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DIPLOMARBEIT - Monoskop

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präparierte Tennis- und Tischtennisschläger; 1970 organisierte er eine „Olympiade“<br />

mit eigens ausgedachten Fluxus-Sportarten; 1973 (drei Jahre nach Koller!) stellte er<br />

innerhalb einer Installation einen Tischtennistisch aus. 222 Die Fluxus-Künstler<br />

verwendeten in ihren Events verschiedene Gesellschaftsspiele (Schach, Karten<br />

usw.) oder dachten sich ganz neue Spiele aus (wie Robert Filliou oder George<br />

Brecht). In der Slowakei arbeitete Milan Adamčiak ebenfalls mit Motiven aus<br />

Gesellschaftsspielen.<br />

4.5. Das Fest<br />

Alex Mlynárčik gelang es als dem einzigen slowakischen Künstler, große<br />

öffentliche Happenings mit Hunderten von Teilnehmern zu veranstalten. Er hat dafür<br />

einen sehr günstigen Zeitpunkt (1969-1972) genutzt, denn ab 1972 müssten sich die<br />

inoffiziellen Künstler aus der Öffentlichkeit zurückziehen.<br />

Obwohl Mlynárčik mit seinen Happenings ein anderes Erleben der alltäglichen<br />

Realität erzielen wollte, nehmen sie einen direkten Bezug auf die damaligen<br />

gesellschaftlichen Verhältnisse und sind daher nicht als eine unschuldige<br />

Unterhaltung ohne politischen Kontext zu verstehen. Mária Orišková behauptet, dass<br />

die Entwicklungslinien der Aktionskunst des Ostblocks in der zweiten Hälfte der 60er<br />

Jahren zwar vergleichbar mit „westlichen“ Kunsttendenzen sind, sie haben jedoch<br />

einen eindeutigeren politischen Charakter. 223 Die Aktionskunst geht nämlich von<br />

einem gesellschaftlichen Hintergrund aus, der durchaus politisiert ist. Die<br />

slowakische inoffizielle Kunst reagierte auf obligatorische offizielle<br />

Massenfeierlichkeiten, auf simplifizierte ideologische Slogans oder vorgeschriebene,<br />

banale und unnatürliche Rituale, die alle Sphären der Gesellschaft durchdrangen und<br />

jeden Tag mechanisch wiederholt wurden. Im Vergleich zu kollektiven Happenings<br />

anderer Autoren (Meluzin, P.O.P. oder Bartusz) waren Mlynárčiks Feste jedoch nicht<br />

so offensichtlich auf diese Probleme bezogen. Er arbeitete mit spielerischen und<br />

entspannten Mitteln, um ein „Überschreiten“ der Grenzen des Alltags zu erreichen,<br />

um die von der Diktatur unterdrückte Identität der Menschen wiederzufinden und ein<br />

authentisches Leben befreit von Heuchelei, Angst und Lügen zu zeigen. Orišková<br />

222<br />

Vgl. Rusinová: Umenie akcie, S. 74.<br />

223<br />

Orišková: Dvojhlasné dejiny umenia, S. 114-115.<br />

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