden zur Eindämmung<br />
der Seuche im großen und ganzen<br />
wesentlich " moderner" aus ; denn auf ihnen<br />
fußen die Bestimmungen, die auch heute<br />
der Pflege der öffentlichen Hygiene zugrunde<br />
liegen. Vom Aussatz und von den<br />
Pocken waren schon manche Erfahrungen<br />
gesammelt worden. Man hatte gelernt, daß<br />
die Kranken isoliert, d. h., von den Gesunden<br />
getrennt werden mußten. Jeder Fall<br />
war dem Amtsarzt zu melden. Wenn die<br />
Einschleppung der Krankheit zu befürchten<br />
war, so wurden die Tore der Stadt geschlossen<br />
und scharf bewacht. Nur wer aus<br />
einer unverdächtigen Gegend kam und<br />
obendrein ein Attest vorweisen konnte, das<br />
seine Gesundheit bestätigte, der durfte einreisen.<br />
Die italienische Stadt Ragusa war die erste,<br />
welche die Neuankömmlinge dreißig Tage<br />
lang gefangen hielt und beobachtete. Wer<br />
in dieser Zeit mit ihnen in Berührung kam,<br />
stand unter dem nämlichen Gebot. Die<br />
Spanne von dreißig Tagen nannte man auf<br />
italienisch Trentina. Kurz darauf, im Jahre<br />
1383, erging in Marseille die Vorschrift zu<br />
einer Quarantina, einer Absonderung über<br />
24
Ein wichtiges Kapitel bel der Yerhlnderung<br />
von Seuchen Isl die Hygiene. Ihr<br />
dlenl auch die Abwasselbeleiligung, die<br />
wegen deI damll verbundenen Gefahren<br />
für die Yolksgesundhelt gesetzlichen<br />
Vorschrltlen unterliegt. Ein ganzes<br />
Nelz von Kanälen zieht sich unter unseren<br />
Städten dahin. Bild links zeigt den<br />
Zusammenfiuß von zwei verschiedenen<br />
Kanaitypen.<br />
_ta: Die ~11ooUon _ der<br />
__ R-....o und ~1Iung.<br />
AbIoIgonI_ und V __ _<br />
_ _ lUgt ..-. Clenllgt oIne<br />
lIpGIung nldd, 00 _ ~1bO_,<br />
1dI ..... I ........ SpGlblnM und .,...<br />
w.gen .... gll.tzt. DIe Tlefen_'1 der<br />
I\OnIIe bftIgI _ 3-3,50 .. ....,<br />
...,_.<br />
vierzig Tage. Der Begriff der Quarantäne ist<br />
uns auch heute noch geläufig.<br />
See reisende zu überprüfen mochte mit solchen<br />
Anordnungen noch verhältnismäßig<br />
leicht sein. Dagegen waren die Grenzen auf<br />
dem Festland wesentlich schwieriger zu<br />
überwachen. Da das Land allenthalben<br />
noch viel unwegsamer war als heute, vermochte<br />
mancher auf Schleichpfaden überzuwechseln,<br />
ungeachtet der strengen Bewachungsmaßnahmen<br />
und Kontrollen an<br />
den Zollstationen und Straßen. Von Polen<br />
und Rußland sind uns solche Abriegelungen<br />
aus dem 14. und 16. Jahrhundert überliefert.<br />
Derartig umfangreiche Vorkehrungen machten<br />
die Errichtung besonderer Behörden<br />
notwendig. Es wurden Amtsärzte eingesetzt,<br />
denen bald ein umfangreiches Arbeitsfeld<br />
zuwuchs, ähnlich dem, das in unseren<br />
Tagen von den staatlichen und städtischen<br />
Gesundheitsämtern versehen wird.<br />
In Zeiten der Not war die Isolierung, Ernährung,<br />
Pflege, Behandlung und Beisetzung<br />
der Pestkranken zu regeln. Die Quartiere<br />
der Verstorbenen wurden mit gedörrten<br />
Kräutern und mit Schwefel ausgeräuchert,<br />
gereinigt, den Sonnenstrahlen au sgesetzt<br />
und mit Kalk geweißt, alles Handhabungen,<br />
die wir auch in unserer Zeit noch<br />
für richtig und zweckmäßig ansehen. Hab<br />
und Gut des Toten wurden entweder verbrannt<br />
oder in Wasser, Dampf oder Salzsole<br />
gereinigt.<br />
Moderne Methoden<br />
der Pestbekämpfung<br />
Freilich konnte das alles nicht dem gleichkommen,<br />
was wir heute als Städte- und<br />
Seuchenhygiene bezeichnen. Es fehlte ja<br />
an so vielem, vor allem an der Versorgung<br />
mit keimfreiem Trinkwasser, an der Unratbeseitigung<br />
und Kanalisation, an der Ungezieferbekämpfung<br />
und an hellen, luftigen<br />
Wohnräumen. Die Fortschritte, die auf diesen<br />
Gebieten seit dem Mittelalter erzielt<br />
worden sind, fallen vorwiegend erst ins 19.<br />
und 20. Jahrhundert.<br />
Wir wissen heute, daß eine Seuche mit allgemein-hygienischen<br />
Maßnahmen allenfalls<br />
eingeengt werden kann. Eine vollständige<br />
Bekämpfung ist nur dann möglich, wenn es<br />
gelingt, ihren Erreger aufzufinden und zu<br />
züchten, sein Verhalten zu studieren und<br />
schließlich Medikamente zu schaffen, die<br />
ihn vernichten können. Auf dem Gebiete<br />
der Pestforschung war es das Jahr 1894,<br />
das die entscheidende Wendung brachte.<br />
Damals war in Hongkong eine Pestepide-<br />
LS-Geigerzähler<br />
G~f'V1 fV1~ 50<br />
Einfachste Bedienung und sicheres Ablesen durch Farbmarkierung:<br />
Rote Taste und Skala !Ur Meßbereich von 0,5 bis 50 rl h<br />
Gelbe Taste und Skala für Meßbereich von 10 bis 500 mrl h<br />
Das Gerät entspricht den Vorschriften des Bundesamtes !Ur<br />
zivilen Bevölkerungsschutz.<br />
Für zivilen Bevölkerungsschutz, Katastropheneinsatz und<br />
Selbstschutz liefern wir außerdem:<br />
LS-Dosislelstungsmesser mit kleinem Zubehör<br />
LS-Dosisieistungsmesser mit großem Zubehör<br />
Grae tz-Raytronik GmbH 599 Alte n a. Tel.: 821 Verm., FS: 08229351<br />
25
Oben: Insbesondere in ländlichen Gegenden<br />
wird auch heule noch das Abwasser<br />
oberirdisch abgeleitel. Keine<br />
hygienische Maßnahme, wenn man bedenkl,<br />
daß sich In jedem Abwasser<br />
krankheilserregende Bakterien, besonders<br />
Typhus-, Ruhr- und Choleraerreger,<br />
befinden können.<br />
Unten: Das unterirdische Kanalnetz unserer<br />
Städte und Ortschaften ist über<br />
Einsteigschächte zugänglich, die in<br />
einem Abstand von 50 bis 80 m angeordnet<br />
sind. Eine durchgreifende systematische<br />
Städtekanalisation setzte In<br />
Deutschland um die Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
ein.<br />
mie ausgebrochen. Die europäische Wissenschaft<br />
hatte zu jener Zeit schon eine<br />
Reihe von ansteckenden Krankheiten exakt<br />
erforschen können. Namen wie Pssteur.<br />
Roux, Koro. Loffler. Behnng und viele andere<br />
sind in diesem Zusammenhang zu erwähnen.<br />
Mit der Aufklärung der Pest befaßten<br />
sich zwei Männer in Hongkong, nämlich<br />
der Japaner S. Kitasato und der Franzose<br />
A. Yersin. Dem letztgenannten gelang<br />
es, den Pest bazillus Pasteurelle pastis, ein<br />
