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Die Struktur der magischen Weltanschauung nach dem Atharva ...

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Von Stanislav Schayer 7<br />

Sphare <strong>der</strong> Religion irrational ist, wahrend die Magie im Rahmen<br />

<strong>der</strong> abstrakten GesetzmaBigkeit fur die gottliche Gnade<br />

und fur die gOttliche Willkur keinen Raum ubrig laBt. Sie<br />

bestimmt den <strong>magischen</strong> Verkehr mit den „bindenden Potenzen"<br />

<strong>nach</strong> einer eindeutigen Norm und gestattet auf diese Weise<br />

<strong>dem</strong> „wissenden Menschen“ aktiv auf die Geschehnisse einzuwirken.<br />

Und zwar nicht ais „Privatperson“ und nicht ais<br />

„begnadetes Individuum“ son<strong>der</strong>n ais ,,Fachmann“ und ais<br />

„TrSger des <strong>magischen</strong> Charismas."<br />

Aus diesen Andeutungen ergibt sich zugleich die prinzipielle<br />

Móglichkeit des Ubergangs von <strong>der</strong> Religion zur Magie,<br />

bezw. die Undifferenziertheit und das Ineinan<strong>der</strong>greifen <strong>der</strong><br />

beiden Spharen auf gewissen Stufen <strong>der</strong> religionsgeschichtlichen<br />

Entwicklung. Grundsatzlich darf festgestellt werden, daB<br />

jede kultische Handlung in die Sphare <strong>der</strong> Magie geraten kann,<br />

sobald sie ais exemplarische Anwendung einer Regel, zu<strong>nach</strong>st<br />

ais erstarrte Konvention, alsdann aber ais eine Technik um<br />

gewisse Wirkungen zu erzielen, aufgefaBt wird. <strong>Die</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> indischen Religion von den Hymnen des Rg-Veda<br />

bis zu den Brahmanas gestattet uns die angedeuteten Zusammenhange<br />

an einem — man darf wohl sagen — klassischen Beispiel<br />

zu erlautern.<br />

Der Habitus <strong>der</strong> rgvedischen Frommigkeit ist uberwiegend<br />

theistisch. Der Mensch tritt an die Gotter heran, opfert, betet,<br />

wirbt um ihre Huld und hofft auf diese Weise die Erfullung<br />

seiner Wiinsche zu erreichen. UnbewuBt mag ihm dabei <strong>der</strong><br />

Gedanke vorschweben, daB die Opferhandlung und das Gebet<br />

den gottlichen Willen beeinflussen. (vgl. etwa RV I, 25, 3:<br />

vi mrlikaya te mano rałhTr asvam na samdiłam girbhir vanma<br />

simahi), von einem direkten <strong>magischen</strong> ,,Gotteszwang“ ist<br />

indessen noch nirgends die Rede. Ansatze zu einer <strong>magischen</strong><br />

Umdeutung lassen sich allerdings schon jetzt <strong>nach</strong>weisen,<br />

so namentlich in den jungeren Partien des RV, wo die Gotter<br />

ais „Bundesgenossen" (bandhu) <strong>der</strong> Menschen auftreten und<br />

<strong>der</strong> religiSse Verkehr eine Interessengemeinschaft, ein Vertrag<br />

ist, <strong>der</strong> die beiden Parteien gegenseitig in gleicher Weise<br />

verpflichtet. Das Entscheidende bleibt trotz<strong>dem</strong>, daB nicht<br />

<strong>der</strong> Mensch, son<strong>der</strong>n die Gotter das Weltgeschehen lenken<br />

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