DIPLOMARBEIT - Monoskop
DIPLOMARBEIT - Monoskop
DIPLOMARBEIT - Monoskop
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
dieses grandiosen Festes mit archaischen bis zu heidnischen Elementen ist tief<br />
authentisch in der Brueghelischen Sinnlichkeit und Chagallischen Poetik.“ 91<br />
Dieses „Tableau vivant“ 92 war ein weiterer grundsätzlicher Schritt in Mlynárčiks<br />
Versuch, neue Funktionen der Kunst zu untersuchen. Die Interpretation Fullas, des<br />
großen Malers der slowakischen Moderne, war nicht zufällig. Die Kunst der Moderne<br />
geriet durch die Selbstreflektion und die Analyse der eigenen<br />
Ausdrucksmöglichkeiten in eine Sackgasse. In ihren eigenen Formen gefangen,<br />
vermochte sie nicht diese Isolation aus eigenen Kräften zu überwinden. Dies wollte<br />
die Aktionskunst ändern.<br />
Anlässlich von Evas Hochzeit hat Mlynárčik einen Text verfasst, der mehrere<br />
seiner Grundgedanken erläutert. Dieses Happening basierte auf einer universalen<br />
Wirklichkeit. „Sein Verlauf und seine Atmosphäre wurden von einer spezifischen<br />
Folklore gebildet – keiner städtischen oder dörflichen, sondern der hochzeitlichen.<br />
Der Kerngedanke des Rituals ist optimistisch – mit der Aufgabe, die Menschheit zu<br />
erhalten und zu entwickeln.“ 93 Auch der soziologische Aspekt war hier markant, denn<br />
das Festspiel war „der Ausdruck der Beziehung des Einzelnen zur Gesellschaft […]<br />
Evas Hochzeit war inhaltlich und formal eine natürliche, gesellschaftliche Geste.“ 94<br />
Mlynárčik, der einzige Slowake, der damals ein Vertreter einer ausländischen<br />
Kunstbewegung (Nouveau Réalisme) war, beruft sich hiermit auf die einheimische<br />
Tradition. Durch sein Bekenntnis zu Fulla, der „in die Weltschatzkammer sein<br />
goldenes Körnchen einbringt“ 95 , werden ihm seine eigenen Wurzeln bewusst. Die<br />
ausländische Kunst spielt dennoch eine wichtige Rolle: „… es [das Happening] greift<br />
auf die Aktionen der sowjetischen Avantgarde der Zwanziger Jahre zurück – auf die<br />
öffentlichen Theater in Fabriken und auf den Straßen, die von Meyerhold und<br />
Majakowski organisiert wurden. Ebenso auf die Periode der ‚Events und<br />
Environments‛, die den Fortschritt im Kunststreben der Sechziger hervorbrachte<br />
(Kaprow, Vostell usw.).“ 96<br />
In Bezug auf die „großen Festspiele“ von Alex Mlynárčik kann festgestellt<br />
werden, dass der Autor durch die Aneignung eines gesellschaftliches Ereignisses<br />
oder eines Festes die Flucht aus der alltäglichen Realität akzentuiert.<br />
91<br />
Ebenda.<br />
92<br />
Vgl. Orišková, Mária: Dvojhlasné dejiny umenia [Zweistimmige Kunstgeschichte], Bratislava 2002, S. 114.<br />
93<br />
Mlynárčik, Alex: Evina svadba [Evas Hochzeit], Žilina 1972, in: Restany: Inde, S. 136.<br />
94<br />
Ebenda.<br />
95<br />
Ebenda.<br />
96<br />
Ebenda.<br />
34