winziges, unbewegliches Stäbchen, zu finden.<br />
Austrocknung, Sonnenlicht und Wärme<br />
vernichten ihn bald. Entgeht er diesen Einflüssen,<br />
so vermag er noch nach mehreren<br />
Monaten ansteckend zu wirken. Vom Gesamtgeschehen<br />
in der Natur aus betrachtet,<br />
mußte man die Pest eher als eine Tierkrankheit<br />
denn als ein menschliches Leiden<br />
bezeichnen. In Europa sind es vor allem die<br />
Ratten, die von ihr ergriffen werden und<br />
sich gegenseitig anstecken ; in Asien kommen<br />
noch andere Nagetiere hinzu. Es ist<br />
interessant, daß schon der römische Dichter<br />
OVld, der zur Zelt um Christi Geburt lebte,<br />
von einem großen Tiersterben berichtet,<br />
das ausbricht, bevor die Pest auf den Menschen<br />
übergreift. Zeitgenossen Ovids wie<br />
auch spätere Beobachter erwähnen das<br />
Siechtum von Ratten, Mäusen, Hamstern<br />
und anderen Nagetieren als einen Vorläufer<br />
der Pest am Menschen.<br />
Englische Forscher konnten kurz vor der<br />
letzten Jahrhundertwende in Indien die Zusammenhänge<br />
aufklären. Es erwies sich.<br />
daß die menschliche Beulenpest mit der<br />
Rattenpest ursächlich zusammenhangt.<br />
Schließlich wurde im Jahre 1897 von Ogata<br />
noch festgestellt, daß verschiedene Arten<br />
von Flöhen den Erreger von Tier zu Tier<br />
und auf den Menschen übertragen. Dieser<br />
Weg wird von den Bakterien viel häufiger<br />
beschritten als der unmittelbare Übergang<br />
von Mensch zu Mensch. Das ist vor allem<br />
deswegen hervorzuheben, weil so das Ptlegepersonal<br />
von Pestkrar1ken erfreulicherweise<br />
verhältnismäßig selten angesteckt<br />
wird. Sehr viel gefährlidler sind Krankheitsfälle,<br />
wo die Keime im Blut des Kranken<br />
kreisen oder wo die Lunge von der Pest<br />
ergriffen ist. Hierbei ist der unmittelbare<br />
Übergang der Krankheit von Mensch zu<br />
Mensch durchaus möglich. Schließlich kann<br />
auch der Menschenfloh als alleiniger Überträger<br />
wirken.<br />
Ratten schleppten die Bazillen ein<br />
Wenn wir weiter oben feststellen konnten,<br />
daß die Pest seit dem Jahre 1725 10 Europa<br />
nicht mehr aufgetreten ist, so darf nicht unerwähnt<br />
bleiben, daß sie auch heute noch<br />
in weiten Teilen der Welt heimisch ist. So<br />
trifft man sie in Afrika, Indien, dem Fernen<br />
Osten und im Vorderen Orient. Von Zeit zu<br />
Zeit flackert die schwelende Glut zur hellen<br />
Flamme auf und greift auf weite benachbarte<br />
Gebiete über. Dann und wann wird<br />
sie auch in der westlichen Welt beobachtet.<br />
So gab es während der ersten vier Jahrzehnte<br />
unseres Jahrhunderts mehr als 300<br />
Pesttote in den Vereinigten Staaten, einige<br />
26
wenige nach dem zweiten Weltkrieg. Meist<br />
sind es die Schiffs ratten, die die Pestbazillen<br />
aus fernen Ländern einschleppen. Deshalb<br />
wurde die Bekämpfung der ekelhaften<br />
Vierbeiner durch ein internationales Abkommen<br />
vom 21 . Juni 1926 allen seefahrenden<br />
Nationen zur Pflicht gemach t. Seit<br />
1935 besteht eine ähnliche Vereinbarung<br />
für den Luftverkehr.<br />
Solche Maßnahmen dienen dazu, die Übertragung<br />
der Pest in einer Zeit zu verringern,<br />
da der Re ise- und Frachtverkehr wesentlich<br />
lebhafter flutet als früher. Sie könnte<br />
aber nicht dazu ausreichen, die Krankheit<br />
aus den westlichen Ländern zu bannen,<br />
wenn nicht die medizinische Forschung neben<br />
der Entwicklung der modernen Hygiene<br />
auch Mittel gefunden hätte, mit denen die<br />
befallenen Personen wirksam behandelt<br />
werden können. ZurVorbeugung mußte also<br />
die Heilung kommen.<br />
Seit etwa 25 Jahren verfügen wir über Medikamente.<br />
nämlich über Sulfonamide und<br />
Antibiotica, die imstande sind. die Pestbazillen<br />
im menschlichen Körper zu vernichten.<br />
Vor allem sind hier Streptomycin<br />
und Aureomycin zu erwähnen. We r in pestgefährdeten<br />
Bereichen leben muß, läßt sich<br />
vorher eine Schutzimpfung geben. Ihr Wesen<br />
besteht darin, daß dem Körper bestimmte,<br />
teilweise vorbehandelte Pestkeime<br />
beigebracht werden. Sie erzeugen keine<br />
Krankheit, sondern regen den Organismus<br />
lediglich dazu an, Abwehrstoffe zu bilden.<br />
So stellte sich der griechische Arzt<br />
Galen (129-199) den menschlichen<br />
Blutkreislauf vor. Die gigantische Aufgabe<br />
einer Pestbekämpfung konnte<br />
über Jahrhunderte nicht gelöst werden,<br />
da es den Menschen an medizinischem<br />
Wissen fehlte.<br />
die es Ihm bel einer etwaigen ernsthaften<br />
Ansteckung ermöglichen, die eingedrungenen<br />
Erreger zu vernichten. Dieses Prinzip<br />
der sogenannten aktiven Immunisierung ist<br />
dasselbe wie bei der Pockenschutzimpfung ,<br />
die in Deutschland für alle Kinder gesetzlich<br />
vorgeschrieben ist.<br />
Außerhalb des menschlichen Körpers rückt<br />
man der Pasteurella pestis ebenfalls auf<br />
vielfache Weise zu Leibe. Mit Desinfektionsmitteln<br />
werden Wohnungen, Gebrauchsgegenstände,<br />
Kleider und Wäsche gereinigt.<br />
Die Zwischenwirte, Ratten und Flöhe, werden<br />
heute durch giftige Gase. z. B. das<br />
blausäurehaltige Zyklon B, durch Fraßgifte<br />
oder Insektizide bekämpft. Vor allem sind<br />
solche Maßnahmen auf Schiffen und in Hafenstädten<br />
notwendig. Lagerschuppen und<br />
Getreidespeicher werden heute rattensicher<br />
gebaut, die Taue. mit denen man Schiffe<br />
unter sidl oder am Ufer befestigt. tragen<br />
Blechsdleiben. über die die Ratten nicht<br />
klettern können.<br />
Mit Recht dürfen Mediziner und Hygien iker<br />
der Überzeugung sein, daß sich Pestepidemien<br />
früherer Jahrhunderte bei uns nicht<br />
mehr wiederholen werden. Die Abwehrmaßnahmen,<br />
die seither gefunden worden sind.<br />
lassen im Verein mit der Körper- und Gesundheitspflege<br />
heute die Furcht vor der<br />
Pest verschwinden. Damit verblassen die<br />
Eindrücke mehr und mehr, die einstmals in<br />
ganz Europa zu den größten Schrecknissen<br />
gezählt haben.<br />
minimax<br />
liefert komplette Brandschutz-, Rettungs-<br />
Laienhelfer-Ausrüstungen für den<br />
• zivilen Bevölkerungsschutz<br />
• Katastrophenschutz<br />
• erweiterten Selbstschutz<br />
• Industrie-Luftschutz<br />
und<br />
MINIMAX-Akllengesellschaft 7417 UrachlWürtt. - Rut 631<br />
27
Beim Bundeslultschutzverband, bundesunmittelbare Körperschaft<br />
des öffenllichen Rechts, sind nachstehende Stellen zu besetzen:<br />
Sachbearbeiter für Lehrmittel und<br />
Lehrstoff Ken nziffer 19<br />
im Referat für Ausbildungswesen der BundeshauptsteIle<br />
in Köln<br />
Mehrere Lehrzugmänner Kenn" . e, 2.<br />
im Selbstschutzlehrzug bei der Bundesschule des Bundesluftschulzverbandcs<br />
in Waldbröl/Oberberg Kreis.<br />
Anforderungen:<br />
Zu 19: Praktische Erfahrungen in der pädagogischen Gestaltung<br />
und fachlichen Bearbeitung von l ehrstoffen und -mitteln; gute<br />
Kenntnisse der modernen lehrmethoden.<br />
Zu 20: Abgeschlossene Volksschule, möglichst abgeschlossene<br />
Berufsa usbildung; Alter 16-25 Jahre.<br />
Geboten wird:<br />
Zu 19 : Vergütung nach VGr. IVb BAT, evtl. mit AufstiegsmöglichkM.<br />
Zu 20 : lohn nach lohngruppe VI MTB: nach mindestens einjähriger<br />
Bewährung ist eine anderweitige Verwendung im Bundesgebiet<br />
möglich, bei Eignung audl im Angestelltenverhältnis nach<br />
VGr. VII BAT.<br />
Unterkunft und Teilnahme an der Gemeinschaftsverpflegung sind<br />
bei der Bundesschule möglich.<br />
Zu 19 und 20 : Zusätzliche Altersve rsorgung, Beihilfe bei Krankheit<br />
und Unterstützung in Notfällen, Zuschuß zum Mittagessen ; bei<br />
getrennter HaushallSführung Trennungsgeld und Sonderurlaub fü r<br />
f amilienheimfahrten; Hilfe bel der Wohnungsbeschaffung.<br />
Bewerbungen mit handgeschriebenem lebenslauf, lichtbild, beglaubigten<br />
Zeugnisabschriften über Ausbildung und biSherige<br />
Tätigkeiten sowie NachweiS besonderer Kenntnisse werden unter<br />
Angabe der entsprechenden Kennziffer bis zum 30. Juni 1966<br />
erbeten an<br />
Bundesluttschutzverband - BundeshauptsteIle -<br />
5 Köln, Merlostraße 10- 14<br />
Personalbogen stehen auf Anforderung (mit Kennzifferangabe) zu r<br />
Verfligung. Persönliche Vorstellung nur nach Aufforderung.<br />
Der Bundesluftschutzverband, bundesunmittelbare Körperschaft<br />
des öffentlidlen Rechts, sucht einen<br />
Fachlehrer für Brandschull<br />
Kennziffer 18<br />
an der Bundesschule in Waldbröl, Oberberg. Kreis.<br />
Anforderungen: Bewerber müssen die Vorau ssetzungen für den<br />
gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst erfüllen und eme mehrjährige<br />
entsprechende Tätigkeit im öffentlidlen Dienst nachweisen.<br />
Sie soUen in der lage sein, Themen des Brand sch utzes im Unterridlt<br />
und in der Praxis, auch vor einem kritisdlen Zuhörerkreis, zu<br />
behandeln.<br />
Geboten wird : Bes.Gr. A 11 BBesG<br />
Beihilfe bei Krankheit und Unterstutzung in Notfällen, Zuschuß<br />
zum Mittagessen; bei getrennter Haushaltsführung Trennung sgeld<br />
und Sonderurlaub für Familienheimlahrten; Hilfe bei der Wohnungsbeschaffung.<br />
Bewerbungen mit handgeschriebenem lebenslauf, lichtbild, beglaubigten<br />
Zeugnisabsdlriften über Ausbildung und bisherige<br />
Tätigkeiten sowie Nachweis besonderer Fachkenntnisse werden<br />
unter Angabe der Kennziffer 18 bis 15. Juni 1966 erbeten an<br />
Bundesluftschutzverband -<br />
5 Köln, Merlostraße 10- 14<br />
BundeshauptsteIle<br />
Personalbogen stehen auf Anforderung (mit Kennzifferangabe)<br />
zur Verfügung. Persönliche Vorstellung nur nach Aufforderung.<br />
neue bücher<br />
Vorsorge in Rot<br />
Zivilverteidigung im Osten, Berich t und<br />
Dokumentation, von Werner A. Fischer.<br />
Taschenbuch, 11 2 Seiten, DM 2,80. Osang<br />
Verlag, München.<br />
Anhand authentischer Unterlagen gibt dieses Taschenbuch<br />
Aufschluß über Zivilverteidigungs-Maßnahmen, die im Osten in<br />
den vergangenen Jahren durchgeführt worden sind. Allerdings<br />
beschränkt sich der Verfasser auf die Sowjetunion und auf die<br />
sowjetische Besatzungszone Deutschlands, erwähnt aber, daß<br />
sich alle Ostblockstaaten beim Aufbau ihrer Zivilschutzsysteme<br />
nahezu sklavisch an das große Vorbild UdSSR gehalten haben.<br />
Interessant ist es, zu erfahren, daß in der Sowjetunion schon<br />
vor jetzt über fünfzig Jahren eine zivilschutzähnliche Organisation<br />
gegründet wurde, wichtiger jedoch, zu wissen, mit welchem<br />
Ei fer sich die Sowjets heute der Zivilverteidigung widmen. Und<br />
in dieser Hinsicht fördert das Taschenbuch erstaunliche Fakten<br />
ans licht. Fisdler hat sie sowjetischen Zeitungsberichten und<br />
Lehrbüchern entnommen, aber auch der "Militär-Strategie" von<br />
Sokolowski und anderen Publikationen (im über fünfzig Seiten<br />
umfassenden Anhang des Buches werden wichtige Zitate daraus<br />
gebracht; es lohnt sich, diese Zitate intensiv zu studieren).<br />
Der zweite Teil des Berichts ist dem Zivilschutz in der Sowjetzone<br />
vorbehalten (dort wird er offiziell übrigens nur Luftschutz<br />
genannt), und man erfährt aus ihm nicht ohne Staunen, daß das<br />
Regime jenseits der Eibe in den letzten Jahren, vor allem seit<br />
dem Mauerbau in Berlin am 13. August 1961 , in aller Heimlichkeit<br />
eine komplette Notstandsgesetzgebung für die Zone geschaffen<br />
hat (der Anhang bringt auch hierzu wieder Zitate,<br />
Au szüge au s den Gesetzen und aus einschlägigen Verordnungen).<br />
Nach Lektüre des Taschenbudls begreift man die Taktik<br />
der SED, die Zivilschutz- und Vorsorgegesetzgebung in der<br />
Bundesrepublik durch Propagandaattacken zu Fall zu bringen.<br />
Drüben schließt - nadl eigener Verlautbarung - der Zivilschutz<br />
eine " Lücke in der Landesverteidigung "; dem Osten aber ist<br />
daran gelegen, daß diese Lücke in der Gesamtverteidigung der<br />
Bundesrepublik bestehenbleibt.<br />
Die Werkfeuerwehr<br />
Taschenbuch 1966, 415 Seiten, in Pl astikeinband<br />
DM 5,-. Franz-Kuh l-Verlag,<br />
5331 HeisterbacherrotVSiebengebirge,<br />
Bi rkenweg 12.<br />
Das neue Taschenbuch, das 1964 zum ersten Mal erschienen ist,<br />
befaßt sich wieder mit betrieblichem Brandschutz, Rettungswesen,<br />
Werk- und Betriebsselbstschutz, StrahlenSchutz und<br />
Erster Hilfe. Es ist nicht nur für die Werkbüdlerei gedacht, sondern<br />
auch für die tägliche Praxis. Außer einem Kalendarium enthält<br />
das Budl Dienstplan, Anwesenheitsliste, Mitgliederverzeichnis,<br />
Anschriften wichtiger Dienststellen und Behörden des Bundes<br />
und der Länder sowie die neu esten Normen. Es bringt<br />
interessante Aufsätze über Fragen und die Praxis des Werkund<br />
Betriebsfeuerwehrmannes. Der ausführliche Wirtschaftsteil,<br />
in dem die einschlägige Industrie in Wort und Bild ihre neuesten<br />
Erzeugnisse vorstellt, dürfte wie aud'l der Bezugsquellennachweis<br />
für die mit der Beschaffung von Ausrüstungen und<br />
Geräten betrauten Mitarbeiter von Betrieben eine ausgezeichnete<br />
Fundgrube sein.<br />
28
neue bücher<br />
" Zivilschutz und Zivilverteidigung"<br />
Ein neuer Herausgeber<br />
Seit Februar 1966 ist Ministerialdirektor Hans-Arnold Thomsen,<br />
der Leiter der Abteilung Zivile Verteidigung im Bundesministerium<br />
des Innern, verantwortlicher Herausgeber der im OSANG<br />
VERLAG , München, erscheinenden Handbücherei für die Praxis<br />
"Zivilschutz und Zivilverteidigung" (22). Dem Herausgeberkollegium<br />
gehören ferner an: Oberregierungsrat Dr. Hanns E.<br />
Hieronymus und Oberregierungsrat Hans Günther Merk (beide<br />
ebenfalls SMI). In der ZZ-Handbücherei, die in zwei Arten vertrieben<br />
wird - einmal als Loseblattwerk, zum zweiten als Broschüren-Reihe<br />
-, sind als nächste Veröffentlichung zu erwarten:<br />
Heft B .. Warn- und Alarmdienst" und Heft 0 .. Baulicher<br />
Zivilschutz". Danach folgen Heft K .. Aufrechterhaltung der<br />
Sicherheit und Ordnung" und Heft F 1 "Zivilschutzkorps".<br />
Neues Adreßbuch in Vorbereitung<br />
Vom OSANG VERLAG, München, wird gegenwärtig die dritte<br />
Jahresausgabe des "Adreßbuchs für Zivilverteidigung" (früher<br />
"Adreßbuch für Schutzraumbau und Zivilschutz") vorbereitet.<br />
In diesem Adreßbuch sollen alle ei nschlägigen Hersteller und<br />
Lieferfirmen, ferner Sachverständige, Fachverbände, Organisationen<br />
und Behörden, die auf dem Gebiet der Zivilverteidigung<br />
arbeiten, erlaßt werden, um den Interessenten einen<br />
möglichst vollständigen Überblick zu geben. Unterlagen für die<br />
Aufnahme in das "Adreßbuch für Zivilverteidigung" können sofort<br />
vom OSANG VERLAG, 8 München 55, Waldeslust 28, angefordert<br />
werden.<br />
Die Flucht und Vertreibung<br />
Oberschlesien 1945/46, Von Wolfgang<br />
Schwarz, 328Seiten,12 Bildseiten, DM 24,-.<br />
Podzun-Verlag, Bad Nauheim.<br />
Aus authentischen Erlebnisberichten und Dokumenten, den vielen<br />
Namen, den Schicksalen der Dorlgemeinsdlaften und der<br />
Städte, entstand ein umfassendes Bild vom Ablauf der Flucht,<br />
der Zeit unter polnischer Herrschaft und der Vertreibung. Millionen<br />
Menschen haben erlebt, was dieses Buch beSchreibt.<br />
Die europäische Völkerwanderung begann schon nach dem<br />
ersten Weltkrieg. Durch die Balkanverträge 1919 und 1923 kam<br />
es zu der Umsiedlung von 1,35 Millionen Griechen, von 400000<br />
Türken und 200 000 Bulgaren. über eine Million Russen gingen<br />
in die Emigration. Damals mußten eine Million Deutsche die<br />
abgetretenen Ostgebiete verlassen. Später mußten Hunderttausende<br />
Armenier, Spanier, Italiener, Juden und Deutsche in<br />
die politische Emigration gehen. Bis heute haben Flucht und<br />
Vertreibung nicht aufgehört. Nicht nur in Europa, in der ganzen<br />
Welt werden Mensd1en durch Kriege, Unruhen und politische<br />
Wirren heimatlos. Das vorliegende Buch sd1i1dert die Schicksale<br />
der Trecks, wie sie herumzogen, ohne Ziel, ohne Führung,<br />
bei Kälte und Schneetreiben, mit Kuh- und Pferdegespann,<br />
eingeholt und überholt von den Russen. Es Schildert das<br />
Schicksal der Zurückgebliebenen, Moral und Willkür der Sieger,<br />
die Hölle, die die Frauen mitmad1ten. Das Buch will die Wahrheit<br />
aufzeigen, die re inigt, und eine unteilbare Gerechtigkeit.<br />
Es will nicht aufrechnen, neuen Haß säen, Rachegefühle locken.<br />
Das Buch schildert die Erbarmungslosigkeit des Krieges, die<br />
Gnadenlosigkeit der Sieger, die keinen Unterschied machen<br />
zwisd1en Schuldigen und Unschuldigen. Es zeigt allen denjenigen,<br />
die es noch nicht wissen, daß es in der Geschichte und in<br />
der Politik keine zu berechnenden Formeln und Lösungen gibt<br />
wie in der Mathematik.<br />
Leuchten, die leicht zu handhaben<br />
sind, lichtstark, robust<br />
und vielseitig anwendbar.<br />
Leuchten aus KunststOff. Denn<br />
KunststOff ist stoßfest, abriebfest<br />
und leicht.<br />
CEAG Spezialleuchten sind aus<br />
Kunststoff und mit aufladbaren<br />
Batterien ausgerüstet. Im<br />
Bedarfsfall auch als lichtstarke<br />
Notbeleuchtung zuverlässig.<br />
Leuchtentypen aus dem CEAG<br />
Programm werden in den Ausrüstungsnachweisungen<br />
der Behörden<br />
geführt. Das spricht für sie.<br />
über die " richtigen" Handleuchten<br />
für Ihre Selbstschutzausrüstung<br />
informieren wir Sie gern unverbindlich.<br />
Setzen Sie sich bitte<br />
mit uns in Verbindung_<br />
• CEAG Sicherheilsleuchten sind<br />
fur Einsätze in explosionsgefährdeter Umgebung<br />
behördlich zugelassen.<br />
CEAG Concordia Elekrizitäts<br />
Aktiengesellschaft Dortmund<br />
29
LANDESSTELLEN berichten ••• LANDESSTELLEN berichten ••• LANDESSTELLEN berichte<br />
BADEN-WORTTEMBERG<br />
• Arbelt.lagungen für die<br />
tJ " entlieh ke Itsa rbell<br />
Zur Zelt werden von der LandessteIle<br />
Arb81tstagungen auf KreIsebene<br />
durchgefuhrt. dIe der Weiterbildung<br />
des Ausb,ldungspersonals<br />
im Hinblick auf die veränderte<br />
Grundausbildung und die verstärkte<br />
Öllentlichkeilsarbelt durch die<br />
Dienststellen dienen. Es werden<br />
in ersler Linie die nach dem 5t.<br />
Ingberter Modell vorgesehenen,<br />
die Grundausbildung vorbereitenden<br />
Aulklärungsveranslallungen in<br />
kleinem Rahmen besprochen und<br />
erprobt.<br />
Diese Arbellstagungen werden mit<br />
den Dlenstslellenleitern und ihren<br />
Sachbearbeitern, In Verbindung<br />
mit Burgermeislern kleinererLandgemeinden,<br />
ZV-Beauftragten der<br />
Landralsämler, Feuerwehrkommandanten<br />
und den örllichen Leitern<br />
der Basisorganisationen<br />
durchgeführt, um psychologische<br />
Folgen der Hinauszögerung der<br />
Vorsorgegesetze in der Oflentlichkelt<br />
gemeinsam aufzufangen und<br />
Wege zu finden. um die Bevölke-.<br />
rung zur freiwilligen Mitarbeit im<br />
Zivilschutz anzuregen, und die<br />
SchutzwIlligkeit der Bürgerschaft<br />
zu fördern.<br />
Während bel einer solchen Tagung<br />
Anfang MArz In Aottwell der PrAsident<br />
des Freiwilligen Feuerwehrverbandes,<br />
Architekt Bürger. ge-.<br />
sprochen hatte, referierte in Reutlingen<br />
der Bürgermeisler von Undingen,<br />
Kalbfell, über das VerständniS<br />
der Landgemeinden. an<br />
Schutzmaßnahmen mitzuarbeIten,<br />
und über ihre Bereitschaft, im<br />
Rahmen ihrer personellen und finanziellen<br />
Möglichkeiten alles zu<br />
tun, um die Sicherheit der Gemeinden<br />
und den höchslmöglichen<br />
Schutz der Bürger sicherzustellen.<br />
Bürgermeister Kalbfell forderte<br />
konkrete gesetzliche Voraussetzungen<br />
fur den Zivilschutz, ohne<br />
welche die Verwaltung nicht auskommt.<br />
In Bühl sprach der Kommandant<br />
des Verteidigungsbezirks Nordbaden,<br />
Oberst Or. Bartenwerfer, über<br />
die Zusammenarbeit der territorialen<br />
Verteidigung mit den Stellen<br />
der zivilen Verteidigung und wies<br />
hierbei auf die Gemeinsamkeit der<br />
groBen Aufgabe hin.<br />
NORDRHEiN-WESTFALEN<br />
• Erfolgre ich ste Aktion der<br />
letzten Jahre<br />
Im Anschluß an die Verteilung der<br />
Broschure .Schützen und Helfen"<br />
bemuhte sich d ie Kreissteile Oinslaken,<br />
mit den Schulleitern der<br />
Volksschulen. Realschulen und<br />
Gymnasien innerhalb des Kreises<br />
Otnslaken Verbindung aulzunehmen,<br />
um im Rahmen des slaatsbürgerlichen<br />
Unterrichts zu dem<br />
Thema .. Zivilschutz und Selbstschutz"<br />
sprechen zu durfen Be-.<br />
Beilagenhinweis<br />
Dieser Ausgabe unserer Fadueitschrift<br />
liegt ein Prospekt der Firma<br />
EKAWERK, Horn/Lippe, bei, den<br />
wir der Aufmerksamkeit unserer<br />
Leser empfehlen.<br />
da uerl ich erweise mußten die gut<br />
angelaufenen Gespräche und Veranstaltungen<br />
im Oktober vergangenen<br />
Jahres wegen der Haushaltslage<br />
eingestellt werden.<br />
Mit Beginn dieses Jahres wu rden<br />
d ie Gespräche erneut aufgenommen<br />
und führten zu einem außerordentlich<br />
guten Erfolg. In der Zeit<br />
vom 11 . Februar bis 15. März konnten<br />
folgende Veranstaltungen<br />
durchgeführt werden : Neun Selbstschutz-Grundausbildungen<br />
mit 181<br />
Volksschullehrern, sieben AufklArungsveranstaltungen<br />
mit 657<br />
Schülern von Gymnasien und Realschulen.<br />
Die Kollegien der Schulen kamen<br />
geschlossen zu den ganztAglgen<br />
Grundausbildungen. Oie Kinder<br />
der Schulen hatten an den Lehrgangstagen<br />
schulfrei.<br />
Bel den sieben Veranstaltungen<br />
an den Höheren Schulen ergab<br />
sich eine erfreuliche Diskussion.<br />
Nach den bereits eingegangenen<br />
Anmeldungen für eine Grundausbildung<br />
darf mit etwa 100 Teilnehmern<br />
gerechnet werden.<br />
Für die Monate Mai und Juni sind<br />
folgende Veranstallungen mit<br />
Schulen vereinbart worden ~ Drei<br />
Aufklärungsveranslallungen in Realschulen.<br />
dreizehn Grundausbildungen<br />
für Volks- und Realschullehrer.<br />
HESSEN<br />
• Bauernverband h ~rt Referat<br />
Ober Selbstschutz<br />
1m Rahmen einer GeschAftsführer<br />
DIenstbesprechung des Hessischen<br />
Bauernverbandes in der Landvolkhochschule<br />
Friedrichsdorf im Taunus<br />
hatten 30 Kreisgeschäflsführer<br />
Gelegenheit, sich über Fragen des<br />
Se lbstschutzes unterrichten zu lassen.<br />
Oie Hauptsachgebietsleiterin<br />
für Frauenarbeit bei der LandessteIle<br />
Hessen, Ingeburg Heyer,<br />
sprach zu dem Thema ROas Selbstschutzgesetz<br />
und d ie Organisation<br />
des Selbstschutzes auf dem Lande".<br />
Die Referentin, die Mitglied<br />
des Landfrauenverbandes Hessen<br />
Nassau Ist und daher neben Erfahrungen<br />
auf dem Gebiet des Selbstschutzes<br />
auch über Kenntnisse des<br />
Lebens auf dem Lande verfügt,<br />
wußte Ihre Zuhörer für die Notwendigkeit<br />
einer Intensiven Vorsorge<br />
für Mensch und Tier bei<br />
einem Katastrophenfall zu interessieren.<br />
In Anwesenneil des Geschäftsführers<br />
des Hesslschen Bauernverbandes.<br />
Or. Schiller wurde unter<br />
Leitung des Vertrelers der Landund<br />
Forstwirtschallskammer Hessen-Nassau,<br />
Klippei. das Gehörte<br />
lebhaft diskutiert. Im allgemeinen<br />
bekundeten die Teilnehmer eine<br />
positive Einstellung gegenüber<br />
dem Selbslschutzgedanken. Bel<br />
ihren Betrachtungen standen weniger<br />
die Fragen der Organisation<br />
innerhalb der Dorfgemeinschalt Im<br />
Vordergrund als vielmehr der<br />
Selbstschutz auf dem Bauernhof.<br />
Oie bereits bestehende gute Zusammenarbeit<br />
zwischen der BLSV<br />
Landesstelle Hessen und dem<br />
Landfrauenverband dürfte durch<br />
dieses Referat weiter ausgebaut<br />
werden können. W. P.<br />
BAYERN<br />
• " Kl einer Grenz.verkehr"<br />
MLt Genehmigung und Unterstützung<br />
der BundeshauptsteIle wurde<br />
in der Form eines " kleinen Grenzverkehrs"<br />
die Verbindung zwischen<br />
der Landesstelle Bayern und dem<br />
österreichischen Zivilschutzverband<br />
aufgenommen. Vor neun<br />
Jahren, am 15. April 1957. konnte<br />
das erste Gesprach dieser Art zwischen<br />
Wien und München geführt<br />
werden. Auf österreichischer Seite<br />
bemühten sidl damals Mag.Pharm<br />
Fri!z Rotter-Ie Beau und Direktor<br />
Al'red Rolter um eine erste Möglichkeit,<br />
Herren des österreIchIschen<br />
Zivilschutzverbandes eine<br />
Informations- und AusbildungsmöglichkeIt<br />
In der Bundesrepublik<br />
zu versdlallen. So waren Ende<br />
Juli 1957 zwei Herren aus Wien<br />
Gäste der Landesschule Bayern,<br />
und im Januar des folgenden Jahres<br />
nahmen fünf Osterreicher an<br />
einer Selbstschutz-Grundausbildung<br />
und einem Lehrgang in<br />
Brandschutz teil.<br />
Oie Tiroler Landesregierung lieB<br />
später einen Mitarbeiter des österreichischen<br />
Zivilschutzes einen<br />
Aufbaulehrgang mit Abschlußprüfung<br />
in Tutzing besuchen. Darüber<br />
hinaus nahm er noch an einigen<br />
Fachlehrgängen in der Bundesschule<br />
in Waldbröl teil. Landesse-.<br />
kretAr Dr. Aabensteiner informierte<br />
sich im Auftrag des Hofrates Alois<br />
Oberhammer von der Tiroler Landesregierung<br />
über den Einsatz der<br />
Fahrbaren Schule in Bayern.<br />
In neuester Zeit kam es zu einem<br />
Erfahrungs- und Gedankenaustausch<br />
mit Herren des österreich i<br />
sehen Zivilschutzverbandes aus<br />
dem Landesverband Salzburg Landessekretär<br />
Oiess und dessen ehrenamtlicher<br />
Mitarbeiter Gastager<br />
besuchten die Landesstelle In<br />
München und die Landesschule In<br />
Tutzlng. Bel dieser Gelegenheit<br />
bereiteten sie einen Besuch des<br />
PrAsidiums des Landesverbandes<br />
Salzburg vor, der Im Herbst dieses<br />
Jahres erfolgen soll. um den bisher<br />
für beide Selten so fruchtbaren<br />
Erfahrungsaustausch fortzusetzen.<br />
Welche Bedeutung man in<br />
Osterreich der Zusammenarbeit mit<br />
dem Bundesluftschutzverband belmißt,<br />
beweist, daß man dem Leiter<br />
der Landesstelle Bayern, Or<br />
Georg Walberer, zu seinem 60. Geburtstag<br />
für seine hervorragenden<br />
Verdienste um den Zivilschutz die<br />
Ehrenmitgliedschaft der Osterreichischen<br />
Gesellschaft vom silbernen<br />
Kreuz verliehen hat. Dr. R. G.<br />
HAMBURG<br />
• BLSV bel Lehrlingen<br />
In einer kritischen Stellungnahme<br />
zum Alarmsystem bei der letzten<br />
großen Sturmflut Ende vorigen<br />
Jahres berichtete das . Hamburger<br />
AbendblaW : RPolizei und Feuerwehr,<br />
darüber gibt es keinen Zweifel,<br />
waren schnell an den kritischen<br />
Punkten. Dasselbe gilt für den<br />
Bundesluftschutzverband. Oie freiwilligen<br />
jungen Helfer waren mit<br />
einem Idealismus bei der Arben,<br />
der selbst Bürgermeister Prof Herbert<br />
Weichmann angenehm überraschte.<br />
R<br />
Diesen Bericht nahm eine der<br />
größten Hamburger Werkzeugmaschinenfabriken,<br />
dLe Firma Heldenreidl<br />
& Harbeck, zum Anlaß, in<br />
das Lehrlingsausbildungsprogramm<br />
einen Vortrag mit dem<br />
Thema RZlel und Aufgaben des<br />
Bundesluftschutzverbandes" aufzunehmen.<br />
Am 30. MArz stellte der Lehrlingsausbilder<br />
der Firma, Herr Hoffmann,<br />
etwa 300 weIblichen und<br />
mAnn lichen Lehrlingen des 2. und<br />
3. Lehrjahres den AufklArungsredner<br />
der BLSV-Landesstelle, Hans<br />
Hohnen, vor. Der Vortrag wurde<br />
Interessiert verfolgt und mit viel<br />
Beifall aufgenommen<br />
Mehrere Zuhörer meldeten sich sofort<br />
zur Teilnahme an einer Selbst<br />
Schutz-Grundausbildung<br />
BREMEN<br />
• Sonderlehrgang für FrauensachbearbeIterinnen<br />
Ende Februar fand in der Landesschule<br />
ein Sonderlehrgang statt,<br />
der von der Frauensachbearbelterin<br />
der Landesstelle, Frau Erno<br />
OUlmar, geleitet wurde. Oie ausgeWählten<br />
Themen betrafen frauliche<br />
Belange in Krisen- und Notzeiten<br />
SOWLe im VerteldLgungsfal1.<br />
Die Referate übernahmen zum großen<br />
Teil die Frauensachbearbeiterinnen<br />
der AbschnLltsstellen selbst.<br />
Oie Bedeutung der engen ZusammenarbeLt<br />
der Hauptsachgebiete<br />
VII und VI wurde vom Haupt5achgebiets<br />
leiter VI, der über Nachbarschaftsprobleme<br />
und Schutzraumhygiene<br />
eingehende Ausführungen<br />
machte, besonders hervorgehoben.<br />
Oie Frauensachbearbelterln Frau<br />
Kuschel referierte anschaulidl über<br />
die Aufgaben, die der Hausfrau<br />
im selbstschutzbereiten Haus zukommen,<br />
wAhrend Frau Olltmar<br />
sich eingehend den Problemen<br />
zuwandte, die sich aus der Haushaltsbevorratung<br />
und der Handhabung<br />
des Notvorrates ergeben.<br />
Herr Hübner gab mannigfaltige<br />
Anregungen und Anleitungen zur<br />
Herstellung behelfsmäßigen Verband<br />
materials, das den vorge-.<br />
schriebenen Inhalt der Verbandkästen<br />
ergänzen soll.<br />
Am zweiten Lehrgangstag zeigte<br />
Frau Gutsche, welche vielfältigen<br />
Möglichkeiten es gibt, Kleinkinder<br />
im Hausschutzraum mit Behelfsspielsachen<br />
und die 6- bis 10jäh<br />
(lgen mIt Bastelarbeiten zu beschäftigen.<br />
Aus diesem Anlaß wurde<br />
von den Lehrgangsteilnehme-.<br />
rinnen em sig gebastelt.<br />
Frau Werbelow berichtete über<br />
elOen Schutzraumbelegungsversuch,<br />
an dem sie teilgenommen<br />
hatte, und zeigte die zahlreichen<br />
Probleme auf, die noch zu lösen<br />
sind. Besonders lehrreidl waren<br />
die Ausführungen einer Hebamme<br />
über die Erste Hilfe bei Entbindungen<br />
und die Betreuung von<br />
Wöchnerinnen und Säugllngen unter<br />
den Bedingungen. wie sie In<br />
einem Haussc:hutzraum möglich<br />
sein können. E. O.<br />
30
DES STELLEN berichten ••• LANDESSTELLEN berichten<br />
I<br />
NIEDERSACHSEN<br />
• Das Leben bewahren<br />
In der gepflegten Atmosphäre des<br />
bekannten Kurortes Bad Pyrmont<br />
führte die Landesstelle Niedersachsen<br />
unter der Leitung von<br />
landesstellenleiter Walter Jörn<br />
vom 29. März bis 1. April ein Seminar<br />
für 35 leitende Damen von<br />
Frauenverbänden aus dem land<br />
Niedersachsen durch. Die Schirmherrsdlaft<br />
für dieses Seminar hatte<br />
der niedersächsische Minister des<br />
tnnern, DUo Bennemann, übernommen.<br />
Presse, Rundfunk und Fernsehen<br />
stellten in ihrer Berichterstattung<br />
die Tagung als einen gelungenen<br />
Versuch der BLSV-Landesstelle heraus,<br />
die Probleme des Zivilschutzes<br />
an die tätigen Frauenverbände<br />
des Landes heranzutragen.<br />
Nur die Gesamtverleidigung<br />
ist glaubhaft<br />
Oberstleutnant Thürmer von der<br />
Heimatschutztruppe im Wehrbereichskommando<br />
II ging in seinem<br />
Eröffnungsreferat zunächst auf die<br />
militärische Entwicklung ein, die<br />
letztlich zur Blockbildung der westlichen<br />
Demokratien in der Nordatlantikpakt-Organisation<br />
und der<br />
kommunistisch berherrschten länder<br />
im Warschauer Pakt führte. Im<br />
Verlauf seiner Ausführungen wies<br />
der Redner darauf hin, daß auf<br />
dem Gebiet des Zivilschutzes die<br />
Methodik des ideologischen Kampfes<br />
durch die Ostblockstaaten seit<br />
Jahren in der Bundesrepublik zu<br />
erkennen sei. Über kommunistisch<br />
gelenkte Organisationen wird versucht,<br />
mit Flugblättern und illegalen<br />
Zeitungen der Bevölkerung<br />
weiszumachen, daß Zivilschutzmaßnahmen<br />
im Westen Volksverdummung<br />
sind und einen neuen faschistischen<br />
Präventivkrieg vorbereiten.<br />
Eine kommunistische Machtergreifung,<br />
Umsturz und offene Gewaltanwendung<br />
seien um so unwahrscheinlicher,<br />
je mehr die Gesamtverteidigung<br />
- also die militärische<br />
und die zivile -, und zwar<br />
sowohl national wie im Rahmen<br />
der NATO zu einer untrennbaren<br />
Einheit ausgebaut würde. Nur<br />
die glaubhafte Abschreckung werde<br />
uns aul die Dauer von einer<br />
roten Aggression bewahren .<br />
ScI1utz ist möglich<br />
Dipl.-Ing. Erwin Oehme, der frühere<br />
Referent für technische Angelegenheiten<br />
und Bauberatung im<br />
Bundesluftschutzverband, erklärte<br />
den Teilnehmerinnen zunächst die<br />
Wirkungen konventioneller und<br />
atomarer Waffen mit anschaulichen<br />
Grafiken, um daraus Schlüsse über<br />
mögliche, insbesonders auch finan·<br />
ziel! vertretbare Schutzbauten zu<br />
ziehen. In dem eindrucksvollen Referat<br />
nahm Erwin Oehme Stellung<br />
zu dem Schutzbaugesetz und erläuterte,<br />
wie man den sogenannten<br />
Grundschutz für Neu- und Altbauten<br />
erreichen könne. In der<br />
sich anschließenden lebhaften Diskussion<br />
nahmen das Problem der<br />
Schutzraumbelüftung und die Ausstattung<br />
der Schutzräume einen<br />
breiten Raum ein.<br />
Jeder Bürger lebt<br />
in einer Gemeinde<br />
Aus dieser Feststellung zog der<br />
nächste Referen t des Seminars,<br />
Gemeindedirektor Klische (Rastede)<br />
die Schlußfolgerung, daß die<br />
Front, an der der Zivilschutz wirksam<br />
werden muß, die Ebene der<br />
Gemeinde ist. Alle von der Bundesregierung<br />
erlassenen Gesetze,<br />
die Maßnahmen der länder und<br />
der Regierungspräsidenten müssen<br />
schließlich in der Gemeinde ihre<br />
sichtbare Anwendung finden.<br />
Sefbstscl1utz wird durch<br />
behördliche Maßnahmen ergänzt<br />
Zu Beginn des zweiten Tages unterrichtete<br />
das Vorstandsmitglied<br />
des BlSV, Reg.-Dir. Adolf Dedekind,<br />
die Teilnehmerinnen über<br />
Maßnahmen zum Sd1utze der Zivilbevölkerung<br />
in Niedersachsen. Er<br />
betonte, daß bei einer Großkatastrophe<br />
der Mensch - zunächst auf<br />
sich allein gestellt - weiteren<br />
Schaden von sich abwenden muß,<br />
da erst nach geraumer Zeit die behördlichen<br />
Hilfsmaßnahmen anlaufen<br />
können. Es war das Verdienst<br />
des Referenten, diese Tatsache<br />
klar herauszustellen und damit<br />
folgerichtig zur Priorität des Selbstschutzes<br />
bei allen Zivilschutzmaßnahmen<br />
zu kommen.<br />
Die Vorstandsmitglieder des Bundesluftschutzverbandes, Frau Dr. Hedl<br />
Flitz und Reg.-Dir. Adol' Dedekind, referierten in einem Semi nar für<br />
leitende Damen von niedersächsischen Frauenverbänden Ober Selbstschutz<br />
der Bevölkerung und ergänzende behördliche Maßnahmen.<br />
Freiheit bedeutet Verantwortung<br />
Ein weiteres Vorstandsmitglied des<br />
BlSV, Frau Dr. Hedi Flitz (Wilhelmshaven),<br />
konnte den Teilnehmerinnen<br />
aus eigenem Erleben die<br />
Entwicklung des Selbstschutzgesetzes<br />
erläutern, da sie als Abgeordnete<br />
des 4. Deutschen Bundestages<br />
im Innenausschuß persönlich<br />
an der Gestaltung dieses<br />
Gesetzes mitgewirkt haI. Sie veranschaulichte<br />
den Zuhörerinnen,<br />
wie die Selbstschutz-Organisation<br />
einmal aussehen soll und welche<br />
Funktionen der einzelne in dieser<br />
Gemeinschaftsaufgabe zu erfüllen<br />
haI. Mit eindrucksvollen Worten<br />
rief sie die Frauen auf, mitzuarbeiten<br />
am Aufbau des Selbstschutzes,<br />
da es die ureigenste Aufgabe der<br />
Frau sei, alles zu tun, was zur<br />
l ebenserhaltung beitragen kann.<br />
Christ sein, heißt helfen<br />
Den Höhepunkt des Seminars<br />
brachte das mit leidenschaftlicher<br />
Überzeugung vorgetragene Referat<br />
von Prälat Dr. Krahe, Propst zu<br />
Hannover, über die sittlichen<br />
Grundlagen des Helfens im Selbstschutz.<br />
Prälat KraM setzte sich zunächst<br />
mit dem Zeitalter der Atombomben<br />
auseinander und untersuchte<br />
die Frage, unter welchen<br />
Voraussetzungen die Moraltheologie<br />
einen gerechten Abwehrkrieg<br />
für ein Volk erlauben darf. Aus·<br />
gehend von dem Recht auf lebenserhaltung<br />
stellte er fest, daß ein<br />
Abwehrkrieg nur dann bejaht werden<br />
kann, wenn alle anderen Mittel<br />
der Politik versagen.<br />
Der Mensch, der das Abbild Gottes<br />
auf Erden ist, sei unersetzlich,<br />
und deshalb müsse alles getan<br />
werden, um das menschliche leben,<br />
auch das noch ungeborene,<br />
zu erhalten. Bestehe nur eine<br />
kleine Chance, den Menschen<br />
durch Selbstschutzmaßnahmen das<br />
leben zu erhalten, so liege es<br />
nach der christlichen Lehre nicht<br />
mehr in der Entscheidung des Retters,<br />
seine HiUemaßnahmen selbst<br />
abzuwägen, sondern es sei zwingendes<br />
christliches Gebot, jedem<br />
zu hellen. Daher sei es notwendig,<br />
daß in Friedenszeiten jeder Christ<br />
seine Verpflichtung erkenne, sich<br />
die Fertigkeiten zum Helfen in Not·<br />
zeiten rechtzeitig anzueignen.<br />
Am letzten Tag des Seminars ba-.<br />
suchten die Teilnehmerinnen die<br />
landesschule in Voldagsen, um<br />
ein Bild über die Ausbildungstätigkeit<br />
des Bundesluftschutzverban·<br />
des zu erhalten.<br />
In der Schlußaussprache wurde<br />
deutlich, daß jede der 35 Teilnehmerinnen<br />
dieses Seminars erkannt<br />
hatte, daß der Selbstschutz die<br />
tragende Säule der Zivilverteidigung<br />
ist und die Forderung an<br />
jeden StaatSbürger lautet: "Schützen,<br />
retten, helfen, sich gemeinsam<br />
in Gefahr bewähren." G. Herbst<br />
I INTERNATIONALE<br />
FACHAUSSTELLUNG<br />
SICHERHEIT<br />
FOR DEN EINZ ElNEN-FOR DIE GESAMTHEIT<br />
Auskunfte:<br />
FQIRE ET SALONS<br />
INTERNATIONAUX OE NANCY<br />
Parc des Expositions<br />
NANCY M & MB P.593, Tel. 539001 Danziger Straße 11. Tel. 73509<br />
Vertretung in der BundesrepublIk:<br />
Dlpl.-Volkswirt H. Goldbach vom 6. bis 11 . Oktober 1966<br />
757 Baden-Baden<br />
31
Unter<br />
Dach<br />
und<br />
Fach<br />
LS·Feuerwehrbereilschaft<br />
erhält Unterkunft<br />
Im Dezember 1964 wurde in der Stadt Bonn<br />
die erste feierliche Verpflichtung von 123<br />
Bergungshelfern und Feuerwehrmännern<br />
für den örtlichen LuftsdlUtzhilfsdienst<br />
(LSHD) durchgeführt. Damit war unter Mitwirkung<br />
der Freiwilligen Feuerwehren und<br />
des Technischen Hilfswerks ein guter Anfang<br />
beim Aufbau des Zivilschutzes durch<br />
die Stadtverwaltung gemacht worden. Es<br />
war der erste und wesentliche Schritt, dem<br />
weitere folgen mußten. Denn neben der<br />
Bereitwilligkeit zur ehrenamtlichen und<br />
freiwilligen Mitarbeit durch die Helfer müssen<br />
noch eine Reihe von Grundlagen geschaffen<br />
werden, ehe einsatzfähige LSHD<br />
Einheiten zur Verfügung stehen. Oie technische<br />
Ausrüstung, d. h. die Kraftfahrzeuge<br />
und Geräte für den örtlidlen Luftsdlutzhilfsdienst,<br />
wird durch den Bund beschafft.<br />
Sie muß nach der Auslieferung an die Einheiten<br />
untergebradlt, gewartet und gepflegt<br />
werden, damit sie jederzeit eingesetzt werden<br />
kann.<br />
Es war daher für den LS-Ort Bann ein weiterer<br />
Schritt nadl vorn, als am 13. März<br />
1966 am Dransdorfer Weg 15 der 1. örtlidlen<br />
LS-Feuerwehrbereitschaft eine Unterkunft<br />
zugewiesen werden konnte. Für<br />
den Oberstadtdirektor Obergab Beigeordneter<br />
Dr. Martin im Beisein von Oberbrand<br />
rat Dipl.-Ing. H. Diekmann, dem Leiter<br />
des Banner Feuer- und Zivilschutzamtes,<br />
und in Anwesenheit von über 100 Helfern<br />
und Gästen der ersten Bonner LS<br />
Feuerwehrbereitschaft die so dringend be-<br />
nötigten Räumlidlkeiten. Er gab dabei in<br />
einer Ansprache seiner Freude Ausdruck,<br />
daß es nach vieler Mühe nunmehr gelungen<br />
sei, der Bereitsdlaft eine geeignete Unterkunft<br />
zu bieten, die den Zusammenhalt der<br />
Einheit und die gute Kameradschaft besser<br />
fördern wird.<br />
Dieses neue Zentrum der Einheit besteht<br />
aus einer großen Kraftfahrzeughalle,<br />
einem Ausbildungsraum, der Kleiderkammer<br />
und einem Büroraum.<br />
Die Kraftfahrzeughalle faßt neben den 14<br />
sdlWeren Löschfahrzeugen der LS-Feuerwehrbereitschaft<br />
auch 8 Tanklöschfahrzeuge<br />
der im Stadtgebiet Bonn aufgestellten<br />
LS-Feuerwehrschnelltrupps. Darüber<br />
hinaus können nadl Bedarf noch weitere<br />
Fahrzeuge z. B. einer Wasserförder-Bereitschaft<br />
untergestellt werden.<br />
Der Ausbildungsraum ist ausreidlend für<br />
den Unterricht in Zugstärke. Diese Zahl<br />
von etwa 30 Helfern hat sich auch im überörtlichen<br />
LSHD als praktisch erwiesen.<br />
Oben : Voller Stolz weist der Oberfeuerwehrmann<br />
auf .. sein" Fahrzeug hin,<br />
ein Unlmog-Tanklöschfahrzeug mit<br />
Schnellangriffseinrichtung.<br />
Mitte: Beigeordneter Or, Klaus Martln (rechts)<br />
und Oberbrandrat Olpl.-Ing. Helnz Olekmann<br />
(links) Informieren sich nach der Obergabe<br />
der Unterkunft auch über Einzelheiten<br />
der Ausrüstung der lS-Feuerwehrbereltschafl.<br />
links: Mit 21 anderen Fahrzeugen wird<br />
auch dieses Tanklöschfahrzeug In Zukunft In<br />
einer großen Halle stehen. Weitere praktische<br />
Räumlichkeiten stehen zur Verfügung.<br />
Die Kleiderkammer kann die persönliche<br />
Ausrüstung von zwei Zügen, rund 60 Helfern,<br />
aufnehmen. Zur persönlidlen Ausrüstung<br />
gehören u. a. die Schutzbekleidung,<br />
Stiefel, Helme, Schutzmasken, Eßbestecke,<br />
Brotbeutel, Feldflaschen und Meldetaschen.<br />
Der Büroraum erleichtert dem Bereitschaftsführer<br />
die nicht zu unterschätzende Verwaltungsarbeit,<br />
die bei der Führung einer<br />
88 Mann starken Einheit nidlt zu vermeiden<br />
ist. Außerdem steht dieser Raum für<br />
Dienstbesprechungen mit den Zugführern<br />
und alle Schreibarbeiten, z. B. die Aufstellung<br />
von Ausbildungsplänen und die Führung<br />
der Fahrzeugpapiere und Gerätekarteien,<br />
zur Verfügung. Es ist dem rührigen<br />
Feuer- und Zivilschutzamt der Stadt Bann<br />
zu wünschen, daß es gelingt, auch für die<br />
übrigen LS-Fadldienste wie Bergungsdienst,<br />
ABC-Dienst oder Sanitätsdienst<br />
ähnliche Unterkünfte zu finden, damit der<br />
Ausbildungsdienst in geeigneten Räumen<br />
durchgeführt werden kann, A.<br />
32
Beim »drillen Mann«<br />
Eine ungewöhnliche Kulisse bot sich dem<br />
Kamerateam des Technischen Hilfswerkes<br />
im unterirdischen Kanalnetz yon Oberhausen.<br />
Unter großen Mühen und oft erheblichen<br />
Schwierigkeiten entstanden dort die Filmstreifen<br />
für einen neuen Lehrfilm. Eine<br />
lichtmaschine sorgte für Strom.<br />
Kabel, Beleuchtung, Kameras und Stative<br />
wurden in Körben an Ort und Stelle<br />
transportiert.<br />
In der " Unterwelt" VOn Oberhausen begannen<br />
die Dreharbeiten für einen Film des<br />
Technischen Hilfswerkes mit dem Arbeitstitel<br />
" Rohrnetz-Kanal ". Nur wenige Menschen<br />
bekommen in ihrem Leben einen<br />
Einblick in die weitverzweigten Anlagen, die<br />
sich über viele Kilometer unter unseren<br />
Großstädten hinziehen. Das Kamerateam<br />
des THW hatte Gelegenheit, während der<br />
Aufnahmen all diese unterirdischen Bauwerke<br />
zu sehen, die unwillkürlich Erinnerungen<br />
an den berühmt gewordenen Film<br />
" Der dritte Mann" wachriefen. Groß waren<br />
die Schwierigkeiten in den zum Teil sehr<br />
engen Schächten und Kanälen, um für Kamera<br />
und Beleuchtung den richtigen Platz<br />
zu finden. Wenn man sich nach den ersten<br />
Stunden auch an die "gute Luft" gewöhnt<br />
hatte, so gab es doch häufig Schwierigkeiten<br />
mit dem gl itschigen Boden und den<br />
nassen Wänden. Die entsprechende Kleidung<br />
mit den dazugehörigen hohen Gummistiefeln<br />
machte den Aufenthalt überhaupt<br />
erst möglich.<br />
Die letzten Einstellungen für diesen Lehrfilm,<br />
der zu r Unterstützung der Ausbildung<br />
im "Technischen Dienst" bei den THW<br />
Ortsverbänden eingesetzt wird, sollen im<br />
Mai 1966 an der THW-Schule in Moers abgedreht<br />
werden.<br />
111